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2019 hat die DFG einen Kodex „Leit­li­ni­en zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“ beschlos­sen. Der fol­gen­de Bei­trag stellt den Kodex vor, erör­tert Neue­run­gen und Unter­schie­de gegen­über den Vor­gän­ger­do­ku­men­ten, beleuch­tet eini­ge Inhal­te näher, die für die Pra­xis von beson­de­rer Rele­vanz sind und geht auf die Fra­ge der Ver­bind­lich­keit des Doku­ments ein. I. Vor­ge­schich­te und Ent­ste­hung Am 3. Juli 2019 hat die Mit­glie­der­ver­samm­lung der Deut­schen For­schungs­ge­mein­schaft einen neu­en Kodex „Leit­li­ni­en zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“ ver­ab­schie­det. Er knüpft an die Denk­schrift „Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“ an, die 1998 von der DFG her­aus­ge­ge­ben und 2013 in einer ergänz­ten Auf­la­ge ver­brei­tet wor­den war. Die Denk­schrift von 1998 schloss sei­ner­zeit – zusam­men mit der eben­falls 1998 von der Hoch­schul­rek­to­ren­kon­fe­renz ver­ab­schie­de­ten Emp­feh­lung „Zum Umgang mit wis­sen­schaft­li­chem Fehlverhalten“1 – eine Rege­lungs­lü­cke. Bis dahin gab es kei­ne zen­tra­len Refe­renz­wer­ke, die die Regeln guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis umfas­send dar­ge­stellt oder den Umgang mit wis­sen­schaft­li­chem Fehl­ver­hal­ten flä­chen­de­ckend gere­gelt hät­ten. Not­wen­dig gewor­den war die­se Denk­schrift 1998, weil ein aus­ge­dehn­ter For­schungs­skan­dal die Wis­sen­schaft auf­ge­rüt­telt und extrem ver­un­si­chert hat­te. Über Jah­re hin­weg waren an der Ulmer Uni­ver­si­täts­kli­nik Fäl­le von Daten­miss­brauch und For­schungs­ma­ni­pu­la­tio­nen mög­lich gewe­sen, die nun an die Öffent­lich­keit dran­gen und unter­sucht wur­den. Das Vor­wort der Denk­schrift ging auf die­sen „im In- und Aus­land breit diskutierte[n] Fall wis­sen­schaft­li­chen Fehl­ver­hal­tens“ ein, griff die Fra­gen auf, die die Öffent­lich­keit auf­warf und der sich das Wis­sen­schafts­sys­tem zu stel­len hatte.2 Es ging dar­um, „Ursa­chen von Unred­lich­keit im Wis­sen­schafts­sys­tem nach­zu­ge­hen, prä­ven­ti­ve Gegen­maß­nah­men zu dis­ku­tie­ren, die exis­tie­ren­den Mecha­nis­men wis­sen­schaft­li­cher Selbst­kon­trol­le zu über­prü­fen und Emp­feh­lun­gen zu ihrer Siche­rung zu geben“.3 Aus heu­ti­ger Sicht beson­ders her­vor­ste­chend war die Fra­ge, ob „ein Ein­grei­fen des Staa­tes erfor­der­lich“ sei, „um die staat­lich finan­zier­te Wis­sen­schaft und die auf ihre Ergeb­nis­se ange­wie­se­ne Öffent­lich­keit vor miss­bräuch­li­chen Prak­ti­ken zur schützen“.4 Die Argu­men­ta­ti­on der Denk­schrift ging im Fol­gen­den dahin, dass die Wah­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis, die Ver­mitt­lung und die Ein­hal­tung der Regeln wis­sen­schaft­li­chen Arbei­tens „eine Kern­auf­ga­be der Selbst­ver­wal­tung der Wis­sen­schaft“ sei.5 Anders als in ande­ren Län­dern erfolgt die Unter­su­chung wis­sen­schaft­li­chen Fehl­ver­hal­tens des­halb in Deutsch­land heu­te in ers­ter Linie durch Ein­rich­tun­gen der aka­de­mi­schen Selbst­ver­wal­tung – nicht durch staat­li­che Stel­len oder Gerich­te. In der Fol­ge der DFG-Denk­schrift von 1998 und der HRK-Emp­feh­lun­gen aus dem glei­chen Jahr ent­wi­ckel­ten vie­le deut­sche Wis­sen­schafts­or­ga­ni­sa­tio­nen Leit­li­ni­en, Kodi­zes und Richt­li­ni­en oder über­ar­bei­te­ten bereits vor­lie­gen­de Rege­lun­gen. 6 Die Uni­ver­si­tä­ten und Hoch­schu­len nah­men die DFG-Emp­feh­lun­gen in ihre Regeln auf und gaben sich, wie z.B. die Uni­ver­si­tät Frei­burg 2011, eine „Ord­nung zur Siche­rung der Red­lich­keit in der Wissenschaft“.7 Es wur­den Maß­nah­men ergrif­fen, um prä­ven­tiv gute wis­sen­schaft­li­che Pra­xis zu schüt­zen und in Ver­dachts­fäl­len wis­sen­schaft­li­chen Fehl­ver­hal­tens die erfor­der­li­chen Unter­su­chun­gen kom­pe­tent durch­füh­ren zu kön­nen. Auch wenn bei Unter­su­chungs­fäl­len geleg­entG­i­se­la Rie­scher und Tobi­as Haas Ver­bind­lich und kom­pakt. Der neue DFG-Kodex „Leit­li­ni­en zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“ 1 „Zum Umgang mit wis­sen­schaft­li­chem Fehl­ver­hal­ten in den Hoch­schu­len“ (Emp­feh­lung der HRK von 1998). 2 „Vor­schlä­ge zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“ (Denk­schrift der DFG, 2. Auf­la­ge von 2013), S. 6 (Vor­wort der ers­ten Auf­la­ge). 3 „Vor­schlä­ge zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“ (Denk­schrift der DFG, 2. Auf­la­ge von 2013), S. 6 (Vor­wort der ers­ten Auf­la­ge). 4 „Vor­schlä­ge zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“ (Denk­schrift der DFG, 2. Auf­la­ge von 2013), S. 13. 5 „Vor­schlä­ge zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“ (Denk­schrift der DFG, 2. Auf­la­ge von 2013), S. 13. 6 Vgl. bei­spiels­wei­se „Emp­feh­lun­gen zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis in den Insti­tu­tio­nen der Leib­niz-Gemein­schaft“ vom 19.11.1998, „Regeln zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“ der Max-Planck-Gesell­schaft vom 24.11.2000, „Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis und Ver­fah­ren bei wis­sen­schaft­li­chem Fehl­ver­hal­ten“ der Helm­holtz-Gesell­schaft vom 9.9.1998. 7 „Ord­nung der Albert-Lud­wigs-Uni­ver­si­tät zur Siche­rung der Red­lich­keit in der Wis­sen­schaft“, ein­seh­bar unter: http://www. uni-freiburg.de/forschung/redlichkeit_in_der_wissenschaft (15.11.2019). Ord­nung der Wis­sen­schaft 2020, ISSN 2197–9197 3 4 O RDNUNG DER WISSENSCHAFT 1 (2020), 33–42 8 Vgl. Tobi­as Haas, Wer ent­schei­det, was red­lich ist? Zur Unter­su­chung von Fäl­len wis­sen­schaft­li­chen Fehl­ver­hal­tens in Deutsch­land, ein­seh­bar unter: https://www.theorieblog.de/index. php/2019/04/­wer-ent­schei­det-was-red­lich-ist-zur-unter­su­chung­von-fael­len-wis­sen­schaft­li­chen-fehl­ver­hal­tens-in-deutsch­lan­d/ (15.11.2019). Zur Mög­lich­keit, Fäl­le wis­sen­schaft­li­chen Fehl­ver­hal­tens im Wege aka­de­mi­scher Selbst­kon­trol­le zu prü­fen, sie­he bereits das Urteil des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts vom 11.12.1996 (BVerwG 6 C 5.95). 9 „Vor­schlä­ge zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“ (Denk­schrift der DFG, 2. Auf­la­ge von 2013), S. 8. 10 „Leit­li­ni­en zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“ (Kodex der DFG von 2019), S. 3. 11 Vgl. „Leit­li­ni­en zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“ (Kodex der DFG von 2019), S. 3. lich die lan­ge Dau­er der Ver­fah­ren kri­ti­siert wird, so zeigt sich doch die Wirk­sam­keit der uni­ver­si­tä­ren Selbst­kon­trol­le. Die hoch­schul­in­ter­ne Pro­blem­lö­sungs­kom­pe­tenz von Ombuds­per­so­nen und Unter­su­chungs­kom­mis­sio­nen wird sehr hoch ein­ge­schätzt, ver­bin­den die­se Insti­tu­tio­nen der aka­de­mi­schen Selbst­kon­trol­le doch in aus­ge­spro­chen hohem Maße Fach­kom­pe­tenz mit Erfah­rung und der nöti­gen Unab­hän­gig­keit. Vor dem Hin­ter­grund des­sen, was die Denk­schrift von 1998 hin­sicht­lich Eta­blie­rung von Regeln, Maß­nah­men und Insti­tu­tio­nen aus­ge­löst hat, war sie sicher ein Mei­len­stein. Die Denk­schrift bil­det eines der wesent­li­chen Fun­da­men­te für das heu­te eta­blier­te, im Grund­satz breit akzep­tier­te Sys­tem wis­sen­schaft­li­cher Selbst­ver­pflich­tung und Selbstkontrolle.8 Die­ses Sys­tem bedurf­te und bedarf aller­dings auch immer wie­der der Fort­ent­wick­lung. So for­der­ten in den Jah­ren nach der Jahr­tau­send­wen­de auf­ge­deck­te Fäl­le wis­sen­schaft­li­chen Fehl­ver­hal­tens ein Wis­sen­schafts­sys­tem her­aus, das sich zwar der Wahr­heit ver­pflich­tet sah, aber in man­chen Berei­chen etwas zu selbst­si­cher und zu unkon­trol­liert agier­te. Die durch Vro­ni­Plag Wiki auf­ge­deck­ten Pla­gi­ats­fäl­le pro­mi­nen­ter Politiker*innen und Vor­wür­fe von Nicht­re­pro­du­zier­bar­keit und Daten­ma­ni­pu­la­tio­nen sorg­ten für drin­gen­den Hand­lungs­be­darf. Als die DFG im Sep­tem­ber 2013 ihre Denk­schrift aus dem Jah­re 1998 ergänz­te, war vor allem bemer­kens­wert, dass das Vor­wort der Neu­auf­la­ge nun mit einem ein­dring­li­chen Appell beginnt, der wis­sen­schaft­li­che Red­lich­keit als eine fun­da­men­ta­le Hal­tung in der Wis­sen­schaft ver­steht: „Wis­sen­schaft grün­det auf Red­lich­keit. Die­se ist eine der wesent­li­chen Prin­zi­pi­en guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis und damit jeder wis­sen­schaft­li­chen Arbeit. Nur red­li­che Wis­sen­schaft kann letzt­lich pro­duk­ti­ve Wis­sen­schaft sein und zu neu­em Wis­sen füh­ren. Unred­lich­keit dage­gen gefähr­det die Wis­sen­schaft. Sie zer­stört das Ver­trau­en von Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­lern unter­ein­an­der sowie das Ver­trau­en der Gesell­schaft in die Wis­sen­schaft, ohne das wis­sen­schaft­li­che Arbeit eben­falls nicht denk­bar ist.“9 2018 – zwei Jahr­zehn­te nach der Ver­öf­fent­li­chung der Denk­schrift – ist die DFG schließ­lich zur Über­zeu­gung gekom­men, dass zwi­schen­zeit­lich – wie ihr Prä­si­dent Peter Stroh­schnei­der im Vor­wort zum neu­en Kodex schreibt – „viel­fäl­ti­ge Ver­än­de­run­gen im wis­sen­schaft­li­chen Arbeiten“10eingetreten sind, die eine grund­le­gen­de Über­ar­bei­tung der DFG-Regeln erfor­der­lich mach­ten. Neue Ent­wick­lun­gen im Publi­ka­ti­ons­we­sen (bei­spiels­wei­se Pseu­do-Zeit­schrif­ten) oder die durch die Digi­ta­li­sie­rung ver­än­der­ten Rah­men­be­din­gun­gen (bei­spiels­wei­se Open Sci­ence) waren Anlass, die bis­he­ri­ge Denk­schrift in einen neu­en Kodex zu überführen.11 Dazu wur­de eine zehn­köp­fi­ge Kom­mis­si­on zur Über­ar­bei­tung gebil­det, die im August 2018 unter Lei­tung von Mar­lis Hoch­bruck ihre Arbeit auf­nahm. Die Kom­mis­si­on ver­zweigt sich in meh­re­re Unter­kom­mis­sio­nen und erar­bei­te­te inner­halb weni­ger Mona­te den neu­en Kodex „Leit­li­ni­en zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“, der im März 2019 die Zustim­mung des Senats der DFG fand, im Juli von der Mit­glie­der­ver­samm­lung ver­ab­schie­det wur­de und am 1. August 2019 in Kraft trat. II. Auf­bau und Struk­tur Hin­sicht­lich des Auf­baus glie­dert sich der Kodex in 19 „Leit­li­ni­en zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“. Die ers­ten sechs Leit­li­ni­en ste­hen dabei unter der Über­schrift „Prin­zi­pi­en“ und sol­len all­ge­mei­ne Grund­sät­ze for­mu­lie­ren. Aller­dings ist die­se Zuord­nung nicht unbe­dingt kon­sis­tent. Fasst man unter einem Prin­zip Regeln oder Grund­sät­ze, so gilt dies für den gesam­ten Kodex. Ver­steht man dar­un­ter mehr im phi­lo­so­phi­schen Sinn eine zugrun­de lie­gen­de Idee oder das Prin­zip, nach dem etwas wirkt, dann sind die Leit­li­ni­en 4 zu Arbeits­ein­hei­ten und 6 zu Ombuds­per­so­nen nicht opti­mal zuge­ord­net. Es fol­gen elf Leit­li­ni­en, die unter der Über­schrift „For­schungs­pro­zess“ ste­hen. Sie stel­len den größ­ten Teil der Leit­li­ni­en dar und machen kon­kre­te Vor­ga­ben, wie der For­schungs­pro­zess ent­lang der Regeln guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis aus­se­hen soll. Den Abschluss bil­den zwei Leit­li­ni­en zum Vor­ge­hen bei wis­sen­schaft­li­chem Fehl­ver­hal­ten. Hier geht es um den Schutz von Hin­weis­ge­ben­den und von einem Ver­dacht Betrof­fe­nen sowie um Regeln zum Ver­fah­ren der Über­prü­fung von mög­li­chem Fehl­ver­hal­ten. Struk­tu­rell ver­folgt der Kodex einen mehr­di­men­sio­na­len Ansatz mit drei, hin­sicht­lich des Abs­trak­ti­ons­ni- Riescher/Haas · Ver­bind­lich und kom­pakt 3 5 12 „Leit­li­ni­en zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“ (Kodex der DFG von 2019), S. 27. 13 Die Uni­ver­si­tät Frei­burg hat 2014 ein Pro­rek­to­rat für Red­lich­keit in der Wis­sen­schaft, Gleich­stel­lung und Viel­falt ein­ge­rich­tet, in dem bei­de Berei­che mit­ein­an­der ver­bun­den sind. 14 Das AGG will Benach­tei­li­gun­gen aus Grün­den (1.) der Ras­se oder wegen der eth­ni­schen Her­kunft, (2.) des Geschlechts, (3.) der Reli­gi­on oder Welt­an­schau­ung, (4.) einer Behin­de­rung, (5.) des Alters oder (6.) der sexu­el­len Iden­ti­tät ver­hin­dern oder besei­ti­gen (vgl. § 1 AGG). veaus unter­schied­li­chen Ebe­nen. Die ers­te Ebe­ne bil­den die Leit­li­ni­en selbst, die ver­bind­lich, aber recht abs­trakt die Regeln guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis fest­le­gen. Auf der zwei­ten Ebe­ne fol­gen „Erläu­te­run­gen“, die jede der Leit­li­ni­en näher aus­buch­sta­bie­ren, erwei­tern und kon­kre­ti­sie­ren. Die­se Erläu­te­run­gen sind inte­gra­ler Bestand­teil des Kodex, in der Druck­fas­sung des Kodex ent­hal­ten und sol­len die glei­che Ver­bind­lich­keit genie­ßen wie die Leit­li­ni­en selbst: Die Hoch­schu­len setz­ten, so for­dert es der Kodex, „sowohl Ebe­ne eins als auch Ebe­ne zwei der Leit­li­ni­en […] rechts­ver­bind­lich um“.12 Auf einer drit­ten Ebe­ne sol­len schließ­lich ergän­zen­de Infor­ma­tio­nen zu den Leit­li­ni­en zur Ver­fü­gung gestellt wer­den, die auch fach­spe­zi­fi­sche Aus­füh­run­gen, FAQs und Fall­bei­spie­le ent­hal­ten sol­len. Die­se Aus­füh­run­gen sol­len im Inter­net bereit­ge­stellt und dyna­misch fort­ent­wi­ckelt wer­den. Anders als im Vor­wort des Kodex ange­kün­digt ist die­se drit­te Ebe­ne aller­dings bis­lang nicht ver­füg­bar. Sie soll nach Aus­kunft der DFG 2020 zugäng­lich gemacht wer­den. Ins­ge­samt über­zeugt der Kodex durch einen sinn­vol­len, leicht zugäng­li­chen Auf­bau. Mit dem „Drei-Ebe­nen­Mo­dell“ steht ein nütz­li­ches Instru­men­ta­ri­um zur Ver­fü­gung, um einer­seits dau­er­haf­te Regeln zu sta­tu­ie­ren (Ebe­ne 1 und 2) und ande­rer­seits die Mög­lich­keit zu haben, aktu­el­le Ent­wick­lun­gen und Fra­ge­stel­lun­gen im Feld wis­sen­schaft­li­cher Red­lich­keit auf­zu­grei­fen und ver­tie­fend zu ver­ar­bei­ten (Ebe­ne 3). III. Wesent­li­che Inhal­te Ver­ge­wis­sert man sich der Inhal­te des Kodex, so liegt ein Werk vor, das trotz der deut­lich knap­pe­ren Form im Ver­gleich zum Vor­gän­ger­do­ku­ment wesent­lich wei­te­re Berei­che des wis­sen­schaft­li­chen Arbei­tens umfasst. Es erfasst zu Recht und zeit­ge­mäß die aka­de­mi­sche Lebens­welt im Gan­zen. Es greift aktu­el­le Ent­wick­lungs­li­ni­en, erkann­te Pro­blem­la­gen, inein­an­der­flie­ßen­de und inter­sek­tio­nal ver­bun­de­ne Hand­lungs­fel­der der Aka­de­mia auf und for­dert bereichs­über­grei­fen­des Den­ken und Pro­blem­lö­sen. 1. Gleich­stel­lung und Viel­falt Dies trifft ins­be­son­de­re für die Ver­bin­dung von wis­sen­schaft­li­cher Red­lich­keit mit Gleich­stel­lung und Viel­falt zu. Bei­de The­men­be­rei­che sind Quer­schnitts­auf­ga­ben jeder Hoch­schu­le und Wis­sen­schafts­ein­rich­tung, denen immer grö­ße­re Bedeu­tung zukommt und die ganz­heit­li­cher Lösungs­an­sät­ze bedürfen.13 Gen­der und Diver­si­ty erwei­tert die seit nun­mehr etwa 30 Jah­ren an den Hoch­schu­len inte­grier­te Gleich­stel­lungs- und Chan­cen­gleich­heits­ar­beit um die sechs Dimen­sio­nen des All­ge­mei­nen Gleich­be­hand­lungs­ge­set­zes (AGG)14 und ande­re hoch­schul­in­ter­ne For­men der Auf­merk­sam­keit wie z.B. Bil­dungs­chan­cen und sozia­le Her­kunft. Gen­der- und Diver­si­ty­ma­nage­ment beginnt bei der Abbil­dung auf den Lei­tungs­ebe­nen, in den Leit­sät­zen der Hoch­schu­len und benö­tigt die Ver­an­ke­rung in Struk­tu­ren und Pro­zes­sen. Diver­si­täts­ge­rech­te Anspra­che und Aus­wahl in der Per­so­nal­ge­win­nung und ‑för­de­rung, aber auch die Sen­si­bi­li­sie­rung aller für die­se The­men gehö­ren zu einem erfolg­rei­chen Diver­si­ty­ma­nage­ment. Ziel­de­fi­ni­tio­nen und Maß­nah­men zur Ziel­er­rei­chung wer­den ergänzt durch die Beob­ach­tung und Mes­sung der Ziel­ver­ein­ba­run­gen. Wäh­rend deut­sche und euro­päi­sche Uni­ver­si­tä­ten, was Gen­der- und Diver­si­ty­ma­nage­ment betrifft, bis­lang noch hin­ter US-ame­ri­ka­ni­schen Uni­ver­si­tä­ten zurück­blei­ben, geht die DFG mit den Leit­li­ni­en zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis einen deut­li­chen Schritt nach vor­ne, indem sie ins­be­son­de­re in den Leit­li­ni­en 3, 5 und 9 Red­lich­keit in der Wis­sen­schaft mit Gleich­stel­lung und Viel­falt ver­bin­det. Leit­li­nie 3 for­mu­liert als „Orga­ni­sa­ti­ons­ver­ant­wor­tung der Lei­tung wis­sen­schaft­li­cher Ein­rich­tun­gen“ die Zustän­dig­keit der Hoch­schul­lei­tun­gen „für die Ein­hal­tung und Ver­mitt­lung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis sowie für eine ange­mes­se­ne Kar­rie­re­un­ter­stüt­zung aller Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler.“ Wei­ter heißt es: „Zu den Rah­men­be­din­gun­gen gehö­ren kla­re und schrift­lich fest­ge­leg­te Ver­fah­ren und Grund­sät­ze für die Per­so­nal­aus­wahl und die Per­so­nal­ent­wick­lung sowie die För­de­rung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses und der Chan­cen­gleich­heit.“ In den nach­fol­gen­den Erläu­te­run­gen wird sehr kon­kret dar­ge­legt, wie die­se Grund­sät­ze in die Struk­tu­ren und die Pro­zes­se der Hoch­schu­len ein­zu­pla­nen sind. Expli­zit genannt wer­den die Per­so­nal­aus­wahl und die Per­so­nal­ent­wick­lung, die Nach­wuchs­för­de­rung, Kar­rie­re­we­ge, Men­to­ring und Wei­ter­bil­dungs­pro­zes­se: „Im Rah­men der Per­so­nal­aus­wahl und der Per­so­nal­ent­wick­lung wer­den die Gleich­stel­lung der 3 6 O RDNUNG DER WISSENSCHAFT 1 (2020), 33–42 15 Vgl. „Vor­schlä­ge zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“ (Denk­schrift der DFG, 2. Auf­la­ge von 2013), S. 20. 16 Vgl. http://genderedinnovations.stanford.edu/ (15.11.2019). Geschlech­ter und die Viel­fäl­tig­keit („Diver­si­ty“) berück­sich­tigt. Die ent­spre­chen­den Pro­zes­se sind trans­pa­rent und ver­mei­den wei­test­mög­lich nicht wis­sen­schaft­li­che Ein­flüs­se („uncon­scious bias“). Für den wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs sind geeig­ne­te Betreu­ungs­struk­tu­ren und ‑kon­zep­te eta­bliert.“ Da die Ver­ant­wor­tung dafür die Lei­tungs­ebe­nen tra­gen, lässt sich im Hin­blick auf die Ver­mei­dung von „uncon­scious bias“ auch fol­gern, dass die Hoch­schu­len mehr als bis­her Sen­si­bi­li­sie­run­gen in die­sem Feld zu leis­ten haben, indem sie etwa ent­spre­chen­de Schu­lun­gen und Trai­nings anbie­ten. Der Kodex geht damit weit über die Emp­feh­lun­gen der Denk­schrift von 1998 bzw. 2013 hin­aus. Ein­ge­for­dert wird im wei­tes­ten Sin­ne ein Kul­tur­wan­del im Wis­sen­schafts­sys­tem. Im Zusam­men­hang mit der Aner­ken­nung des drit­ten Geschlechts („divers“) möch­te man die DFG aller­dings dar­auf auf­merk­sam machen, dass sie nach wie vor ledig­lich die männ­li­che und die weilb­li­che Form der Anspra­che ver­wen­det, wäh­rend sich Gen­der­stern und Unter­strich im Hoch­schul­ge­brauch inzwi­schen viel­fach als Aus­drucks­form der Viel­falt der Geschlech­ter durch­ge­setzt haben. Leit­li­nie 5 beschreibt „Leis­tungs­di­men­sio­nen und Bewer­tungs­kri­te­ri­en“ und ver­weist wie­der­um auf das All­ge­mei­ne Gleich­be­hand­lungs­ge­setz. Im Zusam­men­hang mit der Bewer­tung der Leis­tung von Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­lern wer­den die AGG-Dimen­sio­nen zu Kri­te­ri­en, die „neben der wis­sen­schaft­li­chen Leis­tung […] Berück­sich­ti­gung fin­den“ kön­nen. „Soweit frei­wil­lig ange­ge­ben, wer­den – neben den Kate­go­rien des AGG – auch indi­vi­du­el­le Beson­der­hei­ten in Lebens­läu­fen in die Urteils­bil­dung ein­be­zo­gen“, so die Leit­li­nie. Zu die­sen indi­vi­du­el­len, qua­li­ta­tiv zu beur­tei­len­den Leis­tun­gen gehö­ren das Enga­ge­ment in der Leh­re und der aka­de­mi­schen Selbst­ver­wal­tung, bei­des – vor allem letz­te­res – Posi­tio­nen, die in Beru­fungs- und Aus­wahl­kom­mis­sio­nen heu­te immer noch zu wenig gewich­tet wer­den. Vor allem bei der Beru­fung von Frau­en kön­nen die­se Dimen­sio­nen eine ent­schei­den­de Rol­le spie­len. Auch Enga­ge­ment in der Öffent­lich­keits­ar­beit, im Trans­fer sowie „Bei­trä­ge im gesamt­ge­sell­schaft­li­chen Inter­es­se“ kön­nen bei der Leis­tungs­be­ur­tei­lung gewür­digt wer­den. Beson­ders her­vor­ge­ho­ben wird in den Erläu­te­run­gen zu Leit­li­nie 5 zudem die Ein­be­zie­hung der „wis­sen­schaft­li­chen Hal­tung der Wis­sen­schaft­le­rin bezie­hungs­wei­se des Wis­sen­schaft­lers wie Erkennt­nis­of­fen­heit und Risi­ko­be­reit­schaft.“ Mit der Berück­sich­ti­gung die­ser Leis­tungs­aspek­te sind ethi­sche Kri­te­ri­en ange­spro­chen, die in vor­bild­li­cher Wei­se Red­lich­keit und Gen­der und Diver­si­ty ver­bin­den. Zugleich erfolgt mit den qua­li­ta­ti­ven Leis­tungs­kri­te­ri­en in Leit­li­nie 5 eine Abkehr von rein quan­ti­ta­ti­ven Bewer­tungs­ver­fah­ren bei Beru­fun­gen. Obgleich den quan­ti­ta­ti­ven Aus­wahl­me­cha­nis­men, die z.B. der Län­ge der Publi­ka­ti­ons­lis­ten und dem Impact Fac­tor fol­gen, schon in der Denk­schrift von 1998 bzw. 2013 eine Absa­ge erteilt wor­den war,15 betont der neue Kodex noch ein­mal sehr klar: „Die Bewer­tung der Leis­tung folgt in ers­ter Linie qua­li­ta­ti­ven Maß­stä­ben“. Damit sind die Beru­fungs­ver­fah­ren für Pro­fes­su­ren sowie Per­so­nal­aus­wahl- und Per­so­nal­ent­wick­lungs­pro­zes­se expli­zit in das The­ma Red­lich­keit in der Wis­sen­schaft ein­be­zo­gen. Die­sem „ganz­heit­li­chen“ Anspruch hat die Wis­sen­schaft künf­tig gerecht zu wer­den. Eine wei­te­re wich­ti­ge Ver­bin­dung von Red­lich­keit in der Wis­sen­schaft mit Gen­der und Diver­si­ty wird in Leit­li­nie 9 ange­spro­chen. Sie ist dem Abschnitt For­schungs­pro­zess zuge­ord­net, nimmt das For­schungs­de­sign in den Blick und erläu­tert, dass zu prü­fen sei, ob und inwie­weit Gen­der-und-Diver­si­ty-Aspek­te sys­te­ma­tisch in For­schungs­in­hal­te ein­be­zo­gen wer­den müs­sen, um For­schungs­er­geb­nis­se zu erzie­len, die nicht z.B. durch die Nicht­be­rück­sich­ti­gung von Sex und Gen­der zu ver­zerr­ten oder auch fal­schen Schluss­fol­ge­run­gen füh­ren: „Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler prü­fen, ob und, wenn ja, inwie­fern Geschlecht und Viel­fäl­tig­keit für das For­schungs­vor­ha­ben (mit Blick auf die Metho­den, das Arbeits­pro­gramm, die Zie­le etc.) bedeut­sam sein kön­nen. Bei der Inter­pre­ta­ti­on von Befun­den wer­den die jewei­li­gen Rah­men­be­din­gun­gen berück­sich­tigt.“ Bereits 2011 hat­te die EU-Kom­mis­si­on eine Exper­tIn­nen­grup­pe ein­ge­setzt, um zu reflek­tie­ren, wie bio­lo­gi­sches und sozia­les Geschlecht in For­schungs­pro­zes­se zu inte­grie­ren sei, um For­schungs­er­geb­nis­se nicht durch geschlechts­blin­de Fall- oder Pro­ban­den­aus­wahl zu ver­fäl­schen. Lon­da Schie­bin­ger, Pro­fes­so­rin an der Stan­ford Uni­ver­si­ty, hat­te in vie­len Fall­ana­ly­sen gezeigt, dass „gen­de­red inno­va­tions“ als eine Berück­sich­ti­gung des bio­lo­gi­schen Geschlechts z.B. in Medi­zin und Tech­nik die For­schungs­er­geb­nis­se ent­schei­dend kor­ri­gie­ren kann.16 Die Erkennt­nis, dass geschlech­ter­re­fle­xi­ve Metho­den zu bes­se­ren Inno­va­tio­nen füh­ren kön­nen, berück­sich­tigt die DFG in ihren For­schungs­an­for­de­run­gen seit Jah­ren. Sie nun in die Leit­li­ni­en zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis auf­zu­neh­men, gibt die­sem Ansatz über die For­schungs­re­le­vanz hin­aus eine for­schungs­ethi­sche Bedeu­tung im Wis­sen­schafts­pro­zess. Riescher/Haas · Ver­bind­lich und kom­pakt 3 7 17 Vgl. „Vor­schlä­ge zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“ (Denk­schrift der DFG, 2. Auf­la­ge von 2013), S. 22. 18 In der Denk­schrift war die 10-Jah­res­frist nicht in den Erläu­te­run­gen, son­dern in der Emp­feh­lung selbst ver­an­kert. Vgl. „Vor­schlä­ge zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“ (Denk­schrift der DFG, 2. Auf­la­ge von 2013), S. 21. 19 Vgl. „Zwei­fel an Stu­die zur Zell­ver­jün­gung durch Säu­re“, Zeit Online, 18.2.2014, ein­seh­bar unter: https://www.zeit.de/ wissen/2014–02/stammzellen-regeneration-medizin-zweifel (15.11.2019). 2. Umgang mit For­schungs­da­ten Wesent­lich mehr Auf­merk­sam­keit als die Emp­feh­lun­gen von 1998 und 2013 wid­met der neue Kodex dem For­schungs­pro­zess. Detail­liert wer­den Ver­ant­wort­lich­kei­ten beschrie­ben, sowohl des Ein­zel­nen, der Grup­pe, wie auch der Insti­tu­ti­on. Ent­lang des gesam­ten For­schungs­pro­zes­ses von der Daten­er­he­bung, über Arbeits­prak­ti­ken und Metho­den bis zur Ver­öf­fent­li­chung und Doku­men­ta­ti­on von Ergeb­nis­sen wer­den in den Leit­li­ni­en 7 bis 17 Regeln for­mu­liert, die die grund­le­gen­de For­de­rung wis­sen­schaft­li­cher Red­lich­keit, lege artis zu arbei­ten, näher aus­buch­sta­bie­ren. Es lässt sich bereits jetzt ver­mu­ten, dass die­se Kon­kre­ti­sie­run­gen den Ombuds­per­so­nen und Unter­su­chungs­kom­mis­sio­nen wich­ti­ge Maß­stä­be bei der Beur­tei­lung der im Ein­zel­fall zu stel­len­den Fra­ge an die Hand geben, was gute wis­sen­schaft­li­che Pra­xis einer­seits und wis­sen­schaft­li­ches Fehl­ver­hal­ten ande­rer­seits aus­macht. Im Rah­men der mit dem For­schungs­pro­zess befass­ten Leit­li­ni­en 7 bis 17 spielt der Umgang mit For­schungs­da­ten – also mit Mess­ergeb­nis­sen, Samm­lun­gen, Stu­di­en­erhe­bun­gen, Zell­kul­tu­ren, Mate­ri­al­pro­ben etc.17– eine zen­tra­le Rol­le. Die­ses The­ma wird gleich von meh­re­ren Leit­li­ni­en auf­ge­grif­fen. Leit­li­nie 9 regelt etwa, dass For­schen­de bei der Daten­aus­wer­tung Metho­den zur Ver­mei­dung (unbe­wuss­ter) Ver­zer­run­gen anzu­wen­den haben und bei­spiels­wei­se mit der Ver­blin­dung von Ver­suchs­rei­hen arbei­ten sol­len. Leit­li­nie 7 gibt vor, dass Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler ihre For­schungs­da­ten offen­le­gen und die Her­kunft von ver­wen­de­ten „Daten, Orga­nis­men, Mate­ria­li­en und Soft­ware“ kennt­lich machen. Die­se Offen­le­gung ist erfor­der­lich, um ande­ren For­schen­den die Mög­lich­keit zu geben, die vor­ge­leg­ten Ergeb­nis­se kri­tisch zu über­prü­fen und sie im Sin­ne von Karl Pop­pers „Logik der For­schung“ (1934) ggf. fal­si­fi­zie­ren zu kön­nen. In die­sem Zusam­men­hang for­mu­liert Leit­li­nie 12: „Eine wich­ti­ge Grund­la­ge für die Ermög­li­chung einer Repli­ka­ti­on ist es, die für das Ver­ständ­nis der For­schung not­wen­di­gen Infor­ma­tio­nen über ver­wen­de­te oder ent­ste­hen­de For­schungs­da­ten […] zu hin­ter­le­gen“. Die­se Daten müs­sen gemäß Leit­li­nie 13 nach dem FAIR-Prin­zip (Findable, Acces­si­ble, Inter­ope­ra­ble, Re-usable) in aner­kann­ten Archi­ven bzw. Repo­si­to­ri­en ver­öf­fent­licht wer­den. Dabei muss, so Leit­li­nie 17, die Auf­be­wah­rung der For­schungs­da­ten für „einen ange­mes­se­nen Zeit­raum“ sicher­ge­stellt sein. In den Erläu­te­run­gen zu Leit­li­nie 17 heißt es, dass die Daten „in der Regel für einen Zeit­raum von zehn Jah­ren zugäng­lich und nach­voll­zieh­bar in der Ein­rich­tung, wo sie ent­stan­den sind, oder in standort­über­grei­fen­den Repo­si­to­ri­en“ auf­zu­be­wah­ren sind.18 Hin­sicht­lich der wei­te­ren Ver­wen­dung von For­schungs­da­ten regelt Leit­li­nie 10, dass die For­schen­den „zu einem frü­hest­mög­li­chen Zeit­punkt“ Ver­ein­ba­run­gen über die Nut­zungs­rech­te an den Daten tref­fen sol­len, wobei die Nut­zung „ins­be­son­de­re der Wis­sen­schaft­le­rin und dem Wis­sen­schaft­ler zu[steht], die/der sie erhebt“. Die Bedeu­tung, die der Kodex der Daten­er­he­bung zuspricht, mani­fes­tiert sich auch dar­in, dass nach Leit­li­nie 14 die­je­ni­gen Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler als Autorin bzw. Autor einer Ver­öf­fent­li­chung gel­ten kön­nen, die an „der Erar­bei­tung, Erhe­bung, Beschaf­fung, Bereit­stel­lung der Daten“ mit­ge­wirkt haben. Im Gan­zen zie­len die Regeln des Kodex zum Umgang mit For­schungs­da­ten dar­auf ab, die Über­prü­fung von For­schungs­er­geb­nis­sen durch Zugang zu den zugrun­de­lie­gen­den Daten sicher­zu­stel­len und Daten­ma­ni­pu­la­tio­nen zu ver­hin­dern. Dass der Kodex dem Umgang mit For­schungs­da­ten so brei­ten Raum ein­räumt und in sei­nen Leit­li­ni­en 7, 9, 10, 12, 13, 14 und 17 Rege­lun­gen dazu vor­sieht, zeigt die Bedeu­tung des The­mas für die DFG. Zwar ste­hen in der öffent­li­chen Debat­te häu­fig Pla­gia­te im Zen­trum der Auf­merk­sam­keit. Daten­ma­ni­pu­la­tio­nen und ‑ver­fäl­schun­gen stel­len in der Pra­xis aber eine min­des­tens eben­so erns­te Fehl­ver­hal­tens­form dar. Ein­zel­ne Fäl­le, wie bei­spiels­wei­se eine Stu­die aus Japan, die 2014 Furo­re mach­te, ver­wei­sen auf die Dimen­si­on des Pro­blems: In der renom­mier­ten Zeit­schrift „Natu­re“ wur­de publi­ziert, dass es einem For­schungs­pro­jekt in Kobe gelun­gen sei, Kör­per­zel­len von Mäu­sen mit­hil­fe von Zitro­nen­säu­re denk­bar ein­fach in einen embryo­na­len Zustand zurück­zu­ver­set­zen. Die Wis­sen­schaft sprach von einer neu­en Ära der Stamm­zel­len­bio­lo­gie, Medi­en jubel­ten über die ver­meint­li­che Zell­ver­jün­gung durch Zitro­nen­säu­re und man über­leg­te schon, wann die neue Metho­de auf den Men­schen über­tra­gen wer­den kön­ne – bis sich her­aus­stell­te, dass die japa­nisch-ame­ri­ka­ni­sche For­schungs­ko­ope­ra­ti­on ihre Daten gefälscht hat­te und der Arti­kel in „Natu­re“ zurück­ge­zo­gen wer­den muss­te. Zahl­rei­che Ver­su­che, die angeb­li­chen For­schungs­er­geb­nis­se zu repro­du­zie­ren, waren zuvor geschei­tert. 19 Auf­grund sol­cher For­schungs­skan­da­le sind in den letz­ten Jah­ren die Rufe nach „Open Sci­ence“ bzw. „Open Data“, d.h. nach einem jeder­zeit trans­pa­ren­ten und nach- 3 8 O RDNUNG DER WISSENSCHAFT 1 (2020), 33–42 20 Sie­he https://www.leru.org/publications/open-science-and-itsrole-in-universities-a-roadmap-for-cultural-change (15.11.2019). 21 Das Papier wur­de von der Rec­tors’ Assem­bly der LERU am 15./16.11.2019 beschlos­sen und wird dem­nächst unter https://www.leru.org/publications ver­öf­fent­licht wer­den (Stand: 19.11.2019). 22 Erläu­te­run­gen zu Leit­li­nie 10. 23 Erläu­te­run­gen zu Leit­li­nie 13. 24 „Leit­li­ni­en zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“ (Kodex der DFG von 2019), S. 6. 25 Vgl. „Zum Umgang mit wis­sen­schaft­li­chem Fehl­ver­hal­ten in den Hoch­schu­len“ (Emp­feh­lung der HRK von 1998), S. 6. voll­zieh­ba­ren For­schungs­pro­zess mit für jeder­mann zugäng­li­chen Daten, laut gewor­den. Die League of Euro­pean Rese­arch Uni­ver­si­ties (LERU) hat 2018 ein weg­wei­sen­des Advice Paper zum The­ma „Open Sci­ence and its role in uni­ver­si­ties“ mit weit­rei­chen­den Emp­feh­lun­gen für eine offe­ne Wis­sen­schaft publiziert.20 Im Novem­ber 2019 hat die LERU ein wei­te­res Papier beschlos­sen, das Open Sci­ence als wesent­li­che Vor­aus­set­zung für wis­sen­schaft­li­che Red­lich­keit ver­steht. Von den For­schen­den wird Trans­pa­renz dabei „at all stages of a pro­ject and not just at the end“ eingefordert.21 Auch der DFG-Kodex ist in sei­nen oben zitier­ten Bestim­mun­gen zum Zugang zu For­schungs­da­ten erkenn­bar von den For­de­run­gen nach Open Sci­ence beein­flusst. Erfreu­li­cher­wei­se dif­fe­ren­ziert der Kodex aber auch, etwa in dem kon­sta­tiert wird, dass der Zugang zu Daten „nach Maß­ga­be daten­schutz­recht­li­cher Bestim­mun­gen“ zu erfol­gen habe22 oder Ein­schrän­kun­gen „im Kon­text mit Patent­an­mel­dun­gen“ mög­lich sind.23 Leit­li­nie 13 erkennt an: „Im Ein­zel­fall kann es […] Grün­de geben, Ergeb­nis­se nicht öffent­lich zugäng­lich […] zu machen.“ Die Leit­li­nie besagt, dass For­schungs­da­ten ver­füg­bar zu machen sind, fügt jedoch auch hin­zu: „soweit dies mög­lich und zumut­bar ist“. Im Gan­zen stellt der Kodex damit im Ver­gleich zum anglo­ame­ri­ka­nisch gepräg­ten Dis­kurs gemä­ßig­te und dif­fe­ren­zier­te Open Sci­ence-Anfor­de­run­gen. Dies ist zu begrü­ßen, denn so unver­zicht­bar trans­pa­ren­te For­schungs­da­ten für eine gute wis­sen­schaft­li­che Pra­xis im Grund­satz sind, so rich­tig ist, dass es im Ein­zel­fall auch Grün­de dafür geben kann – Daten- und Patent­schutz sind zwei Bei­spie­le –, Daten nicht oder zumin­dest nicht schon vor der Publi­ka­ti­on der For­schungs­er­geb­nis­se nach außen zu geben. 3. Insti­tu­tio­nel­le Struk­tu­ren und Ver­fah­ren Ein wei­te­rer Kom­plex, auf den der Kodex gro­ßen Wert legt, ist die Gewähr­leis­tung adäqua­ter Struk­tu­ren wis­sen­schaft­li­cher Red­lich­keit durch die Hoch­schu­len. „Die Rah­men­be­din­gun­gen an den Hoch­schu­len und außer­hoch­schu­li­schen For­schungs­ein­rich­tun­gen sind wesent­lich für gelin­gen­des, gutes wis­sen­schaft­li­ches Arbei­ten“, betont bereits das Vorwort.24Daraus ent­wi­ckelt der Kodex ver­schie­de­ne Vor­ga­ben, die sich auf die Eta­blie­rung bestimm­ter Insti­tu­tio­nen und Ver­fah­ren bezie­hen. In insti­tu­tio­nel­ler Hin­sicht sind vor allem die Ombuds­per­son und die Unter­su­chungs­kom­mis­si­on zu nen­nen. Sprach die Denk­schrift von 1998 noch von „Ver­trau­ens­per­so­nen“, so legt Leit­li­nie 6 des Kodex nun fest, dass die Hoch­schu­len min­des­tens eine – jetzt nur noch so genann­te – „Ombuds­per­son“ vor­se­hen müs­sen, „an die sich ihre Mit­glie­der und Ange­hö­ri­gen in Fra­gen guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis und in Fra­gen ver­mu­te­ten wis­sen­schaft­li­chen Fehl­ver­hal­tens wen­den kön­nen“ und die unab­hän­gig und ver­trau­lich arbei­tet. Im Gegen­satz zu den aus­führ­li­chen Bestim­mun­gen hin­sicht­lich der Ombuds­per­so­nen wer­den die Unter­su­chungs­kom­mis­sio­nen, die mitt­ler­wei­le an vie­len Ein­rich­tun­gen dau­er­haft eta­bliert sind, vom Kodex nur impli­zit genannt. So heißt es in den Erläu­te­run­gen zu Leit­li­nie 6 en pas­sant, dass die Ombuds­per­so­nen Ver­dachts­fäl­le wis­sen­schaft­li­chen Fehl­ver­hal­tens „im Bedarfs­fall an die ver­ant­wort­li­che Stel­le, zumeist eine Unter­su­chungs­kom­mis­si­on“ wei­ter­lei­ten sol­len. Zudem lässt sich aus Leit­li­nie 18 erschlie­ßen, dass die für Über­prü­fun­gen zustän­di­gen Stel­len „in der Regel Ombuds­per­so­nen und Unter­su­chungs­kom­mis­sio­nen“ sind. Eine expli­zi­te und ver­bind­li­che Fest­schrei­bung oder nähe­re Defi­ni­ti­on der Unter­su­chungs­kom­mis­sio­nen fehlt jedoch. Dies wäre durch­aus mög­lich gewe­sen, denn bereits seit den HRK-Emp­feh­lun­gen von 1998 sind Unter­su­chungs­kom­mis­sio­nen vorgesehen.25 Auch hat das Gros der ins­be­son­de­re grö­ße­ren Hoch­schu­len in der Pra­xis längst ein Zusam­men­spiel von Ombuds­per­son und Unter­su­chungs­kom­mis­si­on insti­tu­tio­na­li­siert. An der Uni­ver­si­tät Frei­burg etwa gilt fol­gen­des Stan­dard­ver­fah­ren bei der Prü­fung von Ver­dachts­fäl­len wis­sen­schaft­li­chen Fehl­ver­hal­tens: Ers­te Ansprech­stel­le, wenn ein Hin­weis auf wis­sen­schaft­li­ches Fehl­ver­hal­ten besteht, ist der „Beauf­trag­te für die Selbst­kon­trol­le in der Wis­sen­schaft“, der als Ombuds­per­son fun­giert. Stellt er einen hin­rei­chen­den Ver­dacht fest, gibt er den Fall an die Unter­su­chungs­kom­mis­si­on wei­ter. Die­se nimmt anschlie­ßend, wenn sie ihre Zustän­dig­keit und die Plau­si­bi­li­tät des Vor­wurfs geprüft hat, eine ein­ge­hen­de Unter­su­chung vor. Am Schluss steht ein Bericht, auf des­sen Basis der Rek­tor über mög­li­che wei­te­re Maß­nah­men, z.B. dis­zi­pli­nar- oder arbeits­recht­li­che Kon­se­quen­zen, zu ent­schei­den hat. Wenn es um eine etwa­ige Aberken­nung von Titeln und Gra­den geht, kom­men zusätz­lich die zustän­di­gen Aus­schüs­se der Fakul­tä­ten (Pro­mo­ti­ons- oder Habi­li­ta­ti­ons­aus­schuss) ins Spiel, Riescher/Haas · Ver­bind­lich und kom­pakt 3 9 denn die Fakul­tä­ten, die die Gra­de ver­ge­ben, haben auch über einen mög­li­chen Ent­zug zu ent­schei­den. Zu die­sen uni­ver­si­tä­ren Insti­tu­tio­nen kommt das über­re­gio­nal bera­tend und ver­mit­telnd wir­ken­de Gre­mi­um „Ombuds­man für die Wis­sen­schaft“. Es wird von der DFG bestellt, legt jedoch gro­ßen Wert auf sei­ne Unab­hän­gig­keit und steht allen Wissenschaftler*innen in Deutsch­land bei Fra­gen wis­sen­schaft­li­cher Red­lich­keit offen. Der Kodex ver­steht die­ses Gre­mi­um nicht als über­ge­ord­ne­te, son­dern als alter­na­ti­ve Ansprech­stel­le zu den ört­li­chen Ombuds­per­so­nen. In den Erläu­te­run­gen zu Leit­li­nie 6 heißt es: „Hoch­schu­len und außer­hoch­schu­li­sche For­schungs­ein­rich­tun­gen neh­men in ihre Rege­lun­gen ein Wahl­recht der­ge­stalt auf, dass sich ihre Mit­glie­der und Ange­hö­ri­gen an die loka­le Ombuds­per­son der Ein­rich­tung oder an das über­re­gio­nal täti­ge Gre­mi­um „Ombuds­man für die Wis­sen­schaft“ wen­den können.“26 Mit die­ser Rege­lung ist das Gre­mi­um zum einen in die insti­tu­tio­nel­le Sys­te­ma­tik des Kodex auf­ge­nom­men. Zum ande­ren bedeu­tet sie, dass vie­le Hoch­schu­len ihre Sat­zun­gen ergän­zen und den Zugang zum Ombuds­man aus­drück­lich nor­mie­ren müs­sen. Ob die­se (neue) Nor­mie­rungs­pflicht not­wen­dig ist, kann hin­ter­fragt wer­den, denn Wissenschaftler*innen kön­nen sich selbst­ver­ständ­lich auch ohne dies an den Ombuds­man für die Wis­sen­schaft wen­den und haben dies auch in der Ver­gan­gen­heit getan. Gleich­wohl stärkt bei­des – die Auf­nah­me in den Kodex und in die loka­len Regeln – die Posi­ti­on des Ombuds­man-Gre­mi­ums, das neben sei­ner Bera­tung in Ein­zel­fäl­len auch dar­über hin­aus längst eine wich­ti­ge Rol­le im Bereich von Prä­ven­ti­on, Infor­ma­ti­on und Ver­net­zung spielt. Inso­fern ist sei­ne expli­zi­te Ver­an­ke­rung zu begrü­ßen. Neben den genann­ten Ein­rich­tun­gen erfor­dert der Kodex eine gan­ze Rei­he wei­te­rer kon­kre­ter insti­tu­tio­nel­ler Maß­nah­men. So müs­sen die Hoch­schu­len bei­spiels­wei­se „die erfor­der­li­che Infra­struk­tur“ für die Archi­vie­rung von For­schungs­da­ten bzw. For­schungs­er­geb­nis­sen sicher­stel­len (Leit­li­nie 17) und im Hin­blick auf Ethik­vo­ten und die Prü­fung sicher­heits­re­le­van­ter For­schung (dual use) für geeig­ne­te Struk­tu­ren sor­gen (Leit­li­nie 10). Ins­ge­samt sind die insti­tu­tio­nel­len Vor­ga­ben als durch­aus anspruchs­voll zu bewer­ten. Die Hoch­schul­lei­tun­gen sind in der Ver­ant­wor­tung, die Rah­men­be­din­gun­gen für gute wis­sen­schaft­li­che Pra­xis zu gewähr­leis­ten und müs­sen mit Blick auf wis­sen­schaft­li­che Red­lich­keit für eine „ange­mes­se­ne insti­tu­tio­nel­le Orga­ni­sa­ti­ons­struk­tur“ Sor­ge tragen.27 Kon­kret müs­sen die Hoch­schu­len bei­spiels­wei­se den Ombuds­per­so­nen „die erfor­der­li­che inhalt­li­che Unter­stüt­zung“ zukom­men las­sen, um sie zur „Stei­ge­rung des Funk­ti­ons­fä­hig­keit des Ombuds­we­sens“ zu entlasten.28 Die Uni­ver­si­tät Frei­burg sucht die­sen Erfor­der­nis­sen gerecht zu wer­den, indem sie eine Koor­di­nie­rungs­stel­le Red­lich­keit in der Wis­sen­schaft ein­rich­tet. Sie soll die ehren­amt­li­chen Unter­su­chungs­ein­rich­tun­gen bei ihrer Arbeit unter­stüt­zen, nach­hal­ti­ge Struk­tu­ren wis­sen­schaft­li­cher Red­lich­keit sichern und – wie in Leit­li­nie 19 ange­mahnt – „eine mög­lichst zeit­na­he Durch­füh­rung“ der Ver­fah­ren beför­dern. Sub­stan­ti­ell sind auch die Vor­ga­ben, die der Kodex hin­sicht­lich der Ver­fah­ren in Ver­dachts­fäl­len macht. Nach Leit­li­nie 19 müs­sen die Hoch­schu­len bzw. For­schungs­ein­rich­tun­gen Ver­fah­rens­vor­schrif­ten erlas­sen, die unter ande­rem Rege­lun­gen zur Zustän­dig­keit, zur Beweis­füh­rung, zur Ver­trau­lich­keit und zur Ver­tre­tung inner­halb der Unter­su­chungs­ein­rich­tun­gen ent­hal­ten. Mit Blick auf die Unter­su­chungs­ver­fah­ren müs­sen die Hoch­schu­len in ihren Regel­wer­ken auch die Tat­be­stän­de defi­nie­ren, die wis­sen­schaft­li­ches Fehl­ver­hal­ten darstellen.29 Beson­de­res Augen­merk legt Leit­li­nie 18 auf den Schutz der Hin­weis­ge­be­rin­nen und Hin­weis­ge­ber, denen aus den Hin­wei­sen kei­ne Nach­tei­le für ihr wis­sen­schaft­li­ches und beruf­li­ches Fort­kom­men ent­ste­hen sol­len und deren Namen des­halb im Ver­fah­ren grund­sätz­lich ver­trau­lich zu behan­deln sind. Dem Anlie­gen des Whist­le­b­lower-Schut­zes war bereits in der bis­he­ri­gen Denk­schrift mit Emp­feh­lung 17 ein eige­ner Abschnitt gewid­met gewe­sen. Neu und ange­mes­sen ist, dass der Kodex dem Schutz von Hin­weis­ge­ben­den den Schutz der von einem Vor­wurf Betrof­fe­nen gleich­be­rech­tigt zur Sei­te stellt. Leit­li­nie 18 nor­miert die Unschulds­ver­mu­tung zuguns­ten der Betrof­fe­nen und besagt auch, dass 26 Dass es sich um ein alter­na­ti­ves, nicht um ein hier­ar­chi­sches Ver­hält­nis han­delt, geht auch aus den Erläu­te­run­gen auf der Home­page des „Ombuds­man für die Wis­sen­schaft“ her­vor. Dort heißt es: „Es steht jeder Wis­sen­schaft­le­rin und jedem Wis­sen­schaft­ler frei, sich ent­we­der an die Ombuds­per­son der eige­nen Ein­rich­tung oder an den Ombuds­man zu wen­den. Loka­le Ombuds­per­so­nen haben häu­fig eine genaue­re Kennt­nis über die Rege­lun­gen und Abläu­fe der jewei­li­gen Ein­rich­tung und sind in der Regel vor Ort ansprech­bar. Der Ombuds­man stellt einen exter­nen Ansprech­part­ner dar, was beson­ders bei Kon­flik­ten zwi­schen Per­so­nen aus ver­schie­de­nen Insti­tu­tio­nen hilf­reich sein kann. Er ist kei­ne den loka­len Ombuds­per­so­nen über­ge­ord­ne­te Instanz“ (https:// ombudsman-fuer-die-wissenschaft.de/1053/faq/ [15.11.2019]). 27 „Leit­li­ni­en zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“ (Kodex der DFG von 2019), S. 10. 28 „Leit­li­ni­en zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“ (Kodex der DFG von 2019), S. 13. 29 Dabei gilt gemäß den Erläu­te­run­gen zu Leit­li­nie 19: „Als wis­sen­schaft­li­ches Fehl­ver­hal­ten kom­men nur sol­che vor­sätz­li­chen oder grob fahr­läs­si­gen Ver­stö­ße in Betracht, die in einem Regel­werk nie­der­ge­legt sind.“ Bemer­kens­wert dabei ist nicht nur die Ver­pflich­tung zur Nie­der­le­gung der Tat­be­stän­de, son­dern die – in die­se Form neue – Beschrän­kung auf vor­sätz­li­che oder grob fahr­läs­si­ge Ver­stö­ße. 4 0 O RDNUNG DER WISSENSCHAFT 1 (2020), 33–42 „[b]ewusst unrich­tig oder mut­wil­lig erho­be­ne Vor­wür­fe […] selbst ein wis­sen­schaft­li­ches Fehl­ver­hal­ten begrün­den“ kön­nen. Dass der lan­ge in den Vor­der­grund gestell­te Whist­le­b­lower-Schutz um einen Betrof­fe­nen-Schutz ergänzt wer­den muss, zeigt – dar­auf ver­weist Ste­phan Rixen – bei­spiels­wei­se die Ver­lei­hung des Leib­niz-Prei­ses 2017, in deren Vor­feld Anschul­di­gun­gen gegen eine Preis­trä­ge­rin erho­ben wur­de, die sich im Nach­hin­ein als unbe­grün­det erwie­sen haben.30 An der Uni­ver­si­tät Frei­burg hat sich der Ver­dacht wis­sen­schaft­li­chen Fehl­ver­hal­tens in den letz­ten Jah­ren immer­hin in 46 %, d.h. in fast der Hälf­te der ange­zeig­ten Fäll nicht erhär­tet. Auch die hin­ter sol­chen Fäl­len ste­hen­den Per­so­nen müs­sen vor fal­schen Anschul­di­gun­gen geschützt wer­den. Die insti­tu­tio­nel­len und ver­fah­rens­mä­ßi­gen Vor­ga­ben des Kodex sind nicht alle neu, zuwei­len sind sie aber schär­fer und prä­zi­ser als bis­lang for­mu­liert. Vor allem aber erlan­gen sie eine neue Qua­li­tät auf­grund der erkenn­bar höhe­ren Ver­bind­lich­keit, die der Kodex gegen­über der Denk­schrift anstrebt. Denn der Kodex endet mit einem Pau­ken­schlag: „Ein­rich­tun­gen, die die Leit­li­ni­en nicht umsetz­ten, erhal­ten kei­ne För­der­mit­tel.“ IV. Ver­bind­lich­keit und Anwen­dungs­be­reich Der Kodex adres­siert grund­sätz­lich zwei Grup­pen: Zum einen sind die Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler ange­spro­chen. „Die­se Leit­li­ni­en“, so die Prä­am­bel, „bie­ten allen Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­lern, die sich in ihrem For­schungs­all­tag red­lich ver­hal­ten müs­sen, eine ver­läss­li­che Richtschnur.“32 Zum ande­ren wer­den, wie gezeigt, auch den wis­sen­schaft­li­chen Ein­rich­tun­gen Vor­ga­ben gemacht. Dar­aus ergibt sich ein dop­pel­ter Adres­sa­ten­kreis: „Der Kodex der Deut­schen For­schungs­ge­mein­schaft rich­tet sich sowohl an Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler als auch an die Hoch­schu­len und außer­hoch­schu­li­schen Forschungseinrichtungen.“33 Eine unmit­tel­ba­re recht­li­che Ver­bind­lich­keit besteht frei­lich zunächst weder für die wis­sen­schaft­lich Täti­gen noch für die wis­sen­schaft­li­chen Ein­rich­tun­gen – die DFG ist ein pri­vat­recht­li­cher Ver­ein, der über kei­ne all­ge­mei­ne Sat­zungs- oder Rechts­set­zungs­ge­walt mit Blick auf das deut­sche Wis­sen­schafts­sys­tem ver­fügt und in dem nur ein Bruch­teil der Hoch­schu­len Mit­glied ist. Der Kodex hält aller­dings für bei­de Adres­sa­ten­grup­pen geschick­te Kon­struk­tio­nen bereit, um mit­tel­bar eine tat­säch­li­che Ver­bind­lich­keit her­zu­stel­len, die zu einer flä­chen­de­cken­den Aner­ken­nung des Kodex füh­ren dürf­te: Was die Wissenschaftler*innen angeht, so müs­sen sich die­se – wie es bereits unter der bis­he­ri­gen Denk­schrift der Fall war – bereits bei Antrag­stel­lung auf DFGFör­der­mit­tel zur Ein­hal­tung der DFG-Regeln guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis ver­pflich­ten. Die­se Ver­pflich­tung, so hält der Kodex fest, wird auch in den DFG-Ver­wen­dungs­richt­li­ni­en obli­ga­to­risch für alle Bewilligungsempfänger*innen niedergelegt.35 Abge­se­hen davon sieht die DFG-Ver­fah­rens­ord­nung zum Umgang mit wis­sen­schaft­li­chem Fehl­ver­hal­ten kon­kre­te Sank­tio­nen für Per­so­nen vor, die gegen die Regeln ver­sto­ßen – bei­spiels­wei­se den Aus­schluss von der Antrags­be­rech­ti­gung bei der DFG für ein bis acht Jah­re. Eine Ver­bind­lich­keit für die Wissenschaftler*innen kann zudem ent­ste­hen, wenn Hoch­schu­len in ihren Sat­zun­gen gene­rel­le Ver­weis­vor­schif­ten vor­se­hen, die die im DFG­Ko­dex nie­der­ge­leg­ten Leit­li­ni­en für alle Mit­glie­der und Ange­hö­ri­gen der Hoch­schu­le für ver­bind­lich erklä­ren. Denk­bar ist auch, dass die loka­len Unter­su­chungs­ein­rich­tun­gen bei der Aus­le­gung und Kon­kre­ti­sie­rung der Nor­men ihrer Hoch­schu­le auf die von der DFG auf­ge­stell­ten Regeln rekur­rie­ren. Mit Blick auf die zwei­te Adres­sa­ten­grup­pe, die Wis­sen­schafts­ein­rich­tun­gen, kon­sta­tiert der Kodex: „Alle Hoch­schu­len und außer­hoch­schu­li­schen For­schungs­ein­rich­tun­gen setz­ten [die Leit­li­ni­en] rechts­ver­bind­lich um, um“ – die­ser Zusatz ist ent­schei­dend –„För­der­mit­tel durch die DFG erhal­ten zu können.“36 In knap­per Ein­deu­tig­keit heißt es wei­ter: „Ein­rich­tun­gen, die die Leit­li­ni­en nicht umset­zen, erhal­ten kei­ne Fördermittel.“37 Dies ist ange­sichts des Umstands, dass die DFG als größ­te Dritt­mit­tel­ge­be­rin in Deutsch­land jähr­lich meh­re­re Mil­li­ar­den Euro an För­der­gel­dern ausschüttet,38 natür­lich ein durch­aus hand­fes­tes Argu­ment. Der Clou ist also: Nicht die DFG macht den Kodex rechts­ver­bind­lich, 30 Ste­phan Rixen, Gute wis­sen­schaft­li­che Pra­xis. Der neue Kodex der DFG, in: For­schung & Leh­re, 9/2019, S. 820. 31 „Leit­li­ni­en zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“ (Kodex der DFG von 2019), S. 27. 32 „Leit­li­ni­en zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“ (Kodex der DFG von 2019), S. 8. 33 „Leit­li­ni­en zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“ (Kodex der DFG von 2019), S. 9. 34 „Leit­li­ni­en zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“ (Kodex der DFG von 2019), S. 27. 35 Vgl. „Ver­fah­rens­ord­nung zum Umgang mit wis­sen­schaft­li­chem Fehl­ver­hal­ten“ (DFG, zuletzt geän­dert durch Beschluss vom 2.7.2019), S. 9. 36 „Leit­li­ni­en zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“ (Kodex der DFG von 2019), S. 27. 37 „Leit­li­ni­en zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“ (Kodex der DFG von 2019), S. 27. Bis­her hat­te die Denk­schrift in die­ser Hin­sicht ledig­lich eine deut­lich zurück­hal­ten­de­re Soll-Rege­lun­gen in Leit­li­nie 14 vor­ge­se­hen. 38 Im Jahr 2018 hat die DDG nach ihrem Jah­res­be­richt über 3,4 Mil­li­ar­den Euro für För­de­run­gen ver­aus­gabt (sie­he https://www. dfg.de/dfg_profil/jahresbericht/ [15.11.2019]). Riescher/Haas · Ver­bind­lich und kom­pakt 4 1 son­dern die Hoch­schu­len, die Geld von ihr erhal­ten wol­len – und das dürf­ten die aller­meis­ten sein. Der Kodex selbst ist dem­nach, wie Ste­phan Rixen schreibt, „kein juris­ti­sches Regel­werk“, son­dern „zielt auf die Umset­zung der Leit­li­ni­en in rechts­ver­bind­li­chen Regel­wer­ken, was an Uni­ver­si­tä­ten durch Sat­zun­gen geschieht“.39 Dem Grund­satz „ohne Red­lich­keit, kein Geld“ fol­gen im Übri­gen auch ande­re Ein­rich­tun­gen. Nach dem Wil­len des Wis­sen­schafts­rats sol­len Bund und Län­der gene­rell bei der Ver­ga­be von För­der­gel­dern prü­fen, ob die antrag­stel­len­de Ein­rich­tung aus­rei­chend für gute Struk­tu­ren wis­sen­schaft­li­cher Red­lich­keit Sor­ge trägt.40 Der Rat der Euro­päi­schen Uni­on hat schon 2015 beschlos­sen, dass künf­tig „bei allen von der EU finan­zier­ten For­schungs­tä­tig­kei­ten“ effek­ti­ve Struk­tu­ren wis­sen­schaft­li­cher Red­lich­keit sicher­zu­stel­len sind.41 Wis­sen­schaft­li­che Red­lich­keit erlangt damit auch aus finan­zi­el­ler Sicht zuneh­men­de Bedeu­tung. Unab­hän­gig von der Ver­knüp­fung der Umset­zung der Leit­li­ni­en mit dem Zugang zu For­schungs­för­de­rung, strebt der Kodex auch in sprach­li­cher Hin­sicht einen höhe­ren Grad an Ver­bind­lich­keit als sei­ne Vor­gän­ger­do­ku­men­te an. Dies beginnt schon damit, dass nicht mehr von einer „Denk­schrift“, son­dern – ange­passt an die inter­na­tio­nal übli­che Ter­mi­no­lo­gie – von einem „Kodex“ die Rede ist. Wäh­rend der ers­te Begriff im all­ge­mei­nen Sprach­ge­brauch auf eine eher lose Aus­brei­tung von Gedan­ken ver­weist, ver­bin­det sich mit dem zwei­ten eine Text­sor­te, in der Rechts­re­geln kodi­fi­ziert wer­den. Ver­gleich­ba­res lässt sich zum Über­gang von per se unver­bind­li­che­ren „Emp­feh­lun­gen“ (in der Denk­schrift) zu regle­men­tie­ren­den „Leit­li­ni­en“ (im Kodex) sagen. Her­vor­zu­he­ben ist dabei, dass die Emp­feh­lun­gen der Denk­schrift fast durch­gän­gig als Soll-Bestim­mun­gen for­mu­liert sind, wäh­rend der Kodex einen fest­stel­len­den Indi­ka­tiv-Stil pflegt. Wäh­rend bei­spiels­wei­se Emp­feh­lung 2 der Denk­schrift besagt: „Hoch­schu­len und außer­uni­ver­si­tä­re For­schungs­in­sti­tu­te sol­len unter Betei­li­gung ihrer wis­sen­schaft­li­chen Mit­glie­der Regeln guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis for­mu­lie­ren“ heißt es in Leit­li­nie 1 des Kodex: „Hoch­schu­len und außer­uni­ver­si­tä­re For­schungs­in­sti­tu­te legen unter Betei­li­gung ihrer wis­sen­schaft­li­chen Mit­glie­der die Regeln für gute wis­sen­schaft­li­che Pra­xis fest“. Anzu­mer­ken ist zudem, dass der Kodex deut­lich kom­pak­ter als die Denk­schrift mit ihren Vor­be­mer­kun­gen, aus­führ­li­chen Erläu­te­run­gen und umfang­rei­chen Anhän­gen ist. Der Kodex for­mu­liert kür­zer und stellt so eine hand­hab­ba­re, für jeder­mann nutz­ba­re und rasche Ori­en­tie­rung ermög­li­chen­de Rege­lung dar. Auch rein äußer­lich erweckt der Kodex damit wesent­lich stär­ker als die dick­bän­di­ge Denk­schrift den Ein­druck eines Regel­wer­kes. Zugleich sind die For­mu­lie­run­gen des Kodex wei­ter­hin von einem hohen Abs­trak­ti­ons­grad und einer gewis­sen Offen­heit geprägt. Immer wie­der wird dar­auf ver­wie­sen, dass die Rege­lun­gen „unter Berück­sich­ti­gung der Beson­der­hei­ten des ein­schlä­gi­gen Fach­ge­biets“ (Leit­li­nie 1), „ent­spre­chend den Vor­ga­ben im betrof­fe­nen Fach“ (Erläu­te­rung zu Leit­li­nie 7), „wie dies im betrof­fe­nen Fach­ge­biet erfor­der­lich und ange­mes­sen ist“ (Leit­li­nie 12), „unter Berück­sich­ti­gung der Gepflo­gen­hei­ten des betrof­fe­nen Fach­ge­biets“ (Leit­li­nie 13) und „gemes­sen an den Stan­dards des betrof­fe­nen Fach­ge­biets“ (Leit­li­nie 17) zu ver­ste­hen sind. Die Berück­sich­ti­gung der dis­zi­pli­nä­ren Viel­falt soll­te jedoch nicht als Schwä­che des Kodex ange­se­hen wer­den, son­dern erscheint ange­sichts des ange­streb­ten Gel­tungs­be­reichs – näm­lich die deut­sche Wis­sen­schafts­land­schaft ins­ge­samt, von kleins­ten For­schungs­ein­rich­tun­gen bis zu Groß­uni­ver­si­tä­ten, von der Archäo­lo­gie bis zur Zoo­lo­gie – als ange­mes­sen und not­wen­dig. Auch die Erfah­rung der Unter­su­chungs­ein­rich­tun­gen in der Pra­xis zeigt, dass die Ein­be­zie­hung der fach­spe­zi­fi­schen Regeln und stän­di­gen Übun­gen für eine sach­ge­rech­te und fai­re Beur­tei­lung der Unter­su­chungs­fäl­le essen­ti­ell ist. Abschlie­ßend – dies ist für die prak­ti­sche Umset­zung durch die Hoch­schu­len wich­tig – sei dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die Hoch­schu­len für die rechts­ver­bind­li­che Imple­men­tie­rung der Leit­li­ni­en eine Über­gans­frist von zwei Jah­ren haben, die am 31.7.2021 endet.42 Außer­hoch­schu­li­sche For­schungs­ein­rich­tun­gen, die nicht in der Lage sind, die Leit­li­ni­en selbst umzu­set­zen, kön­nen sich ent­we­der an eine For­schungs­ein­rich­tung, die den Kodex umge­setzt hat, anschlie­ßen „und deren Umset­zung des Kodex als für sich ver­bind­lich aner­ken­nen“ (Koope­ra­ti­ons­mo­dell) oder sie kön­nen sich, ins­be­son­de­re wenn sie selbst kei­ne Koope­ra­ti­ons­ein­rich­tung fin­den, an die Hoch­schul­rek­to­ren­kon­fe­renz wen­den, die eine Part­ner­ein­rich­tung ver­mit­teln soll (Auffangmodell).43Für bei­de Fäl­le hält die DFG Hand­rei­chun­gen und Ver­trags­mus­ter bereit.44 39 Ste­phan Rixen, Gute wis­sen­schaft­li­che Pra­xis. Der neue Kodex der DFG, in: For­schung & Leh­re, 9/2019, S. 818. 40 Vgl. „Emp­feh­lun­gen zu wis­sen­schaft­li­cher Inte­gri­tät“ (Posi­ti­ons­pa­pier des Wis­sen­schafts­ra­tes von 2015), S. 42. 41 „Schluss­fol­ge­run­gen des Rates zur Inte­gri­tät der For­schung“ (Rat der Euro­päi­schen Uni­on, 2015), S. 5. 42 Vgl. „Leit­li­ni­en zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“ (Kodex der DFG von 2019), S. 27. 43 „Leit­li­ni­en zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis“ (Kodex der DFG von 2019), S. 27 f. 44 Sie­he https://www.dfg.de/foerderung/grundlagen_rahmenbedingungen/gwp/kodex/index.html (15.11.2019). 4 2 O RDNUNG DER WISSENSCHAFT 1 (2020), 33–42 V. Fazit In Sum­me ist der Kodex posi­tiv zu bewer­ten. Struk­tu­rell gelingt ihm mit dem Drei-Ebe­nen-Modell die Ver­bin­dung von gene­rell-abs­trak­ten Regeln mit detail­lier­ten und fle­xi­blen Kon­kre­ti­sie­run­gen. Inhalt­lich deckt er die Brei­te der The­men guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis ab und nimmt, etwa mit Blick auf Gleich­stel­lung und Viel­falt oder hin­sicht­lich des Umgangs mit For­schungs­da­ten, neue Ent­wick­lun­gen und Her­aus­for­de­run­gen ganz­heit­lich auf. Zugleich macht er, etwa im Bereich der Insti­tu­tio­nen und Ver­fah­ren, kon­kre­te, kei­nes­wegs tri­via­le Vor­ga­ben. Er ist ver­bind­li­cher, kür­zer und kom­pak­ter als sei­ne Vor­gän­ger und stellt mit­hin ins­ge­samt eine gelun­ge­ne Wei­ter­ent­wick­lung der DFG-Denk­schrift von 1998 dar. Gise­la Rie­scher ist Pro­fes­so­rin für Poli­ti­sche Phi­lo­so­phie, Theo­rie und Ideen­ge­schich­te sowie Pro­rek­to­rin für Red­lich­keit in der Wis­sen­schaft, Gleich­stel­lung und Viel­falt der Uni­ver­si­tät Frei­burg. Tobi­as Haas ist Per­sön­li­cher Refe­rent von Pro­rek­to­rin Rie­scher und Inha­ber der Koor­di­nie­rungs­stel­le „Red­lich­keit in der Wis­sen­schaft“ an der Uni­ver­si­tät Freiburg.