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„Bemer­kens­wert erscheint mir auch noch, dass nach der Habi­li­ta­ti­on in Jena und nach eini­gen Jah­ren als wis­sen- schaft­lich erfolg­rei­cher, aber schlecht besol­de­ter außer- ordent­li­cher Pro­fes­sor der Phi­lo­so­phie (bis 1806 in Jena) sogar der gro­ße Hegel für vol­le zehn Jah­re außer­halb der Uni­ver­si­tät berufs­tä­tig war und zwar erfolg­reich tätig war, näm­lich in sei­nen Berufs­sta­tio­nen als Redak­teur der Bam­ber­ger Zei­tung (1806 bis 1808) und als Rek­tor des Ägi­di­en- Gym­na­si­ums in Nürnberg(bis 1816). Es war also schon damals nicht so, dass jeder Habi­li­tier­te prompt nach sei­ner Habi­li­ta­ti­on eine Staats­stel­lung auf Lebens­zeit erhal­ten konn­te; im Unter­schied zu heute

wur­de dies aber zu Hegels Zeit nicht in ers­ter Linie als ein sozia­les Pro­blem und auch nicht – wie es manch­mal viel­leicht ein wenig unehr­lich geschieht – als Pro­blem der „Fehl­in­ves­ti­ti­on“ von Aus­bil­dungs­ein­rich­tun­gen dar­ge­stellt. Die Berufs­jah­re außer­halb der Wis­sen­schaft wur­den viel­mehr, wie gera­de das Bei­spiel Hegel zei­gen mag, als Ansporn zu wis­sen­schaft­li­chen Wer­ken neben dem Brot­be­ruf ver­stan­den, auf deren Basis es dann mög- lich wur­de, näm­lich mit publi­zier­ten wis­sen­schaft­li­chen Leis­tun­gen, in die Gelehr­ten­re­pu­blik der Uni­ver­si­tä­ten auf­ge­nom­men zu werden.“

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Aus der Rede des Minis­ters für Wis­sen­schaft und Kunst des Lan­des Baden-Würt­tem­berg Hel­mut Eng­ler zur Eröff­nung des Hegel Kon­gres­ses am 18. Juni 1987 in Stutt­gart, wie­der­ge­ge­ben in: H. Eng­ler, Über den Tag hin­aus, hrsg. von Minis. f. Wiss. u. Kunst BaWü 1990).

Hel­mut Eng­ler
Gleich Staats­an­stel­lung auf Lebens­zeit?1

Ord­nung der Wis­sen­schaft 2017, ISSN 2197–9197

62 ORDNUNG DER WISSENSCHAFT 1 (2017), 61–62