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ÜBERSICHT

I. Ein­lei­tung

publik geprägt. Danach obliegt die Finan­zie­rung von Wis­sen­schaft und Hoch­schu­len grund­sätz­lich den Län- dern. Als Teil der soge­nann­ten Kul­tur­ho­heit stellt die­ses Poli­tik­feld einen der wesent­li­chen poli­ti­schen Ges­tal- tungs­spiel­räu­me auf Lan­des­ebe­ne dar. Nach dem strik- ten Tren­nungs­grund­satz des Art. 104a Abs. 1 GG kön­nen und dür­fen Bund und Län­der nur die­je­ni­gen Auf­ga­ben- fel­der finan­zie­ren, für deren Wahr­neh­mung sie auch zu- stän­dig sind. Doch die­ser grund­sätz­li­che Aus­schluss des Bun­des aus der Hoch­schul- und Wis­sen­schafts­fi­nan­zie- rung kon­tras­tiert mit den extrem hohen Mit­tel­be­dar­fen auf die­sem Poli­tik­feld. Eines von vie­len Bei­spie­len dafür bil­den die gro­ßen Höchst­leis­tungs­rech­ner, die sich selbst die leis­tungs­star­ken Bun­des­län­der wie Nord­rhein-West- falen, Bay­ern oder Baden-Würt­tem­berg nicht aus eige- ner Kraft leis­ten können.1 Noch wesent­lich gra­vie­ren­der ist die Situa­ti­on in den­je­ni­gen (zahl­rei­chen) Bun­des­län- dern, die schon durch die regu­lä­ren staat­li­chen Auf­ga- ben an ihre Leis­tungs­gren­ze kom­men oder gar über­for- dert sind. Dies zeigt sich exem­pla­risch dar­an, dass in eini­gen Län­dern über den Abbau von Stu­di­en­plät­zen nach­ge­dacht wur­de, wäh­rend – auf ganz Deutsch­land bezo­gen – mit einem Anstieg von Stu­di­en­an­fän­ger­zah- len das Gegen­teil indi­ziert war.2

Des­halb erlaubt das Grund­ge­setz als Aus­nah­me zu Art. 104a Abs. 1 GG Bund und Län­dern in Art. 91b, „auf Grund von Ver­ein­ba­run­gen in Fäl­len über­re­gio­na­ler Be- deu­tung […] bei der För­de­rung von Wis­sen­schaft, For- schung und Leh­re“ zusam­men­zu­wir­ken. Um die­se Ge- mein­schafts­auf­ga­be ope­ra­tiv umzu­set­zen, haben Bund und Län­der die „Gemein­sa­me Wis­sen­schafts­kon­fe­renz“ (GWK) ins Leben geru­fen. Der größ­te Teil der Bun­des- mittel,3 die in das Wis­sen­schafts­sys­tem flie­ßen, wer­den nach Ergän­zung durch die Mit­tel­an­tei­le der Län­der über die GWK als poli­ti­sches Zuwen­dungs­kon­sor­ti­um an ver­schie­de­ne För­der­or­ga­ni­sa­tio­nen und ‑struk­tu­ren

II. Recht­li­che Grund­la­gen
1. Ent­ste­hungs­ge­schich­te von Art. 91b GG a) Ursprungs­fas­sung des 1969
b) Föde­ra­lis­mus­re­form von 2006
c) Reform von Art. 91b GG von 2014
2. Aus­le­gungs­fra­gen des Art. 91b GG
a) Über­re­gio­na­le Bedeu­tung
b) Ver­ein­ba­run­gen
c) Im Schwer­punkt Hoch­schu­len betref­fend d) Kos­ten­tra­gung
3. Ver­ein­ba­run­gen und Beschlüsse

III. Auf­ga­be und Bedeu­tung
1. Gene­rel­le Auf­ga­ben­stel­lung
2. För­der­tä­tig­keit im Ein­zel­nen
a) Gro­ße For­schungs­or­ga­ni­sa­tio­nen b) Wis­sen­schafts­pak­te
c) Sons­ti­ge Förderungen

IV. Orga­ni­sa­ti­on und Arbeits­wei­se
1. Zusam­men­set­zung
2. Wich­ti­ge Para­me­ter für die Arbeits­wei­se a) „Inter­ne Fron­ten“
b) „Exter­ne Fron­ten“
3. Inne­re Struk­tu­ren
a) Lei­tung
b) Struk­tur der Wil­lens­bil­dung
c) Gre­mi­en- und Organisationsstruktur

V. Fazit

I. Ein­lei­tung

Die Finan­zie­rung des deut­schen Wis­sen­schafts­sys­tems ist wesent­lich durch das föde­ra­le Sys­tem der Bundesre-

  1. 1  Allein die jüngs­te Erwei­te­rung des Münch­ner Groß­rech­ners „Su- perMUC“ kos­te­te 49 Mio. €, vgl. http://www.focus.de/regional/ muen­chen/­com­pu­ter-hoechst­leis­tungs­rech­ner-supermuc-ver­dop- pelt-leistungskraft_id_4783350.html (7.1.2016).
  2. 2  Als die ein­schlä­gi­ge KMK-Pro­gno­se (Sta­tis­ti­sche Ver­öf­fent­li­chun- gen der Kul­tus­mi­nis­ter­kon­fe­renz Nr. 176 vom Okto­ber 2005, S.
    28 ff., online: http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichun- gen_­be­schlues­se/2005/2005_10_01-Stu­di­en­an­faen­ger-Absol­ven- ten-2020.pdf) vor rund zehn Jah­ren einen Anstieg an Stu­di­en- anfän­gern pro­gnos­ti­zier­te, konn­ten die neu­en Bun­des­län­der und

3

die Stadt­staa­ten nur durch eine Finan­zie­rungs­ga­ran­tie im Rah- men des Hoch­schul­pak­tes von einem Abbau ihrer Stu­di­en­plät­ze abge­hal­ten wer­den, vgl. Art. 1 § 3 Abs. 3 – 5 der Ver­wal­tungs­ver- ein­ba­rung über den Hoch­schul­pakt 2020 vom 20.8.2007, BAnz v. 12.9.2007, S. 7480.

Ande­re Bun­des­mit­tel stel­len sol­che von Pro­jekt­för­de­run­gen (gem. Art. 74 Abs. 1 Nr. 13, 87 Abs. 3, 104a Abs. 1 GG) ins­be­son- dere des BMBF sowie Res­sort­for­schungs­mit­tel dar, vgl. auch BT-Drs. 16/813, S. 16; Hen­ne­ke, in: Schmidt-Bleib­treu/Hof­man­n/ Hen­ne­ke, GG, Art. 91b Rn. 6.

Vol­ker M. Haug

Die Gemein­sa­me Wis­sen­schafts­kon­fe­renz (GWK): Das zen­tra­le Steue­rungs­or­gan der natio­na­len Wissenschaftsförderung

Ord­nung der Wis­sen­schaft 2016, ISBN/ISSN 3–45678-222–7

86 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 1 (2016), 85–94

aus­ge­schüt­tet. Damit stellt die­se Orga­ni­sa­ti­on die zent- rale Insti­tu­ti­on der natio­na­len Wis­sen­schafts­för­de­rung dar.

II. Recht­li­che Grundlagen

1. Ent­ste­hungs­ge­schich­te des Art. 91b GG

Die­zen­tra­le­Re­chts­grund­la­ge­für­die­Tä­tig­keitderGWK ist Art. 91b GG. Bevor die­se Gemein­schafts­auf­ga­be im Jahr 1969 grund­ge­setz­lich ver­an­kert wurde,4 war die Mit­wir­kung und ‑finan­zie­rung des Bun­des in Wis­sen- schafts­be­lan­gen ver­fas­sungs­recht­lich frag­wür­dig. Im- mer­hin konn­te der Bund auf eine – frei­lich nicht genutz- te – mate­ri­el­le Gesetz­ge­bungs­kom­pe­tenz ver­wei­sen (Art. 74 Abs. 1 Nr. 13 GG). Wie vie­le Ver­fas­sungs­er­gän- zun­gen hat­te aber auch Art. 91b GG eine Vor­ge­schich­te. So hat­ten Bund und Län­der – jeweils gestützt auf ver- schie­de­ne Ver­wal­tungs­ab­kom­men – schon seit 1957 im Rah­men des (aller­dings nur mit Bera­tungs­kom­pe­ten­zen aus­ge­stat­te­ten) Wis­sen­schafts­rats eine gemein­sa­me För- der­tä­tig­keit von DFG und MPG betrie­ben. Bereits 1949 hat­ten sich die Län­der im König­stei­ner Staats­ab­kom- men auf eine gemein­sa­me För­de­rung der über­re­gio­na- len For­schung ver­stän­digt und damit deren gesamt­staat- liche Bedeu­tung anerkannt.5

a) Ursprungs­fas­sung von 1969

In sei­ner ers­ten Fas­sung von 1969, die bis 2006 Gel­tung hat­te, erlaub­te Art. 91b GG Bund und Län­dern, dass sie „auf Grund von Ver­ein­ba­run­gen […] bei der För­de­rung von Ein­rich­tun­gen und Vor­ha­ben der wis­sen­schaft­li- chen For­schung von über­re­gio­na­ler Bedeu­tung zusam- men­wir­ken“ kön­nen. Die ope­ra­ti­ve Umset­zung der Gemein­schafts­auf­ga­be oblag der „Bund-Län­der-Kom- mis­si­on für Bil­dungs­pla­nung und For­schungs­för­de- rung“ (BLK), die als Vor­gän­ger­ein­rich­tung der GWK ver­gleich­bar struk­tu­riert war.6 Die Auf­tei­lung der För- der­kos­ten war dem kon­sen­sua­len poli­ti­schen Ermes­sen von Bund und Län­dern über­las­sen (Art. 91b S. 2 GG 1969), womit nun die Bun­des­mit­fi­nan­zie­rung jeg­li­chen ver­fas­sungs­recht­li­chen Zwei­feln ent­ho­ben war. Sie umfass­te sowohl mit dem Begriff der „Vor­ha­ben“ die

  1. 4  21. Gesetz zur Ände­rung des GG (Finanz­re­form­ge­setz ) v. 12.5.1969, BGBl. I S. 359.
  2. 5  Maunz, in: Maunz/Dürig, GG, Erg.-Lfg. 18, Art. 91b Rn. 3 m.w.N., 4.
  3. 6  Näher dazu Schle­gel, in: Flämig/Kimminich u.a. (Hrsg.), Hand- buch des Wis­sen­schafts­rechts, S. 1689 ff. Zur GWK-Struk­tur s.u. IV. 3.
  4. 7  Spei­ser, Das „Koope­ra­ti­ons­ver­bot“, DÖV 2014, S. 555 (557).
  5. 8  Vgl. Maunz (Fn. 5), Art. 91b Rn. 32.
  6. 9  Maunz (Fn. 5), Art. 91b Rn. 23, 30.

Pro­jekt­för­de­rung als auch mit dem Begriff der „Ein­rich- tun­gen“ die insti­tu­tio­nel­le Förderung,7 war aller­dings – wie die vor­aus­ge­gan­ge­ne För­der­pra­xis – auf die For- schung beschränkt. Hier­zu zäh­len alle auf die Gewin- nung neu­er Erkennt­nis­se gerich­te­te Tätig­kei­ten, die nach wis­sen­schaft­lich-ratio­na­len Gesetz­mä­ßig­kei­ten erfolgen.8 Die insti­tu­tio­nel­le För­de­rung durf­te sich dabei nicht pau­schal auf Uni­ver­si­tä­ten oder Hoch­schu­len bezie­hen, zu deren Auf­ga­ben u.a. auch die Leh­re zählt, son­dern nur auf klar abgrenz­ba­re For­schungs­be­rei­che an Hoch­schu­len oder auf rei­ne (außer­uni­ver­si­tä­re) For- schungs­ein­rich­tun­gen bzw. ‑orga­ni­sa­tio­nen (wie z.B. die MPG).9 In den Fol­ge­jahr­zehn­ten wur­de der damit ver- bun­de­ne­Aus­schluss­des­Bun­des­von­ein­er­Mit­fi­nan­zie- rung der Leh­re zuneh­mend als pro­ble­ma­tisch emp­fun- den. Dazu trug zum einen der Öff­nungs­be­schluss von 1977 bei, der die Uni­ver­si­tä­ten zu den heu­ti­gen Mas­sen- ein­rich­tun­gen machte.10 Zum ande­ren dräng­ten in den 80er und 90er Jah­ren gebur­ten­star­ke Jahr­gän­ge an die Hoch­schu­len, was vor allem die klei­ne­ren und schwa- chen Län­der an ihre Leis­tungs­gren­ze brach­te. Des­halb ging der Bund ab 1989 zu einer ver­fas­sungs­recht­lich grenz­wer­ti­gen Kon­struk­ti­on über: Indem er den Län- dern ver­sprach, sich zu ihren Guns­ten stär­ker in der For- schungs­för­de­rung zu enga­gie­ren, ließ er sich zusi­chern, dass die­se die frei­wer­den­den Mit­tel in einen qua­li­ta­ti­ven und quan­ti­ta­ti­ven Aus­bau der Leh­re inves­tie­ren wür- den.11 Durch die­se Hoch­schul­son­der­pro­gram­me wur- den ins­ge­samt zusätz­lich 5,8 Mrd. € (davon 3,3 Mrd. € Bun­des­mit­tel) für die Leh­re zur Ver­fü­gung gestellt.12 Zugleich mach­te die­ses „Umge­hungs­ge­schäft“ den Bedarf nach einer Mit­fi­nan­zie­rung des Bun­des in der Leh­re deutlich.

b) Föde­ra­lis­mus­re­form von 2006

Dies führ­te zu einer Neu­fas­sung des Art. 91b GG im Rah­men der Föde­ra­lis­mus­re­form I im Jahr 2006. Da hier­bei die bis dahin eben­falls in Art. 91b GG ent­hal­te- nen Mit­wir­kungs­rech­te des Bun­des in der Bil­dungs­pla- nung besei­tigt wur­den und der Schul­be­reich zur aus- schließ­li­chen Län­der­do­mä­ne umge­stal­tet wur­de, ist der neue Art. 91b GG von unita­ris­ti­schen Stim­men mit dem

10 Beschluss der Minis­ter­prä­si­den­ten der Län­der vom 15.7.1977,
der im Beschluss der Regie­rungs­chefs von Bund und Län­dern zur Siche­rung der Aus­bil­dungs­chan­cen vom 4.11.1977 auch die Zustim­mung des Bun­des­kanz­lers fand; näher dazu Schie­der­mair, in: Flämig/Kimminich u.a. (Hrsg.), Hand­buch des Wis­sen­schafts- rechts, S. 37 (58 f.).

11 Http://www.tagesspiegel.de/wissen/bund-laender-kommission- die-heimlichen-herrscher/1132308.html (7.1.2016); vgl. auch Schie­der­mair (Fn. 10), S. 37 (60 ff.).

12 Http://www.blk-bonn.de/blk-rueckblick.htm (7.1.2016).

Haug · Die Gemein­sa­me Wis­sen­schafts­kon­fe­renz (GWK) 8 7

ideo­lo­gisch auf­ge­la­de­nen Kampf­be­griff des „Koope­ra­ti- ons­ver­bo­tes“ belegt worden.13 Lei­der ist die­ser Begriff auch auf das Zusam­men­wir­ken von Bund und Län­dern im Wis­sen­schafts­be­reich ange­wen­det wor­den, obwohl auf die­sem Feld das Gegen­teil erfolgt ist: Die gemein­sa- me För­der­po­li­tik durf­te sich nach Art. 91b Abs. 1 GG 200614 nicht nur auf „Ein­rich­tun­gen und Vor­ha­ben der wis­sen­schaft­li­chen For­schung außer­halb von Hoch­schu- len“ bezie­hen, son­dern auch auf „Vor­ha­ben der Wis­sen- schaft und For­schung an Hochschulen“.15 Da der Wis- sen­schafts­be­griff auch die Leh­re umfasst, war mit die­ser GG-Ände­rung das Tor auf­ge­sto­ßen für eine regu­lä­re (frei­lich pro­jekt­be­zo­ge­ne) Mit­fi­nan­zie­rungs­kom­pe­tenz des Bun­des in der Hochschullehre.16 Die­se Koope­ra­ti- ons­er­wei­te­rung nutz­ten Bund und Län­der dann auch umge­hend für den mil­li­ar­den­schwe­ren Hoch­schul­pakt 2020,17 der ohne die­se Reform nicht mög­lich gewe­sen wäre. Mit die­ser Reform ging außer­dem die aus dem Weg­fall der Bil­dungs­pla­nung fol­gen­de Abschaf­fung der BLK ein­her. Für die Wis­sen­schafts­för­de­rung wur­de an ihrer Stel­le die GWK gegründet.

c) Reform des Art. 91b GG von 2014

Des­sen unge­ach­tet wur­de im poli­ti­schen Raum die Ein- schrän­kung auf „Vor­ha­ben“ (also Pro­jekt­fi­nan­zie­run- gen) im Hoch­schul­be­reich als kri­tik­wür­dig ange­se­hen. Sowohl die die chro­ni­sche Unter­fi­nan­zie­rung der Hoch- schu­len bekla­gen­de Hoch­schul­ver­tre­ter, als auch unita- ris­tisch aus­ge­rich­te­te Bun­des­po­li­ti­ker und Ver­tre­ter von ins­be­son­de­re finanz­schwä­che­ren Län­dern ver­stärk­ten den Ruf nach der Ermög­li­chung einer insti­tu­tio­nel­len Bund-Län­der-Finan­zie­rung von Hochschulen.18 Dies führ­te zu einer aber­ma­li­gen Reform des Art. 91b GG im Jahr 2014,19 die nun eine – mit Aus­nah­me des Erfor­der- nis­ses der über­re­gio­na­len Bedeu­tung – voraussetzungs-

  1. 13  Vgl. Seckel­mann, „Föde­ra­lis­mus­re­form III“ im Wis­sen­schafts- bereich? Zur aktu­el­len Neu­ord­nung der föde­ra­len Koope­ra­ti­on, NVwZ 2015, S. 248; krit. zum Begriff des „Koope­ra­ti­ons­ver­bo­tes“ Hen­ne­ke (Fn. 3), Art. 91b Rn. 24 f., 36; auch Kloep­fer, Ver­fas- sungs­recht I, § 22 Rn. 149, betont die nach Art. 91b GG 2006 bestehen­den star­ken Ein­wir­kungs­mög­lich­kei­ten des Bun­des auf Kern­kom­pe­ten­zen der Länder.
  2. 14  Art. 1 Nr. 13 des Geset­zes zur Ände­rung des GG v. 28.8.2006, BGBl. I S. 2034 (2036).
  3. 15  Ledig­lich im Bereich des Hoch­schul­baus wur­de mit der Abschaf­fung der Gemein­schafts­auf­ga­be des Hoch­schul­baus
    (Art. 91a Abs. 1 Nr. 1 GG a.F.) eine Redu­zie­rung der gemein­sa- men För­de­rung auf die For­schungs­bau­ten (Art. 91b Abs. 1 S. 1 Nr. 3 GG 2006) vorgenommen.
  4. 16  BVerfGE 35, S. 79 (112); Scholz, in: Maunz/Dürig, GG, Erg.-Lfg. 74, Art. 5 Abs. 3 Rn. 9; Hen­ne­ke (Fn. 3), Art. 91b Rn. 16; Wendt, in: v. Münch/Kunig, Art. 5 Rn. 100; davon geht auch die Bun­des­re­gie- rung in der Begrün­dung des Gesetz­ent­wurfs für die Reform des Art. 91b GG 2014 aus, BT-Drs. 18/2710, S. 7.

lose Gemein­schafts­fi­nan­zie­rung „von Wis­sen­schaft, For- schung und Leh­re“ ermög­licht. Dies schließt nun auch eine zeit­lich und the­ma­tisch unbe­grenz­te Bun­des­för­de- rung von Hoch­schu­len mit ein.20 Auch wenn in Art. 91b Abs. 1 S. 2 GG 2014 sol­che Ver­ein­ba­run­gen, „die im Schwer­punkt Hoch­schu­len betref­fen“, nur mit Zustim- mung aller Län­der mög­lich sind,21 stellt Art. 91b GG in sei­ner heu­te gel­ten­den Fas­sung eine nahe­zu schran­ken- lose Blan­ket­ter­mäch­ti­gung zur Poli­tik des gol­de­nen Zügels durch den Bund dar.22 Indem die Län­der die­sen Ein­schnitt in ihre Hoheits­do­mä­ne der Hoch­schul­fi­nan- zie­rung und damit auch der Hoch­schul­po­li­tik zuge­las- sen haben, sind die Kul­tur­ho­heit und die föde­ra­le Ord- nung nicht unwe­sent­lich geschwächt wor­den. Gleich- wohl fin­det die jüngs­te Reform des Art. 91b GG im Schrift­tum weit über­wie­gend Zustimmung.23

2. Aus­le­gungs­fra­gen von Art. 91b GG

Auch wenn mit dem Wech­sel vom Enu­me­ra­tiv­prin­zip zum „ein­heit­li­chen Ansatz“24 des neu­en Art. 91b GG eini­ge Aus­le­gungs­pro­ble­me ent­fal­len sind (v.a. die Begriffs­ab­gren­zun­gen von „Vor­ha­ben“ und „Ein­rich­tun- gen“), blei­ben eini­ge Fra­gen erhal­ten und kom­men neue hinzu.

a) Über­re­gio­na­le Bedeutung

Das ein­zi­ge ver­blie­ben­de mate­ri­el­le Tat­be­stands­merk- mal, das die Gemein­schafts­auf­ga­be der Wis­sen­schafts- för­de­rung ein­hegt, ist das der über­re­gio­na­len Bedeu- tung. Die Anfor­de­run­gen an die­ses Merk­mal sind jedoch tra­di­tio­nell über­schau­bar: Die h.M. ver­steht dar­un­ter eine über ein ein­zi­ges Bun­des­land hin­aus­ge­hen­de Bedeu­tung, wes­halb bereits eine Rele­vanz für zwei Bun- des­län­der aus­rei­chen soll.25 Bei der Ein­schät­zung die­ser Bedeu­tung wird Bund und Län­dern zudem ein weiter

17 Näher dazu unten, III.2.b).
18 Sie­he z. B. http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/bildungs-

foederalismus-das-kooperationsverbot-kippelt-a-814584.html

(7.1.2016); vgl. auch Seckel­mann (Fn. 13), S. 248 (249).
19 Gesetz zur Ände­rung des GG (Art. 91b) v. 23.12.2014, BGBl. I S.

2438.
20 Wolff, Der neue Arti­kel 91b GG, DÖV 2015, S. 771 (773).
21 Durch die­ses Ein­stim­mig­keits­er­for­der­nis auf Län­der­sei­te kommt

nach den Wor­ten der Bun­des­re­gie­rung die „Wah­rung der födera-

len Kom­pe­tenz­ord­nung … zum Aus­druck“, BT-Drs. 18/2710, S. 7. 22 Zur grund­sätz­li­chen Kri­tik an den Gemein­schafts­auf­ga­ben bzw.

Misch­fi­nan­zie­run­gen vgl. Hen­ne­ke (Fn. 3), Vorb. v. Art. 91a Rn. 5; Grzes­zick, in: Maunz/Dürig, GG, Erg.-Lfg. 75, Art. 20 IV Rn. 151, spricht inso­weit vom „trojanische[n] Pferd des Bundesstaates“.

23 Vgl. Seckel­mann (Fn. 13), S. 348 (251); Wolff (Fn. 20), S. 771 (780), sieht dar­in zumin­dest „einen ers­ten guten Kompromiss“.

24 Wolff (Fn. 20), S. 771 (772).
25 Wolff (Fn. 20), S. 771 (777); Volk­mann, in: v. Mangoldt/Klein/

Starck, GG, Art. 91b Rn. 9.

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poli­ti­scher Beur­tei­lungs­spiel­raum zugesprochen.26 Die- se Aus­le­gung ist letzt­lich wenig über­zeu­gend, nicht zuletzt des­halb, weil ihr eine gehö­ri­ge Por­ti­on Will­kür- lich­keit ange­sichts der unter­schied­li­chen Län­der­grö­ße inne­wohnt. So wäre eine För­der­maß­nah­me, die für Schles­wig-Hol­stein und Ham­burg rele­vant wäre, bereits von über­re­gio­na­ler Bedeu­tung, wäh­rend dies für eine nur im Land Nord­rhein-West­fa­len oder Baden-Würt­tem­berg rele­van­te Maß­nah­me zu ver­nei­nen wäre – obwohl Flä­che, Bevöl­ke­rungs­zahl und wirt­schaft­li­che Potenz die­ser bei­den Bun­des­län­der jeweils erheb­lich über dem genann­ten Nord- ver­bund lie­gen. Daher erscheint eine teleo­lo­gi­sche Betrach- tung des Tat­be­stands­merk­mals sinn­vol­ler: Grund­sätz­lich ist die Wis­sen­schafts­för­de­rung und ‑poli­tik gem. Art. 30 GG Län­der­sa­che; hier­zu stellt die Gemein­schafts­auf­ga­be des Art. 91b GG eine Aus­nah­me dar, indem hier dem Bund eine Mit­fi­nan­zie­rungs- und Mit­ver­wal­tungs­kom­pe­tenz ein­ge­räumt wird.27 Das Tat­be­stands­merk­mal der über­re­gi- ona­len Bedeu­tung stellt für die­se Aus­nah­me die mate­ri­el­le Recht­fer­ti­gung dar, wes­halb die­ser Begriff stär­ker im Sin­ne eines gesamt­staat­li­chen Bedürf­nis­ses zu ver­ste­hen ist, wie das auch in der Geset­zes­be­grün­dung zur jüngs­ten Reform des Art. 91b GG aus­ge­führt wird. Danach muss der För­der- gegen­stand nicht nur „Aus­strah­lungs­kraft über das ein­zel- neLandhinaus“haben,sondernaußerdem–kumulativ– „bedeu­tend […] im natio­na­len oder inter­na­tio­na­len Kon- text“ sein.28 Des­halb benennt die Geset­zes­be­grün­dung aus guten Grün­den den Hoch­schul­pakt 2020, den Qua­li­täts- pakt Leh­re und das Pro­fes­so­rin­nen­pro­gramm – mit denen alle oder sehr vie­le Hoch­schu­len in der gan­zen Repu­blik erreicht wer­den – als Bei­spie­le für die über­re­gio­na­le Bedeu- tung.29 Die gemein­sa­me Wis­sen­schafts­för­de­rung ist also ins­be­son­de­re dann gebo­ten, wenn es um die Stär­kung der inter­na­tio­na­len Wett­be­werbs­fä­hig­keit der deut­schen Wis­sen­schafts- und For­schungs­land­schaft geht.30 Dies wird man bei vie­len Pro­jek­ten, die nur zwei oder weni­ge Län­der betref­fen, kaum behaup­ten kön­nen – zumal es dann die­sen Län­dern jeder­zeit unbe­nom­men bleibt, im Rah­men ihrer Kom­pe­ten­zen durch Ver­wal­tungs­ab­kom- men oder Staats­ver­trä­ge zusam­men­zu­wir­ken. Soweit es um die Kon­kre­ti­sie­rung der über­re­gio­na­len Bedeu­tung geht, steht Bund und Län­dern außer­dem ein nur begrenz­ter Beur­tei­lungs­spiel­raum zu, weil es sich dabei um einen unbe­stimm­ten Ver­fas­sungs­be­griff han­delt, der

  1. 26  Maunz (Fn. 5), Art. 91b Rn. 33.
  2. 27  Kloep­fer (Fn. 13), § 22 Rn. 140.
  3. 28  BT-Drs. 18/2710, S. 7; Hen­ne­ke (Fn. 3), Art. 91b Rn. 8.
  4. 29  BT-Drs. 18/2710, S. 7; so erreicht der Hoch­schul­pakt 2020 alle­staat­li­chen Hoch­schu­len; außer­dem pro­fi­tie­ren vom Qua­li­täts­pakt­Leh­re 186 und vom Pro­fes­so­rin­nen­pro­gramm 115 Hochschulen.
  5. 30  Vgl. BT-Drs. 18/2710, S. 1.
  6. 31  Hier­zu näher Wolff (Fn. 20), S. 771 (776 f.).

der ver­fas­sungs­ge­richt­li­chen Über­prü­fung zugäng­lich ist. Aller­dings ist zuzu­ge­ste­hen, dass der Begriff der „Bedeu­tung“ genu­in poli­ti­sche Bewer­tun­gen vor­aus- setzt, wes­halb inso­weit ein vom Bun­des­ver­fas­sungs­ge- richt zu respek­tie­ren­der Ein­schät­zungs­spiel­raum besteht.31

b) Ver­ein­ba­run­gen

Der Begriff der Ver­ein­ba­run­gen stellt einen Sam­mel­ter- minus für alle For­men zwi­schen­staat­lich wech­sel­sei­tig ein­ge­gan­ge­ner Ver­pflich­tun­gen dar. Er umfasst damit sowohl Staats­ver­trä­ge, die der par­la­men­ta­ri­schen Rati­fi- kat­ion bedür­fen, als auch Ver­wal­tungs­ab­kom­men, die nur zwi­schen den Exe­ku­ti­ven der betei­lig­ten Staa­ten abge­schlos­sen wer­den. In jedem Fall wird man einen von den Betrof­fe­nen gefun­de­nen und in einer gemein­sa- men Urkun­de doku­men­tier­ten Kon­sens ver­lan­gen müs- sen, wes­halb blo­ße Brief­wech­sel oder ein­sei­ti­ge Besch­ei- de nicht ausreichen.32 In der Pra­xis sind bis­lang – soweit ersicht­lich – zur Umset­zung von Art. 91b GG aus­nahms- los Ver­wal­tungs­ab­kom­men gewählt wor­den. Die­se kön- nen man­gels par­la­men­ta­ri­scher Ein­bin­dung kei­ne Bin- dungs­wir­kung für die jewei­li­gen gesetz­ge­ben­den Kör- per­schaf­ten entfalten33 und haben nicht ein­mal eine unmit­tel­ba­re Außen­wir­kung gegen­über den För­de- rungsempfängern.34 In Erman­ge­lung eines gesetz­li­chen Cha­rak­ters erfül­len Ver­wal­tungs­ab­kom­men außer­dem nicht die Anfor­de­run­gen des Geset­zes­vor­be­halts, wenn man die­sen hier für anwend­bar hal­ten will. Legt man dafür die inso­weit maß­geb­li­che Wesent­lich­keits­theo­rie des Bundesverfassungsgerichts35 zugrun­de, fin­den sich nicht zuletzt wegen der Grund­rechts­re­le­vanz von Leh­re und For­schung gem. Art. 5 Abs. 3 GG star­ke Argu­men­te für die Beja­hung des Gesetzesvorbehalts.36 Auf der ande- ren Sei­te erlaubt das GG selbst den Abschluss von unter- gesetz­li­chen Ver­wal­tungs­ab­kom­men in einem grund- rechts­sen­si­blen Bereich, wes­halb die Inan­spruch­nah­me die­ser Erlaub­nis schwer­lich als grund­ge­setz­wid­rig anzu- sehen ist.37

c) Im Schwer­punkt Hoch­schu­len betreffend

Neu ist das Tat­be­stands­merk­mal von „im Schwer­punkt Hoch­schu­len betref­fen­den“ Ver­ein­ba­run­gen, für die – soweit kei­ne For­schungs­bau­ten und Groß­ge­rä­te betrof-

32 Hen­ne­ke (Fn. 3), Art. 91b Rn. 3; Volk­mann (Fn. 25), Art. 91b Rn. 7. 33 Maunz (Fn. 5), Art. 91b Rn. 9; Mager, in: v. Münch/Kunig, GG,

Art. 91b Rn. 9 gelangt daher kon­squent zur einer Rückholbarkeit

von Ver­ein­ba­rungs­in­hal­ten sei­tens der betei­lig­ten Staa­ten. 34 Mager (Fn. 33), Art. 91b Rn. 12.
35 BVerfGE 83, S. 130 (142, 152); BVerfGE 95, S. 267 (307 f.). 36 Vgl. Mager (Fn. 33), Art. 91b Rn. 12.
37 Volk­mann (Fn. 25), Art. 91b Rn. 7.

Haug · Die Gemein­sa­me Wis­sen­schafts­kon­fe­renz (GWK) 8 9

fen sind – die Zustim­mung aller Län­der erfor­der­lich sind. Gerin­ge Pro­ble­me berei­tet dabei der Hoch­schul­be- griff, der nach ganz h.M. einen wei­ten Ober­be­griff dar­stellt. Er erfasst daher alle Hoch­schul­ar­ten (Uni- ver­si­tä­ten, Päd­ago­gi­sche Hoch­schu­len, Fach­hoch- schu­len, Kunst­hoch­schu­len, Dua­le Hoch­schu­len) in öffent­li­cher wie pri­va­ter Trägerschaft.38 Schwie­ri­ger ist die Aus­le­gung des Begriffs der Schwer­punkt­be­trof- fen­heit. Klar ist ledig­lich, dass der Ver­fas­sungs­ge­ber nicht jede auch noch so gerin­ge Hoch­schul­be­trof­fen­heit dem Ein­stim­mig­keits­er­for­der­nis unter­stel­len, son­dern dafür eine qua­li­ta­ti­ve Hür­de errich­ten woll­te. Die Bun- des­re­gie­rung stellt in der Geset­zes­be­grün­dung einen unmit­tel­ba­ren Zusam­men­hang mit der föde­ra­len Kom- petenz­ord­nung her;39 folg­lich soll mit die­sem Zustim- mungs­vor­be­halt ein bun­des­sei­ti­ges Über­grei­fen in den urei­ge­nen Zustän­dig­keits­be­reich der Län­der gegen den Wil­len eines Lan­des aus­ge­schlos­sen wer­den. Des­halb kann weder auf den Grad der Direkt­heit einer För­de­rung (so der Bun­des­rat in sei­ner Stellungnahme)40 noch auf die Anzahl der betrof­fe­nen Hoch­schu­len oder Län­der abge­stellt werden.41 Maß­geb­lich kann viel­mehr nur eine qua­li­ta­ti­ve Aus­le­gung sein, die sich an dem Aus­nah­me- cha­rak­ter zur nor­ma­len Kom­pe­tenz­ord­nung ori­en­tiert. Da die insti­tu­tio­nel­le Finan­zie­rung der Hoch­schu­len trotz des neu­en Art. 91b GG immer noch zu den Grund- auf­ga­ben der Län­der zählt, kommt es für den Begriff der Schwer­punkt­be­trof­fen­heit dar­auf an, ob mit der betref- fen­den För­der­maß­nah­me sub­stan­zi­ell von die­ser Regel- kom­pe­tenz abge­wi­chen wird. Dies wird dann zu beja­hen sein, wenn die Hoch­schul­för­de­rung ent­we­der zeit­lich unbe­grenzt ange­legt ist oder bezüg­lich des finan­zi­el­len Volu­mens einen die Grund­fi­nan­zie­rung der betrof­fe­nen Hochschule(n) mit­prä­gen­den Cha­rak­ter bekommt.

d) Kos­ten­tra­gung

In sei­ner Ursprungs­fas­sung sprach Art. 91b GG noch von einer „Auf­tei­lung der Kos­ten“. Da mit dem Begriff „Tei­lung“ sprach­lich ver­bun­den ist, dass sowohl der Bund als auch die Län­der einen zu defi­nie­ren­den „Teil“ tra­gen müs­sen, war eine Allein­fi­nan­zie­rung durch den Bund damals ausgeschlossen.42 Seit 2006 wird jedoch der Begriff der „Kos­ten­tra­gung“ ver­wen­det, wodurch der sprach­li­che Zwang einer Tei­lung ent­fal­len ist. Dar­an ändert auch die For­mu­lie­rung des Zusam­men­wir­kens von Bund und Län­dern nichts, weil der Begriff der

  1. 38  Hen­ne­ke (Fn. 3), Art. 91b Rn. 14; Wolff (Fn. 20), S. 771 (778).
  2. 39  BT-Drs. 18/2710, S. 7, bekräf­tigt in der Gegen­äu­ße­rung auf S. 10.
  3. 40  BT-Drs. 18/2710, S. 8, Zif­fer 2.
  4. 41  Wolff (Fn. 20), S. 771 (779).
  5. 42  Maunz (Fn. 5), Art. 91b Rn. 40.

Zusam­men­wir­kung neben der Finan­zie­rung wei­te­re Ele- men­te ent­hal­ten kann, etwa die kon­zep­tio­nel­le Grund­la- ge und poli­ti­sche Ziel­set­zung, aber auch die admi­nis­tra- tive Beglei­tung einer För­de­rung. Folg­lich ist seit 2006 auch eine Allein­fi­nan­zie­rung des Bun­des (bzw. theo­re- tisch auch der Län­der­sei­te) im Rah­men einer Bund-Län- der-Ver­ein­ba­rung gem. Art. 91b GG möglich.43

3. Ver­ein­ba­run­gen und Beschlüsse

Die Gemein­schafts­auf­ga­be des Art. 91b GG ist als ver­fas- sungs­recht­li­che Basis eine not­wen­di­ge, aber nicht hin- rei­chen­de Rechts­grund­la­ge für die GWK. Denn die Errich­tung und Exis­tenz der GWK ergibt sich nicht aus Art. 91b GG, son­dern erst aus dem auf des­sen Grund­la­ge zwi­schen Bund und Län­dern ver­ein­bar­ten GWK- Abkom­men (GWKA). Dar­in sind neben der Errich­tung der GWK auch ihre Auf­ga­ben und ihre Ver­fasst­heit gere- gelt. Ergän­zend tritt die von der GWK gem. Art. 4 Abs. 7 GWKA beschlos­se­ne Geschäfts­ord­nung hin­zu (GWK- GO). Die inhalt­li­che Arbeit der GWK beruht im Wesent- lichen auf von ihr her­bei­ge­führ­ten Bund-Län­der-Ver- ein­ba­run­gen (v.a. die zahl­rei­chen Aus­füh­rungs­ver­ein­ba- run­gen) sowie Beschlüs­sen der Regie­rungs­chefs von Bund und Län­dern oder der GWK selbst.

III. Auf­ga­be und Bedeutung

1. Gene­rel­le Aufgabenstellung

Die Auf­ga­be der GWK besteht im Kern dar­in, die Gemein­schafts­auf­ga­be des Art. 91b GG mit Leben zu erfül­len und umzu­set­zen. Sie hat damit die Funk­ti­on eines Organs des koope­ra­ti­ven Föderalismus,44 weil die häu­fig diver­gie­ren­den Inter­es­sen der ver­schie­de­nen Län­der und des Bun­des zu einem Aus­gleich gebracht wer­den müs­sen. Damit leis­tet sie einen unver­zicht­ba­ren Bei­trag für die inter­na­tio­na­le Wett­be­werbs­fä­hig­keit der deut­schen Wis­sen­schafts- und For­schungs­land­schaft und „zur Inno­va­ti­ons­fä­hig­keit Deutsch­lands in einer glo­ba­li­sier­ten Welt“.45 Etwas pro­fa­ner for­mu­liert es Art. 2 GWKA, der die enge Koor­di­na­ti­on von Bund und Län-dern „auf dem Gebiet der natio­na­len, euro­päi­schen und inter­na­tio­na­len Wis­sen­schafts- und For­schungs­po- litik“ (Art. 2 Abs. 1 Nr. 1 GWKA) und deren Zusam­men- wir­ken bei der För­de­rung von Wis­sen­schaft, For­schung und Leh­re in Fäl­len über­re­gio­na­ler Bedeu­tung (Art. 2 Abs. 1 Nr. 2 GWKA) betont. Im Ergeb­nis geht es damit

43 Volk­mann (Fn. 25), Art. 91b Rn. 20; Mager (Fn. 33), Art. 91b
Rn. 31; die Mög­lich­keit der allei­ni­gen Bun­des­för­de­rung war auch das erklär­te gesetz­ge­be­ri­sche Ziel, BT-Drs. 16/813, S. 16.

44 Spei­ser (Fn. 7), S. 555 (556); Wolff (Fn. 20), S. 771 (772). 45 BT-Drs. 18/2710, S. 1.

90 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 1 (2016), 85–94

auch um die Erfül­lung des gesamt­staat­li­chen Inter­es­ses an einer best­mög­li­chen Wis­sen­schafts­för­de­rung. Im Ein­zel­nen erfolgt die Erfül­lung die­ser Auf­ga­be durch viel­fäl­ti­ge Fördermaßnahmen.

2. För­der­tä­tig­keit im Einzelnen

a) Gro­ße Forschungsorganisationen

Dies beginnt bei der Haupt­fi­nan­zie­rung der gro­ßen Wis- sen­schafts­or­ga­ni­sa­tio­nen (vgl. Anla­ge zum GWKA, § 1 Abs . 1 Nr. 1 – 5). Dies sind die Deut­sche For­schungs­ge­mein- schaft (DFG), die Max-Planck-Gesell­schaft (MPG), die Leib­niz-Gemein­schaft (WGL),46 die Fraun­ho­fer-Gesell- schaft (FhG) und die Helm­holtz-Gemein­schaft (HGF). Die Finan­zie­rungs­an­tei­le von Bund und Län­dern sind dabei unter­schied­lich. Im Jahr 2015 betrug allein der Bun­des­an­teil an der För­de­rung der gro­ßen Wis­sen­schafts­or­ga­ni­sa­tio­nen 5.182 Mio. €:

Die Tätig­keit der DFG ist im Wesent­li­chen auf die För­de­rung von For­schungs­pro­jek­ten an Hoch­schu­len, haupt­säch­lich Uni­ver­si­tä­ten, bezo­gen (bis hin zu zehn- jäh­ri­gen Son­der­for­schungs­be­rei­chen). Gemein­sam mit

dem Wis­sen­schafts­rat ist sie aber auch in den ers­ten bei-den Pro­gramm­pha­sen mit der Durch­füh­rung des wis­sen- schafts­ge­lei­te­ten Aus­wahl­ver­fah­rens im Rah­men der Exzel- lenz­in­itia­ti­ve betraut wor­den, was sich sehr bewährt hat. Wäh­rend die DFG also ande­re in deren For­schungs­tä­tig­keit unter­stützt, betrei­ben die übri­gen gro­ßen Wis­sen­schafts­or- gani­sa­tio­nen eige­ne For­schung in ihren zahl­rei­chen Insti­tu- ten und For­schungs­zen­tren. Die MPG,49 die WGL50 und die FhG51 unter­hal­ten in allen Bun­des­län­dern und teil­wei­se sogar im Ausland52 jeweils zwi­schen über 80 und fast 100 Insti­tu­te auf allen rele­van­ten Wis­sen­schafts­fel­dern der Tech­nik, der Natur­wis­sen­schaf­ten, der Sozi­al- und der Rechts­wis­sen­schaf­ten sowie der Medi­zin (vgl. Anla­gen zur AV-MPG, zur AV-WGL und zur AV-FhG). Eben­so insti­tu- tio­nell geprägt ist die Helm­holtz-Gemein­schaft, die ins­ge- samt 18 Helm­holtz-Zen­tren zu ihren Mit­glie­dern zählt.53 In die­ser unter­schied­li­chen För­der­tä­tig­keit von DFG einer- seits (pro­jekt­be­zo­gen) und den ande­ren gro­ßen Wis­sen- schafts­or­ga­ni­sa­tio­nen ande­rer­seits (insti­tu­tio­nen­be­zo­gen) liegt zugleich eine das deut­sche Wis­sen­schafts­sys­tem stark prä­gen­de Zer­klüf­tung: Wäh­rend die DFG-Mit­tel haupt- säch­lich in die For­schung an den Uni­ver­si­tä­ten flie­ßen, stel-

Wis­sen­schafts­or­ga­ni­sa­ti­onBun­des­an­teil in %Bun­des­an­teil in € (2015)47Län­der­an­teilRechts­grund­la­ge

DFG 58 % MPG 50 %

WGL 50%

FhG 90 % HGF 90 %

1.137 Mio. 786 Mio.

439 Mio.

540 Mio. 2.280 Mio.

42 % Alle Länder

25 % Das betrof­fe­ne Sitz­land 25% Alle Län­der (gemein­sam)

Bei wiss. Infra­struk­tur­ein­rich­tun­gen: 12,5 % Das betrof­fe­ne Sitz­land
37,5 % Alle Län­der (gemein­sam) Sonst umgekehrt

6,6 % Alle Sitz­län­der gemein­sam 3,3 % Alle Län­der (gemein­sam)

10 %

§§ 3 Abs. 1, 4 AV-DFG §§ 3 Abs. 1, 4 AV-DFG

§§ 3 Abs. 1, 5 AV-WGL

§§ 3 Abs. 1, 4 AV-FhG
Art. 6 Abs. 1 Nr. 4 RV-Fo48

  1. 46  Das Akro­nym WGL steht für die voll­stän­di­ge Bezeich­nung „Wis- sen­schafts­ge­mein­schaft Gott­fried Wil­helm Leib­niz e. V.“.
  2. 47  Bun­des­haus­halt 2015, Ein­zel­plan 30 (www.bundeshaushalt-info.de/ fildeadmin/de.bundeshaushalt/content_de/dokumente/2015/soll/ epl30.pdf), Kap. 3003 (DFG, MPG, WGL) und 3004 (FhG, HGF).
  3. 48  Rah­men­ver­ein­ba­rung For­schungs­för­de­rung v. 28.11.1975, zuletzt geän­dert durch Ver­ein­ba­rung v. 25.10.2001 (online: http://www.kmk. org/fileadmin/pdf/foederalismus/Dok21.pdf ); aller­dings erfolgt die För­de­rung bei der HGF – im Gegen­satz zu MPG, WGL und FhG – nicht zuguns­ten des Gesamt­ver­bun­des, son­dern jeweils geson­dert für jedes ein­zel­ne For­schungs­zen­trum; daher gibt es auch nur Ein- zel­ver­ein­ba­run­gen zwi­schen dem Bund und dem jewei­li­gen Sitz­land anstel­le einer (Gesamt-)Ausführungsvereinbarung zur HGF.
  4. 49  Bekann­te Bei­spie­le in Baden-Würt­tem­berg sind das MPI für aus­län­di­sches und inter­na­tio­na­les Straf­recht in Frei­burg und das MPI für medi­zi­ni­sche For­schung in Heidelberg.

50 Bekann­te Bei­spie­le in Baden-Würt­tem­berg sind das GESIS– Leib­niz-Insti­tut für Sozi­al­wis­sen­schaf­ten in Mann­heim, das Ma- the­ma­ti­sche For­schungs­in­sti­tut Ober­wol­fach oder das Zen­trum für Euro­päi­sche Wirt­schafts­for­schung (ZEW) Mannheim.

51 Bekann­te Bei­spie­le in Baden-Würt­tem­berg sind das FhI für Pro­duk­ti­ons­tech­nik und Auto­ma­ti­sie­rung (IPA) in Stutt­gart, das FhI für Sola­re Ener­gie­sys­te­me (ISE) in Frei­burg und das FhI für Sys­tem- und Inno­va­ti­ons­for­schung (ISI) in Karlsruhe.

52 Wie etwa das Kunst­his­to­ri­sche Insti­tut der MPG in Flo­renz, vgl. GWK, Grund­la­gen der GWK 2015 (online: http://www.gwk- bonn.de/fileadmin/Papers/GWK-Info-08–2015.pdf), S. 38.

53 Lis­te der nach Art. 3 GWKA und § 1 Abs. 1 Nr. 2 der Anla­ge zum GWKA geför­der­ten Mit­glieds­ein­rich­tun­gen der Her­mann von Helm­holtz-Gemein­schaft Deut­scher For­schungs­zen­tren e.V., in: GWK (Fn. 52), S. 67 f.

Haug · Die Gemein­sa­me Wis­sen­schafts­kon­fe­renz (GWK) 9 1

len die Insti­tu­te und Zen­tren der ande­ren Orga­ni­sa­tio­nen die außer­uni­ver­si­tä­re For­schung dar. Die­se inter­na­tio­nal nicht übli­che Tren­nung wird im Ver­gleich zu beson­ders for­schungs­star­ken Uni­ver­si­tä­ten im Aus­land – wie etwa die ETH Zürich in der Schweiz, die Uni­ver­si­tä­ten Oxford und Cam­bridge in Groß­bri­tan­ni­en oder die bekann­ten us-ame- rika­ni­schen Uni­ver­si­tä­ten Stan­ford, Yale oder MIT – häu­fig als struk­tu­rel­ler Wett­be­werbs­nach­teil der deut­schen Uni- ver­si­tä­ten beklagt.54

b) Wis­sen­schafts­pak­te

Ein wei­te­rer zen­tra­ler Block der För­der­tä­tig­keit der GWK umfasst die Wis­sen­schafts­pak­te. Hier­zu zäh­len die Exzel- lenz­in­itia­ti­ve zur För­de­rung beson­ders for­schungs­star­ker Uni­ver­si­tä­ten, der Hoch­schul­pakt 2020 zur För­de­rung des Stu­di­en­platz­aus­baus und der Qua­li­täts­pakt zur För­de­rung der Stu­di­en­be­din­gun­gen und Lehr­qua­li­tät. Allein im Jahr 2015 umfasst der Bun­des­an­teil an die­sen Wis­sen­schafts­pak- ten 2.718 Mio. €.55 Eben­falls zu den Wis­sen­schafts­pak­ten gehört der Pakt für For­schung und Inno­va­ti­on, der ver­läss- liche Stei­ge­rungs­ra­ten der För­de­rung der gro­ßen Wis­sen- schafts­or­ga­ni­sa­tio­nen vor­sieht (und des­halb finan­zi­ell bereits in den dort genann­ten Zah­len ent­hal­ten ist). Der finan­zi­ell umfang­reichs­te Pakt ist der Hoch­schul­pakt 2020, der bis 2020 rund 1.568.844 zusätz­li­che Stu­di­en­an­fän­ger- plät­ze in Deutschland56 ermög­licht haben wird und über alle drei För­der­pha­sen (2007 – 2023) auf ein Pro­gramm­vo- lumen von 38,8 Mrd. € kommt.57 Dies stellt trotz des lan­gen För­der­zeit­raums eine äußerst statt­li­che Sum­me dar.

c) Sons­ti­ge Förderungen

Wei­te­re För­der­maß­nah­men betref­fen beson­de­re Wis- sen­schafts­aka­de­mien (Leo­pol­di­na, aca­tech, in Baden- Würt­tem­berg die Hei­del­ber­ger Aka­de­mie der Wissenschaf-

  1. 54  Die ein­zi­ge Durch­bre­chung die­ser Ver­säu­lung stellt die Zusam­men- füh­rung der Uni­ver­si­tät Karls­ru­he mit dem Helm­holtz-For­schungs- zen­trum Karls­ru­he zum „Karls­ru­her Insti­tut für Tech­no­lo­gie“ (KIT) im Jahr 2009 dar. Ob damit aller­dings wirk­lich die Fes­seln für eine hohe inter­na­tio­na­le Strahl­kraft des KIT gesprengt sind, bleibt noch abzuwarten.
  2. 55  Im Ein­zel­nen: 2.120 Mio. Hoch­schul­pakt 2020, 200 Mio. Qua­li­täts- pakt Leh­re, 398 Mio. Exzel­lenz­in­itia­ti­ve; Zah­len nach www.bmbf.de/ de/bildung-und-forschung-in-zahlen-1810.html (3.1.2016).
  3. 56  Die Pha­se I (2007 – 2010) umfass­te mit 185.024 mehr als dop­pelt so viel wie die ursprüng­lich erwar­te­ten 91.370 zusätz­li­chen Stu- dien­an­fän­ger, vgl. GWK, Heft 27: Hoch­schul­pakt 2020, Bericht zur Umset­zung in den Jah­ren 2007 bis 2010 und Jah­res­be­richt 2010 (online: http://www.gwk-bonn.de/fileadmin/Papers/GWK-Heft- 27-Hochschulpakt-Umsetzung-2010.pdf), Tab. 2; Pha­se II (2011– 2015) umfasst nach Art. 1 § 1 Abs. 1 der Ver­wal­tungs­ver­ein­ba­rung Hoch­schul­pakt II v. 13.6.2013 (online: https://www.bmbf.de/files/ ver­wal­tungs­ver­ein­ba­run­g_hoch­schul­pak­t_­z­wei­te_­pro­gramm­pha- se_2013.pdf) 623.787 zusätz­li­che Stu­di­en­an­fän­ger und Pha­se III (2016 – 2020) will dar­über hin­aus 760.033 zu-sätz­li­che Stu­di­en­an- fän­ger finan­zie­ren, vgl. Art. 1 § 1 Abs. 1 der Verwaltungsvereinbarung

ten), die För­de­rung der anwand­ten For­schung und Ent- wick­lung an Fach­hoch­schu­len, den Wett­be­werb „Auf­stieg durch Bil­dung: offe­ne Hoch­schu­len“, das Pro­fes­so­rin­nen- pro­gramm und die Pro­gram­me „Qua­li­täts­of­fen­si­ve Leh­rer- bil­dung“, die Chan­cen­gleich­heit und die Natio­na­le Kohor­te im Rah­men der Gesundheitsforschung.58 Von beson­de­rer Bedeu­tung ist schließ­lich das Pro­gramm zur För­de­rung von For­schungs­bau­ten, an dem sich der Bund zu 50 % mit jähr­lich 213 Mio. € für For­schungs­bau­ten und 85 Mio. € für Groß­ge­rä­te betei­ligt; die ande­re Hälf­te wird vom jewei­li­gen Sitz­land getra­gen (§ 9 Abs. 1 AV-FuG). Auch hier liegt die Letzt­ent­schei­dung nach Begut­ach­tung durch den Wis­sen- schafts­rat (§ 3 Abs. 4 S. 2 AV-FuG) bei der GWK (§ 1 Abs. 1 Nr. 11 Anla­ge zum GWKA).

IV. Orga­ni­sa­ti­on und Arbeitsweise

1. Zusam­men­set­zung

Wie bei einem poli­ti­schen Koor­di­na­ti­ons­or­gan einer Gemein­schafts­auf­ga­be zu erwar­ten ist, sind unter den Mit­glie­dern der GWK bei­de staat­li­che Ebe­nen – Bund und Län­der – jeweils grund­sätz­lich auf Minis­ter­ebe­ne ver­tre­ten (Art. 1 GWKA). Abwei­chend von der Minis­ter- vor­ga­be in Art. 1 GWKA ist das BMF nicht durch den Minis­ter, son­dern durch einen beam­te­ten Staats­se­kre­tär vertreten.Bemerkenswert ist aller­dings, dass dies nicht nur für die für Wis­sen­schaft und For­schung zustän­di­gen Fach­res­sorts gilt, son­dern auch für die Finanz­res­sorts. Damit gehö­ren der GWK für den Bund eine Minis­te­rin und für das BMF ein Staatssekretär59 sowie für jedes Land regel­mä­ßig zwei Minis­ter an.60 Die enge Ein­bin- dung der Finanz­sei­te erklärt sich dadurch, dass die GWK kei­nes­wegs nur sol­ches Geld ver­teilt, das schon bewil­ligt ist. Sie ist viel­mehr auch das Forum, auf dem finanzielle

Hoch­schul­pakt III v. 11.12.2014 (online: https://www.bmbf.de/files/ Verwaltungsvereinbarung_Hochschulpakt_III_vom_11.12.2014. pdf); näher zu den Zah­len und Hin­ter­grün­den Heinbach/Kühnle, Über­schwemmt der dop­pel­te Abitur­jahr­gang die Hoch­schu­len? Aus­wir­kun­gen der ver­kürz­ten gym­na­sia­len Schul­zeit auf den Hoch- schul­be­reich – Ein Ver­gleich zwi­schen Baden-Würt­tem­berg und Bay­ern, Bei­trä­ge zur Hoch­schul­for­schung, 4/2012, S. 54 ff.

57 Laut GWK, Heft 43: Hoch­schul­pakt 2020 Bericht zur Umset­zung im Jahr 2013 (online: http://www.gwk-bonn.de/fileadmin/Papers/ GWK-Heft-43-Hochschulpakt-Umsetzung-2013.pdf ), Tabel­le 13 S. 1, ent­fal­len auf den Bund 20,2 Mrd. € und auf die Län­der 18,6 Mrd. €.

58 GWK (Fn. 52), S. 4; vgl. auch § 1 Abs. 1 der Anla­ge zum GWKA; hier­zu zäh­len z.B. das Deut­sche Krebs­for­schungs­zen­trum in Hei­del- berg und das Helm­holtz-Zen­trum für Umwelt­for­schung in Leipzig.

59 Vgl. http://www.gwk-bonn.de/die-gwk/mitglieder/ (7.1.2016). 60 Art. 1 GWKA nimmt aber kei­ne prä­zi­se Zah­len­vor­ga­be pro Lan-

des­re­gie­rung vor, wes­halb zwei Län­der mit drei Mit­glie­dern in der GWK ver­tre­ten sind: Neben Wis­sen­schafts- und Finanz­res­sort sind für Ber­lin und Bay­ern auch die Wirt­schafts­res­sorts (wohl wegen der wirt­schafts­na­hen For­schung, etwa in der FhG und MPG) dabei, vgl. http://www.gwk-bonn.de/die-gwk/mitglieder/ (7.1.2016).

92 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 1 (2016), 85–94

Zukunfts­be­dar­fe – wie zur Zeit bezüg­lich einer drit­ten För­der­pe­ri­ode der Exzel­lenz­in­itia­ti­ve – ermit­telt, dis­ku- tiert und auf ihre poli­ti­sche Durch­setz-bar­keit geprüft wer­den. Vor allem für Letz­te­res wer­den die Finanz­mi- nis­ter benö­tigt. Die Alter­na­ti­ve, dass der BMBF und jeder Lan­des-Wis­sen­schafts­mi­nis­ter dies sepa­rat mit sei- nem Finanz­mi­nis­te­ri­um abklärt, dürf­te kaum dazu geeig­net sein, inner­halb einer zumut­ba­ren Zeit­span­ne eine gemein­sa­me Posi­ti­on des Bun­des und aller Län­der zu erar­bei­ten. Durch die Zusam­men­füh­rung sowohl der Wis­sen­schafts- als auch Finanz­mi­nis­ter von Bund und Län­dern in der GWK wur­de ein Ver­hand­lungs- und Ent­schei­dungs­for­mat geschaf­fen, das umsetz­ba­re Ver- stän­di­gun­gen her­vor­bringt, auf die dann die Regie- rungs­chefs von Bund und Län­dern auf­bau­en kön­nen. Dies wäre bei einem auf die Wis­sen­schafts­res­sorts beschränk­ten Gre­mi­um so nicht der Fall. Ein wei­te­res, weni­ger gewich­ti­ges Argu­ment für die Betei­li­gung der Finanz­sei­te sind zudem die von der Gemein­schafts­auf- gabe aus­drück­lich mit umfass­ten For­schungs­bau­ten ein- schließ­lich Groß­ge­rä­te (Art. 91b Abs. 1 S. 2 GG), da die Zustän­dig­keit für Lie­gen­schaf­ten und Bau­maß­nah­men sowohl auf Bun­des- als auch auf Lan­des­ebe­ne klas­si- scher­wei­se bei den Finanz­res­sorts liegt.

2. Wich­ti­ge Para­me­ter für die Arbeitsweise

a) „Inter­ne Fronten“

Die Arbeit der GWK ist durch ver­schie­de­ne Fron­ten geprägt. Dies gilt zunächst für die dop­pel­te inter­ne Front­bil­dung zwi­schen Bund und Län­der einer­seits und zwi­schen Wis­sen­schafts- und Finanz­res­sorts ande­rer- seits. Denn die Ein­bin­dung aller vier Eck­punk­te der natio­na­len Wis­sen­schafts­för­de­rung besei­tigt ja nicht die funk­ti­ons­be­ding­ten Inter­es­sen­un­ter­schie­de. So ist das Inter­es­se des Bun­des pri­mär dar­auf gerich­tet, die als gesamt­staat­lich oder natio­nal beson­ders bedeut­sam emp­fun­de­nen inhalt­li­chen För­der­an­lie­gen (z.B. die sog. „inter­na­tio­na­len Leucht­tür­me“) durch­zu­set­zen und einen sei­nem finan­zi­el­len Enga­ge­ment ent­spre­chen­den inhalt­li­chen Ein­fluss auf die För­der­po­li­tik aus­zu­üben. Die Län­der dem­ge­gen­über sind regel­mä­ßig bemüht, mög­lichst umfang­rei­che Bun­des­mit­tel ein­zu­wer­ben, ohne ihre ori­gi­nä­re Gestal­tungs­ho­heit und ‑kom­pe­tenz im Wis­sen­schafts- und Hoch­schul­sek­tor zu stark ein­zu- büßen. Neben die­ses föde­ra­le Span­nungs­ver­hält­nis tritt das fach­li­che zwi­schen Wis­sen­schafts- und Finanz­sei­te: Die Wis­sen­schafts­po­li­tik arbei­tet ange­sichts gro­ßer Her- aus­for­de­run­gen in For­schung und Leh­re, die in den täg- lichen Arbeits­be­zie­hun­gen mit den Hoch­schu­len und For­schungs­ein­rich­tun­gen zu erfah­ren sind, sowie ange- sichts der kaum zu über­schät­zen­den Bedeu­tung von For-

schung, Inno­va­ti­on und hoch­wer­ti­ger Aus­bil­dung für die glo­ba­le Wett­be­werbs­fä­hig­keit Deutsch­lands stän­dig dar­an, die dafür erfor­der­li­chen finan­zi­el­len Res­sour­cen zu beschaf­fen und zu erhö­hen. Dem­ge­gen­über muss die Finanz­sei­te die zahl­rei­chen – eben­falls legi­ti­men – Finanz­be­dar­fe der ande­ren Poli­tik­be­rei­che sowie das haus­halts­po­li­ti­sche Gesamt­gleich­ge­wicht zwi­schen Ein- nah­men und Aus­ga­ben im Blick behal­ten, was natur­ge- mäß zu einer Limi­tie­rung der für die Wis­sen­schaft zur Ver­fü­gung ste­hen­den Res­sour­cen füh­ren muss.

b) „Exter­ne Fronten“

Eine wei­te­re, anders gela­ger­te (exter­ne) Front in der Tätig­keit der GWK ist schließ­lich die Gegen­über­stel­lung von Poli­tik und Wis­sen­schaft. Die GWK agiert zwar als poli­ti­sches­Gre­mi­um­nach­po­li­ti­schen­Ge­setz­mä­ßig­kei- ten, aber auf dem Feld der Wis­sen­schaft und gegen­über wis­sen­schaft­li­chen Insti­tu­tio­nen. Sie stellt damit ein Organ an der Gren­ze zwi­schen poli­tik- und wis­sen- schafts­ge­lei­te­tem Ver­fah­ren mit jeweils völ­lig unter- schied­li­chen Maß­stä­ben, Abläu­fen und Ent­schei­dungs- mecha­nis­men dar. Wäh­rend in poli­ti­schen Pro­zes­sen häu­fig stand­ort- und par­tei­po­li­ti­sche Gesichts­punk­te eine Rol­le spie­len, ste­hen für die Wis­sen­schaft die fach­li- che Qua­li­tät und die inhalt­li­chen Per­spek­ti­ven meist im Vor­der­grund. Die­se Gren­ze ist auch des­halb so sen­si­bel, weil Wis­sen­schaft ein genu­in gegen Ein­grif­fe des – hier von der Poli­tik reprä­sen­tier­ten – Staa­tes geschütz­ter Frei­heits­be­reich der Ver­fas­sung ist (Art. 5 Abs. 3 GG). Umso mehr die Poli­tik unmit­tel­ba­ren Ein­fluss auf Inhal- te, Fra­ge­stel­lun­gen und Metho­den wis­sen­schaft­li­cher Tätig­kei­ten (sowohl in der For­schung als auch in der Leh­re) nimmt, des­to stär­ker ist die Wis­sen­schafts­frei­heit tan­giert. Die Kunst der Tätig­keit der GWK besteht folg- lich dar­in, die erheb­li­chen finan­zi­el­len Res­sour­cen mit mög­lichst gerin­ger Ein­griffs­tie­fe in die Wis­sen­schafts- frei­heit zuzu­wen­den, ohne aber auf jeden poli­ti­schen Ein­fluss zu ver­zich­ten. Denn so legi­tim die Eigen­ge­setz- lich­kei­ten und der Frei­heits­an­spruch der Wis­sen­schaft sind, so berech­tigt ist auch das Anlie­gen der Poli­tik, durch einen Ein­satz öffent­li­cher Mit­tel – für die zunächst die Poli­tik den Steu­er­zah­lern gegen­über ver­ant­wort­lich ist – bestimm­te poli­ti­sche Anlie­gen umzu­set­zen, wie z.B. die Erhö­hung von Stu­di­en­an­fän­ger­zah­len oder die beson­de­re För­de­rung von MINT-Fächern. Die Wah­rung die­ser Gren­ze erfolgt dadurch, dass sich die GWK auf struk­tu­rel­le und for­schungs­po­li­ti­sche Grund­entsch­ei- dun­gen beschränkt. So strebt sie – bei­spiels­wei­se – bezüg­lich der DFG an, „fach­li­che Schwer­punk­te […] zu ent­wi­ckeln und die hier­zu not­wen­di­ge Zusam­men­fas- sung von Per­so­nal und Sach­mit­teln zu bewir­ken“ und „die Zusam­men­ar­beit in der For­schung zwi­schen den

Haug · Die Gemein­sa­me Wis­sen­schafts­kon­fe­renz (GWK) 9 3

Hoch­schu­len sowie zwi­schen Hoch­schu­len, ande­ren For­schungs­ein­rich­tun­gen und Ein­rich­tun­gen der über- regio­na­len und inter­na­tio­na­len For­schungs­pla­nung und For­schungs­för­de­rung zu ver­stär­ken“ (§ 2 Abs. 2 S. 2 AV- DFG). Bei den insti­tu­tio­nell gepräg­ten For­schungs­or­ga- nisa­tio­nen ent­schei­det die GWK mit der Auf­nah­me einer bestimm­ten Ein­rich­tung in die För­de­rung über die Unter­stüt­zung des von die­ser Ein­rich­tung betreu­ten For­schungs­ge­bie­tes (z.B. § 2 Abs. 1 AV-MPG). Zugleich machen alle Aus­füh­rungs­ver­ein­ba­run­gen das poli­ti­sche Inter­es­se an einer regio­na­len Aus­ge­wo­gen­heit der För- derung deut­lich (z.B. § 2 Abs. 2 S. 2 Nr. 2 AV-MPG, § 2 AV-WGL, § 2 Abs. 2 AV-FhG). Die kon­kre­te Umset- zung gene­rel­ler Anlie­gen ist dage­gen dann regel­mä­ßig den För­der­emp­fän­gern (v.a. Hoch­schu­len und For- schungs­or­ga­ni­sa­tio­nen) über­las­sen. So ist es bei­spiels- wei­se nicht mehr vom Auf­trag der GWK gedeckt, bestimm­te For­schungs­fra­gen an ein­zel­ne For­schungs­in- sti­tu­te zu for­mu­lie­ren oder der DFG bei ein­zel­nen För- der­pro­jek­ten Maß­ga­ben zu machen. Damit gelingt es der GWK, den Spa­gat zwi­schen den so unter­schied­li­chen Wel­ten der Poli­tik und der Wis­sen­schaft unter Wah­rung der Inter­es­sen bei­der Sei­ten zu bewältigen.

3. Inne­re Strukturen

a) Lei­tung

Die Lei­tung der GWK obliegt jeweils für zwei Jah­re einem der bei­den Ver­tre­ter der Bun­des­mi­nis­te­ri­en (in der Regel über­nimmt dies die Bun­des­for­schungs­mi­nis- terin) und einem der Lan­des­mi­nis­ter (auch hier regel- mäßig einer der Wis­sen­schafts­mi­nis­ter), wobei die bei- den jeweils ein Jahr den Vor­sitz und ein Jahr den stell- ver­tre­ten­den Vor­sitz inner­ha­ben (Art. 4 Abs. 1 GWKA). In die­sem Jahr lie­gen der Vor­sitz bei Bun­des­for­schungs- minis­te­rin Wan­ka und die Stell­ver­tre­tung bei der bre­mi- schen Wis­sen­schafts­se­na­to­rin Quante-Brandt.

b) Struk­tur der Willensbildung

Die ins­ge­samt 32 Stim­men in der GWK ver­tei­len sich auf 16 Bun­des­stim­men, die von den bei­den Bun­des­vert­re- tern nur ein­heit­lich abge­ge­ben wer­den kön­nen (Art. 4 Abs. 3 GWKA), und auf jeweils eine Stim­me pro Bun- des­land. Für eine wirk­sa­me Beschluss­fas­sung sind im Nor­mal­fall 29 Stim­men erfor­der­lich, also die Stim­men des Bun­des und von min­des­tens 13 Län­dern (Art. 4 Abs. 4 GWKA). Bis zu drei Län­der kön­nen folg­lich über- stimmt wer­den. Davon abwei­chend gilt bei Ver­ein­ba- run­gen, die im Schwer­punkt Hoch­schu­len betref­fen, ein Ein­stim­mig­keits­ge­bot (Art. 4 Abs. 5 GWKA). Dieses

61 Eben­so Seckel­mann (Fn. 13), S. 248 (251).

Ein­stim­mig­keits­ge­bot ist Fluch und Segen zugleich: Wäh­rend es der föde­ra­len Kom­pe­tenz­ord­nung einen gewis­sen Schutz gegen zu star­ke Unita­ri­sie­rungs­best­re- bun­gen bie­tet, schafft es zugleich eine Veto-Posi­ti­on für jedes ein­zel­ne Bundesland.61 Ins­be­son­de­re klei­ne Bun- des­län­der, die bei wich­ti­gen För­der­maß­nah­men man­gels eige­ner Sub­stanz außen vor blei­ben müss­ten, kön­nen so auch sach­wid­ri­ge Par­ti­ku­lar­för­de­run­gen durch­set­zen. Ver­bind­lich­keit erlan­gen die GWK-Beschlüs­se nicht schon durch ihre Beschluss­fas­sung, son­dern erst durch deren Bestä­ti­gung durch die Regie­rungs­chefs von Bund und Län­dern (Art. 4 Abs. 6 S. 1 GWKA). Um sicher­zu- stel­len, dass die Regie­rungs­chefs nur mit ech­ten Kon- flikt­fäl­len befasst wer­den, fin­giert Art. 4 Abs. 6 S. 2, 3 GWKA deren Zustim­mung, wenn der GWK-Beschluss ein­stim­mig erfolgt ist oder – bei nicht ein­stim­mi­gen Beschlüs­sen – kei­ner der betei­lig­ten Akteu­re bin­nen vier Wochen die Ent­schei­dung der Regie­rungs­chefs bean- tragt.

c) Gre­mi­en- und Organisationsstruktur

Das zen­tra­le Ent­schei­dungs­or­gan der GWK ist die Kon- ferenz der Regie­rungs­ver­tre­ter auf Minis­ter­ebe­ne gem. Art. 1 GWKA. Die Mit­glie­der haben dabei die Mög­lich- keit, Stell­ver­tre­ter zu benen­nen (Art. 4 Abs. 2 GWKA), was in aller Regel der Staats­se­kre­tärs- bzw. Amts­chef- ebe­ne über­tra­gen ist.62 Neben den stimm­be­rech­tig­ten Mit­glie­dern kön­nen mit bera­ten­der Funk­ti­on auch je ein Ver­tre­ter des Wis­sen­schafts­ra­tes und der KMK an den GWK-Sit­zun­gen teil­neh­men (§ 2 Abs. 1 GWKGO). Zur Unter­stüt­zung der poli­tisch besetz­ten GWK ist ihr auf Arbeits­ebe­ne ein Aus­schuss zur Sei­te gestellt, der regel- mäßig auf Abtei­lungs­lei­ter­ebe­ne beschickt wird (vgl. Art. 6 Abs. 1 GWKA, wonach auch eine Ent­sen­dung von Amts­chefs mög­lich wäre). Für die Lei­tung und die erfor- der­li­chen Mehr­hei­ten bei Beschluss­fas­sun­gen des Aus- schus­ses gel­ten die­sel­ben Vor­ga­ben wie für die GWK selbst (Art. 6 Abs. 2, 3 GWKA). Der Aus­schuss berei­tet die Bera­tun­gen und Beschlüs­se der GWK vor (Art. 5 Abs. 2 GWKA) und kann in deren Auf­trag auch Ange­le- gen­hei­ten abschlie­ßend ent­schei­den (Art. 5 Abs. 3 GWKA); erfolgt dies ein­stim­mig, gilt der Beschluss als einer der GWK selbst (Art. 6 Abs. 4 GWKA). Die fach­li- che Zuar­beit für die GWK und den Aus­schuss erfolgt im Wesent­li­chen auf drei Wegen:

• Zum einen berei­ten die betrof­fe­nen Fach­re­fera- te der ein­be­zo­ge­nen Minis­te­ri­en ihre Gre­mi­en­mit­g­lie- der auf die Sit­zun­gen vor und spei­sen so ihren Sach­ver- stand in die Bera­tun­gen ein.

62 Dies ent­spricht der Soll-Vor­ga­be in § 1 Abs. 2 GWKGO.

94 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 1 (2016), 85–94

• Außer­dem arbei­ten Ange­hö­ri­ge der betrof­fe- nen Fach­re­fe­ra­te der ein­be­zo­ge­nen Minis­te­ri­en in Fach- aus­schüs­sen oder Arbeits­krei­sen der GWK, die vom Aus­schuss ein­ge­setzt wer­den kön­nen, zusam­men (vgl. § 10 Abs. 4 GWKGO).

• Schließ­lich ver­fügt die GWK mit dem soge­nann- ten „Büro“ über eine eige­ne admi­nis­tra­ti­ve Sub­struk­tur, die beim Bun­des­prä­si­di­al­amt ange­sie­delt ist und an deren Spit­ze ein Gene­ral­se­kre­tär steht (§ 11 Abs. 1 GWKGO). Das Büro unter­steht den fach­li­chen Wei­sun­gen des GWK-Vor­sit­zes (Art. 7 Abs. 3 GWKA) und wird vom Bund finan­zi­ell getra­gen, soweit es sich nicht um Per­so- nal­kos­ten für ent­sand­te Lan­des­be­diens­te­te han­delt (Art. 7 Abs. 4 GWKA).

V. Fazit

Ange­sichts des nicht zu bestrei­ten­den hohen gesamt- staat­li­chen Inter­es­ses an einer in der Spit­ze und in der Brei­te leis­tungs­fä­hi­gen Wis­sen­schafts­land­schaft in Deutsch­land kann die Not­wen­dig­keit einer auf Wis­sen- schafts­för­de­rung bezo­ge­nen Gemein­schafts­auf­ga­be im Grund­ge­setz nicht ernst­haft bestrit­ten wer­den. Ob sie so weit rei­chen muss, wie das seit der jüngs­ten Reform des Art. 91b GG der Fall ist, steht auf einem ande­ren Blatt. Ist

jedoch die Gemein­schafts­auf­ga­be dem Grun­de nach alter­na­tiv­los, bedarf es einer poli­tisch-admi­nis­tra­ti­ven Umset­zungs­struk­tur dafür, an der Bund und Län­der betei­ligt sind. Genau dies ist die Kern­auf­ga­be der GWK, die seit dem 1.1.2008 die­se in ver­schie­de­ner Hin­sicht span­nungs­rei­che Her­aus­for­de­rung nicht nur zur weit­ge- hen­den Zufrie­den­heit der poli­ti­schen Ent­schei­dungs­trä- ger und Kör­per­schaf­ten bewäl­tigt, son­dern offen­kun­dig auch zur Zufrie­den­heit der von ihren För­der­entsch­ei- dun­gen betrof­fe­nen Orga­ni­sa­tio­nen, Ein­rich­tun­gen und Ver­bün­den. Dass dies bis­lang so gut gelun­gen ist, hängt mit Sicher­heit auch damit zusam­men, dass die im Rah- men die­ser Gemein­schafts­auf­ga­be ein­ge­setz­ten Res­sour- cen nament­lich von Sei­ten des Bun­des in der zurück­lie- gen­den Deka­de von unge­wöhn­li­chen Stei­ge­run­gen geprägt waren. So hat sich der Etat des BMBF von 2006 (7,6 Mrd. €) bis 2016 (16,4 Mrd. €) mehr als verdoppelt.63

Vol­ker M. Haug ist als Minis­te­ri­al­rat im Hoch­schul- dienst und Hono­rar­pro­fes­sor tätig. Er lei­tet die Abtei- lung für Rechts­wis­sen­schaft im Insti­tut für Volks­wirt- schafts­leh­re und Recht der Uni­ver­si­tät Stutt­gart. Sei­ne Arbeits­schwer­punk­te lie­gen im Partizipations‑, Hoch- schul- und Verfassungsrecht.64

63 Vgl. https://www.bmbf.de/pub/hh_eckdaten_06.pdf; https:// www.bmbf.de/de/der-haushalt-des-bundesministeriums-fuer- bildung-und-forschung-202.html. Dabei ent­fällt mit 4,3 Mrd. € ledig­lich ein gutes Vier­tel auf den Bil­dungs­be­reich, vgl. http://

www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2015/09/2015–09-

10-haushalt-bmbf.html (alle 7.1.2016).
64 Der Autor dankt Minis­te­ri­al­rat Dr. Hel­mut Mes­ser für eine kriti-

sche Durch­sicht und wert­vol­le Anregungen.