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Der Bei­trag erör­tert, inwie­fern Stu­die­ren­de, die neben ihrem Stu­di­um an einem Insti­tut der Hoch­schu­le arbei- ten, Daten­schutz­pflich­ten tref­fen (I.) und wel­che Fol­gen Ver­stö­ße gegen die­se Pflich­ten für sie haben kön­nen (II.).
I. Daten­schutz­pflich­ten als stu­den­ti­sche Hilfskraft
1. All­ge­mei­ne Pflich­ten als Stu­die­ren­der einer Hoch- schule
Neben zahl­rei­chen Rech­ten haben Studierende1 an einer Hoch­schu­le auch Pflichten.2 Die­se erge­ben sich aus dem Hoch­schul­ge­setz des jewei­li­gen Bun­des­lan­des und den Stu­di­en- und Prü­fungs­ord­nun­gen der ein­zel­nen Hoch- schulen.3 Sie kön­nen ein­ge­teilt wer­den in mit­glied­schaft- liche und in stu­di­en- und sta­tus­be­zo­ge­ne Pflich­ten (wie z.B. der Besuch von Ver­an­stal­tun­gen oder die Pflicht zur Rückmeldung).4 Eine dar­über hin­aus gehen­de Pflich­ten- ord­nung für Stu­die­ren­de exis­tiert heu­te nicht mehr.5 Das sog. Dis­zi­pli­nar­recht, wel­ches das Anse­hen der Hoch- schu­le und das ihrer Mit­glie­der wah­ren und gleich­zei­tig die Auf­ga­be erfül­len soll­te, die Leis­tungs­fä­hig­keit zu erhal­ten, galt nur bis 1969.6 Damals wur­den sol­che Hand­lun­gen sank­tio­niert, wel­che die Ord­nung, Wür­de, Sit­te und das Anse­hen des aka­de­mi­schen Lebens bzw. der Hoch­schu­le verletzten.7 Ein ver­ur­teil­ter Straf­tä­ter galt als nicht wür­dig ein „aka­de­mi­scher Bür­ger“ zu sein.8 Das Dis­zi­pli­nar­recht wur­de abge­löst vom sog. Ord- nungs­recht, wel­ches ledig­lich noch die­je­ni­gen Stö­run- gen ahn­de­te, die bei der Auf­ga­ben­er­fül­lung der Hoch- schu­le ent­stan­den und das den Hoch­schul­be­trieb sowie die Rechts­aus­übung ihrer Mit­glie­der sichern sollten.9 Auch die­ses Ord­nungs­recht, wel­ches bei­spiels­wei­se in Baden-Würt­tem­berg bis 2004 im Landeshochschulge-
1 Sofern im Auf­satz eine männ­li­che Form ver­wen­det wird, ist stets jedes Geschlecht mit einbezogen.
2 Fries, Die Rechts­stel­lung des Stu­den­ten inner­halb der wis­sen- schaft­li­chen Hoch­schu­le, Ham­burg 1974, S. 125.
3 Josef Franz Lind­ner, in: HSchR-Pra­xis­hand­buch, 3. Aufl., Hei­del- berg 2017, S. 706.
4 Ebd. S. 707 f..
5 Thie­me, Hoch­schul­recht, 3. Aufl. 2004, Rn. 911.
6 Krau­se, Das stu­den­ti­sche Rechts­ver­hält­nis, in: Hdb­WissR, Berlin,
Hei­del­berg, New York 1996, S. 566.
7 Ebd. S. 565; Fries, Die Rechts­stel­lung des Stu­den­ten inner­halb der
wis­sen­schaft­li­chen Hoch­schu­le, Ham­burg 1974, S. 135.
8 Lud­wig Gehr­ke, Die Exma­tri­ku­la­ti­on – Rechts­grund­la­gen, Voraus-
setz ent­hal­ten war, ist inzwi­schen ersatz­los weg­ge­fal- len.10 Die Pflich­ten, wel­che die Stu­die­ren­den in ihrer Eigen­schaft als Stu­die­ren­de ein­zu­hal­ten haben, sind mit- hin „nur noch“ die­je­ni­gen, die für sie auch sonst im bür- ger­li­chen Leben gelten.11 Aus ihrem Sta­tus als Stu­die­ren- de erge­ben sich somit für stu­den­ti­sche Hilfs­kräf­te auch in Bezug auf das Daten­schutz­recht kei­ne wei­ter­ge­hen- den Pflich­ten. Sofern das Daten­schutz­recht ein­schlä­gig ist, ist es von Stu­die­ren­den und damit auch von stu­den- tischen Hilfs­kräf­ten aber glei­cher­ma­ßen ein­zu­hal­ten wie von jeder Pri­vat­per­son. Auch die Sank­tio­nen sind die­sel- ben. Ins­be­son­de­re gel­ten die ein­schlä­gi­gen Straf­vor- schrif­ten, näm­lich § 42 BDSG n.F.,12 § 201 StGB (heim­li- che Ton­auf­nah­me und deren Gebrauch), § 201a StGB (unbe­fug­te Bild­auf­nah­me und unbe­fug­te Über­tra­gung einer Bild­auf­nah­me) und § 202b StGB (unbe­fug­tes Abfan­gen von Daten). Auch Unter­las­sungs- und Scha- den­s­er­satz­an­sprü­che wegen Ver­let­zung des Per­sön­lich- keits­rechts kom­men in Betracht.
2. Pflich­ten auf­grund des Beschäftigungsverhältnisses
Wei­ter­rei­chen­de Pflich­ten kön­nen sich für Stu­die­ren­de aus ihrem Beschäf­ti­gungs­ver­hält­nis erge­ben. Für eine Tätig­keit als stu­den­ti­sche Hilfs­kraft wird regel­mä­ßig ein Arbeits­ver­trag mit dem jewei­li­gen Bun­des­land, vert­re- ten durch die Hoch­schu­le, geschlos­sen, sodass die Stu- die­ren­den Arbeit­neh­mer sind, die in einem Beschäf­ti- gungs­ver­hält­nis mit der Hoch­schu­le stehen.13 Im Rah- men die­ser Tätig­keit an einem Insti­tut kön­nen Stu­die­ren­de auch in Kon­takt mit per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten nach Art. 4 Nr. 1 Daten­schutz­grund­ver­ord­nung (DSGVO) von ande­ren Mit­stu­die­ren­den, Arbeits­kol­le- gen am eige­nen Insti­tut oder ande­ren Insti­tu­ten der Hoch­schu­le kom­men. Als Beschäf­tig­te der Hochschule
set­zun­gen, Ver­fah­ren und Rechts­schutz im Bereich des Erlö­schens der stu­den­ti­schen Rechts­stel­lung, in: Euro­päi­sche Hoch­schul- schrif­ten, Rei­he II, Rechts­wis­sen­schaft, Bd. 1837, Frank­furt a.M. 1996, S. 203.
9 Krau­se, Das stu­den­ti­sche Rechts­ver­hält­nis, in: Hdb­WissR, Ber­lin, Hei­del­berg, New York 1996, S. 566.
10 Haug, in: Haug (Hg.), Hoch­schulR BW, 2. Aufl. 2009, Rn. 1186. 11 Thie­me, Hoch­schul­recht, 3. Aufl. 2004, Rn. 911.
12 Hier­zu noch unten unter II.
13 Löwisch/Wertheimer, in HSchR-Pra­xis­hand­buch, 3. Aufl., Heidel-
berg 2017, S. 563.
Susan­ne Lutz
Daten­schutz­pflich­ten stu­den­ti­scher Hilfskräfte
Ord­nung der Wis­sen­schaft 2019, ISSN 2197–9197
244 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 4 (2019), 243–249
haben die Stu­die­ren­den, wenn der Anwen­dungs­be­reich der Daten­schutz­grund­ver­ord­nung nach Art. 2 DSGVO eröff­net ist, die daten­schutz­recht­li­che Pflicht aus Art. 29 DSGVO ein­zu­hal­ten. Nach Art. 29 DSGVO darf jede einem Ver­ant­wort­li­chen unter­stell­te Per­son, die Zugang zu per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten hat, die­se Daten aus- schließ­lich auf Wei­sung des Ver­ant­wort­li­chen ver­ar­bei- ten, es sei denn, dass sie nach dem Uni­ons­recht oder dem Recht der Mit­glied­staa­ten zur Ver­ar­bei­tung ver- pflich­tet ist. Als Ver­ant­wort­li­cher im Sin­ne die­ser Vor- schrift ist nach Art. 4 Nr. 7 DSGVO die­je­ni­ge Stel­le anzu- sehen, die allein oder gemein­sam mit ande­ren über die Zwe­cke und Mit­tel der Ver­ar­bei­tung von per­so­nen­be­zo- genen Daten ent­schei­det. Bei einem Arbeits­ver­hält­nis ist dies grund­sätz­lich der Arbeitgeber14, mit­hin die Hoch- schu­le bzw. das Insti­tut, in dem die Stu­die­ren­den tätig sind. Der Arbeit­ge­ber ist pri­mär für die Ein­hal­tung der Vor­schrif­ten der DSGVO verantwortlich.15 Unter den Begriff der „unter­stell­ten Per­son“ sind sowohl die Mit­ar- bei­ter des Arbeit­ge­bers zu fas­sen, als auch die­je­ni­gen, die ihm bei der Erfül­lung sei­ner Auf­ga­ben unter­stüt­zen, wie z.B. freie Mit­ar­bei­ter, Prak­ti­kan­ten, Dienst­leis­ter und Werkunternehmer.16 Die stu­den­ti­sche Hilfs­kraft fällt als Mit­ar­bei­ten­de an der Hoch­schu­le unter den Begriff der „unter­stell­ten Per­son“. Die Wei­sun­gen zur Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten erteilt der Arbeit­ge­ber im Zuge sei­nes Direk­ti­ons­rechts als Ver­ant­wort­li­cher gegen- über der unter­stell­ten Person.17 Als pri­mär Ver­ant­wort- licher darf er jedoch die daten­schutz­recht­li­chen Vor- schrif­ten nicht voll­stän­dig auf den Arbeit­neh­mer ver­la- gern.18 Es ist nicht mög­lich, durch eine Wei­sung den Arbeit­neh­mer zu ver­pflich­ten, dass er selbst­stän­dig die daten­schutz­recht­li­chen Vor­schrif­ten einhält.19 Viel­mehr legt Art. 32 IV DSGVO dem Ver­ant­wort­li­chen noch die Pflicht auf, die erfor­der­li­chen Schrit­te zu unter­neh­men, um sicher­zu­stel­len, dass die ihm unter­stell­ten natür­li- chen Per­so­nen, die Zugang zu per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten haben, die­se nur auf sei­ne Anwei­sung verarbeiten,
14 Branz, DS-GVO – Wann haf­tet der Arbeit­neh­mer bei daten­schutz- wid­ri­gem Ver­hal­ten?, Schnell­in­for­ma­ti­on für Per­so­nal­ma­na­ge- ment und Arbeits­recht (im Fol­gen­den: SPA) 2018, 145, 146.
15 Däubler/Wedde/Weichert/Sommer/Wedde, EU-Daten­schutz- grund­ver­ord­nung und BDSG-neu, Kom­pakt­kom­men­tar, 2018, Art. 32 DSGVO Rn. 59.
16 Plath, in Plath, DSGVO/BDSG, 3. Aufl. 2018, Art. 29 DSGVO Rn. 3.
17 Däubler/Wedde/Weichert/Sommer/Wedde, EU-Daten­schutz- grund­ver­ord­nung und BDSG-neu, Kom­pakt­kom­men­tar, 2018, Art. 32 DSGVO Rn. 59.
18 Ebd.
19 Ebd.
20 Kon­fe­renz der unab­hän­gi­gen Daten­schutz­be­hör­de des Bundes
und der Län­der (Daten­schutz­kon­fe­renz). Daten­li­zenz Deutsch-
es sei denn, sie sind nach dem Recht der Uni­on oder der Mit­glied­staa­ten zur Ver­ar­bei­tung ver­pflich­tet. Zu ver- pflich­ten hat er dabei neben dem Stamm sei­ner Mit­ar- bei­ten­den eben­so Aus­zu­bil­den­de, Prak­ti­kan­ten, Refe- ren­da­re, Leih­ar­bei­ter und ehren­amt­lich Tätige.20 Als Mit­ar­bei­ten­de eines Insti­tuts bzw. einer Hoch­schu­le sind die stu­den­ti­schen Hilfs­kräf­te auch nach Art. 32 IV DSGVO zu verpflichten.
Im Unter­schied zu § 5 BDSG a.F. sieht Art. 29 DS- GVO kei­ne aus­drück­li­che Pflicht zur Wah­rung des Da- ten­ge­heim­nis­ses mehr vor.21 Jedoch kann die­se Pflicht aus der Vor­ga­be der wei­sungs­ge­bun­de­nen Ver­ar­bei­tung abge­lei­tet werden.22 Die Mit­ar­bei­ter des Ver­ant­wort­li- chen wer­den durch Art. 29 DSGVO aus­drück­lich an die Wei­sun­gen des Ver­ant­wort­li­chen gebun­den, wodurch das frü­he­re „Daten­ge­heim­nis“ noch aus­ge­baut wird.23 Auch die Ver­pflich­tung für den Ver­ant­wort­li­chen aus Art. 32 IV DSGVO reicht nun wei­ter als die bis­he­ri­ge Ver­pflich­tung auf das Daten­ge­heim­nis aus § 5 BDSG a.F..24 Es genügt nun nicht mehr, sich von den Beschäf- tig­ten eine schrift­li­che Ver­si­che­rung geben zu las­sen, dass sie die ein­schlä­gi­gen daten­schutz­recht­li­chen Nor- men ein­hal­ten, son­dern der Arbeit­ge­ber hat für die Ein- hal­tung aktiv zu wer­den, wie bei­spiels­wei­se durch kla­re, ein­deu­ti­ge Wei­sun­gen an die unter­stell­ten Beschäftigten.25
Damit ist fest­zu­hal­ten, dass grund­sätz­lich das Insti­tut bzw. die Hoch­schu­le als Arbeit­ge­be­rin für den Umgang mit den per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten ver­ant­wort­lich ist und sich die stu­den­ti­sche Hilfs­kraft an die Wei­sun­gen zu hal­ten hat und per­so­nen­be­zo­ge­ne Daten nur auf und ent­spre­chend der Wei­sun­gen ver­ar­bei­ten darf.
II. Fol­gen bei Verstößen
1. Aus­nahms­wei­se Haf­tung als Verantwortlicher?
Nach der DSGVO haf­tet für einen Ver­stoß gegen daten- schutz­recht­li­che Vor­ga­ben grund­sätz­lich der Verant-
land – Kurz­pa­pier Nr. 19: Unter­rich­tung und Ver­pflich­tung von Beschäf­tig­ten auf Beach­tung der daten­schutz­recht­li­chen Anfor­de- run­gen nach der DSGVO – Ver­si­on 2.0 (www.govdata. de/dl-de/ by‑2–0), S. 2, https://www.datenschutzkonferenz-online. de/media/ kp/dsk_kpnr_19.pdf (abge­ru­fen am 30.07.19).
21 Simitis/Hornung/Spiecker/Petri, Daten­schutz­recht, DSGVO mit BDSG, 1. Aufl. 2019, Art. 29 DSGVO Rn. 5 f..
22 Simitis/Hornung/Spiecker/Petri, Daten­schutz­recht, DSGVO mit BDSG, 1. Aufl. 2019, Art. 29 DSGVO Rn. 5 f..
23 Auernhammer/Thomale, DSGVO und BDSG, 6. Aufl. 2018, Art. 29 DSGVO Rn. 9.
24 Däubler/Wedde/Weichert/Sommer/Wedde, EU-Daten­schutz- grund­ver­ord­nung und BDSG-neu, Kom­pakt­kom­men­tar, 2018, Art. 32 DSGVO Rn. 53.
25 Ebd.

Lutz · Daten­schutz­pflich­ten stu­den­ti­scher Hilfs­kräf­te 2 4 5
wort­li­che bzw. der Auf­trags­ver­ar­bei­ter (Art. 82 DSGVO).26 Grund­sätz­lich sind Ver­stö­ße von Mit­ar­bei- ten­den der­je­ni­gen Orga­ni­sa­ti­on zuzu­rech­nen, für die sie arbeiten.27 Im Außen­ver­hält­nis haf­tet ein Arbeit­neh­mer nicht, wenn er sich im Rah­men der ihm erteil­ten Wei- sun­gen verhält.28 Wie bereits erläu­tert, ist bei einem Beschäf­ti­gungs­ver­hält­nis zwi­schen einem Stu­die­ren­den und einer Hoch­schu­le letz­te­re die ver­ant­wort­li­che Ins- tanz, sodass die stu­den­ti­sche Hilfs­kraft, die bei der Ver- arbei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten daten­schutz­recht­li- che Vor­schrif­ten ver­letzt, im Außen­ver­hält­nis nicht nach der DSGVO haf­tet. Für den Fall, dass der Arbeit­ge­ber von einem Drit­ten auf Scha­dens­er­satz in Anspruch genom­men wird, kommt im Innen­ver­hält­nis zwi­schen dem Arbeit­ge­ber und dem Arbeit­neh­mer ein Regress in Betracht.29 In die­ser Kon­stel­la­ti­on sind dann auch die Grund­sät­ze des inner­be­trieb­li­chen Scha­dens­aus­gleichs anzuwenden.30
Die Zurech­nung der Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge- ner Daten allein an den Arbeit­ge­ber könn­te mög­li­cher- wei­se ihre Gren­ze fin­den, wenn ein Mit­ar­bei­ten­der ei- gen­ver­ant­wort­lich, im eige­nen Inter­es­se und ver­deckt handelt.31
Ob eine unter­stell­te Per­son, die eigen­mäch­tig per­so- nen­be­zo­ge­ne Daten ver­ar­bei­tet, selbst als Ver­ant­wort­li- cher behan­delt wer­den kann, ist noch weit­hin unge- klärt.32 Ent­schei­dend dürf­te sein, inwie­fern sich die un- ter­stell­te Per­son anmaßt, über die Zwe­cke und Mit­tel der Ver­ar­bei­tung der per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten selbst zu entscheiden.33
Nimmt man an, dass eine eige­ne Haf­tung der stu­den- tischen Hilfs­kraft mög­lich ist, wenn sie per­so­nen­be­zo­ge- ne Daten ohne Wei­sung eigen­mäch­tig ver­ar­bei­tet und somit gegen Art. 29 DSGVO ver­sto­ßen hat, kommt als Sank­ti­on unter ande­rem die Zah­lung von Buß­gel­dern (Art. 83 IV a) DSGVO) in Betracht.34
26 Branz, DS-GVO – Wann haf­tet der Arbeit­neh­mer bei daten­schutz- wid­ri­gem Ver­hal­ten?, SPA 2018, 145, 145.
27 Kühling/Klar/Sackmann, Daten­schutz­recht, 4. Aufl. 2018, Rn. 763.
28 Branz, DS-GVO – Wann haf­tet der Arbeit­neh­mer bei datenschutz-
wid­ri­gem Ver­hal­ten?, SPA 2018, 145, 146.
29 Ebd.
30 Branz, DS-GVO – Wann haf­tet der Arbeit­neh­mer bei daten­schutz- wid­ri­gem Ver­hal­ten?, SPA 2018, 145, 146 f..
31 Kühling/Klar/Sackmann, Daten­schutz­recht, 4. Aufl. 2018, Rn. 763.
32 Simitis/Hornung/Spiecker/Petri, Daten­schutz­recht, DSGVO mit
BDSG, 1. Aufl. 2019, Art. 29 Rn. 21; Branz, DS-GVO – Wann haf­tet der Arbeit­neh­mer bei daten­schutz­wid­ri­gem Ver­hal­ten?, SPA 2018, 145, 146.
2. Haf­tung aus dem Arbeitsvertrag
Der Arbeits­ver­trag beinhal­tet als Neben­pflicht auch die Ein­hal­tung von daten­schutz­recht­li­chen Vorschriften.35 Die Ver­let­zung die­ser Neben­pflicht kann eine verhal- tens­be­ding­te Kün­di­gung recht­fer­ti­gen, wenn deren wei- tere Vor­aus­set­zun­gen für eine Arbeit­ge­ber­kün­di­gung, zu denen regel­mä­ßig eine Abmah­nung gehört, vorliegen.36 Der stu­den­ti­schen Hilfs­kraft als Beschäf­tig­te kann somit bei einem sol­chen Ver­stoß gekün­digt wer­den, wenn auch die übri­gen Vor­aus­set­zun­gen dafür gege­ben sind.
3. Straf­recht­li­che Sanktionen
Der natio­na­le Gesetz­ge­ber hat auf­grund von Art. 84 DSGVO zusätz­lich Straf­vor­schrif­ten für den Fall der Miss­ach­tung der DSGVO-Vor­schrif­ten geschaffen.37 Rele­vant ist hier ins­be­son­de­re § 42 BDSG. Die­se Vor- schrift ist nicht begrenzt auf die Adres­sa­ten der DSGVO und des BDSG n.F., son­dern erfasst jeden, der einen der dort genann­ten Tat­be­stän­de erfüllt.38
§ 42 I BDSG bezieht sich auf eine rechts­wid­ri­ge und gewerbs­mä­ßi­ge Über­mitt­lung oder Über­las­sung von Daten von einer Groß­zahl an Per­so­nen an Dritte.39 § 42 II BDSG betrifft den Fall der unbe­rech­tig­ten Daten­verar- bei­tung oder das Erschlei­chen von Daten durch unrich- tige Anga­ben, wobei jeweils gegen Ent­gelt oder mit Be- rei­che­rungs- oder Schä­di­gungs­ab­sicht gehan­delt wur- de.40 Sank­tio­niert wer­den somit beson­ders gro­be Ver- stö­ße, die mit Geld­stra­fe oder Frei­heits­stra­fe bis zu zwei Jah­ren (bei § 42 II BDSG) oder bis zu drei Jah­ren (bei § 42 I BDSG) bestraft werden.41
Eine stu­den­ti­sche Hilfs­kraft kann sich somit nach § 42 BDSG n.F. straf­bar machen, wenn sie des­sen Vor­aus- set­zun­gen erfüllt, unab­hän­gig von der Fra­ge, ob sie als Ver­ant­wort­li­che im Sin­ne der DSGVO anzu­se­hen ist.
33 Simitis/Hornung/Spiecker/Petri, Daten­schutz­recht, DSGVO mit BDSG, 1. Aufl. 2019, Art. 29 Rn. 21.
34 Branz, DS-GVO – Wann haf­tet der Arbeit­neh­mer bei daten­schutz- wid­ri­gem Ver­hal­ten?, SPA 2018, 145, 146.
35 Ebd.
36 Löwisch/Wertheimer, in: HSchR-Pra­xis­hand­buch, 3. Aufl., Heidel-
berg 2017, S. 623.
37 Kühling/Klar/Sackmann, Daten­schutz­recht, 4. Aufl. 2018, Rn. 767. 38 Gola/Gola, Daten­schutz­grund­vor­ord­nung, Kom­men­tar, 2. Aufl.
2018, Art. 84 Rn. 10.
39 Becker, in Plath, DSGVO/BDSG, 3. Aufl. 2018, § 42 BDSG Rn. 2. 40 Ebd.
41 Ebd.

246 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 4 (2019), 243–249
4. Mög­li­che Fol­gen für die Stel­lung als Studierende
a) Stu­die­ren­de an einer Hochschule
Wei­ter stellt sich die Fra­ge, wel­che Aus­wir­kun­gen ein Daten­schutz­ver­stoß bei der Tätig­keit als stu­den­ti­sche Hilfs­kraft auf ihre Stel­lung als Stu­die­ren­de haben und ob der Ver­stoß auch eine Exma­tri­ku­la­ti­on von der Hoch- schu­le recht­fer­ti­gen kann. Rele­vant ist des­halb die Über- legung, ob ein Daten­schutz­ver­stoß, der even­tu­ell sogar eine Straf­tat nach § 42 BDSG dar­stellt, Fol­gen für die Stel­lung als Stu­die­ren­de haben kann. Richt­schnur muss dabei sein, dass eine stu­den­ti­sche Hilfs­kraft inner­halb einer Hoch­schu­le in glei­cher Wei­se behan­delt wird wie ein Stu­die­ren­der, der neben sei­nem Stu­di­um eine Hilfs- tätig­keit außer­halb einer Hoch­schu­le ausübt.
Zur Zeit des Dis­zi­pli­nar­rechts galt ein ver­ur­teil­ter Straf­tä­ter als nicht wür­dig ein „aka­de­mi­scher Bür­ger“ zu sein und es bestand des­halb auch die Mög­lich­keit, ihn zu exmatrikulieren.42 Für das spä­te­re Ord­nungs­recht war die Auf­recht­erhal­tung der inne­ren Ord­nung der Hoch- schu­le für einen gere­gel­ten Wis­sen­schafts­be­trieb ent- schei­dend, sodass Straf­ta­ten, die außer­halb der Uni­ver­si- tät began­gen wur­den, in der Regel kei­ne Exma­tri­ku­la­ti- on mehr recht­fer­ti­gen konnten.43 Auch eine straf­ba­re Hand­lung, die kei­nen spe­zi­fi­schen Bezug zur Hoch­schu- le hat, kann für sich allein noch kei­ne Exma­tri­ku­la­ti­on rechtfertigen.44 Von die­sem Grund­satz gehen auch die meis­ten Hoch­schul­ge­set­ze der Bun­des­län­der aus, die die Vor­aus­set­zun­gen für eine zwangs­wei­se Exma­tri­ku­la­ti­on selbst fest­le­gen. Mit die­ser Maß­ga­be kön­nen fol­gen­de Rege­lun­gen zur Exma­tri­ku­la­ti­on in Lan­des­hoch­schul­ge- set­zen von Bun­des­län­dern bei einem Daten­schutz­ver- stoß ein­schlä­gig sein:
– In Bran­den­burg ist eine Exma­tri­ku­la­ti­on u.a. mög- lich, wenn der Stu­die­ren­de einen Ord­nungs­ver­stoß be- gan­gen hat (§ 14 BbgHG). Ein Ord­nungs­ver­stoß ist dabei nicht jedes Fehl­ver­hal­ten, son­dern nur das­je­ni­ge, das den ori­gi­nä­ren Uni­ver­si­täts­be­trieb, die aka­de­mi­sche Selbst­ver­wal­tung oder die Frei­heit von Leh­re und For- schung betrifft.45 Ver­stö­ße gegen daten­schutz­recht­li­che Vor­ga­ben müs­sen dage­gen nach den Vor­schrif­ten außer- halb des Hoch­schul­rechts, nach den Bestim­mun­gen des Straf- und Ord­nungs­wid­rig­kei­ten­rechts sank­tio­niert werden.46
42 Lud­wig Gehr­ke, Die Exma­tri­ku­la­ti­on – Rechts­grund­la­gen, Vor­aus- set­zun­gen, Ver­fah­ren und Rechts­schutz im Bereich des Erlö­schens der stu­den­ti­schen Rechts­stel­lung, in: Euro­päi­sche Hoch­schul- schrif­ten, Rei­he II, Rechts­wis­sen­schaft, Bd. 1837, Frank­furt a.M. 1996, S. 203.
43 Lud­wig Gehr­ke, Die Exma­tri­ku­la­ti­on – Rechts­grund­la­gen, Vor­aus- set­zun­gen, Ver­fah­ren und Rechts­schutz im Bereich des Erlöschens
– In Rhein­land-Pfalz kann die Ein­schrei­bung von Stu­die­ren­den wider­ru­fen und in Thü­rin­gen kann die Ord­nungs­maß­nah­me der Exma­tri­ku­la­ti­on ver­hängt wer­den, wenn ein Stu­die­ren­der der Hoch­schu­le oder dem Land durch schwe­res schuld­haf­tes Fehl­ver­hal­ten oder die Bege­hung von Straf­ta­ten erheb­li­chen Scha­den zuge­fügt hat (§ 69 III Nr. 4 Hoch­SchG Rhein­land Pfalz; § 76 I 2 Nr. 3, II Nr. 4 ThürHG). In Ham­burg kann ein Stu- die­ren­der exma­tri­ku­liert wer­den, wenn er der Hoch- schu­le durch schwe­res schuld­haf­tes Fehl­ver­hal­ten einen erheb­li­chen Scha­den zuge­fügt hat (§ 42 III Nr. 3 HmbHG). Erfor­der­lich wäre somit hier, dass ein Ver­stoß der stu­den­ti­schen Hilfs­kraft gegen § 42 BDSG zur Fol­ge hat, dass nicht nur das ein­zel­ne Insti­tut, son­dern die ge- sam­te Hoch­schu­le betrof­fen ist und einen gro­ßen Scha- den erlei­det. Dies ist in Aus­nah­me­fäl­len vorstellbar.
– Im Saar­land kann die Ein­schrei­bung eines Stu­die- ren­den dann wider­ru­fen wer­den, wenn der Stu­die­ren­de die Ein­rich­tun­gen der Hoch­schu­le zu straf­ba­ren Hand- lun­gen nutzt oder zu nut­zen ver­sucht (§ 82 IV Nr. 4 SHSG). In Meck­len­burg-Vor­pom­mern kön­nen Stu­die- ren­de exma­tri­ku­liert wer­den, die Ein­rich­tun­gen der Hoch­schu­le zu straf­ba­ren Hand­lun­gen nut­zen oder ge- gen­über Mit­glie­dern und Ange­hö­ri­gen der Hoch­schu­le straf­ba­re Hand­lun­gen bege­hen (§ 17 X LHG M‑V).
– In Nie­der­sach­sen und in Sach­sen-Anhalt hin­ge­gen kann eine Straf­tat nach § 42 BDSG nicht zu einer Exma- tri­ku­la­ti­on füh­ren, da Nie­der­sach­sen für eine Exma­tri- kula­ti­on eine Straf­tat gegen das Leben, die sexu­el­le Selbst­be­stim­mung, die kör­per­li­che Unver­sehrt­heit oder die per­sön­li­che Frei­heit vor­aus­setzt (§ 19 V 1 Nr. 3, VI 1 NHG) und in Sach­sen-Anhalt eine Exma­tri­ku­la­ti­on dann erfol­gen kann, wenn der Stu­die­ren­de gegen­über Mit­glie­dern, Ange­hö­ri­gen, Gäs­ten oder Früh­stu­die­ren- den einer Hoch­schu­le Gewalt anwen­det, eine Bedro- hung vor­nimmt oder eine sexu­el­le Beläs­ti­gung iSd § 3 IV AGG aus­übt (§ 30 III 1 HSG-LSA).
– Eben­so kann in Hes­sen ein Stu­die­ren­der u.a. nur exma­tri­ku­liert und im Saar­land die Ein­schrei­bung wi- der­ru­fen wer­den, wenn der Stu­die­ren­de durch Anwen- dung von Gewalt, durch Auf­for­de­rung zur Gewalt oder Bedro­hung mit Gewalt den bestim­mungs­ge­mä­ßen Be- trieb einer Hoch­schul­ein­rich­tung, die Tätig­keit eines Hoch­schul­or­gans oder die Durch­füh­rung einer Hoch- schul­ver­an­stal­tung behin­dert oder dadurch ein Mitglied
der stu­den­ti­schen Rechts­stel­lung, in: Euro­päi­sche Hoch­schul- schrif­ten, Rei­he II, Rechts­wis­sen­schaft, Bd. 1837, Frank­furt a.M. 1996, S. 203.
44 Thie­me, Hoch­schul­recht, 3. Aufl. 2004, Rn. 915.
45 Knopp/Peine/Albrecht, Kom­men­tar zum Brandenburgischen
Hoch­schul­ge­setz, 1. Aufl. 2010, § 14 Rn. 6. 46 Ebd.

Lutz · Daten­schutz­pflich­ten stu­den­ti­scher Hilfs­kräf­te 2 4 7
einer Hoch­schu­le von der Aus­übung sei­ner Rech­te und Pflich­ten abhält oder abzu­hal­ten ver­sucht (§ 59 III Nr, 1, Nr. 2 HHG und § 82 IV Nr. 3 SHSG). Der Ver­stoß gegen daten­schutz­recht­li­che Vor­schrif­ten wür­de die­se Vor­aus- set­zun­gen nicht erfüllen.
Ob die Bege­hung einer Straf­tat nach § 42 BDSG auch zu einer Exma­tri­ku­la­ti­on füh­ren kann, hängt, wie man aus den genann­ten Vor­schrif­ten erken­nen kann, davon ab, ob ein direk­ter Zusam­men­hang zur Hoch­schu­le, ih- ren Ver­an­stal­tun­gen und Ein­rich­tun­gen besteht. Dies wird in der Regel abzu­leh­nen sein, da der Stu­die­ren­de zwar Mit­ar­bei­ten­der eines hoch­schul­an­ge­hö­ri­gen Ins­ti- tuts ist, jedoch der regu­lä­re Hoch­schul­be­trieb mit sei­nen Ver­an­stal­tun­gen und Ein­rich­tun­gen weder unmit­tel­bar gestört noch gefähr­det wird.
Die Fra­ge, ob die Bege­hung einer Straf­tat eine Exma- tri­ku­la­ti­on recht­fer­ti­gen kann, ist strikt zu tren­nen von der Fra­ge, ob die Mög­lich­keit besteht, dass ein Stu­die- ren­der des­halb exma­tri­ku­liert wer­den kann, weil er eine Frei­heits­stra­fe verbüßt.47 In letz­te­rem Fall kann der Stu- die­ren­de sein Stu­di­um bei einer Prä­senz­hoch­schu­le in der Regel nicht wei­ter ver­fol­gen und muss das Stu­di­um unterbrechen.48 Dies haben eini­ge Bun­des­län­der auf­ge- grif­fen und in ihren Hoch­schul­ge­set­zen geregelt.
– So kann in Baden-Würt­tem­berg und Meck­len­burg- Vor­pom­mern ein Stu­die­ren­der exma­tri­ku­liert wer­den, wenn er eine Frei­heits­stra­fe ver­büßt (§§ 60 III Nr. 5, 62 III Nr. 1 LHG; § 17 IX, VI Nr. 2 LHG M‑V).
– Auch in Bay­ern ist eine Exma­tri­ku­la­ti­on mög­lich, wenn der Stu­die­ren­de infol­ge Rich­ter­spruchs die Fähig- keit zur Beklei­dung öffent­li­cher Ämter ver­liert (Art. 49 II Nr. 2, Art. 46 Nr. 2 BayHSchG). Gem. § 45 StGB ist dies bei einem Ver­bre­chen der Fall, auf­grund des­sen man zu einer Frei­heits­stra­fe von min­des­tens einem Jahr verur- teilt wurde.
– Eben­so ist in Schles­wig-Hol­stein eine Exma­tri­ku­la- tion mög­lich, wenn der Stu­die­ren­de die Fähig­keit zur Beklei­dung öffent­li­cher Ämter nicht besitzt (§ 40 II Nr. 4 HSG Schleswig-Holstein).
–In Sach­sen kann ein Stu­die­ren­der exma­tri­ku­liert wer­den, wenn er wegen einer vor­sätz­lich began­ge­nen Straf­tat zu einer Frei­heits­stra­fe von min­des­tens einem
47 Lud­wig Gehr­ke, Die Exma­tri­ku­la­ti­on – Rechts­grund­la­gen, Vor­aus- set­zun­gen, Ver­fah­ren und Rechts­schutz im Bereich des Erlö­schens der stu­den­ti­schen Rechts­stel­lung, in: Euro­päi­sche Hoch­schul- schrif­ten, Rei­he II, Rechts­wis­sen­schaft, Bd. 1837, Frank­furt a.M. 1996, S. 149.
48 Lud­wig Gehr­ke, Die Exma­tri­ku­la­ti­on – Rechts­grund­la­gen, Vor­aus- set­zun­gen, Ver­fah­ren und Rechts­schutz im Bereich des
Erlö­schens der stu­den­ti­schen Rechts­stel­lung, in: Europäische
Jahr rechts­kräf­tig ver­ur­teilt wor­den ist, die Ver­ur­tei­lung noch der unbe­schränk­ten Aus­kunft unter­liegt und nach der Art der Straf­tat eine Gefähr­dung oder Stö­rung des Stu­di­en­be­triebs zu befürch­ten ist (§§ 18 III Nr. 6, 21 III Nr. 1 SächsHG).
Wenn folg­lich ein Stu­die­ren­der auf­grund einer Ver­ur­tei- lung wegen Ver­sto­ßes gegen § 42 BDSG eine Frei­heits- stra­fe ver­bü­ßen muss, so kann nach den Hoch­schul­ge- set­zen die­ser auf­ge­führ­ten Bun­des­län­der eine Exma­tri- kula­ti­on in Betracht gezo­gen werden.
b) Beson­der­heit an einer dua­len Hochschule
Bei einem dua­len Hoch­schul­stu­di­um haben Stu­die­ren­de einen Dop­pel­sta­tus, denn sie sind sowohl Stu­die­ren­de als auch Aus­zu­bil­den­de in einer Ausbildungsstätte.49 Wenn ein sol­cher Stu­die­ren­der bei sei­ner Aus­bil­dungs- stät­te gegen daten­schutz­recht­li­che Vor­schrif­ten ver­stößt, so ist anzu­neh­men, dass eine ver­hal­tens­be­ding­te Kün­di- gung des Aus­bil­dungs­ver­tra­ges, gleich wie bei einer Tätig­keit als stu­den­ti­sche Hilfs­kraft, mög­lich ist. Inwie- fern sich die­se Kün­di­gung des Aus­bil­dungs­ver­trags dann auch auf das Stu­di­um aus­wirkt, ist in man­chen Hoch- schul­ge­set­zen geregelt.
– So ist in Baden-Würt­tem­berg ein Stu­die­ren­der gem. § 62 II LHG zwin­gend zu exma­tri­ku­lie­ren, wenn der Aus­bil­dungs­ver­trag mit sei­ner Aus­bil­dungs­stät­te ge- kün­digt wur­de und nicht inner­halb von acht
Wochen ein neu­er Ver­trag vor­ge­legt wird.50
– In Thü­rin­gen ist gem. § 75 II Nr. 11 ThürHG ein Stu- die­ren­der zu exma­tri­ku­lie­ren, wenn beim Stu­di­um an der Dua­len Hoch­schu­le das Aus­bil­dungs­ver­hält­nis mit dem Pra­xis­part­ner rechts­wirk­sam been­det wird und er nicht inner­halb von zwölf Wochen einen neu­en Aus­bil- dungs­ver­trag mit einem ande­ren Pra­xis­part­ner abschließt.
– In Schles­wig-Hol­stein ist ein Stu­die­ren­der gem. § 42 II Nr. 4 HSG Schles­wig-Hol­stein zu ent­las­sen, wenn in dua­len Stu­di­en­gän­gen das Aus­bil­dungs­ver­hält­nis mit dem Pra­xis­part­ner rechts­wirk­sam been­det wird und nicht inner­halb von drei Mona­ten ein neu­er Aus­bil- dungs­ver­trag geschlos­sen wor­den ist.
– In Bran­den­burg kann gem. § 14 III Nr. 4, IV BbgHG
Hoch­schul­schrif­ten, Rei­he II, Rechts­wis­sen­schaft, Bd. 1837, Frank- furt a.M. 1996, S. 149; Thie­me, Hoch­schul­recht, 3. Aufl. 2014, Rn. 920.
49 Ger­ber, in Haug (Hg.), Hoch­schulR BW, 2. Aufl. 2009, Rn. 1011. 50 Haug, in Haug (Hg.), Hoch­schulR BW, 2. Aufl. 2009, Rn. 1181.

248 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 4 (2019), 243–249
nach­träg­lich her­aus­stellt, dass ein Imma­tri­ku­la­ti­ons­hin- der­nis vor­liegt: Ein Ver­sa­gungs­grund ist gege­ben, wenn der Stu­die­ren­de für einen aus­bil­dungs­in­te­grier­ten dua- len Stu­di­en­gang kei­nen Aus­bil­dungs­ver­trag mit einer von der Hoch­schu­le zuge­las­se­nen Aus­bil­dungs­stät­te nach­weist, obwohl dies durch Sat­zung der Hoch­schu­le vor­ge­schrie­ben ist.
Wo sol­che Rege­lun­gen nicht bestehen, kön­nen sich Fol- gen aus den ein­schlä­gi­gen Aus­bil­dungs- und Prü­fungs- ord­nun­gen erge­ben. Kann ein zum Abschluss des Stu­di- engangs erfor­der­li­cher Aus­bil­dungs­nach­weis end­gül­tig nicht erbracht wer­den, führt das regel­mä­ßig zum Ver­lust des Prü­fungs­an­spruchs, was nach den Lan­des­hoch- schul­ge­set­zen wie­der­um die Exma­tri­ku­la­ti­on zur Fol­ge haben kann.
III. Ergebnis
In der Zusam­men­schau ist fest­zu­hal­ten, dass Stu­die­ren- de auf­grund ihres Sta­tus als Stu­die­ren­de kei­ne beson­de- ren Daten­schutz­pflich­ten haben, son­dern den allgemei-
nen, für jeder­mann gel­ten­den Pflich­ten unter­lie­gen. Bei der Tätig­keit als stu­den­ti­sche Hilfs­kraft sind die Daten- schutz­pflich­ten ein­zu­hal­ten, die sich für unter­stell­te Per- sonen aus der Daten­schutz­grund­ver­ord­nung erge­ben. Ver­stö­ße gegen die all­ge­mei­nen Daten­schutz­pflich­ten kön­nen arbeits­recht­li­che Fol­gen, ins­be­son­de­re Abmah- nun­gen und ver­hal­tens­be­ding­te Kün­di­gun­gen zur Fol­ge haben und straf­recht­li­che Sank­tio­nen nach sich zie­hen. Hoch­schul­recht­li­che Vor­schrif­ten zur Exma­tri­ku­la­ti­on kön­nen grei­fen, wenn sich Ver­stö­ße unmit­tel­bar und gra­vie­rend auf den Hoch­schul­be­trieb aus­wir­ken oder wenn sie zur Ver­bü­ßung von Frei­heits­stra­fen füh­ren. Löst im Fall eines dua­len Hoch­schul­stu­di­ums die Aus- bil­dungs­stät­te wegen dort began­ge­ner Ver­stö­ße den Aus­bil­dungs­ver­trag auf, kann das bei Bestehen ent­sp­re- chen­der Rege­lun­gen im ein­schlä­gi­gen Lan­des­hoch- schul­ge­setz eben­falls die Exma­tri­ku­la­ti­on zur Fol­ge haben.
Susan­ne Lutz arbei­tet seit dem 1. August 2019 als Regie­rungs­rä­tin auf Pro­be beim Regie­rungs­prä­si­di­um Karlsruhe