Menü Schließen
Klicke hier zur PDF-Version des Beitrags!

„Es ist maxi­mal schwie­rig – es geht um Geld und um

Erwar­tun­gen“. Das in der Dis­kus­si­ons­run­de gefallene

State­ment zum The­ma der Tagung schien brei­te Zustim-

mung in der Run­de zu fin­den. Nicht zuletzt hat auch die

schwer zu durch­bli­cken­de Rechts­la­ge auf dem Gebiet

der beam­ten­recht­li­chen Ver­sor­gung ins­ge­samt 100 Ver-

tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter von Uni­ver­si­tä­ten, Hochschu-

len, außer­uni­ver­si­tä­ren Forschungseinrichtungen,

Minis­te­ri­en und der Anwalt­schaft dazu ver­an­lasst, an

der am 24. Novem­ber 2023 abge­hal­te­nen Online-Veran-

stal­tung teil­zu­neh­men. Dr. Micha­el Stück­radt, Vor-

stands­vor­sit­zen­der des Ver­eins zur För­de­rung des deut-

schen und inter­na­tio­na­len Wis­sen­schafts­rechts, betonte

in sei­ner Begrü­ßungs­re­de die mul­ti­po­la­re Rele­vanz des

Ver­sor­gungs­rechts für Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis-

sen­schaft­ler, für die Ein­stel­lungs­kör­per­schaf­ten sowie

auf poli­ti­scher Ebe­ne. Der Ver­ein nut­ze die Tagung als

Mög­lich­keit, die Rechts­la­ge grund­sätz­lich aufzuarbeiten

und sich der rechts­prak­ti­schen Fra­ge zu wid­men, unter

wel­chen Vor­aus­set­zun­gen beam­ten­recht­li­che Versor-

gungs­zu­sa­gen in der Wis­sen­schaft ein wich­ti­ger Magnet

zur Per­so­nal­ge­win­nung sein kön­nen und wann sie eher

zu einem Mobi­li­täts­hin­der­nis werden.

I. Rechts­rah­men der beam­ten­recht­li­chen Versorgung

In sei­nem Vor­trag „Wert der Pen­si­on – War­um ist eine

beam­ten­recht­li­che Ver­sor­gung ein wich­ti­ger Punkt in

Beru­fungs­ver­hand­lun­gen“ stell­te Prof. Dr. Ralf Brinktri-

ne, Pro­fes­sor an der Julius-Maximilians-Universität

Würz­burg, zunächst die recht­li­chen Rahmenbedingun-

gen der beam­ten­recht­li­chen Alters­ver­sor­gung vor.

Auf­grund der sta­tus­recht­li­chen Dif­fe­ren­zie­rung zwi-

schen Beam­tin­nen und Beam­ten und Tarifbeschäftigten

bestün­den zwei unter­schied­li­che Altersversorgungssys-

teme für Beschäf­tig­te im öffent­li­chen Dienst. Die Alters-

siche­rung der Beam­tin­nen und Beam­ten sei in den Be-

amten­ver­sor­gungs­ge­set­zen (des Bun­des und der jeweili-

gen Bun­des­län­der) gere­gelt, wäh­rend für die Tarifbe-

schäf­tig­ten des öffent­li­chen Diens­tes Rege­lun­gen der

Ren­ten­ver­si­che­rung nach dem SGB VI Anwen­dung fän-

den. Die Beam­ten­ver­sor­gung wur­ze­le in den herge-

brach­ten Grund­sät­zen des Beamtentums

(Art. 33 Abs. 5 GG) und sei als soge­nann­ter Grundsatz

der amts­an­ge­mes­se­nen Ali­men­ta­ti­on verfassungsrecht-

lich ver­an­kert. Dar­aus wer­de die Garan­tie einer Versor-

gungs­min­dest­hö­he abge­lei­tet. Etwa­ige Ver­stö­ße gegen

das Ali­men­ta­ti­ons­prin­zip sei­en gericht­lich einklagbar.

Nach ver­fas­sungs­recht­li­cher Beur­tei­lung sei es weder

mög­lich, das Berufs­be­am­ten­tum abzu­schaf­fen, noch die

Beam­ten­ver­sor­gung und die gesetz­li­che Rentenversiche-

rung zusam­men­zu­füh­ren. Zudem lei­te sich aus

Art. 33 Abs. 5 GG das stren­ge Gesetz­lich­keits­prin­zip der

Beam­ten­ver­sor­gung ab, wonach die wesent­li­chen Para-

meter der Pen­si­on gesetz­lich vor­be­stimmt sein müssen.

Nach der der­zei­ti­gen Rege­lung wer­de das Pensionsal-

ter mit 67 Jah­ren erreicht (§ 51 BBG und vergleichbare

Lan­des­re­ge­lun­gen), wobei auf Wunsch nach Maßgabe

der §§ 52 f. BBG ein abwei­chen­der Zeit­punkt des Ruhe-

stan­des bestimmt wer­den kann. Die Pen­si­ons­hö­he sei

prin­zi­pi­ell abhän­gig von der Fra­ge, wel­che Zei­ten und

wel­che Dienst­be­zü­ge ruhe­ge­halt­fä­hig sind. Zudem seien

teil­wei­se bestimm­te Son­der­leis­tun­gen ruhegehaltfähig.

Bei­spiels­wei­se rege­le Art. 13 Bay­BeamtVG die Ruhege-

halt­fä­hig­keit von Hoch­schul­leis­tungs­be­zü­gen. In Bund

und Län­dern betra­ge die maxi­ma­le Höhe der Pension

71,75% und die Min­dest­hö­he 35% der ruhegehaltfähigen

Dienst­be­zü­ge. Die Fest­le­gung der letzt­ge­nann­ten Höhe

sei ver­fas­sungs­ge­richt­lich ent­schie­den. Bei par­al­lel be-

ste­hen­den Ansprü­chen nach der Beamtenversorgung

sowie aus der gesetz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung würden

sie gemäß § 55 BeamtVG ver­rech­net (Ver­bot der Über-

ver­sor­gung). Es bestehe ein Rechts­an­spruch auf Berech-

nung der ruhe­ge­halt­fä­hi­gen Vor­dienst­zei­ten. Für Län-

der, in denen ein Aus­kunfts­an­spruch nicht gesetz­lich ga-

ran­tiert wer­de, wer­de die Hilfs­kon­struk­ti­on erwogen,

aus dem Anspruch auf beam­ten­recht­li­che Für­sor­ge ei-

nen Anspruch auf Berech­nung abzuleiten.

Soo Min Kim

Ver­sor­gungs­zu­sa­gen in der Wis­sen­schaft — Magnet

oder Mobi­li­täts­hin­der­nis?

Bericht über die Tagung des Ver­eins zur

För­de­rung des deut­schen und internationalen

Wis­sen­schafts­rechts e.V. am 24.11.2023

Ord­nung der Wis­sen­schaft 2024, ISSN 2197–9197O R D N U N G D E R W I S S E N S C H A F T 4 ( 2 0 2 4 ) , 1 5 3 — 1 5 8

1 5 4

1

Gemeint is‌ t das Urteil vom 14.2.2012 – 2 BvL 4/10, BVerfGE 130,

263.

2

Offen­bar wird Bezug genom­men auf BVerwG, Urteil vom

21.9.2017 – 2 C 30.16, BVerw­GE 159, 375.

II. Rele­vanz der Pen­si­on in Berufungsverhandlungen

und Her­aus­for­de­run­gen bei der Auskunftserteilung

Das beam­ten­recht­li­che Ver­sor­gungs­sys­tem stel­le ein

attrak­ti­ves Wer­be­mit­tel für Uni­ver­si­tä­ten und Hoch-

schu­len in Beru­fungs­ver­hand­lun­gen dar. Brink­tri­ne zog

zur Ver­deut­li­chung den Ver­gleich mit der gesetzlichen

Ren­ten­ver­si­che­rung und stell­te den Gestaltungsspiel-

raum mit Blick auf anre­chen­ba­re Leis­tun­gen als ruhege-

halt­fä­hig (vgl. Art. 13 Bay­BeamtVG) sowie die in der

Regel bes­se­re Anrech­nung von Vor­dienst­zei­ten in der

beam­ten­recht­li­chen Pen­si­ons­be­rech­nung her­aus. Für

Bewer­be­rin­nen und Bewer­ber sei es empfehlenswert,

die Ruhe­ge­halt­fä­hig­keit von Beru­fungs- und Leistungs-

bezü­gen im Blick zu haben und im Berufungsverfahren

alle Vor­zei­ten auf ihre Ver­sor­gungs­re­le­vanz anzuspre-

chen.

Einer der Haupt­dis­kus­si­ons­punk­te, der in den An-

schluss­run­den immer wie­der auf­ge­grif­fen wur­de, stellte

die Her­aus­for­de­run­gen rund um die Ertei­lung von Ver-

sor­gungs­aus­künf­ten in der Beru­fungs- sowie Verwal-

tungs­pra­xis dar. Aus Sicht der Ein­rich­tun­gen, die Kandi-

datin­nen und Kan­di­da­ten beru­fen möch­ten, sei es miss-

lich, die kon­kre­te Pen­si­ons­hö­he nicht genau „vor­rech-

nen“ zu kön­nen. Die unan­ge­neh­me Lage sei auch auf das

Risi­ko­be­wusst­sein zurück­zu­füh­ren, sich im Fal­le fal-

scher Aus­kunft mög­li­cher­wei­se schadensersatzpflichtig

zu machen. Bei Aus­kunfts­an­ge­le­gen­hei­ten sol­le stets be-

tont wer­den, dass es sich bei der ange­stell­ten Berech-

nung um „Erwar­tun­gen“ han­de­le. Mehr­fach wur­de dar-

an erin­nert, dass für die kon­kre­te Sum­me die Rechtslage

maß­geb­lich sei, die zum Errei­chen des Pensionsalters

gel­te, wohin­ge­gen sich die Berech­nung nur nach der ak-

tuel­len Rechts­la­ge rich­ten kön­ne. Zudem bestehe noch

in eini­gen Län­dern, die dem Urteil des Bundesverfas-

sungs­ge­richts zur Ver­fas­sungs­wid­rig­keit der W2-Besol-

dung1 nicht oder nicht aus­rei­chend nachgekommen

sind, die Wahr­schein­lich­keit, dass die Grund­ge­häl­ter an-

geho­ben wer­den. Dies kön­ne wie­der­um zur Konsumtion

von Leis­tungs­be­zü­gen füh­ren, die einst als ruhegehaltfä-

hig ange­se­hen wur­den, wobei die Konsumtionsregelung

als ver­fas­sungs­ge­mäß erklärt wurde.2

Stück­radt sprach unter Ver­weis auf eige­ne Beru-

fungs­er­fah­run­gen im nord­rhein­west­fä­li­schen Raum die

Emp­feh­lung aus, früh­zei­tig mit dem zustän­di­gen Lan-

des­amt für Besol­dung und Ver­sor­gung in Kon­takt zu

tre­ten und sich Aus­kunft ein­zu­ho­len. Wie Dr. Mar­tin

Hell­fei­er wäh­rend sei­nes ers­ten Vor­trags anknüp­fend an

die Dis­kus­si­on erläu­ter­te, ergibt sich die Angewiesenheit

auf die Mit­wir­kung der Ver­sor­gungs­be­hör­den der Län-

der zunächst dar­aus, dass die Ruhe­ge­halt­fä­hig­keit der

Dienst­zeit im Beam­ten­ver­hält­nis fest­ge­setzt wird und

damit nicht ver­han­del­bar ist. Die gesetz­li­che Regellage

nach den Beam­ten­ver­sor­gungs­ge­set­zen sehe zwar vor,

dass die Berech­nung der Vor­dienst­zei­ten im Zusam-

men­hang mit der Beru­fung statt­fin­den sol­le, wobei hier-

mit die Ernen­nung gemeint sei. In der Verwaltungspra-

xis füh­re nach Hell­fei­ers Kennt­nis aller­dings kei­ne Ver-

sor­gungs­be­hör­de eine sol­che von sich aus durch. Daher

soll­ten Kan­di­da­tin­nen und Kan­di­da­ten eine Berechnung

zumin­dest nach der Ernen­nung anfor­dern. Allerdings

ent­ste­he für Beru­fungs­kan­di­da­tin­nen und ‑kan­di­da­ten,

ins­be­son­de­re im Wech­sel­sta­di­um, bereits wäh­rend lau-

fen­der Beru­fungs­ver­hand­lun­gen der Bedarf nach einer

Vor­ab­be­rech­nung. Inso­weit sei man auf die Handha-

bung der zustän­di­gen Ver­sor­gungs­be­hör­de angewiesen.

Erfah­rungs­ge­mäß habe es sich z.B. in Nordrhein-West-

falen, Bay­ern, Baden-Würt­tem­berg und Niedersachsen

bewährt, dass die Ver­sor­gungs­be­hör­de Vorabberech-

nun­gen zur Ver­fü­gung stel­le. Dage­gen wur­de aus Bran-

den­burg und Ber­lin berich­tet, dass der Wunsch nach

vor­zei­ti­ger Berech­nung von den Behör­den konsequent

abge­wie­sen werde.

III. Zusam­men­wir­ken unter­schied­li­cher Versor-

gungs­sys­te­me und Anrech­nungs­me­cha­nis­men in

inner­deut­schen Wechselkonstellationen

Im zwei­ten Vor­trag des Tages „Inner­deut­sche Mobilität

(Hoch­schu­le zu Hoch­schu­le, Hoch­schu­le zu Industrie,

Hoch­schu­le zu außer­uni­ver­si­tä­rer For­schung und jeweils

vice ver­sa)“ beleuch­te­te Hell­fei­er, Jus­ti­ti­ar beim Deut-

schen Hoch­schul­ver­band, anhand von fünf denkbaren

Kon­stel­la­tio­nen eines inner­deut­schen Stellenwechsels

das Zusam­men­spiel ver­schie­de­ner Versorgungssysteme,

ent­spre­chen­de Anrech­nungs­me­cha­nis­men und die Aus-

wir­kun­gen föde­ra­ler Unterschiede.

Hell­fei­er gab ein­gangs einen Über­blick über das Ver-

sor­gungs­sys­tem. Im Zen­trum ste­he das Ruhe­ge­halt. Die

Beru­fe­nen könn­ten wei­te­re Ver­sor­gungs­an­sprü­che er-

worben haben, dar­un­ter einen Anspruch auf Ren­te ge-

gen­über der Deut­schen Ren­ten­ver­si­che­rung oder den

berufs­stän­di­schen Ver­sor­gungs­wer­ken (etwa von Ärz-

tin­nen und Ärz­ten), auf Betriebs­ren­te (ins­be­son­de­re ge-

gen­über der Ver­sor­gungs­an­stalt des Bun­des und der

Län­der) oder auf aus­län­di­sche Ren­te. Das Zusammen-

spiel unter­schied­li­cher Ansprü­che sei dadurch gewähr-

leis­tet, dass am Ende eine Höchst­gren­zen­be­rech­nung er-Kim · Ver­sor­gungs­zu­sa­gen in der Wis­sen­schaft 1 5 5

fol­ge, wobei bei Über­schrei­ten des Höchst­sat­zes von

71,75 % der ruhe­ge­halt­fä­hi­gen Dienst­be­zü­ge eine ent-

spre­chen­de Kür­zung des Ruhe­ge­halts vorgenommen

wer­de.

In der inner­deut­schen Wech­sel­kon­stel­la­ti­on von

Hoch­schu­le zu Hoch­schu­le sei stets der letz­te Dienstherr

für die Beam­ten­ver­sor­gung ver­ant­wort­lich (Prin­zip der

Ein­heit­lich­keit des Beam­ten­rechts). Damit hän­ge das

kon­kre­te Ruhe­ge­halt wesent­lich davon ab, ob und wel-

che Dienst­be­zü­ge und Dienst­zei­ten, ins­be­son­de­re etwai-

ge Vor­dienst­zei­ten, das Land bzw. der Dienst­herr des

letz­ten Berufs­sta­di­ums aner­ken­ne. Poten­zi­el­le Beru-

fungs­kan­di­da­tin­nen und ‑kan­di­da­ten soll­ten sich über

die Unter­schie­de zwi­schen den Län­der­re­ge­lun­gen, die

bezüg­lich ruhe­ge­halt­fä­hi­ger Dienst­be­zü­ge, ruhegehalt-

fähi­ger Dienst­zei­ten und Ruhe­ge­halts­sät­zen bestehen

kön­nen, im Kla­ren sein. Wich­tig sei es dabei auch, im

Blick zu haben, wel­che Para­me­ter ver­han­del­bar seien.

Dies sei bei den Dienst­be­zü­gen der Fall. Die Ruhegehalt-

fähig­keit von Dienst­zei­ten dage­gen wer­de im Beamten-

ver­hält­nis fest­ge­setzt und habe die bereits andiskutierten

Pro­ble­me der Aus­kunft zur Fol­ge. Nach dem Grund-

prin­zip sei­en unbe­fris­tet gewähr­te Dienst­be­zü­ge, bspw.

Beru­fungs- und Bleib­e­leis­tungs­be­zü­ge, nach einem Be-

zug von min­des­tens zwei Jah­ren ruhe­ge­halt­fä­hig. Föde-

ral beding­te Diver­gen­zen könn­ten hin­sicht­lich des Pro-

zent­sat­zes der Ruhe­ge­halt­fä­hig­keit gemes­sen am Grund-

gehalt und hin­sicht­lich der War­te­zeit in den Bundeslän-

dern bestehen. Im Fal­le eines Wech­sels in ein anderes

Bun­des­land stel­le sich etwa die Fra­ge, ob mit den im ur-

sprüng­li­chen Bun­des­land erar­bei­te­ten Leistungsbezü-

gen die War­te­zeit von zwei Jah­ren im neu­en Bundesland

erfüllt wer­de. Dies­be­züg­lich gebe es mas­si­ve Regelungs-

unter­schie­de. Die Grund­ge­halts­sät­ze könn­ten durch

Ver­hand­lung – i.d.R. unter Ein­hal­tung stren­ger Voraus-

set­zun­gen – über­schrit­ten wer­den. In Bay­ern etwa müs-

se die Über­schrei­tung zeit­gleich mit der Ver­ga­be des

Leis­tungs­be­zugs erklärt wer­den. Wich­tig sei es, zu be-

ach­ten, dass in bestimm­ten Län­dern die Ruhegehaltfä-

hig­keit von Dienst­be­zü­gen, teil­wei­se auch sol­che unbe-

fris­te­ter Art, abhän­gig ist von einer ent­spre­chen­den Er-

klä­rung, so etwa in Sach­sen, Thü­rin­gen und Hamburg.

Bezüg­lich der Aner­ken­nung von (Vor-)Dienstzeiten be-

ste­hen unter­schied­li­che Anrech­nungs­re­ge­lun­gen in den

Län­dern. In eini­gen Län­dern wür­den Stu­di­en­zei­ten bis

zu drei Jah­ren, in ande­ren bis zu 855 Tagen angerechnet.

Zei­ten im öffent­li­chen Dienst wer­den in Mecklenburg-

Vor­pom­mern und Sach­sen etwa auf fünf Jah­re gedeckelt.

In allen Län­dern außer Baden-Würt­tem­berg herrsche

ein Misch­sys­tem. Das heißt, es wer­den Vordienstzeiten

grund­sätz­lich aner­kannt, auch wenn ein anderweitiger

Ver­sor­gungs­an­spruch besteht. Die dadurch entstehende

Dop­pel­ver­sor­gung wer­de im Nach­hin­ein durch die An-

rech­nung der ander­wei­ti­gen Ren­ten­an­sprü­che bzw. ‑an-

wart­schaf­ten auf die Pen­si­on kor­ri­giert. In Baden-Würt-

tem­berg hin­ge­gen wer­den seit dem 01.01.2011 nur Vor-

dienst­zei­ten berück­sich­tigt, für die kein anderweitiger

Ver­sor­gungs­an­spruch besteht (Tren­nungs­mo­dell). Dies

füh­re, wenn auch nicht immer, in der Regel zu teilweise

mas­si­ven Ein­bu­ßen in der Ver­sor­gung. Der Ruhege-

halts­satz sei der­zeit mit maxi­mal 71,75 % und mindestens

35 % bun­des­weit iden­tisch. Auch der Pro­zent­satz pro

Jahr ruhe­ge­halt­fä­hi­ger Dienst­zeit betra­ge auf allen föde-

ralen Ebe­nen 1,79375 %.

Bei einem Wech­sel von der Indus­trie zur Hochschule

sowie von der außer­uni­ver­si­tä­ren For­schung zur Hoch-

schu­le kom­me der Anrech­nungs­me­cha­nis­mus zum Tra-

gen. Unter den als ruhe­ge­halt­fä­hig anrechnungsfähigen

Vor­dienst­zei­ten zäh­len neben Stu­di­um (ca. 3 Jah­re), Pro-

moti­on (2 Jah­re), Habi­li­ta­ti­on (3 Jah­re), Zei­ten im aus-

län­di­schen öffent­li­chen Dienst, auch sons­ti­ge hauptbe-

ruf­li­che för­der­li­che Zei­ten, wor­un­ter Tätig­kei­ten in der

Indus­trie fal­len kön­nen. Damit Zei­ten der Selbstständig-

keit aner­kannt wer­den, müss­ten sie haupt­be­ruf­lich aus-

geübt wor­den sein. Dies sei prin­zi­pi­ell dann der Fall,

wenn sie in einem Umfang von 50 % einer Vollzeitbe-

schäf­ti­gung aus­ge­übt wur­den. Die Anrech­nung haupt-

beruf­li­cher för­der­li­cher Zei­ten sei auf 5 Jah­re voll und

dar­über hin­aus zur Hälf­te gede­ckelt. Am Ende würden

ander­wei­tig erwor­be­ne Ren­ten auf das Ruhe­ge­halt ange-

rech­net unter Beach­tung, dass die Höchst­gren­ze von

71,75 % nicht über­schrit­ten werde.

In der Wech­sel­kon­stel­la­ti­on von Hoch­schu­le zur In-

dus­trie ent­fal­le der Anspruch auf Ruhe­ge­halt. Stattdes-

sen wür­den vie­le Län­der eine Nach­ver­si­che­rung oder die

Zah­lung von Alters­geld vor­se­hen, wobei auf Unterschie-

de bezüg­lich der War­te­zeit- und Berechnungsregelun-

gen zwi­schen den Län­dern zu ach­ten sei. Im Fal­le der

Nach­ver­si­che­rung zah­le der Dienst­herr Arbeitgeber-

und Arbeit­neh­mer­bei­trä­ge in die Deut­sche Rentenversi-

che­rung oder in ein berufs­stän­di­sches Versorgungswerk

ein. Es erfol­ge aller­dings kei­ne Nach­ver­si­che­rung in der

Ver­sor­gungs­an­stalt des Bun­des und der Län­der (VBL),

was eine gro­ße Schwä­che dar­stel­le. Das Alters­geld gehe

von den ruhe­ge­halt­fä­hi­gen Dienst­be­zü­gen aus und wer-

de zum Zeit­punkt des Errei­chens der Regelaltersgrenze

nach SGB VI ausgezahlt.

Bei einem Wech­sel von der Hoch­schu­le zur auße-

runi­ver­si­tä­ren Ein­rich­tung gebe es die Mög­lich­keit, eine

beam­ten­ähn­li­che Ver­sor­gung auf­zu­stel­len oder den An-O R D N U N G D E R W I S S E N S C H A F T 4 ( 2 0 2 4 ) , 1 5 3 — 1 5 8

1 5 6

schluss an das Ren­ten­sys­tem für Ange­stell­te zu suchen.

In der Pra­xis wer­de häu­fig eine gemein­sa­me Berufung

nach dem soge­nann­ten Jüli­cher Modell vorgenommen,

die im Ergeb­nis auf eine beam­ten­recht­li­che Versorgung

hin­aus­lau­fe.

IV. Das Jüli­cher Modell

Das Jüli­cher Modell, das unter ande­rem in der von Dr.

Wil­trud Chris­ti­ne Radau (Deut­scher Hochschulverband)

mode­rier­ten Anschluss­dis­kus­si­on auf­ge­grif­fen wurde,

ver­folgt den Zweck, die Ver­sor­gung von Wissenschaftle-

rin­nen bzw. Wis­sen­schaft­lern, die an einer außeruniver-

sitä­ren For­schungs­ein­rich­tun­gen tätig wer­den, sicherzu-

stel­len. Dazu wer­den im Rah­men des Beurlaubungsmo-

dells Leis­tungs­be­zü­ge, die der bzw. die Betrof­fe­ne nur im

Rah­men sei­ner Tätig­keit, für die er oder sie beurlaubt

wur­de, bezieht, regel­mä­ßig fik­tiv als bezo­gen und ruhe-

gehalt­fä­hig aner­kannt. Woll­te man Anrei­ze für einen

Ver­bleib bei einer außer­uni­ver­si­tä­ren Forschungsein-

rich­tung set­zen und einen Rück­fall unat­trak­tiv machen,

indem man ankün­digt, dass bestimm­te Dienst­be­zü­ge im

Fal­le der Rück­kehr an die Uni­ver­si­tät als nicht ruhege-

halt­fä­hig aner­kannt wür­den, so müs­se dabei das Gesetz-

lich­keits­prin­zip berück­sich­tigt wer­den. Die Regel, dass

für min­des­tens zwei Jah­re bezo­ge­ne unbe­fris­te­te Dienst-

bezü­ge ruhe­ge­halt­fä­hig sind, sei – so Hell­fei­er – nicht

dis­po­ni­bel. Aller­dings sei­en Dienst­be­zü­ge befris­te­ter Art

in der Regel nicht ruhe­ge­halt­fä­hig, sodass die­se Ansatz-

punk­te für Ver­hand­lun­gen dar­stel­len können.

Hell­fei­er erklär­te zudem, die Beur­lau­bung sei eine

Mög­lich­keit, die Beam­ten­ver­sor­gung zu erhal­ten, liege

aber im Ermes­sen der zustän­di­gen Versorgungsstelle.

Ein Anspruch auf Beur­lau­bung bestehe nicht. So lehre

die Erfah­rung, dass die Beur­lau­bung im Fal­le eines tem-

porä­ren Wech­sels bereit­wil­li­ger gewährt wer­de als bei ei-

nem per­ma­nen­ten Wechsel.

Im Nach­gang wur­de Brink­tri­ne um Ein­schät­zung be-

züg­lich der ver­fas­sungs­recht­li­chen (Un-)Bedenklichkeit

der de fac­to aus­ge­üb­ten Wahl­frei­heit zwi­schen Verbe-

amtung und Ein­stel­lung von Pro­fes­so­rin­nen und Profes-

soren im Ange­stell­ten­ver­hält­nis gebe­ten. Zum einen

stell­te Brink­tri­ne klar, dass Art. 33 Abs. 4 GG interpreta-

tions­fä­hig sei und ver­wies im Übri­gen auf die traditio-

nel­le Hand­ha­bung, dass Per­so­nen­grup­pen mit Lehr-

funk­tio­nen nicht zwin­gend ver­be­am­tet wer­den. Abge-

stellt wer­de auf den Grad des Hoheits­cha­rak­ters der zu-

gewie­se­nen Auf­ga­be. So kom­me man im Bereich der

Hoch­schul­lei­tung oder der Poli­zei­ver­wal­tung nicht um

die Ver­be­am­tung her­um. Stück­radt ergänz­te, dass bei

Medi­zin­pro­fes­so­rin­nen und ‑pro­fes­so­ren Alternativmo-

del­le prak­ti­ziert wür­den, indem sie zum einen an der

Uni­ver­si­tät beschäf­tigt und zum ande­ren an der Klinik

ein­ge­stellt wür­den. In der poli­ti­schen Dis­kus­si­on sei die

Fra­ge der Ver­be­am­tung nach Ein­schät­zung von Stück-

radt jeden­falls abge­klun­gen, da kein Land sich wohl

dazu durch­rin­ge, auf den föde­ra­len Wettbewerbsvorteil

der Beam­ten­ver­sor­gung frei­wil­lig zu ver­zich­ten. Zudem

stel­le sich die Über­füh­rung der Beam­tin­nen und Beam-

ten in das Ren­ten­sys­tem als nach­teil­haf­ter für die Staats-

kas­se dar.

V. Die Son­der­rechts­la­ge in Baden-Württemberg

In der Anschluss­run­de wur­de zudem bezüg­lich des von

Hell­fei­er erläu­ter­ten baden-würt­tem­ber­gi­schen Tren-

nungs­mo­dells ergän­zend kom­men­tiert, dass angesichts

des Urteils des BVerwG vom 19.11.2015 – 2 C 22.14 – im

Grun­de genom­men auch in allen ande­ren Län­dern eine

Tren­nungs­be­trach­tung vor­ge­nom­men wer­de. Danach

kön­ne die zustän­di­ge Behör­de die Anrech­nung von Vor-

dienst­zei­ten so weit ableh­nen, wie die auf­grund der Vor-

dienst­zei­ten erwor­be­ne Ver­sor­gungs­leis­tung die Ruhe-

gehalts­ein­bu­ße aus­glei­che. Hell­fei­er merk­te dazu an, dass

sich die Rechts­la­ge in Baden-Würt­tem­berg eben doch

im Ver­gleich zu den ande­ren Bun­des­län­dern anders aus-

wir­ke, da in Baden-Würt­tem­berg im Fal­le des Bestehens

eines ander­wei­ti­gen Ver­sor­gungs­an­spruchs – ungeach-

tet des­sen, wie groß oder klein der Betrag aus­fällt – kei-

ner­lei („null“) Anrech­nung ruhe­ge­halt­fä­hi­ger Dienstzei-

ten vor­ge­nom­men wer­de, wohin­ge­gen bei der im

BVerwG-Urteil kon­kre­ti­sier­ten Ermes­sens­aus­übung die

Höhe des ander­wei­ti­gen Ver­sor­gungs­an­spruchs berück-

sich­tigt wer­den müsse.

Auf die pra­xis­be­zo­ge­ne Anfra­ge, wie man mit dem

baden-würt­tem­ber­gi­schen Tren­nungs­mo­dell umgehen

kön­ne, schlug Hell­fei­er ein Zwei-Schritt-Sys­tem vor: Zu-

nächst sol­le man eine Berech­nung nach der Grundregel

des Tren­nungs­mo­dells anstel­len. Erst wenn sich Proble-

me oder Defi­zi­te erge­ben, sol­le ein Antrag auf Anrech-

nung zusätz­li­cher Zei­ten ange­strengt werden.

Hin­ge­wie­sen wur­de, dass die Anrech­nung von Vor-

dienst­zei­ten sich auch nach­teil­haft auf die Pensionshöhe

aus­wir­ken kön­ne und daher das baden-württemberg-

ische Modell unter Umstän­den vor­teil­haf­ter sei.Kim · Ver­sor­gungs­zu­sa­gen in der Wis­sen­schaft 1 5 7

3

Dies is‌ t eine Vor­aus­set­zung über den Wort­laut des einschlägigen

§ 55 Abs. 8 BeamtVG hin­aus, wonach wie­der­keh­ren­de Geldleis-

tun­gen, die von einem aus­län­di­schen Versicherungs‌ trä­ger nach

einem für die Bun­des­re­pu­blik wirk­sa­men zwi­schen- oder über-

s‌ taat­li­chen Abkom­men gewährt wer­den, den Ren­ten gemäß Abs. 1

gleichges‌ tellt wer­den, BVerwG, Urt. v. 24.9.2009 – 2 C 63.08, juris

Rn. 32.

BVerwG, Urt. v. 19.11.2015 – 2 C 22.14, NVwZ-RR 2016, 425.

BVerwG, Urt. v. 4.5.2022 – 2 C 3.21, BVerw­GE 175, 298. Dazu He-

beler, ZBR 2022, 397; Hellfeier/Hendriks, For­schung & Leh­re 2022,

874.

VI. Alters­geld und uni­ons­recht­li­cher Anspruch nach

Art. 45 AEUV

Im letz­ten Vor­trags­block zum The­ma „Inter­na­tio­na­le

Mobi­li­tät (u.a. Alters­geld, Anrechnungsmöglichkeiten

erwor­be­ner Ansprü­che)“ beschäf­tig­te sich Hell­fei­er mit

den Wech­sel­kon­stel­la­tio­nen über die deut­sche Grenze

hin­weg. Im Fal­le eines Wech­sels aus dem Aus­land gelten

die glei­chen Prin­zi­pi­en wie in den Fäl­len des Wechsels

von außer­uni­ver­si­tä­ren Ein­rich­tun­gen in die Hochschu-

le. Es wer­de über­prüft, ob die Zeit im ausländischen

öffent­li­chen Dienst haupt­be­ruf­lich und för­der­lich für die

anzu­ge­hen­de Stel­le war. Anders als die klas­si­schen Qua-

lifi­ka­ti­ons­pha­sen, wie Stu­di­um, Pro­mo­ti­on und Habili-

tati­on, bedür­fe die Zeit im Aus­land einer gesonderten

Prü­fung. Auch hier wir­ke sich der Systemunterschied

zwi­schen Baden-Würt­tem­berg und den übri­gen Län-

dern aus.

Es sei vom Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt geklärt, dass

§ 55 BeamtVG (die Ver­sor­gungs­ge­set­ze der Län­der rich-

ten sich danach aus), der die Anrech­nung anderweitiger

Ren­ten auf die Ver­sor­gungs­be­zü­ge bis zum Erreichen

der Höchst­gren­ze regelt, für den Fall des Zusammentref-

fens der Ver­sor­gungs­be­zü­ge mit aus­län­di­schen Renten

nur dann anwend­bar ist, wenn die deut­sche öffentliche

Hand an der Zah­lung der aus­län­di­schen Ver­sor­gung be-

teil­igt ist.3 Statt­des­sen lege das Bundesverwaltungsge-

richt nahe, eine Ver­gleichs­be­rech­nung anzu­stel­len, um

dadurch der Bes­ser­stel­lung von Beam­ten mit berück-

sich­ti­gungs­fä­hi­gen Vor­dienst­zei­ten gegen­über „Nur-Be-

amten“ entgegenzutreten.⁴ Das Ermes­sen hinsichtlich

der Berück­sich­ti­gung ruhe­ge­halt­fä­hi­ger Vordienstzeiten

sei dabei an der Höchst­gren­ze aus­ge­rich­tet, d.h. die Be-

rück­sich­ti­gung von Vor­dienst­zei­ten wer­de abzulehnen

sein, soweit die Höchst­gren­ze erreicht wird.

Im Fal­le des Wech­sels in das Aus­land kom­me es

grund­sätz­lich zu einem Ver­lust des Ruhe­ge­halts. Statt-

des­sen wer­de wie auch bei einem Wech­sel in die Privat-

wirt­schaft eine Nach­ver­si­che­rung in die Deut­sche Ren-

ten­ver­si­che­rung vor­ge­nom­men oder Alters­geld ausge-

zahlt. Das Alters­geld wer­de in der Regel zum Ausgleich

etwa­iger Ver­lus­te in Fol­ge der schwa­chen Nachversiche-

rung gewährt, wobei mas­si­ve Unter­schie­de zwischen

den Bun­des­län­dern bestehen. Bei einem Wech­sel aus

Bun­des­län­dern, bei denen kei­ne Aus­zah­lung von Alters-

geld vor­ge­se­hen ist, kom­me es zu gro­ßen Ver­lus­ten bei

der Ver­sor­gung. Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt erken-

ne, ver­an­lasst durch den Euro­päi­schen Gerichts­hof, ei-

nen unmit­tel­bar auf Art. 45 AEUV gestütz­ten Anspruch

auf Ergän­zung der aus der Nach­ver­si­che­rung nach

§ 8 SGB VI resul­tie­ren­den gesetz­li­chen Alters­ren­te an.⁵

Bay­ern, Sach­sen-Anhalt und Schles­wig-Hol­stein haben

in Reak­ti­on auf die­se Recht­spre­chung in ihren Beamten-

ver­sor­gungs­ge­set­zen Rege­lun­gen zu spe­zi­el­len Zusatz-

ver­sor­gun­gen in Form von Ein­mal­zah­lun­gen eingeführt

(Art. 99a Bay­BeamtVG, § 22a LBeamtVG LSA,

§ 88k SHBeamtVG). Der unmit­tel­ba­re EU-Anspruch

kom­me nur in den Län­dern zum Zuge, die kei­ne Rege-

lun­gen zum Alters­geld vor­wei­sen – die­se sind Berlin,

Bran­den­burg, Nord­rhein-West­fa­len, Rheinland-Pfalz

und Saar­land. Die Gesetz­ge­ber sei­en nicht zur Regelung

ver­pflich­tet. Aller­dings soll­ten die Versorgungsbehörden

Aus­kunft über den EU-Anspruch erteilen.

In der Anschluss­dis­kus­si­on, mode­riert von Dr. Ste­fan

Schwart­ze (Helm­holtz-Zen­trum Pots­dam, Deutsches

Geo­For­schungs­Zen­trum GFZ), wur­de beklagt, dass in

der Pra­xis kei­ne Behör­de auf den EU-Anspruch verwei-

se. Ande­rer­seits wur­de ein­ge­wen­det, dass aus Sicht der

Uni­ver­si­tä­ten und Hoch­schu­len der Wunsch bestehe,

qua­li­fi­zier­te Beam­tin­nen und Beam­te zu behal­ten und

man daher kei­ne all­zu gro­ße Ver­an­las­sung dazu sehe,

über fun­dier­te Rechts­be­ra­tung hin­aus die Rechtsansprü-

che im Fal­le eines Wech­sels in das Aus­land zu erweitern.

Gegen­stim­men hoben den eigen­stän­di­gen Wert der Mo-

bili­tät in Euro­pa hervor.

Hin­ge­wie­sen wur­de auf die miss­li­che Konsequenz

der Inlän­der­dis­kri­mi­nie­rung im Zuge der Einführung

des unmit­tel­ba­ren EU-Anspruchs. Denn die­ser sei nur

dann ein­schlä­gig, wenn man in das EU-Aus­land wechse-

le. Dies füh­re in den Län­dern, in denen kei­ne Altersgeld-

rege­lung bestehe, dazu, dass Per­so­nen, die in das Aus-

land wech­seln, gegen­über den Per­so­nen, die einen in-

ner­deut­schen Wech­sel vor­neh­men und nur einen Nach-

ver­si­che­rungs­an­spruch haben, inso­weit profitieren.

Aller­dings bestehe die Ungleich­heit auch gegen­über den

Per­so­nen, die in das Nicht-EU-Aus­land zie­hen. Ob die

Län­der des Euro­päi­schen Wirt­schafts­raums oder die

Schweiz mit ein­zu­be­zie­hen sind, sei neben­bei bemerkt

eine offe­ne Fra­ge. Hell­fei­er erklär­te sich die Inkohärenz

damit, dass das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt grund­sätz­lichO R D N U N G D E R W I S S E N S C H A F T 4 ( 2 0 2 4 ) , 1 5 3 — 1 5 8

1 5 8

die Nach­ver­si­che­rung als aus­rei­chend erach­te­te, aber

letzt­lich durch die EuGH-Recht­spre­chung zum Kurs-

wech­sel gezwun­gen wurde.

Mehr­heit­lich wur­de die Ein­füh­rung von Altersgel-

dern als posi­ti­ve Ent­wick­lung bewer­tet. So ent­fal­le die

etwa­ige „Fes­se­lungs­wir­kung“ der an sich attrak­ti­ven Be-

amten­ver­sor­gung. Etwa­ige Rege­lungs­män­gel in einigen

Bun­des­län­dern sei­en bedau­er­lich und stell­ten einen

Nach­teil im Bin­nen­wett­be­werb dar. Die einst angestoße-

ne Initia­ti­ve, im Hoch­schul­be­reich ein euro­päi­sches Sys-

tem der gegen­sei­ti­gen Aner­ken­nung von Dienst­zei­ten zu

errich­ten, um den Wech­sel zu erleich­tern, habe sich ver-

mut­lich im Zuge der Ein­füh­rung der Altersgeldregelun-

gen gelegt.

VII. Umset­zungs­ideen und Ausblick

Die im Rah­men der Tagung ermög­lich­te länderübergrei-

fen­de Zusam­men­schau der Ver­sor­gungs­sys­te­me erwies

sich als frucht­bar. Ange­sichts der her­aus­ge­stell­ten Unter-

schie­de, die bei der Aus­kunfts­er­tei­lungs­pra­xis der Ver-

sor­gungs­be­hör­den der Län­der bestehen, teil­te man den

Gedan­ken, einen Bin­nen­wett­be­werb unter Ver­weis auf

die bewähr­te Ver­wal­tungs­pra­xis ande­rer Bundesländer

erzeu­gen und Ände­run­gen ansto­ßen zu wol­len. So wür-

de eine Syn­op­se über die unter­schied­li­che Auskunftspra-

xis der zustän­di­gen Ver­sor­gungs­stel­len vor allem in den

pro­ble­ma­ti­schen Bun­des­län­dern mög­li­cher­wei­se die

Behör­den­kom­mu­ni­ka­ti­on erleich­tern. Der sonst ange-

dach­ten Mög­lich­keit, (Feststellungs-)Klage zu erheben,

stand man schon wegen des Zeit­fak­tors überwiegend

abge­neigt gegen­über. Auch wur­de nach länderübergrei-

fen­den Ver­gleichs­mög­lich­kei­ten mit Blick auf gemeinsa-

me Beru­fun­gen, wie etwa nach dem Jüli­cher Modell,

gesucht. Zudem wur­de ange­merkt, dass es hilf­reich wäre,

wenn eine Ver­gleichs­über­sicht zu den unterschiedlichen

Pro­zent­sät­zen hin­sicht­lich der Ruhe­ge­halt­fä­hig­keit der

Dienst­be­zü­ge erstellt wer­den könn­te ein­schließ­lich der

dazu­ge­hö­ri­gen Aus­nah­me­re­ge­lun­gen zur Überschrei-

tung der Höchst­gren­zen. Auch wur­de dafür plädiert,

bestehen­de Kate­go­rien bezüg­lich der Anrech­nung von

Leis­tungs­be­zü­gen und den ent­spre­chen­den numerus

clau­sus bezüg­lich der Anzahl der Beru­fe­nen, die davon

pro­fi­tie­ren kön­nen, sicht­ba­rer zu machen.

Als wei­ter­hin erör­te­rungs­be­dürf­ti­ges Bezugsthema

wur­de die ver­sor­gungs­recht­li­che Lage bei befris­te­ten Be-

amten­ver­hält­nis­sen (etwa W2‑, Juni­or­pro­fes­su­ren oder

Wahl­äm­tern) auf­ge­wor­fen. So erwei­se sich der Wechsel

etwa von einem Beam­ten­ver­hält­nis auf Lebens­zeit zum

befris­te­ten Wahl­amt ver­sor­gungs­tech­nisch als schwierig.

Stück­radt nahm den Impuls will­kom­men ent­ge­gen. Er

wies in die­sem Zusam­men­hang auf eine jun­ge Regelung

in Nord­rhein-West­fa­len nach dem Vor­bild Bay­erns hin,

die vor­sieht, dass die Beam­tin oder der Beam­te bei Been-

digung des befris­te­ten Wahl­amts unab­hän­gig vom Le-

bens­al­ter in den Ruhe­stand ver­setzt wird und das unbe-

fris­te­te Amt wie­der auf­lebt. Am Ende war­te dann eine

schwie­ri­ge Vergleichsberechnung.

Soo Min Kim ist Dok­to­ran­din an der Rhei­ni­schen Fried-

rich-Wil­helm-Uni­ver­si­tät Bonn.