Menü Schließen
Klicke hier zur PDF-Version des Beitrags!

Im Rah­men sei­nes Beschlus­ses vom 28.11.2014 hat sich das Lan­des­ar­beits­ge­richt Köln mit der Zuläs­sig­keit des Rechts­weg­s­zu­den­Ar­beits­ge­rich­ten­für­die­Kla­ge­ei­nes Dok­to­ran­den gegen sei­nen wis­sen­schaft­li­chen Betreu­er aus einem „Dok­to­ran­den­ver­trag“ aus­ein­an­der­ge­setzt. Im Vor­der­grund stand dabei ins­be­son­de­re die Fra­ge, ob die mit der Kla­ge gel­tend gemach­ten Mit­wir­kungs­ob­lie- gen­hei­ten des wis­sen­schaft­li­chen Betreu­ers nach öffent- lich­recht­li­chen oder pri­vat­recht­li­chen Grund­sät­zen zu beur­tei­len sind.

I. Aus­gangs­la­ge

In der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit haben so genann­te „Betreu­ungs­ver­ein­ba­run­gen“ zwi­schen Dok­to­ran­den und ihren wis­sen­schaft­li­chen Betreu­ern an Bedeu­tung gewonnen.1 Zwi­schen­zeit­lich ist der Abschluss der­ar­ti- ger Betreu­ungs­ver­ein­ba­run­gen im baden-würt­tem­ber­gi- schen Lan­des­hoch­schul­ge­setz gar vor­ge­schrie­ben (§ 38 Abs. 5 Satz 2 LHG BW). Auch in Nord­rhein-West­fa­len wur­de mit Wir­kung zum 16. Sep­tem­ber 2014 eine Rege- lung in das Lan­des­hoch­schul­ge­setz auf­ge­nom­men, wonach die Hoch­schu­len den Abschluss einer Betreu- ungs­ver­ein­ba­rung zwi­schen Dok­to­ran­den und deren wis­sen­schaft­li­chen Betreu­ern gewähr­leis­ten (§ 67 Abs. 2 Satz 3 LHG NRW).

Gegen­stand ent­spre­chen­der Betreu­ungs­ver­ein­ba­run- gen kann bei­spiels­wei­se die Fest­le­gung bestimm­ter Rech­te und Pflich­ten von Dok­to­rand und Betreu­er, die Eini­gung auf die Grund­sät­ze guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis oder eine Rege­lung zur Lösung etwa­iger Kon­flikt- fäl­le sein.2

Die Rechts­na­tur die­ser Betreu­ungs­ver­ein­ba­run­gen und der hier­aus erwach­sen­den Rech­te und Pflich­ten ins- beson­de­re auch im Zusam­men­spiel mit dem recht­li­chen Ver­hält­nis zwi­schen dem Dok­to­ran­den und der Ein­rich- tung, an der die­ser pro­mo­viert, erscheint noch nicht zwei­fels­frei geklärt. Soweit ersicht­lich, sind bis­lang kaum

1 Vgl. nur Löwisch/Würtenberger, OdW 2014, S. 103 ff. mwN.
Ord­nung der Wis­sen­schaft 2015, ISSN 2197–9197

Mar­kus Bettecken

Die Eröff­nung des Rechts­we­ges zu den Arbeits­ge­rich- ten bei Strei­tig­kei­ten über Mit­wir­kungs­pflich­ten des wis­sen­schaft­li­chen Betreu­ers aus einem Doktorandenverhältnis

- LAG Köln, Beschluss vom 28.11.2014 — 6 Ta 221/14

gericht­li­che Ent­schei­dun­gen über Strei­tig­kei­ten zwi- schen Dok­to­ran­den und Betreu­ern aus einer ent­sp­re- chen­den Betreu­ungs­ver­ein­ba­rung getrof­fen wor­den. Das LAG Köln hat sich nun­mehr mit Beschluss vom 28.11.2014 im Zusam­men­hang mit der Eröff­nung des Rechts­wegs zu den Arbeits­ge­rich­ten mit der recht­li­chen Ein­ord­nung des Ver­hält­nis­ses zwi­schen Dok­to­rand und wis­sen­schaft­li­chem Betreu­er beschäftigt.

II. Die Ent­schei­dung des LAG Köln

1. Sach­ver­halt

Mit Beschluss vom 28.11.2014 ent­schied das LAG Köln über eine sofor­ti­ge Beschwer­de des Klä­gers gegen einen Beschluss des Arbeits­ge­richts Aachen vom 12.6.2014 (6 Ca 1762/14).

Der Klä­ger war auf­grund eines „Dok­to­ran­den­ver­tra- ges“ in der Zeit vom 1.3.2010 bis zum 30.6.2013 als Dok- tor­and in einem Insti­tut für Mole­ku­lar­bio­lo­gie und An- gewand­te Öko­lo­gie beschäf­tigt. Lei­ter die­ses Insti­tu­tes ist der Beklag­te, Arbeit­ge­ber des Klä­gers war ein ein­ge- tra­ge­ner Ver­ein zur För­de­rung der ange­wand­ten For- schung. Zum Ent­schei­dungs­zeit­punkt waren Kla­gen des Klä­gers gegen sei­nen vor­ma­li­gen Arbeit­ge­ber vor dem Arbeits­ge­richt Aachen anhän­gig. Mit der wei­te­ren Kla­ge gegen sei­nen wis­sen­schaft­li­chen Betreu­er in Per­son be- gehr­te der Klä­ger die Fest­stel­lung, dass die Nie­der­le­gung der wis­sen­schaft­li­chen Betreu­ung des Klä­gers und sei­nes Pro­mo­ti­ons­ver­fah­rens durch den Beklag­ten nebst ent- spre­chen­der Wider­ru­fe vor­ma­li­ger Bera­tungs- und Be- stä­ti­gungs­zu­sa­gen unwirk­sam ist. Zudem mach­te der Klä­ger Scha­dens­er­satz gegen den Beklag­ten für ent­gan- genes Ein­kom­men und Ver­mö­gens­ver­lust geltend.

Das Arbeits­ge­richt Aachen hat­te sich mit Beschluss vom 12.6.2014 für unzu­stän­dig erklärt und den Rechts- streit an das Ver­wal­tungs­ge­richt ver­wie­sen. Gegen die- sen Beschluss rich­te­te sich der Klä­ger mit sei­ner sofor­ti- gen Beschwer­de zum Lan­des­ar­beits­ge­richt Köln. Seine

2 Vgl. Löwisch/Würtenberger, aaO, S. 103.

230 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 4 (2015), 229–232

sofor­ti­ge Beschwer­de war erfolg­reich, das LAG Köln er- klär­te den Rechts­weg zu den Gerich­ten für Arbeits­sa- chen für zulässig.

2. Urteils­be­grün­dung

Das Lan­des­ar­beits­ge­richt stützt sei­ne Ent­schei­dung im Wesent­li­chen auf § 2 Abs. 3 ArbGG, wonach auch nicht ori­gi­när unter die Zustän­dig­keits­norm des § 2 Abs. 1, 2 ArbGG fal­len­de Rechts­strei­tig­kei­ten in die Zustän­dig­keit der Arbeits­ge­rich­te fal­len kön­nen, wenn der Anspruch mit einer bei einem Arbeits­ge­richt anhän­gi­gen oder gleich­zei­tig anhän­gig wer­den­den bür­ger­li­chen Rechts­strei­tig­keit der in den Absät­zen 1 und 2 bezeich­ne­ten Art in recht­li­chem oder unmit­tel­bar wirt­schaft­li­chem Zusam­men­hang steht und für sei­ne Gel­tend­ma­chung nicht die aus­schließ­li­che Zustän- dig­keit eines ande­ren Gerichts gege­ben ist.

Das Vor­lie­gen der ers­ten Vor­aus­set­zung nahm das LAG Köln unter Ver­weis auf die vor dem Arbeits­ge­richt Aachen anhän­gi­gen Rechts­strei­tig­kei­ten des Klä­gers ge- gen sei­nen vor­ma­li­gen Arbeit­ge­ber als „offen­sicht­lich“ an, da Grund­la­ge sämt­li­cher Rechts­strei­tig­kei­ten der Dok­to­ran­den­ver­trag sei. Über­dies sei es nicht erfor­der- lich, dass die Par­tei­en der Zusam­men­hangs­kla­ge mit de- nen der Haupt­kla­ge iden­tisch sind – viel­mehr genü­ge, dass eine Par­tei der Haupt­kla­ge auch Par­tei der Zusam- men­hangs­kla­ge sei.

Im Hin­blick auf die zwei­te Vor­aus­set­zung des § 2 Abs. 3 ArbGG, wonach kei­ne aus­schließ­li­che Zustän- dig­keit eines ande­ren Gerichts gege­ben sein darf, befass- te sich das LAG Köln mit der Rechts­na­tur der vom Klä- ger gel­tend gemach­ten Ansprü­che gegen den Beklag­ten vor dem Hin­ter­grund der Fra­ge, ob eine öffent­lich­recht- liche Strei­tig­keit anzu­neh­men ist. Für die Abgren­zung soll es nach Auf­fas­sung des LAG Köln ent­schei­dend dar- auf ankom­men, wel­cher Natur das Rechts­ver­hält­nis ent- springt, aus dem die Kla­ge­an­sprü­che her­ge­lei­tet wer­den, mit­hin ob die­ses von öffent­lich­recht­li­chen oder pri­vat- recht­li­chen Vor­schrif­ten geprägt sei. Vor die­sem Hin­ter- grund kön­ne dahin­ste­hen, ob das Dok­to­ran­den­ver­hält- nis den Cha­rak­ter eines öffent­lich­recht­li­chen Ver­tra­ges oder eines ver­trags­ähn­li­chen Ver­hält­nis­ses habe, da Grund­la­ge der vor­lie­gen­den Strei­tig­keit allei­ne der „Dok­to­ran­den­ver­trag“ sei und die­ser die Bezie­hun­gen zwi­schen Klä­ger und Beklag­tem auf pri­vat­recht­li­cher Grund­la­ge als Arbeits­ver­trag gestal­te. Da der Klä­ger aus- schließ­lich die Ver­let­zung von Mit­wir­kungs­pflich­ten des Beklag­ten aus eben jenem (pri­vat­recht­li­chen) Vertrag

  1. 3  So auch BAG, Beschluss vom 11.9.2002 – 5 AZB 3/02, AP ArbGG 1979 § 2 Nr. 82; Vgl. auch Schle­wing in: Germelmann/Matthes/ Prüt­ting, Arbeits­ge­richts­ge­setz, 8. Aufl. 2013, § 2 Rn. 127.
  2. 4  Vgl. BAG, Beschluss vom 10.6.2010 – 5 AZB 3/10, NZA 2010,

rüge, sei dem­nach auch kei­ne aus­schließ­li­che Zustän­dig- keit der Ver­wal­tungs­ge­rich­te anzunehmen.

Mit die­ser Begrün­dung gab das LAG Köln der sofor- tigen Beschwer­de des Klä­gers gegen den Beschluss des Arbeits­ge­richts Aachen statt und erklär­te den Rechts­weg zu den Gerich­ten für Arbeits­sa­chen für zulässig.

III. Bewer­tung

Der Ent­schei­dung des LAG Köln ist auf­grund des ihr zugrun­de­lie­gen­den Sach­ver­halts im Ergeb­nis trotz gewis­ser Unklar­hei­ten in der Begrün­dung zuzu­stim­men. Bedau­er­li- cher­wei­se trifft der Beschluss — man­gels Ent­schei­dungs­er­heb- lich­keit aus Sicht des Gerichts letzt­lich fol­ge­rich­tig — kei­ne Aus­sa- ge dazu, ob nach Auf­fas­sung des Gerichts auch im Fall einer unmit­tel­ba­ren ver­trag­li­chen Abre­de zwi­schen Dok­to­rand und wis­sen­schaft­li­chem Betreu­er, wie sie nun­mehr im baden- würt­tem­ber­gi­schen und nord­rhein-west­fä­li­schen Hoch- schul­recht expli­zit vor­ge­schrie­ben ist, oder bei unmit­tel­bar auf öffent­lich­recht­li­che Vor­schrif­ten gestütz­ten Ansprü- chen eine Zusam­men­hangs­kla­ge vor den Arbeits­ge­rich­ten in Betracht kom­men kann.

In Über­ein­stim­mung mit der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts steht zunächst die über­zeu­gen­de Annah­me des LAG, dass es für die Zuläs­sig­keit einer Zu- sam­men­hangs­kla­ge nach § 2 Abs. 3 ArbGG aus­reicht, wenn eine Par­tei der Haupt­kla­ge auch Par­tei der Zusam- men­hangs­kla­ge ist, wes­halb eine Iden­ti­tät der Par­tei­en auf bei­den Sei­ten für die Annah­me einer Zusam­men- hang­s­kla­ge nicht erfor­der­lich ist.3

Soweit das Gericht einen recht­li­chen Zusam­men- hang im Sin­ne des § 2 Abs. 3 ArbGG zwi­schen den be- reits anhän­gi­gen Kla­gen gegen den vor­ma­li­gen Arbeit- geber des Klä­gers und der nun­mehr erho­be­nen Kla­ge gegen den wis­sen­schaft­li­chen Betreu­er in Per­son mit ei- ner recht knap­pen Begrün­dung als „offen­sicht­lich“ an- nimmt, so erscheint dies eben­falls zustimmungswürdig.

Nach über­zeu­gen­der Auf­fas­sung ist der Begriff des recht­li­chen oder unmit­tel­bar wirt­schaft­li­chen Zusam- men­hangs im Sin­ne der Pro­zess­öko­no­mie und nach dem Telos des § 2 Abs. 3 ArbGG, wonach recht­lich oder inner­lich zusam­men­ge­hö­ren­de Ver­fah­ren nicht in Ver- fah­ren vor ver­schie­de­nen Gerich­ten auf­ge­spal­ten wer- den sollen,4 weit auszulegen.5 Auf Grund­la­ge einer sol- chen wei­ten Aus­le­gung war in dem vom LAG Köln ent- schie­de­nen Fall ein recht­li­cher Zusam­men­hang schon des­halb anzu­neh­men, weil die Strei­tig­kei­ten von Seiten

1086, 1087 mwN.
5 Vgl. Schle­wing in: Germelmann/Matthes/Prütting, Arbeitsge-

richts­ge­setz, 8. Aufl. 2013, § 2 Rn. 118.

Bett­ecken · Rechts­weg bei Strei­tig­kei­ten aus einem Dok­to­ran­den­ver­hält­nis 2 3 1

des Klä­gers offen­bar aus­schließ­lich auf die recht­li­che Grund­la­ge ein und des­sel­ben Dok­to­ran­den­ver­tra­ges ge- stützt wur­den. Direk­te ver­trag­li­che Bezie­hun­gen mit dem beklag­ten wis­sen­schaft­li­chen Betreu­er im Sin­ne ei- ner Betreu­ungs­ver­ein­ba­rung waren offen­bar nicht be- grün­det wor­den. Streit­ge­gen­ständ­lich waren nach den Aus­füh­run­gen in der Beschluss­be­grün­dung allei­ne Mit- wir­kungs­pflich­ten auf Grund­la­ge des Arbeits­ver­tra­ges zwi­schen dem Klä­ger und sei­nem vor­ma­li­gen Arbeit­ge- ber. Bedau­er­li­cher­wei­se ist der Begrün­dung des LAG Köln nicht zu ent­neh­men, inwie­fern der Arbeits­ver­trag, der offen­bar allei­ne zwi­schen dem Klä­ger und sei­nem vor­ma­li­gen Arbeit­ge­ber abge­schlos­sen wur­de, die streit- gegen­ständ­li­chen Mit­wir­kungs­pflich­ten für den Beklag- ten in Per­son sta­tu­ie­ren kann, obwohl die­ser offen­sicht- lich nicht Ver­trags­par­tei gewor­den ist. Das LAG Köln belässteshierbeidemkurzenHinweis,dassdieFrage, ob die Kla­ge in der Sache Erfolg haben kann, für die Er- öff­nung des Rechts­wegs uner­heb­lich sei.

Im Hin­blick auf die zwei­te Vor­aus­set­zung des § 2 Abs. 3 ArbGG – kei­ne aus­schließ­li­che ande­re Rechts- weg­zu­stän­dig­keit – nimmt das LAG Köln eine Abgren- zung zu einer öffent­lich­recht­li­chen Strei­tig­keit vor. Dies istimAusgangspunktfolgerichtig,weileineZusammen- hang­s­kla­ge vor dem Arbeits­ge­richt für Rechts­strei­tig­kei- ten, über die die Ver­wal­tungs­ge­rich­te zu ent­schei­den ha- ben, nicht in Betracht kom­men kann.6 Für die Abgren- zung der Zustän­dig­keit der Ver­wal­tungs­ge­rich­te ist nach der Recht­spre­chung des Gemein­sa­men Senats der Obers­ten Gerichts­hö­fe des Bun­des im Ergeb­nis ent- schei­dend, ob die Kla­ge­an­sprü­che aus einem öffent­lich- recht­li­chen oder einem pri­vat­recht­li­chen Rechts­ver­hält- nis her­ge­lei­tet werden.7 Im zu ent­schei­den­den Fall hat der Klä­ger sei­ne behaup­te­ten Ansprü­che gegen den Be- klag­ten allei­ne aus dem pri­vat­recht­li­chen „Dok­toran- den­ver­trag“ mit sei­nem vor­ma­li­gen Arbeit­ge­ber her­ge- lei­tet und gera­de nicht aus der Pro­mo­ti­ons­ord­nung oder aus ande­ren öffent­lich­recht­li­chen Vor­schrif­ten. Eine se- para­te Betreu­ungs­ver­ein­ba­rung mit dem Beklag­ten war offen­bar eben­falls nicht getrof­fen wor­den. Vor die­sem Hin­ter­grund über­zeugt die Annah­me des LAG, wonach hier trotz des ersicht­li­chen Bezugs zur Pro­mo­ti­on des Klä­gers und auch der aus­drück­li­chen ver­trag­li­chen Be- zug­nah­me auf die Pro­mo­ti­ons­ord­nung der Fakul­tät letzt­lich nicht von einer öffent­lich­recht­li­chen Strei­tig­keit aus­ge­gan­gen wer­den kann, da die Kla­ge von Sei­ten des Klä­gers aus­schließ­lich auf Rech­te und Pflich­ten aus ei- nem pri­vat­recht­li­chen Ver­trag gestützt wur­de. Aus die-

  1. 6  Vgl. Schle­wing, aaO, § 2 Rn. 128.
  2. 7  Vgl. Gemein­sa­mer Senat der Obers­ten Gerichts­hö­fe des Bundes,Beschluss vom 4.6.1974 – GmS-OGB 2/73, AP RVO §405 Nr. 3.

sem Grund lässt das LAG Köln– letzt­lich eben­falls kon- sequent – auch dahin­ste­hen, ob es sich bei dem Dok­to- ran­den­ver­hält­nis um einen öffent­lich­recht­li­chen Ver­trag oder ein „ver­trags­ähn­li­ches Ver­hält­nis“ han­delt, da die Kla­ge­an­sprü­che eben nicht auf ent­spre­chen­de öffent- lich­recht­li­che Pflich­ten des Beklag­ten gestützt wurden.

Rich­ti­ger­wei­se wird man anneh­men müs­sen, dass Bezie­hun­gen zwi­schen dem Hoch­schul­leh­rer und dem Dok­to­ran­den im Hin­blick auf wech­sel­sei­ti­ge Rech­te und Pflich­ten bezüg­lich einer Pro­mo­ti­ons­be­treu­ung auf Grund­la­ge der öffent­lich­recht­li­chen Nor­men des Hoch- schul­rechts regel­mä­ßig als öffent­lich­recht­li­cher Ver­trag zu qua­li­fi­zie­ren sind.8 Dies gilt umso mehr für die nun- mehr in Baden-Würt­tem­berg und Nord­rhein-West­fa­len (öffent­lich­recht­lich) vor­ge­schrie­be­nen Betreu­ungs­ver- ein­ba­run­gen. Auch bei Feh­len einer expli­zi­ten Betreu- ungs­ver­ein­ba­rung wer­den Mit­wir­kungs­pflich­ten des Hoch­schul­leh­rers im Rah­men einer Pro­mo­ti­ons­be­treu- ung in aller Regel mate­ri­ell dem öffent­li­chen Recht zuzu- ord­nen sein, sofern nicht eine ver­gleich­ba­re Aus­nah­me- kon­stel­la­ti­on wie im vom LAG Köln ent­schie­de­nen Fall vorliegt.

Sind sol­che Mit­wir­kungs­pflich­ten des wis­sen­schaft­li- chen Betreu­ers – aus einer Betreu­ungs­ver­ein­ba­rung oder all­ge­mein aus hoch­schul­recht­li­chen Vor­schrif­ten – Grund­la­ge von kla­ge­wei­se gel­tend gemach­ten Ansprü- chen, so dürf­te wohl auch eine Zusam­men­hangs­kla­ge vor den Arbeits­ge­rich­ten nicht statt­haft sein – der Rechts­streit wäre viel­mehr der aus­schließ­li­chen Zustän- dig­keit der Ver­wal­tungs­ge­rich­te zuzu­ord­nen. Eine ent- spre­chen­de Klar­stel­lung durch das LAG Köln unter Hin- weis auf die Son­der­stel­lung des zugrun­de lie­gen­den Sach­ver­halts in der Begrün­dung des Beschlus­ses wäre wün­schens­wert gewesen.

Für die Ent­schei­dung des LAG Köln nur von unter- geord­ne­ter Bedeu­tung, in mate­ri­ell-recht­li­cher Hin­sicht jedoch durch­aus bemer­kens­wert ist schließ­lich, dass der Klä­ger gegen den Beklag­ten auch einen Anspruch auf Scha­dens­er­satz für ent­gan­ge­nes Ein­kom­men und Ver­mö- gens­ver­lust gel­tend mach­te. Inso­fern wird deut­lich, dass Betreu­ungs­ver­ein­ba­run­gen zwi­schen Dok­to­rand und wis- sen­schaft­li­chem Betreu­er im Fal­le von Pflicht­ver­let­zun­gen durch­aus erheb­li­che prak­ti­sche Fol­gen haben kön­nen. Ob eine pau­scha­le Frei­zeich­nung des wis­sen­schaft­li­chen Be- treu­ers von etwa­igen Scha­dens­er­satz­an­sprü­chen des Dok- tor­an­den im Rah­men einer Betreu­ungs­ver­ein­ba­rung, wie sie in ent­spre­chen­den Mus­ter­ver­ein­ba­run­gen zum Teil vor- gese­hen ist, einer recht­li­chen Über­prü­fung Stand halten

8 Vgl. die über­zeu­gen­den Aus­füh­run­gen von Löwisch/Würtenberger, aaO, S. 104.

232 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 4 (2015), 229–232

kann, erscheint jeden­falls dort, wo ent­spre­chen­de Ver- ein­ba­run­gen nun­mehr auch gesetz­lich vor­ge­schrie­ben sind, zweifelhaft.

IV. Fazit

Der Ent­schei­dung des LAG Köln ist im Ergeb­nis ledig- lich auf­grund der beson­de­ren Sach­ver­halts­kon­stel­la­ti­on, wonach der Klä­ger Mit­wir­kungs­pflich­ten sei­nes wis­sen- schaft­li­chen Betreu­ers allei­ne aus einem pri­vat­recht­li- chen Arbeits­ver­trag gel­tend mach­te, zuzu­stim­men. Für etwa­ige Strei­tig­kei­ten aus expli­zi­ten Betreu­ungs­ver­ein- barun­gen zwi­schen Hoch­schul­leh­rern und Dok­toran- den, die zwi­schen­zeit­lich in Baden-Würt­tem­berg und

Nord­rhein-West­fa­len aus­drück­lich hoch­schul­recht­lich vor­ge­schrie­be­nen sind und auch ansons­ten in der jün­ge- ren Ver­gan­gen­heit stark an Bedeu­tung gewon­nen haben9, sowie aus all­ge­mei­nen Mit­wir­kungs­pflich­ten des wis­sen­schaft­li­chen Betreu­ers aus hoch­schul­recht­li­chen Vor­schrif­ten dürf­te eine Zustän­dig­keit der Arbeits­ge- rich­te jedoch auch im Rah­men einer Zusam­men­hangs- kla­ge nicht in Betracht kom­men. Rich­ti­ger­wei­se gehö­ren Strei­tig­kei­ten aus der­ar­ti­gen öffent­lich­recht­li­chen Ver- trä­gen bzw. hoch­schul­recht­li­chen Vor­schrif­ten vor die Verwaltungsgerichte.

Mar­kus Bett­ecken ist Rechts­an­walt der Kanz­lei Haver Mai­län­der in Stuttgart.

9 Vgl. die Nach­wei­se bei Löwisch/Würtenberger aaO, S. 103.