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Die Dis­ser­ta­ti­on „Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr­ver­an­stal­tun­gen“ wur­de an der Uni­ver­si­tät zu Köln er- stellt. Betreut wur­de die Arbeit von Pro­fes­sor Dr. Bern­hard Kem­pen. Die Arbeit ist im Jahr 2020 als 61. Band der Schrif- ten­rei­he „Köl­ner Schrif­ten zu Staat und Recht“ beim Peter Lang Ver­lag erschienen.

I. Das Kernproblem

Die Fra­ge nach der Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pf­lich- ten ist ein The­ma, über das lei­den­schaft­lich im hoch- schul­po­li­ti­schen Dis­kurs debat­tiert wird. Wäh­rend sich Stu­die­ren­de durch die ihnen auf­er­leg­ten Anwe­sen­heits- pflich­ten in ihrer Stu­dier- und Lern­frei­heit beschränkt füh­len, sehen vor allem Hoch­schul­leh­ren­de in dem Ver- bot, Anwe­sen­heits­pflich­ten anzu­ord­nen, einen Ein­griff in ihre Lehr­frei­heit. Von vie­len Hoch­schul­pro­fes­so­rin- nen und ‑pro­fes­so­ren wird gera­de die Teil­nah­me an den Lehr­ver­an­stal­tun­gen als Schlüs­sel zur Bil­dung gese­hen. Dies war und ist in vie­len Fäl­len ein Grund für die Hoch- schul­pro­fes­so­rin­nen und ‑pro­fes­so­ren und ihre Hoch- schu­len, die Teil­nah­me an eini­gen Lehr­ver­an­stal­tun­gen in Form von Anwe­sen­heits­pflich­ten ver­bind­lich zu machen.

Lan­ge Zeit haben sich die Ver­ant­wort­li­chen staat­li- cher Stel­len mit die­sem Umstand nicht aus­ein­an­der­ge- setzt, ihn aber gedul­det. Doch vor ein paar Jah­ren gab ein Erlass des Minis­te­ri­ums für Inno­va­ti­on, Wis­sen- schaft und For­schung des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len1 Anlass, die Fra­ge nach den Anwe­sen­heits­pflich­ten aus ihrem Dorn­rös­chen­schlaf zu wecken und die­ser Pro­ble- matik neue Auf­merk­sam­keit zu schenken.

Trieb­fe­der des Erlas­ses war der Umstand, dass in zahl­rei­chen uni­ver­si­tä­ren Stu­di­en- und Prü­fungs­ord- nun­gen der Besuch einer Min­dest­zahl von Ver­an­s­tal- tungs­ter­mi­nen zur Vor­aus­set­zung für die erfolgreiche

1 Erlass des Minis­te­ri­ums für Inno­va­ti­on, Wis­sen­schaft und For- schung des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len vom 9.11.2012 – Az. 411.

Teil­nah­me an der Lehr­ver­an­stal­tung oder für die Teil- nah­me an einer Prü­fung gemacht wur­de. Sol­che Anord- nun­gen hielt das Minis­te­ri­um aber durch­weg für recht- lich angreifbar.

Da auch der dama­li­ge Land­tag von Nord­rhein-West- falen der Auf­fas­sung war, dass Anwe­sen­heits­pflich­ten weder hoch­schul­po­li­tisch sinn­voll noch ver­fas­sungs- und hoch­schul­recht­lich hin­nehm­bar sei­en, fass­te der Land­tag im Rah­men umfas­sen­der Refor­men das Hoch- schul­ge­setz auch in der Fra­ge nach den Anwe­sen­heits- pflich­ten neu2 und schaff­te dadurch — nach eige­ner Ein- schät­zung — recht­li­che Klar­heit zu den Anwe­sen­heits- pflich­ten für Stu­die­ren­de in Nord­rhein-West­fa­len. So hieß es in § 64 Abs. 2a HG NRW

„Eine ver­pflich­ten­de Teil­nah­me der Stu­die­ren­den an Lehr- ver­an­stal­tun­gen darf als Teil­nah­me­vor­aus­set­zung für Prü- fungs­leis­tun­gen nicht gere­gelt wer­den, es sei denn, bei der Lehr­ver­an­stal­tung han­delt es sich um eine Exkur­si­on, einen Sprach­kurs, ein Prak­ti­kum, eine prak­ti­sche Übung oder eine ver­gleich­ba­re Lehrveranstaltung.“

Ein vor­läu­fi­ges Ende berei­te­te der Land­tag der Dis­kus­si- on um die Anwe­sen­heits­pflicht mit die­ser Rege­lung jedoch nicht. Die bestehen­de Rechts­la­ge und ihre tat- säch­li­che Umset­zung führ­ten nicht nur zu vie­len Fra­gen bei den Betrof­fe­nen, die neue Rege­lung gab auch Anlass zu der Debat­te, ob ein Ver­bot von Anwe­sen­heits­pf­lich- ten über­haupt mit dem Grund­ge­setz ver­ein­bar ist.

Die nach einem Regie­rungs­wech­sel im Jahr 2017 in Nord­rhein-West­fa­len neu gewähl­te Minis­te­rin für Kul- tur und Wis­sen­schaft berei­te­te dem Ver­bot von Anwe- sen­heits­pflich­ten dann jedoch ein früh­zei­ti­ges Ende und strich § 64 Abs. 2 HG NRW kur­zer­hand aus dem Hochschulgesetz.

Doch nicht nur in Nord­rhein-West­fa­len hat der Ge- setz­ge­ber eine expli­zi­te Rege­lung zu den Anwesenheits-

2 Hoch­schul­zu­kunfts­ge­setz vom 16.9.2014, GV, NRW, S. 543.

Sarah Gro­ne­mey­er

Sind Stu­die­ren­de ver­pflich­tet an Lehr­ver­an­stal­tun- gen teil­neh­men? — Buch­vor­stel­lung der Dis­ser­ta­ti­on „Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehrveranstaltungen“

Ord­nung der Wis­sen­schaft 2023, ISSN 2197–9197

46 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 1 (2023), 45–54

pflich­ten getrof­fen. So wur­de § 64 Abs. 2s HG NRW wort­gleich im Hoch­schul­ge­setz des Lan­des Schles­wig- Hol­stein auf­ge­nom­men. Im Hoch­schul­ge­setz Nie­der- sach­sens ist hin­ge­gen in § 7 Abs. 5 S. 1 Nds. HG gere­gelt, dass Stu­di­en- und Prü­fungs­ord­nun­gen eine Ver­pf­lich- tung der Stu­die­ren­den zur Anwe­sen­heit in Lehr­ver­an- stal­tun­gen nur vor­se­hen dür­fen, wenn die­se erfor­der­lich sind, um das Ziel einer Lehr­ver­an­stal­tung zu errei­chen. Der Thü­rin­ger Gesetz­ge­ber for­dert in § 55 Abs. 2 Nr. 17 ThürHG, dass die Prü­fungs­ord­nun­gen unter ande­rem fest­le­gen müs­sen, für wel­che Lehr­ver­an­stal­tun­gen die ver­pflich­ten­de Teil­nah­me als Prü­fungs­vor­aus­set­zung gilt und erklärt in § 55 Abs. 3 ThürHG, dass eine ver- pflich­ten­de Teil­nah­me der Stu­die­ren­den an Lehr­ver­an- stal­tun­gen als Prü­fungs­vor­aus­set­zung nur gere­gelt wer- den darf, wenn das Lern­ziel der Lehr­ver­an­stal­tung nur durch die Anwe­sen­heit der Stu­die­ren­den erreicht wer- den kann.

Die meis­ten Bun­des­län­der haben dem­ge­gen­über je- doch kei­ne Rege­lung in ihren Hoch­schul­ge­set­zen vor­ge- sehen, wel­che aus­drück­lich eine ver­pflich­ten­de Teil­nah- me an Lehr­ver­an­stal­tun­gen zulässt oder auf ande­re Wei- se regelt. Den­noch ist auch in die­sen Län­dern die An- ord­nung einer Anwe­sen­heits­pflicht nicht aus­ge­schlos­sen. Auf der Grund­la­ge von all­ge­mei­nen hoch­schul­po­li­ti- schen Bestim­mun­gen kön­nen Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr­ver­an­stal­tun­gen eine Aus­ge­stal­tung erfahren.

Wie sich der gesetz­li­che Umgang mit Anwe­sen­heits- pflich­ten in den ein­zel­nen Bun­des­län­dern ent­wi­ckeln wird, bleibt aller­dings frag­lich. Fest steht aber, dass die Hand­ha­bung von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr­ver­an- stal­tun­gen in der uni­ver­si­tä­ren Pra­xis, nicht nur in Nord- rhein-West­fa­len, son­dern bun­des­weit unüber­sicht­lich ist und auch in der Zukunft wei­ter­hin kon­tro­vers dis­ku- tiert wer­den wird.

II. Die Lern- und Stu­dier­frei­heit als ein ver­fas­sungs- recht­lich garan­tier­tes Recht

Bevor man sich mit der Fra­ge aus­ein­an­der­set­zen kann, ob Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr­ver­an­stal­tun­gen zuläs- sig sind, ist zunächst nach dem ver­fas­sungs­recht­li­chen Anknüp­fungs­punkt der Lern- und Stu­dier­frei­heit zu fra- gen. Es bestehen zwar kaum mehr Zwei­fel, dass die Stu-

  1. 3  Beth­ge, Zur Pro­ble­ma­tik von Grund­rechts­kol­li­sio­nen, 1977, S. 198; Kim­mi­nich, Die Recht­stel­lung des Stu­den­ten im Wan­del, DVBl. 1968, 679 (683); nur ein­fach­ge­setz­lich garan­tiert sieht die Lern- frei­heit jetzt noch Opper­mann, in: Isensee/Kirchhof, Hand­buch des Staat­rechts, Bd. VI, 1989, § 145 Rn. 11.
  2. 4  Kauf­hold, Die Lehr­frei­heit – ein ver­lo­re­nes Grund­recht?, 2006, S. 202 f.
  3. 5  Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr-

dier­frei­heit ver­fas­sungs­recht­lich gewähr­leis­tet ist,3 über den Ort der ver­fas­sungs­recht­li­chen Ver­an­ke­rung wird jedoch inten­siv dis­ku­tiert. Wäh­rend ein Teil der Lite­ra­tur die Lern- und Stu­dier­frei­heit von der Wis­sen­schafts­frei­heit umfasst sieht, begreift ein ande­rer Teil des Schrift­tums die Lern- und Stu­dier­frei­heit als Bestand­teil der Berufsfreiheit.

Die Fra­ge, ob die Lern-und Stu­dier­frei­heit vom Schutz­be­reich des Art. 5 Abs. 3 GG oder von Art. 12 Abs. 1 GG erfasst wird, ist auf­grund des Erfor­der- nis­ses einer grund­recht­spe­zi­fi­schen Kon­kre­ti­sie­rung des Gewähr­leis­tungs­in­halts und der Schran­ken­di­ver­genz, die zwi­schen den genann­ten Frei­heits­rech­ten besteht, nicht nur theo­re­ti­scher Natur,4 son­dern von prak­ti­scher Relevanz.5 Wäh­rend die durch Art. 12 Abs. 1 GG gewähr­leis­te­te Aus­bil­dungs­frei­heit einem ein­fa­chen Geset­zes­vor­be­halt unter­liegt, han­delt es sich bei Art. 5 Abs. 3 GG um ein vor­be­halt­los gewähr­leis­te­tes Grund­recht. Je nach dem wel­ches Grund­recht man für ein­schlä­gig erach­tet, sind an die Recht­fer­ti­gung eines Ein­griffs unter­schied­li­che Anfor­de­run­gen zu stellen.6

1. Wis­sen­schafts­frei­heit vs. Berufs­frei­heit – der grund- recht­li­che Schutz­be­reich der Lern- und Studierfreiheit

Die wis­sen­schaft­li­che Tätig­keit erfasst „alles, was nach Inhalt und Form als ernst­haf­ter plan­mä­ßi­ger Ver­such zur Ermitt­lung der Wahr­heit anzu­se­hen ist“.7

Es stellt sich daher die Fra­ge, ob das Ler­nen auch die „Suche nach der Wahr­heit“ ver­kör­pert. In die­sem Fall wäre die Lern- und Stu­dier­frei­heit eben­falls als ein Schutz­gut der Wis­sen­schafts­frei­heit anzuerkennen.

Dar­über, dass im Stu­di­um not­wen­di­ge Kennt­nis­se für eine spä­te­re beruf­li­che und auch wis­sen­schaft­li­che Tätig­keit erwor­ben wer­den, besteht all­ge­mei­ner Kon- sens.8 Der Anteil an wis­sen­schaft­li­cher Tätig­keit ist ge- gen­über dem Ziel der rei­nen Kennt­nis­ver­mitt­lung je- doch nicht aus­rei­chend, um dem Stu­die­ren­den bereits zur Zeit sei­nes Stu­di­ums den Schutz des Art. 5 Abs. 3 GG zu garantieren.

Das Stu­di­um soll die Stu­die­ren­den in die Lage ver­set- zen, for­schend und leh­rend tätig zu wer­den. Die­ses Ziel ist jedoch ein zukünf­ti­ges, wäh­rend des Stu­di­ums ist die- ser Gedan­ke nicht mehr als eine blo­ße Theo­rie. Tat­säch- lich wer­den die Stu­die­ren­den wäh­rend ihres Studiums

ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 99 ff.
Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr-

ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 99 ff., m.w.N.
7 BVerfG, Urt. v. 29.05.1973, Az.: 1 BvR 424/71 u. 325/72 = NJW

1973, 1176.
8 So argu­men­tiert bei­spiels­wei­se Stein, Die Wis­sen­schafts­frei­heit

der Stu­die­ren­den, JA 2002, 253 (256).

Gro­ne­mey­er · Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten 4 7

nicht wis­sen­schaft­lich tätig, der Schutz­be­reich des Art. 5 Abs. 3 GG ist somit auch nicht eröffnet.9

Zu Zei­ten Wil­helm von Hum­boldts mag dies anders gewe­sen sein. Das „Mit­ein­an­der“ von Leh­ren­den und Ler­nen­den war in die­ser Zeit prä­gend für den wis­sen- schaft­li­chen Betrieb an den Hoch­schu­len. Die Ler­nen- den lern­ten von den Leh­ren­den und auf­grund eines um- fas­sen­den Aus­tauschs lern­ten die Leh­ren­den gleich­zei­tig von den Lernenden.

Doch heut­zu­ta­ge ist das Bild des Leh­ren­den, der mit einer Hand­voll Stu­die­ren­der zusam­men­sitzt und wis- sen­schaft­li­che Aspek­te erör­tert, aus dem uni­ver­si­tä­ren All­tag ver­schwun­den. Es han­delt sich um ein Trug­bild, dass sich in den Köp­fen fest­ge­setzt hat, tat­säch­lich aber nicht mehr exis­tiert. Die heu­ti­gen Stu­die­ren­den ver­fol- gen ande­re Zie­le als die­je­ni­gen zu Zei­ten Hum­boldts. Heut­zu­ta­ge steht nicht mehr Bil­dung im Vor­der­grund eines Stu­di­ums, son­dern Aus­bil­dung. Ste­tig wach­sen­de Stu­die­ren­den­zah­len, eng gefass­te Prü­fungs- und Stu­di- enord­nun­gen und ein gewan­del­tes Ver­ständ­nis vom Zweck des Stu­di­ums lie­ßen die Ein­heit von Ler­nen­den und Leh­ren­den zer­fal­len. Im Gewähr­leis­tungs­ge­fü­ge des Art. 5 Abs. 3 GG kann der Lern- und Stu­dier­frei­heit da- her kein eigen­stän­di­ger Platz zukommen.10

Der uni­ver­si­tä­re Abschluss ist mitt­ler­wei­le bereits in- ner­halb eines schma­len Zeit­fens­ters zu errei­chen. So er- hält man einen Bache­lor­ab­schluss inner­halb von drei Jah­ren, sofern man die ein­zel­nen Modu­le mit der not- wen­di­gen Punkt­zahl abschließt. Auch eine Aus­bil­dung dau­ert nicht län­ger. Der Unter­schied ist nur, dass bei ei- ner Aus­bil­dung nicht dis­ku­tiert wird, von wel­chem Grund­recht die­se geschützt ist. Der heu­ti­ge Stu­die­ren­de lernt in ers­ter Linie für sei­nen Abschluss, ein Rin­gen um Erkennt­nis als Ver­ständ­nis von Wis­sen­schaft fin­det im lau­fen­den Hoch­schul­be­trieb nicht mehr statt. Wäh­rend des Stu­di­ums sol­len die Stu­die­ren­de viel­mehr die Kennt- nis­se und Fähig­kei­ten erler­nen, die sie für die Aus­übung eines Beru­fes mit wis­sen­schaft­li­cher Prä­gung benötigen.11

Hier­ge­gen kann man sicher ein­wen­den, dass vie­le Stu­di­en­gän­ge nicht auf die Aus­übung eines bestimm­ten Beru­fes aus­ge­rich­tet sind, son­dern Kennt­nis­se ver­mit- teln, die für Tätig­kei­ten ver­schie­de­ner Berufs­fel­der nütz-

  1. 9  Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr- ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 126.
  2. 10  Geck, Die Stel­lung der Stu­den­ten in der Uni­ver­si­tät, VVDStRL Bd. 27 (1969), S. 143 (156 ff.); Kim­mi­nich, Die Recht­stel­lung des Stu­den­ten im Wan­del des Uni­ver­si­täts­be­griffs, DVBl. 1968, 679 (683); ders., Grund­ge­setz und Grup­pen­uni­ver­si­tät, WissR Bd. 6 (1973), S. 193 (206 ff.); Pieroth, Stö­rung, Streik und Aus­sper­rung an der Hoch­schu­le, 1975, S. 140; Rupp, Die Stel­lung des Stu­den­ten in der Uni­ver­si­tät. VVDStRL Bd. 27 (1969), S. 113 (135) – a. A. Lüt­h­je, in: Den­nin­ger, HRG, 1984, § 3 Rn. 45 f.; Hauck/Lüthje,

lich sind. Dem soll nicht wider­spro­chen wer­den. Aus die­sem Grund ist das vor­der­grün­di­ge Ziel des Stu­di­ums, dass die Stu­die­ren­den sich auch außer­halb der Uni­ver­si- tät und ohne die Anlei­tung eines Hoch­schul­leh­rers eine eige­ne wis­sen­schaft­li­che Mei­nung erar­bei­ten kön­nen. Die Fähig­kei­ten hier­zu wer­den ihnen wäh­rend ihres Stu- diums ver­mit­telt. Auch in die­ser Hin­sicht unter­schei­det sich das Stu­di­um nicht von einer Aus­bil­dung. Wie einem Aus­zu­bil­den­den wird den Stu­die­ren­den wäh­rend des Stu­di­ums das Hand­werks­zeug ver­mit­telt, so dass sie am Ende des Stu­di­ums in der Lage sind, nicht nur bereits vor­han­de­ne wis­sen­schaft­li­che Erkennt­nis­se zu vers­te- hen, son­dern auch eige­ne wis­sen­schaft­li­che Erkennt­nis- se zu erarbeiten.12

Mit dem Abschluss eines Stu­di­ums sind die Stu­die- ren­den also befä­higt, eigen­stän­dig am wis­sen­schaft­li- chen Pro­zess teil­zu­neh­men. In dem Moment, in dem die Stu­die­ren­den tat­säch­lich in der Wis­sen­schaft tätig wer- den, steht ihnen auch der Schutz der Wis­sen­schafts­frei- heit zu. Doch eben nur ab die­sem Moment. Allein der Umstand, dass sie zu Wis­sen­schaft, For­schung und Leh- re befä­higt sind, bedeu­tet noch nicht, dass die Stu­die­ren- den sich auch tat­säch­lich in For­schung und Leh­re betä­ti- gen. Nur in dem Fall der Aus­übung ist der Schutz­be­reich des Art. 5 Abs. 3 GG eröff­net. Daher hat die blo­ße Aus- übung eines Beru­fes, den man nach dem Abschluss eines Stu­di­ums ergreift, auch nicht zur Fol­ge, dass man sich auf den Grund­rechts­schutz der Wis­sen­schafts­frei­heit be- rufen kann. Ohne wis­sen­schaft­lich tätig zu wer­den, stellt sich die Fra­ge nach dem Grund­rechts­schutz aus Art. 5 Abs. 3 GG nicht. Statt­des­sen ist der Schutz­be­reich der Berufs­frei­heit eröff­net und Ein­grif­fe in die Aus- übung eines Beru­fes wer­den am Maß­stab der Berufs­frei- heit geprüft. Es ist die logi­sche Fol­ge, dass den Stu­die­ren- den wäh­rend des Stu­di­ums der Schutz aus Art. 12 Abs. 1 GG und nicht aus Art. 5 Abs. 3 GG zuste­hen sollte.13

Die­ser Umstand zeigt auch auf, dass für die Beur­tei- lung, aus wel­chem Grund­recht sich die Lern- und Stu- dier­frei­heit ablei­ten lässt, weder auf einen ver­gan­ge­nen noch einen zukünf­ti­gen Zeit­punkt abge­stellt wer­den kann. Maß­geb­lich kann nur die gegen­wär­ti­ge Betrof­fen- heit sein. Zum Zeit­punkt des Stu­di­ums besteht lediglich

Wis­sen­schafts­frei­heit durch Mit­be­stim­mung, 1970, S. 15, 17 ff., 25 ff.; Kött­gen, Das Grund­recht der deut­schen Uni­ver­si­tät, 1959, S. 66; Rin­ken, Ver­fas­sungs­recht­li­che Aspek­te zum Sta­tus des Stu­den- ten, JuS 1968, 257 (262 f.).

11 Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr- ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 127.

12 Grone­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr- ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 127.

13 Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr- ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 127.

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die abs­trak­te Mög­lich­keit, dass die Stu­die­ren­den zukünf- tig ein­mal for­schend oder leh­rend tätig wer­den. Dies reicht jedoch nicht aus, um sich auf die Wis­sen­schafts- frei­heit beru­fen zu kön­nen. Dies gilt ins­be­son­de­re vor dem Hin­ter­grund, dass ein Groß­teil der Stu­die­ren­den nach dem Stu­di­en­ab­schluss nicht in der Wis­sen­schaft tä- tig wer­den wird, sei es, weil sie ihr Stu­di­um nicht ab- schlie­ßen, oder, weil sie kei­ne Wis­sen­schaft betrei­ben wollen.14

Unge­ach­tet des­sen darf aber nicht ver­kannt wer­den, dass Stu­die­ren­de, die unab­hän­gig von ihrem Stu­di­um for­schend tätig wer­den, sich auf den Schutz der Wis­sen- schafts­frei­heit beru­fen kön­nen. Allein der Umstand, dass sie an einer Uni­ver­si­tät ein­ge­schrie­ben sind, führt nicht dazu, dass ihnen der Grund­rechts­schutz des Art. 5 Abs. 3 GG nicht zusteht. Nur die Lern- und Stu- dier­frei­heit, die ihnen im Rah­men ihres Stu­di­ums ver- fas­sungs­recht­li­chen Schutz garan­tiert, steht ihnen nicht aus Art. 5 Abs. 3 GG zu, son­dern aus Art. 12 Abs. 1 GG.15

Dass die Lern- und Stu­dier­frei­heit vom Schutz­be- reich des Art. 12 Abs. 1 GG umfasst sein muss, zeigt auch der Umstand, dass das Stu­di­um zuneh­mend als not­wen- diger Bestand­teil der Berufs­aus­bil­dung ange­se­hen wird. Die Wis­sen­schaft als eine metho­di­sche Erkennt­nis­su­che tritt immer mehr in den Hin­ter­grund. Die Wis­sen- schafts­frei­heit schützt zwar jeden, der dar­le­gen kann, dass er nicht nur Erkennt­nis­se anwen­den, son­dern sie auf sys­te­ma­ti­sche und kri­ti­sche Wei­se gewin­nen will.16 Auf die Stu­die­ren­den, die das Stu­di­um ledig­lich als Vor- berei­tung auf die Aus­übung eines spä­te­ren Berufs anse- hen, trifft dies jedoch nicht zu. Eine sol­che Ein­stel­lung lässt wenig Raum für die Suche nach neu­en Erkennt­nis- sen. Im Vor­der­grund steht allein das Erler­nen von be- reits gewon­ne­nen Kennt­nis­sen und ihrer Anwendung.17

So stimmt es zwar, dass die Lern- und Stu­dier­frei­heit ein tat­säch­li­ches Korrelat18 oder auch Spiegelbild19 der Lehr­frei­heit bil­det. In die­ser Eigen­schaft ist die Lern- und Stu­dier­frei­heit jedoch nicht mehr als ein recht­li­cher Reflex der Lehrfreiheit.20 Als ein zur Lehr­frei­heit gleich- ran­gi­ges Kom­ple­men­tär­recht kann die Lern- und Stu-

  1. 14  Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr- ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 128.
  2. 15  Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr- ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 128.
  3. 16  Sie­he dazu Fries, Die Recht­stel­lung der Stu­den­ten inner­halb der wis­sen­schaft­li­chen Hoch­schu­le, 1974, S. 56.
  4. 17  Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr- ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 128.
  5. 18  Geck, Die Stel­lung der Stu­den­ten in der Uni­ver­si­tät, VVDStRL Bd. 27 (1969), S. 143 (156).
  6. 19  Kött­gen, Grund­recht der deut­schen Uni­ver­si­tät, 1959, S. 66.
  7. 20  Kim­mi­nich, Grund­ge­setz und Grup­pen­uni­ver­si­tät, WissR Bd. 6(1973), S. 193 (211).

dier­frei­heit gera­de nicht qua­li­fi­ziert werden.21 Die Lehr- frei­heit steht als ein sub­jek­ti­ves Indi­vi­du­al­recht nur den Leh­ren­den zu. Der Dia­log allein führt nicht dazu, dass den Ler­nen­den als Gegen­über im dia­lo­gi­schen Pro­zess ein eigen­stän­di­ges Recht sub­jek­ti­ver Lern- und Stu­dier- frei­heit zuge­spro­chen wer­den kann.22

Die Lern- und Stu­dier­frei­heit ist somit nicht von Art. 5 Abs. 3 GG, son­dern von Art. 12 Abs. 1 GG geschützt.23

2. Berufs­frei­heit

Die Lern- und Stu­dier­frei­heit stellt somit ein von Art.12 Abs. 1 GG geschütz­tes Grund­recht dar. Die­ses Grund­recht­recht umfasst vie­le Ein­zel­frei­hei­ten. So wird nicht nur die freie Wahl von Stu­di­en­ort und Stu­di­en­fach garan­tiert, son­dern auch die freie Gestal­tung des Stu­di- ums. Die Gestal­tungs­frei­heit muss dem Stu­die­ren­den umfas­send gewähr­leis­tet wer­den, alles ande­re käme einem Ein­griff gleich.24

Von die­ser Gestal­tungs­frei­heit umfasst ist auch die Ent­schei­dung der Stu­die­ren­den, ob sie an einer Lehr­ver- anstal­tung teil­neh­men möch­ten oder ob sie von der Teil- nah­me abse­hen. Ent­schei­den sie sich für die Teil­nah­me an einer Lehr­ver­an­stal­tung, steht den Stu­die­ren­den auch das Recht auf akti­ve Teil­nah­me an einer Lehr­ver­an­s­tal- tung zu.

Vor allem dem Recht auf akti­ve Teil­nah­me an einer Lehr­ver­an­stal­tung kommt im Hin­blick auf die Recht­fer- tigung von Anwe­sen­heits­pflich­ten beson­de­re Bedeu­tung zu.25

III. Die Anwe­sen­heits­pflicht als recht­fer­ti­gungs­be- dürf­ti­ger Eingriff

Allein der Umstand, dass den Stu­die­ren­den ein ver­fas- sungs­recht­lich garan­tier­ter Schutz der Lern- und Stu- dier­frei­heit aus Art. 12 Abs. 1 GG zusteht, bedeu­tet nicht, dass die­ser nach allen Sei­ten umfas­send ist. Beschrän- kun­gen und Ver­kür­zun­gen kön­nen durch Ein­grif­fe erfol­gen. Es drängt sich daher die Fra­ge auf, ob Anwe-

21 Scholz, in: Maunz/Dürig, GG, Lose­blatt, Stand Sep­tem­ber 2017, Art. 5 Abs. 3 Rn. 113; für ein Kom­ple­men­tär­recht aber Nit­sch/­Ger- hard/Offe/Preuß, Hoch­schu­le in der Demo­kra­tie, 1965, S. 202 ff.; Mallmann/Strauch, Ver­fas­sungs­ga­ran­tie in der frei­en Wis­sen- schaft, 1970, S. 70, 87 ff., 163.

22 Scholz, in: Maunz/Dürig, GG, Lose­blatt, Stand Sep­tem­ber 2017, Art. 5 Abs. 3 Rn. 113.

23 Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr- ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 129.

24 Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr- ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 148.

25 Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr- ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 148.

Gro­ne­mey­er · Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten 4 9

sen­heits­pflich­ten in die Lern- und Stu­dier­frei­heit ein- grei­fen. Sofern Anwe­sen­heits­pflich­ten in die Stu­di­en- und Prü­fungs­ord­nun­gen fest­ge­legt sind, muss ein Ein- griff sicher­lich bejaht werden.26 Grund dafür ist, dass die Ver­pflich­tung zur Teil­nah­me den Stu­die­ren­den ihr Wahl­recht nimmt, an der Lehr­ver­an­stal­tung teil­zu­neh- men oder sich die Unter­richts­in­hal­te im Eigen­stu­di­um anzu­eig­nen. Sobald in den Stu­di­en- und Prü­fungs­ord- nun­gen Anwe­sen­heits­pflich­ten ange­ord­net sind, wird die Prä­senz zu einer ver­bind­li­chen Vor­aus­set­zung des Stu­di­ums und damit auch für den Erwerb eines zur Berufs­aus­übung berech­ti­gen­den Abschlus­ses. In ihrer strik­testen Anord­nung kann die Anwe­sen­heits­pflicht daher zu einem fak­ti­schen Ver­bot des Selbst­stu­di­ums füh­ren. Anwe­sen­heits­pflich­ten grei­fen somit in die ein- fach­ge­setz­li­chen und auch ver­fas­sungs­recht­lich gewähr- leis­te­ten Rech­te der Stu­die­ren­den ein.27 Nichts ande­res kann daher gel­ten, wenn die Anwe­sen­heit nicht expli­zit in den Stu­di­en- und Prü­fungs­ord­nun­gen genannt ist, son­dern die Hoch­schul­leh­ren­den die Pflicht zur Anwe- sen­heit eigen­stän­dig festlegen.

Ein Ein­griff in die Lern- und Stu­dier­frei­heit muss eben­falls bejaht wer­den, wenn die Anwe­sen­heits­pflicht zur Vor­aus­set­zung für den Erwerb von Leis­tungs­nach- wei­sen und Cre­dit­points gemacht wird. Ohne den Er- werb sol­cher Nach­wei­se wer­den die Stu­die­ren­den ihr Stu­di­um nicht been­den kön­nen. Der Abschluss des Stu- diums ist jedoch die Vor­aus­set­zung für die Auf­nah­me des ange­streb­ten Berufs.28 In der Kon­se­quenz bedeu­tet die Pflicht zur Anwe­sen­heit auch, dass beim Fern­blei­ben von Lehr­ver­an­stal­tun­gen mit Anwe­sen­heits­pflich­ten der ent­spre­chen­de Leis­tungs­nach­weis und die Gut­schrift der Cre­dit­points für die­se Ver­an­stal­tung ver­wei­gert wer­den kann. Inso­fern gilt für die Anwe­sen­heits­pflicht nichts ande­res als für die Zulas­sung zu einer Prü­fung oder die Prü­fung selbst: Sie greift in das Grund­recht der Berufs- frei­heit ein und bedarf der Legi­ti­ma­ti­on durch den Gesetzgeber.29

IV. Die Recht­fer­ti­gung eines Ein­griffs in die Lehr- und Stu­dier­frei­heit aus Art. 12 Abs. 1 GG

Das Vor­lie­gen eines Grund­rechts­ein­griffs ist jedoch noch kein Indiz für die Rechts­wid­rig­keit der Anwesen-

  1. 26  Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr­ver­an­stal­tun­gen, S. 159.
  2. 27  Epping, Ist Dasein för­der­lich?, WissR Bd. 45 (2012), S. 112 (123); Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr­ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 159 f.
  3. 28  VGH Mann­heim, Urt. v. 21.11.2017, Az.: 9 S 1145/16 = Beck­RS 2017, 133435.
  4. 29  Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr­ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 160.

heits­pflicht. Ein­grif­fe sind zwar recht­fer­ti­gungs­be­dürf- tig, aber in vie­len Fäl­len auch rechtfertigungsfähig.30 Ob die Recht­fer­ti­gung einer im Ein­zel­fall bestehen­den Anwe­sen­heits­pflicht gelingt, hängt davon ab, ob die­se auf einer hin­rei­chen­den Rechts­grund­la­ge beruht und for­mell sowie mate­ri­ell ver­fas­sungs­ge­mäß ist. 31

1. Die ver­fas­sungs­recht­li­che Rechtfertigung

Grund­rech­te müs­sen ein­schränk­bar sein. Nur so kann gewähr­leis­tet wer­den, dass der Gebrauch von Grund- rech­ten durch den Ein­zel­nen nicht mit den Grund­rech- ten ande­rer in ver­fas­sungs­wid­ri­ger Wei­se kollidiert.

Damit der grund­recht­li­che Schutz des Ein­zel­nen je- doch nicht über das not­wen­di­ge Maß hin­aus ein­ge- schränkt wird, muss es eine Ein­griffs­er­mäch­ti­gung ge- ben, die ver­fas­sungs­kon­form aus­ge­stal­tet ist. Die Fest­set- zung einer Anwe­sen­heits­pflicht ist daher nur gerecht­fer- tigt, wenn sie sich auf eine zuläs­si­ge Schran­ke der Berufs­frei­heit stützt.32

a. Rege­lungs­vor­be­halt des Art. 12 Abs. 1 S. 2 GG

Gemäß Art. 12 Abs. 1 S. 2 GG unter­liegt die Berufs­frei- heit einem Rege­lungs­vor­be­halt. Dies umfasst sämt­li­che For­men der berufs­recht­li­chen Rege­lung, ange­fan­gen von der kon­kre­ti­sie­ren­den Aus­ge­stal­tung bis hin zur Grund- rechts­ein­schrän­kung. Inhalt­lich kann unter­schie­den wer­den zwi­schen berufs­be­schrän­ken­den, berufs­len­ken- den und berufs­för­dern­den Regelungen.33

Dane­ben kann Art. 12 Abs. 1 GG auf Grund von an- deren Ver­fas­sungs­nor­men beschränkt wer­den. Beson­de- re Rele­vanz kommt in die­sem Zusam­men­hang kol­li­die- ren­den Grund­rech­ten zu.

b. Gesetz­li­che Aus­ge­stal­tung des Regelungsvorbehalts

Anwe­sen­heits­pflich­ten müs­sen als Ein­griff in die Lern- und Stu­dier­frei­heit den Anfor­de­run­gen von Art. 12 Abs. 1 GG ent­spre­chen. Des­halb sind die maß­geb- lichen Leis­tungs­an­for­de­run­gen und Bewer­tungs­kri­te­ri- en gesetz­lich zu regeln. Alle Lan­des­hoch­schul­ge­set­ze ent­hal­ten daher eine Ermäch­ti­gung zum Erlass von Stu- dien- und Prü­fungs­ord­nun­gen. Sofern die Län­der die Fra­ge nach der Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in ihren Hoch­schul­ge­set­zen nicht expli­zit gesetz­lich aus- gestal­tet haben, kann die Rege­lung von Anwesenheits-

30 Hill­gru­ber, in: Isensee/Kirchhof, Hand­buch des Staats­rechts, Bd. IX, 3. Aufl. 2011, § 200 Rn. 102.

31 Epping, Grund­rech­te, 7. Aufl. 2017, Rn. 46; Kingreen/Poscher, Grund­rech­te — Staats­recht II, 33. Aufl. 2017, Rn. 401; Sachs, Ver- fas­sungs­recht II – Grund­rech­te, 3. Aufl. 2017, Kap. 10 Rn. 4.

32 Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr- ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 162.

33 Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr- ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 162 ff.

50 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 1 (2023), 45–54

pflich­ten in den Prü­fungs- und Stu­di­en­ord­nun­gen erfol- gen.34

In den Prü­fungs- und Stu­di­en­ord­nun­gen wer­den un- ter ande­ren die Anfor­de­run­gen fest­ge­legt, denen Stu­die- ren­de nach­kom­men müs­sen, um ihr Stu­di­um erfolg- reich abzu­schlie­ßen. So kann in den Prü­fungs- und Stu- dien­ord­nun­gen vor­ge­se­hen wer­den, dass in ein­zel­nen Lehr­ver­an­stal­tun­gen, die nach dem Ziel des Stu­di­ums unab­ding­bar sind, die Teil­nah­me zwin­gen­de Vor­aus­set- zung für den Abschluss eines Stu­di­ums ist. In die­sem Zusam­men­hang kön­nen auch Anwe­sen­heits­pflich­ten in den Prü­fungs- und Stu­di­en­ord­nun­gen ange­ord­net wer- den. Dane­ben kön­nen Anwe­sen­heits­pflich­ten bei­spiels- wei­se als Leis­tungs­nach­weis die­nen oder eine Zulas- sungs­vor­aus­set­zung zu einer Prü­fung darstellen.35

Aller­dings sind die Hoch­schu­len in der Aus­ge­s­tal- tung der Sat­zun­gen nicht gänz­lich frei. So müs­sen sie si- cher­stel­len, dass die Rege­lun­gen den ver­fas­sungs­recht­li- chen Anfor­de­run­gen ent­spre­chen. Stu­di­en- und Prü- fungs­ord­nun­gen müs­sen den Vor­be­halt des Geset­zes wah­ren und in einem ange­mes­se­nen Ver­hält­nis zur Lern- und Stu­dier­frei­heit ste­hen. Eine Kol­li­si­on mit der Lehr­frei­heit der Hoch­schul­leh­ren­den ist dage­gen nur denk­bar, soweit von den gestell­ten Leis­tungs­an­for­de­run- gen Rück­wir­kun­gen auf die inhalt­li­che und metho­di­sche Gestal­tung der Lehr­ver­an­stal­tung ausgehen.36

c. Ver­fas­sungs­mä­ßig­keit des ein­schrän­ken­den Gesetzes

Nur sol­che Geset­ze kön­nen den Grund­rechts­schutz wirk­sam ein­schrän­ken, die ihrer­seits for­mell und mate- riell recht­mä­ßig sind.37 So steht die mit Art. 12 Abs. 1 GG ver­folg­te Lern- und Stu­dier­frei­heit zwar unter einem Geset­zes­vor­be­halt, aber nur unter dem Vor­be­halt der Ver­fas­sungs­ge­mäß­heit des die Lern- und Stu­dier­frei­heit ein­schrän­ken­den Geset­zes. In die­sem Zusam­men­hang muss vor­nehm­lich der Grund­satz der Ver­hält­nis­mä­ßig- keit Berück­sich­ti­gung finden.38

  1. 34  Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr- ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 162 ff.; 194.
  2. 35  Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr- ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 206 f.
  3. 36  BVerwG, Beschl. v. 22.08.2005, Az.: 6 BN 1/05 = DÖV 2006, 518.
  4. 37  BVerfG, Urt. v. 15.02.2006, Az.: 1 BvR 357/05 = NJW 2006, 751; Degen­hart, in: Merten/Papier, Hand­buch der Grund­rech­te, Bd.III, 2009, § 61 Rn. 74; Hill­gru­ber, in: Isensee/Kirchhof, Hand­buch­des Staats­rechts, Bd. IX, 3. Aufl. 2011, § 201 Rn. 35.
  5. 38  BVerfG, Urt. v. 16.01.1957, Az.: 1 BvR 253 56 = NJW 1957, 297;Degen­hart, in: Merten/Papier, Hand­buch der Grund­rech­te, Bd. III, 2009, § 61 Rn. 74; Hill­gru­ber, in: Isensee/Kirchhof, Hand­buch des Staats­rechts, Bd. IX, 3. Aufl. 2011, § 201 Rn. 36.

d. Mate­ri­el­le Ver­fas­sungs­ge­mäß­heit des ein­schrän­ken- den Gesetzes

Der Grund­satz der Ver­hält­nis­mä­ßig­keit setzt vor­aus, dass Grund­rechts­ein­grif­fe einen legi­ti­men Zweck ver­fol- gen, der geeig­net, erfor­der­lich und ange­mes­sen ist.

aa. Legi­ti­mer Zweck

Im Rah­men von Art. 12 Abs. 1 GG rich­tet sich der legi­ti- me Zweck nach dem anhand der Drei­stu­fen-Theo­rie zu bemes­sen­den legi­ti­mie­ren­den Gemeinwohl.39 Da Anwe- sen­heits­pflich­ten in die sub­jek­ti­ve Berufs­aus­übungs­frei- heit ein­grei­fen, müs­sen die­se dem Schutz eines wich­ti- gen Gemein­schafts­guts dienen.40

Ein sol­ches Gemein­schafts­gut wird in der Regel in den in der Prü­fungs­ord­nung beschrie­be­nen Zie­len des Stu­di­ums lie­gen. Das Stu­di­um soll die Grund­la­gen und wesent­li­chen For­schungs­er­geb­nis­se in dem stu­dier­ten Fach ver­mit­teln und die Stu­die­ren­den in der Anwen- dung fach­wis­sen­schaft­li­cher Metho­den schu­len. Durch das Erler­nen von Kennt­nis­sen und Fähig­kei­ten, die sich unter dem Begriff der Lern­zie­le zusam­men­fas­sen las­sen, sol­len die Stu­die­ren­den auf die spä­te­re Aus­übung des ange­streb­ten Beru­fes vor­be­rei­tet wer­den. So wird ge- währ­leis­tet, dass ein gewis­ser Leis­tungs­stan­dard und eine hin­rei­chen­de Bereit­schaft zur Leis­tungs­fä­hig­keit im jewei­li­gen Berufs­bild erreicht und gehal­ten wird.41

Dass Stu­die­ren­de die in der Prü­fungs­ord­nung fest­ge- leg­ten Lern­zie­le erreicht haben, wei­sen die Stu­die­ren­den durch das Able­gen einer Prü­fung nach. Ist eine Prü­fung nicht mög­lich oder vor­ge­se­hen, kön­nen Anwe­sen­heits- pflich­ten die­se Nach­weis­funk­ti­on über­neh­men. Es fällt leich­ter, einem Stu­die­ren­den, der zur regel­mä­ßi­gen Teil- nah­me ange­hal­ten ist, die Aneig­nung der ver­mit­tel­ten Inhal­te zu unter­stel­len, als einem, der nie eine Lehr­ver- anstal­tung besucht hat.42 Folg­lich eig­nen sich Anwe­sen- heits­pflich­ten, die Fähig­keit zur wis­sen­schaft­li­chen Ar- beit zu schu­len. Durch die Pflicht zur regel­mä­ßi­gen Teil-

39 BVerfG, Beschl. v. 02.10.1973, Az.: 1 BvR 459 u. 477/72 = NJW 1974, 30; Mans­sen, in: von Mangoldt/Klein/Starck, GG, Bd. 1, 6. Aufl. 2010, Art. 12 Rn. 126; Sachs, Ver­fas­sungs­recht II, 3. Aufl. 2017, Kap. 24 Rn. 36, 41 f.; Stern, Staats­recht, Bd. III/2, 1994, S. 803.

40 Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr- ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 240.

41 OVG Rhein­land-Pfalz, Urt. v. 13.3.1997, Az. 2 A 13091/95 = Beck­RS 1997, 2117; Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pf­lich- ten in Lehr­ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 240 f.

42 Auch wenn die Mög­lich­keit besteht, dass sich eini­ge Teil­neh­mer wäh­rend der Lehr­ver­an­stal­tung mit ande­ren Din­gen beschäf­ti­gen, wird dies eher eine Aus­nah­me bleiben.

Gro­ne­mey­er · Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten 5 1

nah­me wird gleich­zei­tig dem Ent­ste­hen von Wis­sens­lü- erfor­der­lich gehal­ten wer­den. So gibt es Lehr­ver­an­s­tal- cken durch Abwe­sen­heit vorgebeugt.tungen,derenInhaltesichauchimSelbststudium47

Anwe­sen­heits­pflich­ten stel­len somit eine gewis­se Kont- roll­in­stanz hin­sicht­lich des ange­streb­ten Lern­erfol­ges dar. Zudem berei­ten sie den Stu­die­ren­den auf den Leis- tungs­nach­weis in der jewei­li­gen Lehr­ver­an­stal­tung vor und leis­ten dadurch einen Bei­trag zur Prüfungsfähigkeit.43

Da Anwe­sen­heits­pflich­ten einen Bei­trag zum Errei- chen der in den Stu­di­en- und Prü­fungs­ord­nun­gen fest- geleg­ten Lern­zie­le leis­ten, die­nen sie somit auch dem Schutz des Vol­kes als beson­ders wich­ti­ges „abso­lu­tes“ Gemeinschaftsgut.44

bb. Geeig­ne­t­heit

Die Ver­pflich­tung zur regel­mä­ßi­gen Teil­nah­me erleich- tert in jedem Stu­di­en­ab­schnitt das Bestehen einer Prü- fung und damit das Erlan­gen einer ent­spre­chen­den wis- sen­schaft­li­chen Berufs­qua­li­fi­ka­ti­on. Vor allem in Lehr- ver­an­stal­tun­gen, deren Schwer­punkt auf dem wis­sen­schaft­li­chen Dis­kurs liegt, tra­gen Anwe­sen­heits- pflich­ten dazu bei, dass ein sol­cher über­haupt ent­ste­hen kann. Im Rah­men eines wis­sen­schaft­li­chen Gesprächs las­sen sich wis­sen­schaft­li­che Metho­den erpro­ben und ein­üben mit der Fol­ge, dass Lern­zie­le tat­säch­lich erreicht wer­den. Hier­ge­gen lässt sich zwar ein­wen­den, dass nicht garan­tiert wer­den kann, ob die Stu­die­ren­den den Inhal- ten des Leh­ren­den tat­säch­lich fol­gen wer­den und die ver­mit­tel­ten Kennt­nis­se erwer­ben. Eine sol­che Garan­tie besteht jedoch auch bei der frei­wil­li­gen Teil­nah­me nicht. Hier­auf kommt es bei der Geeig­ne­t­heit aber auch nicht an. Ent­schei­dend ist allein, dass eine abs­trak­te Mög­lich- keit zur Zwecker­rei­chung besteht,45 was zu beja­hen ist.46

cc. Erfor­der­lich­keit

Wird zunächst das legi­ti­me Ziel in den Blick genom­men, dass Stu­die­ren­de ihre Lern­zie­le errei­chen sol­len, kann die Anwe­sen­heits­pflicht nicht unein­ge­schränkt für

  1. 43  Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr- ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 241.
  2. 44  BVerfG, Beschl. v. 14.12.1965, Az.: 1 BvL 14/60 = NJW 1966, 291 mit Hin­weis auf BVerfG, Urt. v. 11.06.1958, Az.: 1 BvR 596/56 = NJW 1958, 1035; VGH Mann­heim, Urt. v. 21.11.2017, Az.: 9 S 1145/16 = Beck­RS 2017, 133435 Rn. 46; Bött­ner, Wenn ihr ́s nicht fühlt, ihr wer­det ́s nicht erja­gen – Zur Anwe­sen­heits­pflicht im Stu­di­um im säch­si­schen Hoch­schul­recht, SächsVBl. 2015, 244 (246).
  3. 45  Schlei­er­ma­cher, in: E. Mül­ler, Gele­gent­li­che Gedan­ken über Uni- ver­si­tä­ten, 1990, S. 159 (188) ver­weist dar­auf, dass auch vie­le an die Uni­ver­si­tät kom­men, die eigent­lich nicht für die Wis­sen­schaft taug­lich sei­en und die Lern­zie­le daher nicht errei­chen würden
  4. 46  Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr­ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 247.

erler­nen las­sen. Das Selbst­stu­di­um bie­tet den Vor­teil, dass der indi­vi­du­el­le Cha­rak­ter des Ler­nens berück­sich- tigt wird. Dies führt nicht nur zu mehr Effek­ti­vi­tät, son- dern ver­hin­dert auch den Zwang zu unge­eig­ne­tem Lern- verhalten.48

Aller­dings stellt das Selbst­stu­di­um kein mil­de­res Mit­tel glei­cher Wir­kung gegen­über jeder Form von Lehr­ver­an­stal­tun­gen dar. So gibt es Lehr­ver­an­stal­tun- gen, deren Inhal­te sich nicht im Eigen­stu­di­um erler­nen las­sen oder bei denen man­gels Abschluss­prü­fung kei­ne Kon­troll­in­stanz hin­sicht­lich des erreich­ten Wis­sens­stan- des der Stu­die­ren­den besteht. Gera­de an einer hin­rei- chen­den Kon­trol­le wird die All­ge­mein­heit ein gro­ßes In- ter­es­se haben. Sie muss auf die Kennt­nis­se des aus­ge­bil- deten Stu­die­ren­den ver­trau­en kön­nen, bei­spiel­wei­se wenn sie von einem Arzt oder einer Ärz­tin behan­delt oder einem Anwalt oder einer Anwäl­tin ver­tre­ten wird. Ob das Eigen­stu­di­um daher als ein mil­de­res Mit­tel glei- cher Wir­kung zu bewer­ten ist, hängt von der Art der Lehr­ver­an­stal­tung ab.49

Wäh­rend die Anwe­sen­heit in einer Vor­le­sung man- gels wis­sen­schaft­li­chen Dis­kur­ses nicht ver­langt wer­den kann, ist ihre Erfor­der­lich­keit in einem Semi­nar zu beja- hen. Dies gilt jeden­falls, solan­ge die wis­sen­schaft­li­che Aus­ein­an­der­set­zung im Vor­der­grund steht oder sich die ver­mit­tel­ten Kennt­nis­se in einer Prü­fung nicht abfra­gen las­sen. Aus­zu­schlie­ßen ist die Not­wen­dig­keit der Anwe- sen­heits­pflicht daher nur, wenn sie ledig­lich eine Vor- aus­set­zung der Zulas­sung zur Prü­fung darstellt.50

Eine Anwe­sen­heits­pflicht in Vor­le­sun­gen kann allen- falls als erfor­der­lich erach­tet wer­den, wenn die Ent­las- tung der Uni­ver­si­tä­ten hin­sicht­lich des Prü­fungs­we­sens als legi­ti­mes Ziel zugrun­de gelegt wird. Es erscheint nicht aus­ge­schlos­sen, dass mit der Ver­pflich­tung zur Teil­nah­me an der Lehr­ver­an­stal­tung die Zahl der nicht bestan­de­nen Prü­fun­gen redu­ziert wird.51

47 Gemeint ist in die­sem Zusam­men­hang nicht das teil­wei­se vom Gesetz vor­ge­schrie­be­ne Selbst­stu­di­um, durch das dem Stu- die­ren­de die selbst­stän­di­ge Vor­be­rei­tung und Ver­tie­fung der ver­mit­tel­ten Inhal­te ermög­licht wer­den soll. Die­ses Recht muss den Stu­die­ren­den unab­hän­gig davon ein­ge­räumt wer­den, ob eine Anwe­sen­heits­pflicht ange­ord­net ist oder nicht.

48 Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr- ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 277.

49 Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr- ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 277.

50 Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr- ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 277.

51 Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr- ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 277 f.

52 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 1 (2023), 45–54

dd. Ange­mes­sen­heit

Unter der Prä­mis­se, dass die Anwe­sen­heit nicht aus- nahms­los in jeder Lehr­ver­an­stal­tung ange­ord­net wird, ist die Anwe­sen­heits­pflicht ange­mes­sen im Sin­ne der Verhältnismäßigkeit.

Zwar gibt es durch­aus Argu­men­te, die gegen die An- gemes­sen­heit der Anwe­sen­heits­pflicht spre­chen, wie etwa der mit der Anwe­sen­heit ein­her­ge­hen­de Ver­lust von Fle­xi­bi­li­tät und frei­er Zeit­ein­tei­lung im Stu­di­um. Im Rah­men einer Gesamt­ab­wä­gung rei­chen die­se Argu- men­te jedoch nicht aus, um Anwe­sen­heits­pflich­ten als einen unan­ge­mes­se­nen Ein­griff in die Lern- und Stu- dier­frei­heit zu bewer­ten. Der Schutz der Lern- und Stu- dier­frei­heit muss hin­ter den mit einer Anwe­sen­heits- pflicht ver­folg­ten legi­ti­men Zwe­cken zurückstehen.52

Es darf vor allem nicht außer Acht gelas­sen wer­den, dass der Frei­heit des Stu­di­ums die Ver­pflich­tung zum ord­nungs­ge­mä­ßen Absol­vie­ren eines Stu­di­ums gegen- übersteht.53 Ent­schei­det sich der oder die Stu­die­ren­de für die Auf­nah­me eines Stu­di­ums, liegt dar­in zugleich das frei­wil­li­ge Ein­ver­ständ­nis zur Über­nah­me sol­cher Ver­pflich­tun­gen, die mit dem Stu­di­um not­wen­di­ger­wei­se ver­knüpft sind. Die Uni­ver­si­tä­ten ver­su­chen die Stu­die- ren­den durch päd­ago­gi­sche Hil­fe­stel­lung und didak­ti- sche stu­fen­wei­se Ein­füh­rung hier­bei zu unter­stüt­zen. Trotz ihres Erzie­hungs­auf­tra­ges sind die Uni­ver­si­tä­ten dazu ange­hal­ten, den Stu­die­ren­den nicht mehr Anstren- gun­gen zuzu­mu­ten als not­wen­dig erscheint.54 Um die­se Erfor­der­nis­se in Aus­gleich zu brin­gen, wer­den in den Lehr­ver­an­stal­tun­gen daher in der Regel nur Kennt­nis­se ver­mit­telt, die die Stu­die­ren­den zum erfolg­rei­chen Ab- schluss des Stu­di­ums benö­ti­gen und sie auf das spä­te­re Berufs­le­ben vorbereiten.55

Mit der Anwe­sen­heits­pflicht wird auch der legi­ti­me Zweck ver­folgt, dass die Stu­die­ren­den zum Schutz der All­ge­mein­heit die mit dem Stu­di­um ver­folg­ten Zie­le er- rei­chen. Eine Mög­lich­keit, zu über­prü­fen, ob die Zie­le erreicht wer­den, liegt sicher­lich in der Abschluss­prü- fung. Aller­dings las­sen sich nicht alle in einer Lehr­ver- anstal­tung ver­mit­tel­ten Inhal­te in einer Prü­fung abf­ra- gen. Dies gilt in ers­ter Linie für die in einem Semi­nar er-

  1. 52  Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr- ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 297.
  2. 53  Nol­den, in: Nolden/Rottmann/Brinktrine/Kurz, Säch­si­sches Hoch­schul­ge­setz, 2010, S. 16; Starck, in: von Mangoldt/Klein/ Starck, GG, Bd. 1, 6. Aufl. 2010, Art. 5 Abs. 3 Rn. 380.
  3. 54  VG Ber­lin WissR Bd. 8 (1975), S. 183 (185); BVerwG, Urt. v. 30.03.1978, Az.: 5 C 20/76 = JZ 1978, 470; Reich, Hoch­schul­rah- men­ge­setz, 11. Aufl. 2012, § 4 Rn. 29; zum Leis­tungs­prin­zip Knöpf- le, in: Leib­holz, Fest­schrift für Wil­li Gei­ger zum 65. Geburtstag,

lern­te Fähig­keit, Dis­kus­sio­nen zu füh­ren. Anwe­sen­heits- pflich­ten geben eine Bestä­ti­gung, dass die Stu­die­ren­den die ver­mit­tel­ten Inhal­te tat­säch­lich auf­ge­nom­men ha- ben, die sich in einer Prü­fung nicht abfra­gen las­sen. Zu- dem wird gewähr­leis­tet, dass eine Aus­ein­an­der­set­zung mit wis­sen­schaft­li­chen Theo­rien erfolgt und die Stu­die- ren­den zur eigen­ver­ant­wort­li­chen Arbeit auf theo­re­ti- schem, empi­ri­schem und prak­ti­schem Gebiet befä­higt werden.56

2.Fazit

Anwe­sen­heits­pflich­ten grei­fen unmit­tel­bar in die Frei- heit der Stu­die­ren­den ein. Als recht­fer­ti­gungs­be­dürf­ti- ger Ein­griff in die Lern- und Stu­dier­frei­heit sind Anwe- sen­heits­pflich­ten aber auch rechtfertigungsfähig.

In den Prü­fungs- und Stu­di­en­ord­nun­gen, zu deren Erlass die Uni­ver­si­tä­ten durch die Hoch­schul­ge­set­ze als for­mel­le Geset­ze ermäch­tigt wer­den, liegt in der Regel die gesetz­li­che Grund­la­ge für die Anord­nung der Anwesenheitspflichten.

Im Hin­blick auf die Ver­hält­nis­mä­ßig­keit von Anwe- sen­heits­pflich­ten ist aller­dings danach zu dif­fe­ren­zie­ren, in wel­cher Lehr­ver­an­stal­tung sie ange­ord­net wer­den. Die Anord­nung von Anwe­sen­heits­pflich­ten soll den Stu- die­ren­den das Errei­chen ihrer Stu­di­en­zie­le erleich­tern und die Uni­ver­si­tä­ten ent­las­ten. An der Geeig­ne­t­heit die­ser legi­ti­men Zie­le bestehen kei­ne Zwei­fel. Die Erfor- der­lich­keit kann indes nur bejaht wer­den, wenn kei­ne mil­de­ren Mit­tel glei­cher Wir­kung ersicht­lich sind.

Das Eigen­stu­di­um könn­te als ein mil­de­res Mit­tel glei­cher Wir­kung anzu­er­ken­nen sein. Der Vor­teil des Ei- gen­stu­di­ums liegt dar­in, dass die Stu­die­ren­den ihr Stu­di- um an ihren indi­vi­du­el­len Bedürf­nis­sen aus­rich­ten kön- nen und sich der indi­vi­du­el­le Cha­rak­ter des Ler­nens frei ent­fal­ten kann.

Bei Vor­le­sun­gen, die der rei­nen Wis­sens­ver­mitt­lung die­nen, ist Erfor­der­lich­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten daher zu ver­nei­nen. Im Übri­gen hängt die Fra­ge der Er- for­der­lich­keit maß­geb­lich von der Art der Lehr­ver­an- stal­tung sowie der Mög­lich­keit der Lern­kon­trol­le ab. Wer­den Kennt­nis­se ver­mit­telt, die sich in einer Prüfung

1974, S. 591 (604).
55 BVerwG, Urt. v. 30.03.1978, Az.: 5 C 20/76 = JZ 1978, 470; Knöpf­le,

in: Leib­holz, Fest­schrift für Wil­li Gei­ger zum 65. Geburts­tag, 1974, S. 591 (597); Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits- pflich­ten in Lehr­ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 297.

56 Epping, Ist Dasein för­der­lich?, WissR Bd. 45 (2012), S. 112 (118 f.); Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr­ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 298.

Gro­ne­mey­er · Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten 5 3

abfra­gen las­sen, spricht dies gegen die Erfor­der­lich­keit von Anwesenheitspflichten.

Anwe­sen­heits­pflich­ten sind im Rah­men ihrer Erfor- der­lich­keit auch ange­mes­sen. Der durch sie erfol­gen­de Ein­griff in die Lern- und Stu­dier­frei­heit steht nicht au- ßer Ver­hält­nis zu dem ver­folg­ten Zweck, dass die Stu­die- ren­den ihre Lern­zie­le errei­chen und die Uni­ver­si­tä­ten ent­las­tet werden.

Unter die­sen Prä­mis­sen grei­fen Anwe­sen­heits­pf­lich- ten nicht in unge­recht­fer­tig­ter Wei­se in die Lern- und Stu­dier­frei­heit ein. Uni­ver­si­tä­ten dürf­ten dem­zu­fol­ge wei­ter­hin Anwe­sen­heits­pflich­ten anordnen.

V. Die Zuläs­sig­keit eines Ver­bots von Anwe­sen­heits- pflichten

Mit einem gesetz­li­chen Ver­bot von Anwe­sen­heits­pf­lich- ten greift der Lan­des­ge­setz­ge­ber jedoch in das Selbst­ver- wal­tungs­recht von Uni­ver­si­tä­ten und Fakul­tä­ten sowie in die Lehr­frei­heit der Hoch­schul­leh­ren­den ein. Im Staats­ge­fü­ge obliegt den Uni­ver­si­tä­ten die Erfül­lung der aka­de­mi­schen Ange­le­gen­hei­ten. Da sie in die­sem Bereich grund­rechts­be­rech­tigt sind, garan­tiert ihnen der Schutz des Art. 5 Abs. 3 GG die vom Staat unab­hän­gi­ge Wahr­neh­mung ihrer Auf­ga­ben. Im Innen­ver­hält­nis der Uni­ver­si­tät sind es aller­dings die Fakul­tä­ten, die für die spe­zi­fi­schen Auf­ga­ben der Leh­re zustän­dig sind. Sie sind berech­tigt, in den Stu­di­en- und Prü­fungs­ord­nun­gen Rege­lun­gen zu den Anwe­sen­heits­pflich­ten zu tref­fen. Dane­ben kön­nen auch die Hoch­schul­leh­ren­den die Anwe­sen­heit anord­nen, sofern ihnen die­ses Recht nicht durch gesetz­li­che Rege­lun­gen unter­sagt wird. Die Lehr- frei­heit garan­tiert ihnen die Wahl und die eigen­stän­di­ge Gestal­tung ihrer Lehrveranstaltungen.57

Die Recht­fer­ti­gung eines Ein­griffs durch den Gesetz- geber in das Selbst­ver­wal­tungs­recht der Uni­ver­si­tä­ten und Fakul­tä­ten und in die Lehr­frei­heit der Hoch­schul- pro­fes­so­rin­nen und ‑pro­fes­so­ren gelingt jedoch nicht. Das Ver­bot von Anwe­sen­heits­pflich­ten muss nicht nur auf eine gesetz­li­che Grund­la­ge zurück­zu­füh­ren sein, son­dern auch ver­hält­nis­mä­ßig sein. Statt die Anord­nung voll­stän­dig zu ver­bie­ten, könn­te der Gesetz­ge­ber das Ver­bot von Anwe­sen­heits­pflich­ten auch unter einen Er- laub­nis­vor­be­halt stel­len oder in das Ermes­sen der Uni- ver­si­tä­ten legen. Fer­ner steht ihm das Recht der nach-

  1. 57  Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr- ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 410.
  2. 58  Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr- ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 410 f.
  3. 59  Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr-

träg­li­chen Rechts­kon­trol­le offen. Die­se Mög­lich­kei­ten sind als mil­de­re Mit­tel glei­cher Wir­kung zu qua­li­fi­zie- ren, so dass die Erfor­der­lich­keit und damit auch die Ver- hält­nis­mä­ßig­keit des Ver­bo­tes zu ver­nei­nen ist.58

Zudem wäre ein gesetz­li­ches Ver­bot im Hin­blick auf die Lehr­frei­heit auch nicht ange­mes­sen. Für die Hoch- schul­leh­ren­den hat das Ver­bot von Anwe­sen­heits­pf­lich- ten zur Fol­ge, dass ihnen die Durch­füh­rung von sol­chen Lehr­ver­an­stal­tun­gen unmög­lich gemacht wird, in denen sie auf die regel­mä­ßi­ge und ter­min­über­grei­fen­de Teil- nah­me der Stu­die­ren­den ange­wie­sen sind. Dem Ein­griff über­wiegt auch nicht der Schutz der Lern- und Stu­dier- frei­heit als kol­li­die­ren­des Ver­fas­sungs­recht. Stu­die­ren­de haben im Hin­blick auf die ver­pflich­ten­de Teil­nah­me an Lehr­ver­an­stal­tun­gen Ein­schrän­kun­gen in ihre Rech­te hin­zu­neh­men. Grund hier­für ist, dass die All­ge­mein­heit ein Inter­es­se dar­an hat, dass die Stu­die­ren­den ihre Lern- zie­le errei­chen. Anwe­sen­heits­pflich­ten stel­len das Medi- um dar, dass die­ses Ziel sicher­stel­len kann.59

Das Ver­bot von Anwe­sen­heits­pflich­ten führt auch im Innen­ver­hält­nis der Uni­ver­si­tä­ten zu recht­fer­ti­gungs­be- dürf­ti­gen Grund­rechts­ein­grif­fen. Da die Uni­ver­si­tä­ten im Innen­ver­hält­nis grund­rechts­ver­pflich­tet sind, grei­fen sie durch die Anord­nung eines Ver­bots von Anwe­sen- heits­pflich­ten oder die Ver­sa­gung einer Stu­di­en- oder Prü­fungs­ord­nung, die Anwe­sen­heits­pflich­ten anord­net, in das Selbst­ver­wal­tungs­recht der Fakul­tä­ten und die Lehr­frei­heit der Hoch­schul­pro­fes­so­rin­nen und ‑pro­fes- soren ein. Die­ser Ein­griff kann jedoch nicht zu Schutz der Lern- und Stu­dier­frei­heit als kol­li­die­ren­des Ver­fas- sungs­recht gerecht­fer­tigt wer­den. Stu­die­ren­de haben ei- nen Ein­griff auf­grund des Aus­bil­dungs­auf­trags hinzunehmen.60

Ver­bie­ten die Fakul­tä­ten, die sich wie die Uni­ver­si­tä- ten auch in einer janus­köp­fi­gen Grund­rechts­si­tua­ti­on befin­den, die Anord­nung von Anwe­sen­heits­pflich­ten, gelingt die Recht­fer­ti­gung nur teil­wei­se. Grund­sätz­lich muss es den Hoch­schul­leh­ren­den über­las­sen blei­ben, die Metho­de ihrer Lehr­ver­an­stal­tung eigen­stän­dig fest- zuset­zen. Etwas ande­res gilt aller­dings, wenn die Hoch- schul­leh­ren­den die Anwe­sen­heit als Zulas­sungs­vor­aus- set­zung zu Prü­fun­gen erklä­ren wol­len. Zum Schutz der Stu­die­ren­den sind die Prü­fungs­vor­aus­set­zun­gen in den Prü­fungs­ord­nun­gen fest­zu­le­gen. Ihr Erlass liegt aller- dings im Zustän­dig­keits­be­reich der Fakultäten.61

ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 411.
60 Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr-

ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 411.
61 Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr-

ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 411.

54 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 1 (2023), 45–54

VI. Aus­blick

Die Nor­mie­rung von Anwe­sen­heits­pflich­ten, wie sie in § 64 Abs. 2a HG NRW a.F. erfolgt ist, ist ver­fas­sungs­wid- rig. Das Ver­bot von Anwe­sen­heits­pflich­ten greift in nicht zu recht­fer­ti­gen­der Wei­se in die Rech­te der Hoch­schul- leh­ren­den, Fakul­tä­ten und Hoch­schu­len ein. Die Anord- nung von Anwe­sen­heits­pflich­ten greift zwar in die Lern- und Stu­dier­frei­heit der Stu­die­ren­den ein. Die­ser Ein­griff ist aber recht­fer­ti­gungs­fä­hig. Daher kann ein Ein­griff in die Lehr­frei­heit der Hoch­schul­leh­ren­den bzw. in das Selbst­ver­wal­tungs­recht der Hoch­schu­len und Fakul­tä­ten nicht zuguns­ten der Lern- und Stu­dier­frei­heit als ver­fas- sungs­un­mit­tel­ba­re Schran­ke gerecht­fer­tigt werden.62

Aus die­sem Grund ist den ande­ren Bun­des­län­dern nur zu raten, von ähn­li­chen Rege­lun­gen wie § 64 Abs. 2a

HG NRW abzu­se­hen. Der Umstand, dass § 64 Abs. 2a HG NRW im Rah­men der Novel­lie­rung des Hoch­schul- geset­zes wie­der gestri­chen wor­den ist, zeigt, dass auch die Ver­ant­wort­li­chen an der Ver­fas­sungs­ge­mäß­heit die- ser Norm gezwei­felt haben.63

Nach Stu­di­um an der Uni­ver­si­tät zu Köln und Pro­mo­ti- on bei Prof. Dr. Kem­pen, hat Sarah Gro­ne­mey­er bis zuletzt als Anwäl­tin bei Fried­rich Graf von West­fa­len in Köln gear­bei­tet und fängt zum neu­en Jahr im öffent­li- chen Dienst an.

  1. 62  Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr- ver­an­stal­tun­gen, 2020, S. 415 f.
  2. 63  Gro­ne­mey­er, Die Zuläs­sig­keit von Anwe­sen­heits­pflich­ten in Lehr- ver­an­stal­tun­gen, 2020, S 415 f.