Menü Schließen
Klicke hier zur PDF-Version des Beitrags!

Sum­ma­ry

Alt­hough the Euro­pean Grou­ping of Ter­ri­to­ri­al Coo­pe- rati­on (EGCT) as a Euro­pean legal form of cross-bor­der col­la­bo­ra­ti­on imple­men­ted by the Regu­la­ti­on (EG) No 1082/2006 and revi­sed by the Regu­la­ti­on (EU) No 1302/2013 has alre­a­dy exis­ted for 10 years now, the EGCT is still a new and part­ly unknown instru­ment of trans­na- tio­nal coope­ra­ti­on. Until now, 57 EGCTs have been crea- ted,1 most­ly bet­ween regio­nal aut­ho­ri­ties to streng­then and rein­force the inter­re­gio­nal coope­ra­ti­on bey­ond the bor­ders. But apart from that, the EGCT can also be used for a main­ly the­ma­ti­cal­ly focu­sed col­la­bo­ra­ti­on. Exact­ly this aim has been imple­men­ted with the for­ma­ti­on of the EGCT “Eucor – The Euro­pean Campus”.

Ori­gi­nal­ly, the Euro­pean Con­fe­de­ra­ti­on of Upper Rhi­ne Uni­ver­si­ties (Eucor) was foun­ded in 1989 as an as- socia­ti­on of the five uni­ver­si­ties loca­ted within 200 kilo- meters of each other: Basel, Frei­burg, Hau­te-Alsace, Karls­ru­he, und Stras­bourg. As a key play­er in rese­arch and edu­ca­ti­on in the tri-nati­on, metro­po­li­tan Upper Rhi­ne regi­on, Eucor has always pur­sued the objec­ti­ve of crea­ting a Euro­pean uni­ver­si­ty net­work with cle­ar­ly defi- ned and shared struc­tures of orga­niza­ti­on. After a suc- cessful coope­ra­ti­on for over 25 years the mem­bers of Eu- cor deci­ded to take the next step and to inten­si­fy the re- lati­ons bet­ween the five uni­ver­si­ties by trans­forming Eu- cor into the EGCT “Eucor – The Euro­pean Cam­pus”. Due to the fact that all mem­bers pur­sued a trans­for­ma­ti- on of Eucor exclu­si­ve­ly into a Euro­pean legal struc­tu­re, other legal forms as a public agen­cy or a Ger­man found- ati­on of public law had been drop­ped becau­se of their natio­nal character.

Apart from dif­fi­cul­ties con­cer­ning the foun­ding pro- cedu­re, i.e. con­sen­sus about a com­mon seat, agree­ment of the con­ven­ti­on and sta­tu­es con­side­ring the requi­re- ments of the Regu­la­ti­on, the main bene­fits of an EGCT with regard to an inter uni­ver­si­ty coope­ra­ti­on are its own legal per­so­na­li­ty, its uni­form struc­tures and its clear de- fini­ti­on of the appli­ca­ble law based on the EGCT-Regu-

1 https://portal.cor.europa.eu/egtc/Register/Pages/DE.aspx (10.1.2016).

lati­on and bin­ding all mem­bers of the EGCT. Espe­ci­al­ly the own legal per­so­na­li­ty allows the EGCT to app­ly di- rect­ly for EU funds and other exter­nal funds which sim- pli­fies the trans­na­tio­nal col­la­bo­ra­ti­on enorm­ously. Fur- ther­mo­re, apart from the five foun­ding mem­bers, other uni­ver­si­ties can enter into the EGCT wit­hout a need to chan­ge the struc­tures. Addi­tio­nal­ly, by trans­forming Eu- cor into the EGCT “Eucor – The Euro­pean Cam­pus”, Eu- cor in its new form can achie­ve an out­stan­ding posi­ti­on and lea­ding role as the first EGCT com­pri­sed exclu­si­ve­ly by uni­ver­si­ties of both mem­ber sta­tes and of a uni­ver­si­ty of a third country.

I. Ein­lei­tung

Der Euro­päi­sche Ver­bund für ter­ri­to­ria­le Zusam­men­ar- beit (EVTZ) in sei­ner heu­te gül­ti­gen Form ist noch ein sehr jun­ges Instru­ment grenz­über­schrei­ten­der euro­päi- scher Zusam­men­ar­beit. Als Rechts­kleid mit eige­ner Rechts­per­sön­lich­keit ent­spricht der EVTZ dem Wunsch und den immer stär­ker wer­den­den Bedürf­nis­sen eines wach­sen­den Euro­pas hin­sicht­lich einer gemein­sa­men euro­päi­schen Rechts­form, wel­che die bis­he­ri­gen, teil- wei­se zu schwer­fäl­li­gen, bila­te­ra­len Ver­ein­ba­run­gen ablöst bzw. ergänzt. Dabei wur­de der EVTZ bis­lang ins- beson­de­re von Gebiets­kör­per­schaf­ten zum Zwe­cke einer über­re­gio­na­len Koope­ra­ti­on gegrün­det. Die Anwend- bar­keit des EVTZ beschränkt sich jedoch nicht auf die Zusam­men­ar­beit von Gebiets­kör­per­schaf­ten. Viel­mehr kann der EVZT auch für eine vor­wie­gend the­ma­tisch aus­ge­rich­te­te Zusam­men­ar­beit grenz­über­grei­fend ein- gesetzt wer­den. Die­ser Aspekt steht auch bei der Grün- dung eines inter­uni­ver­si­tär und grenz­über­grei­fend agie- ren­den EVTZ im Vordergrund.

Im fol­gen­den Bei­trag wer­den der EVTZ sowie sein Poten­ti­al für eine trans­na­tio­na­le Zusam­men­ar­beit von Hoch­schu­len und Uni­ver­si­tä­ten beleuch­tet. Hier­bei geht es ins­be­son­de­re um die Vor- und Nach­tei­le sowie die Her­aus­for­de­run­gen und ver­fah­rens­tech­ni­schen Abläu­fe bei der Grün­dung eines inter­uni­ver­si­tä­ren EVTZ.

Uwe Blau­rock und Johan­na Hennighausen

Der Euro­päi­sche Ver­bund ter­ri­to­ria­ler Zusam­men­ar­beit (EVTZ) als Rah­men uni­ver­si­tä­rer Kooperation

Ord­nung der Wis­sen­schaft 2016, ISSN 2197–9197

74 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 2 (2016), 73–84

II. Der EVTZ als neu­es Instru­ment euro­päi­scher Kooperation

Der EVTZ als euro­päi­sche Rechts­form in sei­ner heu­ti- gen Gestalt besteht erst seit weni­gen Jah­ren. Ein­ge­führt wur­de er 2006 durch die Ver­ord­nung (EG) Nr. 1082/2006 des Euro­päi­schen Par­la­ments und des Rates, sei­ne letz­te Ände­rung zum Zweck der Ver­ein­fa­chung von Ein­rich- tung und Arbeits­wei­se des EVTZ erfuhr er im Jahr 2013 durch die Ver­ord­nung (EU) Nr. 1302/2013 vom 17. Dezem- ber 2013.

1. Zie­le des EVTZ

Das Ziel, das mit der Grün­dung eines EVTZ ver­folgt wer­den kann, bestimmt sich nach Art. 1 Abs. 2 EVTZ- VO: Dem­zu­fol­ge dient der EVTZ der Erleich­te­rung und För­de­rung der ter­ri­to­ria­len Zusam­men­ar­beit zwi­schen sei­nen Mit­glie­dern und der Stär­kung des wirt­schaft­li- chen, sozia­len und ter­ri­to­ria­len Zusam­men­halts der Uni­on. Was unter dem Begriff der „ter­ri­to­ria­len Zusam- men­ar­beit“ zu ver­ste­hen ist, wird in Art. 3 Abs. 2 c) VO (EG) Nr. 1083/20062 näher defi­niert. Danach besteht das Ziel „Euro­päi­sche ter­ri­to­ria­le Zusam­men­ar­beit“ in der Stär­kung der grenz­über­grei­fen­den Zusam­men­ar­beit durch gemein­sa­me loka­le und regio­na­le Initia­ti­ven, der Stär­kung der trans­na­tio­na­len Zusam­men­ar­beit in Gestalt von den Prio­ri­tä­ten der Gemein­schaft ent­sp­re- chen­den Aktio­nen zur inte­grier­ten Raum­ent­wick­lung und dem Aus­bau der inter­re­gio­na­len Zusam­men­ar­beit und des Erfah­rungs­aus­tauschs auf der geeig­ne­ten ter­ri- toria­len Ebene.3 Erfasst wer­den von die­sem Ziel nicht nur die Ein­rich­tung grenz­über­schrei­ten­der Wasser‑, Abfall­ent­sor­gungs- und Ener­gie­an­la­gen, son­dern auch die Nut­zung einer Infra­struk­tur auf den Gebie­ten Kul­tur, Tou­ris­mus und Bildung.4 Durch sein brei­tes Anwen- dungs­spek­trum bie­tet der EVTZ damit sowohl die Mög- lich­keit, bereits bestehen­de grenz­über­schrei­ten­de Koope­ra­tio­nen zu ver­tie­fen und auf eine neue Ebe­ne zu füh­ren, als auch die Mög­lich­keit, neue Bezie­hun­gen zu schaf­fen und so euro­päi­sche Poten­zia­le bes­ser zu nutzen.

2. Die Rechts­form des EVTZ

Der EVTZ besitzt gem. Art. 1 Abs. 3 und 4 der EVTZ-VO eige­ne Rechts­per­sön­lich­keit und ist rechts- und geschäfts­fä­hig. Damit ein­her gehen die Mög­lich­kei­ten, beweg­li­ches und unbe­weg­li­ches Ver­mö­gen zu erwerben

  1. 2  VO (EG) Nr. 1083/2006 des Rates vom 11.7.2006 mit all­ge­mei­nen Bestim­mun­gen über den Euro­päi­schen Fonds für regio­na­le Ent- wick­lung, den Euro­päi­schen Sozi­al­fonds und den Kohä­si­ons­fonds und zur Auf­he­bung der Ver­ord­nung (EG) Nr. 1260/1999.
  2. 3  VO (EG) Nr. 1083/2006 des Rates vom 11.7.2006, ABl. EU L 210/37.

und zu ver­äu­ßern, Per­so­nal ein­zu­stel­len sowie die Fähig- keit vor Gericht auf­zu­tre­ten. Im Ver­gleich zu bis­he­ri­gen grenz­über­schrei­ten­den Koope­ra­tio­nen, basie­rend auf einem gemein­sa­men Wil­lens­akt aller Betei­lig­ten, bie­tet der EVTZ erst­mals eine im euro­päi­schen Recht ver­an- ker­te Mög­lich­keit, im Bereich grenz­über­grei­fen­der Zusam­men­ar­beit als recht­li­che Ein­heit nach außen hin auf­zu­tre­ten und zu agieren.

3. Die Mit­glie­der des EVTZ

Art. 3 und 3a der EVTZ-VO nor­mie­ren die Zusam­men- set­zung eines EVTZ. Danach kön­nen Mit­glie­der eines EVTZ u.a. sein: Mit­glied­staa­ten oder Gebiets­kör­per- schaf­ten auf natio­na­ler Ebe­ne, regio­na­le sowie loka­le Gebiets­kör­per­schaf­ten öffent­li­che Unter­neh­men sowie Ein­rich­tun­gen, die der Ver­ga­be­ord­nung unter­lie­gen (hier­zu gehö­ren auch Universitäten).5 Dar­über hin­aus kön­nen nach Maß­ga­be der Ver­ord­nung auch Mit­glie­der aus Dritt­län­dern oder über­see­ischen Län­dern und Gebie­ten dem EVTZ beitreten.6 Es muss jedoch stets min­des­tens ein EU-Mit­glied­staat am EVTZ betei­ligt sein (Art. 3a Abs. 2 EVTZ-VO) und das Dritt­land muss an min­des­tens einen Mit­glied­staat angrenzen.

4. Die Orga­ne des EVTZ sowie Sat­zung und Über­ein­kunft als Grundlage

Nach Art. 10 EVTZ-VO muss jeder EVTZ zumin­dest fol- gen­de zwei Orga­ne ein­rich­ten: eine Ver­samm­lung, die aus den Ver­tre­tern der Mit­glie­der des Ver­bunds besteht sowie einen Direk­tor, der den EVTZ ver­tritt und für ihn han­delt. Zusätz­lich kön­nen die Mit­glie­der wei­te­re, den Anfor­de­run- gendesEVTZentsprechendeOrganevorsehen.

Dar­über hin­aus müs­sen die Mit­glie­der als Grund­la­ge des EVTZ eine Über­ein­kunft sowie eine Sat­zung be- schlie­ßen. Die­se sind die bei­den maß­ge­ben­den Doku- men­te, wel­che u.a. die Ziel­set­zung des EVTZ, sei­ne Or- gane und ihre Kom­pe­ten­zen sowie Fra­gen der Haf­tung regeln. Bei Abfas­sung von Über­ein­kunft und Sat­zung sind die durch die EVTZ-VO vor­ge­ge­be­nen Min­des­tin- hal­te zu berücksichtigen.7

Zudem müs­sen sich die Mit­glie­der in Sat­zung und Über­ein­kunft auf einen gemein­sa­men Sitz­staat des EVTZ eini­gen. Die­ser ist unter ande­rem des­halb von Be- deu­tung, weil der EVTZ in den Berei­chen, die nicht durch die EVTZ-VO gere­gelt sind, dem natio­na­len Recht sei­nes Sitz­staa­tes unterliegt.

4

5 6 7

Pechstein/Deja, Was ist und wie funk­tio­niert ein EVTZ?, EuR 2011, 357 (362).
Vgl. zu den Ein­zel­hei­ten die Rege­lun­gen in Artt. 3 f. EVTZ-VO. Vgl. hier­zu Art. 3a EVTZ-VO.

Vgl. Art. 8 EVTZ-VO für die Über­ein­kunft und Art. 9 EVTZ-VO für die Satzung.

Blaurock/Hennighausen · Der Euro­päi­sche Ver­bund ter­ri­to­ria­ler Zusam­men­ar­beit 7 5

5. Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren

Dar­über hin­aus sind bei der Grün­dung eines EVTZ die Rege­lun­gen des Geneh­mi­gungs­ver­fah­rens zu beach­ten, wel­che die EVTZ-VO definiert.8 Ein­ge­lei­tet wird das Ver­fah­ren mit der Ein­rei­chung von Sat­zung und Über- ein­kunft bei den jeweils betei­lig­ten Mit­glied­staa­ten, wel- che sodann die Teil­nah­me des poten­zi­el­len Mit­glieds an dem EVTZ prü­fen. Dabei ent­schei­det der Mit­glied­staat hin­sicht­lich der Geneh­mi­gung inner­halb eines Zeit- raums von sechs Mona­ten. Ver­läuft das Geneh­mi­gungs- ver­fah­ren erfolg­reich, so erwirbt der EVTZ sei­ne Rechts- per­sön­lich­keit an dem Tag sei­ner Regis­trie­rung bzw. Ver­öf­fent­li­chung im Sitzstaat.

III. Der EVTZ im Rah­men inter­uni­ver­si­tä­rer Zusammenarbeit

1. Inter­uni­ver­si­tä­re Koope­ra­ti­on außer­halb eines EVTZ

Die Koope­ra­ti­on von Uni­ver­si­tä­ten ver­schie­de­ner Län- der ist zunächst nichts Neu­es. So haben vie­le Hoch­schu- len in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten eine inten­si­ve Part- ner­schaft mit Uni­ver­si­tä­ten ande­re Län­der auf­ge­baut, in deren Rah­men gemein­sa­me Ver­an­stal­tun­gen und Pro- jek­te zur För­de­rung eines wis­sen­schaft­li­chen Aus­tauschs abge­hal­ten wer­den. Als Bei­spiel sei­en nur die Uni­ver­si­tä- ten Hei­del­berg und Frei­burg genannt: Die Ruprecht- Karls-Uni­ver­si­tät Hei­del­berg unter­hält seit Begrün­dung der Städ­te­part­ner­schaft mit Mont­pel­lier im Jahr 1961 und der im Jahr 1963 zwi­schen Deutsch­land und Frank- reich geschlos­se­nen Ely­sée-Ver­trä­ge eine inten­si­ve Part- ner­schaft zwi­schen den Juris­ti­schen Fakul­tä­ten bei­der Universitäten,9 und auch die Albert-Lud­wigs-Uni­ver­si- tät Frei­burg ver­fügt sowohl auf inter­na­tio­na­ler wie auch auf regio­na­ler Ebe­ne über ein gro­ßes Netz­werk an Part- nerschaften.10 Her­vor­ge­ho­ben sei hier die Euro­päi­sche Kon­fö­de­ra­ti­on der Ober­rhei­ni­schen Uni­ver­si­tä­ten (Eucor).

Eucor ist ein Zusam­men­schluss von fünf ober­rhei­ni- schen Uni­ver­si­tä­ten und Hoch­schu­len, i.e. Frei­burg, Karls­ru­he, Straß­burg, Mul­house-Col­mar und Basel. Die- ser Zusam­men­schluss ermög­licht bereits heu­te einer gro­ßen Anzahl von Stu­die­ren­den und For­schen­den den frei­en Zugang zu Lehr­ver­an­stal­tun­gen an ande­ren Mit- glieds­uni­ver­si­tä­ten, sodass eige­ne Stu­di­en ergänzt, Aus- lan­d­er­fah­run­gen gesam­melt und Sprach­kennt­nis­se ver- tieft wer­den können.11

  1. 8  Vgl. Art. 4 EVTZ-VO.
  2. 9  Http://www.ipr.uni-heidelberg.de/montpellier/#Historie(10.1.2016).
  3. 10  Http://www.uni-freiburg.de/universitaet/partnerschaften(10.1.2016).
  4. 11  Http://www.uni-freiburg.de/universitaet/partnerschaften

2. Der EVTZ als geeig­ne­tes Rechts­kleid für eine inte- runi­ver­si­tä­re Kooperation

Zusam­men­schlüs­se und Koope­ra­tio­nen auf inter­uni­ver- sitä­rer Ebe­ne basie­ren in der Regel auf dem gemein­sa- men Wil­len der betei­lig­ten Uni­ver­si­tä­ten und Hoch- schu­len. Eine Rechts­grund­la­ge oder ein Rechts­kleid, in das die­se Part­ner­schaf­ten ein­ge­bet­tet wären, gibt es hin- gegen nicht. Zwar bestehen oft­mals Doku­men­te, wel­che die gemein­sa­me Koope­ra­ti­on mani­fes­tie­ren und einen Rah­men schaf­fen, eine eige­ne Rechts­per­sön­lich­keit ist einem inter­uni­ver­si­tä­ren Zusam­men­schluss jedoch bis- lang fremd.

a) Gebiets­kör­per­schaf­ten und Regio­nal­ver­bän­de als „klas­si­sche“ Mit­glie­der eines EVTZ

Bis­her wur­de der EVTZ in der Regel von Gebiets­kör­per- schaf­ten und Regio­nal­ver­bän­den als insti­tu­tio­nel­ler Rah- men für eine inten­si­ve gemein­sa­me Zusam­men­ar­beit genutzt. Bei­spie­le hier­für sind der Euro­di­strikt Stras­bourg- Orten­au sowie der Euro­di­strikt Saar-Mosel­le mit jeweils auch deut­scher Betei­li­gung. In bei­den Fäl­len dient der EVTZ der Zusam­men­füh­rung der Regio­nen, der Über­win- dung bzw. Erleich­te­rung admi­nis­tra­ti­ver Hin­der­nis­se und einer regio­na­len Stär­kung in sämt­li­chen Berei­chen wie Wirt­schaft, Kul­tur und Tourismus.

b) Uni­ver­si­tä­ten und Hoch­schu­len als poten­zi­el­le Mit­glie­der eines EVTZ

Auch wenn der EVTZ bis­her haupt­säch­lich von Gebiets- kör­per­schaf­ten und Regio­nal­ver­bän­den ein­ge­setzt wur­de, so schließt dies eine Anwen­dung auf den inter­uni­ver­si­tä­ren Bereich nicht aus. Im Gegen­teil – gem. Art. 3 Abs. 1 d) Alt. 2 der EVTZ-VO i.V.m. Art. 1 Abs. 9 Unter­abs. 2, Anh. III, Unter­punkt III.1.1. der RL 2004/18/EG – zäh­len wis­sen­schaft- liche Hoch­schu­len aus­drück­lich zu den poten­zi­el­len Mit­g­lie- derneinesEVTZ.12UniversitätenundHochschulenkönnen daher einen EVTZ grün­den und als insti­tu­tio­nel­len Rah- men für eine inter­uni­ver­si­tä­re Zusam­men­ar­beit nutzen.

c) Alter­na­ti­ve Rechtsformen?

Auch­wenn­de­rEVTZ­als­Rechts­form­für­ei­nen­uni­ver­si­tä- ren Zusam­men­schluss grund­sätz­lich in Betracht kommt, so stellt sich die Fra­ge, inwie­weit sich der EVTZ als Rechts- form eig­net und wel­che Vor­tei­le er im Ver­gleich zu ande­ren Rechts­for­men, ins­be­son­de­re der Stif­tung und der Anstalt des öffent­li­chen Rechts, bietet.

12

(10.1.2016); http://www.studium.uni-freiburg.de/studienbewer- bung/austausch/eucor (10.1.2016).
Richt­li­nie 2004/18/EG des Euro­päi­schen Par­la­ments und des Rates vom 31.3.2004 über die Koor­di­nie­rung der Ver­fah­ren zur Ver­ga­be öffent­li­cher Bau­auf­trä­ge, Lie­fer­auf­trä­ge und Dienst­leis- tungs­auf­trä­ge, ABl. EU L 134/171.

76 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 2 (2016), 73–84

aa) Die Stiftung

Eine Stif­tung im Rechts­sin­ne ist eine vom Stif­ter geschaf- fene Insti­tu­ti­on, die die Auf­ga­be hat, mit Hil­fe des der Stif­tung gewid­me­ten Ver­mö­gens den fest­ge­leg­ten Stif- tungs­zweck dau­ernd zu verfolgen.13 Sie ist eine rei­ne, nicht mit­glied­schaft­lich aus­ge­stal­te­te Ver­wal­tungs­or­ga- nisa­ti­on, mit deren Hil­fe der vom Stif­ter gewoll­te Zweck ver­wirk­licht wer­den soll.14 Ihr Zweck kann sowohl pri- vater wie auch öffent­li­cher Natur sein: Wäh­rend pri­va­te Stif­tun­gen nur einem begrenz­ten Per­so­nen­kreis zugu­te- kom­men sol­len (Fami­li­en, Ver­ein), begüns­ti­gen öffent­li- che Stif­tun­gen stets die All­ge­mein­heit. Aner­kannt als Zwe­cke einer öffent­li­chen Stif­tung sind u.a. Wis­sen- schaft, Bil­dung und Forschung.15 Zudem kann die Stif- tung sowohl pri­vat- als auch öffent­lich-recht­lich aus­ge- stal­tet wer­den, wobei der öffent­lich-recht­li­che Sta­tus durch Gesetz, Ver­wal­tungs­akt oder in der Sat­zung selbst fest­ge­legt wer­den kann.16 Im Unter­schied zur pri­va­ten Stif­tung kann die öffent­lich-recht­li­che Stif­tung hoheit­li- che Befug­nis­se ausüben.17 Die Stif­tung ist damit ins­ge- samt eine an ihrem Zweck und die­sem die­nen­den Ver- mögen aus­ge­rich­te­te Orga­ni­sa­ti­ons­ein­heit. Sie hat kei­ne Mit­glie­der und weist – ist sie ein­mal wirk­sam gegrün­det – einen eher sta­ti­schen Cha­rak­ter auf. Dies schließt den Anwen­dungs­be­reich auf Uni­ver­si­tä­ten oder Hoch­schu- len jedoch nicht aus. So exis­tiert in Deutsch­land bereits eine Rei­he von Stif­tungs­uni­ver­si­tä­ten, die im Rechts- kleid der Stif­tung über ihre Mit­tel unab­hän­gig vom Staat ver­fü­gen. Genannt sei­en z.B. die Goe­the-Uni­ver­si­tät Frank­furt, die Uni­ver­si­tät Lübeck, die Euro­pa-Uni­ver­si- tät Via­dri­na Frank­furt (Oder) und die Uni­ver­si­tät Hil- desheim.

Die Ziel­set­zung und die einer inter­uni­ver­si­tä­ren, grenz­über­schrei­ten­den Koope­ra­ti­on zugrun­de­lie­gen­den Absich­ten hin­ge­gen sind von einem euro­päi­schen Cha- rak­ter geprägt. Die­ser soll­te auch in der gemein­sam ge- wähl­ten Rechts­form zum Aus­druck kom­men, sodass die Stif­tung ins­be­son­de­re auf­grund ihres natio­na­len Cha- rak­ters nicht für eine inter­uni­ver­si­tä­re und grenz­über- schrei­ten­de Zusam­men­ar­beit geeig­net erscheint: Denn

  1. 13  V. Campenhausen/Stumpf, in: v. Campenhausen/Richter, Stif- tungs­rechts­hand­buch, 4. Aufl. 2014, § 1 Rn. 6.
  2. 14  BGHZ 99, 344 (350); Roth, in: Stau­din­ger, Kom­men­tar zum Bür- ger­li­chen Gesetz­buch mit Ein­füh­rungs­ge­setz und Neben­ge­set­zen, Buch 1, All­ge­mei­ner Teil, Neub. 2010, Vorb. §§ 80 bis 88 Rn. 2; Schau­hoff, Hand­buch der Gemein­nüt­zig­keit, 3. Aufl. 2010, § 3 Rn. 1.
  3. 15  V. Campenhausen/Stumpf, in: v. Campenhausen/Richter, § 1 Rn. 10.
  4. 16  Sau­er­baum, in: Stumpf/Sauerbaum/Schulte/Pauli, Kom­men­tar zum Stif­tungs­recht, 2. Aufl. 2015, vC Rn. 394; v. Campenhausen/

ver­gleicht man das Stif­tungs­recht der Mit­glieds­staa­ten, so erge­ben sich neben Gemein­sam­kei­ten auch erheb­li- che Unter­schie­de wie etwa in Recht­spre­chung, im Stif- tungs­zi­vil­recht und im Steuerrecht.18 Eine Rechts­form im Sin­ne einer Euro­päi­schen Stif­tung, wel­che die­se Hemm­nis­se über­win­det, gibt es bis­lang nicht. Aus den genann­ten Aspek­ten ist die Stif­tung daher nicht als Rechts­form für einen inter­uni­ver­si­tä­ren, grenz­über- schrei­ten­den Zusam­men­schluss geeignet.

bb) Die Anstalt des öffent­li­chen Rechts

Dar­über hin­aus könn­te in Deutsch­land als Rechts­form die Anstalt des öffent­li­chen Rechts in Fra­ge kom­men. Die Anstalt des öffent­li­chen Recht ist eine mit Per­so­nal- und Sach­mit­teln aus­ge­stat­te­te Orga­ni­sa­ti­on, die kei­ne Mit­glie­der, son­dern nur Benut­zer hat.19 Ihr lie­gen drei wesent­li­che Merk­ma­le zugrun­de: (1.) Die Orga­ni­sa­ti­on in Form einer Zusam­men­fas­sung von Ver­wal­tungs­be- diens­te­ten und Sach­mit­teln zu einer ver­selb­stän­dig­ten Ver­wal­tungs­ein­heit, (2.) die Wahr­neh­mung von Ver­wal- tungs­auf­ga­ben ent­spre­chend ihrer Zweck­be­stim­mung sowie (3.) die Wahr­neh­mung von Anstalts­auf­ga­ben durch Bediens­te­te und die Inan­spruch­nah­me der Leis- tun­gen durch Benutzer.20 Ihr zugrun­de liegt das Prin­zip der Dezen­tra­li­sa­ti­on: die Ver­la­ge­rung staat­li­cher Auf­ga- ben auf selb­stän­di­ge Ver­wal­tungs­trä­ger zur Ent­las­tung der Staatsverwaltung.21 Bei­spie­le für bun­des­un­mit­tel­ba- re Anstal­ten im Sin­ne des Art. 86 GG sind die Bun­desan- stalt für Finanz­dienst­leis­tungs­auf­sicht (BaFin) sowie die Bun­des­an­stalt für Immo­bi­li­en­auf­ga­ben oder die Rund- funkanstalten.22

Unter Betrach­tung der oben auf­ge­führ­ten Cha­rak­te- ris­ti­ka, ins­be­son­de­re des Aspekts der Dezen­tra­li­sa­ti­on staat­li­cher Auf­ga­ben, zeigt sich, dass die Anstalt des öf- fent­li­chen Rechts – eben­so wie auch die Stif­tung – nicht auf eine Zusam­men­füh­rung unter­schied­li­cher Mit­g­lie- der bei gleich­zei­ti­ger Selb­stän­dig­keit der­sel­ben zu einem neu­en rechts­fä­hi­gen Sub­jekt gerich­tet ist und mit­hin nicht den spe­zi­el­len Anfor­de­run­gen einer inter­uni­ver­si- tären und grenz­über­schrei­ten­den Zusam­men­ar­beit ge- recht wird.

Stumpf, in: v. Campenhausen/Richter, § 16 Rn. 5; Schlüter/Stolte,

in: Schlüter/Stolte, Stif­tungs­recht, 2. Auf. 2013, Kapi­tel 1, Rn. 47. 17 Schlüter/Stolte, in: Schlüter/Stolte, Kapi­tel 1, Rn. 47.
18 Schulte/Stumpf, in: Stumpf/Sauerbaum/Schulte/Pauli, A Rn. 54. 19 Det­ter­beck, All­ge­mei­nes Ver­wal­tungs­recht, 13. Aufl. 2015,

Rn. 180, 188.
20 Mau­rer, All­ge­mei­nes Ver­wal­tungs­recht, 18. Aufl. 2011, § 23

Rn. 46; Berg, Die öffent­li­che Anstalt, NJW 1985, 2294 (2295). 21 Mau­rer, § 23 Rn. 50.
22 Ibler, in: Maunz/Dürig, Grund­ge­setz, Stand: 74. Lie­fe­rung Mai

2015, Art. 86 GG Rn. 73.

Blaurock/Hennighausen · Der Euro­päi­sche Ver­bund ter­ri­to­ria­ler Zusam­men­ar­beit 7 7

d) Der EVTZ als geeig­ne­te Rechtsform

Auch wenn der EVTZ bis­lang vor­ran­gig von Gebiets­kör- per­schaf­ten und Regio­nal­ver­bän­den zum Zwe­cke einer über­re­gio­na­len Koope­ra­ti­on genutzt wur­de, so schließt dies sei­ne Anwen­dung im inter­uni­ver­si­tä­ren Bereich in kei­ner Wei­se aus. Im Ver­gleich zu ande­ren Rechts­for- men genießt der EVTZ dabei ins­be­son­de­re den Vor­teil der ihm bereits imma­nen­ten Ziel- und Zweck­set­zung der För­de­rung einer ter­ri­to­ria­len Zusam­men­ar­beit in sämt­li­chen Berei­chen (Art. 1 Abs. 2 EVTZ-VO). Zusätz- lich ermög­licht er gem. Art. 3 c EVTZ-VO die Auf­nah­me von Dritt­staa­ten und damit eine Zusam­men­ar­beit über die Gren­zen der Euro­päi­schen Uni­on hin­aus. Fer­ner bie- tet er durch die ihm nach Art. 1 Abs. 3 EVTZ-VO zuge- spro­che­ne eige­ne Rechts­per­sön­lich­keit die Mög­lich­keit eines ein­heit­li­chen und geschlos­se­nen Han­delns und Auf­tre­tens sei­ner Mit­glie­der nach außen.

Dar­über hin­aus wer­den Schwie­rig­kei­ten und Hemm- nis­se, die bei Anwen­dung einer natio­na­len Rechts­form auf­tre­ten könn­ten, durch die in der EVTZ-VO bereits getrof­fe­nen Rege­lun­gen über­wun­den. Die EVTZ-VO wur­de unter Mit­wir­kung der EU-Mit­glieds­staa­ten vom Euro­päi­schen Par­la­ment und Rat und damit für alle Mit- glie­der glei­cher­ma­ßen bin­dend erlas­sen. Das Vor­lie­gen einer Ver­ord­nung, wel­che bereits in jeder Lan­des­spra­che vor­liegt und die Arbeits­ba­sis für alle (poten­zi­el­len) EVTZ-Mit­glie­der bil­det, bie­tet die Mög­lich­keit einer Zusam­men­ar­beit und Koope­ra­ti­on auf Augen­hö­he, bei der sich jede Uni­ver­si­tät und Hoch­schu­le glei­cher­ma­ßen ein­brin­gen kann. Zudem schafft der EVTZ mit sei­ner bereits vor­ge­ge­be­nen Organ­struk­tur in Form der Ein- rich­tung einer Ver­samm­lung und des Amts des Direk­tors einen Rah­men, der eine struk­tu­rel­le Basis bei gleich­zei­ti- ger Fle­xi­bi­li­tät schafft. So kön­nen Über­ein­kunft und Sat- zung des EVTZ – unter Ein­hal­tung der Min­dest­an­for­de- run­gen – nach den eige­nen Bedürf­nis­sen und Anfor­de- run­gen aus­ge­stal­tet wer­den. Dar­über hin­aus ist der EVTZ in sei­ner Mit­glie­der­struk­tur nicht fest­ge­legt: Es kön­nen wei­te­re Uni­ver­si­tä­ten und Hoch­schu­len auf­ge- nom­men wer­den, es kön­nen aber auch Uni­ver­si­tä­ten und Hoch­schu­len den EVTZ ver­las­sen. Der EVTZ als sol­cher bleibt von die­sen Ver­än­de­run­gen unbe­rührt, so- lan­ge die Anzahl der min­des­tens erfor­der­li­chen Mit­g­lie- der nicht unter­schrit­ten wird.

Auf die­se Wei­se ist es Uni­ver­si­tä­ten und Hoch­schu- len mög­lich, einen Zusam­men­schluss bei gleichzeitiger

23 So auch für regio­na­le Zusam­men­schlüs­se: Pechstein/Deja, EuR 2011, 357 (360).

Selb­stän­dig­keit sei­ner Mit­glie­der zu bil­den, der durch sei­ne Struk­tur und vor allem durch sei­ne ihm zuste­hen- de eige­ne Rechts­per­sön­lich­keit einen viel weit­tra­gen­de- ren Cha­rak­ter hat als bis­her zwi­schen Hoch­schu­len ver- schie­de­ner Län­der bestehen­de Partnerschaften.

IV. Die Vor­tei­le und Her­aus­for­de­run­gen bei der Grün­dung eines EVTZ im grenz­über­schrei­ten­den, inter­uni­ver­si­tä­ren Bereich

1. Die Vor­tei­le eines EVZT

Der EVTZ als Rechts­form bie­tet ver­schie­de­ne Vor­zü­ge hin­sicht­lich einer inter­uni­ver­si­tä­ren, grenz­über­schrei- ten­den Zusammenarbeit.

a) Eige­ne Rechtspersönlichkeit

Der EVTZ besitzt gem. Art. 1 Abs. 3 EVTZ-VO eine eige- ne Rechts­per­sön­lich­keit. Er selbst, und nicht die hin­ter ihm ste­hen­den Uni­ver­si­tä­ten, ist Trä­ger von Rech­ten und Pflich­ten und kann Ver­mö­gen besit­zen. Dadurch kommt ihm, ver­gli­chen mit einer inter­uni­ver­si­tä­ren Part­ner­schaft außer­halb einer Rechts­form, ein gestei­ger- tes Anse­hen zu, wel­ches dar­über hin­aus die bereits bes­te- hen­de her­vor­ge­ho­be­ne Stel­lung eines grenz­über­schrei- ten­den, inter­uni­ver­si­tä­rer agie­ren­den Ver­bun­des ver- stärkt.23 Zudem kann der EVTZ auf­grund sei­ner Rechts­per­sön­lich­keit durch sei­ne Ver­tre­ter nach außen hin han­deln und selbst EU-Gel­der und sons­ti­ge Dritt- mit­tel bean­tra­gen und die­se intern verteilen.

b) Ein­heit­li­cher struk­tu­rel­ler Rahmen

Dar­über hin­aus schafft der Ver­bund auf­grund der struk- turel­len Vor­ga­ben der EVTZ-VO einen ein­heit­li­chen Rah­men für die Ver­wal­tung euro­päi­scher Pro­jek­te und gewähr­leis­tet auf­grund der grenz­über­schrei­tend ein­heit- lich täti­gen Orga­ne Sta­bi­li­tät und Effek­ti­vi­tät bei der Zusammenarbeit.24 Die ein­heit­li­chen und für alle glei- cher­ma­ßen gel­ten­den Rege­lun­gen erleich­tern Entsch­ei- dungs­pro­zes­se und die getrof­fe­nen Wei­chen­stel­lun­gen bie­ten auf­grund ihrer Rechts­ver­bind­lich­keit Sicher­heit für die Mit­glie­der bei der Umsetzung.25 Auf die­se Wei­se ist es Hoch­schu­len und Uni­ver­si­tä­ten mög­lich, auch im grenz­über­schrei­ten­den Bereich eine ver­läss­li­che, koor- dinier­te und effek­ti­ve Zusam­men­ar­beit zu errei­chen. Dies wie­der­um ist eine wich­ti­ge Vor­aus­set­zung für die Schaf­fung von grenz­über­schrei­ten­den Stu­di­en­gän­gen und Forschungseinrichtungen.

24 Pechstein/Deja, EuR 2011, 357 (360).
25 So auch für Euro­re­gio­nen: Pechstein/Deja, EuR 2011, 357 (361).

78 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 2 (2016), 73–84

c) Ein­heit­lich anwend­ba­res Recht

Ein wei­te­rer Vor­teil des EVTZ ist das klar defi­nier­te und auf ihn und sei­ne Hand­lun­gen anwend­ba­re Recht; dies ins­be­son­de­re im Hin­blick auf den einem ste­ti­gen Wan- del unter­lie­gen­den Bereich der Bil­dung. Fer­ner bestehen zwi­schen den Regu­la­ri­en und Sys­te­men der Uni­ver­si­tä- ten und Hoch­schu­len teil­wei­se gro­ße Unter­schie­de. Die- se gilt es im Rah­men eines EVTZ zusam­men und effek- tiv in Ein­klang zu bringen.

Das anwend­ba­re Recht ist in Art. 2 EVTZ-VO gere- gelt. Danach fin­den die EVTZ-VO (Art. 2 Abs. 1 lit. a EVTZ-VO), die Über­ein­kunft (Art. 2 Abs. 1 lit. b EVTZ- VO) sowie in Bezug auf von der EVTZ-VO nicht oder nur zum Teil gere­gel­ten Berei­che die Rechts­vor­schrif­ten des Mit­glied­staats Anwen­dung, in dem der EVTZ sei­nen Sitz hat (Art. 2 Abs. 1 lit. c EVTZ-VO). Die mit der Be- stim­mung des Sitz­staa­tes ein­her­ge­hen­de Fest­le­gung des anwend­ba­ren natio­na­len Rechts ist ins­be­son­de­re bei der Regis­trie­rung und Ver­öf­fent­li­chung von Sat­zung und Über­ein­kunft (Art. 5 EVTZ-VO), bei Haf­tungs­fra­gen (Art. 12 Abs. 1 EVTZ-VO), der Kon­trol­le der Ver­wal­tung öffent­li­cher Mit­tel (Art. 6 Abs. 1 EVTZ-VO) sowie bei der Auf­lö­sung des EVTZ von Amts wegen (Art. 14 EVTZ-VO) von Bedeutung.26 Dar­über hin­aus kommt das natio­na­le Recht bei der Arbeits­wei­se des EVTZ, der Per­so­nal­ver­wal­tung, den Ein­stel­lungs­ver­fah­ren und der Gestal­tung der Arbeits­ver­trä­ge zum Tragen.27

2. Die Her­aus­for­de­run­gen bei der Grün­dung eines inter­uni­ver­si­tä­ren EVTZ

a) Eini­gung auf einen gemein­sa­men Sitzstaat

Die Vor­tei­le, die kla­re Rege­lun­gen hin­sicht­lich des anwend­ba­ren natio­na­len Rechts auf den EVTZ auf­grund der Fest­le­gung des Sitz­staa­tes mit sich brin­gen, stel­len Uni­ver­si­tä­ten und Hoch­schu­len glei­cher­ma­ßen vor die Her­aus­for­de­rung, sich auf einen gemein­sa­men Sitz zu eini­gen. Die­ser Ent­schei­dungs­pro­zess kann ins­be­son­de- re bei einem EVTZ zu Schwie­rig­kei­ten füh­ren, an dem sich Uni­ver­si­tä­ten und Hoch­schu­len aus mehr als zwei Mit­glied­staa­ten betei­li­gen. Die Eini­gung auf den Sitz im Mit­glied­staat einer Uni­ver­si­tät oder Hoch­schu­le und die damit ein­her­ge­hen­de Fest­le­gung des anwend­ba­ren nati- ona­len Rechts, bedeu­tet jedoch nicht auto­ma­tisch die Unter­ord­nung der übri­gen Mit­glie­der. Um einer Kon- zen­tra­ti­on auf das Sitz­land ent­ge­gen­zu­wir­ken, kön­nen bei­spiels­wei­se wei­te­re Orga­ne oder Ein­rich­tun­gen in

  1. 26  Pechstein/Deja, EuR 2011, 357 (372).
  2. 27  Pechstein/Deja, EuR 2011, 357 (373).
  3. 28  So befin­det sich bei­spiels­wei­se sowohl beim Euro­di­strikt­Stras­bourg-Orten­au als auch beim Euro­di­strikt Saar-Moselle

Über­ein­kunft und Sat­zung ein­ge­führt wer­den, die ihren Sitz in den Staa­ten der ande­ren Mit­glie­der haben und dort tra­gen­de Auf­ga­ben übernehmen.28 Dabei ist jedoch zu berück­sich­ti­gen, dass eine zu star­ke Dekon­zen­tra­ti­on durch die Ver­le­gung von Stel­len in vom Sitz­land abwei- chen­de Mit­glied­staa­ten zu einer Zer­split­te­rung des EVTZ füh­ren und die­sen hand­lungs­un­fä­hig machen kann. Daher soll­te im Fall der Ein­rich­tung wei­te­rer Stel- len und Orga­ne zumin­dest die Geschäfts­stel­le als zen­tra- le Orga­ni­sa­ti­ons­ein­heit im Sitz­staat verbleiben.

b) Sat­zung und Über­ein­kunft als zen­tra­le Dokumente

Eine wei­te­re Her­aus­for­de­rung für die Grün­dung eines inter­uni­ver­si­tä­ren, grenz­über­schrei­ten­den EVTZ ist die ein­ver­nehm­li­che Fas­sung von Sat­zung und Über­ein- kunft. Bei­de Doku­men­te bil­den die Grund­la­ge des EVTZ und bedür­fen der Zustim­mung aller Mit­glie­der (Art. 8 und 9 EVTZ-VO).

Bei der kon­kre­ten For­mu­lie­rung die­nen die in der EVTZ-VO getrof­fe­nen Vor­ga­ben zum Min­dest­in­halt als Basis.29 Die­se Vor­ga­ben gilt es umzu­set­zen und dar­über hin­aus­ge­hen­de, den Anfor­de­run­gen des künf­ti­gen EVTZ ent­spre­chen­de Rege­lun­gen zu tref­fen. Dabei soll- ten bei­de Doku­men­te, unab­hän­gig von deren genau­en inhalt­li­chen Gestal­tung, zwin­gend in der Lan­des­spra­che eines jeden betei­lig­ten Mit­glie­des ver­fasst wer­den. Denn nur so kön­nen ein Gleich­lauf der Ziel­set­zung und eine Zusam­men­ar­beit auf Augen­hö­he sicher­ge­stellt wer­den. Ent­schei­dend ist, dass im Ergeb­nis Sat­zung und Über- ein­kunft in der Spra­che eines jeden Mit­glieds so for­mu- liert sind, dass jede Fas­sung glei­cher­ma­ßen gel­ten kann. Denn nur unter die­ser Vor­aus­set­zung ist eine gleich­be- rech­tig­te Zusam­men­ar­beit von Hoch­schu­len und Uni- ver­si­tä­ten ver­schie­de­ner Län­der bei gleich­zei­ti­ger Selb- stän­dig­keit der­sel­ben möglich.

Daher darf bei meh­re­ren Sprach­fas­sun­gen kei­ne der jeweils ande­ren über- bzw. unter­ge­ord­net sein. Viel­mehr müs­sen alle Fas­sun­gen glei­cher­ma­ßen gel­ten. Und damit es im Fall einer Rechts­fra­ge nicht zu unter­schied­li­chen Aus­le­gun­gen ein und der­sel­ben Pas­sa­ge je nach sprach­li- cher Ver­si­on kommt, ist die genaue Abstim­mung von Sat­zung und Über­ein­kunft von tra­gen­der Bedeu­tung. Nur unter die­ser Vor­aus­set­zung kann der EVTZ als Ak- teur für sei­ne Mit­glie­der ein­heit­lich agieren.

c) Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren in den jewei­li­gen Ländern

Ein wei­te­rer Aspekt, der aber nicht auf Uni­ver­si­tä­ten und Hoch­schu­len beschränkt ist, ist das Genehmigungs-

der Sitz jeweils in Frank­reich, die Geschäfts­stel­le hin­ge­gen in

Deutsch­land.
29 Art. 8 und 9 EVTZ-VO.

Blaurock/Hennighausen · Der Euro­päi­sche Ver­bund ter­ri­to­ria­ler Zusam­men­ar­beit 7 9

ver­fah­ren. Gem. Art. 4 EVTZ-VO hat jedes poten­zi­el­le EVTZ-Mit­glied sei­nem Mit­glied­staat die Absicht einer Teil­nah­me an einem EVTZ mit­zu­tei­len und sei­nem Land eine Abschrift des Vor­schlags von Über­ein­kunft und Sat­zung zu über­mit­teln. Den jewei­li­gen Mit­glied- staa­ten obliegt dann nach Art. 4 Abs. 3 EVTZ-VO die Prü­fung von Über­ein­kunft und Sat­zung und die Ertei- lung einer Geneh­mi­gung. Hier­bei kann es je nach Mit- glied­staat­zu­mehro­der­we­ni­g­er­zeit­in­ten­si­ve­n­Ge­neh- migungs­ver­fah­ren kom­men; dies mit Sicher­heit auch bedingt durch die Tat­sa­che, dass es bis­her noch kei­nen EVTZ im Sin­ne eines „Euro­päi­schen Ver­bun­des uni­ver- sitä­rer Zusam­men­ar­beit“ gab.

V. Die kon­kre­te Aus­ge­stal­tung eines EVTZ im Rah­men inter­uni­ver­si­tä­rer Zusam­men­ar­beit am Bei- spiel von Eucor

1. Die Euro­päi­sche Kon­fö­de­ra­ti­on der Ober­rhei­ni­schen Uni­ver­si­tä­ten (Eucor)

Bereits 1989 wur­de die Euro­päi­sche Kon­fö­de­ra­ti­on der Ober­rhei­ni­schen Uni­ver­si­tä­ten (Eucor) als Ver­bund und zen­tra­ler Akteur in der tri­na­tio­na­len Metro­pol­re­gi­on Ober­rhein im Bereich For­schung und Leh­re gegrün­det. Eucor umfasst heu­te fünf Uni­ver­si­tä­ten und Hoch­schu- len aus Deutsch­land, Frank­reich und der Schweiz, die sich in einem Radi­us von nur 200 km befin­den: die Uni- ver­si­tät Basel, die Albert-Lud­wigs-Uni­ver­si­tät Frei­burg im Breis­gau Frei­burg, Uni­ver­si­té de Hau­te-Alsace (Mul- house-Col­mar), das Karls­ru­her Insti­tut für Tech­no­lo­gie sowie die Uni­ver­si­té de Stras­bourg. Durch die sehr hohe Dich­te an wis­sen­schaft­li­chen Ein­rich­tun­gen bie­tet die Ober­rhein­re­gi­on idea­le Bedin­gun­gen für For­schen­de, Dok­to­ran­den und Stu­die­ren­de. Durch Eucor wur­den in sei­ner bis­he­ri­gen Form bereits zahl­rei­che Koope­ra­tio- nen und grenz­über­grei­fen­de Ange­bo­te an den betei­lig- ten Uni­ver­si­tä­ten ermög­licht, so z.B. gemein­sa­me Lehr- ver­an­stal­tun­gen und inter­uni­ver­si­tä­re, zwei­spra­chi­ge Promotionsverfahren.

2. „Eucor – The Euro­pean Campus“

Auch wenn mit Eucor bereits ein aus­ge­präg­tes Koope­ra- tions­netz zwi­schen sei­nen Mit­glie­dern besteht, so kam mit „Eucor – The Euro­pean Cam­pus“ die Visi­on einer „Euro­pa­uni­ver­si­tät“ in Form eines EVTZ auf. Die­ser soll­te über die bis­he­ri­ge Part­ner­schaft der Uni­ver­si­tä­ten und Hoch­schu­len hin­aus­ge­hen und einen eige­nen, neu- en inter­uni­ver­si­tä­ren Rah­men für die zahl­rei­chen Stu- die­ren­den, For­schen­den und Dok­to­ran­den schaf­fen. Mit

30 Grün­dungs­ver­ein­ba­rung von 1989, http://www.eucor-uni. org/sites/eucor-uni.org/files/convention_fondatrice_eucor.pdf

der Grün­dung eines Euro­pean Cam­pus als eines euro­pä- ischen Uni­ver­si­täts­ver­bun­des mit klar defi­nier­ten gemein­sa­men Struk­tu­ren soll­ten Kom­pe­ten­zen und Poten­zia­le gebün­delt und ein Wis­sen­schafts- und For- schungs­raum mit inter­na­tio­na­ler Aus­strah­lung geschaf- fen wer­den. Dabei soll der EVTZ „Eucor – The Euro­pean Cam­pus“ die Auf­ga­ben und Pro­jek­te der Euro­päi­schen Kon­fö­de­ra­ti­on über­neh­men und fort­füh­ren sowie neue Koope­ra­tio­nen aus­bau­en: gemein­sa­me Pro­fes­su­ren, gemein­sa­mes Ver­wal­tungs­per­so­nal und Ser­vice­stel­len sowie gemein­sa­me Stu­di­en­ab­schlüs­se sind nur ein Teil der anvi­sier­ten Zie­le, die durch die Grün­dung eines inte- runi­ver­si­tä­ren EVTZ erreicht wer­den sollen.

3. Die Struk­tur des EVTZ in Anwen­dung auf „Eucor – The Euro­pean Campus“

Grund­la­ge für die Umwand­lung des Eucor-Zusam­men- schlus­ses in den EVTZ „Eucor – The Euro­pean Cam­pus“ war die bereits Eucor zugrun­de­lie­gen­de Grün­dungs­ver- ein­ba­rung von 1989. In die­ser Ver­ein­ba­rung haben die fünf ober­rhei­ni­schen Uni­ver­si­tä­ten und Hoch­schu­len – Frei­burg, Karls­ru­he, Basel, Stras­bourg und Mul­house- Col­mar – ihren Zusam­men­schluss in der Absicht einer Zusam­men­ar­beit in allen Berei­chen von Leh­re und For- schung erklärt.30 Fer­ner sind in der Grün­dungs­ver­ein­ba- rung Orga­ni­sa­ti­ons­struk­tu­ren inner­halb Eucors fest­ge- legt wor­den, die im Wesent­li­chen auf zwei Orga­nen basie­ren: dem Prä­si­di­um als Ent­schei­dungs­or­gan, wel- ches aus den amtie­ren­den Rek­to­ren und Prä­si­den­ten der Mit­glie­der besteht, und dem Sekre­ta­ri­at, das sich aus je einem Admi­nis­tra­tor der ober­rhei­ni­schen Uni­ver­si­tä­ten zusam­men­setzt und für die Zusam­men­ar­beit im Rah- men der Kon­fö­de­ra­ti­on ver­ant­wort­lich ist.31 Die­se Struk­tur bil­de­te die Grund­la­ge für die Umwand­lung des Eucor-Zusam­men­schlus­ses in den EVTZ „Eucor – The Euro­pean Campus“.

a) Die Ver­samm­lung als Entscheidungsorgan

Art. 10 Abs. 1 lit. a) und b) EVTZ-VO bestim­men, dass der EVTZ zumin­dest zwei Orga­ne hat: eine Ver­samm- lung, wel­che aus den Ver­tre­tern der Mit­glie­der des Ver- bun­des besteht, sowie ein Direk­tor, der den EVTZ ver- tritt und für ihn han­delt. In Anbe­tracht der bereits bes­te- hen­den Eucor-Struk­tur lag es nahe, das bis­he­ri­ge Prä­si­di­um in die nach Art. 10 Abs. 1 lit. a) EVTZ-VO vor- gege­ben Ver­samm­lung umzu­wan­deln. Ver­tre­ter der Mit- glie­der im Sin­ne des Art. 10 Abs. 1 lit. a) EVTZ-VO sind inner­halb eines inter­uni­ver­si­tä­ren Zusam­men­schlus­ses zunächst die amtie­ren­den Rek­to­ren und Prä­si­den­ten der

(10.1.2016).
31 Art. 3 der Eucor-Grün­dungs­ver­ein­ba­rung von 1989.

80 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 2 (2016), 73–84

jewei­li­gen Hoch­schu­len und Uni­ver­si­tä­ten. Zum Zwe­cke der Fle­xi­bi­li­tät und vor dem Hin­ter­grund zeit­li­cher Eng- päs­se und orga­ni­sa­to­ri­scher Hür­den soll­te dem Prä­si- denten/dem Rek­tor jedoch die Kom­pe­tenz ein­ge­räumt wer­den, eine drit­te Per­son dau­er­haft mit der Ver­tre­tung der Hoch­schu­le im EVTZ beauf­tra­gen zu können.

Fer­ner sind die inhalt­li­chen Vor­ga­ben der EVTZ-VO zu beach­ten: Zum einen regelt Art. 11 Abs. 1 EVTZ-VO, dass der jähr­lich auf­ge­stell­te Haus­halts­plan von der Ver- samm­lung ver­ab­schie­det wird; zum ande­ren sind nach Art. 8 Abs. 2 lit. f) und Art. 9 Abs. 2 lit. a) EVTZ-VO die Orga­ne und ihre jewei­li­gen Kom­pe­ten­zen in der Über- ein­kunft und in der Sat­zung zusätz­lich die Anzahl der Ver­tre­ter der Mit­glie­der in den Orga­nen zu bezeichnen.

Wird die Ver­samm­lung als Ent­schei­dungs­or­gan aus- gestal­tet, so soll­ten ins­be­son­de­re auch Rege­lun­gen zu den Mehr­heits­an­for­de­run­gen im Rah­men von Entsch­ei- dungs­ver­fah­ren, zum Vor­sitz der Ver­samm­lung sowie zum Abhal­ten von Sit­zun­gen getrof­fen werden.

b) Der Direk­tor als Ver­tre­ter und Handlungsorgan

Als wei­te­res obli­ga­to­risch ein­zu­rich­ten­des Organ sieht Art. 10 Abs. 2 lit. b EVTZ-VO den Direk­tor vor. Er ver- tritt den EVTZ nach außen und han­delt für ihn. Die Ter- mino­lo­gie des „Direk­tors“ ist dabei nicht zwin­gend. Bei der Umwand­lung von Eucor in den EVTZ „Eucor – The Euro­pean Cam­pus“ wur­de auch hier auf die Eucor- Grün­dungs­ver­ein­ba­rung zurück­ge­grif­fen: Die­se sieht vor, dass die das Prä­si­di­um bil­den­den amtie­ren­den Rek- toren und Prä­si­den­ten aus ihrer Mit­te einen Vor­sit­zen- den wäh­len. Das Amt des Vor­sit­zen­den wur­de nun in das Amt des Direk­tors über­ge­lei­tet, wobei die Ter­mi­no- logie in „Prä­si­dent“ geän­dert wur­de. Hin­sicht­lich der Rege­lung in Sat­zung und Über­ein­kunft sind eben­falls die Vor­schrif­ten der Art. 8 Abs. 2 lit. f) und Art. 9 Abs. 2 lit. a) EVTZ-VO zu beachten.

c) Wei­ter­ge­hen­de inhalt­li­che Rege­lun­gen und Ein­rich­tung wei­te­rer Orga­ne und Stellen

Hin­sicht­lich der inhalt­li­chen Anfor­de­run­gen an Sat­zung und Über­ein­kunft sehen Art. 8 Abs. 2 und Art. 9 Abs. 2 EVTZ-VO einen fest defi­nier­ten Rah­men vor. Die dort genann­ten Punk­te sind zwei­fels­oh­ne in die jewei­li­ge Ver­ein­ba­rung auf­zu­neh­men. Dar­über hin­aus stellt sich die Fra­ge, wel­che wei­te­ren, über den Min­dest­in­halt hin- aus­ge­hen­den inhalt­li­chen Aspek­ten in Sat­zung und Über­ein­kunft auf­zu­neh­men sind. Bestimmt wird dies maß­geb­lich durch die bereits bestehen­den und anvi­sier- ten Struk­tu­ren sowie durch das Vor­ha­ben des zu grün-

32 Aus­ge­nom­men ist gem. Art. 4 Abs. 6 S. 2 i.V.m. Abs. 6 a lit. a EVTZO der Bei­tritt eines neu­en Mit­glieds aus einem Mit­glied- staat, der die Über­ein­kunft bereits geneh­migt hat.

den­den EVTZ. Kri­te­ri­en kön­nen eine funk­tio­nie­ren­de Zusam­men­ar­beit zwi­schen den Mit­glie­dern sowie die Koor­di­na­ti­on der täg­li­chen Anfor­de­run­gen und des lau- fen­den Geschäfts sein. Im Fall von „Eucor – The Euro- pean Cam­pus“ wur­den als wei­te­re Ein­rich­tun­gen dieGeschäfts­stel­le, die Koor­di­na­ti­ons­stel­le sowie der Aus- schuss der Vizepräsidenten/Vizepräsidentinnen geschaf- fen, wel­che ins­be­son­de­re die Koor­di­na­ti­on der Zusam- men­ar­beit, die Orga­ni­sa­ti­on des lau­fen­den Geschäfts sowie die Vor­be­rei­tung der Ver­samm­lungs­sit­zun­gen zur Auf­ga­be haben.

4. Redu­zier­te Fas­sung der Übereinkunft

Neben der Fra­ge, wel­che wei­ter­ge­hen­den inhalt­li­chen Ver­ein­ba­run­gen zu tref­fen sind, stellt sich dar­über hin- aus die Fra­ge, in wel­chem der bei­den Doku­men­te – Sat- zung oder Über­ein­kunft – die­se zu regeln sind. Ein Kri- teri­um kön­nen dabei die in der EVTZ-VO unter­schied- lich getrof­fe­nen Anfor­de­run­gen an eine spä­te­re Ände­rung von Sat­zung und Über­ein­kunft sein: Wäh- rend Art. 4 Abs. 6 S. 1 EVTZ-VO für Ände­run­gen bei­der Doku­men­te ein Mit­tei­lungs­er­for­der­nis an die Mit­glied- staa­ten vor­sieht, ent­hält Art. 4 Abs. 6 S. 2 EVTZ-VO hin- sicht­lich einer Ände­rung der Über­ein­kunft das wei­ter­ge- hen­de Erfor­der­nis einer Zustim­mung der Mit­glied­staa- ten: Danach müs­sen die Mit­glied­staa­ten, deren Recht die Mit­glie­der des EVTZ unter­lie­gen, jeder Ände­rung der Über­ein­kunft zustimmen.32 Mit die­sem Zustim­mungs- vor­be­halt ein­her gehen sowohl eine ver­stärk­te Kon­trol­le sowie ein zeit­lich inten­si­ve­res Verfahren.

Für die Über­le­gung, wel­che Rege­lun­gen in der Sat- zung und wel­che in der Über­ein­kunft getrof­fen wer­den, bedeu­tet dies, dass alle Berei­che, die (i) nicht dem Min- dest­in­halt der Über­ein­kunft unter­lie­gen, (ii) von einem Wan­del und (iii) dem Bedürf­nis einer zeit­na­hen Anpas- sung geprägt sind, in der Sat­zung gere­gelt wer­den soll- ten. Für die Fra­ge der Bil­dung wei­te­rer Orga­ne kann es daher zweck­mä­ßig sein, der Ver­samm­lung die Kom­pe- tenz der Ein­rich­tung wei­te­rer Res­sorts und Aus­schüs­sen zuzu­spre­chen, anstatt wei­te­re, neben der Ver­samm­lung und dem Direk­tor bestehen­de Orga­ne zu bil­den. Denn fällt das Auf­ga­ben­ge­biet eines Organs weg und wird das Organ selbst obso­let, so unter­fällt die Ände­rung der Über­ein­kunft den wei­ter­ge­hen­den Anfor­de­run­gen des Art. 4 Abs. 6 S. 2 EVTZ-VO. Die Ein­rich­tung einer wei- teren Stel­le, eines Res­sorts oder Aus­schus­ses, eben­so wie deren Auf­lö­sung, könn­ten hin­ge­gen bei Rege­lung in der Sat­zung durch „blo­ße“ Mit­tei­lungs­än­de­rung erfol­gen. Aus die­sem Grund emp­fiehlt es sich, sich im Rah­men ei-

Blaurock/Hennighausen · Der Euro­päi­sche Ver­bund ter­ri­to­ria­ler Zusam­men­ar­beit 8 1

ner inter­uni­ver­si­tä­ren grenz­über­schrei­ten­den Zusam- men­ar­beit auf die in der Ver­ord­nung vor­ge­ge­be­nen Or- gane – Ver­samm­lung und Direk­tor – zu beschrän­ken und die Ein­rich­tung wei­te­rer Stel­len, Res­sorts und Aus­schüs- se in der Sat­zung vorzunehmen.

5. Fest­le­gung auf ein Sitzland

Eine wei­te­re Her­aus­for­de­rung bei der Grün­dung des EVTZ Eucor – The Euro­pean Cam­pus war die Fest­le- gung des gemein­sa­men Sitz­staa­tes. Auf­grund der Betei- ligung der Uni­ver­si­tät Basel als eine aus einem Dritt­land stam­men­de Hoch­schu­le, kamen unter Anwen­dung des Art. 1 Abs. 5 EVTZ-VO nur Frank­reich und Deutsch­land als poten­zi­el­ler Sitz­staat in Betracht. In Frank­reich gibt es bereits eine beacht­li­che Anzahl von EVTZ,33 dar­un­ter auch mit deut­scher Betei­li­gung wie der Euro­di­strikt Stras­bourg-Orten­au und der Euro­di­strikt Saar-Mosel­le, aller­dings befin­det sich bei den meis­ten bis­lang gegrün- deten EVZT mit fran­zö­si­scher Betei­li­gung der Sitz in Frank­reich. Da sich hier der recht­li­che Sitz jedoch in Frei­burg im Breis­gau befin­den soll­te, stell­te die Fest­le- gung des Sitz­staa­tes einen wei­te­ren, der gegen­sei­ti­gen Abstim­mung bedürf­ti­gen Aspekt dar. Im Ergeb­nis erfolg­te eine Eini­gung und Fest­le­gung auf Frei­burg im Breis­gau als recht­li­chen Sitz des EVTZ. Ein Kom­pro­miss wur­de dabei durch die Ein­rich­tung der Koor­di­na­ti­ons- stel­le mit Sitz in Straß­burg geschaf­fen, wel­che ins­be­son- dere für die Pla­nung und Betreu­ung von Auf­ga­ben und Pro­jek­ten, die Kom­mu­ni­ka­ti­on, Koor­di­na­ti­on und Zusam­men­ar­beit inner­halb des EVTZ zustän­dig ist und der damit eine bedeu­ten­de Rol­le zukommt.

6. Umset­zung der Haftungsregelungen

Fer­ner bedurf­te es bei der Umwand­lung des Eucor- Zusam­men­schlus­ses in „Eucor – The Euro­pean Cam- pus“ der Ver­ein­ba­rung von Haftungsregelungen.

Nach der EVTZ-VO ist die Haf­tung des EVTZ so- wohl im Hin­blick auf die Zurech­nung des Han­delns sei- ner Mit­glie­der als auch hin­sicht­lich des Umfangs sehr weit aus­ge­stal­tet: Gem. Art. 10 Abs. 3 EVTZ-VO haf­tet der EVTZ gegen­über Drit­ten für Hand­lun­gen sei­ner Or- gane und zwar auch dann, wenn sol­che Hand­lun­gen nicht zu den Auf­ga­ben des EVTZ gehö­ren und damit ul- tra vires erfolgt sind.34 Der Umfang der Haf­tung des EVZT ist dabei grund­sätz­lich unbe­schränkt (Art. 12 Abs. 1 Unter­abs. 1 EVTZ-VO). Dar­über hin­aus ist die Haf­tung eng an die Mit­glie­der des EVTZ geknüpft. So haften

  1. 33  Frank­reich ist bereits an 17 EVTZ betei­ligt, wovon 11 ihren Sitz in Frank­reich haben, EVTZ-Regis­ter, https://portal.cor.europa. eu/egtc/Register/Pages/DE.aspx (10.1.2016).
  2. 34  Pechtstein/Deja, EuR 2011, 357 (376).
  3. 35  Vor­aus­set­zung gem. Art. 12 Abs. 2a EVZT-VO ist, dass die Haf-

gem. Art. 12 Abs. 2 EVTZ-VO die Mit­glie­der für jeg­li­che Schul­den des EVTZ, wenn die Mit­tel des EVTZ zur De- ckung nicht aus­rei­chen. Der Anteil an der Haf­tung eines jeden Mit­glieds wird dabei ent­spre­chend sei­nem Bei­trag festgelegt.

Gleich­wohl kön­nen die Mit­glie­der des EVTZ ihre Haf­tung unter den beson­de­ren Vor­aus­set­zun­gen des Art. 12 Abs. 2a EVTZ-VO in der Über­ein­kunft beschrän- ken.35 Für die­sen Fall muss die Bezeich­nung des EVTZ jedoch den Zusatz „mit beschränk­ter Haf­tung“ tra­gen (Art. 12 Abs. 2a Unter­abs. 2 EVTZ-VO).

Auf­grund der umfas­sen­den Haf­tung des EVTZ nach außen und der umfang­rei­chen Zurech­nung des Han- delns sei­ner Orga­ne erscheint eine zusätz­li­che, das In- nen­ver­hält­nis der Mit­glie­der betref­fen­de Haf­tungs­ver- ein­ba­rung in der Sat­zung sinn­voll. Ins­be­son­de­re in Be- zug auf eine etwa­ige Fehl­ver­wen­dung von Dritt­mit­teln kann eine Rege­lung rat­sam sein, wel­che vor­sieht, dass das jewei­li­ge EVTZ-Mit­glied, in des­sen Ver­ant­wor- tungs­be­reich sich die Fehl­ver­wen­dung ereig­net hat, die ande­ren Mit­glie­der inso­weit frei­stellt. So wur­de das auch beim EVTZ „Eucor – The Euro­pean Cam­pus“ geregelt.

7. Das Genehmigungsverfahren

a) Prü­fung und Geneh­mi­gung von Über­ein­kunft und Satzung

Wie bei allen sich in der Grün­dung befin­den­den EVTZ warauchbei„Eucor–TheEuropeanCampus“dieVer- stän­di­gung aller Mit­glie­der auf eine gemein­sa­me Sat- zung und Über­ein­kunft die wich­tigs­te Vor­aus­set­zung für die Ein­lei­tung des Genehmigungsverfahrens.

Die Rege­lung in der EVTZ-VO ist aller­dings wenig glück­lich. Danach beginnt das Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren gem. Art. 4 Abs. 3 EVTZ-VO mit der Mit­tei­lung der ge- plan­ten Betei­li­gung des jewei­li­gen Mit­glieds an einem EVTZ sowie der Über­mitt­lung einer Abschrift von Sat- zung und Über­ein­kunft an den eige­nen Mit­glied­staat. Im Anschluss prüft und geneh­migt gem. Art. 4 Abs. 3 EVTZ-VO das jewei­li­ge Mit­glieds­land ent­spre­chend sei- ner ver­fas­sungs­mä­ßi­gen Struk­tur die Teil­nah­me des po- ten­zi­el­len Mit­glieds an dem EVTZ sowie die Über­ein- kunft. Das Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren endet mit der Re- gis­trie­rung oder Ver­öf­fent­li­chung von Über­ein­kunft und Sat­zung und der damit ver­bun­de­nen Erlan­gung der Rechts­per­sön­lich­keit des EVTZ.

tung min­des­tens eines EVTZ-Mit­glieds aus einem Mit­glied­staat nach Maß­ga­be des natio­na­len Rechts, dem die­ses Mit­glied unter- liegt, beschränkt ist, und dass eine Haf­tungs­be­schrän­kung nach den natio­na­len Vor­schrif­ten zur Durch­füh­rung der Ver­ord­nung gestat­tet ist.

82 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 2 (2016), 73–84

Im Fall von „Eucor – The Euro­pean Cam­pus“, der sei- nen Sitz in Frei­burg, Baden-Würt­tem­berg hat, ist die zu- stän­di­ge Stel­le für die Geneh­mi­gung das Regie­rungs­prä­si- dium Frei­burg. Anders als in der VO vor­ge­se­hen, wur­de das Regie­rungs­prä­si­di­um hier von vorn­her­ein in die Aus­ar- bei­tung von Über­ein­kunft und Sat­zung mit ein­be­zo­gen. So konn­te bei der Bera­tung zwi­schen den betei­lig­ten Uni­ver­si- täten die Auf­fas­sung des Regie­rungs­prä­si­di­ums von An- fang an berück­sich­tigt wer­den. Auf die­se Wei­se war das Re- gie­rungs­prä­si­di­um nicht nur Geneh­mi­gungs­be­hör­de son- dern zugleich Bera­tungs­in­stanz, die auch als Mitt­ler zum zustän­di­gen Minis­te­ri­um sowie zu den Geneh­mi­gungs­be- hör­den der ande­ren Län­der auf­trat. Nur so war die rasche und pro­blem­lo­se for­mel­le Geneh­mi­gung mög­lich. Es zeigt sich hier, dass anders als in der EVTZ-VO vor­ge­se­hen, die Geneh­mi­gungs­be­hör­de von Anfang an in die Bera­tun­gen ein­be­zo­gen wer­den sollte.

b) Beson­der­hei­ten bei der Betei­li­gung der Uni­ver­si­tät Basel

Eine Beson­der­heit im Rah­men von „Eucor – The Euro- pean Cam­pus“ ist zudem die Betei­li­gung der Uni­ver­si­tät Basel als eine aus einem Dritt­land stam­men­de Hoch- schu­le. Dass die Uni­ver­si­tät Basel als Ein­rich­tung des öffent­li­chen Rechts eines Dritt­staa­tes Mit­glied eines EVTZ sein kann, regelt Art. 3 Abs. 1 lit. f EVTZ-VO, wel- cher auf die wei­ter­ge­hen­den Anfor­de­run­gen des Art. 3a EVTZ-VO ver­weist. Da im vor­lie­gen­den Fall bereits zwei Mit­glie­der aus EU-Staa­ten (Deutsch­land und Frank­reich) am EVTZ betei­ligt sind, rich­tet sich die Betei­li­gung der Uni­ver­si­tät Basel nach Art. 3a Abs. 1 EVTZ-VO. Danach ist Vor­aus­set­zung, dass das zu betei- ligen­de Dritt­land und die Mit­glied­staa­ten gemein­sam Maß­nah­men der ter­ri­to­ria­len Zusam­men­ar­beit oder von der Uni­on unter­stütz­te Pro­gram­me durch­füh­ren und dass das Dritt­land an eines der bei­den Mit­glied­staa- ten unmit­tel­bar angrenzt.36 Bei­de Vor­aus­set­zun­gen sind im Fall des EVTZ „Eucor – The Euro­pean Cam­pus“ erfüllt: Zum einen soll durch den EVTZ die bereits bes­te- hen­de, auf Eucor basie­ren­de inter­uni­ver­si­tä­re Koope­ra- tion ver­stärkt wer­den, zum ande­ren grenzt die Schweiz sowohl an Deutsch­land, als auch an Frank­reich unmit- tel­bar an.

Dar­über hin­aus müs­sen die in Art. 4 Abs. 3a EVTZ- VO erhöh­ten Anfor­de­run­gen im Rah­men der Geneh­mi- gung beach­tet wer­den: Danach ver­ge­wis­sert sich der Mit­glied­staat, in dem der EVTZ sei­nen Sitz haben soll,

36 Vgl. zu den Vor­aus­set­zun­gen auch Krzymuski/Kubicki, EVTZ- 2.0 – Neue Chan­ce für die grenz­über­grei­fen­de Zusam­men­ar­beit öffent­li­cher Ein­rich­tun­gen?, NVwZ 2014, 1338 (1342).

in Abspra­che mit den ande­ren betrof­fe­nen Mit­glied­staa- ten, dass die Bedin­gun­gen des Art. 3a EVTZ-VO erfüllt sind und dass das Dritt­land die Teil­nah­me des poten­ziel- len Mit­glieds unter Zugrun­de­le­gung der Bedin­gun­gen und Ver­fah­ren gemäß der EVTZ-VO oder einer Ver­ein- barung zwi­schen min­des­tens einem Mit­glied­staat, des- sen Rechts­vor­schrif­ten ein poten­zi­el­les Mit­glied unter- liegt, und die­sem Dritt­staat geneh­migt (Art. 4 Abs. 3a lit. a und b EVTZ-VO).

VI. Fazit

Das Modell eines Euro­päi­schen Ver­bun­des ter­ri­to­ria­ler Zusam­men­ar­beit ist nicht nur auf Gebiets­kör­per­schaf­ten und deren über­re­gio­na­les Zusam­men­wir­ken, son­dern auch auf eine grenz­über­schrei­ten­de Zusam­men­ar­beit von Uni­ver­si­tä­ten und Hoch­schu­len ver­schie­de­ner Staa- ten anwend­bar. Dabei zeigt sich am Bei­spiel von Eucor, dass sich der EVTZ bei ent­spre­chen­der Gestal­tung, auch wenn die Ein­bet­tung inter­uni­ver­si­tä­ren Zusam­men­wir- kens in eine Rechts­form bis­her fremd war, durch­aus als Rechts­kleid eignet.

Der EVTZ bie­tet mit sei­nen klar defi­nier­ten und für alle Mit­glied­staa­ten glei­cher­ma­ßen gel­ten­den Vor­ga­ben einen Rah­men, an dem sich die poten­zi­el­len Mit­glie­der ori­en­tie­ren und aus­rich­ten kön­nen. Zugleich gewährt er durch die Mög­lich­keit wei­ter­ge­hen­der inhalt­li­cher Rege- lun­gen genü­gend Spiel­raum für eine Anpas­sung des EVTZ auf die jewei­li­gen Bedürf­nis­se, Anfor­de­run­gen und Vor­ha­ben des Verbundes.

Her­aus­for­de­run­gen bei der Grün­dung eines inte- runi­ver­si­tär und grenz­über­schrei­tend agie­ren­den EVTZ stel­len sich ins­be­son­de­re bei der Fas­sung einer gemein- samen Über­ein­kunft und Sat­zung in den jewei­li­gen Spra­chen sowie bei der Fest­le­gung eines gemein­sa­men Sitz­staa­tes. Dar­über hin­aus bedarf es einer ein­ver­nehm- lichen Aus­ge­stal­tung in den Berei­chen Haf­tung, Koor­di- nati­on, Orga­ni­sa­ti­on und Ent­schei­dungs­fin­dung durch die Organe.

Die­sen Her­aus­for­de­run­gen ste­hen jedoch die maß- gebli­chen Vor­tei­le einer eige­nen Rechts­per­sön­lich­keit, eines fes­ten Rah­mens hin­sicht­lich Orga­ni­sa­ti­on und Rechts­an­wen­dung, sowie der Mög­lich­keit einer bis­her nicht rea­li­sier­ba­ren inter­uni­ver­si­tä­ren Zusam­men­ar­beit gegen­über. Durch die Bün­de­lung von For­schungs­ka­pa­zi- täten und der Ein­rich­tung von Groß­for­schungs­ein­rich- tun­gen kön­nen Pro­jek­te in einem Umfang durchgeführt

Blaurock/Hennighausen · Der Euro­päi­sche Ver­bund ter­ri­to­ria­ler Zusam­men­ar­beit 8 3

wer­den, die ohne einen sol­chen grenz­über­grei­fen­den Ver­bund nicht mög­lich wären.

Damit stellt der EVTZ im Bil­dungs­zweig, kon­kret in dem Bereich der grenz­über­schrei­ten­den Zusam­men­ar- beit von Hoch­schu­len und Uni­ver­si­tä­ten, eine neue Form inter­uni­ver­si­tä­ren Wir­kens und Schaf­fens dar, die den zahl­rei­chen Stu­die­ren­den, Dok­to­ran­den und For- schen­den der betei­lig­ten Hoch­schu­len und Uni­ver­si­tä- ten die Wahr­neh­mung und Inte­gra­ti­on eines weit umfas sen­de­ren Spek­trums an Lehr­ver­an­stal­tun­gen und Pro- jek­ten ermög­licht als bis­her. Auf die­se Wei­se kön­nen die Gren­zen zwi­schen den betei­lig­ten Uni­ver­si­tä­ten und

Hoch­schu­len auch außer­halb eines geziel­ten Aus­lands- auf­ent­hal­tes auf Dau­er geöff­net und ein inter­na­tio­na­les Stu­die­ren und For­schen in kon­ti­nu­ier­li­cher Wei­se ermög­licht werden.

Uwe Blau­rock ist eme­ri­tier­ter Pro­fes­sor an der Rechts- wis­sen­schaft­li­chen Fakul­tät der Albert-Lud­wigs-Uni- ver­si­tät Frei­burg. Johan­na Hen­nig­hau­sen ist wis­sen- schaft­li­che Mit­ar­bei­te­rin am Insti­tut für Wirt­schafts- recht der Albert-Lud­wigs-Uni­ver­si­tät Freiburg.

84 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 2 (2016), 73–84