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Bund und Län­der haben im Juni 2016 eine Ver­wal­tungs­ver- ein­ba­rung zur För­de­rung des wis­sen­schaft­li­chen Nach- wuchses1 abge­schlos­sen. Auf der Basis die­ser Ver­ein­ba­rung wer­den in zwei Tran­chen ins­ge­samt 1000 W1 bzw. W2-Ten­ure-Track-Pro­fes­su­ren für die Dau­er von jeweils bis zu acht Jah­ren aus­ge­lobt und an mit ihren Anträ­gen erfolg­rei­chen Uni­ver­si­tä­ten und die­sen durch das Lan­des- recht gleich­ge­stell­ten Hoch­schu­len (nach­fol­gend Hoch- schu­len) im Umfang von ins­ge­samt 1 Mil­li­ar­de Euro finan- ziert. Da nur W1- bzw. W2-Ten­ure Track-Pro­fes­su­ren damitgeschaffenwerden,erstauntbeimerstenHinsehen der Titel der Ver­wal­tungs­ver­ein­ba­rung: „Zur För­de­rung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses“, denn die Grup­pe der W1- und W2-Pro­fes­su­ren ist (bis­her) nur ein klei­ner Anteil des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses. Jedoch haben Bund und Län­der mit die­sem Inzen­tiv, durch W1- bzw. W2-Tenu- re-Track-Stel­len „für jun­ge Wissenschaftler/innen.… frü- her als bis­her eine Ent­schei­dung über den dau­er­haf­ten Ver- bleib im Wissenschaftssystem“2 zu ermög­li­chen, mit den Antrags­be­din­gun­gen Maß­nah­men initi­iert, die den gesam- ten wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs erfas­sen. So sind:

– als Ziel des Pro­gramms in § 1 e) der Ver­wal­tungs- ver­ein­ba­rung vor­ge­se­hen, dass mit der Eta­blie­rung der Ten­ure-Track-Pro­fes­sur ein Kul­tur­wan­del in den Hoch- schu­len zu för­dern ist und die Per­so­nal­struk­tur des wis- sen­schaft­li­chen Per­so­nals an der gesam­ten Uni­ver­si­tät3,4 so wei­ter­zu­ent­wi­ckeln ist, dass die­se den neu­en Kar­rie- reweg opti­mal ergänzt und auch Kar­rie­re­we­ge außer­halb der Pro­fes­sur aufzeigt;

– mit dem Antrag („Gesamt­kon­zept“) gem. § 5 Abs. 2 a) der Ver­wal­tungs­ver­ein­ba­rung eine Bestand- auf­nah­me der Per­so­nal­struk­tur und des Beru­fungs- und Kar­rie­re­sys­tems vor­zu­le­gen, die auch den aktu­el­len Stand der Imple­men­tie­rung von Ten­ure-Track-Model­len um- fas­sen müssen;

– gem. § 5 Abs. 2 b) der Ver­wal­tungs­ver­ein­ba­rung die

Wei­ter­ent­wick­lung der Per­so­nal­struk­tur und der Kar­rie- rewe­ge des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses dar­zu­stel­len; dar­in sol­len auch Aus­sa­gen über die Zusam­men­hän­ge zwi­schen den stra­te­gi­schen Zie­len für die Imple­men­tie- rung der Ten­ure-Track-Pro­fes­sur und den Zie­len und

  1. 1  http://www.gwk-bonn.de/fileadmin/Papers/Verwaltbsatz, ungs- vereinbarung-wissenschaftlicher-Nachwuchs-2016.pdf, zukünf­tig: Verwaltungsvereinbarung.
  2. 2  Ver­wal­tungs­ver­ein­ba­rung, sie­he Fußn. 2, Prä­am­bel 2. Absatz, Satz 2.

Maß­nah­men der Nach­wuchs­för­de­rung und der Per­so­nal- ent­wick­lungs­pla­nung von den Uni­ver­si­tä­ten im Antrag ent­hal­ten sein;

– nach­zu­wei­sen, dass Per­so­nal­ent­wick­lung für den wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs und das gesam­te wis­sen- schaft­li­che Per­so­nal ein stra­te­gi­sches Hand­lungs­feld der Uni­ver­si­täts­lei­tung ist und dar­über hin­aus, dass die Uni- ver­si­tät über ein Per­so­nal­ent­wick­lungs­kon­zept ver­fügt (§ 5 Abs. 1 der Verwaltungsvereinbarung).

Die­se Anfor­de­run­gen gehen weit über den mit der Ver­wal­tungs­ver­ein­ba­rung geför­der­ten Per­so­nen­kreis der W1- bzw. W2-Ten­ure-Track-Pro­fes­su­ren hin­aus. Viel­mehr müs­sen die Hoch­schu­len sich bei einer Betei­li- gung an die­sem Pro­gramm mit dem gesam­ten wis­sen- schaft­li­chen Nach­wuchs befas­sen und für die­sen Per­so- nen­kreis eine Per­so­nal­ent­wick­lung und Wei­ter­ent­wick- lung der Per­so­nal­struk­tur sowie der Kar­rie­re­we­ge in An- griff neh­men. Damit steckt in dem Pro­gramm auch das, was der Name des Pro­gramms ver­heißt: eine För­de­rung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses insgesamt.

Ergän­zend sei erwähnt, dass in dem Pro­gramm dar- über hin­aus noch mehr steckt: Soweit gem. § 1 e) der Ver­wal­tungs­ver­ein­ba­rung die Per­so­nal­struk­tur des wis- sen­schaft­li­chen Per­so­nals an der gesam­ten Uni­ver­si­tät wei­ter­ent­wi­ckelt wer­den soll und gem. § 5 Abs. 1 der Ver- wal­tungs­ver­ein­ba­rung gefor­dert wird, dass Per­so­nalent- wick­lung für den wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs und das gesam­te wis­sen­schaft­li­che Per­so­nal ein stra­te­gi­sches Hand­lungs­feld der Uni­ver­si­täts­lei­tung ist und dar­über hin­aus die Uni­ver­si­tät über ein Per­so­nal­ent­wick­lungs- kon­zept ver­fü­gen muss, bezie­hen sich die Anfor­de­run- gen für die Antrag­stel­lung auf das gesam­te wis­sen­schaft- liche Per­so­nal. Damit initi­iert die Ver­wal­tungs­ver­ein­ba- rung zugleich Maß­nah­men (so etwa eine Per­so­nalent- wick­lung und ein Per­so­nal­ent­wick­lungs­kon­zept) in den Hoch­schu­len und damit der Hoch­schul­lei­tun­gen für Per­so­nen, die nicht mehr wis­sen­schaft­li­cher Nach­wuchs sind. Dazu zäh­len etwa auch die Pro­fes­so­ren/­Pro­fes­so- rin­nen sowie die wis­sen­schaft­li­chen Mitarbeiter/innen, sei es im Ange­stell­ten oder Beam­ten­ver­hält­nis, die eben nicht mehr zum wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs zählen,

3 Die Ver­al­tungs­ver­ein­ba­rung ver­wen­det den Begriff Uni­ver­si­tät für Uni­ver­si­tä­ten und die nach Lan­des­recht gleich­ge­stell­ten Hoch- schulen.

4 Die und die fol­gen­den Her­vor­he­bun­gen erfol­gen durch die Ver­fas- serin.

Elke Lui­se Barnstedt

Die Ver­ant­wor­tung der Hoch­schu­len für den wis­sen­schaft­li­chen Nachwuchs

Ord­nung der Wis­sen­schaft 2018, ISSN 2197–9197

224 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 3 (2018), 223–238

so etwa jene, die eine dau­er­haf­te Anstel­lung haben. Vie- le Hoch­schu­len haben bereits in den ver­gan­ge­nen Jah­ren begon­nen, Per­so­nal­ent­wick­lung z. B. in Form von Fort- und Wei­ter­bil­dungs­an­ge­bo­ten, Ziel­ver­ein­ba­run­gen, Mit­ar­bei­ter/-innen-Gesprä­che und zum Teil auch in Ge- stalt von Per­so­nal­ent­wick­lungs­plä­nen aktiv zu gestal­ten. Durch die­se Antrags­vor­aus­set­zun­gen wer­den die­se Ak- tivi­tä­ten bestärkt bzw. es müs­sen im Vor­feld einer An- trag­stel­lung der­ar­ti­ge Akti­vi­tä­ten ergrif­fen wer­den. Und immer­hin haben 75 Hoch­schu­len einen Antrag gestellt.

I. Defi­ni­ti­on des wis­sen­schaft­li­chen Nachwuchses

Auf der Basis der Ver­wal­tungs­ver­ein­ba­rung „zur För­de- rung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses“ wer­den W1- und W2-Pro­fes­su­ren geför­dert. Wäh­rend mit einer W1-Ten­ure-Track-Pro­fes­sur Nachwuchswissenschaftler/ innen nach einer Post-Doc-Pha­se gewon­nen wer­den sol- len, sehen die meis­ten Hoch­schul­ge­set­ze für W2-Pro­fes­su- ren die glei­chen Ein­stel­lungs­vor­aus­set­zun­gen wie für W3-Pro­fes­su­ren5 und damit für die Spit­zen­po­si­ti­on von Wissenschaftler/innen in den Hoch­schu­len vor. Außer­dem wird in der Regel eine Habi­li­ta­ti­on als Ein­stel­lungs­vor­aus- set­zung ver­langt. Dies spricht dafür, dass W2-Stel­len­in­ha- ber/innen nicht unbe­dingt Nachwuchswissenschaftler/ innen sind, auch wenn das zu Grund lie­gen­de Beam­ten­ver- hält­nis befris­tet ist. Stellt man aber die Fra­ge nach der Ver- ant­wor­tung der Hoch­schu­len für den wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs die Fest­le­gung vor­aus, so setzt die­ses vor, dass klar umris­sen wird, wel­che Per­so­nen und Personengrup-

5 § 47 Gesetz über die Hoch­schu­len in Baden-Würt­tem­berg (Lan- des­hoch­schul­ge­setz — LHG) vom 1. Janu­ar 2005 (GBl. 2005, S. 1)
in der Fas­sung des Geset­zes vom 7. Novem­ber 2017 (GBl. S. 584); Art.7 Baye­ri­sches Hoch­schul­per­so­nal­ge­setz (BayHSchPG) vom 23. Mai 2006 (GVBl. S. 230, BayRS 2030–1‑2-K), in der Fas­sung von § 2 des Geset­zes vom 13. Dezem­ber 2016 (GVBl. S. 369); § 100 Gesetz über die Hoch­schu­len im Land Ber­lin (Ber­li­ner Hoch­schul­ge­setz — BerlHG) in der Fas­sung vom 26. Juli 2011 (GVBl. 2011, S. 378) in der Fas­sung des Arti­kel 6 des Geset­zes vom 02.02.2018 (GVBl. S. 160); § 41 Bran­den­bur­gi­sches Hoch­schul­ge­setz (BbgHG) vom 28. April 2014 (GVBl.I/14, [Nr. 18]) in der Fas­sung von Arti­kel 2 des Geset­zes vom 1. Juli 2015 (GVBl.I/15, [Nr. 18]); § 116 Bre­mi­sches Hoch­schul­ge­setz (BremHG vom 9. Mai 2007 (Brem.GBl. S. 339) in der Fas­sung von Arti­kel 1 des Geset­zes vom 20. Juni 2017 (Brem. GBl. S. 263); § 15 Ham­bur­gi­sches Hoch­schul­ge­setz (HmbHG) vom 18. Juli 2001 (HmbGVBl. 2001, S. 171) in der Fas­sung von Artikel

2 des Geset­zes vom 28. Novem­ber 2017 (HmbGVBl. S. 365)6); § 62 Hes­si­sches Hoch­schul­ge­setz (HHG) vom 14. Dezem­ber 2009 (GVBl. I S. 666) in der Fas­sung von Arti­kel 2 des Geset­zes vom 18. Dezem­ber 2017 (GVBl. S. 482); § 58 Gesetz über die Hoch­schu­len des Lan­des Meck­len­burg-Vor­pom­mern (Lan­des­hoch­schul­ge­setz — LHG M‑V) vom 25. Janu­ar 2011 (GVOBl. M‑V 2011, S. 18) in der Fas­sung von Arti­kel 3 des Geset­zes vom 11. Juli 2016 (GVOBl. M‑V S. 550, 557);
§ 25 Nie­der­säch­si­sches Hoch­schul­ge­setz (NHG) vom 26. Febru­ar 2007 (Nds. GVBl. S. 69), in der Fas­sung von Arti­kel 1 des Geset­zes vom 15. Dezem­ber 2015 (Nds. GVBl. S. 384); § 36 Gesetz über die

pen unter dem Begriff des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses zu fas­sen sind.

Der Bun­des­be­richt Wis­sen­schaft­li­cher Nach­wuchs 2017 befasst sich aus­führ­lich mit den ver­schie­de­nen Defi­ni­tio- nen des Begrif­fes wis­sen­schaft­li­cher Nachwuchs.6 Es wird dar­in zunächst fest­ge­stellt, dass mit dem Begriff des wis­sen- schaft­li­chen Nach­wuch­ses im „enge­ren“ Sin­ne Per­so­nen gemeint sind, „die sich wis­sen­schaft­lich qua­li­fi­zie­ren, das heißt eine Pro­mo­ti­on anstre­ben oder das Kar­rie­re­ziel der Pro­fes­sur bezie­hungs­wei­se einer wis­sen­schaft­li­chen Lei- tungsposition“.7 Was dann aber unter wis­sen­schaft­li­chem Nach­wuchs im „wei­te­ren“ Sin­ne zu ver­ste­hen ist, sagt der Bericht nicht aus­drück­lich. Es wird aber dar­in nur weni­ge Zei­len spä­ter unter der The­se, der Begriff des wis­sen­schaft- lichen Nach­wuch­ses erschei­ne „per se problematisch“,8 aus- geführt, dass zum wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs oft­mals auch sol­che gezählt wer­den, „die kei­ne Pro­fes­sur oder wis- sen­schaft­li­che Lei­tungs­po­si­ti­on anstre­ben bezie­hungs­wei­se bei denen das Qua­li­fi­zie­rungs- und Kar­rie­re­ziel auf­grund von man­geln­den Infor­ma­tio­nen nicht ein­deu­tig fest­ge­stellt wer­den kann“.9 Es scheint so, als wol­le der Bericht jene Wis- senschaftler/innen, die nach der Pro­mo­ti­on an einer Uni- ver­si­tät ver­blei­ben, um sich zu qua­li­fi­zie­ren, ohne jedoch eine Pro­fes­sur oder eine wis­sen­schaft­li­che Lei­tungs­po­si­ti­on anzu­stre­ben, nicht zum wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs zäh­len. Des­glei­chen sol­len wohl auch jene nicht zum wis- sen­schaft­li­chen Nach­wuchs zäh­len, die nach einem Hoch- schul­ab­schluss an einer Hoch­schu­le wis­sen­schaft­lich zur ei- genen Qua­li­fi­ka­ti­on tätig sind, ohne eine Pro­mo­ti­on anzu- stre­ben. Aber war­um soll­ten ins­be­son­de­re die Promovier-

Hoch­schu­len des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len (Hoch­schul­ge­setz — HG) vom 16. Sep­tem­ber 2014 (GV. NRW. S. 547) (1) in der Fas­sung von Arti­kel 3 des Geset­zes vom 17. Okto­ber 2017 (GV. NRW. S.
806) (2); § 49 Hoch­schul­ge­setz Rhein­land-Pfalz (Hoch­SchG) vom
19. Novem­ber 2010 in der Fas­sung von Arti­kel 7 des Geset­zes vom 07.02.2018 (GVBl. S. 9); § 41 Saar­län­di­sches Hoch­schul­ge­setz (SHSG) vom 30. Novem­ber 201 (Amts­blatt 2016, S. 1080); § 40 Hoch­schul­ge- setz des Lan­des Sach­sen-Anhalt (HSG LSA) vom 14. Dezem­ber 2010 (GVBl. LSA S. 600, ber. 2011 S. 561) in der Fas­sung von Arti­kel 7 des Geset­zes vom 25. Febru­ar 2016 (GVBl. LSA S. 89, 94; § 5 Abs.2 Nr. 2 Gesetz über die Frei­heit der Hoch­schu­len im Frei­staat Sach­sen (Säch- sisches Hoch­schul­frei­heits­ge­setz – SächsHSFG) Säch­si­sches vom 15. Janu­ar 2013 (SächsGVBl. S. 3), in der Fas­sung des Geset­zes vom 15. Okto­ber 2017 (SächsGVBl. S. 546; § 61 Gesetz über die Hoch­schu­len und das Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Schles­wig-Hol­stein (Hoch­schul­ge­setz

- HSG) vom 5. Febru­ar 2016 in der Fas­sung von Art. 4 des Geset­zes vom 21.02.2018 (GVOBl. S. 58); § 77 Thü­rin­ger Hoch-schul­ge­setz (ThürHG) in der Fas­sung der Bekannt­ma­chung vom 13. Sep­tem­ber 2016 (GVBl. 2016, S.437).

6 Bun­des­be­richt Wis­sen­schaft­li­cher Nach­wuchs 2017, Her­aus­ge­ber: Kon­sor­ti­um Bun­des­be­richt Wis­sen­schaft­li­cher Nach­wuchs, S. 65 ff., im Fol­gen­den: Bundesbericht.

7 Bun­des­be­richt, S. 65. 8 Bun­des­be­richt, S. 65. 9 Bun­des­be­richt, S. 65.

ten, die sich im Anschluss dar­an an einer Hoch­schu­le wei­ter­qua­li­fi­zie­ren ohne aber eine Hoch­schul­lauf­bahn an- zustre­ben, nicht zum wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs gehö- ren, zumal die Pro­mo­vie­ren­den voll­kom­men unstrei­tig zum wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs zäh­len, obgleich sie in der Regel und zum aller­größ­ten Teil das Ziel haben, nach der Pro­mo­ti­on die Hoch­schu­le zu ver­las­sen und dies auch tun. Auch eine Post-Doc-Pha­se kann und soll in der Regel der wei­te­ren wis­sen­schaft­li­chen Qua­li­fi­ka­ti­on die­nen, auch wenn nicht das Ziel einer Pro­fes­sur oder einer wis­sen- schaft­li­chen Lei­tungs­po­si­ti­on ange­strebt wird. Eine Prost- Doc-Pha­se, die sich in der Regel durch eine grö­ße­re Selbst- stän­dig­keit aus­zeich­net und auch oft­mals schon mit einer gewis­sen Füh­rungs­ver­ant­wor­tung ver­bun­den ist, qua­li­fi- ziert auch für Tätig­kei­ten in der Wirt­schaft oder im all­ge- mei­nen öffent­li­chen Dienst. Die Inten­ti­on, dass der wis­sen- schaft­li­che Nach­wuchs nicht nur auf eine Kar­rie­re in der Wis­sen­schaft beschränkt ist, greift auch die Ver­wal­tungs- ver­ein­ba­rung auf. Die­se ver­langt in § 1 e) von den Hoch- schu­len, die Per­so­nal­struk­tur des wis­sen­schaft­li­chen Per­so- nals so wei­ter­zu­ent­wi­ckeln, dass nicht nur der neue Kar­rie- reweg der Ten­ure-Track-Pro­fes­sur und damit der Weg zu einer Pro­fes­sur opti­mal ergänzt wer­den, son­dern dass auch Kar­rie­re­we­ge außer­halb der Pro­fes­sur auf­ge­zeigt werden.

Die Ver­en­gung des Begrif­fes „wis­sen­schaft­li­cher Nach- wuchs“ auf jene, die eine Pro­fes­sur oder eine wis­sen­schaft- lichen Lei­tungs­po­si­ti­on anstre­ben, ver­quickt die beruf­li­che Situa­ti­on einer wei­te­ren Qua­li­fi­zie­rung nach dem Hoch- schulabschluss/der Pro­mo­ti­on mit dem Ziel der Qua­li­fi­zie- rung. Wenn vom wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs die Rede ist, dann geht es um den wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs in oder an einer Hoch­schu­le, nicht aber unbe­dingt für die Hoch­schu­le (n). In die­sem Sinn hat auch der Wis­sen- schafts­rat bereits 1980 in sei­nen Emp­feh­lun­gen zur För­de- rung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses vom 25. Janu­ar 198010 den wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs defi­niert als jene Per­so­nen, „die sich im Anschluss an einen Stu­di­en­ab- schluss durch wis­sen­schaft­li­che Arbei­ten an einer Hoch- schu­le oder einer außer­uni­ver­si­tä­ren For­schungs­ein­rich- tung für eine Tätig­keit qua­li­fi­zie­ren, in der sie an der Meh- rung und Wei­ter­ent­wick­lung der wis­sen­schaft­li­chen Er- kennt­nis­se und tech­ni­schen Inno­va­ti­on mitwirken

  1. 10  Abzu­ru­fen unter https://www.wissenschaftsrat.de/download/ archiv/4526–80.pdf,zuletzt zuletzt abge­ru­fen am 22. März 2018.
  2. 11  S. 3 der Emp­feh­lun­gen zur För­de­rung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses vom 25. Janu­ar 1980 (Druck­sa­che 4526/80, abzu­ru­fen unter https://www.wissenschaftsrat.de/download/ar- chiv/4526–80.pdf, zuletzt abge­ru­fen am 22. März 2018.
  3. 12  Bun­des­be­richt, Nach­weis sie­he Fuß­no­te 7, Sei­te 179.
  4. 13  K. Brie­dis, S. Jaksz­tat, N. Preß­ler, R. Schür­mann, A. Schwar­zer (2014): Berufs­wunsch Wis­sen­schaft? HIS Forum Hochschule,Hannover.
  5. 14  K. Brie­dis, S. Jaksz­tat, N. Preß­ler, R. Schür­mann, A. Schwarzer

können.“11 Im Fol­gen­den unter­schei­det der Wis­sen­schafts- rat sehr dif­fe­ren­ziert zwi­schen: 1. Hoch­schul­ab­sol­ven­ten, die sich wis­sen­schaft­lich wei­ter­qua­li­fi­zie­ren, ohne damit eine Pro­mo­ti­on anzu­stre­ben (Post-Gra­du­ier­te), 2. sol­chen, die sich auf eine Pro­mo­ti­on vor­be­rei­ten (Dok­to­ran­den), 3. Hoch­schul­ab­sol­ven­ten, die sich im Anschluss an die Pro- moti­on wis­sen­schaft­lich wei­ter­qua­li­fi­zie­ren, ohne mit ei- nem unmit­tel­ba­ren Ver­blei­ben an der Hoch­schu­le oder ver­gleich­ba­ren Insti­tu­ti­on zu rech­nen (Post-Dok­to­ran­den) und 4. Hoch­schul­ab­sol­ven­ten, die sich im Anschluss an die Pro­mo­ti­on wis­sen­schaft­lich wei­ter­qua­li­fi­zie­ren mit dem Ziel eines Ver­blei­bens in der Hoch­schu­le (Hoch­schul­leh- rer­nach­wuchs). Ins­be­son­de­re aus den bei­den letzt­ge­nann- ten Dif­fe­ren­zie­run­gen wird deut­lich, dass der Sta­tus bei bei- den Grup­pen gleich ist und in der wei­te­ren Qua­li­fi­zie­rung nach der Pro­mo­ti­on besteht. Die unter­schied­li­chen Zie­le, näm­lich ein Ver­blei­ben an einer Hoch­schu­le in der Regel in Gestalt der Über­nah­me einer Pro­fes­sur oder aber eine Posi- tion außer­halb der Hoch­schu­le, sind zunächst indi­vi­du­el­le Zie­le („Karriereintentionen“12) der ein­zel­nen Per­so­nen, die oft­mals nicht offen­kun­dig sind und sich auch im Lau­fe der Qua­li­fi­zie­rungs­pha­se ändern kön­nen. Das die­se bei­den Kar­rie­re­zie­le oder ‑inten­sio­nen heu­te von sich nach der Pro­mo­ti­on Qua­li­fi­zie­ren­den pro­zen­tu­al fast schon gleich- ran­gig ange­strebt wer­den, zeigt die WiN­bus-Erhe­bung 2013/2014,13 nach der auf die Fra­ge: „Und nun zu Ihren kon- kre­ten Absich­ten: In wel­chem Bereich stre­ben Sie eine be- ruf­li­che Tätig­keit an?“ immer­hin 40% das Ziel einer Tätig- keit außer­halb der Hoch­schu­le ange­ge­ben haben.14 Die De- fini­ti­on des Wis­sen­schafts­ra­tes legt aber auch nahe, dass die­je­ni­gen, die sich habi­li­tiert und damit sozu­sa­gen das höchs­te Qua­li­fi­ka­ti­ons­ziel an einer Hoch­schu­le erreicht ha- ben, nicht mehr zum wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs zählen.

Inter­es­sant ist, dass der Bericht bei der Suche nach einer Defi­ni­ti­on über­wie­gend sich mit beschrei­ben­den Model- len, wie etwa das Pha­sen­mo­dell der EU-Kom­mis­si­on15 oder auch das Grup­pen­mo­dell des Sta­tis­ti­schen Bun­des- amtes16 befasst.17 Da aber der Begriff „wis­sen­schaft­li­cher Nach­wuchs“ einen bestimm­ten Per­so­nen­kreis in den/in ei- ner Hochschule/n erfas­sen und beschrei­ben will, hät­te es nahe gele­gen, zu fra­gen, ob und wenn ja wie die Lan-

(2014): Berufs­wunsch Wis­sen­schaft? HIS Forum Hochschule,

Han­no­ver, S. 16.
15 Euro­pean Com­mis­si­on (2011): Towards a Euro­pean Frame­work for

rese­arch care­ers S. 2, abzu­ru­fen unter https://cdn5.euraxess.org/sites/ defaul­t/­files/­po­li­cy_­li­bra­ry/­to­ward­s_a_­eu­ro­pean_frame­wor­k_­for_­re- search_careers_final.pdf , zuletzt abge­ru­fen am 25. April 2018.

16 Sta­tis­ti­sches Bun­des­amt (2014): Indi­ka­to­ren­mo­dell für die Be- richt­erstat­tung für die Bericht­erstat­tung zum wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs, End­be­richt, S.11.

17 Bun­des­be­richt (Nach­weis sie­he Fuß­no­te 6) S. 65 ff.

Barn­stedt · Die Ver­ant­wor­tung der Hoch­schu­len 2 2 5

226 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 3 (2018), 223–238

des­hoch­schul­ge­set­ze die­sen Per­so­nen­kreis beden­ken und gege­be­nen­falls defi­nie­ren. Hin­zu­kommt, dass in der Regel der wis­sen­schaft­li­che Nach­wuchs auch zugleich in einem Arbeits- oder Dienst­ver­hält­nis steht, die Grup­pe der mit­tels Sti­pen­di­en Finan­zier­ten ist – im Gegen­satz zu vie­len ande- ren Hoch­schul­tra­di­tio­nen in ande­ren Län­dern, wie etwa in der USA und auch Groß­bri­tan­ni­en – in Deutsch­land bei den Pro­mo­tio­nen aber auch bei den wei­te­ren Qua­li­fi­ka­tio- nen im Anschluss an die Pro­mo­ti­on gering.18 Eine Ände- rung ist weder abseh­bar noch anzu­stre­ben, da ein Beschäf- tigungs­ver­hält­nis im Gegen­satz zum Sti­pen­di­um in der Re- gel zugleich eine sozia­le Absi­che­rung in Gestalt einer Al- ters­ver­sor­gung, Kran­ken­ver­si­che­rung sowie Arbeits­lo­sen­ver­si­che­rung bedeu­tet. Eben wegen die­ser Ar- beits­ver­hält­nis­se ist auch die Bun­des­ebe­ne von Bedeu­tung, denn das Wissenschaftszeitvertragsgesetz19 (WissZeitVG) will gera­de den recht­li­chen Rah­men von Arbeits­ver­hält­nis- sen für eine wis­sen­schaft­li­che Qua­li­fi­ka­ti­on gestal­ten, in dem es in der Geset­zes­be­grün­dung heißt: „Es (das Wis­sen- schafts­zeit­ge­setz) stellt zudem sicher, dass sich jede Gene­ra- tion von Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­lern qua­li- fizie­ren kann“ und wei­ter: „die im WissZeitVG ver­an­ker­ten Son­der­reg­lun­gen zur Befris­tung in der Qua­li­fi­zie­rungs­pha- se und in dritt­mit­tel­fi­nan­zier­ten Pro­jek­ten stel­len geeig­ne­te und über­wie­gend belast­ba­re Instru­men­te dar, um befristete

  1. 18  Laut dem Sta­tis­ti­schen Bun­des­amt, Pro­mo­vie­ren­de in Deutsch­land – Win­ter­se­mes­ter 20142015, S.37 f. wur­den im Win­ter­se­mes­ter 204/2015 16% der Pro­mo­vie­ren­den durch Sti­pen­di­en geför­dert. Wobei in Ver­öf­fent­li­chun­gen die Zahl der sich in einem Beschäf­ti- gungs­ver­hält­nis befin­den­den Pro­mo­vie­ren­den sehr unter­schied­lich sind, sie­he Sta­tis­ti­sches Bun­des­amt, Indi­ka­tio­nen­mo­dell Sta­tis­ti­sches Bun­des­amt (2014): Indi­ka­to­ren­mo­dell für die Bericht­erstat­tung für die Bericht­erstat­tung zum wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs, End­be- richt, S.99.
  2. 19  Gesetz über befris­te­te Arbeits­ver­trä­ge in der Wis­sen­schaft (Wis­sen- schafts­zeit­ver­trags­ge­setz — WissZeitVG)vom 12.04.2007 (BGBl. I S. 506), zuletzt geän­dert durch Arti­kel 6 Absatz 4 des Geset­zes vom 23. Mai 2017 (BGBl. I S. 1228).
  3. 20  BT-Druck­sa­che 18/6489 vom 28.10. 2015, S. 7.
  4. 21  § 2 Abs. 1 Gesetz über die Hoch­schu­len in Baden-Württemberg(Landeshochschulgesetz — LHG) vom 1. Janu­ar 2005 (GBl. 2005, S.
    1) in der Fas­sung des Geset­zes vom 7. Novem­ber 2017 (GBl. S. 584); Art.2 Abs. 2 Baye­ri­sches Hoch­schul­ge­setz (BayHSchG) vom 23. Mai 2006 (GVBl. S. 245, BayRS 2210–1‑1-K), in der Fas­sung vom 19. Dezem­ber 2017 (GVBl. S. 568); § 3Abs. 3 Bran­den­bur­gi­sches Hoch- schul­ge­setz (BbgHG) vom 28. April 2014 (GVBl.I/14, [Nr. 18]) in der Fas­sung von Arti­kel 2 des Geset­zes vom 1. Juli 2015 (GVBl.I/15, [Nr. 18]); § 4 Abs. 3 Gesetz über die Hoch­schu­len im Land Ber­lin (Ber­li­ner Hoch­schul­ge­setz — BerlHG) in der Fas­sung vom 26. Juli 2011 (GVBl. 2011, S. 378) in der Fas­sung des Arti­kel 6 des Geset­zes vom 02.02.2018 (GVBl. S. 160); § 3 Abs.3 Bre­mi­sches Hoch­schul­ge- setz (BremHG vom 9. Mai 2007 (Brem.GBl. S. 339) in der Fas­sung von Arti­kel 1 des Geset­zes vom 20. Juni 2017 (Brem.GBl. S. 263); § 3 Abs. 2 Ham­bur­gi­sches Hoch­schul­ge­setz (HmbHG) vom 18. Juli 2001 (HmbGVBl. 2001, S. 171) in der Fas­sung von Arti­kel 2 des Geset­zes vom 28. Novem­ber 2017 (HmbGVBl. S. 365)6); § 4 Abs. 1–4 Hes­si- sches Hoch­schul­ge­setz (HHG) vom 14. Dezem­ber 2009 (GVBl. I S.

Beschäf­ti­gungs­ver­hält­nis­se mit Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­lern ein­ge­hen zu können“.20

II. Der wis­sen­schaft­li­che Nach­wuchs in den Landeshochschulgesetzen

Zunächst kann fest­ge­stellt wer­den, dass sich Lan­des­hoch- schul­ge­set­ze in viel­fäl­ti­ger Wei­se und in sehr unter­schied­li- chem Umfang mit dem wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs befas­sen, aber eine Defi­ni­ti­on des Begrif­fes wis­sen­schaft­li- cher Nach­wuchs in kei­nem ent­hal­ten ist. In allen Hoch- schul­ge­set­zen ist – mit leich­ten For­mu­lie­rungs­va­ri­an­ten – gere­gelt, dass den Hoch­schu­len die Auf­ga­be obliegt, den wis­sen­schaft­li­chen und künst­le­ri­schen Nach­wuchs zu för- dern/ zu betreuen/ auszubilden.21 Mit die­ser zen­tra­len Aus- sage grei­fen die Lan­des­hoch­schul­ge­set­ze § 2 Abs. 2 HRG22 auf, wonach die Hoch­schu­len ent­spre­chend ihrer Auf­ga- ben­stel­lung den wis­sen­schaft­li­chen und künst­le­ri­schen Nach­wuchs för­dern. Zu die­ser Vor­schrift hat das Bun­des- verwaltungsgericht23 fest­ge­stellt, dass dar­aus eine För­der- pflicht der Uni­ver­si­tät und im Fal­le einer Habi­li­ta­ti­on eine Betreu­ungs­pflicht der „Mut­ter­fa­kul­tät“ fol­ge. Die­se Betreu- ungs­pflicht ende auch bei einer lan­des­recht­li­chen Tren- nung von Habi­li­ta­ti­on und Lehr­be­fug­nis nicht schon ohne wei­te­res mit der Erlan­gung der Lehr­be­fä­hi­gung, sondern

666) in der Fas­sung von Arti­kel 2 des Geset­zes vom 18. Dezem­ber 2017 (GVBl. S. 482); § 3 Abs. 2 Gesetz über die Hoch­schu­len des Lan­des Meck­len­burg-Vor­pom­mern (Lan­des­hoch­schul­ge­setz — LHG M‑V) vom 25. Janu­ar 2011 (GVOBl. M‑V 2011, S. 18) in der Fas­sung von Arti­kel 3 des Geset­zes vom 11. Juli 2016 (GVOBl. M‑V S. 550, 557); § 3 As.1 Nr.3 Nie­der­säch­si­sches Hoch­schul­ge­setz (NHG) vom 26. Febru­ar 2007 (Nds. GVBl. S. 69), in der Fas­sung von Arti­kel 1 des Geset­zes vom 15. Dezem­ber 2015 (Nds. GVBl. S. 384); § 3 Abs.

1 Gesetz über die Hoch­schu­len des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len (Hoch­schul­ge­setz — HG) vom 16. Sep­tem­ber 2014 (GV. NRW. S.
547) (1) in der Fas­sung von Arti­kel 3 des Geset­zes vom 17. Okto­ber 2017 (GV. NRW. S. 806) (2); § 5 Abs. 3 Hoch­schul­ge­setz Rhein­land- Pfalz (Hoch­SchG) vom 19. Novem­ber 2010 in der Fas­sung von Arti­kel 7 des Geset­zes vom 07.02.2018 (GVBl. S. 9); § 3 Abs. 2 und
3 Saar­län­di­sches Hoch­schul­ge­setz (SHSG) vom 30. Novem­ber 201 (Amts­blatt 2016, S. 1080); § 3 Abs.3 Hoch­schul­ge­setz des Lan­des Sach­sen-Anhalt (HSG LSA) vom 14. Dezem­ber 2010 (GVBl. LSA
S. 600, ber. 2011 S. 561) in der Fas­sung von Arti­kel 7 des Geset­zes vom 25. Febru­ar 2016 (GVBl. LSA S. 89, 94; § 5 Abs.2 Nr. 2 Gesetz über die Frei­heit der Hoch­schu­len im Frei­staat Sach­sen (Säch­si­sches Hoch­schul­frei­heits­ge­setz – SächsHSFG) Säch­si­sches vom 15. Janu­ar 2013 (SächsGVBl. S. 3), in der Fas­sung des Geset­zes vom 15. Okto- ber 2017 (SächsGVBl. S. 546; § 3 Abs. 6 Gesetz über die Hoch­schu­len und das Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Schles­wig-Hol­stein (Hoch­schul­ge­setz

- HSG) vom 5. Febru­ar 2016 in der Fas­sung von Art. 4 des Geset­zes vom 21.02.2018 (GVOBl. S. 58); § 5 Abs. 3 Thü­rin­ger Hoch­schul- gesetz (ThürHG) in der Fas­sung der Bekannt­ma­chung vom 13. Sep­tem­ber 2016 (GVBl. 2016, S.437).

22 Hoch­schul­rah­men­ge­setz in der Fas­sung der Bekannt­ma­chung vom 19. Janu­ar (BGBl. I s.18), in der Fas­sung von Art. 6 Abs. 2 des Geset­zes vom 23. Mai 2017 (BGBl. I S. 1228).

23 BVerw­GE 91, 24 (44).

erst, wenn das Ziel des Betreu­ungs­ver­hält­nis­ses, die von der Fakul­tät zu leis­ten­de För­de­rung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses, erreicht sei. Wann dies der Fall sei, hän­ge mit­hin von der Ent­schei­dung ab, ob eine auf die­ser Befähi- gung auf­bau­en­de „Lauf­bahn“ ein­ge­schla­gen wer­den soll. Die­se Ent­schei­dung aber lie­ge allein beim Habilitierten.24 Aus die­ser Ent­schei­dung wird deut­lich, dass das Bun­des- ver­wal­tungs­ge­richt zwi­schen der Qua­li­fi­zie­rung als sol­cher und dem Ziel der Qua­li­fi­zie­rung unter­schei­det und hier­zu her­vor­hebt, dass das Ziel der Qua­li­fi­zie­rung (eine Kar­rie­re inner­halb oder außer­halb der Hoch­schu­le) indi­vi­du­el­le Zie­le (sie­he oben „Kar­rie­rein­ten­tio­nen“) sind.

Der Ent­schei­dung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts liegt ein indi­vi­du­el­ler Fall zu Grun­de, wes­halb sich das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt zur Pflicht gegen­über dem/ der ein­zel­nen Nachwuchswissenschaftler/in äußert. Das Hoch­schul­rah­men­ge­setz und die Lan­des­hoch­schul­ge- set­ze regeln aber auch eine Pflicht gegen­über der und für die All­ge­mein­heit, den wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs zu för­dern. Die­se Auf­ga­be lei­tet da Bun­des­ver­fas­sungs- gericht aus Art. 5 Abs. 2 GG her, in dem es in sei­nem Be- schluss vom 24. April 1996 aus­führt: „Zur sach­ge­rech­ten För­de­rung des aka­de­mi­schen Nach­wuch­ses, einer aus Art. 5 Abs. 3 GG fol­gen­den Auf­ga­be, ist die gene­rel­le Be- fris­tung der Beschäf­ti­gungs­ver­hält­nis­se von wis­sen- schaft­li­chen Mit­ar­bei­tern geeig­net und auch erfor­der- lich. Arbeits­ver­hält­nis­se, die Gele­gen­heit zur wis­sen- schaft­li­chen Wei­ter­bil­dung nach Been­di­gung eines Stu- diums geben, sind dazu unent­behr­lich. Kon­ti­nu­ier­li­che Nach­wuchs­för­de­rung in Arbeits­ver­hält­nis­sen kann nur betrie­ben wer­den, wenn die beschränkt vor­han­de­nen Stel­len immer wie­der frei werden.“25

Neben der Pflicht, den wis­sen­schaft­li­chen Nach- wuchs zu för­dern, befas­sen sich die Hoch­schul­ge­set­ze der Län­der unter ver­schie­de­nen Aspek­ten aus­drück­lich mit dem wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs. Die beson­de­re Bedeu­tung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses wird dadurch her­vor­ge­ho­ben, dass in vie­len Hoch­schul­ge­set- zen aus­drück­lich eine Zustän­dig­keit des Senats für die (grund­sätz­li­chen) Ange­le­gen­hei­ten des wis­sen­schaft­li- chen Nach­wuch­ses begrün­det wird.26 Auch ist in mehre-

  1. 24  BVerw­GE ebenda.
  2. 25  BVerfG 1 BvR 712/86, Rdnr. 111, http://www.bundesverfas-sungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/1996/04/ rs19960424_1bvr071286.html, zuletzt abge­ru­fen am 8. April 2018.
  3. 26  Geset­zes­fund­stel­len sie­he Fuß­no­te 21, so § 19 Nr. 11 LHG B‑W , Art.28 Abs. 3 Nr.2 BayHSchG, § 61 Abs.1 Nr. 9 BerlHG, § 36 Abs. 2 Nr.4 HHG, §76Abs.2Nr.14HochSchGR‑P,§21Abs.1Nr.14HSGS‑H,§81Abs. 1 Nr. 8 SächsHSFG und § 67 Abs. 3 Nr. 7 HSG LSA geregelt.
  4. 27  Geset­zes­fund­stel­len sie­he Fuß­no­te 21, so etwa in § 87 Nr.3

ren Hoch­schul­ge­set­zen eine (zum Teil zusätz­li­che) Zu- stän­dig­keit der Fach­be­rei­che oder Fakul­tä­ten für die För­de­rung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses vor­ge- sehen.27 Das Hoch­schul­ge­setz von Sach­sen-Anhalt re- gelt in § 102 HSG LSA dar­über hin­aus, dass die wis­sen- schaft­li­chen Ein­rich­tun­gen ver­pflich­tet sind, den wis- sen­schaft­li­chen Nach­wuchs zu för­dern. Ham­burg (§ 92 Abs.1 HmbHG) sieht vor, dass die Zustän­dig­keit der He- ran­bil­dung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses auf Fa- kul­tä­ten über­tra­gen wer­den kann, und Bran­den­burg (§ 33 BbgHG) schreibt vor, dass die Zustän­dig­keit zur Ent- schei­dung von grund­sätz­li­chen Fra­gen betref­fend die För­de­rung des wis­sen­schaft­li­chen und künst­le­ri­schen Nach­wuch­ses in der Grund­ord­nung zu regeln sind. Ähn­lich wird in Nie­der­sach­sen § 33 Abs. 2 NHG ver- langt, dass die Hoch­schu­le sich in Fakul­tä­ten oder ande- re Orga­ni­sa­ti­ons­ein­hei­ten zu glie­dern hat, die mög­lichst fächer­über­grei­fend die Auf­ga­ben bei der För­de­rung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses erfül­len. Ins­ge­samt zei­gen auch die­se Zustän­dig­keits­re­ge­lun­gen, dass der wis­sen­schaft­li­che Nach­wuchs eine zen­tra­le Bedeu­tung in den Lan­des­ge­set­zen und damit in den Hoch­schu­len hat.

Die zen­tra­le Bedeu­tung des wis­sen­schaft­li­chen Nach- wuch­ses kommt fer­ner in § 5 HRG um Aus­druck, wo- nach die staat­li­che Finan­zie­rung sich u.a. an den bei der För­de­rung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses er- brach­ten Leis­tun­gen zu ori­en­tie­ren hat. Meh­re­re Lan- des­ge­set­ze haben dies ent­we­der im Wort­laut sehr ähn- lich geregelt28 oder vor­ge­se­hen, dass die Leis­tun­gen bei der För­de­rung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses ein Kri­te­ri­um für die inter­ne Mit­tel­ver­tei­lung ist (§ 81 Abs.2 BremHG). Eine wei­te­re Vari­an­te ist, die Leis­tun­gen bei der För­de­rung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses in der Ziel­ver­ein­ba­rung zwi­schen Minis­te­ri­um und Hoch- schu­le festzulegen.29 Eben­so sehen meh­re­re Hoch­schul- geset­ze ent­spre­chend § 6 HRG vor, dass eine regel­mä­ßi- ge Bewer­tung der Leis­tun­gen u.a. bei der För­de­rung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses zu erfol­gen hat.30

Her­vor­zu­ha­ben ist, dass vie­le Lan­des­ge­set­ze aus- drück­lich oder zumin­dest inzi­dent regeln, dass die För-

BremHG, § 86 Abs. 2 Nr.7 Hoch­SchG R‑P, § 28 Abs. 2 Nr.7 HSG

S‑H, § 76 Abs.1 Nr. 5 HSG LSA.
28 Geset­zes­fund­stel­len sie­he Fuß­no­te 21, so etwa in Art.5 Abs. 2

BayHSchG, § 16 Abs.1 LHG M‑V, § 102 Hoch­SchG R‑P und § 13

ThürHG.
29 Geset­zes­fund­stel­len sie­he Fuß­no­te 21, § 7 Abs.2 HHG, § 1 Abs.

3 Nr.3 NHG, § 10 As.2 SHSG, § 57 Abs.2 Nr. 2 HSG LSA, § 12

ThürHG.
30 Geset­zes­fund­stel­len sie­he Fuß­no­te 21, Art. 16 BayHchG; § 27

Abs.1 BbgHG, § 8 SHSG, § 9 SächsHSFG; § 8 ThürHG.

Barn­stedt · Die Ver­ant­wor­tung der Hoch­schu­len 2 2 7

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derung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses Dienstauf- gabe der Hochschullehrer/innen ist.31.

Alles in allem hat der wis­sen­schaft­li­che Nach­wuchs im Hoch­schul­rah­men­ge­setz und in den Lan­des­ge­set­zen eine pro­mi­nen­te Stel­lung, die Betreu­ung und För­de­rung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses wird nicht nur ge- nere­ll als Auf­ga­be der Hoch­schu­len bestimmt, son­dern die Leis­tun­gen der Hoch­schu­len bei der För­de­rung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs sind Indi­ka­to­ren für die exter­ne und zum Teil inter­ne Mit­tel­ver­tei­lung. Vor allem sind die Zustän­dig­kei­ten für die Betreu­ung und För­de- rung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses in der Regel auf obers­ter Ebe­ne in der Orga­ni­sa­ti­ons­struk­tur (Senat) aber auch in der Hier­ar­chie (Hochschullehrer/innen) vor­ge­se­hen. Vie­le Hoch­schu­len haben inzwi­schen im Rektorat/Präsidium ein Mit­glied, das für For­schung und wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs zustän­dig ist.32 Ins­ge- samt beinhal­tet die Auf­ga­be, den wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs zu för­dern, die indi­vi­du­el­le För­de­rung und Betreu­ung des/der ein­zel­nen Nach­wuchs­wis­sen­schaft- lers/Nachwuchswissenschaftlerin aber auch die grund- sätz­li­che Pflicht, den Nach­wuchs zu för­dern und damit mit­tels befris­te­ter Arbeits­ver­trä­ge Stel­len für den wis- sen­schaft­li­chen Nach­wuchs bereit zu halten.

Bemer­kens­wert ist, dass kein Hoch­schul­ge­setz eine Legal­de­fi­ni­ti­on für die Per­so­nen­grup­pe des wis­sen- schaft­li­chen Nach­wuch­ses ent­hält. Soweit in den Lan- des­ge­set­zen das wis­sen­schaft­lich täti­ge Per­so­nal und die aka­de­mi­schen Mitarbeiter/innen defi­niert werden,33 ent­hal­ten die­se Defi­ni­tio­nen kei­ne Aus­sa­gen zum wis- sen­schaft­li­chen Nach­wuchs. Die­ser Per­so­nen­kreis ist zwar in der Grup­pe des wis­sen­schaft­li­chen Per­so­nals und der der aka­de­mi­schen Mitarbeiter/innen ent­hal­ten, aber die letzt­ge­nann­ten Begrif­fe sind umfas­sen­der und inklu­die­ren z. T. auch Professoren/Professorinnen sowie akademische/wissenschaftliche Mitarbeiter/innen auf

  1. 31  Geset­zes­fund­stel­len sie­he Fuß­no­te 21, § 16 Abs. 2 Nr. 12 LHG B–W — Leis­tungs­be­zü­ge für beson­de­re Leis­tun­gen für die Nach­wuchs­för- derung, § 42 BbgHG, § 99 Abs. 4 Nr. 2 BerlHG, § 29 BremHG, § 61 Abs.1 Nr. 2 HHG, § 12 Abs. 4 Nr. 4 HmbHG, § 57 Abs.3 LHG M‑V, § 24 Abs.1 NHG, § 67 Abs.3 Nr. 5 SächsHSFG § 73 Abs.1 SHSG – Auf­ga­be der For­schung ist die Qua­li­fi­zie­rung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses, § 34 Abs. 2 Nr. 3 HSG LSA, § 76 Abs. 2 Nr. 8 ThürHG, § 4 Abs. 3 Hoch­SchG R‑P: Hoch­schu­le regelt, in wel­chem Umfang die per­sön­li­che Anwe­sen­heit der Pro­fes­so­rin­nen und Pro­fes­so­ren in der Regel für die Aus­bil­dung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses erfor­der­lich ist.
  2. 32  Bei­spiel­haft die Uni­ver­si­tät Stutt­gart, https://www.uni-stuttgart. de/universitaet/organisation/leitung/ zuletzt abge­ru­fen am 13. April 2018, die Uni­ver­si­tät Bie­le­feld, https://www.uni-bielefeld. de/Universitaet/Ueberblick/Organisation/Rektorat/Forschung/ zuletzt abge­ru­fen am 13. April 2018, Uni­ver­si­tät Köln, https:// www.portal.uni-koeln.de/prorektorat_planung_wisspersonal1. html zuletzt abge­ru­fen am 13. April 2018.

Lebens­zeit oder aber Lektorinnen/Lektoren.34 Auch sind die Juni­or­pro­fes­su­ren und damit eine Unter­grup­pe des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses in der Grup­pe der Hochschullehrer/innen enthalten.35 Die Rege­lun­gen in den Lan­des­ge­set­zen erwe­cken den Ein­druck, als bestün- de ein all­ge­mei­ner Kon­sens, wel­che Per­so­nen in einer Hoch­schu­le als wis­sen­schaft­li­cher Nach­wuchs anzu­se- hen ist. Wie bereits dargestellt,36 ist dies aber kei­nes­falls der Fall. Nicht nur der Bundesbericht37 son­dern auch der des Sta­tis­ti­schen Bun­des­am­tes (2014)38 heben dies her­vor. Das Sta­tis­ti­sche Bun­des­amt ver­mu­tet, dies sei dar­in begrün­det, weil frü­her der ers­te Schritt der wis­sen- schaft­li­chen Qua­li­fi­ka­ti­on die Pro­mo­ti­on war, an die sich in weni­gen Fäl­len die Habi­li­ta­ti­on anschloss; heu­te aber die Kar­rie­re­we­ge zur Pro­fes­sur aber die Kar­rie­re­we­ge ins­be­son­de­re in Gestalt einer Juni­or­pro­fes­sur und auch einer Post-Doc-Pha­se viel­fäl­ti­ger seien.39 So ganz ver- mag dies nicht zu über­zeu­gen oder aber das sta­tis­ti­sche Bun­des­amt geht mit sei­ner Deu­tung weit zurück in die Geschich­te. Hat doch der Wis­sen­schafts­rat – wie dar­ge- stellt40 – bereits in sei­nen Emp­feh­lun­gen zur För­de­rung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses vom 25. Janu­ar 1980 in über­zeu­gen­der Wei­se die ver­schie­de­nen Qua­li­fi- kat­ions­stu­fen dar­ge­stellt, die eben viel­fäl­ti­ge und auch Qua­li­fi­ka­ti­ons­zie­le außer­halb der Hoch­schu­le beinhalten.

Fer­ner ver­wen­den das Hoch­schul­rah­men­ge­setz und zum Teil die Län­der­ge­set­ze den Begriff des wis­sen­schaft- lichenNachwuchsesnichteindeutigundeinheitlich.So etwa regeln § 12 HRG und auch meh­re­re Lan­des­ge­set- ze,41 dass Post­gra­dua­le Stu­di­en­gän­ge zur Her­an­bil­dung des wis­sen­schaft­li­chen und künst­le­ri­schen Nach­wuch­ses von den Hoch­schu­len ange­bo­ten wer­den sol­len. Durch die­se For­mu­lie­rung wird aber nur eine Teil­men­ge des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses erfasst, näm­lich die Pro­mo­vie­ren­den, wäh­rend ansons­ten in die­sen Geset-

33 So etwa n § 44 und 52 LHG B.-W. Fund­stel­le sie­he Fuß­no­te 22. 34 Sie­he hier­zu ins­be­son­de­re BAG vom 1. Juni 2011 – Az. 7 AZR 827/09, NZA 2011, 1280 ff. zur Abgren­zung wissenschaftliche

Mitarbeiter/innen nach dem WissZeitVG und den Landesgeset-

zen.
35 So etwa § 44 Abs. 1 Zif­fer 1 LHG Baden-Würt­tem­berg, Gesetzes-

fund­stel­le sie­he Fuß­no­te 21.
36 Sie­he oben unter 1.
37 Bun­des­be­richt (Nach­weis sie­he Fuß­no­te) S. 64 ff.
38 Sta­tis­ti­sches Bun­des­amt (2014): Indi­ka­to­ren­mo­dell für die Be-

richt­erstat­tung für die Bericht­erstat­tung zum wissenschaftlichen

Nach­wuchs, End­be­richt, S.11 ff.
39 Sta­tis­ti­sches Bun­des­amt ((Nach­weis sie­he Fuß­no­te zuvor) S. 12 40 Sie­he oben unter I. (S. Fußn. 10).
41 Geset­zes­fund­stel­len sie­he Fuß­no­te 21, § 38 Abs. 2 LHG B‑W, Art.

64 Abs. 2 BayHSchG, § 70 Abs. 5 HmbHG, § 6 Abs.4 NHG, § 61 Abs. 2 SHSG, § 42 bs.1 SächsHSFG, § 54 Abs. 4 ThürHG.

zen mit der Ver­wen­dung des Begrif­fes wis­sen­schaft­li­cher Nach­wuchs der Per­so­nen­kreis gemeint ist, der sich nach einem Hoch­schul­ab­schluss oder nach einer Pro­mo­ti­on an einer Hoch­schu­le wei­ter qua­li­fi­ziert, wobei mit der letzt­ge­nann­ten Vari­an­te nicht unbe­dingt Habi­li­tie­ren­de gemeint sind;42 so etwa auch Patz­ke,43 der hin­schlich der Defi­ni­ti­on des Begrif­fes „wis­sen­schaft­li­cher Nach­wuchs“ im nie­der­säch­si­schen Hoch­schul­ge­setz auf die oben be- reits wiedergegebene44 Defi­ni­ti­on des Wis­sen­schafts­ra- tes von 1980 verweist.

III. Der wis­sen­schaft­li­che Nach­wuchs im Bun­des- recht, ins­be­son­de­re im Wis­sen­schafts­zeit­ver­trags­ge- setz

Auf das Hoch­schul­rah­men­ge­setz wur­de bereits als Rah- men für die Lan­des­ge­set­ze ein­ge­gan­gen. Ohne dass im Geset­zes­text aus­drück­lich der wis­sen­schaft­li­che Nach- wuchs genannt wird, ist das Wis­sen­schafts­zeit­ver­trags- gesetz45 das Gesetz, wel­ches – so die Geset­zes­be­grün- dung anläss­lich der Ände­rung von 2016 – die Son­der­reg- lun­gen zur Befris­tung von wis­sen­schaft­li­chem und künst­le­ri­schem Per­so­nal in der Qua­li­fi­zie­rungs­pha­se sowie in dritt­mit­tel­fi­nan­zier­ten Pro­jek­ten regelt.45,46Auch wird die Novel­lie­rung des Geset­zes 2016 damit begrün- det, dass dies der Ver­bes­se­rung der Bedin­gun­gen „für den wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs“ die­nen soll.47 Damit stellt das Gesetz den arbeits­recht­li­chen Rah­men für den wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs, der an einer Hoch­schu­le mit­tels eines Arbeits­er­tra­ges tätig ist. Nicht erfasst wer- den vom Wis­sen­schafts­zeit­ver­trags­ge­setz die Nach- wuchswissenschaftler/innen, die sich zwar wis­sen­schaft- lich im Rah­men einer Pro­mo­ti­on oder im Anschluss dar­an wei­ter­qua­li­fi­zie­ren, die aber in einer Hoch­schu­le mit­tels eines unbe­fris­te­ten Arbeits­ver­hält­nis­ses oder eines Beam­ten­ver­hält­nis­ses auf Zeit etwa als aka­de­mi- scher Rat auf Zeit oder einer Juni­or­pro­fes­sur, auf der Basis eines Ver­tra­ges als wis­sen­schaft­li­che Hilfs­kraft tätig sind oder mit­tels eines Sti­pen­di­ums sowie auf der Basis eines Arbeits­er­trags außer­halb der Hoch­schu­le oder aber sons­tig pri­vat finan­ziert etwa durch Eltern sich an einer Hoch­schu­le wis­sen­schaft­lich qua­li­fi­zie­ren. Wie bereits dar­ge­stellt, gibt es im Moment noch wenig ver- läss­li­che Daten,48 wie das zah­len­mä­ßi­ge Ver­hält­nis der

  1. 42  Peine/Richter in Knopp/Peine/Topel, Bran­den­bur­gi­sches Hoch- schul­ge­setz, 3. Auf­la­ge, 2018, § 3, Rdnr. 42.
  2. 43  In Epping, Nie­der­säch­si­sches Hoch­schul­ge­setz, Hand­kom­men­tar, 2016, § 3 Rdnr. 16.
  3. 44  Sie­he oben unter I. (S. Fußn. 10).
  4. 45  Fund­stel­le sie­he Fuß­no­te 10.
  5. 46  BT-Druck­sa­che 18/6489 vom 28.10. 2015, S. 1.

sich Qua­li­fi­zie­ren­den auf der Basis von Arbeits- oder Beam­ten­ver­hält­nis­sen ist. Hin­sicht­lich der Pro­mo­vie- ren­den und damit wohl der größ­ten Grup­pe inner­halb des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses zeigt das Sta­tis­ti- sche Bun­des­amt in der Erhe­bung Pro­mo­vie­ren­de in Deutsch­land – Win­ter­se­mes­ter 2014/2015 auf, dass 83 % der Pro­mo­vie­ren­den in einem Beschäf­ti­gungs­ver­hält­nis und ins­ge­samt 64% der Pro­mo­vie­ren­den in einem Beschäf­ti­gungs­ver­hält­nis mit einer Hoch­schu­le sowie rund 5% mit einer außer­uni­ver­si­tä­ren Ein­rich­tung (die eben­falls unter den Anwen­dungs­be­reich des Wis­sen- schafts­zeit­ver­trags­ge­set­zes fal­len) standen.49 Auch wenn aus die­sem Bericht nicht zu ent­neh­men ist, in wel­chem Umfang die Beschäf­ti­gungs­ver­hält­nis­se auf dem Wis- sen­schafts­zeit­ver­trags­ge­setz beru­hen oder aber Ver­trä­ge als wis­sen­schaft­li­che Hilfs­kraft oder ein Beam­ten­ver- hält­nis zu Grun­de lagen, dürf­te wohl unbe­strit­ten sein, dass das Wis­sen­schafts­zeit­ver­trags­ge­setz die maß­geb­lich Rechts­grund­la­ge für die Beschäf­ti­gungs­ver­hält­nis­se mit dem wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs ist. Das Gesetz gestal­tet in ganz erheb­li­chen Maße das arbeits­recht­li­che Ver­hält­nis von Nach­wuchs­wis­sen­schaft­lern/-wis­sen- schaftlerinnen.

Sinn und Zweck des Wis­sen­schafts­zeit­ver­trags­ge­set- zes ist – so die Geset­zes­be­grün­dung – „mit sei­nen Be- fris­tungs­tat­be­stän­den Fluk­tua­tio­nen beim wis­sen­schaft- lichen und künst­le­ri­schen Per­so­nal und damit einen lau- fen­den Zustrom neu­er Ideen an die Hoch­schu­len und For­schungs­ein­rich­tun­gen“ zu ermöglichen.50 Und wei­ter heißt es: „Es (das Wis­sen­schafts­zeit­ver­trags­ge­setz) stellt zu dem sicher, dass sich jede Gene­ra­ti­on von Wis­sen- schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­lern qua­li­fi­zie­ren kann, weil nicht alle Mit­tel­bau-Stel­len mit Dau­er­per­so­nal be- setzt sind. Dies ist auch des­halb sach­ge­recht, weil die Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler in der Qua­li- fizie­rungs­pha­se noch nicht auf eine wis­sen­schaft­li­che Kar­rie­re fixiert sind, so dass in die­ser Pha­se zu einem gro­ßen Teil für den all­ge­mei­nen Arbeits­markt aus­ge­bil- det wer­den.“ 51

Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt hat nicht zur die Zu- läs­sig­keit son­dern sogar die Not­wen­dig­keit einer derar- tigen Befris­tungs­re­ge­lung fest­ge­stellt, damit die aus Art. 5 Abs. 3 GG fol­gen­de Auf­ga­be einer sach­ge­rech­ten För- derung des aka­de­mi­schen Nach­wuch­ses verwirklicht

Barn­stedt · Die Ver­ant­wor­tung der Hoch­schu­len 2 2 9

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BT-Druck­sa­che 18/6489 vom 28.10. 2015, S. 7.
Sie­he oben I. (S.4) sowie Fuß­no­te 18.
Sta­tis­ti­schen Bun­des­amt, Pro­mo­vie­ren­de in Deutsch­land – Win- ter­se­mes­ter 20142015, S.39.

BT-Druck­sa­che 18/6489 vom 28.10. 2015, S. 7. BT-Druck­sa­che 18/6489 vom 28.10. 2015, S. 7.

230 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 3 (2018), 223–238

wer­den kann. „Kon­ti­nu­ier­li­che Nach­wuchs­för­de­rung in Arbeits­ver­hält­nis­sen kann nur betrie­ben wer­den, wenn die beschränkt vor­han­de­nen Stel­len immer wie­der frei werden.“52 Damit wird deut­lich, dass der wis­sen­schaft­li- che Nach­wuchs in der Regel zuläs­si­ger und not­wen­di­ger Wei­se sich in einem befris­te­ten Arbeits­ver­hält­nis befin- det. Die­se Aus­sa­ge ist ins­be­son­de­re wegen des in der Pres­se aber auch von den Gewerkschaften53 immer wie- der­keh­ren­den Vor­wurfs der pre­kä­ren, weil befris­te­ten Arbeitsverhältnisse54 an Hoch­schu­len her­vor­zu­he­ben. Hier wird deut­lich, dass in Bezug auf den wis­sen­schaft­li- chen Nach­wuchs die Arbeits­ver­hält­nis­se aber auch die Per­so­nal­ent­wick­lung für die­sen Per­so­nen­kreis gera­de nicht mit jenen/jener in der Indus­trie ver­gli­chen oder aber auch gleich­ge­setzt wer­den kann. Eben weil neben der indi­vi­du­el­len För­de­rung und Betreu­ung der Nach- wuchswissenschaftler/innen die Hoch­schu­len auch die grund­sätz­li­che Auf­ga­be obliegt, die För­de­rung des wis- sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses zu gewähr­leis­ten, die­sen für den Arbeits­markt und im Regel­fall nicht nur für wis- sent­li­che Ein­rich­tun­gen zu qua­li­fi­zie­ren, sind die Ar- beits­ver­hält­nis­se auch in der Regel befristet.

Aus die­sem Grun­de muss auch die Per­so­nal­ent­wick- lung für die­sen Per­so­nen­kreis grund­sätz­lich die Inten­ti- on haben, einen Kar­rie­re­weg außer­halb der eige­nen Hoch­schu­le aber auch außer­halb der Wis­sen­schaft zu beden­ken. Das alles wider­spricht dem Ver­ständ­nis einer Per­so­nal­ent­wick­lung in der Indus­trie. Die­se hat in der Regel einen Unter­neh­mens bezo­ge­nen Ansatz, in dem u. a. als Erfolgs­fak­tor für eine gelun­ge­ne Per­so­nal­ent­wick- lung eine gerin­ge Per­so­nal­fluk­tua­ti­on ange­se­hen wird.55 Wegen der Auf­ga­be für die All­ge­mein­heit, die auch dar- in zum Aus­druck kommt, dass die Hoch­schu­len in der Regel öffent­lich-recht­li­che Kör­per­schaf­ten und eben nicht Unter­neh­men sind, war und ist es ein Erfolgs­in­di- kator für Hoch­schu­len, wie vie­le ihrer Nach­wuchs­wis- senschaftler/innen einen „Ruf “ erhal­ten oder aber Füh- rungs­po­si­tio­nen außer­halb der Hoch­schu­le errei­chen. Die Fluk­tua­ti­on ist – im Gegen­satz zum all­ge­mei­nen Ziel der Per­so­nal­ent­wick­lung – ein Erfolgs­in­di­ka­tor für Hoch­schu­len. Mit die­ser Aus­sa­ge soll nicht Gegenrede

  1. 52  BVerfG 1 BvR 712/86, Rdnr. 111, http://www.bundesverfas- sungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/1996/04/ rs19960424_1bvr071286.html, zuletzt abge­ru­fen am 8. April 2018.
  2. 53  GEW: 93 Pro­zent der Stel­len befris­tet, „Die Zahl der wis­sen- schaft­li­chen Nach­wuchs­kräf­te steigt: Im Jahr 2000 waren 82.400 von ihnen haupt­be­ruf­lich an Hoch­schu­len beschäf­tigt, 2014 fast 145.000 – ein Zuwachs von 76 Pro­zent. Fast alle von ihnen haben jedoch Zeit­ver­trä­ge“. Abzu­ru­fen unter: https://www.gew.de/ak- tuel­les/­de­tail­sei­te/­neu­ig­kei­ten/93-pro­zent-der-stel­len-befris­te­t/, zuletzt abge­ru­fen am 25.April 2018.
  3. 54  So etwa „Es zählt nicht der Abschluss, son­dern was man dar­aus macht in Spie­gel online vom 22.3. 2018, http://www.spiegel.de/

gegen das Ziel der Ver­wal­tungs­ver­ein­ba­rung, Kar­rie­re- wege für den wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs bes­ser plan- barer und trans­pa­ren­ter zu gestal­ten sowie eine im Durch­schnitt frü­he­re Ent­schei­dung über den dau­er­haf­te Ver­bleib von Nach­wuchs­wis­sen­schaft­ler/-innen im Wis- sen­schafts­sys­tem ermög­li­chen, gehal­ten wer­den. Aber selbst wenn neben den 1000 W1 und W2-Ten­ure-Track- Stel­len aus die­sem Pro­gramm die Hoch­schu­len mit eige- nen Mit­tel und Stel­len die Anzahl der Ten­ure-Track- Pro­fes­su­ren ver­viel­fäl­ti­gen, wird auch zukünf­tig der über­wie­gen­de Teil des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses nach der Qua­li­fi­zie­rungs­pha­se die Hoch­schu­le aber auch das Wis­sen­schafts­sys­tem als sol­ches ver­las­sen. Dies bringt auch die Ver­wal­tungs­ver­ein­ba­rung zum Aus- druck, wonach auch Kar­rie­re­we­ge außer­halb der Hoch- schu­le bedacht und bei Kar­rie­re­we­gen zur Pro­fes­sur die TT-Pro­fes­sur neben dem her­kömm­li­chen Beru­fungs- ver­fah­ren eta­bliert wer­den soll.56

1. Die Befristungstatbestände

Kurz zusam­men­ge­fasst ist in § 2 Abs. 1 WissZeitVG gere- gelt, dass das Arbeits­ver­hält­nis von nicht Pro­mo­vier­ten bis zur Dau­er von sechs Jah­ren (1. Qua­li­fi­zie­rungs­pha­se) befris­tet wer­den kann, wenn die befris­te­te Beschäf­ti­gung zur För­de­rung der wis­sen­schaft­li­chen oder künst­le­ri- schen Qua­li­fi­ka­ti­on erfolgt. Nach einer abge­schlos­se­nen Pro­mo­ti­on (2. Qua­li­fi­zie­rungs­pha­se) ist eine Befris­tung bis zu einer Dau­er von sechs Jah­ren, im Bereich der Medi­zin bis zu einer Dau­er von neun Jah­ren, zuläs­sig, wenn die befris­te­te Beschäf­ti­gung der För­de­rung der eige­nen wis­sen­schaft­li­chen oder künst­le­ri­schen Qua­li­fi- zie­rung erfolgt. Die jewei­li­ge Kon­kre­ti­sie­rung der Befris- tung – näm­lich zum Zweck der Qua­li­fi­zie­rung – wur­de durch die Ände­rung des Wis­sen­schafts­zeit­ver­trags­ge­set- zes 201657 ein­ge­fügt. Jedoch gibt das Wis­sen­schafts­zeit- ver­trags­ge­setz auch nach die­ser Novel­lie­rung kein for- males Qua­li­fi­zie­rungs­ziel etwa in Gestalt einer Pro­mo­ti- on oder Habi­li­ta­ti­on vor. Aus­drück­lich wird hin­sicht­lich bei­der Qua­li­fi­zie­rungs­pha­sen in der Begrün­dung her- vor­ge­ho­ben, dass die­se wis­sen­schaft­li­che Qua­li­fi­zie­rung weni­ger als Fixie­rung auf den Erwerb der for­ma­len Qua-

leben­und­ler­nen/­schu­le/an­ja-kar­lic­zek-was-die-neue-bil­dungs­mi- nisterin-will-a-1199330.html, zuletzt abge­ru­fen am 8. April 2018, Fle­xi­ble Dienst­leis­ter der Wis­sen­schaft, in Frank­fur­ter All­ge­mei- ne Zei­tung vom 21.03.2018.

55 S. Bimm­ler, A. Klei­nert, M. Bon­ha­ge: Nach­hal­tig­keit von Per­so- nal­ent­wick­lungs­maß­nah­men, S. 13 f. , abzu­ru­fen unter http:// www.mes-partner.de/frontend/media/downloads/downloads/ nachhaltigkeit-von-pe.pdf, letzt­ma­lig abge­ru­fen am 27.März 2018.

56 Sie­he Prä­am­bel er Ver­wal­tungs­ver­ein­ba­rung, 3. Absatz sowie § 1 e) der Verwaltungsvereinbarung.

57 BT-Druck­sa­che 18/6489 vom 28.10. 2015, S. 5.

lifi­ka­ti­on „Pro­mo­ti­on“ oder „Habi­li­ta­ti­on“ son­dern viel- mehr auf den Erwerb wis­sen­schaft­li­cher Kom­pe­ten­zen zu ver­ste­hen ist, eben weil nur ein klei­ner Teil des wis- sen­schaft­lich Qua­li­fi­zier­ten auf Dau­er in der Wis­sen- schaft ver­blei­ben soll und damit auch kann.58 Hin­sicht- lich der 1. Qua­li­fi­zie­rungs­pha­se dürf­te und soll­te dies inso­weit nicht dem Selbst­ver­ständ­nis der Hoch­schu­len und auch nicht den tat­säch­li­chen Gege­ben­hei­ten ent- spre­chen, denn im Regel­fall soll­te und wird auch in der 1. Qua­li­fi­zie­rungs­pha­se die Pro­mo­ti­on ange­strebt wer- den, aber auch ande­re Qua­li­fi­ka­ti­ons­zie­le sind in die­ser Pha­se nach dem Wis­sen­schafts­zeit­ver­trags­ge­setz zuläs- sig. Wich­tig sind aber in die­sem Kon­text die Aus­sa­gen in der Geset­zes­be­grün­dung, dass der Kom­pe­tenz­er­werb in der Wis­sen­schaft mehr beinhal­ten muss, als die Vor­be- rei­tung auf eine wis­sen­schaft­li­che Tätig­keit in For­schung und Leh­re, und das Ergeb­nis der Qua­li­fi­zie­rungs­pha­sen zu einer beruf­li­chen Kar­rie­re auch und gera­de außer­halb der Wis­sen­schaft befä­hi­gen soll.59 Inso­weit ent­behrt es jeg­li­chen Rea­li­täts­sinns und auch Kennt­nis, wenn in der Pres­se der Vor­wurf gemacht wird: „Die meis­ten Dok­to- ran­den haben kei­ne Chan­ce jemals eine Pro­fes­sur zu ergattern“.60 Hier kann nur erwi­dert wer­den, das sol­len und wol­len sie auch gar nicht.

Ins­ge­samt ist der Ansatz des Wis­sen­schafts­zeit­ver- trag­s­ge­set­zes, für die bei­den Qua­li­fi­ka­ti­ons­pha­sen vor und nach einer Pro­mo­ti­on sinn­vol­le und angemessene61 Zeit­räu­me vor­zu­ge­ben und so letzt­end­lich die Grup­pe des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses zu umschrei­ben, ein sehr sinn­vol­ler. Es bringt zum Aus­druck, dass die Qua­li­fi­zie­rungs­pha­sen befris­tet Mög­lich­kei­ten zur Wei- ter­ent­wick­lung geben, aber nach die­sen Zeit­räu­men in der Regel (die Aus­nah­me ist die Juni­or­pro­fes­sur) eine prak­ti­sche Anwen­dung im beruf­li­chen All­tag außer­halb der anstel­len­den Hoch­schu­le zu erfol­gen hat. Dem­ge- gen­über ist der vom Sta­tis­ti­schen Bun­des­amt gewähl­te Ansatz, auf der Basis des Durch­schnitts­al­ters der Nach- wuchs­kräf­te beim Pro­mo­ti­ons­ab­schluss bzw. auf der Ba- sis des durch­schnitt­li­chen Ein­tritts­al­ters bei Über­nah­me einer Pro­fes­sur das Lebens­al­ter (bis 35 für Nicht­pro­mo- vier­te und 45 für Promovierte)62 als ein Kri­te­ri­um zu wäh­len, wenig ziel­füh­rend, denn das Lebens­al­ter für eine Pro­mo­ti­on oder auch eine Beru­fung kann sehr un- ter­schied­li­che bio­gra­phi­sche (etwa 2. Bil­dungs­weg, spä­te Pro­mo­ti­on im Rah­men einer beruf­li­chen Tätig­keit) oder

aber fächer­spe­zi­fi­sche (in den Inge­nieur­wis­sen­schaf­ten wird in der Regel aus der Pra­xis und ohne Habi­li­ta­ti­on beru­fen) Grün­de haben.

Zu ergän­zen ist noch die Befris­tungs­mög­lich­keit nach § 2 Abs.2 WissZeitVG. Danach kann wis­sen­schaft- liches Per­so­nal befris­tet ein­ge­stellt wer­den, wenn die Be- schäf­ti­gung über­wie­gend aus Mit­teln Drit­ter finan­ziert wird, die Finan­zie­rung für eine bestimm­te Auf­ga­be und Zeit­dau­er ist und die Mitarbeiter/in über­wie­gend der Zweck­be­stim­mung die­ser Mit­tel ent­spre­chend beschäf- tigt wird. Durch die Novel­le des Geset­zes 2016 wur­de hier noch hin­zu­ge­fügt, dass die ver­ein­bar­te Befris­tungs- dau­er dem bewil­lig­ten Pro­jekt­zeit­raum ent­spre­chen soll. Grund­sätz­lich wer­den vie­le Pro­mo­vie­ren­de aus Dritt- mit­teln finan­ziert, aber in die­sen Fäl­len wäh­len die Hoch­schu­len dann trotz­dem in der Regel die sach­grund- lose Befris­tung gem. § 2 Abs. 1 WissZeitVG, da im Streit- fall oft­mals schwer zu bewei­sen ist, dass der/die Mit­ar- beiter/in tat­säch­lich über­wie­gend der Zweck­be­stim- mung der Dritt­mit­tel ent­spre­chend beschäf­tigt wird. Des­halb wer­den Wissenschaftler/innen häu­fig dann auf der Basis von § 2 Abs.2 WissZeitVG beschäf­tigt, wenn die Qua­li­fi­zie­rungs­zei­ten nach § 2 Abs. 1 WissZeitVG aus­ge­schöpft sind. Hier ist die Kri­tik, die die Hoch­schu- len vor der Novel­le des WissZeitVG erfah­ren muss­ten, abso­lut zutref­fend. Die Hoch­schu­len haben hier eine Ver­ant­wor­tung, nach einer Qua­li­fi­zie­rungs­pha­se von bis zu 12 Jah­ren ent­we­der ein Dau­er­ar­beits­ver­hält­nis anzu- bie­ten oder aber schon in einem frü­he­ren Zeit­punkt das Ende des Arbeits­ver­hält­nis­ses und den Wech­sel in eine Tä- tig­keit außer­halb der Hoch­schu­le mit dem/der Betrof­fe­nen zu bespre­chen. Vor allem aber fal­len die­se Per­so­nen nicht mehr unter die Grup­pe des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch- ses, weil eben der wis­sen­schaft­li­che Nach­wuchs aus den Per­so­nen besteht, die sich an einer Hoch­schu­le nach einem Hoch­schul­ab­schluss oder einer Pro­mo­ti­on wis­sen­schaft- lich wei­ter­qua­li­fi­zie­ren und die­se Qua­li­fi­zie­rungs­pha­sen eben auf ins­ge­samt 12 Jahr befris­tet sind.

2. Erfor­der­nis der eige­nen wis­sen­schaft­li­chen Qualifikation

Aber was bedeu­tet nun für die Hoch­schu­len, dass nach der Novel­lie­rung des Wis­sen­schafts­zeit­ver­trags­ge­set­zes 2016 die befris­te­te Beschäf­ti­gung einer/einer Nach­wuchs­wis­sen- schaft­ler­s/-wis­sen­schaft­le­rin der För­de­rung der eige­nen wis­sen­schaft­li­chen Qua­li­fi­ka­ti­on zu die­nen hat. Grundsätz-

nisterin-will-a-1199330.html , zuletzt abge­ru­fen am 8. April 2018. 61 So auch U. Preis/ D. Ulb­er, WissZeitVG, Kom­men­tar zum Wis-

sen­schafts­zeit­ver­trags­ge­setz, 2.Auflage, 2017, § 2 Rdnr. 17.
62 Sta­tis­ti­sches Bun­des­amt (2014): Indi­ka­to­ren­mo­dell für die Be-

richt­erstat­tung für die Bericht­erstat­tung zum wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs, End­be­richt, S.13.

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BT- Druck­sa­che 18/6489 vom 28.10. 2015, S. 10, 4. und 5. Absatz, wobei hin­sicht­lich der 2. Qua­li­fi­zie­rungs­pha­se auf die Aus­sa­gen zur 1. Qua­li­fi­zie­rungs­pha­se ver­wie­sen wird.
BT-Druck­sa­che sie­he Fuß­no­te zuvor.

So etwa „Es zählt nicht der Abschluss, son­dern was man dar­aus macht“ in Spie­gel online vom 22.3. 2018, http://www.spiegel.de/ leben­und­ler­nen/­schu­le/an­ja-kar­lic­zek-was-die-neue-bil­dungs­mi-

Barn­stedt · Die Ver­ant­wor­tung der Hoch­schu­len 2 3 1

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lich hat die Recht­spre­chung und hier ins­be­son­de­re das Bun­des­ar­beits­ge­richt bereits zur Rechts­la­ge von vor 2016 dar­auf abge­stellt, dass die auf der Basis des Wis­sen- schafts­zeit­ver­trags­ge­set­zes ver­ein­bar­ten wis­sen­schaft­li- chen Tätig­kei­ten der eige­nen Qua­li­fi­ka­ti­on dienen.63 Des­halb wird in der Lite­ra­tur ver­tre­ten, dass mit der Ände­rung 2016 kei­ne sub­stan­ti­el­le Ver­schär­fung der gesetz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen der Befris­tung ver­bun­den sei.64 Schon die For­mu­lie­rung „kei­ne sub­stan­ti­el­le Ver- ände­rung“, lässt eine gewis­se Unsi­cher­heit zu Tage tre- ten, wie die Recht­spre­chung die­se Ände­rung aus­le­gen wird. Aber unab­hän­gig von der zukünf­ti­gen Rechtsp­re- chung soll­ten die Hoch­schu­len die Ände­rung des Wis- sen­schafts­zeit­ver­trags­ge­set­zes zum Anlass neh­men, mit den Son­der­be­fris­tungs­grün­den ver­ant­wor­tungs­voll und im Sin­ne ihrer Auf­ga­be, den wis­sen­schaft­li­chen Nach- wuchs zu för­dern – und hier­zu gehört die Für­sor­ge für den/die einzelne/n Nachwuchswissenschaftler/in eben­so wie jene, durch rechts­si­che­re befris­te­te Arbeits­ver­trä­ge auch zukünf­tig den wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs för- dern zu kön­nen – um zu gehen. Dies bedeu­tet, dass der Abschluss eines Arbeits­ver­tra­ges nicht eine allein von der Hoch­schul­ver­wal­tung zu beach­ten­de und ein­zuhal- ten­de For­ma­lie ange­se­hen wird, son­dern dass zwi­schen dem/der Hochschullehrer/in und dem /der ein­zu­stel­len- den Nachwuchswissenschaftler/in im Vor­feld des Arbeits­ver­tra­ges aber auch bei Ver­trags­ver­län­ge­run­gen nicht nur die Tätig­kei­ten, son­dern auch die damit ver- bun­de­ne ange­streb­te Qua­li­fi­zie­rung ver­ein­bart wird. Dies muss – wie schon ausgeführt65 – nicht ein ange- streb­tes Qua­li­fi­zie­rungs­ziel wie etwa eine Pro­mo­ti­on oder Habi­li­ta­ti­on sein, son­dern die Qua­li­fi­zie­rung kann etwa in der Ver­tie­fung der eige­nen Kennt­nis­se und Erfah­run­gen in For­schung und Leh­re oder aber im Pro- jekt­ma­nage­ment bestehen66. Das soll­te dann auch in den Arbeits­er­trag Ein­gang fin­den und es soll­te selbst­ver- ständ­lich sein, dass Arbeits­ver­trag und geleb­te Pra­xis eine Ein­heit sind. Damit wür­de auf jeden Fall den Anfor- derun­gen des Wis­sen­schafts­zeit­ver­trags­ge­set­zes ent- spro­chen, auch wenn durch die Ände­rung des Wis­sen- schafts­zeit­ver­trags­ge­set­zes 2016 die sach­grund­lo­se Befris­tung auf­recht­erhal­ten bleiben67 und daher das Erfor­der­nis der eige­nen wis­sen­schaft­li­chen oder künst-

  1. 63  BAG vom 1. Juni 2011, Rdnr.37, abzu­ru­fen unter: https://juris. bundesarbeitsgericht.de/zweitesformat/bag/2015/2015–03-20/7_ AZR_827-09.pdf, zuletzt abge­ru­fen am 13. 4.2018.
  2. 64  U. Preis/ D. Ulb­er, WissZeitVG, Kom­men­tar zum Wis­sen­schafts- zeit­ver­trags­ge­setz, 2.Auflage, 2017, § 2 Rdnr.9 mit wei­te­ren Nachweisen.
  3. 65  Sie­he III 1.
  4. 66  BT- Druck­sa­che 18/6489 vom 28.10. 2015, S. 10, 4. Absatz.
  5. 67  BT-Druck­sa­che, eben da, 1. Absatz.
  6. 68  U. Preis/ D. Ulb­er, WissZeitVG, Kom­men­tar zum Wissenschafts-

leri­schen Qua­li­fi­ka­ti­on kei­nen spe­zi­fi­schen Sach­grund dar­stel­len soll.68

Nicht ganz über­zeu­gend erscheint die Begrün­dung, war­um das mit der Novel­le 2016 ein­ge­füg­te Erfor­der­nis der eige­nen Qua­li­fi­ka­ti­on kein selb­stän­dig zu prü­fen­des Tat­be­stands­merk­mal sein soll, indem auf die Geset­zes- begrün­dung zur § 57a HRG a. F. und damit den Vor­läu- fer des jet­zi­gen Wis­sen­schafts­zeit­ver­trags­ge­set­zes ver- wie­sen wird69. Dar­in war aus­ge­führt wor­den, es wer­de bei dem wis­sen­schaft­li­chen Per­so­nal unter­stellt, dass ihre Beschäf­ti­gung der eige­nen Aus‑, Fort- und Weit­bil- dung diene70 bzw. inner­halb der Befris­tungs­höchst­dau­er nicht mehr geprüft wer­den müs­se, ob die befris­te­te Be- schäf­ti­gung zur Aus‑, Fort- und Weit­bil­dung erfolgt.71. Da die Novel­le 2016 auf einer Geset­zes­eva­lua­ti­on in 2011 beruht und es in der Geset­zes­be­grün­dung heißt, es sol­le sich „künf­tig klar aus dem Wis­sen­schafts­zeit­ver­trags­ge- setz“ erge­ben, dass die sach­grund­lo­se Befris­tung nur zu- läs­sig ist, wenn die befris­te­te Beschäf­ti­gung zur För­de- rung der eige­nen wis­sen­schaft­li­chen oder künst­le­ri­schen Qua­li­fi­zie­rung erfolgt,72 ist mit einer Über­prü­fung durch die Arbeits­ge­rich­te und einer Fokus­sie­rung auf die­sen Geset­zes­pas­sus zu rech­nen. Des­halb soll­te die Mög­lich- keit der Qua­li­fi­ka­ti­on in den Arbeits­ver­trag auf­ge- nom­men oder zumin­dest im Zuge des Ver­trags­ab- schus­ses doku­men­tiert wer­den. Dass in Fol­ge Arbeits- ver­trag und geleb­te Pra­xis eine Ein­heit sind, ist vor allem die Auf­ga­be der Hochschullehrer/innen, denn ihnen ob- liegt als Dienst­auf­ga­be die För­de­rung des wis­sen­schaft­li- chen Nachwuchses73 und sie sind in der Regel die Vor­ge- setz­ten des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses. Etwas ande- res kann dann gel­ten, wenn die Hoch­schu­le einen haupt- amt­li­chen Dekan (Dean) hat, dem auch die Per­so­nal­ver­ant­wor­tung für das wis­sen­schaft­li­che Per­so­nal obliegt. Soweit die Hochschullehrer/innen die­se Auf­ga­be an Mitarbeiter/innen dele­gie­ren, haben sie die Pflicht, die Ein­hal­tung der gesetz­li­chen Dienst­pflich­ten aber auch der arbeits­ver­trag­li­chen Pflich­ten zu gewähr­leis­ten. Letz­tend- lich ist die Ver­pflich­tung, dem wis­sen­schaft­li­chen Nach- wuchs eine eige­ne Qua­li­fi­ka­ti­on zu ermög­li­chen, eine Kon- kre­ti­sie­rung­d­er­Auf­ga­be­der­För­de­rung­des­wis­sen­schaft- lichen Nach­wuch­ses und damit eine Kon­kre­ti­sie­rung der Dienst­auf­ga­ben der Hochschullehrer/innen. Es wäre

zeit­ver­trags­ge­setz, 2.Auflage, 2017, § 2 Rdnr. 8 mit weiteren

Nach­wei­sen.
69 So U. Preis/ D. Ulb­er, WissZeitVG, Kom­men­tar zum Wissen-

schafts­zeit­ver­trags­ge­setz, 2.Auflage, 2017, § 2 Rdnr. 8 mit weite-

ren Nach­wei­sen.
70 BT-Druck­sa­che 14/6853, S. 30.
71 BT-Druck­sa­che 14/6853, S. 20.
72 BT-Druck­sa­che 18/6489, S. 1.
73 Sie­he oben II., ins­be­son­de­re Nach­wei­se in Fuß­no­te 31.

und ist zeit­ge­mäß, die Erfül­lung die­ser ver­trag­li­chen Ver­pflich­tung in regel­mä­ßi­gen Mit­ar­bei­ter/-inn­en­ge- sprä­chen zwi­schen dem Vor­ge­setz­ten und dem Beschäf­tig- ten zu reflek­tie­ren. Gegen­stand die­ser Gesprä­che soll­ten der Fort­schritt der Qua­li­fi­zie­rung, mög­li­che Qua­li­fi­zie- rungs­zie­le und deren Rea­li­sie­rungs­mög­lich­kei­ten, die Be- fris­tung des Arbeits­ver­tra­ges, Mög­lich­kei­ten einer Ver­län- gerung und die wei­te­re beruf­li­che Ent­wick­lung inner­halb oder vor allem auch außer­halb der Hochschule.

Ergänzendistnochdaraufhinzuweisen,dassgeradein Hin­blick auf die Qua­li­fi­ka­ti­on vie­le Hoch­schu­len Per­so­nal- ent­wick­lungs­kon­zep­te ent­wi­ckelt haben, in denen die Qua- lifi­zie­rung­des­Wis­sen­schaft­li­chen­Nach­wuch­se­sin­Ge­stalt einer fach­li­chen und über­fach­li­chen Qua­li­fi­zie­rung vor­ge- sehen sind74 und eben von ent­spre­chen­den Ange­bo­ten in der Hoch­schu­le beglei­tet wer­den. Die­se Ten­denz und Ent- wick­lung wur­de durch die Ver­wal­tungs­ver­ein­ba­rung des BundesundderLänder75verstärkt,dahierinin§5Abs.1 ein Per­so­nal­ent­wick­lungs­kon­zept für das gesamt wis­sen- schaft­li­che Per­so­nal als Antrags­vor­aus­set­zung ver­langt wird.

IV. Sons­ti­ge Regelungen

Die Lan­des­hoch­schul­ge­set­ze aber auch die Bun­des­ge­set- ze zei­gen, dass die För­de­rung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses eine her­aus­ra­gen­de Auf­ga­be der Hoch- schu­len ist. Zu den dar­ge­stell­ten gesetz­li­chen Rege­lun- gen sind auf Bun­des- und Lan­des­ebe­ne zahl­rei­che Rege- lungen/Vereinbarungen/Empfehlungen hin­zu­ge­kom- men, um die­se För­de­rung aber auch die Pflich­ten und Rech­te der Hoch­schu­len und ins­be­son­de­re der Hoch- schullehrer/innen und des wis­sen­schaft­li­chen Nach- wuch­ses zu kon­kre­ti­sie­ren. Neben der Ver­wal­tungs­ver- ein­ba­rung und dar­auf basie­rend der För­de­rung von 1000 W1- und W2-Ten­ure-Track Stel­len gibt es auf Bun­des- ebe­ne Rege­lun­gen und Ori­en­tie­rungs­rah­men wie etwa

  1. 74  Vgl. die Erhe­bung des Deut­schen Stif­ter­ver­ban­des, abzu­ru­fen unter: https://www.stifterverband.org/akademische-personalent- wick­lung zuletzt abge­ru­fen am 22.april2018.
  2. 75  Nach­weis sie­he Fuß­no­te 1.
  3. 76  Abzu­ru­fen unter: https://www.wissenschaftsrat.de/download/ar-chiv/4009–14.pdf, zuletzt abge­ru­fen am 15. April 2018 April 2018.
  4. 77  Abzu­ru­fen unter: https://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/1704–11.pdf, zuletzt abge­ru­fen am 15.
  5. 78  Abzu­ru­fen unter: https://www.hrk.de/uploads/tx_szconvention/HRK_Empfehlung_Orientierungsrahmen_13052014.pdf, zuletzt­ab­ge­ru­fen am 15. April 2018.
  6. 79  Abzu­ru­fen unter: https://www.hrk.de/positionen/beschluss/detail/leitlinien-fuer-die-ausgestaltung-befristeter-beschaeftigungsverha- elt­nis­se-mit-wis­sen­schaft­li­chem-und‑k/, zuletzt abge­ru­fen am 15. April 2018.
  7. 80  Abzu­ru­fen unter: http://www.dfg.de/formulare/1_90/1_90.pdf, letzt­ma­lig abge­ru­fen am 15.April 2018.

vom Wis­sen­schafts­rat die „Emp­feh­lun­gen zu Kar­rie­re- zie­len und ‑wegen an Uni­ver­si­tä­ten (2014)“76 und das „Posi­ti­ons­pa­pier Anfor­de­run­gen an die Qua­li­täts­si­che- rung der Pro­mo­ti­on (2011)“77, von der Hoch­schul­rek­to- ren­kon­fe­renz der „Ori­en­tie­rungs­rah­men zur För­de­rung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses nach der Pro­mo­ti- on und aka­de­mi­scher Kar­rie­re­we­ge neben der Pro­fes- sur“ vom 13. Mai 201478 und die „Leit­li­ni­en für die Aus- gestal­tung befris­te­ter Beschäf­ti­gungs­ver­hält­nis­se mit wis­sen­schaft­li­chem und künst­le­ri­schem Per­so­nal“ (2012)“79 sowie von der Deut­schen For­schungs­ge­mein- schaft die „Emp­feh­lun­gen für das Erstel­len von Betreu- ungs­ver­ein­ba­run­gen“ DFG-Vor­druck 1.90- 10 /14.80 Auch auf Län­der­ebe­ne wur­den ins­be­son­de­re zu drei The­men, die mit­tels Ver­ein­ba­run­gen oder aber Geset­zes- ände­run­gen sich die­sem The­ma wid­men, Regelungen/ Empfehlungen/ Ver­ein­ba­run­gen erlas­sen bzw. getrof­fen wor­den (wobei die nach­fol­gen­de Auf­lis­tung nicht abschlie­ßend ist):

1. Ver­ein­ba­run­gen, Emp­feh­lun­gen und Rege­lun­gen zur Befris­tung von Beschäftigungsverhältnissen:

Hier sind bei­spiel­haft zu nen­nen: „Per­spek­ti­ve 2020“ Hoch­schul­fi­nan­zie­rungs­ver­trag in Baden-Würt­tem­berg, wor­in sich die Hoch­schu­len ver­pflich­ten, Selbst­ver- pflich­tun­gen zur Befris­tung von Arbeits­ver­hält­nis­sen von wis­sen­schaft­li­chem und nicht­wis­sen­schaft­li­chem Per­so­nal zu verabschieden81 und die „Richt­li­nie der Lan­des­rek­to­ren­kon­fe­renz Baden-Würt­tem­berg für die Befris­tung von Arbeits­ver­trä­gen von Wis­sen­schaft­li­chen Mitarbeitern“,82 die „Grund­sät­ze der staat­li­chen baye­ri- schen Hoch­schu­len zum Umgang mit Befris­tun­gen nach dem WissZeitVG und zur För­de­rung von Kar­rie­re­pers- pek­ti­ven für den wis­sen­schaft­li­chen Nachwuchs,83 Code of Con­duct „Pre­kä­re Beschäf­ti­gungs­ver­hält­nis­se in der Wis­sen­schaft“ von Hamburg,84 die „Dort­mun­der Erklä- rung zu Mus­ter­leit­li­ni­en guter Beschäftigungsbedingun-

81 „Per­spek­ti­ve 2020“ Hoch­schul­fi­nan­zie­rungs­ver­trag Baden-Würt­tem- berg 2015–2020, abzu­ru­fen unter: https://mwk.baden-wuerttemberg.de/ de/­ser­vice­/­pu­bli­ka­ti­on/­di­d/­per­spek­ti­ve-2020-hoch­schul­fi­nan­zie­rungs- vertrag-baden-wuerttemberg-2015–2020 zuletzt abge­ru­fen am 13. April 2018.

82 Abzu­ru­fen unter: https://www.uni-heidelberg.de/md/zuv/per- sonal/rundschreiben/beschluss_lrk_befristungsrichtlinie.pdf, letzt­ma­lig abge­ru­fen am 19.April 2018.

83 Abzu­ru­fen unter: file:///C:/Users/up5689/AppData/Local/Mi- cro­sof­t/­Win­dows/I­Net­Cache/IE/YFDV2653/­grund­saet­ze_­be­fris- tungen.pdf, zuletzt abge­ru­fen am 13.April.

84 Abzu­ru­fen unter: http://www.buergerschaft-hh.de/ParlDok/ doku­men­t/43995/­fai­re-arbeits­be­din­gun­gen-für-gute-wis­sen­schaft- stel­lung­nah­me-des-senats-zu-dem-ersu­chen-der-bür­ger­schaft-vom- 23-mai-2012-„sicherung-von-kontinuität.pdf, letzt­ma­lig zuletzt am 13. April 2018.

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gen für das Per­so­nal an den nord­rhein-west­fä­li­schen Universitäten“85 sowie den „Ver­trag zwi­schen dem Land Nord­rhein-West­pha­len und die dor­ti­gen Hoch­schu­len über gute Beschäf­ti­gungs­be­din­gun­gen für das Hoch- schulpersonal“,86 den „Rah­men­ko­dex über den Umgang mit befris­te­ter Beschäf­ti­gung und die För­de­rung von Kar­rie­re­per­spek­ti­ven an den Hoch­schu­len in Frei­staat Sachsen“.87

Auf der Basis die­ser Regelungen/ Empfehlungen/ Ver­ein­ba­run­gen zur Befris­tung von Beschäf­ti­gungs­ver- hält­nis­sen aber auch unab­hän­gig davon wur­den gera­de- zu bun­des­weit an allen Hoch­schu­len wei­te­re Rege­lun­gen erlas­sen oder Vereinbarungen88 getrof­fen, die häu­fig für alle Beschäf­ti­gungs­ver­hält­nis­se vor allem aber für den wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs gel­ten. Dar­in wer­den die (Min­dest-) Dau­er und Lauf­zei­ten von befris­te­ten Ar- beits­ver­trä­gen, die zeit­li­che Höchst­dau­er von befris­te­ten Beschäf­ti­gungs­ver­hält­nis­sen und einer Post-Doc-Pha­se, die Kon­gru­enz von Befris­tungs­dau­er und Befris­tungs- grund, die Aus­ge­stal­tung der Qua­li­fi­zie­rungs­pha­se, Fris- ten für die Ent­schei­dung über Ver­trags­ver­län­ge­run­gen sowie Höchst­dau­er von befris­te­ten Arbeits­ver­trä­gen bei Dritt­mit­tel finan­zier­ten Ver­trä­gen gere­gelt. Die­se gera- dezu flä­chen­de­cken­de Beschäf­ti­gung in den Hoch­schu- len mit Rah­men­be­din­gun­gen für befris­te­te Arbeits­ver- trä­ge, den Befris­tungs­zei­ten und der Befris­tungs­dau­er zeigt, dass die Dis­kus­si­on um die Novel­le des Wis­sen- schafts­zeit­ver­trags­ge­set­zes, aber auch die mas­si­ve Kri­tik in der Öffent­lich­keit, ins­be­son­de­re in der Presse,89Früchte getra­gen haben. Es zeigt aber auch, dass die Hoch­schu- len sich damit inten­siv aus­ein­an­der­set­zen und ihrer Ver- ant­wor­tung nach­kom­men, allen Wis­sen­schaft­lern/­Wis- sen­schaft­le­rin­nen und ins­be­son­de­re dem wis­sen­schaft­li- chen Nach­wuchs gute und plan­ba­re­re Arbeits­ver­trä­ge und ‑bedin­gun­gen zu bie­ten. Es ist abzu­war­ten, ob sich auch tat­säch­lich etwas ändern wird. Dies ist vor allem in

  1. 85  Abzu­ru­fen unter: http://www.lrk-nrw.de/lrk/aktuelles/ pressemiteilungen/437–01122014-dortmunder-erklaerung- zu-muster-leitlinien-guter-beschaeftigungsbedingungen.html, letzt­ma­lig abge­ru­fen am 13. April 2018.
  2. 86  Abzu­ru­fen unter: https://www.mkw.nrw/fileadmin/Medien/Doku- men­te/Hoch­schu­le/­Ver­tra­g_­über­_­gu­te_­Be­schäf­ti­gungs­be­din­gun- gen.pdf, zuletzt abge­ru­fen am 15. April 2018.
  3. 87  Abzu­ru­fen unter: http://www.studieren.sachsen.de/download/ Rahmenkodex.pdf, zuletzt abge­ru­fen am 15. April 2018.
  4. 88  Eine nicht voll­stän­di­ge aber doch sehr umfas­sen­de Über­sicht gibt die Ver­öf­fent­li­chung der GEW, Kodi­zes für gute Arbeit in der Wis- sen­schaft wie­der. Abzu­ru­fen unter: https://www.gew.de/fileadmin/ media/­pu­bli­ka­tio­nen­/h­v/Hoch­schu­le_un­d_­For­schun­g/­Bro­schu- eren_und_Ratgeber/Kodizes_Gute_Arbeit_Wissenschaft_2017. pdf, zuletzt abge­ru­fen am 19. April 2018, die Über­sicht ist dem Inhalts­ver­zeich­nis S. 4 — 12.
  5. 89  So etwa die FAZ vom 10.8. 2014, Befris­tet, aber nicht beschränkt

den Fäl­len schwie­rig, wenn Dritt­mit­tel­fi­nan­zie­run­gen gege­ben sind. Das gro­ße Dritt­mit­tel­auf­kom­men – man- che Hoch­schu­len ver­dop­peln mit­tels Dritt­mit­tel ihren Landeshaushalt90– ist ein Erfolgs­in­di­ka­tor von Hoch- schu­len und aus Grün­den der Qua­li­täts­si­che­rung durch kom­pe­ti­ti­ve Ver­fah­ren aber auch wegen der begrenz­ten Lan­des­mit­tel not­wen­dig, jedoch in Fol­ge der nur befris- teten Ver­füg­bar­keit die­ser Mit­tel zugleich ein Pro­blem. Oft­mals sind die Dritt­mit­tel nur gering und las­sen daher nur kurz­zei­ti­ge Beschäf­ti­gun­gen zu. Dies führt zum Ab- schluss befris­te­ter und bis­wei­len dann eben auch kurz- fris­ti­ger Verträge.

2. Ver­ein­ba­run­gen und Rege­lun­gen zur Betreu­ung von Promovierenden

Die Betreu­ung und Beglei­tung der Pro­mi­vie­ren­den durch den Dok­tor­va­ter oder ‑mut­ter ist eine alte Tra­di­ti- on, deren Aus­ge­stal­tung aber von sehr unter­schied­li­cher Inten­si­tät und auch Qua­li­tät ist. In drei Lan­des­hoch- schul­ge­set­zen ist vor­ge­se­hen, dass zwi­schen Betreu­en- den und Pro­mo­vie­ren­den eine Pro­mo­ti­ons­ver­ein­ba­rung abzu­schlie­ßen ist. Dies ist in § 38 Abs. 5 LHG B.-W.,91 § 66 Abs. 2 Hoch­SchG NRW92 und § 69 Abs. 6 SHSG93 vor­ge­se­hen. Noch wesent­lich umfas­sen­der sind in eini- gen Bun­des­län­dern Vereinbarungen/ Rege­lun­gen über die Betreu­ung und Beglei­tung der Pro­mo­vie­ren­den, die- se sehen z. B. neben dem Ver­fah­ren zur Aus­wahl und Annah­me von Pro­mo­vie­ren­den, der Dau­er von Pro­mo- tio­nen auch Pro­mo­ti­ons- oder Betreu­ungs­ver­ein­ba­run- gen vor. Bei­spie­le hier­für sind: die „Qua­li­täts­stan­dards für Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren an den Uni­ver­si­tä­ten“ der Kon- ferenz der hes­si­schen Universitätspräsidenten,94 die „Leit­li­ni­en zur Qua­li­täts­si­che­rung in Pro­mo­ti­ons­ver­fah- ren“- Gemein­sa­me Posi­ti­on der Lan­des­hoch­schul­kon­fe- renz Nie­der­sach­sen und des Nie­der­säch­si­schen Minis­te- rium für Wis­sen­schaft und Kultur95 und der „Rah­men-

90 Sie­he auch Frank­fur­ter Rund­schau vom 21. April 2018, S. 21: „Dritt­mit­tel wer­den immer wichtiger“.

91 Gesetz über die Hoch­schu­len in Baden-Würt­tem­berg (Lan- des­hoch­schul­ge­setz — LHG) vom 1. Janu­ar 2005 (GBl. 2005, S. 1) in der Fas­sung des Geset­zes vom 7. Novem­ber 2017 (GBl. S. 584).

92 Gesetz über die Hoch­schu­len des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len (Hoch­schul­ge­setz — HG) vom 16. Sep­tem­ber 2014 (GV. NRW. S. 547) (1) in der Fas­sung von Arti­kel 3 des Geset­zes vom 17. Okto­ber 2017 (GV. NRW. S. 806) (2).

93 Saar­län­di­sches Hoch­schul­ge­setz (SHSG) vom 30. Novem­ber 201 (Amts­blatt 2016, S. 1080).

94 Abzu­ru­fen unter: https://www.uni-kassel.de/uni/uploads/media/ Anlage__KHU-Empfehlung_zu_kooperativen_Promotionen.pdf, Anla­ge 2, zuletzt abge­ru­fen am 13. April 2018.

95 Abzu­ru­fen unter http://www.lhk-niedersachsen.de/fileadmin/ user_upload/Gemeinsame_Position_Leitlinien_Promotion_final. pdf zuletzt abge­ru­fen am 13. April 2018.

kodex über den Umgang mit befris­te­ter Beschäf­ti­gung und die För­de­rung von Kar­rie­re­per­spek­ti­ven an den Hoch­schu­len in Frei­staat Sachsen“,96 wobei hier in Art. 4, 2. c) eine Betreu­ungs­ver­ein­ba­rung für alle wis­sen- schaft­li­chen Nach­wuchs­kräf­te vor­ge­se­hen ist.

Mit die­sen Rege­lun­gen wird die Ver­ant­wor­tung der Hoch­schu­len für die größ­te Grup­pe inner­halb des wis­sen- schaft­li­chen Nach­wuch­ses, näm­lich die Pro­mo­vie­ren­den, kon­kre­ti­siert und die Gestal­tung der Betreu­ung und Beglei- tung vor­ge­ge­ben. Zeit­lich gese­hen deut­lich frü­her wur­de bereits in § 12 HRG und in vie­len Hoch­schul­ge­set­zen eine stär­ke­re Betreu­ung und Beglei­tung der Pro­mo­vie­ren­den durch die Rege­lung von post­gra­dua­len Stu­di­en­gän­gen auf- genommen.97 Die­se Art der struk­tu­rier­ten Dok­to­ran­den- aus­bil­dung wur­de maß­geb­lich durch die För­der­pra­xis der Deut­schen For­schungs­ge­mein­schaft mit­tels des Gra­du­ier- ten­kol­legs, aber auch die Exzel­lenz­in­itia­ti­ve mit den Gra­du- ier­ten­schu­len, wobei bei durch Letz­te­re auch Post-Doc- Stel­len geför­dert wer­den, vor­an­ge­trie­ben. Vie­le Hoch­schu- len haben inzwi­schen dar­über hin­aus eige­ne Pro­mo­ti­ons- kol­legs gegründet.

Hin­sicht­lich der lan­des­recht­li­chen Rege­lun­gen bezüg- lich der Pro­mo­ti­ons- oder Betreu­ungs­ver­ein­ba­run­gen zwi- schen Betreu­en­den und Pro­mo­vie­ren­den wer­den von M. Löwisch/ T. Wür­ten­ber­ger, soweit die­se ver­pflich­tend zwi- schen bei­den Per­so­nen abzu­schlie­ßen sind, ver­fas­sungs- recht­li­che Beden­ken in Gestalt eines Ver­sto­ßes gegen Art.5 Abs. 3 GG gel­tend gemacht.98 Zunächst muss inso­weit dar­auf hin­ge­wie­sen wer­den, dass die drei genann­ten Hoch- schul­ge­set­ze sehr unter­schied­li­che Inhal­te haben. Die ba- den-würt­tem­ber­gi­sche und die saar­län­di­sche Rege­lun­gen sehen ver­pflich­tend eine sol­che Pro­mo­ti­ons­ver­ein­ba­rung und einen Min­dest­in­halt vor (Zeit­plä­ne, Rege­lun­gen zur Lösung von Kon­flik­ten, die jewei­li­gen Auf­ga­ben und Pflich- te etc., die in der Pro­mo­ti­ons­ver­ein­ba­rung zu kon­kre­ti­sie- ren sind), wäh­rend § 67 Abs. 2 Hoch­SchG NRW ledig­lich regelt, dass die Hoch­schu­len den Abschluss einer Betreu- ungs­ver­ein­ba­rung zu gewähr­leis­ten haben. Damit wer­den wohl die ver­fas­sungs­recht­li­chen Beden­ken nur hin­sicht­lich der baden-würt­tem­ber­gi­schen und der saar­län­di­schen Re-

  1. 96  Abzu­ru­fen unter: http://www.studieren.sachsen.de/download/ Rahmenkodex.pdf, zuletzt abge­ru­fen am 13. April 2018.
  2. 97  Vgl. für die Nach­wei­se lan­des­ge­setz­li­cher Rege­lun­gen Fußn.41.
  3. 98  M. Löwisch /T. Würt­tem­ber­ger, Betreu­ungs­ver­ein­ba­run­gen inPro­mo­ti­ons­ver­fah­ren in Ord­nung der wis­sen-schaft 2014, S. 103ff, 107f.
  4. 99  BVerfG 1 BvR 712/86, Rdnr. 111, http://www.bundesverfas-sungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/1996/04/ rs19960424_1bvr071286.html, zuletzt abge­ru­fen am 8. April 2018.
  5. 100  BVerfG 1 BvL 8/10, Abzu­ru­fen unter: https://www.bundesver- fassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2016/02/

gelun­gen erho­ben. Berück­sich­tigt man aber, dass das Bun- des­ver­fas­sungs­ge­richt die För­de­rung des wis­sen­schaft­li- chen Nach­wuch­ses als eine aus Art.5 Abs.3 GG fol­gen­de Pflicht99 und in sei­ner Ent­schei­dung vom 17. Febru­ar 2016 (also nach der Ver­öf­fent­li­chung von M. Löwisch/ T. Wür- ten­ber­ger) Qua­li­täts­si­che­rungs­maß­nah­men zur Ver­fol­gung eines Zie­les mit Ver­fas­sungs­rang als einen zuläs­si­gen Ein- griff in die vor­be­halt­los gewähr­leis­te­te Wis­sen­schafts­frei- heit ange­se­hen hat,100 dann rela­ti­vie­ren sich die­se ver­fas- sungs­recht­li­chen Beden­ken. Es dürf­te unstrei­tig sein, dass die Qua­li­tät und Inten­si­tät der Betreu­ung von Pro­mo­vie- ren­den sehr unter­schied­lich ist und die genann­ten Rege- lun­gen, wie die Gesetzesbegründung101 zum Aus­druck bringt, der Qua­li­täts­si­che­rung dienen.

Zu ergän­zen ist, dass in den Bun­des­län­dern mit all­ge- mei­nen Rege­lun­gen zur Betreu­ungs­ver­ein­ba­rung in Fol­ge die Hoch­schu­len kon­kre­ti­sie­ren­de Rege­lun­gen erlas­sen und etwa in ihre Pro­mo­ti­ons­ord­nun­gen auf­ge­nom­men ha- ben. Aber auch in Bun­des­län­dern ohne eine gesetz­li­che Re- gelung einer Betreu­ungs­ver­ein­ba­rung sehen inzwi­schen vie­le Hoch­schu­len in ihren Pro­mo­ti­ons­ord­nun­gen Pro­mo- tions- oder Betreu­ungs­ver­ein­ba­run­gen vor, bei­spiel­haft sei- en genannt die TU Ber­lin (Betreu­ungs­ver­ein­ba­rung auf frei­wil­li­ger Basis),102 LMU Mün­chen (.…soll­ten eine Be- treu­ungs­ver­ein­ba­rung schließen),103 Uni­ver­si­tät Pots- dam (es wird eine Betreu­ungs­ver­ein­ba­rung abge­schlos- sen)104 usw.. Durch den Erlass der­ar­ti­ger Vor­schrif­ten wird in den Hoch­schu­len das Bewusst­sein für die Ver- ant­wor­tung gegen­über die­ser Grup­pe des wis­sen­schaft­li- chen Nach­wuch­ses gestärkt und durch die kon­kre­te Pro- moti­ons- oder Betreu­ungs­ver­ein­ba­rung die Ver­ant­wort- lich­keit der Betreu­en­den aber auch der Betreu­ten kon- kre­ti­siert aber auch bewusst gemacht.

Von prak­ti­scher aber auch juris­ti­scher Rele­vanz ist das Ver- hält­nis von Pro­mo­ti­ons- oder Betreu­ungs­ver­ein­ba­rung und der nach dem Wis­sen­schafts­zeit­ver­trags­ge­setz vor­zu­se­hen­den Qua­li­fi­ka­ti­on im Rah­men des Arbeits­ver­hält­nis­ses. Hier wird in der Literatur105 erör­tert, dass im Rah­men des arbeits­recht­li- chen Ver­tra­ges Betreu­ungs­ver­ein­ba­run­gen abge­schlos­sen wer­den sol­len. Dies erscheint pro­ble­ma­tisch, denn die Promo-

Barn­stedt · Die Ver­ant­wor­tung der Hoch­schu­len 2 3 5

101 102

103 104

ls20160217_1bvl000810.html, zuletzt abge­ru­fen am
So etwa —-Landtag-Drs.15/4684 Baden-Würt­tem­berg, S. 165f. Abzu­ru­fen unter: https://www.tu-berlin.de/fileadmin/f1/Promo- tion/Promotionsvereinbarung.pdf, zuletzt abge­ru­fen am 21.April 2018.
Abzu­ru­fen unter: http://www.graduatecenter.uni-muenchen.de/ promotion/betreuung/gestaltung_promotion.pdf, zuletzt abge­ru- fen am 21.April 2018.
Abzu­ru­fen unter: http://www.uni-potsdam.de/am-up/2014/am- bek-2014–06-221–222.pdf, zuletzt abge­ru­fen am 21.April 2018.

105 U.Preis / D. Ulb­er, WissZeitVG, Kom­men­tar zu Wis­sen­schafts- zeit­ver­trags­ge­setz­tes, 2. Auf­la­ge, 2017, §2 Rdnr. 14.

236 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 3 (2018), 223–238

tions- bzw. Betreu­ungs­ver­ein­ba­rung ist ein öffent­lich-recht­li- cher Vertrag,106 des­sen recht­li­che Behand­lung und Bewer­tung nach ande­ren Rege­lun­gen und auch vor ande­ren Gerichts- zwei­gen als ein Arbeits­ver­trag erfolgt (Betreu­ungs- oder Pro- moti­ons­ver­ein­ba­rung vor den Verwaltungsgerichten/ Arbeits- ver­trä­ge vor den Arbeits­ge­rich­ten). Wird aber die Pro­mo­ti­ons- oder Betreu­ungs­ver­ein­ba­rung in den Arbeits­ver­trag inte­griert oder mit die­sem gekop­pelt, besteht die Gefahr, dass die Pro­mo- tions- oder Betreu­ungs­ver­ein­ba­rung Teil des Arbeits­ver­tra­ges und damit Gegen­stand eines arbeits­ge­richt­li­chen Ver­fah­rens wird. Ein Arbeits­ver­trag unter­liegt aber einer ande­ren Kon­trol- le (Kon­troll­dich­te) als ein öffent­lich-recht­li­cher Ver­trag, weil im Arbeits­recht ande­re Schutz­pflich­ten und Rech­te bestehen und die Par­tei­en ande­re Rech­te und Pflich­ten haben. Da aber das Wis­sen­schafts­zeit­ver­trags­ge­setz gera­de nicht die Ver­ein­ba- rung eines Qua­li­fi­ka­ti­ons­zie­les ver­langt, soll­ten daher die Be- treu­ungs- oder Pro­mo­ti­ons­ver­ein­ba­run­gen nicht zum Gegen- stand des Arbeits­ver­tra­ges gemacht werden.

3. Rege­lun­gen zur Qua­li­täts­si­che­rung für Beru­fungs­ver- fah­ren und die Begleitung/Betreuung von Ten­ure- Track-Juniorprofessuren

Die Hoch­schu­len haben in der Regel auf der Basis der lan­des- gesetz­li­chen Rege­lun­gen über das Beru­fungs­ver­fah­ren von Hochschullehrer/innen Beru­fungs­ord­nun­gen erlas­sen, die grund­sätz­lich auch für Juni­or­pro­fes­su­ren und damit für eine Grup­pe des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses gel­ten. Hin­zu- kom­men in den Lan­des­hoch­schul­ge­set­zen Son­der­re­ge­lun­gen für W1- und z.T. auch W2-Ten­ure-Track-Pro­fes­su­ren. So ver- lan­gen man­che Hoch­schul­ge­set­ze den Erlass von qua­li­täts­si- chern­den­Vor­schrif­ten­für­das­Be­ru­fungs­ver­fah­ren­von­Ju­ni- orpro­fes­su­ren, etwa Baden-Würt­tem­berg: § 48 Abs. 1 S. 4 LHG B.-W.,107 wonach Hoch­schu­len ein Qua­li­täts­si­che­rungs­kon- zept für die Beru­fung von W1-Tenure-Track-Professuren

  1. 106  So auch M. Löwisch/ T. Wür­ten­ber­ger, Betreu­ungs­ver­ein­ba­run­gen im pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren, in Ord­nung der Wis­sen­schaft 2014, S. 103 ff.
  2. 107  Gesetz über die Hoch­schu­len in Baden-Würt­tem­berg (Lan- des­hoch­schul­ge­setz — LHG), vom 1. Janu­ar 2005 geän­dert durch Arti­kel 1 des Geset­zes vom 13. März 2018 (GBl. S. 85).
  3. 108  Abzu­ru­fen unter: https://mwk.baden-wuerttemberg. de/fileadmin/redaktion/m‑mwk/intern/dateien/pdf/ Forschungsf%C3%B6rderung/Ergebnispapier_-_Juniorprofes- suren_mit_verl%C3%A4sslichem_Tenure_Track.pdf, zuletzt abge­ru­fen am 18. April 2018.
  4. 109  Baye­ri­sches Hoch­schul­per­so­nal­ge­setz (BayHSchPG) vom 23. Mai 2006 (GVBl. S. 230, BayRS 2030–1‑2-K), das zuletzt durch § 2 des Geset­zes vom 13. Dezem­ber 2016 (GVBl. S. 369) geän­dert wor­den ist.
  5. 110  Bre­mi­sches Hoch­schul­ge­setz (BremHG vom 9. Mai 2007 (Brem. GBl. S. 339) in der Fas­sung von Arti­kel 1 des Geset­zes vom 20. Juni 2017 (Brem.GBl. S. 263).
  6. 111  Gesetz über die Hoch­schu­len des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len (Hoch­schul­ge­setz — HG) vom 16. Sep­tem­ber 2014 (GV. NRW.

erlas­sen müs­sen. In Aus­fül­lung die­ser gesetz­li­chen Rege­lung hat das Wis­sen­schafts­mi­nis­te­ri­um Baden-Würt­tem­berg die Rah­men­be­din­gun­gen „Juni­or­pro­fes­su­ren mit ver­läss­li­chem Ten­ure Track, Inno­va­ti­ves und rich­tungs­wei­sen­des Kar­rie­re- modell für den wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs in Baden- Württemberg108 erlas­sen. Ähn­li­che gesetz­li­che Vor­ga­ben gibt es u.a. in Bay­ern: Art. 18 Abs. 3 Satz 5 Baye­ri­sches Hoch­schul- per­so­nal­ge­setz (BayHSchPG) (Qua­li­täts­si­che­rungs­kon­zep­te für die Beru­fung von W1- und W2-Ten­ure-Track-Pro­fes­su­ren wer­den durch die Hoch­schu­len geregelt),109 Bre­men: § 18 Abs.4 BremHG (Hoch­schu­len haben Qua­li­täts­stan­dards zu regeln),110 Nord-Rhein­west­fa­len: § 38 Abs. 4 HG NRW (Beru- fungs­ord­nung der Hoch­schu­len regelt Qua­li­täts­si­che­rung über Ent­schei­dungs­kri­te­ri­en ein­schließ­lich der Leis­tungs­be- wertung),111 Rhein­land-Pfalz: §§ 50 Abs. 1, 3 i. V. m. 55 Hoch- SchG (die Hoch­schu­le hat ein Qua­li­täts­si­che­rungs­kon­zept, wobei dies auch für die Beru­fung von Nach­wuchs­grup­pen­lei- tern/ ‑lei­te­rin­nen gel­ten soll, zu erlassen).112 Zu die­sen gesetz­li- chen Vor­ga­ben hin­zu­ge­kom­men ist, dass die Ver­wal­tungs­ver- ein­ba­rung zur För­de­rung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch- ses in § 4 Abs. 1 u.a. als Antrags­vor­aus­set­zung die sat­zungs­mä­ßi­ge Rege­lung von Struk­tu­ren, Ver­fah­ren und Qua­li­täts­stan­dards für Ten­ure-Track-Pro­fes­su­ren, eine inter- natio­na­le Aus­schrei­bung, ein regu­lä­res, qua­li­täts­ge­si­cher­tes Beru­fungs­ver­fah­ren mit Betei­li­gung inter­na­tio­nal aus­ge­wie­se- ner Gutachter/Gutachterinnen und eine qua­li­täts­ge­si­cher­te Eva­lu­ie­rung nach der Beru­fung mit defi­nier­ten und trans­pa- ren­ten Kri­te­ri­en verlangt.

In Fol­ge haben zahl­rei­che Uni­ver­si­tä­ten im Vor­feld der Antrag­stel­lung oder wegen der gesetz­li­chen Vor­ga- ben der­ar­ti­ge Qua­li­täts­si­che­rungs­kon­zep­te oder ent- spre­chen­de geson­der­te Rege­lun­gen erlas­sen bzw. ihre Beru­fungs­ord­nun­gen ent­spre­chend ergänzt.113 Die­se Qua­li­täts­si­che­rungs­kon­zep­te oder auch die entspre-

S. 547) (1) in der Fas­sung von Arti­kel 3 des Geset­zes vom 17.

Okto­ber 2017 (GV. NRW. S. 806) (2).
112 Hoch­schul­ge­setz Rhein­land-Pfalz (Hoch­SchG) vom 19. No-

vem­ber 2010 in der Fas­sung von Arti­kel 7 des Geset­zes vom

07.02.2018 (GVBl. S. 9).
113 So etwa: Das Augs­bur­ger Ten­ure Track-Modell der Uni Augs-

burg, abzu­ru­fen unter: https://www.zv.uni-augsburg.de/abt/abt2/ info/dokumente/2017–06-Augsburger-Tenure-Track-Modell_fi- nal‑1.pdf zuletzt abge­ru­fen am 18. April 2018, Vor­schlä­ge zur Qua­li­täts­si­che­rung in Beru­fungs­ver­fah­ren der Uni­ver­si­tät des Saar­lan­des abzu­ru­fen unter: https://www.uni-saarland.de/ filead­min/u­ser_u­ploa­d/­ver­wal­tun­g/­be­ru­fun­gen/­be­ru­fungs­leit- linien_juniorprofessur.pdf zuletzt abge­ru­fen am 18. April 2018, Qua­li­täts­si­che­rungs­kon­zept für Juni­or­pro­fes­su­ren mit Ten­ure Track am Karls­ru­her Insti­tut für Tech­no­lo­gie (KIT), abzu­ru­fen unter https://www.sle.kit.edu/downloads/AmtlicheBekannt- machungen/2017_AB_033.pdf zuletzt abge­ru­fen am 18. April 2018, gibt man bei goog­le oder ver­gleich­ba­ren Such­ma­schi­nen „Qua­li­täts­si­che­rungs­kon­zept Juni­or­pro­fes­sur ein, erhält man eine Viel­zahl ent­spre­chen­der Rege­lun­gen der Hochschulen.

chen­den Rege­lun­gen in den Beru­fungs­ord­nun­gen haben in der Regel die Aus­schrei­bung, das Beru­fungs­ver­fah­ren, die End- und gege­be­nen­falls die Zwi­schen­eva­lua­ti­on nach der Hälf­te der in der Regel sechs­jäh­ri­gen Dienst- zeit, die Kri­te­ri­en oder den Kri­te­ri­en-Rah­men für die Eva­lua­tio­nen, sys­te­ma­ti­sche Beglei­tung, Men­to­ra­te, Sta- tus­be­ra­tung, Son­der­re­ge­lun­gen für extern eva­lu­ier­te Nachwuchsgruppenleiter/innen, fakul­täts­über­grei­fen­de Ten­ure-Track-Kom­mis­sio­nen, Zustän­dig­kei­ten, Gleich- stel­lungs­stan­dards, Fort- und Wei­ter­bil­dungs­an­ge­bo­te usw. zum Inhalt. Ins­ge­samt ist fest­zu­stel­len, dass der über­wie­gen­de Teil der Hoch­schu­len die Beru­fung, Be- glei­tung und Betreu­ung aber auch den ver­läss­li­chen Ten­ure-Track gere­gelt haben. Damit ist ein guter Rah- men für ver­läss­li­che und plan­ba­re Kar­rie­re­we­ge inner- halb einer Hoch­schu­le gege­ben. Durch Maß­nah­men wie etwa ein Men­to­rat oder eine sys­te­ma­ti­sche Beglei­tung bie­ten die den Hoch­schu­len Ange­bo­te zur Beglei­tung, Betreu­ung sowie Fort- und Wei­ter­bil­dung an.

4. Rege­lun­gen zu Nachwuchsgruppenleiter/innen

Ins­be­son­de­re durch die Max-Planck-Gesell­schaf­t114 aber auch durch die För­der­pra­xis der Deut­schen For- schungsgemeinschaft,115 die För­de­rung der EU116 sowie durch die Exzel­lenz­in­itia­ti­ve hat sich in Gestalt der Nachwuchsgruppenleiter/innen seit vie­len Jah­ren eine wei­te­re Grup­pe des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses herausgebildet.117 Eben­so wie die Juni­or­pro­fes­sur zeich- net sich die Nach­wuchs­grup­pen­lei­ter­po­si­ti­on durch eine frü­he Selb­stän­dig­keit im Anschluss an eine Pro­mo­ti­on sowie eine Post-Doc-Pha­se aus. Häu­fig wer­ben die Nach- wuchsgruppenleiter/innen selbst die Mit­tel für die eige- ne Stel­le ein. Ins­ge­samt erhal­ten sie in einem frü­hen Sta- dium Ein­blick in die Auf­ga­ben einer Pro­fes­sur. Die Stel- leninhaber/innen haben in der Regel befris­te­te Arbeits­ver­trä­ge, sind daher kei­ne Beam­ten und haben im Gegen­satz zur Juni­or­pro­fes­sur nicht den Sta­tus eines Hoch­schul­leh­rers. Auch eine Ten­ure-Track-Zusa­ge ist die Aus­nah­me. Dies ist z. B. bei den Helm­holtz-Nach- wuchsgruppenleiter/innen118 der Fall, die nach einer posi­ti­ven Eva­lu­ie­rung auf eine unbe­fris­te­te Stel­le­über- nom­men wer­den, wobei dies aber in der Regel nicht eine Pro­fes­sur ist. Inzwi­schen gibt es Hoch­schul­ge­set­ze, die

  1. 114  Abzu­ru­fen unter: https://www.mpg.de/max_planck_forschungs- grup­pen, zuletzt abge­ru­fen m 1.Mai 2018.
  2. 115  Abzu­ru­fen unter: http://www.dfg.de/foerderung/programme/ein- zelfoerderung/emmy_noether/, zuletzt abge­ru­fen m 1.Mai 2018.
  3. 116  Sie­he die erc-sta­ting-grants, abzu­ru­fen unter: https://erc.europa.eu/funding/starting-grants, zuletzt abge­ru-fen am 1. Mai 2018.
  4. 117  Sie­he aca­de­mics, „Die Zeit“, abzu­ru­fen unter https://www.acade- mics.de/ratgeber/nachwuchsgruppenleiter#subnav_die_wichtigs-ten_nachwuchsgruppenprogramme_und_ihre_auswahlkriteri-

gewis­se Erleich­te­run­gen bei der Beru­fung zum/zur Hochschullehrer/in auch auf Nachwuchsgruppenleiter/ innen aus­wei­ten, so etwa das Abse­hen von der Aus- schrei­bung der anschlie­ßen­den Professur.119 Spe­zi­el­le Rege­lun­gen zur Betreu­ung und Beglei­tung der Nach- wuchsgruppenleiter/innen sind nicht ersicht­lich, aber da die­se in der Regel einen befris­te­ten Arbeits­ver­trag nach dem Wis­sen­schafts­zeit­ver­trags­ge­setz haben, gel­ten für die­se die dort gemach­ten Aus­füh­run­gen hin­sicht­lich der Ver­ein­ba­rung von Qua­li­fi­ka­ti­ons­mög­lich­kei­ten und ‑ziele.120 Auch kön­nen Nachwuchsgruppenleiter/innen in der Regel an den Per­so­nal­ent­wick­lungs­maß­nah­men für den wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs teilnehmen.

V. Resü­mee

Zusam­men­fas­send ist fest­zu­stel­len, dass der wis­sen- schaft­li­che Nach­wuchs in den Hoch­schul­ge­set­zen der Län­der einen hohen Stel­len­wert hat. Sei­ne För­de­rung ist in fast allen Hoch­schul­ge­set­zen als zen­tra­le Auf­ga­be der Hoch­schu­len vor­ge­se­hen, die exter­ne und inter­ne Mit- tel­ver­tei­lung rich­tet sich z. T. an den Erfol­gen bei der För­de­rung die­ses Per­so­nen­krei­ses und auch die Zustän- dig­keit für den wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs ist inner- halb der Hoch­schu­len in der Regel in den obers­ten Gre- mien (Senat) und hier­ar­chisch bei den Füh­rungs­ebe­nen (benann­te Zustän­dig­keit inner­halb des Rek­to­rats/­Prä­si- diums und dis­zi­pli­na­ri­sche und per­sön­li­che Zustän­dig- keit der Hochschullehrer/innen) ange­sie­delt. Die­se her- vor­ge­ho­be­ne Ver­ant­wor­tung der Hoch­schu­len für den wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs lei­tet das Bun­des­ver­fas- sungs­ge­richt aus Art.5 Abs.3 GG her. Inhalt die­ser Ver- ant­wor­tung ist die grund­sätz­li­che Auf­ga­be, den wis­sen- schaft­li­chen Nach­wuchs zu för­dern mit der Kon­se­quenz der pri­vi­le­gier­ten Zuläs­sig­keit von befris­te­ten Arbeits- ver­trä­gen. Aber auch die indi­vi­du­el­le För­de­rung der Nach­wuchs­kräf­te ist Teil die­ser Verantwortung.

Es gibt jedoch kei­ne all­ge­mein aner­kann­te Defi­ni­ti­on des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses. Soweit Rech­te für den wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs vor­ge­se­hen und auch finan­zi­el­le Ent­schei­dung an den Erfolg bei der För- derung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses gebun­den wer­den, soll­te im jewei­li­gen Bun­des­land oder der jewei-

en_stellen_wir_ihnen_stichpunktartig_vor , zuletzt abge­ru­fen am

26. April 2018.
118 Sie­he die Helm­holtz-Nah­wuchs­grup­pen­lei­ter/in­nen, abzurufen

unter: https://www.helmholtz.de/karriere_talente/foerderpro- gramme/helmholtz_nachwuchsgruppen/ zuletzt abge­ru­fen am 1. Mai 2018.

119 So etwa § 50 Aas.1 Nr.5 Hoch­SchG Rhein­land-Pfalz, Fund­stel­le sie­he Fuß­no­te 21.

120 Sie­he III. 2.

Barn­stedt · Die Ver­ant­wor­tung der Hoch­schu­len 2 3 7

238 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 3 (2018), 223–238

ligen Hoch­schu­le der Begriff des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses defi­niert wer­den. In Anleh­nung an die Emp­feh­lun­gen des Wis­sen­schafts­rats zur För­de­rung deswissenschaftlichenNachwuchsesvom25.Januar 1980 und unter Berück­sich­ti­gung des Wis­sen­schafts- zeit­ver­trags­ge­set­zes sind unter dem wis­sen­schaft­li- chen Nach­wuchs alle Per­so­nen, die sich in einer Hoch­schu­le nach einem Hoch­schul­ab­schluss oder nach einer Pro­mo­ti­on wei­ter qua­li­fi­zie­ren. Dabei geht es um den wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs an und in einer Hoch­schu­le und nicht für eine Hoch­schu­le, denn der über­wie­gen­de Teil des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses (ins­be­son­de­re die Pro­mi­vie­ren­den aber auch vie­le nach einer Post-Doc-Pha­se) wird nicht für die Wis­sen­schaft son­dern für die Gesell-schaft qualifiziert.

Da es eine in Art.5 Abs.3 GG ver­an­ker­te Auf­ga­be der Hoch­schu­le ist, die Qua­li­fi­zie­rung des wis­sen­schaft­li- chen Nach­wuch­ses zu gewähr­leis­ten und auch eine Qua- lifi­zie­rung nur eine begrenz­te Zeit umfasst, hat der wis- sen­schaft­li­che Nach­wuchs in der Regel ein befris­te­tes Arbeits- oder Beam­ten­ver­hält­nis zu der Hoch­schu­le. So- wohl die zwei mal sechs Jah­re nach dem Wis­sen­schafts- zeit­ver­trags­ge­setz als auch die in der Regel sechs jäh­ri­ge Zeit einer Juni­or­pro­fes­sur stel­len ange­mes­se­ne Zeit­räu- me dar. Die Qua­li­fi­ka­ti­ons­zie­le in Gestalt von Pro­mo­ti­on und Habi­li­ta­ti­on sind noch häu­fi­ge Zie­le, aber nach dem Wis­sen­schafts­zeit­ver­trags­ge­setz ist nicht das Qua­li­fi­ka­ti- ons­ziel son­dern die Qua­li­fi­ka­ti­on als sol­che entsch­ei- dend. Hoch­schu­le und Nach­wuchs­wis­sen­schaft­ler/in- nen haben sich über die Qua­li­fi­ka­ti­on zu eini­gen und ver­ein­bar­te Qua­li­fi­ka­ti­on und geleb­te Pra­xis müs­sen eine Ein­heit sein. Soweit eine Pro­mo­ti­ons- oder Betreu- ungs­ver­ein­ba­rung geschlos­sen wird, soll­te die­se nicht Gegen­stand eines Arbeits­ver­tra­ges sein.

Eben wegen der Befris­tung der Arbeits­ver­trä­ge ob- liegt den Hoch­schu­len eine beson­de­re Ver­ant­wor­tung bei der Beglei­tung und Betreu­ung des wis­sen­schaft­li- chen Nach­wuch­ses. Dies soll­te in regel­mä­ßi­gen Mit­ar­bei­ter/-innen­ge­sprä­chen, in denen auch die Befris- tung und der wei­te­re beruf­li­che Wer­de­gang the­ma­ti­siert wer­den aber auch in Qua­li­fi­zie­rungs­an­ge­bo­ten gesche- hen. In der Regel sind die betreu­en­den Hochschullehrer/ innen für die Rea­li­sie­rung der dar­ge­stell­ten Ein­heit, für die Mit­ar­bei­ter/-innen­ge­sprä­che und Qua­li­fi­zie­rungs- maß­nah­men ver­ant­wort­lich und dafür gemein­sam mit dem/der Nachwuchswissenschaftler/in zuständig.

Bun­des­weit wur­den zwi­schen­zeit­lich gera­de­zu eine unüber­schau­ba­re Anzahl von Rege­lun­gen zum Inhalt und der Ver­ant­wor­tung für die Betreu­ung und Beglei- tung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses erlas­sen. Dies zeigt ins­be­son­de­re im Hin­blick auf die hoch­schul­in­ter- nen Rege­lun­gen, dass die Hoch­schu­len auf der Füh- rungs­ebe­ne die För­de­rung des wis­sen­schaft­li­chen Nach- wuch­ses eine hohe Prio­ri­tät geben und die Pro­ble­ma­tik der dem Sta­tus als wis­sen­schaft­li­cher Nach­wuchs inhä- ren­ten befris­ten Arbeits­ver­hält­nis­se im Fokus haben. Wich­tig ist nun, die Hochschullehrer/innen in ihrer kon­kre­ten Auf­ga­be der För­de­rung aber auch der Per­so- nal­füh­rung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses stär­ken und zu begleiten.

Elke Lui­se Barn­stedt war von 1994 bis1998 Kanz­le­rin der Uni­ver­si­tät Kon­stanz und von 2011 bis 2017 Vize­prä­si­den- tin für Per­so­nal und Recht des Karls­ru­her Insti­tuts für Tech­no­lo­gie. Von 1999 bis Ende 2010 war sie Direk­to­rin beim Bundesverfassungsgericht.