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Über­sicht
I. Fra­ge­stel­lun­gen
II. Vor­über­le­gun­gen zur Rechts­na­tur des Wis­sen­schafts­ra­tes
III. Der ver­fas­sungs­recht­li­che Rah­men von Akkre­di­tie­rungs­stel­lung­nah­men des Wissenschaftsrates

  1. Die von Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG geschütz­te Frei­heit von Grün­dern und Betrei­bern von Privathochschulen
  2. Hoch­schul­för­mig­keit kei­ne dem Geset­zes­vor­be­halt genü­gen­de Recht­fer­ti­gung für Ein­grif­fe in die Pri­vat­hoch­schul­frei­heit
    IV. Rechts­staat­li­che Anfor­de­run­gen an die Gestal­tung der Akkreditierungsverfahren
  3. Nicht durch die von Art. 5 Abs. 3 GG geschütz­te Kom­mu­ni­ka­ti­ons­frei­heit gerechtfertigt
  4. Kei­ne Rechts­grund­la­ge für die Ver­öf­fent­li­chung von Akkreditierungsgutachten
  5. Defi­zi­te im recht­li­chen Gehör
  6. Wett­be­werbs­ver­zer­rung und Pran­ger­wir­kung durch die Ver­öf­fent­li­chung der Stel­lung­nah­men des Wis­sen­schafts­ra­tes
    V. Grund­sätz­li­che Beden­ken hin­sicht­lich der Moni­ta des Wis­sen­schafts­ra­tes gegen eine Akkreditierung
  7. Zur Auf­lö­sung von Verfahrenskonkurrenzen
  8. Zur unver­hält­nis­mä­ßi­gen Belas­tung und Kos­ten­last durch Reakkreditierungen
  9. Kei­ne kla­re Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen den Moni­ta bei der Nichtakkreditierung
  10. Zwei­er­lei Maß bei der Bil­dung des Maß­sta­bes für die Akkreditierung
  11. Zu den inhalt­li­chen Män­geln in Akkre­di­tie­rungs­stel­lung­nah­men
    VI. Schluss­be­mer­kung
    An mitt­ler­wei­le über hun­dert pri­va­ten Hoch­schu­len stu­die­ren etwa 8, 5 % der Stu­die­ren­den in Deutschland1. Für den Zugang zu die­sem immer noch wach­sen­den Bil­dungs­weg bedür­fen die pri­va­ten Hoch­schu­len der staat­li­chen Anerkennung.2 Deren Vor­aus­set­zun­gen sind, weit­ge­hend über­ein­stim­mend, in den Hoch­schul­ge­set­zen der Län­der geregelt.3 Die Prü­fung die­ser Aner­ken­nungs­vor­aus­set­zun­gen erfor­dert hoch­schul­be­zo­ge­nes Erfah­rungs­wis­sen hin­sicht­lich des von den pri­va­ten Hoch­schu­len zu ver­lan­gen­den Leis­tungs­pro­fils in For­schung und Leh­re. Denn zum einen soll die pri­va­te Hoch­schu­le ihren Stu­die­ren­den ein, je nach Hoch­schul­typ unter­schied­lich aus­ge­präg­tes, wis­sen­schaft­li­ches Stu­di­um anbie­ten, zum ande­ren erwar­tet der Arbeits­markt beson­de­re Qua­li­fi­ka­tio­nen der Absol­ven­ten pri­va­ter Hoch­schu­len. Das Stu­di­um an pri­va­ten Hoch­schu­len muss also mit dem an staat­li­chen Hoch­schu­len in Brei­te und Tie­fe sowie in den Leis­tungs­an­for­de­run­gen ver­gleich­bar sein.
    Das für die staat­li­che Aner­ken­nung zustän­di­ge Lan­des­mi­nis­te­ri­um betraut in aller Regel den Wis­sen­schafts­rat mit der Prü­fung, ob eine pri­va­te Hoch­schu­le im Hin­blick auf Leh­re, For­schung und Orga­ni­sa­ti­on sowie auf soli­de Finan­zie­rung die gesetz­li­chen Aner­ken­nungs­vor­Tho­mas
    Wür­ten­ber­ger
    Die insti­tu­tio­nel­le Akkre­di­tie­rung pri­va­ter Hoch­schu­len durch den Wis­sen­schafts­rat: Pro­ble­me demo­kra­ti­scher Legi­ti­ma­ti­on und rechts­staat­li­cher Bindung*
  • Die Aus­füh­run­gen beru­hen zum Teil auf gut­acht­li­chen Stel­lung­nah­men. Herrn Alex­an­der Krü­ger dan­ke ich für eine kri­ti­sche Durch­sicht des Manu­skripts. Die Inter­net-Fund­stel­len wur­den am 26. 8. 2020 abge­ru­fen.
    1 https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2020/01/PD20_026_213.html — auch zu den hohen Zuwachs­ra­ten des Stu­di­ums an pri­va­ten Hoch­schu­len.
    2 So etwa nach § 70 LHG BW; Art. 76 BayHSchG; § 123 BerlHG; § 114 HmbHG; § 91 HessHG; § 72 NRWHG; § 76 SchlHHSG; § 101 ThürHG, — hier auch die Rege­lung der recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen der staat­li­chen Aner­ken­nung; hier­zu im Über­blick Wür­ten­ber­ger, Pri­vat­hoch­schul­frei­heit – Auch bei der Orga­ni­sa­ti­on der Lei­tungs­ebe­ne?, OdW 2019, S. 15, 18.
    3 Die Lan­des­re­gie­rung Baden-Würt­tem­berg hat aller­dings Ende Juli 2020 einen Ent­wurf zu einem 4. Hoch­schul­rechts­än­de­rungs­ge­setz vor­ge­legt, der die staat­li­chen Aner­ken­nungs­vor­aus­set­zun­gen erwei­tert und das Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren des Wis­sen­schafts­ra­tes nun­mehr rechts- und ver­fas­sungs­kon­for­mer gestal­ten möch­te (https://beteiligungsportal.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/beteiligungsportal/gesetzentwuerfe/200728_Gesetzentwurf_viertes_Hochschulrechtsaenderungsgesetz.pdf). Auf die Ände­rungs­vor­schlä­ge wird im Fol­gen­den ver­wie­sen, soweit sie die hier kri­ti­sier­te Ver­fah­rens­pra­xis des Wis­sen­schafts­ra­tes betref­fen.
    Ord­nung der Wis­sen­schaft 2020, ISSN 2197–9197
    2 1 6 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 4 ( 2 0 2 0 ) , 2 1 5 — 2 3 2
    4 So etwa nach § 70 Abs. 1 S. 4 LHG BW.
    5 https://www.wissenschaftsmanagement-online.de/sites/www.
    wissenschaftsmanagement-online.de/files/migrated_wimoarticle/
    Goll.pdf unter 3.8.
    6 Wiss Rat Drs. 4395–15, S. 21 ff. – Leit­fa­den der insti­tu­tio­nel­len
    Akkre­di­tie­rung nicht­staat­li­cher Hoch­schu­len.
    7 Zur Ver­öf­fent­li­chung vgl. Wiss Rat Drs. 4395–15, S. 24.
    8 Zum Fol­gen­den vgl. „Zur Zukunft der insti­tu­tio­nel­len Akkre­di­tie­rung
    nicht­staat­li­cher Hoch­schu­len in Deutsch­land. Bericht
    der inter­na­tio­na­len Kom­mis­si­on zur Eva­lua­ti­on des Ver­fah­rens
    zur Akkre­di­tie­rung nicht­staat­li­cher Hoch­schu­len durch den
    Wis­sen­schafts­rat“, abge­druckt in Wiss Rat Drs. 8925–09, S. 23, 48
    ff. (Kri­tik an der Kon­trol­le von Pro­gram­mak­kre­di­tie­run­gen etc.).
    9 Der Wis­sen­schafts­rat ist sich der Pro­ble­ma­tik des Peer Review in
    Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren bewusst (vgl. Drs. 1656-11 mit „Emp­feh­lun­gen
    zur Steue­rung und Bewer­tung von For­schungs­leis­tun­gen“,
    S. 17), ver­hin­dert aber nicht, dass ver­gleich­ba­re Sach­ver­hal­te
    von den Gut­ach­ter­grup­pen unter­schied­lich gewür­digt wer­den.
    Hier­auf ist zurück­zu­kom­men.
    10 Wiss Rat Drs. 4395–15; den Weg in den Duden hat der Kunst­be­griff
    der „Hoch­schul­för­mig­keit“ noch nicht gefun­den.
    11 Beck­OK Hoch­schul­recht BW/ Kraus­nick, 16. Edi­ti­on 01.11.2019,
    § 70 LHG Rn. 23.
    aus­set­zun­gen erfüllt.4 Der Wis­sen­schafts­rat setzt eine
    Arbeits­grup­pe ein, die auf der Grund­la­ge eines Selbst­be­richts
    der Hoch­schu­le und nach deren Bege­hung einen
    Bewer­tungs­be­richt ver­fasst. Beglei­tet wird das gesam­te
    Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren von der Geschäfts­stel­le des
    Wis­sen­schafts­ra­tes, die „schrei­ben, redi­gie­ren, kon­zi­pie­ren“,
    also wesent­li­che Steue­rungs- und Len­kungs­funk­tio­nen,
    für sich in Anspruch nimmt.5 Nach die­ser Vor­be­rei­tung
    ent­schei­det der Wis­sen­schafts­rat über die
    (Nicht-) Akkre­di­tie­rung und über die von der pri­va­ten
    Hoch­schu­le meist unter Frist­set­zung zu erfül­len­den
    Auflagen.6 Die vom Wis­sen­schafts­rat ver­fass­ten Akkre­di­tie­rungs­stel­lung­nah­men
    wer­den, selbst wenn sie eine
    Akkre­di­tie­rung ableh­nen, auf des­sen Home­page gestellt
    und sind im Inter­net all­ge­mein zugänglich.7
    I. Fra­ge­stel­lun­gen
    Die Befas­sung des Wis­sen­schafts­ra­tes mit der Akkre­di­tie­rung
    pri­va­ter Hoch­schu­len ist nicht ohne Kri­tik
    geblie­ben. Von einer inter­na­tio­na­len Kom­mis­si­on wur­de
    2008 moniert8, dass die Stan­dards an öffent­li­chen
    Hoch­schu­len bei der insti­tu­tio­nel­len Akkre­di­tie­rung
    durch den Wis­sen­schafts­rat über Gebühr maß­stabs­bil­dend
    sei­en und die Ten­denz zu einem struk­tur­kon­ser­va­ti­ven
    Ver­fah­ren bis­wei­len erkenn­bar sei. Zudem wur­den
    die Pro­ble­me des Peer Review, das sich häu­fig nicht von
    eige­nen didak­ti­schen und fach­li­chen Vor­stel­lun­gen zu
    lösen ver­mag, ange­spro­chen und eine Schu­lung der Gut­ach­ter
    gefordert.9
    Die fol­gen­den Aus­füh­run­gen beschrän­ken sich auf
    eine ver­fas­sungs- und hoch­schul­recht­li­che Kri­tik an der
    Arbeit des Wis­sen­schafts­ra­tes. Da der Wis­sen­schafts­rat
    kei­ne juris­ti­sche Per­son des öffent­li­chen Rechts ist, und
    weder dem Bund noch einem Land zuge­ord­net wer­den
    kann, mag man bereits zwei­feln, ob er über­haupt Adres­sat
    ver­wal­tungs­ge­richt­li­cher Ver­fah­ren sein kann (II.).
    Die Stel­lung­nah­men des Wis­sen­schafts­ra­tes zur Akkre­di­tie­rung
    pri­va­ter Hoch­schu­len sind zudem ver­fas­sungs­recht­lich
    defi­zi­tär, da er sich weder in sei­nem Leit­fa­den
    noch in sei­nen Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren mit der ver­fas­sungs­recht­lich
    geschütz­ten Frei­heit des Trä­gers von Pri­vat­hoch­schu­len
    (III., 1.) und den hier­aus her­zu­lei­ten­den
    Maß­stä­ben für Akkre­di­tie­rungs­ent­schei­dun­gen befasst.
    Zu pro­ble­ma­ti­sie­ren ist, dass die Akkre­di­tie­rungs­stel­lung­nah­men
    des Wis­sen­schafts­ra­tes oft nicht auf den
    in den Län­dern recht­lich gere­gel­ten Vor­aus­set­zun­gen
    der staat­li­chen Aner­ken­nung von pri­va­ten Hoch­schu­len
    beru­hen. So regelt § 70 Abs. 1 S. 5 LHG BW, dass der Wis­sen­schafts­rat
    mit Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren betraut wer­den
    kann, um die Ent­schei­dungs­grund­la­gen des Minis­te­ri­ums
    gemäß § 70 Abs. 2 und 5 LHG zu erwei­tern. Die­ses
    Ziel wird vom Wis­sen­schafts­rat jedoch nicht vor­ran­gig
    ver­folgt. Jen­seits der lan­des­recht­li­chen Vor­ga­ben ori­en­tiert
    er sich viel­mehr an einem von ihm ver­fass­ten eige­nen
    Leit­fa­den, der allei­ni­ge Grund­la­ge sei­ner Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren
    pri­va­ter Hoch­schu­len ist. In die­sem
    Leit­fa­den, eine Art von Ver­wal­tungs­vor­schrift, aus dem
    Jahr 2015, hat der Wis­sen­schafts­rat über die Kon­kre­ti­sie­rung
    der lan­des­ge­setz­li­chen Vor­ga­ben hin­aus und daher
    in einem rechts­frei­en Raum und ohne demo­kra­ti­sche Kon­trol­le
    eige­ne Maß­stä­be der Hochschulförmigkeit10 ent­wi­ckelt.
    Wegen die­ser Dis­kre­panz zwi­schen den gesetz­lich
    abschließend11 gere­gel­ten Aner­ken­nungs­vor­aus­set­zun­gen
    und den selbst gesetz­ten Akkre­di­tie­rungs­maß­stä­ben
    des Wis­sen­schafts­ra­tes gehen des­sen Stel­lung­nah­men
    zur Akkre­di­tie­rung zu einem beträcht­li­chen Teil von
    Maß­stä­ben aus, die mit der Leh­re vom Vor­be­halt des Geset­zes
    unver­ein­bar sind (III., 2.).
    Die Pra­xis der Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren gibt eben­falls
    Anlass zu Kri­tik. Bei der Aus­ar­bei­tung und bei der
    Ver­brei­tung sei­ner Stel­lung­nah­men zur Akkre­di­tie­rung
    von pri­va­ten Hoch­schu­len ver­stößt der Wis­sen­schafts­rat
    gegen rechts­staat­li­che Grund­sät­ze des Ver­wal­tungs­ver­fah­rens­rechts.
    Auf dem Prüf­stand steht unter ande­rem:
    Ist der Wis­sen­schafts­rat berech­tigt, nega­ti­ve Akkre­di­tie­rungs­stel­lung­nah­men
    ohne vor­her­ge­hen­de Anhö­rung
    der betrof­fe­nen Hoch­schu­le zu ver­öf­fent­li­chen? (IV.)
    Und nicht zuletzt bestehen Beden­ken gegen eine Viel­zahl
    von Moni­ta des Wis­sen­schafts­ra­tes, die zu Auf­la­gen
    Wür­ten­ber­ger · Die insti­tu­tio­nel­le Akkre­di­tie­rung pri­va­ter Hoch­schu­len 2 1 7
    12 https://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/Verwaltungsabkommen.
    pdf?__blob=publicationFile&v=2
    13 Vgl. Jarass/Pieroth/Jarass, Grund­ge­setz, 16. Aufl. 2020, Art.
    20 GG Rn. 76; Jarass/Pieroth/Pieroth, aaO, Art. 86 GG Rn.
    2 a; Drei­er/­Schul­ze-Fie­litz, Grund­ge­setz, 3. Aufl. 2015, Art. 20
    (Rechts­staat) Rn. 125; von Mangoldt/Klein/Starck/Sommermann,
    Grund­ge­setz, 7. Aufl. 2018, Art. 20 GG Rn. 283.
    14 Eine Organ­lei­he ist wohl aus­zu­schlie­ßen; vgl. zu den Vor­aus­set­zun­gen
    der Organ­lei­he von Kom­mis­sio­nen Feh­ling, Rund­funk,
    in: Ehlers/Fehling/Pünder (Hg.), Beson­de­res Ver­wal­tungs­recht,
    Band 2, 3. Aufl. 2013, § 59 Rn. 159 mit Nachw.
    15 Röhl, Der Wis­sen­schafts­rat. Koope­ra­ti­on zwi­schen Wis­sen­schaft,
    Bund und Län­dern, 1994, S. 220 mit Nachw.
    16 Ler­che ver­sucht in einem unver­öf­fent­lich­ten Rechts­gut­ach­ten von
    1983 zu Fra­gen des recht­li­chen Sta­tus des Wis­sen­schafts­ra­tes eine
    Auf­sicht durch Bund und Län­der zu kon­stru­ie­ren (S. 14 ff.).
    17 Röhl, Der Wis­sen­schafts­rat. Koope­ra­ti­on zwi­schen Wis­sen­schaft,
    Bund und Län­dern, 1994, S. 220 ff. mit Nachw.
    oder zur Nicht­ak­kre­di­tie­rung pri­va­ter Hoch­schu­len geführt
    haben (V.).
    II. Vor­über­le­gun­gen zur Rechts­na­tur des Wis­sen­schafts­ra­tes
    Der Wis­sen­schafts­rat ist das zen­tra­le hoch­schul­po­li­ti­sche
    Bera­tungs­gre­mi­um von Bund und Län­dern in Fra­gen
    der Fort­ent­wick­lung des Hoch­schul- und Wis­sen­schafts­be­reichs.
    Er wur­de durch das Ver­wal­tungs­ab­kom­men
    zwi­schen Bund und Län­dern vom 5. Sep­tem­ber
    1957 eingerichtet.12 Trä­ger der „Behör­de“ Wis­sen­schafts­rat
    sind die Bun­des­län­der und der Bund als öffent­lich­recht­li­che
    Kör­per­schaf­ten, reprä­sen­tiert durch ihre jewei­li­gen
    Regie­run­gen. Die Mit­glie­der des Wis­sen­schafts­ra­tes
    wer­den teil­wei­se vom Bun­des­prä­si­den­ten unter
    ande­rem auf Vor­schlag der Insti­tu­tio­nen wis­sen­schaft­li­cher
    For­schung beru­fen, teil­wei­se von der Bun­des­re­gie­rung
    und den Lan­des­re­gie­run­gen ent­sandt (Art. 4 des
    Ver­wal­tungs­ab­kom­mens). Die Finan­zie­rung des Wis­sen­schafts­ra­tes
    erfolgt aus dem Bun­des- und den Lan­des­haus­hal­ten
    (Art. 9 des Ver­wal­tungs­ab­kom­mens). Zu
    sei­nen expli­zit benann­ten Auf­ga­be­be­rei­chen gehört,
    dass er auf Anfor­de­rung eines Lan­des gut­acht­lich zu Fra­gen
    der Ent­wick­lung der Lan­des­hoch­schu­len Stel­lung
    nimmt (Art. 2 a. E. des Ver­wal­tungs­ab­kom­mens).
    Die­se Kon­struk­ti­on des Wis­sen­schafts­ra­tes lässt sich
    mit dem orga­ni­sa­ti­ons­recht­li­chen Gesetzesvorbehalt13
    nicht ver­ein­ba­ren. Jeden­falls dann bedarf es eines demo­kra­tisch
    legi­ti­mier­ten Geset­zes, wenn eine Behör­de durch ihr
    Han­deln nach außen in Grund­rech­te von pri­va­ten Hoch­schu­len
    und ihrer Trä­ger ein­greift. Die Stel­lung­nah­men des
    Wis­sen­schafts­ra­tes wer­den in Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren
    zwar ver­wal­tungs­in­tern dem jeweils beauf­tra­gen­den Wis­sen­schafts­mi­nis­te­ri­um
    des Lan­des erstat­tet. Da aber die­se
    Stel­lung­nah­men, die eine Akkre­di­tie­rung ableh­nen oder
    die erheb­li­che Män­gel im Betrieb pri­va­ter Hoch­schu­len rügen,
    auf der Home­page des Wis­sen­schafts­ra­tes ver­öf­fent­licht
    und zusätz­lich durch Pres­se­mit­tei­lun­gen ver­brei­tet
    wer­den, wird in Grund­rech­te ein­grei­fend nach außen gehan­delt.
    Zu dis­ku­tie­ren ist, ob der Wis­sen­schafts­rat mit der
    Publi­ka­ti­on sei­ner Akkre­di­tie­rungs­gut­ach­ten die Funk­ti­on
    eines ledig­lich ver­wal­tungs­in­tern agie­ren­den Hel­fers des
    beauf­tra­gen­den Landes14 über­schrei­tet.
    Eine die Grund­rech­te der Betrei­ber pri­va­ter Hoch­schu­len
    sowie die­je­ni­gen der Hoch­schu­le selbst ver­let­zen­de
    Ver­öf­fent­li­chung der Stel­lung­nah­men des nicht
    rechts­fä­hi­gen Wis­sen­schafts­ra­tes kann ver­wal­tungs­pro­zes­su­al
    ange­grif­fen wer­den. Wenn auch durch eine blo­ße
    Ver­wal­tungs­ver­ein­ba­rung kei­ne rechts­fä­hi­ge juris­ti­sche
    Per­son des öffent­li­chen Rechts gegrün­det wer­den konn­te,
    15 bedeu­tet dies aber nicht, dass der Wis­sen­schafts­rat,
    des­sen Tätig­keit kei­ner­lei Auf­sicht unter­wor­fen ist16, außer­halb
    der Rechts­ord­nung steht. Wenn die Behör­de Wis­sen­schafts­rat
    bei ihrem Akkre­di­tie­rungs­vor­schlag, wie
    noch zu zei­gen ist, außer­halb ihres Kom­pe­tenz­rah­mens,
    in Ver­ken­nung der Reich­wei­te der Pri­vat­hoch­schul­frei­heit
    und des Geset­zes­vor­be­halts für Grund­rechts­ein­grif­fe
    sowie mit bis­wei­len unzu­tref­fend begrün­de­ten Stel­lung­nah­men
    in erheb­li­cher Wei­se in Grund­rech­te der
    pri­va­ten Hoch­schu­len ein­greift, ver­langt Art. 19 Abs. 4
    GG ent­spre­chen­den Rechts­schutz. Zu des­sen Gewähr­leis­tung
    lässt sich wohl von einer Teil­rechts­fä­hig­keit der
    „Behör­de“ Wis­sen­schafts­rat ausgehen.17 Soweit inso­weit
    Zwei­fel bestehen soll­ten, wäre eine Kla­ge gegen die Bun­des­re­gie­rung
    und die Lan­des­re­gie­run­gen als Trä­ger der
    Orga­ni­sa­ti­on Wis­sen­schafts­rat – oder nur gegen eine
    die­ser gesamt­hän­de­risch han­deln­den öffent­lich-recht­li­chen
    Kör­per­schaf­ten – statt­haft.
    III. Der ver­fas­sungs­recht­li­che Rah­men von Akkre­di­tie­rungs­stel­lung­nah­men
    des Wis­sen­schafts­ra­tes
    Zu klä­ren ist, ob die Akkre­di­tie­rungs­stel­lung­nah­men
    des Wis­sen­schafts­ra­tes die durch Art. 5 Abs. 3 GG
    geschütz­te Wissenschafts‑, For­schungs- und Lehr­frei­heit
    nicht nur der pri­va­ten Hoch­schu­len, son­dern auch ihrer
    Grün­der und Trä­ger­ge­sell­schaf­ten zu beach­ten haben.
  1. Die von Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG geschütz­te Frei­heit von
    Grün­dern und Betrei­bern von Pri­vat­hoch­schu­len
    Art. 5 Abs. 3 GG schützt die Frei­heit von Wis­sen­schaft,
    For­schung und Leh­re gegen Ein­grif­fe des Staa­tes. Juris­ti­sche
    Per­so­nen in pri­vat­recht­li­cher Rechts­form, also etwa
    2 1 8 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 4 ( 2 0 2 0 ) , 2 1 5 — 2 3 2
    eines Ver­eins, einer GmbH, einer Akti­en­ge­sell­schaft
    oder Stif­tung kön­nen sich eben­falls auf Art. 5 Abs. 3 GG
    berufen18.
    Der Schutz­be­reich des Art. 5 Abs. 3 GG umfasst auch
    die Frei­heit, eine pri­va­te Hoch­schu­le zu grün­den und zu
    betreiben19. Denn Art. 5 Abs. 3 GG will dem heu­ti­gen
    Zustand des Pri­vat­hoch­schul­we­sens, also eines Bil­dungs­mark­tes,
    in dem pri­va­te Hoch­schu­len eine wis­sen­schaft­lich
    und didak­tisch fun­dier­te Aus- und Wei­ter­bil­dung
    anbie­ten, ver­fas­sungs­recht­li­chen Schutz gewäh­ren. Die­ser
    ver­fas­sungs­recht­li­che (Zugangs-) Schutz hat das Ziel,
    die den plu­ra­lis­ti­schen Staat kenn­zeich­nen­de Viel­falt der
    Wis­sen­schaft und ihrer Orga­ni­sa­ti­ons­for­men zu sichern.
    Dies rich­tet sich gegen alte For­men der staat­li­chen Mono­po­li­sie­rung
    oder der Len­kung der wis­sen­schaft­lich
    fun­dier­ten Hoch­schul­aus­bil­dung. Letzt­lich lässt sich aus
    dem ver­fas­sungs­recht­li­chen Gebot der Staats­frei­heit von
    Wis­sen­schaft und Leh­re ein an den Staat gerich­te­tes Wis­sen­schafts­steue­rungs­ver­bot
    herleiten20. Gegen­über dem
    brei­ten Spek­trum ver­tret­ba­rer Ansät­ze in For­schung,
    Leh­re und Hoch­schul­or­ga­ni­sa­ti­on muss der Staat strik­te
    Neu­tra­li­tät wah­ren.
    Art. 5 Abs. 3 GG schützt mit der Pri­vat­hoch­schul­frei­heit
    also auch die Grün­dungs- und Betä­ti­gungs­frei­heit ihrer
    Trägergesellschaften21. Bei der Grün­dung und bei den
    Ein­fluss­nah­men auf „ihre“ Pri­vat­hoch­schu­len kön­nen
    sich die Trä­ger­ge­sell­schaf­ten auf selbst­ge­setz­te Maß­stä­be
    im Bereich von For­schung, Leh­re und Orga­ni­sa­ti­on
    beru­fen.
    Die­se von Art. 5 Abs. 3 GG vor­be­halt­los geschütz­te
    Pri­vat­hoch­schul­frei­heit unter­liegt nur ver­fas­sungs­im­ma­nen­ten
    Schranken.22 In die Wis­sen­schafts­frei­heit kann
    nur vom Gesetz­ge­ber „mit Rück­sicht auf kol­li­die­ren­des
    Ver­fas­sungs­recht ein­ge­grif­fen werden“.23 Ein­grif­fe in die
    die pri­va­ten Hoch­schu­len schüt­zen­de Wis­sen­schafts­und
    Lehr­frei­heit sind allein aus Grün­den „der Erhal­tung
    und För­de­rung der Hoch­schu­len“ selbst „sowie des
    Schut­zes ande­rer Grund­rechts­trä­ger“ statthaft.24 Zu berück­sich­ti­gen
    ist ins­be­son­de­re der durch Art. 12 Abs. 1
    GG ver­bürg­te Grund­rechts­schutz der Stu­die­ren­den, da
    die pri­va­ten Hoch­schu­len als Aus­bil­dungs­stät­ten für bestimm­te
    Berufs­fel­der den Stu­die­ren­den das Äqui­va­lent
    zu einer staat­li­chen Hoch­schul­aus­bil­dung zu bie­ten
    haben.
    Die Kon­kre­ti­sie­rung der ver­fas­sungs­im­ma­nen­ten
    Schran­ken der Pri­vat­hoch­schul­frei­heit erfolgt durch
    die in den Lan­des­hoch­schul­ge­set­zen gere­gel­ten Vor­aus­set­zun­gen
    für die staat­li­che Anerkennung.25 So for­dert
    § 70 Abs. 2 S. 1 Nr. 2 LHG BW, dass das Stu­di­um an
    dem in § 29 LHG BW genann­ten Ziel aus­ge­rich­tet sein
    muss:
    „Leh­re und Stu­di­um sol­len Stu­die­ren­de nach Maß­ga­be der
    Auf­ga­ben der Hoch­schu­le ent­spre­chend § 2 Abs. 1 auf eine
    beruf­li­che Tätig­keit vor­be­rei­ten oder in einer beruf­li­chen
    Tätig­keit wei­ter­qua­li­fi­zie­ren. …. Die dafür erfor­der­li­chen
    Kennt­nis­se, Fähig­kei­ten und Metho­den sol­len dem jewei­li­gen
    Stu­di­en­gang ent­spre­chend so ver­mit­telt wer­den, dass die
    Stu­die­ren­den zu wis­sen­schaft­li­cher … Arbeit und zu ver­ant­wor­tungs­vol­lem
    Han­deln in einem frei­heit­li­chen, demo­kra­ti­schen
    und sozia­len Rechts­staat befä­higt wer­den.“
    Die wis­sen­schaft­li­che Qua­li­tät des Stu­di­ums an pri­va­ten
    Hoch­schu­len wird durch wei­te­re Vor­ga­ben des § 70 Abs.
    2 S. 1 LHG BW gesi­chert: Das haupt­be­ruf­li­che Lehr­per­so­nal
    muss die Ein­stel­lungs­vor­aus­set­zun­gen erfül­len,
    „die für ent­spre­chen­de Tätig­kei­ten an staat­li­chen Hoch­schu­len
    gefor­dert wer­den“. Dabei muss „ein Lehr­kör­per
    in ver­gleich­ba­rem Umfang zu ent­spre­chen­den staat­li­chen
    Hoch­schu­len vor­han­den sein“ (Nr. 5). Außer­dem
    muss „die inne­re Wis­sen­schafts­frei­heit hin­rei­chend gesi­chert“
    und „im aka­de­mi­schen Kern­be­reich muss eine
    18 Maunz/Dürig/Remmert, Grund­ge­setz, 90. EL Feb. 2020, Art. 19
    Abs. 3 GG Rn. 102 mit weit. Nachw. – Zur hier nicht zu ver­tie­fen­den
    Fra­ge, inwie­weit sich Stif­tun­gen des Pri­vat­rechts auf Art.
    5 Abs. 3 GG beru­fen kön­nen: MüKoBGB/Weitemeyer, 8. Aufl.
    2018, BGB § 80 Rn. 62 f.
    19 Zum Fol­gen­den aus­führ­lich Wür­ten­ber­ger, Pri­vat­hoch­schul­frei­heit
    – Auch bei der Orga­ni­sa­ti­on der Lei­tungs­ebe­ne?, OdW 2019,
    15, 16 ff.
    20 Heidt­mann, Grund­la­gen der Pri­vat­hoch­schul­frei­heit, 1980, S.
    243 ff.; in der Sache eben­falls Steink­em­per, Ver­fas­sungs­recht­li­che
    Stel­lung der Pri­vat­hoch­schu­le und ihre Finan­zie­rung, 2002, S. 58.
    21 Wür­ten­ber­ger, Pri­vat­hoch­schul­frei­heit – Auch bei der Orga­ni­sa­ti­on
    der Lei­tungs­ebe­ne?, OdW 2019, S. 15, 16 ff.; Jarass/Pieroth/
    Jarass, Grund­ge­setz, Art. 5 GG Rn. 141; Feh­ling, in Bon­ner
    Kom­men­tar zum Grund­ge­setz, Art. 5 Abs. 3 GG Rn. 129 ff.;
    Steink­em­per, Ver­fas­sungs­recht­li­che Stel­lung der Pri­vat­hoch­schu­le
    und ihre Finan­zie­rung, 2002, S. 116 ff.; Pen­ßel, in: Geis (Hg.),
    Hoch­schul­recht im Frei­staat Bay­ern, 2. Aufl. 2017, Kap. 6 Rn.
    41; Hufen, Staats­recht II: Grund­rech­te, 5. Aufl. 2016, § 34 Rn. 16;
    Tru­te, Die For­schung zwi­schen grund­recht­li­cher Frei­heit und
    staat­li­cher Insti­tu­tio­na­li­sie­rung, 1994, S. 120; Löwer, Frei­heit von
    For­schung und Leh­re, in Merten/Papier (Hg.), Hand­buch der
    Grund­rech­te in Deutsch­land und Euro­pa, § 99 Rn. 19.
    22 Maunz/Dürig/Gärditz, Grund­ge­setz, Art. 5 Abs. 3 GG Rn. 151;
    Zippelius/Würtenberger, Deut­sches Staats­recht, 33. Aufl. 2018,
    § 26 Rn. 101 ff.
    23 BVerfG NVwZ 2010, 1285 Rn. 54 mit zahl­rei­chen Rück­ver­wei­sen;
    zum Fol­gen­den Wür­ten­ber­ger, Pri­vat­hoch­schul­frei­heit – Auch bei
    der Orga­ni­sa­ti­on der Lei­tungs­ebe­ne?, OdW 2019, S. 15, 17 f.
    24 BVerfG NVwZ 2010, 1285 Rn. 55 mit zahl­rei­chen Rück­ver­wei­sen.
    25 Ein Über­blick die­ser fast iden­ti­schen Rege­lun­gen in Fn. 2.
    Wür­ten­ber­ger · Die insti­tu­tio­nel­le Akkre­di­tie­rung pri­va­ter Hoch­schu­len 2 1 9
    26 Eine staat­li­che Aner­ken­nung nach Ermes­sen des Wis­sen­schafts­mi­nis­te­ri­ums
    ist ein ver­fas­sungs­wid­ri­ger Ein­griff in die Pri­vat­hoch­schul­frei­heit
    (hier­zu Wür­ten­ber­ger, Pri­vat­hoch­schul­frei­heit
    – Auch bei der Orga­ni­sa­ti­on der Lei­tungs­ebe­ne?, OdW 2019, S.
    15, 18 f.). – Der Anhö­rungs­ent­wurf zur Neu­fas­sung des LHG
    BW (Fn. 3) hält an der Aner­ken­nung als Ermes­sens­ent­schei­dung
    fest; die­se soll aber gemäß der Begrün­dung ver­fas­sungs­recht­lich
    gebun­den sein und — dem dia­me­tral wider­spre­chend — die
    Kon­trol­le „eine® qualitätsgeleitete(n) Wis­sen­schaft sowie eine®
    anschlussfähige(n) Hoch­schul­aus­bil­dung“ gestat­ten. Will das
    Wis­sen­schafts­mi­nis­te­ri­um wirk­lich die Qua­li­tät der Wis­sen­schaft
    an pri­va­ten Hoch­schu­len kon­trol­lie­ren?
    27 Wiss Rat Drs. 4395–15, S. 6; Wiss Rat Drs. 6974–18, S. 5.
    28 Wür­ten­ber­ger, Pri­vat­hoch­schul­frei­heit – Auch bei der Orga­ni­sa­ti­on
    der Lei­tungs­ebe­ne?, OdW 2019, S. 15, 24 f.
    29 BVerfGE 141, 143 Rn. 59; Geis, Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt zur
    Akkre­di­tie­rung, OdW 2016, 193 ff.; Mager, Ver­fas­sungs­recht­li­che
    Rah­men­be­din­gun­gen der Akkre­di­tie­rung von Stu­di­en­gän­gen
    – Zugleich eine kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit der Akkre­di­tie­rungs-
    Ent­schei­dung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts und eine ver­fas­sungs­recht­li­che
    Bewer­tung des Akkre­di­tie­rungs-Staats­ver­trags,
    OdW 2017, S. 237 ff.; Hufen, JuS 2016, 855 ff.
    30 Auch der baden-würt­tem­ber­gi­sche Gesetz­ge­ber hat die Ver­gleich­bar­keit
    mit der Stu­di­en­gangs­ak­kre­di­tie­rung erkannt und ver­weist
    zur Akkre­di­tie­rung von Hoch­schu­len in der Begrün­dung des
    neu­en § 70a Abs. 2 LHG BW auf das Urteil des BVerfG (zur
    Novel­lie­rung vgl. Fn. 3).
    31 So nun­mehr die Neu­fas­sung des § 70a Abs. 1 S. 1 LHG BW im
    Anhö­rungs­ent­wurf der Lan­des­re­gie­rung (Fn. 3).
    32 Wiss Rat Drs. 4395–15.
    auto­no­me Ent­schei­dungs­bil­dung durch die aka­de­mi­schen
    Gre­mi­en gewähr­leis­tet sein“ (Nr. 7). Und nicht
    zuletzt müs­sen die finan­zi­el­len Ver­hält­nis­se des Hoch­schul­trä­gers
    einen öko­no­misch gesi­cher­ten Hoch­schul­be­trieb
    erwar­ten las­sen (Nr. 8). Mit die­sen Rege­lun­gen
    kon­kre­ti­siert der Lan­des­ge­setz­ge­ber jenes Prüf­pro­gramm,
    das zum Schutz der Stu­die­ren­den die Qua­li­tät
    und Gleich­wer­tig­keit der pri­va­ten mit den staat­li­chen
    Hoch­schu­len gewähr­leis­tet. Die Akkre­di­tie­rung und
    Aner­ken­nung pri­va­ter Hoch­schu­len hat allein gemäß
    die­sen gesetz­lich gere­gel­ten Akkre­di­tie­rungs­vor­aus­set­zun­gen
    bzw. Vor­aus­set­zun­gen für die staat­li­che Aner­ken­nung
    zu erfolgen.26
  2. Hoch­schul­för­mig­keit kei­ne dem Geset­zes­vor­be­halt
    genü­gen­de Recht­fer­ti­gung für Ein­grif­fe in die Pri­vat­hoch­schul­frei­heit
    Soweit der Wis­sen­schafts­rat die lan­des­ge­setz­li­chen
    Aner­ken­nungs­vor­aus­set­zun­gen in sei­nem Leit­fa­den
    kon­kre­ti­siert, ist hier­ge­gen nichts zu erin­nern. Ande­res
    gilt jedoch, wenn er dar­über hin­aus in eigen­stän­di­ger
    Wei­se ein Prin­zip der „Hoch­schul­för­mig­keit“ als zen­tra­len
    Maß­stab für die Akkre­di­tie­rung pri­va­ter Hoch­schu­len
    ent­wi­ckelt und aus­dif­fe­ren­ziert. Hoch­schul­för­mig­keit
    ist weder ein Prin­zip des deut­schen Hoch­schul­rechts
    noch sind die Kon­tu­ren die­ses Prin­zips in einem offe­nen
    Dis­kurs der hoch­schul­af­fi­nen Com­mu­ni­ty ent­wi­ckelt
    wor­den. Die Hoch­schul­för­mig­keit als maßst­ab­bil­den­de
    Vor­aus­set­zung für die Akkre­di­tie­rung pri­va­ter Hoch­schu­len
    ist viel­mehr ein Eigen­ge­wächs des Wis­sen­schafts­ra­tes.
    Mit die­ser Begriffs­schöp­fung fasst er sei­ne
    „lang­jäh­ri­ge Prüf­pra­xis im Bereich der Insti­tu­tio­nel­len
    Akkre­di­tie­rung“ zusam­men und begrün­det „signi­fi­kan­te(
    n) Anpas­sun­gen der Prüf­kri­te­ri­en in sämt­li­chen
    Prüf­be­rei­chen“. 27
    Damit ist die Hoch­schul­för­mig­keit, soweit sie nicht
    ledig­lich die lan­des­recht­li­chen Aner­ken­nungs­vor­aus­set­zun­gen
    kon­kre­ti­siert, kein nor­ma­ti­ver, recht­li­che Maß­stä­be
    set­zen­der Begriff des deut­schen Hoch­schul­rechts.
    Eine nor­ma­ti­ve Maß­stäb­lich­keit muss, wie vom BVerfG
    nach­drück­lich gefor­dert, vom demo­kra­tisch legi­ti­mier­ten
    Gesetz­ge­ber vor­ge­ge­ben wer­den. Der Maß­stab der Hoch­schul­för­mig­keit
    kann vom Wissenschaftsrat28 nicht in
    das Aner­ken­nungs­ver­fah­ren der zustän­di­gen Lan­des­mi­nis­te­ri­en
    zur Klä­rung der recht­lich gere­gel­ten Aner­ken­nungs­vor­aus­set­zun­gen
    ein­ge­bracht wer­den. Dies hat das
    BVerfG für die sehr ver­gleich­ba­ren Ver­fah­ren der Akkre­di­tie­rung
    von Stu­di­en­gän­gen ent­schie­den:
    „Die mit der Qua­li­täts­si­che­rung ver­bun­de­nen Ein­grif­fe in
    die Wis­sen­schafts­frei­heit bedür­fen nach Art. 5 Abs. 3 Satz 1
    in Ver­bin­dung mit Art. 20 Abs. 3 GG einer hin­rei­chen­den
    gesetz­li­chen Grund­la­ge. Rechts­staats­prin­zip und Demo­kra­tie­ge­bot
    ver­pflich­ten den Gesetz­ge­ber dazu, die inso­weit für
    die Grund­rechts­ver­wirk­li­chung maß­geb­li­chen Rege­lun­gen
    selbst zu tref­fen. Was wesent­lich ist, ergibt sich aus den tra­gen­den
    Prin­zi­pi­en des Grund­ge­set­zes, ins­be­son­de­re aus den
    dort ver­bürg­ten Grund­rech­ten. Wie weit der Gesetz­ge­ber die
    für den jeweils geschütz­ten Lebens­be­reich wesent­li­chen Leit­li­ni­en
    selbst bestim­men muss, lässt sich dabei nur im Blick
    auf den Sach­be­reich und die Eigen­art des Rege­lungs­ge­gen­stan­des
    beurteilen“.29
    Die im Akkre­di­tie­rungs­ur­teil des BVerfG ent­wi­ckel­ten
    Maß­stä­be las­sen sich auf die Akkre­di­tie­rung von pri­va­ten
    Hoch­schu­len übertragen.30 Der Wis­sen­schafts­rat ist,
    eben­so wie das Wis­sen­schafts­mi­nis­te­ri­um, auf die Über­prü­fung
    der gesetz­lich gere­gel­ten Aner­ken­nungs­vor­aus­set­zun­gen
    beschränkt.31 Der vom Wis­sen­schafts­rat 2015
    ver­ab­schie­de­te „Leit­fa­den der Insti­tu­tio­nel­len Akkre­di­tie­rung
    nicht­staat­li­cher Hochschulen“32 ist, soweit er
    über die Aner­ken­nungs­vor­aus­set­zun­gen in den Lan­des­hoch­schul­ge­set­zen
    hin­aus­geht, nichts wei­ter als eine
    Ansamm­lung nicht demo­kra­tisch legi­ti­mier­ter hoch2
    2 0 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 4 ( 2 0 2 0 ) , 2 1 5 — 2 3 2
    33 Zech­lin, Insti­tu­tio­nel­le Akkre­di­tie­rung von Pri­vat­hoch­schu­len
    und Wis­sen­schafts­frei­heit, OdW 2018, S. 253, 260; Otting/Ziegler,
    Ver­fas­sungs­recht­li­che Rah­men­be­din­gun­gen der Akkre­di­tie­rung
    im Hoch­schul­we­sen, NVwZ 2016, 1064, 1066; Beck­OK Hoch­schulR
    NRW/Birnbaum, 8. Ed. 1.8.2018, HG § 73 Rn. 9.
    34 Der Wis­sen­schafts­rat nimmt viel­mehr an, pri­va­te Hoch­schu­len
    sei­en „staat­lich belie­he­ne Ein­rich­tun­gen des ter­tiä­ren Bil­dungs­sek­tors“
    (zuletzt Wiss Rat Drs. 8518–20, S. 5); ver­kannt wird,
    dass staat­li­che Aner­ken­nung nicht mit „Belei­hung“ gleich­ge­setzt
    wer­den kann.
    35 Wür­ten­ber­ger, Pri­vat­hoch­schul­frei­heit – Auch bei der Orga­ni­sa­ti­on
    der Lei­tungs­ebe­ne?, OdW 2019, S. 15, 24; Zech­lin, Insti­tu­tio­nel­le
    Akkre­di­tie­rung von Pri­vat­hoch­schu­len und Wis­sen­schafts­frei­heit,
    OdW, 2018, S. 253, 260 zu den Erwar­tun­gen des
    Wis­sen­schafts­ra­tes, dass die zustän­di­gen Minis­te­ri­en sei­ne Auf­la­gen
    und Emp­feh­lun­gen in die Aner­ken­nungs­pra­xis umset­zen.
    36 NRW LT-Drs. 17/4668, S. 182.
    37 Vgl. den § 70a Abs. 4 LHG BW im Anhö­rungs­ent­wurf der Lan­des­re­gie­rung
    (Fn. 3).
    schul­po­li­ti­scher State­ments, taugt in sei­ner Aus­schließ­lich­keit
    aber nicht bei der Vor­be­rei­tung von Akkre­di­tie­rungs­ent­schei­dun­gen,
    die an Art. 5 Abs. 3 GG gebun­den
    sind.33
    Im Leit­fa­den des Wis­sen­schafts­ra­tes wird an kei­ner
    Stel­le erwähnt, dass sich nicht nur die pri­va­ten Hoch­schu­len,
    son­dern auch deren Trä­ger auf Art. 5 Abs. 3 GG
    beru­fen können.34 Auch in den Akkre­di­tie­rungs­stel­lung­nah­men
    des Wis­sen­schafts­rats wird, soweit ersicht­lich,
    nicht gewür­digt, dass die Ein­wir­kun­gen der Grün­der
    und Trä­ger pri­va­ter Hoch­schu­len auf „ihre“ Hoch­schu­le
    von Art. 5 Abs. 3 GG gerecht­fer­tigt sein kön­nen.
    Wenn die grund­sätz­li­chen, von Art. 5 Abs. 3 GG gewähr­ten
    Gestal­tungs- und Betei­li­gungs­rech­te unbe­rück­sich­tigt
    blei­ben, führt dies zur Rechts­wid­rig­keit von Auf­la­gen
    in Akkre­di­tie­rungs­be­schei­den oder sogar zur
    Rechts­wid­rig­keit einer Nicht­ak­kre­di­tie­rung.
    Die recht­li­chen Ein­schät­zun­gen der Hoch­schul­för­mig­keit
    in Stel­lung­nah­men des Wis­sen­schafts­ra­tes ent­fal­ten,
    soweit sie einer recht­li­chen Grund­la­ge ent­beh­ren,
    kei­ne Bin­dungs­wir­kung gegen­über dem zustän­di­gen
    Lan­des­mi­nis­te­ri­um. Wenn der Wis­sen­schafts­rat ande­res
    zum Aus­druck bringt35, so über­schätzt er sei­ne Kom­pe­ten­zen.
    Bei­spiel­haft führt die Begrün­dung zum 2019 novel­lier­ten
    Hoch­schul­ge­setz von Nord­rhein-West­fa­len
    aus: „Die insti­tu­tio­nel­le Aner­ken­nung als Ein­rich­tung ist
    … nicht an das Gut­ach­ten des Wis­sen­schafts­ra­tes betref­fend
    die insti­tu­tio­nel­le Akkre­di­tie­rung gebun­den. Sie
    kommt daher ins­be­son­de­re auch dann in Betracht, wenn
    der Wis­sen­schafts­rat höhe­re oder ande­re Anfor­de­run­gen
    an die Hoch­schu­le stellt, als sie nach § 72 erfor­der­lich
    sind“36. Dies sind deut­li­che For­mu­lie­run­gen gegen
    Stel­lung­nah­men des Wis­sen­schafts­ra­tes, die die Rechts­ge­bun­den­heit
    von Akkre­di­tie­rungs­ent­schei­dun­gen
    miss­ach­ten. Mitt­ler­wei­le set­zen sich denn auch Lan­des­mi­nis­te­ri­en
    bei ihren Ent­schei­dun­gen zur staat­li­chen
    Aner­ken­nung über (verfassungs-)rechtlich nicht halt­ba­re
    Moni­ta in Akkre­di­tie­rungs­stel­lung­nah­men des Wis­sen­schafts­ra­tes
    hinweg.37
    IV. Rechts­staat­li­che Anfor­de­run­gen an die Gestal­tung
    der Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren
    Erheb­li­che Beden­ken bestehen gegen die Pra­xis des Wis­sen­schafts­ra­tes,
    sei­ne Stel­lung­nah­men, die zur Nicht­ak­kre­di­tie­rung
    einer Hoch­schu­le geführt haben, auf sei­ner
    Home­page zu ver­öf­fent­li­chen. Ein sol­cher infor­ma­tio­nel­ler
    Grund­rechts­ein­griff in Form eines Real­ak­tes ist weder
    durch die von Art. 5 Abs. 3 GG geschütz­te wis­sen­schaft­li­che
    Kom­mu­ni­ka­ti­ons­frei­heit (1.) noch durch ent­spre­chen­de
    Ein­griffs­er­mäch­ti­gun­gen (2.) gerecht­fer­tigt.
    Hin­zu kommt, dass die pri­va­ten Hoch­schu­len zu den sie
    betref­fen­den nega­ti­ven Aus­sa­gen in den Stel­lung­nah­men
    zu ihrer Akkre­di­tie­rung nicht gehört wer­den, bevor
    die­se vom Wis­sen­schafts­rat ver­öf­fent­licht wer­den. Die­se
    „Nicht­an­hö­rung“ führt in vie­len Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren
    dazu, dass die Stel­lung­nah­men teils von ver­fehl­ten
    Wer­tun­gen des Sach­stan­des aus­ge­hen und teils recht­lich
    nicht halt­ba­re For­de­run­gen ihrer Akkre­di­tie­rungs­ent­schei­dung
    zugrun­de legen (3.). Die Fol­ge ist eine
    unan­ge­mes­se­ne Vor­ver­ur­tei­lung der Serio­si­tät der zu
    akkre­di­tie­ren­den Hoch­schu­le und damit eine nicht hin­nehm­ba­re
    Pran­ger­wir­kung (4.). Die finan­zi­el­len Ein­bu­ßen
    durch die­se Ruf­schä­di­gung kön­nen immens sein. Stu­die­ren­de,
    die sich im Inter­net über die pri­va­te Hoch­schu­le
    ihrer Wahl infor­mie­ren, mei­den pri­va­te
    Hoch­schu­len, die vom Wis­sen­schafts­rat kri­tisch beur­teilt
    wur­den oder denen sogar die Akkre­di­tie­rung ver­wei­gert
    wur­de.
  3. Nicht durch die von Art. 5 Abs. 3 GG geschütz­te
    Kom­mu­ni­ka­ti­ons­frei­heit gerecht­fer­tigt
    Auf den ers­ten Blick kann sich der Wis­sen­schafts­rat für
    die Ver­öf­fent­li­chung sei­ner Stel­lung­nah­men auf den
    Schutz durch Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG beru­fen. Denn zu des­sen
    Schutz­be­reich gehört die Frei­heit des Wis­sen­schaft­lers,
    wis­sen­schaft­li­che Wer­ke zu ver­öf­fent­li­chen und
    einem offe­nen und frei­en wis­sen­schaft­li­chen Dis­kurs zu
    stel­len. Aller­dings kön­nen sich öffent­lich-recht­lich
    Wür­ten­ber­ger · Die insti­tu­tio­nel­le Akkre­di­tie­rung pri­va­ter Hoch­schu­len 2 2 1
    geord­ne­te Insti­tu­tio­nen nach stän­di­ger Recht­spre­chung
    des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts nicht auf Grund­rech­te
    und damit nicht auf Art. 5 Abs. 3 GG berufen.38 Denn
    allein das Orga­ni­sa­ti­ons­recht bestimmt, wel­che Kom­pe­ten­zen
    juris­ti­sche Per­so­nen des öffent­li­chen Rechts mit­samt
    ihren Behör­den haben. Die­se Kom­pe­tenz­ord­nung
    ver­bie­tet einen Rück­griff auf Grund­rech­te, um Maß­nah­men
    in einem öffent­lich-recht­lich gere­gel­ten Kom­pe­tenz-
    und Funk­ti­ons­be­reich zu tref­fen, für die die erfor­der­li­che
    gesetz­li­che Ein­griffs­er­mäch­ti­gung fehlt. Nur
    Uni­ver­si­tä­ten und Hoch­schu­len kön­nen Adres­sa­ten der
    durch Art. 5 Abs. 3 GG grund­recht­lich geschütz­ten Frei­heit
    sein. Dass der Wis­sen­schafts­rat nicht zu die­sem
    Adres­sa­ten­kreis gehört, bedarf kei­ner beson­de­ren
    Begrün­dung.
    Selbst wenn man dem Wis­sen­schafts­rat eine Ein­schät­zungs­prä­ro­ga­ti­ve
    bei sei­nen Akkre­di­tie­rungs­stel­lung­nah­men
    ein­räumt, müs­sen das Will­kür­ver­bot und
    rechts­staat­li­che Grund­sät­ze beach­tet wer­den. Vor allem
    müs­sen der Sach­ver­halt zutref­fend ermit­telt, die Bewer­tungs­maß­stä­be
    offen­ge­legt und die wis­sen­schaft­lich­fach­li­chen
    Annah­men sach­ge­recht begrün­det wer­den.
    All dies unter­liegt in einem Rechts­schutz­ver­fah­ren bei
    der Über­prü­fung, ob die gesetz­lich gere­gel­ten Aner­ken­nungs­vor­aus­set­zun­gen
    zutref­fend erfasst und ange­wen­det
    wur­den, der gericht­li­chen Ver­tret­bar­keits- und Plau­si­bi­li­täts­kon­trol­le.
    39 Wie unter V., 4., 5. aus­ge­führt wird,
    lie­gen gera­de in die­sen Berei­chen Defi­zi­te in der Begrün­dung
    der Auf­la­gen oder der Nicht­ak­kre­di­tie­rung einer
    pri­va­ten Hochschule.
  4. Kei­ne Rechts­grund­la­ge für die Ver­öf­fent­li­chung von
    Akkre­di­tie­rungs­gut­ach­ten
    Die Ver­öf­fent­li­chung der Akkre­di­tie­rungs­gut­ach­ten
    durch den Wis­sen­schafts­rat ist Teil des staat­li­chen Infor­ma­ti­ons­han­delns.
    Die Öffent­lich­keit wird vom Wis­sen­schafts­rat
    über die Grün­de infor­miert, war­um aus des­sen
    Sicht eine bestimm­te Hoch­schu­le nicht oder nur
    unter Auf­la­gen akkre­di­tiert wird. Der­ar­ti­ges staat­li­ches
    Infor­ma­ti­ons­han­deln greift in Art. 12 GG und Art. 5 Abs.
    3 GG des Hoch­schul­trä­gers sowie in Art. 5 Abs. 3 GG der
    Hoch­schu­le ein.
    a) Kei­ne sach­lich rich­ti­ge Infor­ma­ti­on von einer zustän­di­gen
    Stel­le
    Die­ses in Grund­rech­te ein­grei­fen­de Infor­ma­ti­ons­han­deln
    des Wis­sen­schafts­ra­tes unter­liegt Gren­zen. Nach
    ganz über­wie­gen­der Ansicht sind infor­ma­tio­nel­le Ein­grif­fe
    in Grund­rech­te der pri­va­ten Hoch­schu­len und
    ihrer Trä­ger nur dann recht­mä­ßig, wenn von der zustän­di­gen
    Stel­le und sach­lich rich­tig infor­miert wird.40 Es
    bestehen bereits Zwei­fel, ob der Wis­sen­schafts­rat die
    zustän­di­ge Stel­le für die Ver­öf­fent­li­chung der von den
    Län­dern erbe­te­nen Akkre­di­tie­rungs­stel­lung­nah­men ist.
    Aus dem Ver­wal­tungs­ab­kom­men zwi­schen Bund und
    Län­dern über die Errich­tung eines Wis­sen­schafts­ra­tes
    folgt kei­ne der­ar­ti­ge Ver­öf­fent­li­chungs­kom­pe­tenz. Denn
    nach des­sen § 2 Abs. 2 legt der Wis­sen­schafts­rat „sei­ne
    Emp­feh­lun­gen und Stel­lung­nah­men den Ver­trag­schlie­ßen­den,
    bei Anfor­de­rung durch die Gemein­sa­me Wis­sen­schafts­kon­fe­renz
    oder die Stän­di­ge Kon­fe­renz der
    Kul­tus­mi­nis­ter der Län­der auch die­sen vor“.41 Hier­nach
    wer­den Stel­lung­nah­men zur Akkre­di­tie­rung von Hoch­schu­len
    nur dem antrag­stel­len­den Land vor­ge­legt, eine
    Ver­öf­fent­li­chung der Stel­lung­nah­men liegt damit außer­halb
    der Kom­pe­tenz des Wis­sen­schafts­ra­tes und ist
    damit rechts­wid­rig.
    Davon abge­se­hen lässt sich ein infor­ma­tio­nel­ler
    Grund­rechts­ein­griff nur ableh­nen, wenn sach­lich rich­tig
    infor­miert wor­den ist. In sei­ner Leit­ent­schei­dung for­mu­liert
    das BVerfG42: „Art. 12 Abs. 1 GG schützt nicht
    vor der Ver­brei­tung von inhalt­lich zutref­fen­den und unter
    Beach­tung des Gebots der Sach­lich­keit sowie mit ange­mes­se­ner
    Zurück­hal­tung for­mu­lier­ten Infor­ma­tio­nen
    durch einen Trä­ger von Staats­ge­walt.“ Die­se Maß­stä­be,
    die mit Blick auf Art. 12 Abs. 1 GG sowie Art. 4 Abs. 1
    GG43 ent­wi­ckelt wur­den, las­sen sich auf den Schutz der
    Wis­sen­schafts­frei­heit der Hoch­schu­le und ihres Trä­gers,
    der sich ergän­zend ohne­hin auf Art. 12 Abs. 1 GG beru­fen
    kann, ent­spre­chend anwen­den. Wie unter V. exemp-
    38 Aus der umfäng­li­chen Recht­spre­chung des BVerfG vgl. nur
    BVerfGE 21, 362, 368 ff.; 68, 193, 205 ff.; 75, 192, 196 f.; BVerfG‑K
    NVwZ-RR 2009, S. 361 f.; zur hier nicht zu ver­tie­fen­den Kri­tik
    der Staats­rechts­leh­re an der man­geln­den Grund­rechts­fä­hig­keit
    juris­ti­scher Per­so­nen des öffent­li­chen Rechts: Zippelius/Würtenberger,
    Deut­sches Staats­recht, 33. Aufl. 2018, § 18 Rn. 47 ff. mit
    Nachw.
    39 Zur Kon­troll­dich­te behörd­li­cher Ein­schät­zungs­spiel­räu­me im
    Bereich des Markt­zu­gangs: Wür­ten­ber­ger, Ent­schei­dun­gen über
    den Markt­zu­gang nach Regu­lie­rungs­er­mes­sen?, Gewer­be­ar­chiv
    2016, S. 6, 7 f.; BVerwG NVwZ-RR 2012, 192 Rn. 39; NVwZ 2014,
    942, 949.
    40 Vgl. BVerfGE 105, 252, 265 ff., 270: „Auch beim Infor­ma­ti­ons­han­deln
    ist die Kom­pe­tenz­ord­nung zu beach­ten“; 105, 279, 294
    ff.; Zippelius/Würtenberger, Deut­sches Staats­recht, 33. Aufl. 2018,
    § 19 Rn. 31 ff. mit Nachw.; Scho­ch, Amt­li­che Publi­kums­in­for­ma­ti­on
    zwi­schen staat­li­chem Schutz­auf­trag und Staats­haf­tung, NJW
    2012, 2844 ff.; Huber, Die Infor­ma­ti­ons­tä­tig­keit der öffent­li­chen
    Hand, JZ 2003, 290 ff.; Martini/Kühl, Staat­li­ches Infor­ma­ti­ons­han­deln,
    JA 2014, 1221 ff.
    41 https://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/Verwaltungsabkommen.
    pdf?__blob=publicationFile&v=2.
    42 BVerfGE 105, 252, 272.
    43 Zippelius/Würtenberger, Deut­sches Staats­recht, 33. Aufl. 2018,
    § 19 Rn. 32 mit Nachw.
    2 2 2 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 4 ( 2 0 2 0 ) , 2 1 5 — 2 3 2
    larisch gezeigt wird, sind nicht weni­ge Akkre­di­tie­rungs­stel­lung­nah­men
    des Wis­sen­schafts­ra­tes inhalt­lich unzu­tref­fend.
    Davon abge­se­hen wirkt sich die Ver­öf­fent­li­chung
    dezi­diert nega­ti­ver Bewer­tun­gen durch den
    Wis­sen­schafts­rat ver­bots­ähn­lich aus (hier­zu unter 4.), ist
    damit ein funk­tio­na­les Äqui­va­lent für einen Grund­rechts­ein­griff
    und for­dert daher eine gesetz­li­che
    Grundlage.44
    b) Kei­ne Ein­wil­li­gung in die Ver­öf­fent­li­chung der
    Akkre­di­tie­rungs­gut­ach­ten
    Der Leit­fa­den des Wis­sen­schafts­ra­tes zur insti­tu­tio­nel­len
    Akkre­di­tie­rung nicht staat­li­cher Hoch­schu­len regelt:
    „Mit der Antrag­stel­lung durch die Län­der erken­nen die
    Hoch­schu­len die­se Ver­fah­rens­grund­sät­ze an und akzep­tie­ren
    die­sen Leit­fa­den als Grund­la­ge des Ver­fah­rens“.
    Nach Ansicht des Wis­sen­schafts­ra­tes wil­li­gen pri­va­te
    Hoch­schu­len und ihre Trä­ger damit auch in eine Inter­net­ver­öf­fent­li­chung
    ihrer (Nicht-) Akkre­di­tie­rung ein.45
    Dem kann nicht gefolgt wer­den; denn bei einer Ein­wil­li­gung
    in Grund­rechts­ein­grif­fe sind beson­de­re Recht­mä­ßig­keits­vor­aus­set­zun­gen
    zu beach­ten:
    Eine Ein­wil­li­gung in Grund­rechts­ein­grif­fe setzt vor­aus,
    dass in frei­er Selbst­be­stim­mung gehan­delt wird.46
    Dies ist bei den pri­va­ten Hoch­schu­len nicht der Fall.
    Eine per­sön­li­che Ein­wil­li­gungs­er­klä­rung haben sie
    nicht abge­ge­ben. Ihre Ein­wil­li­gung war an die Antrag­stel­lung
    durch ihr Bun­des­land beim Wis­sen­schafts­rat
    gebun­den bzw. durch die­se Antrag­stel­lung fin­giert wor­den.
    Die pri­va­ten Hoch­schu­len haben kei­ner­lei Mög­lich­keit,
    selbst­be­stimmt ihre Ein­wil­li­gung in die Ver­öf­fent­li­chung
    des Akkre­di­tie­rungs­be­richts abzu­ge­ben.
    Denn wenn die pri­va­te Hoch­schu­le geäu­ßert hät­te, die
    Ver­öf­fent­li­chung des Akkre­di­tie­rungs­gut­ach­tens und
    damit Tei­le des Leit­fa­dens nicht zu akzep­tie­ren, hät­te
    das Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren nicht statt­ge­fun­den und
    wäre die staat­li­che Aner­ken­nung zu ver­sa­gen gewe­sen.
    Eine der­art erzwun­ge­ne Ein­wil­li­gung ist kei­ne rechts­kon­for­me
    Einwilligung.47
    Von Frei­wil­lig­keit einer Ein­wil­li­gung in staat­li­che
    Grund­rechts­ein­grif­fe lässt sich in der Regel dann spre­chen,
    wenn die­se mit einem Vor­teil des Ein­wil­li­gen­den
    ver­bun­den ist, nicht aber, wenn die­se allein frem­den Inter­es­sen
    dient.48 Mit der Ver­öf­fent­li­chung der Stel­lung­nah­men
    des Wis­sen­schafts­ra­tes wer­den allein öffent­li­che
    und nicht die Begüns­ti­gung pri­va­ter Inter­es­sen ver­folgt.
    Der Wis­sen­schafts­rat betont näm­lich, die Ver­öf­fent­li­chung
    sei­ner Akkre­di­tie­rungs­stel­lung­nah­men wür­de einem
    öffent­li­chen Inter­es­se an Trans­pa­renz und Ver­gleich­bar­keit
    ter­tiä­rer Bil­dungs­an­ge­bo­te dienen.49 Die Ein­wil­li­gung
    pri­va­ter Hoch­schu­len in die Ver­öf­fent­li­chung der
    sie betref­fen­de Akkre­di­tie­rungs­stel­lung­nah­men ist also
    nicht frei­wil­lig und kann nicht der Recht­fer­ti­gung von
    Grund­rechts­ein­grif­fen die­nen.
    Dies gilt ins­be­son­de­re dann, wenn sol­che Ein­wil­li­gun­gen
    genutzt wer­den, die Geset­zes­vor­be­hal­te, die
    Grund­rechts­ein­grif­fe recht­fer­ti­gen kön­nen, zu umge­hen.
    50 Die Ein­wil­li­gung in die Ver­öf­fent­li­chung der Akkre­di­tie­rungs­be­rich­te
    dient der Umge­hung des Geset­zes­vor­be­halts.
    Denn die­se Ver­öf­fent­li­chungs­be­fug­nis müss­te
    eben­so wie der nor­ma­ti­ve Maß­stab für die Akkre­di­tie­rung
    durch den Wis­sen­schafts­rat gesetz­lich gere­gelt
    wer­den.
  5. Defi­zi­te im recht­li­chen Gehör
    Der Wis­sen­schafts­rat als vom Bund und den Län­dern
    getra­ge­ne „Behör­de“ ist an die rechts­staat­li­chen und dem
    Grund­rechts­schutz die­nen­den Ver­fah­rens­grund­sät­ze
    gebun­den, wie sie über­ein­stim­mend in den Ver­wal­tungs­ver­fah­rens­ge­set­zen
    des Bun­des und der Län­der
    kon­kre­ti­siert sind. Die Stel­lung­nah­men des Wis­sen­schafts­ra­tes
    zur Akkre­di­tie­rung pri­va­ter Hoch­schu­len
    ent­spre­chen aller­dings nicht immer den Anfor­de­run­gen
    an ein rechts­staat­li­ches Ver­wal­tungs­ver­fah­ren:
    Sei­tens des Wis­sen­schafts­ra­tes wird in einer Viel­zahl
    von Fäl­len vor sei­ner Akkre­di­tie­rungs­ent­schei­dung
    nicht zu erken­nen gege­ben, auf Grund wel­cher Annah­men
    ein­zel­ne Auf­la­gen oder die Nicht­ak­kre­di­tie­rung
    aus­ge­spro­chen wur­den. Dies wider­spricht der Ver­pflich­tung
    des Wis­sen­schafts­ra­tes, der antrag­stel­len­den Hoch­schu­le
    „die nach ihrer Auf­fas­sung ent­schei­dungs­er­heb­li­chen
    Tat­sa­chen eben­so wie Art und Inhalt der beab­sich-
    44 BVerwG NVwZ 2015, 425 Rn. 16 ff.; ob die im Anhö­rungs­ent­wurf
    (vgl. Fn. 3) in § 70a Abs. 2 S. 3 LHG BW gere­gel­te Ver­öf­fent­li­chung
    der gut­ach­ter­li­chen Stel­lung­nah­men des Wis­sen­schafts­ra­tes
    durch hin­rei­chend gewich­ti­ge öffent­li­che Schutz­gü­ter
    gerecht­fer­tigt ist (hier­zu BVerfGE 113, 63, 80 f.), ist eine offe­ne
    Fra­ge.
    45 Wiss Rat Drs. 4395–15, S. 19.
    46 Zippelius/Würtenberger, Deut­sches Staats­recht, 33. Aufl. 2018, §
    19 Rn. 101 mit Nachw.
    47 Vgl. Beth­ge, in: Isensee/Kirchhof, Hand­buch des Staats­rechts,
    Bd. IX, 3. Aufl. 2011, § 203 Rn. 121 f.; zur Frei­wil­lig­keit im
    beson­de­rem Gewalt­ver­hält­nis bei Mono­pol­stel­lun­gen aus­führ­lich
    Aham­mer, Der Grund­rechts­ver­zicht als dog­ma­ti­sche Kate­go­rie,
    2016, S. 110 ff.
    48 Vgl. Aham­mer, Der Grund­rechts­ver­zicht als dog­ma­ti­sche Kate­go­rie,
    2016, S. 109 mit Nachw.
    49 Wiss Rat Drs. 4395–15, S. 8 f.
    50 Ame­lung, Grund­sätz­li­ches zur Frei­heit der Ein­wil­li­gung des Ver­letz­ten,
    NStZ 2006, 317, 319; Aham­mer, Der Grund­rechts­ver­zicht
    als dog­ma­ti­sche Kate­go­rie, 2016, S. 104 ff.
    Wür­ten­ber­ger · Die insti­tu­tio­nel­le Akkre­di­tie­rung pri­va­ter Hoch­schu­len 2 2 3
    tig­ten Ent­schei­dung hin­rei­chend deut­lich mit(zu)teilen“,
    was nach über­wie­gen­der Mei­nung auch die Gele­gen­heit
    zu einem Rechts­ge­spräch einschließt.51 Dies wider­spricht
    zudem den Emp­feh­lun­gen, die der Wis­sen­schafts­rat
    selbst beschlos­sen hat: „Begut­ach­te­ten soll­ten … Mög­lich­kei­ten
    der Feh­ler­kor­rek­tur ein­ge­räumt wer­den, indem
    sie Stel­lung zu Gut­ach­ten neh­men, bevor die­se in
    Ent­schei­dungs­pro­zes­se ein­mün­den. Damit könn­ten
    Miss­ver­ständ­nis­se und Fehl­deu­tun­gen bei Begut­ach­tun­gen
    aus­ge­räumt“ werden.52 In der Ver­fah­rens­pra­xis sind
    die Stel­lung­nah­men des Wis­sen­schafts­ra­tes oft­mals in
    wesent­li­chen Par­tien für die betrof­fe­nen pri­va­ten Hoch­schu­len
    eine Über­ra­schungs­ent­schei­dung. Wür­den den
    pri­va­ten Hoch­schu­len die zahl­rei­chen Moni­ta mit­samt
    Auf­la­gen bereits wäh­rend oder nach der Bege­hung zur
    Anhö­rung mit­ge­teilt, hät­ten sie die Mög­lich­keit, vie­les
    zu ent­kräf­ten und an der sach­li­chen sowie recht­li­chen
    Rich­tig­keit der Akkre­di­tie­rungs­ent­schei­dung des Wis­sen­schafts­ra­tes
    mit­zu­wir­ken.
    Nach § 28 VwVfG muss eine Anhö­rung zwar nur vor
    dem Erlass eines Ver­wal­tungs­ak­tes statt­fin­den, sodass
    den pri­va­ten Hoch­schu­len durch die minis­te­ri­el­le Anhö­rung
    vor der staat­li­chen Aner­ken­nung hin­rei­chend
    recht­li­ches Gehör gegen die Akkre­di­tie­rungs­stel­lung­nah­men
    gewährt wird. Wegen ihrer rechts­staat­li­chen
    Radi­zie­rung und ihrer grund­recht­li­chen Schutz­funk­ti­on
    muss eine Anhö­rung jedoch bereits dann erfol­gen, wenn
    eine hoheit­li­che Maß­nah­me, wie die Ver­öf­fent­li­chung
    der Akkre­di­tie­rungs­stel­lung­nah­men auf der Home­page
    des Wis­sen­schafts­ra­tes, in dis­kri­mi­nie­ren­der Wei­se in
    die grund­recht­lich geschütz­te Sphä­re sowohl der pri­va­ten
    Hoch­schu­le als auch ihrer Trä­ger eingreift.53 Denn
    jen­seits ihrer gesetz­li­chen Rege­lung gehört die Anhö­rungs­pflicht
    zu den fun­da­men­ta­len Ver­fas­sungs­prin­zi­pi­en,
    die ver­hin­dern, dass Ein­zel­ne unge­hört zum blo­ßen
    Objekt staat­li­cher Ver­fah­ren wer­den und durch Klä­rung
    der Sach- und Rechts­la­ge erheb­li­che Grund­rechts­ein­grif­fe
    ver­mie­den werden.54
    In die­sem Kon­text for­dert die Sach­auf­klä­rungs­pflicht,
    wesent­li­che Ver­än­de­run­gen, die nach der Bege­hung,
    aber vor Ver­ab­schie­dung der Stel­lung­nah­me ein­ge­tre­ten
    sind, in die Akkre­di­tie­rungs­stel­lung­nah­me auf­zu­neh­men
    und in die abschlie­ßen­de Wür­di­gung ein­flie­ßen zu
    las­sen. Dies wird jedoch will­kür­lich gehand­habt. Es gibt
    Fäl­le, in denen Ver­än­de­run­gen nach der Bege­hung der
    Hoch­schu­le in der Stel­lung­nah­me des Wis­sen­schafts­ra­tes
    berück­sich­tigt wurden55, aber auch Fäl­le, in denen
    abschlä­gig auf die Anfra­ge einer Hoch­schu­le, ob wegen
    einer beson­de­ren Ver­fah­rens­län­ge wei­te­re Infor­ma­tio­nen
    vor­ge­legt wer­den soll­ten, geant­wor­tet wur­de.
    Mit Blick auf die unter­las­se­ne Anhö­rung und die dadurch
    ver­letz­te Pflicht zur Aufklärung56 ist fest­zu­hal­ten:
    Die Stel­lung­nah­me des Wis­sen­schafts­ra­tes erzeugt kei­ne
    Bin­dungs­wir­kung hin­sicht­lich der Fest­stel­lung der Fak­ten­la­ge
    und hin­sicht­lich der Akkre­di­tie­rungs­vor­schlä­ge.
    Die Ent­schei­dung des Lan­des über die staat­li­che Aner­ken­nung
    muss die von der pri­va­ten Hoch­schu­le geäu­ßer­te
    Kri­tik an der sach­li­chen und recht­li­chen Rich­tig­keit
    der Stel­lung­nah­me des Wis­sen­schafts­ra­tes
    ein­be­zie­hen.
  6. Wett­be­werbs­ver­zer­rung und Pran­ger­wir­kung durch
    die Ver­öf­fent­li­chung der Stel­lung­nah­men des Wis­sen­schafts­ra­tes
    Die Ver­öf­fent­li­chung der Akkre­di­tie­rungs­stel­lung­nah­men
    des Wis­sen­schafts­ra­tes im Inter­net ent­spricht weder
    den hoch­schul­recht­li­chen Vor­ga­ben des Grund­ge­set­zes
    noch des Hoch­schul­rechts der Länder.57 Soweit der Wis­sen­schafts­rat
    wegen Ver­sto­ßes gegen das Gebot recht­li­chen
    Gehörs die rea­le Situa­ti­on von Pro­fes­so­ren­schaft,
    Stu­di­um und Leh­re an der pri­va­ten Hoch­schu­le sowie
    die (verfassungs-)rechtlichen Rah­men­set­zun­gen falsch
    ein­schätzt, kommt es zu einer ver­fas­sungs­wid­ri­gen Wett­be­werbs­ver­zer­rung
    zwi­schen den pri­va­ten Hoch­schu­len.
    Stu­die­ren­de, die ein nicht rechts- und ver­fas­sungs­kon­for­mes
    Akkre­di­tie­rungs­gut­ach­ten des Wis­sen­schafts­ra-
    51 Schnei­der, Struk­tu­ren und Typen von Ver­wal­tungs­ver­fah­ren, in:
    Hoff­mann-Rie­m/­Schmidt-Aßman­n/­Voß­kuh­le (Hg.), Grund­la­gen
    des Ver­wal­tungs­rechts, 2. Aufl. 2012, § 28 Rn. 45 mit Nachw.
    52 Wiss Rat Drs. 6680–17 zu „Begut­ach­tun­gen im Wis­sen­schafts­sys­tem“,
    S. 26.
    53 Zu die­ser rechts­staat­li­chen Selbst­ver­ständ­lich­keit: Röhl, Der Wis­sen­schafts­rat,
    1994, S. 127 f.; Kallerhoff/Mayen, in: Stelkens/Bonk/
    Sachs, Ver­wal­tungs­ver­fah­rens­ge­setz, 9. Aufl. 2018, § 28 VwVfG
    Rn. 15; Hoch­huth, Vor schlicht­ho­heit­li­chem Ver­wal­tungs­ein­griff
    anhö­ren?, NVwZ 2003, 30 ff. jew. mit weit. Nachw.
    54 Nach lan­ger, offen­sicht­lich rechts­staats­wid­ri­ger Ver­fah­rens­pra­xis
    des Wis­sen­schafts­ra­tes regelt nun der Anhö­rungs­ent­wurf zum neu­en
    § 72a Abs. 2 Nr. 2 LHG BW (Fn. 3), dass die pri­va­te Hoch­schu­le
    zum Gut­ach­ten des Wis­sen­schafts­ra­tes Stel­lung neh­men kann.
    55 Wiss Rat Drs. 6974–18, S. 8, 9.
    56 Der Unter­su­chungs­grund­satz ist in § 24 VwVfG, der jeden­falls
    ent­spre­chend auch für die Behör­de Wis­sen­schafts­rat gilt, gere­gelt.
    Gegen den Unter­su­chungs­grund­satz ist immer dann ver­sto­ßen,
    wenn die pri­va­te Hoch­schu­le in ihrem Akkre­di­tie­rungs­gut­ach­ten
    Fak­ten, Pro­gno­sen und nega­ti­ve Wür­di­gun­gen vor­fin­det, die sich
    bei einer umfäng­li­chen Sach­auf­klä­rung als ver­fehlt erwei­sen.
    57 Nach der Neu­re­ge­lung des § 70a Abs. 2 S. 2 Nr. 3 im Anhö­rungs­ent­wurf
    zur Neu­re­ge­lung des LHG BW ist nur vor­ge­se­hen, den
    wesent­li­chen Inhalt der gut­ach­ter­li­chen Stel­lung­nah­me des Wis­sen­schafts­ra­tes
    zu ver­öf­fent­li­chen. Damit kann der Wis­sen­schafts­rat
    sei­ne der­zei­ti­ge Ver­öf­fent­li­chungs­pra­xis nicht fort­set­zen.
    2 2 4 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 4 ( 2 0 2 0 ) , 2 1 5 — 2 3 2
    tes lesen, wer­den sich nicht bei der betref­fen­den pri­va­ten
    Hoch­schu­le ein­schrei­ben.
    Mit der Ver­öf­fent­li­chung einer an dis­kri­mi­nie­ren­den
    Sach­auf­klä­rungs­feh­lern lei­den­den Akkre­di­tie­rungs­stel­lung­nah­me
    bewirkt der Wis­sen­schafts­rat eine Pran­ger­wir­kung,
    die die Leis­tungs- und Wett­be­werbs­fä­hig­keit der
    pri­va­ten Hoch­schu­le emp­find­lich beein­träch­tigt. Da die­se
    Inter­net­pu­bli­ka­tio­nen oft auch in Tages­zei­tun­gen ver­brei­tet
    wer­den, wer­den Ein­schrei­bun­gen in das Stu­di­um
    zurück­ge­zo­gen oder erfol­gen gar nicht erst. Selbst wenn
    die staat­li­che Aner­ken­nung trotz eines ver­öf­fent­lich­ten
    nega­ti­ven Akkre­di­tie­rungs­gut­ach­tens des Wis­sen­schafts­ra­tes
    aus­ge­spro­chen wird, hat die Vor­ab­ver­öf­fent­li­chung
    des Wis­sen­schafts­ra­tes der pri­va­ten Hoch­schu­le
    schwe­ren Scha­den zugefügt.58
    V. Grund­sätz­li­che Beden­ken hin­sicht­lich der Moni­ta
    des Wis­sen­schafts­ra­tes gegen eine Akkre­di­tie­rung
    Die Moni­ta in den Akkre­di­tie­rungs­stel­lung­nah­men des
    Wis­sen­schafts­ra­tes, die zu Auf­la­gen oder zur Ableh­nung
    der Akkre­di­tie­rung füh­ren, sind nicht immer sach­lich
    und recht­lich gerecht­fer­tigt. Dies wird im Fol­gen­den
    anhand eini­ger Bei­spie­le entwickelt.
  7. Zur Auf­lö­sung von Ver­fah­rens­kon­kur­ren­zen
    Die Akkre­di­tie­rungs­stel­lung­nah­men des Wis­sen­schafts­ra­tes
    äußern sich zur Akkre­di­tie­rungs­frist und damit
    mit­tel­bar zur Frist­set­zung der staat­li­chen Aner­ken­nung
    (a) sowie bis­wei­len auch kri­tisch zur Akkre­di­tie­rung der
    Stu­di­en­gän­ge, die nun­mehr durch die Stif­tung Akkre­di­tie­rungs­rat
    erfolgt (b). Hier ist klä­rungs­be­dürf­tig, ob
    dem Wis­sen­schafts­rat in der­ar­ti­gen Ver­fah­rens­kon­kur­ren­zen
    eine Mit­ent­schei­dungs- oder Prü­fungs­kom­pe­tenz
    zusteht.
    a) Zur Frist­set­zung von Reak­kre­di­tie­run­gen und der
    Erfül­lung von Auf­la­gen durch den Wis­sen­schafts­rat
    Der Wis­sen­schafts­rat setzt viel­fach eine rela­tiv kur­ze
    und im Ver­lauf der letz­ten 10 Jah­re immer kür­ze­re Frist
    für die Reak­kre­di­tie­rung von pri­va­ten Hoch­schu­len,
    ver­bun­den mit der frist­ge­rech­ten Erfül­lung von Auf­la­gen.
    Bei­spiels­wei­se wur­de im Fal­le einer Reak­kre­di­tie­rung
    um drei Jah­re fest­ge­legt, dass sich die­se Frist ver­län­gern
    soll­te, sofern das zustän­di­ge Minis­te­ri­um dem
    Wis­sen­schafts­rat mit­teilt, dass die Akkre­di­tie­rungs­auf­la­gen
    erfüllt seien.59 Der Wis­sen­schafts­rat macht also das
    zustän­di­ge Minis­te­ri­um zum Boten der Mit­tei­lung, ob
    die von ihm aus­ge­spro­che­nen Auf­la­gen erfüllt sind, so
    dass die von ihm fest­ge­leg­te Akkre­di­tie­rungs­frist ver­län­gert
    wer­den kann. Dies ver­stößt gegen die Kom­pe­tenz
    des Minis­te­ri­ums, Akkre­di­tie­rungs­fris­ten fest­zu­le­gen.
    So regelt etwa § 73 Abs. 3 S. 1 HG NRW, dass der „Aner­ken­nungs­be­scheid
    bestimmt, in wel­chen Fris­ten die
    Hoch­schu­le eine insti­tu­tio­nel­le Akkre­di­tie­rung sowie
    eine insti­tu­tio­nel­le Reak­kre­di­tie­rung … erfolg­reich
    absol­vie­ren muss.“ Allein das zustän­di­ge Minis­te­ri­um
    bestimmt also die Reak­kre­di­tie­rungs­frist. Der Wis­sen­schafts­rat
    mag zwar inso­weit Vor­schlä­ge machen. Es
    über­schrei­tet aber sei­ne Kom­pe­ten­zen, vom zustän­di­gen
    Minis­te­ri­um Voll­zugs­mel­dun­gen von Auf­la­gen zu ver­lan­gen,
    deren (Nicht-) Erfül­lung die vom Wis­sen­schafts­rat
    bestimm­te Akkre­di­tie­rungs­frist ver­kürzt bzw. ver­län­gert
    und damit das zustän­di­ge Minis­te­ri­um ver­an­lasst, den
    Aner­ken­nungs­be­scheid unter ver­gleich­ba­ren Auf­la­gen
    und Frist­set­zun­gen zu erlas­sen. Denn ein Aus­ein­an­der­fal­len
    von Akkre­di­tie­rungs- und Aner­ken­nungs­frist
    kann weder vom zustän­di­gen Minis­te­ri­um noch vom
    Wis­sen­schafts­rat gewollt sein.
    b) Zur Kon­kur­renz mit bestands­kräf­ti­gen Beschei­den
    der Akkre­di­tie­rung von Stu­di­en­gän­gen
    Die Akkre­di­tie­rung der Stu­di­en­gän­ge erfolg­te frü­her
    nach län­der­ge­mein­sa­men Struk­tur­vor­ga­ben durch
    Akkre­di­tie­rungs­agen­tu­ren, mitt­ler­wei­le durch die Stif­tung
    Akkre­di­tie­rungs­rat nach dem in das Lan­des­recht
    umge­setz­ten Stu­di­en­gangs­ak­kre­di­tie­rungs­staats­ver­trag
    und der hier­zu erlas­se­nen (Mus­ter-) Rechts­ver­ord­nung.
    Die Kom­pe­tenz des Wis­sen­schafts­rats bei der insti­tu­tio­nel­len
    Akkre­di­tie­rung ist damit von der Kom­pe­tenz der
    Stif­tung Akkre­di­tie­rungs­rat bei der Akkre­di­tie­rung von
    Stu­di­en­gän­gen abge­grenzt. Für bei­de Berei­che sind ver­schie­de­ne
    Insti­tu­tio­nen zustän­dig, die unter­schied­li­che
    Auf­ga­ben mit unter­schied­li­chem Pro­fil hin­sicht­lich
    ihrer Zusam­men­set­zung mit Sach­ver­stän­di­gen wahr­neh­men.
    Der Leit­fa­den des Wis­sen­schafts­ra­tes zur insti­tu­tio­nel­len
    Akkre­di­tie­rung von Hoch­schu­len geht nur im
    Grund­satz von die­ser Tren­nung der Kom­pe­ten­zen aus:
    „Im Ver­fah­ren der Insti­tu­tio­nel­len Akkre­di­tie­rung wer­den
    die Stu­di­en­an­ge­bo­te … nur auf ihre Plau­si­bi­li­tät
    über­prüft, wobei die Ergeb­nis­se vor­an­ge­gan­ge­ner Pro­gram­mak­kre­di­tie­run­gen
    berück­sich­tigt wer­den. Der
    Wis­sen­schafts­rat behält sich vor, anlass­be­zo­gen von die-
    58 Zu Amts­pflicht­ver­let­zun­gen auf Grund eines Ver­sto­ßes gegen
    den ver­wal­tungs­ver­fah­rens­recht­li­chen Unter­su­chungs­grund­satz:
    Kallerhoff/Fellenberg, in: Stelkens/Bonk/Sachs, Verwaltungsverfahrensgesetz,
  8. Aufl. 2018, § 24 VwVfG Rn. 61 mit Nachw.
    59 So etwa in Wiss Rat Drs. 5639–16, S. 17; ähn­lich auch in Wiss Rat
    Drs. 3002–13, bei dem die Akkre­di­tie­rungs­frist im Fal­le der posi­ti­ven
    Mit­tei­lung des Minis­te­ri­ums über das Erfül­len der Auf­la­gen
    von fünf auf zehn Jah­re erhöht wer­den soll­te.
    Wür­ten­ber­ger · Die insti­tu­tio­nel­le Akkre­di­tie­rung pri­va­ter Hoch­schu­len 2 2 5
    ser Pra­xis abzu­wei­chen und ein­zel­ne Stu­di­en­gän­ge im
    Detail zu prü­fen und auf Qua­li­täts­de­fi­zi­te hin­zu­wei­sen“.
    Dass sich der Wis­sen­schafts­rat selbst zur Prü­fungs­in­stanz
    ermäch­tigt, die sich über bestands­kräf­ti­ge Stu­di­en­gangs­ak­kre­di­tie­rungs­be­schei­de
    hin­weg­set­zen kann60, ist
    mit der mitt­ler­wei­le gesetz­lich gere­gel­ten Kom­pe­tenz­zu­wei­sung
    an die Stif­tung Akkre­di­tie­rungs­rat nicht
    vereinbar.61
  9. Zur unver­hält­nis­mä­ßi­gen Belas­tung und Kos­ten­last
    durch Reak­kre­di­tie­run­gen
    Der Wis­sen­schafts­rat, aber auch das Hoch­schul­recht
    und die Aner­ken­nungs­pra­xis der Länder62 nei­gen dazu,
    vor der ers­ten staat­li­chen Aner­ken­nung bereits eine
    Kon­zept­prü­fung durch den Wis­sen­schafts­rat zu ver­lan­gen
    und sodann die Befris­tung der staat­li­chen Aner­ken­nung
    auf nur weni­ge Jah­re zu beschrän­ken. Bei die­ser
    Aner­ken­nungs­pra­xis erstat­tet der Wis­sen­schafts­rat Stel­lung­nah­men
    zur Aner­ken­nung zunächst des Grün­dungs­kon­zepts,
    sodann nach etwa 3 Jah­ren zur ers­ten
    Akkre­di­tie­rung, wie­der­um nach 3 — 5 Jah­ren zur ers­ten
    Reak­kre­di­tie­rung und nach einem wei­te­ren Zeit­raum
    von weni­gen Jah­ren zur zwei­ten Reak­kre­di­tie­rung. In
    Sum­ma muss damit eine neu gegrün­de­te Hoch­schu­le in
    den ers­ten etwa 8 Jah­ren ihres Bestehens 3 Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren
    des Wis­sen­schafts­ra­tes durchlaufen.63
    Im Hin­blick auf die Akkre­di­tie­rung von Stu­di­en­gän­gen
    hat das BVerfG fest­ge­stellt, dass „der mit der Pflicht
    zur Akkre­di­tie­rung ver­bun­de­ne Ein­griff in die Wis­sen­schafts­frei­heit
    … schwer“ wiegt64, was sich auf die Akkre­di­tie­rung
    von Hoch­schu­len ins­ge­samt über­tra­gen
    lässt. Die Schwe­re des Ein­griffs in Art. 5 Abs. 3 GG erfor­dert
    bei Frist­set­zun­gen zu Reak­kre­di­tie­run­gen eine beson­de­re
    Ver­hält­nis­mä­ßig­keits­prü­fung. Reak­kre­di­tie­run­gen
    sind nur ver­hält­nis­mä­ßig, wenn die Auf­sichts­mög­lich­kei­ten
    des zustän­di­gen Minis­te­ri­ums, etwa durch
    Auf­la­gen oder durch Kon­trol­len, die gesetz­lich gere­gel­ten
    Aner­ken­nungs­vor­aus­set­zun­gen durch­zu­set­zen,
    nicht aus­rei­chen, um die Rechts­för­mig­keit einer pri­va­ten
    Hoch­schu­le durch­zu­set­zen. Nach dem Hoch­schul­recht
    der Län­der hat das zustän­di­ge Minis­te­ri­um alle
    Handlungsmöglichkeiten65, um die Ein­hal­tung der Vor­aus­set­zun­gen
    der staat­li­chen Aner­ken­nung von pri­va­ten
    Hoch­schu­len zu kon­trol­lie­ren und durch­zu­set­zen. Eine
    per­ma­nen­te Betrau­ung des Wis­sen­schafts­ra­tes mit Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren
    in kur­zen Abstän­den ist damit
    unver­hält­nis­mä­ßig.
    Bei die­ser Ver­hält­nis­mä­ßig­keits­prü­fung spielt nach
    Ansicht des BVerfG nicht zuletzt die Kos­ten­last eine Rol­le,
    die durch extrem kur­ze Aner­ken­nungs­fris­ten ver­ur­sacht
    wird. In sei­ner Akkre­di­tie­rungs­ent­schei­dung geht
    das BVerfG aus­führ­lich auf die Kos­ten­be­las­tung durch
    die Stu­di­en­gangs­ak­kre­di­tie­rung ein. Die­se Über­le­gun­gen
    las­sen sich auf die Ver­fah­ren der staat­li­chen Aner­ken­nung
    sowie der Akkre­di­tie­rung durch den Wis­sen­schafts­rat
    über­tra­gen:
    „Zudem ist die Akkre­di­tie­rung eines Stu­di­en­gan­ges für die
    Hoch­schu­len mit hohen Kos­ten ver­bun­den, da von ihnen
    das Ent­gelt für die Agen­tu­ren auf­zu­brin­gen und die orga­ni­sa­to­ri­sche,
    zeit­li­che und per­so­nel­le Belas­tung durch das Erstel­len
    des Selbst­be­richts zu tra­gen ist. Die Lan­des­rech­nungs­hö­fe
    gehen von regel­mä­ßi­gen Belas­tun­gen durch Zah­lun­gen
    der Hoch­schu­len an die Agen­tu­ren in Höhe von
    10.000 € bis 15.000 € pro Stu­di­en­gang aus; die zusätz­li­chen
    inter­nen Kos­ten der Hoch­schu­len wer­den zwi­schen 30.000 €
    und 38.000 € pro Stu­di­en­gang bemessen“.66
    Der Wis­sen­schafts­rat ver­langt von der pri­va­ten Hoch­schu­le
    für jedes sei­ner Akkre­di­tie­rungs­gut­ach­ten über
    30.000 €. Mit die­sen Dritt­mit­tel­ein­nah­men finan­ziert der
    Wis­sen­schafts­rat die Stel­len sei­ner mit den Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren
    betrau­ten Mit­ar­bei­ter, was mög­li­cher­wei­se
    ein gewis­ses Inter­es­se an Reak­kre­di­tie­run­gen in
    mög­lichst kur­zen Fris­ten begrün­den mag. Bei 3 Akkre­di­tie­run­gen
    inner­halb von etwa 8 Jah­ren sind selbst von
    einer klei­nen Hoch­schu­le 90.000 € Akkre­di­tie­rungs­kos­ten
    an den Wis­sen­schafts­rat zu leis­ten. Hin­zu kom­men
    die inter­nen Kos­ten der pri­va­ten Hoch­schu­le von min­des­tens
    30.000 € je Akkre­di­tie­rung, also bei 3 Akkre­di-
    60 Was auch geschieht: Wiss Rat Drs. 8067–19, S. 40.
    61 So im Ergeb­nis auch die Begrün­dung zur Neu­fas­sung des § 70
    Abs. 3 Nr. 3 LHG BW im Anhö­rungs­ent­wurf (Fn. 3). Wenig
    über­zeu­gend ist jedoch, dass die Leh­re gleich­wohl „in einer
    stra­te­gi­schen Gesamt­schau bewer­tet wer­den“ kön­ne, ins­be­son­de­re
    auch „unter dem Gesichts­punkt ihrer For­schungs­ba­siert­heit“.
    Mit blu­mi­gen Umschrei­bun­gen wie „stra­te­gi­sche Gesamt­schau“
    bei der Kon­trol­le der Leh­re wer­den die Vor­aus­set­zun­gen kla­rer
    gesetz­li­cher Rege­lun­gen bei erheb­li­chen Ein­grif­fen in die Pri­vat­hoch­schul­frei­heit
    nicht mehr gewähr­leis­tet.
    62 Vgl. § 73 Abs. 1 S. 2, Abs. 3 HG NRW.
    63 So ist es kei­ne Sel­ten­heit, wenn eine pri­va­te Hoch­schu­le inner­halb
    von 10 Jah­ren drei Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren durch den Wis­sen­schafts­rat
    durch­lau­fen muss (vgl. https://nachrichten.idw-online.
    de/2020/07/13/­wis­sen­schafts­rat-ent­schei­dung-in-einem-ver­fah­ren-
    der-insti­tu­tio­nel­len-akkre­di­tie­run­g/). Die Ent­wurfs­fas­sung
    des neu­en § 70a Abs. 3 S. 4 LHG BW (Fn. 3) will Akkre­di­tie­run­gen
    und Reak­kre­di­tie­run­gen in der Regel auf min­des­tens fünf
    Jah­re befris­ten, — eine Min­dest­frist zur Regel­frist zu machen, ist
    frei­lich eine eher unge­wöhn­li­che Legis­tik.
    64 BVerfG, Beschluss vom 17. 2. 2016 — 1 BvL 8/10 -, Rn. 53 f.
    65 Zu den Auf­sichts­mög­lich­kei­ten vgl. Beck­OK Hoch­schul­recht BW/
    Kraus­nick, 16. Ed. Stand 1. 11. 2019, § 72 LHG Rn. 4 ff.
    66 BVerfG, Beschluss vom 17. 2. 2016 — 1 BvL 8/10 -, Rn. 53 f. jeweils
    mit aus­führ­li­chen Nach­wei­sen.
    2 2 6 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 4 ( 2 0 2 0 ) , 2 1 5 — 2 3 2
    tie­run­gen in etwa 8 Jah­ren noch­mals 90.000 €. Rech­net
    man die Kos­ten für die 3 Aner­ken­nungs­be­schei­de des
    Lan­des in Höhe von ins­ge­samt etwa 15.000 € hin­zu,
    kommt man zu Gesamt­kos­ten der Aner­ken­nungs- und
    Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren in Höhe von deut­lich über
    200.000 €. Neben die­sen Kos­ten fal­len zudem die Kos­ten
    für die Akkre­di­tie­rung von Stu­di­en­gän­gen an. Hier
    hat aller­dings der Gesetz­ge­ber die, wie vom BVerfG
    gerügt, frü­he­re äußerst kos­ten­träch­ti­ge Pra­xis, Stu­di­en­gän­ge
    nur für die Dau­er weni­ger Jah­re zu akkre­di­tie­ren,
    abge­schafft. Stu­di­en­gän­ge sind nun­mehr für die Dau­er
    von 8 Jah­ren zu akkreditieren.67 Eine ver­gleich­ba­re Rege­lung
    für die Akkre­di­tie­rung von Hoch­schu­len erscheint
    nötig.
  10. Kei­ne kla­re Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen den Moni­ta bei
    der Nicht­ak­kre­di­tie­rung
    In Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren unter­schei­det man zwi­schen
    Emp­feh­lun­gen, Auf­la­gen und Ver­wei­ge­rung der
    Akkre­di­tie­rung. Emp­feh­lun­gen sind recht­lich nicht gebo­ten,
    ihre Beach­tung kann aber für die Fort­ent­wick­lung
    der Hoch­schu­le för­der­lich sein. Mit Auf­la­gen wird gesi­chert,
    dass sich die Hoch­schu­le an die hoch­schul­recht­li­chen
    Vor­ga­ben hält. Wenn durch Auf­la­gen ein rechts­kon­for­mer
    Hoch­schul­be­trieb nicht durch­ge­setzt wer­den
    kann oder nicht durch­setz­bar erscheint, ist die Ver­wei­ge­rung
    der Akkre­di­tie­rung aus­zu­spre­chen.
    Bei der Nicht­ak­kre­di­tie­rung einer pri­va­ten Hoch­schu­le
    sind beson­de­re Anfor­de­run­gen an die Ver­hält­nis­mä­ßig­keits­prü­fung
    zu beach­ten: Die Ver­wei­ge­rung einer
    Akkre­di­tie­rung als tiefs­ter Ein­griff in die Pri­vat­hoch­schul­frei­heit
    ist nur statt­haft, wenn nicht durch Auf­la­gen
    recht­mä­ßi­ge Zustän­de her­ge­stellt wer­den kön­nen. Die­se
    klas­si­sche Prüf­fra­ge an ein rechts­staat­li­ches und grund­rechts­kon­for­mes
    Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren wird vom
    Wis­sen­schafts­rat in eini­gen sei­ner Stel­lung­nah­men, die
    die Akkre­di­tie­rung einer pri­va­ten Hoch­schu­le ver­wei­ger­ten,
    nicht gestellt. Es wird viel­mehr ledig­lich eine Rei­he
    von Moni­ta auf­ge­zählt, die nach Mei­nung des Wis­sen­schafts­ra­tes
    in ihrer Sum­me die Nicht­ak­kre­di­tie­rung
    recht­fer­ti­gen. Nicht nach­voll­zieh­bar begrün­det wird,
    war­um die Quan­ti­tät von mög­li­chen Auf­la­gen in die Qua­li­tät
    der Nicht­ak­kre­di­tie­rung umschlägt.68 Zu begründen69
    wäre, war­um die Sum­me die­ser Moni­ta oder
    war­um ein­zel­ne oder meh­re­re Moni­ta so schwer wie­gen,
    dass durch Auf­la­gen kei­ne Rechts­för­mig­keit her­ge­stellt
    bzw. die Vor­aus­set­zun­gen staat­li­cher Aner­ken­nung
    geschaf­fen wer­den konn­ten. Die gebo­te­ne
    Ver­hält­nis­mä­ßig­keits­prü­fung ohne die­se Abwä­gung
    vor­zu­neh­men bzw. die­se Abwä­gung in der
    Akkre­di­tie­rungs­stel­lung­nah­me nicht zu begrün­den, ist
    rechts­wid­rig.
  11. Zwei­er­lei Maß bei der Bil­dung des Maß­sta­bes für die
    Akkre­di­tie­rung
    Der Wis­sen­schafts­rat geht in sei­nen Akkre­di­tie­rungs­stel­lung­nah­men
    oft­mals nicht von jenen Maß­stä­ben aus,
    die er bei der Akkre­di­tie­rung ande­rer pri­va­ter Hoch­schu­len
    beach­tet hat. Eine kur­so­ri­sche Durch­sicht der
    Stel­lung­nah­men des Wis­sen­schafts­ra­tes zeigt, dass bei
    eini­gen Hoch­schu­len die man­gel­haf­te Abde­ckung der
    Stu­di­en­gän­ge mit Leh­re durch haupt­be­ruf­li­che Pro­fes­so­ren
    nur zu Auflagen70 führt, bei ande­ren Hoch­schu­len
    aber eine wesent­li­che Begrün­dung für die Ver­wei­ge­rung
    der Akkre­di­tie­rung ist.71
    Außer­dem for­mu­liert der Wis­sen­schafts­rat Maß­stä­be,
    die auch von staat­li­chen Hoch­schu­len nicht immer
    ein­ge­hal­ten wer­den. Pri­va­te Hoch­schu­len erhal­ten Akkre­di­tie­rungs­auf­la­gen
    oder ihnen wird die Akkre­di­tie­rung
    in Ange­le­gen­hei­ten ver­wei­gert, die von staat­li­chen
    Hoch­schu­len in Aus­übung ihrer Wis­sen­schafts- und
    Lehr­frei­heit fle­xi­bel gehand­habt wer­den, weil sie inso­weit
    nicht unter staat­li­cher Kon­trol­le ste­hen. Inso­fern
    geht die Kon­trol­le des Wis­sen­schafts­ra­tes in eini­gen Berei­chen
    weit über die Kon­trol­le von Orga­ni­sa­ti­on und
    Stu­di­en­be­trieb an staat­li­chen Hoch­schu­len hin­aus.
    Um nur eini­ge Bei­spie­le zu nen­nen: An staat­li­chen
    Hoch­schu­len wer­den Pro­fes­so­ren vom Wis­sen­schafts­mi­nis­te­ri­um
    nicht dar­auf über­prüft, ob sie in ihrem
    Lehr­fach aus­rei­chend publi­ziert haben, um in einem Stu-
    67 § 26 Abs. 1 und 2 (Mus­ter-) Rechts­ver­ord­nung zum Stu­di­en­gangs­ak­kre­di­tie­rungs­staats­ver­trag.
    68 Dies auch dar­um, weil bis­wei­len pri­va­te Hoch­schu­len reak­kre­di­tiert
    wer­den, die die Auf­la­gen ihrer Erstak­kre­di­tie­rung nicht
    erfüllt hat­ten und in zen­tra­len Prüf­be­rei­chen mit neu­er­li­chen
    erheb­li­chen Auf­la­gen belegt wur­den (Wiss Rat Drs. 5639–16,
    S. 12 f.,15 ff.). Ande­ren pri­va­ten Hoch­schu­len, deren Hoch­schul­för­mig­keit
    mit ver­gleich­ba­rer Kri­tik ange­zwei­felt wur­de, wur­de
    vom Wis­sen­schafts­rat die Akkre­di­tie­rung ver­wei­gert.
    69 Zur ana­lo­gen Anwen­dung der in § 39 VwVfG gere­gel­ten
    Begrün­dungs­pflicht auf Nicht-Ver­wal­tungs­ak­te: Stel­kens, in:
    Stelkens/Bonk/Sachs, Ver­wal­tungs­ver­fah­rens­ge­setz, 9. Aufl. 2018,
    § 39 VwVfG Rn. 18 f., 24.
    70 Ver­wie­sen wird zum Bei­spiel auf die APOLLON Hoch­schu­le der
    Gesund­heits­wirt­schaft Bre­men, die zum Zeit­punkt der Akkre­di­tie­rung
    nur Pro­fes­so­ren im Umfang von 6,3 VZÄ bei 1.824
    Stu­die­ren­den in drei Mas­ter- und sechs Bache­lor­stu­di­en­gän­gen
    vor­wei­sen konn­te und ledig­lich eine Auf­la­ge zum Auf­bau auf 10
    VZÄ erhal­ten hat (vgl. Wiss Rat Drs. 4401–15, S. 8 f., 12 f., 39 f.).
    71 Etwa bei der Nicht-Akkre­di­tie­rung der Hoch­schu­le für ange­wand­te
    Wis­sen­schaf­ten Bam­berg, die zum Zeit­punkt der Akkre­di­tie­rung
    für drei Stu­di­en­gän­ge nur Pro­fes­su­ren im Umfang von
    5 VZÄ vor­wei­sen konn­te, vgl. Wiss Rat Drs. 3146–13, S. 13.
    Wür­ten­ber­ger · Die insti­tu­tio­nel­le Akkre­di­tie­rung pri­va­ter Hoch­schu­len 2 2 7
    dien­gang ein­ge­setzt zu wer­den. Dass dies aus recht­li­chen
    Grün­den nicht geschieht, ist sogleich noch aus­zu­füh­ren.
    Der Wis­sen­schafts­rat hat jedoch die Akkre­di­tie­rung einer
    Hoch­schu­le auch dar­um ver­wei­gert, weil deren Pro­fes­so­ren
    angeb­lich nicht aus­rei­chend publi­ziert hatten.72
    Ver­gleich­bar will­kür­lich wird die Bestel­lung von Hono­rar­pro­fes­so­ren
    durch pri­va­te Hoch­schu­len kri­ti­siert: Bei
    staat­li­chen Hoch­schu­len wer­den Hono­rar­pro­fes­so­ren
    zur Ergän­zung der Leh­re ernannt, ohne dass dies vom
    Minis­te­ri­um kon­trol­liert oder ein­ge­schränkt würde.73
    Bei pri­va­ten Hoch­schu­len macht der Wis­sen­schafts­rat
    hin­ge­gen enge Vor­ga­ben; bei einer zu gro­ßen Zahl von
    Hono­rar­pro­fes­su­ren kann selbst dies als Grund für die
    Ver­wei­ge­rung einer Akkre­di­tie­rung ange­führt
    werden.74
    Der Wis­sen­schafts­rat kri­ti­siert ein­zel­ne pri­va­te
    Hoch­schu­len, bei der Ein­wer­bung von Dritt­mit­teln kei­ne
    Erfol­ge erzielt zu haben.75 Zwar gehört die Ein­wer­bung
    von Dritt­mit­teln nach den Vor­ga­ben des Landesrechts76
    zu den Dienst­auf­ga­ben eines Hoch­schul­leh­rers. Staat­li­che
    Hoch­schu­len oder Fakul­tä­ten wer­den jedoch vom
    Minis­te­ri­um weder gemaß­re­gelt oder gar auf­ge­löst, weil
    sie beim Ein­wer­ben von Dritt­mit­teln nicht erfolg­reich
    waren. Wäh­rend staat­li­che Hoch­schu­len inso­weit kei­ner
    Kon­trol­le unter­lie­gen, sieht der Wis­sen­schafts­rat die
    man­geln­de Ein­wer­bung von Dritt­mit­teln bei pri­va­ten
    Hoch­schu­len als ein Defi­zit an, das als einer der Grün­de
    die­nen kann, die zu Auf­la­gen oder zur Nicht­ak­kre­di­tie­rung
    füh­ren.
    Ein sol­ches Mes­sen mit zwei­er­lei Maß in den Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren
    des Wis­sen­schafts­ra­tes ist mit dem
    Rechts­staats­prin­zip und dem Gleich­heits­ge­bot des Art. 3
    Abs. 1 GG, aber auch mit Art. 5 Abs. 3 GG nicht ver­ein­bar.
    In Berei­chen, in denen staat­li­che Hoch­schu­len Gestal­tungs­frei­heit
    haben, macht der Wis­sen­schafts­rat den
    pri­va­ten Hoch­schu­len Auf­la­gen oder sieht die Vor­aus­set­zun­gen
    für deren Akkre­di­tie­rung nicht gege­ben. Dies
    wäre nur statt­haft, wenn die Art und Inten­si­tät der Ungleich­be­hand­lung
    in ange­mes­se­nem Ver­hält­nis zum
    sach­li­chen Grund der Ungleich­be­hand­lung steht.77 Nach
    der Je-des­to-For­mel gilt für die­se Abwä­gung: Je ein­schnei­den­der
    die Ungleich­be­hand­lung vor­lie­gend in
    den von Art. 5 Abs. 3 GG geschütz­ten Frei­heits­be­reich
    ein­greift, des­to gewich­ti­ger müs­sen die Zie­le des Gesetz­ge­bers
    sein, die die­se Ungleich­be­hand­lung recht­fer­ti­gen.
    Bei der erfor­der­li­chen Abwä­gung las­sen sich kei­ne hin­rei­chend
    gewich­ti­gen sach­li­chen Grün­de dafür fin­den, die
    pri­va­ten Hoch­schu­len in Ange­le­gen­hei­ten zu über­wa­chen,
    in denen staat­li­che Hoch­schu­len in ihrem von Art.
    5 Abs. 3 GG geschütz­ten Frei­raum ohne jeg­li­che Außen­kon­trol­le
    han­deln.
    Nicht nur das Will­kür­ver­bot, auch die Wett­be­werbs­frei­heit
    wird ver­letzt. Es ver­zerrt die Kon­kur­renz zwi­schen
    pri­va­ten und staat­li­chen Hoch­schu­len auf einem
    umkämpf­ten Bil­dungs­markt, wenn die einen frei sind,
    zum Bei­spiel Hono­rar­pro­fes­so­ren zu beru­fen, die ande­ren
    aber bei ihrem Bemü­hen um eine beson­ders qua­li­fi­zier­te
    Leh­re durch Hono­rar­pro­fes­so­ren und um die Inten­si­vie­rung
    von Pra­xis­kon­tak­ten vom Wis­sen­schafts­rat
    gehin­dert wer­den. Davon abge­se­hen führt es zwi­schen
    den Pri­vat­hoch­schu­len eben­falls zu Wett­be­werbs­ver­let­zun­gen,
    wenn es, um beim Bei­spiel zu blei­ben, eini­gen
    pri­va­ten Hoch­schu­len gestat­tet ist, Hono­rar­pro­fes­so­ren
    nach ihrer durch ihre Lehr­frei­heit geschütz­ten Ent­schei­dung
    zu beru­fen, ande­re pri­va­te Hoch­schu­len auf die­se
    beson­ders qua­li­fi­zier­te Leh­re aber wegen ent­spre­chen-
    72 Wiss Rat Drs. 8257–20, S. 12: „Die bis­he­ri­gen For­schungs­leis­tun­gen,
    gemes­sen an Art und Umfang der Publi­ka­tio­nen, befin­den
    sich für eine Hoch­schu­le mit über­wie­gend Mas­ter­an­ge­bo­ten auf
    einem deut­lich zu nied­ri­gen Niveau“. Dabei hat der Wis­sen­schafts­rat
    man­gels aus­rei­chen­der Sach­auf­klä­rung ver­kannt, dass
    vor der end­gül­ti­gen Beschluss­fas­sung über den Akkre­di­tie­rungs­an­trag
    eine umfang­rei­che Ver­öf­fent­li­chungs­lis­te der Pro­fes­so­ren
    die­ser Hoch­schu­le vor­lag. Des Wei­te­ren erschien die­ses Moni­tum
    auch dar­um recht­lich äußerst zwei­fel­haft, weil bei ver­gleich­ba­ren
    Hoch­schu­len akzep­tiert wur­de, dass in ihrer Grün­dungs­pha­se
    wenig Frei­raum für Publi­ka­tio­nen bleibt.
    73 Anders aber nun­mehr der neu gefass­te § 70 Abs. 8 LHG im Anhö­rungs­ent­wurf
    der Lan­des­re­gie­rung von Baden-Würt­tem­berg
    zum 4. Hoch­schul­rechts­än­de­rungs­ge­setz (Fn. 3): Die Bestel­lung
    von Hono­rar­pro­fes­so­ren bedarf der Zustim­mung des Wis­sen­schafts­mi­nis­te­ri­ums.
    Aus wel­chen Grün­den die Zustim­mung zu
    die­sem tie­fen Grund­rechts­ein­griff ver­wei­gert wer­den kann, wird
    nicht gere­gelt. Wegen des erheb­li­chen Ein­griffs in die Lehr- und
    For­schungs­frei­heit bedarf es jedoch einer gesetz­li­chen Rege­lung,
    die Ermes­sen bei der Zustim­mung aus­schließt und die Vor­aus­set­zun­gen
    für eine Ver­wei­ge­rung der Zustim­mung in ver­fas­sungs­kon­for­mer
    und prä­zi­ser Wei­se fest­legt.
    74 Wiss Rat Drs. 8066–19, 34 (Emp­feh­lung des Akkre­di­tie­rungs­aus­schus­ses
    im Kon­zept­prü­fungs­ver­fah­ren, auf die Ver­lei­hung von
    Hono­rar­pro­fes­su­ren zu ver­zich­ten); Wiss Rat Drs. 8257–20, S. 14:
    „Wenn­gleich an die­ser Stel­le die grund­sätz­li­che Fra­ge nach maxi­mal
    tole­rier­ba­ren Rela­tio­nen zwi­schen haupt­be­ruf­li­chen Pro­fes­su­ren
    und Hono­rar­pro­fes­su­ren nicht abschlie­ßend beant­wor­tet
    wer­den kann, ist fest­zu­hal­ten, dass letzt­ge­nann­te Posi­tio­nen in
    jedem Fall nur ergän­zend und abrun­dend zum haupt­be­ruf­li­chen
    Per­so­nal vor­zu­se­hen ist“. Hier ver­kennt der Wis­sen­schafts­rat,
    dass oft­mals nur 50 % der Leh­re von haupt­be­ruf­li­chen Pro­fes­so­ren
    anzu­bie­ten ist. Soll sein Kon­zept von „Hoch­schul­för­mig­keit“
    wirk­lich ver­bie­ten, dass ein hoher Pro­zent­satz an Leh­re durch
    beson­ders qua­li­fi­zier­te Hono­rar­pro­fes­su­ren erbracht wird?
    75 Wiss Rat Drs. 8257–20, S. 12, 49.
    76 § 41 Abs. 1 S. 1 LHG BW
    77 Zu der soge­nann­ten neu­en For­mel der Gleich­heits­prü­fung: Zippelius/
    Wür­ten­ber­ger, Deut­sches Staats­recht, 33. Aufl. 2018, § 23 Rn.
    23 ff. mit Nachw.
    2 2 8 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 4 ( 2 0 2 0 ) , 2 1 5 — 2 3 2
    der Auf­la­gen des Wis­sen­schafts­ra­tes gro­ßen­teils ver­zich­ten
    müs­sen.
  12. Zu den inhalt­li­chen Män­geln in Akkre­di­tie­rungs­stel­lung­nah­men
    Die Akkre­di­tie­rungs­stel­lung­nah­men des Wis­sen­schafts­ra­tes
    lei­den immer wie­der an einer Rei­he von inhalt­li­chen
    Män­geln. Teil­wei­se wird die beson­de­re Situa­ti­on
    der pri­va­ten Hoch­schu­le nicht hin­rei­chend gewür­digt.
    Teil­wei­se wer­den im Kon­text mit der Prü­fung der Hoch­schul­för­mig­keit
    die ver­fas­sungs­im­ma­nen­ten Schran­ken
    der Wis­sen­schafts- und Lehr­frei­heit weder ange­spro­chen
    noch zutref­fend erfasst. Eini­ge sol­che inhalt­li­chen
    Mängel78 sei­en exem­pla­risch genannt:
    a) Zur Kri­tik an man­geln­der Ein­lö­sung von Leit­bil­dern
    und beson­de­ren Ziel­set­zun­gen der pri­va­ten Hoch­schu­len
    Die staat­li­chen Universitäten79 und die staat­li­chen
    Hoch­schu­len für ange­wand­te Wissenschaften80 haben
    mit­un­ter weit aus­grei­fen­de Leit­bil­der. Die­se wer­den von
    den staat­li­chen Hoch­schu­len in Struk­tur- und Ent­wick­lungs­plä­nen
    für einen mit­tel­fris­ti­gen Zeit­raum näher
    kon­kre­ti­siert. Ob über­haupt und wie die­se Leit­bil­der
    sowie die Struk­tur- und Ent­wick­lungs­plä­ne die Arbeit
    der Hoch­schu­le bestim­men, ent­zieht sich weit­ge­hend
    der staat­li­chen Kon­trol­le. Da es sich ledig­lich um influ­en­zie­ren­de
    Pla­nun­gen han­delt, „sind kei­ne Sank­tio­nen
    oder recht­li­che Instru­men­te für den Fall vor­ge­se­hen,
    dass die Hoch­schu­le von ihrer eige­nen Struk­tur- und
    Ent­wick­lungs­pla­nung abweicht“.81 Ganz anders kon­trol­liert
    der Wis­sen­schafts­rat die pri­va­ten Hoch­schu­len.
    Grund­la­ge ihrer Akkre­di­tie­rung durch den Wis­sen­schafts­rat
    ist „ihr insti­tu­tio­nel­ler Anspruch“.82 Von ihnen
    wird ver­langt, ihre Ent­wick­lungs­zie­le „in eine stra­te­gi­sche
    Pla­nung (zu) über­set­zen, die ihre ange­streb­te Posi­tio­nie­rung
    im Hoch­schul­sys­tem verdeutlicht“.83 Wei­ter­ge­hend
    wird gefor­dert: „Die Hoch­schu­le hat ein kla­res
    Ver­ständ­nis ihres gegen­wär­ti­gen und künf­ti­gen insti­tu­tio­nel­len
    Anspruchs und Pro­fils, das sich in Über­ein­stim­mung
    mit ihrer öffent­li­chen Selbst­dar­stel­lung befin­det“.
    Dies muss durch die Hoch­schul­pla­nung umge­setzt wer­den:
    „Die Hoch­schu­le ver­fügt über eine ihrem insti­tu­tio­nel­len
    Anspruch gemä­ße stra­te­gi­sche Pla­nung“.
    Die­ser Ansatz führt dazu, dass bei der Kon­trol­le der
    Kri­te­ri­en der Akkre­di­tie­rung wie insti­tu­tio­nel­ler Anspruch,
    Orga­ni­sa­ti­on, Leh­re oder For­schung immer
    auch abge­prüft wird, ob die von der pri­va­ten Hoch­schu­le
    for­mu­lier­ten Ent­wick­lungs­zie­le auch erreicht wer­den
    konn­ten. Soweit die Hoch­schu­le Defi­zi­te auf­weist, war
    dies oft­mals Anlass für Auf­la­gen oder konn­te auch ein
    Grund für deren Nicht­ak­kre­di­tie­rung sein.84
    Hin­wei­se des Wis­sen­schafts­ra­tes auf Dis­kre­pan­zen
    zwi­schen Anspruch und Wirk­lich­keit von Stu­di­um und
    For­schung an pri­va­ten Hoch­schu­len mögen legi­tim sein,
    um pro­ble­ma­ti­sche Prak­ti­ken im Wett­be­werb der Hoch­schu­len
    unter­ein­an­der zu kri­ti­sie­ren. So mag eine Kor­rek­tur
    des Auf­tre­tens einer Hoch­schu­le in der Öffent­lich­keit
    ange­mahnt wer­den, wenn der Inter­net­auf­tritt
    ver­spricht, was offen­sicht­lich nicht gehal­ten wird. Es ist
    aber nicht Auf­ga­be des Wis­sen­schafts­ra­tes, eine pri­va­te
    Hoch­schu­le durch Auf­la­gen zu zwin­gen, die Ent­wick­lungs­zie­le,
    die sie mit­tel­fris­tig errei­chen möch­te, erfolg­reich
    durch stra­te­gi­sche Pla­nung umzu­set­zen. Ein der­ar­ti­ger
    tie­fer Ein­griff in Art. 5 Abs. 3 GG ist durch nichts gerecht­fer­tigt.
    Zudem wer­den pri­va­te Hoch­schu­len in eine
    Ver­bind­lich­keit selbst gesetz­ter Pla­nun­gen gezwun­gen,
    die es bei öffent­li­chen Hoch­schu­len nicht gibt und zudem
    ihre fle­xi­ble und inno­va­ti­ve Gestal­tung hemmt.
    c) Zur Kri­tik an den For­schungs­leis­tun­gen der Pro­fes­so­ren
    Die Stel­lung­nah­me des Wis­sen­schafts­ra­tes äußert eine
    zum Teil deut­li­che Kri­tik an den For­schungs­leis­tun­gen
    an pri­va­ten Hochschulen85, die auch als Grund bemüht
    wird, die Akkre­di­tie­rung einer pri­va­ten Hoch­schu­le zu
    78 Nicht erör­tert wer­den die Vor­ga­ben des Wis­sen­schafts­ra­tes für
    die Lei­tungs­ebe­ne der pri­va­ten Hoch­schu­len; hier­zu kri­tisch
    Wür­ten­ber­ger, Pri­vat­hoch­schul­frei­heit – Auch bei der Orga­ni­sa­ti­on
    der Lei­tungs­ebe­ne?, OdW 2019, S. 15, 18 ff., 23 ff., 26.
    79 Für die Uni­ver­si­tät Frei­burg: https://www.uni-freiburg.de/universitaet/
    portrait/leitbild/Uni-Freiburg-Leitbild.pdf.
    80 Für die Hoch­schu­le für öffent­li­che Ver­wal­tung und Finan­zen
    Lud­wigs­burg: https://www.hs-ludwigsburg.de/fileadmin/Seitendateien/
    hochschule/Rechtsvorschriften/Hochschulorganisation/
    04–07-01_Leitbild_HVF.pdf; für die Hoch­schu­le Kehl: http://
    www.hs-kehl.de/hochschule-kehl/; für die Hoch­schu­le Karls­ru­he:
    https://www.hs-karlsruhe.de/studieninteressierte/die-hochschulekennenlernen/
    leitbild/
    81 Beck­OK Hoch­schul­recht BW/Haug, Stand 1. 5. 2020,
    § 7 LHG Rn. 7.
    82 Wiss Rat Drs. 8533–20, S. 13.
    83 Wiss Rat Drs. 4395–15, S. 28, hier auch die fol­gen­den Zita­te.
    84 So etwa im Fall der nicht akkre­di­tier­ten Hoch­schu­le für ange­wand­te
    Wis­sen­schaf­ten Bam­berg, der vor­ge­wor­fen wur­de, ihr
    Leit­bild sei nicht klar kon­tu­riert (Wiss Rat Drs. 3146–13, S. 12).
    85 Selbst die weit­hin hoch geschätz­ten For­schungs­leis­tun­gen der
    Buce­ri­us Law School wer­den vom Wis­sen­schafts­rat ange­zwei­felt:
    „Aus Sicht der Arbeits­grup­pe hat die Hoch­schu­le ihr For­schungs­pro­fil
    hin­sicht­lich der ange­streb­ten inter­na­tio­na­len Sicht­bar­keit
    und ins­be­son­de­re mit Blick auf die inter­dis­zi­pli­nä­re Schwer­punkt­set­zung
    in den letz­ten Jah­ren nicht in dem zu erwar­ten­den
    Maße ent­wi­ckelt. Die For­schung an der Hoch­schu­le ist stark
    natio­nal geprägt und bie­tet über die Rechts­wis­sen­schaft hin­aus
    ins­ge­samt nur weni­ge Anknüp­fungs­punk­te.“ Dies ist Anlass, der
    Hoch­schu­le wenig über­zeu­gen­de Emp­feh­lun­gen zur Opti­mie­rung
    der For­schung in das Stamm­buch zu schrei­ben (Wiss Rat Drs.
    6974–18, S. 17, 59 ff.).
    Wür­ten­ber­ger · Die insti­tu­tio­nel­le Akkre­di­tie­rung pri­va­ter Hoch­schu­len 2 2 9
    verweigern.86 Inwie­weit der Wis­sen­schafts­rat dazu beru­fen
    sein kann, mit der erfor­der­li­chen Sach­kun­de die For­schungs­leis­tun­gen
    pri­va­ter Hoch­schu­len in Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren
    zu eva­lu­ie­ren und dabei ihre Posi­tio­nie­rung
    im natio­na­len und inter­na­tio­na­len Kon­text zu
    bewer­ten, mag an die­ser Stel­le offen blei­ben. Pro­ble­ma­ti­scher
    ist es, wenn der Wis­sen­schafts­rat die For­schungs­leis­tun­gen
    von Pro­fes­so­ren in Mas­ter­stu­di­en­gän­gen an
    Hoch­schu­len für ange­wand­te Wis­sen­schaf­ten nega­tiv
    bewer­tet und dies bei der Begrün­dung, die Akkre­di­tie­rung
    die­ser Hoch­schu­le abzu­leh­nen, expli­zit anführt.87
    Bei Masterstudiengängen88 bedür­fe es, so der Wis­sen­schafts­rat,
    aus Grün­den der Ein­heit von For­schung und
    Leh­re, dass sich die haupt­amt­li­chen Hoch­schul­leh­rer
    durch beson­de­re For­schungs­leis­tun­gen im Bereich der
    von ihnen unter­rich­te­ten Fächer auszeichnen.89
    Zwar bestimmt das Hoch­schul­recht der Länder90,
    dass die Hoch­schu­len für ange­wand­te Wis­sen­schaf­ten
    anwen­dungs­be­zo­ge­ne For­schung und Ent­wick­lung betrei­ben.
    Die­se Rege­lung eröff­net den Frei­raum, den Art.
    5 Abs. 3 S. 1 GG ver­fas­sungs­recht­lich schützt, näm­lich
    for­schend tätig zu wer­den. Eine ande­re Fra­ge ist, ob die­se
    Frei­heit zur For­schung zugleich eine Ver­pflich­tung zur
    Publi­ka­ti­on von For­schungs­er­geb­nis­sen umfasst. Dies ist
    abzu­leh­nen. Wer als Hoch­schul­leh­rer durch sei­ne Publi­ka­tio­nen
    hin­rei­chend qua­li­fi­ziert über die Ein­stel­lungs­vor­aus­set­zun­gen
    ver­fügt, mag zwar im Feld sei­ner Lehr­tä­tig­keit
    for­schend tätig sein, zur Publi­ka­ti­on sei­ner For­schungs­er­geb­nis­se
    ist er jedoch nicht ver­pflich­tet. Der
    Wis­sen­schafts­rat ver­kennt den klas­si­schen Schutz­be­reich
    des Art. 5 Abs. 3 GG, dass die For­schungs­frei­heit
    näm­lich auch die nega­ti­ve Freiheit91 des For­schers umfasst,
    über das „Ob“ und „Wann“ einer Ver­öf­fent­li­chung
    auto­nom zu entscheiden.92
    Der Wis­sen­schafts­rat geht offen­sicht­lich vom Leit­bild
    eines in kur­zer Abfol­ge publi­zie­ren­den For­schers
    aus; über die­ses mit­un­ter übli­che For­scher­bild hin­aus
    fehlt ihm aber das Ver­ständ­nis für ande­re For­scher­per­sön­lich­kei­ten
    mit einem ande­ren For­schungs­pro­fil.
    Denn der Wis­sen­schafts­rat will offen­sicht­lich nicht zwi­schen
    dem Publi­zie­ren von Men­gen an Auf­sät­zen, viel­fach
    blo­ße Shor­ties, und grö­ße­ren Arbei­ten nach lan­ger
    For­schungs­ar­beit dif­fe­ren­zie­ren. Gera­de die Arbeit an
    einer grund­le­gen­den Mono­gra­phie oder an einem inno­va­ti­ven
    Lehr­buch erfor­dert ein Höchst­maß an Selbst­dis­zi­plin,
    näm­lich das Publi­zie­ren von Bei­trä­gen zu den
    ver­gäng­li­chen The­men des Tages abzu­leh­nen. Wenn
    vom Wis­sen­schafts­rat erkannt wür­de, dass die Publi­ka­ti­on
    von grund­le­gen­den wis­sen­schaft­li­chen Wer­ken oft einer
    län­ge­ren Rei­fe­zeit bedarf, wür­de er für die Lehr­tä­tig­keit
    in Mas­ter­stu­di­en­gän­gen nicht beson­de­re Publi­ka­ti­ons­lis­ten
    for­dern. Es wäre gut, wenn der Wis­sen­schafts­rat
    sein Bild vom deut­schen Hoch­schul­leh­rer offen­le­gen
    wür­de, bevor er beson­de­re Publi­ka­ti­ons­pflich­ten auf­stellt,
    um in Mas­ter­stu­di­en­gän­gen leh­ren zu dür­fen.
    b) Zur Kri­tik an der Zahl der bestell­ten Hono­rar­pro­fes­so­ren
    Der Wis­sen­schafts­rat kri­ti­siert bei eini­gen pri­va­ten
    Hoch­schu­len, sie hät­ten eine zu gro­ße Zahl an Hono­rar­pro­fes­so­ren
    bestellt.93 Wie vie­le Hono­rar­pro­fes­so­ren von
    einer pri­va­ten Hoch­schu­le bestellt wer­den dür­fen, um
    das Kri­te­ri­um der Hoch­schul­för­mig­keit noch zu erfül­len,
    wird aller­dings nicht genau­er aus­ge­führt. Bei staat­li­chen
    Uni­ver­si­tä­ten ist nie­mals davon aus­ge­gan­gen wor­den,
    dass die Zahl der von einer Fakul­tät bestell­ten
    Hono­rar­pro­fes­so­ren limi­tiert sei. So steht an der Rechts­wis­sen­schaft­li­chen
    Fakul­tät der Uni­ver­si­tät Frei­burg den
    haupt­amt­lich täti­gen Pro­fes­so­ren fast die glei­che Zahl an
    Hono­rar­pro­fes­so­ren gegen­über. Dass die Begren­zung
    der Zahl von Hono­rar­pro­fes­so­ren zur Hoch­schul­för­mig­keit
    einer Fakul­tät oder Hoch­schu­le gehört, ist eine
    durch nichts gestütz­te For­de­rung des Wis­sen­schafts­ra­tes.
    Zudem wird nicht hin­rei­chend beach­tet, dass gera­de
    an Hoch­schu­len für ange­wand­te Wis­sen­schaf­ten über
    die Hono­rar­pro­fes­so­ren Pra­xis­kon­tak­te her­ge­stellt und
    86 Wiss Rat Drs. 8257–20, S. 12, 49 zu den Anfor­de­run­gen an For­schungs­leis­tun­gen
    von Leh­ren­den in Mas­ter­stu­di­en­gän­gen unter
    Ver­weis auf Wiss Rat Drs. 2264-12, S. 105 zur Dif­fe­ren­zie­rung
    indi­vi­du­el­ler For­schungs­leis­tun­gen, um in einem Bache­lor- oder
    in einem Mas­ter­stu­di­en­gang leh­ren zu dür­fen.
    87 Wiss Rat Drs. 8257–20, S. 12, 44, — aller­dings hat­te der Wis­sen­schafts­rat
    nicht zur Kennt­nis genom­men, dass Publi­ka­ti­ons­lis­ten
    der Pro­fes­so­ren vor­la­gen.
    88 Wiss Rat Drs. 8257–20, S. 12, 49, wobei der Wis­sen­schafts­rat auf
    sein Papier „Pri­va­te und kirch­li­che Hoch­schu­len aus Sicht der
    Insti­tu­tio­nel­len Akkre­di­tie­rung, Drs. 2264-12, S. 104 ver­weist.
    89 Auch hier bleibt fest­zu­hal­ten, dass die­se beson­de­re Form der
    Gleich­wer­tig­keit nicht gesetz­lich als Akkre­di­tie­rungs­vor­aus­set­zung
    bzw. als Vor­aus­set­zung für die staat­li­che Aner­ken­nung
    gere­gelt ist. Der Wis­sen­schafts­rat geht zur nähe­ren Begrün­dung
    von einem Kon­zept der Ver­bin­dung von For­schung und Leh­re
    aus, das er, obwohl kri­tisch dis­ku­tiert, sei­ner Akkre­di­tie­rungs­pra­xis
    zu Grun­de legt.
    90 Vgl. § 2 Abs. 1 S. 3 Nr. 4 LHG BW.
    91 Maunz/Dürig/Gärditz, Grund­ge­setz, 90. EL Febru­ar 2020, Art. 5
    Abs. 3 GG, Rn. 111: Die Wis­sen­schafts­frei­heit umfasst die Wahl
    von Ort, Zeit­punkt und Moda­li­tät der Publi­ka­ti­on; all­ge­mein zur
    nega­ti­ven Frei­heit als Ele­ment des Frei­heits­schut­zes Maunz/Dürig/
    Gra­ben­war­ter, Grund­ge­setz, 90. EL Febru­ar 2020, Art. 5 Abs.
    1 und 2 GG, Rn. 95 ff.
    92 So bemän­gel­te der Wis­sen­schafts­rat bei der Akkre­di­tie­rung
    der Hoch­schu­le für Medi­en, Kom­mu­ni­ka­ti­on und Wirt­schaft
    (HMKW) Ber­lin die „Stei­ge­rungs­be­dürf­tig­keit“ der For­schungs­leis­tun­gen
    (Wiss Rat Drs. 7832–19, S. 15, 17).
    93 Wiss Rat Drs. 8257–20, S. 14: Die Zahl von fünf Hono­rar­pro­fes­so­ren
    ist nach Mei­nung des Wis­sen­schafts­ra­tes im Ver­hält­nis zu
    neun haupt­be­ruf­li­chen Pro­fes­so­ren „deut­lich zu hoch“.
    2 3 0 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 4 ( 2 0 2 0 ) , 2 1 5 — 2 3 2
    insti­tu­tio­na­li­siert wer­den kön­nen, die der Hoch­schu­le
    im Bereich der For­schungs­ko­ope­ra­ti­on und ihren Stu­die­ren­den
    zum Bei­spiel bei der Ver­mitt­lung von Prak­ti­kums­plät­zen
    von Nut­zen sein kön­nen.
    Was, soweit erfor­der­lich, eva­lu­iert wer­den mag, ist,
    ob die bestell­ten Hono­rar­pro­fes­so­ren hin­rei­chend qua­li­fi­ziert
    waren und ob sie auch zur Leh­re an der Hoch­schu­le
    bei­tra­gen. Aber auch dann wäre zu fra­gen: War­um
    geschieht eine sol­che Kon­trol­le nur bei pri­va­ten und
    nicht auch bei staat­li­chen Hoch­schu­len? Ste­hen die pri­va­ten
    Hoch­schu­len etwa unter einem Gene­ral­ver­dacht,
    sich bei der Bestel­lung von Hono­rar­pro­fes­so­ren nicht
    von den gesetz­lich gere­gel­ten Vor­aus­set­zun­gen lei­ten zu
    las­sen?
    d) Zur Kri­tik am Man­gel über­zeu­gen­der kon­zep­tio­nel­ler
    Vor­stel­lun­gen zur inhalt­li­chen Wei­ter­ent­wick­lung
    und zur För­de­rung von For­schung
    Der Wis­sen­schafts­rat hält es für beson­ders schwer­wie­gend,
    wenn pri­va­te Hoch­schu­len „kei­ne über­zeu­gen­den
    kon­zep­tio­nel­len Vor­stel­lun­gen zur inhalt­li­chen Wei­ter­ent­wick­lung
    der For­schung“ an ihrer Hoch­schu­le vor­ge­legt
    haben.94 Mit „inhalt­li­cher Wei­ter­ent­wick­lung von
    For­schung“ wird gefor­dert, dass Hoch­schu­len ein beson­de­res
    For­schungs­pro­fil ent­wi­ckeln müs­sen. So wird etwa
    bei einer pri­va­ten Hoch­schu­le kri­ti­siert, dass die „gro­ße
    Anzahl an For­schungs­schwer­punk­ten … dazu (führt),
    dass das For­schungs­pro­fil der Hoch­schu­le noch recht
    unscharf ist“.95 Für eine Pflicht zu schar­fen
    For­schungs­pro­fi­len gibt es weder eine nor­ma­ti­ve
    Grund­la­ge noch gehört es zum Pro­pri­um der
    Hoch­schu­len in Deutsch­land, mit schar­fen
    For­schungs­pro­fi­len auf­zu­tre­ten.
    Für die pri­va­ten Hoch­schu­len hat dies einen guten
    Grund: Man will sich nicht, geschützt durch das Grund­recht
    der Wis­sen­schafts­frei­heit, das enge und oft inno­va­ti­ons­feind­li­che
    Kor­sett einer For­schungs­pla­nung anzie­hen.
    Und eben­so wie an einer staat­li­chen kann auch an einer
    pri­va­ten Hoch­schu­le kein Hoch­schul­leh­rer gezwun­gen
    wer­den, sei­ne For­schung am For­schungs­pro­fil sei­ner
    Hoch­schu­le oder sei­ner Fakul­tät aus­zu­rich­ten. Von
    Hoch­schu­len eine Fest­le­gung auf For­schungs­pro­fi­le zu
    for­dern, steht zudem in Wider­spruch zu den jüngs­ten
    For­de­run­gen des Wis­sen­schafts­ra­tes, die Frei­heits­gra­de
    in der For­schung zu erhö­hen, die Sou­ve­rä­ni­tät der For­scher
    zu stär­ken sowie eine agi­le­re und respon­si­ve­re
    Hoch­schul­for­schung auf den Weg zu bringen.96 Von beson­de­ren
    For­schungs­pro­fi­len der Hoch­schu­len für ange­wand­te
    Wis­sen­schaf­ten wird im jüngs­ten Posi­ti­ons­pa­pier
    des Wis­sen­schafts­ra­tes nicht aus­führ­lich gehan­delt,
    in Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren wer­den jedoch in Wider­spruch
    hier­zu schar­fe For­schungs­pro­fi­le gefor­dert.
    Nicht ein­mal der Gesetz­ge­ber kann ver­lan­gen, dass
    Hoch­schu­len kon­zep­tio­nel­le Vor­stel­lun­gen zur inhalt­li­chen
    Wei­ter­ent­wick­lung eines hoch­schul­in­ter­nen For­schungs­kon­zepts
    vorlegen.97 Denn für Ein­grif­fe in die
    ver­fas­sungs­recht­lich geschütz­te For­schungs­frei­heit von
    pri­va­ten Hoch­schu­len bedarf es der Erhal­tung und Funk­ti­ons­fä­hig­keit
    der Hoch­schu­len als recht­fer­ti­gen­den ver­fas­sungs­im­ma­nen­ten
    Grund. Hoch­schu­len sind aber
    auch ohne inhalt­lich aus­dif­fe­ren­zier­te hoch­schul­in­ter­nen
    For­schungs­kon­zep­te voll und ganz funk­ti­ons­fä­hig.
    e) Zur Kri­tik an der pro­fes­so­ra­len Per­so­nal­aus­stat­tung
    Der Wis­sen­schafts­rat rügt in zahl­rei­chen Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren,
    dass die Bache­lor- und Mas­ter­stu­di­en­gän­ge
    mit einer unter­kri­ti­schen Per­so­nal­aus­stat­tung
    durch­ge­führt wür­den. Meist nicht in den Blick kom­men
    aller­dings die erheb­li­chen Schwie­rig­kei­ten, qua­li­fi­zier­te
    Pro­fes­so­ren an Hoch­schu­len für ange­wand­te Wis­sen­schaf­ten
    zu beru­fen. Dies gilt eben­falls für Beru­fungs­ver­fah­ren
    an staat­li­chen Hoch­schu­len für ange­wand­te
    Wis­sen­schaf­ten, führt dort aber nicht zur Ver­wei­ge­rung
    der Akkre­di­tie­rung oder zu beson­de­ren minis­te­ri­el­len
    Auflagen.98
    Davon abge­se­hen gibt es kei­ne kla­ren Maß­stä­be, in
    wel­chem Umfang Leh­re von haupt­be­ruf­lich ange­stell­ten
    Pro­fes­so­ren zu erbrin­gen ist. So ver­langt zum Bei­spiel §
    70 Abs. 2 S. 1 Nr. 2 LHG BW nur sehr all­ge­mein, dass ein
    aus­rei­chen­des Lehr­an­ge­bot sicher­ge­stellt ist. Ande­re Bun­des­län­der,
    wie etwa Bay­ern, for­dern, dass die Lehr­auf­ga­ben
    über­wie­gend von haupt­be­ruf­lich ange­stell­ten Lehr­kräf­ten
    wahr­ge­nom­men wer­den, die eben­so wie die Leh­ren­den
    an staat­li­chen Hoch­schu­len qua­li­fi­ziert sind99.
    94 Wiss Rat Drs. 8257–20, S. 13.
    95 Wiss Rat Drs. 5639–16, S. 14.
    96 Wiss Rat Drs. 8289–20 zu „Anwen­dungs­ori­en­tie­rung in der
    For­schung“, S. 46 ff.
    97 Auch eine Ver­pflich­tung zu „Depu­tats­re­duk­tio­nen zur Durch­füh­rung
    von For­schungs­vor­ha­ben“ kann der Wis­sen­schafts­rat
    pri­va­ten Hoch­schu­len nicht auf­er­le­gen, wenn 18% der Arbeits­zeit
    für For­schungs­vor­ha­ben auf­ge­wen­det wird (so aber Wiss Rat Drs.
    8518–20, S. 34). Die Rea­li­tät indi­vi­du­el­ler For­schung an Hoch­schu­len,
    die in die­sem Heft im Bei­trag von Tho­mas Skow­ro­nek
    beleuch­tet wird, ist den Akkre­di­tie­rungs­stel­lung­nah­men des
    Wis­sen­schafts­ra­tes offen­sicht­lich fremd.
    98 Bei der Akkre­di­tie­rung durch den Wis­sen­schafts­rat wird durch­ge­hend
    eine Aus­stat­tung der Stu­di­en­gän­ge mit 50% haupt­be­ruf­lich
    beschäf­tig­ten Leh­ren­den gefor­dert, was viel­fach zur Auf­la­ge
    für die Akkre­di­tie­rung gemacht wird (vgl. Wiss Rat Drs. 4560–15,
    S. 13).
    99 Art. 76 Abs. 2 S. 1 Nr. 4 Bay HG.
    Wür­ten­ber­ger · Die insti­tu­tio­nel­le Akkre­di­tie­rung pri­va­ter Hoch­schu­len 2 3 1
    Wei­ter­ge­hend wird in Ham­burg geregelt100, dass „die
    Lehr­auf­ga­ben der Bil­dungs­ein­rich­tung in der Regel von
    haupt­be­ruf­lich Leh­ren­den als stän­di­ge Auf­ga­be erfüllt
    wer­den“.
    Ein Text­ver­gleich der hoch­schul­recht­li­chen Rege­lun­gen
    ergibt, dass die Lan­des­ge­setz­ge­ber bei ihren Anfor­de­run­gen
    an die Leh­re durch haupt­be­ruf­li­che Pro­fes­so­ren
    von ihrer föde­ra­len Auto­no­mie im Hoch­schul­be­reich
    Gebrauch gemacht haben. Die lan­des­recht­li­chen
    Rege­lun­gen des Min­dest­ma­ßes an pro­fes­so­ra­ler Leh­re
    blei­ben bei der Kri­tik des Wis­sen­schafts­ra­tes an der pro­fes­so­ra­len
    Aus­stat­tung pri­va­ter Hoch­schu­len außer Betracht
    – ein wei­te­res Bei­spiel für hoch­schul­recht­li­che
    Bin­dun­gen über­ge­hen­de Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren des
    Wis­sen­schafts­ra­tes.
    VI. Schluss­be­mer­kung
    Trotz aller Kri­tik an den Akkre­di­tie­rungs­stel­lung­nah­men
    des Wis­sen­schafts­ra­tes darf man sei­ne Leis­tun­gen
    bei der Kon­trol­le des Zugangs und des Ver­bleibs von pri­va­ten
    Hoch­schu­len im „Markt der Hoch­schu­len“ nicht
    unter­schät­zen. Sei­ne Kon­troll­tä­tig­keit hat dazu bei­getra­gen,
    die Qua­li­tät des Sek­tors der pri­va­ten Hoch­schu­len
    dem tra­di­tio­nel­len Sek­tor der staat­li­chen Hoch­schu­len
    anzu­glei­chen. Dies wird nicht nur durch die Begut­ach­tun­gen
    ein­zel­ner Hoch­schu­len erreicht. Eben­so wich­tig
    ist ein gewis­ser Vor­aus­kon­for­mis­mus, in dem sich die
    pri­va­ten Hoch­schu­len mit unter­schied­li­chem Erfolg
    üben, die vom Wis­sen­schafts­rat fest­ge­leg­ten Akkre­di­tie­rungs­vor­aus­set­zun­gen
    ein­zu­hal­ten.
    Die man­geln­de recht­li­che Grund­la­ge für Ein­grif­fe in
    die Wis­sen­schafts- und Lehr­frei­heit erfor­dern Reak­tio­nen
    des Gesetz­ge­bers. Ein Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung
    ist der Anhö­rungs­ent­wurf der Lan­des­re­gie­rung
    von Baden-Würt­tem­berg zum 4. Hoch­schul­rechts­än­de­rungs­ge­setz.
    101 Nach der erheb­li­chen Kri­tik an den Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren
    des Wis­sen­schafts­ra­tes sind die
    vor­ge­schla­ge­nen Regeln zu des­sen Selbst­kon­trol­le zu begrü­ßen.
    Er muss ein Beschwer­de­ver­fah­ren ein­schließ­lich
    der ein­zu­hal­ten­den Fris­ten regeln und eine inter­ne Beschwer­de­stel­le
    mit drei Wis­sen­schaft­lern einrichten.102
    Dass die Maß­stä­be der Akkre­di­tie­rung durch den Wis­sen­schafts­rat
    und der staat­li­chen Aner­ken­nung durch
    das Land erheb­lich dif­fe­rie­ren, ist zu kor­ri­gie­ren. Die öffent­lich
    gemach­te Dis­kre­panz zwi­schen einer Ableh­nung
    von Akkre­di­tie­run­gen durch den Wis­sen­schafts­rat
    und gleich­wohl nach­fol­gen­der staat­li­cher Aner­ken­nung
    ver­un­si­chert die Stu­die­ren­den und ist ein tie­fer Ein­griff
    in die Pri­vat­hoch­schul­frei­heit sowie in die Wett­be­werbs­frei­heit
    zwi­schen pri­va­ten und öffent­li­chen Hoch­schu­len.
    Zu hof­fen bleibt, dass eine gesetz­li­che Neu­ord­nung
    der Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren des Wis­sen­schafts­ra­tes zu
    prä­zi­sen recht­li­chen und mit der Pri­vat­hoch­schul­frei­heit
    ver­ein­ba­ren Rah­men­set­zun­gen führt.
    Und nicht zuletzt soll­ten die Leis­tun­gen des Wis­sen­schafts­ra­tes
    bei der Akkre­di­tie­rung pri­va­ter Hoch­schu­len
    eva­lu­iert wer­den. Wie vor eini­ger Zeit103 soll­te eine
    inter­na­tio­na­le Kom­mis­si­on die Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren
    unter ande­rem dar­auf begut­ach­ten, ob die vom Wis­sen­schafts­rat
    for­mu­lier­ten Maß­stä­be der Akkre­di­tie­rung
    sach­ge­recht sind, ob die Ver­fah­ren der Akkre­di­tie­rung
    den Maß­stä­ben guter Ver­wal­tung ent­spre­chen und ob
    bei der Ent­schei­dung über Auf­la­gen oder bei der Ableh­nung
    einer Akkre­di­tie­rung mit glei­chem Maß gemes­sen
    wird.
    Tho­mas Wür­ten­ber­ger ist Pro­fes­sor an der Albert-Lud­wigs-
    Uni­ver­si­tät Frei­burg und Lei­ter der For­schungs­stel­le
    für Hoch­schul­recht.
    100 § 114 Abs. 1 Nr. 5 Hmbg HG.
    101 Vgl. Fn. 3.
    102 So § 70a Abs. 2 S. 2 Nr. 3 und 4 Anhö­rungs­ent­wurf (vgl. Fn. 3).
    103 Vgl. Fn. 8.
    2 3 2 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 4 ( 2 0 2 0 ) , 2 1 5 — 2 3 2