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Ein­lei­tung

Das Urteil des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt vom 23. Juni 2016 been­det einen seit über fünf Jah­ren schwe­len­den Rechts­streit, der für Hoch­schul­ver­wal­tun­gen von erheb- licher Bedeu­tung ist. Die Uni­ver­si­tät A. hat­te – nicht zuletzt durch den zustän­di­gen Ver­si­che­rungs­ver­band for­ciert – ein Gene­ral­kon­zept für den Arbeits­schutz erar­bei­tet. Dabei wur­den allen Pro­fes­so­ren und Pro­fes- sorin­nen sowie den amtie­ren­den Deka­nen und Dekan- ninen die Arbeit­ge­ber­pflich­ten nach § 13 Abs. 2 ArbSchG über­tra­gen. Die ent­spre­chen­den Ver­fü­gun­gen ent­hiel­ten eine gro­ße Anzahl von weit­ge­hend abs­trakt for­mu­lier­ten Über­wa­chungs- und Vor­sor­ge­pflich­ten. Hier­ge­gen erhob der Dekan der Juris­ti­schen Fakul­tät und ein Pro- fes­sor der­sel­ben Fakul­tät Kla­ge mit der Begrün­dung, dass die Viel­zahl der Pflich­ten mit der eigent­li­chen wis- sen­schaft­li­chen Tätig­keit mas­siv kol­li­die­re. Auch sei die Unbe­stimmt­heit der for­mu­lier­ten Pflich­ten unzu­mut- bar, da bei einem Pflich­ten­ver­stoß u.U. straf­recht­li­che und ver­wal­tungs­recht­li­che Fol­gen droh­ten. Schließ­lich kön­ne die nach § 13 Abs. 2 ArbSchG erfor­der­li­che Fach- kun­de bei Hoch­schul­leh­rer nicht ein­fach „kraft Amtes“ unter­stellt wer­den. In den ers­ten bei­den Instan­zen war die Kla­ge als unbe­grün­det abge­wie­sen wor­den, wegen der all­ge­mei­nen Bedeu­tung der Rechts­fra­ge wur­de aber jeweils die Beru­fung und die Revi­si­on zuge­las­sen. Dies führ­te u.a. zu kom­pli­zier­ten ver­wal­tungs­pro­zes­sua­len Fra­gen, etwa der Zuläs­sig­keit eines vier­fa­chen Klä­ger- wech­sels infol­ge der tur­nus­ge­mä­ßen Amts­wech­sel im Deka­nat sowie der Zuläs­sig­keit einer vor­beu­gen­den Fest­stel­lungs­kla­ge gegen die dro­hen­de Pflich­ten­über­tra- gung nach Amts­an­tritt. Das Beru­fungs­ur­teil ent­hielt sogar das Para­dox, zugleich das Rechts­schutz­be­dürf­nis zu ver­nei­nen und gleich­zei­tig die Revi­si­on wegen all­ge- mei­ner Bedeu­tung zuzu­las­sen. Das jetzt vor­lie­gen­de statt­ge­ben­de Revi­si­ons­ur­teil hat in einer klu­gen, aber kom­pli­zier­ten Ten­o­rie­rung den pro­zes­sua­len Kno­ten gelöst und die Über­tra­gung nach § 13 Abs. 2 ArbSchG für rechts­wid­rig erklärt.

Prof. Dr. Max-Ema­nu­el Geis

Leit­sät­ze:

1. Ein Klä­ger­wech­sel im Revi­si­ons­ver­fah­ren ist mög­lich, um einem zwi­schen­zeit­lich ein­ge­tre­te­nen Funk­ti­ons- wech­sel Rech­nung zu tra­gen (hier: Wahl eines Nach­fol- gers im Amt des Dekans einer Fakultät).

2. Die vor­beu­gen­de Fest­stel­lungs­kla­ge über strei­ti­ge Fra­gen des öffent­li­chen Rechts ist zuläs­sig, wenn eine behörd­li­che Maß­nah­me ange­kün­digt ist, die für den Adres­sa­ten straf oder ord­nungs­wid­rig­kei­ten­recht­li­che Fol­gen haben kann.

3. Revi­si­bel nach § 127 Nr. 2 BRRG sind nur sol­che Nor- men des Lan­des­rechts, die mate­ri­ell einen beam­ten- recht­li­chen Inhalt haben. Dies gilt ins­be­son­de­re, wenn die Rege­lung Aus­wir­kun­gen auf das Sta­tus­ver­hält­nis des Beam­ten ent­fal­ten kann.

4. Die Über­tra­gung arbeits­schutz­recht­li­cher Pflich­ten nach § 13 Abs. 2 ArbSchG.

I.

Das Revi­si­ons­ver­fah­ren betrifft die Wahr­neh­mung der arbeits­schutz­recht­li­chen Pflich­ten an einer Uni­ver­si­tät. Im Streit steht die Fra­ge, ob einem Lehr­stuhl­in­ha­ber oder dem Dekan einer Fakul­tät die­se Auf­ga­be für sei­nen Bereich über­tra­gen wer­den kann.

Der Klä­ger zu 2. ist Inha­ber des Lehr­stuhls für … an der Uni­ver­si­tät A.; im Jahr 2009 hat­te er über­dies das Amt des Dekans der Juris­ti­schen Fakul­tät inne.

Der Klä­ger zu 1. war wäh­rend des Beru­fungs­ver­fah- rens, der im Revi­si­ons­ver­fah­ren in das Ver­fah­ren ein­ge- tre­te­ne Klä­ger zu 3. ist seit dem 4. Novem­ber 2015 Dekan der Juris­ti­schen Fakul­tät der Uni­ver­si­tät A.

Mit Schrei­ben vom 8. April 2009 über­trug der Prä­si- dent der Uni­ver­si­tät A. dem Klä­ger zu 2. in sei­ner Eigen- schaft als amtie­ren­der Dekan der Juris­ti­schen Fakul­tät „die dem Dienst­herrn hin­sicht­lich des Arbeits­schut­zes und der Ver­hü­tung von Arbeits­un­fäl­len, Berufs­krank- hei­ten und arbeits­be­ding­ten Gesund­heits­ge­fah­ren oblie- gen­den Pflichten“.

Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt

Über­tra­gung arbeit­schutz­recht­li­cher Pflich­ten auf Deka­ne und Pro­fes­so­ren – Urteil vom 23. Juni 2016 – BVerwG 2 C 18.15

Ord­nung der Wis­sen­schaft 2016, ISSN 2197–9197

230 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 4 (2016), 229–238

Ange­sichts schwer­wie­gen­der Arbeits­un­fäl­le an deut- schen Uni­ver­si­tä­ten sei es erfor­der­lich, die Zustän­dig­kei- ten, die sich aus der Funk­ti­on des Lei­ters eines Bereichs ergä­ben, dezi­diert zu defi­nie­ren. Eine kla­re Zustän­dig- keits­ver­tei­lung aller Uni­ver­si­täts­be­rei­che sei ange­zeigt. Zur Erleich­te­rung der Auf­ga­be sei eine Auf­stel­lung der wich­tigs­ten mög­li­chen Gefähr­dun­gen im Bereich des Klä­gers zu 2. bei­gefügt. Die­se kön­ne jedoch kei­nen An- spruch auf Voll­stän­dig­keit erhe­ben. Sie sei ent­spre­chend der im Bereich tat­säch­lich auf­tre­ten­den zusätz­li­chen Ge- fähr­dun­gen zu ergän­zen und auf dem Lau­fen­den zu hal- ten. Für die Bera­tung in Fra­gen der Arbeits­si­cher­heit ste- he der Sicher­heits­in­ge­nieur der Uni­ver­si­tät ger­ne zur Verfügung.

In einem bei­gefüg­ten Bestä­ti­gungs­schrei­ben soll­te der Klä­ger zu 2. erklä­ren, dass ihm für die Juris­ti­sche Fa- kul­tät eine gan­ze Rei­he im Ein­zel­nen auf­ge­lis­te­ter Pflich- ten zur Wahr­neh­mung in eige­ner Ver­ant­wor­tung über- tra­gen wor­den sind. Bei man­chen Auf­ga­ben, etwa der „Prü­fung, ob arbeits­me­di­zi­ni­sche Vor­sor­ge­auf­wen­dun- gen erfor­der­lich sind“, war dabei der Zusatz ange­bracht: „soweit dies lehr­stuhl- und insti­tuts­über­grei­fen­de Maß- nah­men erfordert“.

Ein gleich­lau­ten­des Schrei­ben mit Datum vom 9. Ap- ril 2009 erhielt der Klä­ger zu 2. in sei­ner Funk­ti­on als Lehr­stuhl­in­ha­ber. In dem dor­ti­gen Bestä­ti­gungs­for­mu- lar soll­te er „für den Lehr­stuhl …“ die eigen­ver­ant­wort­li- che Über­nah­me einer Rei­he im Ein­zel­nen auf­ge­lis­te­ter Pflich­ten bestätigen.

Hier­ge­gen wand­te sich der Klä­ger zu 2. mit Schrei­ben vom 18. Febru­ar 2010. Die Wahr­neh­mung der Dienst- herrn­pflich­ten im Bereich der Arbeits­si­cher­heit gehö­re nicht zu den mit dem Amt eines Uni­ver­si­täts­pro­fes­sors ver­bun­de­nen Auf­ga­ben. Eine sol­che Auf­ga­be kön­ne ohne zuge­hö­ri­ge Per­so­nal- und Sach­aus­stat­tung auch nicht ver­se­hen wer­den. Schließ­lich sei es zweck­wid­rig und begrün­de ein Orga­ni­sa­ti­ons­ver­schul­den der Uni- ver­si­täts­lei­tung, im Inter­es­se der kla­ren Ver­ant­wor­tungs- zuwei­sung eine Viel­zahl nicht klar abge­grenz­ter „Ver­ant- wort­lich­keits­in­seln“ zu schaf­fen. Den Antrag auf Auf­he- bung der Über­tra­gung lehn­te der Prä­si­dent der Uni­ver­si­tät A. durch Wider­spruchs­be­scheid vom 10. Mai 2010 ab.

Die vom Klä­ger zu 2. in sei­ner Funk­ti­on als Lehr- stuhl­in­ha­ber sowie von sei­nem dama­li­gen Nach­fol­ger im Amt des Dekans vor­beu­gend gegen eine ihm ange- kün­dig­te Ver­fü­gung erho­be­nen Kla­gen hat das Ver­wal- tungs­ge­richt abge­wie­sen; die hier­ge­gen erho­be­nen Beru- fun­gen hat der Ver­wal­tungs­ge­richts­hof zurück­ge­wie­sen. Die vor­beu­gen­de Fest­stel­lungs­kla­ge des amtie­ren­den Dekans sei bereits unzu­läs­sig, weil das hier­zu erfor­der­li- che qua­li­fi­zier­te Rechts­schutz­in­ter­es­se nicht gegeben

und ihm ein Zuwar­ten zumut­bar sei. Die Kla­ge des Klä- gers zu 2. sei unbe­grün­det. Die Über­tra­gung der Dienst- herrn­pflich­ten im Bereich des Arbeits­schut­zes auf einen Lehr­stuhl­in­ha­ber stel­le eine zuläs­si­ge Aus­übung der Or- gani­sa­ti­ons­ge­walt des Dienst­herrn dar. Sie ver­sto­ße we- der gegen all­ge­mei­ne beam­ten­recht­li­che Vor­schrif­ten noch gegen sons­ti­ge Spe­zi­al­re­ge­lun­gen. Nach dem Baye- rischen Hoch­schul­recht gehö­re zu den haupt­be­ruf­li­chen Pflich­ten eines Pro­fes­sors auch die Mit­wir­kung an der Ver­wal­tung der Hoch­schu­le; dies umfas­se auch den Be- reich des Arbeits­schut­zes. Die Auf­ga­ben­über­tra­gung be- wir­ke ange­sichts des mit ihr ver­bun­de­nen mini­ma­len Auf­wands auch kei­nen Ver­stoß gegen die grund­ge­setz- lich gewähr­leis­te­te Wis­sen­schafts­frei­heit. Beden­ken an der erfor­der­li­chen Fach­kun­de des Klä­gers bestün­den nicht. Schließ­lich sei die ange­foch­te­ne Ver­fü­gung auch hin­rei­chend bestimmt. Soweit der Klä­ger kon­kre­te­re Umschrei­bun­gen ver­mis­se, ergä­ben sich die­se aus dem hohen Abs­trak­ti­ons­grad der arbeits­schutz­recht­li­chen Pflich­ten und dem Erfor­der­nis einer Anpas­sung an kon- kre­te Gefähr­dungs­la­gen. Jeden­falls durch die klar­stel­len- den Äuße­run­gen des Beklag­ten in der münd­li­chen Ver- hand­lung habe der Klä­ger zu 2. aus­rei­chen­de Gewiss­heit über den ihm über­tra­ge­nen Auf­ga­ben­be­reich gewin­nen können.

Mit der bereits vom Ver­wal­tungs­ge­richts­hof wegen grund­sätz­li­cher Bedeu­tung zuge­las­se­nen Revi­si­on ver- fol­gen die Klä­ger ihr Anlie­gen wei­ter. Im Ter­min zur münd­li­chen Ver­hand­lung haben die Betei­lig­ten den Rechts­streit hin­sicht­lich des aus der Funk­ti­on des De- kans aus­ge­schie­de­nen Klä­gers zu 1. in der Haupt­sa­che über­ein­stim­mend für erle­digt erklärt. Der Beklag­te hat sich mit dem Ein­tritt des Klä­gers zu 3. als nun­mehr am- tie­ren­den Dekan der Juris­ti­schen Fakul­tät der Uni­ver­si- tät A. in das Ver­fah­ren ein­ver­stan­den erklärt.

Die Klä­ger beantragen,

1. die Urtei­le des Baye­ri­schen Ver­wal­tungs­ge­richts A. vom 20. Dezem­ber 2012 und des Baye­ri­schen Ver­wal- tungs­ge­richts­hofs vom 24. April 2015 auf­zu­he­ben, soweit sie den Klä­ger zu 2. betref­fen, und die an den Klä­ger zu 2. gerich­te­te Ver­fü­gung des Prä­si­den­ten der Uni­ver­si­tät A. vom 9. April 2009 in der Gestalt des Wider­spruchs­be- scheids vom 10. Mai 2010 aufzuheben,

2. fest­zu­stel­len, dass eine Über­tra­gung von Arbeit­ge- ber­pflich­ten gemäß § 13 Abs. 2 ArbSchG auf den Klä­ger zu 3. als der­zeit amtie­ren­der Dekan der Juris­ti­schen Fa- kul­tät der Uni­ver­si­tät A. in der Fas­sung der an sei­nen Funk­ti­ons­vor­gän­ger (den Klä­ger zu 2.) ergan­ge­nen Ver- fügung des Prä­si­den­ten der Uni­ver­si­tät A. vom 8. April 2009 rechts­wid­rig wäre.

BVerwG · Über­tra­gung arbeits­schutz­recht­li­cher Pflich­ten auf einen Pro­fes­sor 2 3 1

Der Beklag­te hält die Fest­stel­lungs­kla­ge des Klä­gers zu 3. zwar für zuläs­sig, die Kla­gen in der Sache aber aus den im Beru­fungs­ur­teil aus­ge­führ­ten Grün­den für un- begrün­det. Er beantragt,

die Revi­si­on zurückzuweisen.

II.

Durch die in der münd­li­chen Ver­hand­lung abge­ge­be­nen Pro­zesserklä­run­gen der Betei­lig­ten ist das in Bezug auf die Rechts­stel­lung des Dekans der Juris­ti­schen Fakul­tät geführ­te Ver­fah­ren hin­sicht­lich des Klä­gers zu 1. been­det und wird durch den Klä­ger zu 3. fort­ge­führt (1.). Die zuläs­si­ge Revi­si­on der Klä­ger zu 2. und 3. ist begrün­det. Zwar sind die Vor­schrif­ten des Baye­ri­schen Hoch­schul- per­so­nal­ge­set­zes über die Pflich­ten­stel­lung von Pro­fes- soren nicht revi­si­bel und damit auch nicht Maß­stab für die revi­si­ons­ge­richt­li­che Prü­fung der streit­ge­gen­ständ­li- chen Ver­fü­gun­gen (2.). Die Über­tra­gung von Auf­ga­ben des Arbeits­schut­zes auf Pro­fes­so­ren ist auch dienst­recht- lich nicht grund­sätz­lich zu bean­stan­den (3.). Das ange- foch­te­ne Beru­fungs­ur­teil ver­stößt aber gegen § 13 Abs. 2 des Geset­zes über die Durch­füh­rung von Maß­nah­men des Arbeits­schut­zes zur Ver­bes­se­rung der Sicher­heit und des Gesund­heits­schut­zes der Beschäf­tig­ten bei der Arbeit – ArbSchG – vom 7. August 1996 (BGBl. I S. 1246, zuletzt geän­dert durch Gesetz vom 31. August 2015, BGBl. I S. 1474, 1537) und damit gegen revi­si­bles Bun­des- recht (4.).

1. Der Klä­ger­wech­sel ist zulässig.

a) Nach­dem die Betei­lig­ten den Rechts­streit hin­sicht- lich des Klä­gers zu 1. in der Haupt­sa­che über­ein­stim- mend für erle­digt erklärt haben, ist das Ver­fah­ren ent- spre­chend § 141 Satz 1, § 125 Abs. 1 Satz 1 i.V.m. § 92 Abs. 3 Satz 1 VwGO ein­zu­stel­len. Die Vor­ent­schei­dun­gen sind inso­weit wir­kungs­los (§ 173 Satz 1 VwGO i.V.m. § 269 Abs. 3 Satz 1 ZPO).

b) Der – ein­ver­nehm­li­che und sach­dien­li­che – Ein- tritt des Klä­gers zu 3. in das Ver­fah­ren ist zuläs­sig. Zwar sind Kla­ge­än­de­run­gen im Revi­si­ons­ver­fah­ren grund- sätz­lich nicht mehr mög­lich (§ 142 Abs. 1 Satz 1 VwGO); das gilt auch für die Ein­be­zie­hung eines wei­te­ren Klä­gers in den Pro­zess (BVerwG, Urteil vom 29. Novem­ber 1982 – 7 C 34.80 – BVerw­GE 66, 266 <267>). Eben­so wie der gesetz­li­che Par­tei­wech­sel auch im Revi­si­ons­ver- fah­ren noch berück­sich­tigt wer­den kann (vgl. BVer- wG, Urteil vom 14. Juni 2001 – 5 C 21.00 – NVwZ 2002, 483 <484> = juris Rn. 12 m.w.N.; zum Zustän- dig­keits­wech­sel auch BVerwG, Urteil vom 13. Dezem- ber 1979 – 7 C 46.78 – BVerw­GE 59, 221 <224>), be- steht indes auch die Mög­lich­keit, einer zwi­schen­zeit- lich ein­ge­tre­te­nen Funk­ti­ons­nach­fol­ge Rech­nung zu

tra­gen (vgl. BSG, Urteil vom 9. Dezem­ber 1987 10 RKg 5/85 BSGE 62, 269 <270> m.w.N.). Ange­sichts des jähr­li­chen Per­so­nen­wech­sels im Amt des Dekans der Ju- ris­ti­schen Fakul­tät der hier betrof­fe­nen Uni­ver­si­tät ist eine höchst­rich­ter­li­che Klä­rung der strei­ti­gen Rechts­f­ra- gen über die Pflich­ten­stel­lung eines Dekans nur mög­lich, wenn das ein­ge­lei­te­te Gerichts­ver­fah­ren vom jewei­li­gen Amts­in­ha­ber fort­ge­führt wer­den kann. Die Kon­stel­la­ti- on des Funk­ti­ons­wech­sels ist hin­sicht­lich der mit dem Amt ver­bun­de­nen Pflich­ten­stel­lung daher mit der­je­ni- gen des gesetz­li­chen Par­tei­wech­sels ver­gleich­bar und recht- fer­tigt eine Berück­sich­ti­gung auch im Revisionsverfahren.

c) Das Begeh­ren des neu ein­ge­tre­te­nen Klä­gers zu 3. ist als Fest­stel­lungs­kla­ge nach § 43 Abs. 1 VwGO zulässig.

Die Betei­lig­ten strei­ten aus kon­kre­tem Anlass über Umfang und Inhalt des Rechts­ver­hält­nis­ses zwi­schen dem Beklag­ten und dem Klä­ger zu 3. in sei­ner Funk­ti­on als Dekan der Juris­ti­schen Fakul­tät. Der Beklag­te hat auch im Revi­si­ons­ver­fah­ren bekräf­tigt, dass eine Über- tra­gung der arbeits­schutz­recht­li­chen Dienst­herrn­pf­lich- ten auf den Klä­ger zu 3., wie in der Ver­fü­gung vom 8. Ap- ril 2009 an sei­nen Amts­vor­gän­ger gesche­hen, beab­sich- tigt ist und im Fal­le eines Obsie­gens im anhän­gi­gen Rechts­streit unmit­tel­bar bevor­steht. Der Klä­ger zu 3. hat damit ein recht­li­ches Inter­es­se an der als­bal­di­gen Klä- rung der strei­ti­gen Fragen.

Aller­dings ist der ver­wal­tungs­ge­richt­li­che Rechts- schutz grund­sätz­lich nicht vor­beu­gend kon­zi­piert. Um den Grund­satz der Gewal­ten­tei­lung und das der Ver­wal- tung zuge­wie­se­ne Hand­lungs­feld nicht über­mä­ßig und „anlass­los“ zu beein­träch­ti­gen, setzt die den Gerich­ten über­tra­ge­ne Kon­troll­funk­ti­on gegen Maß­nah­men der Behör­den grund­sätz­lich erst nach­ge­la­gert ein. Die Inan- spruch­nah­me gericht­li­chen Rechts­schut­zes erfor­dert da- her regel­mä­ßig den Erlass einer Maß­nah­me, der nach- fol­gend Gegen­stand gericht­li­cher Über­prü­fung ist. Vor- beu­gen­der Rechts­schutz gegen erwar­te­te oder befürch- tete Anord­nun­gen der Ver­wal­tung ist daher grund­sätz­lich unzulässig.

Etwas ande­res gilt indes dann, wenn dem Betrof­fe- nen ein wei­te­res Zuwar­ten, ob und wie die Behör­de tätig wird, nicht zuge­mu­tet wer­den kann und daher ein schutz­wür­di­ges Inter­es­se an einer als­bal­di­gen gericht­li- chen Klä­rung besteht. Eine der­ar­ti­ge Aus­nah­me­konstel- lati­on liegt ins­be­son­de­re bei dro­hen­den Sank­tio­nen vor, die – wie hier in §25Abs.1 Nr. 2a und §26 Nr. 2 Arb- SchG – an ver­wal­tungs­recht­li­che Vor­fra­gen anknüp­fen. Denn es ist nicht zumut­bar, die Klä­rung ver­wal­tungs- recht­li­cher Zwei­fels­fra­gen „von der Ankla­ge­bank her­ab“ füh­ren zu müs­sen. Der Klä­ger hat ein schutz­wür­di­ges Inter­es­se dar­an, den Ver­wal­tungs­rechts­weg als sachnä-

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here und „fach­spe­zi­fi­sche­re“ Rechts­schutz­form ein­zu- schla­gen, wenn ihm wegen ver­wal­tungs­recht­li­cher Fra- gen ein Straf- oder Ord­nungs­wid­rig­kei­ten­ver­fah­ren droht (vgl. BVerfG, Beschluss vom 7. April 2003 1 BvR 2129/02 – NVwZ 2003, 856 <857>). Es ist weder sinn­voll noch zumut­bar, dem Bür­ger in einem der­ar­ti­gen Schwe- bezu­stand die Mög­lich­keit der ver­bind­li­chen Klä­rung strei­ti­ger Fra­gen des öffent­li­chen Rechts zu verwehren.

Im Übri­gen ist ange­sichts der hier durch den kur­zen Rhyth­mus der Amts­zei­ten regel­mä­ßig dro­hen­den Erle­di- gung andern­falls Haupt­sa­che­rechts­schutz fak­tisch nicht zu errei­chen. Der Ver­weis auf den vor­läu­fi­gen Rechts­schutz gewähr­leis­tet nicht die von allen Betei­lig­ten ange­streb­te Klä­rung der strei­ti­gen Rechts­fra­gen und stellt damit kei­nen hin­rei­chend effek­ti­ven Rechts­schutz dar.

2. Die Vor­schrif­ten des Lan­des­hoch­schul­rechts, nach denen zur haupt­be­ruf­li­chen Auf­ga­be eines Pro­fes­sors an baye­ri­schen Uni­ver­si­tä­ten auch die Mit­wir­kung an der Ver­wal­tung der Hoch­schu­le gehört, sind nicht revi­si­bel; dem Revi­si­ons­ver­fah­ren ist daher die vom Beru­fungs­ge- richt inso­weit für zutref­fend erach­te­te Aus­le­gung zu- grun­de zu legen.

a) Nach § 191 Abs. 2 VwGO i.V.m. § 127 Nr. 2 BRRG kann die Revi­si­on gegen das Urteil eines Ober­ver­wal- tungs­ge­richts über eine Kla­ge aus dem Beam­ten­ver­hält- nis außer auf die Ver­let­zung von Bun­des­recht dar­auf ge- stützt wer­den, dass das ange­foch­te­ne Urteil auf der Ver- let­zung von Lan­des­recht beruht.

Die in § 127 Nr. 2 BRRG ange­ord­ne­te Aus­deh­nung des Prü­fungs­um­fangs im Revi­si­ons­ver­fah­ren ist vom Wort­laut her weit gefasst und ent­hält kei­ne aus­drück­li- che Beschrän­kung auf spe­zi­fisch beam­ten­recht­li­che Vor- schrif­ten. Das ein­engen­de Ver­ständ­nis, wonach „unter- Lan­des­recht im Sin­ne des § 127 Nr. 2 BBRG nur Lan­des- Beam­ten­recht zu ver­ste­hen ist“, ent­spricht aber stän­di­ger Recht­spre­chung (BVerwG, Urteil vom 23. April 1970 – 2 C 43.68 – BVerw­GE 35, 182 <185>). Das Bun­des­ver­wal- tungs­ge­richt hat die Erwei­te­rung des Prü­fungs­um­fangs in Revi­si­ons­ver­fah­ren aus dem Beam­ten­ver­hält­nis stets in Zusam­men­hang mit der Beam­ten­rechts­Rah­men­ge- setz­ge­bungs­be­fug­nis des Bun­des (Art.75Abs.1 Nr. 1 GGa.F.) gese­hen. Durch § 127 Nr. 2 BRRG soll danach „die Ein­heit­lich­keit der Anwen­dung und der Fortent- wick­lung des gesam­ten im Bun­des­ge­biet gel­ten­den Be- amten­rechts gewähr­leis­tet wer­den, wie sie auf dem Ge- bie­te der Gesetz­ge­bung durch die Beam­ten­rechts-Rah- men­ge­setz­ge­bung des Bun­des ange­strebt wird“ (BVer- wG, Urteil vom 23. April 1970 – 2 C 43.68 BVerw­GE 35,182<186>). Die Revi­si­bi­li­tät ist dem­nach nur auf sol- che Gegen­stän­de erwei­tert, „die ent­we­der einen unmit- tel­ba­ren Zusam­men­hang mit dem all­ge­mei­nen Beam- ten­rah­men­recht des Bun­des (Art. 75 Nr. 1 GG) haben

oder doch zu dem Sys­tem die­ses Rah­men­rechts, also zum eigent­li­chen Beam­ten­recht gehö­ren“ (BVerwG, Ur- teil vom 17. Janu­ar 1962 – 6 C 60.60 – BVerw­GE 13, 303 <304 f.>; zusam­men­fas­send Beschluss vom 7. Juli 2005 – 2B96.04Buchholz230§127BRRGNr.61S.1f.=juris Rn. 6 m.w.N.). Hin­ter­grund für die Erwei­te­rung des Prüf­um­fangs der Revi­si­on in Kla­gen aus dem Beam­ten- ver­hält­nis war dem­nach das „Bun­des­in­ter­es­se an Rechts- ein­heit“ für die Sach­ge­bie­te des Art. 75 GG (vgl. BVerfG, Beschluss vom 2. Febru­ar 19602 BvF 5/58 – BVerfGE 10, 285 <296>). Die­ses haben die Län­der auch bei der Ge- stal­tung ihres eige­nen Lan­des­be­am­ten­rechts zu beach­ten (BVerwG, Urteil vom 27. Febru­ar 2003 – 2 C 10.02 – BVerw­GE 118, 10 <12>).

Der Grund für die – auf dem Kom­pe­tenz­ti­tel des Art. 74 Abs. 1 Nr. 1 GG beru­hen­de – bun­des­ge­setz­li­che Anord­nung der Revi­si­bi­li­tät des Lan­des­be­am­ten­rechts ist durch die Auf­he­bung der Rah­men-Gesetz­ge­bungs­be- fug­nis des Bun­des für das Beam­ten­recht und die damit ein­her­ge­hen­de Refö­de­ra­li­sie­rung der Gesetz­ge­bungs­be- fug­nis­se im Bereich des Beam­ten­rechts nicht ent­fal­len. Durch die in Art. 74 Abs. 1 Nr. 27 GG für das Beam­ten- sta­tus­recht nun­mehr unmit­tel­bar ange­ord­ne­te Gesetz­ge- bungs­be­fug­nis des Bun­des besteht auch wei­ter­hin ein Bedürf­nis nach ein­heit­li­cher Anwen­dung bun­des­ge­setz- licher Vor­ga­ben im Bereich des Beam­ten­rechts. Dem- ent­spre­chend ist § 127 Nr. 2 BRRG im Rah­men der Dienst­rechts­neu­ord­nung auch nicht auf­ge­ho­ben wor­den (vgl. § 63 Abs. 3 Satz 2 BeamtStG). Das Lan­des­be­am­ten ‑recht ist damit „unver­än­dert“ revi­si­bel (BVerwG, Urteil vom 29. April 2010 – 2 C 77.08 – BVerw­GE 137, 30 <31>).

Die Lan­des­norm im Sin­ne des § 127 Nr. 2 BRRG muss damit einen beam­ten­recht­li­chen Inhalt haben. Nicht ent­schei­dend ist dage­gen, ob es sich aus­drück­lich um eine Norm des Lan­des­be­am­ten­ge­set­zes han­delt oder die Rege­lung in ande­ren Geset­zen ent­hal­ten ist. Es kommt viel­mehr allein dar­auf an, ob die Norm einen beam­ten­recht­li­chen Inhalt hat und des­halb mate­ri­ell dem Beam­ten­recht zuzu­ord­nen ist (BVerwG, Urteil vom 23. April 1998 – 2 C 19.97 – BVerw­GE 106, 324 <327>fürkommunalrechtlicheRegelungen;Beschluss vom 20. Dezem­ber 2010 – 2 B 39.10 – ZTR 2011, 196 = juris Rn. 5 für Vor­schrif­ten der Lan­des­gleich­stel­lungs- geset­ze; Urteil vom 26. Janu­ar 2012 – 2 C 7.11 – Buch­holz 237.95 § 208 SHLBG Nr. 1 Rn. 19 für per­so­nal­ver­tre­tungs- recht­li­che Bestim­mun­gen sowie Beschluss vom 10. Ok- tober 2013 – 2 B 61.13 juris Rn. 1 für eine Norm des Schulgesetzes).

Mate­ri­ell beam­ten­recht­li­cher Natur ist eine Rege­lung nicht bereits dann, wenn sie Aus­wir­kun­gen auf Beam­te ent­fal­tet – selbst wenn die­se zwangs­läu­fig ein­tre­ten und die Norm regel­mä­ßig oder sogar zwin­gend Beam­te be-

BVerwG · Über­tra­gung arbeits­schutz­recht­li­cher Pflich­ten auf einen Pro­fes­sor 2 3 3

trifft (BVerwG, Beschluss vom 7. Juli 2005 – 2 B 96.04 – Buch­holz 230 § 127 BRRG Nr. 61 S. 1 = juris Rn. 6 zur Dienst­auf­sicht über den Daten­schutz­be­auf­trag­ten, der nach dem maß­geb­li­chen Lan­des­recht immer im Beam- ten­ver­hält­nis zu beschäf­ti­gen war). Beam­ten­recht­lich ist eine Rege­lung viel­mehr erst, wenn ihr Rege­lungs­ge­gen- stand in einem sach­li­chen Zusam­men­hang mit den Be- son­der­hei­ten des Beam­ten­ver­hält­nis­ses steht und sich auf einen beam­ten­recht­li­chen Kon­text bezieht (BVerwG, Urteil vom 1. Dezem­ber 1982 – 2 C 59.81 – BVerw­GE 66, 291 <292>; Beschluss vom 7. Juli 2005 – 2 B 96.04 – Buch- holz 230 § 127 BRRG Nr. 61 S. 3 = juris Rn. 10). Dies gilt ins­be­son­de­re, wenn die Rege­lung Aus­wir­kun­gen auf das Sta­tus­ver­hält­nis des Beam­ten hat.

Die Annah­me schei­det daher aus, wenn die getrof­fe- ne Anord­nung orga­ni­sa­to­ri­schen Cha­rak­ter hat und den spe­zi­fi­schen Erfor­der­nis­sen eines ande­ren Rechts­ge­biets geschul­det ist. Nicht zum revi­si­blen Beam­ten­recht gehö- ren des­halb Vor­schrif­ten zur Dienst­auf­sicht über den Daten­schutz­be­auf­trag­ten (BVerwG, Beschluss vom 7. Juli 2005 – 2 B 96.04 – Buch­holz 230 § 127 BRRG Nr. 61 S. 3 = juris Rn. 10), über die Schul­fe­ri­en­re­ge­lung (BVer- wG, Beschluss vom 27. Mai 19922 NB 2.92 – Buch­holz 232 § 72 BBG Nr. 36 S. 10 = juris Rn. 5) oder die Ver­pf­lich- tung zur Gewäh­rung eines Park­plat­zes auf dem Schul­ge- län­de für Leh­rer (BVerwG, Urteil vom 30. Sep­tem­ber 1986 – 2 C 30.83 Buch­holz 237.0 § 98 LBG Baden­Würt- tem­berg Nr. 1 S. 2 = juris Rn. 10), Bestim­mun­gen zur Pas- siv­le­gi­ti­ma­ti­on bestimm­ter Behör­den (BVerwG, Be- schluss vom 13. Febru­ar 1985 – 2 C 20.83 – Buch­holz 310 § 134 VwGO Nr. 28 S. 13 = juris Rn. 2) oder all­ge­mei­ne per­so­nal­ver­tre­tungs­recht­li­che Rege­lun­gen, die sich nicht „spe­zi­fisch“ auf beam­ten­recht­li­che Maß­nah­men bezie- hen und die Fra­ge regeln, ob und in wel­cher Wei­se die Per­so­nal­ver­tre­tung an beam­ten­recht­li­chen Maß­nah­men zu betei­li­gen ist (vgl. BVerwG, Beschluss vom 23. Mai 19862 B 131.85 – Buch­holz 238.31 § 36 BaWü­PersVG Nr. 2 S. 1 f., = juris Rn. 2 für das Nach­rü­cken von Ersatz­mit- glie­dern; Urteil vom 28. August 19862 C 67.85 – Buch­holz 237.5 §42 LBG Hes­sen Nr. 5 S. 8 f. = juris Rn. 16 für die Fra­ge, durch wen sich der Dienst­stel­len­lei­ter bei der Ein- lei­tung des Mit­be­stim­mungs­ver­fah­rens ver­tre­ten las­sen kann; Urteil vom 12. März 19872 C 39.85 – Buch­holz 237.6 § 39 NdsL­BG Nr. 4 S. 2 f. = juris Rn. 18 für die Form der Begrün­dung eines ent­spre­chen­den Antrags; Urtei­le vom 24. Novem­ber 1983 – 2 C 9.82 – BVerw­GE 68, 189 <194> und vom 9. Mai 19852 C 23.83 – Buch­holz 238.31 § 77 PersVG BW Nr. 1 S. 3 = juris Rn. 10 für den Zeit­punkt der Anhö­rung der Per­so­nal­ver­tre­tung; Urteil vom 24. No- vem­ber 19832 C 28.82 – Buch­holz 237.6 § 39 LBG Nieder-

sach­sen Nr. 2 S. 7 f. = juris Rn. 16 für die Fra­ge, durch wen die Erklä­run­gen der Per­so­nal­ver­tre­tung gegen­über der Dienst­stel­le abzu­ge­ben sind).

b) Eine der­ar­tig beam­ten­recht­li­che Norm im mate­ri- ellen Sin­ne stellt Art. 9 Abs. 1 Satz 1 Nr. 5 des Geset­zes über die Rechts­ver­hält­nis­se der Hoch­schul­leh­rer und Hoch­schul­leh­re­rin­nen sowie des wei­te­ren wis­sen­schaft- lichen und künst­le­ri­schen Per­so­nals an den Hoch­schu- len – BayHSchPG – vom 23. Mai 2006 (GVBI. S. 230, zu- letzt geän­dert durch Gesetz vom 22. Juli 2014, GVBI. S. 286), wonach zu den haupt­be­ruf­li­chen Auf­ga­ben eines Pro­fes­sors auch die Mit­wir­kung an der Ver­wal­tung der Hoch­schu­le gehört, nicht dar.

Zwar betrifft die Vor­schrift über­wie­gend Beam­te, weil Pro­fes­so­ren in der Regel ver­be­am­tet wer­den (vgl. Art. 8 Abs. 1 Satz 1 BayHSchPG). Die Anord­nung hat auch einen beam­ten­recht­li­chen Aus­sa­ge­ge­halt, weil sie den Auf­ga­ben­be­reich beam­te­ter Pro­fes­so­ren aus­ge­stal­tet und präzisiert.

Die Rege­lung steht aber maß­geb­lich in einem sach­li- chen Zusam­men­hang mit den Beson­der­hei­ten des Hoch­schul­rechts und ist den dort vor­zu­fin­den­den spe­zi- fischen Erfor­der­nis­sen von Wis­sen­schaft und Leh­re ge- schul­det. Sie stellt hier­für klar, in wel­chem Umfang Pro- fes­so­ren über den in Art. 5 Abs. 3 GG gere­gel­ten Bereich hin­aus zur Auf­ga­ben­wahr­neh­mung ver­pflich­tet sind und her­an­ge­zo­gen wer­den kön­nen. In ihrem Schwer- punkt steht die Anord­nung in Art. 9 Abs. 1 Satz 1 Nr. 5 BayHSchPG damit in einem hoch­schul­recht­li­chen Kon- text. Aus­le­gung und Anwen­dung rich­ten sich nicht nach spe­zi­fisch beam­ten­recht­li­chen Fra­ge­stel­lun­gen oder Er- wägun­gen, son­dern in Anse­hung ihres hoch­schul­recht­li- chen Regelungszusammenhangs.

c) Ent­ge­gen dem Vor­brin­gen der Revi­si­on folgt ande- res auch nicht dar­aus, dass Art. 9 Abs. 1 Satz 1 Nr. 5 BayHSchPG eine unver­än­der­te Über­nah­me der rah- men­recht­li­chen Vor­schrift aus § 43 Abs. 1 Satz 2 HRG a.F. in das Lan­des­recht darstelle.

Unge­ach­tet der Fra­ge, ob hier­aus auch in Anse­hung der zwi­schen­zeit­li­chen Rege­lungs­kom­pe­tenz des Lan­des eine Revi­si­bi­li­tät fol­gen könn­te (vgl. BVerwG, Beschlüs- se vom 13. Mai 1987 – 7 B 72.87 – Buch­holz 402.43 § 12 MRRG Nr. 1 S. 1 und vom 10. Sep­tem­ber 19996 BN 1.99 – Buch­holz 406.401 § 14 BNatSchG Nr. 1 S. 1 = juris Rn. 3), lie­gen die behaup­te­ten Vor­aus­set­zun­gen nicht vor. Denn die in Bezug genom­me­ne Vor­schrift des Hoch­schul­rah- men­ge­set­zes ist durch das Gesetz zur Ände­rung dienst- und arbeits­recht­li­cher Vor­schrif­ten im Hoch­schul­be- reich vom 27. Dezem­ber 2004 (BGBl. I S. 3835) mit Wir- kung vom 31. Dezem­ber 2004 geän­dert wor­den. Einen Satz

234 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 4 (2016), 229–238

2 – in dem die Bezug­nah­me zur „Ver­wal­tung“ der Hoch- schu­le ent­hal­ten war – gab es im Zeit­punkt des Erlas­ses von Art. 9 Abs. 1 Satz 1 Nr. 5 BayHSchPG danach nicht mehr.

Mit der Novel­lie­rung von § 43 HRG hat der Bun­des- gesetz­ge­ber aus­drück­lich eine Rege­lung der Lan­des­ge- setz­ge­ber in eige­ner Zustän­dig­keit beab­sich­tigt. In der Ent­wurfs­be­grün­dung ist hier­zu aus­ge­führt (BTDrs. 15/4132 S. 14): „§ 43 ent­hält kei­ne abschlie­ßen­de Rege- lung der dienst­li­chen Auf­ga­ben der Hoch­schul­leh­rer. Die inso­weit bis­lang in § 43 ent­hal­te­nen nähe­ren Be- stim­mun­gen, die zur Ver­deut­li­chung des Rah­men­cha- rak­ters des HRG ent­fal­len, blei­ben in Zukunft dem Lan- des­ge­setz­ge­ber überlassen.“

Der baye­ri­sche Lan­des­ge­setz­ge­ber hat mit Art.9 Abs. 1 Satz 1 Nr. 5 BayHSchPG also nicht eine rah­men- recht­li­che Vor­schrift des Bun­des inhalts­gleich über­nom- men, son­dern von der bereits damals bestehen­den Be- fug­nis zur lan­des­recht­li­chen Aus­ge­stal­tung des vom Bun­des­ge­setz­ge­ber vor­ge­ge­be­nen Rah­mens Gebrauch gemacht. Art. 9 Abs. 1 Satz 1 Nr. 5 BayHSchPG war damit bereits im Erlass­zeit­punkt nicht­re­vi­si­bles Lan­des­recht und ist dies auch geblieben.

d) Der erken­nen­de Senat hat Art. 9 Abs. 1 Satz 1 Nr. 5 BayHSchPG daher in der vom Ver­wal­tungs­ge­richts­hof für zutref­fend erach­te­ten Aus­le­gung zugrun­de zu legen.

Danach umfasst die Mit­wir­kung an der Ver­wal­tung der Hoch­schu­le nicht nur die aka­de­mi­sche Selbst­ver­wal- tung, son­dern auch die all­ge­mei­ne Uni­ver­si­täts­ver­wal- tung. Zu den haupt­be­ruf­li­chen Auf­ga­ben von Pro­fes­so- ren an baye­ri­schen Hoch­schu­len gehört somit auch die Mit­wir­kung im Bereich des Arbeits­schut­zes (VGH Mün- chen, Urteil vom 24. April 20153 BV 13.834, juris Rn. 73). Das spe­zi­fi­sche Dienst­recht der baye­ri­schen Pro­fes­so­ren steht der Auf­ga­ben­über­tra­gung danach nicht entgegen.

3. Die vom Beru­fungs­ge­richt für mög­lich gehal­te­ne Inpflicht­nah­me von Pro­fes­so­ren auf dienst­recht­li­chem Wege ist nicht zu bean­stan­den. Über die Ein­rich­tung und Aus­ge­stal­tung von Dienst­pos­ten ent­schei­det der Dienst­herr inner­halb des von Ver­fas­sung und Par­la­ment vor­ge­ge­be­nen Rah­mens auf­grund der ihm zukom­men- den Orga­ni­sa­ti­ons­ge­walt nach sei­nen Bedürf­nis­sen. Wie er sei­ne Stel­len zuschnei­det und wel­che Zustän­dig­kei­ten er ihnen im Ein­zel­nen zuweist, fällt in sein Orga­ni­sa­ti- onser­mes­sen (BVerwG, Beschluss vom 20. Juni 2013 – 2 VR 1.13 – BVerw­GE 147, 20 Rn. 25). Eben­so wie die Um- set­zung eines Beam­ten auf einen ande­ren Dienst­pos­ten grund­sätz­lich auf jeden sach­li­chen orga­ni­sa­ti­ons- oder per­so­nal­wirt­schaft­li­chen Grund gestützt wer­den kann (BVerwG, Urteil vom 19. Novem­ber 2015 – 2 A 6.13 – ZBR 2016, 162 Rn. 18), steht dem Dienst­herrn auch die Ver­än­de­rung des Auf­ga­ben­be­reichs eines Beam­ten zu, solan­ge die ver­blei­ben­de Beschäf­ti­gung amtsangemes-

sen ist (BVerwG, Beschluss vom 26. Novem­ber 2004 – 2 B 72.04 – Buch­holz 235 § 9 BDO Nr. 41 Rn. 5). Der Dienst­herr kann einem Beam­ten daher auch wei­te­re Auf­ga­ben aus dem Bereich des Arbeits­schut­zes über­tra- gen, soweit hier­ge­gen nicht im Ein­zel­fall beson­de­re sach­li­che oder per­sön­li­che Grün­de sprechen.

Der­ar­ti­ge Hin­de­rungs­grün­de aus der Amts­stel­lung eines Pro­fes­sors bestehen nach der für das Revi­si­ons­ge- richt bin­den­den Aus­le­gung des baye­ri­schen Hoch­schul- rechts gera­de nicht. Kon­kre­te Ein­schrän­kun­gen aus den Erfor­der­nis­sen der Wis­sen­schafts­frei­heit (Art. 5 Abs. 3 Satz 1 GG) sind ange­sichts des gerin­gen Umfangs der Ver­pflich­tun­gen eben­falls nicht zu ent­neh­men. Gene­rell ist eine Ein­schrän­kung auf gesetz­li­cher Grund­la­ge zum Schutz ande­rer ver­fas­sungs­recht­lich geschütz­ter Rechts- posi­tio­nen, wie etwa der Funk­ti­ons­fä­hig­keit der Hoch- schu­le oder dem Schutz ande­rer Grund­rechts­trä­ger zwar mög­lich (vgl. BVerfG, Kam­mer­be­schluss vom 3. Sep­tem- ber 20141 BvR 3048/13 u.a. NVwZ 2015, 432 Rn. 10 m.w.N.). Hier­zu wird das Amt des Hoch­schul­leh­rers ge- setz­lich durch § 43 HRG und die ent­spre­chen­den Vor- schrif­ten des Lan­des­rechts aus­ge­stal­tet und sein kon­k­re- tes Dienst­ver­hält­nis prä­zi­siert (vgl. BVerfG, Beschluss vom 13. April 2010 1 BvR 216/07 – BVerfGE 126, 1 <25 f.>).

Die­sen Weg hat der Beklag­te vor­lie­gend indes nicht beschrit­ten, son­dern eine Auf­ga­ben­über­tra­gung nach § 13 Abs. 2 ArbSchG erlassen.

4. Die für eine der­ar­ti­ge Beauf­tra­gung erfor­der­li­chen Vor­aus­set­zun­gen aus § 13 Abs. 2 ArbSchG lie­gen nicht vor. Durch das gewähl­te Über­tra­gungs­sys­tem ist weder die hin­rei­chen­de Fach­kun­de der Inpflicht­ge­nom­me­nen sicher­ge­stellt noch weist der Über­tra­gungs­akt die erfor- der­li­che Bestimmt­heit auf.

a) Die von der Revi­si­on erho­be­nen Beden­ken gegen eine Gesetz­ge­bungs­kom­pe­tenz des Bun­des für den Arbeits- schutz der Lan­des­be­am­ten teilt der Senat indes nicht.

Die Gesetz­ge­bungs­kom­pe­tenz des Bun­des folgt aus Art. 74 Abs. 1 Nr. 12 GG, der den Arbeits­schutz aus- drück­lich benennt. Mit dem Arbeits­schutz ist eine Quer- schnitts­ma­te­rie in Bezug genom­men, deren Rege­lung not­wen­di­ger­wei­se auch ande­re Kom­pe­tenz­ti­tel berührt. Rege­lun­gen zum Schutz gegen Gefah­ren am Arbeits­platz fin­den auch dann eine Grund­la­ge in Art. 74 Abs. 1 Nr. 12 GG, wenn sie in ande­re Berei­che aus­grei­fen. Vor­schrif- ten zum Schutz der nicht rau­chen­den Beschäf­tig­ten etwa kön­nen auf Art. 74 Abs. 1 Nr. 12 GG gestützt wer­den, auch wenn dies für den Rege­lungs­be­reich an sich – den Nicht­rau­cher­schutz der Bevöl­ke­rung ins­ge­samt (und da- mit etwa auch der Gast­stät­ten­be­su­cher) – nicht mög­lich ist (vgl. BVerfG, Urteil vom 30. Juli 2008 1 BvR 3262/07 u.a. – BVerfGE 121, 317 <347>; hier­zu auch Degen­hart, in: Sachs, GG, 7. Aufl. 2014, Art. 74 Rn. 54).

BVerwG · Über­tra­gung arbeits­schutz­recht­li­cher Pflich­ten auf einen Pro­fes­sor 2 3 5

Auch der all­ge­mei­ne Arbeits­schutz von Beam­ten kann damit auf der Grund­la­ge von Art. 74 Abs. 1 Nr. 12 GG gere­gelt wer­den. Ande­res gilt nur dort, wo die öf- fent­lich­recht­li­chen Bin­dun­gen eine geson­der­te Behand- lung erfor­dern und damit die gene­rel­len Vor­ga­ben des Arbeits­schut­zes im Sin­ne einer Spe­zi­al­re­ge­lung über­la- gern (vgl. BVerwG, Urteil vom 13. März 1964 – 7 C 87.60 – BVerw­GE 18, 135 <137 f>; ähn­lich auch BVerfG, Be- schluss vom 27. März 19792 BvL 2/77 – BVerfGE 51, 43 <56>). Im Bereich des hier rele­van­ten all­ge­mei­nen Ar- beits­schut­zes ist dies nicht der Fall.

b) Das vom Beklag­ten an der Uni­ver­si­tät A. gewähl­te Über­tra­gungs­mo­dell stellt aber eine hin­rei­chen­de Fach- kun­de der beauf­trag­ten Per­so­nen nicht sicher.

aa) Nach § 3 Abs. 1 Satz 1 ArbSchG ist der Arbeit­ge- ber zu bestimm­ten Arbeits­schutz­maß­nah­men ver­pf­lich- tet. Arbeit­ge­ber in die­sem Sin­ne sind auch juris­ti­sche Per­so­nen, die Beam­te beschäf­ti­gen (§2Abs.3 i.V.m. Abs. 2 Nr. 4 ArbSchG). Arbeits­schutz­recht­li­cher Arbeit­ge­ber der Uni­ver­si­tät A. ist damit unmit­tel­bar der Frei­staat Bay­ern als Dienst­herr der dort beschäf­tig­ten Beam­ten (vgl. Art. 2 Abs. 4 BayHSchPG). Nach § 13 Abs. 1 Nr. 2 ArbSchG ist neben dem Arbeit­ge­ber auch das ver­tre­tungs­be­rech­tig­te Organ einer juris­ti­schen Per­son für die Pflich­ten­er­fül­lung ver­ant­wort­lich. Adres- sat der Pflich­ten­stel­lung aus dem Arbeits­schutz­ge­setz für eine Uni­ver­si­tät ist damit auch deren Prä­si­dent (Art. 11 Abs. 1 Satz 1 und Art. 21 Abs. 7 des Baye­ri­schen Hoch­schul­ge­set­zes – BayHSchG – vom 23. Mai 2006, GVBI. S. 245, zuletzt geän­dert durch Gesetz vom 22. Juli 2014, GVBI. S. 286).

Eine ent­spre­chen­de Pflich­ten­be­grün­dung gilt nach § 13 Abs. 1 Nr. 4 ArbSchG auch für Per­so­nen, die mit der Lei­tung eines Unter­neh­mens oder eines Betriebs beauf- tragt sind. Für den Bereich des öffent­li­chen Diens­tes gel- ten dabei Dienst­stel­len als Betrie­be in die­sem Sinn (§ 2 Abs. 5 Satz 1 ArbSchG). Dienst­stel­len sind die ein- zel­nen Behör­den oder Ver­wal­tungs­stel­len (§ 2 Abs. 5 Satz 2 ArbSchG). Im Bereich der Uni­ver­si­tät ergibt sich hier­aus folg­lich kei­ne wei­te­re Ver­ant­wort­lich­keit. Ins­be- son­de­re kön­nen die Lehr­stüh­le und Fakul­tä­ten nicht als eige­ner Betrieb betrach­tet werden.

Die arbeits­schutz­recht­li­che Inpflicht­nah­me eines Hoch­schul­leh­rers oder Dekans kann daher nur durch eine gewill­kür­te Über­tra­gung begrün­det wer­den. Als Rechts­grund­la­ge hier­für kommt allein § 13 Abs. 2 Arb- SchG in Betracht. Danach kann der Arbeit­ge­ber zuver- läs­si­ge und fach­kun­di­ge Per­so­nen schrift­lich damit be- auf­tra­gen, ihm oblie­gen­de Auf­ga­ben nach die­sem Gesetz in eige­ner Ver­ant­wor­tung wahrzunehmen.

bb) Rechts­fol­ge und Zweck der arbeits­schutz­recht­li- chen Ver­ant­wor­tung nach § 13 ArbSchG ist allein die

Fest­le­gung der Adres­sa­ten für auf­sichts­be­hörd­li­che Maß­nah­men und deren Absi­che­rung durch Ord­nungs- wid­rig­kei­ten und Straf­tat­be­stän­de (vgl. Stef­fek, in: Koll- mer/Klindt, Arbeits­schutz­ge­setz, 2. Aufl. 2011, § 13 Rn. 2 und 10; Wil­rich, NZA 2015, 1433 <1436>).

Wäh­rend vor Inkraft­tre­ten des § 13 ArbSchG Anord- nun­gen der Auf­sichts­be­hör­den nur gegen­über dem Ar- beit­ge­ber erlas­sen wer­den konn­ten und hier­für im Ein- zel­fall fest­ge­stellt wer­den muss­te, wel­cher Rechts­trä­ger für den betrof­fe­nen Betrieb und die dort Beschäf­tig­ten ver­ant­wort­lich ist, erlaubt die eigen­stän­di­ge Ver­ant­wort- lich­keit nun­mehr eine unmit­tel­ba­re Inan­spruch­nah­me der Per­so­nen, die den Arbeits­pro­zess bestim­men und die arbeits­schutz­recht­li­chen Vor­ga­ben kon­kret wahr- neh­men. Die Vor­schrift dient damit „einem effek­ti­ven betrieb­li­chen Arbeits­schutz, in dem sie es den Behör­den ermög­licht, gegen­über die­sen Per­so­nen Anord­nun­gen zurErfül­lung­d­er­öf­fent­lich­recht­li­chen­Ar­beits­schutz­vor- schrif­ten vor Ort tref­fen zu kön­nen“ (BTDrs. 13/3540 S. 19).

Nach § 22 Abs. 3 Satz 1 ArbSchG kann die zustän­di­ge Behör­de im Ein­zel­fall anord­nen, wel­che Maß­nah­men der Arbeit­ge­ber „und die ver­ant­wort­li­chen Per­so­nen“ zu tref­fen haben. Der Voll­zug der­ar­ti­ger Anord­nun­gen ist nach § 25 Abs. 1 Nr. 2a) ArbSchG buß­geld­be­wehrt und im Fal­le der beharr­li­chen Wie­der­ho­lung mit Frei­heits- stra­fe bis zu einem Jahr bedroht (§ 26 Nr. 1 ArbSchG).

Bezugs­punkt der Ver­ant­wort­lich­keits­be­stim­mun­gen in § 13 ArbSchG ist die Fra­ge, wer für die Auf­sichts­be- hör­den „greif­bar“ ist und als Adres­sat behörd­li­cher An- ord­nun­gen in Betracht kommt. Die kon­sti­tu­ti­ve Beauf- tra­gung nach § 13 Abs. 2 ArbSchG nimmt regel­mä­ßig den betrieb­li­chen Arbeits­schutz­be­auf­trag­ten in Bezug (vgl. Stef­fek, in: Kollmer/Klindt, Arbeits­schutz­ge­setz, 2. Aufl. 2011, § 13 Rn. 49; zur Benen­nung eines Beauf­trag- ten auch Art. 7 Abs. 1 der „Rahmen“Richtlinie 89/391/ EWG). Wer­den meh­re­re Per­so­nen mit der Wahr­neh- mung arbeits­schutz­recht­li­chen Pflich­ten beauf­tragt, setzt die „geeig­ne­te Orga­ni­sa­ti­on“, für die der Arbeit­ge- ber nach § 3 Abs. 2 Nr. 1 ArbSchG zu sor­gen hat, jeden- falls vor­aus, dass die jewei­li­gen Zustän­dig­keits­be­rei­che klar von­ein­an­der abge­grenzt sind (vgl. Stef­fek, in: Koll- mer/Klindt, Arbeits­schutz­ge­setz, 2. Aufl. 2011,§13Rn. 75).

cc) Vor­aus­set­zung für eine Beauf­tra­gung nach § 13 Abs. 2 ArbSchG ist, dass es sich beim Über­tra­gungs- adres­sa­ten um eine zuver­läs­si­ge und fach­kun­di­ge Per­son handelt.

Die gewill­kür­te Pflich­ten­stel­lung nach §13Abs.2 ArbSchG folgt daher einem ande­ren Modell als die ge- setz­li­che Ver­pflich­tung nach § 13 Abs. 1 ArbSchG. Wäh- rend die gesetz­li­che Pflich­ten­be­grün­dung aus § 13 Abs. 1 ArbSchG – unab­hän­gig vom Vor­lie­gen einer ent­sp­re- chen­den Fach­kun­de – eine Inpflicht­nah­me ausschließ-

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lich auf­grund der inner­be­trieb­li­chen Lei­tungs­funk­ti­on begrün­det, knüpft § 13 Abs. 2 ArbSchG gera­de nicht an eine ohne­hin bestehen­de Lei­tungs- oder Füh­rungs­funk- tion an. Die Ver­pflich­tung folgt nicht aus die­ser Stel­lung, son­dern aus dem kon­sti­tu­ti­ven Über­tra­gungs­akt des Arbeitgebers.

Um den Zweck der arbeits­schutz­recht­li­chen Pflich- ten gewähr­leis­ten zu kön­nen, darf der Arbeit­ge­ber aber nur sol­che Per­so­nen beauf­tra­gen, die in der Lage sind, Gefähr­dun­gen für die Siche­rung und die Gesund­heit der Beschäf­tig­ten bei der Arbeit (§ 1 Abs. 1 Satz 1 ArbSchG) erken­nen und ver­hü­ten zu kön­nen. Des­halb ist eine „Fach­kun­de“ in § 13 Abs. 2 ArbSchG aus­drück­lich be- nannt und vor­aus­ge­setzt. Ver­fügt die beauf­trag­te Per­son nicht über die erfor­der­li­che Kennt­nis, um die aus den Arbeits­ab­läu­fen resul­tie­ren­den Gefah­ren erken­nen und bewäl­ti­gen zu kön­nen, wird der gesetz­li­che Schutz­zweck ver­fehlt und der jewei­li­ge Auf­ga­ben­be­reich fak­tisch von einer wirk­sa­men Auf­sicht aus­ge­nom­men. Aus Zweck und Wort­laut der Vor­schrift folgt daher auch, dass die erfor­der­li­che Fach­kun­de bereits im Zeit­punkt der Beauf- tra­gung vor­lie­gen muss.

Umge­kehrt soll das Erfor­der­nis einer ent­spre­chen- den Fach­kun­de auch den beauf­trag­ten Arbeit­neh­mer vor einer unsach­li­chen Pflich­ten­be­grün­dung bewah­ren. Nur wenn die beauf­trag­te Per­son über „die erfor­der­li- chen Fähig­kei­ten und Mit­tel“ ver­fügt, kann sie die Schutz­maß­nah­men zur Gefahr­ver­hü­tung tat­säch­lich über­neh­men (vgl. Art. 7 Abs. 5 Spie­gel­strich 1 der „Rahmen“-Richtlinie 89/391/EWG).

Wel­che Anfor­de­run­gen an die erfor­der­li­che Fach- kun­de der beauf­trag­ten Per­son zu stel­len sind, ist in § 13 Abs. 2 ArbSchG nicht nor­miert. Ange­sichts der un- ter­schied­li­chen Rege­lungs­struk­tur kann hier­für – ent­ge- gen dem Vor­brin­gen des Beklag­ten – nicht auf die (feh- len­de) Fach­kun­de der nach § 13 Abs. 1 ArbSchG Ver- pflich­te­ten zurück­ge­grif­fen wer­den. Bezugs­punkt müs- sen viel­mehr die dem Beauf­trag­ten über­tra­ge­nen Auf­ga­ben sein. Hier­für muss aus­rei­chen­de Fach­kun­de vor­han­den sein. Der Maß­stab muss daher auf die Art der Tätig­keit bezo­gen wer­den (vgl. § 5 Abs. 2 Satz 1 Arb- SchG), die den Auf­ga­ben­be­reich des Beauf­trag­ten (vgl. § 13 Abs. 1 Nr. 5 ArbSchG) kennzeichnen.

Für den Inha­ber eines juris­ti­schen Lehr­stuhls und den Dekan der Juris­ti­schen Fakul­tät sind dem­nach vor- nehm­lich die klas­si­schen Gefähr­dungs­la­gen eines Büro und Bild­schirm­ar­beits­plat­zes in den Blick zu neh­men. Die Anfor­de­run­gen an die hier­zu erfor­der­li­che Fach- kun­de dür­fen nicht über­spannt wer­den. Inso­weit er- scheint dem Senat nicht aus­ge­schlos­sen, dass mit den Aus­füh­run­gen in der Anlei­tung zur Gefähr­dungs­be­ur- tei­lung und einer auf den jewei­li­gen Bereich bezogenen

Unter­wei­sung durch den betrieb­li­chen Arbeits­schutz­be- auf­trag­ten oder einen exter­nen Sach­ver­stän­di­gen aus­rei- chend Fach­kun­de ver­mit­telt wer­den kann.

Der­ge­stalt ist vor­lie­gend indes nicht ver­fah­ren wor- den. Die Bezug­nah­me auf eine von dem Inpflicht­ge­nom- menen selbst erstell­te Gefähr­dungs­be­ur­tei­lung genügt zur Ver­mitt­lung aus­rei­chen­der Fach­kun­de nicht. Dies gilt hier über­dies des­halb, weil die Über­tra­gungs­ver­fü- gung die dort in Bezug genom­me­ne Gefähr­dungs­be­ur- tei­lung aus­drück­lich als nicht abschlie­ßend bezeich­net. Ent­spre­chen­des gilt für den in der münd­li­chen Ver­hand- lung vor­ge­tra­ge­nen Ver­weis auf den typi­schen Wer­de- gang eines Pro­fes­sors oder den pau­scha­len Vor­trag des Beklag­ten, dass man die Fach­kun­de der eige­nen Pro­fes- soren geprüft habe und ein­schät­zen könne.

Das flä­chen­de­ckend für alle Lehr­stuhl­in­ha­ber und Deka­ne prak­ti­zier­te Über­tra­gungs­ver­fah­ren an der Uni- ver­si­tät A. wird der Vor­aus­set­zung hin­rei­chen­der Fach- kun­de in § 13 Abs. 2 ArbSchG daher nicht gerecht.

c) Ins­be­son­de­re aber sind die vom Klä­ger zu 2. ange­grif- fene Beauf­tra­gung vom 9. April 2009 und die vom Klä­ger zu 3. in Bezug genom­me­ne Über­tra­gung an sei­nen Amts- vor­gän­ger vom 8. April 2009 nicht hin­rei­chend bestimmt.

aa) Ange­sichts der mit ihr ver­bun­de­nen Rechts­fol­gen (vgl. zur straf­be­grün­den­den Wir­kung der Pflich­ten­über- tra­gung Schorn, BB 2010, 1345 <1346>) muss die Beauf- tra­gung nach § 13 Abs. 2 ArbSchG aus­drück­lich „schrift- lich“ erfol­gen. Die­ses Schrift­form­erfor­der­nis „dient der recht­li­chen Absi­che­rung sowohl des Arbeit­ge­bers als auch der beauf­trag­ten Per­son“ (BTDrs. 13/3540 S. 19). Damit kein Zwei­fel über die Beauf­tra­gung und ihren In- halt bestehen kann, muss der Umfang der begrün­de­ten Pflich­ten hin­rei­chend prä­zi­se nie­der­ge­legt wer­den. Die vom Beru­fungs­ge­richt für mög­lich gehal­te­ne Berück- sich­ti­gung der „klar­stel­len­den Äuße­run­gen des Beklag- ten in der münd­li­chen Ver­hand­lung“ ist daher nicht mög­lich. Wie pro­ble­ma­tisch der­ar­ti­ges wäre, hat der Streit über die Aus­le­gung der vor dem Ver­wal­tungs­ge- richts­hof gemach­ten Anga­ben in den Schrift­sät­zen des Revi­si­ons­ver­fah­rens exem­pla­risch deut­lich gemacht.

bb) Der eigent­li­che Ver­fü­gungs­text indes ist völ­lig of- fen, weil hier nicht ein­mal auf den jewei­li­gen Zustän­dig- keits­be­reich Bezug genom­men wird. Dem­entspre­chend ist die For­mu­lie­rung bei den Lehr­stuhl­in­ha­bern und den Deka­nen auch identisch.

Für die Aus­le­gung des Inhalts der Ver­fü­gun­gen ist aber auf die bei­gefüg­ten Bestä­ti­gungs­for­mu­la­re sowie die bereits erwähn­ten Gefähr­dungs­be­ur­tei­lun­gen zu- rück­zu­grei­fen. Die ange­for­der­te Erklä­rung steht erkenn- bar in unmit­tel­ba­rem Zusam­men­hang mit der in Bezug genom­me­nen Über­tra­gung und prä­zi­siert die dem Klä- ger über­tra­ge­nen Aufgaben.

BVerwG · Über­tra­gung arbeits­schutz­recht­li­cher Pflich­ten auf einen Pro­fes­sor 2 3 7

Auch die in den Bestä­ti­gungs­for­mu­la­ren und in den Gefähr­dungs­be­ur­tei­lun­gen ent­hal­te­nen Kon­kre­ti­sie­run- gen erfül­len indes nicht die Anfor­de­run­gen des Be- stimmt­heits­ge­bots. Dies gilt ins­be­son­de­re für den in al- len Ver­fü­gun­gen gleich abge­fass­ten Anfangs­teil, nach dem etwa eine Pflicht über­tra­gen wur­de, in eige­ner Ver- ant­wor­tung „Ein­rich­tun­gen zu schaf­fen und zu erhal- ten“. Es bleibt für den Adres­sa­ten völ­lig unklar, wel­che kon­kre­te Ver­pflich­tung sich hier­aus erge­ben soll. Unklar erscheint bei­spiels­wei­se auch, wel­che kon­kre­ten Anfor- derun­gen damit ver­bun­den sein sol­len, dass der Klä­ger zu 2. zu prü­fen hat, ob arbeits­me­di­zi­ni­sche Vor­sor­ge­auf- wen­dun­gen erfor­der­lich sind.

Die der­ar­tig weit­ge­fass­ten For­mu­lie­run­gen ste­hen nicht nur in Wider­spruch zu dem gesetz­li­chen Auf­ga- ben­kreis und Schutz­zweck des Arbeits­schutz­ge­set­zes. Für eine der­ar­ti­ge weit­ge­hen­de Pflich­ten­stel­lung wäre viel­mehr auch eine spe­zi­fi­sche Fach­kun­de erfor­der­lich, die nicht durch eine blo­ße Ein­wei­sung im Rah­men der Ermitt­lung von arbeits­platz­spe­zi­fi­schen Gefähr­dungs­la- gen ver­mit­telt wer­den könn­te. Zutref­fend hat die Revi­si- on dar­auf ver­wie­sen, dass es wider­sprüch­lich erschie­ne, bei der Prü­fung der erfor­der­li­chen Fach­kun­de nur auf all­ge­mei­ne Anfor­de­run­gen abzu­stel­len, den Pflich­ten­ka- talog dann aber spe­zi­fisch und umfas­send auszulegen.

Eine hin­rei­chend bestimm­te Kon­kre­ti­sie­rung der ar- beits­schutz­recht­li­chen Ver­pflich­tun­gen erfolgt auch nicht durch die sog. Gefähr­dungs­be­ur­tei­lun­gen. Die­se ent­hal­ten im Wesent­li­chen nur eine vom Ver­fü­gungsad- res­sa­ten selbst vor­ge­nom­me­ne Beschrei­bung des Sta­tus Quo. Allen­falls aus dem im Vor­druck ent­hal­te­nen Kate- gori­en lässt sich ent­neh­men, auf wel­che Gegen­stän­de das Augen­merk zu rich­ten ist. Im Hin­blick auf dar­über hin­aus­ge­hen­de und künf­tig womög­lich ent­ste­hen­de Ge- fah­ren­quel­len ent­hält der Vor­druck jedoch kei­ne Hil­fe- stel­lung. Nach dem Inhalt der ange­foch­te­nen Ver­fü­gung ist der Vor­druck zur Gefähr­dungs­be­ur­tei­lung aber gera- de nicht abschlie­ßend (s.o.).

Kei­ner­lei Abgren­zung erfolgt schließ­lich hin­sicht­lich der Fra­ge, wie der Pflich­ten­um­fang des Klä­gers zu 2. von dem­je­ni­gen der ande­ren Beauf­trag­ten abzu­gren­zen ist. Ein­zi­ger Bezugs­punkt hier­für ist die ein­lei­ten­de For­mu- lie­rung, in der auf den jewei­li­gen Lehr­stuhl Bezug ge- nom­men wird. Inwie­weit aber für die­sen Lehr­stuhl ei- gen­stän­di­ge Betriebs­an­wei­sun­gen, arbeits­me­di­zi­ni­sche Unter­su­chun­gen oder Ein­rich­tun­gen erfor­der­lich sind oder dies etwa im Rah­men der Fakul­tät oder der gesam- ten Uni­ver­si­tät erfol­gen kann oder soll, bleibt völ­lig offen.

Dies gilt nament­lich im Ver­hält­nis und in Abgren- zung zur ange­streb­ten Ver­ant­wort­lich­keit des Dekans. In der an den Klä­ger zu 1. gerich­te­ten Ver­fü­gung vom 8. April 2009, die der Beklag­te nach sei­ner Ankün­di­gung inhalts­gleich gegen den Klä­ger zu 3. als nun­meh­ri­gen Funk­ti­ons­nach­fol­ger im Amt des Dekans der Juris­ti- schen Fakul­tät zu erlas­sen beab­sich­tigt, soll der Dekan für gewis­se Auf­ga­ben (nur) zustän­dig sein, „soweit dies lehr­stuhl und insti­tu­ti­ons­über­grei­fen­de Maß­nah­men er- for­dert“. Wann die­ses „Erfor­der­nis“ vor­liegt, bleibt unbestimmt.

Die Auf­ga­ben­über­tra­gung in Gestalt der Ver­fü­gun- gen des Prä­si­den­ten der Uni­ver­si­tät A. vom 8. und 9. Ap- ril 2009 ist daher in for­ma­ler Hin­sicht zu unbe­stimmt und mate­ri­ell unver­hält­nis­mä­ßig weit abgefasst.

5. Die Kos­ten­ent­schei­dung beruht auf § 154 Abs. 1 VwGO und – hin­sicht­lich des Klä­gers zu 1. – auf § 161 Abs. 2 VwGO.

Max-Ema­nu­el Geis ist Direk­tor der For­schungs­stel­le für Wis­sen­schafts- und Hoch­schul­recht, Inha­ber des Lehr­stuhls für Deut­sches und Baye­ri­sches Staats- und Ver­wal­tungs­recht, Insti­tut für Deut­sches, Euro­päi­sches und Inter­na­tio­na­les Öffent­li­ches Recht an der Fried- rich-Alex­an­der-Uni­ver­si­tät Erlan­gen Nürnberg.

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