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Über­sicht I. Text­ana­ly­se: Bestim­mun­gen der Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge 1. Bay­ern 2. Rege­lun­gen in Preu­ßen sowie Fort­gel­tung und Ände­run­gen in den Nach­fol­ge­län­dern 3. Baden und Baden-Würt­tem­berg 4. Neue Bun­des­län­der 5. Zwi­schen­er­geb­nis II. His­to­ri­sche Gene­se der Bestim­mun­gen zur wis­sen­schaft­li­chen Vor­bil­dung der Geist­li­chen 1. Gesetz­ge­bung in der Zeit des sog. „Kul­tur­kamp­fes“ 2. Kon­ti­nui­tä­ten und Dis­kon­ti­nui­tä­ten im Preu­ßen­kon­kor­dat III. Fort­gel­tung der Bestim­mun­gen zur wis­sen­schaft­li­chen Vor­bil­dung der Geist­li­chen 1. Modi­fi­zie­rung durch das Reichs­kon­kor­dat 2. Erwei­te­rung kirch­li­cher Rech­te durch die Lan­des­ver­fas­sun­gen nach 1945 3. Zwi­schen­er­geb­nis IV. Bedeu­tungs­wan­del theo­lo­gi­scher Fakul­tä­ten durch geän­der­te Rah­men­be­din­gun­gen 1. Wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung der Geist­li­chen und Not­wen­dig­keit der staat­li­chen Uni­ver­si­tät 2. Theo­lo­gi­sche Fakul­tä­ten als über­wie­gen­de Aus­bil­dungs­stät­ten für den geist­li­chen Nach­wuchs 3. Errich­tung von theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten „zur“ wis­sen­schaft­li­chen Vor­bil­dung der Geist­li­chen 4. Kirch­li­che Ver­pflich­tun­gen in beson­de­ren Situa­tio­nen V. Zusam­men­fas­sung in The­sen In zahl­rei­chen Kon­kor­da­ten und Kir­chen­ver­trä­gen hat sich der Staat gegen­über sei­nem jewei­li­gen kirch­li­chen Ver­trags­part­ner zur Ein­rich­tung und Unter­hal­tung von theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten an den staat­li­chen Uni­ver­si­tä­ten ver­pflich­tet. Bis in die 1970er Jah­re hin­ein domi­nier­te in den Ver­trags­tex­ten die moti­vie­ren­de Erwä­gung, der­ge­stalt die „wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung der Geist­li­chen“ zu gewähr­leis­ten. Die­ses „Ange­bot des Staa­tes an die Religionsgemeinschaften“1 wur­de in den seit 1990 abge­schlos­se­nen Staats­kir­chen­ver­trä­gen durch­weg durch die Garan­tie zuguns­ten der Kir­chen kom­plet­tiert, eige­ne Hoch­schu­len zu errich­ten und zu unter­hal­ten sowie nach Maß­ga­be des all­ge­mei­nen Hoch­schul­rechts für die­se Insti­tu­tio­nen staat­li­che Aner­ken­nung und För­de­rung zu erlan­gen. Von Anfang an war in den Kon­kor­da­ten mit dem Hei­li­gen Stuhl expli­zit die Fest­stel­lung ent­hal­ten, daß jene „wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung der Geist­li­chen“ auch an ande­ren Insti­tu­tio­nen als an den staat­li­chen theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten erfol­gen kön­ne. Vor die­sem Hin­ter­grund fragt sich, wie sich die in den Staats­kir­chen­ver­trä­gen gere­gel­ten Garan­tien „staat­li­che theo­lo­gi­sche Fakul­tä­ten“ und „kirch­li­che Hoch­schul­frei­heit“ zuein­an­der ver­hal­ten: Ste­hen sie gleich­be­rech­tigt neben­ein­an­der oder besteht umge­kehrt der Vor­rang der einen gegen­über der ande­ren? Stel­len die staat­li­chen theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten – mit der For­mu­lie­rung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts – (nur) ein „Ange­bot des Staa­tes“ dar, oder sind die Kir­chen auch recht­lich ver­pflich­tet, sie in Anspruch zu neh­men? Ist die kirch­li­che Hoch­schul­frei­heit umfas­send oder unter­liegt sie ver­trags­im­ma­nen­ten Schran­ken, resul­tie­rend etwa aus der Exis­tenz einer staat­li­chen theo­lo­gi­schen Fakul­tät? Der­ar­ti­ge Fra­gen haben bis­lang wenig, noch weni­ger: ver­tief­te, Auf­merk­sam­keit in Wis­sen­schaft und Pra­xis gefun­den. Ledig­lich ver­ein­zelt fin­den sich dazu im älte­ren Schrift­tum eini­ge Äuße­run­gen, die zumeist nur the­sen­haft erfol­gen und allen­falls knapp begrün­det wer­den. Sie las­sen sich in zwei grund­le­gen­den Aus­sa­gen zusam­men­fas­sen: – Sofern die Errich­tung einer staat­li­chen theo­lo­gi­schen Fakul­tät ver­trag­lich ver­ein­bart wur­de, habe „die Kir­che“ damit (still­schwei­gend) die Ver­pflichS­te­fan Mückl Der Ange­bots­cha­rak­ter der Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge — Die wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung der Geist­li­chen an den staat­li­chen theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten 1 BVerfGE 122, 89 (111). Ord­nung der Wis­sen­schaft 2019, ISSN 2197–9197 7 0 O RDNUNG DER WISSENSCHAFT 2 (2019), 69–88 2 Soweit ersicht­lich, erst­mals Ernst-Lüder Sol­te, Theo­lo­gie an der Uni­ver­si­tät. Staats- und kir­chen­recht­li­che Pro­ble­me der theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten, 1971, S. 103 m. Fn. 5; ähn­lich Heinz Mus­sing­hoff, Theo­lo­gi­sche Fakul­tä­ten im Span­nungs­feld von Staat und Kir­che. Ent­ste­hung und Aus­le­gung der Hoch­schul­be­stim­mun­gen des Kon­kor­dats mit Preu­ßen von 1929, dar­ge­legt unter Berück­sich­ti­gung des preu­ßi­schen Sta­tu­ten­rechts und der Bestim­mun­gen des Reichs­kon­kor­dats, 1979, S. 406; eben­so Mar­tin Heckel, Die theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten im welt­li­chen Ver­fas­sungs­staat, 1986, S. 371. 3 Im Ansatz bereits Wer­ner Weber, Der gegen­wär­ti­ge Sta­tus der theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten und Hoch­schu­len, in: Tym­bos für Wil­helm Ahl­mann. Ein Gedenk­buch, her­aus­ge­ge­ben von sei­nen Freun­den, 1951, S. 309 (323); sodann Man­fred Bal­dus, Die phi­lo­so­phisch-theo­lo­gi­schen Hoch­schu­len in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land. Geschich­te und gegen­wär­ti­ger Rechts­sta­tus, 1965, S. 113 f. („Oblie­gen­heit“); Sol­te, Theo­lo­gie an der Uni­ver­si­tät (FN 2), S. 110 f.; Heckel, Die Theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten im welt­li­chen Ver­fas­sungs­staat (FN 2), S. 369 („Neben­pflicht“); Rai­ner Him­mels­bach, Die Rechts­stel­lung der Theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten Trier, Pader­born, Frank­furt St. Geor­gen und Ful­da, 1996, S. 30; dies zuletzt auf­grei­fend Heri­bert Schmitz, Zukunft katho­lisch-theo­lo­gi­scher Fakul­tä­ten in Deutsch­land, MThZ 51 (2000), 292 (294). 4 Kon­kor­dat zwi­schen Sei­ner Hei­lig­keit Papst Pius XI. und dem Staa­te Bay­ern vom 29. März 1924, Abdruck bei Joseph Listl, Die Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land. Text­aus­ga­be für Wis­sen­schaft und Pra­xis, Band I, 1987, S. 289 ff. 5 Erst die Regie­rungs­be­grün­dung zu Art. 3 BayK (Abdruck ebd., S. 303 ff.) führ­te die bestehen­den Insti­tu­tio­nen auf: theo­lo­gi­sche Fakul­tä­ten in Mün­chen und Würz­burg, phi­lo­so­phisch-theo­lo­gi­sche Hoch­schu­len in Bam­berg, Dil­lin­gen, Frei­sing, Pas­sau und Regens­burg (S. 306). 6 1966 Freising/München (Ver­trag zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und dem Frei­staat Bay­ern über die Auf­lö­sung der Phi­lo­so­phisch­Theo­lo­gi­schen Hoch­schu­le Frei­sing und die wis­sen­schaft­li­che Aus­bil­dung der Stu­die­ren­den der katho­li­schen Theo­lo­gie an der Uni­ver­si­tät Mün­chen vom 2. Sep­tem­ber 1966, Abdruck ebd., S. 374 f. – Hin­ter­grund war die Ver­le­gung des Pries­ter­se­mi­nars der Erz­diö­ze­se Mün­chen und Frei­sing von Frei­sing nach Mün­chen) und Regens­burg (Ver­trag zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und dem Frei­staat Bay­ern über die katho­lisch-theo­lo­gi­sche Fakul­tät der Uni­ver­si­tät Regens­burg vom 2. Sep­tem­ber 1966, Abdruck ebd., S. 378 ff.), 1970 Dillingen/Augsburg (Ver­trag zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und dem Frei­staat Bay­ern über den Katho­lisch­theo­lo­gi­schen Fach­be­reich der Uni­ver­si­tät Augs­burg nebst Schluß­pro­to­koll vom 17. Sep­tem­ber 1970, Abdruck ebd., S. 399 ff.), 1974 Pas­sau und Bam­berg (Art. 3 § 1 n.F. BayK, i.d.F. des tung über­nom­men, ihre künf­ti­gen Geist­li­chen auch von die­ser aus­bil­den zu lassen.2 – Die staats­kir­chen­ver­trag­li­che Bestands­ga­ran­tie für die staat­li­chen the­lo­gi­schen Fakul­tä­ten beinhal­te für den kirch­li­chen Ver­trags­part­ner die (Neben-)Pflicht oder zumin­dest die Oblie­gen­heit, sich mit der Errich­tung eige­ner Hoch­schu­len „zurückzuhalten“.3 Um zu klä­ren, ob die­se The­sen die Rechts­la­ge zutref­fend wider­ge­ben und die auf­ge­wor­fe­nen Fra­gen umfas­send und (heu­te noch) maß­geb­lich beant­wor­ten, bedarf es zunächst einer ein­ge­hen­den Bestands­auf­nah­me der bestehen­den staats­kir­chen­ver­trag­li­chen Bestim­mun­gen (I.). Nach einer Ana­ly­se ihrer his­to­ri­schen Hin­ter­grün­de (II.) ist sodann zu unter­su­chen, ob die­se recht­lich unver­än­dert Bestand haben (III.). Des­glei­chen bedarf der Klä­rung, ob und inwie­weit mitt­ler­wei­le ein­ge­tre­te­ne Ver­än­de­run­gen bei den recht­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen wie im Tat­säch­li­chen Gel­tung oder Inter­pre­ta­ti­on die­ser Bestim­mun­gen beein­flus­sen (IV.). Abschlie­ßend wer­den die Ergeb­nis­se die­ser Über­le­gun­gen the­sen­haft zusam­men­ge­faßt (V.). I. Text­ana­ly­se: Bestim­mun­gen der Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge Die Bestands­auf­nah­me der ein­schlä­gi­gen Ver­trags­be­stim­mun­gen erfolgt in vier Abschnit­ten, ent­spre­chend der his­to­ri­schen Rei­hen­fol­ge des Abschlus­ses der Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge. Den Aus­gangs­punkt bil­den die baye­ri­schen Ver­trä­ge von 1924 (1.), gefolgt von den preu­ßi­schen von 1929/31 (2.) und den badi­schen von 1932 (3.). Um die Gene­se der aktu­el­len Rechts­la­ge bes­ser nach­voll­zie­hen zu kön­nen, wer­den die nach­ge­hen­den Fort­schrei­bun­gen und Modi­fi­zie­run­gen jeweils mit­ein­be­zo­gen. Der vier­te Abschnitt wid­met sich den seit 1990 mit den neu­en Län­dern abge­schlos­se­nen Staats­kir­chen­ver­trä­gen, sofern die­se kon­sti­tuiv Neu­es ent­hal­ten und nicht allein die vor­he­ri­ge – preu­ßisch gepräg­te – Rechts­la­ge auf­recht­erhal­ten, modi­fi­zie­ren oder abän­dern. 1. Bay­ern a) Kon­kor­dat mit dem Hei­li­gen Stuhl Das Baye­ri­sche Kon­kor­dat (BayK)4 gewähr­leis­te­te die (im Ver­trags­text indes nicht expli­zit genann­ten) theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten an den Uni­ver­si­tä­ten sowie die (gleich­falls staat­li­chen) phi­lo­so­phisch-theo­lo­gi­schen Hochschulen.5 Auf­ga­be bei­der Insti­tu­tio­nen soll­te sein, „den Bedürf­nis­sen des pries­ter­li­chen Beru­fes nach Maß­ga­be der kirch­li­chen Vor­schrif­ten Rech­nung (zu) tra­gen“ (Art. 4 § 1). Für bestimm­te Geist­li­che wur­de die erfolg­rei­che Absol­vie­rung der kirch­lich vor­ge­schrie­be­nen phi­lo­so­phisch-theo­lo­gi­schen Stu­di­en sta­tu­iert, wel­che alter­na­tiv ent­we­der an einer deut­schen staat­li­chen Hoch­schu­le, einer den Bestim­mun­gen des c. 1365 CIC/1917 ent­spre­chen­den deut­schen bischöf­li­chen Hoch­schu­le oder an einer päpst­li­chen Hoch­schu­le in Rom zu erfol­gen hat­ten (Art. 13 § 1 lit. c)). Spe­zi­ell für Ordens­kle­ri­ker bestand nach Art. 13 § 2 S. 2 zusätz­lich die Mög­lich­keit, die Stu­di­en an eige­nen Ordens­schu­len zu absol­vie­ren. In den 1960er und 1970er Jah­ren wur­den die phi­lo­so­phisch-theo­lo­gi­schen Hoch­schu­len auf­ge­ho­ben und als theo­lo­gi­sche Fakul­tä­ten bzw. Fach­be­rei­che in die erwei­ter­ten bzw. neu­ge­grün­de­ten Lan­des­uni­ver­si­tä­ten integriert.6 Deren Zweck­be­stim­mung wur­de über die „Be- Mückl · Der Ange­bots­cha­rak­ter der Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge 7 1 Ver­trags zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und dem Frei­staat Bay­ern zur Ände­rung und Ergän­zung des Baye­ri­schen Kon­kor­dats vom 29. März 1924 vom 4. Sep­tem­ber 1974, Abdruck ebd., S. 406 ff.). – Mitt­ler­wei­le wur­den durch das Zusatz­pro­to­koll zum Baye­ri­schen Kon­kor­dat vom 29. März 1924 vom 19. Janu­ar 2007 (GVBl. S. 351), bedingt durch das infol­ge rück­läu­fi­ger Stu­den­ten­zah­len ent­stan­de­ne „Miß­ver­hält­nis zwi­schen der Zahl der Leh­ren­den und der Stu­die­ren­den“, die Fakul­tä­ten in Bam­berg und Pas­sau auf 15 Jah­re sis­tiert. Hier­zu Johann Stör­le, Anmer­kun­gen zum „Ruhen“ der Kath.-Theol. Fakul­tä­ten an den Uni­ver­si­tä­ten Bam­berg und Pas­sau, BayVBl 2007, 673 ff. 7 Inso­weit geht die Regie­rungs­be­grün­dung (LT-Drucks. 7/7108, S. 16) davon aus, daß die Pries­ter­aus­bil­dung der zu erfül­len­de Haupt­zweck der Fakul­tä­ten und Fach­be­rei­che bleibt, doch auch „der ein­ge­tre­te­nen Ent­wick­lung“ Rech­nung getra­gen wer­den soll, daß „das Lehr­an­ge­bot auch für Lai­en­theo­lo­gen (Pas­to­ral­as­sis­ten­ten) dien­lich sein soll“. 8 „Zusam­men­ge­faßt“ wur­den die Bischöf­li­che Phi­lo­so­phisch-Theo­lo­gi­sche Hoch­schu­le Eich­stätt (1843–1924: Kirch­li­ches Lyze­um) und die 1958 von der Frei­sin­ger Bischofs­kon­fe­renz gegrün­de­te und staat­lich geneh­mig­te Kirch­li­che Päd­ago­gi­sche Hoch­schu­le Eich­stätt. – Näher Wolf­gang Kahl, Grund­la­gen. Die Geschich­te der baye­ri­schen Hoch­schu­len, in: Max-Ema­nu­el Geis (Hrsg.), Hoch­schul­recht im Frei­staat Bay­ern. Ein Hand­buch für die Pra­xis, 2. Aufl. 2017, Kap. 1 Rn. 37; näher Hubert Gru­ber, Die Eich­stät­ter Hoch­schu­len nach 1945, in: Rai­ner A. Mül­ler (Hrsg.), Veri­ta­ti et Vitae. Vom Bischöf­li­chen Lyze­um zur Katho­li­schen Uni­ver­si­tät. Fest­schrift im Auf­trag der Geschichts- und Gesell­schafts­wis­sen­schaft­li­chen Fakul­tät der Katho­li­schen Uni­ver­si­tät Eich­stätt, 1993, S. 109 ff. 9 Art. 5 n.F. BayK. 10 Noten­wech­sel zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und dem Frei­staat Bay­ern über die Umbe­nen­nung der Kirch­li­chen Gesamt­hoch­schu­le Eich­stätt vom 1./5. März 1980, Abdruck bei Listl, Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge I (FN 4), S. 468 ff. – Seit 2001 führt die Insti­tu­ti­on die Bezeich­nung „Katho­li­sche Uni­ver­si­tät Eich­stätt-Ingol­stadt“, Grund­la­ge dafür war die durch eine wei­te­re Kon­kor­dats­än­de­rung ermög­lich­te Errich­tung einer wirt­schafts­wis­sen­schaft­li­chen Fakul­tät (Ver­trag zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und dem Frei­staat Bay­ern zur Ände­rung und Ergän­zung des Baye­ri­schen Kon­kor­dats vom 29. März 1924, vom 8. Juni 1988 [GVBl. S. 241]). 11 Art. 13 § 3 n.F. BayK. 12 Baye­ri­sche Rechts­samm­lung, Bd. IV S. 190. 13 www.gesetze-bayern.de/Content/Document/BayKonk (Zugriff: 22. März 2019). 14 Art. 13 § 1 lit. c) sowie § 2 neh­men Bezug auf c. 1365 CIC (1917). Die Bestim­mung trat mit Inkraft­tre­ten des neu­en CIC von 1983 außer Kraft; die nun für die wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung der Pries­ter gel­ten­den Vor­schrif­ten fin­den sich in cc. 250–252 CIC (1983). 15 Art. 2 Abs. 1 des Ver­trags zwi­schen dem Baye­ri­schen Staa­te und der Evan­ge­lisch-Luthe­ri­schen Kir­che in Bay­ern rechts des Rheins vom 15. Novem­ber 1924, Abdruck bei Listl, Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge I (FN 4), S. 508 ff. 16 Art. 26 lit c. BayEvKV sowie Art. 19 lit. c) des Ver­trags zwi­schen dem Baye­ri­schen Staa­te und der Ver­ei­nig­ten pro­tes­tan­tisch-evan­ge­lisch-christ­li­chen Kir­che der Pfalz (Pfäl­zi­sche Lan­des­kir­che) vom 15. Novem­ber 1924, Abdruck ebd., S. 517 ff. 17 Ver­trag zwi­schen dem Frei­staat Bay­ern und der Evan­ge­lischLu­the­ri­schen Kir­che in Bay­ern über die Evan­ge­lisch-Theo­lo­gi­sche Fakul­tät der Uni­ver­si­tät Mün­chen vom 20. Juni 1967, Abdruck ebd., S. 553 f. 18 Art. 3 und 4 des Ver­trags zwi­schen dem Frei­staat Bay­ern und der Evan­ge­lisch-Luthe­ri­schen Kir­che in Bay­ern zur Ände­rung des Ver­trags zwi­schen dem Baye­ri­schen Staa­te und der Evan­ge­lischLu­the­ri­schen Kir­che in Bay­ern vom 15. Novem­ber 1924 vom 12. Sep­tem­ber 1974, Abdruck ebd., S. 566 ff. dürf­nis­se des pries­ter­li­chen Berufs“ hin­aus auf die­je­ni­gen „ande­rer seel­sor­ge­ri­scher Diens­te nach Maß­ga­be der kirch­li­chen Vor­schrif­ten“ erwei­tert (Art. 4 § 1 n.F.).7 Außer­dem fand sich der baye­ri­sche Staat zur Gewähr­leis­tung der Errich­tung und des Betriebs (sowie der weit­ge­hen­den Finan­zie­rung) „einer ört­lich zusam­men­ge­faß­ten kirch­li­chen Gesamthochschule“8 mit den wis­sen­schaft­li­chen Stu­di­en­gän­ge Katho­li­sche Theo­lo­gie sowie Lehr­amt bereit,9 wel­che 1980 in „Katho­li­sche Uni­ver­si­tät Eich­stätt“ umbe­nannt wurde.10 Im wesent­li­chen unver­än­dert blie­ben seit 1924 die Anfor­de­run­gen an die wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung bestimm­ter Geist­li­cher, von denen seit dem Ände­rungs­ver­trag von 1974 bei kirch­li­chem wie staat­li­chen Ein­ver­ständ­nis abge­se­hen wer­den kann.11 Wenn frei­lich die 1987 staat­li­cher­seits ver­öf­fent­lich­te „berei­nig­te Fas­sung“ des Konkordats12 (die aktu­ell gleich­lau­tend im Inter­net zugäng­lich ist13), unver­än­dert auf eine seit 1983 nicht mehr gel­ten­de Norm des kano­ni­schen Rechts verweist,14 indi­ziert die­ser Umstand ein über­aus zurück­hal­ten­des Inter­es­se des Staa­tes an deren Effek­tu­ie­rung. b) Evan­ge­li­sche Kir­chen­ver­trä­ge Urspüng­lich war allein die evan­ge­li­sche theo­lo­gi­sche Fakul­tät an der Uni­ver­si­tät Erlan­gen in ihrem Bestand gesichert.15 Dane­ben wur­de für bestimm­te Geist­li­che ein min­des­tens vier­jäh­ri­ges phi­lo­so­phisch-theo­lo­gi­sches Stu­di­um an einer deut­schen staat­li­chen Hoch­schu­le fest­ge­schrie­ben; aller­dings stand es den Kir­chen frei, eine mit ihrer Erlaub­nis an außer­deut­schen Fakul­tä­ten ver­brach­te Zeit auf das vor­ge­schrie­be­ne Stu­di­um anzurechnen.16 Die Ver­trags­fort­schrei­bun­gen der Nach­kriegs­zeit –  wel­che nun­mehr allein das frü­her so bezeich­ne­te rechts­rhei­ni­sche Bay­ern betref­fen – bezo­gen sich auf die Neu­grün­dung der Evan­ge­lisch-Theo­lo­gi­schen Fakul­tät an der Uni­ver­si­tät München17 sowie die Errich­tung von Lehr­stüh­len für die Reli­gi­ons­leh­rer­aus­bil­dung an den übri­gen Landesuniversitäten.18 Der Ände­rungs­ver­trag von 1974 ent­hielt erst­mals die Vor­ga­be, die Fakul­tä­ten müß­ten „ins­be­son­de­re den Bedürf­nis­sen des Berufs eines evan­ge­li­schen Pfar­rers unter Berück­sich­ti­gung der 7 2 O RDNUNG DER WISSENSCHAFT 2 (2019), 69–88 19 Art. 5 Abs. 1 und 2 n.F. BayEvKV (Abschnitt I Nr. 1 des in FN 18 genann­ten Ver­trags). 20 Art. 26 Abs. 2 n.F. BayEvKV (Abschnitt I Nr. 8 des in FN 18 genann­ten Ver­trags). 21 Ver­trag zwi­schen dem Frei­staat Bay­ern und der Evan­ge­lisch-Luthe­ri­schen Kir­che in Bay­ern zur Ände­rung des Ver­trags zwi­schen dem Baye­ri­schen Staa­te und der Evan­ge­lisch-Luthe­ri­schen Kir­che in Bay­ern vom 15. Novem­ber 1924, vom 10. Juli 1978, Abdruck bei Listl, Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge I (FN 4), S. 579 ff. 22 LT-Drucks. 8/8827, S. 4. 23 Art. 26 Abs. 1 lit. c) n.F. BayEvKV. 24 Art. 3 und 4 n.F. BayEvKV. – Das Zusatz­pro­to­koll zum Ver­trag zwi­schen dem Baye­ri­schen Staa­te und der Evan­ge­lisch-Luthe­ri­schen Kir­che in Bay­ern vom 15. Novem­ber 1924, vom 14. März 2007 (GVBl. S. 556) redu­zier­te wie­der die Lehr­stüh­le an den Uni­ver­si­tä­ten ohne eige­ne theo­lo­gi­sche Fakul­tät (Zif­fer II) und erneu­er­te die Garan­tie der Fakul­tä­ten in Erlan­gen-Nürn­berg und Mün­chen in ihrer kon­kre­ten Aus­stat­tung (Zif­fer I). 25 Ver­trag des Frei­staa­tes Preu­ßen mit dem Hei­li­gen Stuhl nebst Schluß­pro­to­koll vom 14. Juni 1929, Abdruck bei Joseph Listl, Die Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land. Text­aus­ga­be für Wis­sen­schaft und Pra­xis, Band II, 1987, S. 709 ff. 26 Das Schluß­pro­to­koll zu Art. 9 stell­te das an einer öster­rei­chi­schen staat­li­chen Uni­ver­si­tät zurück­ge­leg­te Stu­di­um gleich, nach Art. 9 Abs. 2 und Art. 10 Abs. 2 konn­te bei kirch­li­chem und staat­li­chem Ein­ver­ständ­nis vom in Art. 9 Abs. 1 lit. c) nor­mier­ten Erfor­der­nis abge­se­hen wer­den, eben­so konn­te ein an ande­ren deutsch­spra­chi­gen (nicht not­wen­di­ger­wei­se staat­li­chen) Hoch­schu­len erfolg­tes Stu­di­um aner­kannt wer­den. 27 Ein­ge­hend zur Pro­ble­ma­tik Ulrich Hau­de, Die Fort­gel­tung des preu­ßi­schen Kon­kor­dats vom 14.6.1929 und der preu­ßi­schen evan­ge­li­schen Kir­chen­ver­trä­ge vom 11.5.1931 in den Län­dern Hes­sen, Nie­der­sach­sen, Nord­rhein-West­fa­len und Rhein­land­Pfalz, Diss. iur. Bonn 1955. 28 Ver­trag des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len mit dem Hei­li­gen Stuhl über die Errich­tung des Bis­tums Essen vom 19. Dezem­ber 1956, Abdruck bei Listl, Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge II (FN 25), S. 230 ff. kirch­li­chen Prü­fungs­ord­nun­gen“ sowie fer­ner den Bedürf­nis­sen der Stu­den­ten für das Lehr­amt aller Stu­fen Rech­nung tragen.19 Hin­sicht­lich der Anfor­de­run­gen an die wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung bestimm­ter Geist­li­cher wur­de eine – vom kirch­li­chen und staat­li­chen Ein­ver­ständ­nis beding­te – Dis­pen­s­mög­lich­keit geschaffen.20 Ein wei­te­rer Ände­rungs­ver­trag von 197821 schließ­lich stell­te – unter expli­zi­tem Hin­weis auf die Baye­ri­sche Verfassung22 – das Stu­di­um an einer kirch­li­chen mit dem­je­ni­gen an einer staat­li­chen Hoch­schu­le gleich23 und erhöh­te die Anzahl der Lehr­stüh­le für evan­ge­li­sche Theo­lo­gie an den Uni­ver­si­tä­ten ohne eige­ne theo­lo­gi­sche Fakultät.24 2. Rege­lun­gen in Preu­ßen sowie Fort­gel­tung und Ände­run­gen in den Nach­fol­ge­län­dern a) Katho­li­sche Kir­che Anders als in Bay­ern gewähr­leis­te­te das Kon­kor­dat des Hei­li­gen Stuhls mit dem Frei­staat Preu­ßen (PrK)25 den Fort­be­stand von vier kon­kret auf­ge­führ­ten katho­lisch-theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten, wel­che der „wis­sen­schaft­li­chen Vor­bil­dung der Geist­li­chen“ die­nen soll­ten: an den Uni­ver­si­tä­ten Bres­lau, Bonn und Müns­ter sowie an der Aka­de­mie Brauns­berg (Art. 12 Abs. 1). Ergän­zend erklär­te Art. 12 Abs. 2 PrK den Erz­bi­schof von Pader­born sowie die Bischö­fe von Trier, Ful­da, Lim­burg, Hil­des­heim und Osna­brück für „berech­tigt, in ihren Bis­tü­mern ein Semi­nar zur wis­sen­schaft­li­chen Vor­bil­dung der Geist­li­chen zu besit­zen“. Der­ar­ti­ge Insti­tu­tio­nen bestan­den im Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses bereits in Pader­born (Phi­lo­so­phisch-Theo­lo­gi­sche Aka­de­mie), Trier (Bischöf­li­ches Pries­ter­se­mi­nar), Ful­da (Phi­lo­so­phisch-Theo­lo­gi­sche Lehr­an­stalt) und seit 1926 auch in Lim­burg (Phi­lo­so­phisch-Theo­lo­gi­sche Hoch­schu­le Frank­furt St. Geor­gen). Inha­ber bestimm­ter höhe­rer kirch­li­cher Ämter sowie die kano­ni­schen Pfar­rer muß­ten ein min­des­tens drei­jäh­ri­ges phi­lo­so­phisch­theo­lo­gi­sches Stu­di­um (sog. Tri­en­ni­um) nach­wei­sen, das ent­we­der an einer deut­schen staat­li­chen Hoch­schu­le, an einem der in Art. 12 PrK auf­ge­führ­ten bischöf­li­chen Semi­na­re oder an einer päpst­li­chen Hoch­schu­le in Rom zu absol­vie­ren war (Art. 9 Abs. 1 lit. c), Art. 10 Abs. 1).26 Unbe­scha­det der Auf­lö­sung Preu­ßens durch den Alli­ier­ten Kon­troll­rat 1947 blieb das Kon­kor­dat auch für die auf ehe­mals preu­ßi­schem Staats­ge­biet neu ent­stan­de­nen Län­der grund­sätz­lich in Geltung.27 Die nach­fol­gen­den Kon­kor­da­te und Ver­trä­ge zwi­schen Hei­li­gem Stuhl und den betref­fen­den Län­dern als Rechts­nach­fol­ger Preu­ßens set­zen mit Fort­schrei­bun­gen und Neu­re­ge­lun­gen eige­ne Akzen­te: – Dem Bischof des 1956/57 neu errich­te­ten Bis­tums Essen wur­de vertraglich28 der Besitz eines Semi­nars zur wis­sen­schaft­li­chen Vor­bil­dung der Geist­li­chen in sei­nem Bis­tum zuge­stan­den (§ 6), die Bestim­mun­gen des Art. 12 Abs. 2 PrK gal­ten fort­an auch für die­ses Semi­nar. Als ein Jahr­zehnt spä­ter das Land an der neu­ge­grün­de­ten Ruhr-Uni­ver­si­tät Bochum eine Katho­lisch-Theo­lo­gi­sche Abtei­lung ein­rich­te­te, erklär­te der Hei­li­ge Stuhl in einem auf die Freund­schafts­klau­sel gem. Art. 13 PrK gestütz­ten Noten­wech­sel gegen­über dem Land Nord­rhein-West­fa­len, der Bischof von Essen wer­de „im Hin­blick auf die Gel­tung die­ser Gesamt­re­ge­lung“ von sei­nem ihm Mückl · Der Ange­bots­cha­rak­ter der Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge 7 3 29 Noten­wech­sel zwi­schen dem Minis­ter­prä­si­den­ten des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len und dem Apos­to­li­schen Nun­ti­us in Deutsch­land über die Katho­lisch-Theo­lo­gi­sche Abtei­lung der Ruhr-Uni­ver­si­tät Bochum vom 20./29. Dezem­ber 1967, Abdruck ebd., S. 256 ff. 30 Edmund Bia­go­ni, Essen, in: Erwin Gatz (Hrsg.), Pries­ter­aus­bil­dungs­stät­ten der deutsch­spra­chi­gen Län­der zwi­schen Auf­klä­rung und Zwei­tem Vati­ka­ni­schem Kon­zil. Mit Wei­he­sta­tis­ti­ken der deutsch­spra­chi­gen Diö­ze­sen, 1994, S. 73 f. 31 Abdruck bei Listl, Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge II (FN 25), S. 297 ff. 32 Kon­kor­dat zwi­schen dem Hei­li­gen Stuh­le und dem Lan­de Nie­der­sach­sen vom 26. Febru­ar 1965, Abdruck ebd., S. 5 ff. 33 Abdruck ebd., S. 37 ff. (42 f.). 34 Zur Pro­ble­ma­tik Wolf­gang Rüf­ner, Gel­tung des Reichs­kon­kor­dats, des Preu­ßi­schen Kon­kor­dats und des Preu­ßi­schen Kir­chen­ver­trags im Bei­tritts­ge­biet, in: Bernd Becker/Hans Peter Bull/Otfried See­wald (Hrsg.), Fest­schrift für Wer­ner Thie­me zum 70. Geburts­tag, 1993, S. 343 ff. 35 Die Wen­dun­gen lau­ten: „in Wür­di­gung des Ver­tra­ges“ bzw. „unbe­scha­det einer Fort­gel­tung des Ver­tra­ges“. 36 Aus­nah­men bil­den das Bis­tum Dres­den-Mei­ßen im Hin­blick auf die Beset­zung des bischöf­li­chen Stuhls und die Kano­ni­ka­te des Dom­ka­pi­tels (inso­weit gilt gem. Art. 13 Abs. 2 des Ver­trags zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und dem Frei­staat Sach­sen vom 2. Juli 1996, AAS 89 [1997], 613 = GVBl 1997 S. 18, Art. 14 des Kon­kor­dat zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und dem Deut­schen Reich vom 20. Juli 1933 [Reichs­kon­kor­dat, Abdruck bei Listl, Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge I, S. 34 ff., fort] sowie das Bis­tum Erfurt (hier wer­den die tra­dier­ten Kautelen des PrK hin­sicht­lich der höhe­ren Geist­li­chen, nicht aber hin­sicht­lich der Pfar­rer, fort­ge­schrie­ben, s. Art. 5 Abs. 3 und 4 des Ver­trags zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und dem Frei­staat Thü­rin­gen vom 11. Juni 1997, AAS 89 [1997], 756 = GVBl S. 266). 37 Ver­trag zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und den Län­dern Sach­sen­An­halt, Bran­den­burg und Frei­staat Sach­sen über die Errich­tung des Bis­tums Mag­de­burg vom 13. April 1994, AAS 87 (1995), 129 = SächsGVBl S. 1046; Ver­trag zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und dem Land Bran­den­burg sowie dem Frei­staat Sach­sen über die Errich­tung des Bis­tums Gör­litz vom 4. Mai 1994, AAS 87 (1995), 138 = SächsGVBl S. 1059; Ver­trag zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und dem Frei­staat Thü­rin­gen über die Errich­tung des Bis­tums Erfurt vom 14. Juni 1994, AAS 87 (1995), 145 = GVBl. S. 791 (jeweils: Schluß­pro­to­koll zu Art. 3 und 4); eben­so Art. 12 Abs. 1 des Ver­trags zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und dem Land Sach­sen­An­halt vom 15. Janu­ar 1998, AAS 90 (1998), 470 = GVBl S. 161. 38 So in den in FN 37 genann­ten Bis­tumser­rich­tungs­ver­trä­gen für Mag­de­burg und Erfurt (jeweils Art. 6), außer­dem Art. 8 des Ver­trags zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und der Frei­en und Han­se­stadt Ham­burg, dem Land Meck­len­burg-Vor­pom­mern und dem Land Schles­wig-Hol­stein über die Errich­tung von Erz­bis­tum und Kir­chen­pro­vinz Ham­burg vom 22. Sep­tem­ber 1994, AAS 87 (1995), 154 = GVOBl MV S. 1026. ver­trag­lich ein­ge­räum­ten Recht kei­nen Gebrauch machen.29 Frei­lich bestand in Essen zu kei­nem Zeit­punkt ein Semi­nar i.S.v. Art. 12 Abs. 2 PrK.30 Die Rege­lung des Noten­wech­sels wur­de in einem wei­te­ren Ver­trag zwi­schen dem Land Nord­rhein­West­fa­len und dem Hei­li­gen Stuhl vom 26. März 198431 bestä­tigt (Schluß­pro­to­koll zu Art. II). Im übri­gen bekräf­tig­te der Ver­trag – des­sen Rege­lungs­ge­halt aus­weis­lich der Prä­am­bel dar­in bestand, auf der Grund­la­ge der bestehen­den ver­trag­li­chen Bin­dun­gen eine Über­ein­kunft über die Anwen­dung des Art. 12 Abs. 1 PrK (sowie des Schluß­pro­to­kolls zu Art. 12 Abs. 1 S. 2 PrK) zu tref­fen – die Bestands­ga­ran­tie zuguns­ten der katho­lisch-theo­lo­gi­schen Fach­be­rei­che in Bochum, Bonn und Müns­ter (Art. II); ihre Zweck­be­stim­mung wur­de wie­der­um mit der „wis­sen­schaft­li­chen Vor­bil­dung der Geist­li­chen“ umschrie­ben. – Im Nie­der­säch­si­schen Kon­kor­dat von 196532 erklär­te sich das Land Nie­der­sach­sen bereit, „zu gege­be­ner Zeit“ eine katho­lisch-theo­lo­gi­sche Fakul­tät an der Uni­ver­si­tät Göt­tin­gen zu errich­ten (Art. 4 Abs. 1). Im glei­chen Zeit­punkt soll­te für die Bischö­fe von Hil­des­heim und Osna­brück Art. 12 Abs. 2 PrK (also die Berech­ti­gung zum Besitz eines Semi­nars zur wis­sen­schaft­li­chen Vor­bil­dung der Geist­li­chen) ent­fal­len (Art. 4 Abs. 2). Die Zurück­stel­lung der (bis heu­te nicht erfolg­ten) Errich­tung einer Fakul­tät in Göt­tin­gen erklär­te die Regie­rungs­be­grün­dung zum Kon­kor­dat mit der Erwä­gung, die zu erwar­ten­de Zahl der Stu­den­ten der Diö­ze­se Hil­des­heim, wel­che allein bis­her bereit wäre, eine sol­che Fakul­tät zu ihrer ordent­li­chen Aus­bil­dungs­stät­te zu bestim­men, wür­de die Errich­tung einer Fakul­tät nicht rechtfertigen.33 Für die 1990 wie­der­be­grün­de­ten Län­der Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Bran­den­burg, Sach­sen, Sach­sen­An­halt und Thü­rin­gen war hin­ge­gen die Fort­gel­tung des Preu­ßi­schen Kon­kor­dats nicht unumstritten.34 Die von die­sen Län­dern mit dem Hei­li­gen Stuhl abge­schlos­se­nen Ver­trä­ge ent­hal­ten inso­weit sal­va­to­ri­sche Klauseln,35 neh­men aber in der Sache Neu­re­ge­lun­gen vor, die nur noch teil­wei­se den Inhal­ten des Kon­kor­dats von 1929 ent­spre­chen: – Fast zur Gän­ze feh­len die tra­dier­ten Bestim­mun­gen hin­sicht­lich der Anfor­de­run­gen an die wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung bestimm­ter Geistlicher.36 Teil­wei­se erklä­ren die Län­der expli­zit den Vor­rang von Art. 140 GG i.V.m. Art. 137 Abs. 3 S. 2 WRV.37 – Für das Erz­bis­tum Ham­burg sowie die Bis­tü­mer Mag­de­burg und Erfurt wird das Recht des (Erz-) Bischofs aner­kannt, gemäß dem kirch­li­chen Recht ein Diö­ze­san­se­mi­nar (Hoch­schu­le im Sin­ne des Kir­chen­rechts und Pries­ter­se­mi­nar) zur wis­sen­schaft­li­chen Vor­bil­dung der Geist­li­chen zu errich­ten; nach dem jewei­li­gen Lan­des­recht kann die­ses Semi­nar den Sta­tus einer staat­lich aner­kann­ten Hoch­schu­le erhalten.38 7 4 O RDNUNG DER WISSENSCHAFT 2 (2019), 69–88 39 Art. 6 des Sächs­KathKV (FN 36); Art. 10 des Thür­KathKV (FN 36); Art. 7 KathKV LSA (FN 37); Art. 5 des Ver­trags zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und dem Land Meck­len­burg-Vor­pom­mern vom 15. Sep­tem­ber 1997, AAS 90 (1998), 98 = GVOBl 1998 S. 2; Art. 5 des Ver­trags zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und dem Land Bran­den­burg vom 12. Novem­ber 2003, AAS 96 (2004), 625 = GVBl. 2004 S. 224. 40 Art. 5 Sächs­KathKV (FN 36) und Art. 5 KathKV LSA (FN 37). 41 Jeweils Art. 6 KathKV MV und KathKV Bbg (FN 39) sichern zu, eine wis­sen­schaft­li­che Ein­rich­tung für katho­li­sche Theo­lo­gie oder Reli­gi­ons­päd­ago­gik nur auf­grund einer geson­der­ten Ver­ein­ba­rung mit dem Hei­li­gen Stuhl zu errich­ten. Dazu ist es bis­lang nicht gekom­men. 42 Ein­glie­de­rung der (kirch­li­chen, indes staat­lich aner­kann­ten) Theo­lo­gi­schen Fakul­tät Erfurt in die staat­li­che Uni­ver­si­tät Erfurt durch den Ver­trag zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und dem Frei­staat Thü­rin­gen hin­sicht­lich der Errich­tung einer Katho­lisch­Theo­lo­gi­schen Fakul­tät der Uni­ver­si­tät Erfurt vom 19. Novem­ber 2002, AAS 95 (2003), 237 = GVBl S. 417. 43 Schluß­pro­to­koll zu Art. 11 Abs. 2 Thür­KathKV (FN 36). 44 Erst in der Regie­rungs­be­grün­dung zum Ver­trag über die Errich­tung der Fakul­tät in Erfurt (FN 42) nennt inso­weit die Bischö­fe der Diö­ze­sen Dres­den-Mei­ßen, Erfurt, Gör­litz und Mag­de­burg, wel­cher fer­ner ihren „Wil­len bekräf­tigt“ hät­ten, „an der gemein­sa­men Aus­bil­dung ihrer Pries­ter­amts­kan­di­da­ten in Erfurt fest­zu­hal­ten (LT-Drucks. 3/2824, S. 13). Von einer der­ar­ti­gen Absichts­er­klä­rung wuß­te bereits der Wis­sen­schafts­rat in sei­ner „Stel­lung­nah­me zur Auf­nah­me der Uni­ver­si­tät Erfurt in das Hoch­schul­ver­zeich­nis des Hoch­schul­bau­för­de­rungs­ge­set­zes“ vom 25. Okto­ber 1995 zu berich­ten (Drs. 2273/95, S. 63 f.; zugäng­lich unter www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/2273–95.pdf; Zugriff: 22. März 2019). 45 Ver­trag des Frei­staa­tes Preu­ßen mit den Evan­ge­li­schen Lan­des­kir­chen vom 11. Mai 1931, Abdruck bei Listl, Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge II (FN 25), S. 760 ff. 46 Das an einer öster­rei­chi­schen staat­li­chen Uni­ver­si­tät zurück­ge­leg­te Stu­di­um wird bereits dem­je­ni­gen an einer deut­schen Uni­ver­si­tät gleich­ge­stellt (Schluß­pro­to­koll zu Arti­kel 8 Abs. 1 lit. c)). Kirch­li­che Hoch­schu­len wer­den nicht erwähnt. 47 So für Göt­tin­gen (Art. 3 Abs. 1 des Ver­trags des Lan­des Nie­der­sach­sen mit den Evan­ge­li­schen Lan­des­kir­chen in Nie­der­sach­sen vom 19. März 1955, Abdruck bei Listl, Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge II [FN 25], S. 109 ff.); Kiel (Art. 4 Abs. 1 des Ver­trags zwi­schen dem Land Schles­wig-Hol­stein und den evan­ge­li­schen Lan­des­kir­chen in Schles­wig-Hol­stein vom 23. April 1957, Abdruck ebd., S. 665 ff.), Mar­burg (Art. 13 des Ver­trags der Evan­ge­li­schen Lan­des­kir­chen in Hes­sen mit dem Lan­de Hes­sen vom 18. Febru­ar 1960, Abdruck bei Listl, Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge I [FN 4], S. 802 ff.), Bonn und Müns­ter (Art. II Abs. 1 des Ver­trags zwi­schen dem Land Nord­rhein-West­fa­len und der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land, der Evan­ge­li­schen Kir­che von West­fa­len und der Lip­pi­schen Lan­des­kir­che vom 18. Sep­tem­ber 1984, Abdruck bei Listl, Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge II [FN 25], S. 380 ff.). 48 Art. 9 Abs. 1 lit. c) Nds­EvKV; Art. 10 Abs. 1 lit. b) EvKV SH; Art. 10 Abs. 1 lit. c) Hes­sEvKV (alle FN 47); außer­dem Art. 9 Abs. 1 lit. c) Ver­trag des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len mit der Lip­pi­schen Lan­des­kir­che vom 6. März 1958 (Abdruck bei Listl, Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge II [FN 25], S. 322 ff.). 49 Art. 9 Abs. 3 und 4 Nds­EvKV; Art. 10 Abs. 3 EvKV SH (bei­de FN 47); Art. 9 Abs. 3 und 4 EvKV Lip­pe (FN 48; hier zudem Erwei­te­rung auf hol­län­di­sche Hoch­schu­len). – Alle fünf neu­en Län­der erken­nen das Recht der Kir­che (sowie ihrer Ordens­ge­mein­schaf­ten und Ein­rich­tun­gen) zur Errich­tung eige­ner Hoch­schu­len an, deren Aner­ken­nung sich wie­der­um nach dem jewei­li­gen Lan­des­recht sowie ggf. ergän­zen­der Ver­ein­ba­rung bemißt.39 Wäh­rend an den Uni­ver­si­tä­ten Dres­den und Hal­le Insti­tu­te für Katho­li­sche Theo­lo­gie zum Zweck der Reli­gi­ons­leh­rer­aus­bil­dung bestehen,40 wur­de allein41 in Erfurt (bis 1945 preu­ßisch) im Jahr 2002 eine katho­lisch-theo­lo­gi­sche Fakul­tät an der staat­li­chen Uni­ver­si­tät errichtet.42 Bereits im Vor­feld war im Thü­rin­ger Ver­trag der Ver­zicht „der Diö­ze­san­bi­schö­fe“ auf die Aus­übung des Rechts fest­ge­hal­ten wor­den, eine eige­ne Ein­rich­tung für die wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung der Geist­li­chen zu errich­ten oder zu unterhalten.43 Um wel­che Bischö­fe es sich dabei gehan­delt haben könn­te, läßt der Ver­trags­text indes nicht erkennen.44 b) Evan­ge­li­sche Kir­chen Der Preu­ßi­sche Kir­chen­ver­trag (PrEvKV)45 erhielt mit der Ziel­set­zung „für die wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung der Geist­li­chen“ die evan­ge­lisch-theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten an den Uni­ver­si­tä­ten in Ber­lin, Bonn, Bres­lau, Greifs­wald, Hal­le, Kiel, Königs­berg, Mar­burg und Müns­ter auf­recht (Art. 11 Abs. 1). Für bestimm­te kirch­li­che Ämter war die Absol­vie­rung eines min­des­tens drei­jäh­ri­gen theo­lo­gi­schen Stu­di­ums an einer deut­schen staat­li­chen Hoch­schu­le Vor­aus­set­zung (Art. 8 Abs. 1 lit. c)). Aller­dings konn­te – bei kirch­li­chem und staat­li­chen Ein­ver­ständ­nis – auch ein Stu­di­um an „ande­ren deutsch­spra­chi­gen Hoch­schu­len“ aner­kannt wer­den (Art. 8 Abs. 3). Nähe­ren Anhalt, was dar­un­ter zu ver­ste­hen sein könnte,46 las­sen sich dem Ver­trags­text nicht ent­neh­men. Die­ser Grund­kon­zep­ti­on des Preu­ßi­schen Kir­chen­ver­trags folg­ten diver­se Kir­chen­ver­trä­ge der 1950er und 1960er Jah­re: Die Bestands­ga­ran­tien für die evan­ge­lisch-theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten wer­den erneuert,47 ihre Zweck­be­stim­mung liegt wei­ter­hin in der wis­sen­schaft­li­chen Vor­bil­dung der Geist­li­chen, bestimm­te Kir­chen­äm­ter erfor­dern unver­än­dert ein min­des­tens drei­jäh­ri­ges theo­lo­gi­sches Stu­di­um an einer deut­schen staat­li­chen Universität48 (oder wenigs­tens einer deutsch­pra­chi­gen – nicht not­wen­di­ger­wei­se staat­li­chen – Hochschule)49. Gleich­wohl wird schon in die­ser Pha­se das über­kom­me­ne preu­ßi­sche Sys­tem fort­ent­wi­ckelt: – Vor­sich­tig fin­det sich der Staat bereit, auch die Errich­tung kirch­li­cher Aus­bil­dungs­stät­ten ver­trag­lich zu fixie­ren, zunächst bezo­gen auf die „Lehr­kräf­te in evan­ge­li­scher Reli­gi­ons­päd­ago­gik“ in Mückl · Der Ange­bots­cha­rak­ter der Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge 7 5 50 Art. 5 Abs. 1 EvKV SH (FN 47). 51 Art. 11 Abs. 6 EvKV Lip­pe (FN 48). 52 Schluß­pro­to­koll zu Art. 10 Abs. 1 lit. c) Hes­sEvKV (FN 47): Aner­ken­nung der theo­lo­gi­schen Stu­di­en an den kirch­li­chen Hoch­schu­len Bethel, Wup­per­tal, Neu­en­det­tels­au und Ber­lin; Schluß­pro­to­koll zu Art. II Abs. 1 EvKv NRW (FN 47): Erklä­rung der Lan­des­kir­chen, daß „gegen­wär­tig nicht die Absicht besteht, die Kirch­li­chen Hoch­schu­len Bethel und Wup­per­tal auf­zu­lö­sen oder eine wei­te­re kirch­li­che Ein­rich­tung für die wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung der Geist­li­chen zu errich­ten. 53 Die­se neu­en Kir­chen­ver­trä­ge tre­ten nach dem Wil­len der Ver­trags­par­tei­en an die Stel­le des PrEvKV, s. Art. 28 Abs. 2 des Ver­trags des Lan­des Sach­sen-Anhalt mit den Evan­ge­li­schen Lan­des­kir­chen in Sach­sen-Anhalt vom 15. Sep­tem­ber 1993, GVBl. 1994 S. 173 (sowie Schluß­pro­to­koll); Art. 28 Abs. 2 S. 2 des Ver­trags zwi­schen dem Land Meck­len­burg-Vor­pom­mern und der Evan­ge­lisch-Luthe­ri­schen Lan­des­kir­che Meck­len­burgs und der Pom­mer­schen Evan­ge­li­schen Kir­che vom 20. Janu­ar 1994, GVOBl. S. 559; Schluß­pro­to­koll zu Art. 27 Abs. 2 des Ver­trags des Frei­staa­tes Thü­rin­gen mit den Evan­ge­li­schen Kir­chen in Thü­rin­gen vom 15. März 1994, GVBl. S. 509; Art. 26 Abs. 2 des Ver­trags des Frei­staa­tes Sach­sen mit den Evan­ge­li­schen Lan­des­kir­chen im Frei­staat Sach­sen vom 24. März 1994, GVBl. S. 1253 (sowie Schluß­pro­to­koll); Art. 26 Abs. 2 des Ver­trags zwi­schen dem Land Bran­den­burg und den Evan­ge­li­schen Lan­des­kir­chen in Bran­den­burg vom 8. Novem­ber 1996, GVBl. 1997 S. 4; Art. 29 Abs. 2 des Ver­trags des Lan­des Ber­lin mit der Evan­ge­li­schen Kir­che Ber­lin-Bran­den­burg-schle­si­sche Ober­lau­sitz vom 20. Febru­ar 2006, GVBl. S. 715. 54 Hal­le (Art. 3 Abs. 1 EvKV LSA), Greifs­wald (Art. 4 Abs. 1 EvKV MV) und Ber­lin (Art. 3 Abs. 1 EvKV Ber­lin). 55 Art. 3 Abs. 1 EvKV LSA (FN 53). 56 Art. 4 Abs. 1 EvKV MV (FN 53). 57 Art. 3 Abs. 1 EvKV Ber­lin (FN 53). 58 Art. 4 EvKV LSA; Art. 5 EvKV MV; Art. 4 Thü­rEvKV; Art. 4 Säch­sEvKV; Art. 4 Abs. 1 lit. a) EvKV Bbg; Art. 4 EvKV Ber­lin (alle FN 53). 59 Art. IX S. 1 des Kon­kor­dats zwi­schen dem Hei­li­gen Stuh­le und dem Frei­staa­te Baden vom 12. Okto­ber 1932 (Abdruck bei Listl, Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge, Band I [FN 4], S. 136 ff.); Art. VII Abs. 1 des Ver­trags zwi­schen dem Frei­staa­te Baden und der Ver­ei­nig­ten Evan­ge­lisch-pro­tes­tan­ti­schen Lan­des­kir­che Badens vom 14. Novem­ber 1932 (Abdruck ebd., S. 215 ff.). 60 Art. V Abs. 1 lit. c BadKV (FN 59). 61 Art. VII Abs. 1 S. 1 lit. c, Art. VIII Abs. 1 BadK (FN 59). Schleswig-Holstein,50 sodann im Hin­blick auf die wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung der Geist­li­chen gene­rell im ehe­mals lip­pi­schen Lan­des­teil NordrheinWestfalens.51 – Zudem nimmt der Staat – zustim­mend – zur Kennt­nis, daß die für die wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung der Geist­li­chen erfor­der­li­chen theo­lo­gi­schen Stu­di­en nicht zwin­gend an einer staat­li­chen theo­lo­gi­schen Fakul­tät zu absol­vie­ren sind, son­dern auch an einer kirch­li­chen Hoch­schu­le erfol­gen kön­nen (selbst wenn die­se außer­halb der Lan­des­gren­zen liegt und/ oder obgleich das Land eine oder meh­re­re staat­li­che theo­lo­gi­sche Fakul­tä­ten unterhält).52 Wesent­lich stär­ke­re Umfor­mun­gen der Bestim­mun­gen des Preu­ßi­schen Kir­chen­ver­trags erfolg­ten auch hier durch die Kir­chen­ver­trä­ge zwi­schen den 1990 wie­der­be­grün­de­ten, ganz oder teil­wei­se auf altem preu­ßi­schen Staats­ge­biet bele­ge­nen, Län­dern und den jewei­li­gen evan­ge­li­schen Landeskirchen:53 Auch in ihnen wer­den die Bestands­ga­ran­tien zuguns­ten der in Art. 11 Abs. 1 PrEvKV genann­ten Fakul­tä­ten erneuert.54 Ihre Ziel­be­stim­mung beschränkt sich indes nicht mehr auf die­se wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung der Geist­li­chen (wel­che – neben der „Aus­bil­dung zum Lehr­amt Evan­ge­li­sche Reli­gi­ons­leh­re“ – nur noch im Ber­li­ner Ver­trag genannt wird), son­dern bezieht sich in all­ge­mei­ner Form auf die Ermög­li­chung „wis­sen­schaft­lich-theo­lo­gi­scher Ausbildungsgänge“,55 auf die „wis­sen­schaft­li­che Pfle­ge der evan­ge­li­schen Theologie“56 sowie auf das „wis­sen­schaft­li­che Stu­di­um der Evan­ge­li­schen Theologie“.57 Die Bestim­mun­gen, nach denen Inha­ber bestimm­ter kirch­li­cher Ämter grund­sätz­lich ein Theo­lo­gie­stu­di­um an einer deut­schen staat­li­chen Uni­ver­si­tät vor­wei­sen müs­sen, sind ersatz­los weg­ge­fal­len. Hin­ge­gen wird der Kir­che und ihren dia­ko­ni­schen Wer­ken aus­drück­lich das Recht ein­ge­räumt, eige­ne Hoch­schu­len, Fach­hoch­schu­len sowie Aus­bil­dungs­stät­ten für kirch­lich ori­en­tier­te Beru­fe zu errich­ten und zu betrei­ben, wobei sich die Ein­zel­hei­ten nach dem all­ge­mei­nen staat­li­chen Hoch­schul­recht bzw. nach geson­der­ten Ver­ein­ba­run­gen richten.58 3. Baden und Baden-Würt­tem­berg Die badi­schen Staats­kir­chen­ver­trä­ge von 1932 fol­gen im wesent­li­chen dem Vor­bild der jewei­li­gen preu­ßi­schen Abma­chun­gen: Für die „wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung der Geist­li­chen“ blei­ben die theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten in Frei­burg i. Br. (katho­lisch) und Hei­del­berg (evan­ge­lisch) erhal­ten, und zwar „mit den zur Zeit des Ver­trags­schlus­ses gel­ten­den Rechten“.59 Für kir­chen­lei­ten­de Ämter sowie für die dau­er­en­de Über­tra­gung des Pfarr­am­tes muß ein min­des­tens drei­jäh­ri­ges phi­lo­so­phisch-theo­lo­gi­sches Stu­di­um nach­ge­wie­sen sein. Wäh­rend die­ses im Fal­le der evan­ge­li­schen Lan­des­kir­che im Regel­fall an einer deut­schen staat­li­chen Hoch­schu­le zu absol­vie­ren ist,60 stellt das Badi­sche Kon­kor­dat drei Optio­nen gleich­be­rech­tigt neben­ein­an­der: Stu­di­um an einer deut­schen staat­li­chen Schu­le, Stu­di­um an einer deut­schen kirch­li­chen Hoch­schu­le, Stu­di­um an einer päpst­li­chen Hoch­schu­le in Rom.61 In bei­den Ver­trä­gen ist die Aner­ken­nung des Stu­di­ums an einer ande­ren (nicht not­wen­di­ger­wei­se staat­li­chen) deutsch­spra­chi­gen Hoch­schu­le mög­lich, sofern das kirch­li­che wie staat­li­che Ein­ver- 7 6 O RDNUNG DER WISSENSCHAFT 2 (2019), 69–88 62 Art. VII Abs. 1 S. 2 BadK; Art. V Abs. 3 BadKV (jew. FN 59). – Fer­ner wird dem Stu­di­um an einer deut­schen Uni­ver­si­tät gleich­ge­stellt das Stu­di­um an einer öster­rei­chi­schen Uni­ver­si­tät, im Fal­le der evan­ge­li­schen Lan­des­kir­che auch an den Uni­ver­si­tä­ten Basel, Zürich und Bern (Schluß­pro­to­koll zu Art. VII Abs. 1 BadK sowie Schluß­pro­to­koll zu Art. V Abs. 3 BadKV). 63 Art. IX S. 3 BadK (FN 59). 64 Art. 20 RK (FN 36) hin­sicht­lich der Errich­tung von phi­lo­so­phi­schen und theo­lo­gi­schen Lehr­an­stal­ten zur Aus­bil­dung des Kle­rus; dazu noch unten III. 1. 65 Der in Art. 19 S. 1 RK (FN 36) aus­ge­spro­che­nen Bestands­ga­ran­tie der katho­lisch-theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten unter­fällt nach Richard Puza, Bestands­ga­ran­tie und Umbil­dung von Lehr­stüh­len und Pro­fes­so­ren­stel­len an staat­li­chen Katho­lisch-Theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten in Deutsch­land. Unter beson­de­rer Bezug­nah­me auf die Fakul­tät in Tübin­gen, ZRG 119 Kan. 88 (2002), 391 ff., auch die – im übri­gen kon­kor­da­t­är nicht erfaß­te – katho­lisch-theo­lo­gi­sche Fakul­tät in Tübin­gen. 66 Neben dem BadEvKV (für den ehe­mals badi­schen Lan­des­teil) auch der PrEvKV (für den ehe­ma­li­gen preu­ßi­schen Regie­rungs­be­zirk Sig­ma­rin­gen). 67 So LT-Drucks. 14/1940, S. 7, zum Ver­trag des Lan­des Baden­Würt­tem­berg mit der Evan­ge­li­schen Lan­des­kir­che in Baden und mit der Evan­ge­li­schen Lan­des­kir­che in Würt­tem­berg vom 17. Okto­ber 2007, GVBl. 2008 S. 1. 68 Die­ser Bestim­mung wol­len Micha­el Frisch/Uwe Kai Jacobs, Evan­ge­li­scher Kir­chen­ver­trag Baden-Würt­tem­berg, Zev­KR 54 (2009), 290 (325) – wei­ter­ge­hend – eine „Zustän­dig­keit der Evan­ge­lisch­theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten auch ‚für die wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung der Pfar­re­rin­nen und Pfar­rer‘“ ent­neh­men. 69 LT-Drucks. 14/1940, S. 10. 70 Art. 4 Abs. 1 EvKV MV; Art. 3 Abs. 1 Thü­rEvKV; Art. 3 Abs. 1 Säch­sEvKV (alle FN 53). – 1992 war die Kirch­li­che Hoch­schu­le Leip­zig (vor 1990: Theo­lo­gi­sches Semi­nar Leip­zig), an der zu DDR-Zei­ten ein erheb­li­cher Teil der evan­ge­li­schen Geist­li­chen aus­ge­bil­det wur­de (deren Abschlüs­se staat­lich frei­lich nicht aner­kannt waren), in die staat­li­che Fakul­tät in Leip­zig über­führt wor­den. Ver­tie­fend Wer­ner Vog­ler (Hrsg.), Vier Jahr­zehn­te kirch­lich-theo­lo­gi­sche Aus­bil­dung in Leip­zig. Das Theo­lo­gi­sche Seminar/Die kirch­li­che Hoch­schu­le Leip­zig, 1993. 71 Art. 4 EvKV Bbg (FN 53). ständ­nis vorliegt.62 Anders als in Preu­ßen, ist im badi­schen Kon­kor­dat nicht von einem „Semi­nar zur wis­sen­schaft­li­chen Vor­bil­dung der Geist­li­chen“ die Rede, wohl aber von einem (sog. Pastoral-)Seminar „für die Aus­bil­dung der Kan­di­da­ten zum Priesteramte“.63 Wäh­rend für die katho­li­sche Kir­che das Badi­sche Kon­kor­dat (mit den im Reichs­kon­kor­dat fest­ge­leg­ten Ergänzungen64 und Erweiterungen)65 fort­gilt, sind für die evan­ge­li­schen Lan­des­kir­chen die noch aus Wei­ma­rer Zeit stam­men­den Kirchenverträge66 durch den Evan­ge­li­schen Kir­chen­ver­trag Baden-Würt­tem­berg von 2007 „fort­bil­dend ersetzt“67 wor­den. Nun­mehr nor­miert Art. 3 Abs. 1 eine Bestands­ga­ran­tie zuguns­ten der Evan­ge­lisch-Theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten an den Uni­ver­si­tä­ten Hei­del­berg und Tübin­gen. Den Zweck des Bestehens evan­ge­lisch-theo­lo­gi­scher Fakul­tä­ten umschreibt der Ver­trag mit der Wen­dung „für die wis­sen­schaft­li­che Pfle­ge der evan­ge­li­schen Theo­lo­gie …, die Bestand­teil euro­päi­scher Wis­sen­schafts­kul­tur ist, und für die wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung der Pfar­re­rin­nen und Pfar­rer sowie von Lehr­kräf­ten für den evan­ge­li­schen Reli­gi­ons­un­ter­richt“. Das Schluß­pro­to­koll zu Art. 3 Abs. 1 hält, nach dem Hin­weis auf die zur Zeit des Ver­trags­schlus­ses bestehen­de Aus­stat­tung der Fakul­tä­ten, fest, Land und Kir­chen sähen „sich gemein­sam ver­pflich­tet, im Rah­men ihrer jewei­li­gen Ver­ant­wor­tung dafür zu sor­gen, daß auch in Zukunft eine aus­rei­chen­de Zahl von Stu­die­ren­den an den Evan­ge­lisch-Theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten vor­han­den sein wird“.68 Dane­ben wird in Art. 11 das Recht der Kir­chen und ihrer Glie­de­run­gen fest­ge­schrie­ben, Hoch­schu­len zu errich­ten und zu betrei­ben (Abs. 1), wel­che im Rah­men der all­ge­mei­nen staat­li­chen För­de­rung ange­mes­sen berück­sich­tigt wer­den (Abs. 2). Inso­weit ver­weist die Begrün­dung der Lan­des­re­gie­rung lapi­dar auf die ver­fas­sungs­recht­li­che Garantie.69 Spe­zi­fi­sche Anfor­de­run­gen an die Inha­ber bestimm­ter kirch­li­cher Ämter hin­sicht­lich ihrer uni­ver­si­tä­ren Vor­bil­dung sind auch in die­sem Ver­trag ersatz­los ent­fal­len. 4. Neue Bun­des­län­der Die Kir­chen­ver­trä­ge in den neu­en Län­dern neh­men nicht nur die Bestim­mun­gen von PrK und PrEvKV auf und schrei­ben sie fort, son­dern ent­hal­ten auch kon­sti­tu­ti­ve ver­trag­li­che Gewähr­leis­tun­gen: Die tra­di­ti­ons­rei­chen, aber ver­trag­lich nicht abge­si­cher­ten evan­ge­lisch-theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten in Ros­tock (seit 1918: Frei­staat Meck­len­burg-Schwe­rin), Jena (seit 1920: Land Thü­rin­gen) und Leip­zig (seit 1919: Frei­staat Sach­sen) wer­den nun in ihrem Bestand garantiert.70 Als ihre ratio essen­di ist allein für Jena noch die „wis­sen­schaft­lich-theo­lo­gi­sche Aus­bil­dung der Geist­li­chen und der Reli­gi­ons­päd­ago­gen“ ver­ein­bart; ansons­ten ver­har­ren die Umschrei­bun­gen im eher all­ge­mei­nen („wis­sen­schaft­li­chen Pfle­ge der evan­ge­li­schen Theo­lo­gie“ im Fall Ros­tock, „für wis­sen­schaft­lich-theo­lo­gi­sche Aus­bil­dungs­gän­ge“ im Fall Leip­zig). Die ein­zi­ge Beson­der­heit weist das Schluß­pro­to­koll zum Thü­rin­ger Ver­trag auf, wel­ches die Über­ein­stim­mung der Ver­trags­par­tei­en ver­merkt, daß die Bestands­ga­ran­tie der Jena­er Fakul­tät dar­an gebun­den ist, daß die Pfar­rer­aus­bil­dung auch in Zukunft ganz über­wie­gend in Form des theo­lo­gi­schen Stu­di­ums an den staat­li­chen Hoch­schu­len sowie an den bestehen­den kirch­li­chen Hoch­schu­len (Bethel, Neu­en­det­tels­au und Wup­per­tal statt­fin­det). Bran­den­burg hält sich – wie auch gegen­über der katho­li­schen Kir­che – die Ein­rich­tung von einem „Aus­bil­dungs­gang in evan­ge­li­scher Theo­lo­gie oder Reli­gi­ons­päd­ago­gik“ an einer Lan­des­hoch­schu­le offen;71 bis­her ist es dazu nicht gekom­men. Mückl · Der Ange­bots­cha­rak­ter der Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge 7 7 72 Allein im Fall der Fakul­tät in Regens­burg äußer­te der staat­li­che Ver­trags­part­ner die Erwar­tung, daß die­se die Regel-aus­bil­dungs­stät­te für die Theo­lo­gie­stu­den­ten der Diö­ze­se Regens­burg sein wer­de (Regie­rungs­be­grün­dung zum Ver­trag, BayLT-Drucks. 5/2892, S. 3) Eine ver­trag­li­che Pflicht folgt aus einer sol­chen ein­sei­ti­gen Erwar­tung indes nicht. 73 Oben FN 29, 33, 43. 74 Im Fal­le der Fakul­tät in Erfurt ist die staat­li­che Erwar­tung durch eine ent­spre­chen­de Absichts­er­klä­rung der Bischö­fe von Dres­den­Mei­ßen, Erfurt, Gör­litz und Mag­de­burg ver­stärkt, auch künf­tig die Pries­ter­aus­bil­dung in Erfurt statt­fin­den zu las­sen (s. FN 44). 75 Oben I. 4. 76 Oben FN 68. 77 So lau­te­te Art. 15 der Ver­fas­sungs­ur­kun­de für den Preu­ßi­schen Staat vom 31. Janu­ar 1850: „Die evan­ge­li­sche und die römisch­ka­tho­li­sche Kir­che, so wie jede ande­re Reli­gi­ons­ge­sell­schaft, ord­net und ver­wal­tet ihre Ange­le­gen­hei­ten selb­stän­dig und bleibt im Besitz und Genuß der für ihre Kultus‑, Unterrichts‑, und Wohlt­hä­tig­keits­zwe­cke bestimm­ten Anstal­ten, Stif­tun­gen und Fonds.“, Abdruck bei Ernst Rudolf Huber/Wolfgang Huber, Staat und Kir­che im 19. und 20. Jahr­hun­dert. Doku­men­te zur Geschich­te des deut­schen Staats­kir­chen­rechts, Band II, 1986, Nr. 11, S. 37 f. 78 Mus­sing­hoff, Theo­lo­gi­sche Fakul­tä­ten (FN 2), S. 91; Erwin Gatz, Der rhei­ni­sche Welt­pries­ter­nach­wuchs von der Grün­dung der Rhei­ni­schen Fried­rich-Wil­helms-Uni­ver­si­tät in Bonn (1818) bis zum Beginn des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils, Römi­sche Quar­tals­schrift 88 (1993), 237 (242). 79 Mus­sing­hoff, Theo­lo­gi­sche Fakul­tä­ten (FN 2), S. 91. 80 Bres­lau, Frei­burg, Mün­chen, Müns­ter und Würz­burg. 81 Bonn und Tübin­gen. 5. Zwi­schen­er­geb­nis Eine prä­zi­se Ana­ly­se des Text­be­fun­des ergibt, daß sämt­li­che Kon­kor­da­te und Ver­trä­ge für die wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung der katho­li­schen Geist­li­chen drei Optio­nen vor­se­hen (staat­li­che theo­lo­gi­sche Fakul­tät, bischöf­li­ches Seminar/kirchliche Hoch­schu­le, päpst­li­che Hoch­schu­le in Rom). Von einer Ver­pflich­tung zur Aus­bil­dung an einer kon­kre­ten Insti­tu­ti­on ist in kei­nem der Ver­trags­tex­te die Rede.72 Ab den 1950er Jah­ren neh­men auch die evan­ge­li­schen Kir­chen­ver­trä­ge die Mög­lich­keit in den Blick, die Geist­li­chen an kirch­li­chen Hoch­schu­len wis­sen­schaft­lich aus­zu­bil­den; eben­so­we­nig fin­den sich in ihnen Aus­sa­gen, eine kon­kre­te Insti­tu­ti­on in Anspruch neh­men zu müs­sen. Nur punk­tu­ell ver­hält sich das Staats­kir­chen­ver­trags­recht zum gleich­zei­ti­gen Bestehen von staat­li­cher theo­lo­gi­scher Fakul­tät und kirch­li­cher Aus­bil­dungs­stät­te, und dies durch­weg im Anwen­dungs­be­reich des PrK: Im Hin­blick auf die tat­säch­lich erfolg­te Ein­rich­tung einer theo­lo­gi­schen Fakul­tät haben die Bischö­fe von Essen und Erfurt auf die Aus­übung ihres Rech­tes zum Besitz eines Semi­nars zur wis­sen­schaft­li­chen Vor­bil­dung der Geist­li­chen ver­zich­tet, glei­ches gilt – soll­te in Göt­tin­gen eine theo­lo­gi­sche Fakul­tät errich­tet wer­den – für die Bischö­fe von Hil­des­heim und Osnabrück.73 Damit mag staat­li­cher­seits die Erwar­tung ver­bun­den sein, die ange­hen­den Geist­li­chen wür­den an den jewei­li­gen staat­li­chen Fakul­tä­ten ausgebildet74 – Ver­trags­be­stand­teil ist eine sol­che auch hier nicht. Allein im Thü­rEvKV ist der kirch­li­che Ver­trags­part­ner par­ti­ell Bin­dun­gen eingegangen:75 Die Pfar­rer­aus­bil­dung soll auch künf­tig „ganz über­wie­gend“ ent­we­der an den staat­li­chen oder an den bestehen­den kirch­li­chen Hoch­schu­len erfol­gen. Rechts­tech­nisch liegt in die­ser Wen­dung – wel­che eine Bestands­ga­ran­tie der Jena­er Fakul­tät zum Bezugs­punkt hat – weni­ger eine Ver­pflich­tung denn eine Oblie­gen­heit. Inso­weit liegt, jeden­falls mit dem Focus auf die Pfar­rer­aus­bil­dung, auch eine par­ti­el­le Ein­schrän­kung der kirch­li­chen Hoch­schul­frei­heit vor; an wel­cher kon­kre­ten Insti­tu­ti­on die­se Aus­bil­dung erfolgt, ist hin­ge­gen ver­trag­lich nicht gere­gelt. Hin­ge­gen las­sen sich aus der all­ge­mein gehal­te­nen „Ver­pflich­tung“ von Staat und Kir­chen im EvKV BW,76 für eine aus­rei­chen­de Zahl von Stu­den­ten an den Fakul­tä­ten Hei­del­berg und Tübin­gen Sor­ge zu tra­gen, kei­ne kon­kre­ten Hand­lungs- oder Unter­las­sungs­pflich­ten ent­neh­men. Der Ver­trag ver­hält sich allein zum „Ob“, nicht aber zum „Wie“ der Rea­li­sie­rung der gemein­sa­men Sor­ge. II. His­to­ri­sche Gene­se der Bestim­mun­gen zur wis­sen­schaft­li­chen Vor­bil­dung der Geist­li­chen Unbe­scha­det der theo­re­ti­schen Aner­ken­nung des kirch­li­chen Selbst­be­stim­mungs­rechts unter Ein­schluß des Unterrichtswesens77 unter­nahm es die Staats­pra­xis des 19. Jahr­hun­dert in zuneh­men­dem Maße, die Aus­bil­dung der künf­ti­gen Geist­li­chen zu kon­trol­lie­ren und gesetz­lich zu regle­men­tie­ren. Der­ar­ti­ge Maß­nah­men wur­den mit dem juris­ti­schen Argu­ment, Geist­li­che hät­ten (wie bei der Schul­auf­sicht und im Per­so­nen­stands­we­sen) auch staat­li­che Auf­ga­ben wahrzunehmen,78 sowie mit der all­ge­mei­nen Erwä­gung, sie hät­ten als Volks­er­zie­her gro­ßen Ein­fluß auf Ein­stel­lung und Bil­dung der Bevölkerung,79 gerecht­fer­tigt. Aller­dings rich­te­te sich der Focus allein auf die katho­li­sche Kir­che, wel­che ihre ange­hen­den Pries­ter teil­wei­se auf fortbestehenden80 bzw. neugegründeten81 theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten an den staat­li­chen 7 8 O RDNUNG DER WISSENSCHAFT 2 (2019), 69–88 82 Im hie­si­gen Kon­text meint „Semi­nar“ nicht das zur prak­tisch­spi­ri­tu­el­len Aus­bil­dung der Pries­ter­amts­kan­di­da­ten bestehen­de „Pas­to­ral­se­mi­nar“, son­dern das „Kle­ri­kal­se­mi­nar“ (auch: „triden­ti­ni­sches Semi­nar“), das sich der voll­stän­di­gen – also auch der theo­lo­gisch-wis­sen­schaft­li­chen – Aus­bil­dung der Kan­di­da­ten wid­met. Der­ar­ti­ge Semi­na­re bestan­den in Eich­stätt, Ful­da, Hil­des­heim, Mainz, Pader­born und Trier. 83 Zum gesam­ten Kom­plex ein­ge­hend Gatz (Hrsg.), Pries­ter­aus­bil­dungs­stät­ten (FN 30). 84 Ber­lin, Bonn, Bres­lau, Erlan­gen, Gie­ßen, Göt­tin­gen, Greifs­wald, Hal­le, Hei­del­berg, Jena, Kiel, Königs­berg, Leip­zig, Mar­burg, Ros­tock und Tübin­gen. – Bal­dus, Die phi­lo­so­phisch-theo­lo­gi­schen Hoch­schu­len (FN 3), S. 107, spricht von einem „Mono­pol der evan­ge­lisch-theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten in der wis­sen­schaft­li­chen Vor­bil­dung der Pfar­rer“ 85 Zum fol­gen­den Emil Fried­berg, Die Grän­zen zwi­schen Staat und Kir­che und die Garan­tien gegen deren Ver­let­zung. His­to­risch­dog­ma­ti­sche Stu­die mit Berück­sich­ti­gung der deut­schen und außer­deut­schen Gesetz­ge­bun­gen und einem Anhan­ge theils unge­druck­ter Akten­stü­cke, 1872, S. 813 ff. (hier auch die Zita­te). 86 Abdruck bei Huber/Huber, Staat und Kir­che II (FN 77), Nr. 279, S. 594 ff. 87 Jeweils „Gesetz betref­fend Abänderung(en) der kir­chen­po­li­ti­schen Geset­ze“; ein ers­tes vom 11. Juli 1883 beschränk­te die Anzei­ge­pflicht auf bestimm­te Geist­li­che (Art. 1), ein zwei­tes vom 21. März 1886 ermög­lich­te bei Vor­lie­gen einer minis­te­ri­el­len Aus­nah­me­ge­neh­mi­gung auch die Auf­nah­me diö­ze­san­frem­der Stu­den­ten in ein bischöf­li­ches Semi­nar (Art. 2 Abs. 4). Die­se Beschrän­kung wur­de durch ein wei­te­res Gesetz vom 29. April 1887 ganz auf­ge­ho­ben (Art. 1 § 2). Im glei­chen Gesetz wur­de den Bischö­fen von Osna­brück und Lim­burg die (aller­dings nicht rea­li­sier­te) Errich­tung eines Semi­nars zur wis­sen­schaft­li­chen Vor­bil­dung der Geist­li­chen zuge­stan­den (Art. 1 § 1). Außer­dem galt die Anzei­ge­pflicht für zu beset­zen­de Kir­chen­äm­ter nur mehr für die dau­ern­de Über­tra­gung eines Pfarr­am­tes (Art. 2 § 1). Abdruck der Geset­ze bei Huber/Huber, Staat und Kir­che II (FN 77), Nr. 400, S. 845; Nr. 414, S. 867 ff. sowie Nr. 420, S. 883 f. 88 Bal­dus, Die phi­lo­so­phisch-theo­lo­gi­schen Hoch­schu­len (FN 3), S. 35. 89 Mus­sing­hoff, Theo­lo­gi­sche Fakul­tä­ten (FN 2), S. 156. Uni­ver­si­tä­ten, teil­wei­se auf bischöf­li­chen Seminaren82 wis­sen­schaft­lich ausbildete.83 Dem­ge­gen­über stu­dier­ten die Kan­di­da­ten für das evan­ge­li­sche Pfarr­amt durch­weg an den staat­li­chen Fakultäten.84 1. Gesetz­ge­bung in der Zeit des sog. „Kul­tur­kamp­fes“ In den atmo­sphä­risch auf­ge­heiz­ten Jah­ren des sog. „Kul­tur­kamp­fes“ wur­de die rechts­po­li­ti­sche Zielsetzung,85 „daß der Staat die Bil­dung des jun­gen Cle­rus über­wa­che“ in Geset­zes­form gegos­sen. Die­sem soll­ten zwei Maß­nah­men die­nen: die Bei­be­hal­tung der katho­lisch-theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten und die „Besei­ti­gung der bischöf­li­chen Semi­na­ri­en“. Damit soll­te ein „wis­sen­schaft­li­cher Cle­rus“ her­an­ge­bil­det wer­den, der not­wen­di­ger­wei­se „auch ein natio­na­ler sein wer­de“. Dem­entspre­chend stell­te das preu­ßi­sche Gesetz über die Vor­bil­dung und Anstel­lung der Geist­li­chen vom 11. Mai 187386 als Vor­aus­set­zung für die Beklei­dung eines geist­li­chen Amtes die „Zurück­le­gung eines drei­jäh­ri­gen theo­lo­gi­schen Stu­di­ums auf einer Deut­schen Staats­uni­ver­si­tät“ auf (§ 4). Alter­na­tiv konn­ten die theo­lo­gi­schen Stu­di­en an einem der bereits in Preu­ßen bestehen­den, zur wis­sen­schaft­li­chen Vor­bil­dung der Theo­lo­gen bestimm­ten Semi­na­ren absol­viert wer­den (§ 6). Die­se Mög­lich­keit war aber in drei­fa­cher Hin­sicht beschränkt: Ers­tens muß­ten die­se Semi­na­re vom Minis­ter der geist­li­chen Ange­le­gen­hei­ten als dem Uni­ver­si­täts­stu­di­um gleich­wer­tig aner­kannt wor­den sein (Abs. 1), am glei­chen Ort durf­te sich kei­ne theo­lo­gi­sche Fakul­tät befin­den (Abs. 2) und schließ­lich bestand die Opti­on des Semi­nar­stu­di­ums allein für die Stu­den­ten der jewei­li­gen Diö­ze­se (Abs. 2). Ihre wirk­sa­me Absi­che­rung erfuh­ren die Bestim­mun­gen über die wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung der Geist­li­chen durch das wei­te­re Erfor­der­nis, dem jewei­li­gen Ober­prä­si­den­ten die Kan­di­da­ten für die Über­tra­gung eines geist­li­chen Amtes anzu­zei­gen, wel­cher bei Feh­len der gesetz­li­chen Erfor­der­nis­se zur Beklei­dung eines geist­li­chen Amtes (etwa der §§ 4 und 6) sei­nen Ein­spruch erhe­ben konn­te (§ 15). Auch wenn nach dem Abflau­en des „Kul­tur­kamp­fes“ durch sog. „Mil­de­rungs- und Frie­dens­ge­set­ze“ ab 1883 man­che die­ser Bestim­mun­gen abge­schwächt wurden,87 blieb die grund­sätz­li­che Kon­zep­ti­on des Geset­zes von 1873 wei­ter­hin in Kraft: Die Über­tra­gung eines geist­li­chen Amtes setz­te den Nach­weis der wis­sen­schaft­li­chen Vor­bil­dung vor­aus, wel­che (im Regel­fall) an einer staat­li­chen Fakul­tät zu erfol­gen hat­te, aus­nahms­wei­se auch an einem (vor 1873 bestehen­den) bischöf­li­chen Semi­nar absol­viert wer­den konn­te. Indes war das gleich­zei­ti­ge Bestehen von staat­li­cher theo­lo­gi­scher Fakul­tät und bischöf­li­chem Semi­nar am sel­ben Ort aus­ge­schlos­sen (aller­dings bestand umge­kehrt kei­ne Ver­pflich­tung des Bischofs zur Ent­sen­dung sei­nes geist­li­chen Nach­wuch­ses an eine in sei­ner Diö­ze­se bele­ge­ne staat­li­che theo­lo­gi­sche Fakultät).88 2. Kon­ti­nui­tä­ten und Dis­kon­ti­nui­tä­ten im Preu­ßen­kon­kor­dat Nach den weit­rei­chen­den Ver­wer­fun­gen des Kul­tur­kamp­fes sah gera­de der staat­li­chen Part­ner im Kon­kor­dats­schluß mit dem Hei­li­gen Stuhl ein zu erbrin­gen­des „Friedenswerk“.89 Frei­lich bestan­den hin­sicht­lich der wis­sen­schaft­li­chen Vor­bil­dung der Geist­li­chen die ver­schie­de­nen Inter­es­sen­la­gen von Kir­che und Mückl · Der Ange­bots­cha­rak­ter der Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge 7 9 Staat fort: Wäh­rend die Bischö­fe bereits seit 1920 die voll­stän­di­ge Frei­heit bei der Errich­tung theo­lo­gi­scher Lehr­an­stal­ten und bei der Errich­tung des theo­lo­gi­schen Stu­di­ums sowie bei der Fest­set­zung der zur Erlan­gung des geist­li­chen Amtes erfor­der­li­chen wis­sen­schaft­li­chen Nach­wei­sun­gen wünschten,90 woll­te der Staat eine „Kon­kur­renz der kirch­li­chen Semi­na­re mit den Staats­fa­kul­tä­ten“ ver­mie­den wissen.91 Die letzt­lich in Art. 9 und 12 PrK getrof­fe­nen Rege­lun­gen gehen kon­zep­tu­ell und nahe­zu bis auf die Details auf einen Ent­wurf des Bres­lau­er (spä­ter Bon­ner) Kano­nis­ten Fried­rich Heyer92 aus dem Jahr 192693 zurück, der als Fach­be­ra­ter des preu­ßi­schen Kul­tus­mi­nis­te­ri­ums fungierte.94 Dem­nach soll­te – die Bestel­lung bestimm­ter Geist­li­cher davon abhän­gig gemacht wer­den, daß sie „mit Erfolg die von der kirch­li­chen Behör­de vor­ge­schrie­be­nen phil. und theol. Stu­di­en an einer deut­schen Hoch­schu­le oder an einem hier­für in Preu­ßen bestimm­ten kirch­li­chen Semi­na­re oder an einer päpst­li­chen Hoch­schu­le in Rom gemacht“ haben (= Art.  9  Abs.  1  lit.  c), Art. 10 Abs. 1 PrK), – für „die wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung der Geist­li­chen … die Kath.-Theologischen Fakul­tä­ten an den Uni­ver­si­tä­ten in Bres­lau, Bonn und Müns­ter und an der Aka­de­mie in Brauns­berg bestehen“ blei­ben (= Art. 12 Abs. 1 PrK), – den Bischö­fen von Trier, Pader­born, Ful­da, Lim­burg und Osna­brück die Berech­ti­gung zuer­kannt wer­den, „für die wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung der Geist­li­chen ein Diö­ze­san­se­mi­nar zu unter­hal­ten“ (= Art. 12 Abs. 2 PrK). Inhalt­lich steht die von Heyer ent­wor­fe­ne und dann weit­ge­hend in das Kon­kor­dat ein­ge­gan­ge­ne Kon­zep­ti­on noch deut­lich in der Kon­ti­nui­tät der seit 1887 in Preu­ßen gel­ten­den Regelungen:95 Die sich ein­an­der aus­schlie­ßen­de Gewähr­leis­tun­gen der bereits bestehen­den (oder jeden­falls recht­lich mög­li­chen) staat­li­chen Fakul­tä­ten und bischöf­li­chen Semi­na­ren, wel­che für die wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung der Geist­li­chen in Fra­ge kom­men. Neu ist allein die Opti­on, die Stu­di­en an einer päpst­li­chen Hoch­schu­le in Rom zu absol­vie­ren, die frei­lich gegen Vor­be­hal­te selbst des bera­ten­den Kanonisten96 wie (erst recht) im spä­te­ren par­la­men­ta­ri­schen Dis­kurs durch­ge­setzt wer­den mußte.97 In der End­fas­sung des PrK wur­de schließ­lich –  von unwe­sent­li­chen redak­tio­nel­len Ände­run­gen abge­se­hen – auch dem (von Heyer nicht berück­sich­tig­ten) Bischof von Hil­des­heim das Recht zum Besitz eines Semi­na­res für die wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dun­gen der Geist­li­chen zuer­kannt, nicht aber den Ordi­na­ri­en der neu errich­te­ten Juris­dik­ti­ons­be­zir­ke (Bis­tü­mer Aachen und Ber­lin sowie Prä­la­tur Schnei­de­mühl). Die inso­weit maß­geb­li­che Erwä­gung bestand dar­in, daß „eine Zer­split­te­rung der Anstal­ten“ nicht wün­schens­wert sei.98 In der Sum­me hat also das PrK weit­ge­hend, wenn­gleich rechts­staat­lich puri­fi­ziert, die seit 1887 in Preu­ßen gel­ten­de Geset­zes­la­ge rezi­piert. Der Hei­li­ge Stuhl hat dem, letzt­lich man­gels gang­ba­rer Alter­na­ti­ven (zumal im Hin­blick auf Fra­gen der mate­ri­el­len Aus­stat­tung eige­ner kirch­li­cher Ein­rich­tun­gen), zuge­stimmt, ohne im Grund­sätz­li­chen von sei­nen For­de­run­gen abzu­rü­cken. In der Bestim­mung des Art. 12 Abs. 2 PrK, wel­che nur bestimm­ten (Erz-)Bischöfen den Besitz eines wis­sen­schaft­li­chen Semi­nars zur wis­sen­schaft­li­chen Vor­bil­dung der Geist­li­chen zuer­kennt, liegt die Wah­rung des bestehen­den Besitz­stan­des und die gegen­wär­ti­ge Beschei­dung mit dem Erreich­ba­ren. Dar­in auch einen für die Zukunft gel­ten­den Ver­zicht der in Art. 12 Abs. 2 PrK nicht erwähn­ten (Erz-)Bischöfe auf ein der­ar­ti­ges Semi­nar zu erblicken,99 ist eine Über­in­ter­pre­ta­ti­on der Bestimmung,100 wel­che weder in der Ent­ste­hungs­ge­schich­te noch in dem erklär­ten Par­tei­wil­len des Ver­trags­part­ners Hei­li­ger Stuhl eine Stüt­ze fin­det. Noch weni­ger läßt sich aus dem gänz­li­chen Still­schwei­gen eines Kon­kor­dats über die Fra­ge eines Kle­ri­kal­se­mi­nars der „Ver­zicht“ 90 Ebd., S. 170. 91 Ebd., S. 217. 92 Zu ihm Anne­kat­rin Donath, Fried­rich Hubert Maria Heyer, in: Mat­thi­as Schmoe­ckel (Hrsg.), Die Juris­ten der Uni­ver­si­tät Bonn im „Drit­ten Reich“, 2004, S. 347 ff. 93 Mus­sing­hoff, Theo­lo­gi­sche Fakul­tä­ten (FN 2), S. 218 f. 94 Ebd., S. 157. 95 Dar­auf wird nach Abschluß des Kon­kor­dats auch unge­schminkt die Regie­rungs­be­grün­dung ver­wei­sen, Abdruck bei Listl, Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge II, S. 724 (733). 96 Nachw. bei Mus­sing­hoff, Theo­lo­gi­sche Fakul­tä­ten (FN 2), S. 220. 97 Zu den Pole­mi­ken über eine dro­hen­de „Ent­deut­schung“ und „Roma­ni­sie­rung“ des Kle­rus s. die Nachw. ebd., S. 316. 98 Dem­entspre­chend ver­merkt die Regie­rungs­be­grün­dung, es sei „beacht­lich …, daß auch die Neu­errich­tung von Diö­ze­sen … eine Ver­meh­rung die­ser Semi­na­re nicht zur Fol­ge haben wird“ (FN 95). 99 So aber Schmitz, MThZ 51 (2000), 292 (306 f., m. Fn. 48). 100 Zutref­fend Adolf Süs­ter­henn, Zur staats­kir­chen­recht­li­chen Stel­lung kirch­li­cher Hoch­schu­len unter beson­de­rer Berück­sich­ti­gung der Rechts­la­ge in Rhein­land-Pfalz und Nord­rhein-West­fa­len, TThZ 70 (1961), 156 (159); sowie Alex­an­der Hol­ler­bach, Aktu­el­le Fra­gen aus dem Recht der Theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten, ThQ 171 (1991), 251 (253, Fn. 6). 8 0 O RDNUNG DER WISSENSCHAFT 2 (2019), 69–88 eines Bischofs auf eige­ne wis­sen­schaft­li­che Aus­bil­dungs­stät­ten konstruieren.101 Anders als anfangs die preu­ßi­sche „Kul­tur­kampf “- gesetzgebung102 ent­hielt das Kon­kor­dat kei­ner­lei Vor­ga­ben, wel­che Stu­den­ten an einer bestimm­ten Aus­bil­dungs­stät­te auf­ge­nom­men wer­den dürf­ten. Die kon­kor­da­t­ä­re Sys­te­ma­tik (zwei staat­li­che Fakul­tä­ten in zwei Bis­tü­mern, Kle­ri­kal­se­mi­na­re in sechs wei­te­ren Bis­tü­mern) leg­te es zwar nahe, die Pries­ter­amts­kan­di­da­ten mög­lichst nahe am Bischofs­sitz und „des­sen“ Aus­bil­dungs­stät­te stu­die­ren zu las­sen, was die nun­mehr garan­tier­ten bischöf­li­chen Inge­ren­zen auf die Dozen­ten­aus­wahl (Art. 12 Abs. 1 PrK) wei­ter beför­dern moch­ten. Doch eine recht­lich faß­ba­re Ver­pflich­tung wur­de – soweit ersicht­lich – in den Kon­kor­dats­ver­hand­lun­gen nicht the­ma­ti­siert. Der Ange­bots­cha­rak­ter der gewähr­leis­te­ten Aus­bil­dungs­stät­ten zeig­te sich in der Fol­ge dar­in, daß kei­nes­wegs sämt­li­che der in Art. 12 Abs. 2 PrK genann­ten Bischö­fe auch tat­säch­lich Semi­na­re zur wis­sen­schaft­li­chen Vor­bil­dung der Geist­li­chen besa­ßen: Fort­ge­führt wur­den allein die vor 1873 bestehen­den Ein­rich­tun­gen in Ful­da, Pader­born und Trier, des­glei­chen die frisch gegrün­de­te Phi­lo­so­phisch-Theo­lo­gi­sche Hoch­schu­le Frank­furt St. Geor­gen (für das Bis­tum Limburg).103 Das 1873 geschlos­se­ne Hil­des­hei­mer Semi­nar wur­de 1887 allein als Pas­to­ral­se­mi­nar wie­der­eröff­net, wäh­rend die Pries­ter­amts­kan­di­da­ten ihre Stu­di­en in Müns­ter bzw. Frank­furt St. Geor­gen absolvierten.104 Glei­ches galt (und gilt grosso modo bis heu­te) für das Bis­tum Osnabrück.105 Eben­so strei­tet für die Frei­heit der Bischö­fe zur Bestim­mung des Aus­bil­dungs­or­tes der Pries­ter­amts­kan­di­da­ten die ver­trag­li­che Gewähr­leis­tung der Opti­on „päpst­li­che Hoch­schu­le in Rom“. Im Unter­schied zur preu­ßi­schen Ver­wal­tungs­pra­xis des 19. Jahr­hun­derts berühm­te sich der Staat inso­weit kei­nes vor­gän­gi­gen Erfor­der­nis­ses einer Erlaub­nis mehr106 und stell­te sei­ne anfäng­li­chen Bedenken107 im Hin­blick auf die über­schau­ba­re Anzahl von ver­füg­ba­ren Kol­leg­plät­zen sowie aus Erwä­gun­gen der Staats­rä­son zurück.108 III. Fort­gel­tung der Bestim­mun­gen zur wis­sen­schaft­li­chen Vor­bil­dung der Geist­li­chen 1. Modi­fi­zie­rung durch das Reichs­kon­kor­dat Bereits weni­ge Jah­re nach Abschluß der Kon­kor­da­te mit Bay­ern, Preu­ßen und Baden setz­te das Reichs­kon­kor­dat von 1933109 mar­kan­te neue Akzen­te. Hin­sicht­lich der Anfor­de­run­gen an die wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung bestimm­ter Geist­li­cher ver­blieb es noch bei der bekann­ten Tri­as „deut­sche staat­li­che Hoch­schu­le“ – „deut­sche kirch­li­che aka­de­mi­sche Lehr­an­stalt“ – „päpst­li­che Hoch­schu­le in Rom“ (Art. 14 Abs. 2 Nr. 1 lit. c)). Auch die Bestands­ga­ran­tie für die katho­lisch-theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten an den staat­li­chen Hoch­schu­len wahr­te den erreich­ten Stand (Art. 19). Eine kon­sti­tu­ti­ve Neu­re­ge­lung hin­ge­gen ent­hielt Art. 20 Abs. 1, der gene­rell der „Kir­che“ das Recht zuer­kann­te, „zur Aus­bil­dung des Kle­rus phi­lo­so­phi­sche und theo­lo­gi­sche Lehr­an­stal­ten zu errich­ten, die aus­schließ­lich von der kirch­li­chen Behör­de abhän­gen“. Ein­schrän­kun­gen bestan­den allein in zwei­fa­cher Hin­sicht: Es durf­te kei­ne ande­re Ver­ein­ba­rung vor­lie­gen, und es durf­ten kei­ne staat­li­chen Zuschüs­se ver­langt wer­den. Wäh­rend die ers­te Ein­schrän­kung ersicht­lich auf die Rege­lung in Art. 12 Abs. 2 PrK zielte,110 ent­hob 101 Dies ver­sucht Sol­te, Theo­lo­gie an der Uni­ver­si­tät (FN 2), S. 108 f., im Hin­blick auf Art. IX BadK (FN 59) dar­zu­tun. Doch aus der ver­trag­li­chen Bestim­mung, der Frei­bur­ger Erz­bi­schof sei „berech­tigt, für die Aus­bil­dung der Kan­di­da­ten zum Pries­ter­am­te Kon­vik­te und ein Pries­ter­se­mi­nar zu unter­hal­ten und in sei­nem Namen zu lei­ten“ abzu­lei­ten, er dür­fe kein Kle­ri­kal­se­mi­nar errich­ten, über­spannt auch hier Wort­laut des Kon­kor­dats wie den (kirch­li­chen) Par­tei­wil­len. 102 Oben II. 1. 103 In den Kon­kor­dats­ver­hand­lun­gen spiel­te die Exis­tenz die­ser Hoch­schu­le nur eine unter­ge­ord­ne­te Rol­le, als „Bedro­hung“ oder „Kon­kur­renz“ der staat­li­chen theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten wur­de sie jeden­falls nicht wahr­ge­nom­men. Zur Spra­che kam sie allein im Kon­text der Fra­ge der Betei­li­gung an staat­li­chen Dota­tio­nen (die sie letzt­lich erhielt). Für die Ein­zel­hei­ten Mus­sing­hoff, Theo­lo­gi­sche Fakul­tä­ten (FN 2), S. 237, 333. 104 Hans-Georg Asch­off, Hil­des­heim, in: Gatz (Hrsg.), Pries­ter­aus­bil­dungs­stät­ten (FN 30), S. 100 f. 105 Wolf­gang See­grün, Osna­brück, in: ebd., S. 165 f. 106 Erlaß der Minis­ter v. Raum­er und v. West­pha­len betref­fend staat­li­che Maß­nah­men gegen das Stu­di­um am Col­le­gi­um Ger­ma­ni­cum zu Rom vom 16. Juli 1852, Abdruck bei Huber/Huber, Staat und Kir­che II (FN 77), Nr. 29, S. 72. 107 Mus­sing­hoff, Theo­lo­gi­sche Fakul­tä­ten (FN 2), S. 223. 108 Der an den Ver­hand­lun­gen betei­lig­te preu­ßi­sche Finanz­mi­nis­ter (und spä­te­re Prä­si­dent des BVerfG) Her­mann Höp­ker-Asch­off ver­wies dar­auf, daß das Col­le­gi­um Ger­ma­ni­cum sei­ner­zeit nur über 80 Plät­ze ver­füg­te und im übri­gen „der Staat … ein Inter­es­se dar­an (habe), daß eini­ge Geist­li­che die römi­schen Ver­hält­nis­se gut kenn­ten“, Nachw. bei Mus­sing­hoff, Theo­lo­gi­sche Fakul­tä­ten (FN 2), S. 302 f. 109 FN 36. 110 Mus­sing­hoff, Theo­lo­gi­sche Fakul­tä­ten (FN 2), S. 363; Him­mels­bach, Rechts­stel­lung der Theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten (FN 3), S. 24. Mückl · Der Ange­bots­cha­rak­ter der Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge 8 1 die zweit­ge­nann­te still­schwei­gend von den aus dem 19. Jahr­hun­dert fort­be­stehen­den staat­li­chen Dotationspflichten.111 Es war seit Anfang der 1920er Jah­re zwi­schen Kir­che und Staat unstrei­tig, gleich­zei­tig eine Bestands­ga­ran­tie zuguns­ten der theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten an den staat­li­chen Uni­ver­si­tä­ten wie der Frei­heit zur Errich­tung kirch­li­cher Lehr­an­stal­ten zur phi­lo­so­phisch-theo­lo­gi­schen Aus­bil­dung des Kle­rus vorzusehen.112 Eine vati­ka­ni­sche Punk­ta­ti­on von 1921 hat­te die Frei­heit zur Errich­tung kirch­li­cher Lehr­an­stal­ten expli­zit gefor­dert und die staat­li­chen theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten eher impli­zit zur Kennt­nis genom­men (was gewiß eine Prä­fe­renz für den zu erstre­ben­den Ort der Pries­ter­aus­bil­dung erken­nen läßt).113 Der Kon­kor­dats­ent­wurf des Reichs­in­nen­mi­nis­te­ri­ums von 1924 nahm das Peti­tum auf und faß­te bei­de Gewähr­leis­tun­gen in zwei Absät­zen des glei­chen Abschnitts zusammen.114 Des­sen Wort­laut ent­spricht – bis auf die bei­den erwähn­ten Ein­schrän­kun­gen – nahe­zu voll­stän­dig der End­fas­sung des RK von 1933.115 Die Errich­tung von phi­lo­so­phisch-theo­lo­gi­schen Lehr­an­stal­ten in kirch­li­cher Trä­ger­schaft zur Aus­bil­dung des Kle­rus hat dem­nach seit 1933 eine ein­deu­ti­ge kon­kor­dats­recht­li­che Grund­la­ge. Wegen Art. 12 Abs. 2 PrK gilt sie nicht für Preu­ßen; wei­te­re Ein­schrän­kun­gen bestehen nicht. 2. Erwei­te­rung kirch­li­cher Rech­te durch die Län­der­ver­fas­sun­gen nach 1945 a) Lan­des­ver­fas­sungs­ge­setz­li­che Bestim­mun­gen Die in der unmit­tel­ba­ren Nach­kriegs­zeit, noch vor Inkraft­tre­ten des Grund­ge­set­zes ver­kün­de­ten Ver­fas­sun­gen der Län­der nah­men die im Reichs­kon­kor­dat ver­trag­lich gere­gel­te Par­al­le­li­tät von staat­li­cher theo­lo­gi­scher Fakul­tät einer­seits und kirch­li­cher Aus­bil­dungs­stät­te ande­rer­seits auf. Gewähr­leis­tun­gen bei­der Insti­tu­tio­nen – durch­weg ohne den im RK bestimm­ten Aus­schluß staat­li­cher Zuschüs­se – fin­den sich so in den Ver­fas­sun­gen des Frei­staa­tes Bayern,116 des Lan­des Hessen,117 des Lan­des Rhein­land-Pfal­z118 sowie des Saarlandes.119 Bis auf die hes­si­sche Aus­nah­me wird den Kir­chen und Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten expli­zit das Recht zur Errich­tung eige­ner Hoch­schu­len im Hin­blick auf die Aus­bil­dung ihrer Geist­li­chen und Reli­gi­ons­die­ner ein­ge­räumt. Eine ande­re Rege­lungs­tech­nik wähl­te die Ver­fas­sung von Nordrhein-Westfalen:120 Einer­seits erkennt sie die preu­ßi­schen Kir­chen­ver­trä­ge von 1929/31 für die ehe­mals preu­ßi­schen Gebie­te des Lan­des als gel­ten­des Recht an (Art. 23 Abs. 1) – damit impli­zit den in Art. 12 Abs. 1 PrK aus­ge­spro­che­nen Fort­be­stand der dort genann­ten theo111 Dar­in dürf­te die Ursa­che dafür lie­gen, daß es in der ange­spann­ten wirt­schaft­li­chen Situa­ti­on kurz nach Über­win­dung der Welt­wirt­schafts­kri­se nicht zur Errich­tung der­ar­ti­ger Lehr­an­stal­ten kam. 112 Ein­ge­hend zur Früh­pha­se der Kon­kor­dats­ver­hand­lun­gen Rudolf Mor­sey, Zur Vor­ge­schich­te des Reichs­kon­kor­dats aus den Jah­ren 1920 und 1921, ZRG Kan. 44 (1958), 237 ff. 113 Punk­tua­ti­on des Vati­kans für ein Reichs­kon­kor­dat vom 15. Novem­ber 1921, Punkt V. Abs. 2–5; Abdruck bei Ernst Rudolf Huber/ Wolf­gang Huber, Staat und Kir­che im 19. und 20. Jahr­hun­dert. Doku­men­te zur Geschich­te des deut­schen Staats­kir­chen­rechts, Band IV, 1988, Nr. 170, S. 282 ff. 114 Art. III § 1 Abs. 1 des Ent­wurfs („Die katho­lisch-theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten an den Hoch­schu­len blei­ben erhal­ten.“) und Abs. 2 („Die Kir­che hat das Recht, zur Aus­bil­dung des Kle­rus phi­lo­so­phi­sche und theo­lo­gi­sche Lehr­an­stal­ten zu errich­ten, die aus­schließ­lich von der kirch­li­chen Behör­de abhän­gen.“); Abdruck bei Alfons Kup­per, Staat­li­che Akten über die Reichs­kon­kor­dats­ver­hand­lun­gen 1933, 1969, S. 473 ff. – Schon 1922 erach­te­te das Reichs­in­nen­mi­nis­te­ri­um die Frei­heit zur Errich­tung von phi­lo­so­phi­schen und theo­lo­gi­schen Lehr­an­stal­ten als einen Punkt „vol­len oder wei­ten Ent­ge­gen­kom­mens an die Wün­sche der Kurie“, wäh­rend die (ohne­dies durch Art. 149 Abs. 3 WRV abge­si­cher­ten) staat­li­chen theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten und die an ihnen erstreb­ten bischöf­li­chen Inge­ren­zen auf die Dozen­ten­aus­wahl, wie­wohl als Ange­le­gen­heit der Län­der bezeich­net, als „Punk­te ohne sach­li­che Beden­ken“ klas­si­fi­ziert wur­den. S. die Zusam­men­stel­lung des Reichs­mi­nis­te­ri­ums des Innern über noch zu klä­ren­de Punk­te bezüg­lich des Reichs­kon­kor­dats vom 13. März 1922 (Ziff. I. 5 sowie III. a) 1.), Abdruck ebd., S. 455 ff. 115 Auch hin­sicht­lich der Mög­lich­keit, die phi­lo­so­phisch-theo­lo­gi­schen Stu­di­en außer an einer deut­schen Hoch­schu­le oder einer deut­schen bischöf­li­chen aka­de­mi­schen Lehr­an­stalt auch an „einer als gleich­wer­tig anzu­se­hen­den Anstalt in Rom“ zu absol­vie­ren, war bereits in Art. I § 6 Abs. 2 Nr. 2 des Kon­kor­dats­ent­wurfs von 1924 (FN 114) ent­hal­ten. 116 Art. 150 Abs. 1 (eige­ne kirch­li­che Hoch­schu­len) und Abs. 2 (theo­lo­gi­sche Fakul­tä­ten) der Ver­fas­sung des Frei­staa­tes Bay­ern vom 2. Dezem­ber 1946, GVBl. S. 333. 117 Art. 60 Abs. 2 (theo­lo­gi­sche Fakul­tä­ten) und Abs. 3 (kirch­li­che theo­lo­gi­sche Bil­dungs­an­stal­ten) der Ver­fas­sung des Lan­des Hes­sen vom 1. Dezem­ber 1946, GVBl. S. 229. 118 Art. 39 Abs. 1 S. 2 (theo­lo­gi­sche Fakul­tä­ten) sowie Art. 42 (eige­ne Hoch­schu­len der Kir­chen und Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten) der Ver­fas­sung für Rhein­land-Pfalz vom 18. Mai 1947, VOBl. S. 209. 119 Art. 36 Abs. 1 (eige­ne Hoch­schu­len der Kir­chen und Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten) und Abs. 2 (theo­lo­gi­sche Fakul­tä­ten als Kann-Vor­schrift) der Ver­fas­sung des Saar­lan­des vom 15. Dezem­ber 1947, ABl. S. 1077. 120 Ver­fas­sung des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len vom 28. Juni 1950, GV. S. 127. 8 2 O RDNUNG DER WISSENSCHAFT 2 (2019), 69–88 logi­schen Fakul­tä­ten bekräf­ti­gend – und spricht zum ande­ren den Kir­chen und Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten das Recht zu, zur Aus­bil­dung ihrer Geist­li­chen „eige­ne Anstal­ten mit Hoch­schul­cha­rak­ter zu errich­ten und zu unter­hal­ten“ (Art. 16 Abs. 2). Dem Modell der vor­kon­sti­tu­tio­nel­len Län­der­ver­fas­sun­gen wie­der­um fol­gen die nach 1990 in Kraft getre­te­nen Ver­fas­sun­gen von Bran­den­burg (Art. 32 Abs. 4), Sach­sen (Art. 111) und Thü­rin­gen (Art. 28 Abs. 3). b) Nach­fol­gen­de Rechts­pra­xis Auf­grund der genann­ten Bestim­mun­gen erfolg­ten bereits in der unmit­tel­ba­ren Nach­kriegs­zeit Neu­grün­dun­gen wis­sen­schaft­li­cher Ein­rich­tun­gen in kirch­li­cher Trä­ger­schaft, wel­che zur Vor­bil­dung der Geist­li­chen bestimmt waren. Bereits 1947 errich­te­te die Evan­ge­lisch-Luthe­ri­sche Kir­che in Bay­ern im mit­tel­frän­ki­schen Neu­en­det­tels­au – nur 50 km von Erlan­gen, dem damals ein­zi­gen baye­ri­schen Stand­ort einer evan­ge­lisch-theo­lo­gi­schen Fakul­tät, ent­fernt – die Augustana-Hochschule.121 Der Staat erblick­te dar­in kein recht­li­ches Pro­blem, wie ein nach­fol­gen­der Schrift­wech­sel zwi­schen Kul­tus­mi­nis­te­ri­um und Lan­des­kir­chen­rat erhellt, in wel­chem die Über­ein­stim­mung zum Aus­druck gebracht wur­de, daß Art. 26 lit. c) des BayEvKV durch Art. 150 Abs. 1 der Baye­ri­schen Ver­fas­sung „modifiziert“122 wor­den sei.123 1949 erhielt die Hoch­schu­le bereits die staat­li­che Anerkennung.124 Im Jah­re 1950 folg­te die Errich­tung der Theo­lo­gi­schen Fakul­tät Trier durch den Hei­li­gen Stuhl,125 wel­che noch im glei­chen Jahr durch die Lan­des­re­gie­rung von Rhein­land-Pfalz mit allen aka­de­mi­schen Rech­ten, ein­schließ­lich dem­je­ni­gen der Ver­lei­hung aka­de­mi­scher Gra­de und dem der Habi­li­ta­ti­on, staat­lich aner­kannt wurde.126 In Nord­rhein-West­fa­len ermög­lich­te Art. 16 Abs. 2 der Lan­des­ver­fas­sung die Wie­der­auf­nah­me der Leh­rund Aus­bil­dungs­tä­tig­keit der in der NS-Zeit geschlos­se­nen Kirch­li­chen Hoch­schu­len in Bethel127 und Wuppertal128 sowie des Mis­si­ons­pries­ter­se­mi­nars der Stey­ler Mis­sio­na­re in St. Augustin,129 eben­so die Fort­füh­rung der Phi­lo­so­phisch-Theo­lo­gi­schen Aka­de­mie in Pader­born und die Grün­dung der Phi­lo­so­phisch­Theo­lo­gi­schen Hoch­schu­le der Fran­zis­ka­ner und Kapu­zi­ner. Das Inkraft­tre­ten des neu­en Hoch­schul­ge­set­zes von 1979130 führ­te schließ­lich zur staat­li­chen Aner­ken­nung der genann­ten Insti­tu­tio­nen mit allen aka­de­mi­schen Rech­ten, wel­che im Fal­le von Pader­born, Bethel und Wup­per­tal durch das Gesetz selbst,131 in 121 Die Hoch­schu­le wur­de auf­grund eines Beschlus­ses der Lan­des­syn­ode der Evan­ge­lisch-Luthe­ri­schen Kir­che in Bay­ern durch das kirch­li­che Errich­tungs­ge­setz vom 16. Mai 1947 gegrün­det (Abdruck: KABl. Lan­des­kir­che Bay­ern S. 42). 1973 erhielt sie nach Maß­ga­be des Baye­ri­schen Hoch­schul­ge­set­zes das (in Koope­ra­ti­on mit den staat­li­chen Fakul­tä­ten Erlan­gen bzw. Mün­chen aus­zu­üben­de) Pro­mo­ti­ons­recht, 1990 schließ­lich das eigen­stän­di­ge Pro­mo­ti­ons- und Habi­li­ta­ti­ons­recht. 122 Der Ver­trags­text selbst wur­de erst 1978 ent­spre­chend ange­paßt, s. oben sub I. 1. b), Text zu FN 21–23. 123 Schrift­wech­sel zwi­schen dem Evan­ge­lisch-Luthe­ri­schen Lan­des­kir­chen­rat und dem Baye­ri­schen Staats­mi­nis­te­ri­um für Unter­richt und Kul­tur über die Aner­ken­nung der kirch­li­chen August­a­na-Hoch­schu­le in Neu­en­det­tels­au als Aus­bil­dungs­stät­te im Sin­ne des Art. 26 Buchst. c des Staats­ver­trags, bekannt­ge­macht am 26. August 1948, Abdruck: KABl. Lan­des­kir­che Bay­ern S. 79. 124 Voll­zugs­be­kannt­ma­chung des Staats­mi­nis­ters für Unter­richt und Kul­tus vom 29. Sep­tem­ber 1949, Abl. des Staats­mi­nis­te­ri­ums für Unter­richt und Kul­tus S. 197. – Aktu­el­ler gesetz­li­cher Sta­tus: Art. 81 S. 2 Bay­Hoch­schulG. 125 Errich­tung ad expe­ri­men­tum durch Dekret der Sacra Con­gre­ga­tio de Semi­na­ri­is et Stu­dio­rum Uni­ver­si­ta­ti­bus vom 5. Juni 1950, Abdruck in: Kirch­li­ches Amts­blatt Trier S. 111; end­gül­ti­ge Errich­tung durch Dekret der­sel­ben Kon­gre­ga­ti­on vom 8. Sep­tem­ber 1955, Abdruck in: AAS 48 (1956), 590 f. 126 Erlaß vom 22. August 1950. Ein­zel­hei­ten bei Him­mels­bach, Rechts­stel­lung der Theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten (FN 3), S. 57 ff.; aus dem zeit­ge­nös­si­schen Schrift­tum Hubert Jun­ker, Die Errich­tung der Theo­lo­gi­schen Fakul­tät Trier und das deut­sche Hoch­schul­recht, TThZ 60 (1951), 146 ff.; Niko­laus Hil­ling, Die päpst­li­che Errich­tung und staat­li­che Aner­ken­nung der Theo­lo­gi­schen Fakul­tät in Trier. Ein Selbst­in­ter­view mit Akten­pu­bli­ka­ti­on, Arch­Kath­KR 125 (1951/52), 257 ff. 127 1905 von Fried­rich von Bodel­schwingh als „Theo­lo­gi­sche Schu­le“ gegrün­det (näher Gise­la Heckel, Der Rechts­sta­tus der evan­ge­li­schen kirch­li­chen Hoch­schu­len in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, Diss. iur. Köln 1957, S. 14 ff.), waren die dort absol­vier­ten Stu­di­en weder staat­lich noch kirch­lich aner­kannt (Sol­te, Theo­lo­gie an der Uni­ver­si­tät [FN 2], S. 107). 1945 wur­de die Hoch­schu­le unter der Trä­ger­schaft der Zions­ge­mein­de Bethel wie­der­öff­net. – Näher zur Geschich­te Frank-Micha­el Kuh­lemann, Die Kirch­li­che Hoch­schu­le Bethel. Grund­zü­ge ihrer Ent­wick­lung 1905–2005, 2005. 128 Die Kirch­li­che Hoch­schu­le für refor­ma­to­ri­sche Theo­lo­gie, Abtei­lung Elber­feld, ent­stand 1935 auf Initia­ti­ve u.a. von Mar­tin Niem­öl­ler als Aus­bil­dungs­stät­te des theo­lo­gi­schen Nach­wuch­ses der Beken­nen­den Kir­che. 1945 nahm sie als Theo­lo­gi­sche (dann: Kirch­li­che) Hoch­schu­le Wup­per­tal den Lehr­be­trieb wie­der auf, zunächst in Trä­ger­schaft des Alt­preu­ßi­schen Bru­der­ra­tes, spä­ter der­je­ni­gen eines eige­nen Ver­eins und seit 1976 in der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land. Ein­zel­hei­ten bei Hart­mut Aschermann/Wolfgang Schnei­der, Stu­di­um im Auf­trag der Kir­che. Die Anfän­ge der Kirch­li­chen Hoch­schu­le Wup­per­tal 1935 bis 1945, 1985. 129 Das seit 1913 bestehen­de „Mis­si­ons­haus St. Augus­tin“ fun­gier­te seit 1919 als Novi­zi­ats­haus, ehe es durch Errich­tung des phi­lo­so­phi­schen (1925) und theo­lo­gi­schen (1932) Stu­di­en­gan­ges zum Mis­si­ons­pries­ter­se­mi­nar aus­ge­baut wur­de. 130 Gesetz über die wis­sen­schaft­li­chen Hoch­schu­len des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len vom 20. Novem­ber 1979, GVBl. S. 926. 131 § 118 Abs. 1 S. 1 Hoch­schulG NRW 1979; aktu­ell: § 74 Abs. 1 S. 1 Hoch­schulG NRW 2014 (die Hoch­schu­len in Bethel und Wup­per­tal waren 2005/2007 zur Kirch­li­chen Hoch­schu­le Wuppertal/ Mückl · Der Ange­bots­cha­rak­ter der Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge 8 3 den übri­gen Fäl­len durch minis­te­ri­el­le Ent­schei­dung erfolgte.132 In glei­cher Wei­se haben das Land Hes­sen die Phi­lo­so­phisch-Theo­lo­gi­sche Hoch­schu­le Frank­furt St. Georgen133 sowie die Theo­lo­gi­sche Fakul­tät in Fulda,134 das Land Rhein­land-Pfalz die vor­ma­li­ge Mis­si­ons­aus­bil­dungs­stät­te der Pal­lo­ti­ner in Vallendar135 sowie der Frei­staat Bay­ern die Hoch­schu­le für Phi­lo­so­phie in München136 aner­kannt und mit aka­de­mi­schen Rech­ten aus­ge­stat­tet. c) Recht­li­che Wür­di­gung Die Fra­ge, wel­che recht­li­chen Aus­wir­kun­gen die genann­ten lan­des­ver­fas­sungs­recht­li­chen Bestim­mun­gen auf die Gel­tung teil­wei­se gegen­lau­ten­der staats­kir­chen­ver­trag­li­cher Nor­men haben, ist nur ver­ein­zelt im älte­ren Schrift­tum gese­hen worden.137 Sämt­li­che Autoren138 gelan­gen zu dem – zutref­fen­den – Ergeb­nis, daß jeden­falls der Frei­staat Bay­ern sowie die Län­der Nord­rhein-West­fa­len und Rhein­land-Pfalz (als –  par­ti­el­le – Rechts­nach­fol­ger des Frei­staa­tes Preu­ßen) auf die das kirch­li­che Wir­ken beschrän­ken­den ver­trag­li­chen Bestim­mun­gen ver­zich­tet haben. In sei­ner für das Kon­kor­dats­recht maß­stab­set­zen­den Habi­li­ta­ti­ons­schrift hat Alex­an­der Hol­ler­bach nachgewiesen,139 daß ein rechts­wirk­sa­mer Ver­zicht auf die Aus­übung ver­trag­li­cher Rech­te jeden­falls dann mög­lich ist, wenn die­ser (1.) durch einen Akt der Gesetz­ge­bung erfolgt und (2.) den Ver­trags­part­ner begüns­tigt, indem er die­sem einen Zuge­winn an Frei­heit ein­räumt. For­mal wird eine staats­kir­chen­ver­trag­li­che Ver­ein­ba­rung der­ge­stalt nicht geän­dert – dafür wäre in der Tat eine Modi­fi­zie­rung durch einen actus con­tra­ri­us, d.h. eine Ver­trags­än­de­rung erforderlich140 –, wohl aber nor­ma­tiv über­la­gert: Der ver­zich­ten­den Teil geht über das Staats­kir­chen­ver­trags­recht hinaus,141 wovon der begüns­tig­te Teil Gebrauch machen kann – aber nicht muß. Der­ge­stalt bleibt die Ein­ord­nung des Staats­kir­chen­ver­trags in das staat­li­che Rechts­quel­len­sys­tem gewahrt.142 Des­sen Rechts­an­wen­dungs­be­fehl durch einen staat­li­chen Trans­for­ma­ti­ons­akt (im Regel­fall: durch Par­la­ments­ge­setz) wird für die staat­li­che Rechts­ord­nung durch ein zeit­lich nach­fol­gen­des Gesetz (lex pos­te­ri­or) oder Ver­fas­sungs­ge­setz (lex supe­ri­or) aus­ge­wei­tet, so daß sich der kirch­li­che Ver­trags­part­ner auf die­se zu sei­nen Guns­ten geän­der­te Recht­la­ge beru­fen kann, ohne durch den zeit­lich vor­gän­gi­gen Ver­trag dar­an gehin­dert zu sein. Als prak­ti­sche Bei­spie­le hat bereits Hol­ler­bach Art.  150  Abs.  1  BayLV im Ver­hält­nis zu Art. 26 lit. c) a.F. BayEvKV sowie Art. 16 Abs. 2 LV NRW im Ver­hält­nis zu Art. 12 Abs. 2 PrK genannt.143 Auf die Beach­tung die­ser kon­kor­da­t­ä­ren Bestim­mung haben über­dies auch die ande­ren Län­der mit ehe­mals preu­ßi­schen Antei­len, deren Ver­fas­sung eine ana­lo­ge Aus­sa­ge ent­hält, ver­zich­tet, also Rhein­land-Pfalz, Bran­den­burg, Sach­sen und Thü­rin­gen. Für die Rich­tig­keit die­ses Ver­ständ­nis­ses spre­chen nicht zuletzt die oben dar­ge­stell­ten nach­fol­gen­den Ver­ein­ba­run­gen hin­sicht­lich der Bis­tü­mer Essen und Erfurt.144 In bei­den Fäl­len wur­de den betref­fen­den Bischö­Be­thel zusam­men­ge­schlos­sen wor­den). 132 Erlas­se des Minis­ters für Wis­sen­schaft und For­schung des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len vom 21. Sep­tem­ber 1983, Az. III B 3 – 5299/67/83 (Phi­lo­so­phisch-Theo­lo­gi­sche Hoch­schu­le SVD St. Augus­tin) sowie Az. III B 3 – 5299/105/83 (Phi­lo­so­phisch­Theo­lo­gi­sche Hoch­schu­le Müns­ter). 133 Bescheid des Hes­si­schen Kul­tus­mi­nis­ters vom 31. März 1980, Abdruck in: Arch­Kath­KR 149 (1980), 217. 134 Bescheid des Hes­si­schen Kul­tus­mi­nis­ters vom 23. Febru­ar 1983, s. Him­mels­bach, Rechts­stel­lung der Theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten (FN 3), S. 90, 135. 135 Die seit 1896 in Koblenz-Ehren­breit­stein ansäs­si­ge phi­lo­so­phisch-theo­lo­gi­sche Bil­dungs­stät­te mit dem Ziel der Mis­sio­nars­aus­bil­dung wur­de 1897 nach Lim­burg ver­legt und 1945 in Val­len­dar wie­der­eröff­net. Bis in die 1960er Jah­re allein ordens­in­tern aus­ge­rich­tet, öff­ne­te sie sich erst für sons­ti­ge Pries­ter­amts­kan­di­da­ten und ab den 1970er Jah­ren auch für Lai­en­theo­lo­gen. Die staat­li­che Aner­ken­nung erfolg­te durch Bescheid des Kul­tus­mi­nis­ter von Rhein­land-Pfalz vom 2. März 1979, Abdruck in: Arch­Kath­KR 148 (1979), 197. 136 Beschei­de des Baye­ri­schen Staats­mi­nis­te­ri­ums für Unter­richt und Kul­tus vom 24. Sep­tem­ber 1971 und 17. Novem­ber 1972. Zu ihnen näher Man­fred Bal­dus, Die nicht­staat­li­chen katho­li­schen Hoch­schul­fakul­tä­ten in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, WissR 10 (1977), 48 (55 f.). – Aktu­el­ler gesetz­li­cher Sta­tus: Art. 81 S. 1 Bay­Hoch­schulG. 137 Erst­mals wohl Wer­ner Weber, Rechts­fra­gen der kirch­li­chen Hoch­schu­len, Zev­KR 1 (1951), 346 (348 f.); grund­le­gend dann Alex­an­der Hol­ler­bach, Ver­trä­ge zwi­schen Staat und Kir­che in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, 1965, S. 174 f.; Hein­rich Flat­ten, Zur Rechts­stel­lung des Köl­ner Pries­ter­se­mi­nars. Kon­kor­dats­recht­li­che Erwä­gun­gen zur Rechts­la­ge im Land Nord­rhein­West­fa­len, ÖAKR 22 (1971), 290 ff.; Mus­sing­hoff, Theo­lo­gi­sche Fakul­tä­ten (FN 2), S. 406 f. 138 Allein Weber zieht aus der Zita­ti­on der Nor­men der Lan­des­ver­fas­sun­gen kei­ne Schluß­fol­ge­run­gen hin­sicht­lich einer (nur noch) beschränk­ten Fort­gel­tung der Ver­trä­ge. 139 Hol­ler­bach, Ver­trä­ge zwi­schen Staat und Kir­che (FN 137), S. 175; eben­so Flat­ten, ÖAKR 22 (1971), 290 (295 f.). 140 Hier­auf insis­tiert Weber, Zev­KR 1 (1951), 346 (354 f.), im Hin­blick auf die in der unmit­tel­ba­ren Nach­kriegs­zeit modi­fi­zier­ten Erfor­der­nis­se des Tri­en­ni­um bei der evan­ge­li­schen Pfar­rer­aus­bil­dung (die aller­dings gera­de nicht in Geset­zes­form, son­dern durch Ver­wal­tungs­ent­schei­dun­gen erfolg­ten). 141 Flat­ten, ÖAKR 22 (1971), 290 (296). 142 Hier­zu im Über­blick Ste­fan Mückl, Grund­la­gen des Staats­kir­chen­rechts, in: Josef Isensee/Paul Kirch­hof (Hrsg.), Hand­buch des Staats­rechts der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, Band VII, 3. Aufl. 2009, § 159 Rn. 44. 143 Hol­ler­bach, Ver­trä­ge zwi­schen Staat und Kir­che (FN 137), S. 175, Fn. 1; eben­so Flat­ten, ÖAKR 22 (1971), 290 (293 ff.); dem zustim­mend Mus­sing­hoff, Theo­lo­gi­sche Fakul­tä­ten (FN 2), S. 406 f. 8 4 O RDNUNG DER WISSENSCHAFT 2 (2019), 69–88 fen das Recht zur Errich­tung eines Semi­nars zur wis­sen­schaft­li­chen Vor­bil­dung der Geist­li­chen zuer­kannt, womit in Anbe­tracht der im Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses bereits gel­ten­den Lan­des­ver­fas­sung deren Gewähr­leis­tung ledig­lich dekla­ra­to­risch bekräftigt,145 nicht aber als Recht erst kon­sti­tu­tiv begrün­det wurde.146 Deut­lich wird dies ins­be­son­de­re in § 6 Abs. 2 des Ver­trags zur Errich­tung des Bis­tums Essen, wel­cher expli­zit fest­hält, das „Recht aus Art. 16 Abs. 2“ der Lan­des­ver­fas­sung blei­be „auch im übri­gen unbe­rührt“. Als zu einem spä­te­ren Zeit­punkt auf dem Gebiet bei­der Bis­tü­mer eine staat­li­che theo­lo­gi­sche Fakul­tät errich­tet wer­den soll­te, ließ dies das Recht der Bischö­fe zum Besitz eines eige­nen wis­sen­schaft­li­chen Semi­nars unan­ge­tas­tet, wel­che allein in einem geson­der­ten Rechts­akt erklär­ten, auf die Aus­übung ihres Rech­tes zu verzichten.147 3. Zwi­schen­er­geb­nis Wäh­rend die Bestim­mun­gen der älte­ren Staats­kir­chen­ver­trä­ge hin­sicht­lich des phi­lo­so­phisch-theo­lo­gi­schen Tri­en­ni­um größ­ten­teils unver­än­dert gül­tig sind (bei aller­dings redu­zier­tem Inter­es­se und beschränk­ten Mög­lich­kei­ten des Staa­tes, auf deren prak­ti­sche Beach­tung hinzuwirken),148 haben sich deut­li­che Ver­schie­bun­gen bei den Vor­ga­ben erge­ben, an wel­chen Ein­rich­tun­gen die Stu­di­en zu absol­vie­ren sind. Für den Bereich der katho­li­schen Kir­che ließ bereits das Reichs­kon­kor­dat –  jen­seits des Gel­tungs­be­reichs des PrK – kirch­li­che Lehr­an­stal­ten zu. Im übri­gen haben die nach 1945 bzw. 1990 in Kraft getre­te­nen Lan­des­ver­fas­sun­gen in Bay­ern, Hes­sen, Rhein­land-Pfalz, dem Saar­land und in Nord­rhein-West­fa­len sowie in Bran­den­burg, Sach­sen und Thü­rin­gen die (tat­säch­lich bestehen­den oder inter­pre­ta­tiv ange­nom­me­nen) Restrik­tio­nen in den noch aus Wei­ma­rer Zei­ten stam­men­den Staats­kir­chen­ver­trä­gen besei­tigt. Die Kir­che ist in der Errich­tun­gen eige­ner Insti­tu­tio­nen frei. IV. Bedeu­tungs­wan­del theo­lo­gi­scher Fakul­tä­ten durch geän­der­te Rah­men­be­din­gun­gen Die Annah­me, mit der staats­kir­chen­ver­trag­li­chen Ein­rich­tung von staat­li­chen theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten habe der kirch­li­che Ver­trags­part­ner impli­zit die Ver­pflich­tung über­nom­men, sei­ne künf­ti­gen Geist­li­chen auch an die­sen aus­bil­den zu las­sen, beruh­te his­to­risch auf drei Prä­mis­sen: (1) Aus über­ge­ord­ne­ten Grün­den des Staats­wohls bedür­fen die Geist­li­chen einer wis­sen­schaft­li­chen Vor­bil­dung, die grund­sätz­lich nur der Staat zu erbrin­gen imstan­de ist, (2.) die theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten wer­den weit über­wie­gend von Theo­lo­gie­stu­den­ten genutzt, die sich auf das Pries­ter­tum sowie auf das Pfarr­amt vor­be­rei­ten und (3.) die theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten wer­den expli­zit für den Zweck der wis­sen­schaft­li­chen Vor­bil­dung der Geist­li­chen ein­ge­rich­tet. Alle drei Prä­mis­sen sind seit gerau­mer Zeit nicht mehr trag­fä­hig; allein beson­de­re Kon­stel­la­tio­nen kön­nen (im Fall einer aus­drück­li­chen Ver­ein­ba­rung) eine (näher zu bestim­men­de) kirch­li­che Ver­pflich­tung begrün­den (4.). 1. Wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung der Geist­li­chen und Not­wen­dig­keit der staat­li­chen Uni­ver­si­tät Die (ein­sei­ti­ge) staat­li­che Gesetz­ge­bung des 19. Jahr­hun­derts wünsch­te den „wis­sen­schaft­lich gebil­de­ten“ Geistlichen.149 Eine wis­sen­schaft­li­che Aus­bil­dung, so die noch bis in die 1950er Jah­re weit ver­brei­te­te Überzeugung,150 konn­te allein der Staat an sei­nen Uni­ver­si­tä­ten leis­ten. Dahin­ter stand die auf das Preu­ßi­sche All­ge­mei­ne Land­recht zurückgeführte151 Rechts­an­sicht vom staat­li­chen Hoch­schul­mo­no­pol. In die­ser Logik (deren 144 FN 28, 38. 145 Typi­scher­wei­se haben zahl­rei­che staats­kir­chen­ver­trag­li­che Bestim­mun­gen wie­der­ho­len­den und ver­stär­ken­den Cha­rak­ter: Das vom Staat in sei­ner Rechts‑, beson­ders sei­ner Ver­fas­sungs­ord­nung bereits Gewähr­leis­te­te wird auch ver­trag­lich abge­si­chert, s. Mückl, Grund­la­gen des Staats­kir­chen­rechts (FN 142), § 159 Rn. 37. 146 Rich­tig gese­hen von Flat­ten, ÖAKR 22 (1971), 290 (295). 147 FN 29, 43. – Hier lag jeden­falls im Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses der ent­schei­den­de Unter­schied zur Rechts­la­ge in Nie­der­sach­sen (oben Text zu FN 32, 33): Die sei­ner­zeit gel­ten­de Vor­läu­fi­ge Nie­der­säch­si­sche Ver­fas­sung von 1951 ent­hielt als rei­nes Orga­ni­sa­ti­ons­sta­tut weder Grund­rech­te noch Aus­sa­gen zum Ver­hält­nis zwi­schen Staat und Kir­che. Da sei­ner­zeit zudem die Exis­tenz eines staat­li­chen Hoch­schul­mo­no­pols (dazu sogleich sub IV.) weit­ge­hend unan­ge­foch­ten ange­nom­men wur­de, lag der in Art. 4 Abs. 2 NdsK für den Fall einer staat­li­chen theo­lo­gi­schen Fakul­tät an der Uni­ver­si­tät Göt­tin­gen vor­ge­se­he­ne Weg­fall des Rechts aus Art. 12 Abs. 2 PrK für die Bischö­fe von Hil­des­heim und Osna­brück im Rah­men der sei­ner­zei­ti­gen nie­der­säch­si­schen Rechts­la­ge. Ob inzwi­schen auch für Nie­der­sach­sen auf­grund der revi­dier­ten Ver­fas­sung von 1993, wel­che nun­mehr die Frei­heit pri­va­ter Hoch­schu­len ent­hält (Art. 5 Abs. 2), und der nach­fol­gen­den Hoch­schul­ge­setz­ge­bung (§§ 64 ff. Nds­Hoch­schulG) ein staat­li­cher Ver­zicht auf Art. 4 Abs. 2 NdsK ange­nom­men wer­den könn­te, bedürf­te noch geson­der­ter Unter­su­chung. 148 Der lite­ra­ri­sche Pro­test von Sol­te, Theo­lo­gie an der Uni­ver­si­tät (FN 2), S. 104 f., und Heckel, Die Theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten in welt­li­chen Ver­fas­sungs­staat (FN 2), S. 373 f., gegen ver­schie­de­ne lan­des­kirch­li­che Auf­wei­chun­gen ist in der Pra­xis fol­gen­los geblie­ben. 149 Oben II. 150 Arnold Kött­gen, Das Grund­recht der deut­schen Uni­ver­si­tät, Göt­tin­gen 1959, S. 7; Weber, in: Tym­bos für Wil­helm Ahl­mann (FN 3), S. 309 (311, 317 f.). 151 § 1 II 12 ALR lau­te­te: „Schu­len und Uni­ver­si­tä­ten sind Ver­an­stal­tun­gen des Staa­tes.“ Mückl · Der Ange­bots­cha­rak­ter der Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge 8 5 juris­ti­sche Exege­se alles ande­re als zwin­gend war152) konn­te der Staat kirch­li­che Aus­bil­dungs­stät­ten allen­falls als Aus­nah­me­fall hin­neh­men und muß­te ihnen detail­lier­te Vor­ga­ben für ihren Betrieb auf­er­le­gen. Gleich­wohl gal­ten sie nicht als wis­sen­schaft­li­che Ein­rich­tun­gen – kei­ne von ihnen besaß das Recht, mit Wir­kung für den staat­li­chen Rechts­kreis Abschlüs­se und aka­de­mi­sche Gra­de zu ver­lei­hen –, son­dern als Bil­dungs­stät­ten min­de­ren Ran­ges und Hort obsku­ran­ten Dog­ma­tis­mus. Vor dem Hin­ter­grund die­ser Rah­men­be­din­gun­gen sind die staats­kir­chen­ver­trag­li­chen Bestim­mun­gen in Bay­ern, Preu­ßen und Baden zu sehen. Jeden­falls die katho­li­sche Kir­che hat­te sich sei­ner­zeit mit­nich­ten „frei­wil­lig“ ent­schlos­sen, „ihre Theo­lo­gen­aus­bil­dung an den staat­li­chen Uni­ver­si­tä­ten zu belassen“,153 son­dern sich man­gels gang­ba­rer Alter­na­ti­ve zur ver­trag­li­chen Absi­che­rung des bereits bestehen­den Zustands ver­stan­den. Ein eigen­stän­di­ges kirch­li­ches Bil­dungs­we­sen in Schu­le und Hoch­schu­le war und ist ein essen­ti­al der katho­li­schen Kir­che, wel­ches ver­trag­lich zu errei­chen ihr in den 1920er Jah­ren zwar nur ansatz­wei­se gelang, das sie aber nicht auf­ge­ge­ben hat. In jener his­to­ri­schen Situa­ti­on die staats­kir­chen­ver­trag­li­chen Bestim­mun­gen als ein „Ange­bot“ des Staa­tes zu sehen, wel­ches die Kir­che „rechts­ver­bind­lich ange­nom­men“ habe, wodurch die „Erhal­tung und Benüt­zung der theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten … zu einer recht­li­chen Pflicht auch der Kir­chen gewor­den sei“,154 berück­sich­tigt und gewich­tet die sei­ner­zei­ti­gen Rah­men­be­din­gun­gen nicht in dem gebo­te­nen Maße. Voll­ends brü­chig wur­den die­se Rah­men­be­din­gun­gen in den Jah­ren nach dem Zwei­ten Welt­krieg: Das Grund­ge­setz in sei­ner ursprüng­li­chen Fas­sung sah kei­ne Kom­pe­tenz des Bun­des für die Hoch­schu­len vor, wel­che damit der sog. Kul­tur­ho­heit der Län­der unter­fie­len. Auch wenn wei­ter­hin im Schrift­tum das Bestehen eines staat­li­chen Hoch­schul­mo­no­pols als „all­ge­mei­ner Grund­satz des deut­schen Hoch­schul­rechts“ behaup­tet wurde,155 hat das Grund­ge­setz die vor­gän­gi­ge Ent­schei­dung von fünf Lan­des­ver­fas­sun­gen, das (ange­nom­me­ne) staat­li­che Hoch­schul­mo­no­pol durch die Zulas­sung von kirch­li­chen Aus­bil­dungs­stät­ten für die Vor­bil­dung der Geist­li­chen zu durch­bre­chen, sank­tio­niert – letzt­lich bezwei­fel­te das auch nicht der Pro­test jener eta­tis­ti­schen Stimmen.156 Schluß­punk­te der Ent­wick­lung waren die infol­ge der Grund­ge­setz­än­de­rung von 1969 ein­ge­führ­te Rah­men­ge­setz­ge­bungs­kom­pe­tenz des Bun­des für das Hochschulwesen157 und der Erlaß des dar­auf gestütz­ten Hoch­schul­rah­men­ge­set­zes von 1976. Dar­in wur­de all­ge­mein die Mög­lich­keit der Aner­ken­nung nicht-staat­li­cher Hoch­schu­len mit allen aka­de­mi­schen Rech­ten gere­gelt, wovon die Län­der in der Fol­ge­zeit sowohl bei kirch­li­chen wie sons­ti­gen pri­va­ten Hoch­schu­len umfang­rei­chen Gebrauch machten.158 Damit ist seit Ende der 1970er Jah­re die ers­te grund­le­gen­de Rah­men­be­din­gung für das grund­sätz­li­che Erfor­der­nis, die Geist­li­chen müß­ten ihre wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung gera­de an einer staat­li­chen theo­lo­gi­schen Fakul­tät erhal­ten, hin­fäl­lig gewor­den. Ratio der his­to­ri­schen Bestim­mun­gen in den Kon­kor­da­ten und Kir­chen­ver­trä­gen war die Sicher­stel­lung einer wis­sen­schaft­lich fun­dier­ten Aus­bil­dung der Geistlichen,159 nicht aber der Bestands­schutz einer kon­kre­ten staat­li­chen Insti­tu­ti­on. 152 Bereits die nach­fol­gen­de Norm (§ 2 II 12 ALR: „Der­glei­chen Anstal­ten sol­len nur mit Vor­wis­sen und Geneh­mi­gung des Staats errich­tet wer­den.“) mach­te deut­lich, daß nicht-staat­li­che Insti­tu­tio­nen kei­nes­wegs ver­bo­ten, son­dern allein unter Geneh­mi­gungs­vor­be­halt gestellt wer­den soll­ten. Gleich­wohl ver­focht die Staats­pra­xis das Dog­ma vom staat­li­chen Hoch­schul­mo­no­pol. Mit den Han­dels­hoch­schu­len wur­de die­ses erst­mals Ende des 19. Jahr­hun­derts durch­bro­chen, die Grün­dung der ers­ten nicht­staat­li­chen Uni­ver­si­tät erfolg­te erst 1914 („König­li­che Uni­ver­si­tät zu Frank­furt am Main“). 153 Vgl. Heckel, Die Theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten (FN 3), S. 370. 154 Ebd., S. 371; ähn­lich Weber, Zev­KR 1 (1951), 346 (349), der meint, „die Kir­che“ habe in den Kon­kor­da­ten mit Bay­ern, Preu­ßen und Baden ein staat­li­ches Hoch­schul­mo­no­pol „wie­der­holt aus­drück­lich aner­kannt“. 155 Nachw. FN 150. 156 Nicht ohne resi­gna­ti­ven Unter­ton Weber, in: Tym­bos für Wil­helm Ahl­mann (FN 3), S. 309 (317): nun sei „das kla­re staats­recht­li­che Gefü­ge des über­lie­fer­ten theo­lo­gi­schen Hoch­schul­we­sens erschüt­tert“, und wei­ter: „die staat­li­che Hoch­schul­ho­heit (sei) in mani­fes­ter Form gesprengt wor­den“ (S. 321). 157 Das 22. Gesetz der Ände­rung zur Ände­rung des Grund­ge­set­zes vom 12. Mai 1969 (BGBl. I S. 185) wies dem Bund die Kom­pe­tenz zu, Rah­men­vor­schrif­ten über „die all­ge­mei­nen Grund­sät­ze des Hoch­schul­we­sens“ zu erlas­sen (Art. 75 Nr. 1a GG). Die Bestim­mung wur­de im Zuge der Föde­ra­lis­mus­re­form I durch ein wei­te­res Ände­rungs­ge­setz (vom 28. August 2006, BGBl. I S. 2034) wie­der gestri­chen. 158 Hin­sicht­lich kirch­li­cher Hoch­schu­len s. die Nachw. in FN 131- 136. 159 Die dahin­ter ste­hen­de Moti­va­ti­on der Kon­trol­le der Geist­lich­keit hin­ge­gen ent­behrt im frei­heit­li­chen demo­kra­ti­schen Rechts­staat der Legi­ti­ma­ti­on, s. expli­zit BVerfGE 122, 89 (111). 8 6 O RDNUNG DER WISSENSCHAFT 2 (2019), 69–88 2. Theo­lo­gi­sche Fakul­tä­ten als über­wie­gen­de Aus­bil­dungs­stät­ten für den geist­li­chen Nach­wuchs Im Zeit­punkt der Staats­kir­chen­ver­trä­ge und bis weit in die 1960er Jah­re stu­dier­ten an den theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten weit über­wie­gend Kan­di­da­ten für das Pries­ter­tum sowie für das Pfarramt,160 und zwar in einer Grö­ßen­ord­nung, wel­che die Fort­füh­rung bzw. Errich­tung einer Fakul­tät recht­fer­ti­gen konnte.161 Das Aus­blei­ben die­ser Per­so­nen­grup­pe konn­te die Exis­tenz einer theo­lo­gi­schen Fakul­tät beenden162 oder ihre Ent­ste­hung sub­stan­ti­ell gefährden.163 Ein sol­ches Schick­sal droh­te zuletzt – bereits kurz nach Auf­nah­me des Vor­le­sungs­be­triebs im Som­mer 1965 – der neu­ge­grün­de­ten katho­lisch-theo­lo­gi­schen Fakul­tät an der Uni­ver­si­tät Bochum:164 Die­se war ursprüng­lich nicht für die Pries­ter­amts­kan­di­da­ten des Bis­tums Essens gedacht gewe­sen, son­dern für die Aus­bil­dung von Reli­gi­ons­leh­rern und sons­ti­gen „Nicht­pries­ter­amts­kan­di­da­ten“. Erst als die­se ausblieben,165 baten die Pro­fes­so­ren der Fakul­tät den Bischof von Essen, die Pries­ter­amts­kan­di­da­ten (wel­che zunächst an den theo­lo­gi­schen Ein­rich­tun­gen der Mut­ter­bis­tü­mer Köln, Pader­born und Müns­ter, sodann in Bonn stu­diert hat­ten) nach Bochum zu trans­fe­rie­ren. Zur wei­te­ren Absi­che­rung der Fakul­tät wur­de dann im Dezem­ber 1967 (also über zwei Jah­re nach deren Eröff­nung) der bekann­te Noten­wech­sel mit dem Ver­zicht des Esse­ner Bischofs auf ein eige­nes Semi­nar ausgetauscht.166 Gegen­wär­tig hat sich hin­ge­gen der lang­fris­ti­ge Trend ver­fes­tigt, daß die Aus­bil­dung des geist­li­chen Nach­wuch­ses an den theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten vom Regel- zum Aus­nah­me­fall mutiert ist. Zwar ist die Anzahl der Theo­lo­gie­stu­den­ten ins­ge­samt annä­hernd kon­stant geblie­ben, was indes den stark ange­stie­ge­nen Zah­len bei den Lehr­amts- und Bache­lor­stu­di­en­gän­gen zu ver­dan­ken ist. Die Zah­len bei den sog. Voll­theo­lo­gen sind mas­siv ein­ge­bro­chen (im Stu­di­um der katho­li­schen Theo­lo­gie um 50% in den ver­gan­ge­nen 25 Jahren).167 Die in den lan­des­kirch­li­chen Lis­ten ein­ge­tra­ge­nen Stu­den­ten der evan­ge­li­schen Theo­lo­gie (damit die poten­ti­el­len Anwär­ter auf das Pfarr­amt) errei­chen noch gut 20% des Stands von Ende der 1980er Jahre,168 die Anzahl der Semi­na­ris­ten sämt­li­cher katho­li­scher Diö­ze­sen ist allein im Zeit­raum von 2009 bis 2017 um nahe­zu die Hälf­te zurück­ge­gan­gen (und liegt in abso­lu­ten Zah­len bei 489 Seminaristen).169 3. Errich­tung von theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten „zur“ wis­sen­schaft­li­chen Vor­bil­dung der Geist­li­chen Dem soeben dar­ge­leg­ten recht­stat­säch­li­chen Befund ent­sprach in den Staats­kir­chen­ver­trä­gen der Wei­ma­rer Zeit sowie in den ers­ten bei­den Jahr­zehn­ten unter der Gel­tung des Grund­ge­set­zes der in den Ver­trags­tex­ten nie­der­ge­leg­te Kon­nex zwi­schen Errich­tung einer theo­lo­gi­schen Fakul­tät und deren Zweck­be­stim­mung auf die wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung der Geist­li­chen. Die zah­len­mä­ßig rasch zuneh­men­de und dann vor­herr­schen­de Prä­senz von Stu­den­ten an den theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten, wel­che nicht das Pries­ter­tum bzw. 160 Stich­pro­be: Im Som­mer­se­mes­ter 1960 waren von den 363 an der katho­lisch-theo­lo­gi­schen Fakul­tät der Uni­ver­si­tät Bonn ein­ge­schrie­be­nen Stu­den­ten 237 Pries­ter­amts­kan­di­da­ten, s. Gatz, Römi­sche Quar­tals­schrift 88 (1993), 237 (244). 161 Auch das – klei­ne – frisch gegrün­de­te Bis­tum Essen zähl­te 1958 143 Pries­ter­amts­kan­di­da­ten, 1962 bereits 179, s. Bia­gio­ni, in: Gatz, Pries­ter­aus­bil­dung (FN 30), S. 73. 162 His­to­ri­sches Bei­spiel: Die 1830/31 errich­te­te katho­lisch-theo­lo­gi­sche Fakul­tät an der Uni­ver­si­tät Gie­ßen muß­te man­gels Stu­den­ten geschlos­sen wer­den, als 1851 der Main­zer Bischof Wil­helm Emma­nu­el von Ket­te­ler für die Semi­na­ris­ten sei­ner Diö­ze­se das Bischöf­li­che Pries­ter­se­mi­nar als phi­lo­so­phisch-theo­lo­gi­sche Aus­bil­dungs­stät­te bestimm­te. Ein­ge­hend Uwe Schar­fenecker, Die Katho­lisch-Theo­lo­gi­sche Fakul­tät Gie­ßen (1830–1859). Ereig­nis­se, Struk­tu­ren, Per­so­nen, 1998. 163 Die eben­falls 1831 kon­sti­tu­ier­te katho­lisch-theo­lo­gi­sche Fakul­tät an der Uni­ver­si­tät Mar­burg nahm ihren Vor­le­sungs­be­trieb erst gar nicht auf, nach­dem der Bischof von Ful­da sich nicht bereit fand, die phi­lo­so­phisch-theo­lo­gi­sche Aus­bil­dung am Bischöf­li­chen Pries­ter­se­mi­nar ein­zu­stel­len. Näher Carl Mirbt, Die katho­lisch-theo­lo­gi­sche Fakul­tät zu Mar­burg. Ein Bei­trag zur Geschich­te der katho­li­schen Kir­che in Kur­hes­sen und Nas­sau, 1905. 164 Heri­bert Hei­ne­mann, Die Katho­lisch-Theo­lo­gi­sche Fakul­tät der Ruhr-Uni­ver­si­tät. Kri­ti­sche Anmer­kun­gen zu staats­kir­chen­recht­li­chen und kir­chen­recht­li­chen Ver­ein­ba­run­gen, in: Win­fried Ayman­s/­Karl-Theo­dor Gerin­ger (Hrsg.), Iuri Cano­ni­co Pro­mo­ven­do. Fest­schrift für Heri­bert Schmitz zum 65. Geburts­tag, 1994, S. 397 (400 f.). 165 Im Win­ter­se­mes­ter 1966/67 stu­dier­ten erst 39 ordent­li­che Stu­den­ten an der bereits mit 11 Ordi­na­ri­en aus­ge­stat­te­ten Fakul­tät, s. Eva Schmidt-Häu­er, Theo­lo­gen im Turm. In der Bochu­mer Uni­ver­si­tät beugt man sich den Wün­schen des katho­li­schen Kle­rus, in: DIE ZEIT, Nr. 8 v. 24. Febru­ar 1967 (zugäng­lich unter www. zeit.de/1967/08/theologen-im-turm; Zugriff: 22. März 2019). 166 Oben FN 29. 167 So die vom Sekre­ta­ri­at der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz erho­be­nen und vom Katho­lisch-Theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten­tag ver­öf­fent­lich­ten Zah­len, s. http://kthf.de/wp-content/uploads/2015/12/Statistik-der-Studierendenzahlen-2016.pdf (Zugriff: 22. März 2019). 168 Waren Ende der 1980er Jah­re noch etwa 10.000 Stu­den­ten in den lan­des­kirch­li­chen Lis­ten ein­ge­schrie­ben, waren es (mit wei­ter abneh­men­der Ten­denz) im Win­ter­se­mes­ter 2012/13 noch 2421 Stu­den­ten. Ein­zel­hei­ten bei Vere­na Schnei­der, Lan­des­kir­chen brau­chen drin­gend jun­ge Pfar­re­rin­nen. Von der „Theo­lo­gen­wel­le“ zur „Pen­sio­nie­rungs­del­le“, online zugäng­lich unter www.pfarrerverband.de/pfarrerblatt/archiv.php?a=show&id=3620 (Zugriff: 22. März 2019). 169 Zwi­schen 2009 und 2017 san­ken die Zah­len von 842 auf 489. Nachw. in der jähr­lich vom Sekre­ta­ri­at der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz her­aus­ge­ge­be­nen Arbeits­hil­fe „Katho­li­sche Kir­che in Deutsch­land. Zah­len und Fak­ten“, Aus­ga­be 2010/11, S. 12; Aus­ga­be 2017/18, S. 42. Mückl · Der Ange­bots­cha­rak­ter der Kon­kor­da­te und Kir­chen­ver­trä­ge 8 7 das Pfarr­amt anstreb­ten, fand hin­ge­gen in den Ver­trä­gen nur zöger­lich text­li­che Berück­sich­ti­gung. Die ers­te Locke­rung im geän­der­ten BayK von 1974 sah – sei­ner­zeit von den Rea­li­en noch gedeckt – in der Vor­be­rei­tung auf den pries­ter­li­chen Beruf unver­än­dert den Haupt­zweck einer theo­lo­gi­schen Fakul­tät, nahm aber bereits ande­re Diens­te in den Blick.170 Dem­ge­gen­über hiel­ten zehn Jah­re spä­ter, als sich der Schwer­punkt bereits deut­lich vom geist­li­chen Nach­wuchs auf die sons­ti­gen Theo­lo­gie­stu­den­ten ver­scho­ben hat­te, die nord­rhein-west­fä­li­schen Verträge171 unbe­irrt an der (allei­ni­gen) Ziel­set­zung her­kömm­li­chen Zuschnitts fest. Erst die nach 1990 abge­schlos­se­nen Staat­kir­chen­ver­trä­ge nah­men den recht­stat­säch­li­chen Befund auch nor­ma­tiv adäquat zur Kennt­nis und erwähn­ten (wenn überhaupt172) die Ziel­set­zung der wis­sen­schaft­li­chen Vor­bil­dung der Geist­li­chen als einen Belang unter meh­re­ren. Die­se lang­fris­ti­ge Ent­wick­lung ist selbst­ver­ständ­lich den betei­lig­ten Ver­trags­part­nern nicht ver­bor­gen geblie­ben. Wenn sie unter die­sen Umstän­den die bestehen­den theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten wei­ter auf­recht erhal­ten, läßt dies nur den Schluß zu, daß der Zusam­men­set­zung der Stu­den­ten­schaft in einer staat­li­chen theo­lo­gi­schen Fakul­tät kei­ne recht­lich rele­van­te Bedeu­tung mehr zukommt.173 Damit erschöpft sich die Wen­dung „zur wis­sen­schaft­li­chen Vor­bil­dung der Geist­li­chen“ in den Ver­trä­gen auf die Eig­nung der betref­fen­den Fakul­tät, auch die­se (wei­ter­hin) zu erbrin­gen. 4. Kirch­li­che Ver­pflich­tun­gen in beson­de­ren Situa­tio­nen Läßt sich weder his­to­risch noch aktu­ell aus dem Umstand der Errich­tung einer theo­lo­gi­schen Fakul­tät eine Ver­pflich­tung des kirch­li­che Teils kon­stru­ie­ren, an die­ser sei­ne ange­hen­den Geist­li­chen aus­bil­den zu müs­sen, bleibt es infol­ge der staats­kir­chen­recht­li­chen Ver­trags­frei­heit den Ver­trags­part­nern unbe­nom­men, im Ein­zel­fall spe­zi­fi­sche­re Bin­dun­gen ein­zu­ge­hen. Dies ist der deut­schen Pra­xis der ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten in unter­schied­li­chem Aus­maß und in weni­gen Fäl­len gesche­hen: der Ver­zicht der Bischö­fe von Essen (1967) sowie von Dres­den-Mei­ßen, Erfurt, Mag­de­burg und Gör­litz (1997) auf die Aus­übung ihres Rechts auf Errich­tung und Unter­hal­tung einer eige­nen Ein­rich­tung für die wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung der Geist­li­chen, außer­dem die Beschrän­kung der Evan­ge­li­schen Kir­chen in Thü­rin­gen auf bestimm­te Aus­bil­dungs­or­te der Pfar­rer­aus­bil­dung (1994). Allen drei Fäl­le lagen beson­de­re Situa­tio­nen zugrun­de: Neu­grün­dung bzw. staat­li­che Über­nah­me einer Fakul­tät mit dem ent­spre­chen­den Inves­ti­ti­ons­auf­wand (Bochum und Erfurt), weit­ge­hend reli­gi­ons­los gepräg­tes Umfeld, wel­che eine Kon­zen­tra­ti­on der Aus­bil­dung der künf­ti­gen Geist­li­chen nahe­leg­te (Erfurt und Jena), pre­kä­re Situa­ti­on der öffent­li­chen Finan­zen in den Jah­ren nach der Wie­der­ver­ei­ni­gung (wie­der­um Erfurt und Jena). Weder las­sen sich der­ar­ti­ge Son­der­si­tua­tio­nen im Tat­säch­li­chen ver­all­ge­mei­nern, noch kann aus im Ein­zel­fall ver­ein­bar­ten spe­zi­fi­sche­ren Bin­dun­gen ein all­ge­mei­nes Prin­zip abge­lei­tet wer­den. Viel­mehr bestä­ti­gen gera­de die tat­säch­li­chen wie recht­li­chen Aus­nah­men, daß für den Regel­fall – also jen­seits einer beson­de­ren Ver­ein­ba­rung – kei­ne ver­trag­li­chen Ver­pflich­tun­gen des kirch­li­chen Part­ners im Hin­blick auf ein Han­deln (Zuwei­sung der ange­hen­den Geist­li­chen an die ört­lich „zustän­di­ge“ staat­li­che theo­lo­gi­sche Fakul­tät) oder Unter­las­sen (kein Betrieb einer zu die­ser „kon­kur­rie­ren­den“ eige­nen Einrichtung174) bestehen. 170 Oben FN 7. 171 Oben FN 31, 47. 172 Die bei­den Thü­rin­ger Ver­trä­ge (FN 42, 43 sowie 70), EvKV Ber­lin (FN 53) und EvKV BW (FN 67). 173 Aus die­sem Befund zog erst­mals in einem Ver­trags­text expli­zit die recht­li­chen Kon­se­quen­zen der Noten­wech­sel zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und dem Land Nord­rhein-West­fa­len vom 9. Okto­ber 2018 zum Fort­be­stand der Katho­lisch-Theo­lo­gi­schen Fakul­tät der Uni­ver­si­tät Bochum (bis­her nicht ver­öf­fent­licht): Nach­dem seit dem Win­ter­se­mes­ter 2012/13 die Pries­ter­aus­bil­dung für das Bis­tum Essen statt in Bochum in Müns­ter statt­fin­det, hält nun­mehr der Noten­wech­sel fest, daß „an der Katho­lisch-Theo­lo­gi­schen Fakul­tät der Ruhr-Uni­ver­si­tät in Bochum nicht not­wen­di­ger­wei­se Geist­li­che aus­ge­bil­det wer­den“ (Zitat und wei­te­re Ein­zel­hei­ten im Gruß­wort des Apos­to­li­schen Nun­ti­us in Deutsch­land bei Gele­gen­heit der Unter­zeich­nung des Noten­wech­sels, zugäng­lich unter www.nuntiatur.de/detail/ grusswort-von-nuntius-eterovic-zzum-notenwechsel-zwischendem-heiligen-stuhl-und-dem-land-nordrhein-westfalen.html; Zugriff: 22. März 2019). 174 Him­mels­bach, Rechts­stel­lung der Theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten (FN 3), sieht offen­bar in den Staats­kir­chen­ver­trä­gen ein Sys­tem wech­sel­sei­ti­gen Kon­kur­renz­ver­bots ange­legt: So müs­se sich die Kir­che „beim Aus­bau eines eige­nen Hoch­schul­we­sens im Bereich der Theo­lo­gen­aus­bil­dung in Zurück­hal­tung … üben, um nicht ‚vor Ort‘ zu einer kon­kor­da­t­är garan­tier­ten theo­lo­gi­schen Staats­fa­kul­tät in Kon­kur­renz zu tre­ten“ (S. 30), umge­kehrt sei es dem Staat ver­wehrt, dort staat­li­che Fakul­tä­ten zu errich­ten, wo die Kir­che bereits eine eige­ne Hoch­schu­le unter­hält (S. 84 f.). – BVerw­GE 101, 309, Tz. 28, hat das Argu­ment des Kon­kur­renz­schut­zes für die Errich­tung eines Diplom­stu­di­en­gangs Katho­li­sche Theo­lo­gie an einer staat­li­chen Uni­ver­si­tät in unmit­tel­ba­rer Nach­bar­schaft zu einer kirch­li­chen Hoch­schu­le nicht gel­ten las­sen. 8 8 O RDNUNG DER WISSENSCHAFT 2 (2019), 69–88 V. Zusam­men­fas­sung in The­sen 1. Die älte­ren Kon­kor­da­te (BayK, PrK, BadK) gewähr­leis­te­ten expli­zit oder impli­zit kon­kre­te staat­li­che theo­lo­gi­sche Fakul­tä­ten. Die wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung der Geist­li­chen konn­te außer­dem an bestimm­ten bischöf­li­chen Semi­na­ren sowie an den päpst­li­chen Hoch­schu­len in Rom erfol­gen. Das PrK sah das Bestehen von bischöf­li­chen Semi­na­ren in jenen Diö­ze­sen vor, in wel­chen kei­ne staat­li­che theo­lo­gi­sche Fakul­tät vor­han­den war. 2. In sei­ner Sys­te­ma­tik bil­de­te ins­be­son­de­re das PrK die preu­ßi­sche Geset­zes­la­ge von 1887 – nach der par­ti­el­len Ent­schär­fung der „Kul­tur­kampf “gesetz­ge­bung von 1873 – ab. Der Hei­li­ge Stuhl hat mit Abschluß des Kon­kor­dats den sta­tus quo ver­trag­lich abge­si­chert, ohne von sei­ner grund­sätz­li­chen Hal­tung abzu­rü­cken. Weder war der Ver­trags­wil­le des Hei­li­gen Stuhls auf eine dau­er­haf­te Ver­pflich­tung zur Inan­spruch­nah­me der staat­li­chen theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten und den dau­er­haf­ten Ver­zicht auf eige­ne Aus­bil­dungs­stät­ten gerich­tet, noch decken die Ver­trags­tex­te ein sol­ches Ver­ständ­nis. 3. Das RK hat­te – außer für den Gel­tungs­be­reich des PrK – das kirch­li­che Recht zur Errich­tun­gen eige­ner phi­lo­so­phisch-theo­lo­gi­scher Lehr­an­stal­ten aner­kannt. Die inso­weit aus dem PrK abge­lei­te­ten Beschrän­kun­gen wur­den durch diver­se Lan­des­ver­fas­sun­gen nach 1945 bzw. 1990 infol­ge staat­li­chen Ver­zichts gegen­stands­los. Die ers­ten Grün­dun­gen der­ar­ti­ger kirch­li­cher Aus­bil­dungs­stät­ten erfolg­ten bereits in den ers­ten Jah­ren nach 1945. 4. Eben­falls erhiel­ten die frü­he­ren evan­ge­li­schen Kir­chen­ver­trä­ge (BayEvKV, PrEvKV, BadEvKV) kon­kre­te staat­li­che theo­lo­gi­sche Fakul­tä­ten in ihrem Bestand auf­recht. Da sei­ner­zeit die Anwär­ter auf das Pfarr­amt durch­weg an die­sen Fakul­tä­ten stu­dier­ten, erüb­rig­ten sich Bestim­mun­gen über eige­ne kirch­li­che Aus­bil­dungs­stät­ten. 5. Der­ar­ti­ge kirch­li­che Aus­bil­dungs­stät­ten wur­den bereits in den ers­ten Jah­ren nach 1945 errich­tet und vom Staat auf der Grund­la­ge der Lan­des­ver­fas­sun­gen aner­kannt. Ab den 1950er Jah­ren wur­de auch ihr Bestand als kirch­li­che Rechts­po­si­ti­on expli­zit in den Kir­chen­ver­trä­gen ver­an­kert. 6. Im Ein­zel­fall haben sich die kirch­li­chen Ver­trags­part­ner zur Nicht-Aus­übung ihres Rechts auf das Bestehen eige­ner Aus­bil­dungs­stät­ten bzw. zur Beschrän­kung auf die bereits vor­han­de­nen ver­pflich­tet. Aus der all­ge­mei­nen Selbst­ver­pflich­tung, für eine aus­rei­chen­de Anzahl von Stu­den­ten an den theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten Sor­ge zu tra­gen, erwach­sen eben­so wenig kon­kre­te Hand­lungs- oder Unter­las­sungs­pflich­ten wie aus staat­li­chen Erwar­tungs­hal­tun­gen, die nicht Ver­trags­be­stand­teil gewor­den sind. 7. Das Gesamt­ge­fü­ge von staat­li­chen theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten und kirch­li­chen Aus­bil­dungs­stät­ten hat mit den Lan­des­ver­fas­sun­gen nach 1945 sowie mit dem Hoch­schul­rah­men­ge­setz (1976) erheb­li­che recht­li­che und seit den 1980er Jah­ren auch wesent­li­che tat­säch­li­che Ver­än­de­run­gen erfah­ren. Wis­sen­schaft­li­che Vor­bil­dung der Geist­li­chen setzt nach dem Abschied vom staat­li­chen Hoch­schul­mo­no­pol nicht mehr zwin­gend das Stu­di­um an einer staat­li­chen Uni­ver­si­tät vor­aus. Die zur Zeit der des Abschlus­ses der ers­ten Staats­kir­chen­ver­trä­ge tra­gen­de Prä­mis­se, die theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten dien­ten aus­schließ­lich oder weit über­wie­gend der Aus­bil­dung des geist­li­chen Nach­wuch­ses wur­de ab den spä­ten 1960er Jah­ren brü­chig und gilt heu­te nicht mehr. Ange­sichts der dra­ma­tisch gesun­ke­nen Zah­len der Anwär­ter auf das geist­li­che Amt ist aktu­ell wie künf­tig kei­ne theo­lo­gi­sche Fakul­tät in ihrem Bestand bedroht, wenn die­se Anwär­ter andern­orts stu­die­ren. 8. Der kirch­li­che Ver­trags­part­ner wird dem­nach (von Son­der­fäl­len abge­se­hen, wel­cher geson­der­ter Ver­ein­ba­rung bedür­fen) durch die Staats­kir­chen­ver­trä­ge nicht ver­pflich­tet, sei­ne ange­hen­den Geist­li­chen durch bestimm­te staat­li­che Insti­tu­tio­nen aus­bil­den zu las­sen, noch dar­an gehin­dert, eige­ne Aus­bil­dungs­stät­ten zu errich­ten und zu betrei­ben. Ste­fan Mückl ist Pro­fes­sor für Kir­chen­recht, ins­be­son­de­re Ver­kün­di­gungs- und Staats­kir­chen­recht, an der Päpst­li­chen Uni­ver­si­tät San­ta Cro­ce in Rom.