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I. Aus­gangs­la­ge und nor­ma­ti­ve Rahmenbedingungen

Freu­de und Erleich­te­rung machen sich breit. Nach Jah- ren schu­li­scher Mühen doku­men­tiert das Abitur­zeug­nis den wohl­ver­dien­ten Abschluss des Schü­ler­da­seins und weist zugleich die Rich­tung für den wei­te­ren per­sön­li- chen und beruf­li­chen Lebensweg.2 Die Stu­di­en­auf­nah- me ist dabei für einen gro­ßen Teil der nun­mehr attes­tiert „Hoch­schul­zu­gangs­be­rech­tig­ten“ der bevor­zug­te Weg in ein künf­ti­ges Berufsleben.3 Das gilt ins­be­son­de­re für die­je­ni­gen Berech­tig­ten, deren Durch­schnitts­no­te der Hoch­schul­zu­gangs­be­rech­ti­gung (HZB) sogar eine „1“ vor dem Kom­ma auf­weist. Der Nach­kom­ma­stel­le wird dabei häu­fig – jeden­falls zunächst – kei­ne beson­de­re Bedeu­tung bei­gemes­sen. Das wird sich jedoch schnell ändern und den Blick des Abitu­ri­en­ten oder der Abitu­ri- entin auf die recht­li­chen Instru­men­ta­ri­en len­ken, die Gegen­stand die­ses Bei­trags sind. Zunächst bewirkt die erreich­te Spit­zen­no­te „1“ jeden­falls, dass sich Groß­el­tern auf­ge­ru­fen sehen, das Enkel­kind in eine Rei­he mit Goe- the und Ein­stein zu stel­len. Auch Eltern erken­nen, dass lang­ge­heg­te fami­liä­re Zukunfts­pla­nun­gen eine rea­le Form gewin­nen könn­ten. Ist es nicht höchst schwie­rig, einen Nach­fol­ger für die im länd­li­chen Bereich ohne Groß­stadt­nä­he eta­blier­te All­ge­mein­arzt­pra­xis zu fin- den? Drängt es sich des­halb nicht auf, die Pra­xis­nach­fol- ge inner­halb der Fami­lie zu fin­den, zumal ent­spre­chen­de Inter­es­sen und fach­li­che Nei­gun­gen des Soh­nes oder der

  1. 1  Der Bei­trag gibt aus­schließ­lich die per­sön­li­che Auf­fas­sung des Autors wie­der. Sämt­li­che auf das Inter­net bezo­ge­nen Nach­wei­se bezie­hen sich, wenn nicht anders erwähnt, auf den Abfra­ge­zeit- punkt 10.10.2015. Wer­den im Fol­gen­den Per­so­nen­be­zeich­nun­gen aus Grün­den der bes­se­ren Les­bar­keit ledig­lich in der männ­li­chen oder weib­li­chen Form ver­wen­det, so schließt dies das jeweils ande­re Geschlecht mit ein.
  2. 2  Bezo­gen auf die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land waren dies im Jah­re 2014 ins­ge­samt 432.677 Schü­le­rin­nen und Schü­ler, davon 76,7 v. H. als Inha­ber der all­ge­mei­nen oder fach­ge­bun­de­nen Hoch­schul- rei­fe, vgl. Sta­tis­ti­sches Bun­des­amt, Pres­se­mit­tei­lung Nr. 064 vom 25.2.2015, www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemittei- lungen/2015/02/ PD15_ 064_ 211. html.
  3. 3  Die Stu­di­en­an­fän­ger­quo­te in Deutsch­land lag im Jah­re 2014
    bei 57,3 v. H. des jewei­li­gen Geburts­jahr­gangs, vgl. vor­läu­fi­ge Ergeb­nis­mit­tei­lung nach Sta­tis­ti­ca, http://de.statista. com/statistik/

Toch­ter schon zu Schul­zei­ten her­vor­ge­tre­ten sind? Ähn- liche Über­le­gun­gen dürf­ten dem Apo­the­ker, dem Part- ner einer „gut auf­ge­stell­ten“ Unter­neh­mens­be­ra­tung oder dem Mit­glied der Lei­tungs­ebe­ne in einem fami­li­en- geführ­ten mit­tel­stän­di­schen Unter­neh­men eben­falls nicht fremd sein. Sie stim­men nicht sel­ten mit den Berufs­zie­len und Lebens­pla­nun­gen des Abitu­ri­en­ten überein.4

Die nähe­re Befas­sung damit, die ver­ständ­lich moti- vier­ten Stu­di­en­wün­sche zeit­nah in dem heu­ti­gen Ver­ga- besys­tem für Stu­di­en­an­fän­ger­plät­ze umzu­set­zen, lässt jedoch als­bald dunk­le Wol­ken auf­zie­hen. Das gilt für die stark nach­ge­frag­ten und des­halb in das bun­des­wei­te zen­tra­le Ver­ga­be­ver­fah­ren bei der Stif­tung für Hoch- schulzulassung5 ein­be­zo­ge­nen Stu­di­en­gän­ge (Human-) Medi­zin, Zahn­me­di­zin, Tier­me­di­zin und Phar­ma­zie in beson­de­rer Wei­se. Die Durch­schnitts­no­te (DN) ist hier die ers­te Säu­le der Aus­wahl unter den in hoher Zahl um einen sol­chen Stu­di­en­platz nach­su­chen­den Bewer­bern. So lag die Aus­wahl­gren­ze für einen Stu­di­en­an­fän­ger- platz im Stu­di­en­gang Medi­zin im Win­ter­se­mes­ter (WS) 2015/2016 in der Abitur­besten­quo­te (nach Abzug von Son­der­quo­ten sind dies 20 v. H. der zu ver­ge­ben­den Stu- dien­an­fän­ger­plät­ze) je nach dem Land, in dem die HZB erwor­ben wur­de, bei 1,0 bzw. 1,1. Für den Stu­di­en­gang Zahn­me­di­zin lag die Aus­wahl­gren­ze in die­ser Quo­te für die­ses Bewer­bungs­se­mes­ter zwi­schen 1,1 und 1,4; ähn­li- che Aus­wahl­gren­zen erga­ben sich für das Stu­di­um der

daten­/­stu­die/72005/­um­fra­ge/­ent­wick­lung-der-stu­di­en­an­faen­ger- quote/, aus­führ­lich auch: Sta­tis­ti­sches Bun­des­amt Fach­rei­he 11 Rei­he 4.3.1 „Bil­dung und Kul­tur, Nicht­mo­ne­tä­re hoch­schul­sta­tis­ti- sche Kenn­zah­len 1980 – 2013, www.destatis.de/DE/Publikationen/ Thematisch/ BildungForschungKultur/Hochschulen/ Kenn­zah­len- Nichtmonetaer2110431137004. pdf?-blob= publi­ca­ti­on­File. Da- nach lag der Anteil der Stu­di­en­an­fän­ger an der alters­spe­zi­fi­schen Bevöl­ke­rung ins­ge­samt im Jah­re 2013 bei 48,8 v. H.; der Anteil

der Stu­di­en­an­fän­ger betrug ins­ge­samt 45,8 v. H. der stu­di­en­be- rech­tig­ten Schul­ab­gän­ger mit all­ge­mei­ner und fach­ge­bun­de­ner Hoch­schul­rei­fe und Fachhochschulreife.

4 Bei­spie­le in Anleh­nung an den ent­spre­chen­den Vor­trag in ge- richt­li­chen Zulas­sungs­strei­tig­kei­ten bzw. in dabei vor­ge­leg­ten sog. Moti­va­ti­ons­schrei­ben bei den Bewer­bun­gen um einen kapa­zi­täts- begrenz­ten Stu­di­en­platz in einen Masterstudiengang.

5 Im Fol­gen­den: Stiftung.

Hart­mut Maier

Här­te­fall und Nach­teils­aus­gleich bei der Ver­ga­be von Stu­di­en­an­fän­ger­plät­zen
– Rechts­rah­men und Grund­struk­tu­ren der Anwen­dung –
1

Ord­nung der Wis­sen­schaft 2016, ISSN 2197–9197

20 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 1 (2016), 19–32

Tier­me­di­zin (zwi­schen 1,2 und 1,6) und der Phar­ma­zie (zwi­schen 1,1 und 1,6).6 Die­se – über die Jah­re jeden­falls nicht gerin­ger gewor­de­nen – Anfor­de­run­gen in der Abi- tur­besten­quo­te ver­deut­li­chen, dass unter den heu­ti­gen schu­li­schen Gege­ben­hei­ten eine HZB im „Ein­s­er­be- reich“ nicht mehr nur einen exklu­si­ven Kreis schmückt, son­dern die­ser schu­li­sche Erfolg mit einer hohen Zahl von Mit­strei­tern geteilt wird. Nach Anga­ben der Kul­tus- minis­ter­kon­fe­renz (KMK) für das Abschluss­jahr 2013 lag der Anteil der Schü­ler und Schü­le­rin­nen mit einer Abi- tur­no­te von 1,0 bis 1,9 je nach Bun­des­land zwi­schen 15,6 v. H. (Nie­der­sach­sen mit einem Noten­mit­tel von 2,61) und 37,8 v. H. (Thü­rin­gen mit einem Noten­mit­tel von 2,17).7 Aber nicht nur in der Quo­te der Abitur­bes­ten sind die Anfor­de­run­gen dafür, sofort oder jeden­falls ohne eine lan­ge War­te­zeit das gewünsch­te medi­zi­ni­sche oder phar­ma­zeu­ti­sche Stu­di­um auf­neh­men zu kön­nen, hoch. Die Durch­schnitts­no­te der HZB ist näm­lich nicht weni- ger von Bedeu­tung für die Betei­li­gung an dem sog. Aus- wahl­ver­fah­ren der Hoch­schu­le (AdH), in wel­chem (nach Abzug der Son­der­quo­ten) 60 v. H. der in den Stu­di­en- gän­gen Medi­zin, Tier­me­di­zin, Zahn­me­di­zin und Phar- mazie zu ver­ge­ben­den Stu­di­en­an­fän­ger­plät­ze aus­ge- bracht wer­den. In die­sem Ver­fah­ren muss der Grad der schu­li­schen Qua­li­fi­ka­ti­on nach nor­ma­ti­ver Anordnung8 den maß­geb­li­chen Ein­fluss auf die Aus­wahl­entsch­ei- dung haben. Die Hoch­schu­len sind hier ledig­lich befugt, bei der zu bil­den­den Rang­fol­ge inner­halb die­ser Quo­te zusätz­li­che – in Punkt­wer­te ein­mün­den­de – Aus­wahl- kri­te­ri­en neben der aus der HZB fol­gen­den Qua­li­fi­ka­ti- on zu berück­sich­ti­gen. Die­se kön­nen je nach Lan­des- recht und Hoch­schu­le u. a. sein: die Gewich­tung von Ein­zel­no­ten der HZB, das Ergeb­nis eines fach­spe­zi­fi- schen Stu­dier­fä­hig­keits­tests, neben dem schu­li­schen Ab- schluss absol­vier­te Berufs­aus­bil­dun­gen und ‑tätig­kei­ten, das Ergeb­nis eines Aus­wahl­ge­sprächs oder Ver­bin­dun- gen der vor­ge­nann­ten Merk­ma­le. Nicht sämt­li­che Be- wer­ber haben eine rea­le Chan­ce, im AdH einen Stu­di­en- platz zu erhal­ten. Eine Ein­la­dung zu Aus­wahl­ge­sprä­chen der Hoch­schu­le oder zu dor­ti­gen Stu­dier­fä­hig­keits­tests erhält näm­lich – neben ande­ren Anfor­de­run­gen, etwa der Orts­prä­fe­renz – regel­mä­ßig nur der­je­ni­ge, der zu der

  1. 6  Vgl. Über­sicht der Stif­tung für Hoch­schul­zu­las­sung zum WS 2015/2016 (Stand: 12.8. 2015), http://www.hochschulstart.de/ fileadmin/downloads/NC/wise2015_16/nc_alle_ws15.pdf.
  2. 7  Vgl. FAZ.net „Abitur: Ein­ser-Infla­ti­on und Notenun­ge­rech­tig- keit“, http://www.faz.net/aktuell/ beruf-chan­ce/­cam­pus/a­bi­tur- einser-inflation-und-noten-ungerechtigkeit-13640220.html.
  3. 8  Vgl. Art. 10 Abs. 1 S. 2 des Staats­ver­tra­ges über die Errich­tung einer gemein­sa­men Ein­rich­tung für Hoch­schul­zu­las­sung vom 5.6.2008 – StV 2008.
  4. 9  Für das WS 2015/2016 lag hier die Grenz­no­te des letz­ten zum Stu­dier­fä­hig­keits­test ein­ge­la­de­nen Bewer­ber im Studiengang

Grup­pe der Abitur­bes­ten gehört und nicht bereits über ande­re Ver­ga­be­quo­ten einen Stu­di­en­platz erhal­ten hat. So bestimmt die Sat­zung der WWU Müns­ter für den Stu­di­en­gang Medi­zin auf der Grund­la­ge des Art. 10 Abs. 1 Sät­ze 3 u. 4 StV 2008, dass am Aus­wahl­ver­fah­ren – und damit am dort durch­ge­führ­ten Stu­dier­fä­hig­keits­test inner­halb des AdH – nur die­je­ni­gen teil­neh­men, die nach dem Grad der Qua­li­fi­ka­ti­on zu den bes­ten 160 Be- wer­bern zählen.9

Schließ­lich wer­den auch die Stu­di­en­an­fän­ger­plät­ze in den vie­len – inzwi­schen die Regel bil­den­den – zulas- sungs­zah­len­be­grenz­ten Stu­di­en­gän­gen außer­halb des bun­des­wei­ten zen­tra­len Ver­ga­be­ver­fah­rens, die mit­hin die Hoch­schu­len selbst aus­brin­gen, zu einem gro­ßen Teil über das Kri­te­ri­um der Durch­schnitts­no­te der HZB ver- geben. Die dabei bei den ein­zel­nen Hoch­schu­len gel­ten- den und oft­mals anspruchs­vol­len Noten­gren­zen sind vie­len Bewer­bern zunächst kaum bekannt. So stell­ten sich die Grenz­no­ten an der WWU Müns­ter zum WS 2014/2015 (Stand nach Abschluss des Nach­rück­ver­fah- rens) in den nach­ge­nann­ten Stu­di­en­gän­gen wie folgt dar: Betriebswirtschaftslehre/Bac.: 2,1, Bio­lo­gie/­Z­wei- Fach-Bache­lor: 2,2, Kommunikationswissenschaft/Bac.: 1,8, Poli­tik und Recht/Bac.: 2,4, Psychologie/Bac.: 1,3, Rechtswissenschaft/Staatsexamen: 1,9.10 Sogar bei der Aus­wahl der Bewer­ber um einen Platz in einem kapa­zi- täts­be­grenz­ten kon­se­ku­ti­ven Mas­ter­stu­di­en­gang sehen sich Hoch­schu­len berech­tigt, ran­g­re­le­vant neben dem Ergeb­nis und dem inhalt­li­chen Gehalt des vor­aus­ge­gan- genen Bache­lor­ab­schlus­ses auch der Durch­schnitts­no­te des schu­li­schen Abschlus­ses Bedeu­tung zuzumessen.11 All dies belegt die zen­tra­le Bedeu­tung der Durch­schnitts- note der HZB für die Chan­ce, den gewünsch­ten Stu­di­en- platz zu erhal­ten, und zwar auch und gera­de im Nachkommabereich.

Die zwei­te Säu­le der Ver­ga­be von kapa­zi­täts­be­grenzt zur Ver­fü­gung ste­hen­den Stu­di­en­an­fän­ger­plät­zen bil­det die Aus­wahl nach der War­te­zeit. Die­se War­te­zeit wird bestimmt durch die Zahl der seit dem Erwerb der HZB bis zum jewei­li­gen Semes­ter­be­ginn, auf den sich die Be- wer­bung bezieht, ver­stri­che­nen vol­len Halb­jah­re. Die War­te­zeit kommt allein durch Zeit­ab­lauf zustan­de, ohne

Medi­zin bei 1,2 und im Stu­di­en­gang Zahn­me­di­zin bei 1,6; vgl. https://medicampus.uni-muenster.de/7274.html. Hin­zu­tritt das Erfor­der­nis der Nen­nung die­ser Hoch­schu­le in der 1. Orts­prä­fe- renz des Zulas­sungs­an­trags bei der Stiftung.

10 Vgl. www.uni-muenster.de/studium/bewerbung/bew_oert- lich_auswahl_ws_1415.html . Zu den Aus­wahl­gren­zen des SS 2015 vgl. www.uni-muenster.de/studium/ bewerbung/ bew_ oertlich_auswahl_ss_15.html.

11 Vgl. VG Müns­ter, Beschlüs­se vom 17.11.2010 – 9 L 512/10 – und vom 3.11.2011 – 9 L 417/11 –, jeweils juris.

Mai­er · Nach­teils­aus­gleich bei der Ver­ga­be von Stu­di­en­plät­zen 2 1

dass ein tat­säch­li­ches „War­ten“ auf einen bestimm­ten Stu­di­en­platz – etwa durch eine semes­ter­li­che Wie­der­be- wer­bung – ver­deut­licht wer­den müss­te. Von der Ge- samt­zahl der Halb­jah­re wird die Zahl der Halb­jah­re ab- gezo­gen, in denen der Bewer­ber an einer deut­schen Hoch­schu­le in einem ande­ren Stu­di­en­gang ein­ge­schrie- ben war. Hier besteht neben der Unkennt­nis die­ser „Park­stu­di­en­re­ge­lung“ selbst ein ver­brei­te­ter Irr­tum da- rin anzu­neh­men, durch das Ver­strei­chen­las­sen einer ge- wis­sen War­te­zeit nach dem Erwerb der Hoch­schul­zu- gangs­be­rech­ti­gung wür­de sich die Durch­schnitts­no­te nach und nach rech­ne­risch ver­bes­sern, um dann schließ- lich der in der vor­he­ri­gen Bewer­bung nur knapp ver- pass­ten Noten­gren­ze in der Abitur­besten­quo­te zu genü- gen. Das ist nicht der Fall. Die in den jewei­li­gen Aus- wahl­quo­ten je nach Bewer­ber­be­tei­li­gung gel­ten­den Grenz­wer­te sind strikt getrennt. Da aller­dings in dem Aus­wahl­ver­fah­ren des jewei­li­gen Semes­ters regel­mä­ßig zahl­rei­che Bewer­ber die­sel­be War­te­zeit vor­zu­wei­sen ha- ben, wird zur Aus­wahl unter ihnen inner­halb der War­te- zeit­quo­te als ein nach­ran­gi­ges Aus­wahl­kri­te­ri­um wie­de- rum auf die Durch­schnitts­no­te der HZB abge­stellt. Bei einer Rang­gleich­heit inner­halb der Abitur­besten­quo­te ist die War­te­zeit das ers­te nach­ran­gi­ge Aus­wahl­kri­te­ri- um, § 18 Ver­ga­be­VO NRW.12

Die zur­zeit in den Stu­di­en­gän­gen des bun­des­wei­ten zen­tra­len Ver­ga­be­ver­fah­rens für eine Zulas­sung zum Wunsch­stu­di­um erfor­der­li­che War­te­zeit ist ernüch- ternd.13 Sie betrug zum WS 2015/2016 im Stu­di­en­gang Medi­zin 14 Wartehalbjahre14 (mit einer nach­ran­gig rele- van­ten DN von 3,3), im Stu­di­en­gang Tier­me­di­zin 10 War­te­halb­jah­re (nach­ran­gig DN von 2,2), im Stu­di­en- gang Zahn­me­di­zin 12 War­te­halb­jah­re (nach­ran­gig DN von 3,0) und im Stu­di­en­gang Phar­ma­zie 2 War­te­halb­jah- re (nach­ran­gig DN von 1,6).15

  1. 12  Aus Dar­stel­lungs­grün­den wird in die­sem Bei­trag schwer­punkt- mäßig die in Nord­rhein-West­fa­len gel­ten­de Nor­men­la­ge zitiert. Die­se ist jedoch mit der in den ande­ren Bun­des­län­dern ver­gleich- bar. Die auf das bun­des­wei­te zen­tra­le Ver­ga­be­ver­fah­ren bezo­ge- nen Rege­lun­gen (§§ 1 – 22) der Ver­ga­be­VO NRW wer­den wegen inhalts­glei­cher Bestim­mun­gen in den ande­ren Län­dern auch als Ver­ga­be­VO Stif­tung bezeich­net; Über­sicht zu den maß­geb­li­chen Ver­ga­be­ver­ord­nun­gen der Län­der s. bei www.hochschulstart.de/ index.php?id=4251 &L=1.
  2. 13  Eine aus­führ­li­che Bestands­auf­nah­me auch zu den Aus­wahl­gren- zen in der War­te­zeit­quo­te ent­hält der Vor­la­ge­be­schluss gem. Art. 100 Abs. 1 GG an das BVerfG des VG Gel­sen­kir­chen – 6z K 4229/13 – vom 18.3.2014, juris.
  3. 14  Bei einer Regel­stu­di­en­zeit die­ses Stu­di­ums von 12 Semestern.
  4. 15  Vgl. Nach­weis unter Fn. 6.
  5. 16  Vgl. Tabel­len­werk der WWU Müns­ter unter www.uni-muenster.de/studium/bewerbung/ bew_oertlich_auswahl_ws_1415.html. Die Aus­wahl­gren­zen im SS 2015 sind, soweit über­haupt eine Stu­di­en­auf­nah­me zum Som­mer­se­mes­ter ange­bo­ten wur­de, unter

Die Erfor­der­nis­se der War­te­zeit­quo­te in den Stu­di­en- gän­gen, die von den Hoch­schu­len selbst in ihren ört­li- chen Aus­wahl­ver­fah­ren ver­ge­ben wer­den, sind oft­mals auch nicht gering. So muss­ten Bewer­ber sechs War­te- halb­jah­re auf­wei­sen, um zum WS 2014/2015 an der WWU Müns­ter in die­ser Quo­te einen Stu­di­en­platz im Bache­lor­stu­di­um der Betriebs­wirt­schaft oder im Stu­di- engang Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft (Bac.) zu erhal- ten; für einen Stu­di­en­platz der Psy­cho­lo­gie (Bac.) lag der Wert bei zehn Halb­jah­ren (mit einer nach­ran­gi­gen Durch­schnitts­no­te von 2,7).16 An ande­ren Hoch­schu­len ist die Situa­ti­on ähnlich.17

Die­se – für die Zukunft kaum gerin­ger wer­den­den – War­te­zeit­er­for­der­nis­se zur Stu­di­en­auf­nah­me in kapa­zi- täts­be­grenz­ten Stu­di­en­gän­gen, nament­lich in denen des zen­tra­len Ver­ga­be­ver­fah­rens, wer­fen für vie­le Bewer­ber nicht nur die Fra­ge auf, ob sol­che zeit­li­chen Ver­schie- bun­gen über­haupt in die Lebens­pla­nung ein­ge­stellt wer- den kön­nen, son­dern auch die, wie man die­se (lan­gen) Zeit­räu­me sinn­voll und ziel­füh­rend über­brü­cken könn- te. Die Auf­nah­me einer fach­na­hen beruf­li­chen Aus­bil- dung18, die Ableis­tung eines frei­wil­li­gen sozia­len Diens- tes oder sogar ein Aus­wei­chen in das euro­päi­sche Aus- land19 wird erwo­gen, stellt aber viel­fach aus ver­schie- dens­ten Grün­den kei­nen gang­ba­ren Weg dar.

II. Die Son­der­an­trä­ge aus Här­te- oder Benachteiligungsgründen

Damit rücken – nach Lek­tü­re der hier­für umfang­reich von der Stif­tung bzw. den Hoch­schu­len online zur Ver- fügung gestell­ten Infor­ma­tio­nen – die im Bewer­bungs- ver­fah­ren offen ste­hen­den Mög­lich­kei­ten, Son­der­an­trä- ge zu stel­len, in den Fokus.

www.uni-muenster.de/studium/bewerbung/bew_oertlich_aus-

wahl_ss_15.html ver­öf­fent­licht.
17 Zu den Grenz­wer­ten im Aus­wahl­ver­fah­ren zum Wintersemester

2015/2016 an der Uni­ver­si­tät Mün­chen vgl. www.uni-muenchen. de/studium/beratung/vor/studienplatz/ studienplatz/zulassungs beschr/ zulas_oertl/index.html; zu denen an der Uni­ver­si­tät Leip- zig vgl. http://www.zv.uni-leipzig.de/studium/ bewer­bun­g/­zu- las­sungs­be­schraen­kun­g/oert­li­che-zulas­sungs­be­schraen­kun­g/nc- tabelle.html; Über­sicht bun­des­weit und Links zu den jewei­li­gen Hoch­schu­len unter www.auswahlgrenzen. de/37,1,universitaeten. html.

18 Das VG Gel­sen­kir­chen hat in dem unter Fn. 13 genann­ten Be- schluss vom 18.3.2014 eine umfang­rei­che Über­sicht ein­ge­stellt zu abge­schlos­se­nen Berufs­aus­bil­dun­gen in bestimm­ten medi­zinnah- en Beru­fen, die von ein­zel­nen Hoch­schu­len im AdH rang­ver­bes- sernd berück­sich­tigt werden.

19 Vgl. inso­weit etwa www.go-out.de/auslandslotse/moeglich- keiten/moeglichkeiten/ de/ 18868-wege-ins-medi­zin­stu­di­um (27.9.2015).

22 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 1 (2016), 19–32

1. Här­te­fall­an­trä­ge

Hier­zu zählt zum Einen ein ergän­zend zu der regu­lä­ren Bewer­bung mög­li­cher Antrag auf eine Aner­ken­nung als Här­te­fall. Ein sol­cher Här­te­fall­an­trag kann sowohl im bun­des­wei­ten zen­tra­len Ver­ga­be­ver­fah­ren bei der Stif- tung als auch in den Zulas­sungs­ver­fah­ren, die die Hoch- schu­le selbst – ggf. in einem Serviceverfahren20 – durch- führt, gestellt werden.21 Hier­mit durch­zu­drin­gen hat zur Fol­ge, inner­halb der hier­für bestimm­ten (Vor­ab-) Quo­te sofort zum Wunsch­stu­di­um zuge­las­sen zu werden.22 Ein sol­cher Antrag kann aller­dings bei zudem hohen for­ma- len und Dar­le­gungs- sowie Nach­weis­er­for­der­nis­sen in der Sache nur durch­grei­fen für Bewer­ber, für die es eine „außer­ge­wöhn­li­che Här­te“ bedeu­ten wür­de, wenn sie für den genann­ten Stu­di­en­gang kei­ne sofor­ti­ge Zulas- sung erhiel­ten. Eine außer­ge­wöhn­li­che Här­te liegt vor, wenn „in der eige­nen Per­son lie­gen­de beson­de­re sozia­le oder fami­liä­re Grün­de die sofor­ti­ge Auf­nah­me des Stu- diums zwin­gend erfordern“.23 Nach der Recht­spre­chung ist hier eine stren­ge Betrach­tungs­wei­se gebo­ten. Die Zulas­sung im Här­te­we­ge führt näm­lich nach dem gel- ten­den Ver­ga­be­sys­tem zwangs­läu­fig zur Zurück­wei­sung eines ande­ren, noch nicht zuge­las­se­nen Mitbewerbers.24 Zu beach­ten ist die Funk­ti­on, die der­ar­ti­gen Här­te­fall­re- gelun­gen in Über­ein­stim­mung mit der höchst­rich­ter­li- chen Rechtsprechung25 nach dem Ver­ständ­nis des Norm­ge­bers zukom­men soll. Sie sol­len „im Lich­te des Gleich­heits­sat­zes die Funk­ti­on haben, inner­halb des not­wen­di­ger­wei­se sche­ma­ti­sie­ren­den Aus­wahl­sys­tems für Mas­sen­ver­fah­ren einen Aus­gleich für die mit dem Sys­tem selbst ver­bun­de­nen Unbil­lig­kei­ten im Ein­zel­fall der Stu­di­en­zu­las­sung zu schaffen“.26 Die hier­zu von der Stif­tung her­aus­ge­ge­be­nen Hinweise27 zu dem dor­ti­gen „Son­der­an­trag D“ ent­spre­chen dem von der Rechtspre-

  1. 20  Vgl. § 27 Ver­ga­be­VO NRW.
  2. 21  Eine Über­sicht zu den lan­des­recht­li­chen Rege­lun­gen zu Här­te-fall­an­trä­gen bei der Zulas­sung zu Mas­ter­stu­di­en­gän­gen wur­de vom Deut­schen Stu­den­ten­werk unter www.studenten wer­ke. de/­de/­zu­las­sungs­ver­fah­ren-im-mas­ter­stu­di­um in das Inter­net eingestellt.
  3. 22  Vgl. § 32 Abs. 2 S. 1 Hoch­schul­rah­men­ge­setz, Art. 9 Abs. 1 Nr. 1 StV 2008, §§ 6 Abs. 2, 15 Ver­ga­be­VO NRW.
  4. 23  Art. 9 Abs. 3 StV 2008, § 15 S. 2 Ver­ga­be­VO NRW; s. auch § 32 Abs. 2 Nr. 1 HRG.
  5. 24  Vgl. Art. 9 Abs. 2 S. 4 StV 2008, § 6 Abs. 6 S. 1 Ver­ga­be­VO NRW, wonach die in der Här­te­fall­quo­te ver­füg­bar geblie­be­nen Stu­di­en- plät­ze sodann in der War­te­zeit­quo­te ver­ge­ben werden.
  6. 25  Vgl. BVerfG, Urteil vom 8.2.1977 – 1 BvF 1/76 u. a. („Nume­rus Clau­sus II“), BVerfGE 43, 291, 378.
  7. 26  Vgl. hier­zu etwa: Hum­borg, Die Ver­ga­be von Stu­di­en­plät­zen durch die ZVS, DVBl. 1982, 469; Becker/Hauck, Die Ent­wick­lung des Hoch­schul­zu­las­sungs­rechts bis 1982, NVwZ 1983, 204, 206 f. sowie NVwZ 1985, 316, 319; Hauck, Neu­es Recht zur Stu­di- enplatz­ver­ga­be, NVwZ 1986, 348, 350; Den­nin­ger, HRG, § 32

chung ins­be­son­de­re des VG Gel­sen­kir­chen und des OVG NRW in stän­di­ger Spruch­pra­xis ange­leg­ten Prü- fungs­maß­stab. Bei die­sen Gerich­ten sind die Streit­sa- chen um Stu­di­en­zu­las­sung in Stu­di­en­gän­gen des bun- des­wei­ten zen­tra­len Ver­ga­be­ver­fah­rens, soweit die Stif- tung dort eige­ne Zulas­sungs­ent­schei­dun­gen trifft, konzentriert.28 Die Hoch­schu­len haben die Hin­wei­se der Stif­tung zu den Anfor­de­run­gen bei Här­te­fall­an­trä­gen für die in ihrer Zustän­dig­keit lie­gen­den Zulas­sungs­entsch­ei- dun­gen inhalts­gleich oder jeden­falls in der Sache über- nommen.29 Danach kann etwa eine außer­ge­wöhn­li­che Här­te i. S. d. § 15 Ver­ga­be­VO NRW ange­nom­men wer- den, wenn der Bewer­ber nach­weist, dass er an einer ernst­haf­ten Erkran­kung mit Ver­schlim­me­rungs­ten­denz lei­det, die dazu füh­ren wird, dass mit hoher Wahr­schein- lich­keit in Zukunft die Belas­tun­gen des Stu­di­ums in die- sem Stu­di­en­gang nicht durch­ge­stan­den wer­den kön­nen. Auch wei­te­re Erkran­kun­gen oder Behin­de­run­gen kön- nen unter engen Vor­aus­set­zun­gen, etwa einem aus die- sen Grün­den fol­gen­den per­sön­li­chen Unver­mö­gen, eine War­te­zeit sinn­voll über­brü­cken zu kön­nen, einen sol- chen Son­der­an­trag tra­gen. Der Nach­weis muss inner- halb der als Ausschlussfrist30 aus­ge­stal­te­ten Bewer- bungs­frist – ein­schließ­lich einer etwa­igen Nach­frist zur Ergän­zung von Antrags­un­ter­la­gen – erbracht wer­den. Die Anfor­de­run­gen an den Nach­weis einer hier beacht- lichen gesund­heit­li­chen Beein­träch­ti­gung sind jedoch so hoch, dass sich ein Bewer­ber glück­lich schät­zen soll­te, sich nicht in einer der­ar­ti­gen Lebens­la­ge zu befin­den. Die Dar­le­gung, aus sons­ti­gen per­sön­li­chen, ins­be­son­de- re fami­liä­ren oder sozia­len Grün­den die Aner­ken­nung als Här­te­fall zu errei­chen, ist noch­mals schwie­ri­ger. Hier mag an die Situa­ti­on gedacht wer­den, dass der Bewer­ber frü­her für die­sen Stu­di­en­gang eine Zulas­sung erhal­ten hat­te, es ihm jedoch aus zwin­gen­den, etwa schwerwie-

Rn. 7 ff.; Reich, HRG, § 32 Rn. 3 ff.
27 www.hochschulstart.de/index.php?id=hilfe1010 sowie zusam-

men­fas­send unter www. hochschulstart.de/fileadmin/downloads/

Merkblaetter/m07.pdf.
28 Vgl. § 52 Nr. 3 S. 4 und 5 VwGO.
29 Vgl. etwa: www.hu-berlin.de/de/studium/behinderte/bewerbung/

bewerb (HU Ber­lin); www3.uni-bonn.de/studium/im-studium/ beson­de­re-anlie­gen-unter­stuet­zungs­an­ge­bo­te/ stu­die­ren-mit- han­di­cap/­be­wer­bung-und-zulas­sun­g/­d‑­an­trag-auf-sofor­ti­ge- zulas­sung-in-der-quo­te-fuer-fael­le-aus­ser­ge­woehn­li­cher-haer­te- haer­te­fall­an­trag (U Bonn); http://immaamt. verwaltung.uni-halle. de/bewerbung/sonderantraege/ sowie www. verwaltung.uni-halle .de/dezern2 /forms/h%C3%A4rtefallantrag.pdf (U Hal­le); www. uni-regensburg.de /studium/handicap/ zulas­sung-stu­di­um/ stu­di­en­platz­ver­ga­be-stif­tung-hoch­schul zulassung/ son­der­ant- raege/index. html (U Regens­burg); www.studienangelegenhei- ten. uni-wuerz burg.de/fileadmin/32020000/ Ref_2.2_-_SG_1/ Bewerbunghilfe/Anf_Haerte.pdf (U Würzburg).

30 Vgl. Art. 12 Abs. 1 Nr. 3 StV 2008, § 3 Abs. 7 Ver­ga­be­VO NRW.

Mai­er · Nach­teils­aus­gleich bei der Ver­ga­be von Stu­di­en­plät­zen 2 3

gen­den gesund­heit­li­chen Grün­den unmög­lich war, die­se Zulas­sung auszunutzen.

Gemes­sen hier­an drängt sich auf, dass die Nach­fol­ge- fra­ge für die Landarztpraxis31 oder für die Apo­the­ke nicht über einen Här­te­fall­an­trag gelöst wer­den kann. Das­sel­be recht­li­che Schick­sal tei­len die meis­ten sonst von den Bewer­bern als außer­ge­wöhn­li­che Här­te begrif- fenen Lebens­sach­ver­hal­te, und zwar unab­hän­gig davon, ob die ange­führ­ten Grün­de mit oder ohne eine – sub­jek- tiv nach­voll­zieh­ba­re – Aggra­vie­rung vor­ge­bracht wer- den. Einer Kom­pen­sa­ti­on erlit­te­ner Schick­sals­schlä­ge dient die Här­te­fall­re­ge­lung in stän­di­ger Recht­spre­chung jeden­falls nicht. Auch dient sie nicht der Hei­lung oder Lin­de­rung psy­chi­scher Erkran­kun­gen oder Depres­sio- nen32, und zwar gleich­gül­tig, ob deren Ursa­chen gera­de in der Ent­täu­schung lie­gen, auf lan­ge Zeit nicht das Wunsch­stu­di­um auf­neh­men zu kön­nen, oder ob sie auf ande­ren Umstän­den beruhen.33 Auch kann nach dem Quo­ten­sys­tem des Staats­ver­tra­ges und der Ver­ga­be­VO selbst eine lang­jäh­ri­ge War­te­zeit auf den gewünsch­ten Stu­di­en­platz, die man mit den kon­kur­rie­ren­den Bewer- bern der War­te­zeit­quo­te teilt, als sol­che kei­nen indi­vi­du- ellen und außer­ge­wöhn­li­chen Här­te­fall begrün­den. Die Funk­ti­on eines qua­si auto­ma­ti­schen Ein­rü­ckens der Grup­pe lang­jäh­rig War­ten­den in die Här­te­fall­quo­te hat der Norm­ge­ber der indi­vi­du­ell aus­ge­bil­de­ten Här­te­fall- rege­lung nicht zugewiesen.

2. Anträ­ge auf einen Nachteilsausgleich

Vor dem Hin­ter­grund der äußerst gerin­gen Erfolgs­aus- sich­ten eines Här­te­fall­an­trags wer­den ande­re Son­de­ran- trä­ge, gerich­tet auf die Ver­bes­se­rung der Zulas­sungs- chan­ce im Bewer­ber­feld, in den Blick genom­men. Dies sind nach der­zei­ti­gem Recht die Anträ­ge, im Stu­di­en­zu- las­sungs­ver­fah­ren im Wege des sog. Nach­teils­aus­gleichs eine rech­ne­ri­sche Ver­bes­se­rung der aus­ge­wie­se­nen Durch­schnitts­no­te der HZB – nach­fol­gend unter a) – oder der War­te­zeit – nach­fol­gend unter b) – zu erwir­ken. Im Ver­fah­ren bei der Stif­tung wer­den sie als Son­de­ran- trä­ge E und F bezeich­net. Sie erfor­dern den Nach­weis, aus in eige­ner Per­son lie­gen­den, nicht selbst zu vertre-

  1. 31  Vgl. VG Gel­sen­kir­chen, Gerichts­be­scheid vom 8.7.2014 – 6z K 1383/14 – (Über­nah­me der Zahn­arzt­pra­xis des Vaters, auch zwecks Kon­so­li­die­rung der finan­zi­el­len Gesamt­si­tua­ti­on der Fami­lie), juris.
  2. 32  Dies gilt selbst für den Fall, dass Sui­zid­ge­dan­ken attes­tiert wor- den sind oder es bereits zu Sui­zid­ver­su­chen gekom­men ist, vgl. Nach­wei­se bei Hum­borg (Fn. 26).
  3. 33  Umfang­rei­che Nach­wei­se zu der jün­ge­ren Rspr. des VG Gel- sen­kir­chen und des OVG NRW ent­hält die Ent­schei­dung des VG Gel­sen­kir­chen vom 18.3.2014 (Fn. 13); s. aus jüngs­ter Zeit auch OVG NRW, Beschlüs­se vom 11.12.2014 – 13 B 1207/14– (Depres­si­on und eine zu spät erkann­te Hoch­be­ga­bung) und

ten­den Grün­den gehin­dert gewe­sen zu sein, eine bes­se­re als die in der HZB aus­ge­wie­se­ne Durch­schnitts­no­te oder eine höhe­re als die aus dem Zeit­punkt des Erwerbs der HZB fol­gen­de War­te­zeit zu erreichen.

Von der Mög­lich­keit, sol­che Anträ­ge zu stel­len, wird durch­aus häu­fig Gebrauch gemacht. Nach Mit­tei­lung der Stif­tung vom 07.09.2015 an den Ver­fas­ser gab es in al- len in das zen­tra­le Ver­ga­be­ver­fah­ren ein­be­zo­ge­nen Stu- dien­gän­gen die nach­fol­gend auf­ge­führ­ten Antrags­zah- len und Ergebnisse:34

Noten­ver­bes­se­rung Son­der­an­trag E

Anträ­ge gesamt

Anträ­ge anerkannt

Anträ­ge abgelehnt

War­te­zeit­ver­bes­se­rung Son­der­an­trag F

Anträ­ge gesamt

Anträ­ge anerkannt

Anträ­ge abgelehnt

Win­ter­se­mes­ter Som­mer­se­mes­ter 2014/15 2015

898 256

125 59

773 197

Win­ter­se­mes­ter Som­mer­se­mes­ter 2014/15 2015

693 212

99 34

594 178

Die auf einen Nach­teils­aus­gleich gerich­te­ten Son­der- anträ­ge fin­den ihre der­zei­ti­ge Rechts­grund­la­ge in Art. 9 Abs. 3 S. 2 des Staats­ver­tra­ges vom 5.6.2008, den hier­auf bezo­ge­nen Ratifizierungsgesetzen35 sowie den aus­fül­len- den gesetz­li­chen oder unter­ge­setz­li­chen Rege­lun­gen der Län­der, die jeweils Ein­zel­be­stim­mun­gen, getrennt nach dem Ziel einer Ver­bes­se­rung der Durch­schnitts­no­te der HZB oder der War­te­zeit, ent­hal­ten. In NRW sind dies § 11 Abs. 5 sowie § 14 Abs. 3 Ver­ga­be­VO NRW. Sie bewir- ken im Fal­le des Erfolgs des hier­auf bezo­ge­nen Son­der- antrags, dass der Bewer­ber in den jewei­li­gen Ver­ga­be- quo­ten mit einer bes­se­ren Durch­schnitts­no­te bzw. der höhe­ren War­te­zeit berück­sich­tigt wird. Der erfolg­rei­che Son­der­an­trag zum Nach­teils­aus­gleich hat somit nicht zur Fol­ge, dass damit stets und unmit­tel­bar eine Zulas- sung für den betref­fen­den Stu­di­en­gang im Bewer­bungs- semes­ter erfolgt. Er führt viel­mehr zunächst allein zu ei- nem bes­se­ren Rang­platz und damit einer Chancenver-

vom 27.5.2015 – 13 B 522/15 (PTBS wegen trau­ma­ti­sie­ren­der Er- leb­nis­se im Hei­mat­land), jeweils Rspr.-Datenbank NRWE unter www.justiz.nrw. de; VG Mün­chen, Beschluss vom 30.4.2015 – M 3 E 14.5047 – (sofor­ti­ger Stu­di­en­ort­wech­sel), juris.

34 Der auf Anfra­ge des Ver­fas­sers erfolg­ten Son­der­aus­wer­tung durch die Stif­tung, der hier­für zu dan­ken ist, wur­de erläu­ternd ange­merkt, dass sich unter den abge­lehn­ten Anträ­gen bei­der An- trag­s­ar­ten auch sol­che befan­den, die auf­grund von Form­feh­lern abge­wie­sen wurden.

35 Nach­wei­se zu den ein­zel­nen Län­dern bei VG Gel­sen­kir­chen, Beschluss vom 18.3.2014 (Fn. 13).

24 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 1 (2016), 19–32

bes­se­rung. Ob dies in der jewei­li­gen Ver­ga­be­quo­te letzt- lich für die Zulas­sung aus­reicht, ist dann eine Fra­ge der für das betref­fen­de Bewer­bungs­se­mes­ter gege­be­nen Konkurrenzsituation.

Ursprüng­lich waren die Grund­la­gen, einen Nach- teilsaus­gleich im Bereich der Durch­schnitts­no­te der HZB oder der War­te­zeit zu erwir­ken, nur teil­wei­se nor- miert. Die seit dem Jah­re 1973 maß­geb­lich gewe­se­nen Nor­men, ins­be­son­de­re die Rege­lun­gen in den älte­ren Staats­ver­trä­gen der Län­der über die Ver­ga­be von Stu­di- enplätzen36, spra­chen gene­rell in Gestalt eines unbe- stimm­ten Rechts­be­griffs die Situa­ti­on einer „außer­ge- wöhn­li­chen Här­te“ an und wie­sen den damit erfolg­rei- chen Bewer­ber der Vor­ab­quo­te für Fäl­le außer­ge­wöhn­li- cher Här­te zu. Die dama­li­ge VergabeVO37 war eben­falls gene­rell gefasst, erwähn­te aller­dings in § 9 Abs. 3 Nr. 3 als Nach­teils­si­tua­ti­on jeden­falls „Zeit­ver­lus­te bei der Auf- nah­me des Stu­di­ums, die vom Bewer­ber nicht zu vert­re- ten sind“. § 15 Abs. 3 Nr. 2 Ver­ga­be­VO vom 10.05.1977 be- nann­te als einen im Rah­men der Här­te­quo­te beacht­li- chen Nach­teil, wenn „Umstän­de in der Per­son des Be- wer­bers vor­lie­gen, die die­ser nicht zu ver­tre­ten hat und ihn gehin­dert haben, die Vor­aus­set­zun­gen für eine Zu- las­sung im Rah­men der Aus­wahl­quo­ten nach Qua­li­fi­ka- tion oder War­te­zeit zu erfül­len“. Die Recht­spre­chung sys­te­ma­ti­sier­te sei­ner­zeit die nor­mier­te all­ge­mei­ne Här- teklau­sel im Wege einer Unter­schei­dung zwi­schen „kau- sali­täts­ab­hän­gi­gen“ und „kau­sa­li­täts­un­ab­hän­gi­gen“ Här- tegrün­den. Die kau­sa­li­täts­ab­hän­gi­gen Här­te­grün­de soll- ten die­je­ni­gen Situa­tio­nen im Wege eines Nach­teils­aus- gleichs (sog. Han­di­kap-Aus­gleich) erfas­sen, in denen beson­de­re Umstän­de in der Per­son des Bewer­bers, die er nicht zu ver­tre­ten hat, ihn gehin­dert haben, ent­we­der eine bes­se­re Durch­schnitts­no­te oder eine höhe­re War­te- zeit zu errei­chen. Als rele­van­te Här­te­grün­de genüg­ten dabei aller­dings – wie sich auf­drängt – nur die, die den Bewer­ber ins­ge­samt gese­hen gehin­dert haben, die Aus- wahl­gren­ze des jewei­li­gen regu­lä­ren Aus­wahl­kri­te­ri­ums zu errei­chen. Das führ­te für die Stu­di­en­be­wer­ber, die sol­che kau­sa­li­täts­ab­hän­gi­gen Här­te­grün­de gel­tend mach­ten, zu der Situa­ti­on, dass im Vergabeverfahren

  1. 36  Vgl. Art. 11 Abs. 2 Nr. 1 STV 1972 und Art. 13 Abs. 1 Nr. 3 StV 1978.
  2. 37  Vgl. § 9 Ver­ga­be­VO ZVS vom 10.5.1973.
  3. 38  Vgl. hier­zu aus­führ­lich: Hum­borg a.a.O. (Fn. 26); kri­tisch zudie­ser Rspr. etwa Becker/ Hauck, Die Ent­wick­lung des Hoch­schul- zulas­sungs­rechts bis 1982, NVwZ 1983, 204, 206 f., die­sel­ben in: Die Recht­spre­chung des Hoch­schul­zu­las­sungs­rechts im Jah­re 1984, NVwZ 1985, 316, 319 f., Den­nin­ger, HRG, vor § 27 Rn. 59 und § 32 Rn. 7 ff.; vgl. auch Reich, HRG, § 32 Rn. 3 ff.
  4. 39  Vgl. Text­nach­weis und Kom­men­tie­rung bei Bah­ro, Das Hoch- schul­zu­las­sungs­recht in der BRD, 2. Aufl. 1986.

und auch nach­ge­hend bei der gericht­li­chen Über­prü- fung viel­fach offen blei­ben konn­te, ob die ange­führ­ten Nachteileüberhauptbzw.indemreklamiertenUmfang aner­kannt wer­den. Wenn näm­lich der bean­trag­te kau­sa- litäts­ab­hän­gi­ge Här­te­grund, unter­stellt die recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen lägen in dem gel­tend gemach­ten Um- fang vor, den Bewer­ber schon nicht in den Bereich der jeweils maß­geb­li­chen Aus­wahl­gren­ze der Regel­quo­te anhe­ben wür­de, war der Son­der­an­trag für die Zulas- sungs­ent­schei­dung uner­heb­lich. Die kau­sa­li­täts­un­ab- hän­gi­gen Här­te­grün­de erfass­ten dem­ge­gen­über die Be- wer­ber, deren sofor­ti­ge Stu­di­en­auf­nah­me in dem betref- fen­den Stu­di­en­gang wegen beson­de­rer Umstän­de in ih- rer Per­son als zwin­gend erfor­der­lich erschien.38

Seit dem Inkraft­tre­ten des Staats­ver­tra­ges vom 14.06.198539, par­al­lel zum Zwei­ten Gesetz zur Ände­run- gen des HRG vom 28.03.198540 und auch zu der Ände- run­gen in der län­der­ein­heit­li­chen Ver­ga­be­VO ZVS41, sind die Här­te­fall­re­ge­lung und die Bestim­mun­gen zu ei- nem Nach­teils­aus­gleich nor­ma­tiv getrennt wor­den. Art. 12 StV 1985 regel­te in sei­nem Abs. 3 S. 2 erst­mals den Nach­teils­aus­gleich bei der Durch­schnitts­no­te bzw. der War­te­zeit eigen­stän­dig dahin, dass Bewer­ber, die dies er- folg­reich in Anspruch neh­men, mit dem jeweils dann nach­ge­wie­se­nen Wert am Ver­ga­be­ver­fah­ren in den Re- gel­quo­ten betei­ligt wer­den. § 14 Abs. 3 und § 17 Abs. 3 Ver­ga­be­VO ZVS 1985 setz­ten dies auf Ver­ord­nungs­ebe­ne ent­spre­chend um. Hier­bei ist es bis heute42 geblie­ben, was auch sys­tem­ge­recht ist.

a) Der Son­der­an­trag „Ver­bes­se­rung der Durch­schnitts- note der Hochschulzugangsberechtigung“

Die Beur­tei­lung eines auf eine Ver­bes­se­rung der Durch- schnitts­no­te der HZB gerich­te­ten Son­der­an­trags im zen- tra­len und auch in den von den Hoch­schu­len durch­zu- füh­ren­den Ver­ga­be­ver­fah­ren für kapa­zi­täts­be­schränk­te Stu­di­en­gän­ge erfor­dert, sich zunächst den Gegen­stand und den Kon­text prä­sent zu machen, auf den sich ein sol­ches Begeh­ren bezieht. Das ist in den meis­ten Fäl­len die Durch­schnitts­no­te, die aus dem Abiturzeugnis43 nach dem erfolg­rei­chen Abschluss der gymnasialen

40 BGBl. I 605.
41 Z.B. in NRW vom 2.9.1985.
42 Nun­mehr § 11 Abs. 5 (Nach­teils­aus­gleich HZB) und § 14 Abs. 3

(Nach­teils­aus­gleich War­te­zeit) der Ver­ga­be­VO NRW i.d.F. vom 1.4.2014 für das zen­tra­le Ver­ga­be­ver­fah­ren; über den Ver­weis in § 23 Abs. 2 S. 1 Ver­ga­be­VO NRW auch maß­geb­lich für das ört­li­che Ver­ga­be­ver­fah­ren durch die Hochschule.

43 Auf die wei­te­ren den Hoch­schul­zu­gang ermög­li­chen­den schu­li- schen und außer­schu­li­schen – auch aus­län­di­schen – Bil­dungs­we- ge soll hier aus Grün­den der Dar­stel­lung nicht wei­ter ein­ge­gan- gen werden.

Mai­er · Nach­teils­aus­gleich bei der Ver­ga­be von Stu­di­en­plät­zen 2 5

Oberstufe44 folgt. In die­sem Abitur­zeug­nis, einer von der Schu­le aus­ge­stell­ten Urkun­de, wer­den die vom Schü­ler in den bei­den Abschluss­jah­ren der gym­na­sia­len Ober- stu­fe – dem 1. und 2. Jahr der sog. Qua­li­fi­ka­ti­ons­pha­se – in den ein­zel­nen Kur­sen bzw. Fächern und wei­ter die in der Abitur­prü­fung erbrach­ten Leis­tun­gen bewer­tet aus- gewie­sen. Die auf die ein­zel­nen Aufgabenfelder45 der gym­na­sia­len Ober­stu­fe bezo­ge­nen Leis­tun­gen wer­den dabei in ein Punk­te­sys­tem ein­be­zo­gen und füh­ren zu der Gesamt­qua­li­fi­ka­ti­on und der zugleich aus­ge­wie­se­nen Durch­schnitts­no­te. Die Umrech­nung der Gesamt­punkt- zahl des Abiturs in die Durch­schnitts­no­te – auf eine Stel- le nach dem Kom­ma – ist in der Anla­ge 2 zu § 11 Abs. 3 Satz 1 Ver­ga­be­VO NRW gere­gelt. Eine nur gering­fü­gi­ge Erhö­hung der Gesamt­punkt­zahl durch eine Punk­te­ver- bes­se­rung in einem Fach/Kurs oder in meh­re­ren Fächern/Kursen führt nicht stets zu einer Ver­bes­se­rung der Durch­schnitts­no­te der HZB im Nach­kom­ma­be­reich, da hier Punk­te­span­nen bestehen. Das Zeug­nis und die für die ein­zel­nen Leis­tungs­be­stand­tei­le fest­ge­setz­ten Kurs­no­ten bzw. Punk­te haben Verwaltungsaktqualität.46 Die durch Noten/Punkte im Abitur­zeug­nis aus­ge­drück- ten Leis­tungs­be­wer­tun­gen kön­nen mit Wider­spruch und Kla­ge ange­grif­fen wer­den. Sie sind der Bestands- kraft fähig.

Das Zeug­nis über den erfolg­rei­chen Abschluss der in der Ober­stu­fe schu­lisch ver­mit­tel­ten Bil­dung doku­men- tiert mit sei­nen Noten/Punktwerten und der aus­ge­wie- senen Durch­schnitts­no­te die „nach­ge­wie­se­ne“ Qua­li­fi- kat­ion für die Zulas­sung zu einem Hoch­schul­stu­di­um, § 27 Abs. 1 u. 2 HRG. An die­se nach­ge­wie­se­ne Qua­li­fi­ka- tion knüpft die zu tref­fen­de Aus­wahl­ent­schei­dung in der Abitur­besten­quo­te und in der Quo­te AhH unmit­tel­bar an. Die in dem schu­li­schen Zeug­nis nach­ge­wie­se­ne Qua- lifi­ka­ti­on basiert auf den in der Qua­li­fi­ka­ti­ons­pha­se der gym­na­sia­len Ober­stu­fe und der Abitur­prü­fung tat­säch- lich – „hic et nunc“ – erbrach­ten und ent­spre­chend be- wer­te­ten Leis­tun­gen des Schü­lers. Das macht die recht- lich auch so gewoll­te Infor­ma­ti­ons- und Beweis­funk­ti­on des Zeug­nis­ses aus. Wel­che Leis­tun­gen der Schü­ler in-

  1. 44  Vgl. zu des­sen Struk­tur: KMK „Sekun­dar­stu­fe II/Gymnasiale Ober­stu­fe“ mit Län­der­über­sicht, www.kmk.org/bildung-schule/ allgemeine-bildung/sekundarstufe-ii-gymnasiale-oberstufe.html.
  2. 45  Dies sind die dem sprach­lich-lite­ra­risch-künst­le­ri­schen, dem ge- sell­schaft­wis­sen­schaft­li­chen und dem mathe­ma­tisch-natur­wis­sen- schaft­lich-tech­ni­schen Auf­ga­ben­feld zuzu­ord­nen­den Unter­richts- fächer, die in den meis­ten Bun­des­län­dern jeweils Grund- oder Leis­tungs­kur­sen zuge­ord­net wer­den. Vgl. hier­zu etwa Minis­te­ri- um für Schu­le und Wei­ter­bil­dung NRW, Die gym­na­sia­le Ober­stu- fe an Gym­na­si­en und Gesamt­schu­len in NRW (2016), https://bro schueren.nordrheinwestfalendirekt.de/broschuerenservice/msw/ die-gymnasiale-oberstufe-an-gymnasien-und-gesamtschulen-

ner­halb der dem Abitur­zeug­nis zugrun­de lie­gen­den Aus­bil­dungs­pha­se nach sei­nen Anla­gen, Fähig­kei­ten und sons­ti­gen per­sön­li­chen Merk­ma­len, dh. unbe­ein- flusst von sich wie immer dar­stel­len­den äuße­ren oder in- neren Gege­ben­hei­ten, hät­te erbrin­gen kön­nen, ist nicht Gegen­stand der Leis­tungs­be­wer­tun­gen eines schu­li- schen Abschluss­zeug­nis­ses. Erst recht ist in den Leis- tungs­be­wer­tun­gen des Abitur­zeug­nis­ses kein Raum für die Berück­sich­ti­gung von etwa in den jewei­li­gen Kom- petenz­be­rei­chen für die Zukunft zu erwar­ten­den Leistungsständen.47

Die­ser Aus­sa­ge­ge­halt der HZB zu den tat­säch­lich schu­lisch erbrach­ten Leis­tun­gen ist im Staats­ver­trag und auch im Hoch­schul­recht des Bun­des und der Län­der bei der Aus­ge­stal­tung des Aus­wahl­sys­tems ersicht­lich als tra­gend zugrun­de gelegt wor­den. Im zen­tra­len bun­des- wei­ten Ver­fah­ren wird für zwei der drei dor­ti­gen Ver­ga- bequo­ten (Abitur­besten­quo­te und Quo­te AdH) hier­an unmit­tel­bar ange­knüpft. Inner­halb der Abitur­bes­ten- quo­te und sei­ner Unter­glie­de­rung nach Lan­des­quo­ten ist die Durch­schnitts­no­te der HZB das pri­mä­re rang­bil- den­de Kri­te­ri­um. Inner­halb der Quo­te AdH hat sie je- den­falls die maß­geb­li­che Bedeutung.48 In den ört­li­chen Ver­ga­be­ver­fah­ren der Hoch­schu­len wird eben­falls weit- grei­fend auf das Aus­wahl­kri­te­ri­um der Durch­schnitts- note der HZB abge­stellt. Den Norm­ge­bern ist dabei für das gefun­de­ne Rege­lungs­sys­tem zur Ver­ga­be von Stu­di- enplät­zen in Stu­di­en­gän­gen mit Nach­fra­ge­über­hang be- wusst gewe­sen, dass die Abitur­no­ten und deren errech- neter Durch­schnitt als allei­ni­ges oder jeden­falls maß- gebli­ches Aus­wahl­kri­te­ri­um für die­je­ni­gen Ver­ga­be­quo- ten, die hier­an anknüp­fen, durch­aus pro­blem­hal­tig sind.49 Die­se Pro­ble­me fol­gen schon dar­aus, dass sich die schu­li­sche Leis­tungs­be­wer­tung – wie jede Leis­tungs­be- urtei­lung – stets als ein Wer­tungs­akt mit einem hohen fach­li­chen Beur­tei­lungs­vor­recht der hier­zu beru­fe­nen Lehr­kräf­te dar­stellt und einer strin­gen­ten objek­ti­vier­ba- ren Ablei­tung nicht voll­stän­dig unter­liegt. Auch wird, was all­seits bekannt ist, die Leis­tungs­er­brin­gung selbst durch ver­schie­dens­te Rah­men­be­din­gun­gen beeinflusst.

in-nord­rhein-west­fa­len-infor­ma­tio­nen-fuer-schue­le­rin­nen-und- schue­ler-die-im-jahr-2016-in-die-gym­na­sia­le-ober­stu­fe-eint­re- ten/1651.

46 Allg. Auf­fas­sung, vgl. etwa: Rux/Niehues, Schul­recht, 5. Aufl.
Rn. 1454; Ave­na­ri­us, Schul­recht, 8. Aufl. , S. 432 Rn. 20.223; VG Aachen, Urteil vom 23.1.2009 – 9 K 902/07 -, juris, jeweils m.w.N.

47 Vgl. Ave­na­ri­us, (Fn. 46), S. 431 Rn. 20.222 und S. 446 Rn. 20.412. 48 Dort aller­dings nicht dif­fe­ren­ziert nach dem Land, in dem sie erwor­ben wur­de; vgl. zu den hier anset­zen­den Beden­ken VG

Gel­sen­kir­chen a.a.O. (Fn. 13).
49 Vgl. hier­zu bereits BVerfG, Urteil vom 18.7.1972 – 1 BvL 32/70

u.a. -, BVerfGE 33, 303 Rz. 92 (Nume­rus-Clau­sus I).

26 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 1 (2016), 19–32

Die­se kön­nen per­sön­li­cher oder säch­lich/or­ga­ni­sa­to­ri- scher Art sein. Auch war und ist den Norm­ge­bern be- kannt, dass Leis­tungs­be­wer­tun­gen, gera­de was die in das Abitur­zeug­nis ein­be­zo­ge­nen Noten/Punkte betrifft, von Land zu Land und wei­ter her­un­ter­ge­bro­chen auch in- ner­halb eines Lan­des bis auf die Ebe­ne der ein­zel­nen Ge- mein­de oder Schu­le nicht unein­ge­schränkt gleich­för­mig sind und dies auch nicht sein kön­nen. Das wird nicht zu- letzt dadurch belegt, dass § 32 Abs. 3 Nr. 1 HRG einen hier­auf bezo­ge­nen Auf­trag an die Län­der zur Hers­tel- lung ver­gleich­ba­rer Anfor­de­rungs- und Bewer­tungs­sys- teme inner­halb eines Lan­des und im Ver­hält­nis der Län- der unter­ein­an­der ent­hält. Solan­ge es hier­an – wie auch derzeit50 – fehlt, sind für die Aus­wahl in der Abitur­bes- ten­quo­te Lan­des­quo­ten zu bil­den. Art. 10 Abs. 1 S. 1 STV 2008 und §§ 12 und 13 Ver­ga­be­VO set­zen dies um. Damit kon­kur­riert der Bewer­ber nur mit Mit­be­wer­bern, die die HZB im sel­ben Land erwor­ben haben. Trotz all die­ser Pro­blem­hal­tig­keit legt der Norm­ge­ber des Ver­ga­be- rechts51 jedoch – ver­fas­sungs­recht­lich wohl unbe­denk- lich – als tra­gend zugrun­de, dass die Abitur­durch- schnitts­no­te auf der Basis erbrach­ter schu­li­scher Leis- tun­gen ein vali­der Indi­ka­tor zur Beur­tei­lung der Stu­di­en- eig­nung des Bewer­bers für den betref­fen­den Stu­di­en- gang ist. Sie soll zugleich impli­zie­ren, dass der durch die Höhen­la­ge der HZB beson­ders qua­li­fi­ziert aus­ge­wie­se­ne Bewer­ber im Stan­de ist, die Anfor­de­run­gen in dem be- tref­fen­den Stu­di­en­gang in ange­mes­se­ner Zeit, vor­zugs- wei­se in der Regel­stu­di­en­zeit, zu bewäl­ti­gen. Aus­ge­hend von die­ser Grund­ent­schei­dung zur Bedeu­tung der Durch­schnitts­no­te der HZB ist sodann eine ergän­zen­de Rege­lung dahin getrof­fen wor­den, dass unter beson­de- ren indi­vi­du­ell bezo­ge­nen Vor­aus­set­zun­gen eine rang­re- levan­te Ver­bes­se­rung der Durch­schnitts­no­te vor­zu­neh- men ist. Hier­mit wird ein struk­tu­rell von dem Grund­an- satz abwei­chen­des Ele­ment pro­gnos­ti­scher Betrach­tung ein­ge­bracht, näm­lich die Berück­sich­ti­gung einer schu­li- schen Leis­tungs­hö­he, die im Ein­zel­fall bei Weg­den­ken bestimm­ter Hin­de­rungs­grün­de mög­lich gewe­se­nen wäre. Die Berück­sich­ti­gung einer rück­schau­end abge­lei- teten hypo­the­ti­schen Leis­tungs­hö­he erfolgt aus­schließ- lich für das Vergabeverfahren.52 Schon die­ser vor dem Hin­ter­grund eines Regel-/Aus­nah­me­ver­hält­nis­ses ste- hen­de Ein­schluss einer nur pro­gnos­tisch ableit­ba­ren Leis­tungs­hö­he in das Ver­ga­be­sys­tem gebie­tet es, die Vo-

  1. 50  Vgl. Art. 10 Abs. 1 Nr. 1 StV 2008.
  2. 51  Auch für die Ver­ga­be von Stu­di­en­an­fän­ger­plät­zen in zulas­sungs-zah­len­be­grenz­ten Stu­di­en­gän­gen durch die Hoch­schu­le selbst,vgl. etwa § 23 Abs. 2 Ver­ga­be­VO NRW.
  3. 52  Die aus dem Abitur­zeug­nis fol­gen­de Durch­schnitts­no­te als­sol­che ändert sich natür­lich nicht, vgl. klar­stel­lend Baye­ri­sches Staats­mi­nis­te­ri­um für Unter­richt und Kul­tus, Infor­ma­tio­nen zum

raus­set­zun­gen einer Rang­ver­bes­se­rung in der Abitur- besten­quo­te, die sich unmit­tel­bar zulas­ten der Mit­be- wer­ber aus­wirkt, nur in Aus­nah­me­fäl­len als gege­ben an- zuneh­men. Zugleich folgt hier­aus, dass kei­ne Umstän­de als im Rechts­sin­ne „hin­dernd“ und damit als indi­vi­du­ell aus­gleichs­be­dürf­tig ange­se­hen wer­den kön­nen, die der Norm­ge­ber bereits bei sei­ner Grund­ent­schei­dung für die Aus­wahl nach der Durch­schnitts­no­te in den betref- fen­den Quo­ten als sys­tem­be­dingt zu ver­nach­läs­si­gend bewer­tet hat. Die nor­ma­ti­ve Her­kunft der heu­ti­gen auf die Durch­schnitts­no­te der HZB bezo­ge­nen Bestim­mung zum Nach­teils­aus­gleich aus der frü­her umfas­sen­den Här­te­fall­re­ge­lung bekräf­tigt die­sen Befund.

Hier­von aus­ge­hend stel­len sich alle von den Bewer- bern und Bewer­be­rin­nen als Erschwer­nis gel­tend ge- mach­ten Grün­de, die sich auf die „Schul­land­schaft“, die Schul­struk­tur, das gege­be­ne Bil­dungs­sys­tem in dem je- wei­li­gen Land und auch auf die Rah­men­ge­ge­ben­hei­ten in der ein­zel­nen Schu­le bezie­hen, grund­sätz­lich nicht als indi­vi­du­ell aus­gleichs­fä­hi­ge Nach­tei­le i.S.d. Art. 9 Abs. 3 S.2StV2008,§11Abs.5VergabeVONRWdar.Diessind beispielhaft53 fol­gen­de Gründe:

- behaup­te­te Benach­tei­li­gung wegen des Besuchs ei- nes Gym­na­si­ums eines bestimm­ten Typs (etwa bilin­gu- al) oder mit einer län­ge­ren oder kür­ze­ren Schul­zeit (G9 auf G8 oder Rück­kehr zu G9);

- behaup­te­te Benach­tei­li­gung wegen der Able­gung ei- nes Zen­tral­ab­iturs, das nicht genü­gend Rück­sicht auf das ört­lich durch­ge­führ­te Cur­ri­cu­lum nehme;

- behaup­te­te Benach­tei­lung wegen einer angeb­lich im Ver­gleich zu ande­ren Län­dern gene­rell schlech­te­ren fi- nan­zi­el­len oder per­so­nel­len bzw. säch­li­chen Aus­stat­tung der Schulen;

- behaup­te­te Benach­tei­li­gung wegen aus der Trä­ger- schaft der Schu­le fol­gen­der Unter­schie­de in der Lernsituation;

- behaup­te­te Man­gel­si­tua­ti­on an der besuch­ten Schu- le in per­so­nel­ler oder säch­li­cher Hin­sicht mit Aus­wir- kun­gen auf das Lehr­an­ge­bot der Ober­stu­fe (redu­zier­tes Ange­bot an Leis­tungs­kur­sen, man­gel­haf­te Aus­stat­tung bei Labor- und sons­ti­gen Fach­räu­men, bei der Schü­ler- biblio­thek, den Com­pu­ter­ar­beits­plät­zen mit Inter­net­zu- griff, beim Sprach­la­bor; feh­len­de oder man­gel­haf­te Auf- ent­halts­räu­me im Ganz­tags­be­trieb, unzu­rei­chen­de oder

Son­der­an­trag Nach­teils­aus­gleich für Spit­zen­sport­ler bei einer Hoch­schul­zu­las­sung, s. www.ospbayern.de/cms/upload/Down- loads/Infoblatt_Nachteilsausgleich_ Zulassung_ zum_ Studium1. pdf.

53 Auch in Anknüp­fung an die von der Stif­tung bzw. den ein­zel­nen Hoch­schu­len in das Inter­net ein­ge­stell­ten Hin­wei­se zum Nach- teilsausgleich.

Mai­er · Nach­teils­aus­gleich bei der Ver­ga­be von Stu­di­en­plät­zen 2 7

feh­len­de Schul­men­sa, angeb­lich gene­rel­ler Leh­rer­man- gel an der betref­fen­den Schu­le, hoher Kran­ken- oder sons­ti­ger län­ge­rer Aus­fall­stand der Lehr­kräf­te mit ent- spr. Unter­richts­aus­fall, häu­fi­ger Ein­satz von – ggf. fach- frem­den – Vertretungslehrern);

- wei­ter und zeit­rau­ben­der Schul­weg wegen einer zent- ral­ört­li­chen Lage der Schu­le, Zwang zur Nut­zung öffent­li- cher Ver­kehrs­mit­tel oder eines Schülerspezialverkehrs;

- behaup­te­te fach­li­che oder per­sön­li­che Defi­zi­te bei ein­zel­nen Lehrkräften;

- behaup­tet man­gel­haf­tes Ange­bot an indi­vi­du­el­ler För­de­rung oder Unter­stüt­zung bei indi­vi­du­el­len Leis- tungs­de­fi­zi­ten oder in ande­ren Pro­blem­si­tua­tio­nen (Mob­bing, indi­vi­du­el­le Aus­gren­zung wegen eines per- sön­li­chen Anders­seins, sozia­le Selek­ti­on inner­halb der Schü­ler­schaft, Grup­pen­ver­hal­ten, man­geln­der Aus­gleich von unter­schied­li­chen fami­liä­ren Rah­men­be­din­gun­gen durch die Schu­le (Her­kunft aus bil­dungs­na­hen, bil- dungs­fer­nen oder finan­zi­ell unter­schied­lich aus­ge­stat­te- ten Elternhäusern);

- angeb­lich all­ge­mein schlech­te Lern­be­din­gun­gen an der besuch­ten Schule .

Für das letz­te­re Bei­spiel könn­te Abwei­chen­des in Be- tracht kom­men, wenn eine ein­zel­ne Schu­le etwa durch einen gra­vie­ren­den Unglücksfall54 oder durch tief­grei- fen­de Skandale55 lan­ge Zeit an der Durch­füh­rung eines geord­ne­ten Schul­be­triebs gehin­dert gewe­sen ist und sich dies nach­weis­bar auf den Leis­tungs­stand des Bewer­bers aus­ge­wirkt hat.

Die vor­ste­hend auf­ge­führ­ten Grün­de sind im Übri- gen regel­mä­ßig zugleich sol­che, die nicht „in der eige­nen Per­son“ des Bewer­bers lie­gen, also dort nicht ihren Ur- sprung fin­den. Dass sie – jeden­falls reflex­haft – auf die per­sön­li­che schu­li­sche Leis­tungs­fä­hig­keit ein­ge­wirkt ha- ben mögen, ist nicht maßgeblich.

Nicht durch­drin­gen kann der Antrag­stel­ler mit der Begrün­dung, die in die Berech­nung der Durch­schnitts- note ein­ge­gan­ge­nen Noten/Punkte der ein­zel­nen Leis- tungs­be­rei­che sei­en unge­recht oder sonst feh­ler­haft ge- wesen. Etwa­ige Fehl­be­ur­tei­lun­gen kön­nen oder konn­ten aus­schließ­lich durch Rechts­be­hel­fe gegen die­se Noten ver­folgt wer­den. Eine erkenn­ba­re Erkran­kung bei der je- wei­li­gen Leis­tungs­er­brin­gung (etwa in der Abiturprü-

  1. 54  Vgl. www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015–03/haltern-am- see-flugzeugabsturz-trauer.
  2. 55  Vgl. www.faz.net/aktuell/rhein-main/hessen/odenwaldschule- schliesst-eine-schule-am-boden-13560599.html.
  3. 56  Zumeist in der sog. Ein­füh­rungs­pha­se der gym­na­sia­len Ober- stu­fe, vgl. Minis­te­ri­um f. Schu­le u. Wei­ter­bil­dung NRW, dort S. 5 (Fn. 45).
  4. 57  Vgl. bereits VG Mainz, Beschluss vom 27.4.2011 – 6 L 494/11.Mz –, juris.

fung) hät­te einen Rück­tritt von die­ser Prü­fung erfor­dert. Die in Kennt­nis der Leis­tungs­ein­schrän­kung gleich­wohl vom Schü­ler durch­ge­führ­te Prü­fung stellt sich als eine von ihm zu ver­tre­ten­de Risi­ko­über­nah­me dar, die nicht über einen Nach­teils­aus­gleich im Ver­ga­be­ver­fah­ren kom­pen­siert wer­den kann. Glei­ches gilt nach all­ge­mei- nen prü­fungs­recht­li­chen Grund­sät­zen für angeb­lich äu- ßere Stö­run­gen bei einer Leistungsüberprüfung.

Zahl­rei­che auch in der Rechts­pra­xis ange­führ­te Nach­teils­grün­de schei­tern an dem Erfor­der­nis, dass der Bewer­ber ihre Ursa­che „nicht selbst zu ver­tre­ten“ haben darf. Ver­tre­ten­müs­sen bedeu­tet hier kei­ne per­sön­li­che Vor­werf­bar­keit oder gar ein Ver­schul­den in eige­ner Sa- che. Maß­geb­lich ist, ob der angeb­li­che Erschwer­nis- grund auf selbst oder zure­chen­bar durch Drit­te (ins­be- son­de­re den Erzie­hungs­be­rech­tig­ten) gesetz­ten Umstän- den beruht. So han­delt es sich um einen zu ver­tre­ten­den Umstand, wenn bei der Wahl der Grund- oder Leis- tungs­kur­se Abschät­zun­gen zu der eige­nen Leis­tungs­fä- hig­keit oder Nei­gung ein­ge­flos­sen sind, die sich spä­ter als zu opti­mis­tisch dar­ge­stellt haben. Das gilt auch unter Ein­schluss von dabei erfolg­ten schu­li­schen Bera­tun­gen und Emp­feh­lun­gen. Wählt der Schü­ler – bei ent­sp­re- chen­der Beur­lau­bung – einen Auslandsaufenthalt56 und tritt er nach Rück­kehr sofort – also unter Anrech­nung der Aus­lands­zeit auf den „hei­mi­schen“ Bil­dungs­weg – in die Qua­li­fi­ka­ti­ons­pha­se der gym­na­sia­len Ober­stu­fe ein in der von der Schu­le mit­ge­tra­ge­nen Erwar­tung, danach naht­los an einen vor­he­ri­gen hohen Leis­tungs­stand an- knüp­fen zu kön­nen, ist es vom Schü­ler zu ver­tre­ten, wenn die­se Erwar­tung sich spä­ter nicht rea­li­siert. Die Ent­schei­dung, im Ver­lauf des Schul­be­suchs eine Klas­se oder Jahr­gangs­stu­fe zu überspringen57, ist – wie ande­re Maß­nah­men der Akze­le­ra­ti­on auch – stets vom Schü­ler zu vertreten.58 Wird in sol­chen Fäl­len spä­ter ange­führt und sogar schu­lisch attes­tiert, es habe ihm in ein­zel­nen Kur­sen im Ver­gleich mit den älte­ren Mit­schü­lern an der erfor­der­li­chen Rei­fe und Lebens­er­fah­rung gefehlt, um sein Leis­tungs­po­ten­ti­al voll aus­zu­schöp­fen, so ist dies für einen Nach­teils­aus­gleich recht­lich unergiebig.

Wird neben der Schu­le ein zeit­in­ten­si­ver Leis­tungs- sport betrie­ben und kommt es infol­ge­des­sen zu schu­li- schen Defi­zi­ten, soll­ten sie denn über­haupt nach­voll- zieh­bar durch ein Schul­gut­ach­ten beleg­bar sein59, so ist

58 Vgl. VG Müns­ter, Beschluss vom 29.4.2015 – 9 L 578/15 –, juris. 59 Vgl. Gemein­sa­me Erklä­rung von KMK, Sportministerkonferenz,

Deut­schem Olym­pi­schen Sport­bund und HRK vom 26.2.2008 (dort 1.1) unter www.hrk.de/ uploads/tx_szconvention / Erklaerung__Hochschulstudium_und_Spitzensport.pdf; s. auch Ant­wort der Nie­der­säch­si­schen Lan­des­re­gie­rung vom 18.11.2003 auf eine klei­ne Anfra­ge vom 2.8.2013, LT-Ds 17/933.

28 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 1 (2016), 19–32

dies ein selbst zu ver­tre­ten­der Umstand, der einen Nach- teilsaus­gleich nicht rechtfertigt.60 Soweit nach der Ver- wal­tungs­pra­xis der Stiftung61 ein Nach­teils­aus­gleich bei „Zuge­hö­rig­keit zum A‑, B‑, C- oder D/C‑Kader der Bun- des­sport­fach­ver­bän­de von min­des­tens ein­jäh­ri­ger unun- ter­bro­che­ner Dau­er wäh­rend der letz­ten drei Jah­re vor Erwerb der HZB“ dem Grun­de nach wegen eines hier of- fen­bar gese­he­nen öffent­li­chen (natio­na­len) Inter­es­ses gewährt wird, dürf­te dies mit dem gel­ten­den Recht nicht ver­ein­bar sein. Auch die­ser Per­so­nen­kreis betreibt den Spit­zen­sport kei­nes­falls zwangs­wei­se, son­dern auf­grund eige­ner Entscheidung.62 Der­ar­ti­ge auf ein beson­de­res öf- fent­li­ches Inter­es­se bezo­ge­ne Tätigkeiten63 eines Stu­di- enbe­wer­bers wäh­rend sei­ner Schul­zeit mögen bei einem von der Stif­tung zu beschei­den­den Son­der­an­trag (A), ge- rich­tet auf eine bevor­zug­te Berück­sich­ti­gung des ers­ten Stu­di­en­ort­wun­sches (§ 21 Abs. 3 Ver­ga­be­VO NRW) auf der nach Aus­wahl durch­zu­füh­ren­den Ver­tei­lungs­stu­fe, berück­sich­ti­gungs­fä­hig sein, nicht jedoch beim Nach- teilsaus­gleich auf der Auswahlstufe.

Schließ­lich muss es sich bei den gel­tend gemach­ten Lebens­sach­ver­hal­ten um sol­che han­deln, die „in der ei- genen Per­son“ des Antrag­stel­lers begrün­det sind. Die hier­bei vor­zu­neh­men­de Beur­tei­lung ist nicht immer ein­fach, gera­de wenn es sich um Pro­blem­la­gen han­delt, die im direk­ten persönlichen/familiären Umfeld des Schü­lers ver­or­tet sind.

Die Stif­tung und ihr fol­gend auch die Hoch­schu­len in den von ihnen selbst durch­zu­füh­ren­den Aus­wahl­ver­fah- ren sehen regel­mä­ßig fol­gen­de „beson­de­ren fami­liä­ren Grün­de“ als „in der eige­nen Per­son lie­gend“ und damit dem Grun­de nach als berück­sich­ti­gungs­fä­hig an:

- die Ver­sor­gung eige­ner min­der­jäh­ri­ger Kin­der in den letz­ten drei Jah­ren vor Erwerb der HZB;

- die Ver­sor­gung pfle­ge­be­dürf­ti­ger Ver­wand­ter in auf­stei­gen­der Linie oder von Geschwis­tern in den letz- ten drei Jah­ren vor Erwerb der HZB;

- die Betreu­ung unver­sorg­ter min­der­jäh­ri­ger Ge- schwis­ter, die mit dem Bewer­ber in häus­li­cher Gemein- schaft leb­ten, wäh­rend der letz­ten drei Jah­re vor Erwerb der HZB;

- den Ver­lust eines Eltern­teils in den letz­ten drei Jah- ren vor Erwerb der HZB oder den Ver­lust bei­der Eltern- tei­le vor Erwerb der HZB, sofern der Bewer­ber zu die-

  1. 60  Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 17.12.2012 – 13 B 1396/12 –, juris.
  2. 61  Die­ser fol­gend auch Baye­ri­sches Staats­mi­nis­te­ri­um für Unter­richt und Kul­tus (Fn. 50).
  3. 62  Offen­las­send: OVG NRW, Beschluss vom 17.12.2012 (Fn. 60); kri­tisch bereits Hum­borg, a.a.O., S. 474 (Fn. 26); s. auch VG Gel­sen­kir­chen, Gerichts­be­scheid vom 5.3.2015 – 6z K 3908/14 –

sem Zeit­punkt ledig war und das 25. Lebens­jahr noch nicht voll­endet hatte;

- einen mehr­ma­li­gen Schul­wech­sel in den letz­ten drei Jah­ren vor Erwerb der HZB wegen Umzugs der Eltern.

Als grund­sätz­lich nicht durch Ver­bes­se­rung der Durch­schnitts­no­te aus­zu­glei­chen­de Nach­tei­le wer­den dem­ge­gen­über von der Stif­tung und den Hoch­schu­len behandelt:

- Mit­ar­beit wäh­rend der Schul­zeit im elter­li­chen Haus­halt, Geschäft oder Betrieb, ohne dass eine Not­la­ge hier­zu gezwun­gen hat;

- Krank­heit der Eltern;
- Zer­würf­nis oder Schei­dung der Eltern.

Als Hand­ha­bungs- und Beur­tei­lungs­richt­li­ni­en dürf- ten die vor­ge­nann­ten Kri­te­ri­en zutref­fen. Die Berück- sich­ti­gung außer­ge­wöhn­li­cher Lebens­si­tua­tio­nen, die auf den ers­ten Blick einer der vor­ge­nann­ten nega­ti­ven Fall­si­tua­tio­nen zuge­hö­ren, ist damit aller­dings – bei ent- spre­chen­dem Begrün­dungs­auf­wand – nicht von vorn­he- rein aus­ge­schlos­sen. Ins­be­son­de­re wäre in der Situa­ti­on der schwer­wie­gen­den Erkran­kung eines Elter­teils, die in den letz­ten drei Jah­ren vor dem Erwerb der HZB eine in- ten­si­ve – jeden­falls ergän­zen­de – per­sön­li­che Hil­fe­leis- tung durch das allein zur Ver­fü­gung ste­hen­de Kind er- for­der­lich mach­te, ein Nach­teils­aus­gleich jeden­falls dem Grun­de nach zu erwägen.

Was eige­ne Erkran­kun­gen oder (Schwer-)Behinde- run­gen des Bewer­bers betrifft, dürf­te es sich hier­bei um die haupt­säch­lich beacht­li­che Fall­si­tua­ti­on han­deln, die einen Antrag auf Nach­teils­aus­gleich in Bezug auf die Durch­schnitts­no­te tra­gen kann. Auf die hier­auf bezo­ge- nen Hand­ha­bungs­hin­wei­se der Stif­tung wird ver­wie­sen. Her­vor­zu­he­ben ist Fol­gen­des: Es muss sich grund­sätz- lich um eine schwer­wie­gen­de Erkran­kung oder Behin- derung han­deln, von der der Schü­ler inner­halb der letz- ten drei Jah­re vor Erwerb der HZB betrof­fen war. Für zeit­lich davor lie­gen­de Erkran­kun­gen dürf­te ein Kau­sa­li- täts­nach­weis regel­mä­ßig nicht erbracht wer­den kön­nen. Es muss sich um eine län­ge­re Erkran­kung han­deln. Eine Sum­mie­rung kür­ze­rer Erkran­kun­gen wird nicht aus­rei- chen, zumal hier die wäh­rend der Schul­zeit gegebenen

sowie Beschluss vom 30.9.2013 – 6z L 1229/13 –, sämt­lich juris. Dort war aller­dings der feh­len­de gut­ach­ter­li­che Nach­weis der kon­kre­ten Leis­tungs­be­ein­träch­ti­gung durch den für den Leis- tungs­sport zu erbrin­gen­den Zeit­auf­wand entscheidungstragend.

63 Wei­te­re Bei­spie­le unter Ziff. 4 der Hand­rei­chun­gen der Stif­tung „Zulas­sungs­chan­cen kön­nen ver­bes­sert wer­den“, www.hochschul- start.de/fileadmin/downloads/Sonderdrucke/S07.pdf.

Mai­er · Nach­teils­aus­gleich bei der Ver­ga­be von Stu­di­en­plät­zen 2 9

Mög­lich­kei­ten der schu­li­schen Indi­vi­du­al­för­de­rung als Kom­pen­sa­ti­on krank­heits­be­ding­ter Fehl­zei­ten nicht ver­nach­läs­sigt wer­den dür­fen. Hier­auf hat der Schü­ler Anspruch. Dar­auf, auf wel­chen Umstän­den die Erkran- kung beruh­te, dürf­te es nicht ankom­men. Es sind jeden- falls kei­ne Ent­schei­dun­gen bekannt, einen krank­heits­be- ding­ten Nach­teil in der Leis­tungs­er­brin­gung des­halb nicht anzu­er­ken­nen, weil die Erkran­kung auf selbst ge- setz­ten Umstän­den beruh­te und des­halb von dem Schü- ler „zu ver­tre­ten“ sei.64

Bei allen in Betracht kom­men­den Situa­tio­nen sind die hohen Nach­weis­an­for­de­run­gen gegen­über der Stif- tung oder der Hoch­schu­le zu beachten.

Der Son­der­an­trag ist frist­ge­bun­den. Es han­delt sich um eine stren­ge Ausschlussfrist.65 Inner­halb die­ser Frist müs­sen alle zur Begrün­dung vor­ge­se­he­nen Nach­wei­se vor­ge­legt wer­den. Wie­der­ein­set­zungs­mög­lich­kei­ten in die Frist bestehen nicht. Ein Nach­brin­gen von Unter­la- gen nach Frist­ab­lauf, selbst von ergän­zen­den Erläu­te- run­gen, ist damit aus­ge­schlos­sen. Das gilt auch für ein sich etwa anschlie­ßen­des gericht­li­ches Ver­fah­ren. Die ein­zu­rei­chen­den Unter­la­gen (zumeist mit Dienst­sie­gel zu ver­se­he­ne Kopien in amt­lich beglau­big­ter Form), sämt­li­che rele­van­ten Zeug­nis­se aus der Zeit vor dem Ein­tritt des Nach­teils­grun­des bis zum Abitur, aus­sa­ge­fä- hige fach­ärzt­li­che Beschei­ni­gun­gen, das Schul­gut­ach­ten und/oder ein Gut­ach­ten einer päd­ago­gisch-psy­cho­lo- gisch aus­ge­bil­de­ten Per­son, müs­sen die zur Entsch­ei- dung beru­fe­ne Stif­tung oder Hoch­schu­le aus sich her­aus in den Stand set­zen, die Begrün­dung des Son­der­an­trags nach­zu­voll­zie­hen und hier­über zu ent­schei­den. Eine Pflicht zur Amts­er­mitt­lung besteht nicht und wäre in ei- nem Mas­sen­ver­fah­ren mit strik­tem Zeit­rah­men auch nicht mög­lich. Es besteht für die Stif­tung oder die Hoch- schu­le kei­ne Pflicht, auf die Ver­voll­stän­di­gung unzu­rei- chen­der Unter­la­gen hin­zu­wei­sen. Das Schul­gut­ach­ten soll­te sich an die hier­für von der Stif­tung bzw. die Hoch- schu­le ver­laut­bar­ten Grund­sät­ze hal­ten. Es muss auf- grund einer eige­nen schul­fach­li­chen Beur­tei­lung mit ei- ner kon­kret für gebo­ten gehal­te­nen Noten­ver­bes­se­rung in den ein­zel­nen Tei­len des Abiturs und davon abge­lei­tet mit einer kon­kret höhe­ren Gesamt­punkt­zahl der HZB und der dann gege­be­nen Durch­schnitts­no­te absch­lie- ßen. Die Anfor­de­run­gen an die Begrün­dung und die fachlich/pädagogische Ablei­tung stei­gen mit der Höhe der für rich­tig gehal­te­nen Ver­bes­se­rung der Durch-

  1. 64  Zu den­ken wäre hier etwa an einen Medi­ka­men­ten– oder Betäu- bungs­mit­tel­miss­brauch oder an einen schwe­ren Unfall anläss­lich einer Hochrisikosportart.
  2. 65  Vgl. § 3 Abs. 6 u. 7 Ver­ga­be­VO NRW.
  3. 66  Etwa § 7 VOGSV oder § 31 OAVO Hes­sen, vgl. auch Hessisches

schnitts­no­te. Es ist ein stren­ger Maß­stab bei der Fra­ge anzu­le­gen, ob tat­säch­lich eine bes­se­re Durch­schnitts­no- te auf pro­gnos­ti­scher Grund­la­ge ange­ge­ben wer­den kann. Bei gesund­heit­li­chen Beein­träch­ti­gun­gen ist im Schul­gut­ach­ten auch zu erör­tern, in wel­chem Maß die­se bereits wäh­rend der Schul­lauf­bahn durch einem Nach- teilsaus­gleich bei der jewei­li­gen Leis­tungs­er­brin­gung auf­ge­fan­gen wur­den oder hät­ten auf­ge­fan­gen wer­den können.66 Die Ent­schei­dung dar­über, ob die Schu­le eine Begut­ach­tung vor­nimmt, steht als nach­ge­hen­de Oblie- gen­heit aus dem Schul­ver­hält­nis in ihrem pflicht­ge­mä- ßen Ermessen.67 Sie kann es ableh­nen, wenn sie die für die Begut­ach­tung erfor­der­li­chen Kennt­nis­se über den Schü­ler, z.B. wegen nur kur­zer Zuge­hö­rig­keit zur Schu­le, nicht besitzt. Auch dürf­te sie die Begut­ach­tung ableh­nen kön­nen, wenn sie sich, was offen­bar nicht sel­ten ist, vom Schü­ler und/oder den Eltern mas­siv unter Druck gesetzt sieht, eine bestimm­te Noten­ver­bes­se­rung gut­ach­ter­lich zu attestieren.

Sind die for­mel­len und mate­ri­el­len Vor­aus­set­zun­gen für eine Ver­bes­se­rung der Durch­schnitts­no­te der HZB im Aus­wahl­ver­fah­ren gege­ben, ist dem Antrag in dem für zutref­fend gehal­te­nen Umfang zu ent­spre­chen. Die Ent­schei­dung hier­über trifft die Stif­tung für Hoch­schul- zulas­sung im bun­des­wei­ten zen­tra­len Ver­ga­be­ver­fah­ren jeden­falls für die Abitur­besten­quo­te. Hier­für ist sie allein zustän­dig. In den nicht in das zen­tra­le Ver­ga­be­ver­fah­ren ein­be­zo­ge­nen Stu­di­en­gän­gen – gleich­gül­tig, ob im sog. Ser­vice­ver­fah­ren oder nicht – ist die Hoch­schu­le zur Ent­schei­dung beru­fen. Für die Ver­ga­be der Stu­di­en­plät- ze des AdH ist die Hoch­schu­le zustän­dig. Die Stif­tung wird inso­weit ledig­lich von den Hoch­schu­len beauf­tragt, gewis­se orga­ni­sa­to­ri­schen Hil­fe­stel­lun­gen zu erbrin­gen und die Zulas­sungs- oder Ableh­nungs­be­schei­de in Be- zug auf die­se Quo­te im Namen und im Auf­trag der Hoch­schu­le zu ver­sen­den. Hier­aus folgt, dass die Hoch- schu­le nach der recht­li­chen Ord­nung beru­fen ist, auch über den Son­der­an­trag auf Ver­bes­se­rung der Durch- schnitts­no­te im AdH zu ent­schei­den. Hier­von wie­der­um hängt je nach Aus­ge­stal­tung bei der ein­zel­nen Hoch- schu­le die noten­ge­steu­er­te Ein­la­dung zu Aus­wahl­ge- sprä­chen oder Tests ab. Die Ver­ga­be­VO NRW geht aller- dings, wie § 10 Abs. 3 Nr. 3 ver­deut­licht, davon aus, dass die Beur­tei­lung zu einem Nach­teils­aus­gleich bei der HZB (§ 11 Abs. 5 Ver­ga­be­VO NRW) ein­heit­lich von der Stif­tung vor­ge­nom­men wird. Die­se hat näm­lich der

Kul­tus­mi­nis­te­ri­um, Erlass vom 17.12.2014, www.og-eschwege. de/ julio/sites/default/files/erlass_schulgutachten_17._de zem- ber_2014.pdf.

67 Vgl. Stif­tung, Zulas­sungs­chan­cen kön­nen ver­bes­sert wer­den (Fn. 63).

30 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 1 (2016), 19–32

Hoch­schu­le für das AdH die nach § 11 Abs. 3 bis 5 Ver­ga- beVO NRW ermit­tel­te Durch­schnitts­no­te des Bewer­bers zu über­mit­teln. Eine ein­heit­li­che Ent­schei­dungs­zu­wei- sung der Stif­tung wegen einer Noten­ver­bes­se­rung wäre ver­wal­tungs­prak­tisch sicher nahe­lie­gend und wür­de auch deren umfas­sen­de Erfah­rung berück­sich­ti­gen. Die Hoch­schu­len haben hier­zu – soweit ersicht­lich jeden­falls teilweise68 – auch kor­re­spon­die­ren­de eige­ne Sat­zungs­re- gelun­gen getrof­fen, wonach für das AdH die Stif­tung die Fest­stel­lung zu einer Noten­ver­bes­se­rung trifft. Aller- dings dürf­ten sol­che Rege­lun­gen nur die Rechts­be­zie- hung zwi­schen der Hoch­schu­le und der Stif­tung betref- fen. Im Außen­rechts­ver­hält­nis zum Bewer­ber ändert dies wohl nichts dar­an, dass die jewei­li­ge Hoch­schu­le – ggf. mit Hil­fe der Stif­tung – die Ent­schei­dung zu einem Nach­teils­aus­gleich wegen der DN im AdH zu tref­fen hat und ein sich anschlie­ßen­des Rechts­schutz­ge­such wegen die­ses Nach­teils­aus­gleichs gegen­über der Hoch­schu­le als sach­li­che Streit­geg­ne­rin zu füh­ren ist.69 Eine Bei­la­dung der Stif­tung zu die­sen gegen die Hoch­schu­le gerich­te­ten gericht­li­chen Ver­fah­ren ist weder gebo­ten noch sonst er- for­der­lich. Eine bestands­kräf­tig gewor­de­ne Entsch­ei- dung der Stif­tung zu Anträ­gen auf Nach­teils­aus­gleich in- ner­halb der Abitur­besten­quo­te ent­fal­tet kei­ne Bin­dungs- wir­kung in dem gegen die Hoch­schu­le geführ­ten Ver- fah­ren. Das gilt bei Strei­tig­kei­ten über die Betei­li­gung an einer noten­ge­steu­er­ten Zulas­sung zu Aus­wahl­ge­sprä- chen und Test­ver­fah­ren inner­halb des AdH in glei­cher Weise.

Zu beach­ten ist fer­ner, dass ein Son­der­an­trag auf ei- nen Nach­teils­aus­gleich zu jedem Bewer­bungs­se­mes­ter neben dem Haupt­an­trag auf Zulas­sung erneut gestellt wer­den muss, und zwar wie­der­um frist­ge­recht mit allen erfor­der­li­chen Unter­la­gen. Eine in einem vor­aus­ge­gan- genen Bewer­bungs­se­mes­ter zum Son­der­an­trag posi­tiv er- gan­ge­ne Entscheidung70 ent­fal­tet kei­ne Fest­stel­lungs- und Bin­dungs­wir­kung für nach­fol­gen­de Vergabeverfahren.

b) Der Son­der­an­trag „Ver­bes­se­rung der Wartezeit“

Auch ein sol­cher je nach Ent­schei­dungs­zu­stän­dig­keit bei der Stif­tung bzw. bei der Hoch­schu­le anzubringender

  1. 68  Vgl. § 5 Abs. 3 Satz 2 der Sat­zung der WWU Müns­ter für das Aus­wahl­ver­fah­ren im Stu­di­en­gang Medi­zin vom 5.5.2014, Abl. 2014, 1080 sowie www.uni-muenster.de/ imperia/ md/content/ wwu/ab_uni/ab2014/ausgabe17/beitrag04.pdf.
  2. 69  Vgl. VG Gel­sen­kir­chen, Beschlüs­se vom 29.9.2014 – 6z L 1244/14 – und vom 30.9.2014 – 6z L 1243/14 – sowie Gerichts­be­scheid vom 5.3.2015 – 6z K 3908/14 –, jeweils juris.
  3. 70  Eine sol­che Ent­schei­dung ist dort ein ledig­lich unselb­stän­di­ges Ele­ment der Zulas­sungs­ent­schei­dung für jenes Bewer­bungs­se- mes­ter gewe­sen und hat des­halb nicht den Rechts­cha­rak­ter eines eigen­stän­di­gen Ver­wal­tungs­ak­tes; s. hier­zu und zur – verneinten

Son­der­an­trag bezieht sich im Aus­gangs­punkt auf einen hypo­the­ti­schen Gesche­hens­ab­lauf. Er betrifft die Fra­ge, ob der Stu­di­en­be­wer­ber sei­ne Hoch­schul­zu­gangs­be- rech­ti­gung frü­her als tat­säch­lich gesche­hen hät­te erwer- ben kön­nen. Hier­zu wird von den Antrag­stel­lern in ihren Son­der­an­trä­gen ein – teil­wei­se sehr sub­ti­ler – Zeit- ver­gleich vor­ge­nom­men zwi­schen einer „ide­al­ty­pisch“ auf eine Hoch­schul­zu­gangs­be­rech­ti­gung aus­ge­rich­te­ten schu­li­schen Kar­rie­re, bestehend aus einem ver­zö­ge- rungs­frei­en Durch­lau­fen der Pri­mar­stu­fe, der Sekun­dar- stu­fe I und schließ­lich der Sekun­dar­stu­fe II (der gym­na- sia­len Ober­stu­fe) bis zum Abitur einer­seits und dem in der eige­nen kon­kre­ten Vita gege­be­nen Schul­ab­lauf ande- rer­seits. Ein fest­zu­stel­len­der zeit­li­cher Mehr­be­darf, gemes­sen in Halb­jah­ren, kann ver­schie­dens­te Grün­de haben. Zu den­ken ist hier an indi­vi­du­ell län­ge­re Schul- besuchs­zei­ten auf­grund einer (oder meh­re­rer) Wie­der- holun­gen von Klas­sen oder Jahr­gangs­stu­fen wegen Nicht­ver­set­zung, einer – ggf. antrags­ent­spre­chen­den – schu­li­schen Ent­schei­dung über das Zurück­set­zen eines Schü­lers oder eines sog. Rück­tritts in die vor­he­ri­ge Klas- seoderStufe.DerartigeEntscheidungeninderSchullauf- bahn sind in den schul­recht­li­chen Vor­schrif­ten auf Lan- des­ebe­ne in hoher Zahl geregelt.71 Zeit­li­che Ver­zö­ge­run- gen kön­nen fer­ner dar­auf beru­hen, dass eine zum Abitur füh­ren­de Schul­lauf­bahn zunächst in einer bestimm­ten Schul­form – oder auch ins­ge­samt – abge­bro­chen und zu einem spä­te­ren Zeit­punkt wie­der in der­sel­ben oder über einen ande­ren Bil­dungs­weg auf­ge­nom­men wurde.

Schließ­lich kön­nen zeit­li­che Dif­fe­ren­zen dadurch be- rech­net wer­den, dass vor­ge­bracht wird, der Bewer­ber hät­te die regu­lä­re Schul­lauf­bahn durch eine vor­zei­ti­ge Ein­schu­lung bzw. durch „Über­sprin­gen“ ein­zel­ner Klas- sen oder Stu­fen indi­vi­du­ell ver­kür­zen können.72 Die­se Mög­lich­kei­ten sei­en in Ver­ken­nung einer bestehen­den Hoch­be­ga­bung sei­ner­zeit zu Unrecht nicht ergrif­fen wor­den. Mit die­sem Ansatz wird aber kei­ne als Nach­teil aus­gleichs­fä­hi­ge Zeit­ver­zö­ge­rung anzu­er­ken­nen sein. Abge­se­hen von dem kaum mög­li­chen Nach­weis dama­li- ger gra­vie­ren­der Fehl­ein­schät­zun­gen der Eltern bzw. der Schu­le, der­ar­ti­ge antrags­be­dürf­ti­ge Maß­nah­men der

– Fra­ge, ob ein Anspruch auf Nach­teils­aus­gleich zum Gegen- stand eines vor­beu­gen­den Rechts­schutz­ge­suchs gemacht wer­den kann: VG Gel­sen­kir­chen, Gerichts­be­scheid vom 5.3.2015 – 6z K 3908/14 –, juris, m.w.N.

71 Vgl. für NRW etwa: VO über den Bil­dungs­gang in der Grund- schu­le – AO-GS – , VO über Aus­bil­dung und die Abschluss- prü­fun­gen in der Sekun­da­stu­fe I – APO-SI –; VO über den Bil- dungs­gang und die Abitur­prü­fung in der gym­na­sia­len Ober­stu­fe – APO-GOSt –, jeweils BASS 2015/2016.

72 All­ge­mein hier­zu Ave­na­ri­us, Schul­recht, Rn. 20.232 S. 435 (Fn. 46).

Mai­er · Nach­teils­aus­gleich bei der Ver­ga­be von Stu­di­en­plät­zen 3 1

Akze­le­ra­ti­on über­haupt in den Blick zu neh­men, dürf­te eine intel­lek­tu­el­le Hoch­be­ga­bung, soweit spä­ter fest­ge- stellt, als sol­che kei­ne vali­den Rück­schlüs­se auf den Ver- lauf – und Erfolg – der Schul­kar­rie­re zulassen.73 Eine Vor­ver­set­zung ist schul­recht­lich nur dann vor­ge­se­hen, wenn zu erwar­ten ist, dass der Schü­ler die Lern­an­for­de- run­gen der nächst­hö­he­ren Klas­se oder Stu­fe wird erfül- len kön­nen. Ist dies sei­ner­zeit nicht erwo­gen wor­den, dürf­te es sich zudem vom elter­li­chen Bestim­mungs­recht erfass­te und damit vom Bewer­ber zu ver­tre­ten­de Um- stän­de han­deln. Glei­ches gilt für die Behaup­tung, man sei zu Beginn der gym­na­sia­len Ober­stu­fe aus fami­liä­ren Tra­di­ti­ons­grün­den zu einem Aus­lands­auf­ent­halt mehr oder weni­ger gezwun­gen wor­den, wor­aus sich eine an- schlie­ßen­de Ver­zö­ge­rung in der Fort­füh­rung der Schul­lauf- bahn erge­ben habe.

Soweit Ver­zö­ge­run­gen ver­ein­zelt damit begrün­det wur­den, der Bewer­ber sei in der frü­he­ren DDR durch rechts­staats­wid­ri­ge Ver­fol­gun­gen an der Fort­füh­rung sei­ner schu­li­schen Aus­bil­dung gehin­dert gewesen74, dürf­te es sich um zeit­lich aus­lau­fen­de Situa­tio­nen han- deln. Die Pro­blem­la­ge könn­te in ande­rem Zusam­men- hang, näm­lich bei (nun­mehr deut­schen) Stu­di­en­be­wer- bern mit Migra­ti­ons- oder Flücht­lings­hin­ter­grund, wie- der aktu­ell werden.

Die Fra­ge, ob und unter wel­chen Nach­weis­an­for­de- run­gen Aus­sied­ler, die in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch- land – etwa wegen migra­ti­ons­be­ding­ter Sprach­schwie- rig­kei­ten – nicht naht­los an die Klas­se anknüp­fen konn- ten, in der sie sich bei Ver­las­sen des Her­kunfts­lan­des be- fan­den, einen Nach­teils­aus­gleich bean­spru­chen kön­nen, ist bereits Gegen­stand gericht­li­cher Beur­tei­lung gewesen.75

Soweit zeit­li­che Ver­zö­ge­run­gen mit dem Durch­lau- fen eines zwei­ten Bildungsweges76 begrün­det wer­den, ist § 14 Abs. 4 Ver­ga­be­VO NRW zu beach­ten. Die dort ent- hal­te­nen Pri­vi­le­gie­run­gen des zwei­ten Bil­dungs­we­ges sind auf Fäl­le begrenzt, in denen die HZB vor dem 16.7.2007 erwor­ben wur­de. Es han­delt sich inso­weit um aus­lau­fen­des Recht. Die in frü­he­ren Ver­ga­be­ver­ord­nun- gen bestimm­ten Rege­lun­gen zu War­te­zeit­be­rech­nun­gen im Zusam­men­hang mit die­sen Bil­dungs­we­gen sind seit län­ge­rer Zeit außer Kraft. Vor dem Hin­ter­grund des der- zeit gel­ten­den Rechts kann damit ein zeit­li­cher Mehrauf-

  1. 73  Vgl. VG Gel­sen­kir­chen, Gerichts­be­scheid vom 5.3.2015 – 6z K 3908/14 –, juris.
  2. 74  Vgl. zu einer der­ar­ti­gen Antrags­be­grün­dung: VG Gel­sen­kir­chen, Beschluss vom 5.6.2012 – 6z L 287/12 –, juris.
  3. 75  Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 17.12.2012 – 13 B 1327/12 –, n.v.
  4. 76  Etwa im Wege des Erwerbs eines berufs­qua­li­fi­zie­ren­den­Ab­schlus­ses nach einem mitt­le­ren Bil­dungs­ab­schluss und des

wand wegen eines sol­chen Bil­dungs­we­ges nicht mehr wei­ter­ge­hend als in § 14 Abs. 4 Ver­ga­be­VO NRW be- stimmt berück­sich­tigt werden.

Ist nach Prü­fung eine rele­van­te zeit­li­che Ver­zö­ge­rung fest­zu­stel­len, kommt eine Berück­sich­ti­gung die­ser Zeit im Wege des Nach­teils­aus­gleichs nur in Betracht, wenn der Nach­weis erbracht wird, dass sie auf Grün­den be- ruht, die in der eige­nen Per­son des Stu­di­en­be­wer­bers lie- gen und von ihm nicht zu ver­tre­ten sind.

Auch hier sind hohe Anfor­de­run­gen zu stel­len. Im Vor­der­grund ste­hen schwe­re und lang dau­ern­de gesund- heit­li­che Grün­de (Erkran­kun­gen oder Behin­de­rung), die zu den zeit­li­chen Ver­zö­ge­run­gen in der Schul­lauf- bahn geführt haben. Hier­zu vor­ge­leg­te fach­ärzt­li­che Gut­ach­ten und Bestä­ti­gun­gen der Schu­le müs­sen nach- voll­zieh­bar sein. Ins­be­son­de­re darf eine Nicht­ver­set- zung, eine sons­ti­ge Wie­der­ho­lung der Klas­se oder Stu­fe oder sogar der Abbruch des Schul­be­suchs nicht auf sei- ner­zeit man­gel­be­haf­te­ten schu­li­schen Leis­tun­gen oder auf sons­ti­gen Ent­wick­lungs- oder Erzie­hungs­pro­ble­men beruht haben. Man­gel­haf­te schu­li­sche Leis­tun­gen kön- nen, müs­sen aber nicht krank­heits­be­dingt sein.77 Beru- hen schu­li­sche Defi­zi­te auf einem neben der Schu­le be- trie­be­nen Hoch­leis­tungs­sport, so ist dies selbst zu ver- tre­ten gewe­sen. Die als Begrün­dung einer zeit­li­chen Ver- zöge­rung oder Unter­bre­chung der Schul­lauf­bahn ange­führ­te Pfle­ge­be­dürf­tig­keit naher Ange­hö­ri­ger oder die angeb­li­che Zwangs­la­ge des Antrag­stel­lers, er habe wegen einer Not­si­tua­ti­on im elter­li­chen Betrieb dort mit­ar­bei­ten müs­sen, bedarf jeden­falls eines umfas­sen­den und detail- lier­ten Nach­wei­ses. Auf die hier­zu von der Stif­tung ver­laut- bartenAnforderungenwirdergänzendhingewiesen.

Eine Ent­schei­dung über einen Nach­teils­aus­gleich wegen der War­te­zeit kann unter­blei­ben, wenn der gel- tend gemach­te Umfang der Ver­zö­ge­rung offen­kun­dig für das aktu­el­le Ver­ga­be­ver­fah­ren in der War­te­zeit­quo­te zu kei­ner Zulas­sung füh­ren kann.

III. Zusam­men­fas­sung

Auf der Grund­la­ge des gel­ten­den Ver­ga­be­rechts und der hier­auf bezo­ge­nen Recht­spre­chung muss nach alle­dem kon­sta­tiert wer­den, dass sich die Hoff­nun­gen, die ein Stu­di­en­be­wer­ber oder eine Stu­di­en­be­wer­be­rin in die

anschlie­ßen­den erfolg­rei­chen Besuchs eines Kol­legs oder Abend-

gym­na­si­ums.
77 Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 3.6.2011 – 13 B 514/11 –, VG

Gel­sen­kir­chen, Beschlüs­se vom 12.4.2012 – 6z L 304/12 – und vom 8.4.2013 – 6 L 326/13 –, jeweils juris.

32 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 1 (2016), 19–32

nor­ma­tiv eröff­ne­ten Mög­lich­kei­ten setzt, einen Här­te­fall gel­tend zu machen oder einen Nach­teils­aus­gleich anzu- stre­ben, nur in ganz beson­de­ren Lebens­si­tua­tio­nen und bei einem umfas­sen­den Nach­weis der zugrun­de lie­gen- den Umstän­de erfül­len kön­nen. Dies ent­spricht dem Aus­nah­me­cha­rak­ter, den der Norm­ge­ber die­sen Bestim-

mun­gen im Sys­tem des Rechts der Stu­di­en­platz­ver­ga­be zuge­wie­sen hat.

Hart­mut Mai­er ist Vor­sit­zen­der Rich­ter der u.a. mit Stu­di­en­zu­las­sungs­ver­fah­ren befass­ten 9. Kam­mer des Ver­wal­tungs­ge­richts Münster.