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Über­sicht
I. Ent­wick­lung der Fach­hoch­schu­len
II. Drei Fra­gen zum Pro­mo­ti­ons­recht
III. Recht auf Promotionsbetreuung

  1. Schutz­be­reich des Art. 5 Abs. 3 GG
  2. Ein­schrän­kun­gen des Schutz­be­reichs
    a) Dienst­pflicht und Auf­ga­ben­pro­fil
    b) Kon­tex­tua­li­tät von Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren
    IV. Pro­mo­ti­ons­recht für Fach­hoch­schu­len?
    I. Ent­wick­lung der Fach­hoch­schu­len
    1968 wur­den die Fach­hoch­schu­len als neu­er Hoch­schul­typ gegrün­det und den Uni­ver­si­tä­ten an die Sei­te gestellt. Sie soll­ten die wach­sen­de Nach­fra­ge nach einer wis­sen­schaft­li­chen, aber berufs­be­zo­ge­nen Aus­bil­dung bedie­nen. Ihre Eta­blie­rung – in der Grün­dungs­pha­se oft die Sta­tus­an­he­bung bereits exis­tie­ren­der Fach­schu­len – war von Zwei­feln, Wider­stän­den und Start­schwie­rig­kei­ten begleitet.1 Damit schien ein bekann­tes Mus­ter auf, das sich schon bei der Grün­dung der tech­ni­schen Hoch­schu­len Ende des 19. Jahr­hun­derts, der Zuer­ken­nung ihres uni­ver­si­tä­ren Sta­tus nach 1945 sowie der Ein­rich­tung der Han­dels­hoch­schu­len, Päd­ago­gi­schen Hoch­schu­len, Kunst- und Musik­hoch­schu­len und Berg­aka­de­mien gezeigt hatte.2 Die Ursa­chen der jewei­li­gen Frik­tio­nen waren im Ein­zel­nen viel­fäl­tig. Gleich­wohl spiel­te die als sol­che wahr­ge­nom­me­ne Sta­tus­ge­fähr­dung der Uni­ver­si­tät durch­gän­gig eine Rol­le. Damals wie heu­te haben sich die­se Abwehr­kämp­fe erle­digt. Aus der Geschich­te geblie­ben ist die Erkennt­nis, dass neue Hoch­schul­ty­pen stets in Rela­ti­on und Abgren­zung zur Uni­ver­si­tät gedacht wer­den. Das gilt in beson­de­rer Wei­se für die Fach­hoch­schu­len, deren Ent­wick­lung bis heu­te vom Rin­gen um die eige­ne Iden­ti­tät geprägt ist.3
    Seit ihren Anfangs­ta­gen haben die Fach­hoch­schu­len einen enor­men Auf­schwung erlebt, der sich in nahe­zu jedem ein­schlä­gi­gen Indi­ka­tor wider­spie­gelt. Die Zahl der Ein­rich­tun­gen ist gestie­gen, eben­so die Zahl der Stu­die­ren­den, der Per­so­nal­be­stand und die Finanzmittel.4 Heu­te gibt es 213 Fach­hoch­schu­len und 120 Universitäten.5 Die jewei­li­gen Antei­le an der Stu­die­ren­den­schaft haben sich ver­scho­ben. 1995 stu­dier­te etwa ein Fünf­tel aller Stu­die­ren­den an einer Fach­hoch­schu­le, 2019 war es über ein Drit­tel.
    Mit dem Wachs­tum hat sich der Fach­hoch­schul­sek­tor zuneh­mend dif­fe­ren­ziert. Ein­rich­tungs­grö­ßen und Trä­ger­schaf­ten vari­ie­ren stark.6 Auch das ange­bo­te­ne Fächer­spek­trum hat sich wei­ter­ent­wi­ckelt. Anfangs wur­den v.a. Ingenieur‑, Betriebs­wis­sen­schaf­ten und Sozi­al­we­sen ange­bo­ten. Die­se Beschrän­kun­gen fin­den sich heu­te nicht mehr, zumin­dest über den Sek­tor hin­weg betrachtet.7 Die Aka­de­mi­sie­rung von Berufs­fel­dern wie den Gesund­heits­be­ru­fen wird vor­wie­gend von den Fach­hoch­schu­len getragen.8 Die dis­zi­pli­nä­re Öff­nung hat ein klas­si­sches Unter­schei­dungs­merk­mal zu den Uni­ver­si­tä­ten auf­ge­weicht, die sich als „uni­ver­si­tas lit­terarum“ tra­di­tio­nell dem Fächer­ka­non in sei­ner gesam­ten Brei­te ver­pflich­tet füh­len.
    Auch das Auf­ga­ben­port­fo­lio der Fach­hoch­schu­len hat sich erwei­tert. Zwar steht die Auf­ga­be der berufs-
    Gui­do Spei­ser
    Das Pro­mo­ti­ons­recht für Fach­hoch­schu­len
    1 Braun, Pro­mo­ti­ons­recht für Fach­hoch­schu­len?, 1994, S. 68 ff.; von Grünberg/Sonntag, 50 Jah­re Fach­hoch­schu­le – über das lang­sa­me Ent­ste­hen eines neu­en Hoch­schul­typs, OdW 2019, S. 157 ff.; Thie­me, Deut­sches Hoch­schul­recht, 3. Aufl. 2004, Rn. 53 ff.; Lack­ner, Die Stel­lung der Fach­hoch­schu­len im deut­schen Hoch­schul­sys­tem, in: Cai/Lackner (Hrsg.), Jahr­buch Ange­wand­te Hoch­schul­bil­dung 2016, 2019, S. 136; Wis­sen­schafts­rat; Emp­feh­lun­gen zur Rol­le der Fach­hoch­schu­len im Hoch­schul­sys­tem (Drs. 10031–10), 2010, S. 25; Pautsch/Dillenburger, Kom­pen­di­um zum Hoch­schul- und Wis­sen­schafts­recht, 2016, S. 36 ff.; Schrei­te­rer, Ein­füh­rung: Die Rol­le der Fach­hoch­schu­len im Wis­sen­schafts­sys­tem, in: Borg­wardt (Hrsg.), Zwi­schen For­schung und Pra­xis, 2016, S. 19 ff.; Wis­sen­schafts­rat, Emp­feh­lun­gen zur Ent­wick­lung der Fach­hoch­schu­len (Drs. 5102/02), 2002, S. 5 ff.
    2 Braun (Fn. 1), S. 27ff.
    3 von Grünberg/Sonntag (Fn. 1), S. 159 ff.; Schrei­te­rer (Fn. 1), S. 21 ff.; Pautsch, Das Pro­mo­ti­ons­recht – ein Pri­vi­leg der Uni­ver­si­tä­ten?, in: Cai/Lackner (Hrsg.), Jahr­buch Ange­wand­te Hoch­schul­bil­dung 2016, 2019, S. 178.
    4 Wis­sen­schafts­rat 2010 (Fn. 1), S. 131 ff. Zuletzt ist das Wachs­tum stark auf pri­va­te Fach­hoch­schu­len ent­fal­len, im Fol­gen­den betrach­tet wer­den aber nur die staat­li­chen Fach­hoch­schu­len.
    5 Zu die­sen und den fol­gen­den Zah­len: Hoch­schul­rek­to­ren­kon­fe­renz, Hoch­schu­len in Zah­len 2020, abruf­bar unter https://www.hrk.de/fileadmin/redaktion/hrk/02-Dokumente/02–06-Hochschulsystem/Statistik/2020–08-27_Statistikfaltblatt_Deutsch_2020_Hochschulen_in_Zahlen.pdf [31.5.2020].
    6 Wis­sen­schafts­rat 2010 (Fn. 1), S. 24 ff.
    7 Pautsch (Fn. 3), S. 178; Pautsch/Dillenburger (Fn. 1), S. 37; kri­tisch: Schrei­te­rer (Fn. 1), S. 27.
    8 Wis­sen­schafts­rat, Emp­feh­lun­gen zur Per­so­nal­ge­win­nung und ‑ent­wick­lung an Fach­hoch­schu­len (Drs. 5637–16), 2016, S. 21; Lack­ner (Fn. 1), S. 153; Ziegele/Roessler/Mordhorst, Hoch­schul­typ im Wan­del? Zur zukünf­ti­gen Rol­le der Fach­hoch­schu­le im deut­schen Hoch­schul­sys­tem, in: Cai/Lackner (Hrsg.), Jahr­buch Ange­wand­te Hoch­schul­bil­dung 2016, 2019, S. 161.
    Ord­nung der Wis­sen­schaft 2021, ISSN 2197–9197
    2 0 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 1 ( 2 0 2 1 ) , 1 9 — 3 2
  • Hier und im Fol­gen­den sind stets Frau­en und Män­ner gemeint,
    auch wenn im Inter­es­se der bes­se­ren Les­bar­keit die männ­li­che
    Form gewählt ist.
    9 Vgl. Meu­rer, Zugang von FH-/HAW-Absol­ven­tin­nen und ‑Absol­ven­ten
    zur Pro­mo­ti­on, koope­ra­ti­ve Pro­mo­ti­on und Pro­mo­ti­ons­recht,
    2018, S. 52 ff. Hoch­schul­rek­to­ren­kon­fe­renz, Hand­ha­bung
    der Koope­ra­ti­ven Pro­mo­ti­on — Emp­feh­lung der 18. Mit­glie­der­ver­samm­lung
    (2015), abruf­bar unter https://www.hrk.de/fileadmin/_
    migrated/content_uploads/Empfehlung_Handhabung_
    der_Kooperativen_Promotion_12052015_01.pdf [12.6.2020], Zif­fer
    II; Wal­dey­er, Die Pro­fes­so­ren der Fach­hoch­schu­len als Trä­ger des
    Grund­rechts der Wis­sen­schafts­frei­heit, NVwZ Heft 20 2010, S.
    1280; Wal­dey­er, Die Pro­fes­so­ren der Fach­hoch­schu­le als Trä­ger
    des Grund­rechts der Wis­sen­schafts­frei­heit. Die Neue Hoch­schu­le
    Heft 1 2008, S. 13; Det­mer, Das Recht der (Universitäts-)Professoren,
    in: M. Hartmer/Detmer (Hrsg.), Hoch­schul­recht — ein
    Hand­buch für die Pra­xis, 3. Aufl. 2016, Rn. 66; zum Zusam­men­hang
    mit § 1–2 des HRG: Pautsch (Fn. 3), S. 179; zur His­to­rie: von
    Grünberg/Sonntag (Fn. 1), S. 159 ff.; Schrei­te­rer (Fn. 1), S. 23 ff.;
    Braun (Fn. 1), S. 144 ff.
    10 BVerfGE 126, 1, 46 ff.; Wal­dey­er 2010 (Fn. 9), S. 1282.
    11 BVerfGE 126, 1, 20.
    12 Fröhlich/Kortmann, Auf der Suche nach einer ziel­füh­ren­den
    Lösung, in: DUZ Wis­sen­schaft & Manage­ment, Heft 6 2019, S. 22;
    Lack­ner (Fn. 1), S. 154; Pautsch/Dillenburger (Fn. 1), S. 38.
    13 Nie­derd­renk, Zur Rol­le der Fach­hoch­schu­len im deut­schen Hoch­schul­sys­tem,
    in: Baden-Würt­tem­berg Stif­tung (Hrsg.), Gleichartig
  • aber anders­wer­tig? Zur künf­ti­gen Rol­le der (Fach-)Hochschulen
    im deut­schen Hoch­schul­sys­tem, 2013; S. 22; vgl. Wal­dey­er 2010
    (Fn. 9), S. 1281.
    14 Schrei­te­rer (Fn. 1), S. 28.
    15 Hart­mer, Das Recht des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses, in: M.
    Hartmer/Detmer (Hrsg.), Hoch­schul­recht — ein Hand­buch für die
    Pra­xis, 3. Aufl. 2016, Rn. 10, mit Ver­weis auf den ent­spre­chen­den
    KMK-Beschluss; vgl. Ziegele/Rössler/Mordhorst (Fn. 8), S. 160;
    Lack­ner (Fn. 1), S. 137; Pautsch/Dillenburger (Fn. 1), S. 38.
    16 Spei­ser, Gren­zen des Mark­tes in der Wis­sen­schaft, in Merten/
    Knoll (Hrsg.), Hand­buch Wis­sen­schafts­mar­ke­ting, 2019, S. 69 ff.
    17 Wis­sen­schafts­rat (Fn. 8), S. 24 f.; Schrei­te­rer (Fn. 1), S. 27 f.; von
    Coelln, Den Dok­tor nicht mit dem Bade aus­schüt­ten (21.3.2019),
    abruf­bar unter https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/
    den-dok­tor-nicht-mit-dem-bade-aus­schuet­ten-pro­mo­ti­on-anfach­hoch­schu­len-
    16099100.html?printPagedArticle=true#pageIn
    dex_2 [12.8.2020].
    18 von Coelln (Fn. 17); Lack­ner (Fn. 1), S. 150.
    19 Deut­scher Hoch­schul­ver­band, Zum Pro­mo­ti­ons­recht der Fach­hoch­schu­len
    (Reso­lu­ti­on des 64. DHV-Tages v. 25.3.2014), 2014,
    S. 3.
    und pra­xis­be­zo­ge­nen Aus­bil­dung bis heu­te im Mit­tel­punkt.
    Dies spie­gelt sich in der Lehr­ver­pflich­tung der
    Fach­hoch­schul­pro­fes­so­ren*, die mit 18 Semes­ter­wo­chen­stun­den
    i.d.R. dop­pelt so hoch aus­fällt wie die der
    Uni­ver­si­täts­pro­fes­so­ren. Über­dies wird die Leh­re stär­ker
    pro­fes­so­ral getra­gen, die Cur­ri­cu­lar­norm­wer­te lie­gen
    höher und die Lern­grup­pen sind klei­ner. Aus­weis­lich
    der inso­weit über­ein­stim­men­den Lan­des­hoch­schul­ge­set­ze
    gehört heu­te auch die For­schung zu den Regel­auf­ga­ben,
    zumeist in Form der anwen­dungs­be­zo­ge­nen
    Forschung.9 For­schungs­tä­tig­keit gehört heu­te zu
    den Dienst­auf­ga­ben von Fach­hoch­schul­pro­fes­so­ren.
    Auf indi­vi­du­el­ler und insti­tu­tio­nel­ler Ebe­ne ist damit
    auch an Fach­hoch­schu­len die Ein­heit von For­schung
    und Leh­re gege­ben, wenn auch in ande­rer Aus­prä­gung
    als an Universitäten.10 Im Ergeb­nis haben sich in den
    Lan­des­hoch­schul­ge­set­zen und im Hoch­schul­rah­men­recht
    des Bun­des die Auf­ga­ben der Hoch­schul­ty­pen
    angeglichen.11
    In der Pra­xis ist der tra­di­tio­nell nied­ri­ge Stel­len­wert
    der Fach­hoch­schul­for­schung des­halb gestie­gen, i.d.R.
    mit Fokus auf anwen­dungs­be­zo­ge­ner Forschung.12 Aller­dings
    ver­schwimmt die Gren­ze zur uni­ver­si­tä­ren
    Grund­la­gen­for­schung zuneh­mend, in eini­gen For­schungs­be­rei­chen
    (z.B. der künst­li­chen Intel­li­genz) ist
    sie nicht ein­mal kon­zep­tio­nell halt­bar. Damit wird eine
    wei­te­re Demar­ka­ti­ons­li­nie zwi­schen den Hoch­schul­ty­pen
    löchrig.13 In die­ser Ent­wick­lung mag man den ursprüng­lich
    für Groß­bri­tan­ni­en beschrie­be­nen aca­de­mic
    drift erken­nen, nach dem sich neue Hoch­schul­ty­pen am
    Gold­stan­dard der For­schungs­uni­ver­si­tät aus­rich­ten.
    Der ver­meint­li­che „Sog nach oben“, nach dem die Fach­hoch­schu­len
    nach „einer mate­ri­el­len und sta­tus­mä­ßi­gen
    Gleich­stel­lung mit den Universitäten“14 stre­ben, ist
    immer wie­der kri­tisch kom­men­tiert wor­den, nicht zuletzt
    von Fach­hoch­schul­ver­tre­tern. Signum die­ser Ent­wick­lung
    ist die Namens­än­de­rung vie­ler „Fach­hoch­schu­len“
    in „Hoch­schu­len für ange­wand­te Wis­sen­schaf­ten“
    bzw. „Uni­ver­si­ties of Appli­ed Sci­en­ces“, die in den
    Hoch­schul­ge­set­zen der meis­ten Län­der ermög­licht oder
    voll­zo­gen wurde.15 Der neue Begriff ist nicht nur Umeti­ket­tie­rung,
    son­dern glei­cher­ma­ßen Aus­druck und
    Voll­zug einer sub­stan­ti­ell ver­än­der­ten Vor­stel­lung des
    Bezeich­ne­ten selbst.
    Ihre stär­ke­re For­schungs­ori­en­tie­rung hat dazu geführt,
    dass Fach­hoch­schu­len zuneh­mend in den ent­spre­chen­den
    Drittmittel‑, Publi­ka­ti­ons- und Per­so­nal­märk­ten
    agieren.16 Ihre Befä­hi­gung, in ihrer heu­ti­gen
    Kon­fi­gu­ra­ti­on dort zu reüs­sie­ren, wird aller­dings immer
    wie­der bezwei­felt. Zu den benann­ten Pro­ble­men zäh­len
    die schwie­ri­ge Rekru­tie­rung von Pro­fes­so­ren, der feh­len­de
    Mit­tel­bau, die oft unter­ma­ßig vor­han­de­ne (für
    Dritt­mit­tel­an­trä­ge aber ent­schei­den­de) wis­sen­schafts­ak­zes­so­ri­sche
    Struk­tur, die gering aus­ge­präg­te For­schungs­kul­tur,
    der feh­len­de Auf­trag zur Nach­wuchs­qua­li­fi­ka­ti­on
    und die unzu­rei­chen­de Grund­fi­nan­zie­rung.
    17 Auch die Span­nung zwi­schen pro­fes­so­ra­ler For­schungs­auf­ga­be
    und Lehr­ver­pflich­tung ist viel­fach
    fest­ge­stellt worden.18 Die­se Defi­zi­te, gepaart mit dem
    poli­tisch for­cier­ten Ein­be­zug der Fach­hoch­schu­len in
    den wett­be­werb­lich orga­ni­sier­ten For­schungs­raum, haben
    For­de­run­gen nach einer Anglei­chung der Start­be­din­gun­gen
    verstärkt.19
    Spei­ser · Das Pro­mo­ti­ons­recht für Fach­hoch­schu­len 2 1
    20 BVerfGE 126, 1, 23; Wal­dey­er 2010 (Fn. 9), S. 1282 f.; Pautsch/Dillenburger
    (Fn. 1), S. 83 ff.; von Coelln (Fn. 17); Meu­rer (Fn. 9), S.
    6.
    21 von Grünberg/Sonntag (Fn. 1), S. 161; Wis­sen­schafts­rat 2010
    (Fn. 1), S. 20; Schrei­te­rer (Fn. 1), S. 20.
    22 Wis­sen­schafts­rat 2010 (Fn. 1), S. 18, auch mit Ver­weis auf neue
    insti­tu­tio­nel­le Hoch­schul­for­men; Wis­sen­schafts­rat 2002 (Fn. 1),
    S. 7; Nie­derd­renk (Fn. 13), S. 12; Ziegele/Roessler/Mordhorst (Fn.
    8), S. 161.
    23 Wis­sen­schafts­rat 2010 (Fn. 1), S. 26; Nie­derd­renk (Fn. 13), S. 14;
    24 Vgl. die Dar­stel­lun­gen in Wis­sen­schafts­rat 2010 (Fn. 1), S. 29 ff.;
    Ziegele/Roessler/Mordhorst (Fn. 8), S. 162 ff.; Lack­ner (Fn. 1), S.
    150 ff.; von Coelln (Fn. 17).
    25 Ziegele/Roessler/Mordhorst (Fn. 8), S. 161.
    26 Schrei­te­rer (Fn. 1), S. 26.
    27 Vgl. den Über­blick in Meu­rer (Fn. 9), S. 23 ff.
    28 von Coelln (Fn. 17); Hart­mer (Fn. 15), Rn. 10/14; Deut­scher Hoch­schul­ver­band
    (Fn. 19), S. 1.
    Ein wei­te­rer, wirk­mäch­ti­ger Ent­dif­fe­ren­zie­rungs­fak­tor
    zwi­schen Uni­ver­si­tät und Fach­hoch­schu­le war die
    Bologna-Reform.20 Mit dem gestuf­ten Stu­di­en­sys­tem
    wur­de die bis dato gera­de nicht gege­be­ne Gleich­wer­tig­keit
    der Abschlüs­se her­ge­stellt. Damit glich sich auch die
    Stu­di­en­struk­tur an, etwa mit Blick auf Regel­stu­di­en­zei­ten
    und neu­en (mit­un­ter for­schungs­ori­en­tier­ten) Mas­ter­stu­di­en­gän­gen
    an Fach­hoch­schu­len. Das Bolo­gna­ziel
    der berufs­be­fä­hi­gen­den Stu­di­en­gän­ge kam den Fach­hoch­schu­len
    ent­ge­gen, führ­te auf Sei­ten der Uni­ver­si­tä­ten
    zu einer Ver­be­ruf­li­chung der Hoch­schul­bil­dung und
    sorg­te so für wei­te­ren Konvergenzdruck.21
    Gegen­läu­fig zu den skiz­zier­ten Kon­ver­gen­zen zeigt
    sich im gesam­ten Hoch­schul­sek­tor eine ein­rich­tungs­be­zo­ge­ne
    Dif­fe­ren­zie­rung. Die Hoch­schu­len unter­schei­den
    sich immer weni­ger von­ein­an­der, nicht weil sie einem
    Ein­rich­tungs­typ zuge­hö­ren, son­dern weil sie ein je
    eige­nes insti­tu­tio­nel­les Pro­fil entwickeln.22 Dies folgt
    zum einen aus der wis­sen­schafts­in­ter­nen Wett­be­werbs­ori­en­tie­rung,
    in der eine kla­re und mög­lichst nach­ge­frag­te
    Posi­tio­nie­rung die größ­ten Erfolgs­chan­cen zu haben
    scheint. Zum ande­ren kön­nen ein­zel­ne Akteu­re die
    zuneh­mend plu­ra­len gesell­schaft­li­chen und poli­ti­schen
    Ansprü­che, die an sie gerich­tet wer­den, nicht mehr alle
    erfül­len. Zu den pro­fil­bil­den­den Merk­ma­len gehö­ren
    fach­spe­zi­fi­sche For­schungs­leis­tun­gen, Lehr­kom­pe­tenz
    für bestimm­te Ziel­grup­pen und Lehr­for­ma­te, Koope­ra­ti­on
    mit Wirt­schaft und Gesell­schaft, Trans­fer­kom­pe­ten­zen,
    inter­na­tio­na­le Netz­wer­ke, regio­na­le Ver­an­ke­rung
    und die viel zitier­te Third Mis­si­on. Die­se Hete­ro­ge­ni­tät
    zeigt sich im Fach­hoch­schul­sek­tor beson­ders ein­drück­lich
    an der star­ken Sprei­zung der ein­ge­wor­be­nen
    Drittmittel.23 Die stär­ke­re For­schungs­ori­en­tie­rung der
    Fach­hoch­schu­len bezieht sich des­halb nicht auf alle Ein­rich­tun­gen
    glei­cher­ma­ßen, son­dern auf den Sek­tor
    ins­ge­samt.
    Ins­ge­samt sinkt somit die typo­lo­gi­sche Sta­bi­li­tät im
    Hoch­schul­sys­tem. Zwar hat die Kate­go­ri­sie­rung in Uni­ver­si­tät
    und Fach­hoch­schu­le Bestand, erlaubt aber immer
    weni­ger treff­si­che­re Aus­sa­gen über die zuge­hö­ri­gen
    Insti­tu­tio­nen. Dies hat Dis­kus­sio­nen dar­über befeu­ert,
    was Fach­hoch­schu­len gegen­über Uni­ver­si­tä­ten aus­zeich­net
    und aus­zeich­nen soll­te. Die weit­grei­fen­den Debat­ten,
    Emp­feh­lun­gen und Sze­na­ri­en sol­len hier nicht
    nach­ge­zeich­net werden.24 Eben­so wenig soll hier beur­teilt
    wer­den, ob die Ent­wick­lung schließ­lich zur Ein­eb­nung
    der binä­ren Hoch­schul­struk­tur füh­ren wird – einem
    Sys­tem ohne „Sta­tus- und Rechts­un­ter­schie­de
    mehr auf Ebe­ne der Institutionen“25 oder einem „drit­ten
    Weg…zwischen den bei­den kano­ni­schen Typen hoch­schul­po­li­ti­scher
    Orthodoxie“26.
    Die Fra­ge nach dem Pro­mo­ti­ons­recht für Fach­hoch­schu­len
    ergibt sich nahe­zu zwangs­läu­fig aus dem „rut­schen­den
    Sys­tem“. Wenn Fach­hoch­schu­len gesetz­lich
    zur For­schung beauf­tragt sind, wenn For­schungs­tä­tig­keit
    kein kate­go­ria­les Unter­schei­dungs­merk­mal zwi­schen
    Uni­ver­si­tä­ten und Fach­hoch­schu­len mehr dar­stellt
    und wenn die Pro­mo­ti­on zen­tral für das For­schungs­ge­sche­hen
    und die Qua­li­fi­ka­ti­on des wis­sen­schaft­li­chen
    Nach­wuch­ses ist, dann muss die
    insti­tu­tio­nel­le Ver­or­tung des Pro­mo­ti­ons­rechts in den
    Blick gera­ten. Dies gilt umso mehr, als sowohl das Ver­fü­gen
    als auch das Nicht-Ver­fü­gen über das Pro­mo­ti­ons­recht
    das Selbst­ver­ständ­nis und die Ent­wick­lungs­op­tio­nen
    der Fach­hoch­schu­len und damit auch des Wis­sen­schafts­sys­tems
    als Gan­zes prä­gen.
    II. Drei Fra­gen zum Pro­mo­ti­ons­recht
    Zum Pro­mo­ti­ons­recht für Fach­hoch­schu­len las­sen sich
    drei zen­tra­le Fra­gen stel­len. Ers­tens lässt sich fra­gen, ob
    Fach­hoch­schu­len das Pro­mo­ti­ons­recht erhal­ten soll­ten.
    Die­se viel dis­ku­tier­te Fra­ge ist wis­sen­schafts­po­li­tisch.
    Aus­ge­gan­gen wird meist von orga­ni­sa­ti­ons- und wis­sen­schafts­ge­schicht­li­chen
    Dar­stel­lun­gen, die dann in nor­ma­ti­ve
    Aus­sa­gen mün­den. Die vor­ge­brach­ten Argu­men­te
    wer­den nicht sel­ten von Status‑, Posi­ti­ons- und Iden­ti­täts­über­le­gun­gen
    unterlegt.27 Häu­fig wird ein
    Sys­tem­be­zug her­ge­stellt. Dazu gehö­ren Argu­men­te, die
    das Pro­mo­ti­ons­recht für Fach­hoch­schu­len mit einem
    Pro­mo­ti­ons­recht für außer­uni­ver­si­tä­re For­schungs­ein­rich­tun­gen
    in Zusam­men­hang bringen.28
    2 2 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 1 ( 2 0 2 1 ) , 1 9 — 3 2
    29 Pautsch (Fn. 3), S. 176/182; Epping, Zur schlei­chen­den Anglei­chung
    der Hoch­schul­ty­pen: Auch ein Pro­mo­ti­ons­recht für
    Fach­hoch­schu­len?, in Hanau/Leuze/Löwer/Schiedermair (Hrsg.),
    Wis­sen­schafts­recht im Umbruch — Gedächt­nis­schrift für Hart­mut
    Krü­ger, 2001, S. 69; Hufen/Geis, Ver­fas­sungs­recht­li­che Fra­gen eines
    Pro­mo­ti­ons­rechts für Fach­hoch­schu­len, in: Becker/Bull/Seewald
    (Hrsg.), Fest­schrift für Wer­ner Thie­me zum 70. Geburts­tag,
    1993, S. 631.
    30 Zum Ver­ständ­nis der Wis­sen­schafts­frei­heit als Jeder­mann-
    Grund­recht: BVerfGE 15, 256 (263); 35, 79 (112); 47, 327 (367), 88,
    129 (136)).
    31 Hufen/Geis (Fn. 29), S. 631; Pautsch, Pro­mo­ti­ons­recht für Fach­hoch­schu­len
    nun­mehr ver­fas­sungs­ge­mäß? NVwZ Heft 11 2012,
    S. 676.
    32 Vgl. das Homo­ge­ni­täts­ge­bot: BVerfGE 35, 79 (Ls. 8.a)).
    33 BVerfGE 61, 210, 237 ff.; 64, 323, 353 ff.
    34 BVerfGE 126, 1.
    35 BVerfGE 126, 1, 46.
    36 BVerfGE 126, 1, 24; vgl. in die­sem Punkt bereits BVerfGE 61, 210,
    252; vgl. auch Wal­dey­er 2008 (Fn. 9), S. 13.
    37 Zu den in den Lan­des­hoch­schul­ge­set­zen nor­mier­ten Min­destein­stel­lungs­vor­aus­set­zun­gen
    für Pro­fes­so­ren im All­ge­mei­nen sowie
    für Fach­hoch­schul­pro­fes­so­ren im Beson­de­ren: Det­mer (Fn. 9), S.
    39 ff./66.
    Zwei­tens lässt sich fra­gen, ob Fach­hoch­schu­len das
    Pro­mo­ti­ons­recht haben dür­fen. Die­se Über­le­gung ist
    wis­sen­schafts­recht­li­cher Natur, weil sie – jen­seits der
    Wünsch­bar­keit eines sol­chen Sze­na­ri­os – nach des­sen
    Zuläs­sig­keit fragt. In Rede ste­hen dabei ver­fas­sungs­recht­li­che,
    ein­fach­ge­setz­li­che und unter­ge­setz­li­che Min­dest­an­for­de­run­gen
    an die Ver­lei­hung und Aus­übung des
    Pro­mo­ti­ons­rechts. Mit Blick auf eine oder meh­re­re die­ser
    Nor­men lässt sich prü­fen, ob Fach­hoch­schu­len die
    jewei­li­gen Bedin­gun­gen erfül­len. Auch die­se Fra­ge­stel­lung
    ist in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten inten­siv dis­ku­tiert
    wor­den. Wesent­li­che Aspek­te die­ses Debat­ten­strangs
    wer­den im Fol­gen­den nach­ge­zeich­net.
    Eine zen­tra­le Rol­le spielt die Anfor­de­rung, dass das
    Pro­mo­ti­ons­recht die Wis­sen­schaft­lich­keit der grad­ver­lei­hen­den
    Insti­tu­ti­on voraussetzt.29 Dies lässt sich wie
    folgt begrün­den: Not­wen­di­ge Vor­aus­set­zung für das
    Pro­mo­ti­ons­recht ist die Grund­rechts­trä­ger­schaft nach
    Art. 5 Abs. 3 GG. Die­se wie­der­um steht in einer Äqui­va­lenz­be­zie­hung
    zur Wis­sen­schaft­lich­keit des Grund­rechts­trä­gers:
    Alle und nur den­je­ni­gen, die im Sin­ne der
    Norm wis­sen­schaft­lich tätig sind, kommt ihr Schutz zu.30
    Genau dann wenn die Tätig­keit eines Rechts­sub­jekts in
    die Berei­che For­schung und Leh­re fällt, wird der Schutz
    von Art. 5 Abs. 3 GG akti­viert. Die Norm ist blind gegen­über
    wei­te­ren per­sön­li­chen, insti­tu­tio­nel­len und typo­lo­gi­schen
    Cha­rak­te­ris­ti­ka sei­ner Trä­ger. Wür­de nicht­wis­sen­schaft­li­chen
    Ein­rich­tun­gen das Pro­mo­ti­ons­recht zuge­spro­chen,
    wären sie ipso fac­to „wis­sen­schaft­li­che“ Ein­rich­tun­gen.
    Dies wäre mit Art. 3 Abs. 1 GG nicht zu
    vereinbaren.31 In ihrer bekann­te­ren Les­art ver­bie­tet die
    Norm die sach­lich nicht begründ­ba­re Ungleich­be­hand­lung
    von Rechts­sub­jek­ten, also Glei­ches ungleich zu behan­deln.
    32 Zugleich unter­sagt Art. 3 Abs. 1 GG eine sach­lich
    nicht gerecht­fer­tig­te Gleich­be­hand­lung von Per­so­nen,
    also Unglei­ches gleich zu behan­deln. Dies wäre der
    Fall, wenn nicht-wis­sen­schaft­li­chen und wis­sen­schaft­li­chen
    Rechts­sub­jek­ten glei­cher­ma­ßen die Grund­rechts­trä­ger­schaft
    des Art. 5 Abs. 3 GG zukä­me.
    Die Hin­wei­se, die das BVerfG zur Wis­sen­schaft­lich­keit
    von Fach­hoch­schu­len gege­ben hat, sind des­halb
    auch für deren Pro­mo­ti­ons­rechts­fä­hig­keit bedeut­sam
    gewe­sen. In zwei frü­hen Urtei­len 1982 und 1983 blieb das
    Gericht in die­ser Fra­ge unentschieden.33 Die Urtei­le lie­ßen
    offen, ob die Tätig­keit von Fach­hoch­schu­len und damit
    von Fach­hoch­schul­leh­rern als wis­sen­schaft­lich zu
    qua­li­fi­zie­ren sei. Mit dem Vor­ent­hal­ten des Prä­di­kats der
    Wis­sen­schaft­lich­keit wur­de weder die Grund­rechts­trä­ger­schaft
    nach Art. 5 Abs. 3 GG fest­ge­stellt noch die not­wen­di­ge
    Bedin­gung für das Pro­mo­ti­ons­recht erfüllt.
    Sei­ne agnos­tisch-reser­vier­te Hal­tung gab das Gericht
    knapp 30 Jah­re spä­ter auf. 2010 leg­te es ein Urteil vor, das
    den Fall eines Pro­fes­sors der Hoch­schu­le Wis­mar betraf
    und zugleich bis heu­te maß­geb­li­che Grund­satz­über­le­gun­gen
    enthielt.34 Das Gericht ver­wies auf die gesetz­lich
    ver­an­lass­te Auf­ga­be­n­an­nä­he­rung der Hoch­schul­ty­pen.
    Bis­her sei die vor­nehm­li­che Auf­ga­be der Fach­hoch­schu­len
    die Vor­be­rei­tung auf eine beruf­li­che Tätig­keit gewe­sen,
    For­schung habe nur im Rah­men des Aus­bil­dungs­auf­trags
    statt­ge­fun­den. Nun wei­se „die Mehr­heit der
    Bun­des­län­der in ihren Hoch­schul­ge­set­zen den Fach­hoch­schu­len
    […] For­schung […] als Auf­ga­be, teil­wei­se
    sogar ohne funk­tio­na­le Bin­dung an ihren Aus­bil­dungs­auf­trag,
    aus­drück­lich [zu]“35. Dabei sei die an Fach­hoch­schu­len
    durch­ge­führ­te anwen­dungs­be­zo­ge­ne For­schung
    als For­schung im Sin­ne des Art. 5 Abs. 3 GG auf­zu­fas­Spei­ser
    · Das Pro­mo­ti­ons­recht für Fach­hoch­schu­len 2 3
    38 BVerfGE 126, 1, 21; Wal­dey­er 2010 (Fn. 9), S. 1280. Eine hier nicht
    zu ver­tie­fen­de Fra­ge lau­tet, wie aktu­ell der For­schungs­be­zug
    der Leh­re im Sin­ne des Art. 5 Abs. 3 GG sein muss. Das BVerfG
    macht gel­tend, dass wis­sen­schaft­li­che Leh­re nicht nur in der
    Kom­mu­ni­ka­ti­on eige­ner For­schungs­er­geb­nis­se bestehen muss.
    Mög­lich sei auch, die For­schung in einem Wis­sen­schafts­ge­biet
    „per­ma­nent zu ver­fol­gen, zu reflek­tie­ren, kri­tisch zu hin­ter­fra­gen
    und für [die] Leh­re didak­tisch und metho­disch zu ver­ar­bei­ten“
    (BVerfGE 126, 1; 23; vgl. BVerfGE 35, 79, 112; vgl. auch Wal­dey­er
    2008 (Fn. 9), S. 11; kri­tisch gegen­über der Wei­te die­ses Lehr­be­griffs:
    Hart­mer (Fn. 15), Rn. 11; von Coelln, Arti­kel 5, in: Friauf/
    Höf­ling (Hrsg.), Ber­li­ner Kom­men­tar zum Grund­ge­setz, 2014
    (44. Erg.-Lfg. XI/14), Rn. 42). Die­se Bewer­tungs­kom­pe­tenz muss
    zwar, so könn­te man argu­men­tie­ren, auf eige­ner For­schungs­tä­tig­keit
    grün­den. Die­se kann aber in der Ver­gan­gen­heit lie­gen, etwa
    wäh­rend der u.U. lan­ge zurück­lie­gen­den Pro­mo­ti­on. Folg­te man
    dem, wäre wis­sen­schaft­li­che Leh­re auch dann mög­lich, wenn der
    Leh­ren­de nicht mehr aktu­ell forscht (a.A. Kem­pen, Grund­fra­gen
    insti­tu­tio­nel­len Hoch­schul­rechts, in: M. Hartmer/Detmer (Hrsg.),
    Hoch­schul­recht — ein Hand­buch für die Pra­xis, 3. Aufl. 2016, Rn.
    88). Mög­lich wären damit auch rei­ne wis­sen­schaft­li­che Lehr­an­stal­ten.
    39 BVerfGE 126, 1, Ls. 1.
    40 Vgl. BVerfGE 126, 1, 21 f.; Pautsch (Fn. 3), S. 184; Pautsch (Fn. 31),
    S. 677; Wal­dey­er 2010 (Fn. 9), S. 1284.
    41 Epping (Fn. 29), S. 66; Starck, Art. 5, in: Mangoldt/Klein/Starck
    (Hrsg.), Grund­ge­setz – Kom­men­tar, 6. Aufl. 2010, S. 365; Hart­mer
    (Fn. 15), Rn. 8; Pautsch (Fn. 31), S. 676.
    42 Auch vor 1949 war der uni­ver­si­tä­re Sta­tus kei­ne recht­li­che
    Vor­aus­set­zung für das Pro­mo­ti­ons­recht. Davon zeu­gen die
    Tech­ni­schen Hoch­schu­len, denen das Recht 1899 ver­lie­hen wur­de
    und die erst in den 1960er Jah­ren in Tech­ni­sche Uni­ver­si­tä­ten
    umbe­nannt wur­den (Braun (Fn. 1), S. 15; Pautsch (Fn. 31), S. 674.).
    43 Vgl. die Dar­stel­lung sol­cher Argu­men­te in Braun (Fn. 1), S. 116 ff.
    44 Vgl. die Ein­schät­zun­gen von Epping (Fn. 29), S. 74 und Braun
    (Fn. 1), S. 179 f., die sich aller­dings auf die dama­li­ge Rechts­la­ge
    bezie­hen.
    45 § 18 Abs. 1 HSG LSA; § 4 Abs. 3 Satz 3 HessHG; § 76 Abs. 2
    LHG-BW; HG NW § 67b (2)-(4); § 54a HSG SH; zu den frü­hen
    Rege­lun­gen in Sach­sen-Anhalt und Bre­men: Pautsch (Fn. 31), S.
    675; Kluth, Ver­fas­sungs­recht­li­che Aspek­te des Pro­mo­ti­ons­rechts,
    in: Dörr/Fink/Hillgruber/Kempen/Murswiek (Hrsg.), Die Macht
    des Geis­tes — Fest­schrift für Hart­mut Schie­der­mair, 2001, S. 575 f.;
    vgl. den Über­blick in Meu­rer (Fn. 9), S. 19 ff.; zu den ein­schlä­gi­gen
    Rege­lun­gen im vier­ten Hoch­schul­rechts­än­de­rungs­ge­setz in
    Baden-Würt­tem­berg, s. Deut­scher Hoch­schul­ver­band – Lan­des­ver­band
    Baden-Würt­tem­berg, Stel­lung­nah­me zum Gesetz­ent­wurf,
    abruf­bar unter https://www.hochschulverband.de/fileadmin/
    redaktion/download/pdf/landesverband/BWUE/Stellungnahme_
    4._HRAEG_24082020.pdf, S. 17/20f. [20.9.2020].
    sen.36 Damit habe sich der dienst­recht­li­che Auf­trag von
    Fach­hoch­schul­leh­rern erweitert.37 Über­dies sei die
    Fach­hoch­schul­leh­re wis­sen­schaft­li­che Lehre.38 Fach­hoch­schu­len
    sei­en des­halb wis­sen­schaft­li­che Hoch­schu­len
    und Fach­hoch­schul­leh­rer genu­in wis­sen­schaft­lich
    Täti­ge. Damit sei der Grund ent­fal­len, ihnen den Schutz
    des Art. 5 Abs. 3 GG zu ver­sa­gen. Fach­hoch­schul­leh­rer,
    „denen die eigen­stän­di­ge Ver­tre­tung eines wis­sen­schaft­li­chen
    Faches in For­schung und Leh­re über­tra­gen wor­den
    ist, [kön­nen sich] auf die Frei­heit von Wis­sen­schaft,
    Leh­re und For­schung (Art. 5 Abs. 3 GG) berufen“39. Damit
    stell­te das Gericht impli­zit fest, dass die not­wen­di­ge
    Bedin­gung für die Ver­lei­hung des Pro­mo­ti­ons­rechts an
    Fach­hoch­schu­len erfüllt ist. In der Fol­ge wur­de das ver­fas­sungs­recht­li­che
    Argu­ment für die Ver­weh­rung die­ses
    Rechts unbrauchbar.40 Der bis dato häu­fig vor­ge­brach­te
    modus tol­lens kol­la­bier­te.
    Aus dem Grund­ge­setz las­sen sich kei­ne wei­te­ren spe­zi­fi­schen
    Vor­aus­set­zun­gen ablei­ten, die Insti­tu­tio­nen
    mit Pro­mo­ti­ons­recht erfül­len müs­sen. Ein ver­fas­sungs­recht­lich
    ver­an­ker­tes Pro­mo­ti­ons­mo­no­pol für Uni­ver­si­tä­ten
    oder einen ande­ren Ein­rich­tungs­typ gibt es des­halb
    nicht.41 Die Ent­wick­lung doku­men­tiert das Feh­len
    einer sol­chen insti­tu­tio­nel­len Ver­kopp­lung. Wie­der­holt
    haben nicht-uni­ver­si­tä­re Hoch­schu­len das Pro­mo­ti­ons­recht
    erhal­ten, etwa die Päd­ago­gi­schen Hoch­schu­len, die
    Hoch­schu­le Kas­sel oder die Sport­hoch­schu­le Köln.42
    Weder begriff­lich noch fak­tisch setzt das Pro­mo­ti­ons­recht
    den uni­ver­si­tä­ren Sta­tus vor­aus. Umge­kehrt gilt
    das nicht: Alle deut­schen Uni­ver­si­tä­ten haben das Pro­mo­ti­ons­recht
    – vie­le wür­den sagen: ´müs­sen haben´,
    weil sie den Ver­lust die­ses Merk­mals mit dem Wesen der
    Uni­ver­si­tät für unver­ein­bar hal­ten.
    In der Lite­ra­tur wer­den wei­te­re Vor­aus­set­zun­gen für
    das Pro­mo­ti­ons­recht genannt, die aus ande­ren Rechts­quel­len
    abglei­tet wer­den. Dazu gehö­ren das Gewohn­heits­recht
    bzw. dar­auf auf­set­zen­de, sys­te­ma­ti­sie­ren­de
    Überlegungen.43 Die­se gewohn­heits­recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen
    kön­nen aber nur so lan­ge Gel­tung bean­spru­chen
    wie (abwei­chen­des) förm­li­ches Recht gesetzt wird.
    Zu nen­nen ist über­dies das Hoch­schul­rah­men­ge­setz
    (HRG), dem seit der Föde­ra­lis­mus­re­form 2006 aber nur
    noch ein­ge­schränk­te Prä­ge­kraft zukommt. Die weni­gen
    im HRG heu­te noch ent­hal­te­nen Rege­lun­gen mit Bezug
    zum Pro­mo­ti­ons­recht (v.a. § 1–2) ste­hen des­sen Ver­lei­hung
    an Fach­hoch­schu­len jeden­falls nicht im Wege und
    könn­ten über­dies von den Län­dern qua eige­nem Legis­la­tiv­akt
    über­rollt werden.44
    Aus Sicht eines Lan­des­ge­setz­ge­bers gibt es seit der
    BVerfGE 2010 des­halb kei­ne grund­le­gen­den recht­li­chen
    Hür­den mehr, sei­nen Fach­hoch­schu­len das Pro­mo­ti­ons­recht
    zu ver­lei­hen oder die recht­li­che Mög­lich­keit dafür
    zu schaf­fen. Dies hat eine Rei­he von Bun­des­län­dern auf
    jeweils unter­schied­li­che Wei­se ins Werk gesetzt. Gegen­wär­tig
    sind dies Sach­sen-Anhalt, Hes­sen, Baden — Würt­tem­berg,
    Nord­rhein-West­fa­len und Schles­wig
    -Holstein.45
    Die Lite­ra­tur hat sich bis­her vor allem mit der skiz­zier­ten
    Fra­ge der Zuläs­sig­keit des Pro­mo­ti­ons­rechts für
    Fach­hoch­schu­len befasst. Die Fra­ge, ob Fachhochschu2
    4 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 1 ( 2 0 2 1 ) , 1 9 — 3 2
    46 Nicht betrach­tet wird hier das Argu­ment, dass Fach­hoch­schu­len
    als juris­ti­sche Per­so­nen selbst Grund­rechts­trä­ger sind
    (vgl. Art. 19 Abs. 3 GG) und des­halb über das Pro­mo­ti­ons­recht
    ver­fü­gen müs­sen. In einem sol­chen Argu­ment dürf­te das Ver­bot
    der sach­lich nicht gerecht­fer­tig­ten Ungleich­be­hand­lung nach
    Art. 3 Abs. 1 GG hin­sicht­lich Uni­ver­si­tä­ten und Fach­hoch­schu­len
    eine Rol­le spie­len.
    47 BVerfGE 35, 79, 112.
    48 BVerfGE 35, 79, Ls. 1; vgl. 47, 327, 367.
    49 BVerfGE 35, 79, 113; 90, 1, 12 f.; 126, 1, 18.
    50 BVerfGE 35, 79, 112 f.; vgl. die Auf­zäh­lun­gen in Starck (Fn. 41),
    Rn. 361 und Kem­pen (Fn. 38), Rn. 67.
    51 von Coelln (Fn. 38), Rn. 52; Starck (Fn. 41), Rn. 361; Jarass, Art. 5,
    in: Jarass/Pieroth (Hrsg.), Grund­ge­setz für die Bun­des­re­pu­blik
    Deutsch­land – Kom­men­tar, 15. Aufl. 2018, Rn. 138; von der
    Decken, Art. 5 — VIII. Frei­heit von Wis­sen­schaft, For­schung und
    Leh­re, in: Schmidt-Bleib­treu/Hof­man­n/Hen­ne­ke (Hrsg.), Grund­ge­setz
    – Kom­men­tar, 14. Aufl. 2017, Rn. 45.
    52 Hufen, Wis­sen­schaft zwi­schen Frei­heit und Kon­trol­le, NVwZ
    2017, S. 1265; Jarass (Fn. 51), Rn. 138.
    53 Fröhlich/Kortmann (Fn. 12), S. 22.
    len das Pro­mo­ti­ons­recht erhal­ten müs­sen, fand hin­ge­gen
    kaum Auf­merk­sam­keit. Die­ser Fra­ge soll im Fol­gen­den
    nach­ge­gan­gen wer­den. Das Argu­ment, das zu einer beja­hen­den
    Ant­wort führt, lau­tet wie folgt:46
    (1) Fach­hoch­schul­leh­rer sind Grund­rechts­trä­ger nach
    Art. 5 Abs. 3 GG.
    (2) Art. 5 Abs. 3 GG umfasst das Recht auf Pro­mo­ti­ons­be­treu­ung.
    (3) Fach­hoch­schul­leh­rer haben das Recht auf Pro­mo­ti­ons­be­treu­ung.
    (4) Fach­hoch­schu­len müs­sen das Pro­mo­ti­ons­recht
    haben.
    Prä­mis­se (1) wur­de wie dar­ge­stellt vom BVerfG fest­ge­stellt.
    Die fol­gen­de Dis­kus­si­on wid­met sich des­halb
    dem ver­blei­ben­den Argu­ment. Prä­mis­se (2) und Schluss­fol­ge­rung
    (3) wer­den in Abschnitt III. beleuch­tet, Abschnitt
    IV. wid­met sich der Schluss­fol­ge­rung (4).
    III. Recht auf Promotionsbetreuung
  1. Schutz­be­reich des Art. 5 Abs. 3 GG
    Unter den For­schungs­be­griff des Art. 5 Abs. 3 GG fal­len
    Tätig­kei­ten, die „nach Inhalt und Form als ernst­haf­ter
    plan­mä­ßi­ger Ver­such zur Ermitt­lung der Wahr­heit
    anzu­se­hen“ sind bzw. die „geis­ti­ge Tätig­keit mit dem
    Zie­le, in metho­di­scher, sys­te­ma­ti­scher und nach­prüf­ba­rer
    Wei­se neue Erkennt­nis­se zu gewinnen“47. Nach
    einem Gedan­ken von Rudolf Smend von 1927 macht das
    BVerfG über­dies die „Eigen­ge­setz­lich­keit“ der Wis­sen­schaft
    geltend.48 Im Ergeb­nis wird eine pro­zess­be­zo­ge­ne,
    inklu­si­ve und abs­trak­te Defi­ni­ti­on von For­schung vor­ge­legt,
    die sich bewusst nicht auf For­schungs­for­ma­te, For­schungs­ge­gen­stän­de
    oder wis­sen­schafts­theo­re­ti­sche
    Posi­tio­nen festlegt.49 Ob sich ein Tätig­keits­ty­pus unter
    die­sen For­schungs­be­griff sub­su­mie­ren lässt, muss des­halb
    immer erst plau­si­bi­li­siert wer­den. Ohne Mühe
    gelingt dies bei der Wahl eines For­schungs­ge­gen­stands,
    der Ent­wick­lung einer For­schungs­the­se, der Wahl oder
    Kon­zep­ti­on einer Metho­de, der Aus­wahl wis­sen­schaft­li­cher
    Mit­ar­bei­ter, der Durch­füh­rung des Vor­ha­bens und
    der Bewer­tung der Ergebnisse.50 Vor­be­rei­ten­de, beglei­ten­de
    und unter­stüt­zen­de Tätig­kei­ten, die im Zusam­men­hang
    mit dem For­schungs­pro­zess ste­hen, sind eben­falls
    erfasst.51 Auch die Ver­brei­tung der For­schungs­er­geb­nis­se
    ist geschützt, etwa die Wahl von Publi­ka­ti­ons­ort
    und ‑format.52
    Beinhal­tet Art. 5 Abs. 3 GG auch das Recht des
    Grund­rechts­trä­gers, Pro­mo­ti­ons­vor­ha­ben zu betreu­en?
    Dafür spre­chen zwei alter­na­ti­ve Begrün­dun­gen. Zum einen
    hat sich die For­schung in vie­len Dis­zi­pli­nen zu einer
    Gemein­schafts­an­stren­gung ent­wi­ckelt. Sie fin­det in arbeits­tei­li­gen,
    kom­plex orga­ni­sier­ten und zuneh­mend inter­dis­zi­pli­nä­ren
    Teams statt. Pro­mo­ven­den neh­men in
    die­sem unhin­ter­geh­ba­ren Arbeits­mo­dus oft eine zen­tra­le
    Rol­le ein. Ihre Pro­jek­te umfas­sen v.a. die Durch­füh­rung
    von Teil­pro­jek­ten (Mes­sun­gen, Daten­er­he­bung,
    Daten­aus­wer­tung, Lite­ra­tur­re­cher­che etc.) und die Ergeb­nis­ver­ar­bei­tung
    (Tex­terstel­lung, Prä­sen­ta­tio­nen, Publi­ka­tio­nen
    etc.). Die Pro­jek­te sind jeweils Teil der über­ge­ord­ne­ten
    For­schungs­vor­ha­ben und für deren Gelin­gen
    not­wen­dig. Aus der Per­spek­ti­ve des Hoch­schul­leh­rers
    ist die Bedin­gung der Mög­lich­keit, sol­che grö­ße­ren
    For­schungs­vor­ha­ben durch­zu­füh­ren, die geziel­te und
    koor­di­nier­te Ein­bin­dung von Pro­mo­ven­den. Will er sein
    Grund­recht auf For­schungs­frei­heit auf die­se Wei­se aus­üben,
    muss er des­halb Pro­mo­ti­ons­ar­bei­ten ver­ge­ben
    und betreu­en kön­nen. Im Fall von Fach­hoch­schul­pro­fes­so­ren
    mag man die Situa­ti­on als ver­schärft anse­hen. Im
    Gegen­satz zu Uni­ver­si­täts­pro­fes­so­ren ste­hen ihnen
    kaum Grund­mit­tel und Mit­ar­bei­ter für die For­schung
    zur Ver­fü­gung. Wol­len sie ihren For­schungs­auf­trag erfül­len,
    sind sie auf Dritt­mit­tel und auf dritt­mit­tel­be­schäf­tig­te
    Pro­mo­vie­ren­de angewiesen.53
    Zum ande­ren lässt sich die Betreu­ung von Pro­mo­ti­ons­ar­bei­ten
    als Teil der For­schungs­tä­tig­keit anse­hen,
    nicht nur als deren not­wen­di­ge Vor­aus­set­zung. Zur Pro­mo­ti­ons­be­treu­ung
    gehört es, Kan­di­da­ten aus­zu­wäh­len,
    The­men für deren Dis­ser­ta­tio­nen vor­zu­schla­gen und zu
    Spei­ser · Das Pro­mo­ti­ons­recht für Fach­hoch­schu­len 2 5
    54 Vgl. Hin­wei­se in der Lite­ra­tur, die aber i.d.R. nicht begrün­det
    wer­den. Nach Hufen/Geis gehört das „Pro­mo­ti­ons­recht zum
    Kern­be­reich wis­sen­schaft­li­cher Tätig­keit“ Hufen/Geis (Fn. 29),
    S. 631; zitiert von Pautsch (Fn. 3), S. 182; vgl. Kluth (Fn. 45), S.
    577/587. Hart­mer kon­sta­tiert mit Blick auf die For­schungs­frei­heit:
    „Indi­vi­du­ell kön­nen sich beru­fe­ne Uni­ver­si­täts­pro­fes­so­ren auf
    ihr Recht beru­fen, als Prü­fer und „Betreu­er“ an Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren
    teil­zu­neh­men.“ Und spä­ter: „[Dem]…Universitätslehrer steht
    aus Art. 5 Abs. 3 GG…das Recht zu, Dok­to­ran­den anzu­neh­men,
    zu betreu­en und als Prü­fer an Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren teil­zu­neh­men“
    (Hart­mer (Fn. 15), Rn. 8/14). Kem­pen sieht „das Erstel­len
    von Gut­ach­ten, die Bewer­tung der For­schungs­leis­tun­gen ande­rer
    im Rah­men von Pro­mo­tio­nen, Habi­li­ta­tio­nen und Beru­fungs­ver­fah­ren“
    als erfasst an (Kem­pen (Fn. 38), Rn. 67; vgl. Starck (Fn.
    41), Rn. 361).
    55 BVerfGE 35, 79, 112 ff.; 47, 327, 367.
    56 Hart­mer (Fn. 15), Rn. 17; Wis­sen­schafts­rat (Fn. 8), S. 42.
    57 Hart­mer (Fn. 15), Rn. 22; zu den Pflich­ten des Dok­tor­va­ters,
    s. 3.2.
    58 BVerfGE 35, 79, Ls. 3.
    59 BVerfGE 126, 1, 46; Wal­dey­er 2008 (Fn. 9), S. 9; Wal­dey­er 2010
    (Fn. 9), S. 1282.
    dis­ku­tie­ren, bei der Kon­zep­ti­on der Pro­jek­te zu bera­ten,
    die Durch­füh­rung zu betreu­en sowie die münd­li­che und
    schrift­li­che Pro­mo­ti­ons­leis­tung zu bewer­ten. Die­se Tätig­kei­ten
    las­sen sich unter den For­schungs­be­griff des
    BVerfG fas­sen. Sie sind Teil der orga­ni­sier­ten Gemein­schafts­an­stren­gung,
    metho­disch und sys­te­ma­tisch Erkennt­nis­se
    zu gewin­nen. Ob die Tätig­kei­ten zum Zen­trum
    oder zur Peri­phe­rie des For­schungs­be­griffs zäh­len,
    bleibt ohne Fol­gen. Wie dar­ge­stellt sind auch Tätig­kei­ten
    erfasst, die den For­schungs­pro­zess unter­stüt­zen oder
    beglei­ten.
    Das Recht auf Pro­mo­ti­ons­be­treu­ung fällt damit in
    den Schutz­be­reich des Art. 5 Abs. 3 GG.54 Die sub­jek­tiv­recht­li­che
    Dimen­si­on des Art. 5 Abs. 3 GG garan­tiert die
    auto­no­me Tätig­keit des Grund­rechts­trä­gers im Schutz­be­reich.
    55 Dem Staat und Drit­ten ist es unter­sagt, die Betreu­ung
    von Pro­mo­ti­ons­ar­bei­ten zu beein­flus­sen, zu behin­dern
    oder zu unter­sa­gen. Zugleich steht es dem
    Grund­rechts­trä­ger frei, sein Recht nicht aus­zu­üben und
    die Betreu­ung von Kan­di­da­ten mit sach­li­cher Begrün­dung
    abzulehnen.56 Eben­so kann er ein ein­ge­gan­ge­nes
    Pro­mo­ti­ons­ver­hält­nis wie­der lösen, etwa wenn die Ver­trau­ens­ba­sis
    zum Pro­mo­ven­den nicht mehr gege­ben
    ist.57
    Da Art. 5 Abs. 3 GG auch eine wert­ent­schei­den­de
    Grund­satz­norm dar­stellt, hat der an einer staat­li­chen
    Ein­rich­tung täti­ge Grund­rechts­trä­ger das „Recht auf sol­che
    staat­li­chen Maß­nah­men auch orga­ni­sa­to­ri­scher Art,
    die zum Schutz sei­nes grund­recht­lich gesi­cher­ten Frei­heits­raums
    uner­läss­lich sind, weil sie ihm freie wis­sen­schaft­li­che
    Betä­ti­gung über­haupt erst ermöglichen“58.
    Ana­log zu den aus der Norm erwach­sen­den Leis­tungs­rech­ten
    muss der Staat des­halb die Vor­aus­set­zun­gen her­stel­len,
    unter denen das Recht auf Pro­mo­ti­ons­be­treu­ung
    wahr­ge­nom­men wer­den kann. Er hat die orga­ni­sa­to­ri­schen,
    admi­nis­tra­ti­ven und finan­zi­el­len Ver­hält­nis­se zu
    schaf­fen, in denen der Grund­rechts­trä­ger die geschütz­ten
    Ein­zel­tä­tig­kei­ten tat­säch­lich aus­üben kann. Das
    Recht darf für den Grund­rechts­trä­ger nicht im For­ma­len
    ver­blei­ben, es muss eine rea­le Hand­lungs­op­ti­on sein. Zu
    die­sen Vor­aus­set­zun­gen gehört ein struk­tu­rell gesi­cher­ter
    Zugang zu Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren. Dem Grund­rechts­trä­ger
    muss die ver­fah­rens­recht­li­che Mög­lich­keit offen­ste­hen,
    Pro­mo­ven­den in der gebo­te­nen Wei­se auto­nom
    betreu­en zu kön­nen. Die­se Mög­lich­keit ist uner­läss­lich,
    will er sein Grund­recht aus­üben. Wie zu sehen sein wird,
    kann die­ser Zugang nicht bedin­gungs- und kon­text­los
    ver­füg­bar gemacht wer­den. Gleich­wohl muss sich die­se
    Kon­di­tio­na­li­tät auf das not­wen­di­ge Min­dest­maß beschrän­ken.
    Andern­falls wäre die Grund­rechts­aus­übung
    in pro­ble­ma­ti­scher Wei­se eingeschränkt.
  2. Ein­schrän­kun­gen des Schutz­be­reichs
    a) Dienst­pflicht und Auf­ga­ben­pro­fil
    Das Recht der Fach­hoch­schul­leh­rer auf Pro­mo­ti­ons­be­treu­ung
    ist aus zwei wesent­li­chen Grün­den begrenzt.
    Die BVerfG-Ent­schei­dung von 2010 ent­hielt den Hin­weis,
    dass die Wis­sen­schaft­lich­keit einer öffent­lich getra­ge­nen
    Ein­rich­tung von einer legis­la­ti­ven Ent­schei­dung
    über ihren Auf­ga­ben­zu­schnitt abhängt.59 Ent­schei­det
    der Gesetz­ge­ber, wis­sen­schaft­li­che Ein­rich­tun­gen zu
    schaf­fen oder bestehen­den Ein­rich­tun­gen Auf­ga­ben in
    For­schung und Leh­re zuzu­wei­sen, genie­ßen die­se Ein­rich­tun­gen
    den Schutz des Art. 5 Abs. 3 GG. Im Fall der
    Hoch­schu­len ist die weit­ge­hend freie Auf­ga­ben­zu­wei­sung
    durch den Lan­des­ge­setz­ge­ber aus­schlag­ge­bend.
    Die­ses Prin­zip regu­liert nicht nur die insti­tu­tio­nel­le,
    son­dern auch die per­sön­li­che Grund­rechts­trä­ger­schaft.
    Ein­schlä­gig sind die recht­lich ver­bind­li­chen Rege­lun­gen,
    die im Rah­men einer Anstel­lung, der Dienst­pflicht eines
    Beam­ten oder einer selb­stän­di­gen Tätig­keit getrof­fen
    wer­den. Sie benen­nen ins­be­son­de­re die dienst­lich geschul­de­ten
    Pflich­ten des Beschäf­tig­ten. Der Beschäf­tig­te
    geht die Rechts­bin­dung frei­wil­lig ein, etwa in Form eines
    Arbeits­ver­trags. Regel­mä­ßig kor­re­spon­die­ren die Auf­ga­ben
    des Beschäf­tig­ten mit denen sei­nes Arbeit­ge­bers.
    Ent­spre­chend sind die gesetz­li­chen Auf­ga­ben einer
    Hoch­schu­le für die dar­auf­hin ori­en­tier­ten Auf­ga­ben der
    Beschäf­tig­ten rele­vant.
    Im Kon­text der dienst­lich aus­ge­üb­ten Wis­sen­schaft
    sorgt das Prin­zip nicht nur dafür, dass eine Grund­rechts­trä­ger­schaft
    vor­liegt, son­dern auch ob und inwie­fern sie
    2 6 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 1 ( 2 0 2 1 ) , 1 9 — 3 2
    60 Vgl. Jarass (Fn. 51), Rn. 140.
    61 BVerwG in DVBl. 1986, 1109, mei­ne Her­vor­he­bung; vgl. Wal­dey­er
    2008 (Fn. 9), S. 10 ff.
    62 Kem­pen (Fn. 39), Rn. 96; vgl. BVerfGE 93, 85, 98.
    63 Zur Reich­wei­te und Begren­zung die­ser Ver­pflich­tung: BVerfGE
    125, 1, 25; 126, 1, 26; Det­mer (Fn. 9), Rn. 174; zur Ände­rungs­mög­lich­keit
    der dienst­li­chen Auf­ga­ben: Wal­dey­er 2010 (Fn. 9), S. 1283.
    64 BVerfGE 126, 1, 56; Det­mer (Fn. 9), Rn. 173.
    65 BVerfGE 88, 129, 139; vgl. 139, 148, 191.
    66 von Coelln (Fn. 38), Rn. 98.
    67 Nie­derd­renk (Fn. 13), S. 22; Wal­dey­er 2008 (Fn. 9), S. 13; vgl. aber
    die ver­ein­zelt ein­ge­rich­te­ten For­schungs­pro­fes­su­ren an Fach­hoch­schu­len,
    etwa seit 2009 in Bran­den­burg.
    68 Zu den Vor­aus­set­zun­gen und Spiel­ar­ten des Pro­mo­ti­ons­rechts:
    Braun (Fn. 1), S. 15 ff.; zur Geschich­te: Kluth (Fn. 45), S. 571 f.
    69 BVerfGE 61, 210, 245; 88, 129, 140.
    70 Pautsch (Fn. 31), 674; Thie­me (Fn. 1), Rn. 421; Meu­rer (Fn. 9), S. 8.
    71 Kluth (Fn. 45), S. 573.
    ein­ge­schränkt ist. Bei­spiels­wei­se besteht die Auf­ga­be einer
    staat­li­chen Schu­le und damit die Dienst­auf­ga­be ihrer
    Leh­rer in der Wei­ter­ga­be gesi­cher­ten Wis­sens, nicht
    in for­schungs­ge­lei­te­ter Leh­re (vgl. Art. 7 Abs. 1 GG). Unter­nimmt
    ein Leh­rer die­se Form der Leh­re, erfüllt er sei­nen
    Dienst­auf­trag nicht in der geschul­de­ten Wei­se. Obwohl
    er also fak­tisch Wis­sen­schaft betrei­ben mag, kann
    er sich nicht auf Art. 5 Abs. 3 GG berufen.60 In ähn­li­cher
    Wei­se kann sich ein Uni­ver­si­täts­lek­tor, des­sen Auf­ga­be
    in der Ver­mitt­lung von Fremd­spra­chen­kennt­nis­sen besteht,
    nicht auf Art. 5 Abs. 3 GG beru­fen. Ana­lo­ge Über­le­gun­gen
    kön­nen zu wis­sen­schaft­li­chen Mit­ar­bei­tern
    und – jen­seits der staat­li­chen getra­ge­nen Wis­sen­schaft –
    zu Unter­neh­mens­for­schern ange­stellt wer­den. In die­sen
    Fäl­len schrän­ken frei­wil­li­ge Rechts­bin­dun­gen (i.d.R. in
    Form von Arbeits­ver­trä­gen) die Grund­rechts­trä­ger­schaft
    im dienst­li­chen Rah­men von vorn­her­ein ein. Sol­che
    par­ti­el­len oder voll­stän­di­gen Schutz­be­reichs­be­schrän­kun­gen
    sind Ein­grif­fen in den Schutz­be­reich logisch
    vor­gän­gig und des­halb nicht mit die­sen gleich­zu­set­zen.
    In der Pra­xis ist Art. 5 Abs. 3 GG des­halb kein
    binä­res Grund­recht, das man voll­stän­dig hat oder voll­stän­dig
    nicht hat. Es liegt in Abschat­tun­gen vor, die von
    der Rechts­si­tua­ti­on des jewei­li­gen Grund­rechts­trä­gers
    abhän­gen. Die indi­vi­du­el­le Kon­stel­la­ti­on eröff­net und
    beschränkt zugleich den dienst­lich ver­füg­ba­ren Schutz­be­reich
    des Art. 5 Abs. 3 GG. Geschützt ist nur die Wis­sen­schaft,
    die beauf­tragt wur­de.
    Die­se Über­le­gun­gen tref­fen auch auf den Hoch­schul­leh­rer
    zu. Ihm kön­nen „Rech­te aus Art. 5 III nur in dem
    Umfang erwach­sen, in dem er kraft Amtes lehrt und
    forscht“61 Auch inner­halb sei­nes Dienst­auf­trags akzep­tiert
    der Hoch­schul­leh­rer frei­wil­lig Ver­kür­zun­gen sei­ner
    Rech­te. Die Lehr­ver­pflich­tung beschränkt sei­ne nega­ti­ve
    Lehrfreiheit.62 Hin­zu tritt die Pflicht, Lehr­ver­an­stal­tun­gen
    in einem bestimm­ten, aller­dings nicht belie­big wei­tem
    Gebiet zu übernehmen.63 Über­dies muss ein Hoch­schul­leh­rer
    sein Lehr­an­ge­bot den Vor­ga­ben der jewei­li­gen
    Stu­di­en- und Prü­fungs­ord­nung anpassen.64
    Die Zuge­hö­rig­keit zur Grup­pe der Hoch­schul­leh­rer
    reicht zur Bestim­mung des Schutz­be­reichs aller­dings oft
    nicht aus. Aus­schlag­ge­bend ist das indi­vi­du­el­le, ver­bind­lich
    ver­ein­bar­te Auf­ga­ben­spek­trum. Das BVerfG ver­wies
    mehr­fach auf unter­schied­li­che Zustän­dig­kei­ten und
    Amts­pflich­ten von Hoch­schul­leh­rern, die nicht nur
    nicht ille­gi­tim, son­dern sogar gebo­ten seien.65 Wird
    etwa auf eine Lehr­pro­fes­sur beru­fen, kann sich der Stel­len­in­ha­ber
    nicht umstands­los auf alle Rech­te nach Art. 5
    Abs. 3 GG beru­fen, die einem For­schung und Leh­re glei­cher­ma­ßen
    ver­tre­ten­den Hoch­schul­leh­rer zuste­hen. Er
    ist dienst­lich zu ein­ge­schränk­ter For­schungs­tä­tig­keit ange­wie­sen.
    Sein Port­fo­lio an for­schungs­be­zo­ge­nen Ein­zel­rech­ten
    ist des­halb regel­mä­ßig ein­ge­schränkt.
    Auch die Rech­te­aus­stat­tung eines Fach­hoch­schul­leh­rers
    hängt von den indi­vi­du­ell ver­ein­bar­ten Dienst­auf­ga­ben
    und indi­rekt vom gesetz­lich fest­ge­leg­ten Auf­ga­ben­port­fo­lio
    sei­ner Hoch­schu­le ab.66 Zu berück­sich­ti­gen
    ist ins­be­son­de­re die i.d.R. hohe Lehr­ver­pflich­tung und
    der begrenz­te Forschungsauftrag.67 Die For­schungs­frei­heit
    des Fach­hoch­schul­leh­rers und mit­hin sein Recht auf
    Pro­mo­ti­ons­be­treu­ung sind des­halb regel­mä­ßig ein­ge­schränkt.
    Er ver­fügt über die­ses Recht nicht in glei­chem
    Umfang wie der Uni­ver­si­täts­pro­fes­sor. In die­sem begrenz­ten
    Rah­men bleibt das Grund­recht aller­dings unge­schmä­lert
    erhal­ten. Die Beschrän­kung des Schutz­be­reichs
    führt nicht zu des­sen voll­stän­di­gem Ver­lust.
    b) Kon­tex­tua­li­tät von Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren
    Der Staat ver­leiht den Hoch­schu­len durch Rechts­akt das
    Pro­mo­ti­ons­recht, also die Befug­nis zur Ver­lei­hung des
    Doktorgrads.68 Die Zustän­dig­keit für die Ver­lei­hung
    obliegt den Län­dern, die die­se in ihren Hoch­schul­ge­set­zen
    wahr­neh­men.
    Die Wahr­neh­mung des Pro­mo­ti­ons­rechts kommt
    den Hoch­schu­len zu. Die dar­auf anzu­wen­den­den Rege­lun­gen
    sind Gegen­stand der aka­de­mi­schen Selbst­ver­wal­tung.
    69 Ent­spre­chend gestal­ten die Hoch­schu­len und
    ihre Fakul­tä­ten das Pro­mo­ti­ons­recht mit sat­zungs­recht­li­chen
    Rege­lun­gen wie den Pro­mo­ti­ons­ord­nun­gen aus
    und füh­ren Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren gemäß die­ser Rege­lun­gen
    durch.70 Fakul­tä­ten und Hoch­schul­leh­rern
    kommt die Rol­le von Amts­wal­tern bzw. Organ­wal­tern
    zu, die das Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren durchführen.71
    Unab­hän­gig davon, ob Hoch­schu­le oder Fakul­tä­ten
    eigent­li­che Trä­ger des Pro­mo­ti­ons­rechts sind72, ist jeSpei­ser
    · Das Pro­mo­ti­ons­recht für Fach­hoch­schu­len 2 7
    72 Plä­doy­er für letz­te­re: Kluth (Fn. 45), S. 577; ähn­lich Hart­mer
    (Fn. 15), Rn. 14.
    73 Hart­mer (Fn. 15), Rn. 20; z.B. Deut­sche Uni­ver­si­tät für Ver­wal­tungs­wis­sen­schaf­ten
    Spey­er, Pro­mo­ti­ons­ord­nung vom 2.12.2014
    (zuletzt geän­dert am 7.11.2016), abruf­bar unter https://www.
    uni-speyer.de/fileadmin/Universitaet/Rechtsgrundlagen/PromO071116.
    pdf [15.7.2020], § 6.
    74 Kluth (Fn. 45), S. 578; a.A. Hart­mer der ein „öffent­lich-recht­li­ches
    Ver­hält­nis sui gene­ris“ annimmt: Hart­mer (Fn. 15), Rn. 18. Dar­über
    hin­aus besteht ab einem bestimm­ten Zeit­punkt im Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren,
    der je nach Pro­mo­ti­ons­ord­nung unter­schied­lich
    defi­niert ist, ein Rechts­ver­hält­nis zwi­schen Pro­mo­vend und
    Fakul­tät.
    75 Hart­mer (Fn. 15), Rn. 34; vgl. BerlHG, §30 ff.
    76 BVerfGE 88, 129, 139 ff.; Hart­mer (Fn. 15), Rn. 20; Epping (Fn. 29),
    S. 76 ff.; z.B. BerlHG § 32; vgl. HRG § 15 Abs. 4.
    77 BVerfGE 88, 129, 139.
    78 BVerfGE 88, 129, 140; vgl. Epping (Fn. 29), S. 77 f.; Hart­mer (Fn.
    15), Rn. 11; Det­mer (Fn. 9), Rn. 184.
    79 BVerfGE 88, 129, 141. A.A. Epping und Hart­mer, die eine förm­lich
    nach­ge­wie­se­ne wis­sen­schaft­li­che Qua­li­fi­ka­ti­on auf Habi­li­ta­ti­ons­ni­veau
    (nicht aber zwin­gend die Habi­li­ta­ti­on selbst) für not­wen­dig
    hal­ten: Epping (Fn. 29), S. 77 f.; Hart­mer (Fn. 15), Rn. 11.
    80 BVerfGE 88, 129, 141. Damit wies das Gericht zugleich eine Vor­stel­lung
    des aus Art. 5 Abs. 3 GG abzu­lei­ten­den Homo­ge­ni­täts­ge­bots
    zurück, nach der eine Bin­nen­dif­fe­ren­zie­rung inner­halb der
    Hoch­schul­leh­rer­grup­pe nicht mög­lich sei (vgl. BVerfGE 54, 363,
    387; 57, 70, 92 f.; 88, 129, 137). Vgl. den mate­ri­el­len Hoch­schul­lehr­be­griff
    des Gerichts: BVerfGE 35, 79, 127; 61, 210, 248 f.; 88, 129,
    137.
    81 Hart­mer (Fn. 15), Rn. 34.
    den­falls klar, dass der Hoch­schul­leh­rer es nicht ist. Mit
    der Wahr­neh­mung sei­nes Rechts auf Pro­mo­ti­ons­be­treu­ung
    trägt er viel­mehr wesent­lich zur Wahr­neh­mung des
    Pro­mo­ti­ons­rechts der Hoch­schu­le bzw. der Fakul­tät bei.
    Umge­kehrt kann sein indi­vi­du­el­les Recht auch nur so rea­li­siert
    wer­den – also inner­halb des orga­ni­sa­to­ri­schen
    und fach­li­chen Gefü­ges einer Insti­tu­ti­on. Die wech­sel­sei­ti­ge
    Inan­spruch­nah­me bedingt die Ein­bin­dung sei­nes
    indi­vi­du­el­len Rechts in den Rege­lungs­rah­men der Hoch­schu­le,
    zu dem ins­be­son­de­re die Pro­mo­ti­ons­ord­nung
    zählt. Dort gere­gelt wer­den u.a. die Pflich­ten des Dok­tor­va­ters,
    etwa die fach­li­che Betreu­ung und För­de­rung
    des Pro­mo­ven­den und die Not­wen­dig­keit, das Lösen einer
    gege­be­nen Betreu­ungs­zu­sa­ge aus­rei­chend zu begrün­den.
    73 Eine Ver­let­zung die­ser Pflich­ten kann eine
    Amts­pflicht­ver­pflich­tung dar­stel­len. Zugrun­de liegt die
    Vor­stel­lung, dass mit der Annah­me eines Dok­to­ran­den
    durch den Hoch­schul­leh­rer ein „unvoll­kom­men zwei­sei­ti­ges
    öffent­lich-recht­li­ches vertragliches“74 Rechts­ver­hält­nis
    eta­bliert wird.
    Für das Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren ist über­dies das all­ge­mei­ne
    Prü­fungs­recht anzuwenden.75 Dazu zäh­len die
    Fair­ness der Prü­fungs­be­din­gun­gen sowie die Nach­voll­zieh­bar­keit
    und Jus­ti­zia­bi­li­tät der Prü­fungs­er­geb­nis­se.
    Hin­zu kommt die Bedin­gung, dass eine Prü­fungs­leis­tung
    nur von Per­so­nen bewer­tet wer­den darf, die min­des­tens
    die durch die Prü­fung fest­zu­stel­len­de oder eine
    gleich­wer­ti­ge Qua­li­fi­ka­ti­on besitzen.76 Ein Pro­mo­ti­ons­prü­fer
    muss des­halb pro­mo­viert sein. Fach­hoch­schul­leh­rer
    erfül­len die­se Bedin­gung regel­mä­ßig, weil die
    Pro­mo­ti­on zu ihren Ein­stel­lungs­vor­aus­set­zun­gen zählt.
    Aus einer Ent­schei­dung des BVerfG von 1993 lässt sich
    ein dar­über hin­aus gehen­des Qua­li­fi­ka­ti­ons­er­for­der­nis
    für Pro­mo­ti­ons­prü­fer ablei­ten. Das Gericht befand es als
    zuläs­sig, dass nach anwen­dungs­ori­en­tier­tem Pro­fil ein­ge­stell­te
    Pro­fes­so­ren der Gesamt­hoch­schu­le Duis­burg
    nach der ein­schlä­gi­gen Pro­mo­ti­ons­ord­nung „beson­de­re
    Forschungsleistungen“77 nach­wei­sen müs­sen, um an
    Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren teil­neh­men zu kön­nen. Die Beur­tei­lung
    der Pro­mo­ti­on set­ze „eine beson­de­re wis­sen­schaft­li­che
    Befä­hi­gung voraus“78. Bei Pro­fes­so­ren mit
    uni­ver­si­tä­rem Pro­fil wer­de die­se i.d.R. durch die Habi­li­ta­ti­on
    nach­ge­wie­sen. Pro­fes­so­ren mit anwen­dungs­ori­en­tier­tem
    Pro­fil könn­ten hin­ge­gen den Nach­weis i.d.R.
    so nicht erbrin­gen, ein ander­wei­ti­ger Nach­weis sei des­halb
    gerecht­fer­tigt. Die beson­de­ren For­schungs­leis­tun­gen
    müss­ten in Form und Umfang aller­dings nicht for­mal
    abge­prüft wer­den oder „habilitationsadäquat“79
    sein. Über die Pro­mo­ti­on hin­aus­ge­hen­de Ver­öf­fent­li­chun­gen,
    Paten­te und Infor­ma­tio­nen über aktu­el­le For­schungs­ak­ti­vi­tä­ten
    reich­ten hin. Dies stel­le eine „von der
    Sache her gerecht­fer­tig­te Differenzierung“80 zwi­schen
    den Pro­fes­so­ren­grup­pen dar. Das BVerfG selbst ver­blieb
    im Vagen, ob die Erfor­der­nis der zusätz­li­chen For­schungs­leis­tun­gen
    not­wen­dig oder nur zuläs­sig ist. Aus
    hie­si­ger Sicht lässt sich aus dem Argu­ment des Gerichts
    eine Not­wen­dig­keit ablei­ten.
    Die­se und wei­te­re prü­fungs­recht­li­che Anfor­de­run­gen
    sind weit­ge­hend in den Hoch­schul­ge­set­zen und dem
    ein­schlä­gi­gen Sat­zungs­recht nie­der­ge­legt. Zu berück­sich­ti­gen
    ist über­dies, dass die im Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren
    getrof­fe­nen Ent­schei­dun­gen Ver­wal­tungs­ak­te dar­stel­len,
    etwa die Zulas­sung und die Ver­lei­hung des Dok­tor­grads.
    Anwen­dung fin­den des­halb auch die ent­spre­chen­den
    ver­wal­tungs­ver­fah­rens­recht­li­chen Regelungen.81
    Das dar­ge­stell­te Rege­lungs­ge­flecht gestal­tet und begrenzt
    das indi­vi­du­el­le Recht auf Pro­mo­ti­ons­be­treu­ung.
    Der Hoch­schul­leh­rer übt sein Recht inner­halb die­ses
    Rah­mens aus, der in der uni­ver­si­tä­ren Pra­xis seit lan­gem
    eta­bliert und weit­ge­hend unstrit­tig ist. Sei­ne kon­tex­tu­el­le
    Bedingt­heit teilt das Recht auf Pro­mo­ti­ons­be­treu­ung
    mit den aus Art. 5 Abs. 3 GG abzu­lei­ten­den orga­ni­sa­ti­ons­recht­li­chen
    Teil­ha­be­rech­ten. Das BVerfG hat wie­der­holt
    die „Ein­schät­zungs­prä­ro­ga­ti­ve“ des Gesetz­ge­bers
    2 8 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 1 ( 2 0 2 1 ) , 1 9 — 3 2
    82 BVerfGE 88, 203, 262; vgl. BVerfGE 35, 79, 116; 50, 290, 332; 139,
    148, 181.
    83 BVerfGE 28, 243, 260 f.; 30, 173, 193; 47, 327, 369; 67, 213, 228; 126,
    1, 24.
    84 Über­dies könn­te die hier nicht ver­tief­te Fra­ge gestellt wer­den, ob
    in die­sem Sze­na­rio die Rech­te ange­hen­der Pro­mo­ven­den bes­ser
    geschützt wür­den. Zur grund­rechts­re­le­van­ten The­ma­tik der
    Zulas­sung zur Pro­mo­ti­on: Kluth (Fn. 45), S. 574 ff.; Thie­me (Fn. 1),
    Rn. 424; Hart­mer (Fn. 15), Rn. 17; vgl. z.B. BerlHG § 35 (2)-(3).
    85 Deut­scher Hoch­schul­ver­band (Fn. 19), S. 2.
    86 BVerfGE 35, 79, 114.
    hin­sicht­lich der Hoch­schul­or­ga­ni­sa­ti­on betont.82 Von
    der Gestalt der Hoch­schul­or­ga­ni­sa­ti­on hän­gen aber die
    kon­kre­ten Mit­wir­kungs- und Ein­fluss­mög­lich­kei­ten des
    Hoch­schul­leh­rers ab. In ana­lo­ger Wei­se hängt die indi­vi­du­el­le
    Aus­prä­gung des Rechts auf Pro­mo­ti­ons­be­treu­ung
    von den gesetz­li­chen und hoch­schul­bin­nen­recht­li­chen
    Ver­fah­rens- und Orga­ni­sa­ti­ons­re­geln ab. Hie wie dort ist
    dies nicht als Ein­griff in den Schutz­be­reich zu sehen,
    son­dern als not­wen­di­ge Bestim­mung des Schutz­be­reichs
    nach Maß­ga­be des rele­van­ten Kon­tex­tes.
    Zwi­schen­fa­zit
    Das am Ende von Abschnitt II. vor­ge­stell­te Argu­ment
    hat sich bis­her als stich­hal­tig erwie­sen:
    (1) Nach der BVerfG-Ent­schei­dung von 2010 sind Fach­hoch­schul­leh­rer
    regel­mä­ßig zu For­schung und Leh­re
    im Sin­ne des Art. 5 Abs. 3 GG beauf­tragt. Sie sind
    des­halb Trä­ger der Wis­sen­schafts­frei­heit.
    (2) Die Wis­sen­schafts­frei­heit nach Art. 5 Abs. 3 GG
    umfasst das Recht auf Pro­mo­ti­ons­be­treu­ung. Der
    Grund­rechts­trä­ger hat das Recht, die­se Tätig­keit frei
    von Inge­ren­zen des Staa­tes oder Drit­ter aus­zu­üben.
    Zugleich ist der Staat ver­pflich­tet, die Vor­aus­set­zun­gen
    für die indi­vi­du­el­le Rech­te­aus­übung zu schaf­fen.
    Dazu gehört ein struk­tu­rell gesi­cher­ter Zugang
    der Grund­rechts­trä­ger zu Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren.
    (3) Der Fach­hoch­schul­leh­rer ver­fügt über das Recht auf
    Pro­mo­ti­ons­be­treu­ung. Er hat des­halb grund­sätz­lich
    Anspruch auf Zugang zu Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren. Mit
    Blick auf sei­nen regel­mä­ßig beschränk­ten For­schungs­auf­trag
    ist sein Recht auf Pro­mo­ti­ons­be­treu­ung
    jedoch begrenzt.
    Im fol­gen­den Abschnitt wird die noch ver­blei­ben­de
    Schluss­fol­ge­rung (4) des Argu­ments dis­ku­tiert, nach der
    Fach­hoch­schu­len das Pro­mo­ti­ons­recht haben müs­sen.
    IV. Pro­mo­ti­ons­recht für Fach­hoch­schu­len?
    Ver­fügt eine Fach­hoch­schu­le nicht über das Pro­mo­ti­ons­recht
    und hat ein dort beschäf­tig­ter Fach­hoch­schul­leh­rer
    kei­nen ander­wei­ti­gen gere­gel­ten Zugang zu Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren,
    liegt ein Ein­griff in das Recht auf Pro­mo­ti­ons­be­treu­ung
    vor.
    Je nach lan­des- und sat­zungs­recht­li­chen Rege­lun­gen
    mögen zwar noch Aus­nah­me- und Ein­zel­fall­re­ge­lun­gen
    mög­lich sein, denen ein Fach­hoch­schul­leh­rer an pro­mo­ti­ons­be­rech­tig­ten
    Hoch­schu­len nach­su­chen kann. Die­se
    kön­nen jedoch sei­nen Anspruch auf einen struk­tu­rell
    gesi­cher­ten Zugang zu Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren nicht
    befrie­di­gen.
    Lässt sich der Ein­griff recht­fer­ti­gen? Grund­sätz­lich
    ist das denk­bar. Art. 5 Abs. 3 GG gilt vor­be­halt­los, aber
    nicht abso­lut. Die damit ver­bun­de­nen Rech­te und Pflich­ten
    kön­nen und müs­sen begrenzt wer­den, wenn ande­re
    Rechts­gü­ter mit Ver­fas­sungs­rang beein­träch­tigt wer­den.
    83 Zu beach­ten sind dabei die bekann­ten Kautelen,
    ins­be­son­de­re die Erfor­der­lich­keit und die Ver­hält­nis­mä­ßig­keit
    des Ein­griffs.
    Wel­che Ver­fas­sungs­gü­ter wür­den nun beein­träch­tigt,
    wenn alle Fach­hoch­schu­len über das Pro­mo­ti­ons­recht
    ver­füg­ten und damit ihren Hoch­schul­leh­rern (in der gebo­te­nen
    begrenz­ten Wei­se, s. III. 2.) einen struk­tu­rel­len
    Zugang zu Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren eröffneten?84 Ohne
    Zwei­fel wür­de dies die Sta­tik des Wis­sen­schafts­sys­tems
    erheb­lich ver­än­dern. Dage­gen lie­ßen sich gewich­ti­ge Argu­men­te
    vor­brin­gen. Hin­ge­wie­sen wur­de – um nur eine
    sol­che Über­le­gung zu nen­nen – auf die Gefahr einer
    „Nivel­lie­rung“ und die dar­aus fol­gen­de Schwä­chung des
    gesam­ten Systems.85 Um eine sol­che Kon­stel­la­ti­on sinn­voll
    zu orga­ni­sie­ren, wären über­dies recht­li­che Anpas­sun­gen
    nötig. Ins­be­son­de­re müss­te auch den Fach­hoch­schu­len
    die Aus­bil­dung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses
    als insti­tu­tio­nel­ler Auf­trag über­tra­gen wer­den.
    Sol­che Erwä­gun­gen sind aller­dings wis­sen­schafts- und
    rechts­po­li­ti­scher Natur. Hier in Rede ste­hen dage­gen nur
    Gefähr­dun­gen, die die Kon­stel­la­ti­on für ande­re Ver­fas­sungs­gü­ter
    mit sich bräch­te.
    Das Risi­ko für die Funk­tio­na­li­tät des Wis­sen­schafts­sys­tems
    könn­te nun auch als recht­lich erheb­lich auf­ge­fasst
    wer­den. Nach die­ser Vor­stel­lung ver­letzt es die aus
    Art. 5 Abs. 3 GG abzu­lei­ten­de staat­li­che Pflicht, für
    funk­ti­ons­fä­hi­ge Wis­sen­schafts­ein­rich­tun­gen zu sorgen86.
    Die­ses Argu­ment ver­fängt indes kaum. Zum eiSpei­ser
    · Das Pro­mo­ti­ons­recht für Fach­hoch­schu­len 2 9
    nen ist es spe­ku­la­tiv, ob aus dem Sze­na­rio eine recht­lich
    nicht hin­nehm­ba­re Sys­tem­stö­rung folg­te. Zum ande­ren
    trä­te eine Stö­rung, wenn über­haupt, zunächst dann auf,
    wenn die gegen­wär­ti­gen Sys­tem­be­din­gun­gen grosso
    modo unver­än­dert blie­ben, wenn also ins­be­son­de­re
    Fach­hoch­schu­len und Uni­ver­si­tä­ten unver­än­der­te Aus­stat­tun­gen
    und Auf­ga­ben hät­ten. Ein sol­ches Cete­ris-
    Pari­bus ist aber ver­fas­sungs­recht­lich kon­tin­gent. Mut­maß­lich
    könn­te der ein­fa­che Gesetz­ge­ber Archi­tek­tur
    und Orga­ni­sa­ti­on des Wis­sen­schafts­sys­tems so gestal­ten,
    dass des­sen Funk­tio­na­li­tät auch dann erhal­ten blie­be,
    wenn Fach­hoch­schu­len das Pro­mo­ti­ons­recht hät­ten.
    Jeden­falls wäre der Nach­weis zu erbrin­gen, dass eine
    sol­che Gestal­tung gar nicht oder jeden­falls nicht zu ver­tret­ba­ren
    Funk­tio­na­li­täts­ein­bu­ßen mög­lich ist. Die Erfolgs­chan­ce
    eines sol­chen Nach­wei­ses dürf­te gering
    sein.
    Im Ergeb­nis ist zu bezwei­feln, dass der Ein­griff in
    das Recht auf Pro­mo­ti­ons­be­treu­ung erfor­der­lich ist.
    Dem Staat ste­hen Hand­lungs­op­tio­nen zur Ver­fü­gung,
    den gegen ihn gerich­te­ten Anspruch des Fach­hoch­schul­leh­rers
    auf Zugang zu Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren zu erfül­len,
    ohne dabei ande­re Ver­fas­sungs­gü­ter gefähr­den.
    Die Wahr­schein­lich­keit, dass das geschil­der­te Sze­na­rio
    rea­li­siert wird, ist offen­kun­dig nahe null. In den
    Blick zu neh­men sind des­halb auch Arran­ge­ments, die
    Fach­hoch­schul­leh­rern Zugang zu Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren
    eröff­nen, ohne Fach­hoch­schu­len das Pro­mo­ti­ons­recht
    zu ver­lei­hen. Sol­che koope­ra­ti­ven Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren
    haben inzwi­schen alle Bun­des­län­der in jeweils spe­zi­fi­scher
    Wei­se ein­ge­rich­tet. Die Model­le vari­ie­ren im Detail
    erheblich87 und sol­len hier nicht im Ein­zel­nen dis­ku­tiert
    wer­den. Statt­des­sen wer­den für die Beur­tei­lung
    zen­tra­le Merk­ma­le her­an­ge­zo­gen, die die über­wie­gen­de
    Mehr­zahl der Model­le gemein­sam haben:88
    – Es wird die recht­li­che Mög­lich­keit eröff­net, Fach­hoch­schul­leh­rer
    an der Betreu­ung und Prü­fung von
    Dok­to­ran­den zu beteiligen.89 Der Pro­mo­vend setzt
    sein Pro­mo­ti­ons­vor­ha­ben vor­wie­gend an einer
    Fach­hoch­schu­le um.
    – Das Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren wird an einer Uni­ver­si­tät
    durch­ge­führt, die den Dok­tor­grad ver­leiht und
    deren Pro­mo­ti­ons­ord­nung maß­geb­lich ist.
    – Eine Koope­ra­ti­ons­ver­pflich­tung der Uni­ver­si­tä­ten,
    ihrer Gre­mi­en und Mit­glie­der gibt es nicht. Das
    Ver­fah­ren setzt des­halb eine ent­spre­chen­de Koope­ra­ti­ons­be­reit­schaft
    vor­aus.
    Möch­te ein Fach­hoch­schul­leh­rer an einem sol­chen Ver­fah­ren
    teil­neh­men, kann er auf eine Rei­he von Pro­ble­men
    sto­ßen. Zu nen­nen ist die schwie­ri­ge Suche nach
    einem uni­ver­si­tä­ren Koope­ra­ti­ons­part­ner, die mit der
    oft star­ken Aus­las­tung von Uni­ver­si­täts­pro­fes­so­ren und
    der mit­un­ter schlech­ten Pas­sung von Fach­hoch­schu­lund
    uni­ver­si­tä­ren Fächern zusammenhängt.90 Bemän­gelt
    wird über­dies die feh­len­de Koope­ra­ti­ons­be­reit­schaft
    von Universitäten.91 Hin­zu kom­men die z.T. nur
    mög­li­che Betei­li­gung von Fach­hoch­schul­leh­rern als
    Zweitbetreuer92 und die Tat­sa­che, dass das Prü­fungs­ver­fah­ren
    recht­lich in der Hand der Uni­ver­si­tä­ren liegt93.
    Auch die Pro­ble­me, denen Pro­mo­ti­ons­an­wär­ter mit
    Fach­hoch­schul­ab­schluss bei ihrer Zulas­sung begeg­nen
    können94, wir­ken auf den Fach­hoch­schul­leh­rer zurück.
    Wohl mit die­sen Pro­ble­men zusam­men­hän­gend, ist
    es bis­her nicht gelun­gen, koope­ra­ti­ve Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren
    in der Flä­che zu etablieren.95 Trotz einer star­ken rela­ti­ven
    Zunah­me und poli­ti­scher For­cie­rung die­ses Pro­mo­ti­ons­mo­dells
    (etwa durch den Bund, Bay­ern, Baden-
    Würt­tem­berg und Nord­rhein-West­fa­len) ist die koope­ra­ti­ve
    Pro­mo­ti­on abso­lut betrach­tet nach wie vor ein
    87 Vgl. die Über­sich­ten in Meu­rer (Fn. 9), S. 8 ff. / 39 ff.; Hoch­schul­rek­to­ren­kon­fe­renz,
    Pro­mo­tio­nen von Absol­ven­tin­nen und
    Absol­ven­ten von Fach­hoch­schu­len und HAW und Pro­mo­tio­nen
    in koope­ra­ti­ven Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren (1. 5 2019), abruf­bar unter
    https://www.hrk.de/fileadmin/redaktion/hrk/02-Dokumente/02-
    05-Forschung/HRK_1_2019_Kooperative_Promotion.pdf
    [24.7.2020], S. 7 ff. Zu Baden-Würt­tem­berg: Fröhlich/Kortmann
    (Fn. 12), S. 23 ff. Zu Hes­sen und Bay­ern: Weid­ner, Kein ein­fa­ches
    Unter­fan­gen, in: DUZ Wis­sen­schaft & Manage­ment, Heft 6
    2019, S. 12 ff. Zu Nord­rhein-West­fa­len: Schu­chert, Koope­ra­ti­ve
    Pro­mo­ti­on in NRW – am Wen­de­punkt, in: DUZ Wis­sen­schaft &
    Manage­ment, Heft 6 2019, S. 16 ff.; von Coelln (Fn. 17).
    88 Vgl. Hart­mer (Fn. 15), Rn. 11; Fröhlich/Kortmann (Fn. 12), S.
    22; Schu­chert (Fn. 87), S. 16. Nicht dif­fe­ren­ziert wird hier u.a.
    zwi­schen koope­ra­ti­ven Indi­vi­du­al­pro­mo­tio­nen, die auf indi­vi­du­el­len
    Abspra­chen beru­hen, und koope­ra­ti­ven Ver­fah­ren, die auf
    Ver­ein­ba­run­gen oder Ver­trä­gen zwi­schen Insti­tu­tio­nen beru­hen
    (vgl. Wis­sen­schafts­rat (Fn. 8), S. 42 ff.). Zur letzt­ge­nann­ten
    Kate­go­rie gehö­ren Koopt­a­tio­nen, Asso­zi­ie­run­gen, Gast­pro­fes­su­ren,
    Dop­pel­be­ru­fun­gen, koope­ra­ti­ve Pro­mo­ti­ons­kol­legs und
    koope­ra­ti­ve Pro­mo­ti­ons­pro­gram­me.
    89 Die Lan­des­hoch­schul­ge­set­ze ent­hal­ten ent­we­der selbst die
    Mög­lich­keit der Betei­li­gung von Fach­hoch­schul­leh­rern (z.B.
    BerlHG § 35 (4); vgl. die Über­sicht in Meu­rer (Fn. 9), S. 39 ff.)
    oder ver­pflich­ten die Uni­ver­si­tä­ten, eine sol­che Mög­lich­keit in
    ihren Pro­mo­ti­ons­ord­nun­gen vor­zu­se­hen (z.B. Art. 64 Abs. 1 Satz
    4 BayHschG). Alter­na­tiv ist in den Geset­zen die i.d.R. nicht näher
    aus­ge­führ­te Ver­pflich­tung ver­an­kert, ein koope­ra­ti­ves Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren
    vor­zu­se­hen (z.B. § 31 Abs. 5 BbgHG).
    90 Wis­sen­schafts­rat (Fn. 8), S. 42.
    91 Wis­sen­schafts­rat 2010 (Fn. 1), S. 87; Nie­derd­renk (Fn. 13), S. 24.
    92 Hoch­schul­rek­to­ren­kon­fe­renz (Fn. 87), S. 20.
    93 Schu­chert (Fn. 87), S. 20 f.
    94 Vgl. Meu­rer (Fn. 9), S. 6 ff.; Hoch­schul­rek­to­ren­kon­fe­renz (Fn. 87),
    S. 9 ff.; vgl. Fn. 86.
    95 Wis­sen­schafts­rat 2010 (Fn. 1), S. 86 ff.; Fröhlich/Kortmann (Fn.
    12), S. 28.
    3 0 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 1 ( 2 0 2 1 ) , 1 9 — 3 2
    rand­stän­di­ges Phä­no­men. Von den zwi­schen 2015 und
    2017 abge­schlos­se­nen Pro­mo­tio­nen wur­den etwa
    0,9 Pro­zent in koope­ra­ti­ven Ver­fah­ren absolviert.96
    Hier von Inter­es­se ist die Fra­ge, ob die koope­ra­ti­ve
    Pro­mo­ti­on im skiz­zier­ten Grund­mo­dell dem Fach­hoch­schul­leh­rer
    einen hin­rei­chen­den Zugang zu Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren
    eröff­net. Kann der Staat damit sei­ner
    Pflicht nach­kom­men, die Vor­aus­set­zun­gen für die Aus­übung
    des indi­vi­du­el­len Rechts auf Pro­mo­ti­ons­be­treu­ung
    zu schaf­fen?
    Mit Blick auf die­se Fra­ge sind die geschil­der­ten
    Schwie­rig­kei­ten inso­weit rechts­er­heb­lich als sich in ihnen
    eine struk­tu­rel­le Abhän­gig­keit des Fach­hoch­schul­leh­rers
    von Gre­mi­en und Mit­glie­dern der Uni­ver­si­tä­ten
    mani­fes­tiert. Zwar führt die kon­tex­tu­el­le Ein­bin­dung
    des Rechts auf Pro­mo­ti­ons­be­treu­ung in gewis­sem Rah­men
    immer zu Abhän­gig­kei­ten des Grund­rechts­trä­gers
    (s. III. 2. b)). Die­se ber­gen auch für den Uni­ver­si­täts­pro­fes­sor
    das Risi­ko, sein Recht im kon­kre­ten Fall nicht aus­üben
    zu kön­nen, etwa weil ein Pro­mo­ti­ons­pro­jekt im
    Pro­mo­ti­ons­aus­schuss abge­lehnt wird. Sol­che Fäl­le sind
    in der Pra­xis aller­dings sel­ten. Vor allem aber kann der
    Uni­ver­si­täts­pro­fes­sor ein Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren initi­ie­ren,
    ohne dafür sub­stan­zi­ell auf die Mit­wir­kung Drit­ter
    ange­wie­sen zu sein. Sein in die­sem Sin­ne auto­no­mer Zugang
    zu Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren ist in der Pro­mo­ti­ons­ord­nung
    sat­zungs­recht­lich gesichert.97 Fak­tisch liegt es wesent­lich
    bei ihm selbst, ob und in wel­chem Umfang er
    sein Recht auf Pro­mo­ti­ons­be­treu­ung aus­üben möch­te.
    Die­ses Initia­tiv­recht ist im Fall des Fach­hoch­schul­leh­rers
    kupiert. Er ist von vorn­her­ein auf die frei­wil­li­ge Koope­ra­ti­ons­be­reit­schaft
    eines Uni­ver­si­täts­pro­fes­sors und/
    oder uni­ver­si­tä­rer Gre­mi­en ange­wie­sen. Nur wenn die­se
    gege­ben ist, kann das Ver­fah­ren begin­nen, das die not­wen­di­ge
    Grund­la­ge für die Aus­übung sei­nes Rechts dar­stellt
    (und das die genann­ten „Stan­dard­ri­si­ken“ birgt).
    Der Fach­hoch­schul­leh­rer kann des­halb bei der Rech­te­aus­übung
    aus Grün­den schei­tern, die nicht auf sei­ner
    Qua­li­fi­ka­ti­on, der Qua­li­tät des Pro­mo­ti­ons­pro­jekts oder
    Zulas­sungs­er­for­der­nis­sen des Pro­mo­ven­den beru­hen.
    Viel­mehr kön­nen Grün­de vor­lie­gen, die ihm nicht zuge­rech­net
    wer­den kön­nen. Dazu zählt die nicht gege­be­ne
    Koope­ra­ti­ons­be­reit­schaft fach­lich geeig­ne­ter uni­ver­si­tä­rer
    Part­ner, die etwa von deren Zeit- und Res­sour­cen­man­gel
    her­rüh­ren mag. Auch wäh­rend der Durch­füh­rung
    des Pro­mo­ti­ons­vor­ha­bens und bei der Bewer­tung
    der Prü­fungs­leis­tun­gen bleibt der Fach­hoch­schul­leh­rer
    weit stär­ker von Drit­ten abhän­gig als der Uni­ver­si­täts­pro­fes­sor,
    etwa mit Blick auf die recht­li­che Ver­or­tung des
    Pro­mo­ti­ons­ver­fah­rens an der koope­rie­ren­den
    Uni­ver­si­tät.
    Kann die­se stär­ke­re Abhän­gig­keit als jene zusätz­li­che
    Schutz­be­reichs­be­schrän­kung auf­ge­fasst wer­den, die
    dem Fach­hoch­schul­leh­rer mit Blick auf sei­nen i.d.R. begrenz­ten
    For­schungs­auf­trag ange­mes­sen ist (s. III. 2. a))?
    Die Anfor­de­rung an den Fach­hoch­schul­leh­rer, uni­ver­si­tä­re
    Part­ner zu fin­den und für eine Koope­ra­ti­on zu gewin­nen,
    könn­te als legi­ti­mer Abstrich an sei­nem Recht
    auf Pro­mo­ti­ons­be­treu­ung inter­pre­tiert wer­den. Der
    Fach­hoch­schul­leh­rer hät­te die­se Ein­schrän­kung zu akzep­tie­ren,
    weil er dienst­lich nicht in glei­chem Maße zur
    For­schung beauf­tragt ist wie der Uni­ver­si­täts­pro­fes­sor
    und sei­ne For­schungs­frei­heit des­halb ein­ge­schränkt ist.
    Die­ser Ansatz kann prin­zi­pi­ell über­zeu­gen, an der
    kon­kre­ten Umset­zung bestehen jedoch Zwei­fel. Erin­nert
    sei dar­an, dass nach der BVerfG-Recht­spre­chung an
    der Grund­rechts­trä­ger­schaft des Fach­hoch­schul­leh­rers
    nach Art. 5 Abs. 3 GG an sich kei­ne Abstri­che zu machen
    sind (s. II.). Er kann sich unein­ge­schränkt auf die Wis­sen­schafts­frei­heit
    beru­fen, wenn und inso­weit er sein
    Fach eigen­stän­dig in For­schung und Leh­re ver­tritt. Aus
    den dar­ge­leg­ten Grün­den ist sei­ne For­schungs­frei­heit
    aber begrenzt, dar­un­ter das Recht auf Pro­mo­ti­ons­be­treu­ung.
    Die­se Kon­stel­la­ti­on – grund­sätz­lich voll­um­fäng­li­che
    Grund­rechts­trä­ger­schaft, par­ti­ell begrenz­ter
    Schutz­be­reich – signa­li­siert, wie die erfor­der­li­che Be-
    96 Hoch­schul­rek­to­ren­kon­fe­renz (Fn. 87), S. 17.
    97 Vgl. etwa Deut­sche Uni­ver­si­tät für Ver­wal­tungs­wis­sen­schaf­ten
    Spey­er (Fn. 73).
    Spei­ser · Das Pro­mo­ti­ons­recht für Fach­hoch­schu­len 3 1
    gren­zung zu ver­ste­hen und aus­zu­le­gen ist. Die zu begren­zen­den
    Rech­te soll­ten nur in ein­ge­schränk­tem Rah­men
    zur Ver­fü­gung ste­hen, in die­sem Rah­men jedoch
    ohne Abstri­che. Weni­ger ein­leuch­tend ist ein Ver­ständ­nis,
    nach dem die betrof­fe­nen Teil­rech­te nur in jeweils
    abge­schwäch­ter Aus­prä­gung zuge­mes­sen wer­den, gewis­ser­ma­ßen
    als Rech­te zwei­ter Klas­se. Eine Umfangs­min­de­rung
    der zu begren­zen­den Rech­te ist plau­si­bler
    als eine Inten­si­täts­min­de­rung.
    Koope­ra­ti­ve Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren gera­ten in Span­nung
    zu die­ser Kon­zep­ti­on der adäqua­ten Schutz­be­reichs­be­gren­zung.
    Sie mes­sen dem Fach­hoch­schul­leh­rer
    gera­de kei­nen begrenz­ten, aber voll­gül­ti­gen Auto­no­mie­raum
    zu, son­dern eta­blie­ren eine struk­tu­rel­le Abhän­gig­keit
    vor und wäh­rend des Pro­mo­ti­ons­ver­fah­rens.
    Nach die­sem Ver­ständ­nis sind sie als Ein­griff in das
    Recht auf Pro­mo­ti­ons­be­treu­ung zu wer­ten. Mit der Ein­rich­tung
    sol­cher Ver­fah­ren kommt der Lan­des­ge­setz­ge­ber
    nicht aus­rei­chend sei­ner Pflicht nach, die Vor­aus­set­zun­gen
    für die indi­vi­du­el­le Rech­te­aus­übung zu
    schaf­fen.
    Die Recht­fer­ti­gung die­ses Ein­griffs fällt aus Grün­den
    schwer, die sich aus dem bis­her Gesag­ten erge­ben. Wenn
    sich der Ver­lei­hung des Pro­mo­ti­ons­rechts an alle Fach­hoch­schu­len
    kei­ne zwin­gen­den ver­fas­sungs­recht­li­chen
    Grün­de ent­ge­gen­stel­len, wird dies a for­tio­ri für ein anders
    gestal­te­tes koope­ra­ti­ves Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren gel­ten.
    Es las­sen sich insti­tu­tio­nel­le und orga­ni­sa­to­ri­sche
    Bedin­gun­gen schaf­fen, in denen der Fach­hoch­schul­leh­rer
    in sol­chen Ver­fah­ren sein Recht auf Pro­mo­ti­ons­be­treu­ung
    aus­üben kann, ohne dass ande­re Ver­fas­sungs­gü­ter
    beein­träch­tigt wer­den oder ein unver­tret­ba­res Risi­ko
    einer sol­chen Beein­träch­ti­gung in Kauf zu neh­men
    wäre.
    Grund­sätz­lich sind ver­schie­de­ne Alter­na­tiv­mo­del­le
    koope­ra­ti­ver Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren denk­bar, die die genann­ten
    Bedin­gun­gen erfül­len. Mög­lich wäre bei­spiels­wei­se
    ein lan­des­ge­setz­lich oder sat­zungs­recht­lich ver­an­ker­tes
    Anrecht des Fach­hoch­schul­leh­rers auf Betei­li­gung
    an uni­ver­si­tä­ren Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren, das einen
    höhe­ren Grad an Ver­bind­lich­keit auf­weist als heu­ti­ge
    Regelungen.98 Ein sol­ches Koope­ra­ti­ons­an­recht eröff­ne­te
    dem Fach­hoch­schul­leh­rer den erfor­der­li­chen struk­tu­rel­len
    Zugang zu Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren, zu dem das
    skiz­zier­te Initia­tiv­recht gehört, sowie die nöti­ge Unab­hän­gig­keit
    bei der Betreu­ung und der Bewer­tung sei­ner
    Pro­mo­ven­den. Die ein­zu­for­dern­de Schutz­be­reichs­be­gren­zung
    lie­ße sich ggf. rea­li­sie­ren, indem der Fach­hoch­schul­leh­rer
    nicht im glei­chen quan­ti­ta­ti­ven Umfang
    Zugang zu Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren hät­te (z.B. hin­sicht­lich
    der Zahl der betreu­ten Pro­mo­ven­den). Wei­te­re
    Über­le­gun­gen müss­ten zei­gen, in wel­cher Form sol­che
    Ansät­ze lan­des­ge­setz­lich und sat­zungs­recht­lich umzu­set­zen
    wären.
    Gui­do Spei­ser ist im Ber­li­ner Büro der Max-Planck-
    Gesell­schaft tätig. Der vor­lie­gen­de Bei­trag spie­gelt sei­ne
    Mei­nung wider, nicht die der Max-Planck-Gesell­schaft
    98 Vgl. die vom Wis­sen­schafts­rat gefor­der­te „Koope­ra­ti­ons­pflicht“
    der Uni­ver­si­tä­ten (Wis­sen­schafts­rat 2010 (Fn. 1), S. 88), die
    aller­dings nicht ver­fas­sungs­recht­lich begrün­det wird, sowie die
    Idee der „Koope­ra­ti­ons­platt­for­men“ (Wis­sen­schafts­rat 2010 (Fn.
    1), S. 40); vgl. Wis­sen­schafts­rat (Fn. 8), S. 16). Vgl. eben­so die
    For­de­rung nach „diskriminierungsfreie[n] Rege­lun­gen […] für
    die Betreu­ungs­be­rech­ti­gung für Fach­hoch­schul­pro­fes­so­rin­nen und
    -pro­fes­so­ren“ (Hoch­schul­rek­to­ren­kon­fe­renz (Fn. 9), Ziff. III 2.).
    3 2 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 1 ( 2 0 2 1 ) , 1 9 — 3 2