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ÜBERSICHT

I. Ein­be­zie­hung des wis­sen­schaft­li­chen Per­so­nals in die Per­so- nalvertretungsgesetze

1. All­ge­mei­nes zum Per­so­nal­ver­tre­tungs­recht
2. Per­so­nal­ver­tre­tungs­recht im Hoch­schul­be­reich 3. Die Rege­lun­gen der Län­der im Über­blick
4. Bun­des­wehr­hoch­schu­len

II. Per­so­nal­ver­tre­tungs­recht und Wissenschaftsfreiheit

1. Grund­recht­li­cher Schutz der Wissenschaftsfreiheit

a) Schutz­be­reich der Wis­sen­schafts­frei­heit der Hochschullehrer

b) Schutz­be­reich der Wis­sen­schafts­frei­heit der Hochschulen

2. Beein­träch­ti­gung der Wis­sen­schafts­frei­heit durch das Personalvertretungsrecht

a) Per­so­nal­ver­tre­tungs­recht als ver­fas­sungs­im­ma­nen­te Schranke?

b) Betei­li­gungs­rech­te der Per­so­nal­ver­tre­tun­gen
aa) Per­so­nel­le Betei­li­gungs­rech­te
bb) Sozia­le Betei­li­guns­rech­te
cc) Wirt­schaft­li­che und Orga­ni­sa­to­ri­sche Betei­li­gungs­rech­te III. Hoch­schul­leh­rer in den ein­zel­nen Per­so­nal­ver­tre­tungs- gesetzen

1. Die aktu­el­le Rechtslage

a) Per­so­nel­le Beteiligungsrechte

b) Sozia­le Beteiligungsrechte

c) Wirt­schaft­li­che und orga­ni­sa­to­ri­sche Beteiligungsrechte

d) Der Wirt­schafts­aus­schuss als Beson­der­heit im Per­so­nal­ver- tretungsrecht

2. Son­der­fäl­le a) Bre­men
b) Ham­burg c) BPersVG

IV. Fazit und Ausblick

Seit den acht­zi­ger Jah­ren ist die Stel­lung der Hoch­schul- leh­rer in den Lan­des­per­so­nal­ver­tre­tungs­ge­set­zen nicht mehr tie­fer­ge­hend dis­ku­tiert und auf­ge­ar­bei­tet worden.1 Mit der Ein­füh­rung von Wirt­schafts­aus­schüs­sen u. a. im

* Wir dan­ken Herrn Fritz Pie­per für die Unter­stüt­zung bei der Erstel­lung die­ses Aufsatzes.

1 Vgl. bei­spiel­haft die bei­den Tagungs­bän­de: Per­so­nal­ver­tre­tungs- recht an Wis­sen­schaft­li­chen Hoch­schu­len unter Berück­sich­ti­gung der neu­en Lan­des­per­so­nal­ver­tre­tungs­ge­set­ze, Fort­bil­dungs­pro- gramm für die Wis­sen­schaft Mate­ria­li­en Nr.27, Essen (1986) sowie Per­so­nal­ver­tre­tungs­recht an wis­sen­schaft­li­chen Hochschulen,

Rah­men der Novel­lie­rung des Lan­des­per­so­nal­vert­re- tungs­ge­set­zes in Baden-Württemberg,2 ist es an der Zeit, die Stel­lung die­ser Grup­pe im Per­so­nal­ver­tre­tungs­recht der Hoch­schu­len erneut zu beleuch­ten, einen Über­blick über die ein­zel­nen Rege­lun­gen zu geben und ver­fas- sungs­recht­lich bedenk­li­che Miss­stän­de aufzuzeigen.

Die­ser Bei­trag führt zunächst in die all­ge­mei­nen recht­li­chen Struk­tu­ren der Per­so­nal­ver­tre­tung im Hoch- schul­be­reich ein und gibt eine Über­sicht über die ein­zel- nen Rege­lun­gen im Hin­blick auf die Stel­lung der Hochschullehrer.

Im zwei­ten Teil wird die Pro­ble­ma­tik zwi­schen Per- sonal­ver­tre­tungs­recht und Wis­sen­schafts­frei­heit dar­ge- stellt und die Fra­ge nach der Ver­fas­sungs­mä­ßig­keit ein- zel­ner Mit­wir­kungs- und Mit­be­stim­mungs­rech­te gestellt.

Im drit­ten Teil wer­den die Rege­lun­gen der ein­zel­nen Per­so­nal­ver­tre­tungs­ge­set­ze im Hin­blick auf die im zwei­ten Teil erör­ter­ten ver­fas­sungs­recht­li­chen Fra­gen untersucht.

I. Ein­be­zie­hung des wis­sen­schaft­li­chen Per­so­nals in die Personalvertretungsgesetze

1. All­ge­mei­nes zum Personalvertretungsrecht

Die Befug­nis­se des für die Beschäf­tig­ten des öffent­li­chen Diens­tes zustän­di­gen Per­so­nal­ra­tes rich­ten sich für den öffent­li­chen Dienst des Bun­des nach den Vor­schrif­ten des BPersVG und für den öffent­li­chen Dienst der Bun- des­län­der nach den Vor­schrif­ten der Lan­des­per­so­nal- ver­tre­tungs­ge­set­ze. Der Bund hat gemäß Art. 73 Nr. 8 GG die aus­schließ­li­che Gesetz­ge­bungs­kom­pe­tenz in Bezug auf „die Rechts­ver­hält­nis­se der im Diens­te des Bun­des und der bun­des­un­mit­tel­ba­ren Kör­per­schaf­ten des öffent­li­chen Rechts ste­hen­den Per­so­nen“. Art. 74 Abs. 1 Nr. 27 GG ver­leiht dem Bund zudem die Kom­pe- tenz im Rah­men der kon­kur­rie­ren­den Gesetz­ge­bung „die Sta­tus­rech­te und ‑pflich­ten der Beam­ten der Län- der, Gemein­den und ande­ren Kör­per­schaf­ten des öffent- lichen Rechts sowie der Rich­ter in den Län­dern mit Aus-

Fort­bil­dungs­pro­gramm für die Wis­sen­schafts­ver­wal­tung Materia-

lien Nr. 7, Essen (1982).
2 Gesetz zur Ände­rung des Lan­des­per­so­nal­ver­tre­tungs­ge­set­zes, des

Lan­des­rich­ter- und Staats­an­walts­ge­set­zes und ande­rer Vor­schrif- ten Gbl. 2013, 329; all­ge­mein hier­zu: Kutz­ki, Das neue Lan­de­s­per- sonal­ver­tre­tungs­ge­setz in Baden-Würt­tem­berg (LPVG BW 2014), öAT 2014, 71.

Andre­as Schu­bert und Sarah Tarantino

Hoch­schul­leh­rer im Personalvertretungsrecht*

Ord­nung der Wis­sen­schaft 2015, ISBN/ISSN 3–45678-222–7

12 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 1 (2015), 11–22

nah­me der Lauf­bah­nen, Besol­dung und Ver­sor­gung“ kraft Rechts­vor­schrift zu regeln. Die dies­be­züg­lich vom Bund ver­ab­schie­de­ten Rege­lun­gen fin­den sich in den §§ 94–109 BPersVG. Wäh­rend die §§ 94–106 BPersVG Rah­men­vor­schrif­ten für die Gesetz­ge­bung der Län­der ent­hal­ten, stel­len §§ 107–109 BPersVG unmit­tel­bar für die Län­der gel­ten­de Vor­schrif­ten dar. Aller­dings gel­ten die Vor­schrif­ten der §§ 94–109 BPersVG, wel­che auf der Fas­sung der Gesetz­ge­bungs­kom­pe­tenz des Bun­des nach Art. 75 Abs. 1 Nr. 1 GG a.F.3 beru­hen, nur noch gem. Art. 125a GG fort und die Län­der kön­nen somit hier­von abwei­chen­de Rege­lun­gen tref­fen (vgl. Art. 125a Abs. 1 2 GG).4 Dies gilt jedoch nicht für die Vor­schrift des § 108 BPersVG. Von ihr dür­fen die Län­der nicht abwei­chen, da sie auf der Gesetz­ge­bungs­kom­pe­tenz des Bun­des aus Art. 74 Abs. 1 Nr. 12 GG beruht.5

Wel­ches Per­so­nal­ver­tre­tungs­ge­setz (Bund oder Land) im jewei­li­gen Fall anzu­wen­den ist, ist nach dem Trä­ger der Dienst­stel­le zu bestim­men, bei dem die Per­so­nal­rä­te zu bil­den sind.6

2. Per­so­nal­ver­tre­tungs­recht im Hochschulbereich

Neben dem Ver­wal­tungs­per­so­nal besteht das Per­so­nal einer Hoch­schu­le ins­be­son­de­re aus der sie cha­rak­te­ri­sie- ren­den Grup­pe des wis­sen­schaft­li­chen Per­so­nals. Die­se lässt sich vor­nehm­lich in Pro­fes­so­ren, Juni­or­pro­fes­so­ren und wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­ter auf­glie­dern. Die meis- ten Per­so­nal­ver­tre­tungs­ge­set­ze beschrän­ken ihren Anwen­dungs­be­reich auf Tei­le des wis­sen­schaft­li­chen Per­so­nals, zumin­dest die wis­sen­schaft­li­chen Mit­ar­bei­ter. Für die aus­ge­nom­me­nen Beschäf­tig­ten bedeu­tet dies, dass ihnen weder das akti­ve noch das pas­si­ve Wahl­recht hin­sicht­lich der in der Regel alle vier Jah­re vom 1. März bis 31. Mai statt­fin­den­den Personalratswahl7 zusteht. Sie haben weder die Mög­lich­keit, über die Zusam­men­set- zung des Per­so­nal­rats zu bestim­men, noch sich selbst zur Wahl zu stel­len und aktiv an der Per­so­nal­rats­ar­beit zu betei­li­gen. Der Per­so­nal­rat ist bei allen die­se Beschäf- tig­ten betref­fen­den Belan­ge nicht zuständig.

Für Per­so­nen­grup­pen, wel­che zu Hoch­schu­len nicht in einem Dienst‑, Beam­ten- oder Ange­stell­ten­ver­hält­nis ste­hen, son­dern wie bei­spiels­wei­se Lehr­be­auf­trag­te als

  1. 3  Auf­ge­ho­ben durch Gesetz vom 28.8.2006, BGBl. I 2034.
  2. 4  HM vgl. mwN.: Richardi/Dörner/Weber/Kers­ten, Per­so­nal­vert­re-tungs­recht, 4. Aufl. (2012), § 94, Rn. 5.
  3. 5  Richardi/Dörner/Weber/Kers­ten, aaO. (Fn. 4), § 108, Rn. 4;Alt­va­ter, Die Ent­wick­lung der Lan­des­per­so­nal­ver­tre­tungs­ge­set­ze im Jahr 2006, PersR 2007, 279, 280; a.A. Biermann/Kammradt, Föde­ra­lis­mus­re­form in Kraft, PersR 2006, 444, 446.
  4. 6  Vgl. § 12 BPersVG sowie bei­spiel­haft § 14 Abs. 1 LPVG BW.
  5. 7  Vgl. § 27 Abs 1 BPersVG. Nähe­res regeln die ein­zel­nen Wahl­ord-nun­gen der Länder.

selbst­stän­di­ge Mit­ar­bei­ter in einem öffent­lich-recht­li- chen Dienst­ver­hält­nis mit dem Land8 tätig wer­den, er- scheint eine Her­aus­nah­me aus den Per­so­nal­ver­tre­tungs- geset­zen sinnvoll,9 denn eine Ein­glie­de­rung in die Dienst­stel­le Hoch­schu­le ist in die­sen Fäl­len nicht gege- ben, so dass es auch an der Not­wen­dig­keit einer Inte­res- sen­ver­tre­tung durch den Per­so­nal­rat an der­sel­ben fehlt.

Eine ande­re Aus­gangs­la­ge besteht hin­ge­gen für die Hoch­schul­leh­rer. Die­se stel­len eine tra­gen­de Säu­le und einen wesent­li­chen Bestand­teil der Hoch­schu­len dar und sind in die Ver­wal­tungs­ab­läu­fe der­sel­ben gänz­lich inte­griert. Daher berüh­ren die aus dem Per­so­nal­vert­re- tungs­recht resul­tie­ren­den Befug­nis­se der Per­so­nal­rä­te in vie­len Berei­chen zwangs­läu­fig auch ihre Inter­es­sen. Dies gilt vor allem hin­sicht­lich der Kom­pe­ten­zen, wel­che dem Per­so­nal­rat in Bezug auf die Uni­ver­si­tät als Gan­zes zu- kom­men. Denn hier­von sind die Hoch­schul­leh­rer in glei­cher Wei­se betrof­fen wie die ande­ren Personalgruppen.

3. Die Rege­lun­gen der Län­der im Überblick

Die meis­ten Per­so­nal­ver­tre­tungs­ge­set­ze fin­den auf Hoch- schullehrer10 kei­ne Anwendung.

§ 94 Abs. 1 Nr. 1 PersVG Baden-Würt­tem­berg; Art 4
Abs. 4a PersVG Bay­ern iVm Art. 2 Abs. 1 Nr. 1 BayHSchPG; § 3 Abs. 2 Nr 1a PersVG Ber­lin; § 90 Abs. 1 Nr. 1 PersVG Bran­den­burg; § 97 Abs. 1 PersVG Hes­sen; § 76 Abs. 1 PersVG Meck­len­burg-Vor­pom­mern; § 105 Abs. 1 Nr. 1 PersVG Nie­der­sach­sen; § 5 Abs. 4a PersVG Nord­rhein- West­fa­len; § 98 PersVG Rhein­land-Pfalz; § 97 iVm § 4 PersVG Saar­land; § 4 Abs. 4 Nr. 4 PersVG Sach­sen; § 99 Abs. 1 Nr. 1 PersVG Sach­sen-Anhalt; § 77 Abs. 1 MBG Schles­wig-Hol­stein; § 88 Nr. 1 PersVG Thüringen

Sel­ten bestehen für das übri­ge wis­sen­schaft­li­che Per- sonal, ins­be­son­de­re die wis­sen­schaft­li­chen Mit­ar­bei­ter, eige­ne Personalräte.

§ 90 Abs. 2 bis 6 PersVG Bran­den­burg; § 76 Abs. 2 PersVG Mecklenburg-Vorpommern

8 Vgl. etwa für Baden-Würt­tem­berg § 56 Abs. 1 Lan­des­hoch­schul- gesetz BW; vgl. hier­zu all­ge­mein Hartmer/Detmer/Götting/Leuze, Hoch­schul­recht, Kap. XIII, Rn. 143 ff sowie Hart­mer, Struk­tur des wis­sen­schaft­li­chen Per­so­nals an Uni­ver­si­tä­ten, Forschung&Lehre 10/10, 712.

9 Die Her­aus­nah­me die­ser Grup­pe ist in § 94 Abs. 1 LPVG BW expli­zit geregelt.

10 Zu den Hoch­schul­leh­rern gehö­ren gem. § 42 Hoch­schul­rah­men- gesetz Pro­fes­so­ren und Juni­or­pro­fes­so­ren. Baden-Würt­tem­berg erfasst in § 44 Abs. 1 Nr. 1 LHG BW zudem Hochschuldozenten.

Schubert/Tarantino · Hoch­schul­leh­rer im Personalvertretungsrecht

1 3

Die bei­den „Han­se­stadt­staa­ten“ Bre­men und Ham- burg gehen im Per­so­nal­ver­tre­tungs­recht hin­sicht­lich der Hoch­schul­leh­rer einen eige­nen Weg: Das Per­so­nal­ver- tre­tungs­ge­setz Bre­men ver­zich­tet voll­stän­dig auf eine ei- gen­stän­di­ge Rege­lung hin­sicht­lich des Bereichs der Hoch­schu­len. In Ham­burg wählt das wis­sen­schaft­li­che Per­so­nal bei der Uni­ver­si­tät und dem Uni­ver­si­täts­kli­ni- kum Ham­burg-Eppen­dorf einen eige­nen Per­so­nal­rat. Gem. § 12 Abs. 1 Ham­bur­gi­sches Hoch­schul­ge­setz neh- men Pro­fes­so­ren die ihrer Hoch­schu­le jeweils oblie­gen- den Auf­ga­ben in Wis­sen­schaft, For­schung und Leh­re selbst­stän­dig wahr und gehö­ren somit zum wis­sen­schaft- lichen Per­so­nal. Folg­lich fal­len sie in den Gel­tungs­be­reich des Ham­bur­gi­schen Landespersonalvertretungsrechts.

4. Bun­des­wehr­hoch­schu­len

Zur deut­schen Hoch­schul­land­schaft gehö­ren auch die Uni­ver­si­tät der Bun­des­wehr Mün­chen und die Hel­mut- Schmidt-Uni­ver­si­tät der Bun­des­wehr Hamburg.11

Nach § 1 Abs. 1 S. 3 der Rah­men­be­stim­mung für Struk­tur und Orga­ni­sa­ti­on der Uni­ver­si­tät der Bun­des- wehr Mün­chen sowie § 1 Abs. 1 S. 1 der Rah­men­be­din- gun­gen für Struk­tur und Orga­ni­sa­ti­on der Uni­ver­si­tät der Bun­des­wehr Ham­burg ist die Bun­des­re­pu­blik Trä­ger die­ser bei­den Hoch­schu­len. Für sie gilt das BPersVG. Die Hoch­schul­leh­rer und das sons­ti­ge wis­sen­schaft­li­che Per­so­nal sind gem. § 4 BPersVG zunächst nicht vom An- wen­dungs­be­reich aus­ge­nom­men und wer­den als „Be- schäf­tig­te“ defi­niert. Für sie gel­ten die all­ge­mei­nen Be- stim­mun­gen über Wahl, Zusam­men­set­zung, Auf­ga­ben und Betei­li­gung des Per­so­nal­rats. Aller­dings mit einer Ausnahme:§77Abs.1BPersVGbestimmt,dassbeiBe- schäf­tig­ten mit über­wie­gend wis­sen­schaft­li­cher oder künst- leri­scher Tätig­keit der Per­so­nal­rat nach §§ 75 Abs. 1 und 76 Abs. 1 BPersVG nur mit­be­stimmt, wenn sie es bean­tra- gen.12 Dabei han­delt es sich um die Per­so­nal­an­ge­le­gen- hei­ten von Arbeit­neh­mern (§ 75 Abs. 1 BPersVG) bzw. Beam­ten (§ 76 Abs. 1 BPersVG). Die Betei­li­gung des Per- sonal­rats bei sozia­len und inner­dienst­li­chen Ange­le­gen- hei­ten des wis­sen­schaft­li­chen Per­so­nals bleibt dage­gen unberührt.

  1. 11  All­ge­mein zu den Bun­des­wehr­hoch­schu­len: Wei­se, Die Hoch- schu­len der Bun­des­wehr als Kör­per­schaf­ten des öffent­li­chen Rechts, WissR 1978, 244.
  2. 12  Hier­zu Otto, Per­so­nal­ver­tre­tungs­recht­li­cher Ten­denz­schutz cont- ra kol­lek­ti­ven Sozi­al­schutz, in: Fest­schrift für Marie Lui­se Hil­ger und Her­mann Stumpf zum 70. Geburts­tag, (1983), 529, 534 ff.
  3. 13  BVerfG 29.5.1973, 1 BvR 424/71, BVerfGE 35, 79.
  4. 14  BVerfG 29.5.1973, aaO. (Fn. 13).
  5. 15  BVerfG 29.5.1973, aaO. (Fn. 13).
  6. 16  BVerfG 29.5.1973, aaO. (Fn. 13).
  7. 17  Dreier/Britz, Grund­ge­setz Kom­men­tar, 3. Aufl. (2013), Band I, Art. 5 Abs. 3 Rn. 23.

II. Per­so­nal­ver­tre­tungs­recht und Wissenschaftsfreiheit

1. Grund­recht­li­cher Schutz der Wissenschaftsfreiheit

Art. 5 Abs. 3 GG sichert die freie Aus­übung von Wis­sen- schaft, For­schung und Leh­re. Schutz­gut die­ser drei – unter dem Ober­be­griff „Wis­sen­schafts­frei­heit“ zusam- mengefassten13 – Grund­rech­te ist zum einen die indi­vi- duel­le Garan­tie der frei­en wis­sen­schaft­li­chen Betä­ti­gung und zum ande­ren die „Funk­ti­ons­fä­hig­keit der Insti­tu­ti- on „freie Wis­sen­schaft“ als solche.“14 Als Abwehr­recht schützt Art. 5 Abs. 3 GG in ers­ter Linie vor „staat­li­cher Fremd­be­stim­mung“ in einem „frei­en Bereich per­sön­li- cher und auto­no­mer Verantwortung“.15 Die wis­sen- schaft­li­che Betä­ti­gung soll bezüg­lich Fra­ge­stel­lung, Metho­dik wie auch Deu­tung, Bewer­tung und Ver­öf­fent- lichung der Ergeb­nis­se frei sein.16 Die Wis­sen­schafts­frei- heit schützt auch nega­tiv. Nie­mand kann ver­pflich­tet wer­den, bestimm­ten For­schungs- und Lehr­rich­tun­gen nachzugehen.17

Die Wis­sen­schafts­frei­heit ist vor­be­halt­los gewähr- leis­tet. Begren­zun­gen erwach­sen ihr somit ein­zig durch die Ver­fas­sung selbst (ver­fas­sungs­im­ma­nen­te Schranken).18

a) Schutz­be­reich der Wis­sen­schafts­frei­heit der Hoch- schullehrer

Eine Schlüs­sel­funk­ti­on für die Wis­sen­schafts­frei­heit kommt den Wis­sen­schaft­lern an Hoch­schu­len, ins­be- son­de­re den Hoch­schul­leh­rern, zu. „Kern der Wis­sen- schafts­frei­heit ist für Hoch­schul­leh­rer das Recht, ihr Fach in For­schung und Leh­re zu vertreten“.19 Sie kön­nen ihre For­schungs­vor­ha­ben bezüg­lich Fra­ge­stel­lung, Metho­dik wie auch Deu­tung und Bewer­tung der Ergeb- nis­se frei durch­füh­ren und publi­zie­ren. Hin­zu kommt die Frei­heit, Gegen­stand, Form, Inhalt, Metho­de und Mate­ri­al für Lehr­ver­an­stal­tun­gen nach eige­nem Gut- dün­ken zu wählen.20 Beein­träch­tigt wird die Wis­sen- schafts­frei­heit durch jede obrig­keit­li­che direk­te Steue- rung.21 Auch hoch­schul­in­ter­ne Poli­tik kann so zu einer Beein­träch­ti­gung von Art. 5 Abs. 3 GG führen.22 Maß- stab muss bei hoch­schul­in­ter­nen Entscheidungsprozes-

18 Dreier/Britz, aaO. (Fn. 17), Rn. 33.
19 BVerfG 29.5.1973, aaO. (Fn. 13).
20 BVerfG 29.5.1973, aaO. (Fn. 13).
21 Vgl Dreier/Per­nice, Grund­ge­setz Kom­men­tar, aaO. (Fn. 17),

Art. 5 Abs. 3, Rn. 32.
22 Vgl Blan­kenagel, Par­ti­zi­pa­ti­on von Wis­sen­schaft­lern in der Wis-

sen­schafts­po­li­tik, KritV 1989, 247, 256 ff; vgl. auch v. Mangold/ Klein/Starck/Starck, Kom­men­tar zum Grund­ge­setz, Art. 5 Abs. 3, Rn. 413, wel­cher bei­spiel­haft von der Uni­ver­si­tät ein­ge­setz­te Kom­mis­sio­nen und deren Ent­schei­dun­gen aufführt.

14 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 1 (2015), 11–22

sen stets Art. 5 Abs. 3 GG sein. Das BVerfG hat deut­lich gemacht, dass der Hoch­schul­leh­rer in der Aus­übung des Kern­be­reichs des Art. 5 Abs. 3 GG23 zwar frei sein muss.24 Aller­dings kann die freie Leh­re auf­grund des Umstan­des, dass ver­fas­sungs­recht­lich eben nur das „Gebot der wis- sen­schaft­li­chen, d.h. inhalt­lich auf eige­ner For­schungs- tätig­keit beru­hen­den Lehre“,25 vor­aus­ge­setzt ist, auch Ein­schrän­kun­gen, wie bei­spiels­wei­se durch die „insti­tu- tio­nel­le Aus­bil­dungs­auf­ga­be der Uni­ver­si­tät“, erfahren.26

b) Schutz­be­reich der Wis­sen­schafts­frei­heit der Hochschulen

Hoch­schu­len kommt in Bezug auf Art. 5 Abs. 3 GG eine Dop­pel­funk­ti­on zu. Durch sie kommt der Staat sei­ner ver­fas­sungs­mä­ßi­gen Pflicht nach, die Aus­übung frei­er Wis­sen­schaft zu gewährleisten.27 Dane­ben sind sie selbst Trä­ger des Grund­rechts. Damit gehö­ren Hoch­schu­len zu der „Aus­nah­me­tri­as“ der grund­rechts­be­rech­tig­ten juris- tischen Per­so­nen des öffent­li­chen Rechts. Grund­sätz­lich kön­nen­ju­ris­tische­Per­so­nen­de­s­öf­fent­li­chen­Rechts­bei der Aus­übung ihrer öffent­li­chen Auf­ga­ben kei­nen Grund­rechts­schutz gegen­über dem Staat einfordern.28 Hoch­schu­len (wie auch Kir­chen und Rund­funk­an­s­tal- ten) erfül­len jedoch nicht nur als „ver­län­ger­ter Arm“ des Staa­tes einen staat­li­chen Auf­trag: Sie sind unmit­tel­bar einem durch bestimm­te Grund­rech­te geschütz­ten Lebens­be­reich zuge­ord­net und damit als staats­fer­ne Ein- rich­tun­gen anzu­se­hen, die selbst ori­gi­nä­re Grund­rechts- trä­ger sind.29 Dar­aus folgt, dass sie sich selbst auf die Wis­sen­schafts­frei­heit beru­fen kön­nen und der Staat ver- pflich­tet ist, ihre freie wis­sen­schaft­li­che Betä­ti­gung zu schüt­zen. Gleich­zei­tig blei­ben sie als staat­li­che Ein­rich- tun­gen Adres­sa­ten der Grundrechte.

Die Hoch­schu­len bie­ten Wis­sen­schaft­lern eine Platt- form, um zu for­schen und zu leh­ren. Wie die­se Platt­form orga­ni­sa­to­risch aus­ge­stal­tet ist und wer davon auf wel- che Art und Wei­se pro­fi­tie­ren darf, ist Teil der Wis­sen- schafts­frei­heit der Hochschule.30 Zu die­ser gehört die freie Ent­schei­dung über orga­ni­sa­to­ri­sche Ange­le­gen­hei- ten und ins­be­son­de­re wis­sen­schaft­li­che Per­so­nal­an­ge­le- gen­hei­ten. Durch spe­zi­el­le Per­so­nal­ent­schei­dun­gen und die wohl­über­leg­te Aus­wahl ihres wis­sen­schaft­li­chen Per-

  1. 23  Vgl. Dreier/Per­nice, aaO. (Fn. 17).
  2. 24  BVerfG 29.5.1973, aaO. (Fn. 13).
  3. 25  So Maunz/Dürig/Scholz, Grund­ge­setz Kom­men­tar, 70. Ergän-zungs­lie­fe­rung 2013, Art. 5 Abs. 3, Rn. 173.
  4. 26  So Maunz/Dürig/Scholz, aaO. (Fn. 25).
  5. 27  BVerfG 29.05.1973, aaO. (Fn. 14).
  6. 28  BVerfG 2.5.1967, 1 BvR 578/63, BVerfGE 21, 362.
  7. 29  BVerfG 16.1.1963, 1 BvR 316/60, BVerfGE 15, 256, 262.
  8. 30  Hartmer/Detmer/Kem­pen, aaO. (Fn. 8), 10; Hartmer/Detmer/Löwisch/Wertheimer, aaO. (Fn. 8), 511.
  9. 31  BVerfG 26.5.1970, 2 BvR 311/67, BVerfGE 28, 314, 323 und

sonals kön­nen Hoch­schu­len auf die­se Wei­se ihr eige­nes For­schungs- und Lehr­pro­fil schaffen.

2. Beein­träch­ti­gung der Wis­sen­schafts­frei­heit durch das Personalvertretungsrecht

a) Per­so­nal­ver­tre­tungs­recht als ver­fas­sungs­im­ma­nen­te Schranke?

Die vor­be­halt­lo­se Gewäh­rung der Wis­sen­schafts­frei­heit führt dazu, dass sie nur durch ande­re Grund­rech­te oder Rech­te mit Ver­fas­sungs­rang ein­ge­schränkt wer­den kann. Das Per­so­nal­ver­tre­tungs­recht kann sich zwar auf das Demo­kra­tie- und Sozi­al­staat­prin­zip gem. Art. 20 Abs. 1 GG sowie die Grund­rech­te der Arbeit­neh­mer stützen.31 Das Grund­ge­setz gebie­tet aber nicht, Per­so­nal­ver­tre­tun- gen zu schaf­fen – der Gesetz­ge­ber könn­te den Grund- rech­ten der Beschäf­tig­ten des öffent­li­chen Diens­tes auch auf ande­re Wei­se Gel­tung verschaffen.32 Bei den Per­so- nal­ver­tre­tungs­ge­set­zen han­delt es sich folg­lich nicht um Rege­lun­gen, die auf einer ver­fas­sungs­im­ma­nen­ten Schran­ke beru­hen und des­halb die Wis­sen­schafts­frei­heit der Hoch­schul­leh­rer und der Hoch­schu­len begren­zen kön­nen. Nur wo das Per­so­nal­ver­tre­tungs­recht dem Schutz der Grund­rech­te der Beschäf­tig­ten des öffent­li- chen Diens­tes dient, ist es dazu in der Lage.

b) Betei­li­gungs­rech­te der Personalvertretungen

Von einer Beein­träch­ti­gung der Wis­sen­schafts­frei­heit kann dann gespro­chen wer­den, wenn das Per­so­nal­ver- tre­tungs­recht durch die Betei­li­gungs­rech­te des Per­so­nal- rats die Grund­rechts­trä­ger tat­säch­lich in ihren frei­en Ent­schei­dun­gen bezüg­lich der Ver­wirk­li­chung der Wis- sen­schafts­frei­heit, bei­spiels­wei­se durch Kon­trol­le oder Steue­rung der wis­sen­schaft­li­chen Tätig­keit, ein- schränkt.33 Dabei muss zwi­schen den unter­schied­li­chen Betei­li­gungs­mög­lich­kei­ten unter­schie­den werden.

Ein schwa­ches Betei­li­gungs­recht, wie das Infor­ma­ti- ons­recht stellt noch kei­ne Beein­träch­ti­gung der Wis­sen- schafts­frei­heit dar.34 Der Hoch­schu­le steht es frei, die ge- plan­te Maß­nah­me durch­zu­füh­ren, ohne dass der Per­so- nal­rat die­se als Infor­ma­ti­ons­emp­fän­ger beein­flus­sen könnte.

27.3.1979, 2 BvL 2/77, BVerfGE 51, 43, 58; aus­führ­lich Löwisch/ Kai­ser, Ten­denz­schutz in öffent­lich-recht­li­chen Büh­nen­un­ter­neh- men, 1996, 41 f, wei­ter­füh­ren­de Nach­wei­se hier­zu dort v.a. unter Fn 16.

32 BVerfG 26.5.1970 aaO. (Fn. 31); vgl. auch Ossen­bühl, Gren­zen der Mit­be­stim­mung im öffent­li­chen Dienst, 1986, 35, der die Ein­füh- rung der Mit­be­stim­mung im öffent­li­chen Dienst als „poli­ti­sche Ent­schei­dung des Gesetz­ge­bers“ bezeichnet.

33 Vgl. Dreier/Per­nice, aaO. (Fn. 21), Rn. 32.
34 So zur Pres­se­frei­heit BVerfG 6.11.1979, 1 BvR 81/76, AP Nr. 14

zu § 118 BetrVG 1972.

Schubert/Tarantino · Hoch­schul­leh­rer im Per­so­nal­ver­tre­tungs­recht 1 5

Dif­fe­ren­zier­ter müs­sen Anhö­rungs- und Bera­tungs- rech­te beur­teilt wer­den. Zwar ist auch bei die­sen Betei­li- gungs­rech­ten die Hoch­schul­lei­tung nicht gehin­dert, die Maß­nah­me nach ihren Vor­stel­lun­gen durch­zu­füh­ren. Jedoch liegt der Sinn und Zweck von Anhö­rungs- und Bera­tungs­rech­ten gera­de dar­in, Ein­fluss auf die Ent- schei­dun­gen des Arbeit­ge­bers zu neh­men. Dies geht bei nicht wis­sen­schafts­be­zo­ge­nen Ein­wen­dun­gen des Per­so- nal­rats noch an, nicht aber bei wis­sen­schafts­be­zo­ge­nen Einwendungen.35 Denn die Beur­tei­lung der wis­sen- schafts­re­le­van­ten Gesichts­punk­te einer Maß­nah­me ist allein Sache der Trä­ger der Wis­sen­schafts­frei­heit selbst. Steht dem Per­so­nal­rat eine Betei­li­gung im Sin­ne eines Anhö­rungs- und Bera­tungs­rechts zu, so muss er auf die Gel­tend­ma­chung von wis­sen­schafts­be­zo­ge­nen Gesichts- punk­ten verzichten.36

Dies gilt eben­so für die Mitwirkung37 und die ein­ge- schränk­te Mit­be­stim­mung38 des Per­so­nal­rats. Bei der Mit­wir­kung soll die Erör­te­rung der Ent­schei­dung mit dem Ziel einer Ver­stän­di­gung gesche­hen. Kommt es zu kei­ner Eini­gung kann der Per­so­nal­rat die über­ge­ord­ne­te Dienst­stel­le, bei der eine Stu­fen­ver­tre­tung besteht, ein- schal­ten. Die­se erör­tert die Fra­ge mit der Stu­fen­vert­re- tung und trifft eine Ent­schei­dung. Die Eini­gungs­stel­le kann nicht ange­ru­fen wer­den. Auf­grund sei­ner ein­ge- schränk­ten Kom­pe­tenz schei­det eine Anru­fung der obers­ten Dienst­be­hör­de durch den Per­so­nal­rat wegen wis­sen­schaft­li­cher Dif­fe­ren­zen aus.

Bei der ein­ge­schränk­ten Mit­be­stim­mung kann die Ent­schei­dung nicht ohne die Zustim­mung des Per­so­nal- rats getrof­fen wer­den. Bei einer Nicht­ei­ni­gung kann die Eini­gungs­stel­le ange­ru­fen wer­den. In den Fäl­len der ein- geschränk­ten Mit­be­stim­mung hat die Eini­gungs­stel­le nur die Befug­nis, Emp­feh­lun­gen aus­zu­spre­chen, denen die Hoch­schul­lei­tung nicht fol­gen muss.39 Besteht eine Nicht­ei­ni­gung bezüg­lich wis­sen­schaft­li­cher Gesichts- punk­ten ist eine Ein­be­ru­fung der Eini­gungs­stel­le jedoch nicht mög­lich – über sol­che Aspek­te dür­fen eben nur die Trä­ger der Wis­sen­schafts­frei­heit entscheiden.

Bei vol­len Mit­be­stim­mungs­rech­ten des Per­so­nal­rats besteht kein Letzt­ent­schei­dungs­recht der Hoch­schu­le mehr, denn ohne Zustim­mung des Per­so­nal­rats gibt es

  1. 35  BVerfG 6.11.1979, aaO. (Fn. 34); Weh­risch, Die Betei­li­gungs­rech­te der Per­so­nal­ver­tre­tung bei der Ein­stel­lung und Kün­di­gung von wis­sen­schaft­li­chen Mit­ar­bei­tern an Uni­ver­si­tä­ten, (2003), 73 ff.
  2. 36  Pelz­ner, Wis­sen­schafts­frei­heit und Mit­be­stim­mung. Ten­denz- schutz in den Per­so­nal­ver­tre­tungs­ge­set­zen des Bun­des und der Län­der in: Fest­schrift für Rudolf Gmür (1983), 345, 350 f.
  3. 37  Dazu Weh­risch, aaO. (Fn. 35); MüArbR/Germelmann, § 277 Rn. 6 ff.
  4. 38  Dazu MüArbR/Ger­mel­mann, aaO. (Fn. 39), Rn. 12.
  5. 39  Dazu BVerfG 25.5.1995, 2 BvF 1/92, BVerfGE 93, 37 ff.
  6. 40  Bei­spiels­wei­se § 71 Abs. 5 PersVG Hes­sen; § 75 Abs. 6 PersVG Rh-Pf.

kei­ne Ent­schei­dung. Die­se Mit­be­stim­mungs­va­ri­an­te stellt erst recht einen Ver­stoß gegen Art. 5 Abs. 3 GG dar, wenn sie wis­sen­schafts­be­zo­ge­nen The­men betrifft.

Dar­an kann auch ein Evo­ka­ti­ons­recht der obers­ten Dienstbehörde40 oder der Landesregierungen41 nichts ändern. Zwar kann die obers­te Dienst­be­hör­de oder die Lan­des­re­gie­rung in die­sen Fäl­len den Beschluss der Ei- nigungs­stel­le auf­he­ben und schluss­end­lich selbst ent- schei­den. Das Ver­fah­ren ist jedoch zeit­in­ten­siv: Bera­ten Hoch­schul­lei­tung und Per­so­nal­rat über ein The­ma mit Wis­sen­schafts­be­zug ohne Ergeb­nis, wird die Eini­gungs- stel­le ange­ru­fen. Die­se muss sodann eine Ent­schei­dung fäl­len, mit wel­cher die Hoch­schul­lei­tung nicht ein­ver- stan­den ist. In die­sem Fall schal­tet sie die obers­te Dienst- behör­de bzw. die Lan­des­re­gie­rung ein, wel­che die Ent- schei­dung dann an sich zie­hen kann. Im schlech­tes­ten Fall kön­nen Mona­te bis zu einer end­gül­ti­gen Entsch­ei- dung ver­ge­hen. Auch sol­che Ver­zö­ge­run­gen stel­len ei- nen Ein­griff in die Wis­sen­schafts­frei­heit der Grund- rechts­trä­ger dar.42

aa) Per­so­nel­le Beteiligungsrechte

Die ver­fas­sungs­recht­lich geschütz­te Frei­heit der wis­sen- schaft­li­chen Betä­ti­gung führt dazu, dass dem Per­so­nal- rat bei der Beru­fung und der Beschäf­ti­gung von Hoch- schul­leh­rern und auch sons­ti­gen Ent­schei­dun­gen, die For­schung und Leh­re betref­fen, kei­ne Kom­pe­ten­zen zuste­hen dürfen.

For­schung und Leh­re betref­fen auch die per­so­nel­len Ange­le­gen­hei­ten der wis­sen­schaft­li­chen Mit­ar­bei­ter. Die Aus­wahl und Kün­di­gung eines wis­sen­schaft­li­chen Mit- arbei­ters gehört als „wis­sen­schafts­re­le­van­te Ange­le­gen- heit“43 zur grund­recht­lich geschütz­ten Wis­sen­schafts- frei­heit der Hoch­schul­leh­rer. Um sei­ne For­schung sinn- voll durch­zu­füh­ren, steht es dem Hoch­schul­leh­rer zu, über Ein­satz, Benut­zung und Ver­wen­dung sach­li­cher und per­so­nel­ler Mit­tel unter wis­sen­schaft­li­chen Aspek- ten allein zu entscheiden.44 Der Hoch­schul­leh­rer muss sich auf­grund des­sen Qua­li­fi­ka­ti­on für einen bestimm- ten Mit­ar­bei­ter ent­schei­den kön­nen. Die Ein­stel­lung oder Kün­di­gung muss aller­dings auf wis­sen­schaft­li­chen Grün­den beru­hen. Ist die­se Vor­aus­set­zung gege­ben, darf

41 Bei­spiels­wei­se § 66 Abs. 7 iVm § 68 PersVG NRW; § 74 Abs. 2 PersVG BW.

42 Weh­risch, aaO. (Fn. 35), 80 ff.
43 BVerfG 29.5.1973, aaO. (Fn. 13); vgl. Buch­ner, Betei­li­gung der

Per­so­nal­ver­tre­tung im Per­so­nal­be­reich der Hoch­schu­len, in: Per- sonal­ver­tre­tungs­recht an Wis­sen­schaft­li­chen Hoch­schu­len unter Berück­sich­ti­gung der neu­en Lan­des­per­so­nal­ver­tre­tungs­ge­set­ze, Fort­bil­dungs­pro­gramm für die Wis­sen­schaft Mate­ria­li­en Nr. 27, Essen (1986), 125, 146.

44 Aus­führ­lich: Weh­risch, aaO. (Fn. 35), 34 ff.

16 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 1 (2015), 11–22

es kei­ne Betei­li­gungs­rech­te geben, die auf eine Beein­flus- sung der Per­so­nal­ent­schei­dung des Hoch­schul­leh­rers abzie­len. Folg­lich darf die Per­so­nal­rats­be­tei­li­gung nicht auf eine wis­sen­schaft­li­che Bewer­tung der Ent­schei­dung des Hoch­schul­leh­rers hin­aus­lau­fen. Die Betei­li­gung kann sich nur auf nicht wis­sen­schafts­re­le­van­te Fra­gen der Ein­stel­lung oder Kün­di­gung beziehen.45 Ansons­ten liegt ein Ein­griff in die Wis­sen­schafts­frei­heit des Hoch- schul­leh­rers vor.

Am Vor­lie­gen eines Ein­griffs ändert sich auch nichts, wenn die Betei­li­gung des Per­so­nal­rats nur auf Antrag des betrof­fe­nen wis­sen­schaft­li­chen Mit­ar­bei­ters erfolgt oder ein Per­so­nal­rat betei­ligt wird, der selbst nur aus wis­sen- schaft­li­chem Per­so­nal besteht.

Bei der Betei­li­gung auf Antrag wer­den zwar die Inte- res­sen des wis­sen­schaft­li­chen Mit­ar­bei­ters geschützt,46 die­se müs­sen aber hin­ter den Schutz der Wis­sen­schafts- frei­heit des Hoch­schul­leh­rers zurück­tre­ten. Die­se ist bei einer sol­chen Rege­lung genau­so tan­giert, wie bei einer all­ge­mei­nen Personalratsbeteiligung.47

Prak­tisch wird die Mit­be­stim­mung auf Antrag ohne- hin nur bei der Kün­di­gung eines wis­sen­schaft­li­chen Mit- arbei­ters. Denn die­ser wird gegen eine Ein­stel­lung im Regel­fall nichts ein­zu­wen­den haben. Dies führt jedoch dazu, dass die Mit­be­stim­mung auf Antrag zu einem Ins- tru­ment wird, das ledig­lich dem wis­sen­schaft­li­chen Mit- arbei­ter dient und die Wis­sen­schafts­frei­heit des Hoch- schul­leh­rers ins Lee­re lau­fen lässt.48

Auch eine Betei­li­gung von Per­so­nal­ver­tre­tun­gen, die aus wis­sen­schaft­li­chen Mit­ar­bei­tern besteht, ändert nichts an dem Ein­griff in die Wis­sen­schafts­frei­heit. Die- se Per­so­nal­ver­tre­tun­gen ver­füg­ten prin­zi­pi­ell zwar über die wis­sen­schaft­li­che Kom­pe­tenz zur Beur­tei­lung von Ent­schei­dun­gen der Hoch­schul­leh­rer. Dass eine fach­li- che Kom­pe­tenz der Per­so­nal­ver­tre­tung besteht, ändert nichts dar­an, dass nach Art. 5 Abs. 3 GG die Entsch­ei- dung über das wis­sen­schaft­li­che Per­so­nal bei den Hoch- schul­leh­rern liegt. Deren Frei­heit wür­de aus­ge­höhlt, lie- ße man eine Mit­be­stim­mung eines wis­sen­schaft­li­chen Per­so­nal­rats zu.

  1. 45  Dies gilt dem BVerwG zufol­ge bereits für die Bestel­lung von stu­den­ti­schen Tuto­ren, BVerwG 18.3.1981, 6 P 17/79, PersV
    1982, 280, 284 sowie der hier­zu erfolg­te Beschluss des BVerfG 24.3.1982, 1 BvR 941/81, PersV 1982, 284, unklar ist die­ser jedoch hin­sicht­lich der Tat­sa­che, dass er die Fra­ge, ob die Aus­wahl von Tuto­ren Wis­sen­schafts­re­le­vanz auf­weist dahin­ste­hen lässt.
  2. 46  So auch schon Wahs­ner, Zur Mit­wir­kung des Per­so­nal­rats einer Uni­ver­si­tät bei der Ein­stel­lung und Ent­las­sung wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter. Am Bei­spiel der Per­so­nal­ver­tre­tungs­ge­set­ze der Län- der Nie­der­sach­sen und Bre­men in: Recht im Amt 1978, 141–147, 167–172; eben­so Pelz­ner, aaO. (Fn. 36), 345, 351 f.
  3. 47  Richar­di, Wis­sen­schafts­frei­heit und per­so­nal­ver­tre­tungs­recht- liche Mit­be­stim­mungs­ord­nung in: Per­so­nal­ver­tre­tungs­recht an

Folg­lich müs­sen per­so­nel­le Ange­le­gen­hei­ten von wis­sen­schaft­li­chen Mit­ar­bei­tern aus dem Anwen­dungs- bereich der PersVG her­aus­ge­nom­men wer­den, da sonst ein nicht zu recht­fer­ti­gen­der Ein­griff in die Wis­sen- schafts­frei­heit der Hoch­schul­leh­rer vorliegt.

bb) Sozia­le Beteiligungsrechte

Die Wis­sen­schafts­frei­heit muss auch bei den sozia­len Ange­le­gen­hei­ten einer Hoch­schu­le beach­tet wer­den. Wegen Art. 5 Abs. 3 GG kann der Per­so­nal­rat nicht hin- sicht­lich sozia­ler Ange­le­gen­hei­ten der Hoch­schul­leh­rer mitwirken.

Ein Ein­griff in die Wis­sen­schafts­frei­heit der Hoch- schul­leh­rer kann aber auch in Fäl­len gege­ben sein, in wel­chen der Per­so­nal­rat bei Arbeits­zeit­re­ge­lun­gen der wis­sen­schaft­li­chen Mit­ar­bei­ter mit­zu­be­stim­men hat.49 Denn hier­mit kön­nen bei­spiels­wei­se For­schungs­vorha- ben, die lang­wie­ri­ge Ver­suchs­rei­hen beinhal­ten und so- mit einen hohen Per­so­nal­auf­wand in zeit­li­cher Hin­sicht erfor­dern, kollidieren.50 Zwar darf der Schutz­zweck der Betei­li­gung in Arbeitszeitangelegenheiten51 nicht unter- lau­fen wer­den, gleich­wohl muss eine Betei­li­gung dies­be- züg­lich in For­schungs­an­ge­le­gen­hei­ten zurück­tre­ten, so- fern sie den Hoch­schul­leh­rer in sei­ner, die Ver­suchs­rei­he betref­fen­den Pla­nung beeinträchtigt.

Sind sol­che Ver­su­che oder For­schun­gen lang­fris­tig geplant, ist eine Betei­li­gung des Per­so­nal­rats bezüg­lich der Arbeits­zeit­re­ge­lung des benö­tig­ten wis­sen­schaft­li- chen Per­so­nals unpro­ble­ma­tisch. Solan­ge sich die Ein- wen­dun­gen des Per­so­nal­rats auf nicht­wis­sen­schaft­li­che Aspek­te des Arbeits­ein­sat­zes bezie­hen, kann die Wis­sen- schafts­frei­heit des Hoch­schul­leh­rers aus­rei­chend durch- gesetzt wer­den. Anders bei kurz­fris­ti­gen und unvor­her- gese­he­nen Ver­su­chen und For­schungs­pro­jek­ten: Ent- steht der Per­so­nal­auf­wand plötz­lich und kann das Vor- haben nicht zeit­lich ver­scho­ben wer­den, könn­te eine unum­gäng­li­che Per­so­nal­rats­be­tei­li­gung das Vor­ha­ben schei­tern las­sen. Damit bestün­de ein Ver­stoß gegen Art. 5 Abs. 3 GG.

wis­sen­schaft­li­chen Hoch­schu­len, Fort­bil­dungs­pro­gramm für die

Wis­sen­schafts­ver­wal­tung Mate­ria­li­en Nr. 7 (1982), 34 ff.
48 So auch Pelz­ner, aaO. (Fn. 36); Wall­dorf, Der Per­so­nal­rat in der

Uni­ver­si­tät, PersV 1980, 182, 188; in die­sel­be Rich­tung tendie-

rend Buch­ner, aaO. (Fn. 43), 147 f.
49 Vgl. bei­spiel­haft das in § 70 Abs.2 Nr.1–3 LPersVG BW geregelte

Mit­be­stim­mungs­recht.
50 Bei­spiel von Hartmer/Detmer/Löwisch/Wertheimer, aaO. (Fn. 8),

Rn. 364.
51 Hier­zu Richardi/Dörner/Weber/Kai­ser, Per­so­nal­ver­tre­tungs­recht,

4. Aufl. (2012), § 75, Rn. 231 ff.

Schubert/Tarantino · Hoch­schul­leh­rer im Per­so­nal­ver­tre­tungs­recht 1 7

cc) Wirt­schaft­li­che und orga­ni­sa­to­ri­sche Beteiligungsrechte

Die Wis­sen­schafts­frei­heit der Hoch­schul­leh­rer kann auch durch Mit­be­stim­mungs­rech­te des Per­so­nal­rats hin- sicht­lich wirt­schaft­li­cher und organisatorischer52 Ange- legen­hei­ten betrof­fen sein. So kön­nen Raum­be­darfs­pla- nungen53 oder Bauprojekte54 einen Ein­fluss auf die wis- sen­schaft­li­che Tätig­keit von Hoch­schul­leh­rern haben, indem bei­spiels­wei­se über die Grö­ße oder Anzahl von Lehr­stüh­len, Labo­ren, For­schungs­plät­zen oder Biblio- the­ken ent­schie­den wird. Auch im orga­ni­sa­to­ri­schen Bereich exis­tie­ren sol­che Maß­nah­men, wie bei­spiels­wei- se die Gestal­tung der Arbeits­plät­ze, Maß­nah­men zur Erhö­hung der Arbeits­leis­tung und Erleich­te­rung des Arbeits­ab­laufs, Fort- und Wei­ter­bil­dungs­an­ge­bo­te, oder die Ein­füh­rung von neu­en Arbeitsmethoden.55 Dies ist unpro­ble­ma­tisch, solan­ge dem Per­so­nal­rat kein Ein­fluss auf Berei­che gestat­tet ist, die die Wis­sen­schafts­frei­heit der Hoch­schul­leh­rer betref­fen. Aus­wir­kun­gen auf die freie For­schungs- und Lehr­tä­tig­keit der Hoch­schul­leh­rer müs­sen ver­mie­den werden.

III. Hoch­schul­leh­rer in den ein­zel­nen Per­so­nal­vert­re- tungsgesetzen

1. Die aktu­el­le Rechtslage

a) Per­so­nel­le Beteiligungsrechte

Die Per­so­nal­ver­tre­tungs­ge­set­ze der meis­ten Bun­des­län­der und das Bun­des­per­so­nal­ver­tre­tungs­ge­setz neh­men die Hoch­schul­leh­rer gänz­lich vom Anwen­dungs­be­reich aus.56 Eine unmit­tel­ba­re Beein­träch­ti­gung der Wis­sen­schafts­frei- heit ist somit aus­ge­schlos­sen. Eine Beein­träch­ti­gung besteht jedoch, wenn die Hoch­schul­leh­rer bei der Aus­wahl ihres wis­sen­schaft­li­chen Per­so­nals, ins­be­son­de­re ihrer wis­sen- schaft­li­chen Mit­ar­bei­ter, ein­ge­schränkt werden.

aa) Für die wis­sen­schaft­li­chen Mit­ar­bei­ter besteht teil­wei­se die Mög­lich­keit, den Per­so­nal­rat bei per­so­nel- len Ange­le­gen­hei­ten auf Antrag einzuschalten:

§ 94 Abs. 3 PersVG BW; § 81 S. 1, 2 LPersVG Rh-Pf; § 82 LPersVG Sach­sen; § 68 Abs. 3 LPersVG Meck­len­burg-Vor- pom­mern; § 81 Abs. 2a PersVG Saar­land; § 82 Abs. 1 Pers- VG Sach­sen; § 88 Nr. 4 PersVG Thü­rin­gen für wis­sen- schaft­li­che Mit­ar­bei­ter, die ganz oder teil­wei­se aus Dritt- mit­teln bezahlt werden

  1. 52  Die Bezeich­nung von orga­ni­sa­to­ri­schen Maß­nah­men in den PersVG ist unein­heit­lich. Teil­wei­se wer­den orga­ni­sa­to­ri­sche Maß­nah­men als sozia­le Maß­nah­men bezeichnet.
  2. 53  Bei­spiels­wei­se in Baden-Würt­tem­berg § 82 Abs. 1 Nr. 3 LPVG.

bb) Es exis­tie­ren auch eige­ne Per­so­nal­rä­te für das wis­sen­schaft­li­che Personal:

§ 90 Abs. 2 bis 6 PersVG Bran­den­burg; § 76 Abs. 2 PersVG Meck­len­burg-Vor­pom­mern; § 105 Abs. 1 PersVG Nie­der- sach­sen; § 97 PersVG Saar­land; § 77 Abs. 2 MBG Schleswig-Holstein

cc) Ver­ein­zelt tritt anstel­le der Mit­be­stim­mung die Mit­wir­kung bei Ange­le­gen­hei­ten der wis­sen­schaft­li­chen Mitarbeiter:

§ 94 Abs. 3 PersVG BW (in Ver­bin­dung mit Antrags­er­for- der­nis); § 89 Abs. 1 PersVG Berlin

dd) Der Per­so­nal­rat kann auch alle Befug­nis­se in Be- zug auf wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­ter haben:

§ 99 Abs. 2 Nr. 1 PersVG Sach­sen-Anhalt bezieht sich nur auf wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­ter, die ganz oder teil­wei- se aus Dritt­mit­teln bezahlt wer­den; § 88 Abs. 3 PersVG Thü­rin­gen, wenn fünf vom Hun­dert der aka­de­mi­schen Mit­ar­bei­ter die Betei­li­gung an der Per­so­nal­ver­tre­tung beantragen

Alle die­se Rege­lun­gen wider­spre­chen jedoch der durch Art. 5 Abs. 3 GG geschütz­ten frei­en Per­so­nalent- schei­dung des Hoch­schul­leh­rers und sind somit verfassungswidrig.57

b) Sozia­le Beteiligungsrechte

Die Her­aus­nah­me der Hoch­schul­leh­rer aus den meis­ten Per­so­nal­ver­tre­tungs­ge­set­zen führt dazu, dass den Per­so- nal­ver­tre­tun­gen kei­ne Betei­li­gungs­rech­te bei den sozia- len Belan­gen der Hoch­schul­leh­rer zuste­hen. Eine Beein- träch­ti­gung der Wis­sen­schafts­frei­heit wird so aus­ge- schlos­sen. Ana­log zu den per­so­nel­len Ange­le­gen­hei­ten kön­nen aber Betei­li­gungs­rech­te, die dem Per­so­nal­rat bezüg­lich des sons­ti­gen wis­sen­schaft­li­chen Per­so­nals zuste­hen, Aus­wir­kun­gen auf die Wis­sen­schafts­frei­heit der Hoch­schul­leh­rer haben. Ein­deu­tig sind die­se Aus- wir­kun­gen bei For­schungs­vor­ha­ben, die unvor­her­ge­se- hen und spon­tan einen beson­de­ren Per­so­nal­auf­wand benö­ti­gen. Aus die­sem Grund for­mu­liert der Groß­teil der Per­so­nal­ver­tre­tungs­ge­set­ze für die­se Fäl­le Aus­nah- men:

54 Bei­spiels­wei­se in Baden-Würt­tem­berg § 82 Abs. 1 Nr. 4 LPVG. 55 Auf­zäh­lung bei Pelz­ner, aaO. (Fn. 36), 354.
56 Vgl. die Auf­lis­tung unter I. 3.
57 Sie­he oben: II. 2. b) aa).

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ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 1 (2015), 11–22

§ 75 Abs. 4 BPersVG; § 70 Abs. 3 PersVG BW; § 75 Abs. 4 S. 2 PersVG Bay­ern; § 66 Nr. 2 PersVG Bran­den­burg; § 87 Abs.1 Nr.1 HmbPersVG; § 74 Abs. 3 PersVG Hes­sen; § 70 Abs. 1 Nr. 7 PersVG Meck­len­burg-Vor­pom­mern; § 66 Abs. 1 Nr. 1a PersVG Nie­der­sach­sen; § 72 Abs. 4 Nr. 2 PersVG NRW; § 80 Abs.2 Nr. 6 und Abs. 3 PersVG RhPf; § 78 Abs. 2 PersVG Saar­land; § 81 Abs. 3 PersVG Sach­sen; § 65 Abs. 2 PersVG Sach­sen-Anhalt; § 74 Abs. 3 PersVG Thüringen

In Ber­lin gibt es zwar eine Son­der­re­ge­lung, vgl. § 85 Abs. 1 S. 2 PersVG Ber­lin. Die­se gilt jedoch nur für bestimm­te Per­so­nen­grup­pen, unter die das wis­sen- schaft­li­che Per­so­nal nicht fällt. Dies ver­stößt gegen Art. 5 Abs. 3 GG. Die Rege­lung des Ber­li­ner Per­so­nal­vert­re- tungs­ge­set­zes ist ver­fas­sungs­wid­rig. Sel­bi­ges gilt für § 51 MBG Schles­wig-Hol­stein, wel­cher eben­falls kei­ne Aus- nah­me­re­ge­lung in Son­der­fäl­len vorsieht.

c) Wirt­schaft­li­che und orga­ni­sa­to­ri­sche Beteiligungsrechte

Alle Per­so­nal­ver­tre­tungs­ge­set­ze räu­men dem Per­so­nal- rat Betei­li­gungs­rech­te bei der Auf­lö­sung, Ein­schrän- kung, Ver­le­gung oder Zusam­men­le­gung von Dienststel- len oder wesent­li­chen Tei­len von Dienst­stel­len, der Ein- füh­rung grund­le­gend neu­er Arbeits­me­tho­den oder der Gestal­tung der Arbeits­plät­ze und ähn­li­cher Maß­nah­men ein:

§§ 78 Abs. 1 Nr. 2; 76 Abs. 2 Nr. 7; 75 Abs. 3 Nr. 16 BPersVG; §§ 76 Abs. 1 Nr. 2, 71 Abs. 3 Nr. 12, 15,17 PersVG BW; Art. 76 Abs. 2 PersVG Nr. 1, 3, 4 Bay­ern; §§ 68 Abs. 2 Nr. 1, 65 Nr. 4; 66 Nr. 16 PersVG Bran­den­burg; §§ 88 Abs. 2 Nr. 30, 31, 87 Abs. 1 Nr.4 HmbPersVG; §§ 81 Abs. 1 und 2, 74 Abs. 1 Nr. 16 PersVG Hes­sen; § 70 Abs. 1 Nr. 3, 9, 11PersVG Meck­len- burg- Vor­pom­mern; §§ 75 Abs. 1 Nr. 13, 67 Nr. 3, 6 PersVG Nie­der­sach­sen; §§ 73 Nr. 3, 72 Abs. 3 Nr. 3, Abs. 4 Nr. 10 PersVG NRW; § 80 Abs. 1 Nr. 67, Abs. 2 Nr. 1, 12 PersVG Rh- Pf; §§ 83 Abs. 1 Nr. 9, 78 Abs. 1 Nr. 10, 11 PersVG Saar­land; §§ 77 Abs. 1 Nr. 2, 80 Abs. 2 Nr. 7, 81 Abs. 2 Nr. 11 PersVG Sach­sen; § 69 Nr. 3, 8 PersVG Sach­sen-Anhalt; § 51 Abs. 1 MBG Schles­wig-Hol­stein; §§ 75 Abs. 3 Nr. 9, 11, 74 Abs. 2 Nr. 9 Thüringen

Die Rege­lun­gen zu die­sen und ähn­li­chen Maß­nah- men sind solan­ge unpro­ble­ma­tisch, wie dadurch kein Ein­fluss auf die Wis­sen­schafts­frei­heit genom­men wer- den kann.

Eini­ge Per­so­nal­ver­tre­tungs­ge­set­ze räu­men dem Per- sonal­rat wei­ter­ge­hen­de Betei­li­gungs­rech­te ein, die die all­ge­mei­nen Ver­hält­nis­se der Hoch­schu­len betreffen:

58 Zu bei­dem sie­he oben: II. 2. b).

§ 82 Abs. 1 Nrn. 3, 4 und 6 PersVG BW: Anhö­rungs­rech­te im Bereich Raum­be­darfs­an­for­de­run­gen für Neu‑, Um- und Erwei­te­rungs­bau­ten von Dienst­räu­men, bei Bau- pla­nungs­pro­jek­ten und Anmie­tun­gen sowie bei der Fest­le­gung von Ver­fah­ren und Metho­den von Wirt- schaft­lich­keits- und Orga­ni­sa­ti­ons­un­ter­su­chun­gen; § 73 I PersVG Ber­lin: § 81 Abs. 1 PersVG Hes­sen; Infor­ma­ti­ons- recht, dass die „Per­so­nal­ver­tre­tung über die Wirt­schafts- pla­nung zu unter­rich­ten“ ist; § 63 PersVG NRW: Anhö- rungs­recht über die wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung der Dienst­stel­le; § 80 Abs. 2 Nr. 14 PersVG Rh-Pf: Mit­be­stim- mung bei der Fest­le­gung von Ver­fah­ren und Metho­den von Wirt­schaft­lich­keits- und Organisationsprüfungen

Ein rei­nes Infor­ma­ti­ons­recht über wirt­schaft­li­che Ange­le­gen­hei­ten beschränkt die Wis­sen­schafts­frei­heit noch nicht. Anhö­rungs­rech­te kön­nen die Ent­schei­dung der Hoch­schu­le jedoch beeinflussen.58 Raum­pla­nun­gen und Bau­vor­ha­ben haben eben auch Bedeu­tung für die Situa­ti­on der Hoch­schul­leh­rer. Wird bei einem Neu­bau von Semi­nar­ge­bäu­den, an wel­chen auch die Lehr­stüh­le der Hoch­schul­leh­rer ange­sie­delt sind, ent­schie­den, ob und in wel­chem Umfang sich die Flä­che der Räum­lich- kei­ten und somit zwangs­läu­fig auch die wis­sen­schaft­li- che oder tech­ni­sche Aus­stat­tung beim Neu­bau aus Kos- ten­grün­den redu­ziert wer­den soll, so betrifft dies die Wis­sen­schafts­frei­heit des Hoch­schul­leh­rers. Ohne eine Siche­rung des Ein­flus­ses der Hoch­schul­leh­rer in die­sen Berei­chen sind sol­che Rege­lun­gen verfassungswidrig.

d) Der Wirt­schafts­aus­schuss als Beson­der­heit im Personalvertretungsrecht

aa) Eine Beson­der­heit im Rah­men der Betei­li­gungs­rech- te in wirt­schaft­li­chen Ange­le­gen­hei­ten stel­len die Wirt- schafts­aus­schüs­se dar. Die Per­so­nal­ver­tre­tungs­ge­set­ze der Län­der Baden-Würt­tem­berg, Ham­burg und Nord- rhein-West­fa­len sehen der­ar­ti­ge Aus­schüs­se vor:

§ 68b PersVG BW; § 79 HmbPersVG; §§ 65a iVm 105b PersVG NRW

Die Rege­lung des § 65a PersVG NRW gibt dem Per- sonal­rat einer Dienst­stel­le ab einer Grö­ße von in der Re- gel mehr als ein­hun­dert stän­dig Beschäf­tig­ten die Mög- lich­keit, den Antrag auf Ein­rich­tung eines Wirt­schafts- aus­schuss zu stel­len. § 105b PersVG NRW bezieht in den Anwen­dungs­be­reich die­ser Rege­lung expli­zit die Hoch- schu­len mit ein.

Ähn­lich ist die Lage in Baden-Würt­tem­berg. Hier kann in Dienst­stel­len ab einer Grö­ße der Personalvertre-

Schubert/Tarantino · Hoch­schul­leh­rer im Per­so­nal­ver­tre­tungs­recht 1 9

tung von min­des­tens sie­ben Mit­glie­dern ein Antrag ge- stellt wer­den. Eine wei­ter­ge­hen­de Abgren­zung des An- wen­dungs­be­rei­ches wird durch das PersVG BW nicht vor­ge­nom­men. Damit sind auch in BW die Hoch­schu­len erfasst.

In Ham­burg wur­de im Rah­men der Novel­lie­rung des HmbPersVG zwar eben­falls sei­tens des DGB gefor­dert, dass von der Neu­fas­sung der Rege­lung des § 79 Hmb- PersVG, wel­cher in der nun gül­ti­ge Fas­sung die Mög- lich­keit der Bil­dung von Wirt­schafts­aus­schüs­sen bei wirt­schaft­lich täti­gen öffent­li­chen Unter­neh­men vor- sieht, auch Hoch­schu­len erfasst wer­den sol­len. Dies wur- de letzt­lich jedoch nicht umgesetzt.59

bb) Die Bedeu­tung bzw. das Stimm­ge­wicht des Wirt- schafts­aus­schus­ses geht weit über das hin­aus, was bis­lang an Betei­li­gungs­rech­ten in wirt­schaft­li­chen Ange­le­gen- hei­ten vor­han­den war. In Baden-Würt­tem­berg gab es le- dig­lich das in § 80 Abs. 3 Nr. 8, 9 LPersVG BW a.F. (jetzt § 82 Abs. 3 Nr. 6, 7) nor­mier­te Anhö­rungs­recht. Der Wort­laut des § 68b PersVG BW („bera­ten“) und ein Blick in die zuge­hö­ri­gen Geset­zes­ma­te­ria­li­en zei­gen jedoch die wei­ter­ge­hen­de Befug­nis des Wirt­schafts­aus­schus­ses: Wirt­schafts­aus­schüs­se sol­len als „Schnitt­stel­le zwi­schen Dienst­stel­le (Hoch­schu­le) und Personalvertretung“60 i.S.e. „Bera­tungs- und Informationsgremiums“61 bei wirt­schaft­li­chen Zusam­men­hän­gen fun­gie­ren, Infor­ma- tio­nen prü­fen und Risi­ken aufzeigen.62 Die Mit­glie­der eines Wirt­schafts­aus­schus­ses haben so – wenn auch „nur“ in Form eines Bera­tungs­rechts – Ein­wir­kungs- mög­lich­kei­ten auf Ent­schei­dungs­pro­zes­se der Diens­tel- le.63 Doch bereits ein sol­ches ist ver­fas­sungs­recht­lich höchst bedenklich.64

Betei­ligt sich bei­spiels­wei­se ein Wirt­schafts­aus­schuss im Rah­men der Pla­nung eines Neu­baus einer Uni­ver­si- täts­bi­blio­thek und der damit ver­bun­de­nen Ver­le­gung sowie räum­li­chen Ver­än­de­rung von Lehr­stüh­len („beab- sich­tig­te Inves­ti­tio­nen“ und „Ver­le­gung von Dienststel- len“, vgl.: § 68b Abs. 3 Nr. 3, 9 PersVG BW, § 65a Abs. 3 Nr. 3, 9 PersVG NRW), liegt die wis­sen­schaft­li­che Rele- vanz auf der Hand.

  1. 59  Vgl. Drs. 20/10838 der Bür­ger­schaft der Frei­en und Han­se­stadt Ham­burg. Der DGB begrün­de­te sei­ne For­de­rung damit, dass auch Hoch­schu­len „im Rah­men von Ziel­ver­ein­ba­run­gen und Bud­gets wirt­schaft­lich selbst­stän­dig handeln“.
  2. 60  Drs. 15/4224 des Land­ta­ges Baden-Würt­tem­berg, 131; im Mi- nis­te­ri­al­blatt für das Land Nord­rhein-West­fa­len als „Hilfs­or­gan
    des Per­so­nal­ra­tes“ bezeich­net, der mit der Dienst­stel­le über deren wirt­schaft­li­che Ange­le­gen­hei­ten berät, MBl. NRW 2013 Nr. 8, 119 f.
  3. 61  Drs. 15/4224 des Land­ta­ges Baden-Würt­tem­berg, aaO. (Fn. 60); vgl. auch MBl. NRW 2013 aaO. (Fn. 60).

cc) Wird ein Wirt­schafts­aus­schuss nicht instal­liert, so stellt sich die Pro­ble­ma­tik um die Wis­sen­schafts­frei- heit der Hoch­schul­leh­rer nicht. Wird jedoch sei­tens des Per­so­nal­rats der Antrag auf Ein­rich­tung eines Wirt- schafts­aus­schus­ses gestellt, so schließt sich zwin­gend die Fra­ge an, wie und ob die Insti­tu­ti­on des Wirt­schafts­aus- schus­ses in Ein­klang mit Art. 5 Abs. 3 GG zu brin­gen ist.

Dies kann, ange­lehnt an die Grund­sät­ze des Urteils des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt zu den Grup­pen­uni­ver­si- täten,65 nur dann erreicht wer­den, wenn der Grup­pe der Hoch­schul­leh­rer ein maß­ge­ben­der Ein­fluss bezüg­lich For­schung und Leh­re betref­fen­der Ent­schei­dun­gen ver- bleibt. Das gilt nicht nur für die Selbst­ver­wal­tungs­or­ga- ne der Hoch­schu­le, auf die sich das Urteil bezieht, son- dern auch für die per­so­nal­ver­tre­tungs­recht­li­che Mit­be- stimmung.66 „Struk­tu­ren, in denen wis­sen­schafts­re­le- van­te Ent­schei­dun­gen getrof­fen wer­den“ müs­sen „wis­sen­schafts­ad­äquat sein […], was im Kern bedeu­tet, dass über Wis­sen­schaft nicht ohne Wis­sen­schaft ent- schie­den wer­den darf“.67 Die Schutz­funk­ti­on des Art. 5 Abs. 3 GG ver­langt folg­lich im Rah­men der Betei­li­gung des Wirt­schafts­aus­schus­ses ent­we­der eine stren­ge Dif­fe- ren­zie­rung zwi­schen wis­sen­schaft­li­chen The­men und wis­sen­schaft­lich nicht rele­van­ten The­men, oder aber die Ein­be­zie­hung von Hoch­schul­leh­rern in die Wirtschaftsausschüsse.68

Letz­te­re Vor­ge­hens­wei­se wirft wei­ter die Fra­ge auf, wie ein sol­cher Wirt­schafts­aus­schuss in sei­ner Zusam- men­set­zung über­haupt wis­sen­schafts­ad­äquat besetzt wer­den kann. Sowohl § 65a Abs. 4 PersVG NRW als auch § 68b Abs. 4 PersVG BW schrei­ben vor, dass der Wirt- schafts­aus­schuss aus min­des­tens drei und höchs­tens sie- ben Mit­glie­dern bestehen muss, die der Dienst­stel­le an- gehö­ren. Zudem muss min­des­tens ein Mit­glied Teil der Per­so­nal­ver­tre­tung sein. Zur wis­sen­schafts­ad­äqua­ten Beset­zung kom­men zwei Wege in Betracht. Einer­seits könn­te man eine gewis­se Art von Argu­men­ta­ti­on­sein- fluss der Hoch­schul­leh­rer auf die Ent­schei­dungs­fin­dung des Wirt­schafts­aus­schus­ses als aus­rei­chend erach­ten. Dann genüg­te es, wenn die Hoch­schul­leh­rer überhaupt

62 Drs. 15/4224 des Land­ta­ges Baden-Würt­tem­berg, aaO. (Fn. 60). 63 Drs. 15/4224 des Land­ta­ges Baden-Würt­tem­berg, aaO. (Fn. 60). 64 Sie­he oben II. 2. b).
65 Richar­di, aaO. (Fn. 47), 18 f.

66 BVerfG 29.5.1973, aaO. (Fn. 13).
67 Merten/Papier/Löwer, Hand­buch der Grund­rech­te, 2011, Band

IV, § 99, Rn. 36.
68 So auch Löwisch, Frei­heit und Gleich­heit der Wahl zum Be-

trieb­strat und Per­so­nal­rat, BB 2014, 117, 121.

20 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 1 (2015), 11–22

ver­tre­ten wären. Ande­rer­seits genügt dies unter Her­an- zie­hung des Hochschulurteils,69 wel­ches zur aus­rei­chen- den Wür­di­gung der Wis­sen­schafts­frei­heit in For­schung und Leh­re vor­aus­setzt, dass der „Grup­pe der Hoch­schul­leh- rer der ihrer beson­de­ren Stel­lung ent­spre­chen­de maß­ge- ben­de Ein­fluss verbleibt“,70 jedoch gera­de nicht. Art. 5 Abs. 3 GG kann ein­zig und allein im Rah­men einer pari­tä­ti­sche Beset­zung des Wirt­schafts­aus­schus­ses mit Hoch­schul­leh- rern aus­rei­chend Rech­nung getra­gen werden.

dd) Zudem stellt sich im Hin­blick auf die Wirt- schafts­aus­schüs­se die Fra­ge, ob die Wis­sen­schafts­frei­heit der Hoch­schu­le der Ein­rich­tung eines sol­chen Gre­mi- ums entgegensteht.

Löwisch/Mandler71 beja­hen dies mit dem Argu­ment, dass die in § 68b Abs. 3 PersVG BW genann­ten Ange­le- gen­hei­ten „in den Hoch­schu­len mit der wis­sen­schaft­li- chen Tätig­keit untrenn­bar ver­knüpft“ sei­en. Die Vor- schrift in Baden-Würt­tem­berg (so auch die in Nord- rhein-West­fa­len) sei inso­fern als Soll-Vor­schrift aus­ge- stal­tet, die eine Abwei­chung in aty­pi­schen Fäl­len zulas­se. Ein sol­cher lie­ge eben gera­de in der Natur der Hoch- schu­len als Ten­denz­trä­ger, so dass die­se eine Aus­nah­me von der Bil­dung eines Wirt­schafts­aus­schus­ses dann ma- chen kön­nen, sofern die Nicht­er­rich­tung begrün­det und ermes­sens­feh­ler­frei sei.

2. Son­der­fäl­le

a) Bre­men

In Bre­men wird auf eine gene­rel­le Rege­lung für Hoch- schul­leh­rer gänz­lich ver­zich­tet. Der Anwen­dungs­be­reich der Mit­be­stim­mung der Bre­mi­schen Per­so­nal­ver­tre­tungs- orga­ne erstreckt sich gem. § 52 Abs. 1 Brem­PersVG auf „alle in der Dienst­stel­le wei­sungs­ge­bun­den täti­gen Per­so­nen in allen sozia­len, per­so­nel­len und orga­ni­sa­to­ri­schen Ange­le- gen­hei­ten“. Eine wei­ter­ge­hen­de posi­ti­ve, wie nega­ti­ve Abgren­zung zum Tat­be­stand der wei­sungs­ge­bun­de­nen Per­so­nen fin­det sich weder in den all­ge­mei­nen Vor­schrif- ten noch in den sons­ti­gen Abschnit­ten des Gesetzes.

Auf­grund des Umstan­des, dass Hoch­schul­leh­rer ent- weder Beam­te oder Arbeit­neh­mer sind,75 bedeu­tet dies, dass auch sie vom Anwen­dungs­be­reich des Brem­PersVG umfasst sind. Hier­für spricht auch, dass unter den all­ge- mei­nen Gel­tungs­be­reich des Brem­PersVG gem. § 1 alle „sons­ti­gen nicht bun­des­un­mit­tel­ba­ren Kör­per­schaf­ten (…) des Lan­des Bre­men“, mit­hin die Hoch­schu­len und

74 Hier­zu all­ge­mein Hartmer/Detmer/Kem­pen, aaO. (Fn. 8), Rn. 118 ff.

75 Hartmer/Detmer/Löwisch/Wertheimer, aaO. (Fn. 8), Rn. 61: Die Wei­sun­gen kön­nen ledig­lich im Rah­men des bil­li­gen Ermes­sens ver­wei­gert wer­den. Kommt kei­ne Eini­gung zustan­den so ent- schei­det gege­be­nen­falls eine Ombuds­per­son oder Schlich­tungs- kom­mis­si­on, vgl. § 40 TV‑L.

Ande­rer­seits ist auch offen­sicht­lich, dass die Hoch­schu- le als Ver­wal­tungs­ein­heit zwar über­wie­gend, aber eben nicht nur wis­sen­schaft­lich rele­van­te Ent­schei­dun­gen trifft. Äußerst frag­lich ist, ob bei­spiel­wei­se der Neu­bau eines Park­hau­ses oder die Ein­füh­rung von insti­tu­ti­ons­über­grei- fen­den, teu­ren, lizenz­ge­bun­de­nen Soft­ware­pro­gram­men zur Abwick­lung von Abrech­nungs­vor­gän­gen als „beab­sich- tig­te Inves­ti­ti­on“ iSd § 68b Nr. 3 PersVG BW eben­falls als wis­sen­schafts­re­le­vant ein­ge­stuft wer­den kann.

ee) Unab­hän­gig von die­ser kom­ple­xen Pro­ble­ma­tik muss mit Bezug auf die Hoch­schul­leh­rer fest­ge­hal­ten wer­den, dass, sofern ein Wirt­schafts­aus­schuss instal­liert wird, des­sen Befug­nis­se als Bera­tungs­gre­mi­um dort en- den, wo a) die Wis­sen­schafts­frei­heit der Hoch­schu­le oder b) die Wis­sen­schafts­frei­heit des Hoch­schul­leh­rers ihnen Gren­zen setzt. Dies gilt vor allen Din­gen so lan­ge, wie Hoch­schul­leh­rer nicht im Wirt­schafts­aus­schuss aus- rei­chend ver­tre­ten sind.

Bei den The­men, die nicht wis­sen­schafts­re­le­vant sind, stün­de einer Betei­li­gung jedoch nichts entgegen.

  1. 69  BVerfG 29.5.1973, aaO. (Fn. 13), Leit­sät­ze Nr. 8 b) und c).
  2. 70  BVerfG 29.5.1973, aaO. (Fn. 13).
  3. 71  Löwisch/Mandler, Wirt­schafts­aus­schüs­se bei Hoch­schu­len und­Uni­ver­si­täts­kli­ni­ka?, OdW 2/2014, 75, 77.
  4. 72  Löwisch/Mandler, aaO. (Fn. 71).
  5. 73  Http://www.stuve.uni-muenchen.de/stuve/gremien/strategieaus-schuss/index.html (4.12.2014).

Inso­fern stellt sich aller­dings die Fra­ge, ob die Befug- nis­se des Wirt­schafts­aus­schus­ses dann nicht nahe­zu auf Null redu­ziert wür­den. Denn wie Löwisch/Mandler72 rich­tig for­mu­lie­ren, gibt es (aber eben nur) kaum einen Bereich, der nicht die Wis­sen­schafts­frei­heit der Hoch- schul­leh­rer oder Hoch­schu­len tangiert.

ff) Einen inter­es­san­ten Ansatz im Rah­men von Mit- wir­kung sei­tens der Hoch­schul­leh­rer in wirt­schaft­li­chen Ange­le­gen­hei­ten lie­fert die Lud­wigs-Maxi­mi­li­ans-Uni- ver­si­tät München,73 wel­che kraft Satzungsautonomie74 einen, begriff­lich an das Kon­zern­recht ange­lehn­ten Stra- tegie­aus­schuss ein­ge­rich­tet hat. Die­ser berät die Hoch- schul­lei­tung in Haus­halts­fra­gen und ist in über­wie­gen- der Zahl mit Hoch­schul­leh­rern besetzt. Das Pro­blem ist jedoch, dass die­se Insti­tu­ti­on so lan­ge ein Pla­ce­bo bleibt, wie sie nicht die glei­chen Befug­nis­se wie der Per­so­nal­rat oder der Wirt­schafts­aus­schuss erhält. Zudem ändert sich an der Ver­fas­sungs­wid­rig­keit etwa­iger Mit­be­stim­mungs- tat­be­stän­de in wirt­schaft­li­chen Ange­le­gen­hei­ten auch hier­durch nichts.

Schrie­be man jedoch in den Per­so­nal­ver­tre­tungs­ge- set­zen ein der­ar­ti­ges Gre­mi­um für Hoch­schu­len mit den ent­spre­chen­den Befug­nis­sen vor, so erspar­ten sich die obi­gen Überlegungen.

Schubert/Tarantino · Hoch­schul­leh­rer im Per­so­nal­ver­tre­tungs­recht 2 1

deren Bediens­te­te gem. § 3 Brem­PersVG fal­len.
Da die Hoch­schul­leh­rer somit vom Anwen­dungs­be- reich des Brem­PersVG erfasst sind,76 ist nach dem oben Ge-

sag­ten ein Ver­stoß gegen Art. 5 Abs. 3 GG offensichtlich.77 Dar­an kann auch der Umstand nichts ändern, dass sich die Wei­sungs­ge­bun­den­heit i.S.d. § 52 Abs. 1 Brem- PersVG bei Hoch­schul­leh­rern nicht auf die ihnen durch For­schung und Leh­re oblie­gen­den wis­sen­schaft­li­chen Auf­ga­ben in sei­nem Fach erstre­cken kann.78 Der Hoch- schul­leh­rer unter­fällt dem Anwen­dungs­be­reich des Brem­PersVG man­gels ander­wei­ti­ger dif­fe­ren­zie­ren­der Rege­lung umfas­send. Die­se feh­len­de Unter­schei­dung des Brem­PersVG hat eine Ver­let­zung der Wis­sen­schafts- frei­heit zu Fol­ge, wel­cher nur abge­hol­fen wer­den kann,

wenn der Gesetz­ge­ber hier tätig wird.

b) Ham­burg
§ 11 Abs. 4 HmbPersVG schreibt vor:

„Bei der Uni­ver­si­tät und beim Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Ham- burg-Eppen­dorf wird je ein Per­so­nal­rat gewählt für
1. wis­sen­schaft­li­ches Personal, (…)“

Dies bedeu­tet, dass ein eigen­stän­di­ges Gremium79 für die Belan­ge des wis­sen­schaft­li­chen Per­so­nals gebil­det wird, wel­ches sämt­li­che, sich aus dem HmbPersVG erge- ben­den Rech­te, in kol­lek­ti­ven und indi­vi­du­el­len Ange­le- gen­hei­ten die­ser Per­so­nen­grup­pe wahr­neh­men kann. Aus­nah­men for­mu­lie­ren ledig­lich § 89 Abs. 2 Nr. 2 sowie § 90 Abs. 3 HmbPersVG. Ers­te­rer schließt die Mit­be- stim­mung des Per­so­nal­rats in Ange­le­gen­hei­ten der „Be- rufung von Pro­fes­so­rin­nen, Pro­fes­so­ren, Juni­or­pro­fes­so- rin­nen, Juni­or­pro­fes­so­ren, Hoch­schul­do­zen­tin­nen und Hoch­schul­do­zen­ten“ aus. Das ist inso­fern zwin­gend, als die Beru­fung der genann­ten Per­so­nen­grup­pen in der Wis­sen­schafts­frei­heit der Hoch­schu­le wur­zelt und daher in die­sem Bereich eine Mit­be­stim­mung sei­tens eines Per­so­nal­ver­tre­tungs­or­gans aus­schei­den muss.80 Sel­bi­ges gilt im Ergeb­nis auch für § 90 Abs. 3 HmbPersVG, wel- cher ein Bera­tungs­recht des Per­so­nal­rats in „Aus­wahl­ver- fah­ren für Pro­fes­so­rin­nen, Pro­fes­so­ren, Juni­or­pro­fes­so­rin- nen, Juni­or­pro­fes­so­ren, Hoch­schul­do­zen­tin­nen, Hoch- schul­do­zen­ten und Prä­si­di­ums­mit­glie­der der Hoch­schu- len“ aus­schließt. Auch hier bleibt die aus Art. 5 Abs. 3 GG resul­tie­ren­de Auto­no­mie der Hoch­schu­le gewahrt.

  1. 76  Hier­von geht auch das BVerwG aus, vgl. das Urteil vom 18.3.1981, 6 P 27/79, DÖV 1981, 833.
  2. 77  So auch Pelz­ner, aaO. (Fn. 38), 353; aA Wahs­ner, aaO. (Fn. 46).
  3. 78  BVerfG 29.5.1973, aaO. (Fn. 13); BVerfG 1.3.1978, 1 BvR 333/75,BVerfGE 47, 327, 388; Thie­me, Deut­sches Hoch­schul­recht, Rn. 701, 706; Hartmer/Detmer/Löwisch/Wertheimer, aaO. (Fn. 8).

Aller­dings lässt das Per­so­nal­ver­tre­tungs­ge­setz Ham- burg die Wis­sen­schafts­frei­heit des Hoch­schul­leh­rers un- beach­tet, wenn es dem Per­so­nal­rat des wis­sen­schaft­li- chen Per­so­nals in per­so­nel­len Ange­le­gen­hei­ten des wis- sen­schaft­li­chem Personals,81 das nicht den Rege­lungs­be- rei­chen der §§ 89 Abs. 2 Nr. 2, 90 Abs. 3 HmbPersVG unter­fällt, die Mög­lich­keit gibt, mit­zu­be­stim­men. Dies ist wie aus­ge­führt ver­fas­sungs­wid­rig. Auch der Um- stand, dass der Per­so­nal­rat sich aus wis­sen­schaft­li­chem Per­so­nal zusam­men­setzt, ändert näm­lich nichts an der Tat­sa­che, dass die Aus­wahl und Kün­di­gung von wis­sen- schaft­li­chen Mit­ar­bei­tern fes­ter Bestand­teil der Wis­sen- schafts­frei­heit des Hoch­schul­leh­rers ist. Richar­di schlägt dies­be­züg­lich vor, dass das Mit­be­stim­mungs­recht in „Ange­le­gen­hei­ten, die unmit­tel­bar die Leh­re oder For- schung betref­fen, nur als Mit­wir­kungs­recht bestehen kann, auch wenn es nach dem Gesetz als Mit­be­stim- mungs­recht ein­ge­räumt ist.“82 Die­ser Ansatz lässt je- doch, wie bereits erör­tert, außer Acht, dass Sinn und Zweck eines Mit­wir­kungs­rechts dar­in lie­gen, Ein­fluss auf die Ent­schei­dun­gen des Arbeit­ge­bers zu neh­men. Des­halb darf die­ses in wis­sen­schafts­re­le­van­ten Entsch­ei- dungs­pro­zes­sen über­haupt kei­ne Anwen­dung finden.

Dies muss eben­so, in Bezug auf wis­sen­schaft­li­ches Per­so­nal, auch für die aus § 90 Abs. 1 HmbPersVG resul- tie­ren­de als „bera­ten­de Mit­wir­kung“ bezeich­ne­te Befug- nis des Per­so­nal­rats in „Aus­wahl­ver­fah­ren“ oder „Vor- stel­lungs­ge­sprä­chen“ der „Prü­fungs- oder Aus­wahl­kom- mis­si­on mit bera­ten­der Stim­me“ anzu­ge­hö­ren, gelten.

c) BPersVG

Auch das BPersVG schließt die Hoch­schul­leh­rer nicht aus sei­nem Anwen­dungs­be­reich aus. Die ein­zi­ge Aus- nah­me­re­ge­lung fin­det sich in § 77 Abs. 1 iVm §§ 75 Abs. 1 und 76 Abs. 1 BPerVG, nach dem bei per­so­nel­len Ange- legen­hei­ten von wis­sen­schaft­lich täti­gem Per­so­nal der Per­so­nal­rat nur auf Antrag des betref­fen­den Beschäf­tig- ten betei­ligt wird. In ihren eige­nen per­so­nel­len Ange­le- gen­hei­ten wird die Wis­sen­schafts­frei­heit der Hoch­schul- leh­rer so zwar gewahrt, da sie selbst ent­schei­den kön­nen, ob der Per­so­nal­rat ein­ge­schal­tet wird. Mit­tel­bar wird die Wis­sen­schafts­frei­heit jedoch durch die Per­so­nal­rats­be- teil­i­gung bei den wis­sen­schaft­li­chen Mit­ar­bei­tern tan- giert. Auch das der Per­so­nal­rat bei sozia­len, wirt­schaft­li- chen und orga­ni­sa­to­ri­schen Ange­le­gen­hei­ten der Hoch-

79 Home­page des Per­so­nal­rats für das Wis­sen­schaft­li­che Per­so­nal in Ham­burg: http://www.uni-hamburg.de/beschaeftigtenportal/ organisation/wipr.html (17.11.2014).

80 Vgl. hier­zu oben unter II. 2. b) aa).
81 Vgl. § 88 Abs. 1 Nr. 2 und 14 sowie Abs. 4 HmbPersVG. 82 Richar­di, aaO. (Fn. 47), 29 f.

22 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 1 (2015), 11–22

schul­leh­rer ohne Ein­schrän­kung betei­ligt ist, ver­stößt gegen Art. 5 Abs. 3 GG.

IV. Fazit und Ausblick

Die Fra­ge nach der Ver­fas­sungs­mä­ßig­keit der Per­so­nal- ver­tre­tungs­ge­set­ze lässt sich nicht pau­schal beant­wor- ten. Die ein­zel­nen Rege­lun­gen zu per­so­nel­len, sozia­len, wirt­schaft­li­chen und orga­ni­sa­to­ri­schen Ange­le­gen­hei­ten kön­nen jeweils einen Ver­stoß gegen Art. 5 Abs. 3 GG dar­stel­len, ent­we­der in Bezug auf die Hoch­schu­le oder auf die Hoch­schul­leh­rer. Ins­be­son­de­re berei­tet die Ein- bezie­hung von wis­sen­schaft­li­chen Mit­ar­bei­tern in die Per­so­nal­ver­tre­tungs­ge­set­ze Pro­ble­me, da die Aus­wahl und Kün­di­gung von wis­sen­schaft­li­chen Mit­ar­bei­tern durch die Wis­sen­schafts­frei­heit der Hoch­schul­leh­rer gedeckt ist. Den Per­so­nal­ver­tre­tun­gen dür­fen in die­ser Hin­sicht ledig­lich Betei­li­gungs­rech­te zuste­hen, die nicht in die freie Ent­schei­dung des Hoch­schul­leh­rers ein­grei- fen. Das sind dann ent­we­der blo­ße Infor­ma­ti­ons- oder Anhö­rungs- und Bera­tungs­rech­te, bei denen der Per­so- nal­rat aller­dings kei­ne Ein­wen­dun­gen gel­tend machen kann, die sich auf die wis­sen­schafts­be­zo­ge­nen Grün­de der Ent­schei­dung beziehen.

In wirt­schaft­li­chen Ange­le­gen­hei­ten bedarf es einer genau­en Ana­ly­se der in eini­gen Bun­des­län­dern zu er- rich­ten­den Wirt­schafts­aus­schüs­se. Ihre Errich­tung wird

der beson­de­ren Stel­lung der Hoch­schul­leh­rer nicht ge- recht. Da die im Wirt­schafts­aus­schuss bera­ten­den The- men auch die Hoch­schul­leh­rer tan­gie­ren, müs­sen die­se auch in den Aus­schüs­sen ver­tre­ten sein. Ande­ren­falls muss zwi­schen wis­sen­schafts­re­le­van­ten und ande­ren Ange­le­gen- hei­ten unter­schie­den wer­den – nur bei letz­ten ist eine Wirt- schafts­aus­schuss­be­tei­li­gung recht­mä­ßig. Die bis­he­ri­gen Rege­lun­gen zu Wirt­schafts­aus­schüs­sen ent­spre­chen jedoch nicht den ver­fas­sungs­mä­ßi­gen Anforderungen.

Abschlie­ßend lässt sich somit die Fra­ge auf­wer­fen, war­um die Gesetz­ge­ber der Län­der auf­grund der Kom- ple­xi­tät der ver­fas­sungs­recht­li­chen Pro­ble­ma­tik in den Lan­des­per­so­nal­ver­tre­tungs­ge­set­zen nicht, wie schon von Pelz­ner im Jah­re 1983 vorgeschlagen,83 ver­sucht ha- ben, eine Rege­lung zu schaf­fen, die ähn­lich § 118 Abs. 3 BetrVG, die Mit­be­stim­mung bei Maß­nah­men aus- schließt, die Wis­sen­schafts­re­le­vanz auf­wei­sen. Nur so könn­te der Bedeu­tung die­ses Grund­rechts für die Hoch- schul­leh­rer glei­cher­ma­ßen wie auch die Hoch­schu­len Rech­nung getra­gen wer­den. Die bis­lang gel­ten­den Rege- lun­gen hin­ge­gen wer­den der grund­recht­lich mani­fes- tier­ten Wis­sen­schafts­frei­heit in vie­ler­lei Hin­sicht nicht gerecht.

Die Autoren sind wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­ter an der For­schungs­stel­le für Hoch­schul­recht und Hoch­schul- arbeits­recht der Albert-Lud­wigs-Uni­ver­si­tät Freiburg.

83 Pelz­ner im Jah­re 1983, aaO. (Fn. 36), 354.