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Über­sicht*

I. Ein­lei­tung

II. Grund­recht­li­che Einordnung

III. Über­blick über die gel­ten­den Rechts­grund­la­gen 1. Hoch­schul­ge­set­ze der Län­der
2. Pro­mo­ti­ons­ord­nun­gen
3. Zwi­schen­be­trach­tung

IV. Neue­re Ent­wick­lun­gen in der Recht­spre­chung
1. Täu­schung und „gel­tungs­er­hal­ten­de Reduk­ti­on“
2. Sank­tio­nie­rung und Gren­zen der Satzungsautonomie

V. Fazit und rechts­po­li­ti­scher Ausblick

I. Ein­lei­tung

Seit im Febru­ar 2011 ers­te Mel­dun­gen über Unre­gel­mä- ßig­kei­ten in der Dok­tor­ar­beit des dama­li­gen Ver­tei­di- gungs­mi­nis­ters Karl-Theo­dor zu Gut­ten­berg die Runde

* Der Bei­trag ist in Dank­bar­keit und Ver­eh­rung mei­nem aka­de- mischen Leh­rer Tho­mas Wür­ten­ber­ger zu sei­nem 80. Geburts­tag gewid­met. Dem gesam­ten Team des Lehr­stuhls für Öffent­li­ches Recht, Dt., Europ. und Intern. Steu­er­recht, Uni­ver­si­tät Würz­burg dan­ke ich ganz herz­lich für die wert­vol­le Unter­stüt­zung bei der Abfas­sung des Bei­trags, ins­be­son­de­re bei der umfang­rei­chen Sich­tung der Rechtsquellen.

  1. 1  Ange­sto­ßen wor­den ist die Affä­re bekannt­lich durch Fischer- Lesca­no, Rezen­si­on zu Gut­ten­berg, Ver­fas­sung und Ver­fas­sungs- ver­trag, KJ 2011, 112, auf­ge­grif­fen in der SZ vom 16.02.2011 Preuß/ Schultz, Gut­ten­berg soll bei Dok­tor­ar­beit abge­schrie­ben haben, Süd­deut­sche Zei­tung 16.2.2011 (https://www.sueddeutsche.de/ poli­ti­k/­pla­gi­ats­vor­wurf-gegen-ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter-gut­ten­berg- soll-bei-doktorarbeit-abgeschrieben-haben‑1.1060774–0#seite‑2, zuletzt abge­ru­fen am 17.07.2023).
  2. 2  Tages­schau Mel­dung v. 23.02.2011 (Uni Bay­reuth ent­zieht Gut­ten- berg den Dok­tor www.tagesschau.de/inland/guttenberg-ts-198. html, zuletzt abge­ru­fen am 17.07.2023); Wiki­pe­dia-Ein­trag zur Pla­gi­ats­af­fä­re Gut­ten­berg (wikipedia.org, zuletzt abge­ru­fen am 17.07.2023); maß­geb­li­chen Anteil hat­te Gut­ten­Plag Wiki, ein offe­nes Wiki, des­sen Mit­ar­bei­ter pla­gi­ier­te Stel­len der Dis­ser­ta­ti­on doku­men­tier­ten (https://guttenplag.fandom.com/de/wiki/Gutten Plag_Wiki, zuletzt abge­ru­fen am 17.07.2023).
  3. 3  Scha­van ver­liert Dok­tor­ti­tel — und kün­digt Kla­ge an, Süd­deut­sche Zei­tung 5.2.2013; Annet­te Scha­van bei
    Wiki­pe­dia (https://de.wikipedia.org/wiki/Annette_ Schavan#Plagiatsvorw%C3%BCrfe,_Aberkennung_des_Doktor grads_und_R%C3%BCcktritt, zuletzt abge­ru­fen am17.07.2023); Ent­zug gericht­lich bestä­tigt durch VG Düs­sel­dorf,
    Urt. v .20.03.2014, 15 K 2271/13, ZUM 2014, 602; sie­he auch https://

machten,1 ver­geht prak­tisch kein Monat, in dem das The­ma Wis­sen­schafts­pla­gia­te nicht die Öffent­lich­keit bewegt. Die Lis­te der­je­ni­gen, die sich gegen Pla­gi­ats­vor- wür­fe ver­tei­di­gen muss­ten, ist lang und pro­mi­nent. Auf Ebe­ne der Bun­des­mi­nis­ter hat dies nicht nur bei Karl- Theo­dor zu Guttenberg,2 son­dern auch bei Annet­te Schavan3 sowie Fran­zis­ka Giffey4 zum Titel­ent­zug geführt. Nicht bestä­tigt haben sich oder jeden­falls fol- gen­los geblie­ben sind hin­ge­gen die Vor­wür­fe, die gegen die frü­he­re Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­rin und heu­ti­ge Prä­si- den­tin der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on Ursu­la von der Leyen5 sowie den frü­he­ren Außen­mi­nis­ter und heu­ti­gen Bun­des­prä­si­den­ten Frank-Wal­ter Steinmeier6 erho­ben wor­den sind.

Die Grün­de, war­um das The­ma Wis­sen­schafts­pla­gia- te an Rele­vanz gewon­nen hat, sind viel­fäl­tig. Gele­gen­heit macht bekannt­lich Die­be. Mit dem Inter­net ist eine na- hezu unbe­grenz­te Wis­sens­res­sour­ce nur einen Maus- klick entfernt.7 Auch Bücher und Zeitschriftenartikel,

schavanplag.wordpress.com, zuletzt abge­ru­fen am 31.08.2023.
4 Mel­dung der FU Ber­lin vom 10.06.2021 (Freie Uni­ver­si­tät Ber­lin ent­zieht Fran­zis­ka Gif­fey den Dok­tor­grad – https://www.fu-

berlin.de/presse/informationen/fup/2021/fup_21_109-ergebnis- pruefverfahren-franzsiska-giffey/index.html, zuletzt abge­ru­fen am 17.07.2023); Wiki­pe­dia Ein­trag zu Fran­zis­ka Gif­fey u.a. zur Pla­gi­ats­af­fä­re (wikipedia.org, zuletzt abge­ru­fen am 17.07.2023); die Dis­ser­ta­ti­on wur­de von Vro­ni­Plag Wiki über­prüft, sie­he dazu https://vroniplag.fandom.com/de/wiki/Dcl, zuletzt abge­ru­fen am 31.08.2023.

Greiner/Gebauer/Töpper, Dar­um darf von der Ley­en ihren Dok­tor behal­ten, Spie­gel 9.3.2016; Ursu­la von der Ley­en bei Wiki­pe­dia (https://de.wikipedia.org/wiki/Ursula_von_der_Leyen#Plagiate_ in_der_Dissertation, zuletzt abge­ru­fen am 17.07.2023); sie­he auch Ursu­la von der Ley­en bei Vro­ni­Plag Wiki (https://vroniplag. fandom.com/de/wiki/Ugv, zuletzt abge­ru­fen am 17.07.2023).

6 Pla­gi­ats­ver­dacht gegen SPD-Poli­ti­ker Stein­mei­er – Vor­wür­fe aus umstrit­te­ner Quel­le, Süd­deut­sche Zei­tung vom. 29.9.2013 (https:// www.sueddeutsche.de/bildung/plagiatsverdacht-gegen-spd- politiker-steinmeier-vorwuerfe-aus-umstrittener-quelle‑1.1783302, zuletzt abge­ru­fen am 17.07.2023); auch the­ma­ti­siert im Wiki­pe­dia- Ein­trag zu Frank-Wal­ter Stein­mei­er (https://de.wikipedia.org/ wiki/Frank-Wal­ter_Stein­mei­er, zuletzt abge­ru­fen am 17.07.2023); Über­prü­fung der Dis­ser­ta­ti­on auf Vro­ni­Plag Wiki, sie­he dazu https://vroniplag.fandom.com/de/wiki/Fws, zuletzt abge­ru­fen am 31.08.2023.

7 Trotz Pla­gi­ats­vor­wür­fen lesens­wert zu den Mög­lich­kei­ten der juris­ti­schen Recher­che im Inter­net (Holznagel/Schumacher/Ricke, Juris­ti­sche Arbeits­tech­ni­ken und Metho­den, 1. Aufl. 2012, S. 35 ff.).

Ralf P. Schenke*

Pro­mo­ti­on und Wis­sen­schafts­pla­gia­te: Eine Be- stands­auf­nah­me im Rege­lungs­ver­bund zwi­schen Lan­des­ge­setz­ge­bung, Hoch­schu­len und Richterrecht

Ord­nung der Wis­sen­schaft 2023, ISSN 2197–9197

210 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 4 (2023), 209–220

die nicht ori­gi­när digi­tal ange­bo­ten wer­den, kön­nen ein- gescannt, sprach­lich ver­schlei­ert und dann als eige­ner Text aus­ge­ge­ben wer­den. Wich­ti­ger als die Mühe­lo­sig- keit des Pla­gi­ie­rens durch „Copy and Pas­te“ ist aber ein ande­res Moment. Der digi­ta­le Fort­schritt hat gegen­läu­fig auch ver­bes­ser­te Mög­lich­kei­ten geschaf­fen, Pla­gia­to­ren auf die Schli­che zu kom­men. Um einen ers­ten Pla­gi­ats- ver­dacht zu begrün­den, muss kein gro­ßer tech­ni­scher Auf­wand betrie­ben wer­den. Sofern aus frei zugäng­li­chen Inter­net­quel­len pla­gi­iert wur­de, kann sich bereits die schlich­te Ein­ga­be ein­zel­ner Pas­sa­gen der Arbeit in eine Such­ma­schi­ne als ziel­füh­rend erwei­sen. Auf­wen­di­ger ist eine sys­te­ma­ti­sche Pla­gi­ats­su­che, wenn die Refe­renz­tex- te hin­ter Bezahl­schran­ken ver­bor­gen oder zunächst nicht digi­tal ver­füg­bar sind. Hier führt kein Weg dar­an vor­bei, die Ver­gleichs­tex­te zunächst in digi­ta­ler Form zu erfas­sen. Schon wer über begrenz­te Pro­gram­mier­kennt- nis­se ver­fügt, kann sich dann aber einen Pla­gi­ats­de­tek­tor auf einem Stan­dard­rech­ner instal­lie­ren, der die Ein­spei- sung zuvor ein­ge­scann­ter Refe­renz­tex­te ermöglicht.8 Die noch bes­se­re Alter­na­ti­ve sind pro­fes­sio­nel­le Pro­gram­me zur Pla­gi­ats­su­che, wie bei­spiels­wie­se Ithenicate.9

Zusätz­lich befeu­ert wor­den ist die Auf­de­ckung von Pla­gia­ten durch die kol­la­bo­ra­ti­ve Pla­gi­ats­su­che. Gold- stan­dard der kol­la­bo­ra­ti­ven Pla­gi­ats­su­che ist die Inter- net­platt­form vroniplag-wiki.10 Die Sei­te ging Ende März 2011 online. Namens­ge­be­rin war Vero­ni­ca Saß, die Toch- ter des frü­he­ren baye­ri­schen Minis­ter­prä­si­den­ten Ed- mund Stoi­ber, deren Dok­tor­ar­beit zunächst im Rah­men des Wiki Gut­ten­plag dis­ku­tiert wur­de. Auf vro­ni­plag-wi- ki sind Stand Juli 2023 217 Dis­ser­ta­tio­nen gelis­tet, die sich einer kol­la­bo­ra­ti­ven Pla­gi­ats­su­che unter­zie­hen muss­ten. Nach eige­nen Anga­ben sind die Mit­wir­ken­den rein ehren­amt­lich tätig. Nach den Regeln der Com­mu­ni- ty setzt eine Auf­nah­me in die öffent­li­che Lis­te pla­gi­ats- ver­däch­ti­ger Arbei­ten einen Anfangs­ver­dacht vor­aus, der eine gewis­se Erheb­lich­keits­schwel­le über­schrit­ten haben muss.11 Die Qua­li­tät der dort geleis­te­ten Arbeit darf bei aller Kri­tik, die an der Ein­rich­tung geübt wird,

8 https://github.com/topics/plagiarism-checker?l=python (zuletzt abge­ru­fen am 11.09.2023).

9 https://www.ithenticate.com/ (zuletzt abge­ru­fen am 11.09.2023).

  1. 10  Abruf­bar unter https://vroniplag.fandom.com/de/wiki/Home.Nicht ver­wech­selt wer­den darf vro­ni­plag-wiki mit vroniplag.de. Hier­bei han­delt es sich um ein kom­mer­zi­el­les Ange­bot zur Pla­gi- ats­su­che, das sei­nen Auf­trag­ge­bern strik­te Anony­mi­tät zusi­chert und für den „Ein­stieg in die Pla­gi­ats­su­che” offen­sicht­lich noch nicht ein­mal einen Anfangs­ver­dacht vor­aus­setzt (https://www.vroniplag.de/plagiatssuche/articles/plagiatsuche-der- einstieg.html, zuletzt abge­ru­fen am 31.08.2023).
  2. 11  https://vroniplag.fandom.com/de/wiki/VroniPlag_Wiki:FAQ — Wie wird die Pla­gi­ats­do­ku­men­ta­ti­on finan­ziert? (zuletzt abge­ru­fen am 19.7.2023).

kei­nes­falls unter­schätzt wer­den. Dies unter­streicht schon die Anzahl der Ent­zie­hun­gen, die auf der Sei­te von vro- niplag-wiki doku­men­tiert und in den aller­meis­ten Fäl- len wohl ent­schei­dend durch den auf der Sei­te geäu­ßer- ten Pla­gi­ats­ver­dacht ange­sto­ßen wor­den sind.

Wenn Titel ent­zo­gen wur­den, hat­te dies in nicht we- nigen Fäl­len ein juris­ti­sches Nach­spiel. Die Ver­su­che, sich dage­gen ver­wal­tungs­ge­richt­lich zur Wehr zu set­zen, sind zahl­reich. Ins­ge­samt waren sie aber nur von sehr beschei­de­nem Erfolg gekrönt.12 Bei den Ver­wal­tungs­ge- rich­ten kön­nen Pla­gia­to­ren offen­sicht­lich auf wenig Sym­pa­thie hof­fen. Soweit ersicht­lich, sind bis­lang nahe- zu sämt­li­che Kla­gen erfolg­los abge­wie­sen worden.13 Dies grün­det in wesent­li­chen Tei­len dar­auf, dass der Stan­dard­ein­wand, die Arbeit wei­se trotz der Pla­gia­te noch hin­rei­chend viel Sub­stanz auf, regel­mä­ßig zurück- gewie­sen wurde.14

Die rela­ti­ve Geräusch­lo­sig­keit der admi­nis­tra­ti­ven und juris­ti­schen Ver­ar­bei­tung des Phä­no­mens erweckt auf den ers­ten Blick den Ein­druck, die rechts­wis­sen- schaft­li­chen Fra­gen der Ent­zie­hung des Dok­tor­gra­des sei­en abschlie­ßend und zufrie­den­stel­lend beant­wor­tet. Anlass, die­sen Befund in Zwei­fel zu zie­hen, bie­ten aber sowohl jün­ge­re Ent­wick­lun­gen im Lan­des­hoch­schul- recht, den Pro­mo­ti­ons­ord­nun­gen der Fakul­tä­ten, aber auch in der Recht­spre­chung, die im Fol­gen­den nach­ge- zeich­net wer­den sollen.

Um die Ana­ly­se vor­zu­be­rei­ten, soll die The­ma­tik in einem ers­ten Schritt zunächst grund­recht­lich ein­ge­ord- net wer­den (dazu II.). Dies ist not­wen­dig, weil die grund- recht­li­che Dimen­si­on nicht nur im Rah­men von Ermes- sens­ent­schei­dun­gen über die Aberken­nung mit­ge­dacht wer­den muss, son­dern bereits die Anfor­de­run­gen an die Rechts­grund­la­gen für den Titel­ent­zug bestimmt. Im An- schluss ist ein Über­blick über die gel­ten­den Rege­lun­gen in den Lan­des­hoch­schul­ge­set­zen und den Pro­mo­ti­ons- ord­nun­gen zu geben (dazu III.). Mit Recht viel Beach- tung haben eine bereits 2017 ergan­ge­ne Ent­schei­dung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts zum Täuschungstatbe-

12 Espo­si­toAnna/Schäfer, Ans­gar, Über­blick über die Recht­spre­chung zu Pla­gia­ten in Hoch­schu­le und Wis­sen­schaft, 07.02.2017 (aus- gewer­tet wur­de eine Aus­wahl von rund 80 beson­ders rele­van­ten ein­schlä­gi­gen Gerichts­ent­schei­dun­gen in Deutschland).

13 Gär­ditz, Der Ent­zug von Dok­tor­grad oder Habi­li­ta­ti­on wegen wis­sen­schaft­li­chen Fehl­ver­hal­tens, WissR 2021, 150 (167) unter Ver­weis auf VG Köln, Urt. v. 12.01.2017, 6 K 7332/15 und einen wei- teren Fall, in dem ver­wal­tungs­ge­richt­li­che Ent­schei­dun­gen nicht ver­öf­fent­licht wur­den. In bei­den Fäl­len grün­de­te der Erfolg der Anfech­tungs­kla­gen auf for­mel­len Män­geln, weil die ent­schei­den- den Hoch­schul­gre­mi­en falsch besetzt waren.

14 VGH BW, Urt. v. 18.11.1980, IX 1302/78, ESVGH 31, 54 (57); VGH BW, Urt. v. 19.4.2000, 9 S 2435/99, juris Rn. 25; VG Düs­sel­dorf, Urt. v. 20.03.2014, 15 K 2271/13, ZUM 2014, 602, juris Rn. 149.

stand15 sowie ein 2020 ergan­ge­ner Nicht­an­nah­me­be- schluss des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts zum Rege­lungs- ver­bund zwi­schen Lan­des­ge­setz­ge­bung und Sat­zung­s­au- tono­mie der Hochschulen16 erfah­ren. Nach der Ana­ly­se der Ent­schei­dungs­grün­de und den sich aus ihnen erge- ben­den Fol­ge­run­gen (dazu IV.) schließt die Unter­su- chung mit einem rechts­po­li­ti­schen Aus­blick (dazu VI.).

II. Grund­recht­li­che Einordnung

Aus grund­recht­li­cher Per­spek­ti­ve bewegt sich der Ent- zug eines Dok­tor­gra­des in einem kom­ple­xen Span- nungsfeld.17 Vor­sätz­li­ches eben­so wie grob fahr­läs­si­ges wis­sen­schaft­li­ches Fehl­ver­hal­ten steht außer­halb des Schutz­be­reichs der Wissenschaftsfreiheit.18 Solan­ge ein ent­spre­chen­der Nach­weis nicht erbracht ist, müs­sen sich aber die von einem Pla­gi­ats­ver­dacht Betrof­fe­nen zunächst auf die Wis­sen­schafts­frei­heit beru­fen kön- nen.19 Unab­hän­gig vom Aus­gang des Ver­fah­rens ist zuguns­ten der Betrof­fe­nen die Berufs­frei­heit (Art. 12 Abs. 1 GG) zu berück­sich­ti­gen. Da im Fall der Aberken­nung regel­mä­ßig mit Nach­tei­len im beruf­li­chen Wer­de­gang zu rech­nen ist, wird dies zumin­dest ein Ein- griff in die Frei­heit der Berufs­aus­übung sein (Art. 12 Abs. 1 S. 2 GG).20 Sofern die Pro­mo­ti­on, wie ins­be­son­de­re im Bereich der Hoch­schul­leh­re, Vor­aus­set­zung für die Aus- übung eines Berufs ist, berührt ein Ent­zug dar­über hin- aus sogar die Frei­heit der Berufs­wahl (Art. 12 Abs. 1 S. 1 GG).21 Vor dem mit der Aberken­nung ver­bun­de­nen sozia­len und gesell­schaft­li­chen Anse­hens- ver­lust schützt das Per­sön­lich­keits­recht der Betrof­fe­nen (Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG).

Gegen­läu­fi­ger grund­recht­lich geschütz­ter Belang ist die den Hoch­schu­len und ihren Fakul­tä­ten anver­trau­te Pfle­ge der Wis­sen­schaft (Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG).22 Dass ein sys­te­ma­ti­sches Pla­gi­ie­ren der Wis­sen­schaft schwe­ren Scha­den zufügt, ver­steht sich von selbst. Pla­gia­to­ren bau­en wis­sen­schaft­li­che Repu­ta­ti­on auf Kos­ten Drit­ter auf, ent­hal­ten den wah­ren Autoren die ver­dien­te wis­sen- schaft­li­che Aner­ken­nung vor und unter­gra­ben so die In- tegri­tät und das Ver­trau­en in die Wis­sen­schaft insge-

15 BVerwG, Urt. v. 21.06.2017, 6 C 3.16, BVerw­GE 159, 148.
16 BVerfG, Nicht­an­nah­me­be­schluss v. 25.05.2020, 1 BvR 2103/17,

WissR 2020, 385.
17 Vgl. etwa Zent­hö­fer, Pla­gia­te in der Wis­sen­schaft, 2022, S. 108 ff. 18 Vgl. Feh­ling, in: Kahl/Waldhoff/Walter, BK, Art. 5 Abs. 3 (Wis­sen-

schafts­frei­heit) Rn. 167.
19 Schul­ze-Fie­litz, Reak­ti­ons­mög­lich­kei­ten des Rechts auf wissen-

schaft­li­ches Fehl­ver­hal­ten, WissR 2012, 1 (51); Gär­ditz (Fußn. 13)

(154).
20 BVerwG, Urt. v. 21.06.2017, 6 C 3.16, BVerw­GE 159, 148 Rn. 16.

samt. Zu Recht geht das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt des- halb davon aus, dass die Uni­ver­si­tä­ten nicht nur berech- tigt, son­dern sogar ver­pflich­tet sind, wis­sen­schaft­li­ches Fehl­ver­hal­ten zu sanktionieren.23

Auch im Hoch­schul­be­reich wirkt sich die Grund- rechts­re­le­vanz einer Maß­nah­me auf das “Ob” und das “Wie” einer gege­be­nen­falls not­wen­di­gen Ermäch­ti- gungs­grund­la­ge aus. Aller­dings muss die tra­dier­te We- sent­lich­keits­leh­re, die den Vor­be­halt des Geset­zes kon- kre­ti­siert, hier modi­fi­ziert wer­den. Übli­cher­wei­se stei- gen die Anfor­de­run­gen an die Rege­lungs­dich­te, je inten- siver staat­li­ches Han­deln Grund­rech­te berührt.24 Ange­sichts der oben skiz­zier­ten Grund­rechts­be­zü­ge wür­de dies auf den ers­ten Blick für eine hohe Rege­lungs- dich­te mit­tels par­la­ments­ge­setz­li­cher Ermäch­ti­gungs- grund­la­ge spre­chen. Ein der­ar­ti­ger Schluss ist aber zu- min­dest vor­ei­lig und ver­kennt die insti­tu­tio­nel­le Bedeu­tung der Wis­sen­schafts­frei­heit und die Rol­le der Hoch­schu­len. Die­se ver­fü­gen als Selbst­ver­wal­tungs­kör- per­schaf­ten über Satzungsautonomie.25 Durch Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG ist ihnen das Recht ver­lie­hen, ihren Wis­sen­schafts­be­trieb, d. h. Ange­le­gen­hei­ten von For- schung und Leh­re, eigen­ver­ant­wort­lich zu regeln. Die- sem geschütz­ten Bereich ist nach ein­hel­lig ver­tre­te­ner Auf­fas­sung auch das Pro­mo­ti­ons­we­sen zuzu­ord­nen, das inner­halb der Hoch­schu­le den Fakul­tä­ten anver­traut ist.

Was dies spe­zi­ell für den Rege­lungs­ver­bund von Lan- des­ge­setz­ge­bung und Pro­mo­ti­ons­ord­nun­gen im Fall der Aberken­nung aka­de­mi­scher Gra­de bedeu­tet, war Ge- gen­stand jün­ge­rer Ent­schei­dun­gen sowohl des Bun­des- ver­wal­tungs­ge­richts als auch des Bun­des­ver­fas­sungs­ge- richts. Hier­auf wird noch im Ein­zel­nen im Teil IV 2 nä- her ein­zu­ge­hen sein.

III. Über­blick über die gel­ten­den Rechtsgrundlagen

Die Rechts­grund­la­gen für den Ent­zug eines Dok­tor­gra- des fin­den sich im Hoch­schul­recht der Län­der sowie in den Pro­mo­ti­ons­ord­nun­gen der Fakul­tä­ten. Die fol­gen­de Ana­ly­se muss sich auf anfäng­li­che Män­gel beschränken.

Schen­ke · Pro­mo­ti­on und Wis­sen­schafts­pla­gia­te 2 1 1

21 22 23

24 25

BVerwG, Urt. v. 21.06.2017, 6 C 3.16, BVerw­GE 159, 148 Rn. 16. BVerwG, Urt. v. 21.06.2017, 6 C 3.16, BVerw­GE 159, 148 Rn. 23. BVerwG, Urt. v. 21.06.2017, 6 C 3.16, BVerw­GE 159, 148 Rn. 40;
s. auch Hebe­ler, Ent­zie­hung des Dok­tor­gra­des wegen Pla­gi­ats, JA 2018, 399 (400).

Zur Wesent­lich­keits­leh­re nur Zippelius/Würtenberger, Deut­sches Staats­recht, 33. Aufl. 2018, § 12 Rn. 43 ff.
All­ge­mein zu den Gren­zen der Sat­zungs­au­to­no­mie Zip­pe­li­us/­Wür- ten­ber­ger (Fußn. 24), § 45 Rn. 135 ff.

212 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 4 (2023), 209–220

1. Hoch­schul­ge­set­ze der Länder

Auf ein­fach­ge­setz­li­cher Ebe­ne war die Mate­rie lan­ge Zeit bun­des­ein­heit­lich durch § 4 Abs. 1 Buchst. a GFaG (Gesetz über die Füh­rung aka­de­mi­scher Grade)26 gere- gelt, auf den auch viel­fach in frü­he­ren Pro­mo­ti­ons­ord- nun­gen ver­wie­sen wur­de. Nach die­ser vor­kon­sti­tu­tio- nel­len Norm konn­te der von einer deut­schen staat­li­chen Hoch­schu­le ver­lie­he­ne aka­de­mi­sche Grad wie­der ent­zo- gen wer­den, „wenn sich nach­träg­lich her­aus­stellt, dass er durch Täu­schung erwor­ben wor­den ist, oder wenn wesent­li­che Vor­aus­set­zung für die Ver­lei­hung irri­ger- wei­se als gege­ben ange­nom­men wor­den sind.“ Wei­te­re Ent­zie­hungs­tat­be­stän­de waren die „Unwür­dig­keit“ ent- weder bereits bei Ver­lei­hung des aka­de­mi­schen Gra­des (§ 4 Abs. 1 Buchst. b GFaG) oder durch spä­te­res Verhal- ten nach der Ver­lei­hung (§ 4 Abs. 1 Buchst. c GFaG). Das GFaG ist über Art. 123 Abs. 1 GG in die bun­des­deut­sche Rechts­ord­nung über­führt wor­den. Da sein Rege­lungs­ge- gen­stand zum maß­geb­li­chen Zeit­punkt des Inkraftt­re- tens des Grund­ge­set­zes kom­pe­tenz­recht­lich der Gesetz- gebungs­ho­heit der Län­der zuzu­ord­nen war, galt das GFaG als Lan­des­recht fort.27 Ein­zi­ge Aus­nah­me war die auf Ebe­ne des Bun­des­rechts ein­zu­ord­nen­de Straf­rechts- norm des § 5 GFaG, die erst 2010 auf­ge­ho­ben wor­den ist. Hin­sicht­lich des Titel­ent­zugs stand es den Län­dern hin- gegen von Anfang an frei, das GFaG durch eigen­stän­di- ge Rege­lun­gen zu ersetzen.

Von die­ser Mög­lich­keit ist mitt­ler­wei­le durch­ge­hend Gebrauch gemacht worden.28 Gegen­wär­tig kön­nen auf Ebe­ne des förm­li­chen Lan­des­rechts drei Rege­lungs­kon- zep­tio­nen unter­schie­den wer­den, die sich nach dem Grad der Bin­dung der Sat­zungs­au­to­no­mie durch den Lan­des­ge­setz­ge­ber aus­dif­fe­ren­zie­ren. Sämt­li­chen Lan- des­hoch­schul­ge­set­zen ist gemein, dass sie die Uni­ver­si- täten zum Erlass von Pro­mo­ti­ons­ord­nun­gen ermäch­ti- gen. Das ers­te Rege­lungs­mo­dell, wie es in Brandenburg,

26 G. v. 07.06.1939 RGBl. I S. 985; auf­ge­ho­ben durch Arti­kel 9 Abs. 2 G. v. 23.11.2007 BGBl. I S. 2614.

27 BVerwG, Urt. v. 31.07.2013, 6 C 9.12, BVerw­GE 147, 292. Abwei- chen­des gilt allein für die Straf­rechts­norm des § 5 GFaG. In die­ser war das Ange­bot, gegen Ver­gü­tung den Erwerb eines aus­län­di- schen aka­de­mi­schen Gra­des zu ver­mit­teln, mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geld­stra­fe bewährt. Die­se Norm galt im Rang von Bun­des­recht und ist erst durch Art. 9 Abs. 2 des Zwei­ten Geset­zes über die Berei­ni­gung von Bun­des­recht im Zustän­dig­keits­be­reich des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums der Jus­tiz (G. v. 23.11.2007 BGBl. I S. 261) auf­ge­ho­ben worden.

28 Die ein­schlä­gi­gen Lan­des­hoch­schul­ge­set­ze wer­den wie folgt zitiert: Baden-Würt­tem­berg: BW LHG; Bay­ern: Bay­HIG; Ber­lin: BerlHG; Bran­den­burg: BbgHG; Bre­men: BremHG; Ham­burg: HmbHG; Hes­sen: HessHG; Meck­len­burg-Vor­pom­mern: LHG M‑V; Nie­der­sa­chen: NHG; Nord­rhein-West­fa­len: HG-NRW; Rhein­land-Pfalz: Hoch­SchG; Saar­land: SHSG; Sach­sen: SächsHSG;

Bre­men, Ham­burg, Nie­der­sa­chen, Rhein­land-Pfalz so- wie Schles­wig-Hol­stein umge­setzt wor­den ist, lässt es dabei bewenden.29 In Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Nord­rhein-West­fa­len und dem Saar­land sind die ein- schlä­gi­gen Bestim­mun­gen in den Pro­mo­ti­ons­ord­nun- gen zum Titel­ent­zug noch zusätz­lich durch Sat­zungs­er- mäch­ti­gun­gen abge­si­chert, die die Hoch­schu­len zum Er- lass von Prü­fungs­ord­nun­gen ein­schließ­lich der Fol­gen von Ver­stö­ßen gegen Prü­fungs­vor­schrif­ten ermäch­ti- gen.30 Deut­lich stär­ke­ren Bin­dun­gen unter­liegt die Sat- zungs­au­to­no­mie im zwei­ten Rege­lungs­mo­dell, das sich in Ber­lin, Hes­sen, Sach­sen, Sach­sen-Anhalt sowie Thü- rin­gen durch­ge­setzt hat. Dort sieht das Lan­des­hoch- schul­ge­setz Son­der­tat­be­stän­de für den Titel­ent­zug vor, die an eine Täuschung31 anknüp­fen. Der Ent­zug steht dann ent­we­der im Ermes­sen (Sach­sen, Sach­sen-An- halt)32 oder ist als Sollvorschrift33 aus­ge­stal­tet. Das drit­te Rege­lungs­mo­dell liegt den baden-würt­tem­ber­gi­schen und den baye­ri­schen Vor­schrif­ten zugrun­de. Bei­de Län- der ver­wei­sen in ihren Lan­des­hoch­schul­ge­set­zen für Ent­zug eines Hoch­schul­gra­des auf die Par­al­lel­vor­schrif- ten im Lan­des­recht zur Rück­nah­me von Ver­wal­tungs­ak- ten.34 Ergänzt wird der Ver­weis durch die Gene­ra­ler- mäch­ti­gung zum Erlass von Pro­mo­ti­ons­ord­nun­gen so- wie durch eine wei­te­re Ermäch­ti­gung, im Fal­le von Ver- stö­ßen gegen die Prü­fungs­ord­nung auch Sank­tio­nen zu regeln.35

Im ers­ten und zwei­ten Rege­lungs­mo­dell, d.h. außer- halb von Baden-Würt­tem­berg und Bay­ern, stellt sich die Fra­ge, ob und inwie­weit ein Titel­ent­zug neben den spe- zial­ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten in den Lan­des­hoch­schul- geset­zen bzw. den Pro­mo­ti­ons­ord­nun­gen auch auf die Par­al­lel­vor­schrif­ten zu § 48 VwVfG im Lan­des­recht ge- stützt wer­den kann. Tat­be­stand­lich setzt § 48 VwVfG zu- nächst nicht mehr, aber auch nicht weni­ger als die schlich­te Rechts­wid­rig­keit voraus.36 Wären die Par­al­lel- vor­schrif­ten zu § 48 VwVfG gene­rell neben den spezial-

Sachen-Anhalt: HSG LSA; Schles­wig-Hol­stein: HSG SH; Thüring-

en: ThürHG.
29 § 32 Abs. 3 S. 2 BbgHG; § 65 Abs. 4 BremHG; § 70 Abs. 6 HmbHG;

§ 43 Abs. 3 S. 1 LHG M‑V; § 9 Abs. 3 NHG; § 67 Abs. 3 S. 3 HG- NRW; § 34 Abs. 8 S. 2 Hoch­SchG; §§ 69 Abs. 3 S. 1 i.V.m. 64 SHSG; § 54 Abs. 3 S. 1 HSG SH.

30 § 38 Abs. 2 Nr. 12 LHG M‑V; § 64 Abs. 2 Nr. 9 HG-NRW; § 69 Abs. 3 S. 1 i.V.m. § 64 Abs. 3 Nr. 10 SHSG.

31 § 34 Abs. 7 Nr. 1 BerlHG; § 32 S. 1 Alt. 1 HessHG;
§ 40 Abs. 4 Nr. 1 SächsHSG; § 21 Abs. 1 Nr. 1 HSG LSA; § 58 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 ThürHG.

32 § 40 Abs. 4 SächsHSG; § 21 Abs. 1 HSG LSA.
33 § 34 Abs. 7 BerlHG; § 32 HessHG; § 58 Abs. 7 S. 1 ThürHG.
34 Sie­he § 36 Abs. 7 S. 1 BW LHG; Art. 101 S. 1 Bay­HIG.
35 Art. 84 Abs. 3 Nr. 9 Bay­HIG.
36 Suer­baum, in: Mann/Sennekamp/Uetrichtz, VwVfG, 2. Aufl. 2019,

§ 48 VwVfG Rn. 252.

gesetz­li­chen Rege­lun­gen anwend­bar, könn­ten so die spe- ziel­len Ent­zugs­tat­be­stän­de aus­ge­he­belt wer­den, die den Ent­zug an qua­li­fi­zier­te Vor­aus­set­zun­gen binden.37 Dies spricht dafür, dass die all­ge­mei­nen Vor­schrif­ten im Lan- des­recht zur Rück­nah­me von Ver­wal­tungs­ak­ten durch die spe­zi­el­le­ren Rege­lun­gen im Lan­des­hoch­schul­recht ver­drängt werden.38

2. Pro­mo­ti­ons­ord­nun­gen

An die­ser Stel­le kann kein umfas­sen­der und fakul­tä­ten- über­grei­fen­der Über­blick über die Rege­lun­gen für den Titel­ent­zug in den Pro­mo­ti­ons­ord­nun­gen gege­ben wer- den. Viel­mehr wird sich fol­gen­de Aus­wer­tung von vorn- her­ein auf Pro­mo­ti­ons­ord­nun­gen juris­ti­scher Fakul­tä­ten beschrän­ken und je Bun­des­land jeweils auch nur eine Pro­mo­ti­ons­ord­nung berück­sich­ti­gen. Aus­ge­wählt wur- den die Pro­mo­ti­ons­ord­nun­gen der juris­ti­schen Fakul­tä- ten in Tübin­gen, Mün­chen, Ber­lin (FU), Pots­dam, Bre- men, Ham­burg (Lan­des­uni­ver­si­tät), Frank­furt am Main, Greifs­wald, Han­no­ver, Düs­sel­dorf, Mainz, Saar­brü­cken, Leip­zig, Hal­le, Kiel und Jena.39 Aus Grün­den der Ein- fach­heit wird auf die exak­te Bezeich­nung der Ord­nun- gen ver­zich­tet und abkür­zend allein die jewei­li­ge Uni- ver­si­täts­stadt benannt.

Auf­fäl­lig ist, dass sich die unter­schied­li­chen Rege- lungs­kon­zep­tio­nen in den Landeshochschulgesetzen

37 OVG-NRW, Urt. v. 10.12.2015, 19 A 2820/11, juris Rn. 47.
38 S. auch OVG-NRW, Urt. v. 10.12.2015, 19 A 254/13, Beck­RS 2016,

40861 Rn. 52 sowie Hebe­ler (Fußn. 23) (400), aller­dings mit pro­ble­ma­ti­schem Rück­griff auf § 1 Abs. 1 LVwVfG; dif­fe­ren­zie­rend Löwer, Aus der Welt der Pla­gia­te, RW 2012, 116 (133), der von einem Vor­rang der Rück­nah­me­vor­schrif­ten aus­geht, sofern im Lan­des­hoch­schul­recht nicht zumin­dest eine Ermäch­ti­gung an den Sat­zungs­ge­setz­ge­ber ent­hal­ten ist, Rechts­fol­gen für die Ver­stö­ße gegen Prü­fungs­nor­men in der Prü­fungs­ord­nung zu regeln.

39 Im Ein­zel­nen wur­den aus­ge­wählt: für Baden-Würt­tem­berg die Pro­mo­ti­ons­ord­nung der Eber­hard-Karls-Uni­ver­si­tät Tübin­gen (amtl. Bek. der zen­tra­len Ver­wal­tung, Jahr­gang 41 – Nr. 12 – 30.07.2015), für Bay­ern die Pro­mo­ti­ons­ord­nung der Lud­wig-Maxi- mili­ans-Uni­ver­si­tät Mün­chen (Bekannt­ma­chung durch Anschlag in der Lud­wig-Maxi­mi­li­ans-Uni­ver­si­tät Mün­chen am 03.11.2017), für Ber­lin die Pro­mo­ti­ons­ord­nung der Frei­en Uni­ver­si­tät Ber­lin (Amts­blatt der Frei­en Uni­ver­si­tät Ber­lin 13/2017, 251, 24. Mai 2017), für Bran­den­burg die Pro­mo­ti­ons­ord­nung der Uni­ver­si­tät Pots­dam (amtl. Bek., 1998, Nr. 1, I. Rechts- und Ver­wal­tungs­vor­schrif­ten), für Bre­men die Pro­mo­ti­ons­ord­nung der Uni­ver­si­tät Bre­men (bekannt­ge­macht am 13.11.2017), für Ham­burg die Pro­mo­ti­ons­ord- nung der Uni­ver­si­tät Ham­burg (amtl. Anz. Nr. 100 vom 21.12.2010, S. 2634), für Hes­sen die Pro­mo­ti­ons­ord­nung der Goe­the-Uni­ver- sität Frank­furt am Main (Uni­Re­port Sat­zun­gen und Ord­nun­gen vom 23.07.2015), für Meck­len­burg-Vor­pom­mern die Pro­mo- tions­ord­nung der Uni­ver­si­tät Greifs­wald (Hoch­schul­öf­fent­lich be- kannt­ge­macht am 25.08.2021), für Nie­der­sa­chen die Pro­mo­ti­ons- ord­nung der Leib­niz Uni­ver­si­tät Han­no­ver (Ver­kün­dungs­blatt 20/2017 der Gott­fried Wil­helm Leib­niz Uni­ver­si­tät Han­no­ver vom 07.09.2017), für Nord­rhein-West­fa­len die Pro­mo­ti­ons­ord­nung der

nur sehr bedingt in den Pro­mo­ti­ons­ord­nun­gen wider- spie­geln. Grund- bzw. Zen­tral­tat­be­stand der Aberken- nung wegen anfäng­li­cher Män­gel ist durch­ge­hend die Täu­schung. Dies gilt auch für Tübingen40 und Mün- chen41. An die Stel­le der Täu­schung tre­ten in Düsseldorf42„ein nicht nur gering­fü­gi­ges wis­sen­schaft­li- ches Fehl­ver­hal­ten“ und in Kiel43 der Erwerb durch „gro- be Ver­stö­ße gegen die gute wis­sen­schaft­li­che Pra­xis“. Die­se Aus­le­gung die­ser unbe­stimm­ten Rechts­be­grif­fe im Lich­te des Kodex der DFG-Leit­li­ni­en zur Siche­rung gu- ter wis­sen­schaft­li­cher Praxis44 führt dann aber über das dort genann­te „Pla­gi­at“ im Ergeb­nis doch wie­der auf die Täu­schung zurück.

Wenn der Täu­schungs­tat­be­stand erfüllt ist, ver­fü­gen die Fakul­tä­ten im Regel­fall über ein nicht näher kon­k­re- tisier­tes Entziehungsermessen.44 Den zwin­gen­den Ent- zug sehen allein Potsdam45, Kiel46 sowie Jena47 vor, der dann an qua­li­fi­zier­te Vor­aus­set­zun­gen gebun­den ist. In Ein­klang mit den lan­des­ge­setz­li­chen Vor­ga­ben ist der Ent­zug in Ber­lin (FU)48 und Frankfurt49 bei Täu­schung als Soll­be­stim­mung aus­ge­stal­tet. Sel­ten dif­fe­ren­zie­ren die Pro­mo­ti­ons­ord­nun­gen bei der Ermes­sen­aus­übung danach, in wel­chen Tei­len der Arbeit getäuscht wur­de. Dies ist ledig­lich in Düsseldorf50 und in Hamburg51 vor- gese­hen. Inso­weit kommt in Düs­sel­dorf als Alter­na­ti­ve zum Ent­zug eine Rüge ins­be­son­de­re in Betracht, wenn

Hein­rich-Hei­ne-Uni­ver­si­tät Düs­sel­dorf (amtl. Bek. Nr. 35/2022 vom 30.06.2022), für Rhein­land-Pfalz die Pro­mo­ti­ons­ord­nung der Johan­nes-Guten­berg-Uni­ver­si­tät Mainz (bekannt­ge­macht am 28.03.2023), für das Saar­land die Pro­mo­ti­ons­ord­nung der Uni­ver- sität des Saar­lan­des (Dienst­blatt der Hoch­schu­len des Saar­lan­des, Nr. 26, aus­ge­ge­ben zu Saar­brü­cken, 06.07.2020), für Sachsen

die Pro­mo­ti­ons­ord­nung der Uni­ver­si­tät Leip­zig (amtl. Bek.
Nr. 32/2020, 11.09.2021), für Sach­sen-Anhalt die Pro­mo­ti­ons­ord- nung der Mar­tin-Luther-Uni­ver­si­tät Hal­le-Wit­ten­berg (Amts­blatt der Mar­tin-Luther-Uni­ver­si­tät Hal­le-Wit­ten­berg, 22. Jahr­gang,
Nr. 1 vom 30.01.2012, S. 3), für Schles­wig-Hol­stein die Pro­mo­ti­ons- ord­nung der Chris­ti­an-Albrechts-Uni­ver­si­tät zu Kiel (bekannt­ge- macht am 27. März 2017), für Thü­rin­gen die Pro­mo­ti­ons­ord­nung der Fried­rich-Schil­ler-Uni­ver­si­tät Jena (Ver­kün­dungs­blatt der Fried­rich-Schil­ler-Uni­ver­si­tät Jena Nr. 1/2019 S. 2, 16.10.2018).

40 § 22 Abs. 1 der Pro­mO Tübin­gen. 41 § 23 Abs. 1 der Pro­mO Mün­chen. 42 § 13 Abs. 1 der Pro­mO Düs­sel­dorf. 43 § 40 Abs. 2 der Pro­mO Kiel.

44 DFG-Leit­li­ni­en zur Siche­rung guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis, Kodex, Stand April 2022, S. 25, (https://is.gd/PEqmdL, zuletzt abge­ru­fen am 20.07.2023).

45 § 25 Abs. 1 Pro­mO Pots­dam.
46 § 40 Abs. 2 Pro­mO Kiel.
47 § 20 Abs. 1 Satz 1 1. Halb­satz Pro­mO Jena.
48 § 32 Pro­mO FU Ber­lin i.V.m. § 34 Abs. 7 BerlHG. 49 § 19 Abs. 2 lit. a) Pro­mO Frank­furt.
50 § 13 Abs. 1 Satz 2, 3 und 4 Pro­mO Düs­sel­dorf.
51 § 18 Abs. 2 Satz 2 Pro­mO Hamburg.

Schen­ke · Pro­mo­ti­on und Wis­sen­schafts­pla­gia­te 2 1 3

214 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 4 (2023), 209–220

„Falsch­an­ga­ben in einem unter­ge­ord­ne­ten Teil der Ar- beit nicht deren Haupt­aus­sa­gen betref­fen und wenn die wis­sen­schaft­li­che Leis­tung ins­ge­samt durch die­se Män- gel aus­nahms­wei­se nicht gänz­lich ent­wer­tet wird und des­halb der Ent­zug des Dok­tor­gra­des unver­hält­nis­mä- ßig wäre“.52 Ähn­lich bestimmt Ham­burg, dass die Aber- ken­nung ins­be­son­de­re dann zu erfol­gen hat, „wenn die Täu­schung Leis­tun­gen in sol­chen Tei­len der Pro­mo­ti­on betrifft, die für die Bewer­tung der Dis­ser­ta­ti­on oder Dis- puta­ti­on oder die Gesamt­no­te einen wich­ti­gen Stel­len- wert hat“.53

Als Rechts­fol­ge sehen die Pro­mo­ti­ons­ord­nun­gen mit einer Aus­nah­me allein den Ent­zug vor und wider­set­zen sich damit dem Trend ande­rer Fach­be­rei­che, alter­na­ti­ve Reak­ti­ons­mög­lich­kei­ten vorzusehen.54 In Düs­sel­dorf kann hin­ge­gen in nicht schwer­wie­gen­den Fäl­len wis­sen- schaft­li­chen Fehl­ver­hal­tens statt der Ent­zie­hung des Dok­tor­gra­des auch eine Rüge erteilt werden.

Im Ver­hält­nis der Pro­mo­ti­ons­ord­nun­gen zu den lan- des­ge­setz­li­chen Vor­ga­ben stellt sich eine ver­gleich­ba­re Fra­ge, wie sie schon oben zum Ver­hält­nis spe­zi­el­ler lan- des­ge­setz­li­cher Rege­lun­gen zu den all­ge­mei­nen Vor- schrif­ten zur Rück­nah­me von Ver­wal­tungs­ak­ten dis­ku- tiert wor­den ist. Viel­fach sind die Ent­zugs­tat­be­stän­de in den Pro­mo­ti­ons­ord­nun­gen enger als im Lan­des­recht ge- fasst. Vor­der­grün­dig könn­te ein ent­spre­chen­des Kon- kur­renz­ver­hält­nis im Ein­klang mit all­ge­mei­nen Grund- sät­zen der Rechts­quel­len­leh­re durch den Vor­rang der höher­ran­gi­gen Norm auf­zu­lö­sen sein. Damit wäre ein Ent­zug unter Rück­griff auf die ein­schlä­gi­gen Bestim- mun­gen des Lan­des­hoch­schul­rechts auch dann mög­lich, wenn ein Ent­zug auf Ebe­ne der Pro­mo­ti­ons­ord­nun­gen an dort vor­ge­se­he­nen qua­li­fi­zier­ten Tat­be­stän­den sch­ei- tern würde.55

Mit Rück­sicht auf die Wis­sen­schafts­frei­heit und Au- tono­mie der Hoch­schu­len ist aber eine ande­re Auf­lö­sung des (schein­ba­ren) Kon­kur­renz­ver­hält­nis­ses vor­zugs­wür- dig. Soweit der Ent­zug auf Ebe­ne des Lan­des­rechts in das Ermes­sen der zustän­di­gen Gre­mi­en gestellt wird, sind ent­spre­chen­de Vor­schrif­ten als Ermes­sens­di­rek­ti­ven zu interpretieren.56 Dies ist so lan­ge unkri­tisch, wie die Selbst­pro­gram­mie­rung der Ermes­sens­aus­übung nicht

  1. 52  § 13 Abs. 1 Satz 4 Pro­mO Düsseldorf.
  2. 53  § 18 Abs. 2 Satz 2 Pro­mO Hamburg.

54 So etwa in der Pro­mo­ti­ons­ord­nung, die dem Fall Mathiopoulos

(BVerwG, Urt. v. 21.06.2017, 6 C 3.16, BVerw­GE 159, 148 Rn. 42) zugrun­de­lag und die nach­träg­li­che Ände­rung der Bewer­tung erlaubt hätte.

55 So wohl BayVGH, Urt. v. 04.04.2006, 7 BV 05.388, BayVBl. 2007, 281.

56 Vgl. auch Löwer (Fußn. 38) (133).
57 Dies rechts­po­li­tisch befür­wor­tend etwa auch Gär­ditz, Die Feststell-

die Gren­zen sprengt, die sich aus den § 40 VwVfG ent- spre­chen­den Vor­schrif­ten des Lan­des­rechts ergeben.

3. Zwi­schen­be­trach­tung

Bei iso­lier­ter Betrach­tung der lan­des­ge­setz­li­chen Vor­ga- ben ergibt sich rege­lungs­tech­nisch zunächst ein rela­tiv bun­tes Bild. In der Zusam­men­schau mit den Pro­mo­ti- ons­ord­nun­gen der Fakul­tä­ten wird die Aberken­nung eines Titels wegen anfäng­li­cher Män­gel im Ergeb­nis aber doch wei­ter­hin ganz über­wie­gend von einer Täu­schung abhän­gig gemacht, was dem Tat­be­stand der frü­her bun- des­ein­heit­lich gel­ten­den Rege­lung des § 4 GFaG ent- spricht. Die Bereit­schaft, sich auf ein dif­fe­ren­zier­tes Rechts­fol­gen­re­gime einzulassen,57 ist in den juris­ti­schen Fakul­tä­ten offen­sicht­lich noch unter­ent­wi­ckelt. Die ein- zige Aus­nah­me der hier betrach­te­ten Pro­mo­ti­ons­ord- nun­gen stellt bis­lang die Uni­ver­si­tät Düs­sel­dorf dar.

IV. Neue­re Ent­wick­lun­gen in der Rechtsprechung

Wie in der Ein­lei­tung schon ange­deu­tet wur­de, sol­len im Fol­gen­den jün­ge­re Ent­wick­lun­gen in der Rechtsp­re- chung näher beleuch­tet wer­den, denen das Poten­ti­al zukommt, die tra­dier­ten Grund­sät­ze für die Aberken- nung in Fra­ge zu stel­len. Hier ist ein­mal auf die Mathio­pou­los-Ent­schei­dung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge- richts sowie einen Nicht­an­nah­me­be­schluss des Bun­des- ver­fas­sungs­ge­richts ein­zu­ge­hen, die aber zunächst in ihren jewei­li­gen Kon­text ein­zu­ord­nen sind.

1. Täu­schung und „gel­tungs­er­hal­ten­de Reduktion“

Häu­fig wird in Pla­gi­ats­ver­fah­ren vor­ge­tra­gen, die nicht- pla­gi­ier­ten Stel­len der bean­stan­de­ten Arbeit wür­den aus­rei­chen, um den in der Pro­mo­ti­on zu erbrin­gen­den Nach­weis der Befä­hi­gung zu selbst­stän­di­ger wis­sen- schaft­li­cher Arbeit zu erbringen.

Dass die­ser Ein­wand den Tat­be­stand der Täu­schung nicht infra­ge zu stel­len ver­mag, ent­sprach lan­ge Zeit der stän­di­gen Recht­spre­chung der Ver­wal­tungs­ge­rich­te. Maßst­ab­bil­dend war hier­für die Recht­spre­chung des VGH BW,58 die häu­fig zitiert wor­den ist59 und die bereits auf eine 1980 getrof­fe­ne Ent­schei­dung zurückgeht.60 Für

ung von Wis­sen­schafts­pla­gia­ten im Ver­wal­tungs­ver­fah­ren, WissR

2013, 3 (34).
58 VGH BW, B. v. 13.10.2008, 9 S 494/08, NVwZ-RR 2009, 285. 59 Vgl. etwa VG Ham­burg, Urt. v. 06.07.2018, 2 K 2158/14; Fort-

füh­rung Ver­wal­tungs­ge­richts­hof Baden-Würt­tem­berg, B. v. 09.02.2015, 9 S 327/14; Vgl. VG Darm­stadt, Urt. v. 14.04.2011, 3 K 899/10.DA.

60 VGH BW, Urt. v. 19.4.2000, 9 S 2435/99, Beck­RS 2000, 21248, Rn. 24 ff.; VGH BW, Urt. v. 18.11.1980, IX 1302/78, ES-VGH 31, 54 (57).

das Vor­lie­gen eines Irr­tums über die Eigen­leis­tung des Dok­to­ran­den muss danach von der Iden­ti­tät der kon­k­re- ten Arbeit aus­ge­gan­gen wer­den, was eine hypo­the­ti­sche Beur­tei­lung einer in die­ser Form und mit die­sem Inhalt nicht vor­ge­leg­ten Arbeit ver­bie­ten muss.61 Damit wur­de in die glei­ten­de Ska­la zwi­schen einer ein­zel­nen, ganz un- bedeu­ten­den Pla­gi­ats­stel­le und dem Voll­pla­gi­at ein har- ter Schnitt gezo­gen. Jen­seits eines blo­ßen Baga­tell­vor­be- hal­tes liegt immer eine beacht­li­che Täu­schung vor. Wel- chen wis­sen­schaft­li­chen (Rest-)Wert die übri­gen Tei­le der Arbeit hat­ten, war aus­nahms­los irrelevant.

Umstrit­ten ist, ob an die­sen Grund­sät­zen nach der 2017 ergan­ge­nen Ent­schei­dung des 6. Senats des Bun­des- ver­wal­tungs­ge­richts in der Rechts­sa­che „Mathio­pou­los“ fest­zu­hal­ten ist.62 Die ein­schlä­gi­ge Pas­sa­ge in dem Urteil wan­delt zunächst auf ver­trau­ten Pfa­den. Danach ist die Ver­lei­hung durch Ent­zie­hung des Dok­tor­gra­des rück- gän­gig zu machen, wenn sich nach der Ver­lei­hung eine Täu­schung über die grund­le­gen­de Pflicht her­aus­stellt, mit der Arbeit die Befä­hi­gung zum selbst­stän­di­gen wis- sen­schaft­li­chen Arbei­ten nach­ge­wie­sen zu haben.63 Ob die Dis­ser­ta­ti­on noch als Eigen­leis­tung des Pro­mo­ven- den gel­ten kön­ne, soll sich dann aber einer all­ge­mein­gül- tigen Bewer­tung ent­zie­hen. Für die Wür­di­gung des je- wei­li­gen Sach­ver­hal­tes sei­en die Anzahl der Pla­gi­atsstel- len, ihr quan­ti­ta­ti­ver Anteil an der Dis­ser­ta­ti­on sowie ihr qua­li­ta­ti­ves Gewicht, d.h. ihre Bedeu­tung für die wis­sen- schaft­li­che Aus­sa­ge­kraft, zu berücksichtigen.64 An der not­wen­di­gen Eigen­leis­tung feh­le es, wenn die Pla­gi­ats- stel­len die Arbeit quan­ti­ta­tiv, qua­li­ta­tiv oder in einer Ge- samt­schau bei­der Mög­lich­kei­ten prä­gen wür­den. Von ei- ner quan­ti­ta­ti­ven Prä­gung will der 6. Senat aus­ge­hen, wenn „die Anzahl der Pla­gi­ats­stel­len und deren Anteil an der Arbeit ange­sichts des Gesamt­um­fangs über­hand- neh­men“. „[W]enn die rest­li­che Dis­ser­ta­ti­on den inhalt- lichen Anfor­de­run­gen an eine beacht­li­che wis­sen­schaft- liche Leis­tung nicht genügt“, ist die Arbeit qua­li­ta­tiv durch pla­gi­ier­te Tei­le geprägt.65

Die­se Aus­füh­run­gen sind in der Lite­ra­tur sehr unter- schied­lich gedeu­tet wor­den. So ist in einem viel­be­ach­te- ten Bei­trag die Auf­fas­sung ver­tre­ten wor­den, nun­mehr sei­en Inhalt, Erkennt­nis­ge­winn oder Ori­gi­na­li­tät mit

  1. 61  Vgl. etwa VG Düs­sel­dorf, Urt. v. 20.03.2014, 15 K 2271/13, ZUM 2014, 602 (615); aus der Lite­ra­tur etwa Lin­ke, Ver­wal­tungs­recht- liche Aspek­te der Ent­zie­hung aka­de­mi­scher Gra­de, WissR, 146(157 f.); Suer­baum, in: Mann/Sennekamp/Uetrichtz, VwVfG, 2. Aufl. 2019, § 48 VwVfG Rn. 254; Löwer (Fußn. 38) (138).
  2. 62  BVerwG, Urt. v. 21.06.2017, 6 C 3.16, BVerw­GE 159, 148 Rn. 44.
  3. 63  BVerwG, Urt. v. 21.06.2017, 6 C 3.16, BVerw­GE 159, 148 Rn. 44.

64 BVerwG, Urt. v. 21.06.2017, 6 C 3.16, BVerw­GE 159, 148 Rn. 44. 65 BVerwG, Urt. v. 21.06.2017, 6 C 3.16, BVerw­GE 159, 148 Rn. 44. 66 Fisahn, Wahr­heit und Fuß­no­te — Wis­sen­schaft­li­che Ehrlichkeit

den unkor­rek­ten oder fal­schen Quel­len­an­ga­ben in Be- zie­hung zu set­zen. Nur wenn die Pla­gia­te in der „be- rühm­ten Gesamt­schau“ die Arbeit quan­ti­ta­tiv und qua­li- tativ prä­gen, so dass die Eigen­leis­tung in den Hin­ter- grund tre­te, kön­ne man einen Titel aberkennen.66 Die­ser Inter­pre­ta­ti­on der Ent­schei­dungs­grün­de ist nach­drück- lich zu wider­spre­chen. Sie mag rechts­po­li­tisch ver­tret­bar sein. Mit den Anfor­de­run­gen an eine Täu­schung, wie sie der 6. Senat in der Ent­schei­dung „Mathio­po­lous“ for­mu- liert hat, hat dies aber nichts zu tun. Der 6. Senat ver­langt kei­ne „Gesamt­schau“. Viel­mehr sind drei, im Ergeb­nis von­ein­an­der unab­hän­gi­ge Fall­ge­stal­tun­gen zu unter- schei­den, die jeweils für sich betrach­tet den Täu­schungs- vor­wurf begrün­den kön­nen. Die Täu­schung liegt vor, wenn in quan­ti­ta­ti­ver Hin­sicht von einer feh­len­den Ei- gen­leis­tung aus­zu­ge­hen ist, kann sich aber auch aus dem qua­li­ta­ti­ven Gewicht der Pla­gi­ats­stel­len erge­ben. Be- grün­det weder eine iso­lier­te quan­ti­ta­ti­ve noch eine iso- lier­te qua­li­ta­ti­ve Betrach­tung den Täu­schungs­vor­wurf, kann es auch noch in einer Gesamt­schau an der not­wen- digen Eigen­leis­tung fehlen.

Umge­kehrt ver­mag es aber wohl auch nicht zu über- zeu­gen, die Ent­schei­dung des 6. Senats als eine blo­ße Fort­schrei­bung der frü­he­ren Baga­tell­recht­spre­chung zu deuten.67 Dies ist kaum mit einer Pas­sa­ge in den Urteils- grün­den zu ver­ein­ba­ren, wonach es in der Ver­ant­wor- tung der Hoch­schu­len bzw. ihrer Fakul­tä­ten liegt, ob eine Dis­ser­ta­ti­on „trotz zahl­rei­cher Pla­gi­ats­stel­len noch als wis­sen­schaft­li­che Eigen­leis­tung“ gel­ten kann.68 Da- mit müs­sen auch jen­seits von Baga­tel­len Fäl­le denk­bar sein, in denen Pla­gia­te noch nicht über­hand­neh­men. Eine der­ar­ti­ge Inter­pre­ta­ti­on wür­de zudem der drit­ten Vari­an­te einer feh­len­den Eigen­leis­tung, näm­lich der Ge- samt­schau der quan­ti­ta­ti­ven wie qua­li­ta­ti­ven Ele­men­te, die Berech­ti­gung ent­zie­hen. Wenn sich die Anzahl der Pla­gia­te noch unter­halb einer Baga­tell­gren­ze bewegt, ist schwer ein­zu­se­hen, wie trotz einer nicht qua­li­ta­ti­ven Prä­gung der Arbeit durch Pla­gia­te noch von einer nicht aus­rei­chen­den Eigen­leis­tung aus­zu­ge­hen ist. Rich­ti­ger- wei­se muss das quan­ti­ta­ti­ve Moment damit eine eigen- stän­di­ge Gren­ze jen­seits blo­ßer Baga­tel­len markieren.69

und der Pla­gi­atspran­ger, NJW 2020, 743 (746).
67 So aber Gär­ditz, Gut­ach­ter­li­che Stel­lung­nah­me betref­fend die

Über­prü­fung einer Dis­ser­ta­ti­on durch die Freie Uni­ver­si­tät Ber­lin (Fall Dr. Fran­zis­ka Gif­fey), 27.10.2020, S. 13; Gär­ditz (Fußn. 13) (177).

68 BVerwG, Urt. v. 21.06.2017, 6 C 3.16, BVerw­GE 159, 148 Rn. 39. 69 So im Ergeb­nis wohl auch Sol­te, Gut­ach­ten zu einer Rei­he von

Rechts­fra­gen im Zusam­men­hang mit dem Ent­zug eines Dok­tor- titels auf­grund der Auf­de­ckung von Pla­gia­ten Abge­ord­ne­ten­haus von Ber­lin — Wis­sen­schaft­li­cher Par­la­ments­dienst -, 31.7.2020, S. 6.

Schen­ke · Pro­mo­ti­on und Wis­sen­schafts­pla­gia­te 2 1 5

216 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 4 (2023), 209–220

Zumin­dest unglück­lich ist, dass die Kon­kre­ti­sie­run- gen der bei­den Ele­men­te in der Ent­schei­dung nur wenig hilf­reich sind und eher mehr Fra­gen auf­wer­fen als dort beant­wor­tet wer­den. Wenn „die Anzahl der Pla­gi­atsstel- len und deren Anteil an der Arbeit ange­sichts des Ge- samt­um­fangs über­hand­neh­men“ dür­fen, kann es für die quan­ti­ta­ti­ve Prä­gung nicht auf eine abso­lu­te Zahl der be- anstan­de­ten Stel­len ankom­men. Viel­mehr müs­sen die­se in Rela­ti­on zu den übri­gen Tei­len gesetzt wer­den. Eine im Sin­ne der Rechts­si­cher­heit begrü­ßens­wer­te Quan­ti­fi- zie­rung ist der 6. Senat aller­dings schul­dig geblie­ben. Kaum ver­tret­bar dürf­te es sein, von einem Über­hand- neh­men erst aus­zu­ge­hen, wenn die Arbeit zum über­wie- gen­den Teil aus Pla­gia­ten besteht. Wenn „Über­hand­neh- men“ in „über­mäch­ti­ger Wei­se an Zahl, Stär­ke zuneh- men; stark anwach­sen, sich stark ver­meh­ren“ bedeutet,70 erscheint bereits ein Anteil von 5 % pla­gi­ats­be­haf­te­ter Sei­ten als dis­kus­si­ons­wür­dig, um die­sen Tat­be­stand zu erfüllen.

Von einer qua­li­ta­ti­ven Prä­gung soll hin­ge­gen aus­zu- gehen sein, „wenn die rest­li­che Dis­ser­ta­ti­on den inhalt­li- chen Anfor­de­run­gen an eine beacht­li­che wis­sen­schaft­li- che Leis­tung nicht genügt“.71 Hier­un­ter dürf­ten vor al- lem Struk­tur­pla­gia­te fal­len, weil von einer eigen­stän­di- gen wis­sen­schaft­li­chen Leis­tung auch dann nicht mehr aus­ge­gan­gen wer­den kann, wenn Fremd­tex­te zwar nicht wort­wört­lich abge­schrie­ben, son­dern ledig­lich para- phra­siert werden.

Fast sechs Jah­re nach der „Mathiopoulos“-Entschei- dung ist das Urteil des 6. Senats mitt­ler­wei­le in einer Viel­zahl von Ent­schei­dun­gen rezi­piert worden.72 Auf­fäl- lig ist, dass es sich dabei um ziem­lich ein­deu­ti­ge Fäl­le han­delt, bei denen im gro­ßem Stil pla­gi­iert wor­den ist.73 Über die Grün­de hier­für kann nur spe­ku­liert wer­den. Eine Erklä­rung könn­te sein, dass die Fakul­tä­ten pro­zes- sua­le Risi­ken mini­mie­ren wol­len und sich in weni­ger ein­deu­ti­gen Fäl­len eher gegen einen Ent­zug aus­sp­re- chen. Damit droht eine schlei­chen­de Ero­si­on bestehen- der Stan­dards, weil jeder Fall, der nicht sank­tio­niert wird, aus Grün­den der Gleich­be­hand­lung eine Unter- gren­ze ein­zieht, die in zukünf­ti­gen Fäl­len über­schrit­ten wer­den muss.

  1. 70  Vgl. https://www.duden.de/rechtschreibung/ueberhandnehmen (zuletzt abge­ru­fen am 24.7.2023).
  2. 71  BVerwG, Urt. v. 21.06.2017, 6 C 3.16, BVerw­GE 159, 148 Rn. 44.
  3. 72  Stand Juli 2023 ent­hält die Daten­bank von Beck 25 Ent­schei­dun- gen der Ver­wal­tungs­ge­rich­te, in denen auf die Ent­schei­dung des6. Senats Bezug genom­men wird.
  4. 73  Vgl. exem­pla­risch VG Ans­bach, Urt. v. 20.01.2022, AN 2 K 20.2658,BeckRS 2022, 12633.

74 Vgl. etwa zu den rechts­me­tho­di­schen Pro­ble­men, die sich bei

Schon aus Grün­den der Rechts­si­cher­heit erscheint es daher wün­schens­wert, das quan­ti­ta­ti­ve Moment auch tat­säch­lich zu quan­ti­fi­zie­ren. Mit Rück­sicht auf die Wis- sen­schafts­frei­heit spricht viel dafür, dass die­se Auf­ga­be nicht durch die Recht­spre­chung, son­dern in den Fakul- täten geschul­tert wer­den soll­te. Das Steu­er­recht bie­tet reich­lich Anschau­ungs­ma­te­ri­al dafür, dass der­ar­ti­ge Quan­ti­fi­zie­run­gen immer angreif­bar, aber letzt­lich der ein­zi­ge Weg sind, Abgren­zungs­fra­gen inter­sub­jek­tiv vorzustrukturieren.74 Die Schwel­le für ein „quan­ti­ta­ti- ves“ Pla­gi­at soll­te dabei aus Grün­den der Ver­hält­nis­mä- ßig­keit nicht zu nied­rig ange­setzt wer­den. Hier­für be- steht auch kei­ne Not­wen­dig­keit, weil ein Pla­gi­at auch noch unter dem qua­li­ta­ti­ven Aspekt bejaht wer­den kann. Wo die Gren­zen im Ein­zel­nen zu set­zen ist, wird von Fach zu Fach vari­ie­ren. Im Bereich der Rechts­wis­sen- schaft könn­te eine 10 %-Gren­ze der Sei­ten, die sub­stan­ti- elle Pla­gia­te ent­hal­ten, für die gebo­te­ne Rechts­si­cher­heit sorgen.

2. Sank­tio­nie­rung und Gren­zen der Satzungsautonomie

Wie im Abschnitt zur grund­recht­li­chen Ein­ord­nung aus­ge­führt wur­de, ver­fü­gen die Uni­ver­si­tä­ten nur über eine ein­ge­schränk­te Rechtssetzungsbefugnis.75 Gegen- stand und Zweck der Sat­zungs­au­to­no­mie hat der Gesetz- geber zu umrei­ßen. Inwie­weit es dar­über hin­aus noch inhalt­li­cher Vor­ga­ben oder doch jeden­falls einer Rah- men­vor­ga­be bedarf, soll dann von der Inten­si­tät des Grund­rechts­ein­griffs abhän­gig sein.76 Die bis­he­ri­ge Recht­spre­chung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts zu dem The­men­kreis war durch eine star­ke Beto­nung der (Sat- zungs-)Autonomie der Hoch­schu­len geprägt. Dies lässt sich anhand zwei­er bereits 2006 und 2012 getrof­fe­ner Ent­schei­dun­gen zur Pla­gi­ats­pro­ble­ma­tik verdeutlichen.

In der im Jahr 2006 getrof­fe­nen Entscheidung77 konn­te sich eine baye­ri­sche Uni­ver­si­tät allein auf die ein- schlä­gi­ge Bestim­mung im Lan­des­hoch­schul­recht stüt- zen, die für den Titel­ent­zug auf die § 48 VwVfG ent­sp­re- chen­de Rege­lung im Lan­des­ver­wal­tungs­ver­fah­rens­ge- setz ver­wies. Auch in der damals gel­ten­den Pro­mo­ti­ons- ord­nung wur­de die­se Vor­ga­be nicht näher kon­kre­ti­siert. Deren Rege­lungs­ge­halt erschöpf­te sich in einem Verweis

dem Ver­such stel­len, im Ein­kom­men­steu­er­recht zwi­schen pri­va­ter Ver­mö­gens­ver­wal­tung und gewerb­li­chem Grund­stücks­han­deln abzu­gren­zen Schen­ke, Die Rechts­fin­dung im Steu­er­recht, 2008, S. 131 ff.

75 BVerwG, Urt. v. 21.06.2017, 6 C 3.16, BVerw­GE 159, 148. Rn. 28. 76 BVerwG, Urt. v. 21.06.2017, 6 C 3.16, BVerw­GE 159, 148. Rn. 28. 77 BVerfG, B. v. 20.10.2006, 6 B 67/06, Buch­holz 316 § 48 VwVfG

Nr. 116; vor­ge­hend BayVGH, Urt. v. 04.04.2006, 7 BV 05.388, BayVBl. 2007, 281.

auf das GFaG, das in Bay­ern zum dama­li­gen Zeit­punkt aber bereits außer Kraft getre­ten war.78 Ähn­lich wie be- reits die Vor­in­stanz erach­te­te das Bun­des­ver­wal­tungs­ge- richt den Ver­weis im Hoch­schul­recht auf Art. 48 BayV- wVfG als aus­rei­chen­de Rechts­grund­la­ge. Bei ver­fas- sungs­kon­for­mer Aus­le­gung böte Art. 48 BayV­wVfG hin- rei­chend Raum für das rechts­staat­lich gebo­te­ne Abwä­gungs­pro­gramm zwi­schen Ver­trau­ens­schutz und Gesetz­mä­ßig­keit der Verwaltung.

Umfang­rei­che und auf­schluss­rei­che Aus­füh­run­gen zur Reich­wei­te der Sat­zungs­au­to­no­mie ent­hält ein wei­te- res im Juni 2017 gefäll­tes Urteil des 6. Senats.79 Der Ent- zug des Dok­tor­gra­des des Klä­gers grün­de­te auf straf- recht­lich rele­van­tem Fehl­ver­hal­ten nach der Pro­mo­ti­on. Ver­ur­teilt wor­den war der Beschwer­de­füh­rer, weil ein von ihm gelei­te­tes „Insti­tut für Wis­sen­schafts­be­ra­tung“ gegen Hono­rar Pro­mo­ti­ons­wil­li­ge an Hoch­schul­leh­rer ver­mit­telt hat­te. Die Ver­ur­tei­lung wegen Bestechung nahm die beklag­te Hoch­schu­le zum Anlass, ihm selbst den Dok­tor­grad zu ent­zie­hen. Rechts­grund­la­ge war eine Bestim­mung in der Pro­mo­ti­ons­ord­nung, wonach der Dok­tor­grad ent­zo­gen wer­den konn­te, wenn der Pro­mo- vier­te wegen einer vor­sätz­li­chen Straf­tat zu einer Frei- heits­stra­fe von min­des­tens einem Jahr oder einer vor- sätz­li­chen Straf­tat ver­ur­teilt wor­den war, bei deren Vor- berei­tung oder Bege­hung der Dok­tor­grad ein­ge­setzt wur­de. Das nord­rhein­west­fä­li­sche Hoch­schul­recht be- schränk­te sich hin­ge­gen auf die Sat­zungs­er­mäch­ti­gung, das Nähe­re des Pro­mo­ti­ons­stu­di­ums durch eine Prü- fungs­ord­nung (Pro­mo­ti­ons­ord­nung) zu regeln.

Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt sah im Lan­des­hoch- schul­recht eine aus­rei­chen­de gesetz­li­che Rechts­grund­la- ge und wider­sprach damit der Rechts­auf­fas­sung des Klä- gers, der eine Ver­let­zung des Geset­zes­vor­be­halts gerügt hat­te. Der Lan­des­ge­setz­ge­ber sei zwar berech­tigt, aber nicht ver­pflich­tet, abschlie­ßend vor­zu­ge­ben, wel­ches wis­sen­schaft­li­che Fehl­ver­hal­ten den hoch­schul­in­tern zustän­di­gen Fakul­tä­ten Anlass zur Ent­zie­hung des Dok- tor­gra­des geben kön­ne. Mög­lich sei es, statt­des­sen einen gesetz­li­chen Rah­men vor­zu­ge­ben oder den Fakul­tä­ten statt­des­sen auch nur einen Rege­lungs­auf­trag zu ertei­len. Die Ver­pflich­tung der Fakul­tä­ten, schwer­wie­gen­de Ver- let­zun­gen grund­le­gen­der Gebo­te der wis­sen­schaft­li­chen Red­lich­keit zu sank­tio­nie­ren, fol­ge bereits aus ihrer grund­ge­setz­li­chen Ver­ant­wort­lich­keit für eine red­li­che Wis­sen­schaft. Wei­ter­hin sei­en sie bereits auf­grund ihrer Grund­rechts­bin­dung ver­pflich­tet, durch Gestal­tung und

78 Vgl. hier­zu BayVGH, Urt. v. 04.04.2006, 7 BV 05.388, BayVBl. 2007, 281.

79 BVerwG, Urt. v. 21.06.2017, 6 C 4/16, BVerw­GE 159, 171.
80 BVerwG, Urt. v. 21.06.2017, 6 C 4/16, BVerw­GE 159, 171 Rn. 26.

Anwen­dung des Sat­zungs­rechts sicher­zu­stel­len, dass die grund­rechts­re­le­van­ten Nach­tei­le einer Ent­zie­hung mit ihrem fall­be­zo­ge­nen Gewicht berück­sich­tigt würden.80

Gegen das letzt­in­stanz­li­che Urteil des Bun­des­ver­wal- tungs­ge­richts ist Ver­fas­sungs­be­schwer­de ein­ge­legt wor- den.81 Die­se wur­de durch einen Nicht­an­nah­me­be­schluss zurück­ge­wie­sen, weil es der Beschwer­de­füh­rer ent­ge­gen §§ 23 Abs. 1 S. 2, 92 BVerfGG ver­säumt hat­te, sei­ne Be- schwer­de hin­rei­chend zu sub­stan­ti­ie­ren. Umso mehr las­sen die als obiter dic­tum for­mu­lier­ten Aus­füh­run­gen auf­hor­chen. Der par­la­men­ta­ri­sche Gesetz­ge­ber sei auch im Hoch­schul­be­reich ver­pflich­tet, die für die Grund- rechts­ver­wirk­li­chung maß­geb­li­chen Rege­lun­gen selbst zu tref­fen und nicht ande­ren zu über­las­sen. Auch in An- sehung des vom Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt im Ansatz zutref­fend beton­ten Rechts auf aka­de­mi­sche Selbst­ver- wal­tung aus Art. 5 Abs. 3 HS. 1 GG erschei­ne es inso­weit als zwei­fel­haft, ob die Ent­zie­hung des Dok­tor­gra­des we- gen eines Fehl­ver­hal­tens nach sei­ner Ver­lei­hung auf Grund­la­ge einer Sat­zung ver­fas­sungs­recht­li­chen Anfor- derun­gen genü­ge. Aus dem Hoch­schul­recht des Lan­des erge­be sich ledig­lich, dass in der Pro­mo­ti­ons­ord­nung die Fol­gen von Ver­stö­ßen gegen Prü­fungs­vor­schrif­ten zu re- geln sei. Das Ver­hal­ten nach der Prü­fung gehö­re nicht dazu.82

Auch wenn die Ent­schei­dung unmit­tel­bar allein die Ent­zie­hung eines Dok­tor­gra­des wegen nach­träg­li­chen Fehl­ver­hal­tens betrifft, wirft sie auch ein Schlag­licht auf die hier in Rede ste­hen­de The­ma­tik. Sie unter­streicht, dass die Uni­ver­si­tä­ten im Rege­lungs­ver­bund mit Lan- des­ge­setz­ge­bung nur über eine abge­lei­te­te Sat­zungs­au­to- nomie ver­fü­gen. Was die Fakul­tä­ten in ihren Pro­mo­ti- ons­ord­nun­gen regeln, muss dort, wo es grund­rechts­re­le- vant ist, par­la­ments­ge­setz­lich vor­ge­zeich­net sein. Für die Sank­tio­nie­rung von Pla­gia­ten ste­hen damit die Bun­des- län­der, die dem zwei­ten und drit­ten Rege­lungs­mo­dell fol­gen, auf der siche­ren Sei­te, weil die Sank­tio­nie­rung ent­we­der bereits im Lan­des­hoch­schul­recht ver­an­kert ist oder die­ses doch zumin­dest eine kon­kre­ti­sie­ren­de Spe­zi- aler­mäch­ti­gung ent­hält, die über die Gene­ral­er­mäch­ti- gung zum Sat­zungs­er­lass hin­aus­geht. Letzt­lich dürf­te aber auch das ers­te Rege­lungs­mo­dell, bei dem sich der Lan­des­ge­setz­ge­ber auf eine Gene­ral­er­mäch­ti­gung be- schränkt, kei­nen durch­grei­fen­den Ein­wän­den aus­ge­setzt sein. Die Ermäch­ti­gung zum Erlass einer Prü­fungs­ord- nung kann nur so ver­stan­den wer­den, dass damit auch die Befug­nis zum Erlass von Rege­lun­gen zur Sicherung

81 BVerfG, Nicht­an­nah­me­be­schluss v. 25.05.2020, 1 BvR 2103/17, WissR 2020, 385.

82 BVerfG, Nicht­an­nah­me­be­schluss v. 25.05.2020, 1 BvR 2103/17, WissR 2020, 385 Rn. 10.

Schen­ke · Pro­mo­ti­on und Wis­sen­schafts­pla­gia­te 2 1 7

218 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 4 (2023), 209–220

der Inte­gri­tät der Pro­mo­ti­ons­prü­fung ein­ge­schlos­sen ist. Dazu gehö­ren nicht nur die Regeln zum ord­nungs­ge­mä- ßen Ablauf, son­dern auch die Reak­ti­on auf prü­fungs­be- zoge­ne Ver­stö­ße. Dies muss umso mehr gel­ten, als der Umgang mit Wis­sen­schafts­pla­gia­ten kein unbe­schrie­be- nes Blatt ist, son­dern fes­ten Regeln folgt, die auch in der Recht­spre­chung grund­sätz­lich aner­kannt sind. Mit der Gene­ral­er­mäch­ti­gung zum Erlass einer Pro­mo­ti­ons­ord- nung ist den Fakul­tä­ten damit kein Blan­ko­scheck aus­ge- stellt, son­dern kann sich eine Fakul­tät allein in dem Rah- men des tra­dier­ten Reak­ti­ons­rechts bewegen.

Von die­sem Rah­men dürf­ten auf Ebe­ne der Lan­des- gesetz­ge­bung auch soge­nann­te Minus­maß­nah­men ge- deckt sein. Auf einen Prü­fungs­ver­stoß kann eine Fakul- tät des­halb grund­sätz­lich auch mit einer Her­ab­set­zung der Note oder einer schlich­ten Rüge reagie­ren. Vor­aus- set­zung hier­für muss aber sein, dass die­se Opti­on in den Pro­mo­ti­ons­ord­nun­gen eröff­net wor­den ist. In den hier betrach­te­ten juris­ti­schen Fakul­tä­ten ist dies ledig- lich in Düs­sel­dorf vor­ge­se­hen (§ 13 Abs. 1 S. 2 Pro­mO Düsseldorf ).

Der ver­ein­zelt unter­nom­me­ne Ver­such, der­ar­ti­ge Minus­maß­nah­men auch ohne aus­drück­li­che Ermäch­ti- gung zu legitimieren,83 erweist sich hin­ge­gen als untaug- lich. Dies gilt ins­be­son­de­re für den in die­sem Zusam- men­hang häu­fig bemüh­ten Grund­satz der Ver­hält­nis- mäßig­keit. Des­sen frei­heits­schüt­zen­der Gehalt wird ge- rade­zu in sein Gegen­teil ver­kehrt, wenn er gegen den Bestimmt­heits­grund­satz aus­ge­spielt wird. Wenn der Tat- bestand einer Ein­griffs­grund­la­ge nicht erfüllt ist, kann nach dem rechts­staat­li­chen Ver­tei­lungs­prin­zip eine an- dere Sank­ti­on nicht allein des­halb zuläs­sig sein, weil die- se mil­der als die gesetz­lich vor­ge­se­he­ne Sank­tio­nie­rung ist. Viel­mehr bedarf es einer kla­ren Rege­lung ent­we­der bereits durch den Lan­des­ge­setz­ge­ber oder doch jeden- falls in der Pro­mo­ti­ons­ord­nung. Dies hat zur Kon­se- quenz, dass eine Sank­tio­nie­rung wis­sen­schaft­li­chen Fehl­ver­hal­tens jeden­falls dann zwin­gend aus­ge­schlos­sen ist, wenn der Grad des Fehl­ver­hal­tens nicht die Schwe­re erreicht, die auch einen Ent­zug recht­fer­ti­gen wür­de. Da- mit sind einer Fakul­tät etwa in Fäl­len gro­ber Fahr­läs­sig- keit die Hän­de gebun­den sind, wenn im Gesetz oder in der eige­nen Pro­mo­ti­ons­ord­nung die Schwel­le für ein Ein­schrei­ten auf ein vor­sätz­li­ches Han­deln fest­ge­schrie- ben ist. Wer das als unbil­lig ansieht, ist gehal­ten, die ge- setz­li­chen Grund­la­gen zu ändern.

83 Bat­tis, Gut­ach­ter­li­che Stel­lung­nah­me im Auf­trag der Frei­en Uni­ver­si­tät Zur Klä­rung der Rechts­fra­ge: „Ist es recht­mä­ßig, auf der Grund­la­ge von § 34 Absät­ze 7 und 8 Ber­li­ner Hoch­schul­ge­setz (BerIHG) eine Rüge zu ertei­len, auch wenn das BerIHG dies nicht

Noch nicht beant­wor­tet ist damit die Fra­ge, ob Mi- nus­maß­nah­men ver­hängt wer­den kön­nen, wenn die Schwel­le zum Ent­zug erreicht ist, die Fakul­tät aber im Rah­men ihrer Ermes­sens­aus­übung Mil­de wal­ten las­sen will. Wird in sol­chen Fäl­len eine Rüge aus­ge­spro­chen oder die Beno­tung her­ab­ge­setzt, kann dem der oben for- mulier­te Ein­wand, durch Auf­wei­chung des Tat­be­stan­des den Vor­rang des Geset­zes zu miss­ach­ten, nicht ent­ge- gen­hal­ten wer­den. Gleich­wohl drän­gen sich ande­re rechts­staat­li­che Beden­ken auf. Der Vor­be­halt des Geset- zes beruht neben dem grund­recht­li­chen auch auf einem objek­tiv-rechts­staat­li­chen Fun­da­ment. Letz­te­res zielt da- rauf, staat­li­ches Han­deln bere­chen- und vor­her­seh­bar zu machen. Dies erfor­dert, ein Sank­tio­nen­re­gime tat­be- stand­lich zu ver­ty­pen, um will­kür­li­chen Ent­schei­dun­gen vor­zu­beu­gen. Dies spricht dafür, die Zuläs­sig­keit von Minus­maß­nah­men von einer ent­spre­chen­den Rege­lung in Pro­mo­ti­ons­ord­nun­gen abhän­gig zu machen.

Wenn sich Fakul­tä­ten über ent­spre­chen­de Beden­ken hin­weg­set­zen wol­len, sind wei­te­re Ein­schrän­kun­gen zu beach­ten. Zuläs­sig kön­nen nur sol­che Sank­tio­nen sein, die sich tat­säch­lich als Minus­maß­nah­men dar­stel­len. Hier­un­ter fällt die Absen­kung der Pro­mo­ti­ons­no­te. Nicht zuläs­sig kann es dage­gen sein, den Betrof­fe­nen zu einem akti­ven Tun zu ver­pflich­ten, wie ihm bei­spiels­wei- se auf­zu­ge­ben, sein Manu­skript nach einer Über­ar­bei- tung erneut zu ver­öf­fent­li­chen. Eben­so unzu­läs­sig müs- sen von der Fakul­tät aus­ge­spro­che­ne förm­li­che Rügen sein. Eine sol­che Rüge tan­giert den sozia­len Ach­tungs- anspruch und greift des­halb in den Schutz­be­reich des Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG ein. Auch wenn die Betrof­fe­nen kaum schutz­wür­dig sind, han­delt es sich in bei­den Fäl­len nicht mehr um Minus­maß­nah­men zum Ent­zug, son­dern um ein Ali­ud. Fakul­tä­ten, die an die Stel­le des bis­he­ri­gen Alles-oder-Nichts-Regimes dif­fe- ren­zier­te Rege­lun­gen tre­ten las­sen wol­len, sind daher ge- hal­ten, die­se Mög­lich­kei­ten expli­zit in ihren Pro­mo­ti- ons­ord­nun­gen zu verankern.

V. Fazit und rechts­po­li­ti­scher Ausblick

Weder das Mathio­pou­los-Urteil des Bun­des­ver­wal- tungs­ge­richts noch der Nicht­an­nah­me­be­schluss des 1. Senats des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts bie­ten Anlass, den bestehen­den Umgang mit Pla­gia­ten grund­sätz­lich in Fra­ge zu stel­len. Die­ser Befund bedeu­tet aber noch lange

aus­drück­lich regelt und die jewei­li­ge Pro­mo­ti­ons­ord­nung zur Ent- zie­hung eines Dok­tor­gra­des auf die gesetz­li­chen Bestim­mun­gen bzw. das BerIHG ver­weist?“, 11.2020.

nicht, dass sich die gegen­wär­ti­ge Pra­xis bewährt hat. Sofern Pro­mi­nen­te, ins­be­son­de­re Spit­zen­po­li­ti­ker betrof­fen sind, fin­den Pla­gi­ats­ver­fah­ren unter einem erheb­li­chen media­len Druck statt.84 Das Ide­al, unpar­tei- isch zu ent­schei­den und sich nicht von per­sön­li­chen Inter­es­sen lei­ten zu las­sen, kommt dann einer Her­ku­les- auf­ga­be gleich. Glei­ches gilt aber auch, wenn Pla­gi­ats­fäl- le zügig auf­fal­len und die betrof­fe­ne Fakul­tät zum Rich- ter in eige­ner Sache wird. Die sinn­volls­te Stra­te­gie, die- sen Druck zu neu­tra­li­sie­ren, besteht in der nor­ma­ti­ven Vor­struk­tu­rie­rung des Ent­schei­dungs­pro­zes­ses. Je offe- ner die Ent­schei­dungs­maß­stä­be hin­ge­gen for­mu­liert sind, umso grö­ßer ist auch die Gefahr sach­wid­ri­ger Ein- flussnahmen.

Noch schwer abzu­schät­zen ist zudem, wel­che Aus- wir­kun­gen die Ent­wick­lung der KI auf den Wett­lauf zwi- schen Pla­gia­to­ren und Pla­gi­ats­jä­gern haben wird. Die Text­pro­duk­ti­on mit Hil­fe von KI lässt Tex­te ent­ste­hen, bei denen der mensch­li­che Benut­zer nur noch als Stich- wort­ge­ber fun­giert. Auch der Selbst­ver­such, Tei­le die­ses Bei­tra­ges durch die KI so umfor­mu­lie­ren zu las­sen, dass die Para­phra­se nicht mehr als Pla­gi­at zu erken­nen ist, lie­fer­te durch­aus viel­ver­spre­chen­de Ergeb­nis­se. Ein plum­pes „Copy and Pas­te“ dürf­te also zukünf­tig der Ver- gan­gen­heit ange­hö­ren, was zusätz­li­che Anrei­ze setzt, die Regeln guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis außer Acht zu las- sen. KI eröff­net aber nicht nur neue Optio­nen zu pla­gi­ie- ren, son­dern auch neue Mög­lich­kei­ten, Struk­tur­pla­gia­te offenzulegen.85 Damit könn­te auf die Fakul­tä­ten eine gi- gan­ti­sche Wel­le von Pla­gi­ats­ver­fah­ren zurollen.

Hier­auf sind die Fakul­tä­ten gegen­wär­tig nur schlecht vor­be­rei­tet. Dar­an hat die Auf­ga­be der frü­he­ren Baga-

tell­gren­ze durch die Recht­spre­chung des 6. Senats des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts einen nicht uner­heb­li­chen Anteil. Wenn es jetzt eine zwei­te, noch nicht wirk­lich quan­ti­fi­zier­te Gren­ze gibt, bei deren Unter­schrei­tung in eine qua­li­ta­ti­ve Betrach­tung und zuletzt mög­li­cher­wei­se auch noch in eine Gesamt­schau ein­ge­tre­ten wer­den muss, ist hier­mit eine erheb­li­che Rechts­un­si­cher­heit ver- bun­den. Miss­lich ist dabei ins­be­son­de­re, dass jeder Pla- giats­fall, der nicht zum Titel­ent­zug geführt hat, einen neu­en Bench­mark setzt, der bei wei­te­ren Fäl­len als Refe- renz dient. Um einer Ero­si­on wis­sen­schaft­li­cher Stan- dards ent­ge­gen­zu­wir­ken, sind unter­schied­li­che Stra­te­gi- en denk­bar. Eine Opti­on wäre es, für Alt­fäl­le erneut über eine Ver­jäh­rungs­re­gel nachzudenken.86 Vor­zug­wür­dig erscheint es, den Fakul­tä­ten kla­re Ent­schei­dungs­maß­stä- be an die Hand zu geben. Nach der grund­ge­setz­li­chen Auf­ga­ben­ver­tei­lung sind hier aber weder die Lan­des­ge- setz­ge­ber noch die Recht­spre­chung, son­dern in ers­ter Linie die Fakul­tä­ten selbst auf­ge­ru­fen, für Rechts­si­cher- heit zu sorgen.

Prof. Dr. Ralf P. Schen­ke ist Inha­ber des Lehr­stuhls für Öffent­li­ches Recht, Deut­sches, Euro­päi­sches und Inter- natio­na­les Steu­er­recht an der Juli­us-Maxi­mi­li­ans-Uni- ver­si­tät Würz­burg. Sei­ne For­schungs­in­ter­es­sen lie­gen neben dem Steu­er­recht vor allem im Ver­wal­tungs­pro- zess­recht, im Daten­schutz­recht sowie in der juris­ti­schen Metho­den­leh­re. Von 2013 bis 2019 war er Vor­sit­zen­der der Stän­di­gen Kom­mis­si­on zur Unter­su­chung wis­sen- schaft­li­chen Fehl­ver­hal­tens der Uni­ver­si­tät Würzburg.

84 Rei­ches Anschau­ungs­ma­te­ri­al hier­für bie­ten die Pla­gi­ats­ver­fah­ren Gif­fey und Scha­van (s. oben die Nw. in Fn. 3 und 4).

85 Vgl. hier­zu etwa Kei­ta, Pla­gia­rism Detec­tion Using Trans­for­mers (https://www.pinecone.io/learn/plagiarism-detection/, zuletzt

abge­ru­fen am 23.7.2023).
86 Löwer, Ver­jäh­rungs­frist für Pla­gi­ats­ver­ge­hen?, For­schung & Lehre

2012, 550; dage­gen etwa Rieb­le, Pla­gi­at­ver­jäh­rung. Zur Ersit­zung des Dok­tor­gra­des, OdW 2014, 19.

Schen­ke · Pro­mo­ti­on und Wis­sen­schafts­pla­gia­te 2 1 9

220 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 4 (2023), 209–220