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Teil­neh­mer:
- Herr Prof. Dr. Wolf­ram Eberbach1
- Frau Merit Grzeganek2
- Herr Dr. Ste­fan Kaufmann3
- Herr Chris­ti­an Zens4
Mode­ra­ti­on durch Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Peter Hommelhoff.5

Gemein­sam mit den auf­ge­führ­ten Teil­neh­mer dis­ku- tier­te Hom­mel­hoff über die Not­wen­dig­keit einer Rechts- form für Wis­sen­schafts­ko­ope­ra­tio­nen und ob eine dazu maß­ge­schnei­der­te Rechts­form dem Gesetz­ge­ber als Pro- jekt nahe­zu­le­gen sei.

Die Podi­ums­dis­kus­si­on wur­de mit der grund­le­gen- den Fra­ge eröff­net, ob es einer neu­en Rechts­form über- haupt bedür­fe. Um dies zu beant­wor­ten lenk­te Zens den Blick auf die Viel­zahl der Fra­gen etwa im Urhe­ber­recht, dem Arbeits­recht und vie­len wei­te­ren Rechts­ge­bie­ten. Zwar könn­ten die­se schon heu­te weit­ge­hend beant­wor- tet wer­den, ob es sich aber bei den heu­ti­gen Lösun­gen um die jeweils bes­te han­deln wür­de, sei nicht gesagt. Vor allem im Umsatz­steu­er­recht sei­en dahin­ge­hen­de Zwei­fel und des­halb Ver­bes­se­rung angebracht.

Grz­e­ga­nek merk­te vor dem Hin­ter­grund ihrer prak­ti- schen Erfah­run­gen und der bei­na­he täg­li­chen Aus­ein­an- der­set­zung mit Koope­ra­ti­ons­ver­trä­gen an, ein Mus­ter- ver­trag oder Bau­kas­ten hät­te für einen schnel­len und rei­bungs­lo­sen Ablauf sei­nen Reiz. Doch zeig­te sie sich zugleich davon über­zeugt, dass jeden­falls für klei­ne­re Koope­ra­tio­nen von bis zu zehn, in Aus­nah­me­fäl­len auch bis zu 15 Per­so­nen, eine eige­ne Rechts­form nicht not- wen­dig sei. Für die­se sei der zu erwar­ten­de Grün­dungs- auf­wand abschre­ckend. For­scher woll­ten sich kei­nes­falls mit recht­li­chen Fra­gen beschäf­ti­gen, son­dern ihre ei- gent­li­che For­schungs­ar­beit vor­an­trei­ben und wür­den dies zur Not auf Basis münd­li­cher Ver­trä­ge tun. Ande­res gel­te aber für gro­ße Koope­ra­tio­nen. Bei die­sen mache eine neue Rechts­form Sinn. Auch sei­en Mus­ter­ver­trä­ge und Bau­kas­ten­sys­te­me sehr hilf­reich, wür­den sich doch oft­mals die­sel­ben Fra­gen stellen.

  1. 1  Minis­te­ri­al­di­ri­gent a.D., Rechts­an­walt in Erfurt und Ber­lin, Pro- fes­sor an der Fried­rich-Schil­ler-Uni­ver­si­tät Jena.
  2. 2  Cor­po­ra­te Coun­sel, Tech­no­lo­gy Trans­fer & Legal Affairs, Helm- holtz Zen­trum Dres­den-Ros­sen­dorf e.V.
  3. 3  MdB, Mit­glied der CDU im Bun­des­tags­aus­schuss für Bil­dung und

Hom­mel­hoff lenk­te die Dis­kus­si­on sodann auf die Per­spek­ti­ve der For­scher selbst und inter­es­sier­te sich für deren Reak­tio­nen auf ein etwa­iges Gesetz­ge­bungs­pro- jekt für Wis­sen­schafts­ko­ope­ra­tio­nen. Dazu schil­der­te Eber­bach sei­nen Ein­druck, den er aus zahl­rei­chen Ge- sprä­chen mit Ver­tre­tern sowohl der Indus­trie, als auch ver­schie­de­ner Hoch­schu­len gewon­nen habe. Dem­nach sei die Idee umfas­send auf Inter­es­se gesto­ßen. Nach sei- ner Auf­fas­sung sei ins­be­son­de­re der aktu­ell hohe Zeit- ver­lust für Grün­dungs­ver­fah­ren, Ver­trags­ver­hand­lung und ‑gestal­tung sowie zur recht­li­chen Klä­rung schwie­ri- ger Abgren­zungs­fra­gen (Außen- / Innen-GbR) für die Betei­lig­ten ner­ven­zeh­rend. Ange­sichts der lan­gen Pro- zes­se und des hohen Per­so­nal- und Kos­ten­auf­wands wür­den vie­le For­scher „Lust und Lau­ne“ ver­lie­ren. Dass es ins­be­son­de­re recht­li­che Pro­ble­me gebe, zei­ge aber vor allem eine Aus­wer­tung meh­re­rer Koope­ra­ti­ons­ver­trä­ge. Die­se sei­en zu kom­pli­ziert in der Gestal­tung und in Tei- len mit erheb­li­chen Rechts­un­si­cher­hei­ten und Haf­tungs- risi­ken belastet.

Mit der Fra­ge, ob es sei­ner Erfah­rung nach auch auf euro­päi­scher Ebe­ne ins­be­son­de­re Län­der­gren­zen über- schrei­ten­de Koope­ra­tio­nen geben wür­de, wand­te sich Hom­mel­hoff an Kauf­mann, doch muss­te die­ser die Fra­ge mit Blick auf sei­ne eige­nen, eini­ge Zeit zurück­lie­gen­den Erfah­run­gen auf euro­päi­scher Ebe­ne verneinen.

Hom­mel­hoff setz­te sodann zur Erör­te­rung an, ob die Pra­xis zwi­schen den Berei­chen, in denen sie durch schuld­ver­trag­li­che Gestal­tung gut zurecht käme und je- nen, bei der man die Hil­fe des Gesell­schafts­rechts benö- tige, tren­nen kön­ne. Zens ließ hier­für sei­ne Erfah­run­gen als Kanz­ler zwei­er unter­schied­li­cher Uni­ver­si­tä­ten Re- vue pas­sie­ren. Wäh­rend eine gro­ße Uni­ver­si­tät für ge- wöhn­lich einen ent­spre­chen­den Appa­rat zur Ver­fü­gung hät­te, um sich mit der­ar­ti­gen Fra­gen zu beschäf­ti­gen, wäre dies bei klei­ne­ren Uni­ver­si­tä­ten sel­te­ner der Fall. Gleich­wohl zwei­fel­ten auch gro­ße Uni­ver­si­tä­ten, ob sämt­li­che Wis­sen­schaft­ler und For­scher über­haupt den Weg über die jewei­li­gen Rechts­ab­tei­lun­gen wäh­len wür- den (Pro­ble­ma­tik der Bin­nen­kom­mu­ni­ka­ti­on). Es sei

For­schung.
4 Kanz­ler der Fried­rich-Alex­an­der-Uni­ver­si­tät Erlan­gen-Nürn­berg. 5 Em. Ordi­na­ri­us für Bür­ger­li­ches Recht, Han­dels- und Wirtschafts-

recht, Rechts­ver­glei­chung; ehem. Rek­tor der Ruprecht-Karls- Uni­ver­si­tät Heidelberg.

Pius O. Dolzer/Johannes Lappe

Podi­ums­dis­kus­si­on zum The­ma: „Wis­sen­schaft­li­che Koope­ra­ti­ons­form: Ein Gesetzgebungsprojekt?“

Ord­nung der Wis­sen­schaft 2018, ISSN 2197–9197

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häu­fig zu beob­ach­ten, dass eine Idee, die unter den For- schern am abend­li­chen Stamm­tisch gebo­ren und mit ei- nem locke­ren „Das machen wir!“ beschlos­sen wur­de, am nächs­ten Tag nicht den unmit­tel­ba­ren Weg zur Uni­ver­si- täts­ver­wal­tung fin­den wür­de. Hier wäre eine Blau­pau­se einer Koope­ra­ti­on hilf­reich, die man erfolg­rei­cher kom- muni­zie­ren kön­ne. Grz­e­ga­nek stimm­te zu. Die Kom­mu- nika­ti­on zwi­schen den For­schern und der Ver­wal­tung müs­se gestärkt wer­den. Dies gel­te ins­be­son­de­re für Ver- bund­pro­jek­te. Denn es müss­ten die mit einem bereits im Ver­trags­ent­wurf ste­hen­den Pro­jekt­na­men ver­bun­de­nen recht­li­chen Fol­gen und Risi­ken für alle Betei­lig­ten klar sein. Der Außen­auf­tritt sei häu­fig eine gro­ße Her­aus­for- derung. Zwar kön­ne dies gera­de bei außer­uni­ver­si­tä­ren For­schungs­ein­rich­tun­gen den ein­zel­nen Zen­tren zuge- ord­net wer­den. Dies daue­re aber bei inter­na­tio­na­len Ko- ope­ra­tio­nen zu lange.

Das Stich­wort der Zuord­nung auf­grei­fend ging Hom­mel­hoff zu der bri­san­ten Fra­ge­stel­lung über, wie das Inter­es­se der Trä­ger an der Betei­li­gung der Koope­ra­ti­on selbst zu gewich­ten sei, ins­be­son­de­re wie wich­tig die­sen ihre eige­ne Sicht­bar­keit als Trä­ger der Koope­ra­ti­on im Ver­hält­nis zu Drit­ten sei. Zens maß dem Aspekt der Sicht­bar­keit gro­ße Bedeu­tung zu. Dies gel­te schon allein mit Blick auf all­ge­gen­wär­ti­ge Ran­kings. Die­se kämen nicht von unge­fähr zustan­de, eine wis­sen­schaft­lich her- aus­ra­gen­de Leis­tung genü­ge oft­mals nicht, das „Trom- meln und Wer­ben“ gehö­re glei­cher­ma­ßen zum Hand- werk dazu. Grz­e­ga­nek beton­te die Bedeu­tung der Sicht- bar­keit auch für die For­scher selbst. Sie berich­te­te von durch­aus ent­täu­schen­den und ärger­li­chen Erleb­nis­sen, etwa wenn ein Radio­be­richt über das For­schungs­pro­jekt berich­te und dabei allein einen der Trä­ger erwäh­ne, die For­scher selbst als die eigent­li­chen Macher aber uner- wähnt blie­ben. Eber­bach brach­te hier­für Ver­ständ­nis auf, woll­te sich aber weni­ger auf Eitel­kei­ten, als viel­mehr auf mit der Fra­ge der Sicht­bar­keit eng ver­bun­de­ne finan­ziel- le Fol­gen zu spre­chen kom­men. Die Sicht­bar­keit der Trä- ger und eine genaue Zuschrei­bung sei­en uner­läss­lich, da (auch durch Ran­king­er­fol­ge) ein­ge­wor­be­ne Mit­tel nur so an der rich­ti­gen Stel­le ankom­men könnten.

Die Finanz­fra­ge nahm Hom­mel­hoff für eine Rück­f­ra- ge an Kauf­mann zum Anlass. So wäre inter­es­sant zu er- fah­ren, wie die Poli­tik das häu­fig zu beob­ach­ten­de Un- gleich­ge­wicht finan­zi­el­ler Aus­stat­tung, etwa im Ver- gleich zwi­schen außer­uni­ver­si­tä­ren For­schungs­ein­rich- tun­gen und den Uni­ver­si­tä­ten, wahr­neh­me. Inwie­weit sei die Sicht­bar­keit der Trä­ger und ihrer Erfol­ge auch für die Ein­wer­bung finan­zi­el­ler Mit­tel zwi­schen den Res- sorts von Bedeu­tung? Sicht­bar­keit, so Kauf­mann, sei

frei­lich immer sehr wich­tig. Nur sicht­ba­re Pro­jek­te könn­ten erfolgs­ver­spre­chend Mit­tel gene­rie­ren. Man habe aller­dings den Etat für For­schung in Form von fi- nan­zi­el­len Mit­tel ver­dop­pelt. Auch leg­te er Wert dar­auf zu sagen, dass insti­tu­tio­nel­le For­schungs­för­de­rung stark aus­ge­baut wer­de. Fraun­ho­fer, DKFZ, Helm­holtz, KIT, Max-Planck und wei­te­re sei­en für die Poli­tik ein wich­ti- ges The­ma. Koope­ra­tio­nen sei­en anzu­stre­ben, ins­be­son- dere um die Uni­ver­si­tä­ten bei der For­schungs­för­de­rung mit­zu­neh­men. Zu die­sen Fra­gen habe es auch schon eine Fach­ta­gung gegeben.

Mit Blick auf eine zu schaf­fen­de Rechts­form warf Kauf- mann die grund­le­gen­de Fra­ge nach dem Hand­lungs­be­darf auf. Es müs­se geklärt wer­den, ob eine koope­ra­ti­ons­spe­zi­fi- sche Rechts­form als „must have“ oder nur als „nice to have“ zu bewer­ten sei. Um die­se Fra­ge zu klä­ren, sag­te er aber zu, es sol­le im Posi­ti­ons­pa­pier der CDU/CSU für die anste­hen- denKo­ali­ti­ons­ver­hand­lun­gen­ein­ent­spre­chen­der­Prüf­auf- trag auf­ge­nom­men wer­den. Die The­ma­tik käme damit in die anste­hen­den Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen. Hier wür­de man sicher auch auf die Erfah­run­gen die­ses Sym­po­si­ons und sei­ner Betei­lig­ten zurück­grei­fen wol­len. Als stu­dier­ter Gesell­schafts­recht­ler kön­ne er das Anlie­gen nach einer neu­en Rechts­form gut nach­voll­zie­hen. Es mache durch­aus Sinn über ein Bau­kas­ten­mo­dell nach­zu­den­ken, ins­be­son- dere wenn man sich vor Augen füh­re, dass die bestehen­den Gesell­schafts­for­men nur beschränkt pass­ge­nau, jeden­falls aber nicht opti­mal seien.

Hom­mel­hoff hak­te dar­an anschlie­ßend und mit Blick auf die För­de­rung der Uni­ver­si­tä­ten über die Län­der nach, woll­te wis­sen, wie künf­tig bes­ser geprüft und gege- benen­falls nach­ge­steu­ert wer­den könn­te, um sicher­zu- gehen, dass Mit­tel, die zur För­de­rung der Uni­ver­si­tä­ten bestimmt sei­en, tat­säch­lich auch bei den Uni­ver­si­tä­ten an- und nicht auf ande­ren Wegen abhan­den kom­men. Kauf­mann ging auf die Pro­ble­ma­tik der Umfi­nan­zie­rung des BAföG nun­mehr durch den Bund ein. Hier hät­ten sich die Län­der zu einer wei­ter­ge­hen­den Finan­zie­rung nicht in der Lage gese­hen, wäh­rend dies e durch den Bund anders beur­teilt und schließ­lich über­nom­men wur­de. Dann aber wäre es in der Umset­zung zu Pro­ble- men gekom­men. Man habe schlicht ver­passt, har­te Kri- teri­en für die Mit­tel­ver­wen­dung zu for­mu­lie­ren, sodass die Län­der ihr nun frei­ge­wor­de­nes Geld eben nicht für die Uni­ver­si­tä­ten zu ver­wen­den hät­ten. Der Bund müs­se hier­aus ler­nen. Aller­dings sei im Grund­satz zu beach­ten, dass das föde­ra­le Sys­tem ein­ge­hal­ten wer­de. Bil­dung sei Sache der Län­der und mit­hin sei­en pri­mär die­se in der Pflicht, sei­en aber auch in der Nut­zung ihrer jewei­li­gen Haus­hal­te frei.

Hom­mel­hoff griff das Stich­wort Haus­halt auf. Haus- halts­recht­lich, dies habe das Sym­po­si­um gezeigt, sei eine Haf­tungs­be­schrän­kung für Koope­ra­ti­ons­ge­sell­schaf­ten zwin­gend. Auf die Rechts­form run­ter­ge­bro­chen stel­le sich damit eine grund­sätz­li­che Fra­ge: soll­te eine Koope­ra­ti­ons- rechts­form aus­ge­hend von einer Per­so­nen­ge­sell­schaft oder von einer Kapi­tal­ge­sell­schaft, ins­be­son­de­re einer GmbH, kon­stru­iert wer­den? Eber­bach beton­te, dass dies eine schwie­ri­ge Fra­ge sei, weil man sich mit der Fest­le­gung auf einen dog­ma­ti­schen Aus­gangs­punkt wohl­mög­lich über Gebühr fest­le­ge. Ent­schei­dend sei, dass es eine rechts­si­che- re Mög­lich­keit zur Haf­tungs­be­gren­zung gebe. Denn Haf- tung bedro­he Initia­ti­ve und Inno­va­ti­on. Es sei wäh­rend des Sym­po­si­ums auch über eine „Ver­si­che­rungs­lö­sung“ zur Haf­tungs­be­schrän­kung gleich der Part­ner­schafts­ge­sell- schaft gespro­chen wor­den. Die­se sei durch­aus denk­bar. Im Ergeb­nis sei aber irrele­vant, wie nun genau eine Haf- tungs­be­schrän­kung kon­stru­iert sei. Sie müs­se jeden­falls mög­lichst bald zur Ver­fü­gung gestellt wer­den. Zens pflich­te­te dem bei. Man dür­fe bei der Haf­tungs­de­bat­te jedoch die han­deln­den Per­so­nen nicht aus dem Blick ver­lie­ren, die schließ­lich auch mit Haf­tung bedroht sei- en. Für die öffent­li­che Hand sei der Abschluss von D&O- Ver­si­che­run­gen schwie­rig. Hom­mel­hoffs Anmer­kung zum Haf­tungs­schutz für Han­deln­de erfuhr Zustim- mung. Grz­e­ga­nek merk­te an, ver­fol­ge man eine Ver­si­che- rungs­lö­sung, müs­se man auch sicher­stel­len, dass es eine sol­che Ver­si­che­rung finan­zier­bar auf dem Markt gebe. Ihr schei­ne daher eine Haf­tungs­be­gren­zung auf­grund öf- fent­li­cher Deckungs­zu­sa­ge, wie man es bei­spiels­wei­se im Strah­len­schutz­recht ken­ne, prak­ti­ka­bler zu sein.

Mit Blick auf die han­deln­den Per­so­nen stün­de auch die Haf­tung nach § 839 BGB, Art. 34 GG im Raum, er- gänz­te Hom­mel­hoff. Doch blei­be unbe­se­hen der Fra­ge nach der Haf­tung der Han­deln­den die Fra­ge zu beant- wor­ten, ob man sich einer neu­en Rechts­form eher von Sei­ten der GmbH oder von per­so­nen­ge­sell­schafts­recht­li- cher Grund­la­ge nähern wol­le. Ihm schei­ne, anknüp­fend an den Vor­trag von Gei­bel, eine „durch­leuch­te­te Platt- form-GmbH“ mit gerin­ge­rem Auf­wand ver­bun­den zu sein. Mit der GmbH hät­te man eine breit genutz­te und beherrsch­ba­re Grund­la­ge, die um ein schma­les Addi­tiv für die Zwe­cke der Wis­sen­schaft ergänzt wer­den kön­ne. Dies ent­spre­che dem Vor­ge­hen des Gesetz­ge­bers bei der UG.

An Kauf­mann gewandt, lei­te­te Hom­mel­hoff über, man habe im Rah­men des Sym­po­si­ums auch einen inte-

res­san­ten Bei­trag zu den euro­pa­recht­li­chen Rah­men­be- din­gun­gen gehört und dis­ku­tiert. Im Zuge des­sen habe sich der aus der Pra­xis gewon­ne­ne Ein­druck bestä­tigt, dass sich gera­de das euro­päi­sche Wett­be­werbs­recht in Gestalt des Kar­tell- und Bei­hil­fe­rechts als Hemm­schuh für Grund­la­gen- und anwen­dungs­be­zo­ge­ne For­schung erwei­se. Müs­se es daher, so Hom­mel­hoff, nicht auch poli- tisches Ziel sein, die­se Hemm­nis­se abzu­bau­en, indem man den Blick weg von der Regu­lie­rung wis­sen­schaft­li- cher Zusam­men­ar­beit durch Regeln des wirt­schaft­li­chen Wett­be­werbs hin zu struk­tu­rel­ler Wis­sen­schafts­för­de- rung len­ke? Kauf­mann ent­geg­ne­te dar­auf, dass er über hem­mend wir­ken­de Rege­lun­gen des euro­päi­schen Wett- bewerbs­rechts im Ein­zel­nen ad hoc kei­ne Aus­sa­ge tref- fen kön­ne. Er ken­ne aber gera­de im Zusam­men­hang mit dem euro­päi­schen For­schungs­för­de­rungs­pro­gramm ho- rizon2020 genug Anträ­ge aus dem Bun­des­tag, die größ- ten Wert dar­auf gelegt hät­ten, dass die För­de­rung im Rah­men die­ses Pro­gramms auch mit ande­ren Rechts­be- rei­chen abge­stimmt wer­de. In sei­ner eige­nen Arbeit zu horizon2020 sei zudem dar­auf gedrängt wor­den, Ver- bund­pro­jek­te und Exzel­lenz­för­de­rung vom Gedan­ken wirt­schaft­li­chen Wett­be­werbs zu lösen. Gleich­wohl ten- die­re die Kom­mis­si­on dazu, Wis­sen­schafts­po­li­tik als Teil der Wirt­schafts­po­li­tik zu begrei­fen. Hier­ge­gen habe er und auch Deutsch­land als EU-Mit­glied sich im Ver­bund mit ande­ren euro­päi­schen Part­nern immer gewehrt. Ei- ner die­ser Part­ner sei das Ver­ei­nig­te König­reich gewe- sen, wel­ches in die­ser unter­stüt­zen­den Rol­le womög­lich mit dem Brexit ver­lo­ren gehe.

Anschlie­ßend an die so geführ­te Dis­kus­si­on wur­de dem Publi­kum die Mög­lich­keit für Bei­trä­ge und Anmer- kun­gen gege­ben. Dabei wur­de zuerst nach­ge­fragt, ob eine neue Rechts­form wirk­lich not­wen­dig sei oder ob man nicht ein­fa­cher im jewei­li­gen anwend­ba­ren Sach- recht prü­fen kön­ne, ob die­ses wis­sen­schafts­ad­äquat aus- gestal­tet sei und, soll­te dies nicht der Fall sein, eben dort ent­spre­chen­de Ände­run­gen vor­ge­nom­men wer­den sollten.

Kauf­mann beton­te, dass die­ses Vor­ge­hen natür­lich eine Alter­na­ti­ve dar­stel­le. Es müs­se dann aber geprüft wer­den, wer für die jewei­li­gen Ände­run­gen zustän­dig sei, was den Reform­pro­zess ver­kom­pli­zie­ren kön­ne. Auch mache es den Prüf­auf­trag deut­lich umfang­rei­cher. Trotz­dem kön­ne eine sol­che Vor­ge­hens­wei­se im Prüf- auf­trag Berück­sich­ti­gung finden.

Dolzer/Lappe · Podi­ums­dis­kus­si­on 1 7 1

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Dar­auf wur­de ein­ge­wor­fen, die Poli­tik müs­se hier doch moti­viert sein, For­schung sei doch poli­tisch sehr gewollt. Kauf­mann stimm­te dem zu.

Ein wei­te­rer Zuhö­rer inter­es­sier­te sich sodann für die genaue Aus­ge­stal­tung eines Prüf­auf­trags, was die­ser ge- nau bedeu­te und wel­che Kon­se­quen­zen mit ihm ver­bun- den seien.

Kauf­mann ant­wor­te­te hier­auf, dass ein Prüf­auf­trag kein starr vor­ge­ge­be­nes Ver­fah­ren aus­lö­se. Viel­mehr wür­de im Koali­ti­ons­ver­trag fest­ge­legt, dass der Fra­ge, ob es einer eige­nen Rechts­form für Wis­sen­schafts­ko­ope­ra- tio­nen bedür­fe, im Rah­men der Regie­rungs­tä­tig­keit nach­ge­gan­gen wer­den sol­le. Übli­cher­wei­se wür­den dem sodann die zustän­di­gen Aus­schüs­se oder Minis­te­ri­en nach­ge­hen. Es fän­den zudem Fach­ge­sprä­che mit den be- teil­ig­ten Krei­sen statt, zu denen sicher­lich auch Teil­neh- mer die­ses Sym­po­si­ums ein­ge­la­den wer­den könn­ten, um schon vor­han­de­ne, wis­sen­schaft­li­che Exper­ti­se hin­zu­zu- zie­hen. Am Ende stün­de dann die Fra­ge, wel­ches Res­sort feder­füh­rend für die Erar­bei­tung eines Gesetz­ent­wurfs sein soll, soll­te man die Not­wen­dig­keit einer eige­nen Rechts­form beja­hen. Ins­ge­samt kön­nen man aber sicher

sein, dass die im und rund um das Sym­po­si­on geleis­te­te Arbeit im Rah­men etwa eines Fach­ge­sprächs Berück- sich­ti­gung fin­den würde.

Hom­mel­hoff ergänz­te, dass eine Beglei­tung durch die Wis­sen­schaft gebo­ten sei. Schließ­lich gehe es um die­se. Hier­für wäre auch ein ent­spre­chen­der Etat sei­tens der Poli­tik wünschenswert.

Kauf­mann zeig­te sich gegen­über die­sem Wunsch nach einem Etat für die wei­te­re Beglei­tung des Pro­jekts durch die Wis­sen­schaft auf­ge­schlos­sen, mahn­te aber mit Blick auf die anlau­fen­den Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen brei- te Über­zeu­gungs­ar­beit an.

Pius O. Dol­zer ist wiss. Mit­ar­bei­ter am Insti­tut für deut- sches und euro­päi­sches Gesell­schafts- und Wirt- schafts­recht der Ruprecht-Karls-Uni­ver­si­tät Hei­del­berg und pro­mo­viert im Bereich des Gesellschaftsrechts.

Johan­nes Lap­pe ist wiss. Mit­ar­bei­ter am Insti­tut für deut­sches und euro­päi­sches Gesell­schafts- und Wirt- schafts­recht der Ruprecht-Karls-Uni­ver­si­tät Heidelberg.