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Prof. Dr. Vol­ker Epping, Prä­si­dent der Gott­fried Wil­helm Leib­niz Uni­ver­si­tät und Vor­stands­mit­glied des Ver­eins zur För­de­rung des deut­schen und inter­na­tio­na­len Wis­sen­schafts­rechts, stell­te ein­lei­tend die Bedeu­tung der Export­kon­trol­le für die Wis­sen­schaft dar. Durch die­se Rege­lun­gen erfüh­ren die in Art. 5 Abs. 3 Satz 1 Var. 2 GG ver­an­ker­te Wis­sen­schafts­frei­heit eben­so wie die ver­fas­sungs­recht­lich abge­si­cher­te Außenwirtschaftsfreiheit1 ihre Schran­ken.
Rele­vant wer­de die Export­kon­trol­le in jedem Bereich der Wis­sen­schaft, was für die Betrof­fe­nen nicht immer intui­tiv erkenn­bar sei. Ver­stö­ße gegen das Export­kon­troll­recht führ­ten im Ein­zel­fall zu straf­recht­li­chen Sank­tio­nen, wes­halb gute Kennt­nis­se in die­sem Bereich spe­zi­ell für die jewei­li­ge Insti­tuts­lei­tung als Ausfuhrverantwortliche2 unent­behr­lich sei­en. Epping erklär­te als Ziel der Ver­an­stal­tung, Ein­bli­cke in die Grund­zü­ge des Export­kon­troll­rechts zu ver­mit­teln und anhand prak­ti­scher Bei­spie­le Hil­fe­stel­lun­gen für den Umgang mit dem Regime zu geben.
I. Grund­la­gen des deut­schen und euro­päi­schen Export­kon­troll­rechts
Ein­füh­rend beton­te Prof. Dr. Hans-Micha­el Wolff­gang, Direk­tor des Insti­tuts für Zoll- und Außen­wirt­schafts­recht an der West­fä­li­schen Wil­helms-Uni­ver­si­tät Müns­ter, die Not­wen­dig­keit der Eta­blie­rung eines Export­kon­troll­me­cha­nis­mus in wis­sen­schaft­li­chen Ein­rich­tun­gen. Stets bestün­de die Mög­lich­keit einer Außen­wirt­schafts­prü­fung, es droh­ten Straf- oder Buß­geld­ver­fah­ren sowie Repu­ta­ti­ons­schä­den. Zugleich gin­gen mit der Export­kon­trol­le aber auch Sicher­heits­aspek­te ein­her, indem Wis­sen und Tech­no­lo­gie vor Miss­brauch geschützt wer­den wür­den. Anschlie­ßend stell­te Wolff­gang die wesent­li­chen Struk­tu­ren des Export­kon­troll­rechts auf euro­päi­scher und deut­scher Ebe­ne dar.

  1. Zie­le und Rechts­rah­men der Export­kon­trol­le
    Die Export­kon­trol­le ver­fol­ge unter­schied­li­che Zie­le: Mit der Ver­hin­de­rung der Ver­brei­tung von Mas­sen­ver­nich­tungs­waf­fen und kon­ven­tio­nel­len Rüs­tungs­gü­tern wer­de die Wah­rung natio­na­ler Sicher­heits­in­ter­es­sen sowie die Gewähr­leis­tung der Sicher­heit der Euro­päi­schen Uni­on ein­schließ­lich ihrer Mit­glied­staa­ten und Bür­ger bezweckt. Im Rah­men der Zusam­men­ar­beit mit ande­ren Uni­ver­si­tä­ten müs­se etwa berück­sich­tigt wer­den, dass nicht all die­se in einer Wei­se wie die deut­schen Ein­rich­tun­gen abge­si­chert sei­en. Fer­ner sol­le das fried­li­che Zusam­men­le­ben der Völ­ker eben­so wie der Zweck erreicht wer­den, Kon­flikt­stär­kung in Kri­sen­ge­bie­ten zu ver­hin­dern. Die Export­kon­trol­le die­ne fer­ner dem Schutz vor Ter­ro­ris­mus, der Ein­hal­tung von Men­schen­rech­ten und letzt­lich auch der Durch­set­zung poli­ti­scher und öko­no­mi­scher Zie­le.
    Die­se Zie­le könn­ten durch Bedro­hungs­la­gen ins­be­son­de­re im Bereich von Waf­fen und der Trä­ger­tech­no­lo­gie sowie im Bereich des Ter­ro­ris­mus kon­ter­ka­riert wer­den. Ent­spre­chen­de Bedro­hun­gen ergä­ben sich spe­zi­ell unter Berück­sich­ti­gung der gro­ßen Reich­wei­te rus­si­scher Rake­ten sowie der zahl­rei­chen aktu­el­len Krie­ge und Kon­flik­te welt­weit, wie dem rus­si­schen Angriff auf die Ukraine3. Bedro­hun­gen gin­gen auch von Chi­nas dekla­rier­tem Anspruch auf Taiwan4 aus, wobei sich ent­spre­chen­de Kon­flik­te vom regio­na­len auf welt­wei­te Berei­che aus­wei­ten könn­ten.
    Ange­sichts die­ser Hin­ter­grün­de ver­deut­lich­te Wolff­gang die Rele­vanz der Zusam­men­ar­beit im Export­kon­tAn­to­nia
    Hage­dorn
    Wis­sen­schaft und Export­kon­trol­le
    Bericht über die Tagung des Ver­eins zur För­de­rung des deut­schen und inter­na­tio­na­len
    Wis­sen­schafts­rechts e.V. am 27. April 2023
    1 Grund­le­gend Epping, Die Außen­wirt­schafts­frei­heit, Tübin­gen 1998.
    2 Vgl. aktu­ell auch Ossenkopp/Wien, Der Aus­fuhr­ver­ant­wort­li­che in der Wis­sen­schaft, Eigen­schaft des Aus­fuhr­ver­ant­wort­li­chen in außer­uni­ver­si­tä­ren For­schungs­ein­rich­tun­gen und Hoch­schu­len, AW-Prax 2023, 157 (157 ff.).
    3 S. aktu­ell im Kon­text der Sank­tio­nen gegen­über Russ­land Schöff­ski, Sank­tio­nen gegen­über Russ­land und Bela­rus: Is t der „Aus­fuhr­ver­ant­wort­li­che“ auch für die Ein­hal­tung von import- und ein­kaufs­re­le­van­ten Sank­tio­nen ver­ant­wort­lich?, CCZ 2023, 115 (115 ff.).
    4 Hier­zu s. Deut­scher Bun­des tag, Wis­sen­schaft­li­che Diens te, Kurz­in­for­ma­ti­on, Zum Herr­schaftsans pruch der Volks­re­pu­blik Chi­na über Tai­wan, WD 2 – 3000 – 063/22 (30.8.2022), https://www.bundes tag.de/resource/blob/913192/5449ed870b974dd3543e235bda193df5/WD‑2–063-22-pdf-data.pdf (zul. aufg. am 1.5.2023).
    Ord­nung der Wis­sen­schaft 2023, ISSN 2197–9197
    1 8 2 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 3 ( 2 0 2 3 ) , 1 8 1 — 1 8 6
    5 Vgl. Klo­ke, Der Sicher­heits­rat der Ver­ein­ten Natio­nen als Welt­ge­setz­ge­ber
    – eine kri­ti­sche Betrach­tung aus völ­ker­recht­li­cher Sicht,
    Ber­lin 2016.
    6 Dies­be­züg­lich vgl. die nähe­ren Infor­ma­tio­nen des BAFA, Infor­ma­tio­nen
    zum Embar­go gegen die Isla­mi­sche Repu­blik Iran, https://
    www.bafa.de/DE/Aussenwirtschaft/Ausfuhrkontrolle/Embargos/
    Iran/iran_node.html (zul. aufg. am 1.5.2023).
    7 S. Zimmermann/Elberling, Gren­zen der Legis­la­tiv­be­fug­nis­se des
    Sicher­heits­rats, Reso­lu­ti­on 1540 und abs trak­te Bedro­hung des
    Welt­frie­dens, Ver­ein­te Natio­nen 3/2004, 71 (71 ff.).
    8 Krapp/et al., Das bleibt von Viess­mann nach dem Ver­kauf an den
    US-Kon­zern, Han­dels­blatt v. 28.4.2023, https://www.handelsblatt.
    com/unternehmen/mittels tan­d/­fa­mi­li­en­un­ter­neh­mer/­waer­me­pum­pen-
    deal-das-bleibt-von-viess­mann-nach-ver­kauf-an-den-uskon­zern/
    29113834.html (zul. aufg. am 1.5.2023).
    9 S. zur Prü­fungs­an­kün­di­gung Habecks Olk, Habeck kün­digt Prü­fung
    von Viess­mann-Ver­kauf an, Han­dels­blatt v. 26.4.2023, https://
    www.handelsblatt.com/politik/deutschland/waermepumpen-dealhabeck-
    kuen­digt-prue­fung-von-viess­mann-ver­kauf-an/29115556.
    html sowie zur Stel­lung­nah­me des Bun­des­kanz­lers Scholz Welt v.
    26.4.2023, https://www.welt.de/wirtschaft/article245005826/Kanzler-
    Scholz-sieht-Ver­kauf-von-Viess­mann-Hei­zungss par­te-grund­saetz­lich-
    positiv.html (jew. zul. aufg. am 1.5.2023). Anwen­dung
    fin­det hier das sog. sek­tor­über­grei­fen­de Inves titi­ons prüf­ver­fah­ren
    gem. §§ 4 Abs. 1 Nr. 4, Nr. 4a, 5 Abs. 2 AWG i.V.m. §§ 55 ff. AWV
    (vgl. wei­ter­füh­rend Hage­dorn, Die Beschrän­kung aus­län­di­scher
    Direkt­in­ves titio­nen in sicher­heits­re­le­van­te zivi­le Unter­neh­men,
    Ber­lin 2023 [im Erschei­nen]; Wolffgang/Rogmann/Pietsch, AWR­Kom­men­tar,
    Stand: 2022).
    10 Vgl. zur Ver­län­ge­rung der unio­na­len Sank­tio­nen jüngs t Redak­ti­on
    AW-Prax, Sank­tio­nen gegen Russ­land I, EU ver­län­gert Beschluss
    zu den Res trik­tio­nen gegen­über den rus­sisch kon­trol­lier­ten Gebie­ten
    in der Ukrai­ne, AW-Prax 2023, 87 (87) m.w.N.
    roll­recht, die sich in einer Gemenge­la­ge von Rege­lun­gen
    auf drei Ebe­nen äußer­te: Auf inter­na­tio­na­ler Ebe­ne ver­öf­fent­lich­te
    der Sicher­heits­rat der Ver­ein­ten Nationen5
    Beschlüs­se wie die Anord­nung von Embar­gos etwa gegen
    den Iran6. Fer­ner sei­en die UN-Reso­lu­ti­on 1540 zum
    Kampf gegen Terror7 eben­so wie Ter­ro­ris­ten­lis­ten zu berück­sich­ti­gen.
    Hier­ne­ben sei­en inter­na­tio­na­le Ver­trä­ge
    wie etwa der Ver­trag über die Nicht­ver­brei­tung von
    Atom­waf­fen, das Che­mie- und das Bio­waf­fen­über­ein­kom­men
    rele­vant. Außer­dem fin­de eine inter­na­tio­na­le
    Zusam­men­ar­beit mit Soft-Law Regi­men wie der Nuclear
    Sup­pli­ers Group, der Aus­tra­lia Group, dem Mis­sile Tech­no­lo­gy
    Con­trol Regime und dem Was­sen­aar Arran­ge­ment
    statt. Schließ­lich sei im inter­na­tio­na­len Bereich
    auch die Welt­zoll­or­ga­ni­sa­ti­on von Bedeu­tung.
    Auf Euro­päi­scher Uni­ons­ebe­ne kämen Ver­ord­nun­gen
    wie ins­be­son­de­re die EU-Dual-Use-VO zur Anwen­dung;
    im natio­na­len Recht fin­de die Export­kon­trol­le ihren
    Aus­druck im deut­schen Krwaff­Kon­trG, dem AWG
    und der AWV. All jene Vor­schrif­ten ent­hiel­ten als Aus­nah­men
    zur Außen­wirt­schafts­frei­heit Ver­bo­te und Geneh­mi­gungs­vor­be­hal­te;
    als mög­li­che Rechts­fol­gen kämen
    im Ein­zel­nen eine Zuläs­sig­keit der beab­sich­tig­ten
    Akti­vi­tät (mit Geneh­mi­gung) sowie ein Ver­bot in
    Betracht.
    In Bezug auf außen­wirt­schaft­li­che Beschrän­kun­gen
    auf natio­na­ler Ebe­ne nann­te Wolff­gang als aktu­el­les Bei­spiel
    den beab­sich­tig­ten Ver­kauf des Kern­ge­schäfts Wär­me­pum­pen
    des Ener­gie­her­stel­ler­un­ter­neh­mens Viess­mann
    an das US-ame­ri­ka­ni­sche Unter­neh­men Carrier8,
    der auf Grund­la­ge der in AWG und AWV ver­an­ker­ten
    Rege­lun­gen durch das BMWK geprüft wird.9
  2. Anknüp­fungs­punk­te der Export­kon­trol­le
    Sodann stell­te Wolff­gang die zahl­rei­chen Anknüp­fungs­punk­te
    der Export­kon­trol­le dar. Ent­schei­dend sei zunächst
    die Fra­ge, wel­che Güter betrof­fen sind. Hier wür­de
    zwi­schen ver­kör­per­ten Waren sowie einer jeweils in
    Spei­cher­me­di­en ver­kör­per­ten Tech­no­lo­gie und Soft­ware
    unter­schie­den. Maß­geb­lich für die Export­kon­trol­le sei­en
    ins­be­son­de­re Kriegs­waf­fen, Rüs­tungs- und Dual-Use-
    Güter. Wäh­rend ers­te­re bei­de ledig­lich natio­nal gelis­tet
    sei­en, erfüh­ren Dual-Use-Güter auch eine Lis­tung auf
    Euro­päi­scher Uni­ons­ebe­ne. Außer­dem wer­de auf Uni­ons­ebe­ne
    an ein­zel­ne Län­der ange­knüpft, indem einer­seits
    gegen bestimm­te Län­der ein Total‑, Teil- oder ein
    Waf­fen­em­bar­go erlas­sen wer­de. Als Waf­fen­em­bar­go­län­der
    sei­en ins­be­son­de­re
    Chi­na, der Iran und Russland10
    beacht­lich. Ande­rer­seits wür­den bestimm­te Län­der auch
    als sen­si­tiv gem. Art. 4 Dual-Use-VO ein­ge­stuft. Sei­en
    Dual-Use-Güter nicht bereits in einer Lis­te auf­ge­führt,
    dann fin­de eine ver­wen­dungs­be­zo­ge­ne Kon­trol­le in
    Bezug auf mili­tä­ri­sche Zwe­cke statt, sofern die Güter in
    bestimm­te Län­der gem. Art. 4 EU-Dual-Use-VO i.V.m.
    Län­der­lis­ten oder gem. § 9 AWV aus­ge­führt wer­den sol­len.
    In die­sem Fall wer­de eine Kennt­nis des Aus­füh­rers
    von der spe­zi­fi­schen Ver­wen­dungs­ab­sicht ver­langt (sog.
    Ver­wen­dungs­be­zug).
    Wei­te­rer Anknüp­fungs­punkt der Export­kon­trol­le
    sei­en Tech­no­lo­gien, also spe­zi­fi­sches tech­ni­sches Wis­sen,
    wel­ches für die Ent­wick­lung, Her­stel­lung und Ver­wen­dung
    von Gütern not­wen­dig sei. Ent­wick­lung mei­ne
    hier­bei alle Stu­fen der Seri­en­fer­ti­gung und Her­stel­lung
    all jene der Fabri­ka­ti­on, wohin­ge­gen Ver­wen­dung die
    Berei­che Betrieb, War­tung, Repa­ra­tur, Über­ho­lung und
    Wie­der­auf­be­rei­tung bedeu­te. Der unter­such­te Tech­no­lo­gie­trans­fer
    erfas­se tech­ni­sche Unter­la­gen, die in
    Schrift­form oder auf einem sons­ti­gen Medi­um ver­kör­pert
    sind. Die Aus­fuhr die­ser Unter­la­gen unter­lie­ge der
    Güter­kon­trol­le. Bedeut­sam sei dane­ben aber auch der
    Trans­fer tech­ni­scher Unter­stüt­zung, wor­un­ter geis­ti­ge
    oder manu­el­le Dienst­leis­tun­gen gem. Art. 2 Nr. 9
    EU‑Dual‑Use‑VO, § 2 Abs. 16 AWG gefasst wer­den.
    Hier­von wür­de die Aus­bil­dung, Bera­tung und Wei­terg­a­Ha­ge­dorn
    · Wis­sen­schaft und Export­kon­trol­le 1 8 3
    11 Vgl. auch das Hand­buch der BAFA, Export­kon­trol­le und Academia,
  3. Auf­la­ge, Ber­lin 2022. S. wei­ter­füh­rend dass., Export­kon­trol­le
    in For­schung und und Wis­sen­schaft, https://www.bafa.de/
    SharedDocs/Downloads/DE/Aussenwirtschaft/afk_aca_broschuere_
    awareness.pdf?__blob=publicationFile&v=5 (zul. aufg. am
    1.5.2023).
    be von Infor­ma­tio­nen unab­hän­gig von der Fra­ge betrof­fen,
    ob sie münd­lich, fern­münd­lich oder elek­tro­nisch erfol­ge.
    Wolff­gang beton­te, dass somit unter Umstän­den
    auch der all­täg­li­che E‑Mail-Ver­kehr betrof­fen sein kann.
    Die Wei­ter­ga­be tech­no­lo­gi­scher Infor­ma­tio­nen sei
    grund­sätz­lich immer dann geneh­mi­gungs­pflich­tig,
    wenn auch ein ver­gleich­ba­rer Güter­ex­port geneh­mi­gungs­pflich­tig
    wäre. Dies ver­an­schau­lich­te Wolff­gang am
    Bei­spiel eines Pan­zer­ex­ports: Sei sei­ne Aus­fuhr nicht erlaubt,
    so dür­fe man auch kei­ne Infor­ma­tio­nen bezüg­li­che
    des­sen Ent­wick­lung und Her­stel­lung wei­ter­ge­ben.
    Als Aus­nah­me sei­en aller­dings all­ge­mein zugäng­li­che
    Infor­ma­tio­nen sowie Fra­gen der wis­sen­schaft­li­chen
    Grund­la­gen­for­schung vom Ver­bot aus­ge­nom­men.
    Letzt­lich unter­strich Wolff­gang noch­mals, dass der Ort
    der tech­ni­schen Unter­stüt­zung uner­heb­lich ist. Die Beschrän­kun­gen
    der Export­kon­trol­le fän­den dem­nach für
    Deut­sche welt­weit Anwen­dung, wenn sie Gebiets­frem­de
    außer­halb Deutsch­lands oder der Euro­päi­schen Uni­on
    unter­stütz­ten.
    Zuletzt knüp­fe die Export­kon­trol­le an bestimm­te
    Per­so­nen und Orga­ni­sa­tio­nen an. Es erfol­ge eine Lis­tung
    durch die Ver­ein­ten Natio­nen, die mit uni­ons­recht­li­chen
    Ver­ord­nun­gen umge­setzt wer­den, oder allein eine Lis­tung
    der Euro­päi­schen Uni­on. Gelis­tet wür­den ins­be­son­de­re
    Kriegs­ver­bre­cher, Ter­ro­ris­ten und poli­tisch Ver­ant­wort­li­che.
    In der Rechts­fol­ge wür­den Gel­der und
    wirt­schaft­li­che Res­sour­cen die­ser Per­so­nen oder Orga­ni­sa­tio­nen
    ein­ge­fro­ren, ihnen dürf­ten also weder direkt
    noch indi­rekt Gel­der zur Ver­fü­gung gestellt wer­den. In
    die­sem Bereich ent­fal­te­ten die Kon­troll­vor­schrif­ten eine
    uni­ons­wei­te Gel­tung, sodass in der Wis­sen­schaft etwa
    kei­ne Auf­trä­ge von die­sen Per­so­nen ange­nom­men wer­den
    dürf­ten.
    II. Pra­xis­bei­spie­le zum The­men­feld „Export­kon­trol­le
    und Wis­sen­schaft (Aca­de­mia)“
    Vol­ker Anders, Unter­ab­tei­lungs­lei­ter im Bun­des­amt für
    Wirt­schaft und Aus­fuhr­kon­trol­le (BAFA), und Dr. Mari­us
    Sie­bers, Tech­ni­sches Refe­rat im BAFA, stell­ten in
    ihrem nach­fol­gen­den Impuls­vor­trag aus der behörd­li­chen
    Sicht die Bedeu­tung der Export­kon­trol­le für die
    Wirt­schaft dar.11 Zu berück­sich­ti­gen sei für die Wis­sen­schaft
    ins­be­son­de­re, dass auch die zivi­le Aus­rich­tung der
    For­schungs- und Tätig­keits­be­rei­che nicht die Export­kon­trol­le
    aus­schließt; allein das objek­ti­ve Miss­brauchs­po­ten­zi­al
    sei ent­schei­dend. Der Kon­troll­me­cha­nis­mus
    grei­fe dem­nach auch, wenn mit der For­schung
    ein „heh­res“ Ziel, bei­spiels­wei­se die Ent­wick­lung eines
    Impf­stoffs, ver­folgt wer­de.
    Im Rah­men ein­zel­ner For­schungs­be­rei­che sei beacht­lich,
    dass jedem ein eige­nes Miss­brauchs­po­ten­zi­al
    imma­nent ist. So führ­te Anders für den Bereich der Bio­tech­no­lo­gie
    etwa die Vogel­grip­pe und für den Bereich
    der Luft- und Raum­fahrt­tech­nik die Zusam­men­ar­beit
    mit aus­län­di­schen For­schern, die selbst im Rüs­tungs­be­reich
    tätig sind, auf.
  4. Anwen­dungs­be­reich der Export­kon­trol­le und Lis­tung
    Anders nahm die Aus­fuhr eines in Anhang I der
    EU‑­Du­al-Use-VO gelis­te­ten Pro­to­typs zum Anlass für
    ein prak­ti­sches Bei­spiel der Export­kon­trol­le gem.
    Art. 3 Abs. 1 EU-Dual-Use-VO. Rele­vant sei, dass der
    Pro­to­typ aus tech­ni­scher Sicht von einer Posi­ti­on des
    Anhang I der E‑U-Dual-Use-VO erfasst ist und dass die­ser
    in ein Land außer­halb der EU mit­ge­nom­men wird.
    Damit lie­ge eine geneh­mi­gungs­pflich­ti­ge Aus­fuhr vor.
    Auf Zweck und Dau­er der Aus­fuhr kom­me es nicht an.
    Als wei­te­res Bei­spiel nann­te Anders die Über­sen­dung
    einer E‑Mail an einen Wis­sen­schaft­ler in einem Land außer­halb
    der EU, in der aus­führ­lich die For­schung zu einer
    in Anhang I der EU-Dual-Use-VO genann­ten Tech­no­lo­gie
    erläu­tert wird. Hier lie­ge eben­falls eine geneh­mi­gungs­pflich­ti­ge
    Aus­fuhr vor, weil wie in Bei­spiel 1 ein gelis­te­tes
    Gut in ein Dritt­land aus­ge­führt wür­de. Irrele­vant
    sei, in wel­cher Art und Wei­se die Tech­no­lo­gie über­mit­telt
    wird. Die Über­tra­gung von Tech­no­lo­gien mit­tels
    elek­tro­ni­scher Medi­en bzw. das Ein­räu­men von Zugriff­mög­lich­kei­ten
    auf Ser­ver sei der Aus­fuhr in kör­per­li­cher
    Form gleich­ge­stellt.
    Sodann erläu­ter­te Sie­bers die Lis­tung bestimm­ter
    Güter und ihre Struk­tur im Rah­men des Anhangs I der
    EU-Dual-Use-VO am Exem­pel der Fließ­drück­ma­schi­ne
    (Lis­tung: 2B009). Die­se Lis­tung set­ze sich aus der Kate­go­rie
    (2: Werk­stoff­be­ar­bei­tung), der Gat­tung (B: Prüf‑,
    Test- und Her­stel­lungs­aus­rüs­tung) und der Ken­nung
    (0xx: Was­sen­aar Arran­ge­ment [WA]) zusammen.
  5. Anwen­dungs­be­reich kon­kret im Rah­men der Tech­no­lo­gie­kon­trol­le
    Sie­bers fuhr in sei­nem Impuls­vor­trag mit einer nähe­ren
    Erläu­te­rung der Tech­no­lo­gie­kon­trol­le fort. In die­sem
    Bereich sei das wei­te Spek­trum von offen­sicht­lich nicht
    1 8 4 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 3 ( 2 0 2 3 ) , 1 8 1 — 1 8 6
    12 Vgl. auch BAFA, Merk­blatt Fir­men­in­ter­ne Export­kon­trol­le (ICP),
  6. Aufl. 2022, https://www.bafa.de/SharedDocs/Downloads/DE/
    Aussenwirtschaft/afk_merkblatt_icp.html (zul. aufg. am 1.5.2023).
    13 S. wei­ter­füh­rend Urso, Step-by‑s tep: Ers tel­lung und inner­be­trieb­li­che
    Imple­men­tie­rung eines Inter­nal Com­pli­ance Pro­gram­me
    (ICP) im Bereich Zoll- und Export­kon­trol­le, CB 2016, 344 (344 ff.);
    Wolffgang/Witte, Com­pli­ance in der Export­kon­trol­le, Her­aus­for­de­run­gen
    für Unter­neh­men und Ver­ant­wort­li­che im grenz­über­schrei­ten­den
    Wirt­schafts­ver­kehr, CB 2015, 138 (138 ff.).
    kon­trol­lier­ter und offen­sicht­lich kon­trol­lier­ter Tech­no­lo­gie
    maß­geb­lich. Ers­te­re lie­ge etwa vor bei einem Bache­lor­stu­di­en­gang
    in nicht tech­ni­schen oder mathe­ma­ti­schen
    Fach­rich­tun­gen. Eine offen­sicht­lich kon­trol­lier­te
    Tech­no­lo­gie sei gege­ben, wenn an einem For­schungs­vor­ha­ben
    gear­bei­tet wer­de, in dem gelis­te­te Güter wei­ter­ent­wi­ckelt
    wer­den.
    Zwi­schen den bei­den ein­deu­tig bestimm­ba­ren Berei­chen
    befän­de sich eine Grau­zo­ne. Dies­be­züg­lich habe im
    Ein­zel­fall eine genaue­re Abgren­zung zu erfol­gen, bei der
    zunächst eine Vor­prü­fung dahin­ge­hend erfor­der­lich sei,
    ob eine offen­sicht­lich nicht kon­trol­lier­te Tech­no­lo­gie
    vor­liegt. Wäre dies abzu­leh­nen, dann erfol­ge eine Abgren­zung
    zu offen­sicht­lich kon­trol­lier­ten Tech­no­lo­gien
    anhand fol­gen­der Kri­te­ri­en: Maß­geb­lich sei inso­weit der
    Bezug der Tech­no­lo­gie zur Güter­lis­te, die Detail­tie­fe des
    zum Trans­fer beab­sich­tig­ten Wis­sens und das Vor­lie­gen
    einer Grund­la­gen­for­schung. Sofern ein Bezug zu den
    Güter­lis­ten bestün­de, kei­ne wis­sen­schaft­li­che Grund­la­gen­for­schung
    vor­lie­ge und die Arbei­ten nicht umfas­send
    ver­öf­fent­licht sei­en, soll­te ein Dia­log mit dem BAFA ange­strebt
    wer­den, um die Export­kon­troll­re­le­vanz zu
    klä­ren.
    In die­sem Kon­text nann­te Sie­bers als ers­tes Pra­xis­bei­spiel
    den vor­über­ge­hen­den Export einer Mul­ti­c­op­ter-
    Droh­ne nach Süd­afri­ka, um dort Agrar-Pro­jek­te vor Ort
    bei ihren Luft­auf­nah­men zu unter­stüt­zen. Als tech­ni­sche
    Daten hat die Droh­ne ein Gewicht von 907 g, maxi­ma­le
    Flug­zeit von 31 Minu­ten, maxi­ma­len Wind­wi­der­stand
    von 29–38 km/h, sie kann auto­nom flie­gen und ist im
    Ein­zel­han­del erhält­lich. Hier han­de­le es sich um kei­ne
    offen­sicht­lich nicht kon­trol­lier­te Tech­no­lo­gie. Die Droh­ne
    wei­se kei­nen Bezug zur Güter­lis­te, ins­be­son­de­re nicht
    zu 9A012 Anhang I EU-Dual-Use-VO auf, da ihr Wind­wi­der­stand
    zu gering ist. Eben­so sei­en die Merk­ma­le von
    9A112 Anhang I EU-Dual-Use-VO nicht erfüllt. Dem­nach
    han­de­le es sich um kei­ne offen­sicht­lich nicht kon­trol­lier­te
    Tech­no­lo­gie.
    Als zwei­tes Pra­xis­bei­spiel erläu­ter­te Sie­bers die Wei­ter­ent­wick­lung
    einer Virus-Kul­ti­vie­rungs­me­tho­de. Ein
    For­scher aus Deutsch­land arbei­tet mit einem For­scher
    aus Indi­en zusam­men an der Ent­wick­lung einer neu­en
    Kul­ti­vie­rungs­me­tho­de für das Nipah-Virus. In die­sem
    Kon­text über­sen­det er sei­ne For­schungs­er­geb­nis­se
    an
    den indi­schen For­scher per E‑Mail. Eine offen­sicht­lich
    nicht kon­trol­lier­te Tech­no­lo­gie lie­ge nicht vor. Das Nipah-
    Virus wer­de spe­zi­ell in 1C351 a) Nr. 35 Anhang I
    EU‑­Du­al-Use-VO und die Tech­no­lo­gie in 1E001 Anhang
    I EU-Dual-Use-VO gelis­tet. Da die For­schungs­er­geb­nis­se
    nicht all­ge­mein zugäng­lich oder Teil der
    Grund­la­gen­for­schung sei­en, wer­de gem. Art. 3 Abs. 1
    EU-Dual-Use-VO eine Geneh­mi­gung benö­tigt. Folg­lich
    sei das BAFA zu kontaktieren.
  7. Inter­nal Com­pli­ance Programme12
    Abschlie­ßend wur­de dar­auf hin­ge­wie­sen, dass ein Inter­nal
    Com­pli­ance Pro­gram­me (ICP) im Bereich der
    Export­kon­trol­le ein­zu­rich­ten ist. Die­ses kön­ne in das
    Com­pli­ance-Manage­ment-Sys­tem (CMS) der wis­sen­schaft­li­chen
    Ein­rich­tung ein­ge­bet­tet wer­den. In die­sem
    Pro­gramm müs­se die Son­der­ver­ant­wor­tung des Aus­fuhr­ver­ant­wort­li­chen
    berück­sich­tigt wer­den, der für die
    Ein­hal­tung der Export­kon­troll­vor­schrif­ten und die Eta­blie­rung
    eines ICP per­sön­lich ver­ant­wort­lich sei.13
    III. Best-Prac­ti­ce-Bei­spie­le
    Auf Grund­la­ge der vor­ste­hen­den theo­re­ti­schen Grund­la­gen
    der Export­kon­trol­le konn­te die­se im zwei­ten Teil
    der Ver­an­stal­tung aus prak­ti­scher Sicht­wei­se ihrer
    Hand­ha­bung an zwei wis­sen­schaft­li­chen Ein­rich­tun­gen
    näher erläu­tert wer­den. Neben der per­so­nel­len Orga­ni­sa­ti­on
    des jewei­li­gen Export­kon­troll­me­cha­nis­mus wur­de
    auch ihre fach­li­che Struk­tu­rie­rung inten­siv behandelt.
  8. Export­kon­trol­le an der Rhei­nisch-West­fä­li­schen
    Tech­ni­schen Hoch­schu­le Aachen
    Nico­las Lunz, Sach­ge­biets­lei­ter Außen­wirt­schafts­recht
    und Export­kon­troll­be­auf­trag­ter der Rhei­nisch-West­fä­li­schen
    Tech­ni­schen Hoch­schu­le (RWTH) Aachen, hat
    das ICP an sei­ner Hoch­schu­le ent­wi­ckelt, mit auf­ge­baut
    und hat hier bis­lang zwei Außen­wirt­schafts­prü­fun­gen
    mit­er­lebt. Lunz stell­te die Beob­ach­tung auf, dass die
    Export­kon­trol­le neben den bereits genann­ten Gefah­ren
    für die wis­sen­schaft­li­che Ein­rich­tung auch posi­ti­ve
    Aspek­te mit sich brin­gen kann, denn ein gutes inter­nes
    Kon­zept sei geeig­net, Mar­ke­ting­ef­fek­te für Dritt­mit­tel­ge­ber
    zu impli­zie­ren.
    Lunz erläu­ter­te sodann die nähe­re Aus­ge­stal­tung des
    ICP der RWTH Aachen. Per­so­nell sei die Export­kon­trol­le
    der­ge­stalt auf­ge­baut, dass ein Aus­fuhr­ver­ant­wort­li­Ha­ge­dorn
    · Wis­sen­schaft und Export­kon­trol­le 1 8 5
    cher an der Spit­ze und dar­un­ter ein Export­kon­troll­be­auf­trag­ter
    in der Zen­tra­len Hoch­schul­ver­wal­tung steht.
    Auf­ga­ben des Export­kon­troll­be­auf­trag­ten sei­en im Ein­zel­nen
    Infor­ma­ti­on, Schu­lung, Bera­tung, Ser­vice, Orga­ni­sa­ti­on
    und auch die Export­kon­trol­le als recht­li­che
    Prü­fung kon­kre­ter Sach­ver­hal­te wie etwa von Ver­trä­gen
    mit Ver­trags­part­nern aus Dritt­staa­ten.
    Beach­tung fin­de hier vor­der­grün­dig die beson­de­re
    Sen­si­bi­li­sie­rung der ein­zel­nen Mit­ar­bei­ter. Es sei unmög­lich,
    jeden ein­zel­nen als export­kon­troll­recht­lich
    even­tu­ell rele­van­ten Vor­gang zu unter­su­chen. Viel­mehr
    wür­den Hin­wei­se in Bezug auf rele­van­te Vor­gän­ge, ins­be­son­de­re
    betref­fend die Ver­sen­dung von Gütern und
    spe­zi­ell Rüs­tungs­gü­tern in Dritt­län­der, die Mit­nah­me
    von Gütern im Rei­se­ge­päck sowie die digi­ta­le Über­tra­gung
    gelis­te­ter Soft­ware bzw. Tech­no­lo­gie in Dritt­län­der,
    erteilt. Die Sen­si­bi­li­sie­rung erfol­ge auf unter­schied­li­che
    Art und Wei­se anhand von Erklär­vi­de­os, Merk­blät­tern,
    inter­nen Schu­lun­gen oder Onboar­ding-Gesprä­chen mit
    neu­en Dozen­ten. Für Lehr­stüh­le mit einer beson­ders hohen
    Export­kon­troll­re­le­vanz,
    etwa dem­je­ni­gen für Luft­und
    Raum­fahrt, wer­den indi­vi­du­el­le Insti­tuts­schu­lun­gen
    ange­bo­ten.
    Eine vor­he­ri­ge Kon­trol­le wer­de hin­ge­gen
    vor­nehm­lich bei beson­ders kri­ti­schen Akti­vi­tä­ten wie
    der Ver­sen­dung von Gütern in Dritt­staa­ten Prü­fung vor­ge­nom­men.
    Hier­für wer­de ein bestimm­tes For­mu­lar bereit­ge­stellt,
    das im Ein­zel­fall aus­zu­fül­len sei.
    Schließ­lich beton­te Lunz das Zusam­men­spiel von Export­kon­trol­le
    und Due-Dili­gence-Prü­fung. In der
    RWTH sei es üblich, dass nach einer Unter­su­chung der
    recht­li­chen Zuläs­sig­keit in Bezug auf das Export­kon­troll­recht
    auch die Ver­ein­bar­keit des Vor­ha­bens mit den
    poli­ti­schen und ethisch-mora­li­schen Vor­stel­lun­gen der
    Hoch­schu­le geprüft werde.
  9. Export­kon­trol­le am For­schungs­zen­trum Jülich
    Jochen Kuck, Rechts­an­walt und Beschäf­tig­ter im For­schungs­zen­trum
    Jülich, beschrieb ein­lei­tend die lang­jäh­ri­ge
    gro­ße Bedeu­tung des Außen­wirt­schafts­rechts für
    sei­ne Ein­rich­tung. Die­se sei eine ehe­ma­li­ge Kern­for­schungs­an­la­ge
    mit den For­schungs­schwer­punk­ten Infor­ma­ti­on,
    Ener­gie und Bio­öko­no­mie. Er nahm noch
    ein­mal näher auf die Ein­glie­de­rung der Export­kon­trol­le
    in die Struk­tur des Risi­ko­ma­nage­ments Bezug, der
    neben den Berei­chen der Infor­ma­ti­ons­si­cher­heit, der
    geschäfts­po­li­tisch-stra­te­gi­schen Ebe­ne sowie der Ethik
    eine erheb­li­che Rele­vanz zukom­me.
    Im For­schungs­zen­trum Jülich sei des­sen admi­nis­tra­ti­ver
    Geschäfts­füh­rer Aus­fuhr­ver­ant­wort­li­cher i.S.d. Export­kon­trol­le.
    Dar­un­ter unter­glie­de­re sich die per­so­nel­le
    Zustän­dig­keit in zwei Säu­len: Dem Aus­fuhr­ver­ant­wort­li­chen
    sei der Geschäfts­be­reich Rech­te und Paten­te
    unter­stellt, der den Fach­be­reich Recht impli­ziert. Hier
    wer­den Fra­gen des Per­so­nals, der Koope­ra­ti­on, Publi­ka­ti­on
    und spe­zi­ell des US-Rechts bear­bei­tet. Als zwei­te
    Säu­le unter­lie­ge der Geschäfts­be­reich Mate­ri­al­wirt­schaft
    und Ein­kauf sei­ner Auf­sicht. Letz­te­rer Geschäfts­be­reich
    betref­fe ins­be­son­de­re die Waren­aus­fuhr. Die Säu­len­auf­tei­lung
    sei von einem gegen­sei­ti­gen Aus­tausch geprägt.
    Die­se wie­der­um hät­ten gegen­über den wis­sen­schaft­li­chen
    Insti­tu­ten und der Ver­wal­tung ein Stopp- und Wei­sungs­recht.
    Prio­ri­tär inner­halb die­ser Berei­che sind
    nach Kucks Ein­schät­zung die Waren­aus­fuhr, das Per­so­nal
    und die Koope­ra­ti­on.
    Die Export­kon­trol­le begin­ne im For­schungs­zen­trum
    regel­mä­ßig mit einem Pro­zess­aus­lö­ser wie etwa der Ein­stel­lung
    eines aus­län­di­schen Wis­sen­schaft­lers. In die export­kon­troll­recht­li­che
    Prü­fung wer­de auch hier ein geschäfts­po­li­ti­scher
    Pro­zess inte­griert, der kon­kret einen
    chi­na-spe­zi­fi­schen Prüf­pro­zess sowie eine Chan­cen-Risi­ken
    Abwä­gung beinhal­tet. Sodann wer­de wei­te­res Input
    des Insti­tuts ange­for­dert, auf des­sen Grund­la­ge die
    export­kon­troll­recht­li­che Prü­fung erfol­gen kön­ne.
    IV. Resü­mee und Aus­blick
    Schluss­fol­gernd gewinnt die Export­kon­trol­le all­ge­mein
    und spe­zi­ell im Bereich der Wis­sen­schaft zuneh­mend an
    Bedeu­tung. Jede wis­sen­schaft­li­che Insti­tu­ti­on soll­te ihre
    Exper­ti­se im kom­ple­xen Bereich der Export­kon­trol­le
    auf- bzw. aus­bau­en. Die­ser Kom­ple­xi­tät kann mit for­ma­li­sier­ten
    Pro­zes­sen begeg­net wer­den, um dem steigen1
    8 6 O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 3 ( 2 0 2 3 ) , 1 8 1 — 1 8 6
    den Auf­wand der export­kon­troll­recht­li­chen Fra­ge­stel­lun­gen
    gewach­sen zu sein. Hier­bei stellt ins­be­son­de­re
    die Sen­si­bi­li­sie­rung ein­zel­ner Wis­sen­schaft­ler eine geeig­ne­te
    Hil­fe­stel­lung dar. Dane­ben ist ein Aus­tausch mit
    ande­ren Ein­rich­tun­gen anzu­stre­ben.
    Mit dem Wider­streit des für die Wis­sen­schaft ele­men­ta­ren
    Aus­tauschs einer­seits und der not­wen­di­gen
    Kon­trol­le von Expor­ten ande­rer­seits geht eine Her­aus­for­de­rung
    ein­her. Es gilt jedoch auch zu berück­sich­ti­gen,
    dass von der Export­kon­trol­le Chan­cen aus­ge­hen, indem
    eine wis­sen­schaft­li­che Ein­rich­tung mit einem sicher eta­blier­ten
    Export­kon­troll­kon­zept bei­spiels­wei­se wer­ben
    kann, um Dritt­mit­tel zu erhal­ten.
    Dr. Anto­nia Hage­dorn ist Rechts­re­fe­ren­da­rin am Ober­lan­des­ge­richt
    Mün­chen. Sie hat im Außen­wirt­schafts­recht
    pro­mo­viert.