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Gegen­stand der Ent­schei­dung des VG Pots­dam war der Antrag einer Hoch­schul­pro­fes­so­rin, ihr für die Dau­er von 5 Jah­ren befris­te­tes Beam­ten­ver­hält­nis (W2-Pro­fes- sur) im Wege einer einst­wei­li­gen Anord­nung zu ent­fris- ten, hilfs­wei­se über ihre Beru­fung in ein Beam­ten­ver- hält­nis auf Lebens­zeit neu zu ent­schei­den und sie bis zu einer Ent­schei­dung in der Haupt­sa­che vor­läu­fig wei­ter zu beschäf­tig­ten. Das Ver­wal­tungs­ge­richt setz­te sich in sei­nem – ableh­nen­den – Beschluss mit der Fra­ge ausein- ander, ob für den auf Ent­fris­tung des Beam­ten­ver­hält­nis- ses zie­len­den Haupt­an­trag ein Anord­nungs­an­spruch im Rah­men des § 123 Abs. 1 VwGO bestehe.

I. Zum Hin­ter­grund der Entscheidung

In der Gesetz­ge­bung der Bun­des­län­der hat seit etwa 2000 die Pra­xis Ein­zug gehal­ten, Pro­fes­so­ren im Fal­le der Erst­be­ru­fung nicht mehr sofort zu Lebens­zeit­beam- ten son­dern zu Beam­ten auf Zeit zu ernen­nen oder mit ihnen einen befris­te­ten Arbeits­ver­trag zu schlie­ßen. Vor­rei­ter hier­bei war Baden-Würt­tem­berg mit der dama­li­gen Rege­lung des § 67 Abs. 1 S. 2 UG.1 Danach war bei der ers­ten Beru­fung in ein Pro­fes­so­ren­amt das Dienst­ver­hält­nis grund­sätz­lich zu befris­ten und konn­te hier­für ein Zeit­be­am­ten­ver­hält­nis oder ein befris­te­ter Dienst­ver­trag vor­ge­se­hen wer­den. Ande­re Bun­des­län­der zogen sodann mit gleich­lau­ten­den oder ähn­li­chen Rege- lun­gen nach.2

Dazu zählt auch das Land Bran­den­burg. Nach der dama­li­gen Rege­lung des § 40 Abs. 1 BbgHG konn­ten mit Pro­fes­so­rin­nen und Pro­fes­so­ren Ange­stell­ten- oder Be- amten­ver­hält­nis­se begrün­det wer­den. § 40 Abs. 1 S. 5 sah dabei vor, dass die Erst­be­ru­fung in ein Beam­ten­ver­hält- nis auf Zeit erfol­gen soll. In der jet­zi­gen Fas­sung des BbgHG – sedes mate­riae ist § 41 Abs. 1 — an der das VG Pots­dam sei- ne Ent­schei­dung aus­zu­rich­ten hat­te, ist das im Wesent­li- chen unver­än­dert geblie­ben. Nach § 41 Abs. 1 S. 3 soll ins­be- son­de­re bei der Erst­be­ru­fung ein befris­te­tes Ange­stell­ten- ver­hält­niso­der­ein­Be­am­ten­ver­hält­nis­auf­Zeit­be­grün­det wer­den. Nach S. 4 der Vor­schrift ist die Dau­er des befriste-

  1. 1  IdF v 28.3.2000, GBl S 208.
  2. 2  Vgl zur dama­li­gen Situa­ti­on Löwisch/Wertheimer/Zimmermann,

ten Ange­stell­ten­ver­hält­nis­ses oder des Beam­ten­ver­hält- nis­ses auf Zeit auf höchs­tens fünf Jah­re begrenzt, im Fal- le der Erst­be­ru­fung beträgt sie zwei Jah­re. Kri­te­ri­en für die Fra­ge, unter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen eine Ent­fris- tung eines Zeit­be­am­ten­ver­hält­nis­ses vor­zu­neh­men oder eine sol­che ver­wei­gert wer­den kann, ent­hält § 41 BbgHG nicht.

Die Antrag­stel­le­rin wur­de im Jahr 2008 an der Uni- ver­si­tät Pots­dam in ein Zeit­be­am­ten­ver­hält­nis für fünf Jah­re beru­fen, es han­del­te sich hier­bei um eine Erst­be­ru- fung. In der Beru­fungs­ver­ein­ba­rung wies der Prä­si­dent der Uni­ver­si­tät dar­auf hin, dass – wie bei der Aus­schrei- bung der Pro­fes­sur auf­ge­führt – eine Beru­fung auf fünf Jah­re greift und die Uni­ver­si­tät Pots­dam im Anschluss einen Antrag auf Ent­fris­tung an das Minis­te­ri­um für Wis­sen­schaft, For­schung und Kunst des Lan­des Bran- den­burg stellt; fer­ner dar­auf, dass eine Alters­gren­ze für die dann erfol­gen­de Ernen­nung auf Lebens­zeit nicht exis­tie­re und ein neu­er­li­ches Beru­fungs­ver­fah­ren nicht stattfinde.

In einem Erlass des bran­den­bur­gi­schen Wis­sen- schafts­mi­nis­te­ri­um vom 2.8.20103 fin­den sich Rege­lun- gen zur Befris­tung des Dienst­ver­hält­nis­ses von Pro­fes­so- rin­nen und Pro­fes­so­ren bei der Erst­be­ru­fung iSd § 41 BbgHG. Nr. 2 die­ses Erlas­ses bestimmt hier­bei, dass die Begrün­dung eines befris­te­ten Beam­ten­ver­hält­nis­ses den Regel­fall dar­stellt und von die­sem nur im Aus­nah­me­fall und dann abge­wi­chen wer­den darf, wenn das Wis­sen- schafts­mi­nis­te­ri­um zustimmt. Nach Nr. 4 des Erlas­ses prüft die Hoch­schu­le recht­zei­tig vor Ablauf des befris­te- ten Dienst­ver­hält­nis­ses, ob die Begrün­dung eines Beam- ten­ver­hält­nis­ses auf Lebens­zeit emp­foh­len wer­den kann. Wei­ter heißt es dort, dass die Hoch­schu­le hier­zu eine Be- schluss­fas­sung der Gre­mi­en gem. § 62 Abs. 2 Nr. 7 BbgHG (in der Regel der Senat) und § 70 Abs. 2 Nr. 4 BbgHG (in der Regel Fakul­täts- bzw. Fach­be­reichs­rat) her­bei­führt. Fer­ner soll die Hoch­schu­le spä­tes­tens drei Mona­te vor Ablauf des befris­te­ten Dienst­ver­hält­nis­ses ihren Vor­schlag zur unbe­fris­te­ten Fort­set­zung des Dienst­ver­hält­nis­ses beim Wissenschaftsministerium

buch, 2. Aufl 2011, S 157 Rn 145.
3 Amts­blatt für Bran­den­burg, 2010, S 1497.

Frank Wert­hei­mer

Ent­fris­tung eines Pro­fes­so­ren-Beam­ten­ver­hält­nis­ses im Wege einst­wei­li­ger Anord­nung –
VG Pots­dam, Beschl. vom 22.3.2013, VG 2 L 98/13

WissR 2001, 28, 29 f; sie­he auch Det­mer, in: HSchR-Pra­xis­hand-
Ord­nung der Wis­sen­schaft 2014, ISSN 2197–9197

82 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 2 (2014), 81–88

ein­rei­chen und dabei zu der Fra­ge Stel­lung neh­men, ob sich der Pro­fes­sor bei der Erfül­lung sei­ner Dienst­auf­ga- ben bewährt hat.

Der Ent­fris­tungs­an­trag der Pro­fes­so­rin fand im Fa- kul­täts­rat nicht die nach der Grund­ord­nung der Uni­ver- sität Pots­dam erfor­der­li­che qua­li­fi­zier­te Pro­fes­so­ren- mehr­heit. Obwohl es einer Ent­schei­dung des Senats der Uni­ver­si­tät über den Antrag gar nicht mehr bedurf­te, lehn­te die­ser die Beru­fung in ein Beam­ten­ver­hält­nis auf Lebens­zeit ab. Zu einer Antrag­stel­lung an das Wis­sen- schafts­mi­nis­te­ri­um kam es dar­auf­hin nicht, wes­halb die betrof­fe­ne Pro­fes­so­rin beim VG einen Antrag auf Erlass einer einst­wei­li­gen Anord­nung nach § 123 Abs. 1 VwGO stellte.

Der Beschluss des VG Pots­dam ist des­we­gen von be- son­de­rem Inter­es­se, weil Ent­schei­dun­gen zu der prak- tisch bedeut­sa­men Fra­ge, unter wel­chen Vor­aus­set­zun- gen eine Hoch­schu­le einen Ent­fris­tungs­an­trag eines in ein Zeit­be­am­ten­ver­hält­nis beru­fe­nen Pro­fes­sors bzw. ei- ner Pro­fes­so­rin ableh­nen kann, rar sind. Eine höchst- rich­ter­li­che Ent­schei­dung des BVerwG hier­zu ist bis­lang nicht ergan­gen, auch ober­ge­richt­li­che Ent­schei­dun­gen gibt es zu den neue­ren Lan­des­ge­set­zen, die die Zeit­pro- fes­sur ein­ge­führt haben, bis dato ersicht­lich kei­ne. Be- kannt sind aus der instanz­ge­richt­li­chen Recht­spre­chung ein Urteil des VG Gießen4 sowie ein Beschluss des VG Frankfurt.5 Vor die­sen lan­des­recht­li­chen Geset­zes­än­de- run­gen hat­te sich der VGH Kassel6 mit der Fra­ge befasst, ob einem Pro­fes­sor nach Been­di­gung sei­nes Beam­ten- ver­hält­nis­ses auf Zeit aus cul­pa in con­tra­hen­do ein An- spruch auf Beru­fung als Pro­fes­sor in eine Beam­ten­ver- hält­nis auf Lebens­zeit zusteht. Auch liegt mitt­ler­wei­le eine Ent­schei­dung des BAG aus dem Jahr 20137 vor, de- ren Focus dar­auf liegt, ob die Befris­tung von Arbeits­ver- hält­nis­sen ange­stell­ter Hoch­schul­pro­fes­so­ren wirk­sam ist.

II. Beschluss des VG Pots­dam vom 22.3.2014

Das VG Pots­dam hat den Antrag auf Erlass einer einst- wei­li­gen Anord­nung abge­lehnt. In sei­ner Begrün­dung hat es aus­ge­führt, dass es für den auf eine Ent­fris­tung des Beam­ten­ver­hält­nis­ses der Antrag­stel­le­rin zie­len­den Haupt­an­trag an einem Anord­nungs­an­spruch feh­le, wel- cher wegen der inso­weit begehr­ten Vor­weg­nah­me der Haupt­sa­che das – siche­re – Bestehen eines Anspruchs auf Ernen­nung im Beam­ten­ver­hält­nis auf Lebens­zeit als Uni­ver­si­täts­pro­fes­so­rin vor­aus­set­zen wür­de. Von einem sol­chen Anspruch sei hier nicht auszugehen.

  1. 4  Urteil v 25.8.2011, 5 K 1979/10.GI, FuL 2012, 136 sowie bei juris.
  2. 5  Beschluss v 7.5.2012, 9 L 297/12.F, juris.
  3. 6  Beschluss v 4.3.1991, 1 TG 3306/90, juris und DVBl 1991, 1214

1. Das VG erteil­te zunächst der Auf­fas­sung der An- trag­stel­le­rin eine Absa­ge, wonach sich ein Ent­fris­tungs- anspruch aus den her­ge­brach­ten Grund­sät­zen des Be- rufs­be­am­ten­tums iSd Art. 33 Abs. 5 GG, zu dem das Le- bens­zeit­prin­zip zäh­le, her­lei­ten las­se. Dem ste­he bereits ent­ge­gen, dass die Antrag­stel­le­rin die Beru­fung in ein Zeit­be­am­ten­ver­hält­nis unbe­an­stan­det hin­ge­nom­men und gegen die sei­ner­zei­ti­ge Ernen­nung kei­nen Wider- spruch ein­ge­legt habe.

2. In die­sem Zusam­men­hang hat das VG auch geäu- ßer­te ver­fas­sungs­recht­li­che Beden­ken gegen die Umkeh- rung des Regel-Aus­nah­me-Ver­hält­nis­ses von Lebens- zeit­pro­fes­sur gegen­über einer Zeit­pro­fes­sur durch § 41 Abs. 1 S. 3 und 4 BbgHG ver­neint. Es spre­che, so das VG, viel dafür, dass „sach­li­che Grün­de“ die Kon­struk­ti- on der Zeit­pro­fes­sur recht­fer­tig­ten, zumal befris­te­te Be- schäf­ti­gungs­ver­hält­nis­se auch in frü­he­ren Pha­sen einer wis­sen­schaft­li­chen Lauf­bahn nicht unty­pisch seien.

3. Dem von der Antrag­stel­le­rin gestell­ten Hilfs­an­trag auf ermes­sens­feh­ler­freie Neu­be­schei­dung des Ent­fris- tungs­an­tra­ges hielt das VG in sei­nem Beschluss ent­ge- gen, es sei nicht zu bean­stan­den, dass das Land Bran­den- burg eine Beru­fung der Pro­fes­so­rin in ein Beam­ten­ver- hält­nis auf Lebens­zeit abge­lehnt habe, weil die Uni­ver­si- tät Pots­dam eine Fort­set­zung des befris­te­ten Beam­ten­ver­hält­nis­ses nicht ange­strebt und folg­lich auch kei­nen Antrag an das Wis­sen­schafts­mi­nis­te­ri­um gestellt habe. Über die Grün­de der uni­ver­si­tä­ren Wil­lens­bil­dung erfährt man im Beschluss selbst nichts. Da in der Ent- schei­dung aber auf den Erlass des Wis­sen­schafts­mi­nis­te- riums vom 2.8.2010 ein­ge­gan­gen wird, darf ange­nom- men wer­den, dass die Uni­ver­si­tät Pots­dam die Bewäh- rung der Antrag­stel­le­rin ver­neint hat.

4. Im glei­chen Zusam­men­hang habe für das Land auch kein Anlass bestan­den, sich über das feh­len­de posi- tive Votum der Uni­ver­si­tät wegen einer inso­weit – be- haup­te­ten – feh­ler­haf­ten Ermes­sens­ent­schei­dung des Prä­si­den­ten der Uni­ver­si­tät hin­weg­zu­set­zen. Dies­be­züg- lich ver­weist das VG auf die inner­halb der Uni­ver­si­tät gegen eine Ent­fris­tung des Zeit­be­am­ten­ver­hält­nis­ses ge- fass­ten Gre­mi­en­be­schlüs­se, die for­mal recht­mä­ßig er- gan­gen seien.

5. Schließ­lich fin­den sich in dem Beschluss Aus­füh- run­gen zur Fra­ge, ob aus der im Jahr 2008 geschlos­se­nen Beru­fungs­ver­ein­ba­rung sich ein Ent­fris­tungs­an­spruch erge­be, was das VG im Ergeb­nis verneinte.

6. Weil nicht mit der für eine Vor­weg­nah­me der Haupt­sa­che erfor­der­li­chen Wahr­schein­lich­keit ein Ent- fris­tungs­an­spruch bestehe, wies das VG schließ­lich auch

(Leit­satz).
7 Urteil v 11.9.2013, 7 AZR 843/11, NZA 2013, 1352 = ZTR 2014,

42.

Wert­hei­mer · Ent­fris­tung eines Pro­fes­so­ren-Beam­ten­ver­hält­nis­ses 8 3

den zwei­ten Hilfs­an­trag der Antrag­stel­le­rin zurück, mit dem die­se eine vor­läu­fi­ge Wei­ter­be­schäf­ti­gung bis zu ei- ner Ent­schei­dung in der Haupt­sa­che bean­tragt hatte.

III. Bewer­tung der Entscheidung

Der Beschluss des VG Pots­dam liegt zwar im Trend ande­rer in die­sem Kon­text ergan­ge­ner Ent­schei­dun­gen, begeg­net jedoch in ver­schie­de­ner Hin­sicht Beden­ken. Die­se betref­fen vor allen Din­gen die hin­ter der pro­zes­su- alen Fra­ge­stel­lung des § 123 Abs. 1 VwGO ste­hen­de Pro- ble­ma­tik eines Ent­fris­tungs­an­spruchs eines auf Zeit beru­fe­nen Professors.

1. Zum Hauptantrag

Das VG Pots­dam hält das Zeit­be­am­ten­ver­hält­nis – jeden­falls im Fal­le einer Erst­be­ru­fung – für unbe­denk- lich und sieht dar­in kei­nen Ver­stoß gegen höher­ran­gi­ges Recht, ins­be­son­de­re nicht gegen Art. 33 Abs. 5 GG. Dar- aus fol­gert das VG, dass kein siche­rer Anspruch der Pro- fes­so­rin auf Ernen­nung in ein Beam­ten­ver­hält­nis auf Lebens­zeit bestehe, was aber – wegen der inso­weit begehr­ten Vor­weg­nah­me der Haupt­sa­che – Vor­aus­set- zung für die bean­trag­te einst­wei­li­ge Anord­nung sei.8 Wäre die Zeit­pro­fes­sur mit höher­ran­gi­gem Recht ver­ein- bar, müss­te man der Ableh­nung des von der Hoch­schul- leh­re­rin gestell­ten Haupt­an­tra­ges zustimmen.

a) Per se ist ein befris­te­tes Beam­ten­ver­hält­nis, wie es der hier ein­schlä­gi­ge § 41 Abs. 1 BbgHG vor­sieht, nicht grund­sätz­lich unver­ein­bar mit höher­ran­gi­gem Recht. Dies ergibt sich schon aus § 46 HRG, wonach Pro­fes­so- ren, soweit sie in das Beam­ten­ver­hält­nis beru­fen wer­den, zu Beam­ten auf Zeit oder auf Lebens­zeit ernannt wer- den. Wenn § 41 Abs. 1 BbgHG für die Erst­be­ru­fung ein Zeit­be­am­ten­ver­hält­nis vor­sieht, ist dies zunächst durch § 46 HRG gedeckt.9

Gleich­wohl ist in die­sem Zusam­men­hang Art. 33 Abs. 5 GGzuberücksichtigten,wonachdasRechtdesöffentlichen Diens­tes unter Berück­sich­ti­gung der her­ge­brach­ten Grund- sät­ze des Berufs­be­am­ten­tums zu regeln ist. Zu die­sen Grund­sät­zen gehört die regel­mä­ßig lebens­zeit­li­che An- stel­lung der Beam­ten. Sie ist ein Teil des Kern­be­stan­des der ver­fas­sungs­recht­lich garan­tier­ten Insti­tu­ti­on des Be- rufsbeamtentums.10 Das Beam­ten­ver­hält­nis auf Wider-

  1. 8  Vgl hier­zu Kopp/Schenke, VwGO, 19. Aufl 2013, § 123 Rn 14 mit zahl­rei­chen Rechtsprechungsnachweisen.
  2. 9  Zur Bedeu­tung von § 46 HRG für befris­te­te Arbeits­ver­hält­nis­se mit Hoch­schul­leh­rern vgl BAG v 11.9.2013, 7 AZR 843/11, NZA 2013, 1352.
  3. 10  Bat­tis, BBG, 4. Aufl 2009, § 4 Rn 13; Jarras/Pieroth, GG, 12. Aufl 2012, Art 33 Rn 47; Leis­ner, Beam­ten­tum, 1995, S 603, sieht im Lebens­zeit­prin­zip die wich­tigs­te Grund­la­ge des Beam­ten­rechts überhaupt.

ruf und das Beam­ten­ver­hält­nis auf Pro­be stel­len die­sen Grund­satz nicht in Fra­ge, denn sie sind „Durch­gangss­ta- tio­nen“ und damit Vor­stu­fen zum Beam­ten­ver­hält­nis auf Lebens­zeit. Anders liegt es hin­ge­gen beim Beam­ten­ver- hält­nis auf Zeit. Es ist nicht, wie das Beam­ten­ver­hält­nis auf Pro­be, auf eine spä­te­re Beru­fung auf Lebens­zeit an- gelegt. Jedes Beam­ten­ver­hält­nis auf Zeit bedarf des­halb als Aus­nah­me von der lebens­zeit­li­chen Anstel­lung einer beson­de­ren Rechtfertigung.11

Die­ses aus Art. 33 Abs. 5 GG fol­gen­de Regel-Aus­nah- me-Ver­hält­nis zwi­schen einem Beam­ten­ver­hält­nis auf Lebens­zeit und einem Beam­ten­ver­hält­nis auf Zeit spie- gelt sich in § 4 BeamtStG. Die Vor­schrift ent­hält zwar kei­ne grund­sätz­li­che Ein­schrän­kung für ein befris­te­tes Beam­ten­ver­hält­nis, aus ihr folgt aber, dass das Lebens- zeit­be­am­ten­ver­hält­nis den Regel­fall dar­stellt. Im Kon­text des § 41 Abs. 1 BbgHG ist auch § 121 Abs. 1 LBG Bbg zu sehen, wonach die Vor­aus­set­zun­gen der Ernen­nung von Beam­ten auf Zeit gesetz­lich zu bestim­men sind. Es fol- gen dort Rege­lun­gen für kom­mu­na­le Wahl­be­am­te und sog. Poli­ti­sche Beam­te. Nach § 41 Abs. 1 BbgHG han­delt es sich letzt­lich um einen gesetz­lich gere­gel­ten Fall eines Zeit­be­am­ten­ver­hält­nis­ses, so dass zwar im Prin­zip Kom- pati­bi­li­tät mit § 121 Abs. 1 LBG Bbg besteht. Aller­dings lässt sich die Zeit­pro­fes­sur kei­ner der bestehen­den Kate- gori­en von Zeit­be­am­ten­ver­hält­nis­sen zuord­nen. Weder beklei­det ein Pro­fes­sor in sei­nem Pro­fes­so­ren­ver­hält­nis ein Amt in lei­ten­der Funk­ti­on noch ist er kom­mu­na­ler Wahl­be­am­ter, schließ­lich zählt er auch nicht zum wis- sen­schaft­li­chen Nachwuchs.12 Die Grün­de, die bei den genann­ten Grup­pen eine Aus­nah­me vom Lebens­zeit- prin­zip recht­fer­ti­gen, tref­fen dem­nach für die in § 41 Abs. 1 BbgHG gere­gel­te Zeit­pro­fes­sur für den Fall der Erst­be­ru­fung nicht zu.13

Wenn das VG Pots­dam in sei­nem Beschluss vom 22.3.2013 unter Ver­weis auf die Ent­schei­dun­gen des VG Frank­furt vom 7.5.201214 sowie des VG Gie­ßen vom 25.8.201115 grund­sätz­lich kei­ne ver­fas­sungs­recht­li­chen Beden­ken gegen die Rege­lung des § 41 Abs. 1 BbgHG sieht, springt es zu kurz: Das VG über­sieht dabei näm- lich, dass sich die zitier­ten Ent­schei­dun­gen auf § 61 Abs. 5 HessHG bezie­hen, dem in sei­ner Aus­ge­s­tal- tung in Ver­bin­dung mit Abs. 6 der Vor­schrift der Cha- rak­ter eines Pro­be­zeit­be­am­ten­ver­hält­nis­ses zukommt,

11 BVerfG v 30.3.1977, 2 BvR 1039, 1045/75, BVerfGE 44, 249, 262 f. 12 Sogeltendie§§2und3WissZeitVGnachdessen§1Abs1S1

aus­drück­lich nicht für Hoch­schul­leh­re­rin­nen und Hoch­schul­leh­rer. 13 Vgl hier­zu Löwisch/Wertheimer/Zimmermann, WissR 2001, 34 f. 14 AaO (Fn 5).
15 AaO (Fn 4).

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wor­auf etwa das VG Frank­furt sowie das VG Gie­ßen in den zitier­ten Ent­schei­dun­gen expli­zit abheben.16 Darü- ber hät­te das VG Pots­dam nicht ein­fach hin­weg­ge­hen dürfen.

b) In der Kon­se­quenz bedeu­tet dies, dass das Lebens- zeit­prin­zip als zu beach­ten­des Prin­zip auf das Beam­ten- ver­hält­nis eines zeit­be­fris­te­ten Hoch­schul­leh­rers anzu- wen­den bleibt. Die in § 41 Abs. 1 BbgHG ent­hal­te­ne Aus- nah­me für den Fall der Erst­be­ru­fung – die dort zum Re- gel­fall erho­ben wird – bedarf damit einer ent­spre­chen­den Rechtfertigung.

§ 41 Abs. 1 BbgHG ent­hält selbst kei­nen Hin­weis dar- auf, mit wel­cher Begrün­dung bei Erst­be­ru­fe­nen ledig­lich ein Zeit­be­am­ten­ver­hält­nis begrün­det wer­den soll. Auch gibt die Beru­fungs­ord­nung der Uni­ver­si­tät Potsdam17 dafür nichts her. Ein­zig der Nr. 4 des Erlas­ses des bran- den­bur­gi­schen Minis­te­ri­ums für Wis­sen­schaft, For- schung und Kul­tur vom 2.8.201018 ist zu ent­neh­men, dass die Hoch­schu­le recht­zei­tig vor Ablauf des befris­te- ten Dienst­ver­hält­nis­ses prüft, ob die Begrün­dung eines Beam­ten­ver­hält­nis­ses auf Lebens­zeit emp­foh­len wer­den kann. Stellt die Hoch­schu­le einen Ent­fris­tungs­an­trag an das Wis­sen­schafts­mi­nis­te­ri­um, muss sie zu der Fra­ge Stel­lung neh­men, ob sich der Pro­fes­sor bei der Erfül­lung sei­ner Dienst­auf­ga­ben bewährt hat.

Damit zeigt sich eine Par­al­le­le zum Beam­ten­ver­hält- nis auf Pro­be, wel­ches als all­ge­mei­ne Kate­go­rie eines Be- amten­ver­hält­nis­ses vor­ge­se­hen ist, wie § 4 Abs. 3 Be- amtS­tG zeigt. Der Geset­zes­text des § 41 Abs. 1 BbgHG stellt dies aber zumin­dest in Fra­ge, wenn es dort in S. 1 heißt, dass „eine Pro­be­zeit“ nicht zurück­zu­le­gen ist. Gleich­wohl scheint der Gesetz­ge­ber in Bran­den­burg der Auf­fas­sung zu sein, das Beam­ten­ver­hält­nis auf Zeit iSd § 41 Abs. 1 BbgHG sei als Pro­be­be­am­ten­ver­hält­nis auf­zu- fas­sen. Der o.g. Erlass aus dem Jahr 2010 bestä­tigt die­se Ver­mu­tung. Dem Gesetz­ge­ber ist inso­weit ein For­men- missbrauch19 vor­zu­hal­ten: Zeit­be­am­ten- und Pro­be­be- amten­ver­hält­nis wei­sen näm­lich erheb­li­che Unter­schie- de auf: So ist das Pro­be­be­am­ten­ver­hält­nis Vor­stu­fe zum

  1. 16  Vgl Rn 3 der Ent­schei­dung des VG Frank­furt bei juris; ent­sp­re- chend Rn 22 der Ent­schei­dung des VG Gießen.
  2. 17  V 23.8.2007, geneh­migt durch das Minis­te­ri­um für Wis­sen­schaft, For­schung und Kul­tur mit Schrei­ben vom 31.3.2008, Amtl Bekannt- machun­gen der Uni­ver­si­tät Pots­dam – Nr 10/2008 vom 1.9.2008. Anders etwa § 13 der Beru­fungs­ord­nung der TH Wildau – eben­falls Brand­burg – vom 14.9.2009, in dem Ver­fah­ren und Kri­te­ri­en für die Ent­fris­tung von Zeit­pro­fes­su­ren gere­gelt werden.
  3. 18  AaO.
  4. 19  So auch Det­mer, in: HSchR-Pra­xis­hand­buch, aaO , S 157 Rn 145.
  5. 20  StRspr, vgl BVerwG v 26.10.1967, II C 22/65, BVerw­GE 28, 155,157 ff; Löwisch/Wertheimer/Zimmermann, WissR 2001, 42; so auchDet­mer, in: HSchR–Praxishandbuch, 2. Aufl 2011, S 157 (Rn 145).
  6. 21  Hier­zu Det­mer, in: HSchR-Pra­xis­hand­buch, aaO, S 157 (Rn 145)mwN.

Beam­ten­ver­hält­nis auf Lebens­zeit. Hat sich der Pro­be­be- amte nicht bewährt, ist er zu ent­las­sen. Im Gegen­satz dazu endet das Zeit­be­am­ten­ver­hält­nis – unab­hän­gig von einer Bewäh­rung – auto­ma­tisch. Eine Aus­le­gung des Zeit­be­am­ten­ver­hält­nis­ses als Pro­be­be­am­ten­ver­hält­nis schei­tert an den Beson­der­hei­ten des Beam­ten­rechts. Die Rechts­na­tur des Beam­ten­ver­hält­nis­ses rich­tet sich aus- schließ­lich nach dem tat­säch­li­chen Ernen­nungs­akt. Die- sen hat der Gesetz­ge­ber for­ma­li­siert, um Unklar­hei­ten bezüg­lich des Beam­ten­sta­tus von vorn­her­ein aus­zu- schließen.20 Das in § 41 Abs. 1 BbgHG vor­ge­se­he­ne Zeit- beam­ten­ver­hält­nis im Fal­le der Erst­be­ru­fung ist folg­lich kein Pro­be­be­am­ten­ver­hält­nis. Hier­an ver­mag auch der Erlass des Wis­sen­schafts­mi­nis­te­ri­ums aus 2010 nichts zu ändern.

c) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des VG Pots­dam begeg- net daher die in § 41 Abs. 1 BbgHG gere­gel­te Zeit­pro­fes- sur erheb­li­chen ver­fas­sungs­recht­li­chen Beden­ken. Ent- spre­chen­de frü­he­re Rege­lun­gen in ande­ren Lan­des­hoch- schul­ge­set­zen – so etwa § 67 Abs. 1 UG BaWü und § 70 Abs. 5 HessHG – wur­den aus die­sem Grund ges­tri- chen und durch ein dem Lebens­zeit­be­am­ten­ver­hält­nis vor­ge­schal­te­tes Pro­be­be­am­ten­ver­hält­nis ersetzt.21

Ver­fas­sungs­recht­li­che Beden­ken wischt der Be- schluss auch im Zusam­men­hang mit der Ent­schei­dung des BVerfG vom 28.5.200822 all­zu leicht vom Tisch. Ge- gen­stand die­ses Beschlus­ses war ein in § 25b LBG NRW a.F.23 vor­ge­se­he­nes Zeit­be­am­ten­ver­hält­nis für Ämter mit lei­ten­der Funk­ti­on. Die Situa­ti­on eines erst­be­ru­fe­nen Hoch­schul­leh­rers sei, so das VG Pots­dam, nicht ver- gleich­bar mit der Ver­ga­be von Ämtern für Füh­rungs- kräf­te, wel­che zuvor in der Regel bereits eine Rei­he von Ämtern (auf Lebens­zeit) aus­ge­übt hät­ten, in denen sie sich schon in beson­de­rem Maße leis­tungs­fä­hig und leis- tungs­be­reit gezeigt hatten.24 Vor­der­grün­dig mag die­se Argu­men­ta­ti­on ver­fan­gen. Das BVerfG hat in der zitier- ten Ent­schei­dung aber all­ge­mein gesagt, dass das Beam- ten­ver­hält­nis auf Lebens­zeit nach Art. 33 Abs. 5 GG die Regel sein muss, ins­be­son­de­re des­halb weil der Beamte

22 BVerfG v 28.5.2008, 2 BvL 11/07, BVerfGE 121, 205 = NVwZ 2008, 873.

23 § 25b LBG NRW aF lau­te­te in Abs 1: Ein Amt mit lei­ten­der Funk- tion im Sin­ne des Abs 7 wird im Beam­ten­ver­hält­nis auf Zeit für längs­tens zwei Amts­zei­ten über­tra­gen. Eine Amts­zeit beträgt fünf Jah­re; … Mit Ablauf der ers­ten Amts­zeit ist die Über­tra­gung des Amtes auf Dau­er im Beam­ten­ver­hält­nis auf Lebens­zeit aus­ge- schlos­sen, mit Ablauf der zwei­ten Amts­zeit soll dem Beam­ten das Amt auf Dau­er im Beam­ten­ver­hält­nis auf Lebens­zeit über­tra­gen werden.

24 So auch VG Gie­ßen v 25.8.2011, aaO und VG Frank­furt v 7.5.2012, aaO.

Wert­hei­mer · Ent­fris­tung eines Pro­fes­so­ren-Beam­ten­ver­hält­nis­ses 8 5

auf Zeit kei­ne gesi­cher­te Rechts­stel­lung habe, so dass ihm die für sei­ne Amts­aus­übung erfor­der­li­che Unab- hän­gig­keit fehlt. Das gilt für einen Hoch­schul­leh­rer, der Auf­ga­ben in For­schung und Leh­re wahr­nimmt, in glei- cher Wei­se. Zudem weist das BVerfG auch dar­auf hin, dass für die Fest­stel­lung der Eig­nung sowie der Leis- tungs­fä­hig­keit und Leis­tungs­be­reit­schaft eines Beam­ten anderegeeigneteInstrumentezurVerfügungstehen,die mit dem Lebens­zeit­prin­zip in Ein­klang ste­hen. Hier­zu zählt nament­lich das Beam­ten­ver­hält­nis auf Pro­be, in dem der Beam­te – anders als im Beam­ten­ver­hält­nis auf Zeit – „einen gericht­lich kon­trol­lier­ba­ren Anspruch auf Ernen­nung auf Lebens­zeit in die­sem Amt“ erwirbt, „wenn er sich durch sei­ne Leis­tung bewährt hat“.

Kri­tisch ist in die­sem Zusam­men­hang auch der wei- tere Hin­weis des VG Pot­sam zu sehen, wonach die Be- grün­dung von Beam­ten­ver­hält­nis­sen auf Zeit, „ins­be- son­de­re mit einer frü­he­ren Pha­se der wis­sen­schaft­li­chen Lauf­bahn ste­hen­den Bediens­te­ten, für das Hoch­schul­be- amten­recht durch­aus nicht unty­pisch“ sei.25 Hier­bei wird ver­kannt, dass die Befris­tungs­sys­te­ma­tik des Wiss- ZeitVG für den wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs nach des­sen § 1 Abs. 1 S. 1 gera­de nicht für Hoch­schul­pro­fes­su- ren gilt. Auch die noch recht jun­ge Ent­schei­dung, in der das BAG26 den Lan­des­ge­setz­ge­ber für berech­tigt hielt, Vor­aus­set­zun­gen zu regeln, wie Arbeits­ver­hält­nis­se an- gestell­ter Hoch­schul­pro­fes­so­ren wirk­sam befris­tet wer- den kön­nen, ver­mag den Beschluss des VG Pots­dam nicht zu stüt­zen. Zum einen betrifft die BAG-Entsch­ei- dung kei­ne Beam­ten- son­dern Arbeits­ver­hält­nis­se; zum ande­ren ging es in die­ser Ent­schei­dung um die Rege­lung in § 50 des Hoch­schul­ge­set­zes Thü­rin­gen aus dem Jah­re 2003, die im Unter­schied zu § 41 Abs. 1 BbgHG in ihrem Abs. 3 die Vor­aus­set­zun­gen für eine Ent­fris­tung eines Beam­ten­ver­hält­nis­ses auf Zeit in ein Lebens­zeit­beam- ten­ver­hält­nis näher bestimm­te. Erfor­der­lich war danach eine gut­ach­ter­li­che Stel­lung­nah­me des Fach­be­reichs­rats zur fach­li­chen, päd­ago­gi­schen und per­sön­li­chen Eig- nung des betrof­fe­nen Pro­fes­sors, womit es sich bei § 50 HSchulG TH letzt­lich um ein Pro­be­be­am­ten­ver- hält­nis handelte.

Die Zeit­pro­fes­sur lässt sich im Übri­gen nicht mit der arbeits­recht­li­chen Befris­tungs­sys­te­ma­tik begrün­den. Be- fris­te­te Arbeits­ver­hält­nis­se bedür­fen nach § 14 Abs. 1 TzBfG eines sach­li­chen Grun­des, wozu nach Nr. 5 die Erpro­bung des Arbeit­neh­mers zählt. Die Recht­fer­ti­gung der sach­grund­lo- sen Befris­tung für maxi­mal 2 Jah­re in § 14 Abs. 2 TzBfG hat ihre Gene­se in Über­le­gun­gen, die auf das Beamtenrecht

  1. 25  Unter Ver­weis auf VGH Kas­sel v 3.3.1991 1 TG 3306/90, juris.
  2. 26  BAG v 11.9.2013, 7 AZR 843/11, NZA 2013, 1352.
  3. 27  Selbst eine Rege­lung durch eine hoch­schul­in­ter­ne Sat­zung – wie

nicht über­trag­bar sind. § 14 Abs. 2 TzBfG ist Nach­fol­ge- norm von § 1 BeschFG 1985, mit der der Gesetz­ge­ber sei- ner­zeit eine arbeits­markt­po­li­ti­sche ratio ver­folgt hat. Für ein Zeit­be­am­ten­ver­hält­nis kön­nen der­ar­ti­ge Über­le­gun- gen nicht her­an­ge­zo­gen werden.

Fast schon lebens­fremd erscheint fer­ner die wei­te­re Argu­men­ta­ti­on des VG, die Hoch­schul­leh­re­rin kön­ne sich auf die Ver­fas­sungs­wid­rig­keit der Zeit­pro­fes­sur nicht mehr beru­fen, weil sie die Ver­be­am­tung auf Zeit unbe­an­stan­det hin­ge­nom­men habe. Hät­te das VG ernst- haft erwar­tet, dass die Antrag­stel­le­rin sei­ner­zeit gegen die Ernen­nung auf Zeit Wider­spruch einlegte?

Und schließ­lich: Ver­fas­sungs­recht­li­che Beden­ken hät­ten beim VG Pots­dam auch auf­kom­men müs­sen, weil § 41 Abs. 1 BbgHG zu den Regu­la­ri­en der Ent­fris­tung ei- ner Zeit­pro­fes­sur schweigt. Bei der Ableh­nung der Ent- fris­tung han­delt es sich aber um einen erheb­li­chen Ein- griff in die Stel­lung des Hoch­schul­leh­rers, des­sen Rah- men­be­din­gun­gen der bran­den­bur­gi­sche Gesetz­ge­ber selbst bestim­men muss. Die Rege­lung per Erlass des bran­den­bur­gi­schen Wis­sen­schafts­mi­nis­te­ri­ums dürf­te folg­lich mit dem Grund­satz des Geset­zes­vor­be­halts un- ver­ein­bar sein.27

2. Zu den Hilfsanträgen

Das VG hat den als Hilfs­an­trag gel­tend gemach­ten Anspruch auf erneu­te ermes­sens­feh­ler­freie Entsch­ei- dung durch die Uni­ver­si­tät ver­neint und als Begrün­dung dafür ange­ge­ben, die Uni­ver­si­tät habe eine Fort­set­zung des befris­te­ten Beam­ten­ver­hält­nis­ses nicht ange­strebt und folg­lich beim Land kei­nen Antrag auf Ent­fris­tung der Pro­fes­sur gestellt. In die­sem Zusam­men­hang setzt sich der Beschluss ledig­lich mit der for­mel­len Recht­mä- ßig­keit der uni­ver­si­tä­ren Gre­mi­en­be­schlüs­se aus­ein­an- der; zu den Grün­den, wes­halb die Uni­ver­si­tät das Pro­fes- soren­ver­hält­nis nicht ent­fris­ten woll­te, fin­den sich kei­ne Aus­füh­run­gen. Ledig­lich auf S. 8 des Beschlus­ses ist ein Hin­weis ent­hal­ten, dass es Kri­tik­punk­te an der Amts­füh- rung der Antrag­stel­le­rin gege­ben hat, die Gegen­stand einer Fakul­täts­rats­sit­zung waren und vom Dekan in einem Schrei­ben an den Prä­si­den­ten der Uni­ver­si­tät mit­ge­teilt wur­den. Das VG hat sich dem­nach mit die­sen Grün­den nicht auseinandergesetzt.

a) Im Ergeb­nis ist das VG damit davon aus­ge­gan­gen, dass das befris­te­te Pro­fes­so­ren­ver­hält­nis durch ein­fa- chen Zeit­ab­lauf ohne jede wei­te­re inhalt­li­che Prü­fung ende­te. Dies war rechts­feh­ler­haft. Im Hin­blick auf die zuvor dar­stell­ten ver­fas­sungs­recht­li­chen Beden­ken ge-

etwa die bereits zitier­te Beru­fungs­ord­nung der TH Wildau (vgl dort § 13) – begeg­net aus recht­staat­li­chen Erwä­gun­gen Bedenken.

86 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 2 (2014), 81–88

gen die Fas­sung des § 41 Abs. 1 BbgHG hät­te das VG er- ken­nen müs­sen, dass das wesent­li­che Ele­ment des Pro- bebe­am­ten­ver­hält­nis­ses, näm­lich die Bewäh­rung, für den erst­be­ru­fe­nen Pro­fes­sor auf das Beam­ten­ver­hält­nis auf Zeit zu über­tra­gen ist.28

Der Dienst­herr, hier also die Uni­ver­si­tät Pots­dam, hat folg­lich zu prü­fen, ob der bzw. die Erst­be­ru­fe­ne in ein Beam­ten­ver­hält­nis auf Lebens­zeit zu über­neh­men ist. Hat sich der Hoch­schul­leh­rer im Zeit­be­am­ten­ver- hält­nis bewährt, so ist jede ande­re Ent­schei­dung als die Über­nah­me in das Beam­ten­ver­hält­nis auf Lebens­zeit sach­wid­rig, wenn der Hoch­schul­leh­rer dane­ben die all- gemei­nen beam­ten­recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen er- füllt.29 Jede ande­re Inter­pre­ta­ti­on wür­de ver­fas­sungs- recht­li­chen wie rah­men­recht­li­chen Vor­ga­ben des Bun- des wider­spre­chen und eine Umge­hung des Lebens­zeit- prin­zips dar­stel­len. Mit die­ser Fra­ge hät­te sich das VG somit auch zwin­gend aus­ein­an­der­set­zen müs­sen. Den Ent­schei­dun­gen des VG Frankfurt30 sowie des VG Gie- ßen31 ist jeden­falls zu ent­neh­men, dass dort eine ent- spre­chen­de Sach­prü­fung statt­ge­fun­den hat.

Auch der beam­ten­recht­li­che Für­sor­ge­an­spruch, der durch Art. 33 Abs. 4 GG ver­fas­sungs­recht­lich vor­ge­ge- ben ist, u.a. in § 45 BeamtStG sei­nen ein­fach­ge­setz­li­chen Nie­der­schlag gefun­den hat, im Rah­men der Beam­t­en­ge- set­ze der Län­der gilt sowie einen her­ge­brach­ten Grund- satz des Berufs­be­am­ten­tums iSd Art. 33 Abs. 5 GG dar- stellt, erfor­dert im Übri­gen ein sol­ches Ver­ständ­nis: Hat sich der erst­be­ru­fe­ne Pro­fes­sor im Zeit­be­am­ten­ver­hält- nis bewährt, ent­spricht es einem auf Für­sor­ge bedach­ten Ver­hal­ten der Anstel­lungs­kör­per­schaft, den Beam­ten auf Lebens­zeit zu übernehmen.

b) Damit ist die Fra­ge auf­ge­wor­fen, wel­che Maß­stä­be für die Beur­tei­lung der Bewäh­rung im Rah­men einer Ent­fris­tungs­ent­schei­dung der Uni­ver­si­tät gel­ten. Zum Teil fin­den sich hier­für Kri­te­ri­en in ein­zel­nen Lan­des­ge- set­zen, wie etwa im frü­he­ren § 50 Abs. 3 HSchulG TH oder dem frü­he­ren Art. 10 Abs. 2 BayH­SchLG, nach de- nen eine Wür­di­gung der fach­li­chen, päd­ago­gi­schen und per­sön­li­chen Eig­nung vor­ge­se­hen war. Viel­fach wer­den Eva­lua­ti­ons­ver­fah­ren auch hoch­schul­in­tern, zB durch Sat­zun­gen geregelt.32 Den von den Hoch­schu­len durch- zufüh­ren­den Beur­tei­lungs­ver­fah­ren sind von vorn­her- ein Gren­zen aus der Wis­sen­schafts­frei­heit des Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG gesetzt. Das in Art. 5 Abs. 3 GG ent­hal­te­ne Frei-

  1. 28  Vgl hier­zu näher Löwisch/Wertheimer/Zimmermann, WissR 2001, S 42 f unter dd).
  2. 29  So auch Det­mer, in: HSchR-Pra­xis­hand­buch, aaO, S 157 Rn 145; eben­so VG Stutt­gart v 16.04.2008, 3 K 2222/07, FuL 2008, 700.
  3. 30  v 07.05.2012, aaO.
  4. 31  v 25.08.2011, aaO.

heits­recht schützt als Abwehr­recht die wis­sen­schaft­li­che Betä­ti­gung gegen staat­li­che Ein­grif­fe. Der Frei­raum der Wis­sen­schaft­ler ist grund­sätz­lich eben­so vor­be­halt­los geschützt, wie die Frei­heit der wis­sen­schaft­li­chen Betä­ti- gung gewähr­leis­tet ist.33 In ihm herrscht abso­lu­te Frei- heit vor jeg­li­cher Inge­renz staat­li­cher Gewalt beim Auf- fin­den und der Gewin­nung von Erkennt­nis­sen, ihrer Deu­tung, Wei­ter­ga­be und Vermittlung.34

c) § 4 Abs. 2 S. 1 HRG sowie § 4 Abs. 2 S. 1 BbgHG be- stim­men dem­entspre­chend, dass die Frei­heit der For­schung ins­be­son­de­re die Fra­ge­stel­lung, die Grund­sät­ze der Metho- dik sowie die Bewer­tung des For­schungs­er­geb­nis­ses und sei- neVerbreitungumfasst.Nach§4Abs.3S.1HRGund § 4 Abs. 1 BbgHG umfasst die Frei­heit der Leh­re ins­be­son- dere die Abhal­tung von Lehr­ver­an­stal­tun­gen und deren in- halt­li­che und metho­di­sche Aus­ge­stal­tung sowie das Recht auf Äuße­rung von wis­sen­schaft­li­chen Lehrmeinungen.35 Schließ­lich ist auf § 61 BeamtStG hin­zu­wei­sen, wonach Hoch­schul­leh­rer nur mit ihrer Zustim­mung ver­setzt wer­den kön­nen. Hier­aus lässt sich das Gewicht erschlie- ßen, wel­ches der Bun­des­ge­setz­ge­ber der beam­ten­recht­li- chen Siche­rung von For­schung und Leh­re zumisst.

Eva­lua­ti­ons­ver­fah­ren, in denen eine Bewer­tung der Leis­tun­gen des zur Ent­fris­tung anste­hen­den Hoch­schul- leh­rers in Leh­re, For­schung, ggfs. auch der Selbst­ver­wal- tung unter beson­de­rer Berück­sich­ti­gung sei­ner Betei­li- gung an der Stu­di­en­be­ra­tung, der Ein­wer­bung von Dritt- mit­teln oder der wis­sen­schaft­li­chen Ver­öf­fent­li­chun­gen erfolgt, sind daher zur Beur­tei­lung der Bewäh­rung nicht geeig­net. Mach­te man von einem der­ar­ti­gen Eva­lua­ti- ons­er­geb­nis die Über­nah­me in ein Beam­ten­ver­hält­nis auf Lebens­zeit abhän­gig, wür­de das zwangs­läu­fig dazu füh­ren, dass der Erst­be­ru­fe­ne in sei­ner For­schung und Leh­re Rück­sicht auf die tat­säch­li­chen oder ver­meint­li- chen Beur­tei­lungs­kri­te­ri­en nimmt. Es liegt nahe, dass er sich vor­wie­gend sol­chen Auf­ga­ben wid­met, die bei einer Eva­lu­ie­rung beson­ders schwer wie­gen. Ein sol­ches Eva- lua­ti­ons­ver­fah­ren kann ihn von grund­le­gen­der, kon­zep- tio­nel­ler Arbeit abhal­ten, deren Wert sich für die Wis- sen­schaft oft­mals erst viel spä­ter zeigt. In der Leh­re kann es aus Rück­sicht auf stu­den­ti­sche Vor­stel­lun­gen zu in- halt­li­cher oder metho­di­scher Anpas­sung kom­men. Ins- gesamt bestün­de so die Gefahr, dass ein Wohl­ver­hal­ten des Erst­be­ru­fe­nen erzeugt wür­de, das mit der Wis­sen- schafts­frei­heit unver­ein­bar ist. Hier­bei han­delt es sich

32 So etwa die bereits zitier­te Beru­fungs­ord­nung der TH Wildau, vgl oben Fn 16.

33 Thie­me, Deut­sches Hoch­schul­recht, 2. Aufl 1986, Rn 59. 34 Vgl Löwisch/Wertheimer/Zimmermann, WissR 2001, S 44. 35 Vgl hier­zu Wahl­ers, ZTR 2013, 478, 483.

Wert­hei­mer · Ent­fris­tung eines Pro­fes­so­ren-Beam­ten­ver­hält­nis­ses 8 7

um ein ganz grund­sätz­li­ches Pro­blem per­so­nen­be­zo­ge- ner Eva­lua­tio­nen an Hoch­schu­len, wel­ches sich auf dem Hin­ter­grund der grund­ge­setz­li­chen Vor­ga­ben bei einer Norm wie § 41 Abs. 1 BbgHG zen­tral aus­wirkt. Gera­de des­halb begeg­net die Zeit­pro­fes­sur in der hoch­schul- recht­li­chen Lite­ra­tur ganz erheb­li­chen Bedenken.36 Die- se Auf­fas­sung ver­tritt auch das BVerwG, wel­ches ent- schie­den hat, dass dem Fach­be­reich einer Uni­ver­si­tät nicht die Befug­nis zusteht, wis­sen­schaft­li­che For- schungs­ar­bei­ten der Pro­fes­so­ren des Fach­be­reichs fach- lich zu bewer­ten und einer wis­sen­schaft­li­chen Kri­tik zu unter­zie­hen, weil damit in unzu­läs­si­ger Wei­se in die ver- fas­sungs­recht­lich geschütz­te Wis­sen­schafts­frei­heit ein- gegrif­fen würde.37 Was bleibt somit für die Beur­tei­lung der Bewäh­rung des Erst­be­ru­fe­nen? Gegen­stand kann grund­sätz­lich nur des­sen wis­sen­schafts­neu­tra­les Verhal- ten sein, so zB die Ver­nach­läs­si­gung von Dienst­pflich­ten, etwa die man­geln­de Betei­li­gung an den von den Stu­di­en- und Prü­fungs­ord­nun­gen vor­ge­se­he­nen Lehr­ver­an­s­tal- tun­gen, die Ver­let­zung der Resi­denz­pflicht, die man- geln­de Betei­li­gung an Selbst­ver­wal­tung oder Ver­stö­ße gegen das Neben­tä­tig­keits­recht. Zum ande­ren kom­men Ver­hal­tens­wei­sen in Betracht, die sich als Miss­brauch der Wis­sen­schafts­frei­heit dar­stel­len, etwa die Fäl­schung von For­schungs­er­geb­nis­sen oder die Ver­öf­fent­li­chung von

Wissenschaftsplagiaten.38 So gese­hen haben das VG Gie- ßen39 sowie das VG Frankfurt40 in ihren Ent­schei­dun­gen – jeden­falls z.T. – auf rele­van­te Punk­te abge­stellt. In der Gie­ße­ner Ent­schei­dung war die Bewäh­rung u.a. wegen Nicht­er­fül­lung von Ver­pflich­tun­gen in der Leh­re sowie man­geln­der Betreu­ung des wis­sen­schaft­li­chen Nach- wuch­ses ver­neint wor­den. In der Frank­fur­ter Entsch­ei- dung wur­de die man­geln­de Bewäh­rung dar­auf zurück­ge- führt,dassderHochschullehrerzweimalLiebesverhältnisse mit Stu­den­tin­nen ein­ge­gan­gen war und sich über­grif­fig ver­hal­ten hat­te. Betrof­fen war damit jeweils das wis­sen- schafts­neu­tra­le Ver­hal­ten, wor­auf nach der hier ver­tre­te­nen Auf­fas­sung zu Recht abge­stellt wer­den durfte.

Die vor­ste­hen­den Aus­füh­run­gen zei­gen, dass der Be- schluss des VG Pots­dam zu den rele­van­ten ver­fas­sungs- recht­li­chen Pro­ble­men im Rah­men der Ent­fris­tung einer Zeit­pro­fes­sur kaum durch­ge­drun­gen ist.

Der Autor ist Part­ner der Kanz­lei KRAUSS LAW in Lahr/ Schwarz­wald. Zuvor war er 17 Jah­re im Uni­ver­si­täts­be- reich, davon über 10 Jah­re in der Hoch­schul­me­di­zin, zuletzt als Kauf­män­ni­scher Direk­tor des Uni­ver­si­täts- kli­ni­kums Frei­burg, tätig. Zu sei­nen Bera­tungs­fel­dern gehört im Bereich des Arbeits­rechts auch das Hoch- schulrecht.

  1. 36  Vgl Det­mer, in: HSchR-Pra­xis­hand­buch, aaO, S 140 (Rn 87) und S 177 (Rn 208) jeweils mwN; Löwisch/Wertheimer/Zimmermann, WissR 2001, S 44 f.
  2. 37  BVerwG v 11.12.1996, 6 C 5/95, NJW 1997, 1996 ff; vgl auch Schachtschneider/Beyer, BayVBl 1998, 171 ff.

38 Löwisch/Wertheimer/Zimmermann, WissR 2001, S 46; eben­so Det­mer, in: HSchR-Pra­xis­hand­buch, aaO, S177 (Rn 208).

39 Fn 4. 40 Fn 5.

88 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 2 (2014), 81–88