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I. Gesetz­li­che Rege­lung in Baden-Württemberg

Die Novel­le zum Lan­des­per­so­nal­ver­tre­tungs­ge­setz (LPVG) Baden-Würt­tem­berg vom 3. Dezem­ber 20131 hat in das Gesetz eine Vor­schrift über Wirt­schafts­aus- schüs­se ein­ge­fügt. Nach der in § 68b ent­hal­te­nen Vor- schrift soll in Dienst­stel­len ab einer Grö­ße der Per­so­nal- ver­tre­tung von min­des­tens sie­ben Mit­glie­dern, also in Dienst­stel­len mit min­des­tens 151 Beschäftigten,2 auf Antrag des Per­so­nal­rats ein Wirt­schafts­aus­schuss gebil- det wer­den. Die­ser hat die Auf­ga­be, wirt­schaft­li­che Ange­le­gen­hei­ten der Dienst­stel­le zu bera­ten und die Per­so­nal­ver­tre­tung zu unter­rich­ten (Absatz 1).

Nach Absatz 2 hat die Dienst­stel­le den Wirt­schafts- aus­schuss recht­zei­tig und umfas­send über die wirt- schaft­li­chen Ange­le­gen­hei­ten unter Vor­la­ge der erfor- der­li­chen Unter­la­gen zu unter­rich­ten, soweit dadurch nicht die Dienst- oder Betriebs- und Geschäfts­ge­heim­nis­se gefähr­det wer­den, sowie die sich dar­aus erge­ben­den Aus- wir­kun­gen auf die Per­so­nal­pla­nung darzustellen.

Zu den wirt­schaft­li­chen Ange­le­gen­hei­ten gehö­ren nach Absatz 3 ins­be­son­de­re die wirt­schaft­li­che und finan­zi­el­le Lage der Dienst­stel­le, Ver­än­de­run­gen der Pro­dukt­plä­ne, beab­sich­tig­te Inves­ti­tio­nen, beab­sich­tig­te Part­ner­schaf­ten mit Pri­va­ten, die Stel­lung der Dienst­stel­le in der Gesamt- dienst­stel­le, beab­sich­tig­te Ratio­na­li­sie­rungs­maß­nah­men, Ein­füh­rung neu­er Arbeits- und Manage­ment­me­tho­den, Fra­gen des Umwelt­schut­zes, des Kli­ma­schut­zes oder der sorg­sa­men Ener­gie­nut­zung in der Dienst­stel­le, Ver­le­gung, Auf­lö­sung, Neu­grün­dung, Zusam­men­le­gung oder Tei­lung der Dienst­stel­le oder von Dienst­stel­len­tei­len, Zusam­men- arbeit mit ande­ren Dienst­stel­len und sons­ti­ge Vor­gän­ge und Vor­ha­ben, wel­che das wirt­schaft­li­che Leben der Dienst­stel­le und die Inter­es­sen der Beschäf­tig­ten der Dienst­stel­le wesent­lich berüh­ren können.

  1. 1  Gesetz zur Ände­rung des Lan­des­per­so­nal­ver­tre­tungs­ge­set­zes, des Lan­des­rich­ter- und ‑staats­an­walts­ge­set­zes und ande­rer Vor­schrif- ten GBl 2013, 329.
  2. 2  Vgl § 14 Absatz 3 LPVG.
  3. 3  Inso­weit soll die Kon­sti­tu­ie­rung des Wirt­schafts­aus­schus­ses an diedes Per­so­nal­ra­tes ange­lehnt wer­den, vgl die Geset­zes­be­grün­dung LT-Drs 15/4224 S 133 sowie die Begrün­dung zum Anhö­rungs­ent- wurf des Ände­rungs­ge­set­zes vom 23.07.2013 S 65 abruf­bar unter http://www.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/dateien/ Remote/im/begruendung_-_anhoerungsentwurf_23_07_2013.pdf; abge­ru­fen am 17.1.2014.
  4. 4  Die Fre­quenz des Zusam­men­tritts ist abhän­gig davon, inwieweit

Der Wirt­schafts­aus­schuss besteht nach Absatz 4 aus min­des­tens drei und höchs­tens sie­ben Mit­glie­dern, die der Dienst­stel­le ange­hö­ren müs­sen, dar­un­ter min­des- tens einem Mit­glied der Per­so­nal­ver­tre­tung. Die Mit- glie­der sol­len die zur Erfül­lung ihrer Auf­ga­ben erfor­der- liche fach­li­che und per­sön­li­che Eig­nung besit­zen. Sie wer­den im Ein­ver­neh­men mit der Per­so­nal­ver­tre­tung für die Dau­er ihrer Amtszeit3 von der Dienst­stel­le be- stellt und kön­nen jeder­zeit abbe­ru­fen werden.

Der Wirt­schafts­aus­schuss soll ein­mal im Vier­tel­jahr zusam­men­tre­ten (Absatz 5).4 Der Lei­ter der Dienst­stel­le oder eine von ihm beauf­trag­te Per­son nimmt an den Sit- zun­gen des Wirt­schafts­aus­schus­ses teil; wei­te­re sach- kun­di­ge Beschäf­tig­te kön­nen hin­zu­ge­zo­gen wer­den (Absatz 6 Satz 1), wobei die­se damit aber nicht zu Mit- glie­dern des Per­so­nal­ra­tes wer­den und ihnen so auch nicht der Schutz des § 48 LPVG zuteil wird.5 Der Wirt- schafts­aus­schuss ist eine Ein­rich­tung eige­ner Art.6

Dar­über hin­aus kön­nen nach Absatz 6 Satz 2 bera- tend teil­neh­men die Schwer­be­hin­der­ten­ver­tre­tung, ein Mit­glied der Jugend- und Aus­zu­bil­den­den­ver­tre­tung, wenn Ange­le­gen­hei­ten behan­delt wer­den die beson­ders Jugend­li­che und Aus­zu­bil­den­de betref­fen, und die Be- auf­trag­te für Chan­cen­gleich­heit, wenn Ange­le­gen­hei­ten behan­delt wer­den, die beson­ders die Gleich­stel­lung von Frau­en und Män­nern betreffen.

Gemein ist den Mit­glie­dern des Wirt­schafts­aus- schus­ses die Aus­rich­tung ihrer Hand­lun­gen an den Re- gelun­gen über das Behinderungs‑, Benach­tei­li­gungs- und Begüns­ti­gungs­ver­bot des § 9a LPVG sowie die Wah- rung der Ver­schwie­gen­heits­pflicht gem. § 10 LPVG. Durch die Mit­glied­schaft wer­den Auf­ga­ben bzw. Befug- nis­se des LPVG wahrgenommen.

Die Novel­le hat auch die Vor­schrift des § 66 LPVG über die Zusam­men­ar­beit zwi­schen Dienst­stel­le und

eine Unter­rich­tung und Bera­tung für ange­mes­sen und aus­rei­chend erach­tet wird. Dies soll im Grund­satz durch einen vier­tel­jähr­li­chen Tur­nus gewähr­leis­tet sein, kann mit­un­ter aber auch zur Erhö­hung bzw Ver­min­de­rung der Sit­zun­gen füh­ren, vgl Geset­zes­be­grün- dung LT-Drs 15/4224 S 133 sowie die Begrün­dung des Anhö­rungs- ent­wurfs aaO. Inso­weit besteht ein gegen­über § 68b Absatz 1 S 1 LPVG erwei­ter­ter Ermessensspielraum.

5 Geset­zes­be­grün­dung LT-Drs 15/4224 S 133; Begrün­dung zum Anhö­rungs­ent­wurf S 65.

6 Geset­zes­be­grün­dung LT-Drs 15/4224 S 132; Begrün­dung zum Anhö­rungs­ent­wurf S 64 f.

Man­fred Löwisch und Tobi­as Mandler

Wirt­schafts­aus­schüs­se bei Hoch­schu­len und Universitätsklinika?

Ord­nung der Wis­sen­schaft 2014, ISSN 2197–9197

76 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 2 (2014), 75–80

Per­so­nal­ver­tre­tung um einen Auf­fang­tat­be­stand er- gänzt. Nach dem neu in Absatz 1 ein­ge­füg­ten Satz 4 soll dann, wenn kein Wirt­schafts­aus­schuss besteht, die Dienst­stel­le die Per­so­nal­ver­tre­tung in den gemein­schaft- lichen Bespre­chun­gen min­des­tens zwei­mal im Jahr über die von einem Wirt­schafts­aus­schuss zu behan­deln­den Ange­le­gen­hei­ten unter­rich­ten. Nach dem eben­falls neu ein­ge­füg­ten Satz 3 kön­nen der Lei­ter der Dienst­stel­le und die Per­so­nal­ver­tre­tung ein­ver­nehm­lich zwei­mal im Jahr von den gemein­schaft­li­chen Bespre­chun­gen abse- hen, wenn wirt­schaft­li­che Ange­le­gen­hei­ten im Wirt- schafts­aus­schuss aus­rei­chend behan­delt wor­den sind.

Mit die­sen Rege­lun­gen betritt das LPVG Baden- Würt­tem­berg Neu­land. Weder das Bun­des­per­so­nal­ver- tre­tungs­ge­setz noch ande­re Lan­des­per­so­nal­ver­tre­tungs- geset­ze sehen eine der­ar­ti­ge Ein­rich­tung vor.

Wie die Gesetzesbegründung7 ergibt, hält es der Gesetz- geber für sach­ge­recht, den Wirt­schafts­aus­schuss als „be- währ­tes Gre­mi­um“ aus der pri­vat­wirt­schaft­li­chen Mit­ar­bei- ter­be­tei­li­gung unter Aner­ken­nung der Beson­der­hei­ten der öffent­li­chen Ver­wal­tung in das Per­so­nal­ver­tre­tungs­recht zu über­neh­men. Durch den Wirt­schafts­aus­schuss als Bera- tungs- und Infor­ma­ti­ons­gre­mi­um an der Schnitt­stel­le zwi- schen Dienst­stel­le und Per­so­nal­ver­tre­tung sol­le der Per­so- nal­rat in die Lage ver­setzt wer­den, teil­wei­se kom­ple­xe wirt- schaft­li­che Zusam­men­hän­ge, die für die Dienst­stel­le maß- gebend sind, nach­zu­voll­zie­hen. Durch die regel­mä­ßi­ge Befas­sung mit wirt­schaft­li­chen The­men könn­ten Infor- matio­nen ange­mes­sen geprüft, aus kol­lek­ti­ver Beschäf- tig­ten­sicht bewer­tet und even­tu­el­le Risi­ken auf­ge­zeigt wer­den. Die Auf­zäh­lung der wirt­schaft­li­chen Ange­le- gen­hei­ten in Absatz 3 sei bei­spiel­haft. Zu einem gro­ßen Teil sol­le es sich dabei um Ange­le­gen­hei­ten han­deln, in denen spä­ter bei kon­kre­ter Umset­zung durch die Dienst- stel­le ein Betei­li­gungs­recht bestehen könn­te. Mit der Nr. 12 soll­ten zudem in Form einer Auf­fang­klau­sel alle Vor- gän­ge und Vor­ha­ben umfasst wer­den, wel­che das wirt- schaft­li­che Leben der Dienst­stel­le um die Inter­es­sen der Beschäf­tig­ten wesent­lich berüh­ren könnten.8

  1. 7  Geset­zes­be­grün­dung LT-Drs 15/4224 S 131; Begrün­dung zum Anhö­rungs­ent­wurf S 63.
  2. 8  Die Auf­fang­klau­sel des § 68b LPVG ent­spricht damit weit­ge­hend der des § 106 Absatz 3 Nr. 10 BetrVG.
  3. 9  Geset­zes­be­grün­dung LT-Drs 15/4224 S 132; Begrün­dung zum Anhö­rungs­ent­wurf S. 64.
  4. 10  Geset­zes­be­grün­dung LT-Drs 15/4224 S 132; Begrün­dung zum Anhö­rungs­ent­wurf S. 64.
  5. 11  BVerwG 29.10.1964 — II C 13.62; BVerwG 1.10.1986 — 8 C 29/84 = NJW 1987, 1564; BVerwG 5.7.1985 — 8 C 22/83 = NJW 1986, 738;

II. Aus­ge­stal­tung als Sollvorschrift

Anders als der Per­so­nal­rat selbst, wird der Wirt­schafts- aus­schuss nicht durch Wahl von den Beschäf­tig­ten gebil- det. Viel­mehr erfolgt die Bil­dung auf Antrag des Per­so- nal­rats durch die Dienststelle.

Dabei beschränkt sich das Gesetz auf eine Soll­vor- schrift: Der Wirt­schafts­aus­schuss „soll“ auf Antrag des Per­so­nal­rats gebil­det wer­den. Wie die Begrün­dung zeigt, wird damit aus­ge­drückt, dass die Bil­dung eines Wirt- schafts­aus­schus­ses der Regel­fall sein soll, wenn die Per- sonal­ver­tre­tung den ent­spre­chend Antrag stellt.9 Nur in aty­pi­schen Fäl­len soll die Ein­rich­tung eines Wirt­schafts- aus­schus­ses unter­blei­ben können.10

Das Gesetz schließt damit an das all­ge­mei­ne Ver- ständ­nis von Soll­vor­schrif­ten im Ver­wal­tungs­recht an.11 Sie wer­den dahin inter­pre­tiert, dass vor­ge­se­he­ne Ver- wal­tungs­ak­te oder sons­ti­ge behörd­li­che Maß­nah­men im Regel­fall zu erfol­gen haben, wenn die gesetz­li­chen Vor- aus­set­zun­gen gege­ben sind, dass die­se aber unter­blei­ben kön­nen, wenn ein aty­pi­scher Fall vor­liegt. Wäh­rend in Regel­fäl­len kein Ermes­sens­spiel­raum besteht, so dass auch eine Begrün­dung unter­blei­ben kann, ist in aty­pi- schen Fäl­len eine Ermes­sens­ent­schei­dung zu tref­fen, die zu begrün­den ist und ermes­sens­feh­ler­frei sein muss.12

Die Aty­pi­zi­tät kann dabei nach dem auch inso­weit maß­ge­ben­den all­ge­mei­nen Ver­ständ­nis sowohl in der Beson­der­heit des in Rede ste­hen­den Sach­ver­halts lie­gen, wie in der beson­de­ren recht­li­chen Situa­ti­on begrün­det sein, die ins­be­son­de­re auch aus einer grund­recht­li­chen Span­nungs­la­ge resul­tie­ren kann.13 Ist eine sol­che aty­pi- sche Kon­stel­la­ti­on gege­ben, ist bei der dann not­wen­di- gen Ermes­sens­aus­übung vor allem auf die jeweils betrof- fenen Grund­rech­te zu ach­ten, die dem Vor­gang im Lich- te der bestehen­den Nor­men­hier­ar­chie eine grund­rechts- freund­li­che Sicht aufzwingen.14

Stelkens/Bonk/Sachs/Sachs, Ver­wal­tungs­ver­fah­rens­ge­setz 8. Aufl, § 40 Rn 28 ff; Volk­mann, Das inten­dier­te Ver­wal­tungs­er­mes­sen DÖV 1996, 282 ff; Beu­er­mann, Inten­dier­tes Ermes­sen, 2002; Scho­ch, Das „inten­dier­te Ermes­sen“ Jura 2010, 358.

12 Tie­de­mann in Bader/Ronellenfitsch, Beck’scher Online-Kom­men- tar VwVfG, Stand 1.10.2013, § 39 Rn 49.

13 Stelkens/Bonk/Sachs/Sachs, Ver­wal­tungs­ver­fah­rens­ge­setz 8. Aufl, § 40 Rn 29a, 85 ff; Stern, Staats­recht III/1, 1988, S 1354 mwN.

14 BVerwG 21.2.2008 — 20 F 2/07 = NVwZ 2008, 554; Stelkens/Bonk/ Sachs/Sachs aaO § 40 Rn 29a, 85 ff.

Löwisch/Mandler · Wirt­schafts­aus­schüs­se bei Hoch­schu­len und Uni­ver­si­täts­kli­ni­ka? 7 7

III. Hoch­schu­len und Uni­ver­si­täts­kli­ni­ka als aty­pi- schen Fälle

1. Hoch­schu­len

a) Wis­sen­schafts­frei­heit

Die Bil­dung eines Wirt­schafts­aus­schus­ses bei den Hoch- schu­len tan­giert deren grund­ge­setz­lich ver­bürg­te Wis- sen­schafts­frei­heit eben­so wie die ihrer Wissenschaftler.15 Art. 5 Absatz 3 Satz 1 GG macht die Eigen­ge­setz­lich­keit der Wis­sen­schaft zur Grund­la­ge des Frei­heits­schut­zes und garan­tiert damit – vor­be­halt­lich kol­li­die­ren­der Ver- fas­sungs­gü­ter – eine unbe­schränk­te Frei­heit wis­sen- schaft­li­cher Tätig­keit, die moti­viert durch ihre prin­zi­pi- elle Unab­ge­schlos­sen­heit jeder wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis über die blo­ße Fra­ge­stel­lung hin­aus, auch die freie unbe­schränk­te Pla­nung, Durch­füh­rung und Ergeb- nis­for­mu­lie­rung umfas­send garantiert.16 Die­ses Pri­vi­leg zur wis­sen­schaft­li­chen Auto­no­mie gegen­über dem Staat, wird durch die Rege­lun­gen zum Wirt­schafts­aus­schuss erheb­lich beein­träch­tigt, ohne dass die­sen auf­grund ihrer ein­fach­ge­setz­li­chen Natur recht­fer­ti­gen­de Wir- kung zukäme:

Mit der Bil­dung eines Wirt­schafts­aus­schus­ses geht die Pflicht ein­her, die­sen über die in § 68b Absatz 3 LPVG genann­ten Ange­le­gen­hei­ten zu infor­mie­ren und die­se dort zu bera­ten. Die­se Ange­le­gen­hei­ten sind in den Hoch­schu­len mit der wis­sen­schaft­li­chen Tätig­keit un- trenn­bar ver­knüpft. Beson­ders augen­schein­lich ist das bei den in Nr. 2 genann­ten Ver­än­de­run­gen der Pro­dukt- plä­ne, zu denen man auch For­schungs­pro­jek­te, Dritt- mitt­lein­wer­bun­gen oder Publi­ka­ti­ons­leis­tun­gen rech­nen muss,17 bei den beab­sich­tig­ten Inves­ti­tio­nen (Nr. 3), den beab­sich­tig­ten Part­ner­schaf­ten mit Pri­va­ten der Nr. 4, also etwa gemein­sa­men For­schungs­pro­jek­ten mit der In- dus­trie oder Koope­ra­tio­nen mit pri­va­ten Bil­dung­sein- rich­tun­gen. Aber auch die in Nr. 10 genann­te Auf­lö­sung, Neu­grün­dung, Zusam­men­le­gung oder Tei­lung von Dienst­stel­len oder Dienst­stel­len­tei­len tan­giert die Auto- nomie in den zen­tra­len Fra­gen der Glie­de­rung der Hoch­schu­len in Fakul­tä­ten, Insti­tu­te, Depart­ments und sons­ti­ge Ein­rich­tun­gen. Die Auf­fang­re­ge­lung der Nr. 12

  1. 15  BVerfG 16.1.1963 — 1 BvR 316/60 = BVerfGE 15, 256 (262); Merten/ Papier/Löwer, Hand­buch der Grund­rech­te, 2011, § 99 Rn 19 mwN; Maunz/Dürig/Scholz, Grund­ge­setz-Kom­men­tar 2013, Art 5 Abs 3 Rn 131 mwN.
  2. 16  BVerfG 29.05.1973 — 1 BvR 424/71, 1 BvR 325/72 = BVerfGE 35,
    79 (112 f); BVerfG 11.1.1994 — 1 BvR 434/87 = BVerfGE 90, 1 (11 f);BVerfG 26.10.2004 — 1 BvR 911/00, 1 BvR 927/00, 1 BvR 928/0 = BVerfGE 111, 333 (353 ff); Merten/Papier/Löwer, aaO § 99 Rn 12.
  3. 17  Vgl BVerfG 2.7.2008 — 1 BvR 1165/08, BVerfGE 14, 72, Rn 26
    ff; Merten/Papier/Löwer aaO § 99 Rn 14; die Bedeu­tung der Dritt­mit­te­lein­wer­bung sowie der Publi­ka­ti­ons­leis­tun­gen für die

für alle Vor­gän­ge und Vor­ha­ben, wel­che das wirt­schaft­li- che Leben der Dienst­stel­le und die Inter­es­sen der Be- schäf­tig­ten wesent­lich berüh­ren kön­nen löst dar­über hi- naus eine umfas­sen­de Zustän­dig­keit für alle Entsch­ei- dun­gen der Hoch­schu­le aus.

Ver­stärkt wird die­se Pro­ble­ma­tik dadurch, dass die eigent­li­chen Trä­ger von For­schung und Leh­re an den Hoch­schu­len, näm­lich die Hoch­schul­leh­rer, nach dem unver­än­dert geblie­be­nen § 94 Absatz 1 Nr. 1 LPVG in Ba- den-Würt­tem­berg von der Per­so­nal­ver­fas­sung aus­ge- schlos­sen sind. Auch schreibt § 68b LPVG kei­ne Betei­li- gung der Hoch­schul­leh­rer am Wirt­schafts­aus­schuss vor. Sie sind davon abhän­gig, dass die Dienst­stel­le ihre Re- prä­sen­tan­ten als Mit­glie­der des Wirt­schafts­aus­schus­ses bestellt und dass der Per­so­nal­rat sein Ein­ver­neh­men mit ihrer Bestel­lung erklärt. Die­se Dis­kre­panz zwi­schen der grund­ge­setz­lich vor­ge­ge­be­nen und im Hoch­schul­recht ver­wirk­lich­ten zen­tra­len Stel­lung der Hoch­schul­leh­rer in Ange­le­gen­hei­ten von For­schung und Leh­re einer­seits und ihren feh­len­den Ein­fluss­nah­me­mög­lich­kei­ten im Wirt­schafts­aus­schuss ande­rer­seits beein­träch­tigt die Wis­sen­schafts­frei­heit der Hochschullehrer.18

Bestä­tigt wird die­se in der recht­li­chen Situa­ti­on be- grün­de­te Aty­pi­zi­tät durch die Rege­lung im Betriebs­ver- fas­sungs­ge­setz, auf wel­che sich die Geset­zes­be­grün­dung aus­drück­lich bezieht: Dort nimmt § 118 Absatz 1 Satz 2 Ten­denz­un­ter­neh­men und ‑betrie­be von vorn­her­ein aus dem Anwen­dungs­be­reich der Vor­schrif­ten über den Wirt­schafts­aus­schuss aus. Der Ten­denz­schutz des § 118 Absatz 1 BetrVG dient der Ver­wirk­li­chung der Grund- rech­te der Trä­ger der in der Vor­schrift genann­ten Unter- neh­men und Betriebe.19 Die­se wären nach Auf­fas­sung des Gesetz­ge­bers ein­ge­schränkt, wenn die Unter­neh­men und Betrie­be zu einer umfas­sen­den Unter­rich­tung und Bera­tung mit der Ver­tre­tung der Arbeit­neh­mer ver­pflich­tet wären.

b) Grup­pen­ori­en­tier­te Organisation

Eine recht­li­che Beson­der­heit besteht wei­ter dar­in, dass das LHG wie alle ande­ren Lan­des­hoch­schul­ge­set­ze einen Ein­fluss des Per­so­nals auf die für sie in wirt­schaft­li­cher Hin­sicht rele­van­ten Ange­le­gen­hei­ten durch die insti­tu­ti-

For­schung beto­nen auch die Emp­feh­lun­gen des Wis­sen­schafts- rates zur Uni­ver­si­täts­me­di­zin vom 13.7.2007 — Drs 7984–07, S 27; sie­he dazu auch VGH Mann­heim 15.10.2010 — 9 S 1935/10 = DÖV 2011, 100 ff.

18 Sie­he dazu auch Löwisch, Frei­heit und Gleich­heit der Wahl zu Betriebs­rat und Per­so­nal­rat BB 2014, 117, 121.

19 BVerfG vom 6.11.1979, 1 BvR 81/76 und vom 15.12.1999 (Kam­mer), 1 BvR 729/92, AP § 118 BetrVG 1972 Nr 14 und 18; Löwisch/Kaiser, Betriebs­ver­fas­sungs­ge­setz, 6. Aufl 2010, § 188 Rn1; GK-BetrV­G/ Weber, 10. Aufl 2014, § 118 Rn 2.

78 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 2 (2014), 75–80

onel­le Ord­nung der Hoch­schu­le selbst sicher­stellt: Wis- sen­schaft­li­che und nicht wis­sen­schaft­li­che Beschäf­tig­te der Hoch­schu­le gehö­ren dem Senat an (§ 19 Absatz 2 iVm § 10 Absatz 1 Satz 2 Nr. 2 und 4 LHG). Die­ser bestimmt über die Wahl der Vorstands(=Rektorats)mit- glie­der, ein­schließ­lich des für die Wirt­schafts- und Per- sonal­ver­wal­tung zustän­di­gen Kanz­lers, und die Zusam- men­set­zung des Auf­sichts­rats mit (§ 17 Absatz 5 und § 18 LHG, § 20 Absatz 4 LHG). Vor­stand und Auf­sichts­rat wie­der­um sind für die wirt­schaft­lich rele­van­ten Ange­le- gen­hei­ten der Hoch­schu­len zustän­dig. Zudem nimmt der Senat zu Struk­tur und Ent­wick­lungs­plä­nen, den Ent- wür­fen des Haus­halts­vor­anschlags oder zum Wirt- schafts­plan und zu Hoch­schul­ver­trä­gen Stel­lung und beschließt über die Ein­rich­tung, Ände­rung und Auf­he- bung von Hoch­schul­ein­rich­tun­gen sowie gemein­sa­men Ein­rich­tun­gen von Fakul­tä­ten (§ 20 Absatz 1 Satz 3 iVm § 19 Absatz 1 LHG).

Glei­ches gilt auf der Ebe­ne der Fakul­tä­ten. Wis­sen- schaft­li­che und nicht wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­ter ge- hören dem Fakul­täts­rat an und wäh­len den für die Auf- stel­lung von Struk­tur- und Ent­wick­lungs­plä­nen der Fa- kul­tät und die Auf­stel­lung des Haus­halts­vor­anschlags oder des Wirt­schafts­plans zustän­di­gen Fakul­täts­vor- stand mit (§ 24 Absatz 3 und 4 LHG). Auch bedür­fen die Struk­tur- und Ent­wick­lungs­plä­ne der Fakul­tät und die Bil­dung, Ände­rung und Auf­he­bung von Ein­rich­tun­gen der Fakul­tät der Zustim­mung des Fakul­täts­rats (§ 25 Ab- satz 1 Satz 3 LHG).

Die Hoch­schu­len sind auch ver­mö­ge die­ser grup­pen- ori­en­tier­ten Orga­ni­sa­ti­on, wel­che den Beschäf­tig­ten Teil­ha­be­rech­te auch an wirt­schaft­lich rele­van­ten Ent- schei­dun­gen zuweist, im Ver­gleich zu den nor­ma­len Dienst­stel­len und Betrie­ben der öffent­li­chen Ver­wal­tung ein aty­pi­scher Fall.

c) Zwi­schen­er­geb­nis: Ermessensentscheidung

Bei­de Grün­de füh­ren dazu, dass es im Ermes­sen jeder ein­zel­nen Hoch­schu­le liegt, ob sie einen Wirt­schafts­aus- schuss bil­det oder nicht. Ein Ver­zicht ist im Hin­blick auf die­se Situa­ti­on regel­mä­ßig sach­ge­recht, muss aller­dings begrün­det wer­den und ermes­sens­feh­ler­frei sein. Die Bil­dung des Wirt­schafts­aus­schus­ses etwa im Hin­blick dar­auf zu unter­las­sen, dass der Per­so­nal­rats­vor­sit­zen­de aus der Sicht der Lei­tung der Hoch­schu­le „unbe­quem ist“, könn­te den Ver- zicht nicht tragen.

20 Geset­zes­be­grün­dung LT-Drs 15/4224 S 128; Begrün­dung zum Anhö­rungs­ent­wurf S. 60.

d) Unter­rich­tungs­pflicht gegen­über dem Personalrat

Was für die Soll­vor­schrift des § 68b LPVG gilt, trifft auch auf die Soll­vor­schrift des § 66 Absatz 1 Satz 4 LPVG zu: Er sieht eine Unter­rich­tung der Per­so­nal­ver­tre­tung über alle von einem Wirt­schafts­aus­schuss zu behan­deln­den Ange­le­gen­hei­ten vor und erfasst damit wie­der­um den durch die Wis­sen­schafts­frei­heit garan­tier­ten Auto­no- mie­be­reich. Dass die Vor­schrift ledig­lich von Unter­rich- tung und nicht wie § 68b Absatz 1 Satz 2 LPVG von Bera- tung spricht, ändert dar­an nichts. Denn die Ange­le­gen- hei­ten über die zu unter­rich­ten ist, sind nach § 66 Absatz 1 Satz 1 und 2 LPVG Gegen­stand der gemein­schaft­li­chen Bespre­chung und dort zu behan­deln. Wenn die Begrün- dung des Anhö­rungs­ent­wurfs die Behand­lung der wirt- schaft­li­chen Ange­le­gen­hei­ten in den Vier­tel­jah­res­ge- sprä­chen nach § 66 Absatz 1 LPVG als eine „geeig­ne­te Alter­na­ti­ve zur Bil­dung des Wirt­schafts­aus­schus­ses“ in klei­ne­ren Dienst­stel­len oder Dienst­stel­len ohne wirt- schaft­li­chen Aus­rich­tung bezeichnet,20 kann das nicht dar­über hin­weg­täu­schen, dass auch die­se Alter­na­ti­ve ihre Gren­ze dort fin­det, wo wis­sen­schafts­re­le­van­te Vor- gän­ge betrof­fen sind. Nur soweit wirt­schaft­li­che Ange­le- gen­hei­ten ohne sol­chen Bezug in Rede ste­hen, kann die Unter­rich­tungs­pflicht nach § 66 Absatz 1 Satz 4 LPVG greifen.

e) Son­der­fall KIT

Die­sel­ben Pro­ble­me, wie bei den Hoch­schu­len, erge­ben sich beim eigens gesetz­lich gere­gel­ten Karls­ru­her Insti­tut für Tech­no­lo­gie (KIT). Auch dort wür­de durch die Zustän­dig­kei­ten des Wirt­schafts­aus­schus­ses die Wis­sen- schafts­frei­heit des KIT selbst, wie die der dort täti­gen Wis­sen­schaft­ler, beein­träch­tigt, obwohl dem KIT-Senat Ver­tre­ter des wis­sen­schaft­li­chen Per­so­nals und des nicht­wis­sen­schaft­li­chen Per­so­nals ange­hö­ren (§ 9 Sät­ze 1 und 5 KIT-Gesetz).

2. Uni­ver­si­täts­kli­ni­ka

Auch die Uni­ver­si­täts­kli­ni­ka sind Trä­ger der Wis­sen- schafts­frei­heit des Arti­kel 5 Absatz 3 GG: § 4 Absatz 1 Satz 2 des Geset­zes über die Uni­ver­si­täts­kli­ni­ka Frei­burg, Hei­del­berg, Tübin­gen und Ulm (UKG) bestimmt aus- drück­lich, dass sie in enger Zusam­men­ar­beit mit der Uni­ver­si­tät die Ver­bin­dung der Kran­ken­ver­sor­gung mit For­schung und Leh­re gewähr­leis­ten.21 Zudem sind auch

21 Vgl hier­zu VGH Mann­heim 18.5.2004 — 4 S 760/04 = NVwZ-RR 2004, 751.

Löwisch/Mandler · Wirt­schafts­aus­schüs­se bei Hoch­schu­len und Uni­ver­si­täts­kli­ni­ka? 7 9

die Auf­ga­ben der Uni­ver­si­täts­kli­ni­ka in der Kran­ken­ver- sor­gung, der Aus‑, Fort- und Wei­ter­bil­dung des Per­so- nals und über­haupt im öffent­li­chen Gesund­heits­we­sen von beson­de­rer Eigen­art geprägt, die in Kon­flik­te mit den Infor­ma­ti­ons- und Bera­tungs­rech­ten eines Wirt- schafts­aus­schus­ses füh­ren kann.

Die insti­tu­tio­nel­le Mit­wir­kung des wis­sen­schaft­li­chen und nicht wis­sen­schaft­li­chen Per­so­nals in den wirt- schaft­lich rele­van­ten Ange­le­gen­hei­ten der Uni­ver­si­täts- kli­ni­ka ist dadurch sicher gestellt, dass nach § 9 Absatz 2 Absatz 2 Nr. 4 UKG dem Auf­sichts­rat ein Ver­tre­ter des Per­so­nals ange­hört, der von den Beschäf­tig­ten des Uni- ver­si­täts­kli­ni­kums direkt gewählt wird: Der Auf­sichts­rat ist nach § 9 Absatz 1 Satz 2 Nr. 1 und 2 UKG zustän­dig für den gemein­sa­men Struk­tur- und Ent­wick­lungs­plan von Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum und Medi­zi­ni­scher Fakul­tät und für die Fest­stel­lung des Wirt­schafts­plans und des Jah­res- abschlus­ses sowie für die Beschluss­fas­sung über die Ver- wen­dung des Jah­res­er­geb­nis­ses. Zudem bedür­fen nach § 9 Absatz 2 UKG außer­ge­wöhn­li­che Maß­nah­men sei­ner Zustim­mung. Damit ist eine direk­te Betei­li­gung des Per- sonals am für wirt­schaft­li­che Ange­le­gen­hei­ten letzt­lich zustän­di­gen Organ des Uni­ver­si­täts­kli­ni­kums gewähr- leis­tet. In der Kon­se­quenz führ­te die Ein­rich­tung eines Wirt­schafts­aus­schus­ses zu einer kon­flikt­träch­ti­gen Dop- pelung der Zustän­dig­kei­ten auf der Per­so­nal­sei­te, vgl. § 68b Absatz 1 Satz 3. Das lässt es wie­der­um als sach­ge- recht erschei­nen, einen unty­pi­schen Fall anzu­neh­men, in dem auf die Bil­dung Wirt­schafts­aus­schuss ver­zich­tet wird.

Auch die Unter­rich­tungs­pflicht nach § 66 Absatz 1 Satz 4 LPVG fin­det hier ihre Gren­ze. Sie erstreckt sich nicht auf wirt­schaft­li­che Maß­nah­men mit Wis­sen­schafts­be- zug, der wegen deren engen Ver­bin­dung der regel­mä­ßig auch in Fra­gen der Kran­ken­ver­sor­gung besteht. Nur wo wirt­schaft­li­che Ange­le­gehein­ten ohne einen sol­chen Be- zug betrof­fen sind, kann die Unter­rich­tungs­pflicht grei- fen.

IV. Rechts­be­hel­fe

1. Kei­ne Kla­ge­be­fug­nis des Personalrats

Das LPVG Baden-Würt­tem­berg ent­hält, wie das Bun- desper­so­nal­ver­tre­tungs­ge­setz und alle Lan­des­per­so­nal- ver­tre­tungs­ge­set­ze, einen enu­me­ra­ti­ven Kata­log der Zustän­dig­keit der Ver­wal­tungs­ge­rich­te: Beschrie­ben ist er in § 86 des Geset­zes. Die Bil­dung des Wirtschaftsaus-

  1. 22  Vgl auch die Geset­zes­be­grün­dung LT-Drs 15/4224 S 160; Begrün- dung zum Anhö­rungs­ent­wurf vom 23.7.2013 S 95.
  2. 23  Sie­he hier­zu Ham­bur­gi­sches OVG vom 18.2.2003, 8 Bs 328/02 PVL, juris.

schus­ses ist in die­sem Kata­log nicht genannt. § 86 LPVG weist ledig­lich redak­tio­nel­le Fol­ge­än­de­run­gen aus,22 schafft jedoch kei­ne neue Zustän­dig­keit der Ver­wal- tungs­ge­rich­te für das Novum des Wirt­schafts­aus­schus- ses.

Die Bil­dung des Wirt­schafts­aus­schus­ses lässt sich auch kei­nem der genann­ten Fäl­le zuordnen.

Ins­be­son­de­re han­delt es sich nicht um eine Fra­ge der Zustän­dig­keit und Geschäfts­füh­rung der Per­so­nal­ver- tre­tung im Sin­ne von § 86 Absatz 1 Nr. 3 LPVG. Zu die- ser gehört zwar die in § 68b Absatz 1 Satz 1 LPVG gere- gel­te Antrags­be­fug­nis des Per­so­nal­rats, nicht aber die Ent­schei­dung über die Bil­dung des Wirt­schafts­aus­schus- ses selbst. Die­se hat das Gesetz in die Hand der Dienst- stel­le gelegt, ohne eine ent­spre­chen­de Ver­pflich­tung ge- gen­über dem Per­so­nal­rat zu for­mu­lie­ren. Die all­ge­mei­ne Ver­pflich­tung der Dienst­stel­le zur Durch­füh­rung des LPVG aber reicht nicht aus, um einen gericht­lich durch- setz­ba­ren Leis­tungs­an­spruch zu begründen.23

Auch eine Zustän­dig­keit der Eini­gungs­stel­le sieht das Gesetz nicht vor.

Letzt­lich han­delt es sich bei Bil­dung des Wirt­schafts- aus­schus­ses so um eine von der Dienst­stel­le zu tref­fen­de inner­dienst­li­che Ent­schei­dung, bei der sie kei­ner Kon­trol- le durch die Gerich­te, son­dern ledig­lich der Kon­trol­le durch die Auf­sicht unter­liegt. Die­se reicht aus, weil der Staat auf die­se Wei­se sicher­stel­len kann, dass dem Gesetz Genü­ge getan wird, Art. 20 Absatz 3 GG.24

Ob und inwie­weit die Per­so­nal­ver­tre­tung zu unter- rich­ten ist, ist eine Fra­ge von deren Zustän­dig­keit, über wel­che die Ver­walt­un­ge­rich­te nach § 86 Absatz 1 Nr. 3 LPVG zu ent­schei­den haben.25

2. Auf­sichts­maß­nah­men

Nach § 67 Absatz 2 LHG unter­lie­gen die Hoch­schu­len der Fach­auf­sicht des Wis­sen­schafts­mi­nis­te­ri­ums nur in den dort genann­ten Ange­le­gen­hei­ten. Zu die­sen zählt die Bil­dung des Wirt­schafts­aus­schus­ses nicht. Ins­be­son- dere han­delt es sich nicht um eine Haus­halts- und Wirt- schafts­an­ge­le­gen­heit im Sin­ne von § 67 Absatz 2 Nr. 2 LHG, denn damit sind ledig­lich die Sach­ma­te­ri­en des Haus­halts und der Wirt­schaft der Dienst­stel­len und Betrie­be gemeint, nicht aber die Bil­dung und Zusam- men­set­zung der mit die­sen Ange­le­gen­hei­ten befass­ten Organe.

Damit bleibt die Rechts­auf­sicht nach § 67 Absatz 1 LHG. In deren Rah­men könn­te das Wissenschaftsminis-

24 Ham­bur­gi­sches OVG aaO.
25 Amend, Lan­des­per­so­nal­ver­tre­tungs­ge­setz für Baden-Württem-

berg, 2006 § 86 Rn 1.

80 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 2 (2014), 75–80

teri­um das Unter­blei­ben der Bil­dung eines Wirt­schafts- aus­schus­ses dann bean­stan­den, wenn die Hoch­schu­le damit eine sich aus, § 68b LPVG erge­ben­de Pflicht ver- letz­te. Denn das Vor­lie­gen der von einer Soll­vor­schrift dis­pen­sie­ren­den Aty­pi­zi­tät ist eine Rechtsfrage.26 Im Er- gebnis könn­te eine auf die Bil­dung eines Wirt­schafts­aus- schus­ses gerich­te­te Maß­nah­me der Rechts­auf­sicht aber nicht zum Ziel füh­ren, weil sich die Hoch­schu­len, was die Bil­dung des Wirt­schafts­aus­schus­ses angeht, eben ge- rade in einer aty­pi­schen Situa­ti­on befin­den, so dass es, wie dar­ge­legt, in ihrem grund­recht­lich vor­ge­zeich­ne­ten Ermes­sen liegt, ob sie einen Wirt­schafts­aus­schuss bil­den oder nicht.

Die Uni­ver­si­täts­kli­ni­ka unter­lie­gen nach § 3 Absatz 1 UKG von vorn­her­ein nur der Rechts­auf­sicht des Wis­sen- schafts­mi­nis­te­ri­ums. Damit könn­te eine Anwei­sung zur Bil­dung eines Wirt­schafts­aus­schus­ses wie­der­um nur erfol- gen, wenn das Unter­las­sen der Bil­dung eine recht­wid­ri­ge Ermes­sens­über­schrei­tung dar­stel­len wür­de. Dies ist aber, wie aus­ge­führt, nicht Fall.

Gegen ent­spre­chen­de auf­sichts­recht­li­che Maß­nah- men steht Hoch­schu­len und Uni­ver­si­täts­kli­ni­ka die Kla- ge zum Ver­wal­tungs­ge­richt offen, denn bei die­sen han- delt es sich um Verwaltungsakte.27

V. Fazit

Die in § 68b LPVG Baden-Würt­tem­berg vor­ge­se­hen Bil- dung eines Wirt­schafts­aus­schus­ses ist als Soll­vor­schrift aus­ge­stal­tet. Die­ser Rechts­cha­rak­ter ermög­licht es den Hoch­schu­len und Uni­ver­si­täts­kli­ni­ka, unter Beru­fung auf ihre im Ver­gleich zur all­ge­mei­nen Ver­wal­tung aty­pi- sche, durch die Wis­sen­schafts­frei­heit des Art. 5 Absatz 3 GG und die insti­tu­tio­nel­le Ord­nung des Hoch­schul- und Kli­ni­ka­rechts gepräg­te Situa­ti­on, von der Bil­dung eines Wirt­schafts­aus­schus­ses Abstand zu neh­men. Auch die Unter­rich­tungs­pflicht nach § 66 Absatz 1 LPVG besteht nur inso­weit, als wirt­schaft­li­che Ange­le­gen­hei­ten außer- halb des Schutz­be­rei­ches der Wis­sen­schafts­frei­heit betrof- fen sind.

Man­fred Löwisch ist Pro­fes­sor an der Albert-Lud­wigs- Uni­ver­si­tät Frei­burg und Lei­ter der For­schungs­stel­le für Hoch­schul­recht und Hoch­schul­ar­beits­recht. Tobi­as Man­dler ist wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter der For- schungs­stel­le sowie des Insti­tuts für Wirt­schafts­recht, Arbeits- und Sozi­al­recht der Albert-Lud­wigs-Uni­ver­si- tät Freiburg.

  1. 26  Stell­ver­tre­tend Kreikebohm/Schüt­te-Geffers, 2008, SGB IV §
    87 Rn 15, wonach Ermes­sens­ent­schei­dun­gen nur im Fall einer Ermes­sens­über­schrei­tung zu auf­sichts­recht­li­chen Kon­se­quen­zen füh­ren können.
  2. 27  Sie­he etwa Nol­den in Nolden/Rottmann/Brinktrine/Kurz, Sächsi-

sches Hoch­schul­ge­setz, 2011, S 46; Rogosch in Neu­kir­chen­/­Reuß- ow/Schomburg, Ham­bur­gi­sches Hoch­schul­ge­setz 2011, § 107 Rn 22; Pei­ne in Knopp/Peine, Bran­den­bur­gi­sches Hoch­schul­ge­setz, 2010, § 5 Rn 36; Hail­bron­ner in Hailbronner/Geis, Kom­men­tar zum Hoch­schul­rah­men­ge­setz 2004, Band 2 § 59 Rn 24.