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I. Ein­lei­tung
Im Zuge der Prä­ven­ti­ons­maß­nah­men gegen die Coro­na-Pan­de­mie wur­de auch der Stu­di­en­be­trieb im Som­mer­se­mes­ter 2020 durch die sog. Coro­na-Ver­ord­nun­gen der Bun­des­län­der aus­ge­setzt, durch einen digi­ta­len Lehr­be­trieb ersetzt und der Zugang zu den Hoch­schu­len und ihren Ein­rich­tun­gen beschränkt.1 Davon ist deren gesam­ter Auf­ga­ben­be­reich, vor allem aber der Lehr­be­trieb in einem bis dahin nicht gekann­ten Aus­maß betrof­fen. Die Wis­sen­schafts­mi­nis­ter haben bei der Bekannt­ga­be der Rege­lun­gen die damit ver­bun­de­nen Belas­tun­gen für die Leh­ren­den und Stu­die­ren­den, für die Arbeits­fä­hig­keit der Orga­ne und Gre­mi­en, für die Beschäf­tig­ten in der Ver­wal­tung und den Ein­rich­tun­gen aner­kannt, dies aber mit der Zuver­sicht ver­bun­den, dass die­se Her­aus­for­de­rung mit dem Fort­schritt der Digi­ta­li­sie­rung in den Hoch­schu­len bewäl­tigt wer­den kann.2
Die­se Erwar­tung erwies sich aller­dings schon in den ers­ten Tagen als zu opti­mis­tisch. Der Aus­bau der digi­ta­len Infra­struk­tur hat zwar die Rah­men­be­din­gun­gen für die Auf­ga­ben der Hoch­schu­len nach­hal­tig ver­bes­sert. Neben ihren viel­fäl­ti­gen, fach­spe­zi­fi­schen Anwen­dun­gen im Bereich der For­schung gilt dies vor allem für den umfas­sen­den Zugang zu Online- Daten­ban­ken, die Infor­ma­ti­ons­er­schlie­ßung, für den elek­tro­ni­schen Kopien­ver­sand und die elek­tro­ni­schen Ver­wal­tungs­sys­te­me.
Dem gegen­über blieb die Digi­ta­li­sie­rung in der Leh­re in den meis­ten Hoch­schu­len gegen­über den
Prä­sen­z­an­ge­bo­ten an Vor­le­sun­gen, Semi­na­ren, Übun­gen und Prak­ti­ka auf unter­stüt­zen­de Maß­nah­men wie Lehr­platt­for­men, Unter­richts- und Lehr­me­di­en oder elek­tro­ni­sche Prä­sen­ta­tio­nen beschränkt. Wei­ter­rei­chen­de Erfah­run­gen mit digi­ta­ler Leh­re gibt es, von der Fern­uni­ver­si­tät Hagen abge­se­hen, bei den zu vir­tu­el­len Hoch­schu­len ver­bun­de­nen Einrichtungen3 sowohl in grund­stän­di­gen Stu­di­en­gän­gen als auch im Bereich der wis­sen­schaft­li­chen Wei­ter­bil­dung. In grund­stän­di­gen Stu­di­en­gän­gen der meis­ten Hoch­schu­len kamen digi­ta­le Lehr­for­ma­te dem­ge­gen­über nur in Ein­zel­fäl­len zum Ein­satz.
Noch gerin­ger waren und sind Erfah­run­gen mit digi­ta­len Prü­fun­gen. Selbst die Fern­uni­ver­si­tät Hagen führt die schrift­li­chen und münd­li­chen Prü­fun­gen über­wie­gend im Prä­senz­be­trieb an ihren Außen­stel­len durch.
Damit sind Leh­ren­de, Stu­die­ren­de, die Hoch­schul­lei­tun­gen, Fakul­täts­lei­tun­gen, wis­sen­schaft­li­chen Ein­rich­tun­gen und Prü­fungs­äm­ter durch die Coro­na- Ver­ord­nun­gen mit Anfor­de­run­gen kon­fron­tiert, für die es über­wie­gend kei­ne Vor­bil­der gibt. In glei­cher Wei­se sind die Rechen­zen­tren und Biblio­the­ken gefor­dert, die für digi­ta­le Leh­re ver­füg­ba­ren For­ma­te syn­chro­ner oder asyn­chro­ner Kom­mu­ni­ka­ti­ons­platt­for­men bereit­zu­stel­len und die not­wen­di­ge Hil­fe­stel­lung für deren Ange­bo­te zu geben.
Die orga­ni­sa­to­ri­sche und kon­zep­tio­nel­le Bewäl­ti­gung im lau­fen­den Betrieb steht gegen­wär­tig im Vor­der­grund not­wen­di­gen Han­delns.
Im Zuge der getrof­fe­nen Maß­nah­men erwies sich aber, dass das bestehen­de recht­li­che Regel­werk eben­so wenig auf die Umstel­lung auf digi­ta­le Lehr­ver­an­stal­tun­gen, digi­ta­le Prü­fun­gen oder auch vir­tu­el­le Gre­mi­en­sit­zun­gen vor­be­rei­tet war. Nur ver­ein­zelt sehen Lan­des­hoch­schul­ge­set­ze digi­ta­le Lehr­an­ge­bo­te vor, ohne die dar­an zu stel­len­den Anfor­de­run­gen näher zu definieren.4
Mit Aus­nah­me von Nord­rhein- West­fa­len haben die Bun­des­län­der bis­lang kei­nen situa­ti­ons­ge­rech­ten Rechts­rah­men geschaffen.5
Georg Sand­ber­ger
Rechts­fra­gen des digi­ta­len Unter­richts, digi­ta­ler Prü­fun­gen und vir­tu­el­ler Gre­mi­en­sit­zun­gen an Hoch­schu­len
1 Vgl. dazu § 2 der Ver­ord­nung der Lan­des­re­gie­rung des Lan­des Baden- Würt­tem­berg über infek­ti­ons­schüt­zen­de Maß­nah­men gegen die Aus­brei­tung des Virus SARS-Cov‑2 (Coro­na-Ver­ord­nung – Coro­na- VO BW). Zu ver­gleich­ba­ren Rege­lun­gen in den ande­ren Bun­des­län­dern vgl. die Zusam­men­stel­lung bei Beck- Online, abruf­bar unter https://beck-online.beck.de/Normen/29337/I?pagenr=5&sortField=1.
2 Exem­pla­risch Schrei­ben der baden-würt­tem­ber­gi­schen Wis­sen­schafts­mi­nis­te­rin The­re­sia Bau­er vom 15.4.2020.
3 Z. B. die Vir­tu­el­le Hoch­schu­le Bay­ern. Die­se wird von den bay­ri­schen Hoch­schu­len seit dem Som­mer­se­mes­ter 2020 als Platt­form für ein umfas­sen­des Ange­bot digi­ta­ler Lehr­ver­an­stal­tun­gen genutzt, abruf­bar unter: https://kurse.vhb.org/VHBPORTAL/kursprogramm/kursprogramm.jsp
4 Z.B. Art. 63 Abs. 1 BayHG, § 58 HambHG, § 40 HG MVP, § 64 Abs. 2 S. 2 HG NRW (Online- Prü­fun­gen).
5 Arti­kel 10 des Geset­zes vom 14.4.2020, GV. NRW. S. 217; Ver­ord­nung zur Bewäl­ti­gung der durch die Coro­na Virus SARS-CoV-2-Epi­de­mie an den Hoch­schul­be­trieb gestell­ten Her­aus­for­de­run­gen (Coro­na-Epi­de­mie-Hoch­schul­ver­ord­nung) vom 15.4.2020, GV. NRW. S. 298.
Ord­nung der Wis­sen­schaft 2020, ISSN 2197–9197
1 5 6 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 3 ( 2 0 2 0 ) , 1 5 5 — 1 6 8
6 Vgl. vor allem VGH Baden-Würt­tem­berg Beschluss vom 9. 4.
2020, 1 S 925/20, Rn. 37 ff.
7 BVerfGE 35, 79, 114 ff.; 43, 242, 267; 66, 155, 177 ff.; 67, 201, 207;
111, 333, 354 ff.; 136, 338 ff., Rn. 55 ff.; 139, 148 ff., Rn. 42 ff.
8 BVerfGE 35, 79, 115 f.
9 BVerfGE 35, 79, 113.
10 1BvR 755/20 v. 7. 4 .2020 — Art. 2 Abs.1 GG — Aus­gangs­be­schrän­kun­gen;
1 BvR 828/20 v. 15.4. 2020 — Ver­samm­lungs­ver­bot Art. 8
GG.
11 BVerfG 1BvQ 44/20 v. 29 .4 .2020 – Art. 4 GG — Besuch von
Got­tes­diens­ten.
12 KMK „Bil­dung in der digi­ta­len Welt“ – Emp­feh­lun­gen vom
8.12.2016; Emp­feh­lun­gen zur Digi­ta­li­sie­rung in der Hoch­schul­leh­re
(Beschluss der Kul­tus­mi­nis­ter­kon­fe­renz vom 14.3.2019).
Auch der Wis­sen­schafts­rat hat in sei­nem Posi­ti­ons­pa­pier Stra­te­gien
für die Hoch­schul­leh­re, 2017 auf die Bedeu­tung der Digi­ta­li­sie­rung
für die Hoch­schul­leh­re hin­ge­wie­sen, vgl. ins­be­son­de­re
S.22 ff.
Die Hoch­schu­len sind des­halb gezwun­gen, bis zum
Han­deln des Gesetz­ge­bers die not­wen­di­gen Rechts­grund­la­gen
durch eige­ne Sat­zungs­re­ge­lun­gen zu schaf­fen.
Inzwi­schen lie­gen für eine Rei­he von Hoch­schu­len
ent­spre­chen­de Sat­zun­gen vor.
Die Ein­schrän­kung des Hoch­schul­be­triebs, die Umstel­lung
auf digi­ta­len Unter­richt, digi­ta­le Prü­fun­gen und
vir­tu­el­le Gre­mi­en­sit­zun­gen wer­fen zahl­rei­che weit­ge­hend
unge­klär­te Rechts­fra­gen im Bereich des Hoch­schul­ver­fas­sungs­rechts,
Hoch­schul­rechts, Prü­fungs­rechts,
Per­sön­lich­keits­rechts und des Daten­schutz­rechts
auf.
Der fol­gen­de Bei­trag kann allen­falls einen Ein­stieg in
deren mög­li­che Lösung leis­ten.
In drei Tei­len soll die The­ma­tik unter dem Aspekt der
Rechts­fra­gen digi­ta­ler Leh­re und Prü­fun­gen (II), vir­tu­el­ler
Gre­mi­en­sit­zun­gen (III), ver­füg­ba­rer For­ma­te und daten­schutz­recht­li­cher
Fra­gen (IV) behan­delt wer­den.
II. Rechts­fra­gen digi­ta­ler Leh­re und Prüfungen

  1. Ver­fas­sungs­recht­li­che Zuläs­sig­keit der Schlie­ßung der
    Hoch­schu­len: Lebens­schutz vs. Wis­sen­schafts­frei­heit
    Die auf das Infek­ti­ons­schutz­ge­setz gestütz­ten Ver­ord­nun­gen
    und All­ge­mein­ver­fü­gun­gen wer­fen wegen ihrer
    Ein­grif­fe in Grund­rech­te grund­le­gen­de Fra­gen an die
    Wah­rung des Par­la­ments­vor­be­halts und des Bestimmt­heits­grund­sat­zes
    durch die gesetz­li­che Ermäch­ti­gungs­grund­la­gen
    auf, die bis­her in einst­wei­li­gen Anord­nungs­ver­fah­ren
    nur ver­ein­zelt the­ma­ti­siert wurden.6
    Soweit sie Beschrän­kun­gen des Hoch­schul­be­triebs
    betref­fen, grei­fen sie in viel­fäl­ti­ger Wei­se in den Schutz­be­reich
    des Art.5 Abs. 3 GG ein.
    Betrof­fen ist der insti­tu­tio­nel­le Aspekt: die Ver­pflich­tung
    des Staa­tes, funk­ti­ons­fä­hi­ge Insti­tu­tio­nen für einen
    frei­en Wis­sen­schafts­be­trieb zur Ver­fü­gung zu stellen,7
    die Gewähr­leis­tung der Auto­no­mie im Kern­be­reich von
    For­schung und Lehre,8 der indi­vi­du­al­recht­li­che Aspekt
    des Schut­zes der Frei­heit von For­schung und Lehre9 und
    die aus Art. 12 GG abge­lei­te­te Frei­heit des Stu­di­ums. Gerecht­fer­tigt
    wird der Ein­griff mit dem Schutz des
    Lebens.
    In bis­her vor­lie­gen­den Ent­schei­dun­gen des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts
    zu den Coro­na- beding­ten Schlie­ßungs-
    oder Beschrän­kungs­maß­nah­men hat das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt,
    gestützt auf die Gefah­ren­be­ur­tei­lung
    des Robert-Koch-Insti­tuts und den dar­aus fol­gen­den
    epi­de­mio­lo­gi­schen Maß­nah­men, dem Schutz des
    Lebens den Vor­rang vor ande­ren betrof­fe­nen Grund­rech­ten
    eingeräumt,10 die­sen aber unter Vor­be­halt der
    lau­fen­den Über­prü­fung auf Not­wen­dig­keit und Ver­hält­nis­mä­ßig­keit
    gestellt.11 Dem liegt eine Abwä­gung der
    Grund­rech­te zugrun­de; dabei wird dem Grund­recht der
    Vor­rang ein­ge­räumt, des­sen Gefähr­dung gegen­über dem
    kol­li­die­ren­den Grund­recht den höhe­ren Gefähr­dungs­grad
    auf­weist.
    Ent­schei­dun­gen zur Ein­schrän­kung des Wis­sen­schafts­be­triebs
    lie­gen bis­her nicht vor. Auch die Wis­sen­schafts­frei­heit
    unter­liegt aber bei der Grund­rechts­kol­li­si­on
    imma­nen­ten Schran­ken, die nach den Grund­sät­zen
    der Grund­rechts­kon­kor­danz zu bestim­men sind. Der
    Vor­rang des Lebens­schut­zes gegen­über dem Schutz der
    Wis­sen­schafts­frei­heit nach Art. 5 Abs. 3 GG ist gerecht­fer­tigt,
    solan­ge der hohe Bedro­hungs­grad anhält und
    sich die Beschrän­kun­gen des Hoch­schul­be­trie­bes und
    auch der indi­vi­du­el­len Lehr­frei­heit auf der jewei­li­gen
    Gefah­ren­la­ge ange­pass­te, not­wen­di­ge und ver­hält­nis­mä­ßi­ge
    Maß­nah­men bezie­hen.
    Des­halb sind die jewei­li­gen Maß­nah­men ent­spre­chend
    der Beur­tei­lung der Gefah­ren­la­ge durch die zustän­di­gen
    Behör­den auf den Prüf­stand zu stel­len und zu
    befris­ten.
    Dem­entspre­chend sind die ein­schlä­gi­gen auf das Infek­ti­ons­schutz­ge­setz
    gestütz­ten Ver­ord­nun­gen und All­ge­mein­ver­fü­gun­gen
    nur rechts­wirk­sam, wenn sie ent­spre­chen­de
    Öff­nungs­klau­seln ent­hal­ten. Sie müs­sen außer­dem
    geeig­ne­te Spiel­räu­me für dif­fe­ren­zie­ren­de Rege­lun­gen
    für Lehr­ver­an­stal­tun­gen und Prü­fun­gen
    ent­hal­ten, die, wie Prak­ti­ka oder münd­li­che Prü­fun­gen,
    nicht oder nur mit Schwie­rig­kei­ten ohne Prä­senz­be­trieb
    mög­lich sind.
  2. Rechts­grund­la­gen digi­ta­ler Lehr­ver­an­stal­tun­gen und
    Prü­fun­gen — Hoch­schul­recht­li­cher Befund
    Trotz fort­schrei­ten­der Digi­ta­li­sie­rung der Hoch­schu­len,
    die 2016 Gegen­stand von all­ge­mei­nen Emp­feh­lun­gen
    der KMK, 2019 spe­zi­ell zur Digi­ta­li­sie­rung in der Hoch­schul­leh­re
    war,12 hat die­se Ent­wick­lung in der Hoch­Sand­ber­ger
    · Rechts­fra­gen des digi­ta­len Unter­richts 1 5 7
    13 Abruf­bar unter: https://www.hrk.de/fileadmin/redaktion/
    hrk/02-Dokumente/02–04-Lehre/02–04-01-Qualitaetssicherung/
    KMK_Musterrechtsverordnung.pdf
    14 Zu die­sen Aspek­ten der Frei­heit der Leh­re vgl. § 3 HRG a. F., der
    auf BVerfGE 35, 79, 112 zurück­geht, dazu Hail­bron­ner, in Geis,
    Hoch­schul­recht in Bund und Län­dern, § 3 HRG a.F. 8. Lie­fe­rung,
    § 3 Rn.30 ff.
    schul­ge­setz­ge­bung der Län­der bis heu­te prak­tisch kei­nen
    Wider­hall gefun­den. Von weni­gen Aus­nah­men
    abge­se­hen, ins­be­son­de­re der Rege­lung für die Fern­uni­ver­si­tät
    Hagen in § 77 b HG NRW, fin­det sich in den
    Abschnit­ten Stu­di­um, Leh­re und Prü­fun­gen auch nach
    Ein­füh­rung der Modu­la­ri­sie­rung und des Leis­tungs­punk­te­sys­tems
    kein Hin­weis auf die Mög­lich­keit der
    Digi­ta­li­sie­rung. Dies kann nicht nur mit der Ten­denz
    staat­li­cher Dere­gu­lie­rung erklärt wer­den und erweist
    sich in der jet­zi­gen Not­la­ge als Ver­säum­nis. Die bestehen­den
    Rege­lun­gen gehen klar vom Prä­senz­stu­di­um aus
    und las­sen offen, ob unter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen die
    Hoch­schu­len im Rah­men ihrer Sat­zungs­ge­stal­tungs­frei­heit
    auch digi­ta­le Lehr­an­ge­bo­te ein­füh­ren oder Leis­tun­gen
    aus digi­ta­len Lehr­an­ge­bo­ten ande­rer Hoch­schu­len
    aner­ken­nen kön­nen.
    Auch bei der Akkre­di­tie­rung von Stu­di­en­gän­gen haben
    digi­ta­le Lehr­ver­an­stal­tun­gen bis­lang kei­ne Rol­le gespielt.
    Die auf der Grund­la­ge des Staats­ver­tra­ges erlas­se­nen
    und auf den Mus­ter­ent­wurf der KMK zurück­ge­hen­den
    Akkre­di­tie­rungs­ver­ord­nun­gen erwäh­nen sie nicht.13
    Auch die Hand­lungs­emp­feh­lun­gen der KMK zur Digi­ta­li­sie­rung
    in der Hoch­schul­leh­re blie­ben bis­her ohne
    Wider­hall.
    Des­we­gen haben bis zur Coro­na Kri­se auch nur weni­ge
    Hoch­schu­len in ihren Stu­di­en- und Prü­fungs­ord­nun­gen
    Rege­lun­gen für digi­ta­le Lehr­ver­an­stal­tun­gen
    vor­ge­se­hen.
  3. Vor­aus­set­zun­gen für die Ein­füh­rung digi­ta­ler Lehr­ver­an­stal­tun­gen
    3.1. Beach­tung der Lehr­frei­heit
    Für die Durch­füh­rung digi­ta­ler Leh­re gibt es damit im
    Zeit­punkt der Umstel­lung auf den digi­ta­len Lehr­be­trieb
    kei­ne rechts­ver­bind­li­chen Vor­ga­ben, auf die Bezug
    genom­men wer­den kann. Rege­lun­gen des Lehr­an­ge­bots
    in den Hoch­schu­len müs­sen sich des­halb auf orga­ni­sa­to­ri­sche
    Maß­nah­men ein­schließ­lich des tech­ni­schen Sup­ports
    beschrän­ken und die Frei­heit der inhalt­li­chen und
    metho­di­schen Gestal­tung, ins­be­son­de­re der Frei­heit
    wis­sen­schaft­li­cher Mei­nungs­äu­ße­run­gen, respek­tie­ren.
    14 Dies bedeu­tet, dass Hoch­schul­leh­re­rin­nen und
    Hoch­schul­leh­rer zwar ver­pflich­tet wer­den kön­nen, das
    in den Stu­di­en­ord­nun­gen, Stu­di­en­plä­nen und Modul­hand­bü­chern
    vor­ge­se­he­ne Lehr­an­ge­bot in digi­ta­ler
    Form zu prä­sen­tie­ren und die damit ver­bun­de­ne Mit­wir­kung
    der Stu­die­ren­den in geeig­ne­ter Wei­se sicher­zu­stel­len.
    Dafür muss die Hoch­schu­le die not­wen­di­ge tech­ni­sche
    Unter­stüt­zung gewäh­ren. Dage­gen sind die Hoch­schul­leh­re­rin­nen
    und Hoch­schul­leh­rer bei der Wahl der
    dafür zur Ver­fü­gung ste­hen­den For­ma­te frei.
    Der Fall voll­stän­di­ger digi­ta­ler Inkom­pe­tenz dürf­te
    bei der jet­zi­gen Gene­ra­ti­on von Hoch­schul­leh­rern nicht
    vor­kom­men, zumal eine digi­ta­le Kom­pe­tenz auch für
    die For­schung in allen Fächern unab­ding­bar ist. Sie wäre
    aber kein Befrei­ungs­grund von Lehr­ver­pflich­tun­gen. In
    die­sem Fall besteht die Mög­lich­keit, Vor­le­sungs­ma­te­ria­li­en
    in Print­form zur Ver­fü­gung zu stel­len und die­se mit
    Auf­ga­ben­stel­lun­gen zu ver­bin­den, die die Stu­die­ren­den
    bear­bei­ten kön­nen.
    3.2 Maß­stä­be aus Rege­lun­gen für das Prä­senz­stu­di­um
    Bis zu ergän­zen­den Rege­lun­gen aus Anlass der Coro­na-
    Kri­se besteht damit hoch­schul­recht­lich eine Grau­zo­ne.
    Maß­stä­be für die Anfor­de­run­gen an digi­ta­le Lehr­ver­an­stal­tun­gen
    zur Siche­rung der Gleich­wer­tig­keit erge­ben
    sich aus den in den Stu­di­en- und Prü­fungs­ord­nun­gen,
    Stu­di­en­plä­nen und Modul­hand­bü­chern für die Prä­senz­ver­an­stal­tun­gen
    vor­ge­schrie­be­nen Lern­zie­le und Lern­in­hal­te.
    Die­se müs­sen auch in digi­ta­len Lehr­ver­an­stal­tun­gen
    ein­ge­hal­ten wer­den.
    Dage­gen ist die Metho­de der Prä­sen­ta­ti­on, der für eine
    Prä­senz­lehr­ver­an­stal­tung typi­sche Dia­log zwi­schen Leh­ren­den
    und Stu­die­ren­den, die Mög­lich­keit von Dis­kus­sio­nen,
    Fra­gen und Ant­wor­ten nicht eins zu eins umsetz­bar
    und kann daher nur durch dafür pas­sen­de Lehr­for­ma­te ersetzt
    wer­den. Soweit eine Lehr­ver­an­stal­tung Prä­senz im Labor
    oder an Pati­en­ten vor­aus­setzt, muss sie, soweit die bestehen­den
    Rege­lun­gen dies zulas­sen, durch alter­na­ti­ve, digi­ta­le
    Lehr­an­ge­bo­te ersetzt wer­den.
    Bei digi­ta­len Lehr­an­ge­bo­ten ist die Stu­dier­bar­keit für
    behin­der­te Stu­die­ren­de mit geeig­ne­ten Maß­nah­men, ggfs.
    durch zusätz­li­che tech­ni­sche Hil­fen, zu gewähr­leis­ten.
    Die ver­schie­de­nen syn­chron oder asyn­chron ver­füg­ba­ren
    Ange­bo­te müs­sen zeit­lich so abge­stimmt wer­den,
    dass sie, wie bei einem Prä­senz­stu­di­um, in einen indi­vi­du­el­len
    Stun­den­plan ein­ge­passt wer­den kön­nen. Des­halb
    müs­sen syn­chro­ne Ange­bo­te wie bei Prä­senz­vor­le­sun­gen
    einen Stun­den­plan ein­hal­ten oder durch asyn­chro­ne
    Ange­bo­te zum Down­load ergänzt wer­den.
    Rege­lungs­be­dürf­tig ist schließ­lich auch die Fra­ge, wie
    bestehen­de Vor­schrif­ten zur Bele­gung und zum Besuch
    von Lehr­ver­an­stal­tun­gen als Vor­aus­set­zung für die An1
    5 8 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 3 ( 2 0 2 0 ) , 1 5 5 — 1 6 8
    15 Ver­ord­nung zur Bewäl­ti­gung der durch die Coro­na Virus SARS­CoV-
    2‑Epidemie an den Hoch­schul­be­trieb gestell­ten Her­aus­for­de­run­gen
    (Coro­na-Epi­de­mie-Hoch­schul­ver­ord­nung) vom
    15.4.2020, GV. NRW. S. 298.
    16 Beschluss des Rek­to­rats der Uni­ver­si­tät zu Köln zur Rege­lung der
    prü­fungs­recht­li­chen Aspek­te nach der Ver­ord­nung zur Bewäl­ti­gung
    der durch die Coro­na Virus SARS-CoV-2-Epi­de­mie an den
    Hoch­schul­be­trieb gestell­ten Her­aus­for­de­run­gen (Coro­na-Epi­de­mie-
    Hoch­schul­ver­ord­nung) vom 28.4.2020, Amt­li­che Mit­tei­lun­gen
    21/2020; Ergän­zungs­be­stim­mun­gen zur über­grei­fen­den
    Prü­fungs­ord­nun­gen für Bache­lor- und Mas­ter­stu­di­en­gän­ge sowie
    zu Pro­mo­ti­ons­ord­nun­gen der RWT Aachen, Amt­li­che Bekannt­ma­chung
    2020, 1 ff.
    17 Ergän­zen­de Prü­fungs­ord­nung der Ruprecht-Karls-Uni­ver­si­tät
    Hei­del­berg für alle Bache­lor­stu­di­en­gän­ge, Mas­ter­stu­di­en­gän­ge,
    Staats­examens­stu­di­en­gän­ge und den Stu­di­en­gang Magis­ter
    Theo­lo­gie der Ruprecht-Karls-Uni­ver­si­tät Hei­del­berg (Ergän­zen­de-
    Prü­fungs­ord­nung-UHD) vom 24.4.2020, Mit­tei­lungs­blatt
    Nr. 02 / 2020 v. 27.4.2020, S. 99ff.; Sat­zung zur Erwei­te­rung aller
    Stu­di­en- und Prü­fungs­ord­nun­gen an der Uni­ver­si­tät Tübin­gen
    zum Umgang mit der Coro­na-Pan­de­mie (Sat­zung für Leh­re und
    Prü­fung SoSe 2020), Amt­li­che Bekannt­ma­chun­gen, 2020 v. 27. 4.
    2020, S. 182 ff; Sat­zung der Uni­ver­si­tät Ulm auf­grund der Aus­wir­kun­gen
    der Coro­na-Pan­de­mie im Bereich Stu­di­um und Leh­re
    vom 17.4.2020, Amt­li­che Bekannt­ma­chun­gen der Uni­ver­si­tät
    Ulm Nr. 8 vom 17.4.2020, Sei­te 56 – 61.
    18 Art. 2 § 2 der Sieb­ten Ver­ord­nung der Lan­des­re­gie­rung Baden-
    Würt­tem­berg zur Ände­rung der Coro­na- Ver­ord­nung v. 2.5.2020.
    erken­nung als Stu­di­en­leis­tung bei digi­ta­len Lehr­an­ge­bo­ten
    gehand­habt wer­den müs­sen. Glei­ches gilt für kapa­zi­täts­be­ding­te
    Beschrän­kun­gen des Zugangs zu bestimm­ten
    Lehr­ver­an­stal­tun­gen.
    Als Kon­se­quenz die­ser durch unter­blie­be­ne Vor­sor­ge
    des Gesetz­ge­bers und der Hoch­schu­len ent­ste­hen­den
    Rechts­un­si­cher­heit bedarf es einer gesetz­li­chen Rege­lung,
    die die Aner­ken­nung der mit dem Besuch einer digi­ta­len
    Lehr­ver­an­stal­tung ver­bun­de­nen Leis­tungs­punk­te
    oder als Zulas­sungs­vor­aus­set­zung für Prü­fun­gen
    absi­chert.
  4. Über­blick über anlass­be­zo­ge­ne Ergän­zun­gen bestehen­der
    Rege­lun­gen für Lehr­ver­an­stal­tun­gen
    Um die bestehen­de Rechts­un­si­cher­heit durch tem­po­rär
    gel­ten­de Rege­lun­gen abzu­mil­dern, hat Nord­rhein-West­fa­len,
    gestützt auf eine durch ein Arti­kel­ge­setz ein­ge­führ­te
    Ermäch­ti­gung in § 82 a HG, eine Rechts­ver­ord­nung
    erlas­sen, die vor­ran­gig den Rechts­rah­men für digi­ta­le
    Prü­fun­gen und vir­tu­el­le Gre­mi­en­ent­schei­dun­gen
    setzt, aber auch eine Rege­lungs­er­mäch­ti­gung der Rek­to­ra­te
    der Hoch­schu­len für digi­ta­le Lehr­ver­an­stal­tun­gen
    enthält.15
    Dar­auf auf­bau­end haben bereits eini­ge Rek­to­ra­te
    von NRW-Hoch­schu­len ent­spre­chen­de Sat­zun­gen
    erlassen.16
    Außer­halb von Nord­rhein-West­fa­len haben zahl­rei­che
    Hoch­schu­len, gestützt auf die bestehen­de Sat­zungs­er­mäch­ti­gung
    für Stu­di­en- und Prü­fungs­ord­nun­gen, im
    Regel­fall per Eil­ent­schei­dung des Rek­tors ergän­zen­de
    Rege­lun­gen getroffen.17
    Haupt­ziel die­ser Rege­lun­gen ist es, die Rechts­grund­la­ge
    für digi­ta­le Lehr­ver­an­stal­tun­gen zu schaf­fen, um
    den Auf­la­gen der Coro­na- Ver­ord­nun­gen zur Umstel­lung
    auf den digi­ta­len Unter­richt Rech­nung zu tra­gen.
    Rechts­sys­te­ma­tisch sind sie Ergän­zun­gen zu den bestehen­den
    Stu­di­en- und Prü­fungs­ord­nun­gen. Ein­be­zo­gen
    sind die bestehen­den Bache­lor- und Mas­ter­stu­di­en­gän­ge
    der Hoch­schu­len. Für kirch­li­che oder Staats­examens­stu­di­en­gän­ge
    gel­ten die Rege­lun­gen nur in dem Maße, in
    dem die­se ergän­zen­de Rege­lun­gen durch Sat­zung der
    Hoch­schu­le erlau­ben. Im Regel­fall ver­zich­ten sie auf
    wei­te­re inhalt­li­che Vor­ga­ben, sodass sich die­se an den
    bestehen­den Vor­ga­ben der Stu­di­en­ord­nun­gen, Stu­di­en­plä­ne
    und der für modu­la­re Stu­di­en­gän­ge in Modu­lar -
    Hand­bü­chern vor­ge­se­he­nen Zie­le und Inhal­te zu ori­en­tie­ren
    haben.
    Dar­über hin­aus sehen die­se Sat­zun­gen für Lehr­ver­an­stal­tun­gen,
    die nur in Prä­senz mög­lich sind, wie Prak­ti­ka,
    Prä­pa­ri­er- Kur­se, sport­prak­ti­sche Lehr­ver­an­stal­tun­gen,
    Unter­richt am Kran­ken­bett oder Indi­vi­du­al­un­ter­richt
    in Kunst­hoch­schu­len, geeig­ne­te Ersatz­ver­an­stal­tun­gen,
    Block­ver­an­stal­tun­gen oder das Ver­schie­ben auf
    das nächs­te Semes­ter im Tausch gegen vor­zu­zie­hen­de
    Lehr­ver­an­stal­tun­gen des Win­ter­se­mes­ters auf das Som­mer­se­mes­ter
    vor, soweit und solan­ge die bestehen­den
    Ver­bo­te nicht auf­ge­ho­ben oder ein­ge­schränkt wer­den.
    Nach den jüngs­ten Ände­run­gen der Coro­na- Ver­ord­nun­gen
    sind sol­che Ver­an­stal­tun­gen wie­der mög­lich,
    wenn sie zwin­gend not­wen­dig sind und beson­de­re
    Schutz­maß­nah­men getrof­fen werden.18
  5. Zu beach­ten­de Rech­te Drit­ter
    5.1 Schutz von Pati­en­ten­da­ten
    Vor allem in den Lehr­ver­an­stal­tun­gen der Medi­zin sind
    bei der Prä­sen­ta­ti­on von Pati­en­ten Rech­te Drit­ter zu
    wah­ren. Der Schutz von Pati­en­ten­da­ten und des Arzt­ge­heim­nis­ses
    stellt sich auch im Prä­senz­un­ter­richt. Soweit
    Bil­der oder Daten von Pati­en­ten in digi­ta­len Lehr­ver­an­stal­tun­gen
    prä­sen­tiert wer­den, erhöht sich ohne zusätz­li­che
    orga­ni­sa­to­ri­sche, tech­ni­sche und recht­li­che Vor­keh­run­gen
    die Gefahr der Ver­let­zung von Pati­en­ten­rech­ten.
    Wie bei den Vor­stel­lun­gen im Prä­senz­un­ter­richt ist für
    die Vor­stel­lung in Video­kon­fe­ren­zen und Video­auf­zeich­nun­gen
    die Ein­wil­li­gung der Pati­en­ten erfor­der­lich.
    Befun­de dür­fen nur anonym vor­ge­stellt und erör­tert
    wer­den. Erfolgt eine Namens­nen­nung, ist auch § 203
    Sand­ber­ger · Rechts­fra­gen des digi­ta­len Unter­richts 1 5 9
    19 Vgl. BGH „Mei­len­stei­ne der Psy­cho­lo­gie“- BGH, GRUR 2014, 54,
    Rn. 55; BGH „Elek­tro­ni­sche Lese­plät­ze“- BGH GRUR 2015, 1101
    ff., Rn.41; Loe­wen­heim in Schricker/Loewenheim, § 52a UrhG
    Rn. 18; Drey­er in Dreyer/Kotthoff/Meckel, § 52a UrhG Rn. 22;
    Drei­er in Dreier/Schulze, § 52a Rn. 16. Die­se Grund­sät­ze gel­ten
    auch nach der Novel­lie­rung und Über­nah­me des wesent­li­chen
    Rege­lungs­ge­halts des § 52 a UrhG a. F. in § 60 a UrhG.
    20 BGH Urteil v. 10.1.2019 — I ZR 267/15, Rn. 61 ff.
    21 BGH Urteil v. 10.1.2019 — I ZR 267/15, Rn. 70 ff.
    22 Art. 2 § 2 Abs.2 der Sieb­ten Ver­ord­nung der Lan­des­re­gie­rung
    Baden-Würt­tem­berg zur Ände­rung der Coro­na- Ver­ord­nung v. 2.
    Mai 2020.
    StGB (Arzt­ge­heim­nis) tan­giert. Des­halb ist dafür eine
    aus­drück­li­che Ein­wil­li­gung des Pati­en­ten erfor­der­lich.
    Die Stu­die­ren­den sind ihrer­seits zu ver­pflich­ten, die
    ihnen mit­ge­teil­ten per­so­nen­be­zo­ge­nen Behand­lungs­da­ten
    nicht wei­ter­zu­ge­ben.
    Die Über­nah­me per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten, zu denen
    auch Bil­der des Pati­en­ten und in bild­ge­ben­den Ver­fah­ren
    gewon­ne­ne Auf­nah­men gehö­ren, in eine digi­ta­le
    Lehr­platt­form setzt daher ent­we­der eine Anony­mi­sie­rung
    oder Pseud­ony­mi­sie­rung vor­aus. Ist die­se, z. B. bei
    Gesichts­bil­dern nicht mög­lich, bedarf es einer Ein­wil­li­gung
    des Pati­en­ten. Zusätz­lich müs­sen fol­gen­de Maß­nah­men
    ergrif­fen wer­den: die Zugangs­be­schrän­kung
    zur Lehr­platt­form mit­hil­fe eines sichern Pass­wor­tes und
    nur für die jewei­li­ge Semes­ter­ko­hor­te, ver­bun­den mit
    dem Hin­weis auf das Ver­bot der Ver­viel­fäl­ti­gung und
    Spei­che­rung auf eige­nem Medi­um. Die Lehr­platt­form
    muss tech­nisch gesi­chert sein. Des­halb sind all­ge­mein
    zugäng­li­che Platt­for­men wie You­Tube nicht geeig­net.
    5.2 Urhe­ber­recht­li­che Fra­gen bei Nut­zung geschütz­ter
    Wer­ke Drit­ter
    Soweit kei­ne Cam­pus­li­zenz besteht oder es sich nicht um
    frei­zu­gäng­li­che Bil­dungs­ma­te­ria­li­en (OER) han­delt, ist
    die Ver­viel­fäl­ti­gung, Ver­brei­tung, Zugäng­lich­ma­chung
    und Wie­der­ga­be urhe­ber­recht­lich geschütz­ter Wer­ke auf
    Lehr­platt­for­men nur nach Maß­ga­be des § 60a und b
    UrhG für fol­gen­de Wer­ke und in fol­gen­dem Umfang
    zuläs­sig:
    Abbil­dun­gen, ein­zel­ne Bei­trä­ge in Zeit­schrif­ten, Aus­zü­ge
    aus Büchern bis zu 15% eines ver­öf­fent­li­chen Werks.
    Nicht zuläs­sig ist die Ver­wen­dung von Mit­schnit­ten
    öffent­li­cher Vor­trä­ge, Vor­füh­run­gen und Auf­füh­run­gen,
    die Ver­viel­fäl­ti­gung von Musik­no­ten und von
    Schul­bü­chern.
    Das Nut­zungs­pri­vi­leg steht nur den Leh­ren­den und
    Teil­neh­mern der jewei­li­gen Ver­an­stal­tung: Vor­le­sung, Semi­nar,
    Übung zum Zwe­cke der Ver­an­schau­li­chung im Unter­richt,
    auch zur Vor- und Nach­be­ar­bei­tung, des Wei­te­ren
    Leh­ren­den und Prü­fen­den an der­sel­ben Hoch­schu­le zu.
    Die Ver­wen­dung von geschütz­ten Bil­dern und gra­phi­schen
    Dar­stel­lun­gen ist nur im Rah­men des Zitat­rechts mit Quel­len­an­ga­be
    erlaubt. Die Anla­ge eines Archivs zum Rück­griff
    für künf­ti­ge Lehr­ver­an­stal­tun­gen ist nicht gestat­tet.
    Die Über­nah­me urhe­ber­recht­lich geschütz­ter Wer­ke
    auf Lehr­platt­for­men im genann­ten Umfang ist des­halb
    nur im Intra­net und zur Ein­gren­zung des Teil­neh­mer­krei­ses
    pass­wort­ge­schützt zuläs­sig.
    Die berech­tig­ten Teil­neh­mer der Lehr­ver­an­stal­tun­gen
    dür­fen ein­zel­ne Bei­trä­ge für den per­sön­li­chen Gebrauch
    her­un­ter­la­den, aus­dru­cken oder abspeichern.19
    Sie sind aber nicht befugt, die geschütz­ten Wer­ke ana­log
    oder digi­tal wei­ter­zu­ver­brei­ten oder zum Upload öffent­lich
    zugäng­lich zu machen.20
    5.3. Urhe­ber­recht­li­cher Schutz des von den Leh­ren­den
    erar­bei­te­ten Lehr­ma­te­ri­als
    Urhe­ber­recht­li­chen Schutz genießt das von den Leh­ren­den
    erstell­te Lehr­ma­te­ri­al unab­hän­gig von sei­ner Form.
    Soweit es digi­tal zur Ver­fü­gung gestellt wird, ist ein
    Down­load der Vor­le­sungs- oder Übungs­teil­neh­mer zum
    per­sön­li­chen Gebrauch zuläs­sig. Es darf aber ohne
    Zustim­mung des Berech­tig­ten nicht wei­ter­ver­brei­tet
    oder öffent­lich zugäng­lich gemacht wer­den. Dar­auf soll­ten
    die Stu­die­ren­den beson­ders hin­ge­wie­sen wer­den.
    Die Urhe­ber des Lehr­ma­te­ri­als sind nicht ver­pflich­tet,
    das Lehr­ma­te­ri­al als frei zugäng­li­ches Mate­ri­al (OER)
    zur Ver­fü­gung zu stel­len.
    5.4. Ver­ant­wor­tung der Hoch­schu­le
    Die Hoch­schu­le trägt nach § 99 UrhG die Haf­tung für
    rechts­wid­ri­ges Han­deln ihrer Mitglieder.21
    Sie trägt auch außer­halb des Urhe­ber­rechts die Ver­ant­wor­tung
    für rechts­wid­ri­ge Inhal­te auf den Lehr­platt­for­men
    als sog. Con­tent- Anbie­ter.
    Des­halb müs­sen für die ver­schie­de­nen Lehr­platt­for­men
    Ver­ant­wort­li­che benannt wer­den, die pro­ak­tiv die
    Recht­mä­ßig­keit der auf der Platt­form ange­bo­te­nen Inhal­te
    über­prü­fen.
  6. Hoch­schul­recht­li­che Grund­la­gen des Prü­fungs­rechts
    6.1. Anfor­de­run­gen an die Ein­füh­rung digi­ta­ler Prü­fun­gen
    Die Umstel­lung des Stu­di­en­be­trie­bes auf digi­ta­le For­ma­te
    betrifft auch die Prü­fun­gen. Prü­fun­gen im Prä­senz­be­trieb
    sind nach den Coro­na- Ver­ord­nun­gen
    ent­we­der ganz ver­bo­ten oder nur unter Ein­hal­tung
    von beson­de­ren Schutz­maß­nah­men zuläs­sig, wenn
    die­se nicht durch Ein­hal­tung elek­tro­ni­scher Infor­ma­ti­ons-
    und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­no­lo­gien ersetz­bar
    sind.22
    1 6 0 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 3 ( 2 0 2 0 ) , 1 5 5 — 1 6 8
    23 BVerwG, Urteil vom 27.2.2019 — BVerwG 6 C 3.18, Rn. 15;
    BVerfGE 84, 34, 45. Zum Vor­be­halt des Geset­zes, Wesent­lich­keits­grund­satz
    und zum Bestimmt­heits­grund­satz vgl. zuletzt
    BVerfGE 147, 253 ff., Rn. 116 ff. — Stu­di­en­platz­ver­ga­be Medi­zin.
    24 Die Geset­zes­ma­te­ria­li­en geben dazu kei­nen wei­te­ren brauch­ba­ren
    Hin­weis, vgl. Birn­baum in Beck­OK Hoch­schul­recht Nord­rhein-
    West­fa­len, von Coelln/Schemmer, Stand: 1.3.2020, § 64 HG, Rn.
    5.
    25 BVerfG, Urteil v. 21. 9. 2016 — 2 BvL 1/15 – BVerfGE 143, 38, 54,
    Rn. 60 m.w.N.; BVerfG, Beschluss vom 11.3.2020 — 2 BvL 5/17 -,
    Rn. 100 ff.
    26 Ver­ord­nung zur Bewäl­ti­gung der durch die Coro­na Virus
    SARS-CoV-2-Epi­de­mie an den Hoch­schul­be­trieb gestell­ten
    Her­aus­for­de­run­gen (Coro­na-Epi­de­mie-Hoch­schul­ver­ord­nung)
    vom 15.4.2020 GV. NRW. S. 298. Text und amt­li­che Begrün­dung
    las­sen erken­nen, dass die Rege­lun­gen in höchs­ter Eile kon­zi­piert
    wur­den.
    Abge­se­hen von § 64 Abs. 2 S. 2 HG NRW, der zulässt,
    dass Hoch­schul­prü­fun­gen in elek­tro­ni­scher Form oder
    in elek­tro­ni­scher Kom­mu­ni­ka­ti­on abge­legt wer­den kön­nen,
    ist die Fra­ge der Zuläs­sig­keit digi­ta­ler Prü­fun­gen in
    den Län­der­ge­set­zen bis­lang nicht gere­gelt. Die ein­schlä­gi­gen
    Rege­lun­gen beschrän­ken sich auf Rah­men­vor­ga­ben
    für Min­dest­in­hal­te der von den Hoch­schu­len zu
    erlas­sen­den Stu­di­en- und Prü­fungs­ord­nun­gen, die für
    Staats­examens­stu­di­en­gän­ge, kirch­li­che und künst­le­ri­sche
    Stu­di­en­gän­ge sowie Lehr­amts­stu­di­en­gän­ge durch
    Son­der­re­ge­lun­gen ergänzt wer­den. Vor allem bei den
    stu­di­en­be­glei­ten­den Prü­fun­gen der Bache­lor- und Mas­ter­stu­di­en­gän­ge
    ist eine Viel­falt von Prü­fungs­leis­tun­gen
    mög­lich, neben schrift­li­chen und münd­li­chen Prü­fun­gen
    auch Vor­trä­ge oder Haus­ar­bei­ten, Semes­ter­ar­bei­ten,
    Exkur­si­ons­be­rich­te u.a.
    Das Prü­fungs­recht stellt im Hin­blick auf die Rele­vanz
    der Prü­fun­gen für den Berufs­zu­gang und damit den
    Gel­tungs­be­reich des Art. 12 GG beson­de­re Anfor­de­run­gen
    an den Vor­be­halt des Geset­zes, den Bestimmt­heits­grund­satz,
    an die Not­wen­dig­keit und Ver­hält­nis­mä­ßig­keit
    der gesetz­li­chen Grund­la­gen und Rege­lun­gen. Auf
    Grund des Geset­zes­vor­be­halts des Art. 12 Abs. 1 Satz 2
    GG obliegt es dem zustän­di­gen Norm­ge­ber, den Prü­fungs­stoff,
    das Prü­fungs­sys­tem, das Prü­fungs­ver­fah­ren
    sowie die Bestehens­vor­aus­set­zun­gen fest­zu­le­gen. 23 Hin­zu­kom­men
    von der Recht­spre­chung ent­wi­ckel­te Grund­sät­ze
    des Prü­fungs-Ver­fah­rens­rechts, ins­be­son­de­re die
    Gewähr­leis­tung der Chan­cen­gleich­heit und der
    Bewer­tungs­grund­sät­ze.
    Schon die Viel­falt der Mög­lich­kei­ten stu­di­en­be­glei­ten­der
    Prü­fun­gen und Prü­fungs­leis­tun­gen in kon­se­ku­ti­ven
    Prü­fun­gen lässt eine Umstel­lung auf digi­ta­le For­men
    ohne gesetz­li­che Ermäch­ti­gung nicht zu. Unter die­sem
    Aspekt ist frag­lich, ob die Rege­lung des
    § 64 Abs. 2 S. 2 HG NRW den ver­fas­sungs­recht­li­chen
    Anfor­de­run­gen genügt. Allein mit der Eröff­nung der digi­ta­len
    Prü­fungs­form ist den Anfor­de­run­gen des Bestimmt­heits­grund­sat­zes
    an die Aus­ge­stal­tung der Prü­fungs­ver­fah­ren,
    der Bewer­tung der Prü­fungs­leis­tun­gen
    und der Prü­fungs­ent­schei­dung in die­sem Prü­fungs­ver­fah­ren
    nicht genü­ge getan.24 Allen­falls aus dem sys­te­ma­ti­schen
    Zusam­men­hang mit dem Anfor­de­rungs­ka­ta­log
    des § 64 Abs. 2 S. 1 HG NRW für die Inhal­te von Prü­fungs­ord­nun­gen
    lässt sich ein hin­rei­chend bestimm­ter
    Rege­lungs­auf­trag für die Ein­füh­rung digi­ta­ler Prü­fun­gen
    ablei­ten.
    Erheb­li­che Zwei­fel bestehen, ob die­ser Man­gel durch
    die Ermäch­ti­gung des § 82 a HG NRW zu Maß­nah­men
    zur Bewäl­ti­gung der SARS-CoV-2-Pan­de­mie und die auf
    sei­ner Grund­la­ge erlas­se­nen Rechts­ver­ord­nung gedeckt
    ist. § 82 a HG NRW hat den Cha­rak­ter einer Blan­kett­norm,
    die zwar den Rege­lungs­zweck, nicht aber den Inhalt
    und das Aus­maß der Ver­ord­nungs­er­mäch­ti­gung in
    der durch Art. 80 Abs. 1 S. 2 GG gebo­te­nen Bestimmt­heit
    regelt.
    Gegen die Ver­wen­dung von Blan­kett­nor­men bestehen
    dann kei­ne Beden­ken, wenn sich mit Hil­fe der
    übli­chen Aus­le­gungs­me­tho­den, ins­be­son­de­re durch
    Her­an­zie­hung ande­rer Vor­schrif­ten des­sel­ben Geset­zes,
    durch Berück­sich­ti­gung des Norm­zu­sam­men­hangs
    oder auf­grund einer gefes­tig­ten Recht­spre­chung
    eine zuver­läs­si­ge Grund­la­ge für eine Aus­le­gung
    und Anwen­dung der Norm gewin­nen lässt.25 Auch die
    für Hoch­schul­prü­fun­gen ein­schlä­gi­gen Bestim­mun­gen
    der Rechts­ver­ord­nung genü­gen die­sen Anfor­de­run­gen
    nicht. § 6 die­ser Ver­ord­nung ent­hält eine Ermäch­ti­gung
    zur Durch­füh­rung von Online­prü­fun­gen,
    all­ge­mei­ne Vor­ga­ben zu deren Abnah­me und Durch­füh­rung,
    eine Aus­füh­rungs­er­mäch­ti­gung für Hoch­schul­sat­zun­gen
    und den Hin­weis auf den prü­fungs­recht­li­chen
    Gleich­be­hand­lungs­grund­satz. § 7 die­ser
    Ver­ord­nung sieht vor, dass die Form der Prü­fung abwei­chend
    von den Rege­lun­gen in den Prü­fungs­ord­nun­gen
    oder den Fest­le­gun­gen in den Modul­hand­bü­chern
    geän­dert wer­den kann. Damit wird ermög­licht,
    dass Hoch­schu­len durch im Eil­ent­schei­dungs­ver­fah­ren
    erlas­se­ne Sat­zun­gen Klau­su­ren oder Haus­ar­bei­ten
    durch münd­li­che Prü­fun­gen, Haus­ar­bei­ten durch
    Klau­su­ren erset­zen können.26
    Damit wer­den nicht nur die hoch­schul­in­ter­nen Ent­schei­dungs­kom­pe­ten­zen
    der Fakul­täts­rä­te und der Sena­te
    für den Erlass von Prü­fungs­ord­nun­gen, son­dern
    grund­le­gen­de ver­fas­sungs­recht­li­che Anfor­de­run­gen an
    den Vor­be­halt und Vor­rang des Geset­zes in Fra­ge
    gestellt.
    Sand­ber­ger · Rechts­fra­gen des digi­ta­len Unter­richts 1 6 1
    27 BVerfGE 98, 218 ff., Rn. 137 ff.; BVerfGE 40, 230, 248 ff.; 49, 89,
    126 f.; 95, 267, 307 f.
    28 Möl­lers, Par­la­men­ta­ri­sche Selbst­er­mäch­ti­gung im Zei­chen des
    Virus, Ver­fas­sungs­blog v. 26. 3. 2020 (https://verfassungsblog.de/
    par­la­men­ta­ri­sche-selbst­ent­maech­ti­gung-im-zei­chen-des-virus/).
    29 VGH Mün­chen, Beschluss v. 30.3.2020 – 20 NE 20.632, Rn. 41 ff.;
    die Ver­ein­bar­keit mit dem Bestimmt­heits­grund­satz bezwei­felnd
    VGH Mann­heim, VGH Baden-Würt­tem­berg Beschluss vom 9. 4.
    2020, 1 S 925/20, Rn. 40 ff.
    30 Exem­pla­risch: Bay­ern: Sat­zung der Fried­rich-Alex­an­der-Uni­ver­si­tät
    Erlan­gen-Nürn­berg, – Coro­na-Sat­zung vom 17.4.2020;
    Sat­zung der Uni­ver­si­tät Mün­chen zur Fle­xi­bi­li­sie­rung von
    Prü­fun­gen im SS 2020 und WS 2020/2021; Baden- Würt­tem­berg:
    Ergän­zen­de Prü­fungs­ord­nung der Ruprecht-Karls-Uni­ver­si­tät
    Hei­del­berg vom 24.4.2020, Mit­tei­lungs­blatt Nr. 02 / 2020, S. 99 ff.;
    Sat­zung der Uni­ver­si­tät Kon­stanz über den Ein­satz alter­na­ti­ver
    Prü­fungs­for­men und über alter­na­ti­ve Prü­fungs­ter­mi­ne bei infek­ti­ons­schutz­recht­li­cher
    Erfor­der­lich­keit vom 22.4.2020, Amt­li­che
    Bekannt­ma­chun­gen Nr.14/2020; Sat­zung zur Erwei­te­rung aller
    Stu­di­en- und Prü­fungs­ord­nun­gen an der Uni­ver­si­tät Tübin­gen
    zum Umgang mit der Coro­na-Pan­de­mie (Sat­zung für Leh­re
    und Prü­fung SoSe 2020), Amt­li­che Bekannt­ma­chun­gen Nr. 10
    –27.4.2020; NRW: Ergän­zungs­be­stim­mun­gen zur Über­grei­fen­den
    Prü­fungs­ord­nung für alle Bache­lor- und Mas­ter­stu­di­en­gän­ge,
    für den Bache­lor­stu­di­en­gang und für den Mas­ter­stu­di­en­gang
    Lehr­amt an Gym­na­si­en und Gesamt­schu­len sowie Lehr­amt an
    Berufs­kol­legs, der RWT Aachen, Amt­li­che Bekannt­ma­chung
    2020, Nr. 1.
    31 Exem­pla­risch dafür die Rege­lung der Uni­ver­si­tät Erlan­gen und
    der Uni­ver­si­tät Kon­stanz, vgl. Fn. 30.
    32 Exem­pla­risch die Rege­lung der RWT Aachen und der Uni­ver­si­tät
    Tübin­gen, vgl. Fn. 30.
    33 Exem­pla­risch die Rege­lung der Uni­ver­si­tät Hei­del­berg, vgl. Fn.
    30.
    Die durch die Coro­na-Pan­de­mie aus­ge­lös­te Not­stands­si­tua­ti­on
    recht­fer­tigt es nicht, die­se Anfor­de­run­gen, vor
    allem die Wesentlichkeitstheorie27 und den Bestimmt­heits­grund­satz
    zu lockern. Davor haben Staats­rechts­leh­rer
    im Zusam­men­hang mit der Novel­le des Infek­ti­ons­schutz­ge­set­zes
    und den dar­auf gestütz­ten Rechts­ver­ord­nun­gen
    gewarnt.28 Eine im Eil­ver­fah­ren ergan­ge­ne
    Ent­schei­dung des BayVGH belegt, dass auch kein Grund
    besteht, die bereits wei­ten Aus­le­gungs­spiel­räu­me zu Art.
    80 Abs. 1 S. 2 GG für den Erlass von Rechts­ver­ord­nun­gen
    zu ver­las­sen. 29
    Eben­so bewe­gen sich die auf die all­ge­mei­nen Sat­zungs­er­mäch­ti­gun­gen
    der Hoch­schul­ge­set­ze zum Erlass
    von Prü­fungs­ord­nun­gen gestütz­ten Rege­lun­gen
    für digi­ta­le Prü­fun­gen auf zwei­fel­haf­ter Ermäch­ti­gungs­grund­la­ge.
    Der Begriff der Hoch­schul­prü­fung
    schließt zwar digi­ta­le Prü­fun­gen nicht aus. Deren
    Prü­fungs­ab­läu­fe, vor allem die Ein­hal­tung prü­fungs­recht­li­cher
    Grund­sät­ze bei der Gestal­tung der Abläu­fe
    von schrift­li­chen und münd­li­chen in digi­ta­ler
    Form, wei­chen so erheb­lich von Prä­senz­prü­fun­gen
    ab, dass sie beson­de­rer gesetz­li­cher Rege­lung
    bedür­fen.
    Des­halb sind die Gesetz­ge­ber auf­ge­ru­fen, unver­züg­lich
    ent­spre­chen­de Ergän­zun­gen des Prü­fungs­rechts zu
    ver­ab­schie­den, die die Anfor­de­run­gen an das Ver­fah­ren
    und die Gestal­tung digi­ta­ler Prü­fun­gen abde­cken.
    6.2. Über­blick über anlass­be­zo­ge­ne Ergän­zun­gen bestehen­der
    Rege­lun­gen für digi­ta­le Hoch­schul­prü­fun­gen
    Inzwi­schen haben eine Rei­he von Hoch­schu­len im
    Wege der Eil­ent­schei­dung ihrer Rek­to­ren und Prä­si­den­ten
    auch all­ge­mei­ne Rah­men­re­ge­lun­gen für digi­ta­le
    Prü­fun­gen erlassen.30 Wie bei Lehr­ver­an­stal­tun­gen
    ergän­zen sie die bestehen­den Prü­fungs­ord­nun­gen
    für Bache­lor- und Mas­ter­stu­di­en­gän­ge. Für staat­li­che
    kirch­li­che, künst­le­ri­sche und Lehr­amts­stu­di­en­gän­ge
    gel­ten sie, soweit die Hoch­schu­len dafür Rege­lungs­zu­stän­dig­kei­ten
    haben.
    Die als Not­maß­nah­men zur Gewähr­leis­tung des Stu­di­en-
    und Prü­fungs­be­triebs bezeich­ne­ten, für die Dau­er
    des SS 2020 und WS 2021 befris­te­ten Rege­lun­gen wei­sen
    eine gro­ße Band­brei­te aus.
    Die­se reicht von pau­scha­len Ermäch­ti­gun­gen an den
    Stu­di­en­de­kan bzw. Prü­fungs­aus­schuss, im Fal­le der
    Nicht­durch­führ­bar­keit der in der Stu­di­en- und Prü­fungs­ord­nung
    vor­ge­se­he­nen Prü­fun­gen Ersatz­for­ma­te
    anzu­ord­nen, ohne dass die­se näher kon­kre­ti­siert wer­den,
    31 über die Fest­le­gung von Min­dest­an­for­de­run­gen
    an die Gestal­tung und den Ablauf von münd­li­chen und
    schrift­li­chen Prüfungen32 bis zu einem Regel­werk, das
    neben den in Fra­ge kom­men­den Prü­fungs­ar­ten fol­gen­de
    The­men umfasst: die Mög­lich­keit des Ersat­zes und der
    Ver­schie­bung, alle Pha­sen der Prü­fungs­ab­läu­fe von der
    Mel­dung und Ladung zur Prü­fung, die tech­ni­sche Durch­füh­rung
    und die Anfor­de­run­gen an die Gleich­wer­tig­keit
    der Inhal­te und die Gewähr­leis­tung der Eigen­stän­dig­keit
    der Prü­fungs­leis­tun­gen, die Bewer­tungs­grund­sät­ze und die
    Mit­tei­lung des Prüfungsergebnisses.33
    Eine Zusam­men­schau zugäng­li­cher Sat­zun­gen ver­schie­de­ner
    Hoch­schu­len erlaubt fol­gen­de Fest­stel­lun­gen:
    Im Mit­tel­punkt not­wen­di­ger Rege­lun­gen ste­hen geeig­ne­te
    Optio­nen digi­ta­ler Prü­fungs­for­men für die ein­schlä­gi­gen
    Stu­di­en­gän­ge. Soweit die in der Prü­fungs­ord­nung
    vor­ge­se­he­nen Prü­fun­gen wie sport­prak­ti­sche Prü­fun­gen,
    Testa­te in Prak­ti­ka oder beim Unter­richt am
    Kran­ken­bett digi­tal nicht mög­lich sind, wer­den geeig­ne­te
    Ersatz­for­men vor­ge­se­hen. Dies gilt auch für Auf­sichts­ar­bei­ten
    wie Prü­fungs­klau­su­ren.
    Ange­sichts der Viel­falt von Prü­fungs­for­men ist es
    nicht mög­lich, in all­ge­mei­nen Rah­men­ord­nun­gen für jeden
    Stu­di­en­gang und jedes Prü­fungs­fach Detail­re­ge­lun­gen
    zu erlas­sen. Des­halb beschrän­ken sich die­se dar­auf,
    all­ge­mei­ne Ermäch­ti­gun­gen an die nach den Prüfungs1
    6 2 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 3 ( 2 0 2 0 ) , 1 5 5 — 1 6 8
    ord­nun­gen zustän­di­gen Orga­ne zur Fest­le­gung von Ersatz­ver­an­stal­tun­gen
    vor­zu­se­hen, mit denen die durch
    die Prü­fung gefor­der­ten Kennt­nis­se und Fähig­kei­ten
    fest­ge­stellt wer­den kön­nen. Dabei soll­ten sich die Anfor­de­run­gen
    eng an den für regu­lä­re Prü­fun­gen gel­ten­den
    ori­en­tie­ren.
    Neben Rege­lun­gen zum Ver­fah­ren, wie der Form von
    Anmel­dun­gen zur Prü­fung, liegt der wei­te­re Schwer­punkt
    in der Fest­le­gung der Anfor­de­run­gen für die
    Durch­füh­rung der vor­ge­schrie­be­nen stu­di­en­be­glei­ten­den
    oder Stu­di­en­ab­schnit­te abschlie­ßen­den münd­li­chen
    und schrift­li­chen Prü­fun­gen als elek­tro­ni­sche
    Prü­fun­gen.
    Für die­se gibt es eine Rei­he von Hand­lungs­op­tio­nen
    wie die Nut­zung von Video­kon­fe­ren­zen oder Video­te­le­fo­nie,
    die ent­we­der in ver­schie­de­nen Räu­men an der
    Hoch­schu­le, an ande­ren Hoch­schu­len oder auch zwi­schen
    dem Raum des Prü­fers und eige­nen Räu­men der
    zu prü­fen­den Per­son unter Ein­satz ihrer eige­nen tech­ni­schen
    Mit­tel durch­ge­führt wer­den kön­nen.
    Vor­aus­set­zung für die Durch­füh­rung der Prü­fung in
    elek­tro­ni­scher Form ist stets, dass die tech­ni­schen Bedin­gun­gen
    eine Gleich­wer­tig­keit mit der regu­lä­ren Prü­fung
    gewähr­leis­ten. Dies erfor­dert ein von der Hoch­schu­le
    als tech­nisch sicher ein­ge­stuf­tes Pro­dukt für die
    Bild- und Ton­ver­bin­dung. Neben der Fest­stel­lung der
    Iden­ti­tät der Stu­die­ren­den muss des­halb gesi­chert sein,
    dass die Ver­wen­dung bei der Prü­fung nicht zuge­las­se­ner
    Hilfs­mit­tel aus­ge­schlos­sen ist und sich in den Räu­men
    kei­ne Per­so­nen auf­hal­ten, deren Anwe­sen­heit nicht in
    der Prü­fungs­ord­nung vor­ge­se­hen ist.
    Wegen der bei elek­tro­ni­scher Kom­mu­ni­ka­ti­on nicht
    völ­lig ver­meid­ba­ren Aus­fall­ri­si­ken ist eine elek­tro­ni­sche
    Prü­fung nur zuläs­sig, wenn die zu prü­fen­de Per­son die­ser
    Prü­fungs­form zustimmt. Falls eine Prü­fung aus tech­ni­schen
    Grün­den unter­bro­chen wird, muss eine Ersatz­prü­fung
    ange­bo­ten wer­den. Soweit zu prü­fen­de Per­so­nen
    über kei­ne geeig­ne­ten tech­ni­schen Mit­tel (z. B. End­ge­rä­te
    oder Netz­an­schlüs­se) ver­fügt, muss die
    Hoch­schu­le ein Ersatz­an­ge­bot in ihren Räu­men
    vor­se­hen.
    Auf­zeich­nun­gen von Video­prü­fun­gen sind wegen
    der damit ver­bun­de­nen Ein­grif­fe in das Per­sön­lich­keits­recht
    der Prü­fungs­kan­di­da­ten ent­we­der unter­sagt oder
    nur mit deren Zustim­mung und ein­deu­ti­gen Rege­lun­gen
    für ihre Ver­wen­dung und Löschung zuläs­sig.
    Des­halb gel­ten auch für Video­prü­fun­gen die in den
    Prü­fungs­ord­nun­gen vor­ge­se­he­nen Vor­schrif­ten über die
    Pro­to­kol­lie­rung des Prü­fungs­ver­laufs, der Ein­zel­no­ten
    und der End­no­ten.
    Bei schrift­li­chen Prü­fungs­leis­tun­gen ent­ste­hen dem­ge­gen­über
    kei­ne Pro­ble­me der Dar­stel­lung in digi­ta­ler
    Form, soweit die­se, wie Semes­ter­ar­bei­ten, Semi­nar­ar­bei­ten
    oder Haus­ar­bei­ten, ohne Auf­sicht ange­fer­tigt wer­den.
    Hier ersetzt die digi­ta­le Form der Über­mitt­lung die
    Abga­be und muss mit der übli­chen Ver­si­che­rung ver­bun­den
    wer­den, dass die Arbeit eigen­stän­dig und ohne
    Ver­wen­dung uner­laub­ter Hilfs­mit­tel ange­fer­tigt wur­de.
    Dage­gen sind die für regu­lä­re Prü­fun­gen gel­ten­den
    Anfor­de­run­gen an schrift­li­che Auf­sichts­ar­bei­ten in digi­ta­ler
    Form prak­tisch nicht gleich­wer­tig zu erfül­len. Dies
    gilt auch für sog. elek­tro­ni­sche Klau­su­ren. Bei die­sen
    kann zwar die Gleich­heit der Auf­ga­ben­stel­lung und Bear­bei­tungs­zeit,
    dage­gen nur mit erheb­li­chem Auf­wand
    die Auf­sicht gesi­chert wer­den. Soweit die Abwei­chung
    von den Stan­dards regu­lä­rer Auf­sichts­ar­bei­ten nicht als
    Not­lö­sung gestat­tet wird, müs­sen schrift­li­che Auf­sichts­ar­bei­ten
    des­halb wäh­rend der Sper­re des Zugangs in der
    Hoch­schu­le ent­we­der ver­scho­ben oder durch geeig­ne­te
    häus­li­che Arbei­ten ersetzt wer­den.
    III. Rechts­fra­gen digi­ta­ler Gremiensitzungen
  7. Hoch­schul­ver­fas­sungs­recht­li­che Fra­gen
    Neben dem Lehr­be­trieb und der Nut­zung der Ein­rich­tun­gen
    ist die Arbeit der Gre­mi­en der Hoch­schu­len von
    den Zugangs- und Kon­takt­be­schrän­kun­gen am meis­ten
    betrof­fen. Obwohl zu ihren zen­tra­len Zustän­dig­kei­ten
    die Vor­schlä­ge und die Beschluss­fas­sung über die Sat­zun­gen
    für Hoch­schul­prü­fun­gen, die Grund­ord­nung
    und sons­ti­gen Grund­satz­fra­gen von For­schung und
    Leh­re gehört, konn­ten die aus Anlass der Coro­na-Maß­nah­men
    erlas­se­nen Sat­zun­gen nicht im regu­lä­ren Ver­fah­ren
    der Sat­zungs­än­de­run­gen durch die Fakul­täts­rä­te
    und Sena­te ver­ab­schie­det wer­den. Sie beru­hen in der
    Regel auf Eil­ent­schei­dun­gen der Rek­to­ren und Prä­si­den­ten
    der Hoch­schu­len. Neben den Ergän­zun­gen der Prü­fungs­ord­nun­gen
    betrifft dies auch Geschäfts­ord­nun­gen
    der zen­tra­len Gre­mi­en Senat und Hoch­schul­rat sowie
    der Fakul­täts­rä­te. Mit der Wahr­neh­mung die­ser Funk­tio­nen
    tritt fak­tisch eine Über­tra­gung von Auf­ga­ben von
    Gre­mi­en der Hoch­schu­le oder der Fakul­tä­ten auf die
    Hoch­schul­lei­tun­gen ein, die nach den Hoch­schul­ge­set­zen
    nach den Vor­schrif­ten über die Auf­sichts­mit­tel nur
    für den Fall der Gefähr­dung der Funk­ti­ons­fä­hig­keit der
    Hoch­schu­le vor­ge­se­hen ist.
    Hoch­schul­ver­fas­sungs­recht­lich ist dies nicht mit den
    vom Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt ent­wi­ckel­ten Maß­stä­ben
    für eine mit Art. 5 Abs. 3 GG ver­ein­ba­re Hoch­schul­or­ga­ni­sa­ti­on
    ver­ein­bar. In den jüngs­ten Ent­schei­dun­gen hat
    Sand­ber­ger · Rechts­fra­gen des digi­ta­len Unter­richts 1 6 3
    34 Vgl. BVerfGE 136, 338 ff., 359 — MHH; BVerfGE 127, 87, 113,
    117- Ham­bur­ger Deka­nats­be­schluss; VerfGH BW – Urteil v. 14.
  8. 2016, 1VB 16/15, juris; dazu Goer­lich-Sand­ber­ger, Zurück zur
    Pro­fes­so­ren-Uni­ver­si­tät — Neue Lei­tungs­struk­tu­ren auf dem ver­fas­sungs­recht­li­chen
    Prüf­stand, DVBl. 2017, 667 ff., 669 ff. m.w.N;
    Mager, Das Ver­hält­nis von Steue­rung, Frei­heit und Par­ti­zi­pa­ti­on
    in der Hoch­schul­or­ga­ni­sa­ti­on aus ver­fas­sungs­recht­li­cher Sicht,
    OdW 2019, 1 ff.
    35 BVerfGE 35, 79, 115; 111, 333, 353; 127, 87, 114 ff.; 136, 338, 362
    ff., Rn.55 ff.
    36 Vgl. dazu Noack, Mit­glie­der­ver­samm­lung bei Groß­ver­ei­nen
    und digi­ta­le Teil­ha­be, NJW 2018, 1345 ff; Simons, Die Online-
    Abstim­mung in der Haupt­ver­samm­lung, NZG 2017, 567; Vetter/
    Tiel­mann, Unter­neh­mens­recht­li­che Geset­zes­än­de­run­gen in
    Zei­ten von Coro­na, NJW 2020, 1175; Teich­mann, Digi­ta­li­sie­rung
    und Gesell­schafts­recht, ZfPW 2019, 247. Zur Fra­ge der Zuläs­sig­keit
    digi­ta­ler Par­la­ments­sit­zun­gen vgl. Caro­lin Hage­nah, Das
    Coro­na-Virus und das Par­la­ment – Die Stun­de der Digi­ta­li­sie­rung?,
    JuWiss­Blog Nr. 37/2020 v. 26. 3. 2020, https://www.juwiss.
    de/37–2020/
    37 Vgl. Art. 2 des Geset­zes zur Abmil­de­rung der Fol­gen der
    COVID-19-Pan­de­mie im Zivil‑, Insol­venz- und Straf­ver­fah­rens­recht
    vom 27.3.2020, BGBl. I, S. 569 ff., 570 ff.
    das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt für eine ver­fas­sungs­kon­for­me
    Rege­lung der Ent­schei­dungs­kom­pe­ten­zen zwi­schen
    Lei­tungs­or­ga­nen und Selbst­ver­wal­tungs­gre­mi­en
    ver­langt, dass in wis­sen­schafts­re­le­van­ten Fra­gen der
    Ein­fluss der Grund­rechts­trä­ger durch maß­geb­li­che Mit­wir­kung
    in den Selbst­ver­wal­tungs­or­ga­nen gesi­chert
    oder im Fal­le der Über­tra­gung auf Lei­tungs­or­ga­ne durch
    den maß­geb­li­chen Ein­fluss der Selbst­ver­wal­tungs­or­ga­ne
    auf das Wahl­ver­fah­ren und die Mög­lich­keit einer Abwahl
    kom­pen­siert wer­den muss.34
    Eine Ein­schrän­kung die­ser Grund­sät­ze kann allen­falls
    beschränkt auf den Fall dro­hen­der Funk­ti­ons­un­fä­hig­keit
    der Hoch­schu­le gerecht­fer­tigt wer­den. Dies ergibt
    sich aus der vom Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt aus Art.
    5 Abs.3 GG abge­lei­te­ten Pflicht des Staa­tes, für die Funk­ti­ons­fä­hig­keit
    der Hoch­schu­le Sor­ge zu tragen.35 Im
    Hin­blick auf die gra­vie­ren­den Aus­wir­kun­gen für die Betei­li­gung
    der Grund­rechts­trä­ger an den Ent­schei­dun­gen
    der Hoch­schu­le bedarf es dafür aber einer gesetz­li­chen,
    auf den Not­stand beschränk­ten Rege­lung.
    Die bestehen­den auf­sichts­recht­li­chen Rege­lun­gen
    zie­len auf den Fall, dass die Gefähr­dun­gen der Funk­ti­ons­fä­hig­keit
    des Hoch­schul­be­triebs durch Stö­run­gen im
    Inne­ren der Hoch­schu­le aus­ge­löst und von den zustän­di­gen
    Orga­nen nicht mehr bewäl­tigt wer­den kön­nen. Sie
    sind des­halb auf den Fall der äuße­ren Bedro­hung der
    Funk­ti­ons­fä­hig­keit der Hoch­schu­le durch eine Pan­de­mie
    nicht über­trag­bar.
  9. Anfor­de­run­gen an die Ein­füh­rung vir­tu­el­ler Gremiensitzungen
  • Not­wen­dig­keit gesetz­li­cher Reg­lung
    Auch die Erset­zung von Gre­mi­en­sit­zun­gen in phy­si­scher
    Prä­senz ihrer Mit­glie­der durch vir­tu­el­le Gre­mi­en­sit­zun­gen
    greift nach­hal­tig in deren Funk­ti­ons­wei­se ein. Sie ist
    nur zuläs­sig, wenn die hoch­schul­ver­fas­sungs­recht­li­chen
    Anfor­de­run­gen an die Mit­wir­kung ihrer Mit­glie­der in
    digi­ta­len For­ma­ten gesi­chert wer­den kön­nen. Die
    Durch­füh­rung von Gre­mi­en­sit­zun­gen in Form von
    Video­kon­fe­ren­zen oder ihre Erset­zung durch Umlauf­ver­fah­ren
    erfüllt die­se Vor­aus­set­zun­gen nur, wenn die
    Teil­ha­be und der Ein­fluss auf die Wil­lens­bil­dung durch
    die Gestal­tung bei der Vor­be­rei­tung, dem Zugang, der
    Erör­te­rung der Ent­schei­dungs­ge­gen­stän­de, dem Abstim­mungs­ver­fah­ren,
    der Stimm­ab­ga­be der Abstim­mung
    und der Fest­stel­lung und Pro­to­kol­lie­rung der Abstim­mungs­er­geb­nis­se
    gewähr­leis­tet wer­den kann.
    Der ver­fas­sungs­recht­li­che Auf­trag an den Staat, für
    eine funk­ti­ons­fä­hi­ge Hoch­schul­or­ga­ni­sa­ti­on zu sor­gen,
    gebie­tet es, die­se Anfor­de­run­gen an die Erset­zung phy­si­scher
    durch vir­tu­el­le Gre­mi­en­sit­zun­gen gesetz­lich zu regeln.
    Sie kann nicht Orga­ni­sa­ti­ons­sat­zun­gen über­las­sen
    wer­den.
    Die Not­wen­dig­keit gesetz­li­chen Han­delns wird auch
    im pri­va­ten Ver­bands­recht und im Kom­mu­nal­recht und
    öffent­li­chen Ver­bands­recht über­wie­gend bejaht.36 Die
    bestehen­de Sat­zungs­au­to­no­mie wird als nicht aus­rei­chend
    ange­se­hen.
    Im Zuge der Coro­na-Gesetz­ge­bung wur­de im Akti­en­recht
    des­halb nach vor­aus­ge­gan­ge­ner Ein­füh­rung digi­ta­ler
    Stimm­ab­ga­be und vir­tu­el­ler Auf­sichts­rats­sit­zun­gen
    die Mög­lich­keit vir­tu­el­ler Haupt­ver­samm­lun­gen geschaf­fen.
    37 Dem­nach kann der Vor­stand einer Akti­en­ge­sell­schaft
    nun­mehr ent­schei­den, eine digi­ta­le
    Haupt­ver­samm­lung durch­zu­füh­ren, auch wenn die Sat­zung
    der Gesell­schaft ihn hier­zu bis­her nicht ermäch­tigt.
    Der Beschluss des Vor­stands hier­über bedarf der Zustim­mung
    des Auf­sichts­rats.
    Damit die Rech­te der Haupt­ver­samm­lung als eines
    der drei zen­tra­len Orga­ne der Akti­en­ge­sell­schaft gewahrt
    blei­ben, müs­sen bei deren online Durch­füh­rung
    eini­ge Vor­ga­ben beach­tet wer­den:
    – Die gesam­te Ver­samm­lung ist in Bild und Ton zu
    über­tra­gen.
    – Die Aus­übung der Stimm­rech­te muss ermög­licht
    wer­den. Ent­we­der über eine Voll­machts­er­tei­lung
    oder in elek­tro­ni­scher Form (Brief­wahl oder elek­tro­ni­sche
    Teil­nah­me).
    – Das Fra­ge­recht der Aktio­nä­re muss auf elek­tro­ni­schem
    Wege ermög­licht wer­den. Hier kann der Vor­stand
    ver­lan­gen, dass Fra­gen zwei Tage vor der
    Haupt­ver­samm­lung elek­tro­nisch ein­ge­reicht wer­den
    müs­sen.
    1 6 4 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 3 ( 2 0 2 0 ) , 1 5 5 — 1 6 8
    38 Z. B. Art. 13, 40, 41 BayHG; §§ 8 Abs. 5, 10 Abs. 8 LHG BW; § 15
    NHG; § 3 ThürHG.
    39 BVerfGE 98, 218 ff., 241, Rn.137 ff.; BVerfGE 40, 237, 248 ff.; 49,
    89 , 126 f.; 95, 267, 307 f.
    40 Z.B. Ers­te Sat­zung zur Ände­rung der Ver­fah­rens­ord­nung der
    Albert Lud­wigs-Uni­ver­si­tät Frei­burg (Ver­fah­rens­ord­nung –
    Ver­fO), Amt­li­che Bekannt­ma­chun­gen 2020, S. 157 f.; Sat­zung zur
    Ände­rung der Ver­fah­rens­ord­nung der Uni­ver­si­tät Hei­del­berg,
    Mit­tei­lungs­blatt Nr. 02 / 2020; Fünf­te Ände­rung der All­ge­mei­nen
    Geschäfts­ord­nung für die Carl von Ossietz­ky-Uni­ver­si­tät Olden­burg
    vom 29.4.2020, Amt­li­che Mit­tei­lun­gen 20/2020.
    41 Z. B. Art. 17 a der Ände­rung der Sat­zung der Uni­ver­si­tät Stutt­gart
    zur Rege­lung des Ver­fah­rens des Senats und sei­ner Aus­schüs­se
    (Geschäfts­ord­nung) vom 9.4.2020, Amt­li­che Bekannt­ma­chung
    Nr. 26/2020; Art.7 der Grund­ord­nung der Georg August-Uni­ver­si­tät
    Göt­tin­gen, Amt­li­che Mit­tei­lun­gen I der Georg August-Uni­ver­si­tät
    Göt­tin­gen vom 28.4.2020/Nr. 20, S. 373; § 9 a der Sat­zung
    zur Ände­rung der Ver­fah­rens­ord­nung der Uni­ver­si­tät Hei­del­berg,
    Mit­tei­lungs­blatt Nr. 02 / 2020; für Geschäfts­ord­nun­gen der
    Hoch­schul­lei­tung vgl. § 9 der Geschäfts­ord­nung des Rek­to­rats der
    Uni­ver­si­tät Kon­stanz vom 15.4.2020, Amt­li­che Bekannt­ma­chung
    Nr. 12/2020.
    42 § 9 a der Sat­zung zur Ände­rung der Ver­fah­rens­ord­nung der Uni­ver­si­tät
    Hei­del­berg, Mit­tei­lungs­blatt Nr. 02 / 2020 v. 27.4.2020, S.
    93 ff.
    – Aktio­nä­re, die ihr Stimm­recht aus­ge­übt haben, müs­sen
    auch die Mög­lich­keit haben, Wider­sprü­che
    gegen Beschlüs­se zu erklären.
  1. Über­blick über anlass­be­zo­ge­ne Sat­zungs­re­ge­lun­gen
    für vir­tu­el­le Gre­mi­en­ent­schei­dun­gen
    3.1 Bestehen­de Rechts­grund­la­gen für vir­tu­el­le Gre­mi­en­ent­schei­dun­gen
    Eine gesetz­li­che Ermäch­ti­gung zur Ein­füh­rung vir­tu­el­ler
    Gre­mi­en­ent­schei­dun­gen sieht nur der für Maß­nah­men
    zur Bewäl­ti­gung der SARS-CoV-2-Pan­de­mie erlas­se­ne
    § 82 a HG NRW vor. Neben dem Erlass von Rege­lun­gen
    zur Leh­re und zu Prü­fun­gen ermäch­tigt er dazu,
    im Ver­ord­nungs­weg Ver­fah­rens­grund­sät­ze hin­sicht­lich
    der Sit­zun­gen und der Beschlüs­se sowie der Amts­zeit
    der Gre­mi­en der Hoch­schu­le in Abwei­chung zu den
    bestehen­den gesetz­li­chen Reg­lun­gen zu erlas­sen. Nach
    § 5 Abs. 1 der Coro­na-Epi­de­mie-Hoch­schul­ver­ord­nung
    kön­nen Gre­mi­en Beschlüs­se im Umlauf­ver­fah­ren fas­sen.
    Soweit die Öffent­lich­keit für Gre­mi­en­sit­zun­gen
    vor­ge­schrie­ben ist, soll die Öffent­lich­keit über die
    Ergeb­nis­se der Beschlüs­se infor­miert wer­den. Nach
    § 5 Abs. 2 der VO ent­schei­det die oder der Vor­sit­zen­de
    des Gre­mi­ums, ob eine Sit­zung des Gre­mi­ums ohne phy­si­sche
    Prä­senz sei­ner Mit­glie­der als vir­tu­el­le Sit­zung in
    elek­tro­ni­scher Kom­mu­ni­ka­ti­on statt­fin­det oder
    Beschlüs­se im
    Umlauf­ver­fah­ren oder in elek­tro­ni­scher Kom­mu­ni­ka­ti­on
    gefasst wer­den. Glei­ches gilt nach Abs. 4 für Beschlüs­se
    des Rek­to­ra­tes, des Hoch­schul­ra­tes und des Deka­nats.
    Als zusätz­li­che Opti­on wird die Mög­lich­keit der
    Beschluss­fas­sung in einer Tele­fon­kon­fe­renz ein­ge­führt.
    Weder das Gesetz noch die VO sehen jedoch ver­fah­rens­recht­li­che
    Rege­lun­gen zur Siche­rung der Ord­nungs­mä­ßig­keit
    der Ein­la­dung, des Zugangs, zur Gewähr­leis­tung
    der Erör­te­rung, ord­nungs­ge­mä­ßer Stimm­ab­ga­be
    und Beschluss­fas­sung und Anfor­de­run­gen an die
    Sicher­heit der gewähl­ten Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sys­te­me vor.
  2. 2 Anlass­be­zo­ge­ne Ände­run­gen bestehen­der Geschäfts­ord­nun­gen
    Mit Aus­nah­me der Hoch­schu­len des Lan­des Nord­rhein-
    West­fa­len beru­hen die aus Anlass der durch die Coro­na-
    Ver­ord­nun­gen ver­füg­ten Zugangs­be­schrän­kun­gen erlas­se­nen
    Ände­run­gen bestehen­der Sat­zun­gen auf den all­ge­mei­nen
    gesetz­li­chen Sat­zungs­er­mäch­ti­gun­gen zur
    Rege­lung der Ver­fah­rens­an­ge­le­gen­hei­ten der Hoch­schul­gre­mi­en.
    38 Deren Rege­lungs­ge­halt bezieht sich auf
    die Vor­schrif­ten über die Zusam­men­set­zung, die Zustän­dig­kei­ten
    und Ver­fah­ren. Sie sind auf die Durch­füh­rung
    der Sit­zun­gen in phy­si­scher Prä­senz aus­ge­rich­tet. Da
    die­se bei vir­tu­el­len Sit­zun­gen nur mit zusätz­li­chen Ver­fah­rens­ga­ran­tien
    gewähr­leis­tet wer­den, bestehen des­halb
    gemes­sen an den Anfor­de­run­gen an den Vor­be­halt
    des Geset­zes bei Rege­lung grund­rechts­re­le­van­ter Sachverhalte39
    und an die Bestimmt­heit erheb­li­che Zwei­fel,
    ob die­se Sat­zungs­er­mäch­ti­gun­gen für die Ein­füh­rung
    vir­tu­el­ler Gre­mi­en­sit­zun­gen aus­rei­chen.
    Auch in die­ser Fra­ge ver­mit­telt ein Über­blick über
    die zugäng­li­chen, aus Anlass der Coro­na Kri­se erfolg­ten
    Ergän­zun­gen der Geschäfts­ord­nun­gen der Hoch­schu­len
    ein unter­schied­li­ches Bild an Rege­lungs­dich­te und Rege­lungs­in­hal­ten.
    40 Die meis­ten Sat­zungs­re­ge­lun­gen über­las­sen
    die Ent­schei­dung der Erset­zung regu­lä­rer Gre­mi­en­sit­zun­gen
    durch vir­tu­el­le Gre­mi­en­sit­zun­gen oder die
    Abstim­mung im Umlauf­ver­fah­ren den jewei­li­gen Vor­sit­zen­den
    der Gre­mi­en. Teil­wei­se wird der Aus­nah­me­cha­rak­ter
    an eine kon­kret erfor­der­li­che Fest­stel­lung der
    Undurch­führ­bar­keit im regu­lä­ren Ver­fah­ren
    gebunden.41
    Dabei muss die gewähl­te Form der vir­tu­el­len Gre­mi­en­sit­zung
    eine einer Prä­senz­sit­zung ver­gleich­ba­re und
    gemein­sa­me Wil­lens­bil­dung der Mit­glie­der des Gre­mi­ums
    ermög­li­chen. Exem­pla­risch für not­wen­di­ge und
    hin­rei­chen­de Anfor­de­run­gen­an vir­tu­el­le Gre­mi­en­sit
    zun­gen kann auf die Rege­lun­gen der Uni­ver­si­tät Hei­del­berg
    ver­wie­sen werden:42 Soweit die Ein­be­ru­fung zu eiSand­ber­ger
    · Rechts­fra­gen des digi­ta­len Unter­richts 1 6 5
    ner Video- oder Tele­fon­kon­fe­renz vor­ge­se­hen ist, sind
    beson­de­re Vor­keh­run­gen zur Ein­be­ru­fung, Über­mitt­lung
    von Sit­zungs­un­ter­la­gen, Anmel­dung und Gewähr­leis­tung
    des Zugangs zu gewähr­leis­ten.
    Dies bedingt die Aus­wahl siche­rer Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sys­te­me,
    die Gewähr­leis­tung und Ver­si­che­rung ihrer Funk­ti­ons­fä­hig­keit,
    die Ver­füg­bar­keit ent­spre­chen­der tech­ni­scher
    Zugän­ge für alle Mit­glie­der des Gre­mi­ums und deren
    Ein­wei­sung in die Hand­ha­bung.
    Zu Beginn der Sit­zung hat die oder der Vor­sit­zen­de fest­zu­stel­len,
    ob die ange­mel­de­ten Mit­glie­der auch in das
    Sys­tem ein­ge­loggt sind und die Kom­mu­ni­ka­ti­on funk­tio­niert.
    Die Teil­neh­mer müs­sen dar­auf hin­ge­wie­sen wer­den,
    dass die Video- oder Tele­fon­kon­fe­renz nicht durch unbe­fug­te
    Drit­te ver­folgt und nicht mit­ge­schnit­ten wer­den
    darf.
    Um eine gemein­sa­me Wil­lens­bil­dung zu ermög­li­chen,
    muss ein den Prä­senz­sit­zun­gen ver­gleich­ba­rer Aus­tausch
    der Mei­nun­gen zu den jewei­li­gen Tages­ord­nungs­punk­ten
    durch ent­spre­chen­de Mode­ra­ti­on der oder des Vor­sit­zen­den
    gewähr­leis­tet wer­den.
    Vor einer Abstim­mung muss sich die oder der Vor­sit­zen­de
    durch eine Abfra­ge bei allen Teil­neh­men­den, ver­ge­wis­sern,
    dass die Beschluss­fä­hig­keit wei­ter­hin vor­liegt. Die
    Abstim­mung hat so zu erfol­gen, dass das Abstim­mungs­er­geb­nis
    zwei­fels­frei fest­stell­bar ist.
    Bei Beschluss­un­fä­hig­keit auf­grund des Abris­ses von
    Ver­bin­dun­gen ist eine ange­mes­se­ne Unter­bre­chung der Sit­zung
    fest­zu­le­gen, damit sich die Teil­neh­mer wie­der mit
    dem Sys­tem ver­bin­den kön­nen. Kann die Beschluss­fä­hig­keit
    auf­grund eines Abris­ses von Ver­bin­dun­gen nicht wie­der
    her­ge­stellt wer­den, ent­schei­det die oder der Vor­sit­zen­de,
    ob die Tele­fon- oder Video­kon­fe­renz vor­zei­tig abge­bro­chen
    und zu einem spä­te­ren Zeit­punkt als Tele­fon- oder Video­kon­fe­renz,
    gege­be­nen­falls mit einem ande­ren Sys­tem,
    wie­der­holt wird.
    Bei gehei­men Abstim­mun­gen (Per­so­nal­ent­schei­dun­gen
    und Ange­le­gen­hei­ten, in denen eine gehei­me Abstim­mung
    bean­tragt wur­de) ist die Beschluss­fas­sung in einem schrift­li­chen
    oder elek­tro­ni­schen Ver­fah­ren her­bei­zu­füh­ren, in wel­chem
    eine gehei­me Stimm­ab­ga­be durch die stimm­be­rech­tig­ten
    Mit­glie­der gewähr­leis­tet ist.
    Das Sit­zungs­pro­to­koll hat neben der Zusam­men­fas­sung
    des Ver­laufs und des Ergeb­nis­ses der Abstim­mung
    auch eine von den Teil­neh­mern anzu­for­dern­de schrift­li­che
    oder elek­tro­ni­sche Bestä­ti­gung vor­zu­se­hen.
    IV. Ver­füg­ba­re For­ma­te für digi­ta­len Unter­richt, Prü­fun­gen
    und Gre­mi­en­sit­zun­gen — Daten­schutz­recht­li­che
    Fra­gen.
  3. Über­blick über bestehen­de, aus Anlass der Coro­na-
    Kri­se ver­stärk­te Infra­struk­tur
    Im Zuge der Umstel­lung auf den Online-Betrieb haben
    die Rechenzentren/Zentren für Daten­ver­ar­bei­tung der
    Hoch­schu­len in Koope­ra­ti­on mit ande­ren wis­sen­schaft­li­chen
    Rechen­zen­tren ihr Infra­struk­tur­an­ge­bot erheb­lich
    erwei­tert. Es umfasst aus­führ­li­che Anlei­tun­gen, Instru­men­te,
    Anwen­dungs­soft­ware und elek­tro­ni­sche Platt­for­men
    zur Erstel­lung digi­ta­ler Lehr­for­ma­te und
    Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sys­te­me zur Durch­füh­rung in den ver­schie­de­nen
    For­men syn­chro­ner Prä­sen­ta­ti­on wie Video­kon­fe­ren­zen
    und Live­strea­ming, asyn­chro­ner Nut­zung
    von Video­auf­zeich­nun­gen (Video on Demand) und
    Abruf von Mate­ria­li­en aus Lehr­platt­for­men. Ergän­zend
    zu frei ver­füg­ba­ren Sys­te­men wer­den auch für kom­mer­zi­el­le
    Video­kon­fe­renz­diens­te nach vor­he­ri­ger Abstim­mung
    Zugän­ge bzw. Lizen­zen ver­mit­telt. Zum Zugriff
    von Heim­ar­beits­plät­zen auf das Hoch­schul­netz und den
    dort ver­füg­ba­ren Ange­bo­ten wur­de das für Leh­ren­de
    und Stu­die­ren­de in allen Hoch­schu­len ver­füg­ba­re pass­wort­ge­schütz­tes
    Zugangs­sys­tem (VPN) zur Bewäl­ti­gung
    der mit dem Online-Betrieb ver­bun­de­nen Anfor­de­run­gen
    aus­ge­baut.
    Für die E‑Learning Ange­bo­te steht für Leh­ren­de und
    Stu­die­ren­de eine Rei­he von Lehr­platt­for­men bereit. Im
    wei­tes­ten ver­brei­tet ist die Lehr­platt­form Ili­as. Stu­die­ren­de
    fin­den hier Mate­ria­li­en für ihre Ver­an­stal­tun­gen.
    Leh­ren­den bie­tet ILIAS effek­ti­ve Verwaltungs‑, Kom­mu­ni­ka­ti­ons-
    und Koope­ra­ti­ons­werk­zeu­ge. Für digi­ta­le
    Kur­se wird die Lehr­platt­form Mood­le ein­ge­setzt.
    Die Aus­wahl und Bele­gung der Lehr­ver­an­stal­tun­gen,
    Anmel­dung zur Prü­fung und Ein­sicht in Prü­fungs­leis­tun­gen
    erfolgt wie im regu­lä­ren Stu­di­en­be­trieb über
    elek­tro­ni­sche Managementsysteme.
  4. Daten­schutz­recht­li­che Fra­gen
    2.1. Bestehen­de Vor­ga­ben des Hoch­schul­da­ten­schutz­rech­tes
    Zen­tra­le und dezen­tra­le E‑Lear­ning-Ver­fah­ren, digi­ta­le
    Lehr‑, Lern- und Prü­fungs­ver­fah­ren wer­fen zusätz­li­che
    daten­schutz­recht­li­che Fra­gen auf, die in den bestehen­den
    hoch­schul­recht­li­chen Son­der­re­ge­lun­gen für den
    1 6 6 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 3 ( 2 0 2 0 ) , 1 5 5 — 1 6 8
    Daten­schutz nicht oder nur unzu­rei­chend erfasst sind.
    Schwer­punkt des Bereichs­da­ten­schut­zes in Hoch­schul­ge­set­zen
    ist die Erhe­bung und Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner
    Daten im Bereich der Stu­die­ren­den- und Prü­fungs­ver­wal­tung,
    ein­schließ­lich der Stu­di­en­ver­laufs­sta­tis­tik,
    die Daten­ver­ar­bei­tung für Zwe­cke der
    Qua­li­täts­si­che­rung und Kon­takt­pfle­ge, zur Erstel­lung
    von Namens- und Tele­fon­ver­zeich­nis­sen und die Erfas­sung
    der Nut­zung von Ein­rich­tun­gen durch elek­tro­ni­sche
    Aus­weis­kar­ten.
    Die­se Zweck­be­stim­mung deckt auch die Erfas­sung per­so­nen­be­zo­ge­ner
    Daten für die Bele­gung von Lehr­ver­an­stal­tun­gen
    und Anmel­dung zu Prü­fun­gen. Die Nut­zung für
    wei­te­re Zwe­cke ist nach dem Daten­schutz­recht der DSGVO
    und der von ihr geöff­ne­ten Mög­lich­kei­ten ergän­zen­der
    mit­glied­schafts­recht­li­cher Rege­lun­gen aber nur zuläs­sig,
    wenn sie ent­we­der von einer Ein­wil­li­gung des Betrof­fe­nen
    oder einer Rechts­vor­schrift gedeckt sind.
    Dabei gilt nach Art. 5 DS-GVO der Grund­satz der
    Daten­mi­ni­mie­rung (Erfor­der­lich­keit), der Zweck­bin­dung,
    der Trans­pa­renz, der nach Art. 13 DS-GVO in einem
    Kata­log von Infor­ma­ti­ons­pflich­ten zusam­men­ge­fasst
    wird. Die­se bezie­hen sich auf die für die Daten­ver­ar­bei­tung
    Ver­ant­wort­li­chen, den Ver­ar­bei­tungs­zweck,
    die Bezeich­nung der Emp­fän­ger über­mit­tel­ter Daten, die
    Dau­er der Spei­che­rung, die Rech­te der Betrof­fe­nen auf
    Aus­kunft, Berich­ti­gung, Löschung, Daten­über­trag­bar­keit
    und bei bestimm­ten Ver­ar­bei­tungs­zwe­cken auch das
    Wider­spruchs­recht. Hin­zu­tre­ten nach Art. 25 DS-GVO
    Plich­ten des tech­ni­schen Daten­schut­zes und der Daten­si­cher­heit,
    nach Art. 24 und 37 die Bestel­lung von Daten­schutz­ver­ant­wort­li­chen
    und Daten­schutz­be­auf­trag­ten,
    nach Art. 30 die Füh­rung eines Ver­ar­bei­tungs­re­gis­ters
    und nach Art. 35 die Vor­nah­me einer
    Daten­schutz­fol­gen­ab­schät­zung.
    Gesetz­li­che Grund­la­ge für die Daten­ver­ar­bei­tung
    per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten an Hoch­schu­len ist ins­be­son­de­re
    Art. 6 Abs. 1 lit c und e i. V. mit Abs. 2 und 3
    DS-GVO, der im Anwen­dungs­be­reich der Daten­ver­ar­bei­tung
    zur Wahr­neh­mung ihrer Auf­ga­ben als öffent­li­che
    Ein­rich­tun­gen von den zustän­di­gen Lan­des­ge­setz­ge­bern
    die Fest­le­gung des Ver­ar­bei­tungs­zwecks,
    die Beschrän­kung der Daten­ver­ar­bei­tung auf die Erfor­der­lich­keit
    für die Erfül­lung der Auf­ga­ben, sowie
    ergän­zen­de Anga­ben zur Spe­zi­fi­zie­rung der Daten,
    ihrer Zweck­bin­dung, Ver­ar­bei­tung, zur Wei­ter­ga­be an
    Drit­te, zur Dau­er ihrer Spei­che­rung, Ver­schlüs­se­lung
    und tech­ni­schen Siche­rung ver­langt.
    Die Lan­des­da­ten­schutz­ge­set­ze sind die­sen Vor­ga­ben
    zwar durch für alle Lan­des­ein­rich­tun­gen gel­ten­de
    all­ge­mei­nen Vor­schrif­ten über Aus­nah­men von der
    Zweck­be­stim­mung, über die Über­mitt­lung per­so­nen­be­zo­ge­ner
    Daten, Ergän­zun­gen zu den Rech­ten der
    Betrof­fe­nen und zur Sicher­stel­lung des Daten­schut­zes
    nach­ge­kom­men, jedoch ist die Anpas­sung der hoch­schul­da­ten­schutz­recht­li­chen
    Vor­schrif­ten bis­her nur
    in weni­gen Bun­des­län­dern erfolgt.
    Auch daten­schutz­recht­lich sind die Hoch­schu­len damit
    auf den digi­ta­len Lehr­be­trieb prak­tisch nicht
    vor­be­rei­tet.
    2.2. Fol­ge­run­gen für digi­ta­le Lehr­for­ma­te
    Die für das Prä­senz­stu­di­um maß­geb­li­chen daten­schutz­recht­li­chen
    Rege­lun­gen und Anfor­de­run­gen gel­ten auch
    für digi­ta­le For­ma­te. Auf Lehr­platt­for­men ange­bo­te­ne
    digi­ta­le Lehr­ver­an­stal­tungs­an­ge­bo­te von Hoch­schu­len
    im Rah­men des Stu­di­ums sind kei­ne dem Tele­me­di­en­ge­setz
    unter­fal­len­den elek­tro­ni­schen Infor­ma­ti­ons- und
    Kom­mu­ni­ka­ti­ons­diens­te.
    Frag­lich ist schon, ob sie unter den für die Anwen­dung
    des TMG maß­geb­li­chen Begriff der Tele­me­di­en
    fal­len. In jedem Fall fehlt es an der nach
    §§ 1, 2 S. 2 Nr. 5 TMG erfor­der­li­chen Vor­aus­set­zung einer
    kom­mer­zi­el­len, also ent­gelt­li­chen Kom­mu­ni­ka­ti­on. Die­se
    Vor­aus­set­zung ist für Lehr­an­ge­bo­te staat­li­cher Hoch­schu­len
    im grund­stän­di­gen Stu­di­um nicht erfüllt.43
    Des­halb rich­ten sich die daten­schutz­recht­li­chen Anfor­de­run­gen
    auch nicht nach den für die Erfas­sung von
    Bestands- und Nut­zer­da­ten maß­geb­li­chen Vor­schrif­ten
    der §§ 13 und 14 TMG, son­dern nach der DS-GVO und
    den ergän­zen­den Rege­lun­gen durch die jewei­li­gen
    Lan­des­da­ten­schutz­ge­set­ze.
    Vor Nut­zungs­be­ginn der für die elek­tro­ni­sche Kom­mu­ni­ka­ti­on
    ein­ge­setz­ten Sys­te­me müs­sen die­se von den
    für ihren Betrieb ver­ant­wort­li­chen Stel­len die Ein­hal­tung
    des tech­ni­schen Daten­schut­zes über­prü­fen und orga­ni­sa­to­ri­sche
    Anwei­sun­gen für die Ein­hal­tung des Daten­schut­zes
    für die Nut­zer der Sys­te­me bereit­stel­len. Soweit
    kom­mer­zi­el­le Sys­te­me ein­ge­setzt wer­den, müs­sen
    die­se den Vor­schrif­ten für die tech­ni­schen und orga­ni­sa­to­ri­schen
    Anfor­de­run­gen des Daten­schut­zes ent­spre­chen,
    dies ist ver­trag­lich mit dem in Art. 28 DS- GVO
    gefor­der­ten Inhalt zum Schutz der per­so­nen­be­zo­ge­nen
    Daten der Nut­zer zu ver­ein­ba­ren.
    Betriebs­da­ten wie Name, Anschrift, Matri­kel­num­mer,
    Stu­di­en­fach, Stu­di­en­se­mes­ter oder E‑Mail-Adres­se
    43 So Han­sen und Hateh, Daten­schutz beim E‑Learning — Zum
    Ver­hält­nis von Kon­trol­le und Ver­trau­en in der Infor­ma­ti­ons­ge­sell­schaft,
    Darm­stadt 2014. Dabei kann offen­blei­ben, ob bei
    ent­gelt­li­chen Wei­ter­bil­dungs­an­ge­bo­ten eine ande­re Beur­tei­lung
    ange­bracht ist.
    Sand­ber­ger · Rechts­fra­gen des digi­ta­len Unter­richts 1 6 7
    dür­fen nur ver­ar­bei­tet wer­den, soweit sie für die Regis­trie­rung
    oder für die Nut­zung von E‑Lear­ning-Ver­fah­ren
    erfor­der­lich sind. Glei­ches gilt für Iden­ti­fi­ka­ti­ons­da­ten
    soweit sie mit per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten wie Namen
    oder E‑Mail-Adres­sen ver­bun­den sind.
    Per­so­nen­be­zo­ge­ne Daten eines Nut­zers oder einer
    Nut­ze­rin wie Merk­ma­le zur Iden­ti­fi­ka­ti­on des Nut­zers
    oder der Nut­ze­rin mit Anga­ben über Beginn und Ende
    sowie des Umfangs der jewei­li­gen Nut­zung oder Anga­ben
    über die ein­zel­nen von Nut­zer oder Nut­ze­rin benutz­ten
    E‑Lear­ning-Ver­fah­ren dür­fen nur ver­ar­bei­tet
    wer­den, wenn sie Gegen­stand eines in einer Prü­fungs­ord­nung
    gefor­der­ten Leis­tungs­nach­wei­ses sind, zum
    Bei­spiel für ECTS – Leis­tungs­punk­te. Zuläs­sig sind sog.
    Down­load-Pro­to­kol­le. Unzu­läs­sig ist des­halb eine lau­fen­de
    Ver­hal­tens­kon­trol­le.
    Glei­ches gilt für Kom­mu­ni­ka­ti­ons­in­hal­te der Stu­die­ren­den
    wie münd­li­che oder schrift­li­che Äuße­run­gen.
    Die Auf­zeich­nung von Lehr­ver­an­stal­tun­gen und
    zeit­glei­che oder zeit­ver­setz­te Über­tra­gung in E‑Lear­ning-
    Ver­fah­ren bedarf der schrift­li­chen Ein­wil­li­gung
    der von der Auf­zeich­nung und Über­tra­gung betrof­fe­nen
    Per­so­nen. Die Nut­zung muss auf die zuge­las­se­nen Teil­neh­mer
    beschränkt wer­den.
    Video­auf­zeich­nun­gen von Prü­fun­gen sind nur dann
    zuläs­sig, wenn sie zur Doku­men­ta­ti­on des Prü­fungs­ver­laufs
    nicht durch ande­re For­men der Doku­men­ta­ti­on ersetzt
    wer­den kön­nen. Nut­zer­da­ten sind zu löschen oder
    zu anony­mi­sie­ren, sobald sie für die Zwe­cke, für die sie
    erho­ben wer­den, nicht mehr zugäng­lich sind.
    Die Ein­füh­rung digi­ta­ler Lehr- und Prü­fungs­for­ma­te
    ist mit einem erhöh­ten Gefähr­dungs­po­ten­ti­als für den
    Daten­schutz ver­bun­den. Das gesetz­li­che Daten­schutz­recht
    für das Prä­senz­stu­di­um ist lücken­haft und des­halb
    als Maß­stab für die Über­tra­gung auf digi­ta­le Lehr­in­hal­te
    nur beschränkt ver­wert­bar. Rechts­si­cher­heit ist des­halb
    nur mit einer umfas­sen­den, den Anfor­de­run­gen des Art.
    13 DS- GVO ent­spre­chen­den Daten­schutz­auf­klä­rung als
    Grund­la­ge einer Ein­wil­li­gung der Betrof­fe­nen erreich­bar,
    die im Zusam­men­hang mit dem Zugang zu dem digi­ta­len
    Lehr­an­ge­bot ein­ge­holt wer­den muss.
    V. Fazit
    Die durch die Coro­na-Ver­ord­nun­gen erzwun­ge­ne Ein­füh­rung
    digi­ta­ler Lehr­ver­an­stal­tun­gen, Prü­fun­gen und
    Gre­mi­en­sit­zun­gen wirft zahl­rei­che, bis­her nicht geklär­te
    Rechts­fra­gen auf.
    Trotz einer schon vor Jah­ren begon­ne­nen Dis­kus­si­on
    über die Rele­vanz der Digi­ta­li­sie­rung für die Leh­re, trotz
    der Ein­rich­tung eige­ner For­schungs­ein­rich­tun­gen für
    Wis­sens­me­di­en, trotz ent­spre­chen­der Emp­feh­lun­gen
    der Kul­tus­mi­nis­ter­kon­fe­renz und des Wis­sen­schafts­ra­tes
    waren die Hoch­schu­len nur in ver­ein­zel­ten Fäl­len auf
    die durch die Coro­na-Ver­ord­nun­gen gebo­te­ne Umstel­lung
    auf den digi­ta­len Lehr‑, Prü­fungs- und Gre­mi­en­be­trieb
    vor­be­rei­tet. Glei­ches gilt für die Hoch­schul­ge­setz­ge­bun­gen,
    die bis auf weni­ge Aus­nah­men zu wesent­li­chen
    Fra­gen kei­ne Rege­lun­gen ent­hal­ten.
    Die Hoch­schu­len waren des­halb gezwun­gen, zu Beginn
    des Som­mer­se­mes­ters in Eil­ver­fah­ren Rege­lun­gen zu
    erlas­sen, um den Hoch­schul­be­trieb im Bereich der Leh­re,
    Prü­fun­gen und Gre­mi­en auf­recht­zu­er­hal­ten.
    Die­se Sat­zungs­re­ge­lun­gen ent­beh­ren weit­ge­hend der
    not­wen­di­gen gesetz­li­chen Rechts­grund­la­gen und den
    dafür gel­ten­den Anfor­de­run­gen an den
    Bestimmt­heits­grund­satz.
    Inso­weit besteht drin­gen­der gesetz­li­cher Hand­lungs­be­darf,
    die­ses zeit­lich auf die Dau­er der Pan­de­mie­be­schrän­kun­gen
    befris­te­te Regel­werk abzu­si­chern und für
    die zur Auf­recht­erhal­tung des Hoch­schul­be­triebs ein­ge­führ­ten
    digi­ta­len Lehr­ver­an­stal­tun­gen, Prü­fun­gen und
    Gre­mi­en­sit­zun­gen trag­fä­hi­ge Rechts­grund­la­gen zu
    schaf­fen.
    Zu Recht wird in der öffent­li­chen Dis­kus­si­on betont,
    dass die Kri­se Her­aus­for­de­run­gen und Chan­cen für Inno­va­tio­nen
    im Hoch­schul­be­reich bie­tet. Dies gilt nicht
    nur für die Hoch­schul­leh­re, son­dern auch für die
    Hoch­schul­ge­setz­ge­bung.
    Digi­ta­le Lehr­for­ma­te kön­nen aller­dings im Inter­es­se
    des wis­sen­schaft­li­chen Dis­kur­ses zwi­schen Leh­ren­den
    und Ler­nen­den zumin­dest in den grund­stän­di­gen Stu­di­en­gän­gen
    die Prä­senz­lehr­ver­an­stal­tun­gen nicht erset­zen,
    son­dern allen­falls ergänzen.44 Die fach­li­chen und
    didak­ti­schen Anfor­de­run­gen und Erfah­run­gen mit digi­ta­len
    Lehr­for­ma­ten kön­nen aber auch den Prä­senz­ver­an­stal­tun­gen
    zugu­te­kom­men. Auch digi­ta­le Gre­mi­en­sit­zun­gen
    stel­len eine Not­lö­sung und nicht die Zukunft
    dar.
    Es ist aber ver­fehlt und nicht situa­ti­ons­an­ge­mes­sen,
    in den aus der Not gebo­re­nen Maß­nah­men den Test­fall
    für die künf­ti­ge Umstel­lung der Leh­re, Prü­fun­gen und
    44 In die­sem Sin­ne sind auch die Emp­feh­lun­gen der KMK zur Digi­ta­li­sie­rung
    in der Hoch­schul­leh­re v. 14. 3. 2019 zu ver­ste­hen.
    1 6 8 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 3 ( 2 0 2 0 ) , 1 5 5 — 1 6 8
    Gre­mi­en­sit­zun­gen, also wesent­li­cher Tei­le der Auf­ga­ben
    und Wil­lens­bil­dung der Hoch­schu­len, auf einen Online-
    Betrieb zu beschwören.45
    Pro­fes­sor Dr. Dr. h.c. Georg Sand­ber­ger war von 1979
    bis 2003 Kanz­ler der Eber­hard Karls Uni­ver­si­tät Tübin­gen
    und ist