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I. Ein­lei­tung
Die Digi­ta­li­sie­rung und die damit ver­bun­de­nen neu­en Kommunikations‑, Pro­duk­ti­ons- und Ver­viel­fäl­ti­gungs­mög­lich­kei­ten stel­len auch die Wis­sen­schaft vor Her­aus­for­de­run­gen. Auf­grund der leicht zugäng­li­chen Fül­le an Infor­ma­tio­nen und der viel­fäl­ti­gen Ver­ar­bei­tungs­mög­lich­kei­ten, haben sich die Rol­len von Konsument:innen und Nutzer:innen mit denen der Produzent:innen von Inhal­ten ver­mischt: In Online-Umge­bun­gen kann jede/r ver­gleichs­wei­se ein­fach Inhal­te gene­rie­ren, neu zusam­men­stel­len und publizieren.1
Dies führt dazu, dass sich durch die digi­ta­len Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mög­lich­kei­ten tra­di­tio­nel­le Pro­zes­se der Wis­sens­ge­ne­se, ‑prü­fung und ‑ver­brei­tung grund­le­gend verändern.2 Gera­de in der Pro­duk­ti­on von neu­em Wis­sen haben urhe­ber­recht­li­che Fra­gen eine gro­ße Rele­vanz, die durch neue Prak­ti­ken in digi­ta­le Umge­bun­gen vor Her­aus­for­de­run­gen gestellt wer­den. Vor allem durch platt­form­ku­ra­tier­te Inhal­te erge­ben sich Fra­gen dahin­ge­hend, wer „Wis­sen, Wahr­heit und Ratio­na­li­tät im öffent­li­chen Dis­kurs für sich bean­spru­chen kann“3– was durch die nicht immer ein­deu­tig iden­ti­fi­zier­ba­ren Urheber:innen von Kom­mu­ni­ka­ti­ons­pro­duk­ten und das Ver­wi­schen vor­mals rela­tiv klar getrenn­ter Rol­len in Online-Umge­bun­gen zusätz­lich erschwert wird.
Vor die­sem Hin­ter­grund sind zahl­rei­che Her­aus­for­de­run­gen für das Urhe­ber­recht ent­stan­den. Ins­be­son­de­re haben die Rechts­in­ha­ber, zu denen auch Hoch­schu­len und ein­zel­ne Wissenschaftler:innen zäh­len, in einer Welt, in der Inhal­te von jedem ohne gro­ße Kos­ten erstellt, ver­brei­tet und rezi­piert wer­den kön­nen, ihre Ver­fü­gungs­ge­walt über die Wer­ke verloren.4 Hier­zu haben nicht nur File­sha­ring-Diens­te bei­getra­gen, deren Geschäfts­mo­del­le die deut­sche und euro­päi­sche Recht­spre­chung in den ver­gan­ge­nen Jah­ren inten­siv beschäf­tigt haben,5 son­dern ins­be­son­de­re in den letz­ten Jah­ren auch die „Platt­for­mi­sie­rung“ des Inter­nets. Gro­ße Medi­en­in­ter­me­diä­re wie zum Bei­spiel „You­tube“ spie­len nicht nur eine zen­tra­le Rol­le bei der Ver­brei­tung von urhe­ber­recht­lich geschütz­ten Inhal­ten, sie wer­den gleich­sam auch zum Nor­men­set­zer für das Urhe­ber­recht. Im Rah­men von pri­va­ten Richt­li­ni­en und geschützt von Haf­tungs­pri­vi­le­gi­en wie sie im US-ame­ri­ka­ni­schen Digi­tal Mill­en­ni­um Copy­right Act, der euro­päi­schen E‑Com­mer­ce-Richt­li­nie und nun auch im Digi­tal Ser­vices Act vor­ge­se­hen sind,6 bestim­men sie den Umfang und die Anwen­dung des Urhe­ber­rechts in einem gro­ßen Teil des digi­ta­len Ökosystems.7 Die­se Ent­wick­lun­gen und auch die Dis­kus­si­on über die Ver­ant­wort­lich­keit der Medi­en­in­ter­me­diä­re für die auf ihren Platt­for­men began­ge­nen Urhe­ber­rechts­ver­let­zun­gen hat dazu geführt, dass das Urhe­ber­recht schon seit den 1990er Jah­ren die Speer­spit­ze der digi­ta­len Rechts­durch­set­zung bildet.8 So nimmt die algo­rith­mi­sche Fil­te­rung von Inhal­ten und die auto­ma­ti­sier­te Suche nach Urhe­ber­rechts­ver­let­zun­gen zu. Pro­ble­me bei der algo­rith­mi­schen Rechts­durch­set­zung — vor allem die man­geln­de Fähig­keit der Algo­rith­men
Han­nah Schmid-Petri, Ste­li­ya­na Dose­va, Jan Schill­möl­ler, Dirk Heck­mann
Inter­dis­zi­pli­nä­re For­schung als mög­li­cher Impuls­ge­ber für eine evi­denz­ba­sier­te Regu­lie­rung – Pro­gram­ma­ti­sche Über­le­gun­gen am Bei­spiel des Urhe­ber­rechts im
digi­ta­len Zeit­al­ter
1 Bruns, Blogs, Wiki­pe­dia, Second Life, and bey­ond: From pro­duc­tion to pro­du­sa­ge, Peter Lang, 2008.
2 Neu­ber­ger/­Wein­gar­t/­Fähn­rich/­Fe­cher/­Schä­fer/­Schmid-Petri/­Wag­ner, Der digi­ta­le Wan­del der Wis­sen­schafts­kom­mu­ni­ka­ti­on. Wis­sen­schafts­po­li­tik im Dia­log, eine Schrif­ten­rei­he der Ber­lin-Bran­den­bur­gi­schen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten, 2021, Abruf­bar unter: https://www.bbaw.de/files-bbaw/user_upload/publikationen/Broschuere-WiD_16_PDFA-1b.pdf (letz­ter Zugriff: 01.05.2023).
3 Neuberger/Bartsch/Reinemann/Fröhlich/Hanitzsch/Schindler, Der digi­ta­le Wan­del der Wis­sens­ord­nung. Theo­rie­rah­men für die Ana­ly­se von Wahr­heit, Wis­sen und Ratio­na­li­tät in der öffent­li­chen Kom­mu­ni­ka­ti­on, M&K Medi­en & Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft, 2019, S. 167.
4 Gray, Goog­le Rules. The his tory and future of copy­right under the influence of Goog­le, Oxford Uni­ver­si­ty Press, 2020, S. 5–6.
5 Vgl. u. a.: EuGH v. 26.04.2017, C‑527/15, ECLI:EU:C:2017:300; BGH v. 11.06.2015, I ZR 19/14, Tausch­bör­se I; BGH v. 12.07.2012, I ZR 18/11, Alo­ne in the Dark.
6 Gemein­sam is t die­sen Bes tim­mun­gen, dass sie die Haf­tung des Inter­me­di­ärs als blo­ßer Ver­mitt­ler auf die Haf­tung nach Kennt­nis beschrän­ken und sie somit nicht zu akti­ven Über­prü­fungs pflich ten, son­dern „nur“ zu einem Noti­ce-and-Take-Down-Ver­fah­ren ver­pflich­ten.
7 Gray, Goog­le Rules. The his tory and future of copy­right under the influence of Goog­le, Oxford Uni­ver­si­ty Press, 2020, S. 130.
8 Perel/El­kin-Koren, Accoun­ta­bi­li­ty in Algo­rith­mic Enforce­ment: Les­sons from Copy­right Enforce­ment by Online Inter­me­dia­ries, Stand­ford Tech­no­lo­gy Law Review 2016, S. 476–477.
Ord­nung der Wis­sen­schaft 2023, ISSN 2197–9197
1 4 0 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 3 ( 2 0 2 3 ) , 1 3 9 — 1 4 6
9 Perel/El­kin-Koren, Accoun­ta­bi­li­ty in Algo­rith­mic Enforce­ment:
Les­sons from Copy­right Enforce­ment by Online Inter­me­dia­ries,
Stand­ford Tech­no­lo­gy Law Review 2016, S. 473
10 Spind­ler, Der Vor­schlag für ein neu­es Haf­tungs­re­gime für Inter­net­pro­vi­der
– der EU-Digi­tal Ser­vices Act, GRUR 2021, S. 545;
Gray, Goog­le Rules. The his tory and future of copy­right under the
influence of Goog­le, Oxford Uni­ver­si­ty Press, 2020, S. 160; Fenwick/
McCahery/Vermeulen, The End of ‘Cor­po­ra­te’ Gover­nan­ce:
Hel­lo ‘Plat­form’ Gover­nan­ce, Euro­pean Busi­ness Orga­niza­ti­on
Law Review, 2019, S. 196.
11 Wimmers/Barudi, Der Mythos vom Value Gap, GRUR 2017, S. 327.
12 Natio­nal Aca­de­my of Sci­en­ces, Natio­nal Aca­de­my of Engi­nee­ring,
and Ins titu­te of Medi­ci­ne, Faci­li­ta­ting Inter­di­sci­pli­na­ry Rese­arch,
The Natio­nal Aca­de­mies Press, 2005, S. 2
13 Hil­gen­dorf, Bedin­gun­gen gelin­gen­der Inter­dis­zi­pli­na­ri­tät – am
Beis piel der Rechts­wis­sen­schaft, Juris ten Zei­tung (JZ), 2010, S. 913-
922.
kon­text­sen­si­ti­ve Ent­schei­dun­gen zu treffen9 — haben dabei
eben­so zu einer Dis­kus­si­on über die Ver­ant­wort­lich­keit
der Platt­form­be­trei­ber geführt wie die sog. „Value
Gap”-Diskussion.10 Im Rah­men die­ser wird kri­ti­siert,
dass ein Miss­ver­hält­nis zwi­schen den Ein­nah­men besteht,
die die Medi­en­in­ter­me­diä­re durch die, teil­wei­se
unbe­rech­tigt, auf ihren Platt­for­men ver­öf­fent­lich­ten
Wer­ken erzie­len, und den Ein­nah­men der
Rechtsinhaber.11
Die­sen neu­en Her­aus­for­de­run­gen kann sich die
Rechts­wis­sen­schaft nur in inter­dis­zi­pli­nä­ren Part­ner­schaf­ten
ange­mes­sen stel­len. Um nicht los­ge­löst von gesell­schaft­li­chen
Debat­ten und den Bedürf­nis­sen der betrof­fe­nen
Grup­pen zu agie­ren und um grund­le­gen­de poli­ti­sche
Wer­te und Rechts­gü­ter auch bei der Regu­lie­rung
von digi­ta­len Medien- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­platt­for­men
zu sichern, ist es unab­ding­bar, zunächst die gesell­schaft­li­chen
Erfor­der­nis­se zu eru­ie­ren, um davon aus­ge­hend
forschungs- und evi­denz­ba­sier­te Regu­lie­rungs­op­tio­nen
auf­zu­zei­gen. Idea­ler­wei­se kön­nen dann inter­dis­zi­pli­nä­re
Koope­ra­tio­nen, bei­spiels­wei­se zwi­schen den
Rechts- und Sozi­al­wis­sen­schaf­ten dazu bei­tra­gen, die gesell­schaft­li­che
Teil­ha­be von Bürger:innen, die Hand­lungs­fä­hig­keit
von Poli­tik und nicht zuletzt fai­re Bedin­gun­gen
in öffent­li­chen Dis­kur­sen und in der Digi­tal­wirt­schaft
zu sichern.
Wie eine frucht­ba­re inter­dis­zi­pli­nä­re Zusam­men­ar­beit
gelin­gen kann, möch­ten wir im Fol­gen­den am Bei­spiel
eines durch das Baye­ri­sche For­schungs­in­sti­tut für
Digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on (bidt) geför­der­ten Pro­jekts zei­gen,
an dem Kom­mu­ni­ka­ti­ons- und Rechts­wis­sen­schaft
gemein­sam aus­ge­wähl­te Her­aus­for­de­run­gen der Medi­en-
und Platt­form­re­gu­lie­rung bear­bei­ten.
II. Inter­dis­zi­pli­na­ri­tät in der Rechts­wis­sen­schaft
Inter­dis­zi­pli­na­ri­tät ist ein Schlag­wort, das an Hoch­schu­len
im Rah­men von For­schungs­pro­jek­ten, Dritt­mit­tel­an­trä­gen
oder der Kon­zep­ti­on von (neu­en) Stu­di­en­gän­gen
viel dis­ku­tiert wird. Auch wenn die Debat­te an sich eine
län­ge­re Tra­di­ti­on hat, ist die­se häu­fig der Beob­ach­tung
geschul­det, dass sich aktu­el­le gesell­schaft­li­che Pro­blem­la­gen
nicht (mehr) allei­ne mono­dis­zi­pli­när lösen las­sen,
son­dern viel­mehr gemein­sa­me Bemü­hun­gen um
Erkennt­nis­ge­winn und hin­sicht­lich der Imple­men­tie­rung
von Lösun­gen nötig sind.
In der Hoch­schul­pra­xis ist unter dem Begriff meist
gemeint, dass min­des­tens eine wei­te­re, „ande­re“ Dis­zi­plin
zu einem Stu­di­en­gang oder im Rah­men eines For­schungs­pro­jekts
hin­zu­ge­zo­gen wird. An die­ser Stel­le endet
dann häu­fig die Zusam­men­ar­beit und gestal­tet sich
eher als freund­li­ches „Neben­ein­an­der­her­ar­bei­ten“, bei
dem sich die erziel­ten Erkennt­nis­se im Ide­al­fall zumin­dest
ergän­zen. Die Natio­nal Aca­de­my of Sci­en­ces defi­niert
Inter­dis­zi­pli­na­ri­ät als eine For­schungs­form, bei der
Infor­ma­tio­nen, Daten, Metho­den, Per­spek­ti­ven, Kon­zep­te
und/oder Theo­rien aus ver­schie­de­nen Dis­zi­pli­nen
inte­griert wer­den, um gesell­schaft­li­che Pro­ble­me zu lösen,
deren Reich­wei­te über eine ein­zel­ne Dis­zi­plin hin­aus
geht.12 Die­se Inte­gra­ti­on benö­tigt eine gro­ße Offen­heit
von den betei­lig­ten Akteu­ren und setzt zudem eine
hohe Kom­mu­ni­ka­ti­ons­be­reit­schaft vor­aus, da im Rah­men
einer jeden inter­dis­zi­pli­nä­ren Koope­ra­ti­on sehr viel
Erklärungs‑, Über­set­zungs- und Ver­stän­di­gungs­ar­beit
nötig ist.
Hil­gen­dorf kon­sta­tiert, dass in der Rechts­wis­sen­schaft
übli­cher­wei­se inter­dis­zi­pli­nä­re Koope­ra­tio­nen
nur wenig ver­brei­tet sind.13 Als Ursa­che nennt er dafür
bei­spiels­wei­se, dass die Begrif­fe und Metho­den der
Rechts­wis­sen­schaf­ten häu­fig sehr spe­zi­ell sind. Dadurch
wird im Rah­men einer Zusam­men­ar­beit der Erklä­rungs­auf­wand
sehr hoch und der Zugang zu rechts­wis­sen­schaft­lich
akku­mu­lier­tem Wis­sen für ande­re Dis­zi­pli­nen
schwie­rig. Dar­über hin­aus neigt die Rechts­wis­sen­schaft
sei­ner Ansicht nach zu einer eige­nen Begriffs­bil­dung
ohne dar­auf zurück­zu­grei­fen, was bereits in ande­ren
Dis­zi­pli­nen zu die­sen vor­han­den ist. Die­se, zumin­dest
par­ti­el­le, Abge­schlos­sen­heit erschwert inter­dis­zi­pli­nä­re
Koope­ra­tio­nen.
Vie­le Berei­che der Rechts­wis­sen­schaft arbei­ten sehr
anwen­dungs­ori­en­tiert. Gera­de die­se Anwen­dungs­ori­en­tie­rung
macht es nötig, auf Wis­sen aus ver­schie­de­nen
Schmid-Petri/­Do­se­va/­Schill­möl­ler/Heck­mann · Inter­dis­zi­pli­nä­re For­schung 1 4 1
14 Drey­er, Wis­sen zum Recht machen, Impuls­vor­trag im Rah­men des
Work­shops „Die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft als Impuls­ge­ber
für eine evi­denz­ba­sier­te Medi­en- und Platt­form­re­gu­lie­rung im
Online-Zeit­al­ter“ von Schmid-Petri/ Doseva/ Stark/ Schneiders/
Drey­er, Jah­res tagung der DGPuK, 2022.
15 RL (EU) 2019/790 des Euro­päi­schen Par­la­ments und des Rates v.
17.4.2019 über das Urhe­ber­recht und die ver­wand­ten Schutz­rech­te
im digi­ta­len Bin­nen­markt und zur Ände­rung der RL 96/9/EG und
RL 2001/29/EG (ABl. 2019 L 130, 92).
16 Wandtke/Hauck, Ein neu­es Haf­tungs­sys tem im Urhe­ber­recht
– Zur Umset­zung von Art. 17 DSM-RL in einem „Urhe­ber­rechts-
Diens tean­bie­ter-Gesetz“, ZUM 2020; Ludy­ga, Die EU-Urhe­ber­rechts­re­form:
„Digi­ta­les Update“, jM 2019, 442; Gielen/Tissen, Die
neue Platt­form­haf­tung nach der Richt­li­nie über das Urhe­ber­recht
im digi­ta­len Bin­nen­markt, EuZW 2019.
gesell­schaft­li­chen Berei­chen zurück­grei­fen zu kön­nen,
um fun­dier­te und begrün­de­te Ent­schei­dun­gen tref­fen zu
kön­nen. Drey­er unter­schei­det hier zwi­schen Hand­lungs­vor­aus­set­zungs­wis­sen
und Hand­lungs­wir­kungs­wis­sen,
das das Rechts­sys­tem idea­ler­wei­se benö­tigt, um zum einen
rele­van­te Regu­lie­rungs­be­rei­che zu iden­ti­fi­zie­ren
und zum ande­ren bestehen­de Nor­men und/oder getrof­fe­ne
Ent­schei­dun­gen zu evaluieren.14 Unter Hand­lungs­vor­aus­set­zungs­wis­sen
fal­len bei­spiels­wei­se Erkennt­nis­se
oder empi­ri­sche Daten dar­über, wel­che gesell­schaft­li­chen
Pro­ble­me oder auch Fehl­ent­wick­lun­gen vor­lie­gen
und als wie rele­vant und per­sis­tent die­se ein­zu­stu­fen
sind. Zum Bereich des Hand­lungs­wir­kungs­wis­sens gehört
bei­spiels­wei­se eine Abschät­zung der Wir­kungs­wei­se
und Effek­ti­vi­tät von bestimm­ten Regu­lie­rungs­op­tio­nen
oder auch eine retro­spek­ti­ve Bewer­tung dahin­ge­hend,
ob eine bestimm­te Regu­lie­rung die gewünsch­ten
Effek­te erzielt hat (oder nicht).
Für die evi­denz­ba­sier­te Fun­die­rung bestimm­ter
Rechts­vor­schrif­ten kann die Rechts­wis­sen­schaft folg­lich
in hohem Maße von den Erkennt­nis­sen aus ande­ren
Dis­zi­pli­nen pro­fi­tie­ren. Im Bereich der Medi­en- und
Platt­form­re­gu­lie­rung ist hier die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft
eine (unter vie­len wei­te­ren) sozi­al­wis­sen­schaft­li­che
Dis­zi­plin, die rele­van­tes Wis­sen in Regu­lie­rungs­pro­zes­se
ein­spei­sen kann. Dies möch­ten wir im
Fol­gen­den am Bei­spiel einer Stu­die, die im Rah­men der
Novel­lie­rung des Urhe­ber­rechts durch­ge­führt wur­de,
ver­deut­li­chen. Ziel die­ses Bei­tra­ges ist es folg­lich, exem­pla­risch
dar­zu­stel­len, wie die inter­dis­zi­pli­nä­re For­schung
beson­ders wert­vol­le Erkennt­nis­se her­vor­brin­gen
kann, die im poli­ti­schen Pro­zess den ange­mes­se­nen Inter­es­sen­aus­gleich
bei regu­la­to­ri­schen Vor­ha­ben ent­schei­dend
ver­bes­sern. Die­se kön­nen auch dazu bei­tra­gen,
Regu­lie­rungs­vor­schlä­ge evi­denz­ba­siert zu eva­lu­ie­ren
und auf Grund­la­ge der Empi­rie neue Regu­lie­rungs­vor­schlä­ge
zu unter­brei­ten.
III. Inter­dis­zi­pli­nä­re For­schung am Bei­spiel eines
gemein­sa­men Pro­jekts zwi­schen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­und
Rechts­wis­sen­schaft

  1. Die EU-Urhe­ber­rechts­re­form und ihre Umset­zung in
    Deutsch­land
    Als Reak­ti­on auf die Dis­kus­si­on über die Ver­ant­wort­lich­keit
    der Platt­form­be­trei­ber und der Fra­ge nach
    einem ange­mes­se­nen urhe­ber­recht­li­chen Inter­es­sen­aus­gleich
    sah sich die Euro­päi­sche Uni­on ver­an­lasst, die
    Rege­lun­gen zum Schutz des Urhe­ber­rechts im Bin­nen­markt
    nach­zu­schär­fen. Hier­zu wur­de die Digi­tal Sin­gle
    Mar­ket (DSM)-Richtlinie15 ver­ab­schie­det, die das Urhe­ber­recht
    an die neu­en tech­ni­schen und gesell­schaft­li­chen
    Gege­ben­hei­ten des Inter­nets anpas­sen, den Schutz
    der Urheber:innen ver­bes­sern und den Urhe­ber­rechts­schutz
    im Bin­nen­markt har­mo­ni­sie­ren soll.16
    Die bis­he­ri­gen Rege­lun­gen, ins­be­son­de­re die Haf­tungs­frei­stel­lung
    der Medi­en­in­ter­me­diä­re für die Urhe­ber­rechts­ver­let­zun­gen
    ihrer Nutzer:innen, solan­ge sie
    den betref­fen­den Bei­trag nach einem Hin­weis der
    Rechts­in­ha­ber unver­züg­lich ent­fer­nen (Arti­kel 14 der ECom­mer­ce-
    Richt­li­nie von 2000), stam­men noch aus der
    „Anfangs­zeit“ des Inter­nets und soll­te ein inno­va­ti­ons­und
    ent­wick­lungs­of­fe­nes regu­la­to­ri­sches Rah­men­werk
    für das Inter­net schaf­fen. Die DSM-RL rückt hier­von ab
    und regelt eine eige­ne täter­schaft­li­che Haf­tung der Platt­form­be­trei­ber
    für die Urhe­ber­rechts­ver­let­zun­gen ihrer
    Nutzer:innen (Art. 17 Abs. 1 DSM-RL). Gleich­zei­tig
    schafft die Regel aller­dings auch eine neue Exkul­pa­ti­ons­mög­lich­keit
    für die Platt­form­be­trei­ber: Art. 17 Abs. 4
    DSM-RL regelt, dass sie die­ser Haf­tung nicht nur durch
    den Abschluss von Lizen­zen ent­ge­hen kön­nen, son­dern
    auch indem sie „nach Maß­ga­be bran­chen­üb­li­cher Stan­dards“
    sicher­stel­len, dass „bestimm­te Wer­ke und sons­ti­ge
    Schutz­ge­gen­stän­de, zu denen die Rechts­in­ha­ber den
    1 4 2 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 3 ( 2 0 2 3 ) , 1 3 9 — 1 4 6
    17 Gielen/Tissen, Die neue Platt­form­haf­tung nach der Richt­li­nie über
    das Urhe­ber­recht im digi­ta­len Bin­nen­markt, EuZW 2019, S. 644;
    Has tedt, Neue Her­aus­for­de­run­gen für das Recht durch „Impos­si­bi­li­ty
    Struc tures“, MMR, 2021, S. 696; Kaes­ling, Die EU-Urhe­ber­recht­no­vel­le
    – der Unter­gang des Inter­nets?, JZ 2019, S. 590;
    Ludy­ga, Die EU-Urhe­ber­rechts­re­form: „Digi­ta­les Update“, jM,
    2019, S. 444; Pra­ver­mann, Art. 17 der Richt­li­nie zum Urhe­ber­recht
    im digi­ta­len Bin­nen­markt, GRUR, 2019, S. 783; Rome­ro-Moreno,
    ‘Noti­ce and s tay­down’ and social media: amen­ding Artic­le 13 of
    the Pro­po­sed Direc tive on Copy­right, Inter­na­tio­nal Review of
    Law, Com­pu­ters & Tech­no­lo­gy, 2020, S. 154.
    18 Schill­möl­ler/­Do­se­va/­Schmid-Petri/Heck­mann, Con­tent ID vs.
    „Upload­fil­ter­pflicht” – Wahr­neh­mung und Bewer­tung von pri­va­ten
    und gesetz­lich vor­ge­se­he­nen Fil­ter­maß­nah­men, in Schrör/
    Keiner/ Müller/ Schu­ma­cher (Hrsg.), Ent­schei­dungs trä­ger im
    Inter­net: Pri­va­te Ent­schei­dungss truk­tu­ren und Platt­form­re­gu­lie­rung,
    Nomos Ver­lags­ge­sell­schaft, 2022, S. 21.
    19 Kaes­ling, Die EU-Urhe­ber­recht­no­vel­le – der Unter­gang des
    Inter­nets? JZ 2019, S. 588; Wandtke/Hauck, Ein neu­es Haf­tungs­sys
    tem im Urhe­ber­recht – Zur Umset­zung von Art. 17 DSM-RL in
    einem „Urhe­ber­rechts-Diens tean­bie­ter-Gesetz“, ZUM 2020, S. 675;
    Gielen/Tissen, Die neue Platt­form­haf­tung nach der Richt­li­nie über
    das Urhe­ber­recht im digi­ta­len Bin­nen­markt, EuZW 2019, S. 64.
    20 Gers ter, Die Legen­de von der Zers törung des Inter­nets, Frank­fur­ter
    All­ge­mei­ne Zei­tung v. 3.4.2019, https://www.faz.net/aktuell/
    politik/der‑s treit-um-das-urhe­ber­recht-und-der-kampf­be­griff­zen­sur-
    16116729.html (letz­ter Zugriff am 01.05.2023).
    21 Gielen/Tissen, Die neue Platt­form­haf­tung nach der Richt­li­nie über
    das Urhe­ber­recht im digi­ta­len Bin­nen­markt, EuZW, 2019, S. 645.
    22 Vgl. hier­zu u.a. auch Kraet­zig, Das Urhe­ber­recht als Zen­sur­recht,
    Mohr Sie­beck, 2022.
    23 Saga­tz, Auf­stand der Gene­ra­ti­on You­tube. Der Tagess pie­gel v.
    9.3.2019, https://www.tagess piegel.de/gesellschaft/medien/protes tge­gen-
    upload­fil­ter-aufs tand-der-gene­ra­ti­on-you­tube/24082412.
    html (letz­ter Zugriff am 01.05.2023).
    24 Bun­des­mi­nis teri­um der Jus tiz, Erklä­rung der Bun­des­re­pu­blik
    Deutsch­land zur Richt­li­nie über das Urhe­ber­recht und ver­wand­te
    Schutz­rech­te im Digi­ta­len Bin­nen­markt; ins­be­son­de­re zu Arti­kel
    17 der Richt­li­nie v. 15.04.2019, https://www.bmj.de/SharedDocs/
    Downloads/DE/News/PM/041519_Protokollerklaerung_Richtlinie_
    Urheberrecht.pdf;jsessionid=7D872BBAF20DB4A769A7BE1A
    7FFDCE21.1_cid297?__blob=publicationFile&v=1
    25 Zur Kri­tik sie­he Schillmöller/Doseva, „Chil­ling effec ts“ durch
    You­Tubes Con­tent ID?, MMR, 2022, S. 181
    26 game – Ver­band der deut­schen Games-Bran­che, Stel­lung­nah­me
    zum Refe­ren­ten­ent­wurf des Bun­des­mi­nis teri­ums der Jus tiz und
    für Ver­brau­cher­schutz zu einem Zwei­ten Gesetz zur Anpas­sung
    des Urhe­ber­rechts an die Erfor­der­nis­se des digi­ta­len
    Bin­nen­mark­tes v. 6.11.2020, https://www.game.de/wp-content/
    uploads/2020/11/2020–11-06-game-Entwurf-Stellungnahme-RefEUmsetzung-
    DSM-RL.pdf.
    Anbie­tern die­ser Diens­te ein­schlä­gi­ge und not­wen­di­ge
    Infor­ma­tio­nen bereit­ge­stellt haben, nicht ver­füg­bar
    sind“. Die­se Exkul­pa­ti­on setzt nach ein­hel­li­ger Mei­nung
    aller­dings vor­aus, dass die Medi­en­in­ter­me­diä­re sog. Upload­fil­ter
    ein­set­zen müs­sen, um die­sen „bran­chen­üb­li­chen
    Stan­dard“ zu erfüllen.17 Bei Upload­fil­tern han­delt es
    sich um „Tech­no­lo­gien, die Text‑, Video‑, Audio- oder
    ande­re Datei­en beim oder nach dem Upload, in jedem
    Fall aber noch vor der Ver­öf­fent­li­chung, prü­fen und im
    Fal­le einer Rechts­ver­let­zung, die Ver­öf­fent­li­chung ver­hin­dern,
    oder die­se an bestimm­te Maß­nah­men, zum
    Bei­spiel das Stumm­schal­ten einer Audio­spur, knüp­fen.“
    18 Art. 17 Abs. 4 DSM-RL regelt jedoch nicht – wie in
    der öffent­li­chen Dis­kus­si­on oft kol­por­tiert – eine Pflicht
    zum Ein­satz von Upload­fil­tern, son­dern viel­mehr nur
    eine Uploadfilterobliegenheit.19 Ihr Ein­satz dient ledig­lich
    dem Eigen­in­ter­es­se der Platt­for­men, näm­lich zur
    Ver­mei­dung von Rechts­nach­tei­len, die sich sonst aus der
    täter­schaft­li­chen Haf­tung erge­ben wür­den.
    Genau die Ein­füh­rung die­ser „Upload­fil­ter­pflicht“
    hat zu euro­pa­wei­ten Demons­tra­tio­nen gegen die Richt­li­nie
    geführt und zu Peti­tio­nen mit mehr als fünf Mil­lio­nen
    Unter­schrif­ten. Die Kritiker:innen befürch­ten, die
    „Zer­stö­rung des Internets“20, warn­ten vor einer schlei­chen­den
    Ein­füh­rung staat­li­cher Zen­sur­maß­nah­men,
    und einer Gefähr­dung der Mei­nungs­frei­heit durch ein
    soge­nann­tes „Overblocking“.21 Dem Gesetz­ge­ber wur­de
    vor­ge­wor­fen, das Urhe­ber­recht als Zen­sur­recht in Stel­lung
    zu bringen.22 Außer­dem wur­de kri­ti­siert, dass die
    DSM-Richt­li­nie – trotz der Pro­tes­te und der kon­tro­ver­sen
    öffent­li­chen Dis­kus­si­on — „hin­ter ver­schlos­se­nen Türen“
    beschlos­sen wur­de und dass die For­de­run­gen der
    (oft schwach orga­ni­sier­ten) Inhalteproduzent:innen im
    Gesetz­ge­bungs­ver­fah­ren nicht berück­sich­tigt wurden.23
    Als Reak­ti­on auf den anhal­ten­den öffent­li­chen Dis­kurs
    ver­sprach die dama­li­ge Bun­des­re­gie­rung, die DSMRL
    ohne eine ent­spre­chen­de Upload­fil­ter­ob­lie­gen­heit
    umzusetzen.24 Das der Umset­zung die­nen­de Urhe­ber­rechts-
    Diens­te­an­bie­ter-Gesetz (UrhDaG) kommt jedoch
    nicht ohne eine ent­spre­chen­de Vor­schrift aus. Den­noch
    wur­den im UrhDaG eini­ge über die DSM-RL hin­aus­ge­hen­de
    Mecha­nis­men ein­ge­führt, um die Aus­wir­kun­gen
    des Upload­fil­ter­ein­sat­zes zu begren­zen. Die Rech­te der
    Nutzer:innen sol­len durch die Ein­füh­rung von pro­ze­du­ra­len
    Mecha­nis­men abge­si­chert wer­den (§§ 10, 11 UrhDaG).
    Außer­dem wird ihnen ein neu­es Beschwer­de­ver­fah­ren
    zur Ver­fü­gung gestellt (§§ 13–17 UrhDaG).25
    Die Ein­füh­rung die­ser Mecha­nis­men war jedoch einer
    aus­gie­bi­gen Dis­kus­si­on der betei­lig­ten Stake­hol­der
    aus­ge­setzt. Die­se fand nicht nur im Rah­men des Kon­sul­ta­ti­ons­ver­fah­rens
    zum Refe­ren­ten­ent­wurf statt, son­dern
    auch dar­über hin­aus. Ins­be­son­de­re vor dem Hin­ter­grund
    der wort­laut­ge­treu­en Umset­zung der DSM-RL in
    Län­dern wie Frank­reich und Ita­li­en, wur­de der deut­sche
    Son­der­weg sowohl von den Medi­en­in­ter­me­diä­ren, als
    auch von den Rechts­in­ha­bern kri­ti­siert, unter ande­rem
    weil er gera­de dem Ziel der Har­mo­ni­sie­rung des Bin­nen­mark­tes
    zuwi­der­lau­fen würde.26 Auf­fäl­lig war gleich­Schmid-
    Petri/Doseva/Schillmöller/Heckmann · Inter­dis­zi­pli­nä­re For­schung 1 4 3
    27 Die­ses Unter­ka­pi­tel fasst Ergeb­nis­se aus einem empi­ri­schen
    Pro­jekt zusam­men, die im Rah­men fol­gen­der Arti­kel bereits
    publi­ziert wur­den: Dose­va/­Schmid-Petri/­Schill­möl­ler/ Heck­mann,
    Uploa­ders‘ per­cep­ti­ons of the Ger­man imple­men­ta­ti­on of the EU
    copy­right reform and their pre­fe­ren­ces for copy­right regu­la­ti­on,
    Inter­net Poli­cy Review, 2022; Schill­möl­ler/­Do­se­va/­Schmid-Petri/
    Heck­mann, Con­tent ID vs. „Upload­fil­ter­pflicht” – Wahr­neh­mung
    und Bewer­tung von pri­va­ten und gesetz­lich vor­ge­se­he­nen Fil­ter­maß­nah­men,
    in Schrör/ Keiner/ Müller/ Schu­ma­cher (Hrsg.),
    Ent­schei­dungs­trä­ger im Inter­net: Pri­va­te Ent­schei­dungss truk­tu­ren
    und Platt­form­re­gu­lie­rung, Nomos Ver­lags­ge­sell­schaft, 2022, S. 19-
    44; Schillmöller/Doseva, „Chil­ling effec ts“ durch You­Tubes Con­tent
    ID?, MMR, 2022, S. 181–183; Schill­möl­ler/­Do­se­va/­Schmid-Petri/
    Heck­mann, Urhe­ber­recht im digi­ta­len Zeit­al­ter – Gesetz­ge­bung
    im Inter­es­sen­kon­flikt, bidt-blog, 2021, https://www.bidt.digital/
    urhe­ber­recht-im-digi­ta­len-zeit­al­ter-gesetz­ge­bung-im-inter­es­sen­kon­flik­t/.
    zei­tig auch, dass zum Zeit­punkt des deut­schen Gesetz­ge­bungs­ver­fah­rens
    die öffent­li­che Dis­kus­si­on um die Ein­füh­rung
    von Upload­fil­tern abge­ebbt ist und es kei­ne Demons­tra­tio­nen
    gab, die ver­gleich­bar mit jenem im Jahr
    2019 waren.
    Wie an die­sem Bei­spiel dar­ge­stellt, voll­zieht sich die
    Platt­form­re­gu­lie­rung oft im Drei­ecks­ver­hält­nis zwi­schen
    Platt­form­be­trei­bern, Rechts­in­ha­bern sowie
    Nutzer:innen, deren Inter­es­sen gegen­ein­an­der abge­wo­gen
    wer­den müs­sen. Hoch­schu­len und ihre Mit­glie­der
    sind in die­sem Span­nungs­ver­hält­nis sowohl als Inha­ber
    von Urhe­ber­rech­ten an Inhal­ten, die auf Platt­for­men
    hoch­ge­la­den oder auch von ande­ren wei­ter­ver­ar­bei­tet
    wer­den, als auch als Nutzer:innen online ver­füg­ba­rer
    Medi­en­pro­duk­te ange­spro­chen. Gleich­zei­tig kön­nen sie
    im Rah­men der von ihnen bereit­ge­stell­ten Lern­in­fra­struk­tur
    aber auch in die Rol­le des Platt­form­be­trei­bers
    schlüp­fen, der die „Infra­struk­tur“ für die recht­mä­ßi­ge
    und rechts­wid­ri­ge Ver­brei­tung urhe­ber­recht­lich geschütz­ter
    Wer­ke bereitstellt.
  2. Gesetz­ge­bung im Inter­es­sen­kon­flikt: Nutzer:innen als
    die lei­sen Stim­men in der Gesetzgebung?27
    Um Regu­lie­run­gen evi­denz­ba­siert an gesell­schaft­li­che
    Erfor­der­nis­se anpas­sen zu kön­nen, ist es von Rele­vanz,
    die Posi­tio­nen, Inter­es­sens­la­gen und mög­li­che Kon­flikt­li­ni­en
    der unter­schied­li­chen betei­lig­ten Stake­hol­der­grup­pen
    zu ken­nen. Zur sys­te­ma­ti­schen Beant­wor­tung
    die­ser Fra­ge für den vor­lie­gen­den Fall der Reform des
    Urhe­ber­rechts haben wir im Rah­men des Pro­jekts zum
    einen eine qua­li­ta­ti­ve Inhalts­ana­ly­se aller abge­ge­be­nen
    Stel­lung­nah­men (N=107) zum Refe­ren­ten­ent­wurf vor­ge­nom­men.
    Zum ande­ren wur­den ergän­zend 19 akti­ve
    Nutzer:innen von Video­platt­for­men (d.h. Per­so­nen, die
    selbst dort Vide­os hoch­la­den) zu ihrer Ein­schät­zung im
    Rah­men von qua­li­ta­ti­ven Leit­fa­den­in­ter­views befragt.
    Die­se waren im offi­zi­el­len Kon­sul­ta­ti­ons­ver­fah­ren unter­re­prä­sen­tiert,
    so dass ihre Per­spek­ti­ve, trotz ihrer gro­ßen
    Betrof­fen­heit von urhe­ber­recht­li­chen Regu­lie­run­gen,
    dort nur unzu­rei­chend abge­bil­det war. Die befrag­ten
    Nutzer:innen unter­schei­den sich sowohl hin­sicht­lich
    ihres Orga­ni­sa­ti­ongra­des (stark orga­ni­siert wie Unter­neh­men,
    Orga­ni­sa­tio­nen und Insti­tu­tio­nen, mäßig orga­ni­siert
    wie ein loser Zusam­men­schluss von zwei oder
    mehr Per­so­nen, die gemein­sam einen Kanal betrei­ben
    und schwach orga­ni­siert, z. B. Ein­zel­per­so­nen), als auch
    hin­sicht­lich ihrer Reich­wei­te (hohe Reich­wei­te mit über
    5.000 Abon­nen­ten, mitt­le­re Reich­wei­te mit 501 bis 5.000
    Abon­nen­ten und gerin­ge Reich­wei­te mit unter 500
    Abon­nen­ten).
    In den Stel­lung­nah­men zum Refe­ren­ten­ent­wurf las­sen
    sich zwei gegen­sätz­li­che Stand­punk­te iden­ti­fi­zie­ren,
    mit den Rechts­in­ha­bern und Ver­wer­tungs­ge­sell­schaf­ten
    wie der GEMA auf der einen, und den gro­ßen Platt­form­be­trei­bern
    wie Twit­ter oder Face­book, als auch
    Vertreter:innen der Zivil­ge­sell­schaft und ein­zel­nen
    Nutzer:innen auf der ande­ren Sei­te. Wäh­rend die Rechts­in­ha­ber­sei­te
    bestrebt ist, Ein­schrän­kun­gen ihrer Ver­trags­frei­heit
    (Art. 2 Abs. 1 GG) zu ver­hin­dern, um mög­lichst
    umfang­rei­che und unge­bun­den Lizen­zen mit den
    Platt­for­men ver­ein­ba­ren zu kön­nen und gleich­zei­tig für
    eine prä­ven­ti­ve Sper­rung nicht lizen­zier­ter Mate­ri­als
    plä­diert, möch­ten die Nutzer:innen, aber auch die Platt­form­be­trei­ber
    mög­lichst vie­le Inhal­te kos­ten­los oder gegen
    eine pau­scha­le Ver­gü­tung zugäng­lich machen. Für
    die Platt­form­an­bie­ter ist es ins­be­son­de­re zen­tral, kei­ne
    eige­nen urhe­ber­recht­li­chen Ent­schei­dun­gen tref­fen zu
    müs­sen, um ihr Haf­tungs­ri­si­ko zu mini­mie­ren. Die Upload­fil­ter­ob­lie­gen­heit
    wird von­sei­ten der Platt­for­men
    auf­grund ihrer tech­ni­schen Umsetz­bar­keit kri­tisch hin­ter­fragt.
    Ähn­lich kri­tisch sehen die Nutzer:innen den
    Ein­satz auto­ma­ti­sier­ter Sys­te­me im urhe­ber­recht­li­chen
    Kon­text. Grund dafür sei die Gefahr vor Over­blo­cking,
    also das Löschen und Sper­ren von Inhal­ten, die nicht gegen
    das Urhe­ber­recht ver­sto­ßen und auch nicht aus ande­ren
    Grün­den rechts­wid­rig sind. Die vom BMJV ein­ge­führ­ten
    Mecha­nis­men wer­den von Nutzer:innen als
    nicht weit­rei­chend genug ange­se­hen, um Over­blo­cking
    zu ver­mei­den.
    Dies ist inso­fern von beson­de­rem Inter­es­se, da eini­ge
    der in den Inter­views befrag­ten Nutzer:innen ihre Tätig­keit
    der Con­tent-Erstel­lung für Kommunikationsplatt1
    4 4 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 3 ( 2 0 2 3 ) , 1 3 9 — 1 4 6
    28 Hil­der­brand, You­tube: Whe­re cul­tu­ral memo­ry and copy­right
    con­ver­ge, Film Quar­ter­ly, 2007, S. 56.
    for­men nicht nur als Hob­by betrei­ben, son­dern als Beruf
    und die­se damit eine wich­ti­ge finan­zi­el­le Ein­nah­me­quel­le
    dar­stellt. Von den Ände­run­gen im Bereich des Urhe­ber­rechts
    sind sie dem­zu­fol­ge direkt finan­zi­ell betrof­fen.
    Auf­grund ihrer bereits gesam­mel­ten Erfah­run­gen mit
    dem auto­ma­ti­sier­ten Sys­tem von You­Tube zur Iden­ti­fi­ka­ti­on
    von Urhe­ber­rechts­ver­let­zun­gen, Con­tent ID, ste­hen
    sie der kom­men­den Upload­fil­ter­ob­lie­gen­heit eher
    skep­tisch gegen­über. Die Feh­ler­an­fäl­lig­keit sol­cher Erken­nungs­sys­te­me
    führt oft dazu, dass die Uploa­der ihre
    Vide­os nicht mone­ta­ri­sie­ren kön­nen, obwohl sie kei­ne
    Urhe­ber­rechts­ver­let­zun­gen began­gen haben. Dies ist
    ins­be­son­de­re dann pro­ble­ma­tisch, wenn es sich bei den
    hoch­ge­la­de­nen Inhal­ten um sog. „appro­pria­ti­ve con­tent“
    28 han­delt – d.h. Inhal­te, die auf urhe­ber­recht­lich
    geschütz­ten Wer­ken ande­rer beru­hen, aber den­noch
    neue Wer­ke dar­stel­len und urhe­ber­recht­lich zuläs­sig
    sind, zum Bei­spiel Remix-Vide­os, Par­odien, Memes und
    Mas­hups. Da mög­li­che Feh­ler bei der auto­ma­ti­schen Erken­nung
    von Urhe­ber­rechts­ver­let­zun­gen die Mone­ta­ri­sie­rung
    unter­bin­den, sehen sich die Uploa­der benach­tei­ligt.
    Im Fal­le einer feh­ler­haf­ten Erken­nung und dar­auf­fol­gen­der
    Blo­ckie­rung ihrer Inhal­te, for­dern die inter­view­ten
    Uploa­der, dass zumin­dest ein­ge­reich­te
    Beschwer­den von Men­schen und nicht von auto­ma­ti­sier­ten
    Sys­te­men über­prüft und bear­bei­tet wer­den. Dar­über
    hin­aus for­dern sie, dass gro­ße Platt­for­men wie You-
    Tube mehr Lizenz­ver­ein­ba­run­gen mit den Rechts­in­ha­bern
    abschlie­ßen, um den Ein­satz von Upload­fil­tern
    über­flüs­sig zu machen oder zumin­dest ihren Anwen­dungs­be­reich
    ein­zu­schrän­ken.
    Die Ein­füh­rung von pro­ze­du­ra­len Mecha­nis­men als
    Absi­che­rung der Rech­te von Nut­ze­rin­nen und Nut­zern
    wird von den befrag­ten Uploa­dern eben­falls kri­ti­siert.
    Die Uploa­der betrach­ten die vor­ge­schla­ge­nen Mecha­nis­men,
    wie zum Bei­spiel die gering­fü­gi­ge Nut­zung (sog.
    Baga­tell­gren­ze, § 10 UrhDaG) als will­kür­lich und nicht
    pra­xis­taug­lich. Wei­te­re Regu­lie­rungs­me­cha­nis­men wie
    die Mög­lich­keit, einen Upload als gesetz­lich erlaub­te
    Nut­zung zu kenn­zeich­nen (sog. Pre-Flag­ging, § 11 UrhDaG),
    wer­den im All­ge­mei­nen posi­tiv und als ein ers­ter
    Schritt, um Over­blo­cking zu ver­hin­dern, bewer­tet.
    Ver­gli­chen mit den vor­ge­schla­ge­nen Baga­tell­gren­zen
    wird das Pre-Flag­ging als pra­xis­taug­li­cher wahr­ge­nom­men,
    ins­be­son­de­re bei Fäl­len in der Grau­zo­ne, in denen
    eine Ein­zel­fall­ent­schei­dung erfor­der­lich ist.
    Des Wei­te­ren wün­schen sich die befrag­ten Uploa­der
    die Mög­lich­keit, direkt mit den Rechts­in­ha­bern in Kon­takt
    zu tre­ten und ver­han­deln zu kön­nen. Zugleich sind
    eini­ge Uploa­der der Mei­nung, dass die Platt­form­be­trei­ber
    mehr Ver­ant­wor­tung über­neh­men und damit auch
    sicher­stel­len sol­len, dass die Inter­es­sen der Uploa­der sowie
    die Inter­es­sen der Rechts­in­ha­ber stär­ker berück­sich­tigt
    wer­den.
    IV. Fazit und Aus­blick: Evi­denz­ba­sier­te Regu­lie­rung -
    Chan­ce für einen bes­se­ren Inter­es­sen­aus­gleich im
    Gesetz­ge­bungs­pro­zess
    Wie dar­ge­stellt, stel­len die ver­än­der­ten Kom­mu­ni­ka­ti­ons­be­din­gun­gen
    in Online-Umge­bun­gen gera­de das
    Urhe­ber­recht vor gro­ße Her­aus­for­de­run­gen. Dies betrifft
    auch Hoch­schu­len, da die­se sowohl als Urheber:innen,
    als auch als Nutzer:innen in Kom­mu­ni­ka­ti­on auf Platt­for­men
    ein­ge­bun­den sind. Dar­über machen Her­aus­for­de­run­gen
    die­ser Art deut­lich, dass es in den meis­ten Fäl­len
    die Per­spek­ti­ven unter­schied­li­cher Dis­zi­pli­nen
    braucht, um einen sinn­vol­len gesell­schaft­li­chen Umgang
    mit sol­chen Trans­for­ma­ti­ons­pro­zes­sen zu fin­den.
    Das hier vor­ge­stell­te Bei­spiel hat illus­triert, wie sich
    eine frucht­ba­re Zusam­men­ar­beit – in die­sem Fall zwi­schen
    Rechts- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft – gestal­ten
    kann. Die Kom­mu­ni­ka­ti­ons- und auch ande­re
    Sozi­al­wis­sen­schaf­ten kön­nen einen Bei­trag dazu leis­ten,
    dass Bedürf­nis­se unter­schied­li­cher gesell­schaft­li­cher
    Grup­pen Ein­gang in den Gesetz­ge­bungs­pro­zess fin­den
    und/oder geplan­te oder bestehen­de Regu­lie­run­gen eva­lu­iert
    wer­den. Vor allem nicht orga­ni­sier­te Grup­pen mit
    wenig Res­sour­cen lau­fen Gefahr, im Gesetz­ge­bungs­pro­zess
    „unter­zu­ge­hen“ oder nicht gese­hen zu wer­den. Sie
    ver­fü­gen in der Regel über kei­ne orga­ni­sier­te Inter­es­sens­ver­tre­tung
    und sind in offi­zi­el­le Ver­fah­ren (wie
    bspw. Kon­sul­ta­ti­ons­pro­zes­se) häu­fig nicht ein­ge­bun­den.
    Dar­über hin­aus bie­tet die gro­ße Anwen­dungs­ori­en­tie­rung
    der Rechts­wis­sen­schaft viel­fäl­ti­ge Anknüp­fungs­punk­te
    für inter­dis­zi­pli­nä­re Zusam­men­ar­beit und gera­de
    die­se macht es zudem nötig, auf die Erkennt­nis­se ande­rer
    Dis­zi­pli­nen zurück­zu­grei­fen, um sicher­zu­stel­len,
    dass sich die Pra­xis nicht von den gesell­schaft­li­chen Erfor­der­nis­sen
    und Rea­li­tä­ten ent­fernt.
    Die hier illus­trier­te und emp­foh­le­ne inter­dis­zi­pli­nä­re
    Koope­ra­ti­on der Rechts­wis­sen­schaft mit ande­ren (SoziSchmid-
    Petri/Doseva/Schillmöller/Heckmann · Inter­dis­zi­pli­nä­re For­schung 1 4 5
    al-)Wissenschaften birgt natür­lich nicht nur anwen­dungs­be­zo­ge­ne
    Poten­zia­le im Sin­ne ver­bes­ser­ter Wis­sens­grund­la­gen
    für Regu­lie­rungs­pro­zes­se und die ihnen
    vor­ge­schal­te­ten Kon­sul­ta­ti­ons- und Deli­be­ra­ti­ons­pro­zes­se.
    Auch die wis­sen­schaft­li­che For­schung selbst pro­fi­tiert
    im güns­tigs­ten Fall von sol­cher Zusam­men­ar­beit:
    Für die Rechts­wis­sen­schaft wer­den durch Metho­den
    und Ergeb­nis­se der Sozi­al­wis­sen­schaf­ten die „Betrof­fe­nen“
    mit ihren Inter­es­sen, Erfah­run­gen und Argu­men­ten
    greif­ba­rer und für eine sys­te­ma­ti­sche Refle­xi­on ver­füg­bar.
    Für Sozialwissenschaftler:innen wird aus sol­chen
    Koope­ra­tio­nen umge­kehrt die struk­tur­prä­gen­de
    Rol­le von Recht und Regu­lie­rung – als eine wesent­li­che
    Deter­mi­nan­te sozia­len Han­delns – sehr viel deut­li­cher
    erfass­bar und kann in Stu­di­en wie etwa Inter­views oder
    Inhalts­ana­ly­sen gezielt berück­sich­tigt wer­den.
    Für die Hoch­schu­len haben die­se Per­spek­ti­ven in
    mehr­fa­cher Hin­sicht Bedeu­tung. Zum einen wür­den
    ins­be­son­de­re gro­ße Uni­ver­si­tä­ten von der stär­ke­ren koope­ra­ti­ven
    Ver­net­zung der Rechts­wis­sen­schaft mit ande­ren
    Fach­ge­bie­ten im oben beschrie­be­nen Sin­ne pro­fi­tie­ren.
    Sie wür­den damit auch ihren ‚Impact‘, ihren Bei­trag
    zur Bear­bei­tung gesell­schaft­li­cher Her­aus­for­de­run­gen,
    noch ein­mal ver­grö­ßern. Zugleich sind Hoch­schu­len
    und ihre Ange­hö­ri­gen wie ein­gangs erwähnt aber auch
    „Betrof­fe­ne“ in Regu­lie­rungs­fra­gen wie etwa der Neu­fas­sung
    von Urhe­ber­rech­ten und dem Digi­tal Ser­vices Act,
    weil die Wis­sen­schaft auch Pro­du­zent von Inhal­ten ist
    und sich publi­zis­tisch betä­tigt. Digi­ta­li­sie­rung und Kom­mer­zia­li­sie­rung
    der Wis­sen­schafts­pu­bli­zis­tik stel­len
    auch Hoch­schu­len und ihr Per­so­nal vor ähn­li­che Fra­gen
    und Sor­gen wie jene, die in der vor­ge­stell­ten Inter­viewstu­die
    von Video-Uploa­dern geäu­ßert wur­den. Auch
    Hoch­schu­len und Wissenschaftler:innen sind von der
    zen­tra­len Stel­lung digi­ta­ler Medi­en­in­ter­me­diä­re abhän­gig
    und müs­sen sich mit den gül­ti­gen Regu­lie­run­gen arran­gie­ren.
    Die eige­nen Inter­es­sen in die­sem Kon­text zu
    ver­tre­ten, erfor­dert indes ein hohes Maß an Exper­ti­se
    und Enga­ge­ment – bei­des wür­de zwei­fels­oh­ne von einer
    aktiv betrie­be­nen inter­dis­zi­pli­nä­ren Koope­ra­ti­on inner­halb
    und zwi­schen Uni­ver­si­tä­ten erheb­lich pro­fi­tie­ren.
    Prof. Dr. Han­nah Schmid-Petri ist Inha­be­rin des Lehr­stuhls
    für Wis­sen­schafts­kom­mu­ni­ka­ti­on an der Uni­ver­si­tät
    Pas­sau und lei­tet die For­schungs­grup­pe „Wis­sen­schafts­kom­mu­ni­ka­ti­on“
    am Fraun­ho­fer-Exzel­lenz­clus­ter
    „Inte­grier­te Ener­gie­sys­te­me“ CINES. Außer­dem ist
    sie Mit­glied im Direk­to­ri­um des Baye­ri­schen For­schungs­in­sti­tuts
    für Digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on und im
    Baye­ri­schen Sach­ver­stän­di­gen­rat für Bio­öko­no­mie,
    der das Baye­ri­sche Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um berät. Ihre
    For­schungs­schwer­punk­te sind das Zusam­men­spiel
    von Online- und Off­line-Kom­mu­ni­ka­ti­on, Umwelt­kom­mu­ni­ka­ti­on,
    poli­ti­sche Kom­mu­ni­ka­ti­on und com­pu­ter­ge­stütz­te
    Sozi­al­wis­sen­schaf­ten.
    Ste­li­ya­na Dose­va (M.A.) ist wis­sen­schaft­li­che Refe­ren­tin
    am Baye­ri­schen For­schungs­in­sti­tut für Digi­ta­le
    Trans­for­ma­ti­on in Mün­chen und Dok­to­ran­din an der
    Uni­ver­si­tät Pas­sau. Ihre For­schungs­in­ter­es­sen umfas­sen
    die Berei­che poli­ti­sche Kom­mu­ni­ka­ti­on, Medi­en­po­li­tik
    und Platt­form­re­gu­lie­rung.
    Jan Schill­möl­ler (M. Iur.) ist wis­sen­schaft­li­cher Refe­rent
    am Baye­ri­schen For­schungs­in­sti­tut für Digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on
    in Mün­chen und Dok­to­rand an der School
    of Social Sci­ence and Tech­no­lo­gy der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät
    Mün­chen. Sein For­schungs­in­ter­es­se gilt dem
    Schutz von Grund­rech­ten durch und gegen­über Platt­for­men.
    Prof. Dr. Dirk Heck­mann ist Inha­ber des Lehr­stuhls für
    Recht und Sicher­heit in der digi­ta­len Trans­for­ma­ti­on
    an der TU Mün­chen. Außer­dem ist er Mit­glied des
    Direk­to­ri­ums des Baye­ri­schen For­schungs­in­sti­tuts für
    Digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on und Rich­ter am Baye­ri­schen
    Ver­fas­sungs­ge­richts­hof. Er ist ein aus­ge­wie­se­ner Spe­zia­list
    für das Daten­schutz­recht, das IT-Sicher­heits­recht,
    E‑Government und Rechts­in­for­ma­tik. Sei­ne For­schungs­ar­beit
    dient seit vie­len Jah­ren der Rechts­ge­stal­tung
    für einen men­schen­wür­di­gen und dem
    Gemein­wohl die­nen­den digi­ta­len Wan­del, etwa in den
    Berei­chen Per­sön­lich­keits­schutz im Inter­net oder Digi­ta­li­sie­rung
    des Gesund­heits­we­sens.
    ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 3 (2023), 139–146 1 4 6