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I. Ein­füh­rung

Ein Blick in die orga­ni­sa­ti­ons­recht­li­chen Abschnit­te der Lan­des­hoch­schul­ge­set­ze macht deut­lich, dass nach Auf- fas­sung des Gesetz­ge­bers die Fakul­tät die, zumin­dest aber eine „orga­ni­sa­to­ri­sche Grund­ein­heit“ der Uni­ver­si- tät ist.1 Viel­fach wird dies zusätz­lich mit den Wor­ten umschrie­ben, dass die Fakul­tä­ten im Rah­men ihrer jewei­li­gen fach­li­chen Zustän­dig­keit und unbe­scha­det der Gesamt­ver­ant­wor­tung der Hoch­schu­le die Auf­ga­ben der Uni­ver­si­tät zu erfül­len haben.Die Ähn­lich­keit ver- wun­dert nicht, gehen die­se Rege­lun­gen doch auf eine 1998 auf­ge­ho­be­ne Bestim­mung des Hoch­schul­rah­men- geset­zes zurück (§ 64 a.F. HRG).

Die Lebens­wirk­lich­keit zeigt, dass die Din­ge etwas kom­pli­zier­ter lie­gen. Ver­schie­de­ne Ent­wick­lun­gen tra- gen dazu bei. Das „insti­tu­tio­nel­le Gleich­ge­wicht“ der Uni­ver­si­tät, wenn die­se begriff­li­che Anlei­he beim euro- päi­schen Uni­ons­recht erlaubt ist, das mit die­sem Begriff das in den Ver­trä­gen vor­ge­se­he­ne Ver­hält­nis der ver- schie­de­nen Orga­ne der Uni­on unter­ein­an­der um- schreibt, des­sen recht­li­che Rah­men­be­din­gun­gen vom EuGH zu gewähr­leis­ten sind,3 ist in ver­ti­ka­ler und in ho- rizon­ta­ler Hin­sicht ins Wan­ken geraten.

Das Bemü­hen um Pro­fes­sio­na­li­sie­rung der Lei­tungs- struk­tu­ren in der Uni­ver­si­tät hat über die letz­ten Jah­re hin­weg zu einer zuneh­men­den Stär­kung der Hoch­schul- lei­tun­gen im Ver­hält­nis zu den ande­ren Orga­nen der Hoch­schu­le geführt. Ange­sichts der stei­gen­den wirt- schaft­li­chen Eigen­ver­ant­wor­tung der Hoch­schu­le – Stich­wort Glo­bal­haus­halt – gibt es hier­für auch gute Grün­de. Sinn­fäl­li­gen Aus­druck fin­det dies dar­in, dass nach den Hoch­schul­ge­set­zen der Län­der die Auffangzu-

* Es han­delt sich um einen Vor­trag, den der Ver­fas­ser als Refe- rent auf dem 9. Deut­schen Hoch­schul­rechts­tag in Erlan­gen am 28.5.2014 gehal­ten hat.

  1. 1  Bei­spiel­haft die Hoch­schul­ge­set­ze von Bay­ern (Art 27), Meck­len- burg-Vor­pom­mern (§ 90 Abs 1), Nord­rhein-West­fa­len (§ 26 Abs 2). Etwas anders for­mu­liert das Hoch­schul­ge­setz von Ham­burg (§ 89 Abs 1: Wahr­neh­mung der „Auf­ga­ben in Leh­re, For­schung und Ent­wick­lung und die dafür not­wen­di­gen Ver­wal­tungs­auf­ga­ben“), meint damit aber in der Sache das Gleiche.
  2. 2  Sie­he dazu die vor­ge­nann­ten Bestimmungen.
  3. 3  Dazu etwa EuGH, verb Rs 138 und 139/79 (Roquet­te), Slg 1980,3333 Rn 33; Rs C‑65/93 (Parlament/Rat), Slg 1995, I‑643 Rn 21;Oppermann/Classen/Nettesheim, Euro­pa­recht, 6. Aufl 2014, Rn 5/20.
  4. 4  Bei­spiel­haft die Hoch­schul­ge­set­ze von Bay­ern (Art 20 Abs 2),Mecklenburg-Vorpommern (§ 82 Abs 1), Nordrhein-Westfalen (§

stän­dig­keit für alle Ange­le­gen­hei­ten einer Hoch­schu­le, die nicht einem spe­zi­fi­schen Organ zuge­wie­sen sind, re- gel­mä­ßig eben nicht bei einem Organ der soeben ge- nann­ten „Grund­ein­heit“ der Uni­ver­si­tät, also der Fakul- tät, son­dern bei der Lei­tung der Hoch­schu­le liegt.4

Die zuneh­men­de Insti­tu­tio­na­li­sie­rung und Inter­dis- zipli­na­ri­tät der For­schung wie­der­um haben dazu ge- führt, dass gera­de mit Blick auf die­se Auf­ga­be in stei­gen- dem Maße Fakul­täts­gren­zen über­grei­fen­de Struk­tu­ren geschaf­fen wer­den. Und hält man sich vor Augen, dass Orga­ni­sa­ti­ons­recht die­nen­des Recht ist,5 dass es auf die opti­ma­le Erfül­lung der jewei­li­gen Auf­ga­ben aus­ge­rich­tet sein muss,6 dann ist selbst­ver­ständ­lich, dass bei einem Wan­del der Auf­ga­ben das Orga­ni­sa­ti­ons­recht auf den Prüf­stand gehört.

Das beschränkt sich aller­dings nicht auf die soeben ange­spro­che­nen Pro­blem­fel­der, son­dern schließt die Fra­ge nach dem Zuschnitt der Fakul­tä­ten selbst ein. So haben eine gan­ze Rei­he von Uni­ver­si­tä­ten den Ende der sechziger/Anfang der sieb­zi­ger Jah­re voll­zo­ge­nen Pro- zess der Auf­lö­sung der her­kömm­li­chen gro­ßen Fakul­tä- ten und deren Erset­zung durch klei­ne Fachbereiche7 rück­gän­gig gemacht und wie­der gro­ße Fakul­tä­ten ge- bil­det. In Erlan­gen ist man bekannt­lich soweit gegan- gen, dass die tra­di­ti­ons­rei­che juris­ti­sche Fakul­tät mit den Wirt­schafts­wis­sen­schaf­ten zusam­men­ge- legt wur­de und sich die Theo­lo­gen in einer Fakul­tät mit dem sper­ri­gen Titel „Phi­lo­so­phi­sche Fakul­tät und Fach­be­reich Theo­lo­gie“ wiederfanden.8 Eine ähn­li­che grund­le­gen­de Struk­tur­re­form hat es in Ham­burg ge- geben; die­se war mit einer deut­li­chen Stär­kung der Rol­le der Fakul­tä­ten verbunden.9

16 Abs 1 S 2).
Gär­ditz, Hoch­schul­or­ga­ni­sa­ti­on und ver­wal­tungs­recht­li­che Sys-

tem­bil­dung, 2009, S 329 ff.
Wal­ler­ath, All­ge­mei­nes Ver­wal­tungs­recht, 6. Aufl 2009, § 6 Rn 10;

Schmidt-Aßmann, Ver­wal­tungs­recht als Ord­nungs­idee, 2. Aufl

2004, S 248.
7 Dazu Dal­lin­ger, in: ders/Bode/Dellian, HRG, 1978, § 65 Rn 1.
8 Dazu de Wall, Der Fach­be­reich Theo­lo­gie: Recht­li­che Grundlagen

und Her­aus­for­de­run­gen, in: Busch (Hrsg), Prä­senz und Ent­wick- lung des evan­ge­li­schen Glau­bens im Kon­text der Uni­ver­si­tät am Bei­spiel Erlan­gens, 2013, S 67 ff.

9 Gesetz zur Fakul­tä­ten­bil­dung vom 4.5.2005; dazu Drex­ler, in: Neukirchen/Reußow/Schomburg (Hrsg), Ham­bur­gi­sches Hoch- schul­ge­setz, 2011, § 89 Rn 1; zu eini­gen Aspek­ten der Reform, aber nicht zu Auf­ga­ben und Struk­tur der Fakul­tä­ten BVerfGE 127, 87.

Claus Die­ter Classen

Die Zukunft der Fakul­tät als Grund­ein­heit der Universität*

Ord­nung der Wis­sen­schaft 2014, ISSN 2197–9197

216 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 4 (2014), 215–220

II. Grund­ge­dan­ken zur Rol­le der Fakultäten

1. Heu­ti­ger Sinn und Zweck von Fakul­tä­ten: Siche­rung wis­sen­schafts­ad­äqua­ter Entscheidungen

Fragt man als Jurist nach der Zukunft der Fakul­tä­ten, so kann man das The­ma ver­fas­sungs­recht­lich ange­hen. Nun lie­fert die Wis­sen­schafts­frei­heit zwar einen wich­ti- gen Aspekt des The­mas, ver­mag aber bei der Aus­ge­s­tal- tung orga­ni­sa­ti­ons­recht­li­cher Ein­zel­hei­ten nur in Gren- zen Steue­rungs­kraft zu ent­fal­ten. So hart es klingt: Der Begriff „Fakul­tät“ ist als sol­cher kein Begriff des Ver­fas- sungs­rechts. Dies gilt auch dort, wo die Lan­des­ver­fas- sung eine Garan­tie theo­lo­gi­scher Fakul­tä­ten enthält.10 Damit soll die Theo­lo­gie als For­schungs- und Lehr­ein- heit gewähr­leis­tet wer­den, aber nicht eine bestimm­te Struk­tur der Universitäten.

Immer­hin ist aner­kannt, dass die Orga­ni­sa­ti­ons- struk­tur einer Uni­ver­si­tät wis­sen­schafts­ad­äqua­te Ent- schei­dun­gen sicher­stel­len soll.11 Sie muss sich daher an wis­sen­schaft­li­chen Eigen­ge­setz­lich­kei­ten aus­rich­ten. Ohne dass hier nun eine umfas­sen­de Aus­ein­an­der­set- zung um die Fra­ge mög­lich ist, wie Wis­sen­schaft im Ein- zel­nen zu defi­nie­ren ist, ist sie bekannt­lich ins­be­son­de­re durch ihre Metho­dik gekennzeichnet.12 Dabei kann man rein empi­risch fest­stel­len, dass die­se nicht für alle Wis- sen­schaft­ler die Glei­che ist. Viel­mehr glie­dert sich die Wis­sen­schaft in unter­schied­li­che Dis­zi­pli­nen mit jeweils eige­nen Methoden.13 Will man Wis­sen­schaft sach­ge- recht orga­ni­sie­ren, müs­sen die orga­ni­sa­to­ri­schen Struk- turen in einem Zusam­men­hang ste­hen mit die­sen Wis- senschaftsdisziplinen.

Dies gilt vor allem dort, wo eine Ent­schei­dung un- mit­tel­bar spe­zi­fi­schen wis­sen­schaft­li­chen Sach­ver­stand for­dert. Je stär­ker wis­sen­schafts­re­le­van­te Ent­schei­dun- gen, die nicht von einem Wis­sen­schaft­ler allein getrof­fen wer­den kön­nen, unmit­tel­bar von wis­sen­schafts­spe­zi­fi- schen Gesichts­punk­ten geprägt sind, des­to stär­ker müs- sen fach­li­che Gesichts­punk­te eine Rol­le spie­len. Bei- spiel­haft sei­en genannt die Orga­ni­sa­ti­on der Leh­re und die Ent­schei­dung über Qua­li­fi­ka­tio­nen wie Pro­mo­tio- nen und Habi­li­ta­tio­nen, aber auch die Ent­schei­dung über die kon­kre­te Ver­wen­dung der jeweils zur Ver­fü- gung gestell­ten Ressourcen.

  1. 10  Bei­spiel­haft die Lan­des­ver­fas­sun­gen von Baden-Würt­tem­berg (Art 10), Bay­ern (Art 150 Abs 2), Meck­len­burg-Vor­pom­mern (Art 9 Abs 3).
  2. 11  BVerfGE 111, 333 (354); 127, 87 (115 f); umfas­send dazu Gär­ditz (Fn 5), ins­be­son­de­re S 347 ff; für die außer­uni­ver­si­tä­re For­schung Clas­sen, Wis­sen­schafts­frei­heit außer­halb der Hoch­schu­le, 1994, S 130 ff.
  3. 12  BVerfGE 35, 79 (113); Clas­sen (Fn 11), S 78 ff.
  4. 13  Zur Bedeu­tung der Dis­zi­pli­nen Tru­te, Die For­schung zwi­schen­grund­recht­li­cher Ver­ant­wor­tung und staat­li­cher Institutionalisie-

2. Zum Zuschnitt von Fakultäten

Die gele­gent­lich zu hören­de Annah­me, dass Fakul­tä­ten das Fach­lich­keits­prin­zip repräsentierten,14 ist aller­dings mit Vor­sicht zu behan­deln. In der Ent­wick­lungs­ge- schich­te der Uni­ver­si­tä­ten waren es allein Fra­gen der Stu­di­en­or­ga­ni­sa­ti­on, die die Struk­tur der Fakul­tä­ten bestimmte.15 Und sicher sind bis heu­te Theo­lo­gen, Juris- ten und Medi­zi­ner viel­fach, wenn auch nicht immer, in eige­nen Fakul­tä­ten orga­ni­siert. Die Phi­lo­so­phi­sche und die Mathe­ma­tisch-Natur­wis­sen­schaft­li­che Fakul­tät hin- gegen ver­ei­ni­gen, ins­be­son­de­re seit dem zuneh­men­den Auf­kom­men der sich in die­se Struk­tur schon vom Ansatz her sich nicht so recht ein­fü­gen­den Sozi­al­wis­sen­schaf- ten, einen zum Teil recht brei­ten Kanon an Fächern. Im Kern galt das bereits für ihre his­to­ri­sche Vor­gän­ge­rin, die mit­tel­al­ter­li­che Artis­ten­fa­kul­tät. Der in den sieb­zi­ger Jah­ren ver­folg­te Gedan­ke, gro­ße Fakul­tä­ten in klei­ne Fach­be­rei­che auf­zu­tei­len, wur­de mitt­ler­wei­le wie erwähnt viel­fach wie­der auf­ge­ge­ben – im Lich­te von sich wan­deln­den Auf­ga­ben der Fakul­tä­ten auch durch­aus nachvollziehbar.

Wirft man vor die­sem Hin­ter­grund einen Blick in das ein­fa­che Recht, offen­bart die­ser im Hoch­schul­recht schon aus grund­sätz­li­chen Grün­den Schwie­rig­kei­ten. Zum einen kennt jedes Land im Detail sei­ne eige­nen Aus­for­mun­gen, und zum ande­ren novel­liert der Gesetz- geber regel­mä­ßig die Lan­des­hoch­schul­ge­set­ze. So wird etwa zuneh­mend dis­ku­tiert, das Pro­mo­ti­ons­recht durch den Gesetz­ge­ber auch ande­ren Insti­tu­tio­nen als uni­ver- sitä­ren Fakul­tä­ten zuzuweisen.

Auf die Grund­fra­ge, nach wel­chen Prin­zi­pi­en die Fa- kul­tä­ten ein­zu­rich­ten sind, geben bemer­kens­wer­ter­wei- se etli­che Hoch­schul­ge­set­ze über­haupt kei­ne Antwort.16 Dem­ge­gen­über ver­weist etwa das Lan­des­hoch­schul­ge- setz von Meck­len­burg-Vor­pom­mern immer­hin auf „fach­li­che Gesichts­punk­te“ (§ 91 Abs. 1).17 Damit wird der zen­tra­le Aspekt benannt. Die­ser wird soweit ersicht- lich im Grund­satz auch bun­des­weit ver­wirk­licht, also auch dort, wo sich kei­ne aus­drück­li­che Rege­lung im Ge- setz fin­det. Geht man in die Ein­zel­hei­ten, wer­den die Din­ge jedoch kom­pli­ziert. Häu­fig sind es in einem er- heb­li­chen Umfang schlicht prag­ma­ti­sche Gesichtspunk-

rung, 1994, S 88 ff; vgl auch den knap­pen Hin­weis (im Kontext

des Besol­dungs­rechts) in BVerfGE 127, 87 (119).
14 So Gär­ditz (Fn 5), S 485.
15 Thie­me, Deut­sches Hoch­schul­recht, 3. Aufl 2004, Rn 1026.
16 Bei­spiel­haft die Hoch­schul­ge­set­ze von Bay­ern (Art 19 Abs 3),

Nord­rhein-West­fa­len (§ 26 Abs 2).
17 Ähn­lich bei­spiel­haft das Hoch­schul­ge­setz von Baden-Württem-

berg (§ 22 Abs 2 S 2: „Glei­che oder ver­wand­te Fach­ge­bie­te sind in einer Fakul­tät zusammenzufassen“).

Clas­sen · Die Zukunft der Fakul­tät als Grund­ein­heit der Uni­ver­si­tät 2 1 7

te, die die Bil­dung von Fakul­tä­ten bestim­men. Beson­ders deut­lich wird das im Bereich der Phi­lo­so­phi­schen Fakul- tät. Wer­den etwa Leh­rer aus­ge­bil­det, müs­sen ja sogar als sol­che nicht wis­sen­schaft­li­che Fächer wie Kunst und Musik irgend­wo unter­ge­bracht wer­den, die sich natur­ge­mäß von ihrer Metho­dik her kei­ner wis­sen- schaft­li­chen Fakul­tät und allen­falls über ihre Nach- bar­fä­cher Kunst­ge­schich­te und Musik­wis­sen­schaft ei- ner geis­tes­wis­sen­schaft­li­chen Fakul­tät zuord­nen las- sen. Immer­hin wer­den in sol­chen Groß­fa­kul­tä­ten re- gel­mä­ßig Bin­nen­struk­tu­ren in Form von Insti­tu­ten und ähn­li­chen Ein­rich­tun­gen geschaf­fen. Die­se sind auch, dar­auf ist noch zurück­zu­kom­men, für die inter- ne Wil­lens­bil­dung der Fakul­tät von zen­tra­ler Bedeu- tung.18

Ein wei­te­res Pro­blem kommt hin­zu. In vie­len Stu- dien­gän­gen sind heut­zu­ta­ge fach­frem­de Ele­men­te ent­hal­ten. Ein Wirt­schafts­wis­sen­schaft­ler braucht ju- ris­ti­sche Kennt­nis­se, ein Theo­lo­gie muss auch Kennt- nis­se im Bereich der Phi­lo­so­phie auf­wei­sen etc. Fragt man sich, wo die sol­che Kennt­nis­se ver­mit­teln­den Wis- sen­schaft­ler unter­ge­bracht wer­den soll­ten, so spre­chen wis­sen­schafts­sys­te­ma­ti­sche Grün­de dafür, sie dort zu plat­zie­ren, wo sie fach­lich hin­ge­hö­ren: Den Juris­ten auch dann bei den Juris­ten, wenn er allein Öko­no­men aus­bil- den soll usw. Die prak­ti­schen Kon­se­quen­zen, die sich mit einem sol­chen Vor­ge­hen ver­bin­den, rela­ti­vie­ren die- ses Gebot. Wenn etwa ein Pro­fes­sor sei­ne Auf­ga­ben in der Leh­re nicht nur teil­wei­se, son­dern voll­stän­dig in ei- ner ande­ren Fakul­tät erfül­len muss, könn­te er Schwie­rig- kei­ten haben, bei der Zutei­lung von Res­sour­cen in der eige­nen Fakul­tät wirk­lich den Umstän­den ent­spre­chend ange­mes­sen berück­sich­tigt zu wer­den. Eine Lozie­rung in der fach­frem­den Fakul­tät lässt hier unter Umstän­den mehr Ver­ständ­nis erwar­ten. Prak­ti­sche Kon­se­quenz: Im Ein­zel­fall besteht eine nicht uner­heb­li­che Gestal­tungs- frei­heit beim Zuschnitt der Fakultäten.19

3. Fakul­täts­über­grei­fen­de Institutionen

Eine wei­te­re Her­aus­for­de­rung für die Ein­tei­lung der Uni­ver­si­tät in Fakul­tä­ten resul­tiert aus den bereits erwähn­ten Auf­ga­ben mit fakul­täts­über­grei­fen­den Cha- rak­ter. Bei­spiels­wei­se kann hier im Bereich der Leh­re die Leh­rer­bil­dung genannt wer­den. Zuneh­mend gilt Glei- ches im Kon­text der For­schung. Gera­de in den Natur- wis­sen­schaf­ten fin­det For­schung viel­fach in einem grö- ßeren, insti­tu­tio­na­li­sier­ten Rah­men statt; die klassische

  1. 18  Gär­ditz (Fn 5), S 486; Clas­sen, Orga­ni­sa­ti­ons­recht­li­che Fra­gen der Theo­lo­gie, JZ 2014, 111 (114 f); vgl auch Geis, in: ders (Hsrg), Hoch­schul­recht in Bay­ern, Rn III/8.
  2. 19  Clas­sen (Fn 18), S 114; zurück­hal­tend Gär­ditz (Fn 5), S 532.

geis­tes­wis­sen­schaft­li­che Ein­zel­for­schung gibt es hier kaum noch. Aller­dings ist dies nichts völ­lig neu­es: Son- der­for­schungs­be­rei­che – begriff­lich wohl nicht zufäl­lig in der Nähe der frü­he­ren „Fach­be­rei­che“ ange­sie­delt – gibt es schon seit den sieb­zi­ger Jahren.

Dies ist auch nicht prin­zi­pi­ell zu bean­stan­den. Orga- nisa­ti­ons­recht hat wie erwähnt die­nen­den Cha­rak­ter, und wenn sich Her­aus­for­de­run­gen stel­len, die im Rah­men einer Fakul­tät nicht adäquat bewäl­tigt wer- den kön­nen, kann und muss eine über­grei­fen­de Struk- tur geschaf­fen wer­den. Zu beden­ken bleibt aller­dings: Die­se Ein­rich­tun­gen sind für spe­zi­fi­sche Auf­ga­ben geschaf­fen wor­den. Was nicht der spe­zi­fi­schen Auf­ga- be unter­fällt, bleibt, soweit es um For­schung und Leh- re geht, mate­ri­ell in der Ver­ant­wor­tung der jewei­li­gen Fakul­tät. Die­se haben inso­weit also die Auf­fang­ver- ant­wor­tung für alle nicht einer ande­ren Ein­rich­tung zuge­wie­se­nen Auf­ga­ben. Ihr Cha­rak­ter als „Grund- ein­heit“ der Uni­ver­si­tät wird dadurch also nicht be- rührt.

Ken­ner des Hoch­schul­rechts wird dies viel­leicht über­ra­schen, weil nach allen Hoch­schul­ge­set­zen die Zustän­dig­keit für alle Fra­gen, die nicht einer ande­ren Ein­heit zuge­wie­sen sind, bei der Hoch­schul­lei­tung liegt. Das Pro­blem ist: Wenn es um die Erfül­lung von Auf­ga­ben in For­schung und Leh­re geht und nicht um rein admi­nis­tra­ti­ve Ent­schei­dun­gen, kann die­ser Grund­satz nicht zum Tra­gen kom­men. Mate­ri­ell ist eine Hoch­schul­lei­tung zur Erfül­lung von Auf­ga­ben in For­schung und Leh­re völ­lig ungeeignet.20

4. Kon­se­quen­zen

Was folgt dar­aus? Die Uni­ver­si­tä­ten haben ver­schie- dene Auf­ga­ben im Bereich von For­schung und Leh­re. Nicht alle Auf­ga­ben haben die glei­chen Kon­se­quen- zen für die Bin­nen­struk­tur. Zugleich aber kann auch nicht für jede Auf­ga­be eine eige­ne Bin­nen­struk­tur geschaf­fen wer­den; dann wäre die Uni­ver­si­tät hand- lungs­un­fä­hig. So sind Kom­pro­mis­se not­wen­dig. Deren Ergeb­nis­se sind jeden­falls im Ein­zel­nen ver­fas­sungs- recht­lich nicht prä­de­ter­mi­niert. Aller­dings hat sich – nicht nur in Deutsch­land – das Prin­zip einer fach­lich ori­en­tier­ten, umfas­send zustän­di­gen Unter­glie­de­rung der Uni­ver­si­tät in Form der Fakul­tät seit Jahr­hun­der- ten eta­bliert und bis heu­te gehal­ten. Wer hier­von abwei­chen will,21 muss zumin­dest eine Begrün­dung lie- fern. Die Anfor­de­run­gen an die­se stei­gen, je umfangrei-

20 Vgl auch Gär­ditz (Fn 5), S 487.
21 Zu ent­spre­chen­den Dis­kus­sio­nen sie­he Lind­ner, Zum Rechtssta-

tus der Fakul­tät, WissR 2007, 254 (261).

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cher die von einer neu­en Ein­rich­tung zu erfül­len­den Auf­ga­ben aus­fal­len, fer­ner, wenn und soweit gegen den Wil­len eines Akteurs ent­schie­den wer­den soll.

III. Kon­kre­te Problemfelder

Die bis­her recht abs­trak­ten Grund­über­le­gun­gen sol­len nach­fol­gend mit Blick auf drei Auf­ga­ben­fel­der der Uni- ver­si­tät näher beleuch­tet wer­den: (1.) Struk­tur­pla­nung und Beru­fungs­po­li­tik, (2.) Qua­li­fi­ka­tio­nen, zu denen die Gestal­tung des Stu­di­ums eben­so zu rech­nen ist wie Pro- motio­nen und Habi­li­ta­tio­nen, und schließ­lich (3.) die Fra­ge der Mittelverteilung.

1. Struk­tur­pla­nung und Berufungspolitik

Eine Uni­ver­si­tät ist ein Gesamt­ge­fü­ge. Die­ses kann nur funk­tio­nie­ren, wenn die sie bil­den­den Unter­ein­hei­ten auch sach­ge­recht zusam­men­wir­ken. Dies gilt heut­zu­ta­ge noch stär­ker als frü­her, weil in For­schung und Leh­re zuneh­mend, wenn auch von Juris­ten weit­ge­hend igno- riert, rein auf eine Fach­dis­zi­plin bezo­ge­ne Kom­pe­ten­zen zur Bewäl­ti­gung bestimm­ter Pro­ble­me nicht aus­rei­chen. Struk­tur­pla­nung und Beru­fungs­po­li­tik, soweit sie die­se Pla­nung umsetzt, müs­sen also letzt­lich zen­tral erfol­gen. Das heißt aber nicht, dass die Fakul­täts­ebe­ne unbe­rück- sich­tigt blei­ben kann. Gera­de im Bereich der Aus­bil­dung besitzt jedes Fach eine gewis­se Eigen­ra­tio­na­li­tät, die bei sol­chen Pla­nun­gen nicht über­gan­gen wer­den darf. Ein Jurist muss in allen drei Rechts­ge­bie­ten aus­ge­bil­det wer- den, und dem Bür­ger­li­chen Recht muss dabei rein quan- tita­tiv auch die domi­nie­ren­de Rol­le zuer­kannt wer­den. Theo­lo­gie muss in allen ihren Kern­fä­chern stu­diert wer- den kön­nen, Phi­lo­lo­gien nur unter Ein­schluss von Sprach- und Lite­ra­tur­wis­sen­schaft usw. Die­se Eigen­ra­ti- ona­li­tä­ten in einem Pla­nungs­pro­zess zu arti­ku­lie­ren ist die Auf­ga­be der Fakul­tä­ten, wobei inter­dis­zi­pli­nä­re Fakul­tä­ten ihrer­seits die Voten unter­ge­ord­ne­ter Ein­hei- ten berück­sich­ti­gen müssen.22

Eine kla­re Rol­len­ver­tei­lung ergibt sich dem­entsp­re- chend bei der Beru­fungs­po­li­tik. Wenn das Kern­an­ge­bot der Leh­re in einem Fach gesi­chert ist, darf die Zen­tral- ebe­ne­bei­der­Fra­ge­der­Wid­mung­einer­Pro­fes­surauch eige­ne Akzen­te set­zen. So kann sie etwa zwecks För­de- rung der Inter­na­tio­na­li­sie­rung oder der Stär­kung be-

  1. 22  Zum Gebot einer Betei­li­gung der Fakul­täts­rä­te an der Struk­tur- und Ent­wick­lungs­pla­nung einer Hoch­schu­le sie­he BVerfGE 127, 87 (127).
  2. 23  Lind­ner (Fn 21), S 276. Zur Zuläs­sig­keit einer Pflicht der Betei­li- gung aus­wär­ti­ger Pro­fes­so­ren an der Aus­wahl­ent­schei­dung sie­he BVerfGE 127, 87 (123); fer­ner BayVGH, NVwZ 2009, 177/181 f, auch zur Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen Fach und Fakultät.
  3. 24  Dazu, aber im Übri­gen unter­kom­plex Gär­ditz (Fn 5), S 484.

stimm­ter For­schungs­pro­fi­le auch die Beru­fung eines in einem aus­län­di­schen Recht aus­ge­wie­se­nen Juris­ten ein- for­dern und ggf. auch durch­set­zen, selbst wenn die­ser in der Staats­examens­aus­bil­dung allen­falls in Gren­zen ein- setz­bar ist. Die Beur­tei­lung der rein fach­li­chen Qua­li­tät eines Wis­sen­schaft­lers wie­der­um ist im Grund­satz Sache allein des Faches;23 inso­weit kann die Zen­tral­ebe­ne nur eine rechts­auf­sicht­li­che Kon­trol­le ausüben.24 Wenn aber zwei Bewer­ber in ihrer Qua­li­tät im Grund­satz ver­gleich- bar sind und sich pri­mär in der Aus­rich­tung untersch­ei- den, kann auch inso­weit die Zen­tral­ebe­ne ihre Posi­ti­on durchsetzen.

2. Qua­li­fi­ka­tio­nen

Eine zen­tra­le Auf­ga­be der Uni­ver­si­tät besteht dar­in, Per- sonen aus­zu­bil­den und ihnen am Ende eine Qua­li­fi­ka­ti- on zu ver­mit­teln. Hier bedarf es ent­spre­chen­der Regel- wer­ke – Prü­fungs­ord­nun­gen, Pro­mo­ti­ons- und Habi­li­ta- tions­ord­nun­gen. In Sachen Zustän­dig­keit dif­fe­rie­ren hier die Lan­des­hoch­schul­ge­set­ze. Man­che wei­sen die­se Auf­ga­be den Fakul­tä­ten zu,25 ande­re der Zentralebene.26 Zum Teil bestehen auch exklu­si­ve Vor­schlags­rech­te der Fakul­tä­ten für die Norm­set­zung auf Zentralebene.27 Spä- tes­tens bei der Umset­zung, also der Orga­ni­sa­ti­on und Durch­füh­rung der Prü­fungs­ver­fah­ren, der Ein­set­zung von Prü­fungs­aus­schüs­sen usw. sind durch­weg die Fakul- täten am Zuge. Wie sind hier nun mate­ri­ell die Auf­ga­ben zu verteilen?

Auch hier gilt: Die for­ma­le Befug­nis einer Zen­tral- ebe­ne muss auch die fach­li­chen Belan­ge, wie sie von ei- ner Fakul­tät arti­ku­liert wer­den, ach­ten – wobei die­se ih- rer­seits auf die Voten inter­ner Struk­tu­ren Rück­sicht neh- men muss. Die Fra­ge, wel­che Ele­men­te in einem Stu­di- um not­wen­dig sein, wel­che auf­ein­an­der auf­bau­en etc., wie die ein­zel­nen Tei­le sach­ge­recht zu gewich­ten sind, kann eine Zen­tral­ebe­ne nicht unmit­tel­bar eigen­stän­dig ent­schei­den. Die­se kann inso­weit allen­falls im Rah­men von Wahl­mög­lich­kei­ten fach­li­che Schwer­punk­te vor­ge- ben. Wenn es umge­kehrt um for­ma­le Fra­gen geht – wie oft darf eine Prü­fung wie­der­holt wer­den, wel­che Nach- wei­se sind im Krank­heits­fall zu erbrin­gen etc., spie­len wis­sen­schafts­spe­zi­fi­sche Gesichts­punk­te kei­ne Rol­le. Daher besteht inso­weit kei­ne Auto­no­mie der Fakul­tä­ten – hier darf die Zen­tra­le eigen­stän­dig entscheiden.28

25 Bei­spiel­haft die Hoch­schul­ge­set­ze von Ham­burg (§ 91 Abs 2 Nr 1), Nord­rhein-West­fa­len (§ 64 Abs 1).

26 Bei­spiel­haft die Hoch­schul­ge­set­ze von Bay­ern (Art 61 Abs 2), Meck­len­burg-Vor­pom­mern (§ 81 Abs 1).

27 Bei­spiel­haft die Hoch­schul­ge­set­ze von Meck­len­burg-Vor­pom- mern für Pro­mo­ti­ons­ord­nun­gen, § 43 Abs 3.

28 Vgl auch VG Han­no­ver, WissR 2012, 172 (177).

Clas­sen · Die Zukunft der Fakul­tät als Grund­ein­heit der Uni­ver­si­tät 2 1 9

Bei der Umset­zung der ent­spre­chen­den Anfor­de­run- gen, also bei ent­spre­chen­den Ent­schei­dun­gen in Prü- fungs­ver­fah­ren, ist es dann selbst­ver­ständ­lich, dass hier allein die Fakul­täts­ebe­ne zustän­dig ist, die sich ihrer­seits an den Voten der zustän­di­gen Ver­tre­ter des kon­kre­ten Faches ori­en­tie­ren muss.29

Schließ­lich kann man sich auch die Fra­ge stel­len, wie mit wis­sen­schaft­li­chen Struk­tu­ren umzu­ge­hen ist, die jen­seits der Fakul­tä­ten ste­hen, etwa neben ihnen oder ei- nige von ihnen über­grei­fend. Eine gene­rel­le Ant­wort ist hier kaum mög­lich. Prin­zi­pi­ell wird man ver­lan­gen müs- sen, dass eine Ver­la­ge­rung ent­spre­chen­der Auf­ga­ben nur dann an eine sol­che Ein­rich­tung statt­fin­det, wenn die­se auch die Vor­aus­set­zun­gen mit­bringt, sol­che Auf­ga­ben zu erfüllen.

3. Zur Ver­tei­lung von Ressourcen

Eine letz­te Fra­ge, die hier ange­spro­chen wer­den soll, betrifft die Ver­tei­lung der Res­sour­cen. In Meck­len­burg- Vor­pom­mern etwa gibt das LHG aus­drück­lich vor, dass die Hoch­schul­lei­tung die jewei­li­gen Res­sour­cen an die Fakul­tä­ten und die sons­ti­gen Funk­ti­ons­ein­hei­ten (Ver- wal­tung, Biblio­thek, Rechen­zen­trum) zu ver­tei­len hat (§ 16 Abs. 3).30 In die­sem Lich­te ist es kon­se­quent, dass etwa die Uni­ver­si­tät Greifs­wald die Frei­räu­me, die sie in Form des Glo­bal­haus­hal­tes seit rund 10 Jah­ren genießt, an die Fakul- täten wei­ter­reicht. So kön­nen im Grund­satz die­se entsch­ei- den, ob eine vakan­te Stel­le tat­säch­lich besetzt oder die ent- spre­chen­den Mit­tel nicht für den Kauf von Büchern, Com- putern oder Labor­ein­rich­tun­gen ver­wen­det werden.

Anders­wo ist zwar auch eine Mit­tel­ver­tei­lung inner- halb der Fakul­tät durch deren Lei­tung vor­ge­se­hen, aber nicht aus­ge­schlos­sen, dass die Zen­tral­ebe­ne auch unmit- tel­bar bestimm­ten Ein­hei­ten inner­halb einer Fakul­tät Mit­tel zuweist.31 Trotz­dem kön­nen auch hier nicht völ­lig ande­re Regeln gel­ten, als sie soeben für Greifs­wald dar- gestellt wur­den. Wäh­rend sich der Land­tag bei der Auf- stel­lung des frü­her selbst­ver­ständ­lich auch für den Hoch- schul­be­reich detail­schar­fen kame­ra­lis­ti­schen Haus­hal­tes auf sei­ne durch die unmit­tel­ba­re Wahl sei­tens des Vol­kes ver­mit­tel­te demo­kra­ti­sche Legi­ti­ma­ti­on beru­fen konn­te, gilt Glei­ches nicht für die Hoch­schul­lei­tung. Die­se wird auch in der Sache schwer­lich beur­tei­len kön­nen, wie die eben erwähn­ten Kon­flik­te zwi­schen ver­schie­de­nen Nut-

  1. 29  Dazu, zu einem (geschei­ter­ten) Habi­li­ta­ti­ons­ver­fah­ren, BVerwG, JZ 1995, 40 mit zustim­men­der Anmer­kung von Krü­ger.
  2. 30  Ähn­lich das Hoch­schul­ge­setz von Ham­burg (§§ 84 Abs 1 Nr 5, 90 Abs 6 Nr 1).
  3. 31  In Bay­ern beschränkt das Hoch­schul­ge­setz die ent­spre­chen­de Be- fug­nis der Fakul­täts­lei­tung expli­zit auf die Mit­tel, die nicht „einer wis­sen­schaft­li­chen oder künst­le­ri­schen Ein­rich­tung, Betriebsein-

zungs­mög­lich­kei­ten des Gel­des ange­mes­sen zu entsch­ei- den sind.32

Zugleich kann man dar­auf ver­wei­sen, dass nach allen Lan­des­hoch­schul­ge­set­zen einer­seits die Res­sour­cen nach den jeweils zu erfül­len­den Auf­ga­ben zu ver­tei­len sind und ande­rer­seits die Fakul­tä­ten wie erwähnt nach all­ge­mei­nem Ver­ständ­nis die­je­ni­gen Ein­hei­ten sind, die die Auf­ga­ben der Uni­ver­si­tät zu erfül­len haben. Dies spricht dafür, dass auch anders­wo die finan­zi­el­le Detail- steue­rung den Fakul­tä­ten zu über­las­sen ist. Aller­dings muss in die­sem Fall die Fakul­tät, genau­er gesagt, die Fa- kul­täts­lei­tung, auch insti­tu­tio­nell und admi­nis­tra­tiv ent- spre­chend aus­ge­stat­tet sein, damit sie die­se Auf­ga­be er- fül­len kann. Und die Hoch­schul­lei­tung kann und muss dar­über wachen, dass die Ver­tei­lung nach sach­ge­rech­ten Kri­te­ri­en geschieht, dass ins­be­son­de­re auch hier Auf­ga- be und ggf. Leis­tun­gen und nicht die Gieß­kan­ne den re- levan­ten Ver­tei­lungs­maß­stab abgeben.

Dabei ist dar­auf hin­zu­wei­sen, dass die wirk­li­chen Pro­ble­me beim Glo­bal­haus­halt nicht bei der Beant­wor- tung der Fra­ge lie­gen, ob jemand einen neu­en Com­pu­ter oder mehr Bücher kauft. Wirk­li­che Her­aus­for­de­run­gen ent­ste­hen, wenn die Bewirt­schaf­tung von Per­so­nal und Räum­lich­kei­ten ein­be­zo­gen wird und des­we­gen stei­gen- de Ener­gie­prei­se plötz­lich dazu füh­ren, dass man weni- ger Stel­len beset­zen kann. Dabei soll­te man sich nicht von den bei Juris­ten übli­chen Ver­hält­nis­sen blen­den las- sen. Die hohe Zahl von befris­tet beschäf­tig­ten Mit­ar­bei- tern führt zu einer regel­mä­ßi­gen Fluk­tua­ti­on, so dass auch kurz­fris­tig auf­tre­ten­de Finanz­pro­ble­me immer ir- gend­wie bewäl­tigt wer­den kön­nen. Die ande­ren Fakul­tä- ten haben in aller Regel wesent­lich mehr Dau­er­stel­len, und die­se haben für den Betrieb oft auch eine ele­men­ta- re Funk­ti­on: in den Phi­lo­lo­gien hän­gen an Lek­to­ratsstel- len regel­mä­ßig erheb­li­che Lehr­ver­pflich­tun­gen, und in den Natur­wis­sen­schaf­ten sind Labor­kräf­te für die Auf- recht­erhal­tung der Labor­si­cher­heit erfor­der­lich. Hier auch in Zei­ten einer Finanz­kri­se heil durch­zu­kom­men, setzt schon pro­fes­sio­nel­les Manage­ment auch auf Fakul- täts­ebe­ne, aber eben auch schlicht eine gewis­se Fakul- täts­grö­ße voraus.

Zen­tra­le Zen­tren habe in einem sol­chen Modell na- tür­lich auch einen Platz; ihnen kann die Hoch­schul­lei- tung selbst­ver­ständ­lich ggf. bestimm­te Mit­tel zuweisen.

heit oder Pro­fes­sur einer Fakul­tät zuge­wie­sen sind“, Art 28 Abs. 3 S 2 Nr 6). Kei­ne ent­spre­chen­de Rege­lung auch im Gesetz von Baden-Würt­tem­berg (§§ 13 Abs 2, 16 Abs 3 S 2 Nr 7, 23 Abs 3 S, 6 Nr 1).

32 Zur Wis­sen­schafts­re­le­vanz von Ent­schei­dun­gen über die Ver­tei- lung von Res­sour­cen sie­he BVerfGE 35, 79 (123); 61, 260 (279); 127, 87 (124).

220 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 4 (2014), 215–220

Nur besteht doch regel­mä­ßig ein anfangs bereits er- wähn­ter zen­tra­ler Unterschied.

Zen­tren kön­nen nur spe­zi­fi­sche Auf­ga­ben zuge­wie- sen wer­den. Dem­entspre­chend rich­tet sich der Finanz­be- darf an den spe­zi­fi­schen Auf­ga­ben aus. Die Fakul­tä­ten hin- gegen sind die Ein­hei­ten, die ein­zu­tre­ten haben, wenn in For­schung und Leh­re ein Pro­blem zu bewäl­ti­gen ist. Im Grund­satz sind also ihnen die finan­zi­el­len Res­sour­cen der Hoch­schu­le zuzuweisen.

IV. Fazit: Zur Zukunft der Fakul­tät als Grund­ein­heit der Universität

Zusam­men­fas­send kann fol­gen­des fest­ge­hal­ten wer­den: Orga­ni­sa­ti­ons­recht ist die­nen­des Recht. Da Wis­sen- schaft ent­schei­dend von ihren dis­zi­pli­nä­ren Cha­rak­ter bestimmt wird, kommt in wis­sen­schafts­re­le­van­ten Ange­le­gen­hei­ten fach­li­chen Ein­schät­zun­gen eine ele- men­ta­re Rol­le zu. Die Fakul­tät als Zusam­men­schluss der Wis­sen­schaft­ler einer oder zumeist meh­re­rer, aber doch in aller Regel ver­wand­ter Dis­zi­pli­nen ist in die­sem Zusam­men­hang zwar nicht als sol­che ver­fas­sungs­recht- lich garan­tiert. Tra­di­tio­nen ver­mit­teln auch im Hoch- schul­recht einen wich­ti­gen Erfah­rungs­schatz, sind aber nicht per se ver­fas­sungs­recht­lich verankert.33 Fakul­tä­ten sind jedoch in der bis­he­ri­gen Uni­ver­si­täts­struk­tur von grund­le­gen­der Bedeu­tung, weil sie den insti­tu­tio­nel­len Rah­men abge­ben, in dem sich fach­li­che Ein­schät­zun­gen arti­ku­lie­ren kön­nen. Von daher kann und muss einer Fakul­tät wohl auch in Zukunft eine grund­le­gen­de Funk- tion in der Uni­ver­si­tät zukom­men. Woll­te man sich von ihr ver­ab­schie­den, müss­te funk­tio­nel­ler Ersatz gefun­den werden.34

Aller­dings ist zugleich zu beden­ken: Gera­de die zu- letzt genann­te Auf­ga­be der Wahr­neh­mung vol­ler Haus- halts­ver­ant­wor­tung – Glo­bal­haus­halt auf Fakul­täts­ebe­ne – macht nur Sinn, wenn die Fakul­tä­ten auch eine ent- spre­chen­de Grö­ße auf­wei­sen. Hier liegt also der tie­fe­re Sinn für die Rück­kehr zu den gro­ßen Fakul­tä­ten nach den Auf­lö­sungs­er­schei­nun­gen der sieb­zi­ger Jah­re. Hin­zu kommt im Übri­gen: ein insti­tu­tio­nel­les Gleich­ge­wicht zwi­schen Zen­tra­le und Fakul­tä­ten kann nur bei hin­rei- chend mäch­ti­gen Fakul­tä­ten erreicht werden.

Zugleich sol­len die­se Über­le­gun­gen aus guten Grün- den nicht mit einem Plä­doy­er für die Eigen­stän­dig­keit der Fakul­tä­ten schlie­ßen. Zum einen müs­sen Fakultäten

  1. 33  BVerfGE 111, 333 47, 327 (404); 11, 333 (355 f).
  2. 34  Lind­ner (Fn 21), S 270.
  3. 35  Vgl auch Geis (Fn 18), Rn III/8.
  4. 36  Dazu auch BVerfGE 111, 333 (357, 365).
  5. 37  Bei­spiel­haft: Art 24 Hoch­schul­ge­setz Bay­ern. An der Uni­ver­si­tät Greifs­wald gibt es eine sol­che Run­de bereits seit 1990, die in den

in ihrer Bin­nen­struk­tur die ver­schie­de­nen, in ihrem Kreis ver­an­ker­ten Dis­zi­pli­nen und deren Eigen­ar­ten ach­ten. Zumin­dest in den grö­ße­ren, meh­re­re Dis­zi­pli- nen über­grei­fen­den Fakul­tä­ten wie den Phi­lo­so­phi­schen und den Mathe­ma­tisch-Natur­wis­sen­schaft­li­chen Fakul- täten dürf­ten vie­le Wis­sen­schaft­ler ohne­hin auf die Fra- ge, was denn die Grund­ein­heit der Uni­ver­si­tät sei, auf die auf die­ser Ebe­ne ange­sie­del­te insti­tu­tio­nel­le Struk­tur ver­wei­sen, also auf das Institut.35 Hier fin­den ja letzt­lich die zen­tra­len Über­le­gun­gen zur kon­kre­ten Durch­füh- rung von For­schung und Leh­re statt.

Zum ande­ren kommt für das Funk­tio­nie­ren der Uni- ver­si­tät auch der Zen­tral­ebe­ne als sol­cher sowie ggf. sons­ti­gen, jen­seits der Fakul­tä­ten ste­hen­den Ein­rich­tun- gen eine wich­ti­ge Rol­le zu. Hoch­schul­recht hat daher nicht pri­mär die Auf­ga­be, Ent­schei­dungs­frei­räu­me eines Akteurs zu gewähr­leis­ten, son­dern das sach­ge­rech­te, die Auf­ga­ben und Kom­pe­ten­zen der ein­zel­nen Akteu­re ga- ran­tie­ren­de Zusammenwirken.36 Das heißt ins­be­son­de- re, dass die Fakul­tät, soweit sie Ent­schei­dungs­prä­ro­ga­ti- ven für sich bean­spru­chen will, dies nicht allein mit for- malem Hin­weis auf ihre Auto­no­mie tun kann. Viel­mehr muss sie ihre wis­sen­schafts­spe­zi­fi­schen Argu­men­te auch arti­ku­lie­ren kön­nen. Im Grund­satz gilt das aber auch umge­kehrt, also für die Zentralebene.

Da die Uni­ver­si­tät eine Orga­ni­sa­ti­on der Wis­sen­schaft ist und Wis­sen­schaft durch metho­disch abge­si­cher­te Argu- men­ta­ti­on geprägt ist, müs­sen alle Akteu­re in einem Streit- fall in der Lage sein, ihre Posi­tio­nen ratio­nal begrün­den zu kön­nen. Dass es dabei auf allen Ebe­nen vor­kommt, dass sich ver­meint­lich zwin­gen­de Sach­grün­de als vor­ge­scho­ben erwei­sen, ist nicht zu ver­mei­den. Immer­hin haben sich in den letz­ten Jah­ren zuneh­mend insti­tu­tio­nel­le Mecha­nis­men wie erwei­ter­te Hoch­schul­lei­tun­gen oder ähn­li­che Struk­tu­ren ent- wickelt, in denen Hoch­schul- und Fakul­täts­lei­tun­gen regel- mäßig zusammenkommen.37 So kann das für das dar­ge­stell­te Zusam­men­wir­ken erfor­der­li­che wech­sel­sei­ti­ge Ver­trau­en auf- gebaut wer­den. Wer hin­ge­gen meint, sich auf for­ma­le Ent- schei­dungs­zu­stän­dig­kei­ten zurück­zie­hen zu kön­nen, hat von daher sogleich ver­lo­ren. Wenn die Fakul­tä­ten dies be- ach­ten, dann haben sie eine gesi­cher­te Zukunft als Grund­ein- heit der Uni­ver­si­tät vor sich.

Der Autor ist Pro­fes­sor für Öffent­li­ches Recht, Euro­pa- und Völ­ker­recht an der Uni­ver­si­tät Greifs­wald. Von 2003 bis 2007 war er Pro­rek­tor die­ser Universität.

ers­ten knapp 20 Jah­ren nach der Wen­de in der Regel sogar jede Woche und seit­her immer noch zwei­mal pro Monat zusam­men- kommt. Sie­he § 16 der Grund­ord­nung der Uni­ver­si­tät, abruf­bar unter www.uni-greifswald.de/organisieren/satzungen.html (8.7.2014).