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Wis­sen­schaft und For­schung sind Trieb­fe­dern für die wirt­schaft­li­che und gesell­schaft­li­che Ent­wick­lung. Ihnen wird daher gro­ße Bedeu­tung für den wirt­schaft­li­chen Wohl­stand, die poli­ti­sche Sta­bi­li­tät und die Stel­lung Deutsch­lands im inter­na­tio­na­len Wett­be­werb zuge­mes- sen.2 Dem­entspre­chend inves­tie­ren der Staat, aber auch die Wirt­schaft, gro­ße Sum­men in die Forschung.3 Um Spit­zen- for­schung zu ermög­li­chen sind aber nicht nur finan­zi­el­le Inves­ti­tio­nen erfor­der­lich, es muss auch sicher­ge­stellt wer- den, dass die recht­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen stim­men. Das gilt ins­be­son­de­re im Hin­blick auf die Zusam­men­ar­beit von For­schern bzw. For­schungs­in­sti­tu­tio­nen. Denn For- schung wird heu­te vor­nehm­lich im Rah­men gro­ßer For- schungs­ver­bün­de bzw. Koope­ra­tio­nen betrieben.4 Sol­che Koope­ra­tio­nen zu erleich­tern und dafür ange­mes­se­ne recht­li­che Rah­men­be­din­gun­gen zu set­zen, ist daher von wesent­li­cher Bedeutung.

Es geht hier­bei um eine „enab­ling legis­la­ti­on“, eine Eröff­nung von recht­li­chen Hand­lungs­mög­lich­kei­ten und Hand­lungs­spiel­räu­men für Koope­ra­tio­nen, nicht um deren Begren­zung und Deter­mi­nie­rung. Gegen­wär- tig müs­sen immer wie­der neue, jeweils maß­ge­schnei­der- te Koope­ra­ti­ons­ver­trä­gen auf­ge­setzt wer­den, was viel Zeit und Geld kos­tet, jeden­falls für Insti­tu­tio­nen, die sol- che Ver­trä­ge nicht regel­mä­ßig schlie­ßen. Ent­wi­ckelt jede Insti­tu­ti­on ihre eige­nen Regeln, bedeu­tet dies zudem, dass – jeden­falls zu einem gro­ßen Teil – immer wie­der die­sel­ben Fra­gen gelöst wer­den und damit das Rad im- mer wie­der neu erfun­den wird. Die dafür auf­ge­wen­de- ten Gel­der gehen der For­schung ver­lo­ren. Das ist unnö- tig. Dis­po­si­ti­ve gesetz­li­che Vor­ga­ben hät­ten als „Default- Rege­lun­gen“ eine Vor­bild­funk­ti­on und könn­ten hel­fen, unnö­ti­ge „Neu­erfin­dun­gen“ von bereits an ande­rer Stel- le ent­wi­ckel­ten Vor­ga­ben zu ver­mei­den. Damit wür­den gesetz­li­che Rege­lun­gen dazu bei­tra­gen, die Transakti-

  1. 1  Dem Bei­trag liegt der Vor­trag des Ver­fas­sers zugrun­de, den die­ser am 5.10.2017 beim Sym­po­si­um „For­schungs­ko­ope­ra­tio­nen — Plä­doy­er für eine wis­sen­schafts­ad­äqua­te Rechts­form“ in Ber­lin gehal­ten hat. Der Ver­fas­ser dankt Herrn Gre­gor Nebel für die Unter­stüt­zung bei der Beschaf­fung des Materials.
  2. 2  BMBF, Chan­cen 2021, Eck­punk­te einer For­schungs- und Inno- vati­ons­stra­te­gie für ein star­kes und lebens­wer­tes Deutsch­land, Kurz­zu­sam­men­fas­sung, Juli 2017, S. 2, abruf­bar unter https:// www.bmbf.de/files/Kurzzusammenfassung.pdf (abge­ru­fen am 23.11.2017).
  3. 3  Laut dem BMBF soll­ten sich die Aus­ga­ben des Bun­des für For­schung und Ent­wick­lung im Jahr 2016 auf 15,8 Mrd. Euro belau­fen. Sie­he BMBF, Bun­des­be­richt For­schung und Innovation

ons­kos­ten für das Auf­set­zen von For­schungs­ko­ope­ra­tio- nen zu verringern.5

Daher ist zu über­le­gen, wel­che beson­de­ren Anfor­de- run­gen For­schungs­ko­ope­ra­tio­nen stel­len und ob die vor- han­de­nen Rege­lun­gen die­sen gerecht wer­den. Da es um die Ver­fol­gung eines gemein­sa­men Zwecks geht, bie­tet sich eine gesell­schafts­recht­li­che Lösung für For­schungs­ko­ope- ratio­nen an. Dabei ist aller­dings zu berück­sich­ti­gen, dass For­schungs­ko­ope­ra­tio­nen, anders als wirt­schaft­li­che Verei- nigun­gen, nicht auf Gewinn­erzie­lung, son­dern auf den Er- kennt­nis­ge­winn aus­ge­rich­tet sind.

Im Fol­gen­den soll der Fokus auf die Gover­nan­ce der Koope­ra­ti­ons­form gelegt werden,6 d.h. das Sys­tem, nach dem eine Koope­ra­ti­ons­ge­sell­schaft geführt und kon­trol- liert wird.7 Denn die inter­nen Struk­tu­ren und Ver­fah­ren, die das Han­deln der Akteu­re in der Koope­ra­ti­ons­form koor­di­nie­ren, haben unmit­tel­bar Aus­wir­kun­gen auf die gedeih­li­che Zusam­men­ar­beit der zusam­men­ge­schlos­se- nen­For­sche­rund­In­sti­tu­tio­nen­und­da­mi­tauch­auf­die Kooperationsgesellschaft.

II. Zweck und Leit­bild der Kooperationsform

Aus­ge­hen müs­sen die Über­le­gun­gen zur Struk­tu­rie­rung der Gesell­schaft von dem Zweck und dem Leit­bild, die die Gesell­schafts­form prä­gen sol­len. Hier­an rich­tet sich ins­be- son­de­re das fest­zu­le­gen­de Pflich­ten­pro­gramm aus. Pri­mä- rer Zweck der Koope­ra­ti­ons­ge­sell­schaft ist die For­schung, genau­er die Erleich­te­rung der gemein­sa­men For­schung bzw. die adäqua­te Ermög­li­chung einer For­schungs­ko­ope­ra- tion. Ggf. kann dar­über nach­ge­dacht wer­den, die Ver­ein­ba- rung sekun­dä­rer Zwe­cke, wie z.B. die Gewinn­erzie­lung, zuzu­las­sen. Dabei ist jedoch gro­ße Vor­sicht wal­ten zu las- sen. Sol­che sekun­dä­ren Zwe­cke müs­sen immer dem pri­mä- ren Zweck „For­schung“ nach­ge­stellt sein und dür­fen diesen

2016, S. 12, abruf­bar unter http://www.bundesbericht-forschung- innovation.de/files/bmbf_bufi_2016_hauptband_barrierefrei.
pdf (abge­ru­fen am 23.11.2017). Ins­ge­samt haben Staat und Wirt­schaft 2014 rund 2,9 Pro­zent des Brut­to­in­lands­pro­duk­tes für For­schung und Ent­wick­lung aus­ge­ge­ben. Sie­he OECD, Sci­ence Tech­no­lo­gy and Inno­va­ti­on Out­look 2016, Coun­try Pro­fi­le Ger­ma­ny 8.12.2016, abruf­bar unter http://www.oecd.org/science/ oecd-science-technology-and-innovation-outlook-25186167.htm (abge­ru­fen am 23.11.2017).

Eberbach/Hommelhoff/Lappe, OdW 2017, Heft 1, 1.
5 Zu Trans­ak­ti­ons­kos­ten grund­le­gend Coa­se, Eco­no­mica 4 (1937),

Chris­toph Kumpan

Die Gover­nan­ce einer For­schungs­ko­ope­ra­ti­ons­ge­sell- schaft – Struk­tur, Kom­pe­ten­zen und Verfahren1

386; außer­dem zB Wil­liam­son, 87, AJS, 548 (1981). Ord­nung der Wis­sen­schaft 2018, ISSN 2197–9197

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nicht über­ra­gen und in den Schat­ten stel­len. Andern­falls besteht die Gefahr, dass die For­schungs­ad­äquanz unter die Räder gerät und ggf. die Wis­sen­schaft­ler nur noch auf Gewinn­ma­xi­mie- rung ein­ge­schwo­ren wer­den. Hier muss die in Art. 5 Abs. 3 GG ver­an­ker­te For­schungs- und Wis­sen­schafts­frei­heit zur Maxi­me der an der Koope­ra­ti­on Betei­lig­ten gemacht werden.

Das „Unter­neh­mens­in­ter­es­se“, das die Koope­ra­ti­ons­ge- sellschaftprägensoll,istebenfallsaufdieForschunggerich- tet.8 Damit kön­nen dif­fu­se Ver­hal­tens­an­rei­ze gering gehal- ten wer­den, wie sie im Fall der Akti­en­ge­sell­schaft mit ihren zahl­rei­chen Bezugs­grup­pen auf­tre­ten, die im Rah­men des sog.stakeholder-ModellseineRollespielen.9Bezugsgrup- pen der Koope­ra­ti­ons­form sind ins­be­son­de­re die for­schen- den Wis­sen­schaft­ler, die Trä­ger­in­sti­tu­tio­nen und ggf. die wei­te­ren Geld­ge­ber, die Ange­stell­ten und die Gläu­bi­ger, so- fern die Koope­ra­ti­ons­form Geschäf­te mit Drit­ten ab- schließt. Für die Koope­ra­ti­ons­form unmit­tel­bar prä­gend sind die ers­ten bei­den, wobei ange­sichts von Art. 5 Abs. 3 GG der For­schung ein grö­ße­res Gewicht ein­ge­räumt wer- denmuss.Demzufolgehatsichdas„Unternehmens-“bzw. „Koope­ra­ti­ons­form­in­ter­es­se“ an der Siche­rung und Er- leich­te­rung der For­schung und der For­schungs­ko­ope­ra­ti­on aus­zu­rich­ten. Die­ses muss auf dem Boden des Grund­ge­set- zes und damit des Rechts erfol­gen, was nicht nur lega­les, son­dern auch wis­sen­schafts­ethi­sches Ver­hal­ten der Betei- lig­ten erfor­dert. Der Deut­sche Cor­po­ra­te Gover­nan­ce Ko- dex für bör­sen­no­tier­te Gesell­schaf­ten ori­en­tiert sich an dem Leit­bild des Ehr­ba­ren Kaufmanns.10 Auch wenn der „Ehr­ba­re For­scher“ nicht unbe­dingt gesetz­lich ver­an­kert wer­den muss, soll­ten jeden­falls die Pflich­ten, die die Betei- lig­ten tref­fen, von die­sem Ansatz geprägt sein. Ille­ga­le und unethi­sche For­schung soll­ten von den Betei­lig­ten selbst ge- mie­den und ggf. ver­hin­dert wer­den können.

III. Grund­le­gen­de Anfor­de­run­gen an eine Gesell- schafts­form für Forschungskooperationen

Vor dem Hin­ter­grund des vor­ge­hend erör­ter­ten Zwecks von For­schungs­ko­ope­ra­tio­nen sind die Anfor­de­run­gen zu ermit­teln, die an eine Gesell­schafts­form für For- schungs­ko­ope­ra­tio­nen und an deren Gover­nan­ce zu stel­len sind.

  1. 6  Zur Gover­nan­ce der Koope­ra­ti­ons­form bereits Eberbach/ Hommelhoff/Lappe, OdW 2017, Heft 1, 1 (5 ff.).
  2. 7  Vgl. Euro­päi­sche Kom­mis­si­on, Grün­buch Euro­päi­scher Cor­po- rate Gover­nan­ce-Rah­men, 5.4.2011, KOM(2011) 164 endg., S. 2; Report of the Com­mit­tee on the Finan­cial Aspects of Cor­po­ra­te Gover­nan­ce (Cad­bu­ry-Report), 1.12.1992, Rn. 2.5, S. 15 (abruf- bar unter http://www.ecgi.org/codes/documents/cadbury.pdf, abge­ru­fen am 23.11.2017).
  3. 8  Zum Unter­neh­mens­in­ter­es­se bei Wirt­schafts­un­ter­neh­men Ziff. 4.1.1 DCGK; Spind­ler, in: Münch­Komm-AktG, 4. Aufl. 2014, § 76

1. Wis­sen­schafts­ad­äquanz

Da die For­schung und die Erleich­te­rung bzw. Ermög­li- chung ihrer gemein­sa­men Durch­füh­rung wesent­li­cher Zweck der Koope­ra­ti­ons­form ist, ist die Wis­sen­schafts- adäquanz die­ser Gesell­schafts­form von ganz wesent­li- cher Bedeutung.11 Die Gesell­schafts­form muss dar­auf ange­legt sein, wis­sen­schaft­li­che For­schung und For- schungs­ko­ope­ra­tio­nen zu erleich­tern bzw. zu ermög­li- chen. Dem­entspre­chend muss bei der gesetz­li­chen Aus- for­mung der Koope­ra­ti­ons­ge­sell­schaft der For­schungs- und Wis­sen­schafts­frei­heit nach Art. 5 Abs. 3 GG beson­de­re Beach­tung geschenkt werden.12 Das bedeu­tet unter ande­rem, dass die For­scher in die Orga­ni­sa­ti­on und Lei­tung der Gesell­schaft ein­ge­bun­den sein müs­sen, ohne dass sie mit orga­ni­sa­to­ri­schen und Ver­wal­tungs- auf­ga­ben über­las­tet werden.

2. Fle­xi­bi­li­tät

Wei­ter­hin muss die Koope­ra­ti­ons­ge­sell­schaft fle­xi­bel sein. Sie soll für eine Viel­zahl ver­schie­de­ner For­schungs- koope­ra­tio­nen genutzt wer­den kön­nen, bei denen ganz unter­schied­li­che Bedürf­nis­se und Anfor­de­run­gen bes­te- hen. Man­che Koope­ra­tio­nen wer­den mit einem Grund- gerüst an struk­tu­rel­len Vor­ga­ben aus­kom­men. Ande­re müs­sen eine Viel­zahl von Inter­es­sen berück­sich­ti­gen und benö­ti­gen eine sehr viel kom­ple­xe­re Struk­tur. Hier bie­tet sich eine Ori­en­tie­rung an der GmbH an. Eine Rege­lung wie § 23 Abs. 5 AktG, wonach ein Abwei­chen von den gesetz­li­chen Vor­ga­ben nur dann zuläs­sig ist, wenn das Gesetz dies aus­drück­lich vor­sieht, stün­de dem Peti­tum einer aus­rei­chen­den Fle­xi­bi­li­tät ent­ge­gen. Um den Koope­rie­ren­den einer­seits Rege­lun­gen an die Hand zu geben, ihnen ande­rer­seits aber auch größt­mög­li­che Fle­xi­bi­li­tät zu gewäh­ren, bie­tet es sich an, ver­schie­de­ne optio­nal wähl­ba­re Rege­lungs­blö­cke zu schaf­fen, von denen die Betei­lig­ten die­je­ni­gen Blö­cke aus­wäh­len kön- nen, die sie benö­ti­gen. Dar­über hin­aus soll­te es ihnen im Sin­ne der Fle­xi­bi­li­tät auch mög­lich sein, die Rege­lun­gen ihrenWünschenentsprechendanzupassen.

Rn. 63 ff.; Kum­pan, Der Inter­es­sen­kon­flikt im deut­schen Privat-

recht, 2014, S. 17 ff. m.w.N.
9 Sie­he dazu etwa Koch, in: Hüffer/Koch, AktG, 12. Aufl. 2016,

§ 76 Rn. 28 ff.; Spind­ler, in: Münch­Komm-AktG, 4. Aufl. 2014, §

76 Rn. 64; Hopt, ZGR 1993, 534 (535 ff.).
10 Prä­am­bel des Deut­schen Cor­po­ra­te Gover­nan­ce Kodex (S. 1);

zum Leit­bild des Ehr­ba­ren Kauf­manns im Deut­schen Cor­po­ra­te Gover­nan­ce Kodex etwa Haus­ch­ka, CCZ 2017, 97; außer­dem Fuchs/Erkens, NJW-Spe­zi­al 2017, 207.

11 Eberbach/Hommelhoff, For­schung & Leh­re 2/17, S. 126.

Kum­pan ·Gover­nan­ce einer For­schungs­ko­ope­ra­ti­ons­ge­sell­schaft 1 1 7

3. Sach­ge­rech­te Ver­wal­tung gro­ßer Geldbeträge

Im Rah­men der Grund­struk­tu­ren der Koope­ra­ti­ons­ge- sell­schaft muss Vor­sor­ge dafür getrof­fen wer­den, dass in der Koope­ra­ti­ons­form gro­ße Geld­be­trä­ge sach­ge­recht ver­wal­tet wer­den kön­nen und deren Ver­wal­tung ange- mes­sen kon­trol­liert wer­den kann. Denn Wis­sen­schafts- koope­ra­tio­nen wer­den häu­fig in sol­chen Fäl­len ein­ge- gan­gen, in denen finan­zi­el­le Mit­tel gebün­delt wer­den sol­len, um grö­ße­re For­schungs­pro­jek­te zu finan­zie­ren. Hier kön­nen schnell grö­ße­re Mil­lio­nen­sum­men zusam- men­kom­men. Daher sind Rege­lungs­struk­tu­ren für eine adäqua­te Kon­trol­le und Prü­fung des Finanz­ge­ba­rens vorzusehen.

4. Lang­fris­ti­ge Zusammenarbeit

Außer­dem soll­te die Koope­ra­ti­ons­form eine lang­fris­ti­ge und sta­bi­le Zusam­men­ar­beit ermög­li­chen. Auch wenn die for­schen­den Wis­sen­schaft­ler für eine Koope­ra­ti­on von ganz wesent­li­cher Bedeu­tung sind, darf die Koope- rati­ons­form nicht der­art auf sie zuge­schnit­ten sein, dass sie mit ihnen ste­hen und fal­len wür­de. Viel­mehr muss die Koope­ra­ti­ons­ge­sell­schaft grund­sätz­lich dar­auf ange- legt sein, unab­hän­gig von den ein­zel­nen betei­lig­ten Wis- sen­schaft­lern fort­zu­be­stehen. Auf die­se Wei­se kön­nen sta­bi­le, län­ger­fris­ti­ge Koope­ra­tio­nen ein­ge­gan­gen wer- den. Soll­te ein Wis­sen­schaft­ler zwi­schen­zeit­lich an eine ande­re Insti­tu­ti­on wech­seln oder wei­te­re Wis­sen­schaft- ler hin­zu­tre­ten, darf das die Koope­ra­ti­on als sol­che nicht berüh­ren. Ande­res gilt im Hin­blick auf die Trä­ger­in­s­ti- tutio­nen. Da es um eine Koope­ra­ti­on ver­schie­de­ner Trä- ger geht, die die Koope­ra­ti­on mög­lichst eng an sich bin- den wol­len (um von dem Ruhm auf­grund der künf­ti­gen For­schungs­er­geb­nis­se zu pro­fi­tie­ren), soll­ten die­se bei ihrem Aus­schei­den die Koope­ra­ti­ons­form been­den kön- nen. Aller­dings soll­te – im Sin­ne der Fle­xi­bi­li­tät – auch dies­be­züg­lich den Betei­lig­ten eine abwei­chen­de Rege- lung mög­lich sein.

5. Wis­sen­schaft­li­che Kontrolle

Wei­ter­hin ist zu berück­sich­ti­gen, dass sich wis­sen­schaft- liche For­schung häu­fig nicht mone­tär mes­sen lässt. Es geht damit nicht pri­mär um wirt­schaft­li­che Effi­zi­enz, auch wenn die­se nicht gänz­lich aus dem Blick gera­ten darf. Eine Prü­fung der Ver­wen­dung der Gel­der wird

  1. 12  Zum ver­fas­sungs­recht­li­chen Begriff von For­schung und Wis­sen- schaft z.B. Scholz in: Maunz/Dürig, Grund­ge­setz-Kom­men­tar, 80. EL Juni 2017, Art. 5 Rn. 85 ff., insb. Rn. 101.
  2. 13  Dazu bereits Eberbach/Hommelhoff/Lappe, OdW 2017, Heft 1, 1 (6).

somit nötig sein. Wich­tig ist aber auch, dass sich alle Betei­lig­ten immer wie­der ver­ge­wis­sern, dass sie noch den Zweck der Koope­ra­ti­on ver­fol­gen und auch wis­sen- schaft­li­che Stan­dards ein­hal­ten. Über­le­gens­wert ist inso fern, eine regel­mä­ßi­ge Eva­lua­ti­on der Koope­ra­ti­ons­ge- sell­schaft und ihrer Pro­jek­te vorzusehen.

IV. Gover­nan­ce der Kooperationsgesellschaft

Auf­bau­end auf die­sen grund­le­gen­den Anfor­de­run­gen ist zu über­le­gen, wel­che struk­tu­rel­len Vor­ga­ben und Ver- fah­rens­re­ge­lun­gen für die Koope­ra­ti­ons­form sach­ge- recht sind. Wesent­lich sind hier­bei die Funk­tio­nen der Lei­tung und der Über­wa­chung. Ers­te­re soll vor allem von den bzw. eini­gen For­schern über­nom­men wer­den. Letz­te­re kann von einer Trä­ger­ver­samm­lung oder ggf. auch einem Auf­sichts­rat durch­ge­führt wer­den. Hin­zu kom­men ggf. wei­te­re Gre­mi­en, wie ein wis­sen­schaft­li- cher Bei­rat bzw. ein Sci­en­ti­fic Advi­so­ry Board oder eine For­scher­ver­samm­lung. Auch hier soll­te der Fle­xi­bi­li­tät ganz wesent­li­che Bedeu­tung zukom­men. Bei klei­ne­ren Koope­ra­tio­nen kön­nen ein Lei­tungs­gre­mi­um und die Trä­ger­ver­samm­lung aus­rei­chen. Bei kom­ple­xe­ren Koope- ratio­nen kann das Bedürf­nis nach umfäng­li­che­ren Struk­tu- ren bestehen.

1. Lei­tung

Die Lei­tungs­funk­ti­on kann durch ein Direk­to­ri­um, eine Geschäfts­lei­tung oder einen Vor­stand aus­ge­übt werden.13 Die­sem Gre­mi­um obliegt die Lei­tung der Koope­ra­ti­ons­ge- sell­schaft und die Geschäftsführung.14 Ange­sichts der erfor­der­li­chen Wis­sen­schafts­ad­äquanz der Koope­ra­ti­ons- gesell­schaft ist hier­bei sowohl eine wis­sen­schaft­li­che als auch eine wirt­schaft­li­chen Lei­tung vorzusehen.

a) Wis­sen­schaft­li­che Leitung

In der wis­sen­schaft­li­chen Lei­tung mani­fes­tiert sich das Grund­recht der For­schungs- und Wis­sen­schafts­frei­heit des Art. 5 Abs. 3 GG. Sie beinhal­tet vor allem die Auf­ga- be, die Koope­ra­ti­on auf die För­de­rung der wis­sen­schaft- lichen Auf­ga­ben aus­zu­rich­ten, die stra­te­gi­sche Posi­tio- nie­rung vor­zu­neh­men und gene­rell die wesent­li­chen Lei­tungs­ent­schei­dun­gen für die For­schungs­ko­ope­ra­ti­on zu tref­fen. Sie hat somit ein Initia­tiv­recht bzgl. aller Ent- schei­dun­gen der Koope­ra­ti­on. Das beinhal­tet somit

14 Zu Lei­tung und Geschäfts­füh­rung z.B. Koch, in: Hüffer/Koch, AktG, 12. Aufl. 2016, § 76 Rn. 8 f.

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auch die Ent­schei­dungs­be­fug­nis über die zu betrei­ben- den wis­sen­schaft­li­chen Pro­jek­te, die zu ver­wen­den­den For­schungs­me­tho­den und die Mittelverwendung.

Die wis­sen­schaft­li­che Lei­tung hat durch die For­scher der Trä­ger­in­sti­tu­tio­nen zu erfol­gen, die im Rah­men der Koope­ra­ti­on gemein­sam for­schen wollen.15 Im Fall einer grö­ße­ren Zahl von mit­wir­ken­den For­schern soll­te die Anzahl der Mit­glie­der des Lei­tungs­or­gans im Gesell- schafts­ver­trag fest­ge­legt wer­den, wobei dar­auf geach­tet wer­den muss, dass im Sin­ne der Effi­zi­enz der Entsch­ei- dungs­fin­dung die Zahl nicht über­mä­ßig groß sein soll­te. Wer im ein­zel­nen Mit­glied des Lei­tungs­gre­mi­ums wird, soll­te von den Trä­ger­in­sti­tu­tio­nen bestimmt wer­den. In der Regel wer­den dies die­je­ni­gen sein, die die Haupt­ver- ant­wor­tung für die gemein­sa­men wis­sen­schaft­li­chen Pro­jek­te tragen.

b) Wirt­schaft­li­che Leitung

Die wirt­schaft­li­che Leitung16 hat im Sin­ne der Wis­sen- schafts­ad­äquanz, d.h. einer mög­lichst gerin­gen Belas- tung der Wis­sen­schaft­ler mit Ver­wal­tungs­auf­ga­ben, die Auf­ga­be, die For­scher hin­sicht­lich der orga­ni­sa­to­ri­schen und Ver­wal­tungs­auf­ga­ben zu ent­las­ten. Dem­entsp­re- chend ist die wirt­schaft­li­che Lei­tung für das wirt­schaft­li- che „Tages­ge­schäft“, wie das Aus­han­deln von Ver­trä­gen mit Dienst­leis­tern, den Abschluss von Ver­trä­gen mit den Beschäf­tig­ten, die Siche­rung der IT und ande­re Ver­wal- tungs­auf­ga­ben zuständig.17 Die wirt­schaft­li­che Lei­tung hat daher durch einen kauf­män­ni­schen Vor­stand oder Gene­ral­se­kre­tär zu erfol­gen, d.h. einen Nicht-Wis­sen- schaft­ler. Die­ser soll­te mög­lichst nicht aus einer der koope­rie­ren­den Insti­tu­tio­nen stammen.18 Bestellt wer- den soll­te er vom Auf­sichts­rat bzw. wenn es einen sol- chen nicht gibt, von der Trägerversammlung.

Dar­über hin­aus kommt der wirt­schaft­li­chen Lei­tung die wich­ti­ge Auf­ga­be zu, die For­schungs­pro­jek­te orga­ni- sato­risch zu beglei­ten, u.a. die prak­ti­sche Abwick­lung der Finan­zie­rung vor­zu­neh­men, und gene­rell die Fi- nanz­strö­me inner­halb der Koope­ra­ti­ons­ge­sell­schaft aber auch im Außen­ver­hält­nis zu koor­di­nie­ren und zu len- ken. Dem­entspre­chend hat sie sich u.a. um die Buchhal- tung und die Erstel­lung der Jah­res­ab­schlüs­se zu küm- mern. Da es bei Koope­ra­tio­nen häu­fig um nicht unwe-

  1. 15  Für Über­le­gun­gen hin­sicht­lich der rechts­tech­ni­schen Umset­zung (ent­sen­den­de Kör­per­schaft erhal­te Organ­stel­lung) Eberbach/ Hommelhoff/Lappe, OdW 2017, Heft 1, 1 (6 Fn. 33).
  2. 16  Dazu bereits Aus­füh­run­gen bei Eberbach/Hommelhoff/Lappe, OdW 2017, Heft 1, 1 (6).
  3. 17  Das darf aber nicht über den Bereich der „lau­fen­den“ Geschäf­te hin­aus­rei­chen, andern­falls muss die wis­sen­schaft­li­che Lei­tung ein­be­zo­gen werden.

sent­li­che Beträ­ge geht, muss es auch eine Pflicht zur Bi- lan­zie­rung und Rech­nungs­le­gung geben, wobei hier auch die wis­sen­schaft­li­che Lei­tung ein­be­zo­gen wer­den muss. Dies soll­te in der Form gesche­hen, dass die wis- sen­schaft­li­che Lei­tung die Jah­res­ab­schlüs­se geneh­mi­gen muss und damit für die­se mit­ver­ant­wort­lich ist.

c) Zusam­men­wir­ken von wis­sen­schaft­li­cher und wirt- schaft­li­cher Leitung

Auch ansons­ten ist dar­auf zu ach­ten, dass wis­sen­schaft­li- che und wirt­schaft­li­che Lei­tung eng zusam­men­ar­bei­ten. Frag­lich ist, ob der wirt­schaft­li­che Lei­ter bzw. kauf­män- nische Geschäfts­füh­rer den wis­sen­schaft­li­chen Lei­tern gleich­ge­stellt oder nach­ge­ord­net wer­den sollte.19 Für letz­te­res mag die Wer­tung der For­schungs- und Wis­sen- schafts­frei­heit, Art. 5 Abs. 3 GG, spre­chen. Dann wäre sicher­ge­stellt, dass kein Nicht-Wis­sen­schaft­ler auf die wis­sen­schaft­li­chen Pro­jek­te Ein­fluss neh­men kann.20 Ande­rer­seits ist berück­sich­ti­gen, dass nicht alle Wis­sen- schaft­ler immer auch den Blick für die finan­zi­el­len und recht­li­chen Impli­ka­tio­nen ihrer For­schun­gen haben. Eine frü­he Ein­bin­dung des wirt­schaft­li­chen und recht­li- chen­Sach­ver­stands­des­wirt­schaft­li­chen­Lei­ter­sist­da­her für die Rea­li­sie­rung vie­ler Pro­jek­te wich­tig. Erfolgt eine sol­che Ein­bin­dung zu spät, müs­sen Pro­jek­te mög­li­cher- wei­se zeit- und kos­ten­in­ten­siv neu auf­ge­setzt wer­den. Als Kom­pro­miss könn­te sich ein Modell anbie­ten, wie es im DESY gewählt wor­den ist. Dort gehö­ren dem Direk- tori­um neben einem wis­sen­schaft­li­chen Vor­sit­zen­den und drei wei­te­ren Wis­sen­schaft­lern auch ein kauf­män­ni- scher Direk­tor an.21 Auf die­se Wei­se ist der Vor­rang der Wis­sen­schaft gewahrt, gleich­zei­tig aber sicher­ge­stellt, dass kauf­män­ni­sche Gesichts­punk­te auch im Lei­tungs- gre­mi­um von Anfang an im Blick gehal­ten werden.

Die wirt­schaft­li­che Lei­tung ver­tritt die Koope­ra­ti- ons­ge­sell­schaft gegen­über Drit­ten, soweit es um das „täg­li­che“ Geschäft geht. Bei für die Koope­ra­ti­on finan- ziell bedeu­ten­den Geschäf­ten liegt die Zustän­dig­keit hin­ge­gen bei der Gesamt­lei­tung. In nicht grund­rechts­re- levan­ten Berei­chen kann zudem im Gesell­schafts­ver­trag ein Veto­recht des Auf­sichts­rats bzw. – wenn die­ser nicht ein­ge­rich­tet wird – der Trä­ger­ver­samm­lung vor­ge­se­hen werden.

18 Eberbach/Hommelhoff/Lappe, OdW 2017, Heft 1, 1 (6).
19 Eher für ers­te­res und nur in Aus­nah­men für letz­te­res Eberbach/

Hommelhoff/Lappe, OdW 2017, Heft 1, 1 (6).
20 Vgl. etwa zur Nach­ord­nung des Gene­ral­se­kre­tärs und der

Gene­ral­ver­wal­tung gegen­über dem Ver­wal­tungs­rat bzw. dem Prä­si­den­ten in der Max-Planck-Gesell­schaft Schön, Grund­la­gen- wis­sen­schaft in geord­ne­ter Ver­ant­wor­tung, 2015, S. 38.

21 Sie­he den Bei­trag von Har­ringa in die­sem Heft.

Kum­pan ·Gover­nan­ce einer For­schungs­ko­ope­ra­ti­ons­ge­sell­schaft 1 1 9

d) Pflich­ten der Kooperationsleiter

Wie auch bei ande­ren Gesell­schafts­for­men sind die Mit- glie­der des Lei­tungs­gre­mi­ums „ihrer“ Koope­ra­ti­ons­ge- sell­schaft zur Loya­li­tät bzw. Treue verpflichtet.22 Das heißt sie müs­sen sich zum einen für die Inter­es­sen der Gesell­schaft loy­al ein­set­zen und die­se för­dern, zum ande­ren müs­sen sie alles unter­las­sen, was die­sen Inte­res- sen zuwiderläuft.23 Dem­entspre­chend dür­fen die Lei­ter bzw. Wis­sen­schaft­ler z.B. kei­ne Finanz­mit­tel für außer- halb der Koope­ra­ti­on ver­folg­te Pro­jek­te abzwei­gen oder gar für pri­va­te Geschäf­te ver­wen­den. Wis­sen­schaft­li­che Erkennt­nis­se, die im Rah­men der For­schungs­ko­ope­ra­ti- on gewon­nen wur­den, müs­sen die­ser zuge­ord­net wer- den kön­nen; bei einer Ver­öf­fent­li­chung müs­sen die For- scher daher auf die Koope­ra­ti­on hin­wei­sen. Ein Wett­be- werbs­ver­bot, wie es z.B. § 88 AktG vor­sieht, als beson­de­re, ver­dich­te­te Form der Loyalitätspflicht24 dürf- te nur in Grenz­be­rei­chen sinn­voll sein, wenn die For- schung nicht zu sehr ein­ge­schränkt wer­den soll. Über­le- gens­wert könn­te etwa ein begrenz­tes Ver­bot sein, bei ande­ren Koope­ra­tio­nen oder einer sons­ti­gen Zusam- men­ar­beit, ins­be­son­de­re mit Part­nern aus der Indus­trie, mit­zu­wir­ken, sofern die­se iden­ti­sche Fra­ge­stel­lun­gen oder Pro­jek­te ver­fol­gen. Die­ses Wett­be­werbs­ver­bot soll- te für alle For­scher einer Koope­ra­ti­on gel­ten, nicht ledig- lich für die Lei­ter. All­ge­mein muss sicher­ge­stellt wer­den, dass die Koope­ra­ti­ons­lei­ter aber auch die ande­ren For- scher frei von Inter­es­sen­kon­flik­ten sind.25 Aus­nah­men vom Wett­be­werbs­ver­bot oder den Inter­es­sen­kon­flikt­re- gelun­gen kön­nen aber dann zuge­las­sen wer­den, wenn alle Lei­ter und alle Trä­ger­ge­sell­schaf­ten (nicht nur die Mehr­heit in der Trä­ger­ver­samm­lung) zustim­men. Dann wird den Inter­es­sen der ande­ren For­scher und der Trä- ger­ge­sell­schaf­ten ange­sichts der Beson­der­heit der For- schungs­si­tua­ti­on ange­mes­sen Rech­nung getragen.26

Eben­falls von Bedeu­tung sind Geheimhaltungs-

  1. 22  Zur Treue­pflicht stv. Grund­mann, Der Treu­hand­ver­trag, 1997,
    S. 26 f., 269, 421 ff; Kum­pan, Der Inter­es­sen­kon­flikt im deut­schen Pri­vat­recht, 2014, S. 114 ff. m.w.N. Für den Vor­stand der AG etwa Koch, in: Hüffer/Koch, AktG, 12. Aufl. 2016, § 84 Rdnr. 10 f. Für den Geschäfts­füh­rer der GmbH: statt aller Schnei­der, in: Scholz/ Schnei­der, GmbHG, 11. Aufl. 2014, § 43 Rdnr. 151 ff.; Gan­ten- berg, Inter­es­sen­kon­flik­te von GmbH-Geschäfts­füh­rern nach ita­lie­ni­schem und deut­schem Recht, 2009, S. 158 ff.; Flei­scher, WM 2003, 1045.
  2. 23  Kum­pan, Der Inter­es­sen­kon­flikt im deut­schen Pri­vat­recht, 2014, S. 117 f., 122 ff. m.w.N.; Pol­ley, Wett­be­werbs­ver­bot und Geschäfts- chan­cen­leh­re, 1993, S. 88; Weis­ser, Cor­po­ra­te Oppor­tu­ni­ties, 1991, S. 132; Hueck, Der Treue­ge­dan­ke im moder­nen Pri­vat­recht, 1947, S. 15.
  3. 24  Z.B. Kort, in Groß­komm-AktG, 5. Aufl. 2015, § 88 Rn. 3; Koch, in: Hüffer/Koch, AktG, 12. Aufl. 2016, § 88 Rdnr. 1; Spind­ler, in: Münch­Komm-AktG, 4. Aufl. 2014, § 88 Rdnr. 1; Flei­scher, in:

pflich­ten, ver­gleich­bar § 93 Abs. 1 Satz 3 AktG,27 ins­be- son­de­re soweit die For­schungs­in­ter­es­sen der Betei­lig­ten betrof­fen sind. Das gilt vor allem im Hin­blick auf die lau- fen­den For­schungs­pro­jek­te, die inner­halb der Koope­ra- tions­ge­sell­schaft betrie­ben wer­den. Eine Aus­nah­me ist aller­dings für den Fall vor­zu­se­hen, dass die an einem Pro­jekt Betei­lig­ten eine wis­sen­schaft­li­che Ver­öf­fent­li- chung für sach­ge­recht hal­ten. Eine sol­che Ver­öf­fent­li- chung muss ihnen mög­lich sein, nicht zuletzt weil der wis­sen­schaft­li­che Out­put ein wesent­li­ches Ziel der Ko- ope­ra­ti­ons­ge­sell­schaft ist. Inso­fern ergibt sich die­se Be- schrän­kung der Geheim­hal­tungs­pflicht aus dem Zweck der Kooperation.

Außer­dem unter­lie­gen auch die Lei­ter einer Ko- ope­ra­ti­ons­ge­sell­schaft einer Sorg­falts­pflicht, ins­be- son­de­re soweit es um finan­zie­rungs­re­le­van­te Ent- schei­dun­gen oder die Ein­hal­tung wis­sen­schaft­li­cher und wis­sen­schafts­ethi­scher Stan­dards geht. Dement- spre­chend dür­fen die Koope­ra­ti­ons­lei­ter etwa kei­ne (Forschungs-)Gelder ver­schwen­den. Die Gren­zen, wann eine Ver­schwen­dung anzu­neh­men ist, müs­sen al- ler­dings im Hin­blick auf grund­rechts­re­le­van­te Entsch­ei- dun­gen, z.B. teu­re Pro­jek­te zu ver­fol­gen, ganz weit gezo- gen werden.28 Ent­schei­dun­gen, die in den grund­rechts- rele­van­ten Bereich fal­len, soll­ten von den Trä­ger­ge­sell- schaf­ten inhalt­lich auch nicht in Fra­ge gestellt wer­den dür­fen, jeden­falls sofern sie von dem (ganz weit ver­stan- denen) gemein­sam ver­ein­bar­ten Zweck der For­schungs- koope­ra­ti­on gedeckt sind. Hier schafft Art. 5 Abs. 3 GG einen Frei­raum, der es den For­schern erlaubt, nach eige- nem Belie­ben – inner­halb der oben erwähn­ten Gren­zen lega­len und wis­sen­schafts­ethi­schen Han­delns – zu ent- schei­den, wel­che For­schungs­pro­jek­te sie im Rah­men der Koope­ra­ti­ons­ge­sell­schaft betreiben.

Im Hin­blick auf Ent­schei­dun­gen des wirt­schaft­li­chen Tages­ge­schäfts kön­nen die Gren­zen hin­ge­gen so gesetzt wer­den wie beim Vor­stand der Akti­en­ge­sell­schaft. Dann

Spindler/Stilz, AktG, 3. Aufl. 2015, § 88 Rdnr. 2; Kum­pan, Der Inter­es­sen­kon­flikt im deut­schen Pri­vat­recht, 2014, S. 235, 357 ff. m.w.N.; Hopt, ZGR 2004, 1 (11).

25 Zu Inter­es­sen­kon­flik­ten Kum­pan, Der Inter­es­sen­kon­flikt im deut­schen Pri­vat­recht, 2014.

26 Auch hier­für bie­ten sich Rege­lun­gen an, wie sie in § 112 HGB oder § 88 AktG zu fin­den sind.

27 Zu Geheim­hal­tungs­pflich­ten stv. Wiß­mann, in: Münch­Komm- GmbHG, 2. Aufl. 2016, § 85 Rn. 31 m.w.N.; Bau­mann, in: Oppen- länder/Trölitzsch, GmbH-Geschäfts­füh­rung, 2. Aufl. 2011, § 14 Rn. 9 ff.

28 Zum Ver­schwen­dungs­ver­bot bei Wirt­schafts­un­ter­neh­men stv. Flei­scher, Münch­Komm-GmbHG, 2. Aufl. 2016, § 43 Rn. 102; Höl­ters, in: Höl­ters, AktG, 3. Aufl. 2017, § 93 Rn. 160; Flei­scher, in: Spindler/Stilz AktG, 3. Aufl. 2015, § 93 Rn. 90 f.; Bach­mann, NZG 2013, 1121.

120 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 2 (2018), 115–124

soll­te den Betrof­fe­nen auch bei die­sen Ent­schei­dun­gen eine Busi­ness Jud­ge­ment Rule wie § 93 Abs. 1 Satz 2 AktG zur Sei­te stehen.

Ver­let­zen die Koope­ra­ti­ons­lei­ter ihre Pflich­ten soll- ten sie als ulti­ma ratio abbe­ru­fen wer­den können.29 Das muss aber auf extre­me Fäl­le, wie Rechts­brü­che, Ver­un- treu­un­gen und Ähn­li­ches begrenzt blei­ben, um die Wis- sen­schafts- und For­schungs­frei­heit nicht zu gefähr­den, indem etwa For­scher unter Druck gesetzt wer­den, weil sie z.B. bestimm­te For­schungs­pro­jek­te ablehnen.

2. Über­wa­chungs­funk­ti­on

Die Lei­tung bedarf der Über­wa­chung. Das gilt ins­be­son- dere hin­sicht­lich der Ver­wen­dung der Finanz­mit­tel und wirt­schaft­li­cher Ent­schei­dun­gen. Denn Geld­ge­ber – in der Regel die Trä­ger­in­sti­tu­tio­nen – und die Geld­ver­wen- der – die For­scher – sind bei For­schungs­ko­ope­ra­tio­nen regel­mä­ßig nicht iden­tisch. Ein Prin­zi­pal-Agent-Kon- flikt ist daher nicht gänz­lich auszuschließen,30 wenn er auch ange­sichts des gemein­sa­men Ziels einer mög­lichst erfolg­rei­chen For­schung und deren Kom­mu­ni­ka­ti­on nach außen, eher gering sein sollte.

a) Trä­ger­ver­samm­lung

In klei­ne­ren Koope­ra­tio­nen kann es aus­rei­chen, wenn die Trä­ger selbst die Über­wa­chung über­neh­men. Dies erfolgt sinn­vol­ler­wei­se im Rah­men einer gemein­sa­men Trägerversammlung,31 in der ggf. auch noch ande­re Geld­ge­ber sit­zen kön­nen. Die­se Ver­samm­lung bil­det das „Basis­or­gan“ der Kooperationsgesellschaft.32 Mit einer Trä­ger­ver­samm­lung wird sicher­ge­stellt, dass alle Trä­ger die­sel­ben Infor­ma­tio­nen erhal­ten, und sie erleich­tert die Abstim­mung unter den Trä­gern bzw. Geldgebern.

Wird kein Auf­sichts­rat ein­ge­rich­tet, soll­ten sich die Auf­ga­ben und Befug­nis­se der Trä­ger­ver­samm­lung an der Gesell­schaf­ter­ver­samm­lung der GmbH ori­en­tie- ren,33 soweit sich dies mit der beson­de­ren wis­sen­schafts- bezo­ge­nen Situa­ti­on der Koope­ra­ti­ons­ge­sell­schaft ver- ein­ba­ren lässt. Wird hin­ge­gen ein Auf­sichts­rat ein­ge­rich- tet, wird eine jähr­li­che Unter­rich­tung die Trä­ger­ver- samm­lung aus­rei­chen und könn­te wie bei der AG dem

  1. 29  Vgl. für Akti­en­ge­sell­schaf­ten § 84 Abs. 3 AktG.
  2. 30  Zur Agen­cy-Theo­rie sie­he etwa Arrow, in: Pratt/Zeckhauser,Principals and Agents, 1985, S. 37; Cooter/Freedman, 66 N.Y.U. L. Rev. 1045 ff. (1991); Grossman/Hart, 51 Eco­no­me­tri­ca 7 (1983); Fama/Jensen, 26 J. L. & Econ. 301 (1983); Ross, 63 Am. Econ. Rev. 134 (1973).
  3. 31  Dazu schon Eberbach/Hommelhoff/Lappe, OdW 2017, Heft 1, 1 (6).
  4. 32  Eberbach/Hommelhoff/Lappe, OdW 2017, Heft 1, 1 (6).
  5. 33  Zur Gesell­schaf­ter­ver­samm­lung der GmbH etwa Zöllner/Noack,in: Baumbach/Hueck, GmbHG, 21. Aufl. 2017, § 46 Rn. 1 ff., § 48 Rn. 1 ff.; Lieb­scher, in: Münch­Komm-GmbHG, 2. Aufl. 2016, § 46

Auf­sichts­rat die enge­re Über­wa­chung über­las­sen wer- den. Eine detail­lier­te gesetz­li­che Aus­ge­stal­tung wie in den §§ 118 ff. AktG für die Haupt­ver­samm­lung der AG wird aller­dings nicht nötig sein.34 Anders als spä­ter hin- zutre­ten­de (Klein-)Aktionäre kön­nen die Trä­ger­in­sti­tu- tio­nen auf die Aus­ge­stal­tung ihrer Infor­ma­ti­on im Rah- men des Gesell­schafts­ver­tra­ges Ein­fluss neh­men und so ihre Inter­es­sen aus­rei­chend selbst schüt­zen. Dement- spre­chend rei­chen grund­le­gen­de Rege­lun­gen zur Infor- mati­on; umfang­rei­che Vor­ga­ben, wie etwa zu Ein­be­ru- fungs­frist, Mit­tei­lun­gen an und Anträ­ge von Mit­g­lie- dern35 etc., erschei­nen nicht nötig.

Die Trä­ger­ver­samm­lung trifft die Grund­la­ge­nent- schei­dun­gen in der Koope­ra­ti­ons­ge­sell­schaft, wie etwa die Ent­schei­dung über die Ände­rung des Zwecks oder des For­schungs­ziels der Kooperation.36 Außer­dem ent- schei­det sie über die finan­zi­el­le Aus­stat­tung der Koope- rati­ons­ge­sell­schaft, inklu­si­ve deren Erhö­hung etc. Über die Ver­wen­dung der Gel­der ent­schei­det sodann das Lei- tungsorgan.37 Einer vor­beu­gen­den Kon­trol­le durch die Trä­ger­ver­samm­lung hin­sicht­lich der Aus­ga­ben z.B. bei außer­ge­wöhn­li­chen Anschaf­fun­gen bedarf es nicht, Die Trä­ger­ver­samm­lung hat bereits durch den Ein­fluss auf die Finanz­mit­tel und die damit ein­her­ge­hen­den Aus- kunfts­pflich­ten der Koope­ra­ti­ons­lei­ter aus­rei­chen­de Kon­troll­mög­lich­kei­ten. Soll­te sich eine Maß­nah­me im Extrem­fall als Mit­tel­ver­schwen­dung her­aus­stel­len, grei- fen die all­ge­mei­nen Rege­lun­gen wie bei ande­ren Gesellschaftsformen.38

Da die Trä­ger die Finanz­mit­tel stel­len, haben sie das Recht, dar­über infor­miert zu wer­den, wie die von ihnen ge- stell­ten Mit­tel ver­wen­det wer­den. Sie kön­nen daher Re- chen­schaft, ins­be­son­de­re die Vor­la­ge des Jah­res­be­richts, und Aus­kunft ver­lan­gen. Dies bezieht sich vor allem auf die wirt­schaft­li­chen aber auch auf wis­sen­schaft­li­che Aspek­te der Koope­ra­ti­on, wie z.B. wel­che Pro­jek­te betrie­ben werden.39

Wer­den neue Trä­ger auf­ge­nom­men, neh­men auch die- se danach an der Trä­ger­ver­samm­lung teil. Über die Auf- nah­me hat die Trä­ger­ver­samm­lung zu entscheiden.40 Auf- grund der ver­gleichs­wei­se gerin­gen Anzahl an Trä­gern ist

Rn. 1 ff., § 48 Rn. 1 ff.
34 Zur Haupt­ver­samm­lung der AG sie­he etwa Koch, in: Hüffer/

Koch, AktG, 12. Aufl. 2016, § 118 Rn. 1 ff., § 119 Rn. 1 ff.; Kubis, in Münch­Komm-AktG, 4. Aufl. 2018, § 118 Rn. 1 ff., § 119 Rn. 1 ff.

35 Sie­he etwa §§ 121 ff. AktG.
36 Eberbach/Hommelhoff/Lappe, OdW 2017, Heft 1, 1 (6).
37 A.A. hin­sicht­lich außer­ge­wöhn­li­cher Maß­nah­men bzw. Anschaf-

fun­gen Eberbach/Hommelhoff/Lappe, OdW 2017, Heft 1, 1 (7)

(durch Trä­ger­ver­samm­lung).
38 Zur Mit­tel­ver­schwen­dung s. Fn. 28.

Kum­pan ·Gover­nan­ce einer For­schungs­ko­ope­ra­ti­ons­ge­sell­schaft 1 2 1

die Situa­ti­on in die­sem Fall eher ver­gleich­bar mit Per­so­nen- gesell­schaf­ten. Um ein gedeih­li­ches Mit­ein­an­ders in der Koope­ra­ti­ons­form zu gewähr­leis­ten, soll­te sicher­ge­stellt wer­den, dass die Trä­ger beein­flus­sen kön­nen, mit wem sie und „ihre“ For­scher im Rah­men der Koope­ra­ti­ons­ge­sell- schaft gemein­sa­me Pro­jek­te durchführen.

Soweit die Trä­ger­ver­samm­lung Ent­schei­dun­gen trifft, erfolgt dies durch Beschluss. Hier ist zu über­le­gen, ob jede Trä­ger­in­sti­tu­ti­on eine Stim­me haben soll oder der Anteil an der der Koope­ra­ti­on gewähr­ten Finanz­aus- stat­tung dar­über bestim­men soll, wie vie­le Stim­men eine Trä­ger­in­sti­tu­ti­on erhal­ten soll. Die Aus­rich­tung auf eine Koope­ra­ti­on, von der alle Trä­ger glei­cher­ma­ßen pro­fi­tie- ren wer­den, spricht für eine Stim­me pro Trä­ger. Erheb­li- che Unter­schie­de bei der Finan­zie­rung kön­nen aller- dings für eine unter­schied­li­che Stim­men­zahl spre­chen. Bei­des soll­ten die Trä­ger selb­stän­dig regeln kön­nen, als Aus­gangs­re­ge­lung bie­tet sich aber die Rege­lung „eine Stim­me pro Trä­ger“ an.

Die Trä­ger­ver­samm­lung soll­te – anders als die Ge- sell­schaf­ter­ver­samm­lung der GmbH41 – kein Wei­sungs- recht gegen­über den Koope­ra­ti­ons­lei­tern haben – dass muss jeden­falls für den grund­rechts­re­le­van­ten Bereich gelten.42 Ins­be­son­de­re darf sie kei­ne Vor­ga­ben hin­sicht- lich der wis­sen­schaft­li­chen Pro­jek­te und der ange­wand- ten Metho­den machen. Das ist Auf­ga­be der wis­sen- schaft­li­chen Leitung.

Da die Trä­ger­in­sti­tu­tio­nen aber über die Stel­lung der finan­zi­el­len Mit­tel bestim­men, haben sie die Mög­lich- keit, in dem Fall, dass wei­te­re finan­zi­el­le Mit­tel gestellt wer­den müs­sen, die­se zu ver­wei­gern. Eine Rück­for­de- rung von Mit­teln soll­te ihnen hin­ge­gen nur im Fall eines wis­sen­schaft­li­chen Fehl­ver­hal­tens der For­scher mög­lich sein. In die­sen und ande­ren gra­vie­ren­den Fäl­len soll­ten sie die Koope­ra­ti­on aus wich­ti­gem Grund ver­las­sen kön- nen. Ist die Koope­ra­ti­on auf unbe­stimm­te Zeit ein­ge­gan- gen wor­den, muss den betei­lig­ten Trä­ger­in­sti­tu­tio­nen eine Kün­di­gung mög­lich sein, wobei die­se aber nicht zur Unzeit erfol­gen darf,43 d.h. ange­sichts des all­ge­mei­nen Gesell­schafts­zwecks der For­schungs­för­de­rung nicht vor Ende des gemein­sam betrie­be­nen Pro­jekts, wenn die Kün­di­gung zu des­sen Abbruch füh­ren würde.

  1. 39  Sie­he auch schon Eberbach/Hommelhoff/Lappe, OdW 2017, Heft 1, 1 (6).
  2. 40  Eberbach/Hommelhoff/Lappe, OdW 2017, Heft 1, 1 (6).
  3. 41  Zum Wei­sungs­recht der GmbH z.B. Sephan/Tieves, in: Münch-Komm-GmbHG, 2. Aufl. 2016, § 37 Rn. 115 ff.; Kon­zen, NJW 1989,2977 ff.
  4. 42  Ein Wei­sungs­recht eher beja­hend Eberbach/Hommelhoff/Lappe,OdW 2017, Heft 1, 1 (7).
  5. 43  Zur Kün­di­gung zur Unzeit im Gesell­schafts­recht z.B. Roth, in: Baum-bach/Hopt, HGB, § 132 Rn. 5; Schä­fer, Münch­Komm-BGB, 7. Aufl. 2017, § 723 Rn. 53; Kaman­ab­rou, in: Oet­ker, HGB, 37. Aufl. 2017, § 132 Rn. 12.

b) Auf­sichts­rat

Da eine Trä­ger­ver­samm­lung nicht in allen Fäl­len in der Lage sein wird, eine kon­ti­nu­ier­li­che Über­wa­chung der Lei­tung zu gewähr­leis­ten, erscheint es sinn­voll, jeden- falls bei grö­ße­ren Koope­ra­tio­nen ein beson­de­res Über- wachungs­gre­mi­um, etwa einen Auf­sichts­rat, ein­zu­rich- ten. Die Ein­rich­tung eines Auf­sichts­rats soll­te aber, im Sin­ne der Fle­xi­bi­li­tät, optio­nal sein. Die Trä­ger soll­ten ent­schei­den kön­nen, wie eng sie die Kon­trol­le der Lei- tung aus­ge­stal­ten möchten.

Wird ein Auf­sichts­rat ein­ge­rich­tet, was bei einer GmbH im Rah­men der Sat­zungs­au­to­no­mie mög­lich ist,44 über­nimmt die­ser die Über­wa­chung der Leitung.45 Er kann daher Bücher und Abschlüs­se prü­fen sowie Aus­künf­te ver­lan­gen. Auch eine bera­ten­de Funk­ti­on er- scheint sinnvoll.46 Ins­ge­samt bie­tet sich hin­sicht­lich sei- ner Auf­ga­ben und Befug­nis­se eine Ori­en­tie­rung an § 111 Abs. 1 – 4 AktG an.

Gene­rell bie­tet sich bei der Aus­for­mung des Auf- sichts­rats an, sich an §§ 95 ff. AktG zu ori­en­tie­ren, soweit sich dies mit der Wis­sen­schafts­ad­äquanz ver­ein­ba­ren lässt. Bei der Zusam­men­set­zung und den ein­zel­nen Rech­ten und Befug­nis­sen kann aber z.T. auch ein eigen- stän­di­ger Weg beschrit­ten wer­den. Bei­spiels­wei­se soll­ten im Auf­sichts­rat Ver­tre­ter jeder Trä­ger­in­sti­tu­ti­on sit­zen sowie Ver­tre­ter ande­rer Geld­ge­ber, sofern sol­che vor- han­den sind.47 Jede Trä­ger­in­sti­tu­ti­on soll­te das Recht ha- ben, min­des­tens einen Ver­tre­ter in den Auf­sichts­rat zu ent­sen­den, jeden­falls sofern es nicht eine gro­ße (d.h. zwei­stel­li­ge) Anzahl von Trä­ger­in­sti­tu­tio­nen gibt. Je nach Anzahl ande­rer Geld­ge­ber soll­te im Gesell­schafts- ver­trag fest­ge­legt wer­den, ob auch die­se ein Ent­sen- dungs­recht erhal­ten sol­len oder ob die­se gemein­sam ein oder ggf. auch meh­re­re Auf­sichts­rats­mit­glie­der wäh­len, das bzw. die das Inter­es­se die­ser Geld­ge­ber an einer Über­wa­chung gebün­delt wahrnehmen.

Wird ein Auf­sichts­rat ein­ge­rich­tet, soll­te die­ser bei einem gro­ben Pflicht­ver­stoß eines Koope­ra­ti­ons­lei­ters der Trä­ger­ver­samm­lung die Abbe­ru­fung die­ser Lei­ter emp­feh­len können.48 Inso­fern erscheint eine Abwei- chung von der akti­en­ge­setz­li­chen Rege­lung in § 84 Abs. 3

44 Im Fall von § 52 Abs. 2 GmbHG ist dies sogar erfor­der­lich.
45 Zur Über­wa­chungs­funk­ti­on des Auf­sichts­rats stv. Haber­sack, in: Münch­Komm-AktG, 4. Aufl. 2014, § 111 Rn. 18 ff.; Spind­ler, in:

Spindler/Stilz, AktG, 3. Aufl. 2015, § 111 Rn. 6 ff.; v. Wer­der, in: Kremer/u.a., Deut­scher Cor­po­ra­te Gover­nan­ce Kodex, 6. Aufl. 2016, Rn. 122; Wicke, GmbHG, 3. Aufl. 2016, § 52 Rn. 6.

46 Zur Bera­tungs­funk­ti­on des Auf­sichts­rats etwa Spind­ler, in: Spindler/ Stilz, AktG, 3. Aufl. 2015, § 111 Rn. 10 f.; v. Wer­der, in: Kremer/u.a., Deut­scher Cor­po­ra­te Gover­nan­ce Kodex, 6. Aufl. 2016, Rn. 123.

47 Sie­he dazu Eberbach/Hommelhoff/Lappe, OdW 2017, Heft 1, 1 (7). 48 Anders bei der AG, sie­he § 84 Abs. 3 AktG (Abbe­ru­fung durch

den Auf­sichts­rat).

122 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 2 (2018), 115–124

AktG ange­ra­ten. Zum einen besteht eine enge Ver­bun- den­heit zwi­schen den Koope­ra­ti­ons­lei­tern und „ihren“ Trä­ger­in­sti­tu­tio­nen, die sich auch dar­in äußert, dass die Ko- ope­ra­ti­ons­lei­ter durch die Trä­ger und nicht durch den Auf- sichts­rat bestellt wer­den soll­ten. Zum ande­ren kann eine Abbe­ru­fung, die mit hoher Wahr­schein­lich­keit dazu führt, dass der Lei­ter die Koope­ra­ti­on ver­lässt, gra­vie­ren­de Aus- wir­kun­gen auf die Koope­ra­ti­on und die gemein­sam betrie- benen Pro­jek­te haben – die­se dürf­ten wegen der per­sön­li- chen Ver­bun­den­heit der Betei­lig­ten schwer­wie­gen­der sein als bei einer Kapitalgesellschaft.49

c) Wis­sen­schaft­li­cher Bei­rat bzw. Sci­en­ti­fic Advi­so­ry Board

Wäh­rend­das­Wirt­schafts-und­Fi­nanz­ge­ba­ren­ei­ner­wirt- schaft­li­chen Bera­tung und Über­wa­chung durch den Auf- sichts­rat unter­liegt, soll­te einem wis­sen­schaft­li­chen Bei­rat bzw. Sci­en­ti­fic Advi­so­ry Board die Auf­ga­be zukom­men, die wis­sen­schaft­li­che Sei­te der Koope­ra­ti­on bera­tend zu beglei- ten.50 Der Auf­sichts­rat eig­net sich dafür nicht, weil For- schung und For­schungs­er­geb­nis­se anders zu dis­ku­tie­ren und ein­zu­schät­zen sind als wirt­schaft­li­che Ent­schei­dun­gen und Bilanzen.51 Soll­te auch die wis­sen­schaft­li­che Beglei- tung vom Auf­sichts­rat über­nom­men wer­den, eine mög­li- che Aus­ge­stal­tung, die der Ent­schei­dung der Betei­lig­ten über­las­sen blei­ben soll­te, besteht die Gefahr, dass der Auf- sichts­rat über­mä­ßig groß wird.52

Auch eine Kon­troll­funk­ti­on des Bei­rats erscheint sinn- voll, etwa im Hin­blick auf die Ein­hal­tung wis­sen­schaft- sethi­scher Stan­dards oder die fort­be­stehen­de Ori­en­tie­rung an dem der Koope­ra­ti­ons­form zugrun­de lie­gen­den For- schungs­zweck. Hier­für wür­de das Sci­en­ti­fic Advi­so­ry Board die Koope­ra­ti­on in regel­mä­ßi­gen Abstän­den – etwa alle fünf Jah­re – eva­lu­ie­ren. Der wis­sen­schaft­li­che Bei­rat soll­te aller­dings kei­ne Sank­ti­ons­ge­walt haben, son­dern le- dig­lich der Trä­ger­ver­samm­lung sei­ne Erkennt­nis­se zulei­ten und Hand­lungs­emp­feh­lun­gen geben.

Besetzt sein soll­te das Board mit natio­nal und inter­na­ti- onalanerkanntenWissenschaftlern,diemitderKooperati- on in kei­ner ande­ren Ver­bin­dung ste­hen. Andern­falls könn­te es zu Inter­es­sen­kon­flik­ten kom­men, insbesondere

  1. 49  Die Situa­ti­on ist inso­fern anders als etwa bei einer Akti­en­ge- sell­schaft, wo wegen der Fremd­or­gan­schaft eine Abbe­ru­fung von Vor­stands­mit­glie­dern die Gesell­schaft nicht in ihrem Kern berührt.
  2. 50  Zu Bei­rä­ten all­ge­mein etwa Erker, DStR 2014, 105; San­ders, NZG 2017, 961; sie­he auch Sig­le, NZG 1998, 619.
  3. 51  Eberbach/Hommelhoff/Lappe, OdW 2017, Heft 1, 1 (7).
  4. 52  Eberbach/Hommelhoff/Lappe, OdW 2017, Heft 1, 1 (7).
  5. 53  Emp­feh­lung der Kom­mis­si­on vom 15. Febru­ar 2005 zu den­Auf­ga­ben von nicht geschäfts­füh­ren­den Direk­to­ren/Auf­sichts- rats­mit­glie­dern bör­sen­no­tier­ter Gesell­schaf­ten sowie zu den Aus­schüs­sen des Ver­wal­tungs-und Auf­sichts­rats, ABl. EU Nr. L 52 v. 25.2.2005 , S. 51.

wenn es um kon­trol­lie­ren­de Auf­ga­ben geht. Zur nähe­ren Aus­for­mung der Unab­hän­gig­keit kann auf die Dis­kus­si­on zu Auf­sichts­rats­mit­glie­dern (Kommissionsempfehlung53, Deut­scher Cor­po­ra­te Gover­nan­ce Kodex54) zurück­ge­grif- fen werden.

Bei­rä­te kön­nen in ver­schie­de­nen Gesell­schafts­for- men ein­ge­rich­tet werden.55 Bei der GmbH lässt sich dies aus §§ 52, 45 Abs. 1 GmbHG ablei­ten. Dar­aus ergibt sich, dass abwei­chen­de Kom­pe­tenz­ver­tei­lun­gen mög­lich sind und es den Gesell­schaf­tern über­las­sen bleibt, wie sie die- se inner­halb der Gren­zen des gel­ten­den Rechts in ihrer Gesell­schaft ausgestalten.56 Ein sol­cher Bei­rat kann un- pro­ble­ma­tisch eine bera­ten­de Funk­ti­on ausüben.57 Pro- ble­ma­ti­scher ist es – jeden­falls im gegen­wär­ti­gen GmbH- Recht –, einem sol­chen aus Nicht­ge­sell­schaf­tern bestehen­den Bei­rat, Mit­spra­che- und Kon­troll­rech­te einzuräumen.58 Das gilt aller­dings nur, wenn die­se die Rech­te der Gesell­schaf­ter ver­drän­gen und auch dann nur, wenn es sich um Grund­la­gen­ent­schei­dun­gen han- delt, die das Gesetz zwin­gend einem bestimm­ten Organ zuordnet.59

3. For­scher­ver­samm­lung

Ggf. kann außer­dem eine For­scher­ver­samm­lung ein­ge- rich­tet werden.60 Dies bie­tet sich aber nur für gro­ße For- schungs­ko­ope­ra­tio­nen an, die eine Viel­zahl von Wis­sen- schaft­lern beschäf­ti­gen. Die For­scher­ver­samm­lung setzt sich aus allen Wis­sen­schaft­lern zusam­men, die nicht bereits im Lei­tungs­or­gan ver­tre­ten sind. Sie hät­te eine Infor­ma­ti­ons­funk­ti­on und eine Bera­tungs­funk­ti­on. Hier wür­den z.B. die Koope­ra­ti­ons­lei­ter die übri­gen Wis­sen- schaft­ler über die Ent­wick­lung der Koope­ra­ti­on und ihrer lau­fen­den Pro­jek­te, neue und geplan­te Pro­jek­te und den finan­zi­el­len Spiel­raum für bestehen­de und für künf­ti­ge Pro­jek­te infor­mie­ren. Eine wei­te­re Kon­troll- funk­ti­on neben dem Auf­sichts­rat und dem Sci­en­ti­fic Advi­so­ry Board, scheint dage­gen ent­behr­lich. Wich­ti­ger wäre es, ein Whist­le-blower-Sys­tem bzgl. wis­sen­schaft­li- chen Fehl­ver­hal­tens ein­zu­rich­ten, das den ein­zel­nen For­schern ermög­licht, das Sci­en­ti­fic Advi­so­ry Board über Ver­stö­ße zu unterrichten.61 Auch ein Initia­tiv- oder

54 Deut­scher Cor­po­ra­te Gover­nan­ce Kodex idF 7.2.2017, abruf- bar unter http://www.dcgk.de/de/kodex.html (abge­ru­fen am 27.11.2017).

55 Dazu San­ders, NZG 2017, 961 (962) mwN.
56 San­ders, NZG 2017, 961 (962); Lan­ge, GmbHR 2006, 897 (898);

Kon­zen, NJW 1989, 2977 (2980).
57 San­ders, NZG 2017, 961 (963).
58 San­ders, NZG 2017, 961 (963).
59 Spind­ler, in: Münch­Komm-GmbHG, 2. Aufl. 2016, § 52 Rn. 741,

744; Alt­meppen, in: Roth/Altmeppen, GmbHG, 8. Aufl. 2015, § 52

Rn. 75; San­ders, NZG 2017, 961 (963).
60 Eberbach/Hommelhoff/Lappe, OdW 2017, Heft 1, 1 (7 f.).

Kum­pan ·Gover­nan­ce einer For­schungs­ko­ope­ra­ti­ons­ge­sell­schaft 1 2 3

Veto­recht soll­te der For­scher­ver­samm­lung nicht zus­te- hen. Über­le­gens­wert wäre allen­falls, der For­scher­ver- samm­lung die Mög­lich­keit zu geben, neue Pro­jek­te oder wei­te­re Koope­ra­ti­ons­mög­lich­kei­ten vor­zu­schla­gen. Auf die­se Wei­se könn­ten sich auch die übri­gen Wis­sen­schaft- ler in die Koope­ra­ti­on einbringen.

Wie­weit der Begriff des For­schers gefasst wird, ob also auch for­schen­de Mit­ar­bei­ter, Assis­ten­ten, ggf. auch tech­ni­sche Assis­ten­ten ein­be­zo­gen wer­den, soll­te den Koope­ra­tio­nen selbst über­las­sen bleiben.

4. Exter­ne Prüfung

Bei gro­ßen Koope­ra­ti­ons­ge­sell­schaf­ten ist schließ­lich noch die Rege­lung einer exter­nen Prü­fung des Jah­res­ab- schlus­ses zu erwä­gen. Dies wür­de die Kon­trol­le erhö­hen und könn­te zugleich als Signal nach außen ver­stan­den wer­den und die Ein­wer­bung neu­er Mit­tel erleich­tern. Eine Pflicht­prü­fung soll­te aber nur in Aus­nah­me­fäl­len vor­ge­se­hen wer­den. Als eine Ori­en­tie­rung bie­tet sich der finan­zi­el­le Umfang bzw. die Bilanz­sum­me der Koope­ra- tions­ge­sell­schaft an. Jeden­falls für Koope­ra­tio­nen, die in die­ser Hin­sicht gro­ßen Kapi­tal­ge­sell­schaf­ten im Sin­ne von § 267 Abs. 3 HGB ver­gleich­bar sind, soll­te eine Pflicht­prü­fung vor­ge­schrie­ben werden.62

V. Schluss­be­trach­tung

Die vor­an­ge­gan­ge­nen Über­le­gun­gen zur Gover­nan­ce von For­schungs­ko­ope­ra­tio­nen haben gezeigt, dass vie­le Rege­lun­gen und Ele­men­te im deut­schen Gesell­schafts- recht bereits vor­han­den sind und von ande­ren Gesell- schafts­for­men über­nom­men wer­den könn­ten. Aller- dings bedür­fen sie einer gewis­sen Anpas­sung, um den Beson­der­hei­ten von For­schungs­ko­ope­ra­tio­nen gerecht zu wer­den. Denn die­se müs­sen einer­seits als juris­ti­sche Per­son aus­ge­formt sein, weil § 65 Abs. 1 LHO dem jewei- ligen Land und sei­nen Insti­tu­tio­nen ver­bie­tet, sich an pri­vat­recht­li­chen Unter­neh­men zu betei­li­gen, wenn die Ein­zah­lungs­ver­pflich­tung nicht auf einen bestimm­ten Betrag begrenzt ist. Eine sol­che Begren­zung gibt es bei Per­so­nen­ge­sell­schaf­ten nicht, weil hier eine unbe­grenz­te per­sön­li­che Haf­tung besteht. Ande­rer­seits weist die Koope­ra­ti­ons­form auf­grund der engen Bezie­hun­gen der

  1. 61  Zum Whist­le-blo­wing Buchert, in: Hauschka/Moosmayer/Lösler, Cor­po­ra­te Com­pli­ance, 3. Aufl. 2016, § 42 Rn. 1 ff.; Eufin­ger, NJ 2016, 458; Fleischer/Schmolke, NZG 2012, 361; Rud­kow­ski, CCZ 2013, 204.
  2. 62  Vgl. dazu § 316 Abs. 1 Satz 1 HGB iVm. § 267 HGB.
  3. 63  Auch die Rechts­form des Ver­eins wird von wis­sen­schaft­li­chen­In­sti­tu­tio­nen genutzt, wie z.B. von der Fraun­ho­fer Gesell­schaft oder der Max-Planck-Gesell­schaft. Der Ver­ein ist aller­dings auf

Betei­lig­ten zuein­an­der aber per­so­nen­ge­sell­schaft­li­che Züge auf.

Den her­aus­ge­ar­bei­te­ten Anfor­de­run­gen am nächs­ten kommt die GmbH, die zudem bei der Gestal­tung der Gover­nan­ce erheb­li­che Fle­xi­bi­li­tät aufweist.63 Dement- spre­chend hat z.B. die Mehr­heit der Tech­no­lo­gie­trans- fer­ge­sell­schaf­ten im Hoch­schul­be­reich die Rechts­form der GmbH gewählt.64 Mit der Ein­füh­rung der gemein- nüt­zi­gen GmbH sind bereits sach­ge­rech­te steu­er­recht­li- che Wei­chen gestellt, die für die Koope­ra­ti­ons­ge­sell- schaft genutzt wer­den können.65 Sofern nicht eine eigen- stän­di­ge Gesell­schafts­form geschaf­fen wird, um die Be- dürf­nis­se von For­schungs­ko­ope­ra­tio­nen zu befrie­di­gen, ist zumin­dest über­le­gens­wert, die Gover­nan­ce-Rege­lun- gen der GmbH wei­ter aus­zu­bau­en und den For­schungs- koope­ra­tio­nen Rege­lungs­blö­cke zur Ver­fü­gung zu stel- len, die sie für eine zügi­ge Auf­set­zung der gesell­schafts- recht­li­chen Rege­lun­gen nut­zen können.

Um eine sach­ge­rech­te Gover­nan­ce der Koope­ra­ti- ons­form zu gewähr­leis­ten, müs­sen die ein­gangs erwähn- ten Prin­zi­pi­en For­schungs­ad­äquanz, Fle­xi­bi­li­tät, sach­ge- rech­te Ver­wal­tung gro­ßer Geld­be­trä­ge und Ermög­li- chung lang­fris­ti­ger, sta­bi­ler Zusam­men­ar­beit vom Ge- setz­ge­ber im Blick gehal­ten wer­den. Außer­dem ist eine sach­ge­rech­te Balan­ce zwi­schen ver­schie­de­nen Gegen­sät- zen zu fin­den: Einer­seits muss die Koope­ra­ti­ons­form trans­pa­rent sein, ins­be­son­de­re für die Trä­ger, aber auch die Öffent­lich­keit, um eine ange­mes­se­ne Über­wa­chung zu ermög­li­chen. Ande­rer­seits ist gera­de bei der For- schung Ver­trau­lich­keit von her­aus­ra­gen­der Bedeu­tung (Stich­wort: Inno­va­tio­nen). Einer­seits muss in der Ko- ope­ra­ti­ons­ge­sell­schaft die Wis­sen­schafts­frei­heit der For- scher geach­tet und umge­setzt wer­den. Ande­rer­seits muss die Ver­ant­wor­tung der For­schungs­ge­sell­schaft ge- gen­über den Trä­ger­in­sti­tu­tio­nen, der Wis­sen­schaft als Gan­zes und der Öffent­lich­keit berück­sich­tigt wer­den (Stich­wort: u.a. ethi­sches Verhalten).

Ins­ge­samt soll­te sich der Gesetz­ge­ber im Hin­blick auf For­schungs­ko­ope­ra­tio­nen von dem Ansatz einer enab- ling legis­la­ti­on lei­ten las­sen und den For­schern und Trä- ger­in­sti­tu­tio­nen Rege­lun­gen an die Hand geben, die ih- nen eine zügi­ge und sach­ge­rech­te Auf­set­zung von Ko- ope­ra­tio­nen ermög­li­chen. Das spart Zeit und Kosten

eine wech­seln­de Mit­glied­schaft aus­ge­rich­tet und erfor­dert für den Fall der Ein­tra­gung min­des­tens sie­ben Mit­glie­der, § 56 BGB. Dem­entspre­chend erscheint er für eine For­schungs­ko­ope­ra­ti­on weni­ger geeig­net als die GmbH.

64 Z.B. Bag­das­s­arov, Wis­sens- und Tech­no­lo­gie­trans­fer an Uni­ver­si- täten, Wies­ba­den 2012, S. 10.

65 Zur gemein­nüt­zi­gen GmbH z.B. Weidmann/Kohlhepp, Die gemein­nüt­zi­ge GmbH, 3. Aufl. 2014.

124 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 2 (2018), 115–124

und ermög­licht eine schnel­le Hin­wen­dung zur gemein- samen For­schung. Das wie­der­um ist ganz im Sin­ne der der För­de­rung von For­schung- und Wis­sen­schaft und dient damit der Stär­kung des For­schungs- und Wis­sen- schafts­stand­orts Deutschland.

Chris­toph Kum­pan ist Inha­ber des Lehr­stuhls für Bür- ger­li­ches Recht, Wirt­schafts­recht, Inter­na­tio­na­les Pri- vat­recht und Rechts­ver­glei­chung und Direk­tor des Ins- tituts für Wirt­schafts­recht an der Mar­tin-Luther-Uni- ver­si­tät Hal­le-Wit­ten­berg und Att­or­ney-at-Law (New York).