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I. Gesetz­li­che Regelungen

Die Hoch­schul­ge­set­ze der Län­der ent­hal­ten heu­te im Wesent­li­chen gleich lau­ten­de gesetz­li­che Bestim­mun­gen über die Füh­rung aus­län­di­scher Hoch­schul­gra­de in Deutsch­land. Die Bestim­mun­gen unter­schei­den zwi- schen regu­lä­ren aus­län­di­schen Hoch­schul­gra­den und aus­län­di­schen Ehrengraden.

Für die Ers­te­ren ist bestimmt, dass ein aus­län­di­scher Hoch­schul­grad, der von einer nach dem Recht des Her- kunfts­lan­des aner­kann­ten Hoch­schu­le, die zur Ver­lei- hung die­ses Gra­des berech­tigt ist, auf­grund eines tat- säch­lich absol­vier­ten und durch Prü­fung abge­schlos­se- nen Stu­di­ums ord­nungs­ge­mäß ver­lie­hen wor­den ist, in der ver­lie­he­nen Form unter Anga­be der ver­lei­hen­den Hoch­schu­le geneh­mi­gungs­frei geführt wer­den kann. Dabei kann die ver­lie­he­ne Form gege­be­nen­falls in latei- nische Schrift über­tra­gen und die im Her­kunfts­land zu- gelas­se­ne oder nach­weis­lich all­ge­mein übli­che Abkür- zung geführt sowie eine wört­li­che Über­set­zung in Klam- mern hin­zu­ge­fügt werden.1

Aus­län­di­sche Ehren­gra­de, die von einer nach dem Recht des Her­kunfts­lan­des zur Ver­lei­hung berech­tig­ten Hoch­schu­le oder ande­ren Stel­le ver­lie­hen wor­den sind, kön­nen nach Maß­ga­be der für die Ver­lei­hung gel­ten­den Rechts­vor­schrif­ten in der ver­lie­he­nen Form unter Anga- be der ver­lei­hen­den Stel­le geführt wer­den. Aus­ge­schlos- sen von der Füh­rung sind Ehren­gra­de, wenn die aus­län- dische Insti­tu­ti­on kein Recht zur Ver­ga­be des ent­sp­re- chen­den Gra­des besitzt. Auch für aus­län­di­sche Ehren- gra­de gilt, dass die ver­lie­he­ne Form gege­be­nen­falls in latei­ni­sche Schrift über­tra­gen und die im Her­kunfts­land zuge­las­se­ne oder nach­weis­lich all­ge­mein übli­che Abkür- zung geführt sowie eine wört­li­che Über­set­zung in Klam- mern hin­zu­ge­fügt wer­den kann.

In den meis­ten Bun­des­län­der ist eine von den ge- nann­ten Vor­aus­set­zun­gen abwei­chen­de Grad­füh­rung „unter­sagt“ oder „unzulässig“.2 In Nordrhein-Westfalen

  1. 1  § 37 LHG BW, Art. 68 BayHSchG, § 34a BerlHG, § 30 BbgHG,
    § 64b Bre­mi­sches Hoch­schul­ge­setz, § 69 HmbHG, § 22 Hes­si­sches Hoch­schul­ge­setz, § 42 LHG M‑V, § 10 NHG, § 69 HG NRW,
    § 31 Hoch­SchG RP, § 68 SHSG, § 44 SächsHSFG, § 53 ThürHG,
    § 57 HSG Schles­wig-Hol­stein, § 19 HSG LSA.
  2. 2  Bei­spiel für Ers­te­res ist § 37 Abs. 5 S. 1 LHG BW; Bei­spiel für das Letz­te­re ist Art. 68 Abs. 5 BayHSchG.
  3. 3  § 69 Abs. 7 Satz 5 HG NRW.

kann eine sol­che abwei­chen­de Grad­füh­rung vom Minis- teri­um oder von einer von ihm beauf­trag­ten Behör­de unter­sagt werden.3

Die gesetz­li­chen Bestim­mun­gen gehen auf Grund- sät­ze zurück, wel­che die Kul­tus­mi­nis­ter­kon­fe­renz vom 14.4.2000 für die Rege­lung der Füh­rung aus­län­di­scher Hoch­schul­gra­de im Sin­ne einer gesetz­li­chen All­ge­mein- geneh­mi­gung durch ein­heit­li­che gesetz­li­che Bestim- mun­gen beschlos­sen hat.4 Die gesetz­li­chen Bestim­mun- gen über die Füh­rung regu­lä­rer Hoch­schul­gra­de stim- men mit Nr. 1 die­ser Grund­sät­ze über ein. Die gesetz­li- chen Bestim­mun­gen über die Füh­rung aus­län­di­scher Gra­de knüp­fen an die Nr. 2 die­ser Grund­sät­ze an. Aller- dings ent­hal­ten die­se Grund­sät­ze kei­ne Bestim­mun­gen über die Über­tra­gung in die latei­ni­sche Schrift, die Füh- rung der im Her­kunfts­land zuge­las­se­nen oder nach­weis- lich all­ge­mein übli­chen Abkür­zung und die Mög­lich­keit der Zufü­gung einer wört­li­chen Über­set­zung in Klam­mern. Die­se Bestim­mun­gen haben die Lan­des­ge­set­ze hinzugefügt.

In Nr. 4 der Grund­sät­ze ist bestimmt, dass Ver­ein­ba- run­gen und Abkom­men der Bun­des­re­pu­blik Deutsch- land mit ande­ren Staa­ten über Gleich­wer­tig­kei­ten im Hoch­schul­be­reich und Ver­ein­ba­run­gen der Län­der in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, wel­che die Inha­ber aus­län­di­scher Gra­de abwei­chend von den Rege­lun­gen der Grund­sät­ze begüns­ti­gen, nach Maß­ga­be lan­des- recht­li­cher Umset­zung die­sen Rege­lun­gen vor­ge­hen. Eine sol­che Ver­ein­ba­rung haben die Län­der durch Be- schluss vom 21.9.2001 getrof­fen; sie gilt heu­te in der Fas- sung vom 26.6.2015.5 Sie bestimmt:

- Hoch­schul­gra­de aus Mit­glied­staa­ten der Euro­päi- schen Uni­on (EU) oder des Euro­päi­schen Wirt­schafts- raums (EWR) sowie Hoch­schul­gra­de des Euro­päi­schen Hoch­schul­in­sti­tuts Flo­renz und der Päpst­li­chen Hoch- schu­len kön­nen in der Ori­gi­nal­form ohne Her­kunfts­be- zeich­nung geführt wer­den (Nr. 1 der Vereinbarung).

- Inha­ber von in einem wis­sen­schaft­li­chen Pro­mo­ti- ons­ver­fah­ren erwor­be­nen Dok­tor­gra­den, die in den in

4 Abruf­bar auf der Sei­te der Kul­tus­mi­nis­ter­kon­fe­renz: https:// www.kmk.org/themen/anerkennung-auslaendischer-abschluesse/ ver­oef­fent­li­chun­gen-und-beschlues­se/­fueh­rung-aus­laen­di­scher- hochschulgrade.html#c2325, abge­ru­fen am 22.2.2017.

5 Abruf­bar auf der Sei­te der Kul­tus­mi­nis­ter­kon­fe­renz: https:// www.kmk.org/themen/anerkennung-auslaendischer-abschluesse/ ver­oef­fent­li­chun­gen-und-beschlues­se/­fueh­rung-aus­laen­di­scher- hochschulgrade.html#c2325, abge­ru­fen am 22.2.2017.

Man­fred Löwisch und Susan­ne Lutz

Füh­rung aus­län­di­scher Ehren­dok­tor­gra­de in Deutschland

Ord­nung der Wis­sen­schaft 2017, ISBN/ISSN 3–45678-222–7

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Nr. 1 bezeich­ne­ten Staa­ten oder Insti­tu­tio­nen erwor­ben wur­den, kön­nen anstel­le der im Her­kunfts­land zuge­las- senen oder nach­weis­lich all­ge­mein übli­chen Abkür­zung wahl­wei­se die Abkür­zung „Dr.“ ohne fach­li­chen Zusatz und ohne Her­kunfts­be­zeich­nung füh­ren (Nr. 2 der Ver- einbarung).

- Inha­ber des rus­si­schen Gra­des „kan­di­dat“ be- stimm­ter Fach­rich­tun­gen kön­nen anstel­le der zuge­las­se- nen oder nach­weis­lich all­ge­mein übli­chen Abkür­zung eben­falls die Abkür­zung „Dr.“ ohne fach­li­chen Zusatz, jedoch mit Her­kunfts­be­zeich­nung füh­ren (Nr. 3 der Ver- einbarung).

- Auch die Inha­ber bestimm­ter Dok­tor­gra­de aus Aus­tra­li­en, Isra­el, Japan, Kana­da und den USA kön­nen anstel­le der im Her­kunfts­land zuge­las­se­nen oder nach- weis­lich all­ge­mein übli­chen Abkür­zung die Abkür­zung „Dr.“ jeweils ohne fach­li­chen Zusatz und Her­kunfts­be- zeich­nung füh­ren (Nr. 4 der Vereinbarung).

Mit der Füh­rung aka­de­mi­scher Gra­de befasst sich auch das Euro­päi­sche Abkom­men über die Aner­ken- nung von aka­de­mi­schen Gra­den und Hoch­schul­zeug- nis­sen vom 14.12.1959.6 Es betrifft aber, wie aus sei­nem Art. 1 folgt, nur die den Abschluss eines Stu­di­en­ab- schnitts oder einer Stu­di­en­zeit bestä­ti­gen­den Gra­de und bestimmt dem­entspre­chend in sei­nem Art. 3, 2 lit. b nur für die­se, dass der Inha­ber auch eines im Aus­land erwor- benen Gra­des zur Füh­rung des Titels unter Anga­be der Her­kunft berech­tigt ist.

II. Vor­aus­set­zun­gen im Einzelnen

1. Ver­lie­he­ne Form

Indem die Lan­des­ge­set­ze für die Füh­rung aus­län­di­scher Ehren­gra­de auf die nach Maß­ga­be der gel­ten­den Rechts- vor­schrif­ten ver­lie­he­ne Form abstel­len, über­las­sen sie es der aus­län­di­schen ver­lei­hen­den Insti­tu­ti­on, die Form zu wäh­len, in der sie die Ver­lei­hung des Dok­tor­gra­des vor- nimmt. Die­se Form ist nicht an die Spra­che des Her- kunfts­lan­des gebun­den. Sofern die im Her­kunfts­land gel­ten­den Vor­schrif­ten das

zulas­sen, ist viel­mehr auch hin­zu­neh­men, wenn die aus- län­di­sche Insti­tu­ti­on die Ver­lei­hung in einer ande­ren als der eige­nen Spra­che vor­nimmt. So ist es mög­lich, Latein als Spra­che zu wäh­len, wie das etwa die Rus­si­sche Aka- demie der Wis­sen­schaf­ten tut, indem sie ausländischen

  1. 6  Abruf­bar unter: http://conventions.coe.int/Treaty/ger/Treaties/ Html/032.htm, abge­ru­fen am 22.2.2017.
  2. 7  Beschluss des Prä­si­di­ums der Rus­si­schen Aka­de­mie der Wis­sen- schaf­ten vom 11. 12 2007 No 271.; abruf­bar unter: http://www.ras. ru/presidium/documents/directions.aspx?ID=1ffa6977-3a88-4eaf-

Wis­sen­schaft­lern den Grad eines Dok­tors hono­ris cau­sa (докторa hono­ris cau­sa) verleiht.7 Aus deut­scher recht­li- cher Sicht ist es auch nicht aus­ge­schlos­sen, die Ver­lei- hung in der Spra­che des Lan­des vor­zu­neh­men, aus dem der zu Ehren­de kommt, also einen Ehren­dok­tor­grad an einen Deut­schen in deut­scher Spra­che zu ver­lei­hen. Auch kann die ver­lei­hen­de Stel­le, wenn das nach dem für sie gel­ten­den Recht zuläs­sig ist, die Ver­lei­hungs­ur- kun­de selbst zwei­spra­chig, näm­lich in der eige­nen und in der Spra­che des zu Ehren­den vor­neh­men mit der Fol- ge, dass die Not­wen­dig­keit einer Über­set­zung in Klam- mern entfällt.

2. Anga­be der ver­lei­hen­den Stelle

Mit der wei­ter ver­lang­ten Anga­be der ver­lei­hen­den Stel- le ist die Insti­tu­ti­on gemeint, die den Beschluss über die Ver­lei­hung des Ehren­gra­des gefasst hat. Dies wird regel- mäßig eine Hoch­schu­le, kann aber auch eine Wis­sen- schafts­ein­rich­tung ande­rer Art, ins­be­son­de­re eine Aka- demie sein. Wie die Anga­be der ver­lei­hen­den Stel­le aus- zuge­stal­ten ist, regeln die Lan­des­ge­set­ze nicht. Aus dem Geset­zes­zweck folgt nur, dass die Iden­ti­tät der ver­lei­hen- den Stel­le klar erkenn­bar sein muss. Das lässt von vorn- her­ein die Bezeich­nung in deut­scher Spra­che und latei- nischer Schrift zu. Auch genü­gen Kurz­be­zeich­nun­gen und in Fäl­len, in denen in einer Stadt nur eine Hoch- schu­le liegt, die Bezeich­nung der Stadt.

3. Recht zur Ver­ga­be des ent­spre­chen­den regu­lä­ren Grades

Nach den gesetz­li­chen Bestim­mun­gen dür­fen Ehren­gra- de nicht geführt wer­den, wel­che von aus­län­di­schen Ins- titu­tio­nen ver­ge­ben wor­den sind, wel­che kein Recht zur Ver­ga­be des ent­spre­chen­den regu­lä­ren Gra­des besit­zen. So kann etwa, wie in dem ein­schlä­gi­gen Merk­blatt des Minis­te­ri­ums für Wis­sen­schaft und Kunst Baden-Würt- tem­berg fest­ge­hal­ten ist, ein von der „United Sta­tes Sport Aca­de­my in Ala­ba­ma“ ver­lie­he­ne Ehren­grad „Doc­tor of Phi­lo­so­phy Hono­ris Cau­sa“ nicht geführt wer­den, da die ver­lei­hen­de Bil­dungs­ein­rich­tung nicht berech­tigt ist, den Grad „Doc­tor of Phi­lo­so­phy“ zu verleihen.8 In Russ- land ist eine Berech­ti­gung zur Ver­lei­hung des Ehren­dok- tor­gra­des nur anzu­neh­men, wenn die ver­lei­hen­de Hoch- schu­le Aspi­ran­tu­ren durch­füh­ren darf, weil erst aus die- sen ein Dok­tor­grad resul­tie­ren kann.9

b928-1d4d586be00D&print=1, abge­ru­fen am 22.2.2017.
8 Merk­blatt des Minis­te­ri­ums für Wis­sen­schaft, For­schung und

Kunst zur Füh­rung aus­län­di­scher Gra­de, Titel und Bezeichnun-

gen, Stand März 2016, S. 13. 9 Merk­blatt aaO. S. 13.

Löwisch/Lutz · Füh­rung aus­län­di­scher Hoch­schul­gra­de 1 0 3

4. Über­tra­gung in latei­ni­sche Schrift und wört­li­che Über­set­zung in Klammern

Die gesetz­li­chen Bestim­mun­gen las­sen zu, dass die ver- lie­he­ne Form gege­be­nen­falls in latei­ni­sche Schrift über- tra­gen und eine wört­li­che Über­set­zung in Klam­mern hin­zu­ge­fügt wird. Erfor­der­lich ist das nur, soweit die Ver­lei­hung im Her­kunfts­staat nicht schon in deut­scher Spra­che oder in einer ande­ren all­ge­mein ver­ständ­li­chen Spra­che, etwa in Latein, erfolgt ist, was wie aus­ge­führt nach Maß­ga­be der Rechts­vor­schrif­ten des jewei­li­gen aus­län­di­schen Staa­tes zuläs­sig sein kann.

5. Füh­rung in der im Her­kunfts­land zuge­las­se­nen oder nach­weis­lich all­ge­mein übli­chen Abkürzung

Mit der Füh­rung in der „zuge­las­se­nen“ Abkür­zung mei- nen die Geset­ze Abkür­zun­gen, die staat­lich posi­tiv zuge- las­sen sind. Eine sol­che Abkür­zung ist dann aus­schließ- lich maß­geb­lich. Hat die für die ver­lei­hen­de Stel­le gel- ten­de Rechts­ord­nung die Abkür­zung in bestimm­ter Wei­se gere­gelt, kann nicht gel­tend gemacht wer­den, es gebe auch eine ande­re Abkür­zung, die nach­weis­lich all- gemein üblich sei.10

Was die nach­weis­lich „all­ge­mei­ne Üblich­keit“ einer Abkür­zung angeht, ist nicht auf den all­ge­mei­nen Sprach- gebrauch, son­dern auf den Gebrauch der Abkür­zung im Ver­kehrs­kreis der Wis­sen­schaft abzu­stel­len. Auch ist zu berück­sich­ti­gen, wel­cher Per­so­nen­kreis im Her­kunfts- land über­haupt einen Dok­tor­grad inne­hat, so dass bei ihm die Füh­rung einer Abkür­zung in Betracht kommt. So muss es für die all­ge­mei­ne Üblich­keit der Abkür­zung „Dr.“ in Russ­land genü­gen, dass die­se einer­seits im Rus- sischen Uni­ver­sal­wör­ter­buch als д‑р (дóктор) aus­drück- lich auf­ge­führt wird,11 und dass ande­rer­seits die Per­so- nen­ver­zeich­nis­se der rus­si­schen Uni­ver­si­tä­ten in der eng­li­schen Fas­sung bei den Pro­fes­so­ren, die als Habi­li- tier­te Inha­ber des Dok­tor­gra­des sind, die abge­kürz­te Be- zeich­nung „Dr. of Sci.“ verwenden.12 Es wäre ja auch wi- der­sin­nig, wenn in Deutsch­land zwar, wie sich aus Nr. 3 der Ver­ein­ba­rung vom 21.9.2001 ergibt, Inha­ber des rus- sischen Gra­des „kan­di­dat“ (кандидá) die Abkür­zung „Dr.“ füh­ren dür­fen, die Inha­ber eines rus­si­schen Ehren- dok­tor­gra­des aber nicht.

Ist die Abkür­zung „Dr.“ im kon­kre­ten Fall posi­tiv zu- gelas­sen oder nach­weis­lich all­ge­mein üblich, steht auch

  1. 10  VG Arns­berg 27.7.2011, 9 K 259/09, juris, Rn. 50ff, wel­ches des­halb für den Grad des „dok­tor práv“ der Slo­wa­ki­schen Repu­blik nur die Füh­rung der dort posi­tiv zuge­las­se­nen Abkür­zung „JUDr.“ für recht­lich zuläs­sig ansieht.
  2. 11  Rus­si­sches Uni­ver­sal­wör­ter­buch (Online Ver­si­on), http://russisch. urz.uni-leipzig.de/online-woerterbuch/ruw.htm?ru=Dr; sie­he auch unter http://de.bab.la/woerterbuch/deutsch-russich/dr.

nichts ent­ge­gen, dem als wei­te­re Abkür­zung „h.c.“ hin- zuzu­fü­gen, um zu kenn­zeich­nen, dass es sich um einen Ehren­dok­tor­grad han­delt. Die Bestim­mung über die Füh­rung der Abkür­zung bezieht sich nur auf den Dok- tor­grad selbst, nicht auf den Grund sei­ner Ver­lei­hung. So wie die jewei­li­ge fach­li­che Bezeich­nung abge­kürzt („jur.“, „med.“, „phil.“) hin­zu­ge­fügt wer­den kann, ist das auch mit der Bezeich­nung „h.c.“ oder „e.h.“ möglich.

6. Pri­vi­le­gie­rung bestimm­ter Länder

Indem Nr. 1 der Ver­ein­ba­rung vom 21.9.2001 auch auf Nr. 2 der Grund­sät­ze vom 14.4.2000 Bezug nimmt, erlaubt sie auch bei Ehren­dok­tor­gra­den aus Mit­glied- staa­ten der Euro­päi­schen Uni­on oder des Euro­päi­schen Wirt­schafts­raums sowie des Euro­päi­schen Hoch­schul­in- sti­tuts Flo­renz und der Päpst­li­chen Hoch­schu­len die Füh­rung in der Ori­gi­nal­form ohne Her­kunfts­be­zeich- nung.

Sach­ge­recht ist die­ses Pri­vi­leg nicht. Die Seriö­si­tät der Ver­lei­hung von Ehren­dok­tor­gra­den in ande­ren Staa- ten wird durch die Vor­aus­set­zung gewahrt, dass die ver- lei­hen­de Stel­le den ent­spre­chen­den regu­lä­ren Dok­tor- grad ver­lei­hen kann. Das Pri­vi­leg schlägt so in eine Ab- wer­tung der Hoch­schu­len und Insti­tu­tio­nen ande­rer Staa­ten um, auf die bes­ser ver­zich­tet wer­den sollte.

Das Pri­vi­leg erstreckt sich von vorn­her­ein nicht auf die Füh­rung der Abkür­zung „Dr.“ anstel­le der zuge­las­se- nen oder nach­weis­lich all­ge­mein übli­chen Abkür­zung. Denn die­ses Pri­vi­leg ist den Inha­bern von in wis­sen- schaft­li­chen Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren erwor­be­nen Dok­tor- gra­den vorbehalten.13 Um sol­che han­delt es sich bei Eh- ren­dok­tor­gra­den nicht. Auch bei Ehren­dok­tor­gra­den aus den genann­ten Staa­ten ändert sich also nichts dar­an, dass es sich um eine zuge­las­se­ne oder nach­weis­lich all­ge- mein übli­che Abkür­zung han­deln muss.

III. Geneh­mi­gungs­frei­heit

Die Ver­ein­ba­rung vom 14.4.2000 und die die­se umset- zen­den lan­des­ge­setz­li­chen Rege­lun­gen haben das zuvor in den ein­zel­nen Län­dern in unter­schied­li­cher Form gel- ten­de Nostri­fi­ka­ti­ons­ver­fah­ren abgelöst.14 Eine Geneh- migung der Füh­rung des Ehren­dok­tor­gra­des ist nicht mehr erfor­der­lich. Dem­entspre­chend hat der Inha­ber des Gra­des selbst zu prü­fen und zu ent­schei­den, ob die

12 Z.B.: bei der phi­lo­lo­gi­cal Facul­ty of Lomo­no­sov Moscow Sta­te Uni­ver­si­ty, abruf­bar unter: http://www.philol.msu.ru/~ruslang/ en/staff/, abge­ru­fen am 22.2.2017.

13 VG Mainz, 16.11.2016, 3 K 1538/15.MZ, juris, Rn. 37.
14 Zu die­sem aus­führ­lich Zim­mer­ling, Der im In- oder Ausland

ehren­hal­ber ver­lie­he­ne Dok­tor­grad („Dr.h.c.“), WissR 1996, 300, 333 ff.

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gesetz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen der Füh­rung des Gra­des erfüllt sind und ob er den Grad in der zuläs­si­gen Form führt.

Dass die meis­ten lan­des­ge­setz­li­chen Bestim­mun­gen eine von den gesetz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen abwei­chen­de Füh­rung des Gra­des für „unter­sagt“ oder „unzu­läs­sig“ erklä­ren, ändert an der Geneh­mi­gungs­frei­heit nichts, weil die Geset­ze kei­ne behörd­li­che Hand­ha­be vor­se­hen, um die Unter­sa­gung durchzusetzen.15 Dar­an ändert auch die in einer Rei­he von Lan­des­ge­set­zen vor­ge­se­he­ne Ver­pflich­tung nichts, die Berech­ti­gung zur Füh­rung des Gra­des urkund­lich nachzuweisen.16 Denn dafür genügt die Vor­la­ge der Ver­lei­hungs­ur­kun­de in der nach dem Recht des Her­kunfts­staa­tes vor­ge­schrie­be­nen Form.17 Ledig­lich das Land Nord­rhein-West­fa­len sieht vor, dass das Minis­te­ri­um oder eine von ihm beauf­trag­te Behör­de die abwei­chen­de Grad­füh­rung unter­sa­gen kann.

Die Geneh­mi­gungs­frei­heit erstreckt sich dabei grund­sätz­lich auch auf die Füh­rung in den öffent­lich- recht­li­chen Ein­rich­tun­gen, denen der Inha­ber des Eh- ren­dok­tor­gra­des ange­hört, etwa in den Hoch­schu­len. Die Geneh­mi­gungs­frei­heit wäre ad absur­dum geführt, hät­te die Ein­rich­tung, in der der Inha­ber des Gra­des tä- tig ist, eine Art eige­nes Nostri­fi­ka­ti­ons­ver­fah­ren durch- zufüh­ren. Die Geneh­mi­gungs­frei­heit macht nur Sinn, wenn man sie mit einer Ein­schät­zungs­prä­ro­ga­ti­ve des In- habers ver­bin­det. Die­se erstreckt sich zwar nicht auf die zen­tra­len Vor­aus­set­zun­gen der Berech­ti­gung zur Füh- rung des Gra­des, also dar­auf, ob die Ver­lei­hung durch eine nach dem Recht des Her­kunfts­lan­des zur Ver­lei- hung berech­ti­gen Hoch­schu­le oder ande­ren Stel­le erfolgt ist, ob die­se auch das Recht zur Ver­ga­be des ent­sp­re- chen­den regu­lä­ren Gra­des hat und ob die ver­lei­hen­de Stel­le bezeich­net ist. Ob aber die der Ord­nung und Klar- heit die­nen­den Vor­schrif­ten über die Über­set­zung in die latei­ni­sche Schrift, die zuge­las­se­ne oder nach­weis­lich all- gemein übli­che Abkür­zung oder die wört­li­che Über­set- zung in Klam­mern ein­ge­hal­ten sind, liegt in der Beur­tei- lung des Inha­bers des Ehren­gra­des selbst. Inso­weit kann erst eine Unter­sa­gungs­ver­fü­gung, wie sie in Nord­rhein- West­fa­len mög­lich ist, zu einer den Inha­ber bin­den­den Fest­stel­lung der Rechts­la­ge führen.

  1. 15  Epping/Becker, Hand­kom­men­tar zum Nie­der­säch­si­schen Hoch- schul­ge­setz, 1. Aufl. 2016, § 10 Rn. 58.
  2. 16  Art. 68 Abs. 6 BayHSchG, § 44 Abs. 4 SächsHSFG, § 69 Abs. 6 Satz 2 HmbHG.
  3. 17  Reich, Kom­men­tar zum Baye­ri­schen Hoch­schul­ge­setz, 5. Aufl. 2007, Art. 68 Rn 16; Beck­OK Hoch­schulR Bayern/Auleh­ner BayHSchG, Art. 68 Rn. 30.

IV. Sank­tio­nen unzu­läs­si­ger Führung

Die Geneh­mi­gungs­frei­heit ändert nichts dar­an, dass die unzu­läs­si­ge Füh­rung eines Ehren­dok­tor­gra­des Stan­des- und Berufs­pflich­ten ver­let­zen kann. So kann ein sol­ches Ver­hal­ten, wenn es bewusst geschieht, mit der allen an einer Hoch­schu­le wis­sen­schaft­lich Täti­gen oblie­gen­den Pflicht zu wis­sen­schaft­li­cher Red­lich­keit unver­ein­bar und dem­entspre­chend dienst- oder arbeits­recht­lich zu ahn­den sein. Auch kann eine Ver­let­zung der sich aus Berufs­ord­nun­gen erge­ben­den Pflicht zu einem dem Anse­hen des Berufs wür­di­gen Ver­hal­ten mit der Fol­ge berufs­recht­li­cher Ahn­dung vor­lie­gen. Etwa ver­langt § 43 Satz 1 BRAO vom Rechts­an­walt, dass er sich der Ach­tung und des Ver­trau­ens, wel­che der Anwalts­be­ruf erfor- dert, wür­dig erweist, und ermög­licht § 113 Absatz 1 BRAO die Ahn­dung einer ent­spre­chen­den Pflicht­ver­let­zung. Glei- ches gilt etwa nach den Kam­mer­ge­set­zen der Heil­be­ru­fe für Ärzte.18

Auch als in sol­chem Sin­ne stan­des- oder berufs- pflicht­wid­rig wird man die Füh­rung aber nur ein­ord­nen kön­nen, wenn es an der Ver­lei­hung durch eine nach dem Recht des Her­kunfts­lan­des zur Ver­lei­hung berech­tig­ten Hoch­schu­le oder Stel­le über­haupt fehlt, die­se kein Recht zur Ver­lei­hung des ent­spre­chen­den regu­lä­ren Gra­des hat oder wenn die ver­lei­hen­de Stel­le nicht benannt wird. Hin­ge­gen wird man eine Nicht­be­ach­tung von Ord- nungs­vor­schrif­ten erst dann als stan­des- oder berufs- pflicht­wid­rig anse­hen kön­nen, wenn der Ver­stoß offen- sicht­lich ist oder wenn im Fal­le von Nord­rhein-West­fa- len an der Füh­rung ent­ge­gen einer ent­spre­chen­den Un- ter­sa­gungs­ver­fü­gung fest­ge­hal­ten wird.

Nach § 132a Absatz 1 Nr. 1 StGB wird mit Frei­heits- stra­fe bis zu einem Jahr oder mit Geld­stra­fe bestraft, wer unbe­fugt inlän­di­sche oder aus­län­di­sche Amts- oder Dienst­be­zeich­nun­gen, aka­de­mi­sche Gra­de oder, Titel oder öffent­li­che Wür­den führt. Dass der aus­län­di­sche Ehren­dok­tor­grad einen aka­de­mi­schen Grad in die­sem Sin­ne dar­stellt, kann man ange­sichts der Ein­be­zie­hung der Ehren­gra­de in die lan­des­ge­setz­li­chen Bestim­mun- gen über die Füh­rung aus­län­di­scher Gra­de schwer­lich bestreiten.19

18 Dazu Debong, Füh­ren aka­de­mi­scher Gra­de und Titel in Deutsch- land, ArztR 2017, 5, 8.

19 Hoh­mann, Mün­che­ner Kom­men­tar zum StGB, 2. Aufl. 2012,
§ 132a Rn. 11 und 12; Krauß, Leip­zi­ger Kom­men­tar, 12. Aufl. 2009, § 132a Rn. 25; a.M., aller­dings unter der frü­he­ren Rechts­la­ge, Zim­mer­ling aaO. WissR 1996, S. 343f.

Löwisch/Lutz · Füh­rung aus­län­di­scher Hoch­schul­gra­de 1 0 5

Als „unbe­fug­te Füh­rung“ im Sin­ne die­ser Straf­vor- schrift wird man wie­der­um nur den Fall anse­hen kön- nen, dass der Ehren­dok­tor­grad geführt wird, ohne dass über­haupt eine Ver­lei­hung durch eine nach dem Recht des Her­kunfts­lan­des zur Ver­lei­hung berech­tig­te Hoch- schu­le oder Stel­le vor­liegt, die­se kein Recht zur Ver­lei- hung des ent­spre­chen­den regu­lä­ren Gra­des hat oder wenn die ver­lei­hen­de Stel­le nicht benannt wird.20 Hin­ge- gen schei­det der Ver­stoß gegen blo­ße Ord­nungs­vor- schrif­ten, wel­che die Schreib­wei­se oder die Ver­wen­dung von Abkür­zun­gen betref­fen im Hin­blick auf die Ent- schei­dungs­prä­ro­ga­ti­ve des Inha­bers solan­ge aus, wie nicht eine die­se Fra­gen betref­fen­de Unter­sa­gungs­ver­fü- gung ergan­gen ist. Das ent­spricht auch dem bei der In- ter­pre­ta­ti­on von § 132a StGB mit zu den­ken­den Gering- fügigkeitsprinzip.21

Wett­be­werbs­recht­lich stellt die Ver­wen­dung eines Dok­tor­gra­des eine geschäft­li­che Hand­lung dar. Erfolgt sie unbe­rech­tigt, ist sie irre­füh­rend im Sin­ne von § 5 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 UWG, weil sie in den betref­fen­den Ver­kehrs­krei­sen einen unzu­tref­fen­den Ein­druck von der beson­de­ren wis­sen­schaft­li­chen Qua­li­fi­ka­ti­on erweckt.

Das kann auch für die Füh­rung eines Ehren­dok­tor­gra- des unter Ver­stoß gegen die gesetz­li­chen Vor­schrif­ten zutreffen22 Dabei wird man frei­lich dif­fe­ren­zie­ren müs- sen. Gewiss liegt eine Irre­füh­rung vor, wenn dem Betref- fen­den über­haupt kein Ehren­dok­tor­grad ver­lie­hen wor- den oder die Ver­lei­hung durch eine Insti­tu­ti­on erfolgt ist, die dazu oder auch zur Ver­lei­hung des ent­spre­chen- den regu­lä­ren Gra­des gar nicht berech­tigt ist. Auch die feh­len­de Her­kunfts­be­zeich­nung kann irre­füh­rend sein.23 Wird aber die Abkür­zung „Dr. h. c.“ unter Hin­zu­fü­gung der ver­lei­hen­den aus­län­di­schen Insti­tu­ti­on ver­wen­det, kann man von einer sol­chen Irre­füh­rung nicht spre­chen, weil ledig­lich der – sach­lich rich­ti­ge – Ein­druck erweckt wird, es han­de­le sich um den Ehren­dok­tor­grad einer be- stimm­ten aus­län­di­schen Institution.

Man­fred Löwisch ist Pro­fes­sor an der Albert-Lud­wigs- Uni­ver­si­tät Frei­burg und Lei­ter der For­schungs­stel­le für Hoch­schul­recht und Hochschularbeitsrecht.

Susan­ne Lutz ist wis­sen­schaft­li­che Hilfs­kraft an der For­schungs­stel­le für Hoch­schul­recht und Hoch­schul- arbeits­recht der Albert-Ludwigs-Universität.

  1. 20  Vgl. OLG Düs­sel­dorf 12. 10. 1999, 2b Ss 224/99 – 101/99 I, NJW 2000, 1052.
  2. 21  Kindhäuser/Neumann/Päffgen/Osten­dorf, Straf­ge­setz­buch, 4. Aufl. 2013, § 132a StGB Rn 16.
  3. 22  OLG Stutt­gart 18.3.2014, 12 U 193/13, juris. Eben­so im Haupt­sa- che­ver­fah­ren OLG Stutt­gart 15.10.2015, 2 U 35/15. Die gegen dieses

Urteil ein­ge­leg­te Ver­fas­sungs­be­schwer­de hat der Ver­fas­sungs­ge- richts­hof für das Land Baden-Würt­tem­berg durch Beschluss vom 21.3.2016, 1 VB 92/15 als unbe­grün­det zurückgewiesen.

23 Dies hat das OLG Stutt­gart aaO in einem Fall ange­nom­men, in dem die Bezeich­nung „Dr.h.c.“ ohne Hin­zu­fü­gung der ver­lei­hen- den Yedi­te­be Uni­ver­si­tät Istan­bul ver­wen­det wurde.

106 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 2 (2017), 101–106