Menü Schließen
Klicke hier zur PDF-Version des Beitrags!

I. Die The­men „Mas­ter­stu­di­um“ und „Zugang zum Mas­ter­stu­di­um“ als Ele­men­te der Bil­dungs- und Gesellschaftspolitik.

Der bil­dungs­po­li­ti­sche Hin­ter­grund der heu­ti­gen recht- lichen Aus­for­mun­gen des Zugangs zu Mas­ter­stu­di­en- gän­gen an deut­schen Hoch­schu­len beginnt bei his­to­ri- scher Betrach­tung schon im 16. Jahr­hun­dert mit den sog. Artis­ten­fa­kul­tä­ten als „nie­de­re Fakul­tä­ten“ sowie den „höhe­ren Fakul­tä­ten“ Theo­lo­gie, Medi­zin und Juris­pru- denz: Die über­wie­gen­de Zahl der Scho­la­ren ver­ließ nach dem Bak­ka­lau­re­at die Uni­ver­si­tät und wech­sel­te in das Erwerbs­le­ben. Ledig­lich 5 bis 10 % der erfolg­rei­chen Bak­ka­lau­rea­re erwar­ben nach einem wei­te­ren Stu­di­um den Magistergrad.1

Spä­ter ent­wi­ckel­ten sich die Diplom- und Staats­e­xa- mens­stu­di­en­gän­ge. Hier­bei blieb es bis in die Zeit des Hoch­schul­rah­men­ge­set­zes (HRG), wobei ab etwa dem Jah­re 1960 inten­si­ve Debat­ten zur rah­men­recht­li­chen Ver­an­ke­rung von gestuf­ten Stu­di­en­gän­gen mit den Ab- schlüs­sen Bak­ka­lau­reus bzw. Bache­lor und Magis­ter bzw. Mas­ter einsetzten.

Im Zuge der IV. HRG-Novel­le for­mu­lier­te die Bun- des­re­gie­rung fol­gen­de Zie­le für die Ein­füh­rung gestuf­ter Studiengänge:

- Stär­kung der Attrak­ti­vi­tät der deut­schen Hoch­schu­len für aus­län­di­sche Stu­die­ren­de
- Ver­bes­se­rung der Berufs­chan­cen deut­scher Absol­ven- ten auf aus­län­di­schen Arbeitsmärkten

- Aus­gleich der man­geln­den Bekannt­heit des deut­schen Diploms/Staatsexamens durch die Ein­füh­rung eines am „Welt­markt“ eta­blier­ten Stu­di­en­ab­schluss-Sys­tems
- Stär­kung der Fach­hoch­schu­len, insb. in Bezug auf deren inter­na­tio­na­le Aner­ken­nung und Sichtbarkeit.

Beglei­tet und fort­ent­wi­ckelt wur­de die­se Ziel­aus­rich- tung, die natür­lich auch einer Qua­li­täts­stei­ge­rung die- nen soll, durch Emp­feh­lun­gen des Wis­sen­schafts­ra­tes im

* Es han­delt sich um die gekürz­te und gering­fü­gig über­ar­bei­te­te Fas­sung eines Vor­trags, den die Ver­fas­ser als Refe­ren­ten in der Deut­schen Rich­ter­aka­de­mie Trier (Tagung 8b/2014) zum The­ma „Aktu­el­le Fra­gen im ver­wal­tungs­ge­richt­li­chen Nume­rus-clau­sus- Ver­fah­ren“ am 13.3.2014 gehal­ten haben.

1 Über­blick etwa bei May/Mülke in: Heilbronner/Geis ua, Hoch- schul­recht in Bund und Län­dern, Bd. 1 § 19 HRG Rn 7 ff.

Jah­re 1966, denen 1993 die „10 The­sen zur Hoch­schul­po- litik“2 und schließ­lich im Jah­re 2000 die grund­le­gen­den „Emp­feh­lun­gen zur Ein­füh­rung gestuf­ter Stu­di­en­gän- ge“3 folg­ten. Berich­te und Emp­feh­lun­gen der Kul­tus­mi- nis­ter­kon­fe­renz – KMK – im Jah­re 1996 und der Hoch- schul­rek­to­ren­kon­fe­renz – HRK – im Jah­re 1997 schlos- sen sich an. Fer­ner gab es Emp­feh­lun­gen der HRK im Zusam­men­hang mit der Ein­ord­nung von Bache­lor-/ Bak­ka­lau­reus- bzw. von Mas­ter-/Ma­gis­ter­ab­schlüs­sen im öffent­li­chen Dienst. Mas­ter-/Ma­gis­ter­ab­schlüs­se soll- ten wie uni­ver­si­tä­re Diplom­ab­schlüs­se behan­delt wer- den. „Beson­ders qua­li­fi­zier­ten Inha­bern“ von vier­jähri- gen Bache­lor with Hono­urs-Abschlüs­sen wie auch be- son­ders qua­li­fi­zier­ten Bewer­bern mit Fach­hoch­schul­di- plo­men soll­te der Zugang zum Vor­be­rei­tungs­dienst des höhe­ren Diens­tes ermög­licht wer­den. Absol­ven­ten drei- jäh­ri­ger Bache­lor-/Bak­ka­lau­reus-Stu­di­en­gän­ge soll­ten zum geho­be­nen Dienst zuge­las­sen werden.

Hin­zu tra­ten Bemü­hun­gen auf euro­päi­scher Ebe­ne, die hier schlag­wort­ar­tig mit der sog. „Sor­bon­ne-Erklä- rung“4 vom Mai 1998 und der „Bologna-Erklärung“5 der Euro­päi­schen Bil­dungs­mi­nis­ter (Juni 1999, erwei­tert im Mai 2001) bezeich­net wer­den sollen.6

Das HRG, das trotz Weg­falls des Art. 75 (Abs. 1 Nr. 1a) GG a. F. nicht auto­ma­tisch außer Kraft getre­ten oder obso­let gewor­den und bis­her auch nicht förm­lich auf­ge- hoben wor­den ist,7 nimmt all dies auf, ins­be­son­de­re in des­sen § 19.

Die Ent­wick­lun­gen im rah­men­recht­li­chen Bereich zusam­men­fas­send ergibt sich fol­gen­der Befund: Mit der IV. HRG-Novel­le wur­de die neue Stu­di­en­struk­tur (Ba- che­lor- und Mas­ter­stu­di­en­gän­ge) zunächst zur Erpro- bung ein­ge­führt. Die VI. HRG-Ände­rung über­führ­te die­se Struk­tur in das Regel­an­ge­bot der Hochschulen.

Die KMK und ande­re Gre­mi­en haben die Vor­ga­ben ab der IV. HRG-Ände­rung durch eine Rei­he von Be- schlüs­sen kon­kre­ti­siert. Hier­bei han­delt es sich um län- der­ein­heit­li­che Vor­ga­ben und Emp­feh­lun­gen i. S. d. § 9 Abs. 2 HRG, die zwar kei­ne unmit­tel­ba­re Außenwir-

2 www.die-soziale-bewegung.de/hochschule/10thesen.pdf. 3 www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/4418–00.pdf. 4 www.uni-mannheim.de/ects/p/Sorbonne.pdf.
5 www.bmbf.de/pubRD/bologna_deu.pdf.

6 S auch BMBF unter www.bmbf.de/de/15553.php.
7 S Lind­ner, Aktu­el­le Ent­wick­lun­gen im HochschulzugangsR,

NVwZ-Extra 2010, Heft 6 S 1 ff.

Hart­mut Mai­er und Robert Brehm

Zugangs- und Aus­wahl­re­ge­lun­gen zur Auf­nah­me eines Masterstudiums*

Ord­nung der Wis­sen­schaft 2014, ISSN 2197–9197

152 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 3 (2014), 151–164

kung, etwa als mate­ri­el­les Recht, ent­fal­ten. Sie haben im Aus­gangs­punkt Bin­nen­wirk­sam­keit, z. B. im Ver­hält­nis zu den neu­ge­schaf­fe­nen Akkre­di­tie­rungs­or­ga­nen und ‑ver­fah­ren. Zugleich bedeu­ten sie aber – auch so gewollt – für die Hoch­schu­len einen Ori­en­tie­rungs­rah­men. Die Lan­des­ge­setz­ge­ber, denen die Gesetz­ge­bung nun­mehr für Fra­gen des Hoch­schul­zu­gangs allein zusteht, haben sich hier­an in ihren Lan­des­hoch­schul­ge­set­zen ersicht- lich orientiert.

Her­vor­zu­he­ben für die The­ma­tik „Mas­ter­stu­di­um“ sind ins­be­son­de­re fol­gen­de KMK-Beschlüsse:

- Die län­der­ge­mein­sa­men Struk­tur­vor­ga­ben gemäß § 9 Abs. 2 HRG für die Akkre­di­tie­rung von Bache­lor- und Mas­ter­stu­di­en­gän­gen vom 10.10.2003 in den nach­ge­hen- den Fas­sun­gen vom 15.06.2007 und 04.02.2010,8

- die Aus­le­gungs­hin­wei­se des Akkre­di­tie­rungs­ra­tes vom 12.02.2010,9
- die Hand­rei­chung des Hoch­schul­aus­schus­ses der KMK vom 25.03.201110 sowie

- die Eck­punk­te für die gegen­sei­ti­ge Aner­ken­nung von Bache­lor- und Mas­ter­ab­schlüs­sen in Stu­di­en­gän­gen, mit denen die Bil­dungs­vor­aus­set­zun­gen für ein Lehr­amt ver­mit­telt wer­den, Beschluss der KMK vom 02.06.2005.11

Im dem wei­te­ren Beschluss der KMK vom 04.02.201012 heißt es nun­mehr: Zur Qua­li­täts­si­che­rung oder aus Ka- pazi­täts­grün­den kön­nen (statt ursprüng­lich: sol­len) für den Zugang oder die Zulas­sung zu Mas­ter­stu­di­en­gän­gen wei- tere Vor­aus­set­zun­gen bestimmt werden.

Der Beschluss des Akkre­di­tie­rungs­ra­tes vom 12.02.2010 („Maß­ga­ben zur Aus­le­gung der län­der­ge­mein­sa­men Struk- tur­vor­ga­ben“) nimmt all dies auf, ins­be­son­de­re wegen des Pro­fils von lehr­amts­be­zo­ge­nen Masterstudiengängen.

Fasst man die­se Struk­tur­vor­ga­ben für das erstreb­te staat­li­che Bil­dungs­an­ge­bot im Hoch­schul­be­reich zu- sam­men, so wird die Absicht deut­lich, den Zugang zum Mas­ter­stu­di­um von Vor­aus­set­zun­gen abhän­gig zu ma-

  1. 8  www.kmk.org/no_cache/wissenschaft-hochschule/ stu­di­um-und-prue­fun­g/­ba­che­lor-und-mas­ter­stu­di­en­ga- enge/laen­der­ge­mein­sa­me-struk­tur­vor­ga­ben-fuer-die- akkre­di­tie­rung-von-bache­lor-und-mas­ter­stu­di­en­gaen­gen. html?sword_list[0]=ländergemeinsame&sword_list[1]= strukturvorgaben&sword_list[2]=gemäß&sword_list[3]=abs&sword_ list[4]=hrg.
  2. 9  www.uni-heidelberg.de/md/zentral/universitaet/qualitaetsent- wicklung/studium_ lehre/ar_auslegung_ laendergemeinsame_ strukturvorgaben_2013-06–03.pdf.

chen, die über den blo­ßen Besitz des grund­stän­di­gen (Bachelor-)Abschlusses hin­aus­ge­hen. Gedacht wor­den ist hier in ers­ter Linie an beson­de­re fach­li­che und inhalt- liche Zugangs­vor­aus­set­zun­gen, die aus den Anfor­de­run- gen der ent­spre­chen­den Mas­ter­an­ge­bo­te abzu­lei­ten wä- ren. Sol­che Zugangs­hür­den bezeich­net der Wis­sen- schafts­rat als wün­schens­wert, um einen direk­ten Über- gang vom Bache­lor- in den Mas­ter­stu­di­en­gang nicht zum Regel­fall zu machen.13

II. Die Praxis

1. Schwer­punkt: Zugang zu kon­se­ku­ti­ven Mas­ter­stu­di- engängen

Der Schwer­punkt des Inter­es­ses der Betei­lig­ten – auch der Pro­zess­be­tei­lig­ten in den ver­wal­tungs­ge­richt­li­chen Ver­fah­ren – liegt ein­deu­tig im Bereich des Zugangs zu kon­se­ku­ti­ven Mas­ter­stu­di­en­gän­gen, also sol­chen, die im Ver­hält­nis zu einem vor­aus­ge­gan­ge­nen Bache­lor­stu­di- engang nach Maß­ga­be der jewei­li­gen Stu­di­en- und Prü- fungs­ord­nun­gen inhalt­lich auf­ein­an­der auf­bau­en und die sich in der Regel ins­ge­samt gese­hen in einen fünf­jäh- rigen Zeit­rah­men (3 + 2 oder 4 + 1 Jah­re Regel­stu­di­en­zei- ten) bis zum Mas­ter­ab­schluss einfügen.

Der Mas­ter­stu­di­en­gang kann dabei den Bache­lor­stu- dien­gang fach­lich fort­füh­ren, ver­tie­fen oder, soweit der fach­li­che Zusam­men­hang gewahrt bleibt, fach­über­grei- fend erwei­tern, um kon­se­ku­tiv zu sein. Kon­se­ku­ti­ve Mas­ter­stu­di­en­gän­ge sind nach dem heu­ti­gen Sys­tem alle post­gra­du­al und erwei­ternd bzw. wei­ter­qua­li­fi­zie­rend angelegt.

Die meis­tens Mas­ter­stu­di­en­gän­ge sind ange­sichts der hohen Nach­fra­ge im Ver­gleich zum Stu­di­en­platz­an­ge­bot zulassungszahlenbeschränkt.

Zur Moti­va­ti­on der Bewerber/innen in Rich­tung auf einen Mas­ter­ab­schluss gibt es ver­schie­dens­te Erhe­bun- gen mit – erwar­tungs­ge­mäß – deut­lich unter­schied­li- chen Ergeb­nis­sen. Genau so unter­schied­lich sind die

10 www.akkreditierungsrat.de/fileadmin/Seiteninhalte/KMK/Vorga- ben/ KMK_Auslegungshinweise_ Laen­der­ge­mein­sa­me_­Struk­tur- vorgaben.pdf.

11 www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_ beschluesse/2005/2005_06_02-Bachelor-Master-Lehramt.pdf.

12 www.akkreditierungsrat.de/fileadmin/Seiteninhalte/KMK/Vorga- ben/KMK_ Laen­der gemeinsame_Strukturvorgaben_aktuell.pdf.

13 Vgl Wiss­Rat in Drs 4418/10 vom 21.1.2000, www.wissenschafts- rat.de/download/archiv/4418–00.pdf.

Maier/Brehm · Zugangs- und Aus­wahl­re­geln zur Auf­nah­me eines Mas­ter­stu­di­en­gangs 1 5 3

Annah­men zu einer Bedarfs­de­ckung im Bereich der Masterstudiengänge.14

Die von staat­li­chen Hoch­schu­len (erst recht von Pri- vat­hoch­schu­len) ange­bo­te­ne Bache­lor- und Mas­ter- Viel­falt mit oft­mals gewich­tig klin­gen­den eng­li­schen Be- zeich­nun­gen und Cur­ri­cu­la ist Gegen­stand zuneh­men- der Kri­tik im öffent­li­chen Raum, auch wegen der äußerst schwie­ri­gen inhalt­li­chen Ver­gleich­bar­keit, allein schon in Deutschland.

2. Zur gel­ten­den Normierungslage

a) Mas­ter­stu­di­um als Zweitstudium?

Die­se Fra­ge­stel­lung hat ihre Wur­zeln im Ver­fas­sungs­recht, näm­lich bezo­gen auf den Schutz­be­reich des Art. 12 Abs. 1 GG und hier nament­lich dazu, wel­che ver­fas­sungs­recht­li- chen Maß­stä­be für lan­des­recht­lich bestimm­te oder eröff­ne- te sub­jek­ti­ve Zugangs­vor­aus­set­zun­gen zum Mas­ter­stu­di­um gel­ten, die über das blo­ße Inne­ha­ben eines Bache­lorab- schlus­ses hinausgehen.15

So hat das BVerfG16 in älte­ren Ent­schei­dun­gen aus­ge- führt, dass das von Art. 12 Abs. 1 GG dem Schutz­be­reich nach erfass­te Recht des Ein­zel­nen zum Hoch­schul­stu­di- um der Wahl grund­sätz­lich sowohl für ein Erst­stu­di­um als auch für ein Zweit­stu­di­um gel­te. Der ver­fas­sungs- recht­lich gewähr­leis­te­te Teil­ha­be­an­spruch auf Zulas­sung zum Stu­di­um der eige­nen Wahl wer­de „durch den Ab- schluss eines Erst­stu­di­ums nicht ver­braucht (kon­su­miert)“.

Ande­rer­seits sei bei einem Man­gel an Stu­di­en­plät­zen zu berück­sich­ti­gen, dass für Zweit- (oder Par­al­lel-) Stu- dien­be­wer­ber gemes­sen an Erst­stu­di­en­be­wer­bern ein prin­zi­pi­ell gerin­ge­rer Schutz- und För­der­an­spruch be- ste­he. Dem­ge­mäß sei­en Erschwe­run­gen des Zugangs zu einem Zweit­stu­di­um (im Aus­gangs­punkt) ver­fas­sungs- gemäß. So hat das BVerfG in sei­ner Recht­spre­chung dem Gesetz­ge­ber die Befug­nis zuer­kannt, „im Inter­es­se einer gerech­ten Ver­tei­lung von Lebens­chan­cen“ den Bewer- bern/Bewerberinnen für ein Zweit­stu­di­um in Fächern mit bun­des­wei­ten Zulas­sungs­be­schrän­kun­gen strengere

  1. 14  Vgl einer­seits Ver­laut­ba­rung des BMBW v 15.7.2013: Der Bolo­gna-Pro­zess: eine euro­päi­sche Erfolgs­ge­schich­te, http:// www.bmbf.de/de/3336.php; Grund­le­gend anders etwa: CHE — Con­sul­ting­fir­ma-Cen­trum für Hoch­schul­ent­wick­lung „Auf dem Berg ist vor dem Berg“, Modell­rech­nung zum Nach­fra­ge­po­ten­ti­al April 2013: Es fehl­ten im schlimms­ten Fall 36.000 Plät­ze Der Zuge­winn über die Hoch­schul­pak­te sei unzu­rei­chend. www.che. de/downloads/CHE_AP_159_Master-prognose_2013.pdf; s auch Spie­gel online 8.1.2014 „Das Mas­ter-Desas­ter“, www.spiegel.de/ uni­spie­gel/­stu­di­um/­mas­ter-stu­di­um-bache­lor-stu­den­ten-kaemp- fen-um-plaetze-a-925595.html.
  2. 15  Vgl hier­zu bereits Brehm/Zimmerling, Eig­nungs­prü­fun­gen und Mas­ter-Zulas­sungs­vor­aus­set­zun­gen als Stu­di­en­zu­las­sungs­hür­de, NVwZ 2012, 1376.

Vor­aus­set­zun­gen zuzu­mu­ten als einem Erst­stu­di­en­be- werber.

Die­se Recht­spre­chung bezieht sich auf die gesetz­li- chen Regeln für die Stu­di­en­gän­ge, deren Auf­nah­me­ka- pazi­tät im Zen­tra­len Ver­ga­be­ver­fah­ren nach den hier­für aus­ge­bil­de­ten Aus­wahl­kri­te­ri­en zu ver­ge­ben sind. Sie kop­pelt an § 32 HRG und die für das Zen­tra­le Ver­ga­be- ver­fah­ren bestimm­ten Quo­ten u.a. für Zweit­stu­di­en­be- wer­ber und das hier­für gel­ten­de Aus­wahl­sys­tem an.

Die­se Aus­sa­gen mit dem Stich­wort „Ver­tei­lung von Lebens­chan­cen“ wer­den nun­mehr seit Ein­füh­rung der gestuf­ten Stu­di­en­struk­tur von Tei­len der Rechtsp­re- chung jeden­falls ergän­zend dazu ange­spro­chen, an wel- che fach­lich bezo­ge­nen Qua­li­fi­ka­ti­ons­merk­ma­le eines Bewerbers/einer Bewer­be­rin um einen Mas­ter­stu­di­en- platz, der/die den Bache­lor­ab­schluss als sol­chen besitzt, der Gesetz­ge­ber – bzw. auf­grund lan­des­ge­setz­li­cher Er- mäch­ti­gung die jewei­li­ge Hoch­schu­le – bei der Zugangs- ent­schei­dung anknüp­fen darf.

Die hier­zu ersicht­li­che Recht­spre­chung geht dabei ganz über­wie­gend davon aus, dass es sich bei einem – auch kon­se­ku­tiv aus­ge­stal­te­ten – Mas­ter­stu­di­en­gang der der­zei­ti­gen Struk­tur jeden­falls grund­sätz­lich um ein Zweit­stu­di­um han­de­le und zieht dies als wei­te­res Be- grün­dungs­ele­ment dafür her­an, dass die recht­li­chen Nor­men, die das Erfor­der­nis einer „beson­de­ren Qua­li­fi- kat­ion“ über den blo­ßen Bache­lor­ab­schluss hin­aus sta­tu- ieren, nicht per se ver­fas­sungs­wid­rig sei­en. Die wei­te­ren ver­fas­sungs­recht­li­chen Anfor­de­run­gen an sol­che Rege- lun­gen, ins­be­son­de­re deren Erfor­der­lich­keit und Ange- mes­sen­heit (Über­maß­ver­bot), die ohne­hin gel­ten, wür- den damit aber nicht gegenstandslos.17

Dabei wird zugleich – jeden­falls der Sache nach – eine ver­fas­sungs­recht­lich ableit­ba­re unein­ge­schränk­te und anspruchs­be­grün­den­de Fort­füh­rungs­ga­ran­tie von einem Bache­lor- zu einem Mas­ter­stu­di­en­gang grund- sätz­lich ver­neint, und zwar auch im kon­se­ku­ti­ven Be- reich.

16 BVerfG, Beschl v 3.11.1982 — 1 BvR 900/78, juris.
17 Vgl zB OVG Baut­zen, Beschl v 27.2.2012 – NC 2 B 14/12,

juris; OVG NRW, Beschl v 17.2.2010 — 13 C 411/09, juris; VG Düs­sel­dorf, Beschl v 1.12.2010 — 15 L 1642/10, juris ; OVG NRW, Beschl v 26.1.2011 — 13 B 1640/10, juris; OVG Ber­lin Bran­den- burg, Beschl v 2.5.2011- OVG 5 S 27/10, juris, offen­ge­las­sen für kon­se­ku­ti­ve Stu­di­en­gän­ge; wohl der Sache nach auch OVG Saar- land, Beschl v 16.1.2012 — 2 B 409/11, juris; OVG NRW, Beschl

v 16.5.2013 — 13 B 309/13, juris, dort auch mit Über­le­gun­gen zu „ein­heit­li­chen“ Stu­di­en­gän­gen bzw zur behaup­te­ten Situa­ti­on, dass der Bache­lor­ab­schluss tat­säch­lich nicht die letzt­lich erstreb­te Berufs­per­spek­ti­ve bie­te, die das gestuf­te Sys­tem grund­sätz­lich eröff­ne (etwa Psy­cho­lo­gie Mas­ter); BayVGH, Beschl v 2.9.2013 — 7 CE 13.1084, juris.

154 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 3 (2014), 151–164

Eine ande­re Ansicht ver­tre­ten bei kon­se­ku­ti­ven Mas- ter­stu­di­en­gän­gen im Lehr­amts­be­reich das OVG Lüne- burg18 und das VG Osnabrück19: Das VG Osna­brück hat auf die­ser Grund­la­ge im Anschluss an eine ent­spre­chen- de Eil­ent­schei­dung nun­mehr auch in einem Haupt­sa- cheverfahren20 noten­ab­hän­gi­ge Zugangs­vor­aus­set­zun- gen zu lehr­amts­be­zo­ge­nen Mas­ter­stu­di­en­gän­gen als mit Art. 12 Abs. 1 GG unver­ein­bar ange­se­hen. Dass der vor- aus­ge­gan­ge­ne Bache­lor­stu­di­en­gang gene­rell poly­va­lent ange­legt sei, sei uner­heb­lich, da die Klä­ge­rin durch ihre Modul­wahl ihren letzt­end­li­chen Berufs­wunsch, Leh­re- rin zu wer­den, hin­rei­chend deut­lich gemacht habe. Die- ses Berufs­ziel im Sin­ne eines berufs­qua­li­fi­zie­ren­den Ab- schlus­ses kön­ne sie ohne den Mas­ter­ab­schluss – als Vor- aus­set­zung für das Refe­ren­da­ri­at – nicht errei­chen. Eine beson­de­re Noten­hür­de für den Ein­tritt in ein Mas­ter­stu- dium sei eine fak­tisch erhöh­te Bestehens­gren­ze für den Bache­lor­ab­schluss, was nicht gerecht­fer­tigt sei. Eine Ver- gleich­bar­keit von beson­de­ren Eig­nungs­no­ten aus dem Bache­lor­ab­schluss mit einer Zwi­schen­prü­fung bestehe nicht.

Nimmt man die KMK-Aus­sa­gen zu dem neu­en Struk­tur­kon­zept als Aus­gangs­punkt, kön­ne nach Auf­fas- sung von Mai­er, die aller­dings von der von Brehm vert­re- tenen abweicht, wenig Zwei­fel dar­an bestehen, dass auch bei kon­se­ku­tiv auf­ein­an­der bezo­gen Bache­lor- und Mas- ter­stu­di­en­gän­gen (und wohl auch bei lehr­amts­be­zo­ge- nen Bil­dungs­gän­gen, bei denen der Bache­lor­stu­di­en- gang poly­va­lent ist) der Mas­ter­stu­di­en­gang ein zwei­ter eigen­stän­di­ger Stu­di­en­gang sein soll. Das gilt nach Mai- er auch unter Berück­sich­ti­gung des § 10 HRG, wonach Stu­di­en­gän­ge sol­che sind, die „in der Regel“ zu einem berufs­qua­li­fi­zie­ren­den Abschluss füh­ren. Auch unter die­ser Maß­ga­be dürf­te der Bache­lor­ab­schluss den ers­ten Hoch­schul­ab­schluss eines berufs­qua­li­fi­zie­ren­den, näm- lich poly­va­lent aus­ge­rich­te­ten Erst­stu­di­ums ver­mit­teln und der nach­fol­gen­de kon­se­ku­ti­ve Mas­ter­stu­di­en­gang damit ein Zweit­stu­di­um sein. § 10 Abs. 1 Satz 2 HRG mit sei­ner Fik­ti­on, dass „als berufs­qua­li­fi­zie­rend“ im Sin­ne die­ses Geset­zes auch der Abschluss eines Stu­di­en­gangs gilt, durch den die fach­li­che Eig­nung für einen berufs- qua­li­fi­zie­ren­den Vor­be­rei­tungs­dienst oder eine beruf­li- che Ein­füh­rung ver­mit­telt wird“, zie­le noch auf das alte Stu­di­en­struk­tur­mo­dell vor der Umset­zung des Bolo­gna- Pro­zes­ses ab. § 10 Abs. 1 Satz 2 HRG erfor­de­re zudem nicht, dass ein Stu­di­en­gang gera­de und unbe­dingt auf

  1. 18  OVG Lüne­burg, Beschl v 3.7.2013 — 2 ME 228/13, juris.
  2. 19  VG Osna­brück, Beschl v 7.5. 2013 — 1 C 8/13, juris.
  3. 20  VG Osna­brück, Urteil v 10.12.2013, 1 A 77/13, juris, n rk.
  4. 21  Dort ist für das Ver­ga­be­recht nun­mehr bestimmt: „Bewer­be­rin-nen und Bewer­ber, die einen Stu­di­en­gang mit dem Bachelorgrad

ein bestimm­tes abgrenz­ba­res und wun­sch­ent­spre­chen- des spä­te­res Berufs­feld hin aus­ge­rich­tet sein müs­se. Auf die indi­vi­du­el­le Stu­di­en­gangs­ge­stal­tung im Bache­lor­stu- dium, aus­ge­drückt durch die Modul­wahl des Stu­die­ren- den, abzu­stel­len, erschei­ne ange­sichts der im Aus­gangs- punkt breit aus­ge­rich­te­ten beruf­li­chen Befä­hi­gungs­be­rei- che, die in dem jewei­li­gen Bache­lor­stu­di­en­gang cur­ri­cu­lar ange­spro­chen sei­en, eben­falls als sehr problematisch.

Eine Lösung des Pro­blems, ob der Mas­ter­stu­di­en- gang ein Zweit­stu­di­um oder in Wahr­heit (ggf. nach ver- fas­sungs­recht­li­chen Grund­sät­zen) als Teil eines ein­heit- lichen Erst­stu­di­ums zu begrei­fen ist, fol­ge nach Auf­fas- sung von Mai­er auch nicht – etwa als Aus­druck eines all- gemei­nen Rechts­ge­dan­kens – aus § 23 Abs. 8 Ver­ga­be­VO NRW in der Fas­sung der 7. Ände­rungs­VO vom 24.06.2013.21 Die Vor­schrift drü­cke nur eine Bana­li­tät aus, dass näm­lich bei der Ver­ga­be der durch die jewei­li- ge Zulas­sungs­zah­len­ver­ord­nung aus­ge­wie­se­nen Mas­ter- stu­di­en­plät­ze die Bewerber/innen, die das kon­se­ku­tiv vor­aus­ge­hen­de Bache­lor­stu­di­um oder ein ver­gleich­ba­res Vor­stu­di­um absol­viert haben, kei­ner für die­sen Mas­ter- stu­di­en­gang zu bil­den­den „Son­der­quo­te für Zweit­stu­di- enbe­wer­ber“ unter­fal­len. Dies wäre näm­lich unsin­nig, da die aus­ge­wie­se­nen Mas­ter­stu­di­en­plät­ze – und nicht nur eine gerin­ge Quo­te hier­von – gera­de an die­sen Be- wer­ber­kreis aus­zu­keh­ren sind.

b) Zulas­sungs­kri­te­ri­en für einen – ins­be­son­de­re kon­se- kuti­ven – Masterstudiengang

Der The­men­be­reich der Zulas­sungs­kri­te­ri­en für einen Stu­di­en­platz in einem Mas­ter­stu­di­en­gang hat in der rich­ter­li­chen Rechts­an­wen­dung bzw. in der anwalt­li­chen Ver­tre­tung der um einen sol­chen Stu­di­en­platz nach­su- chen­der Bewerber/innen in ers­ter Linie Bedeu­tung im Bereich der inner­ka­pa­zi­tär bezo­ge­nen Rechts­schutz­ge- suche, und zwar sowohl in Eil­sa­chen als auch – inso­weit erst lang­sam anlau­fend – im Bereich von Haupt­sa­che- verfahren.

Wei­ter strah­len die­se Zulas­sungs­kri­te­ri­en aber auch aus auf außer­ka­pa­zi­tär bezo­ge­ne Rechts­schutz­ge­su­che. Eine außer­ka­pa­zi­tä­re (auch vor­läu­fi­ge) Zulas­sung zu ei- nem Mas­ter­stu­di­en­gang bzw. eine hier­auf auf­bau­en­de Ein­schrei­bung ist näm­lich nur mög­lich, wenn der Be- werber/die Bewer­be­rin die sub­jek­ti­ven Vor­aus­set­zun­gen für die­sen Mas­ter­stu­di­en­gang erfüllt. Ist dies nicht der Fall, besteht ein Ein­schrei­bungs­hin­der­nis. Die Feststel-

abge­schlos­sen haben und sich um einen Platz in einem Stu­di- engang bewer­ben, der dar­auf auf­baut und mit dem Mas­ter­grad abschließt, sind kei­ne Bewer­be­rin­nen und Bewer­ber um ein Zweit­stu­di­um im Sin­ne des § 17; dies gilt nicht für ein zusätz­li- ches mit dem Mas­ter­grad abschlie­ßen­des Studium“.

Maier/Brehm · Zugangs- und Aus­wahl­re­geln zur Auf­nah­me eines Mas­ter­stu­di­en­gangs 1 5 5

lung von außer­ka­pa­zi­tär etwa noch vor­han­de­nen Stu­di- enplät­zen durch gericht­li­che Ent­schei­dung führt den/die Studienwillige(n) des­halb nicht wei­ter, weil er/sie an der Ver­ga­be die­ser etwa­igen Mehr­plät­ze nicht betei­ligt wer- den kann.22 Die­ser außer­ka­pa­zi­tä­re Streit­be­reich bliebt hier außer Acht.23

III. Ver­fah­rens­recht

1. Ver­fah­rens­recht­li­che Vor­aus­set­zun­gen im Bewer- bungs­ver­fah­ren bei der Hochschule

Mit dem Antrag bei der Hoch­schu­le, gerich­tet auf die (inner­ka­pa­zi­tä­re) Zulas­sung zu einem bestimm­ten Mas- ter-Stu­di­en­gang, wird ein Ver­fah­rens­rechts­ver­hält­nis begrün­det, des­sen Aus­ge­stal­tung im Ein­zel­nen aus dem jewei­li­gen Lan­des­recht (Ver­ga­be­VO) in Ver­bin­dung mit den ein­schlä­gi­gen – for­mell und mate­ri­ell wirk­sa­men – Hoch­schul­ord­nun­gen (zumeist benannt als Zugangs- und Zulas­sungs­ord­nun­gen) bzw. Sat­zun­gen folgt.24 Der Kata­log der erfor­der­li­chen Antrags­un­ter­la­gen, deren Nicht­er­fül­lung zur Ableh­nung des Zulas­sungs­an­trags führt bzw. füh­ren kann, muss durch die Ord­nung der Hoch­schu­le kon­kret bestimmt sein.

Her­vor­zu­he­ben sind dabei:

- Zulas­sungs­an­trag unter Frist­wah­rung
Die Ord­nun­gen bestim­men regel­mä­ßig Aus­schluss­fris- ten für die Antrag­stel­lung. Je nach Nor­mie­rung tritt kei- ne Ver­län­ge­rung bei Fris­ten­de an einem Wochen­en­de oder einem gesetz­li­chen Fei­er­tag ein, s. aus­drück­lich § 3 Abs. 8 Ver­ga­be­VO NRW.25 Die Aus­schluss­frist gilt dabei regel­mä­ßig auch für die voll­stän­dig zu über­mit­teln­den Antrags­un­ter­la­gen. Teil­wei­se wer­den inso­weit Nach­fris- ten ein­ge­räumt. Eine gene­rel­le Rechts­pflicht der Hoch- schu­le hier­zu besteht aller­dings wohl nicht.
- Die Ord­nun­gen ent­hal­ten regel­mä­ßig Bestim­mun­gen über eine aus­schließ­lich elek­tro­ni­sche Antrag­stel­lung (Online-Antrag mit einem sog. Bewer­ber­tool). Hier­zu muss eine Ermäch­ti­gung vor­han­den sein.26 Bei die­ser digi­ta­len Bewer­bung sind die ein­zel­nen Unter­la­gen regel­mä­ßig (von Son­der­grup­pen wie etwa nicht­deut- schen Bewerbern/Bewerberinnen abge­se­hen) selbst (les- bar) ein­zu­scan­nen und auch selbst hochzuladen.

Kor­re­spon­die­rend zu der Online-Antrag­stel­lung wird zumeist auch der wei­te­re Fort­gang des Ver­fah­rens online aus­ge­stal­tet. Ins­be­son­de­re wer­den die auf den Zu-

  1. 22  Vgl OVG NRW, Beschl v 11.2.2014 – 13 B 80/14, www.nrwe.de.
  2. 23  Vgl dem­nächst Brehm/Zimmerling, Die Ent­wick­lung des Hoch-schul­zu­las­sungs­rechts seit 2008 in: NVwZ online.
  3. 24  Zum Bei­spiel § 23 iVm § 3 Ver­ga­be­VO NRW.

las­sungs­an­trag erge­hen­den – mit Rechts­mit­tel­be­leh­rung ver­se­he­nen – Beschei­de dann eben­falls elek­tro­nisch in ein ent­spre­chen­des Online-Post­fach über­mit­telt. Dies hat die Oblie­gen­heit des Bewerbers/der Bewer­be­rin zur Fol­ge, zur Mei­dung einer Bestands­kraft von Ableh- nungs­be­schei­den oder des Ver­lus­tes der frist­ge­bun­de- nen Ein­schrei­bungs­mög­lich­keit bei posi­ti­ven Zulas- sungs­ent­schei­dun­gen die­ses Post­fach regel­mä­ßig und eng­ma­schig zu kontrollieren.27 Die Rechts­grund­la­gen hier­für fin­den sich regel­mä­ßig in den VergabeVOen28 i.V.m. der jewei­li­gen Zugangs- und Zulas­sungs­ord­nung der ein­zel­nen Hochschule.

2. Eini­ges zu den vor­zu­le­gen­den Unterlagen

Der Kata­log der zu über­mit­teln­den Antrags­un­ter­la­gen dif­fe­riert von Hoch­schu­le zu Hoch­schu­le und auch je nach Stu­di­en­gang. Er hängt ganz wesent­lich davon ab, wel­che inhalt­li­chen Zugangs- bzw. Aus­wahl­kri­te­ri­en die ent­spre­chen­de Zulas­sungs­ord­nung für den ein­zel­nen Mas­ter­stu­di­en­gang als maß­geb­lich bestimmt.

Die Hoch­schu­len haben hier­zu als Hil­fe­stel­lung zu dem Online-Antrag zumeist erläu­tern­de Hin­wei­se in das Inter­net ein­ge­stellt. Zudem steht das Stu­di­en­bü­ro zur In- for­ma­ti­on über den Umfang der Antrags­un­ter­la­gen zur Ver­fü­gung. Die Inter­net-Hin­wei­se fin­den sich oft­mals auch in eng­li­scher Spra­che. Eine Pflicht zur Ver­öf­fent­li- chung in wei­te­ren Fremd­spra­chen besteht nicht. Der In- halt der jewei­li­gen Zulas­sungs­ord­nung über den Kata­log der vor­zu­le­gen­den Antrags­un­ter­la­gen und die in das In- ter­net ein­ge­stell­ten Infor­ma­tio­nen hier­zu müs­sen zuein- ander kon­sis­tent sein. Unklar­hei­ten oder Wider­sprü­che dürf­ten dem Bewer­ber nicht ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den kön­nen. Die Rechts­fol­ge bei einer unauf­lös­ba­ren Inkon- sis­tenz dürf­te das Recht zum Nach­rei­chen ein­zel­ner Un- ter­la­gen sein, ggf. auch noch im Lauf des gericht­li­chen Verfahrens.

Der Umfang der vor­zu­le­gen­den Unter­la­gen muss aus der Zulas­sungs­ord­nung selbst hin­rei­chend klar ables­bar sein, und zwar gemes­sen am Ver­ständ­nis­ho­ri­zont des sich ange­mes­sen bemü­hen­den Bewer­bers. Jen­seits die­ses Pflich­ten­krei­ses ver­blei­ben­de Unklar­hei­ten dürf­ten zu Las­ten der Hoch­schu­le gehen, ins­be­son­de­re wenn be- glei­tend in das Inter­net ein­ge­stell­te Erläu­te­run­gen eben- falls in dem jewei­li­gen Punkt unklar oder sogar wider- sprüch­lich sind. Sol­che Fäl­le im Bereich der Antrag­s­tel- lung sind jedoch – soweit ersicht­lich – bis­her jeden­falls nicht strei­tig ent­schie­den worden.

25 Bestä­tigt durch OVG NRW, Beschl v 6.12.2011 — 13 C 69/11, juris. 26 Vgl zB VG Müns­ter, Beschl v 25.11.2010 — 9 L 551/10, juris.
27 Vgl VG Müns­ter, Beschl v 28.11.2013 – 9 L 655/13, www.nrwe.de. 28 Vgl zB § 23 Abs 7 mit § 3 Abs 6 Ver­ga­be­VO NRW.

156 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 3 (2014), 151–164

Ent­hält der Kata­log Anfor­de­run­gen, die ersicht­lich kei­nen Bezug zu der spä­ter zu tref­fen­den Zugangs- oder Aus­wahl­ent­schei­dung haben, dürf­te deren Nicht­er­fül- lung unschäd­lich sein.

3. Für­sor­ge­pflich­ten der Hochschule?

Bei einer Unvoll­stän­dig­keit der ein­ge­reich­ten Bewer- bungs­un­ter­la­gen besteht wohl kei­ne Rechts­pflicht der Hoch­schu­le, auf etwa­ige Lücken bei der Antrag­stel­lung so recht­zei­tig hin­zu­wei­sen, dass der Man­gel noch beho- ben wer­den kann.29 Bei einer Bewer­bung „kurz vor Tores­schluss“ wer­den sol­che Hin­wei­se auch fak­tisch oft- mals nicht mög­lich sein.

Streng ver­fährt das OVG NRW30 mit Antrag­stel­lern um einen Mas­ter­stu­di­en­platz, was deren Nach­weis­ver- pflich­tun­gen im Antrags­ver­fah­ren betrifft: Die inhalt- lich/fachliche Zuordnung/Bewertung der Modu­l­an­tei­le aus dem Erst­stu­di­um, wie sie die Zugangs- und Zulas- sungs­ord­nung als zugangs- und bewer­tungs­re­le­vant be- stimmt, muss bereits aus den inner­halb der Frist bei der Hoch­schu­le vor­ge­leg­ten Unter­la­gen mög­lich sein. Un- klar­hei­ten gin­gen zu Las­ten des Bewer­bers. Es bestehe kei­ne Mög­lich­keit, im gericht­li­chen Ver­fah­ren noch wei- tere Unter­la­gen nach­zu­brin­gen, auch nicht bloß klar­s­tel- lend.

Ähn­lich lie­gen die Pro­ble­me, wenn ein im Aus­land erwor­be­ner Bache­lor­ab­schluss hin­sicht­lich sei­ner in- halt­li­chen Ver­gleich­bar­keit mit einem deut­schen Stu­die- nab­schluss ein­schließ­lich der erreich­ten Noten unklar ist.

4. Vor­zei­ti­ge Antragstellung

Grund­sätz­lich eröff­nen die Lan­des-Hoch­schul­ge­set­ze und die Zulas­sungs­ord­nun­gen die Mög­lich­keit, dass die Bewer­bung um einen Mas­ter­stu­di­en­platz auch schon vor dem end­gül­ti­gen Abschluss des Bache­lor­stu­di­ums erfol­gen kann, etwa wenn die Bache­lor-The­sis zwar schon geschrie­ben, aber noch nicht bewer­tet ist. Die Bewer­bung basiert in die­sen Fäl­len auf einer vor­läu­fi­gen Leis­tungs­stands­be­schei­ni­gung und der im Bewer­bungs- zeit­punkt aktu­el­len Durch­schnitts­no­te. Die Vor­la­ge des abschlie­ßen­den Bache­lor­zeug­nis­ses erfolgt, ent­sp­re- chend einer dem Zulas­sungs­be­scheid oft­mals bei­gefüg- ten Bedin­gung, bei der Ein­schrei­bung. Die Zulas­sung wird teil­wei­se auch unter Vor­be­halt mit der Auf­la­ge, den Bache­lor­ab­schluss inner­halb kon­kret gesetz­ter Fris­ten nach­zu­wei­sen, aus­ge­spro­chen. Der Bewerber/Die Bewer-

  1. 29  Argu­ment etwa: § 3 Abs 6 Satz 2 mit § 23 Abs 2 Ver­ga­be­VO NRW unter Ver­weis auf die Bestim­mun­gen über das Zulas­sungs­ver­fah- ren der Hochschulen.
  2. 30  OVG NRW, Beschl v 13.12.2012 — 13 B 1325/12, www.nrwe.de.

berin wird in sol­chen Fäl­len mit die­sen früh­zei­ti­gen und noch unvoll­stän­di­gen Leis­tungs­merk­ma­len im Antrags- ver­fah­ren von der Hoch­schu­le bewer­tet und – bei zulas- sungs­zah­len­be­schränk­ten Stu­di­en­gän­gen – damit in die Rang­fol­ge der Bewer­bun­gen ein­ge­stellt. Unter­schei­det sich der end­gül­ti­ge Bache­lor­ab­schluss in sei­nen Qua­li­fi- kat­ions­merk­ma­len von dem vor­läu­fi­gen Leis­tungs­stand im Bewer­bungs­zeit­punkt, besteht Einig­keit, dass in sol- chen Fall­si­tua­tio­nen eine letzt­end­lich etwa ein­tre­ten­de Ver­än­de­rung (Ver­bes­se­rung oder auch Ver­schlech­te- rung der Abschluss­no­te) unbe­rück­sich­tigt blei­ben muss.31 Alles ande­re wür­de bei Aus­wahl­sys­te­men mit Rang­platz­zu­wei­sun­gen zu einem Cha­os füh­ren. Die Rege­lung in der Zulas­sungs­ord­nung zu einer früh­zei­tig mög­li­chen Bewer­bung ist für den Bewerber/die Bewer- berin im Aus­gangs­punkt güns­tig, weil sie Zeit­ver­lus­te ver­mei­det und eine naht­lo­se Stu­di­en­fort­füh­rung ermög- licht. Die damit mög­li­cher­wei­se kor­re­spon­die­ren­den nach­ge­hen­den Ände­run­gen in den Qua­li­fi­ka­ti­ons­pa­ra- metern sind dann sys­tem­be­dingt in Kauf zu nehmen.

Soweit das OVG Bautzen,32 gestützt auf die säch­si­sche Studienplatzvergabeverordnung33 für die Zulas­sung zum Mas­ter­stu­di­um for­dert, dass zum Zeit­punkt der Bewer- bung das Erst­stu­di­um bereits abge­schlos­sen sein muss, folgt dem die Pra­xis der Säch­si­schen Hoch­schu­len nicht.

5. Zusam­men­fas­sen­de Betrachtung

Betrach­tet man die – zudem je nach Hoch­schu­le und Stu­di­en­gang noch­mals unter­schied­lich nach Inhalt und Umfang ver­pflich­tend bestimm­ten – Kata­lo­ge der Bewer­bungs­un­ter­la­gen und ver­ge­gen­wär­tigt man sich die Rechts­fol­gen, die bei Ver­let­zung die­ser for­mel­len Bewer­bungs­be­din­gun­gen ein­tre­ten (näm­lich zumeist der Aus­schluss vom Zulas­sungs­ver­fah­ren allein aus die- sem Grun­de), so liegt die Pro­blem­hal­tig­keit für die Bewer­ber auf der Hand.

Nach den Erfah­run­gen der Ver­fas­ser mit ein­zel­nen Hoch­schu­len ist ein hin­rei­chen­des lnfor­ma­ti­ons­an­ge­bot aller­dings durch­weg vor­han­den. Im Kern gilt mit­hin der Grund­satz: Man muss sich selbst sorg­fäl­tig mit der An- gele­gen­heit, die von hohem per­sön­li­chen Gewicht ist, befas­sen und sich ggf. recht­zei­tig infor­mie­ren. Rechts- pflich­ten der Hoch­schu­le (etwa Kon­troll- und Hin­weis- pflich­ten auf unvoll­stän­dig vor­ge­leg­te Antrags­un­ter­la- gen) bestimmt die gel­ten­de Nor­men­la­ge nicht. Die stren- ge Recht­spre­chung des OVG NRW für die Ver­fah­ren bei der Stif­tung ist gleich­ge­rich­tet. Ande­res mag nur dann in

31 OVG Ham­burg, Beschl v 8.6.2012 — 3 Nc 43/11, juris.
32 OVG Baut­zen, Beschl v 27.2.2012, — NC 2 B 14/12, juris. 33 S § 4 Abs 1 Satz 1 und § 24 Sächs­Stud­PlVer­ga­be­VO vom

29.6.2010, SächsGVBl 2010, S 204.

Maier/Brehm · Zugangs- und Aus­wahl­re­geln zur Auf­nah­me eines Mas­ter­stu­di­en­gangs 1 5 7

Betracht kom­men, wenn der Bewerber/die Bewer­be­rin nach­weis­lich und ursäch­lich durch die Hoch­schu­le falsch bera­ten wurde.34

IV. Zur inhalt­li­chen Zulas­sungs­ent­schei­dung im Bereich von (insb. kon­se­ku­ti­ven) Mas­ter­stu­di­en­gän- gen:

1. Ein- und zwei­stu­fi­ges Verfahren

Es gibt in Bezug auf die zu tref­fen­de Ent­schei­dung über das Zulas­sungs­ge­such zwei Aus­ge­stal­tungs­mög­lich­kei- ten, nämlich

- ein ein­stu­fi­ges Zulas­sungs­ver­fah­ren, in dem allein die durch die Zulas­sungs­ord­nung gere­gel­ten Zugangs­vor- aus­set­zun­gen geprüft wer­den. Lie­gen die­se vor, erfolgt die Zulas­sung; denk­bar ist dies aller­dings nur bei nicht zulas­sungs­zah­len­be­schränk­ten Mas­ter­stu­di­en­gän­gen, weil hier kei­ne wei­te­re Aus­wahl (im Sin­ne einer Rang­bil- dung unter den kon­kur­rie­ren­den Bewer­bern) statt­fin- det;

- ein zwei­stu­fi­ges Zulas­sungs­ver­fah­ren (1. Stu­fe: Zugangs- vor­aus­set­zun­gen für das Mas­ter­stu­di­um, 2. Stu­fe: Aus- wahl­ver­fah­ren bei Bewerberüberhang)

Denk­bar ist auch ein for­mal ein­stu­fi­ges Ver­fah­ren, dass sowohl die Zugangs­prü­fung als auch – uno actu – einen rang­bil­den­den (Punkt-)Wert zum Ergeb­nis hat.

In der Pra­xis ste­hen die zwei­stu­fig aus­ge­bil­de­ten Ver- fah­ren im Vordergrund.

2. Zu den mate­ri­el­len – indi­vi­du­el­len – Zugangs­vor­aus- set­zun­gen zum (kon­se­ku­ti­ven) Masterstudium

Nor­ma­tiv wird der Zugang zum jewei­li­gen Mas­ter­stu­di- um durch län­der­spe­zi­fi­sche Rege­lun­gen mit einer Ermäch­ti­gung zur nähe­ren nor­ma­ti­ven Bestim­mung der all­ge­mei­nen und beson­de­ren Qua­li­fi­ka­ti­ons­vor­aus­set- zun­gen durch die jewei­li­ge Hoch­schu­le in der Rechts- form einer Hoch­schul­sat­zung oder ‑ord­nung aus­ge­s­tal- tet.35

Die Lan­des­ge­set­ze bestim­men dabei durch­gän­gig das Erfor­der­nis eines ers­ten berufs­qua­li­fi­zie­ren­den Hoch- schul­ab­schlus­ses (zumeist heu­te: Bache­lor) und wei­ter die Ermäch­ti­gung zu sat­zungs- oder ord­nungs­recht­li- chen Rege­lun­gen der Hoch­schu­le selbst in Bezug auf stu- dien­gangs­spe­zi­fi­sche wei­te­re Zugangsvoraussetzungen.

  1. 34  Zur lnformationspflicht/Fürsorgepflicht der Hoch­schu­le bei kurz- fris­ti­gen Norm­än­de­run­gen (ent­schie­den für das Anmel­de­ver­fah- ren zu Prü­fun­gen durch VGH Mün­chen, Beschl v 3.2.2014 — 7 C 14.17, juris).
  2. 35  Eini­ge Bei­spie­le aus dem Lan­des­recht: § 49 Abs 7 HG NRW, § 6

Die­se Struk­tur ent­spricht den Ent­schlie­ßun­gen der KMK und auch den Aus­sa­gen der Bologna-Erklärung.

a) Betrach­tung der Anforderungen

Die Anfor­de­rung eines ers­ten berufs­qua­li­fi­zie­ren­den Hoch­schul­ab­schlus­ses für den Zugang zu einem Mas­ter- stu­di­en­gang als sol­che ist unproblematisch.

Für die wei­te­ren Erfor­der­nis­se für den Zugang zu ei- nem kon­se­ku­ti­ven Mas­ter­stu­di­en­gang gilt dies aller- dings nicht ohne Wei­te­res. Wenig zwei­fel­haft ist dabei, dass der vor­aus­ge­hend absol­vier­te (Bache­lor-) Stu­di­en- gang im Ver­hält­nis zu dem erstreb­ten kon­se­ku­tiv ange- leg­ten Mas­ter­stu­di­en­gang „fach­lich ein­schlä­gig“ sein muss, damit der Mas­ter­stu­di­en­gang an das im Erst­stu­di- um absol­vier­te Cur­ri­cu­lum und die dabei erwor­be­nen Kennt­nis­se und Fähig­kei­ten anknüp­fen kann. Ob man dies unter die „fach­li­che Ein­schlä­gig­keit“ oder unter das Tat­be­stands­merk­mal des „qua­li­fi­zier­ten Erst­ab­schlus- ses“ oder unter das Erfor­der­nis einer “beson­de­ren Eig- nung“ sub­su­miert, ist hier­bei nicht ent­schei­dend, da sich die­se Anfor­de­rung aus der Natur der Sache, näm­lich der Kon­se­ku­tivi­tät der Stu­di­en­gän­ge ergibt.

Dem ent­spricht auch das ECTS-Sys­tem, das im Rah- men der gestuf­ten Stu­di­en­gang­struk­tur als Regel be- stimmt, dass bei einer Regel­stu­di­en­zeit von drei Jah­ren für den Bache­lor­ab­schluss ein­schlä­gi­ge 180 ECTS-Punk- te nach­zu­wei­sen sind und für den kon­se­ku­tiv ange­leg­ten Mas­ter­ab­schluss unter Ein­schluss des vor­an­ge­gan­ge­nen- Bache­lor­stu­di­ums 300 ECTS-Punk­te benö­tigt werden.36 Das setzt aus der Sicht des erstreb­ten Mas­ter­stu­di­ums eben eine fach­li­che Nähe der bereits absol­vier­ten Bache- lor­mo­du­le zu die­sem Mas­ter­stu­di­um vor­aus. Die Akk­re- ditie­rungs­merk­ma­le ent­spre­chen die­sem „kon­se­ku­ti- ven“ System.

b) Ermäch­ti­gungs­grund­la­ge

Pro­ble­ma­ti­siert wur­de in der Recht­spre­chung, ob die unter­halb der lan­des­ge­setz­li­chen Rege­lun­gen lie­gen­den sat­zungs­recht­li­chen Nor­mie­run­gen der Hoch­schu­le zur Aus­fül­lung der Merk­ma­le „beson­de­re Eig­nung“ bzw. „qua­li­fi­zier­ter Erst­ab­schluss“ ver­fas­sungs­recht­lich als sub­jek­ti­ve Berufs­zu­las­sungs­re­geln einer Aus­bil­dung durch for­mel­les Gesetz bedür­fen oder ob die­se Rege­lun- gen den jewei­li­gen Hoch­schul­sat­zun­gen als bloß unter- gesetz­li­che Rechts­nor­men über­las­sen wer­den dür­fen (Stich­wort: Wesent­lich­keits­theo­rie). Das in der Recht-

Abs 4 Satz 4 iVm Abs 2 Satz 7 HZG BW, § 43 Abs 5 BayHSchG, § 18 Abs 8 Nie­dersHG, § 10 Abs 5 BerlHG, § 17 Abs 10 SächsHS- FG.

36 S KMK 22.9.2005.

158 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 3 (2014), 151–164

spre­chung hier­zu gefun­de­ne Ergeb­nis ist ein­deu­tig: Die Nor­mie­rung der Ein­zel­kautelen des jewei­li­gen Mas­ter- zugangs kön­nen – nicht zuletzt wegen der Hoch­schul­au- tono­mie und weil der Lan­des­ge­setz­ge­ber bei der Fül­le der betrof­fe­nen Mas­ter­stu­di­en­gän­ge hier­zu auch nicht in der Lage wäre – der Hoch­schu­le nor­maus­fül­lend über- ant­wor­tet werden.37

Dass der Zugang zu einem Mas­ter­stu­di­en­gang von sub­jek­ti­ven Zulas­sungs­vor­aus­set­zun­gen, ins­be­son­de­re von indi­vi­du­el­len Qua­li­fi­ka­tio­nen des Bewer­bers abhän- gig gemacht wer­den kann, ist ver­fas­sungs­recht­lich als sol­ches beja­hend geklärt.

c) Zu den beson­de­ren Zugangs­er­for­der­nis­sen für ein kon­se­ku­ti­ves Mas­ter­stu­di­um im Einzelnen:

aa) For­mell­recht­li­che Anforderungen

Die jewei­li­ge Hoch­schul­ord­nung muss for­mell wirk­sam in Kraft gesetzt, also durch eine recht­satz­för­mi­ge Rege- lung getrof­fen und ord­nungs­ge­mäß ver­öf­fent­licht wor- den sein.38

bb) Inhalt­li­che Wirksamkeitsvoraussetzungen

Wie bei jeder unter­ge­setz­li­chen Norm muss der lan­des- gesetz­li­che Ermäch­ti­gungs­rah­men ein­ge­hal­ten sein und den aus dem Ver­fas­sungs­recht fol­gen­den Anfor­de­run- gen genügt werden.

Die­se Anfor­de­run­gen las­sen sich dahin zusam­men- fas­sen, dass die Zugangs­er­for­der­nis­se vor dem ver­fas- sungs­recht­li­chen Hin­ter­grund des Art 12 Abs. 1 GG (als sub­jek­ti­ve Berufs­zu­las­sungs­vor­aus­set­zun­gen) den Ge- boten der Erfor­der­lich­keit (Not­wen­dig­keit) und Ver­hält- nis­mä­ßig­keit (im enge­ren und wei­te­ren Sin­ne) unter­fal- len. Die Zugangs­be­schrän­kun­gen müs­sen mit dem BVerfG – in Abwä­gung des Gewichts der betrof­fe­nen öf- fent­li­chen und pri­va­ten Belan­ge – zum Schutz beson­ders wich­ti­ger Gemein­schafts­gü­ter dien­lich und not­wen­dig sein.

Was das Gewicht der öffent­li­chen Belan­ge und den Gewich­tungs­vor­gang unter Ein­schluss der Zumut­bar- keit für den Bewer­ber angeht, räumt die Rechtsprechung

  1. 37  S etwa: VG Bre­men, Beschl v 5.5.2010 — 6 V 293/10, juris; OVG Rhein­land-Pfalz, Beschl v 21.7.2010 — 10 D 10792/10, juris; OVG Bre­men, Beschl v 6.8.2010 — 2 B 133/10‚ juris; VGH Baden-Würt- tem­berg, Beschl v 9.8.2011 — 9 S 1687/11‚ juris; BayVGH, Beschl v 25.4.2012 — 7 CE 12.153 und vom 18.3.2013 — 7 CS 12.1779 jeweils juris; Berl­VerfGH, Beschl v 19.6.2013 — 150/12‚ juris; VG Stutt­gart, Urteil v 10.9.2013 — 13 K 2959/12, juris.
  2. 38  So auch VG Stutt­gart, Urteil vom 10.9.2013 — 13 K 2959/12, juris; vgl auch VGH Mann­heim, Beschl vom 9.8.2011 — 9 S 1687/11, juris.
  3. 39  Zusam­men­fas­sung etwa bei Hail­bron­ner, WissR 2008, 107; Lind­ner, NVwZ-Extra 2010 (Fn 7); s auch VerfGH Ber­lin, Beschl v 19.6 2013 (Fn 37): weit­ge­hen­der Gestaltungsspielraum.

dem Norm­ge­ber – hier ins­be­son­de­re der Hoch­schu­le – eine Ein­schät­zungs­prä­ro­ga­ti­ve ein. Das gilt vor allem für die als erfor­der­lich ange­se­he­ne fach­li­che Qua­li­fi­ka­ti­on des Bewer­bers für das Masterstudium.39

Grund­sätz­lich bean­stan­dungs­frei dürf­ten mit Blick auf die gewoll­te „Auf­ein­an­der­be­zo­gen­heit“ und Stu­fig- keit bei­der Stu­di­en­gän­ge auch für die durch Prü­fungs- oder Zulas­sungs­ord­nung bestimm­ten Anfor­de­run­gen an den Stu­di­en­in­halt des Erst­stu­di­en­gangs sein. Baut der kon­se­ku­ti­ve Mas­ter­stu­di­en­gang bereits defi­ni­ti­ons­ge- mäß auf im Bache­lor­stu­di­en­gang ver­mit­tel­te Kennt­nis­se und Qua­li­fi­ka­tio­nen auf und ist er dar­auf ange­legt, die­se in qua­li­fi­zier­ter Form zu ver­tie­fen, zu ver­brei­tern und fachlich/wissenschaftlich zu spezialisieren,40 so ist es nach­voll­zieh­bar, dass für den Ein­tritt in das jewei­li­ge Mas­ter­stu­di­um der Nach­weis von bestimm­ten „Erst­stu- dienleistungen/Inhalten/Modulen“ ver­langt wer­den kann, an die das Mas­ter­stu­di­um – und zwar bereits von Anfang an – anknüpft.41

cc) Der „gewoll­te Heim­vor­teil“ als recht­li­ches Problem

Bestimmt die Zulas­sungs­ord­nung des Mas­ter­stu­di­en- gangs einer Hoch­schu­le, dass im vor­aus­ge­gan­ge­nen Bache­lor­stu­di­um ein Modul erfolg­reich absol­viert sein muss, das es ggf. nur an die­ser kon­kre­ten Hoch­schu­le gibt, so ist man schnell bei der Fra­ge, ob dies nur des­halb gefor­dert wird, weil die Fakul­tät oder der Fach­be­reich eigent­lich nur „Eigen­ge­wäch­se“ und kei­ne „Fremd­lin­ge“ in „ihrem“ Mas­ter­stu­di­en­gang haben will. Im Gewer­be- recht kennt man sol­ches – etwa bei Aus­wahl­entsch­ei- dun­gen – auch unter dem Begriff „bekannt und bewährt“. Die Gül­tig­keit von hoch­schul­recht­li­chen Zugangs­er­for- der­nis­sen mit sol­chen „haus­ge­mach­ten Modu­len“, die ersicht­lich dar­auf zie­len, Heim­vor­tei­le zu gewäh­ren, ist, wenn sie nicht zum Kern­be­reich des Bache­lor­stu­di­ums die­ser Fach­rich­tung gehö­ren, gemes­sen am Maß­stab der Erfor­der­lich­keit und Sach­ge­rech­tig­keit sehr bedenk- lich.42

Aller­dings gibt es auch Ten­den­zen in der Rechtsp­re- chung‚ wonach man nicht zwin­gend mit jedem ein­schlä- gigen Bache­lor­ab­schluss das Recht haben müs­se, an je-

40 S Struk­tur­vor­ga­ben KMK.
41 S VGH Mün­chen, Beschl v 3.2.2014 — 7 CE 13.2131‚ juris: Im

Mas­ter­stu­di­en­gang BWL der Nach­weis über als erfor­der­lich ange­se­he­ne Erst­stu­di­en­leis­tun­gen in den Berei­chen BWL, VWL, Mathe­ma­tik und Sta­tis­tik mit Anknüp­fung an die ECTS-Leis- tungs­punk­te (die Stu­di­en­in­hal­te und Leis­tun­gen in quan­ti­ta­ti­ver Hin­sicht wider­spie­geln), ggf auch Anknüp­fung an die Modul­no- ten in die­sen Berei­chen als qua­li­ta­ti­ves Element.

42 Fäl­le aus der Pra­xis: VG Müns­ter, Beschl v 20.12.2012 — 9 L 452/12, www.nrwe.de (zu Modul­un­ter­schie­den je nach Bun­des- land im lehr­amts­be­zo­ge­nen Bache­lor­stu­di­um; VGH Mün­chen, Beschl v 18.3.2013 — 7 CS 12.1779, juris).

Maier/Brehm · Zugangs- und Aus­wahl­re­geln zur Auf­nah­me eines Mas­ter­stu­di­en­gangs 1 5 9

der ande­ren Hoch­schu­le im Bun­des­ge­biet in einen ver- gleich­ba­ren Mas­ter­stu­di­en­gang ein­tre­ten zu kön­nen (Gedan­ke der Hochschulautonomie).43

dd) For­de­rung nach einer bestimm­ten Abschluss­no­te des Bache­lor­stu­di­en­gangs für den Zugang zu kon­se­ku­ti- ven Masterstudiengängen

Gene­rell bejaht die Recht­spre­chung die Wirk­sam­keit sol­cher Anfor­de­run­gen. Einen Über­blick gibt hier­zu etwa der Beschluss des Ver­fas­sungs­ge­richts­hofs des Lan- des Ber­lin vom 19.06.2013.44 Dort fin­den sich auch Aus- füh­run­gen zu den für eine Noten­hür­de spre­chen­den und vom Ver­ord­nungs­ge­ber bei sei­ner Ent­schei­dung – mit Bewer­tungs­vor­rang – ein­be­zieh­ba­ren Gründen.

Zur Fra­ge, wel­che Min­dest­in­hal­te und Min­dest­no­ten für den Ein­tritt in das Mas­ter­stu­di­um ver­langt wer­den kön­nen, ent­hält die Ber­li­ner Geset­zes­re­ge­lung mit § 10 Abs. 5 BerlHG die ten­den­zi­ell engs­te Vor­ga­be mit dem Zusatz: „wenn sie – d.h. die dar­über hin­aus­ge­hen­den Eig­nungs- und Qua­li­fi­ka­ti­ons­vor­aus­set­zun­gen – wegen spe­zi­el­ler fach­li­cher Anfor­de­run­gen des jewei­li­gen Mas- ter­stu­di­en­gangs nach­weis­lich erfor­der­lich sind.“

In der Recht­spre­chung fin­den sich bei­spiel­haft fol- gen­de für recht­mä­ßig ange­se­he­ne Zugangs­vor­aus­set- zungen:

- Hoch­schul­ab­schluss in einem Stu­di­en­gang, der einen Min­dest­an­teil von wirt­schafts­wis­sen­schaft­li­chen Fach­in- hal­ten von 70 ECTS-Leis­tungs­punk­ten aufweist,45
- dass der ers­te berufs­qua­li­fi­zie­ren­de Hoch­schul­ab- schluss im Fach Poli­tik­wis­sen­schaf­ten oder in einem Stu­di­en­gang mit poli­tik­wis­sen­schaft­li­chen Schwer­punk- ten erreicht wor­den sein muss,46

- dass eine Aus­wahl­sat­zung für den Mas­ter-Stu­di­en­gang Medi­zin-Manage­ment für Wirt­schafts­wis­sen­schaft­ler bestim­men darf, dass für den Abschluss des Erst­stu­di- ums 50 bis 80 Noten­punk­te und in einem Aus­wahl­ge- spräch 60 Noten­punk­te erreicht wer­den können,47

  1. 43  Berl­VerfGH (Fn 37).
  2. 44  Berl­VerfGH (Fn 37).
  3. 45  VGH Mann­heim, Beschl v 24.1.2012, — 9 S 3310/11‚ Beck­RS 2012,47154 und juris.
  4. 46  OVG Ham­burg Beschl v 7. 2. 2012 — 3 Bs 227/11‚ Beck­RS 2012,47838.
  5. 47  OVG NRW, Beschl v 4.7.2012 – 13 B 597/12, NVwZ 2012,1419, Beck­RS 2012, 53779 (teil­wei­se auf­ge­ge­ben durch Beschl v14.2.2014 – 13 b 1423/13, juris).
  6. 48  OVG NRW, Beschl v 2.2.2012 — 13 B 17/12, Beck­RS 2012, 47222und juris.
  7. 49  OVG NRW, Beschl v 17.2.2010 — 13 C 411/09‚ Beck­RS 2010,46809 und juris.
  8. 50  VG Ber­lin, Beschl v 11.11.2011 ‑3 L 554/11‚ Beck­RS 2011, 56011und juris.
  9. 51  VG Bre­men, Beschl v 28.10.2011 – 5 V 1100/11, Beck­RS 2011,55373 und juris.

- dass 20 ECTS-Leis­tungs­punk­te aus dem Bereich der Volks­wirt­schafts­leh­re erreicht wor­den sein müssen48
- dass für die Zulas­sung zum Mas­ter­stu­di­en­gang Inter- natio­nal Eco­no­mics das Erst­stu­di­um min­des­tens mit der Gesamt­no­te 2,3 abge­schlos­sen sein müsse,49

- dass für den Zugang zum Mas­ter­stu­di­en­gang „Medi­en und poli­ti­sche Kom­mu­ni­ka­ti­on“ in Ber­lin ein Hoch- schul­ab­schluss mit einem Anteil von min­des­tens 60 ECTS-Leis­tungs­punk­ten in Publizistik‑, Kom­mu­ni­ka- tions- und Medi­en­wis­sen­schaft oder Jour­na­lis­tik, davon min­des­tens zehn ECTS-Punk­te in sozi­al­wis­sen­schaft­li- chen For­schungs­me­tho­den nach­ge­wie­sen wer­den müss- ten,50

- dass für den Mas­ter­stu­di­en­gang „Pfle­ge­wis­sen­schaft“ ein Hoch­schul­ab­schluss im Bache­lor­stu­di­um Gesund- heits­wis­sen­schaf­ten oder in einem „als gleich­wer­tig aner­kann­ten Stu­di­en­gang“ mit Stu­di­en­leis­tun­gen in einem Umfang von min­des­tens 180 ECTS-Punk­ten oder adäqua­te Leis­tun­gen erfor­der­lich sei,51

- Durch­schnitts­no­te 2,0 für die Zulas­sung zum Mas­ter- Stu­di­en­gang „Ver­han­deln und Gestal­ten von Ver­trä- gen“,52
- Abschluss des Bache­lor­stu­di­ums mit der ECTS-Note „C“ für den Zugang zum Mas­ter­stu­di­en­gang Betriebs- wissenschaftslehre,53

- Grenz­no­te 2,5 für Zulas­sung zum Mas­ter­stu­di­en­gang Umweltethik,54
- Grenz­no­te 2,9,55
- Grenz­no­te 2,5 (bei einem Stu­di­um der Rechts­wis­sen- schaf­ten 7,5 Punk­te) und das Bestehen eines Eng­lisch- tests (TOEIC-Tests) mit min­des­tens 750 Punkten,56

- für den Zugang zum Stu­di­en­gang Mas­ter of Edu­ca­ti­on „erzie­hungs­wis­sen­schaft­li­che Grund­la­gen“ im Umfang min­des­tens 9 CP oder gleich­wer­ti­ge Leis­tun­gen nach­zu- wei­sen seien,“57

- Grenz­no­te 2,6,58 — Grenz­no­te 2,5,59 — Grenz­no­te 2,9.60

52 VG Frank­furt aM, Beschl v 10.6.2009 — 12 L 856/09, juris‚ bestä­tigt durch VGH Kas­sel, Beschl v 29.9.2009 — 10 B 2042/09‚ Beck­RS 2012, 50041.

53 VG Mainz, Beschl v 14.6.2010 — 14 L 198/10, Beck­RS 2010, 50502. 54 VG Augs­burg, Beschl v 17.10.2013 — Au 3 E 13.1534, juris.
55 OVG Saar­lou­is, Beschl v 16.1.2012 – 2 B 409/11, NVwZ-RR 2012,

235 und Beck­RS 2012, 45878.
56 OVG Lüne­burg, Beschluss v 7.06.2010 — 2 NB 375/09, BeckRS

2010, 49901 und juris.
57 OVG Bre­men, Beschl v 19.5.2010 — 2 B 370/09 -‚ NVwZ-RR 2010,

684.
58 OVG Saar­lou­is, vgl Fn 55.
59 OVG Bre­men, Beschl v 6.8.2010 — 2 B 133/10, NVwZ-RR 2010,

923; OVG NRW, Beschl v 14.1.2010 — 13 B 1632/09, www.nrwe.

de.
60 VG Saar­lou­is, Beschl v 27.10.2011 — 1 L 772/11‚ Beck­RS 2011,

56534 und juris.

160 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 3 (2014), 151–164

Nicht aus dem Blick zu ver­lie­ren ist bei all die­sen An- knüp­fun­gen an Erst­stu­di­en­leis­tun­gen aller­dings, dass die Bache­lor­ab­schluss­no­te nicht etwa den zum Ende die- ses Stu­di­en­gangs aktu­ell gege­be­nen Leis­tungs­stand auf- zeigt. Die Bache­lor­mo­dul­prü­fun­gen wer­den näm­lich stu­di­en­be­glei­tend abge­legt, und zwar begin­nend schon bald nach Stu­di­en­an­fang. Die all­ge­mei­ne Pro­ble­ma­tik, inwie­weit mathe­ma­ti­sier­te Noten und Noten­stu­fen über- haupt geeig­net sind, belast­ba­re Aus­sa­gen über die jewei- lige Qua­li­fi­ka­ti­on in Rich­tung auf ein spä­te­res Berufs­ziel zu machen, auf das ein Stu­di­en­gang aus­ge­rich­tet ist, ist ein eige­nes The­ma, das hier nicht ver­tieft wer­den kann. Es soll der Hin­weis dar­auf genü­gen, dass sich die Pro­ble- matik fort­setzt, wenn in der Zulas­sungs­ord­nung nicht nur eine bestimm­te Min­dest­ge­samt­no­te aus dem Erst- stu­di­um bestimmt wird, son­dern zusätz­lich auch noch Min­dest­no­ten in ein­zel­nen Modu­len ver­langt werden.

In gericht­li­chen Haupt­sa­che­ver­fah­ren kann es in Be- tracht kom­men, die Hoch­schu­le (Fakul­tät, Fach­be­reich) auf­zu­for­dern, ihr Bewer­tungs­sys­tem ins­ge­samt und die Grenznote(n) im Ein­zel­nen nach­voll­zieh­bar fach­lich zu begrün­den. Was dabei über All­ge­mei­nes hin­aus an Aus- füh­run­gen zu erwar­ten wäre, kann man­gels Durch­füh- rung sol­cher Haupt­sa­che­ver­fah­ren von den Ver­fas­sern noch nicht abge­schätzt wer­den. Ggf. könn­ten auch die Akkre­di­tie­rungs­un­ter­la­gen – soweit rele­vant – bei­gezo- gen wer­den. Das Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren ist näm­lich gera­de auch dar­auf ange­legt, die fach­li­chen Min­de­stan- for­de­run­gen zum Zugang zum jewei­li­gen Mas­ter­stu­di- engang zu verbalisieren.

ee) An wel­chen Merk­ma­len darf die beson­de­re Ein- gangs­qua­li­fi­ka­ti­on ange­knüpft werden?

Das OVG NRW61 hat hier­zu für das nord­rhein-west­fä­li- sche Recht ent­schie­den, dass für die Zugangs­stu­fe allein auf die Qua­li­tät des den Zugang zum Mas­ter­stu­di­um ver­mit­teln­den Hoch­schul­ab­schlus­ses abzu­stel­len ist und wei­te­re – auch ergän­zen­de – Eig­nungs­fest­stel­lun­gen mit ande­rem Bezug damit unzu­läs­sig seien.

Dem ging ein Beschluss des VG Müns­ter vor­aus, wo- nach die Berück­sich­ti­gung etwa der Abitur­no­te und ei- nes Moti­va­ti­ons­schrei­bens auf der Stu­fe der Zugangs- prü­fung zum Mas­ter­stu­di­en­gang der Betriebs­wirt- schafts­leh­re feh­ler­haft sei.62

Dies für NRW zugrun­de gelegt, dürf­te die Zugang­sal- ter­na­ti­ve man­cher Zulas­sungs­ord­nun­gen, wonach die Zuge­hö­rig­keit zu einer näher benann­ten Grup­pe der

  1. 61  Ua Beschl v 26.1.2011 – 13 B 1649/10, juris.
  2. 62  VG Müns­ter, Beschl v 15.11.2010 — 9 L 529/10 und Beschl vom

Bes­ten eines Jahr­gangs (Bes­ten­ran­king) den Zugang zum Mas­ter­stu­di­um auch dann eröff­net, wenn die gene- rell gel­ten­de Noten­gren­ze nicht erreicht wur­de, Bestand haben. Auch hier wird näm­lich an das Bache­lor­er­geb­nis des Ein­zel­nen, und zwar im Gefü­ge der Abschluss­ko­hor- te ange­knüpft. Dass hier die Berück­sich­ti­gung sons­ti­ger Qua­li­fi­ka­tio­nen nicht ein­mal zum Aus­gleich von Defi­zi- ten der Abschluss­no­te her­an­ge­zo­gen wer­den kön­ne, hat aller­dings eine beson­de­re Schär­fe der Grenz­no­te zur Fol- ge und schließt Kom­pen­sa­ti­ons­mög­lich­kei­ten auf im- mer aus. Man soll­te dabei in der Wir­kungs­ab­schät­zung und auch in der recht­li­chen Beur­tei­lung jeden­falls mit beden­ken, dass – von der Hoch­schu­le auch so gewoll­te – wei­te­re Wege über die Zugangs­hür­de, zumal wenn sie auch in der Akkre­di­tie­rung fest­ge­hal­ten wor­den sind, zuguns­ten des Bewerbers/der Bewer­be­rin wir­ken. Dass die Qua­li­tät des Mas­ter­stu­di­en­gangs unter Betei­li­gung auch sol­cher Stu­die­ren­den merk­lich lei­den wür­de, dürf- te schwer­lich anzu­neh­men sein. Die Hoch­schu­le selbst hat aus­weis­lich ihrer Zugangs­ord­nung hier offen­bar kei- ne Besorgnisse.

In den ande­ren Bun­des­län­dern ist die Rechts­la­ge, was den Kanon der zugangs­er­heb­li­chen Bewer­tungs­quel­len an- geht und die dar­an ange­schlos­se­ne Recht­spre­chung anders, so z.B. in Bay­ern. Soweit dort bereits wei­ter­ge­hen­de Qua­li- fika­ti­ons­merk­ma­le (Moti­va­ti­ons­schrei­ben pp.) auf der Zu- gangs­stu­fe ein­be­zo­gen wer­den, gel­ten hier inhalt­lich die wei­ter unten ange­spro­che­nen Kriterien.

ff) „Fach­ver­wand­ter Abschluss“ – Referenzstudiengang

In diver­sen Mas­ter­zu­gangs­ord­nun­gen wird die Qua­li­fi- kat­ion zum Mas­ter­stu­di­um unter ande­rem nach­ge­wie- sen durch einen ers­ten berufs­qua­li­fi­zie­ren­den, in Bezug auf den jewei­li­gen Mas­ter­stu­di­en­gang fach­spe­zi­fi­schen oder fach­ver­wand­ten Abschluss an einer Hoch­schu­le bzw. einen sons­ti­gen gleich­wer­ti­gen Abschluss. Die­sen Zugangs­weg hat das VG Ansbach63 des­halb ver­neint, weil die erwor­be­nen wirt­schafts­wis­sen­schaft­li­chen Kennt­nis­se im Stu­di­en­gang „Mode- und Design­ma­na- gement“ an der Aka­de­mie für Mode und Design und damit nicht an einer Uni­ver­si­tät erwor­ben wur­den. Damit waren die for­ma­len Anfor­de­run­gen des § 2 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 FPO Mar­ke­ting nicht erfüllt. Dass die­se Kennt­nis­se aus­drück­lich an einer Uni­ver­si­tät erwor­ben sein muss­ten, hat das Gericht nicht wei­ter pro­ble­ma­ti- siert.

29.10.2013 — 9 L 469/13, jeweils www.nrwe.de. 63 Beschl v 27.10.2010 — AN 2 E 10.10315, juris.

Maier/Brehm · Zugangs- und Aus­wahl­re­geln zur Auf­nah­me eines Mas­ter­stu­di­en­gangs 1 6 1

3. Son­der­si­tua­ti­on bei lehr­amts­be­zo­ge­nen Mas­ter­stu­di- engängen

Noch nicht abschlie­ßend in der Recht­spre­chung geklärt ist, wie bereits ange­spro­chen, ob auch im Bereich der Stu­di­en­gän­ge mit Abschluss zum „Mas­ter of Edu­ca­ti­on“ auf der Zugangs­stu­fe an den vor­aus­ge­gan­ge­nen Bache- lor­ab­schluss „beson­de­re qua­li­ta­ti­ve Anfor­de­run­gen“ gestellt wer­den dür­fen. Hin­ter­grund der beson­de­ren Bedeu­tung die­ser Fra­ge ist, dass nach den maß­geb­li­chen Vor­schrif­ten der Mas­ter­ab­schluss als ers­tes Staats­e­xa- men gilt und des­halb nur über den erfolg­rei­chen Mas­ter- abschluss der Ein­stieg in den Vor­be­rei­tungs­dienst für ein staat­li­ches Lehr­amt mög­lich ist.

Der Dis­kus­si­ons­stand wird mit der im Eil­ver­fah­ren ergan­ge­nen Ent­schei­dung des OVG Lüne­burg vom 03.07.201364 und einer Haupt­sa­chen­ent­schei­dung des VG Osnabrück65 – dem Ergeb­nis des Eil­ver­fah­rens folgend66 – einer­seits und den gegen­läu­fi­gen Äußerungen67 ande- rer­seits dargestellt.

Ähn­li­che Pro­ble­me stel­len sich im Bereich des Stu­di- ums der Psy­cho­lo­gie Bachelor/Master (Hin­ter­grund: Eine Nie­der­las­sungs­mög­lich­keit als psy­cho­lo­gi­scher Psy­cho­the­ra­peut wird nach dem Berufs­recht nur durch der Mas­ter­ab­schluss eröff­net. Hier hilft man weit­ge­hend über eine ange­bots­er­wei­tern­de Anteil­quo­te bei der Ka- pazitätsfestsetzung68).

4. Wei­te­re beson­de­re Zugangserfordernisse

Erfor­der­lich ist häu­fig der Nach­weis von – zumeist eng- lischen – Sprach­kennt­nis­sen. Die­se Anfor­de­rung dürf­te je nach Aus­bil­dung der Zulas­sungs­ord­nung gele­gent­lich unter dem Gesichts­punkt des Über­maß­ver­bo­tes Zwei­fel auf­wer­fen. Kei­ne Zwei­fel hat­te inso­weit das OVG Lüne- burg69 bei einem Mas­ter­stu­di­en­gang „Manage­ment & Entrepreneurship/Major Tax/Auditing (LL.M.) an der Leu­pha­na Uni­ver­si­tät Lüne­burg, die auch an einem dor- tigen „lnno­va­tions-lnku­ba­tor“ teilhat.

Zum Nach­weis deut­scher Sprach­kennt­nis­se hat sich vor kur­zem der VGH München70 geäu­ßert, für das Eil- ver­fah­ren eine Inter­es­sen­ab­wä­gung vor­ge­nom­men und für die Haupt­sa­che die Vor­la­ge an den EuGH „ange- droht“ (Es ging um den Mas­ter­stu­di­en­gang „Musik­päd-

  1. 64  OVG Lüne­burg, Beschl v 3.7.2013 – 2 ME 228/13, juris.
  2. 65  VG Osna­brück, Urteil v 10.12.2013 — 1 A 77/13, (n rk) juris.
  3. 66  VG Osna­brück, Beschl v 7.5.2013 — 1 C 8/13 – offen lassend.
  4. 67  S insb Lind­ner, NVwZ-Extra 2010 Heft 6; Hail­bron­ner, WissR2008, 106.
  5. 68  Vgl hier­zu OVG Lüne­burg, Beschl v 20.2.2013, 2 NB 386/12‑,juris; OVG Lüne­burg, Beschl v 9.8.2012 — 2 NB 326/11 ua, juris; OVG NRW, Beschl v 13.3.2012 — 13 B 26/12, juris; VG Müns­ter, Beschl v 21.12.2011 – 9 Nc 204/11 und Beschl v 9.12.2013 – 9 L

ago­gik Instrument/Gesang“ und das gefor­der­te Sprach- niveau C1 CEFR).

V. Eini­ges zum nach­fol­gen­den Aus­wahl­ver­fah­ren (2. Stu­fe) für einen kon­se­ku­ti­ven Mas­ter­stu­di­en­gang – glei­ches gilt, wenn die Aus­wahl­kri­te­ri­en in ein ein­stu- figes Sys­tem ein­be­zo­gen wor­den sind

Durch die dort Platz grei­fen­den Kri­te­ri­en nach Maß­ga­be der zugrun­de lie­gen­den Rege­lun­gen wird bei Bewer­ber- über­hang in zulas­sungs­zah­len­be­schränk­ten Mas­ter­stu- dien­gän­gen eine rang­bil­den­de Aus­wahl unter den grds. zulas­sungs­fä­hi­gen Bewer­bern getrof­fen, was wegen der gericht­lich über­prüf­ba­ren Rechts­bin­dung bei Hoch- schul­leh­rern nicht immer auf Freu­de stößt.71

Denk­ba­re Aus­wahl­kri­te­ri­en auf der Basis des gel­ten- den Rechts sind aus der Aus­wer­tung der Recht­spre­chung bis­her folgende:

- Die Anleh­nung an die Kri­te­ri­en des Aus­wahl­ver­fah- rens der Hoch­schu­len (AdH) nach Art. 10 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 und Satz 2 ff. Staats­ver­trag, wobei – jeden­falls in NRW – die aus dem Erst­ab­schluss fol­gen­de Qua­li­fi­ka­ti- on bei der Aus­wahl­ent­schei­dung den „maß­geb­li­chen Ein­fluss“ haben muss.72

- Abitur­no­te: Für die Ent­schei­dung zum Mas­ter­stu­di­um ist die Anknüp­fung an oft­mals lang zurück­lie­gen­de schu­li­sche Leis­tun­gen trotz des etwa zugrun­de lie­gen­den Gedan­kens an eine zu erwar­ten­de Leis­tungs­kon­sis­tenz problematisch.

- Moti­va­ti­ons­schrei­ben: Die Berück­sich­ti­gung eines Moti­va­ti­ons­schrei­bens ist eben­falls wegen feh­len­der Über­prüf­bar­keit sei­nes Inhal­tes recht­lich bedenk­lich. Zudem „schwö­ren“, wie den Ver­fas­sern bekannt ist, erstaun­lich vie­le Mas­ter­be­wer­ber in ihren wohl­ge­setz­ten Moti­va­ti­ons­schrei­ben auf ihr außer­or­dent­li­ches Inte­res- se an gera­de die­ser Uni­ver­si­tät und gera­de die­ser Fakul- tät, wer­den dann zuge­las­sen und nut­zen spä­ter in durch- aus hoher Zahl die­se Zulas­sung nicht aus. Die Hoch- schu­len grei­fen die­ses Phä­no­men – aller­dings unter Bei­be­hal­tung die­ses Aus­wahl­kri­te­ri­ums – oft­mals durch eine sehr hohe Über­bu­chungs­quo­te auf.

604/13, bei­de juris bzw. www.nrwe.de; VGH Mün­chen, Beschl v 17.06.2013 — 7 CE 13.10001, juris; So auch Bahro/Berlin, Das Hoch­schul­zu­las­sungs­recht, 4. Aufl, § 12 Kap­VO Rn 4.

69 OVG Lüne­burg, Beschl v 7.6.2010 — 2 NB 375/09, juris.
70 VGH Mün­chen, Beschl v 6.2.2014 — 7 CE 13.2222, juris.
71 S hier­zu etwa Ehr­mann Mei­se­berg, Wirt­schafts­wiss Fakul­tät der

WWU Müns­ter, in einem Arti­kel in FAZ Nr 163 v 17.7.2013 mit

dem Titel „Auto­no­mie in Halb­trau­er“.
72 Zuletzt: OVG NRW, Beschl v 14.2.2014 — 13 B 1423/13, juris.

162 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 3 (2014), 151–164

- Fach­spe­zi­fi­sche Stu­dier­fä­hig­keits­tests: Die­se sind in NRW als Aus­wahl­kri­te­ri­um ausgeschlossen.73
- Aus­wahl­ge­sprä­che: Die­se hat der VGH München74 grund­sätz­lich gebil­ligt. Im kon­kre­ten Ver­fah­ren hat­te der Anord­nungs­an­trag aus ande­ren Grün­den Erfolg.75 Aus­wahl­ge­sprä­che im Rah­men von Eig­nungs­feststel- lungs­ver­fah­ren sind dort zwar als sol­che zuläs­sig, dür­fen jedoch ange­sichts ihrer Punk­tua­li­tät, Zufalls­be­dingt­heit und Will­kür­an­fäl­lig­keit wohl nur als ergän­zen­des Kri­te- rium her­an­ge­zo­gen wer­den und ein sons­ti­ges bis­lang gezeig­tes und im Rei­fe­zeug­nis beleg­tes Bega­bungs­spekt- rum nicht relativieren.

- Bes­ten­ran­king: Ein sol­ches „Bes­ten­ran­king“ wird vom VGH München76 grund­sätz­lich als Aus­wahl­mit­tel als geeig­net ange­se­hen, wenn „eige­ne“ und frem­de Bewer- ber kon­kur­rie­ren. Es sei ein taug­li­ches zusätz­li­ches Bewer­tungs­kri­te­ri­um, das auf unter­schied­li­che Bewer- tungs- und Qua­li­fi­ka­ti­ons­maß­stä­be ande­rer Hoch­schu- len Rück­sicht nimmt. Hin­wei­se hier­auf sind auch einem Beschluss des OVG NRW zu entnehmen.77

- Sons­ti­ge Qua­li­fi­ka­tio­nen, erwor­ben inner­halb oder außer­halb des Hoch­schul­be­reichs, was bei einer sach­ge- rech­ten Anwen­dung unbe­denk­lich sein kann.

VI. Rechts­fol­gen gera­de für das Eil­ver­fah­ren bei feh- ler­haf­ter Zulas­sungs­ord­nung bzw. bei feh­ler­haf­ter Anwen­dung der Zulassungskriterien

Die Zulas­sungs­zahl ist zumeist im Zeit­punkt der gericht- lichen Eil­ent­schei­dung auf­ge­füllt, teil­wei­se bestehen sogar Über­las­ten wegen Über­bu­chung. In einem sol­chen Fall hat das VG Müns­ter einen Bewer­ber trotz­dem zuge- lassen78 und dies u.a. wie folgt begrün­det: Man­gels wirk- samer Aus­wahl­kri­te­ri­en kön­ne kein Rang­platz ermit­telt wer­den; das Gericht sei nicht befugt, ein eige­nes Aus- wahl­sys­tem zu kre­ieren. Die Hoch­schu­le sei nach Abschluss des Zulas­sungs­ver­fah­rens – also rück­wir­kend – hier­zu eben­falls nicht mehr in der Lage. Die Über­last sei aus Grün­den der Fol­gen­be­sei­ti­gung uner­heb­lich. In einem Beschwer­de­ver­fah­ren hat das OVG NRW79 die Trag­fä­hig­keit die­ser Begrün­dungs­ele­men­te, die auch von wei­te­ren Ver­wal­tungs­ge­rich­ten auf­ge­grif­fen wur- den, jüngst offen gelas­sen, da die Hoch­schu­le in ihrer Beschwer­de dies nicht gerügt hatte.

  1. 73  Vgl zB OVG NRW, Beschl v 26.1.2011 — 13 B 1640/10. Danach folgt allein aus dem – ggf qua­li­fi­zier­ten – Bache­lor­ab­schluss die Eig­nung für das Mas­ter­stu­di­um. Die­se darf nicht durch einen Test über­prüft werden.
  2. 74  VGH Mün­chen, Beschl v 2.2.2012 — 7 CE 11.3019, juris.
  3. 75  Die Hoch­schu­le hat­te über­höh­te Anfor­de­run­gen gestellt und die­An­trag­stel­le­rin trotz einer Durch­schnitts­no­te von 1,5, über­wie- gend guten bis sehr guten Noten in den für den Stu­di­en­gang ein­schlä­gi­gen Fächern sowie einem „gut“ im Auswahlgespräch

Nach Auf­fas­sung des VGH Mannheim80 begrün­det die Fest­stel­lung der Feh­ler­haf­tig­keit eines Aus­wahl­ver- fah­rens für sich allein noch kei­nen Anspruch des Klä­gers auf Zulas­sung im Mas­ter-Stu­di­en­gang Manage­ment. Viel­mehr erwach­se aus ihr in der Regel nur ein An- spruch auf erneu­te Durch­füh­rung eines feh­ler­frei­en Aus­wahl­ver­fah­rens. Ein Anspruch auf unmit­tel­ba­re Zu- las­sung bestehe in der Regel nur dann, wenn sich fest- stel­len las­se, dass bei feh­ler­frei­er Durch­füh­rung des Aus- wahl­ver­fah­rens der Klä­ger einen Stu­di­en­platz erhal­ten wür­de. Im kon­kre­ten Fall nahm der VGH Mann­heim Beson­der­hei­ten an, die einen unmit­tel­ba­ren Zulas­sungs- anspruch begrün­de­ten. Man­gels eines recht­mä­ßi­gen Aus­wahl­ver­fah­rens rich­te sich die Beur­tei­lung des Zu- las­sungs­ge­suchs des Klä­gers nach der Grund­an­for­de- rung des § 29 Abs. 2 Satz 5 LHG, also dem Vor­han­den- sein eines Hoch­schul­ab­schlus­ses oder eines gleich­wer­ti- gen Abschlus­ses sowie nach den Zugangs­vor­aus­set­zun- gen des § 3 der Zulas­sungs­ord­nung, die der Klä­ger unstrei­tig erfüll­te. Bei die­ser Sach­la­ge erstar­ke, wie be- reits das VG Müns­ter in ähn­li­chen Kon­stel­la­tio­nen ange- nom­men hat­te, der an sich nur bestehen­de Anspruch auf eine erneu­te feh­ler­freie Durch­füh­rung eines Aus­wahl- ver­fah­rens aus Grün­den der sonst nicht mög­li­chen Fol- gen­be­sei­ti­gung zu einem unmit­tel­ba­ren Zulas­sungs­an- spruch. Dem Anspruch des Klä­gers steht nicht ent­ge­gen, dass das Zulas­sungs­ver­fah­ren für das Win­ter­se­mes­ter 2012/13 abge­schlos­sen sei und sämt­li­che nach der Zulas- sungs­zah­len­ver­ord­nung zu ver­ge­ben­den Stu­di­en­plät­ze im Mas­ter-Stu­di­en­gang Manage­ment ver­ge­ben wor­den sind. Eine zusätz­li­che Zulas­sungs­ver­pflich­tung der Hoch­schu­le bei einem feh­ler­haf­ten Aus­wahl­ver­fah­ren bestehe nach der Recht­spre­chung dann, wenn über die kapa­zi­tä­re Soll­zahl hin­aus wei­te­re Bewer­ber im Wege der Über­bu­chung zuge­las­sen wur­den (vgl. OVG NRW81). Dies bejah­ten die genann­ten Gerich­te im jewei­li­gen kon- kre­ten Fall, denn die dor­ti­ge Beklag­te hat­te über die fest- gesetz­te Zulas­sungs­zahl von 205 Stu­di­en­plät­zen hin­aus zum Win­ter­se­mes­ter 2012/13 im Wege der Über­bu­chung 365 Bewer­ber zugelassen.

Eine ande­re Auf­fas­sung zur unmit­tel­ba­ren Zulas­sung bei feh­ler­haft durch­ge­führ­ten Zulas­sungs­ver­fah­ren ver- tritt das VG Hannover.82 Nach Abschluss des Haupt­ver- fah­rens kön­ne im inner­ka­pa­zi­tä­ren Streit nach § 123

nicht zuge­las­sen.
76 VGH Mün­chen, Beschl v 18.03.2013 — 7 CS 12.1779, juris.
77 OVG NRW, Beschl v 26.01.2011 — 13 B 1640/11, juris.
78 VG Müns­ter, Urt v 08.12.2011 — 9 K 1832/10; Beschl v 13.11.2013

– 9 L 494/13, jeweils www.nrwe.de.
79 Beschl v 14.02.2014 — 13 B 1423/13, juris.
80 VGH Mann­heim, Beschl v 24.05.2011 — 9 5 599/11, juris. 81 OVG NRW, Beschl v 26.01.2011 — 13 B 1640/10 (Fn 77). 82 VG Han­no­ver, Beschl v 30.09.2013 — 8 C 6314/13, juris.

Maier/Brehm · Zugangs- und Aus­wahl­re­geln zur Auf­nah­me eines Mas­ter­stu­di­en­gangs 1 6 3

VwGO nur noch ein Anord­nungs­an­spruch auf vor­läu­fi- ge Ver­ga­be des nächs­ten im Ver­lauf des Nach­rück­ver­fah- rens oder nach des­sen Abschluss frei wer­den­den Stu­di- enplat­zes ver­folgt wer­den. Ein Feh­ler im inner­ka­pa­zi­tä- ren Aus­wahl­ver­fah­ren begrün­de kei­nen Anspruch auf Ver­ga­be eines Stu­di­en­plat­zes, wenn alle inner­ka­pa­zi­tär vor­han­de­nen Stu­di­en­plät­ze end­gül­tig ver­ge­ben wor­den sei­en. Maß­ge­ben­der Gesichts­punkt hier­für sei, dass das Grund­recht auf effek­ti­ven Rechts­schutz allein im inner- kapa­zi­tä­ren Ver­fah­ren nicht die in der Zulas­sungs­zah- len­ver­ord­nung nor­ma­tiv fest­ge­setz­te Stu­di­en­platz­zahl durch­bre­chen wer­den könne.

VII. Zusam­men­fas­sung

Die gestuf­te Stu­di­en­struk­tur ent­spre­chend den im Euro- päi­schen Kon­text gefun­de­nen Bil­dungs­zie­len ist in der deut­schen Hoch­schul­wirk­lich­keit ange­kom­men. Aller- dings berei­ten fest­zu­stel­len­de Akzep­tanz- und Umset- zungs­pro­ble­me sowie die Bewäl­ti­gung der Nach­fra­ge­si- tua­ti­on im Bereich der Mas­ter­stu­di­en­gän­ge den am

Hoch­schul­le­ben Betei­lig­ten ersicht­lich wei­ter­hin deut­li- che Kopf­zer­bre­chen. Hier­zu gehö­ren, wie der vor­lie­gen- de Bei­trag auf­zu­zei­gen sucht, auch umfäng­li­che recht­li- che Pro­blem­stel­lun­gen, denen sowohl die Hoch­schu­len als auch die um einen Mas­ter­stu­di­en­platz Nach­su­chen- den aus­ge­setzt sind. Deren Bewäl­ti­gung, etwa in der Aus­bil­dung und Umset­zung von nor­ma­tiv wirk­sa­men Zugangs- und Zulas­sungs­ord­nun­gen und in der Erfül- lung recht­mä­ßig gesetz­ter Anfor­de­run­gen durch den ein­zel­nen Bewerber/die ein­zel­ne Bewer­be­rin, ist höchst feh­ler­an­fäl­lig. Die Ver­wal­tungs­ge­rich­te ste­hen dabei, zumal auch die lan­des­recht­li­chen Nor­men deut­li­che Unter­schie­de auf­wei­sen, immer wie­der vor der Auf­ga­be, im Span­nungs­feld zwi­schen der Hoch­schul­au­to­no­mie einer­seits und den ver­fas­sungs­recht­lich ange­knüpf­ten Belan­gen der – oft­mals anwalt­lich ver­tre­te­nen – Stu­dier- wil­li­gen ander­seits dem Recht gemä­ße Ent­schei­dun­gen zu treffen.

Hart­mut Mai­er ist Vor­sit­zen­der Rich­ter am VG Müns­ter, Robert Brehm ist Rechts­an­walt in Frank­furt am Main.

164 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 3 (2014), 151–164