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Über­sicht
I. Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te in Deutschland

  1. Bestehen­de Institute
  2. Zugrun­de lie­gen­de Ver­ein­ba­run­gen mit der chi­ne­si­schen Seite
  3. Aus­rich­tung der Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te auf den Auf­bau einer sozia­lis­ti­schen Kul­tur
    II. Inan­spruch­nah­me und Rele­vanz der Gemein­nüt­zig­keit
    III. Gemein­nüt­zig­keit und Aus­rich­tung auf die sozia­lis­ti­sche Kultur
  4. Geis­ti­ge Offen­heit als Wesens­kern der ein­schlä­gi­gen Gemeinnützigkeitstatbestände
  5. Unver­ein­bar­keit mit der Aus­rich­tung auf die sozia­lis­ti­sche Kul­tur
    IV. Zurech­nung an die Konfuzius-Institute
  6. Geis­ti­ge Offen­heit in Sat­zung und Geschäfts­füh­rung als Vor­aus­set­zung der Steuervergünstigung
  7. Sat­zungs­mä­ßi­ge Ver­pflich­tung auf geis­ti­ge Offenheit
  8. Geschäfts­füh­rung
    V. Ergeb­nis
    Über die Dis­kus­si­on um die in Deutsch­land bestehen­den Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te ist bereits in OdW 2020, 131 ff. an Hand der Ant­wort der Bun­des­re­gie­rung auf eine par­la­men­ta­ri­sche Anfra­ge aus dem Jahr 2019 berich­tet worden.1 Die auf ein brei­tes öffent­li­ches Echo sto­ßen­de Absa­gen von Autoren­le­sun­gen aus einem Werk über den chi­ne­si­schen Staats- und Par­tei­chef Xi Jing­ping durch die Kon­fu­zi­us Insti­tu­te an den Uni­ver­si­tä­ten Duis­burg-Essen und Han­no­ver haben die­se Dis­kus­si­on aktualisiert.2 Außen vor geblie­ben ist dabei bis­lang die Fra­ge der steu­er­li­chen Gemein­nüt­zig­keit der Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te. Sie ist Gegen­stand des nach­fol­gen­den Bei­trags.
    I. Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te in Deutschland
  9. Bestehen­de Insti­tu­te
    In Deutsch­land bestehen der­zeit 19 Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te, näm­lich in Ber­lin, Bonn, Bre­men, Düs­sel­dorf, Duis­burg-Essen, Erlan­gen-Nürn­berg, Erfurt, Frankfurt/Main, Frei­burg, Göt­tin­gen, Ham­burg, Han­no­ver, Hei­del­berg, Ingol­stadt, Leip­zig, Mün­chen, Pader­born, Stral­sund und Trier.
    Ursprüng­lich waren die Insti­tu­te durch­weg mit einer Hoch­schu­le ver­bun­den. Inzwi­schen haben die Uni­ver­si­tä­ten Düs­sel­dorf und Ham­burg die Ver­bin­dung gelöst. In Düs­sel­dorf hat das Rek­to­rat im Jahr 2016 beschlos­sen, die Koope­ra­ti­on mit dem Kon­fu­zi­us-Insti­tut nicht mehr zu ver­län­gern und ihm den Sta­tus des An – Insti­tuts nicht mehr zu gewäh­ren. Das Rek­to­rat hat den Ver­trag auch des­halb nicht mehr wei­ter ver­län­gert, weil es nicht voll­stän­dig aus­schlie­ßen konn­te, dass die chi­ne­si­sche Staats­dok­trin Ein­fluss auf die Arbeit des Insti­tuts nimmt.3 Die Uni­ver­si­tät Ham­burg ist im Juni 2020 aus dem Trä­ger­ver­ein des Ham­bur­ger Kon­fu­zi­us-Insti­tuts aus­ge­tre­ten und hat der chi­ne­si­schen Sei­te die Absicht mit­ge­teilt die 2007 geschlos­se­ne Koope­ra­ti­ons­ver­ein­ba­rung auf­zu­lö­sen. Als Grund für das beab­sich­ti­ge Ende der Zusam­men­ar­beit nann­te das Prä­si­di­um der Uni­ver­si­tät die Ver­än­de­rung der chi­ne­si­schen Poli­tik im Hin­blick auf die Wis­sen­schaft, etwa die Ent­fer­nung von wis­sen­schaft­li­chen Frei­heits­klau­seln aus den Leit­bil­dern vie­ler chi­ne­si­scher Universitäten.4 Der Prä­si­dent der Uni­ver­si­tät Trier und der Direk­tor des Kon­fu­zi­us-Insti­tuts Trier haben ent­schie­den, die Akti­vi­tä­ten des Insti­tuts bis auf Wei­te­res ruhen zu las­sen. Begrün­det haben sie dies mit jüngs­ten Schrit­ten der chi­ne­si­schen Regie­rung, wel­che die Frei­Man­fred
    Löwisch
    Sind die Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te steu­er­lich gemein­nüt­zig?
    1 Vgl. Löwisch, OdW 2020, 131 ff., mwN, Klei­ne Anfra­ge der Abge­ord­ne­ten Jens Bran­den­burg, Kat­ja Suding, Mario Bran­den­burg, wei­te­rer Abge­ord­ne­ter und der Frak­ti­on der FDP, BT-Dr. 19/15009 vom 11.11.2019.
    2 z.B. Stei­ner, Badi­sche Zei­tung, Absa­gen nach Druck aus Chi­na, 23.11.2021, https://www.badische-zeitung.de/absagen-nach-druck-aus-china–205843225.html, Abruf: 13.12.2021; Welt.de, Bil­dungs­mi­nis­te­rin bringt Aus für chi­ne­si­sche Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te ins Spiel, 29.10.2021, https://www.welt.de/234721854, Abruf: 13.12.2021.
    3 Bericht der Lan­des­re­gie­rung NRW zum The­ma „Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te in Nord­rhein-West­fa­len“ vom 5.1.2020 auf Bit­te der Frak­ti­on Bünd­nis 90/die Grü­nen (Land­tags­vor­la­ge 17/2873), S. 3; Bial­di­ga, Gene­ral-Anzei­ger, Dis­kus­si­on über Chi­ne­sisch-Unter­richt in NRW, 15.1.2020, https://ga.de/region/koeln-und-rheinland/propaganda-verdacht-uni-duesseldorf-kuendigt-konfuzius-institut_aid-48332663, Abruf: 13.12.2021.
    4 For­schung & Leh­re vom 25.7.2020, Uni Ham­burg zieht sich aus Kon­fu­zi­us Insti­tut zurück, https://www.forschung-und-lehre.de/management/uni-hamburg-zieht-sich-aus-konfuzius-institut-zurueck-2978/, Abruf: 11.11.2021; sie­he auch PM des Kon­fu­zi­us-Insti­tuts an der Uni­ver­si­tät Ham­burg vom 28.7.2020, https://www.ki-hh.de/wp-content/uploads/2020/07/PM-20200728.pdf.
    Ord­nung der Wis­sen­schaft 2022, ISSN 2197–9197
    2 4 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 1 ( 2 0 2 2 ) , 2 3 — 3 0
    5 Sie­he Erklä­rung zur aktu­el­len Wis­sen­schafts­po­li­tik Chi­nas
    ver­öf­fent­licht unter www.uni-trier.de/forschung/konfuziusinstitut-
    der-uni­ver­si­taet-trier/ak­tu­el­les, Abruf: 24. 11. 2021.
    6 Süd­deut­sche Zei­tung, Umstrit­te­nes Kon­fu­zi­us-Insti­tut: Stadt
    stellt För­der­geld ein, 29.7.2021, https://www.sueddeutsche.
    de/­bay­ern­/­kom­mu­nen-ingol­stadt-umstrit­te­nes-kon­fu­zi­us­in­sti­tut-
    stadt-stellt-foerdergeld-ein-dpa.urn-newsml-dpacom-
    20090101–210729-99–603510, Abruf: 13.12.2021.
    7 Vgl. Vor­be­mer­kung zur Ant­wort der Bun­des­re­gie­rung auf eine
    Klei­ne Anfra­ge von Abge­ord­ne­ten der FDP, BT-Dr. 19/11839
    vom 27. 11. 2019, wie­der­ge­ge­ben bei Löwisch, Die Bun­des­re­gie­rung
    zu den Kon­fu­zi­us Insti­tu­ten, OdW 2020, 131.
    8 So noch im Rah­men der Erneue­rung der Koope­ra­ti­ons­ver­ein­ba­rung
    zwi­schen dem Con­fu­ci­us-Insti­tu­te Head­quar­ters und
    der Uni­ver­si­tät Ham­burg vom 13.8.2018.
    9 Ant­wort der Bun­des­re­gie­rung auf eine Klei­ne Anfra­ge von
    Jens Bran­den­burg, Gyde Jensen,Katja Suding, und der Frak­ti­on
    der FDP Abge­ord­ne­ten der FDP, BT-Dr. 19/24163 vom 9. 11.
    2020.
    10 Con­sti­tui­ti­on and By-Laws oft he Con­fu­ci­us Insti­tu­te in
    der Fas­sung vom 23.11.2016, https://confucius.nju.edu.cn/_
    t489/6279/list.htm, Abruf: 11.11.2021.
    heit von For­schung und Leh­re durch Sank­tio­nen gegen
    zahl­rei­che Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler in
    ganz Euro­pa und auch gegen das Mer­ca­tor Insti­tu­te for
    Chi­na Stu­dies (MERICS) ein­zu­schrän­ken versucht.5 In
    Ingol­stadt hat der Gemein­de­rat nach einem Auf­ruf von
    Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen am 29. 7. 2021 beschlos­sen,
    die Mit­fi­nan­zie­rung des dort bestehen­den Audi-
    Kon­fu­zi­us-Insti­tuts zu beenden.6
  10. Zugrun­de lie­gen­de Ver­ein­ba­run­gen mit der chi­ne­si­schen
    Sei­te
    Die Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te sind über­wie­gend als ein­ge­tra­ge­ne
    Ver­ei­ne im Sin­ne des BGB-Ver­eins­rechts orga­ni­siert.
    Trä­ger des Kon­fu­zi­us-Insti­tuts Pader­born ist eine
    gGmbH. Das Kon­fu­zi­us-Insti­tut Düs­sel­dorf ist als GmbH
    fir­miert. Meist sind die Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te auch An-Insti­tu­te
    der betref­fen­den Hoch­schu­len. In Ber­lin, Göt­tin­gen
    und Trier sind die Kon­fu­zi­us-Insti­tut allein An-Insti­tu­te.
    Der Grün­dung der Insti­tu­te lie­gen Ver­ein­ba­run­gen
    mit der chi­ne­si­schen Sei­te zugrun­de. Part­ner auf deut­scher
    Sei­te sind die betref­fen­den Hoch­sachu­len und teil­wei­se
    auch die jewei­li­gen Hoch­schul­städ­te. In Mün­chen
    ist die Stif­tung ex ori­en­te Trä­ge­rin des dor­ti­gen
    Kon­fu­zi­us-Insti­tuts.
    Part­ner auf der chi­ne­si­schen Sei­te waren zunächst die
    „Kon­fu­zi­us Insti­tu­te Head­quar­ters“, wel­che dem Natio­nal
    Office of Tea­ching Chi­ne­se as a For­eign Lan­guage (Han­ban)
    zuge­ord­net waren, das sei­ner­seits wie­der­um dem
    Zen­tra­len Pro­pa­gan­da Depar­te­ment der Kom­mu­nis­ti­schen
    Par­tei Chi­nas unter­stellt war.7 Teil­wei­se, so in
    Ham­burg, wur­den die Ver­ein­ba­run­gen auf chi­ne­si­scher
    Sei­te auch direkt von Han­ban abgeschlossen.8 Inzwi­schen
    sind im Juli 2020 auf der chi­ne­si­schen Sei­te an die
    Stel­le des Han­ban zwei neu­ge­grün­de­te Ein­rich­tun­gen getre­ten.
    Die inhalt­li­che Aus­ge­stal­tung ver­ant­wor­tet das
    Cen­ter for Lan­guage Edu­ca­ti­on and Coope­ra­ti­on, wel­ches
    unmit­tel­bar dem chi­ne­si­schen Erzie­hungs­mi­nis­te­ri­um
    unter­stellt ist. Die Finan­zie­rung wird durch die Chi­ne­si­sche
    Stif­tung für inter­na­tio­na­le Bil­dung, einen Zusam­men­schluss
    chi­ne­si­scher Uni­ver­si­tä­ten und Unter­neh­men,
    gesichert.9
    Für die Arbeit der Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te gilt auf chi­ne­si­scher
    Sei­te des Regel­werk „Con­sti­tu­ti­on and By-Laws
    oft the Con­fu­zi­us Insti­tu­tes“ aus dem Jahr 2016.10
    Nr. 6 die­ses Regel­werks bestimmt, dass die Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te
    nicht gegen die Geset­ze und Rege­lun­gen Chi­nas ver­sto­ßen
    sol­len.
    Nach Nr. 7 sol­len die Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te nicht an Akti­vi­tä­ten
    teil­neh­men, wel­che nicht mit der Mis­si­on der Kon­fu­zi­us-
    Insti­tu­te über­ein­stim­men.
    Nach Nr. 12 erlässt das Head­quar­ter welt­weit Richt­li­ni­en
    für die Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te.
    Nach Nr. 35 sol­len alle Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te ver­pflich­tet
    sein, das Regel­werk zu beach­ten.
    Nach Nr. 39 behält sich das Head­quar­ter das Recht vor, das
    Regel­werk zu inter­pre­tie­ren.
    An Con­sti­tu­ti­on and By-Laws of the Con­fu­zi­us-Insti­tu­tes
    sind eine Rei­he von Kon­fu­zi­us-Insti­tu­ten nach den
    Ver­ein­ba­run­gen in unter­schied­li­cher Wei­se gebun­den:
    In Art. 2 Abs. 2 der zwi­schen der Kon­fu­zi­us Zen­tra­le, der
    Uni­ver­si­tät Frei­burg, und der Stadt Frei­burg getrof­fe­nen
    Ver­ein­ba­rung vom 10.6.2009 heißt es: „Das Kon­fu­zi­us-Insti­tut
    an der Uni­ver­si­tät Frei­burg soll sich an den ‚Vor­schrif­ten
    des Kon­fu­zi­us Insti­tuts‘ [sic!] hal­ten, das deut­sche
    und chi­ne­si­sche Recht sowie Sit­ten und Gebräu­che
    bei­der Län­der respek­tie­ren.“
    Art. 5 Nr. 5 der Ver­ein­ba­rung zwi­schen den Head­quar­ters
    und der Uni­ver­si­tät Hei­del­berg vom Juli/August 2015 bestimmt,
    dass die Akti­vi­tä­ten des Insti­tuts im Ein­klang mit
    dem Regel­werk erfol­gen sol­len und nicht den deut­schen
    und chi­ne­si­schen Geset­zen und Regu­lie­run­gen zuwi­der
    lau­fen dür­fen.
    Eben­so heißt es in Art. 5 Nr. 4 der Ver­ein­ba­rung zwi­schen
    den Head­quar­ters und der Uni­ver­si­tät Pader­born von Mai/
    Juni 2014, dass die Ver­an­stal­tun­gen des Insti­tuts der Sat­zung
    der Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te ent­spre­chen und die chi­ne­si­schen
    und deut­schen kul­tu­rel­len Sit­ten und Gebräu­che berück­sich­ti­gen
    müs­sen und nicht im Wider­spruch zu chi­ne­si­schen
    und deut­schen Geset­zen ste­hen dür­fen.
    Löwisch · Steu­er­li­che Gemein­nüt­zig­keit der Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te 2 5
    11 z.B. Feld­wisch-Den­trup, Tagesspiegel.de, Ers­te deut­sche Unis über­den­ken
    umstrit­te­ne Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te, 22.12.2019, https://www.
    tagesspiegel.de/wissen/eine-art-ideen-waesche-erste-deutscheunis-
    ueberdenken-umstrittene-konfuzius-institute/25360796.html,
    Abruf: 13.12.2021.
    12 Pflug, Trotz Spio­na­ge-Vor­wür­fen: Uni steht zu Kon­fu­zi­us-Insti­tut,
    4.8.2021, https://www.br.de/nachrichten/bayern/trotz-spionage-vorwuerfen-
    uni-steht-zu-konfuzius-institut,Sf1iUBH, Abruf: 24.11.2021.
    13 Pres­se­mit­tei­lung der Fach­hoch­schu­le Erfurt vom 29. 8. 2021, https/
    idw-online.de/de/news, Abruf: 24. 11. 2021.
    14 Fuen­tes, Hei­del­ber­ger Stu­die­ren­den­zei­tung, Lässt die Uni
    Hei­del­berg über das Kon­fu­zi­us-Insti­tut wis­sent­lich chi­ne­si­sche
    Pro­pa­gan­da zu?, 30. 1. 2021, https://www.ruprecht.de/2021/01/30/
    laesst-die-uni-hei­del­berg-ueber-das-kon­fu­zi­us-insti­tut-wis­sent­lich­chi­ne­si­sche-
    pro­pa­gan­da-zu/, Abruf: 13.12.2021.
    15 Klovert, Spie­gel Panoira­ma 30. 11. 2019, https://www.spiegel.de/
    leben­und­ler­nen/u­ni/­kon­fu­zi­us-insti­tu­te-an-deut­schen-unis-kul­tur­aus-
    peking-a-1298843.html, Abruf: 24. 11. 2021.
    16 So die Quint­essenz der grund­le­gen­den Grün­dungs­ver­ein­ba­run­gen
    zwi­schen den Uni­ver­si­tä­ten und den Head­quar­ters.
    17 Ant­wort der Bun­des­re­gie­rung (aaO Fn. 9), BT-Dr. 19/24163 vom 9.
  11. 2020, S. 4.
    18 Ant­wort der Bun­des­re­gie­rung auf die Klei­ne Anfra­ge der Abge­ord­ne­ten
    Jens Bran­den­burg, Kat­ja Suding, Mario Bran­den­burg, wei­te­rer
    Abge­ord­ne­ter und der Frak­ti­on der FDP, BT-Dr. 19/15560 vom
    27.11.2019.
    19 Ant­wort der Bun­des­re­gie­rung (aaO Fn. 9), BT-Dr. 19/24163 vom
    9.11.2020, S. 3f.
    Nach Art. 5 Nr. 5 der Ver­ein­ba­rung zwi­schen den Con­fu­ci­us-
    Head­quar­ters und der Uni­ver­si­tät Duis­burg-Essen vom
  12. 8. 2009 müs­sen die Akti­vi­tä­ten des Ins­ti­uts im Ein­klang
    mit Con­sti­tu­ti­on und By-Laws erfol­gen, die kul­tu­rel­len
    Bräu­che respek­tie­ren und dür­fen nicht den Geset­zen und
    Rege­lun­gen in Deutsch­land und Chi­na zuwi­der lau­fen.
    Soweit zu sehen, sind die Ver­ein­ba­run­gen in die­sem
    Punkt bis­lang zumeist nicht geän­dert wor­den. In Bonn
    wird die Ver­ein­ba­rung der­zeit mit dem Ziel über­ar­bei­tet,
    deut­li­cher den Wer­ten und Ansprü­chen der Uni­ver­si­tät
    Bonn zu genügen.11 Auch in Erlan­gen-Nürn­berg wird
    der Koope­ra­ti­ons­ver­trag aktu­ell über­ar­bei­tet. 12 In der
    neu­en Fas­sung soll unter ande­rem ganz deut­lich for­mu­liert
    wer­den, wie wich­tig die Frei­heit von For­schung und
    Leh­re ist. Der Koope­ra­ti­ons­ver­trag zwi­schen dem Kon­fu­zi­us-
    Insti­tut Erfurt e.V., der Fach­hoch­schu­le Erfurt und
    der Lei­tung der Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te Han­ban in Peking ist
    gera­de über­ar­bei­tet worden.13 Die Uni­ver­si­tä­ten Hei­del­berg
    und Frei­burg sehen bis­lang kei­ne Pro­ble­me. Die
    Pres­se­stel­le der Uni­ver­si­tät Hei­del­berg hat auf Nach­fra­ge
    erklärt, dass es kei­ne Ein­fluss­nah­me durch die chi­ne­si­sche
    Regie­rung oder die kom­mu­nis­ti­sche Par­tei Chi­nas
    gebe und die Frei­heit von For­schung, Leh­re, Kunst und
    Kul­tur gewahrt werde.14 Eine Ein­fluss­nah­me sei­tens der
    chi­ne­si­schen Regie­rung auf den Uni­ver­si­täts­be­trieb hat­te
    auch der dama­li­ge Rek­tor der Uni­ver­si­tät Frei­burg aus­ge­schlos­sen.
    15
    Die chi­ne­si­sche Sei­te stellt den Kon­fu­zi­us-Insti­tu­ten
    Start­ka­pi­tal und lau­fen­de Pro­jekt­mit­tel zur Ver­fü­gung,
    stellt Lehr­ma­te­ri­al bereit und ent­sen­det auf ihre Kos­ten
    chi­ne­si­sche Dozen­ten. Die deut­sche Hoch­schu­le sorgt
    für die not­wen­di­gen Räu­me und Res­sour­cen, stellt das
    Ver­wal­tungs­per­so­nal und eben­falls Lehrpersonal.16
  13. Aus­rich­tung der Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te auf den Auf­bau
    einer sozia­lis­ti­schen Kul­tur
    Nach Kennt­nis der Bun­des­re­gie­rung haben der chi­ne­si­sche
    Staat und die Kom­mu­nis­ti­sche Par­tei Chi­nas schon
    immer Ein­fluss auf Ver­an­stal­tun­gen, Lehr­in­hal­te und –
    mate­ria­li­en der Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te genommen.17 Die
    Ziel­set­zung die­ser Ein­fluss­nah­me hat sich seit dem Jahr
    2018 wesent­lich ver­stärkt. Im Janu­ar 2018 hat die soge­nann­te
    „Klei­ne Füh­rungs­grup­pe zur Ver­tie­fung umfas­sen­der
    Refor­men“, ein zen­tra­les Füh­rungs­gre­mi­um der
    Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei Chi­nas, unter Vor­sitz von
    Staats- und Par­tei­chef Xi Jin­ping eine Reform der Kon­fu­zi­us-
    Insti­tu­te ange­sto­ßen. Künf­tig sol­len die Insti­tu­te
    einen Fokus auf den „Auf­bau einer sozia­lis­ti­schen Kul­tur“
    und Unter­stüt­zung einer „Diplo­ma­tie chi­ne­si­scher
    Prä­gung“ legen. Dazu soll eine stär­ke­re ideo­lo­gi­sche
    Vor­be­rei­tung des ins Aus­land ent­sand­ten chi­ne­si­schen
    Lehr­per­so­nals erfolgen.18
    An der so bestehen­den inhalt­li­chen und per­so­nel­len
    Nähe der Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te zur Kom­mu­nis­ti­schen
    Par­tei Chi­nas und zum chi­ne­si­schen Staat hat sich nach
    den Erkennt­nis­sen der Bun­des­re­gie­rung durch die im
    Jahr 2020 erfolg­ten Ände­run­gen der Orga­ni­sa­ti­ons­struk­tur
    nichts geändert.19 Die inhalt­li­che Aus­ge­stal­tung
    der chi­ne­si­schen aus­wär­ti­gen Sprach­po­li­tik, zu der die
    Erar­bei­tung der Lehr­wer­ke, die Fort­bil­dung Leh­ren­der
    und Sti­pen­di­en­pro­gram­me gehö­ren, obliegt zwar nun­mehr
    dem neu ein­ge­rich­te­ten „Zen­trum für Sprach­bil­dung
    und koope­ra­ti­on“. Die­ses ist aber dem chi­ne­si­schen
    Erzie­hungs­mi­nis­te­ri­um direkt unter­stellt, das wie­der­um
    an die Direk­ti­ven der Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei
    Chi­nas gebun­den ist. Das für die Finan­zie­rung ver­ant­wort­li­che
    Kon­sor­ti­um, bestehend aus chi­ne­si­schen Uni­ver­si­tä­ten
    und Unter­neh­men prä­sen­tiert sich zwar unter
    dem Namen „Chi­ne­si­sche Stif­tung für inter­na­tio­na­le
    Bil­dung“. Aber auch die der Stif­tung ange­hö­ren­den Uni­ver­si­tä­ten
    und Unter­neh­men sind in ihrer Arbeit grund­sätz­lich
    den Zie­len der Par­tei ver­pflich­tet.
    Die nahe lie­gen­de Fra­ge, inwie­weit von chi­ne­si­scher
    Sei­te gestell­te Co-Direk­to­ren, Lehr­kräf­te und wei­te­re
    Mit­ar­bei­ten­de an Kon­fu­zi­us-Insti­tu­ten in Deutsch­land
    nach Kennt­nis der Bun­des­re­gie­rung Anwei­sun­gen von
    Han­ban, der chi­ne­si­schen Bot­schaft oder chi­ne­si­schen
    2 6 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 1 ( 2 0 2 2 ) , 2 3 — 3 0
    20 Ant­wort der Bun­des­re­gie­rung (aaO Fn. 9), BT-Dr. 19/24163 vom
    9.11.2020,. S. 11.
    21 BMIf­BuH, Ver­fas­sungs­schutz­be­richt 2020, S. 323.
    22 HRK, Leit­fra­gen zur Hoch­schul­ko­ope­ra­ti­on mit der Volks­re­pu­blik
    Chi­na, Beschluss des Prä­si­di­ums vom 9. 9. 2020, S. 3f., https://
    www.hrk.de/fileadmin/redaktion/hrk/02-Dokumente/02–01-Beschluesse/
    HRK_Beschluss_Leitfragen_zur_Hochschulkooperation_
    mit_der_VR_China_9.9.2020.pdf.
    23 Beschluss der HRK vom 9.9.2020, S. 3.
    24 Hand­lungs­emp­feh­lun­gen der Deut­schen Ver­ei­ni­gung für Chi­na­stu­di­en
    e.V. zum Umgang deut­scher aka­de­mi­scher Insti­tu­tio­nen
    mit der Volks­re­pu­blik Chi­na, Stand 29. 12. 2018, http://www.dvcs.
    eu/dokumente/handlungsempfehlungen.pdf.
    25 Sie­he näher Förs­ter, BB 2011, 663 f.
    26 Wis­sen­schaft­li­che Diens­te des BT vom 18.2.2017, WD 3 ‑3000
    -032/17.
    Kon­su­la­ten in Deutsch­land erhal­ten, hat die Bun­des­re­gie­rung
    aus Grün­den des Staats­wohls nicht offen beant­wor­tet.
    Die Ant­wort ist im Par­la­ments­se­kre­ta­ri­at des
    Deut­schen Bun­des­ta­ges hin­ter­legt und kann dort nur
    von Berech­tig­ten ein­ge­se­hen werden.20 Auch der Ver­fas­sungs­schutz
    beschränkt sich auf die Aus­sa­ge, dass die
    Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te bedeut­sa­me Akteu­re auf dem Feld
    der Ein­fluss­nah­me sind, die die aka­de­mi­sche Frei­heit
    auf unter­schied­li­chen Wegen zu unter­mi­nie­ren
    drohen.21
    Die Hoch­schul­rek­to­ren­kon­fe­renz kon­sta­tiert in einem
    Beschluss aus dem Sep­tem­ber 2020, dass zuneh­men­de
    staat­li­che Ein­fluss­nah­me auf Inhal­te und Abläu­fe
    an den chi­ne­si­schen Hoch­schu­len und eine wach­sen­de
    Beschnei­dug der Wis­sen­schafts­frei­hei­ten, wie sie sich
    nach kon­ti­nen­tal­eu­ro­päi­schen Ver­ständ­nis defi­nie­ren,
    die Koope­ra­ti­on erschwe­ren und teil­wei­se zum Erlie­gen
    bringen.22 Nach den Erkennt­nis­sen der HRK sind chi­ne­si­sche
    Leh­ren­de ange­hal­ten, sich in ihren Vor­le­sun­gen
    an die Linie der Par­tei zu hal­ten und „schäd­li­che Ideen
    und Aus­drucks­wei­sen“ zu vermeiden.23 Auch wenn die
    Rea­li­tät sich vor Ort unter­schied­lich dar­stel­len wer­de
    und inner­halb der chi­ne­si­schen Wis­sen­schafts­com­mu­ni­ty
    unter­schied­li­che Wahr­neh­mun­gen und Ein­schät­zun­gen
    zu die­sen Fra­ge­stel­lun­gen bestün­den, sei der poten­ti­ell
    ein­schüch­tern­de Effekt die­ser Anwei­sung
    unver­kenn­bar.
    Die HRK hat in ihrem Beschluss Leit­fra­gen for­mu­liert,
    wel­che sich die Hoch­schu­len vor und bei einer Zusam­men­ar­beit
    mit chi­ne­si­schen Hoch­schu­len und Ein­rich­tun­gen
    stel­len sol­len. Zu die­sen Leit­fra­gen zählt die
    Art und Wei­se, in der die Frei­heit von For­schung und
    Leh­re in der Koope­ra­ti­on gewahrt wird. In die glei­che
    Rich­tung gehen Hand­lungs­emp­feh­lun­gen der Deut­schen
    Ver­ei­ni­gung für Chi­na­stu­di­en e.V.24
    II. Inan­spruch­nah­me und Rele­vanz der Gemein­nüt­zig­keit
    Soweit die Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te ein­ge­tra­ge­ne Ver­ei­ne
    sind, neh­men sie als Kör­per­schaf­ten durch­weg Gemein­nüt­zig­keit
    im Sin­ne der §§ 51 ff. AO in Anspruch. Mit der
    Gemein­nüt­zig­keit ver­bun­den ist die Befrei­ung von der
    Kör­per­schafts­steu­er (§ 5 Abs. 1 Nr. 9 KStG) und von der
    Gewer­be­steu­er (§ 3 Nr. 6 S. 1 GewStG). Auch kön­nen die
    Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te als gemein­nüt­zi­ge Kör­per­schaf­ten
    Sti­pen­di­en ver­lei­hen, die beim Sti­pen­dia­ten gem.
    § 3 Nr. 44 S. 2 EStG iVm § 5 Abs. 1 Nr. 9 KStG steu­er­frei
    sind. Des Wei­te­ren kön­nen Zuwen­dun­gen an die Insti­tu­te
    vom Zuwen­den­den gem. § 10b Abs. 1 S. 1 iVm
    S. 2 Nr. 2 EStG bzw. § 9 Abs. 1 Nr. 2 KStG von der Steu­er
    als Son­der­aus­ga­ben abge­zo­gen werden.25 Die Finan­zie­rungs­bei­trä­ge
    und Zuwen­dun­gen der chi­ne­si­schen Sei­ten
    sind als sol­che unab­hän­gig von der Gemein­nüt­zig­keit
    zuläs­sig, denn das deut­sche Recht ent­hält kei­ne
    Beschrän­kung der Finan­zie­rung von Ver­ei­nen mit aus­län­di­schen
    Mit­teln. 26
    Auch für blo­ße An-Insti­tu­te ist die Gemein­nüt­zig­keit
    rele­vant. Spen­den kön­nen als Son­der­aus­ga­ben abge­zo­gen
    wer­den (§ 10b Abs. 1 S. 1 iVm S. 2 Nr. 1 EStG). Die
    Gewäh­rung von Sti­pen­di­en durch An-Insti­tu­te ist nach
    § 3 Nr. 44 S. 1 HS 1 für den Sti­pen­dia­ten eben­falls grund­sätz­lich
    steu­er­frei. Vor­aus­set­zung ist nach § 3 Nr. 44 S. 3
    aber auch hier, dass die Sti­pen­di­en einen für die Erfül­lung
    der For­schungs­auf­ga­be oder für die Bestrei­tung des
    Lebens­un­ter­halts und die Deckung des Aus­bil­dungs­be­darfs
    erfor­der­li­chen Betrag nicht über­stei­gen und nach
    den vom Geber erlas­se­nen Richt­li­ni­en ver­ge­ben wer­den,
    und der Emp­fän­ger im Zusam­men­hang mit dem Sti­pen­di­um
    nicht zu einer bestimm­ten wis­sen­schaft­li­chen oder
    künst­le­ri­schen Gegen­leis­tung oder zu einer bestimm­ten
    Arbeit­neh­mer­tä­tig­keit ver­pflich­tet ist.
    Gestützt wird die Inan­spruch­nah­me der Gemein­nüt­zig­keit
    auf in den Sat­zun­gen for­mu­lier­te Ver­eins­zwe­cke,
    die den in § 52 AO aner­kann­ten gemein­nüt­zi­gen Betä­ti­gun­gen
    För­de­rung von Wis­sen­schaft und For­schung
    (Nr. 1), För­de­rung von Kunst und Kul­tur (Nr. 5), För­de­rung
    der Erzie­hung, Volks- und Berufs­bil­dung ein­schließ­lich
    der Stu­den­ten­hil­fe (Nr. 7) und (För­de­rung
    inter­na­tio­na­ler Gesin­nung, der Tole­ranz auf allen Gebie­ten
    der Kul­tur und des Völ­ker­ver­stän­di­gungs­ge­dan­kens
    (Nr. 13) zuzu­ord­nen sind. Genannt wer­den in den Sat­zun­gen
    dem­entspre­chend die För­de­rung der inter­na­tio­na­len
    Gesin­nung und der Tole­ranz auf allen Gebie­ten
    der Kul­tur und des Völ­ker­ver­stän­di­gungs­ge­dan­kens
    zwi­schen Chi­na und Deutsch­land, das Ange­bot von Ver­an­stal­tun­gen
    zur Ver­mitt­lung chi­ne­si­scher Spra­che und
    Kul­tur sowie von Semi­na­ren, Tagun­gen, Vor­trags­ver­an­stal­tun­gen
    und Pro­jek­ten zur Geschich­te, Kunst und
    Kul­tur Chi­nas, die För­de­rung des deutsch-chi­ne­si­schen
    Löwisch · Steu­er­li­che Gemein­nüt­zig­keit der Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te 2 7
    27 Sie­he etwa § 2 der Sat­zung des Kon­fu­zi­us-Insti­tuts Hei­del­berg
    in der Fas­sung vom 15.7.2020 und § 2 Nr. 1 der Sat­zung des
    Kon­fu­zi­us-Insti­tuts Leip­zig in der Fas­sung vom 3.11.2020.
    28 Anwen­dungs­er­lass des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums der Finan­zen zu § 56
    AO in der Fas­sung vom 31. 1. 2014. Nr. 1.
    29 Hüt­te­mann, DStJG 26(2003). 49. 58; Tipke/Kruse/Seer, AO/FGO,
  14. Lie­fe­rung o9.2021, § 56 AO Rn 2; Hübschmann/Hepp/Spitaler/
    Musil, AO/FGO, 264. Lie­fe­rung 08.2021, § 56 Rn 4.
    30 BFH 4. 4. 2007, I R 76/05, DB 2007, 1443.
    31 BFH 10.1.2019, V R 60/17, NJW 2019, 877.; eben­so BFH 9.2.2011, I
    R 19/10, HFR 2011, 952.
    32 BFH 18. 8. 2021, V B 25/21 (AdV).
    33 BFH 10. 1. 2019 aaO, Leit­satz 3 und Rn 23, 27, 29 und 33 und vom
  15. 8. 2021 aaO Rn 35.
    34 Tipke/Kruse/Seer, AO/FGO, 168. Lie­fe­rung 11.2021, § 52 AO Rn.
    25.
    35 BVerfGE 67, 213, 224; 142, 74 Rn 68.
    Aus­tau­sches von Exper­ten, Lehr­kräf­ten, Stu­den­ten und
    Schü­lern, die Pfle­ge der chi­ne­sisch-deut­schen Bezie­hun­gen
    durch die Unter­stüt­zung und Zusam­men­ar­beit mit
    der Sino­lo­gie der jewei­li­gen Uni­ver­si­tät und die Durch­füh­rung
    von Pro­jek­ten mit Chinabezug.27
    III. Gemein­nüt­zig­keit und Aus­rich­tung auf die sozia­lis­ti­sche
    Kul­tur
  16. Geis­ti­ge Offen­heit als Wesens­kern der ein­schlä­gi­gen
    Gemein­nüt­zig­keits­tat­be­stän­de
    Die Steu­er­ver­güns­ti­gung wegen Gemein­nüt­zig­keit setzt
    nach § 56 AO vor­aus, dass eine Kör­per­schaft nur ihre
    steu­er­be­güns­tig­ten sat­zungs­mä­ßi­gen Zwe­cke ver­folgt.
    Aus die­sem Aus­schließ­lich­keits­ge­bot folgt umge­kehrt,
    dass eine Kör­per­schaft nicht steu­er­be­güns­tigt ist, wenn
    sie neben ihren steu­er­be­güns­tig­ten Zie­len wei­te­re Zwe­cke
    ver­folgt, die nicht steu­er­be­güns­tigt sind.28 Maß­geb­lich
    für die Aus­schließ­lich­keit ist dabei die ideel­le Ziel­set­zung.
    Wel­che Tätig­kei­ten ent­fal­tet wer­den, um das
    gemein­nüt­zi­ge Ziel zu errei­chen, spielt kei­ne Rol­le,
    solan­ge die Mit­tel dem gemein­nüt­zi­gen Zweck unter­ge­ord­net
    sind und nicht zum Selbst­zweck werden.29
    Ob von der Kör­per­schaft ent­fal­te­te Tätig­kei­ten dem
    gemein­nüt­zi­gen Zweck unter­ge­ord­net sind oder einen
    Selbst­zweck ver­fol­gen, ist in Recht­spre­chung und Lite­ra­tur
    vor allem für wirt­schaft­li­che Betä­ti­gun­gen und poli­ti­sche
    Akti­vi­tä­ten erör­tert wor­den. Danach ist bei der
    wirt­schaft­li­chen Betä­ti­gung die Gren­ze zum Selbst­zweck
    über­schrit­ten, wenn es in ers­ter Linie nicht mehr um die
    Beschaf­fung von Mit­teln für die Ver­fol­gung des gemein­nüt­zi­gen
    Zwecks geht, son­dern um den wirt­schaft­li­chen
    Vor­teil für die tätig Wer­den­den selbst.30 Die poli­ti­sche
    Betä­ti­gung wird zum Selbst­zweck, wenn sie nicht mehr
    nur der Unter­stüt­zung des kon­kre­ten gemein­nüt­zi­gen
    Zwecks dient, son­dern in all­ge­mein­po­li­ti­schen Akti­vi­tä­ten
    besteht. Des­halb hat sich etwa bei der För­de­rung der
    Volks­bil­dung i.S. von § 52 Abs. 2 Nr. 7 AO die Ein­fluss­nah­me
    auf die poli­ti­sche Wil­lens­bil­dung und Gestal­tung
    der öffent­li­chen Mei­nung auf bil­dungs­po­li­ti­sche Fra­ge­stel­lun­gen
    zu beschränken31 und darf die all­ge­mei­ne
    För­de­rung des demo­kra­ti­schen Staats­we­sens im Sin­ne
    von § 52 Abs. 2 Nr. 24 AO nicht gezielt auf die poli­ti­sche
    Wil­lens­bil­dung Ein­fluss neh­men wollen.32
    Die­se Kon­stel­la­ti­on des sich ver­selb­stän­di­gen­den Neben­zwecks
    erschöpft das Gebot der Aus­schließ­lich­keit
    aber noch nicht. Der BFH hat am Bei­spiel des Zwecks
    der poli­ti­schen Bil­dung, vgl. § 52 Abs. 1 Nr. 7 und Nr. 24
    AO, aus­ge­führt, dass sich poli­ti­sche Bil­dung in geis­ti­ger
    Offen­heit voll­zieht und des­halb nicht för­der­bar ist, wenn
    sie ein­ge­setzt wird, um die poli­ti­sche Wil­lens­bil­dung
    und die öffent­li­che Mei­nung im Sin­ne eige­ner Auf­fas­sun­gen
    zu beeinflussen.33 Die­ser Wesens­kern der Gemein­nüt­zig­keits­tat­be­stän­de
    ver­langt über die Tat­be­stän­de
    von § 52 Abs. 2 Nr. 7 und 24 AO hin­aus auch sonst
    Beach­tung:
    Wis­sen­schaft und For­schung im Sin­ne von
    § 52 Abs. 2 Nr. 1 AO sind nach der auch für das Steu­er­echt
    maß­ge­ben­den Wer­tung des Art. 5 Abs. 3 GG frei­heit­lich
    geprägt. Der Wis­sen­schafts­frei­heit liegt der Gedan­ke
    zugrun­de, dass eine von gesell­schaft­li­chen Nütz­lich­keits-
    und poli­ti­schen Zweck­mä­ßig­keits­ge­sichts­punk­ten
    freie Wis­sen­schaft Staat und Gesell­schaft im
    Ergeb­nis am bes­ten dient. Des­halb ist auch Wis­sen­schaft
    ein grund­sätz­lich von Fremd­be­stim­mung frei­er Bereich
    auto­no­mer Ver­ant­wor­tung im Sin­ne der Rechts­spre­chung
    des BFH.34 Damit las­sen sich die Aus­rich­tung auf
    eine bestimm­te Ideo­lo­gie und die Indienst­nah­me für bestimm­te
    poli­ti­sche Zwe­cke nicht ver­ein­ba­ren. Die­se ste­hen
    des­halb der För­de­rung ent­ge­gen.
    Ent­spre­chen­des gilt für Kunst und Kul­tur im Sin­ne
    von § 52 Abs. 2 Nr. 5 AO und damit auch für die der
    Kunst zuzu­rech­nen­de Lite­ra­tur. Auch die Kunst ist nach
    Art. 5 Abs. 3 GG frei und in ihrer Frei­heit sowohl im Bereich
    der Werk­erschaf­fung wie im Bereich ihrer nach außen
    gerich­te­ten Wir­kung geschützt.35 Künst­ler aus
    Grün­den ihrer Per­son von der Schaf­fung eines Kunst­pro­jekts
    aus­zu­schlie­ßen oder die Ver­brei­tung eines bestimm­ten
    lite­ra­ri­schen Wer­kes zu ver­hin­dern oder zu erschwe­ren,
    steht des­halb dem Ziel der Kunst­för­de­rung, so
    wie es nach § 52 Abs. 2 Nr. 5 AO ver­stan­den wer­den
    muss, ent­ge­gen.
    2 8 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 1 ( 2 0 2 2 ) , 2 3 — 3 0
    36 Anwen­dungs­er­lass des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums der Finan­zen zu §
    60a AO in der Fas­sung vom 31. 1. 2014. Nr. 2.
    37 Mit Nach­wei­sen Staudinger/Schwennicke, 2019, § 25 BGB Rn 53,
    der selbst in Rn 54 für ein wei­te­res Ver­ständ­nis plä­diert, wel­ches
    auch den Wil­len der Grün­de ein­be­zieht.
    38 Tipke/Lang/Englisch, Steu­er­recht, 24. Aufl. 2021, § 5 Rn. 116 ff.
    39 Tipke/Lang/Englisch, Steu­er­recht, 24. Aufl. 2021, § 5 Rn. 127.
  17. Unver­ein­bar­keit mit der Aus­rich­tung auf die sozia­lis­ti­sche
    Kul­tur
    Die von der chi­ne­si­schen Sei­te vor­ge­nom­me­ne Aus­rich­tung
    der Arbeit der Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te auf den Auf­bau
    einer sozia­lis­ti­schen Kul­tur und damit ver­bun­den einer
    Diplo­ma­tie chi­ne­si­scher Prä­gung lässt sich mit der von
    den Gemein­nüt­zig­keits­tat­be­stän­den Wis­sen­schaft und
    For­schung, Kunst und Kul­tur, För­de­rung der Bil­dung
    und Tole­ranz vor­aus­ge­setz­ten geis­ti­gen Offen­heit nicht
    ver­ein­ba­ren. Zwar gehört es zu geis­ti­ger Offen­heit, sich
    auch mit einem nicht von geis­ti­ger Offen­heit gepräg­ten
    Wissenschafts‑, Kunst- oder Bil­dungs­ver­ständ­nis aus­ein­an­der­zu­set­zen.
    Sich aber an einem sol­chen nicht offe­nen
    Ver­ständ­nis aus­zu­rich­ten, um einer bestimm­ten
    Ideo­lo­gie, hier der­je­ni­gen der kom­mu­nis­ti­schen Par­tei
    Chi­nas, Gel­tung zu ver­schaf­fen, ver­fehlt das vom Grund­ge­setz
    vor­ge­ge­be­ne frei­heit­li­che Ver­ständ­nis.
    IV. Zurech­nung an die Konfuzius-Institute
  18. Geis­ti­ge Offen­heit in Sat­zung und Geschäfts­füh­rung
    als Vor­aus­set­zung der Steu­er­ver­güns­ti­gung
    Nach § 59 AO wird die Steu­er­ver­güns­ti­gung nur gewährt,
    wenn sich aus der Sat­zung, dem Stif­tungs­ge­schäft oder
    der sons­ti­gen Ver­fas­sung (Sat­zung im Sin­ne die­ser Vor­schrif­ten)
    ergibt, dass der von der Kör­per­schaft ver­folg­te
    Zweck gemein­nüt­zig ist und dass die­ser Zweck aus­schließ­lich
    und unmit­tel­bar ver­folgt wird. Auch die tat­säch­li­che
    Geschäfts­füh­rung muss sich auf die aus­schließ­li­che
    Ver­fol­gung des in der Sat­zung fest­ge­leg­ten gemein­nüt­zi­gen
    Zwecks beschrän­ken.
    Ob die­se Vor­aus­set­zun­gen erfüllt sind, wird gemäß
    § 60a AO in einem beson­de­ren Ver­fah­ren geprüft, das in
    einer bin­den­den Fest­stel­lung mün­det. Die­se Prü­fung erstreckt
    sich ein­mal auf die recht­li­che Ver­ein­bar­keit der
    Sat­zung mit den gesetz­li­chen Bestim­mun­gen. Nach
    § 60a Abs. 6 AO wird aber auch geprüft, ob die tat­säch­li­che
    Geschäfts­füh­rung mit den sat­zungs­mä­ßi­gen Vor­aus­set­zun­gen
    über­ein­stimmt. Lie­gen bis zum Zeit­punkt des
    Erlas­ses des erst­ma­li­gen Kör­per­schafts­steu­er­be­scheids
    oder Frei­stel­lungs­be­scheids bereits Erkennt­nis­se vor,
    dass die tat­säch­li­che Geschäfts­füh­rung gegen die sat­zungs­mä­ßi­gen
    Vor­aus­set­zun­gen ver­stößt, ist die Fest­stel­lung
    abzulehnen.36 Ent­spre­chen­des gilt für die Auf­he­bung
    ent­spre­chen­der Fest­stel­lun­gen.
    Im Kon­text der von der chi­ne­si­schen Sei­te vor­ge­nom­me­nen
    Aus­rich­tung auf den Auf­bau einer sozia­lis­ti­schen
    Kul­tur heißt das für die Gemein­nüt­zig­keit der
    Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te, dass die in ihren Sat­zun­gen fest­ge­leg­ten,
    der För­de­rung von Wis­sen­schaft und For­schung,
    Kunst und Kul­tur und Volks­bil­dung die­nen­den Zwe­cke
    nach den Bestim­mun­gen der Sat­zun­gen in geis­ti­ger Offen­heit
    zu ver­fol­gen sind und dass die tat­säch­li­che Geschäfts­füh­rung
    die­se geis­ti­ge Offen­heit wahrt.
  19. Sat­zungs­mä­ßi­ge Ver­pflich­tung auf geis­ti­ge Offen­heit
    Wie oben unter II dar­ge­legt, beschrän­ken sich die Ver­eins­zweck­be­stim­mun­gen
    in den Sat­zun­gen der Kon­fu­zi­us-
    Insti­tu­te bis­lang auf Beschrei­bun­gen, die an den For­mu­lie­run­gen
    der ein­schlä­gi­gen Gemein­nüt­zig­keits­tat­be­stän­de
    ori­en­tiert sind. Folg­te man ein­fach der im
    Ver­eins­recht herr­schen­den Auf­fas­sung, dass Sat­zungs­be­stim­mun­gen
    allein nach objek­ti­ven Maß­stä­ben aus­zu­le­gen
    sind,37 führ­te das zu dem Ergeb­nis, dass die
    genann­ten Zwe­cke nach den Sat­zun­gen in geis­ti­ger
    Offen­heit zu ver­fol­gen sind. Denn die­se Beschrei­bun­gen
    sind objek­tiv betrach­tet neu­tral, so dass in Deutsch­land
    nach dem all­ge­mei­nen Sprach­ge­brauch davon aus­zu­ge­hen
    wäre, dass die beschrie­be­nen Zie­le in geis­ti­ger
    Offen­heit ver­folgt wer­den sol­len.
    Über­trü­ge man die­se rein ver­eins­recht­li­che Sicht­wei­se
    auf § 59 AO, müss­ten bei der Beur­tei­lung der Vor­aus­set­zun­gen
    der Gemein­nüt­zig­keit not­wen­dig die der
    Grün­dung der Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te zu Grun­de lie­gen­den
    Ver­ein­ba­run­gen außer Betracht blei­ben. Die dort zum
    Teil ent­hal­te­ne Ver­pflich­tung auf die Ein­hal­tung des chi­ne­si­sches
    Rechts und ins­be­son­de­re des Regel­werks
    „Con­sti­tu­ti­on und By Laws of the Con­fu­ci­us-Insti­tu­tes“
    spiel­te kei­ne Rol­le, obwohl die Ver­pflich­tung auf die­ses
    Regel­werk im Wider­spruch zum Gebot der geis­ti­gen Offen­heit
    steht.
    lndes­sen ist eine sol­che Sicht­wei­se mit dem steu­er­recht­li­chen
    Ver­bot des Miss­brauchs recht­li­cher Gestal­tungs­mög­lich­kei­ten
    unver­ein­bar: Nach
    § 42 Abs. 2 Satz 1 AO liegt ein sol­cher Miss­brauch vor,
    wenn eine unan­ge­mes­se­ne recht­li­che Gestal­tung gewählt
    wird, die beim Steu­er­pflich­ti­gen oder einem Drit­ten
    im Ver­gleich zu einer ange­mes­se­nen Gestal­tung zu
    einem gesetz­lich nicht vor­ge­se­he­nen Steu­er­vor­teil führt.
    Gestal­tet der Steu­er­pflich­ti­ge den Sach­ver­halt so, dass er
    gegen den Zweck des Geset­zes eine Steu­er­ver­güns­ti­gung
    erwirkt, wird das durch eine zweck­ent­spre­chen­de Gesamt­be­trach­tung
    des maß­geb­li­chen Gesche­hens kor­ri­giert.
    38 Indiz für die Unan­ge­mes­sen­heit der Gestal­tung
    ist dabei auch deren Intransparenz.39 Im Hin­blick auf die
    Löwisch · Steu­er­li­che Gemein­nüt­zig­keit der Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te 2 9
    aus der Gemein­nüt­zig­keit fol­gen­den Steu­er­ver­güns­ti­gun­gen
    muss von einer sol­chen Unan­ge­mes­sen­heit der
    Sach­ver­halts­ge­stal­tung aus­ge­gan­gen wer­den, wenn der
    Ver­ein sei­ne Sat­zung zwar so for­mu­liert, dass die Ver­eins­zweck­be­stim­mun­gen
    dem all­ge­mei­nem Sprach­ge­brauch
    nach die Vor­aus­set­zun­gen von Gemein­nüt­zig­keits­tat­be­stän­den
    erfül­len, er aber im glei­chen Atem­zug
    recht­li­che Ver­pflich­tun­gen ein­geht, die mit die­sen Tat­be­stän­den
    unver­ein­bar sind.
    Von einer Unan­ge­mes­sen­heit in die­sem Sin­ne muss
    bei den­je­ni­gen Kon­fu­zi­us-Insti­tu­ten aus­ge­gan­gen wer­den,
    die sich in den Ver­ein­ba­run­gen mit der chi­ne­si­schen
    Sei­te ver­pflich­tet haben, das chi­ne­si­sche Recht
    und ins­be­son­de­re das Regel­werk Con­sti­tu­ti­on and By-
    Laws of the Con­fu­ci­us-Insti­tu­tes ein­zu­hal­ten. Denn das
    chi­ne­si­schen Recht und ins­be­son­de­re die­ses Regel­werk
    impli­zie­ren die Ver­pflich­tung, die Arbeit der Kon­fu­zi­us-
    Insti­tu­te an der sozia­lis­ti­schen Kul­tur aus­zu­rich­ten. Das
    aber steht im Wider­spruch zur geis­ti­gen Offen­heit wel­che
    die hier in Rede ste­hen­den Gemein­nüt­zig­keits­tat­be­stän­de
    vor­aus­set­zen.
    Ver­mei­den lässt sich die­ser Wider­spruch nur, wenn
    in den Ver­ein­ba­run­gen über Errich­tung und Arbeit der
    Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te auf die Bin­dung an chi­ne­si­sches
    Rechts­vor­schrif­ten über­haupt ver­zich­tet oder jeden­falls
    in trans­pa­ren­ter Form klar­ge­stellt wird, dass die in Ver­ein­ba­rung
    und Sat­zung fest­ge­leg­ten Zwe­cke unab­hän­gig
    von abwei­chen­den chi­ne­si­schen Rechts­vor­schrif­ten und
    Auf­fas­sun­gen in völ­li­ger geis­ti­ger Offen­heit ver­folgt wer­den.
    Über­ar­bei­tun­gen der Ver­ein­ba­run­gen wie sie offen­bar
    in Bonn und Erlan­gen-Nürn­berg im Gang sind, soll­ten
    die­se steu­er­recht­li­chen Anfor­de­run­gen an die Gemein­nüt­zig­keit
    in Rech­nung stellen.
  20. Geschäfts­füh­rung
    Ob die tat­säch­li­che Geschäfts­füh­rung das mit den ein­schlä­gi­gen
    Gemein­nüt­zig­keits­tat­be­stän­den ver­bun­de­ne
    Gebot der Zweck­ver­fol­gung in geis­ti­ger Offen­heit wahrt,
    unter­liegt der Beur­tei­lung im Ein­zel­fall.
    Die auf Inter­ven­ti­on chi­ne­si­scher Stel­len erfolg­ten
    Absa­gen von Autoren­le­sun­gen aus Wer­ken, die sich kri­tisch
    mit dem chi­ne­si­schen Staats- und Par­tei­chef befas­sen,
    durch die Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te Duis­burg-Essen und
    Han­no­ver ver­stie­ßen offen­kun­dig gegen die­ses Gebot.
    Die­ser Ver­stoß wird auch nicht dadurch „geheilt“, dass
    die Ver­an­stal­tun­gen ersatz­wei­se von den Hoch­schu­len
    in eige­ner Ver­ant­wor­tung durch­ge­führt wor­den sind.40
    Denn für die steu­er­recht­li­chen Tat­be­stän­de der Gemein­nüt­zig­keit
    ent­schei­dend ist allein die tat­säch­li­che Geschäfts­füh­rung
    der Ver­ei­ne selbst.
    Ande­re Ver­stö­ße sind viel­fach denk­bar. So ver­letzt
    die Beschrän­kung des ver­wen­de­ten Lehr­ma­te­ri­als auf
    sol­ches mit bestimm­ter poli­ti­scher Ziel­set­zung die geis­ti­ge
    Offen­heit. Glei­ches gilt für die Aus­wahl des Lehr­per­so­nals
    nach Kri­te­ri­en der poli­ti­schen Ein­stel­lung.
    Nicht zu ver­ein­ba­ren mit geis­ti­ger Offen­heit sind auch
    die ziel­ge­rich­te­te Aus­spa­rung bestimm­ter als poli­tisch
    bri­sant ein­ge­schätz­ter The­men aus der Pro­jekt- und Pro­gramm­pla­nung
    und die vor­he­ri­ge „Berei­ni­gung“ kri­ti­scher
    Stel­len in Publi­ka­tio­nen vor deren
    Ver­öf­fent­li­chung.
    Aller­dings wäre es unver­hält­nis­mä­ßig, jeweils schon
    aus einem ein­zel­nen Ver­stoß gegen das Gebot der
    Zweck­ver­fol­gung in geis­ti­ger Offen­heit abzu­lei­ten, dass
    der Ver­ein nicht aus­schließ­lich gemein­nüt­zi­ge Zwe­cke
    ver­folgt, und ihm des­halb die Steu­er­ver­güns­ti­gung der
    Gemein­nüt­zig­keit zu ver­sa­gen. Lässt aber die tat­säch­li­che
    Geschäfts­füh­rung erken­nen, dass der Ver­ein bereit
    ist, in Kon­flikt­fäl­len die Wah­rung der geis­ti­gen Offen­heit
    der Aus­rich­tung am Auf­bau der sozia­lis­ti­schen Kul­tur
    unter­zu­ord­nen, ist das Gebot der Zweck­ver­fol­gung in
    geis­ti­ger Offen­heit ver­letzt.
    V. Ergeb­nis
  21. Die für die Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te ein­schlä­gi­gen Gemein­nüt­zig­keits­tat­be­stän­de
    set­zen die Zweck­ver­fol­gung in
    geis­ti­ger Offen­heit vor­aus. Mit die­ser ist eine Aus­rich­tung
    der Arbeit der Insti­tu­te am Auf­bau einer sozia­lis­ti­schen
    Kul­tur unvereinbar.
  22. Sind Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te in ihren Ver­ein­ba­run­gen mit
    der chi­ne­si­schen Sei­te zur Ein­hal­tung chi­ne­si­scher Rege­lun­gen
    ver­pflich­tet, wel­che die Arbeit der Insti­tu­te am
    Auf­bau einer sozia­lis­ti­schen Kul­tur aus­rich­ten sol­len,
    steht das der Gemein­nüt­zig­keit des­halb ent­ge­gen.
    40 Wit­tek, Stel­lung­nah­me der UDE, https://www.uni-due.de/2021-
    10–25-stellungnahme-ude-absage-buchvorstellung-konfuzius-institut,
    25.10.2021, Abruf: 13.12.2021; WDR, Umstrit­te­ne Lesung
    über Chi­nas Prä­si­den­ten fin­det nun doch statt, https://www1.
    wdr.de/nachrichten/ruhrgebiet/duisburg-chinakritische-lesungabgesagt-
    100.html, 26.10.2021, Abruf: 13.12.2021.
    3 0 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 1 ( 2 0 2 2 ) , 2 3 — 3 0
  23. Auch wenn die tat­säch­li­che Geschäfts­füh­rung erken­nen
    lässt, dass ein Insti­tut bereit ist, in Kon­flikt­fäl­len das
    Gebot der geis­ti­gen Offen­heit der Aus­rich­tung an der
    sozia­lis­ti­schen Kul­tur unter­zu­ord­nen, muss das zur Ver­sa­gung
    der Gemein­nüt­zig­keit füh­ren.
    Man­fred Löwisch ist Pro­fes­sor an der Albert-Lud­wigs-
    Uni­ver­si­tät Frei­burg und Lei­ter der For­schungs­stel­le
    für Hoch­schul­recht und Hochschularbeitsrecht.